Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich
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Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich
Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Seite 1 Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Dipl.-Ing. Josef Rathbauer Dipl.-Ing. Heinrich Prankl Ing. Kurt Krammer BLT - Bundesanstalt für Landtechnik, Österreich Rottenhauserstraße 1, A-3250 Wieselburg, Tel.: +43 7416 52175-0; Fax: DW 45 www.blt.bmlf.gv.at Zusammenfassung Das Produktionspotential für Rapsöl liegt in Österreich unter Berücksichtigung pflanzenbaulicher Grenzen bei rund 345.000 t pro Jahr. Die derzeitigen Produktionsmengen liegen bei rund 80.000 t Rapsöl auf Basis heimischer Produktion. Für die Rapsölgewinnung sind ausreichend Ölpressen verschiedener Größenkategorien installiert. Auf Grund der Preisentwicklung ist das Interesse an der direkten Verwendung von reinem Pflanzenöl sowohl in Fahrzeugen, als auch in stationärer Verwendung in Blockheizkraftwerken ist stark angestiegen. 1. Allgemeine Daten Österreichs, Potential Österreich hat eine Staatsfläche von 83.900 km². Bei einer Einwohnerzahl von 8,1 Millionen steht pro Kopf eine Fläche von rund 1 ha zur Verfügung. Die Waldfläche liegt bei 39.000 km². Dies entspricht einem Anteil von 47 %. Aufgrund des Rückgangs der in der Landwirtschaft Beschäftigten und der Topographie nimmt die Waldfläche im Durchschnitt der letzten Jahre mit 7.700 ha pro Jahr zu. Dies unterstreicht die Bedeutung der auf der Holznutzung basierenden Bioenergieträger. Vom jährlichen Holzzuwachs von 31 Millionen Festmetern werden nur rund zwei Drittel genutzt. So kommt es zu einem stetigen Anstieg des Holzvorrates in den Wäldern. Die Nutzung dieser vorhandenen Biomasse ist in allen Konzepten prominent vertreten. Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst rund 34.000 km². Der Anteil des Ackerlandes nimmt stetig ab und liegt derzeit bei rund 1,38 Mio. ha. Die Fläche des Dauergrünlandes, derzeit 1,92 Mio. ha ist ebenso rückläufig. In der nachfolgenden Tabelle 1 sind statistische Daten hinsichtlich des Ackerlandes und der Ölsaaten zusammengestellt. Bis zum Jahr 1995 wurden die auf Bracheflächen angebauten nachwachsenden Rohstoffe zu der jeweiligen Kulturart hinzugerechnet, ab 1996 sind diese Flächen bei der Rubrik Brache inkludiert. Tabelle 1: Ackerfläche und Ölsaatenanbaufläche in Österreich (Grüner Bericht 2000) 1980 1990 1995 1999 2000 Ölsaaten [ha] Winterraps Sommerraps und Rübsen Ölsonnenblumen Sojabohnen Ölkürbis Mohn Sonstige (Saflor, Lein, Mariendistel, etc..) Brache* 3.941 --- 40.844 --- 87.307 1.939 64.775 993 51.334 428 291 ------5.831 23.336 9.271 ----6.871 28.550 13.669 8.957 2.567 1.415 24.249 18.541 12.004 1.175 8.027 22.336 15.537 10.376 654 7.866 14.522 20.541 123.866 106.441 110.806 (7.557 Raps) (5981 Raps) Ackerland gesamt 1,487.598 1,406.394 1,403.191 1,385.845 1,381.996 * ab 1996: inkl. nachwachsender Rohstoffe (1995 wurden diese bei der jeweiligen Fruchtart hinzugerechnet). Oktober 2002 BLT Wieselburg Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Seite 2 In Tabelle 2 sind die durchschnittlichen Rapserträge pro Hektar aufgelistet. Die Durchschnittszahlen zeigen eher bescheidene Erträge. In Gunstlagen werden Hektarerträge bis zu 45 dt erzielt. Tabelle 2: Rapserträge pro Hektar (Grüner Bericht 2000) [dt/ha] 1980 1990 1995 1999 Winterraps zur Ölgewinnung --24,9 30,1 29,7 2000 24,3 Raps sollte als Fruchtfolgeglied einen Anteil von 25 % nicht überschreiten. Unter Berücksichtigung dieses Wertes ergeben sich basierend auf den vorher genannten Werten als maximale Anbaufläche rund 345.000 ha. Bei einem Ölertrag von ca. 1000 kg/ha (1087 l/ha) ergeben sich für Österreich somit als maximale Rapsölmenge rund 345.000 t/a. 2. Ölgewinnungsanlagen In Österreich lassen sich die Pflanzenölgewinnungsanlagen in 3 Kategorien einteilen: 1. größere Verarbeitungsanlagen 2. Bäuerliche Genossenschaften (teilweise kombiniert mit Biodieselerzeugung) 3. Bäuerliche Einzelanlagen In Tabelle 3 sind die jährliche Ölsaatenverarbeitungsmenge (teilweise geschätzt), die Technologie und der Einsatzzweck des gewonnenen Pflanzenöles zusammengefasst. Tabelle 3: Pflanzenölgewinnungsanlagen in Österreich 1. Größere Anlagen • Bruck/Leitha: 250.000 t/a Raps und Sonnenblume; Mechanische Pressen und anschließende Extraktion, Teil-, Vollraffinat, Speiseöl, Pflanzenöl für technische Zwecke, Biodiesel • Aschach: 40.000 t/a Raps; Mechanische Pressen, Vollraffinat, Speiseöl 2. Bäuerliche Gen. / Ge• Asperhofen: Pressenleistung ca. 800 kg/h derzeit keine Ölwerbliche Anlagen gewinnung, AME • Mureck: ca. 3.000 t/a Raps, RME • Güssing: ca. 3.000 t/a Raps, RÖ, RME • Starrein: ca. 3.000 t/a Raps, RME, RÖ • Höhmbach: ca. 1.000 t/a Raps, Zusätzliche andere Kleinmengen, Speiseöl, PÖ für technische Zwecke • Heidenreichstein: ca. 1.000 t/a Raps; Speiseöl, RÖ • Kautzen: 610 t/a Raps (2001), Kraftstoff • Oberwaltenreith: 3.200 t/a Mariendistel, Öl als Koppelprodukt 3. Bäuerliche • Rund 20 – 30 Kleinanlagen mit kontinuierlichen SchneckenEinzelbetriebe pressen; v.a. Raps; Speiseöle – Direktvermarktung, PÖ • Unbekannte Anzahl an diskontinuierlichen Pressen für die Erzeugung von Speiseölen Ein großer Teil der in der 2. Gruppe genannten Anlagen hätte noch Kapazitäten bezüglich Pflanzenölgewinnung frei. Die wechselnden verfügbaren Rohstoffmengen sind für die Wirtschaftlichkeit nicht sehr förderlich. Oktober 2002 BLT Wieselburg Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Seite 3 3. Pflanzenöl in Fahrzeugen Die Idee Pflanzenöl direkt als Kraftstoff in Motoren einzusetzen ist so alt wie der Dieselmotor selbst. Rudolf Diesel hat dies 1911 in seiner Patentschrift festgehalten, sein Motor wurde mit Erdnussöl betrieben, da Petroleum nur zu hohen Preisen in Apotheken verfügbar war. In den Zeiten als noch Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, waren rund 10 % der Ackerfläche für deren Ernährung nötig. Mit dem gleichen Flächenanteil könnte der gesamte Kraftstoffbedarf eines landwirtschaftlichen Betriebes abgedeckt werden. Die ersten erfolgreichen Versuche mit Pflanzenöl-Benzin-Diesel Mischungen wurden in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der BLT mit einem Traktor mit einzylindrigem Vorkammermotor durchgeführt. Die nachfolgenden Versuche mit einem Direkteinspritzer (43 kW) mit einer Rapsöl-Diesel Mischung (50/50) als Kraftstoff waren nicht so erfolgreich. Nach knapp 400 Betriebstunden musste der Versuch abgebrochen werden. [Wörgetter, 1981] In den letzten Jahren ist das Interesse an pflanzenöltauglichen Fahrzeugen angestiegen. Die eingesetzte Motorentechnologie (Umbausätze) wurde zum überwiegenden Teil aus Deutschland übernommen. Die meisten Fahrzeugbetreiber produzieren das benötigte Pflanzenöl selbst. Die Fahrleistungen pro Fahrzeug gehen bis zu 70.000 km Pflanzenölbetrieb. Die umgerüsteten Personenkraftwagen und Kleintransporter stammen vom VW-Konzern (VW, Seat, Skoda), von Daimler-Chrysler, Renault, Ford und Mitsubishi. Im Februar 2001 wurden nach Kenntnis der BLT etwa 25 bis 30 Fahrzeuge (in erster Linie PKWs, Kleintransporter, einige wenige Traktoren) mit reinem Pflanzenöl betrieben. Von der rechtlichen Seite ist Rapsöl oder Pflanzenöl als Kraftstoff in der Kraftstoffverordnung nicht definiert. Die Verwendung dieses flüssigen Energieträgers in Fahrzeugen wird jedoch nicht geahndet. 4. Pflanzenöl in BHKW In Österreich ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern außer Wasserkraft im Elektrizitätswirtschafts- und organisationsgesetz ElWOG (BGBl. 143/1998), im Energieliberalisierungsgesetz (BGBl. 121/2000) sowie jetzt neu im Ökostromgesetz (BGBl. I 149/2002) geregelt. • • • Die Betreiber von Verteilernetzen sind verpflichtet, die ihnen angebotene elektrische Energie aus an ihrem Verteilernetz angeschlossenen Ökostromanlagen abzunehmen. Als Ökostromanlagen sind Anlagen die auf Basis der erneuerbaren Energieträger feste oder flüssige heimische Biomasse, Biogas, Deponie- und Klärgas, geothermischer Energie, Wind- und Sonnenenergie betrieben werden, anzuerkennen. Dies gilt ebenso für Mischfeuerungsanlagen mit hohem biogenem Anteil sowie bei Verbrennung von Abfällen mit hohem biogenem Anteil. Sonstige Anlagen, die auf Basis von Müll oder Klärschlamm betrieben werden, sind jedenfalls nicht als Ökoanlagen anzuerkennen. Gemäß dem Ökostromgesetz hat die aus erneuerbaren Energieträgern erzeugte elektrische Energie in steigendem Ausmaß bis zum Jahr 2008 mindestens 4% der gesamten jährlichen Stromabgabe aller Netzbetreiber Österreichs zu betragen. Das sind • ab 1.1. 2004 etwa 2%; • ab 1.1. 2006 etwa 3%; • ab 1. 1. 2008 mindestens 4%. In Österreich sind die Einspeisetarife für Strom aus erneuerbaren Energieträgern derzeit (2002) noch bundesländerweise geregelt. Das hat zur Folge, dass die Einspeisetarife höchst Oktober 2002 BLT Wieselburg Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Seite 4 unterschiedlich sind (siehe Abbildung 1). Die Einspeisetarife liegen je nach Bundesland und Einspeisezeitpunkt zwischen 3,27 und 14,53 €cent/kWh. Durch den Beschluss des neuen Ökostromgesetzes geht die Kompetenz zur Festlegung der Einspeisevergütungen jedoch auf den Bund über. Die einheitlichen Einspeisetarife werden durch eine Verordnung des Wirtschaftsministers - im Einvernehmen mit BMLFUW und BMJ sowie nach Befassung einer durch die Landeshauptmännerkonferenz einzusetzenden Arbeitsgruppe - festgelegt und sind bis Jahresende 2002 zu erwarten. Bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung bleiben die Mindestpreisverordnungen der Länder in Kraft. Einspeisetarife, Stand 09.09.2002 Wien Vorarlberg Tirol Steiermark Salzburg Oberösterreich Niederösterreich Kärnten Burgenland 0 5 10 15 20 Cent/kWh Abbildung 1: Einspeisetarife für Strom auf Basis flüssiger Biomasse in verschiedenen österreichischen Bundesländern (Quelle: EVA) In Österreich waren im Februar 2002 insgesamt 18 pflanzenölbetriebene Blockheizkraftwerke in Betrieb und weitere 13 in Errichtung. Die Anlagen stammen von österreichischen und deutschen Herstellern. Die Leistungsgröße bewegt sich zwischen 4 und 80 kW el. Auf Grund der zum Teil günstigen wirtschaftlichen Bedingungen (günstiger Einspeisetarif, niedriger Rapsölpreis) ist die Nachfrage an derartigen Anlagen stark angestiegen. 5. Einrichtungen der BLT In der Bundesanstalt für Landtechnik ist im Bereich der Pflanzenölgewinnung und -nutzung die komplette Linie verfügbar. Die kontinuierlich arbeitende Ölpresse hat einen nominellen Saatdurchsatz von 100 kg Raps pro Stunde. Nach dem Sedimentieren wird das Öl über eine Filterpresse geführt. Das Pflanzenöl kann nun entweder direkt genutzt werden oder in der Umesterungspilotanlage – Chargenleistung 750 l – zu Biodiesel verarbeitet werden. Im institutseigenen Labor sind eine Reihe verschiedener Untersuchungsmethoden für Pflanzenöl, Biodiesel und Betriebsflüssigkeiten etabliert. Das langjährige Know-how in der Durchführung von Flottenversuchen, die Motorprüfstände und ein akkreditierter Prüfstand zur Emissionsund Leistungsmessung ermöglichen eine professionelle Abwicklung von Forschungsprojekten. Oktober 2002 BLT Wieselburg Energetische Verwendung von nativem Pflanzenöl in Österreich Seite 5 6. Literatur / Informationsquellen • BMLFUW: Grüner Bericht 1999 – Bericht über die Lage der österreichischen Landwirtschaft 1999; Wien 2000. • BMLFUW: Grüner Bericht 2000 – Bericht über die Lage der österreichischen Landwirtschaft 2000; Wien 2001. • Wörgetter. M.: Results of a long term engine test based on rape seed oil fuel; Beyond the energy crisis, Vol. III, Pergamon Press, 1981. • Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich BGBl. 143/1998: Elektrizitätswirtschafts- und organsiationsgesetz ElWOG • Bundesgesetzblatt für die Energieliberalisierungsgesetz. • Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich BGBl. I 149/2002: Ökostromgesetz. • Aktuelle Informationen über Einspeisetarife, Energieverwertungsagentur: http://www.eva.ac.at/(de)/enz/einspeis_at.htm 2002-02-15 • Diverse persönliche Firmenauskünfte Oktober 2002 Republik Österreich BGBl. 121/2000: BLT Wieselburg