Hut ab! - La Coppola Storta
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Hut ab! - La Coppola Storta
Seite 20 / Süddeutsche Zeitung Nr. 299 HMG WIRTSCHAFT Weihnachten, 24./25./26. Dezember 2008 Politik und Markt Hut ab! Bürgschaft für Windparks Gestern Mafia, heute Glamour: Wie Sizilianerinnen den Paten die Coppola entwendeten und aus der Mütze eine Modemarke machten Berlin – Das Bundesumweltministerium erwägt zusätzliche Hilfen für den Bau neuer Windparks. Um Finanzierungsengpässe zu verhindern, werde die Gewährung spezieller Bürgschaften geprüft, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag. Damit könnten Kredite für Investitionen rund um Windparks besichert werden, von der Errichtung bis zur Verlegung der Kabel. Das Risiko sei angesichts garantierter Vergütungen für die Windparks gering, sagte der Sprecher. Ähnlich hatte sich zuvor Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geäußert. Er war vorige Woche mit Vertretern der Branche und Banken zusammengetroffen. Bei dem Gespräch, das sich allein um mögliche Engpässe drehte, war auch die Idee der Bürgschaft aufgekommen. Aus welchem Topf die Mittel kommen sollen, ist allerdings noch unklar. miba Spanien in der Rezession Madrid – Spanien ist erstmals seit 15 Jahren in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung sei im Herbst zum Vorjahr um 1,5 Prozent geschrumpft, teilte das Wirtschaftsministerium am Dienstag mit. Es stützt sich dabei auf eine Modellrechnung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal. „Die Trendrechnung zeigt, dass der Konjunktureinbruch größer sein wird als im Vorquartal“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Damit wäre Spanien nach gängiger Definition in der Rezession, da die Wirtschaft bereits im Sommer geschrumpft war. Wirtschaftsminister Pedro Solbes hat bereits signalisiert, dass er eine Rezession wegen der Immobilien- und Finanzkrise für unausweichlich hält. Experten rechnen damit, dass das spanische Bruttoinlandsprodukt 2009 um mehr als ein Prozent sinken wird. Reuters Beliebter Gänsebraten Wiesbaden – Mehr als drei Viertel der Gänse werden in Deutschland vor Weihnachten geschlachtet. Von September bis Dezember landeten im vergangenen Jahr 1600 Tonnen des traditionellen Weihnachtsbratens auf der Schlachtbank, allein im Dezember gut 700 Tonnen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Insgesamt kamen 2007 etwa 2100 Tonnen Gänsefleisch aus deutschen Schlachtungen Freilandgänse auf einem Hof in Brandenburg. Foto: ddp auf den Markt. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Erzeugung von Gänsefleisch in Deutschland damit um gut ein Fünftel zu. Der Gänsebraten stammte den Statistikern zufolge aber nur zu einem kleinen Teil aus deutschen Landen: 2007 wurden demnach 20 000 Tonnen tiefgekühltes Gänsefleisch aus dem Ausland eingeführt. Die wichtigsten Lieferländer waren Polen und Ungarn. AFP US-Hilfspaket kommt voran Washington - Der künftige US-Präsident Barack Obama steht kurz vor einer Einigung mit dem Kongress auf ein weiteres milliardenschweres Konjunkturpaket. Bis Weihnachten werde man einer Vereinbarung „verdammt nahe kommen“, sagte Obamas designierter Stellvertreter, Joe Biden, am Dienstag. Er nannte aber keinen Umfang der Hilfen, die unter anderem drei Millionen Arbeitsplätze sichern sollen. In Regierungskreisen war von 675 bis 775 Milliarden Dollar die Rede. „Wir nähern uns sehr deutlich einer Gesamtsumme und kommen auch einer Einigung über die einzelnen Investitionen nah“, sagte Biden. Auf die Frage, ob das Parlament bei seiner ersten Sitzung im neuen Jahr am 6. Januar über die Konjunkturspritze beraten wird, antwortete der Demokrat bloß: „Wir stehen alle auf derselben Seite, auch die republikanischen Kollegen.“ Reuters Klinikchefs niedrig entlohnt Gummersbach – Führungskräfte in Krankenhäusern haben nach einer Studie einen vergleichsweise schlecht bezahlten Job. Sie verdienen im Schnitt nur halb so viel wie in einer vergleichbaren Position in einem Wirtschaftsunternehmen, teilte die Managementberatung Kienbaum am Dienstag als Ergebnis einer Vergütungsstudie mit. Demnach verdient der Geschäftsführer eines Krankenhauses jährlich im Schnitt 142 000 Euro, während ein Geschäftsführer in einem Wirtschaftsunternehmen auf 280 000 Euro kommt. Für die Studie seien Daten aus 157 Krankenhäusern aller Größen erhoben worden. Etwa die Hälfte der Geschäftsführer verdiene zwischen 100 000 und 175 000 im Jahr. dpa Von Ulrike Sauer Palermo/San Giuseppe Jato – Ironie, sagt Guido Agnello, ist eine scharfe Waffe. Der Unternehmer, Spross einer sizilianischen Textildynastie, setzt sie gegen die Mafia ein. Mit beachtlichem Erfolg. Immerhin gelang es ihm, das Markenzeichen der Ehrenmänner – die Coppola – in ein Symbol für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbruch Siziliens zu verwandeln. Die modische Neuerfindung der schrägen Kappe hat weltweit Liebhaber gefunden: von New York bis Kobe in Japan. 30 000 Stück werden jedes Jahr verkauft. Auf der süditalienischen Insel entstanden Jobs für Frauen, die ihr Leben lang von einer legalen Arbeit nur träumen konnten. „Die Coppola ist ein Mittel zur Befreiung von der Mafia“, sagt Agnello. Mehr als ein Jahrhundert lang war die Schirmmütze Männersache. Und vor 60 Jahren nahm sie die Cosa Nostra in Beschlag. Irgendwann zeigte kein Gangsterepos aus der sizilianischen Unterwelt den Mafioso mehr ohne – Robert De Niro erspielte sich im Kinostreifen „Der Pate II“ mit der schwarzen Coppola den ersten Oscar. Heute dagegen tragen auch Frauen die traditionelle Kopfbedeckung gern. Dafür sorgt eine junge Sizilianerin: Tindara Agnello, 25, entwirft Hunderte ausgefallener Varianten der Coppola. Mal frech, mal elegant, mal kostbar bestickt, mal klassisch schlicht, mal Einzelstück, mal Serienartikel. Mit dem Ergebnis ihrer kreativen Weiterentwicklung ist die Tochter Agnellos zufrieden. „Das negative Image ist weg, wir schöpfen jetzt aus dem positiven Potential der Marke.“ Sie heißt „Coppola Storta“ (schiefe Tindara Agnello, 25, mit einer Schirmmütze ihrer Firma: Ihr Vater leitet das Textilunternehmen, sie entwirft die Modelle. Früher war die Coppola Storta, die schiefe Kappe, ein Zeichen der Mafiosi. Dass der Betrieb diesen Begriff als Markennamen für seine Mützen gewählt hat, ist eine Provokation. Foto: oh „Mit Anständigkeit kann man in San Guiseppe Jato nichts werden.“ Kappe), was einst ein Synonym für Mafioso war und somit eine Provokation ist. Eine offene Kampfansage war es auch, die Nähwerkstatt für die trendigen Mützen in das berüchtigte Mafia-Nest San Giuseppe Jato zu legen. Das graue Straßendorf mit 9000 Einwohnern liegt 25 Kilometer südlich von Palermo am Hang des schroffen Monte Jato. Die Gegend gilt als Herzland der Cosa Nostra. Wie das benachbarte Corleone war San Giuseppe Jato eine Hochburg der Bosse. Hier herrschte Giovanni Brusca, der 1992 auf den Zünder drückte und den Richter Giovanni Falcone vor Palermo zusammen mit 50 Meter Autobahn in die Luft sprengte. Und am Rande des Dorfes erinnert ein Garten an das grauenvollste Mafia-Verbrechen überhaupt: den Mord an dem erst 14-jährigen Giuseppe di Matteo. Der Sohn eines Abtrünnigen war an dieser Stelle vom Brusca-Clan 779 Tage in einem Verlies gefangen gehalten und gefoltert worden. 1996 erwürgte man ihn und löste den Leichnam in Salzsäure auf. Aus diesem San Giuseppe Jato fuhren vier Frauen an einem Tag im November 1999 hinunter nach Palermo – das war der Beginn der Marke Coppola Storta. Die 31-jährige Enza war eine dieser Frauen, und sie nennt das, was nun begann, ein „Abenteuer“. Die Frauen gingen drei Monate beim letzten Kappenschneider der Stadt in die Lehre. Heute arbeitet Enza mit 14 Frauen in der kleinen Fabrik an der Piazza Giovanni Falcone e Paolo Borsellino, benannt nach den prominentesten Mafia-Opfern, an der Nähmaschine. Sie ist auf das Finale spezialisiert, den achten Fertigungsschritt, wenn der Außenstoff mit dem Futter und der Innenbordüre zusammengenäht wird. In den fünfziger Jahren gab es noch 40 Betriebe, in denen die sizilianische Coppola hergestellt wurde. Guido Agnello versucht, mit der Stiftung Palazzo Intelligente aussterbende Handwerkstraditionen neu zu beleben. Die reiche Inselkultur soll Jobs hervorbringen. Darum prangt im Logo der Mode-Marke das geflügelte Dreibein mit dem Gorgonenhaupt aus dem sizilianischen Wappen. Agnello hatte ursprünglich namhafte Mailänder Designer beauftragt, die Kappe zu verändern. Die Modemacher quälten sich mit Entwürfen. „Die Linie der Coppola ist einfach perfekt“, resignierte der Couturier Gianfranco Ferré. Später schmiss Tindara, die zwischen den Stoffen der väterlichen Textilfirma aufgewachsen ist, die Mailänder Modeschule und stürzte sich in Palermo in die Arbeit. Rasch stellte sie fest, dass die Coppola sehr wandelbar ist, ohne dabei ihre Identität zu verlieren. In Prato, Italiens Tuchstadt, besorgt sich die Sizilianerin Tweed, Tüll, Spitze, Seide, Leinen, Brokat. Stickereien, Perlen und Pailletten veredeln die klassische Coppola der Paten. Inzwischen konzentriert sich Tindara auf die Weiterentwicklung der Marke. In Palermo macht bald ein Laden auf, in dem eine Künstlerin die Kappen vor Ort auf Wunsch personalisieren wird. Kunden können neuerdings abgetragene Lieblingsstücke einschicken und als Coppola recyceln lassen. Wie viele junge Sizilianer setzt Tindara große Hoffnungen in das Aufbegehren ihrer Heimat gegen die Mafia. Ethische Werte rückt die 25-Jährige in den Vordergrund ihres Schaffens. Das NäherinnenQuartett der ersten Stunde hat inzwischen hundert Frauen angelernt, die in Heimarbeit flexibel eingesetzt werden. Viele ernähren mit ihrem Lohn eine Familie. „Eine hat ihren Mann im Hochsicherheitsknast. Die andere kann dem Sohn ein Mofa kaufen und so davor bewahren, in den Fängen der Clans hängenzubleiben“, erzählt Guido Agnello. Pina Ciulla ist seine Hauptstütze. Die gelernte Schneiderin leitet die Produktion. „Arbeit war für mich eine Fata Morgana“, erzählt sie. Ihr Mann jobbt gelegentlich auf Baustellen. „Mit Anständigkeit kann man in San Giuseppe Jato nichts werden“, klagt Signora Pina. Sie schneidet die Stoffe zu und bereitet die Arbeit für die anderen vor. Acht Einzelteile fügen sich zum Modell „Pirandello“ zusammen, der palermitanischen Coppola-Version. Bei der „Meusa“ (Milz) aus Catania besteht schon die Mützenmitte aus acht dreieckigen Schnitzen. Es gilt, perfekten Sitz und akkurate Musterführung zu garantieren. „Und das bei den verrückten Stoffen, die Tindara aussucht“, seufzt sie. Ihr Ehrgeiz ist es, die Abläufe zu perfektionieren. „Ich muss unsere Techniken weiterentwickeln, um den Fertigungsprozess zu vereinfachen“, sagt die 47-Jährige. Sie möchte die Grundlage für Wachstum schaffen. Tindara suchte sich in Palermo Verstärkung durch eine Marketing-Expertin und eine Juristin. Zusammen bereiten die drei Frauen jetzt die Expansion der Coppola Storta ins Ausland vor. „Wir brauchen Läden, damit mehr Frauen hier den Lebensunterhalt ihrer Familien verdienen können“, erklärt ihr Vater. Vor kurzem musste er das gut laufende Geschäft im Flughafen von Palermo räumen. Der öffentliche Airport-Betreiber schraubte die Jahresmiete über Nacht auf 100 000 Euro hoch. Was die Klagen vieler mutiger Unternehmer bestätigt, nach denen die Politik inzwischen das ärgste Hemmnis einer legalen Wirtschaft auf Sizilien ist. Außerhalb der Insel verkaufen bisher Exklusiv-Shops in Rom, im New Yorker Soho-Viertel und im japanischen Kobe die Originale aus San Giuseppe. Im Oktober kam ein Laden in der Wiener Neubaugasse hinzu. „Mit der Coppola Storta können wir endlich guten Gewissens sagen, dass wir hundertprozentig hinter unserem Produkt stehen“, sagt Monica Mel, eine der beiden Geschäftsinhaberinnen, die es aus der Autobranche in die Modewelt zog. Ihre Verkaufsmeldungen aus Wien lösen in Palermo Entzücken aus. Telekom und Vodafone bauen gemeinsam Datenautobahn Die Rivalen vereinbaren Pilotprojekte in Würzburg und Heilbronn. Das soll die Kosten für die Verbreitung des schnellen Internet senken Von Caspar Dohmen Düsseldorf - Beim Bau einer superschnellen Datenautobahn machen die Deutsche Telekom und ihr britischer Konkurrent Vodafone nun erstmals gemeinsame Sache. Die Konzerne wollen im kommenden Jahr die beiden Städte Würzburg und Heilbronn mit dem VDSL-Netz ausrüsten, mit dem eine Datenübertragung von bis zu 50 Megabit je Sekunde möglich ist. Zum Vergleich: Standard-DSLAnschlüsse kommen auf eine Geschwindigkeit von zwei bis 16 Megabit je Sekunde. Dies teilten die Unternehmen am Dienstag mit. Die Telekom ist der führende Festnetzanbieter in Deutschland, Vodafone mit seiner Tochter Arcor der härteste Verfolger. In den beiden Städten sollen jeweils 50 000 Haushalte an das glasfaserbasierte Netz angeschlossen werden. Vodafone und die Telekom sprechen von einem Pilotprojekt, bei dem sie gegenseitig ihre Netze nutzen werden. In Würzburg ist die Telekom federführend, in Heilbronn Vodafone. Bei dem Projekt werden technische Abläufe getestet. Weitere Kooperationen der Telekom mit anderen Netzbetreibern könnten bald folgen. „Die Telekom ist dafür offen“, sagte ein Sprecher. Seit einigen Wochen verhandelt der ehemalige Monopolist mit anderen Netzbetreibern – beispielsweise mit Netcologne über den gemeinsamen Bau eines Glasfasernetzes in Aachen. Mit Vodafone habe man sich am schnellsten einigen können, daher mache dieses Projekt den Anfang, sagte ein Telekom-Sprecher. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten sind Investitionen in Infrastruktur besonders wichtig, denn sie sind die Vorausset- zung für das Wachstum der Zukunft“, sagte Vodafone-Deutschland-Chef Fritz Joussen. Der Druck der Bundesregierung dürfte die Verhandlungen beschleunigt haben. Bislang hinkt Deutschland beim Ausbau der Glasfasertechnik, die für die hohen Übertragungsraten nötig ist, hinter anderen Industrieländern her. Geht es nach dem Bundeswirtschaftsministerium, erhalten alle Haushalte bis 2018 Zugang zum superschnellen Breitband mit einer Rate von mindestens 50 Megabit pro Sekunde. Bislang haben zwar fast alle Haushalte schon Zugang zu schnellem Internet, allerdings nur mit Übertragungsraten von zwei Megabit je Sekunde. Die superschnelle Variante baute die Telekom bisher nur in Ballungsräumen, bundesweit errichtete sie in 51 Städten ihr VDSL- Netz. Dieses Netz können Kunden für Internetfernsehen oder andere Anwendungen nutzen, bei denen schnell hohe Datenmengen aus dem Netz gesogen werden müssen. Allerdings hatte die Telekom den Ausbau des VDSL-Netzes zuletzt gestoppt und dies mit der Renditeunsicherheit bei den notwendigen Investitionen begründet. Insbesondere störte sich die Telekom daran, dass die Bundesnetzagentur auch Wettbewerbern die Nutzung der Netze ermöglichen wollte. Durch den abgestimmten Bau der Glasfasernetze können die Firmen nun die Kosten deutlich senken. Die Straßen aufzureißen und die Rohre für die Glasfaserkabel zu verlegen, verschlingt vier Fünftel der Kosten für diese Infrastruktur. Telefonanschlüsse teurer Ein Glasfaserkabel zur Datenübertragung: Dank dieser Leitungen wird das Internet deutlich schneller. Doch die Verlegung ist teuer. Foto: STOCK4B Noch haben Telekom und Vodafone nicht beschlossen, unter welchen Konditionen sie Konkurrenten auf die Gemeinschaftsnetze lassen wollen. Klar sei, dass Dritte auf die Netze gelassen würden, sagte ein Vodafone-Sprecher. Dafür dürfte auch die Bundesnetzagentur sorgen. „Notwendig sind für alle Anbieter offene Netze“, sagte Jürgen Grützner, Geschäftsführer beim Verband der Telekom-Konkurrenten. Die Telekom teilte am Dienstag außerdem mit, dass sie die Preise für Telefonanschlüsse erhöht. Vom 5. Januar an müssen Neukunden und Umzügler im Einsteigertarif Call Plus für einen analogen Anschluss knapp 16 Prozent mehr zahlen als bisher, sagte ein Telekom-Sprecher. Dieser koste dann 18,95 Euro statt 16,37 Euro pro Monat. Der Tarif Call Start, der bisher 16,95 Euro kostet, wird für Neukunden und Umzügler einen Euro teurer. Immobilienfonds dürfen nicht zahlen Gericht verbietet Anbietern, Rentenpläne zu bedienen Frankfurt – Anleger in zahlreichen Immobilienfonds in Deutschland kommen weiterhin nicht an ihr Geld. Die Anbieter der Fonds seien nicht berechtigt, monatliche Auszahlpläne zu bedienen, solange die Fonds in Folge mangelnder Liquidität geschlossen seien, entschied das Verwaltungsgericht Frankfurt am Dienstag und lehnte den Antrag eines Immobilienfondsanbieters ab (Az.: 1 L 4252/08). Damit bleibt eine Entscheidung der Finanzaufsicht Bafin gültig, das Gericht lehnte eine einstweilige Verfügung dagegen ab. In Folge der Finanzkrise hatten zahlreiche Immobilienfonds in Deutschland massive Mittelabflüsse zu verzeichnen. Dadurch sanken die frei verfügbaren Geldmittel in den Fonds unter das vom Gesetzgeber vorgesehene Limit. Da die Fonds ihre Immobilien in der Regel nicht schlagartig verkaufen können, sieht das Gesetz für diesen Fall die Schließung der Produkte vor. Anleger können dann mindestens drei oder sechs Monate keine Anteile mehr an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Das Gericht stellte nun klar, dass Auszahlpläne nicht anders als normale Rückgabewünsche zu behandeln sind. In der Fondsbranche war dagegen argumentiert worden, die Auszahlpläne beträfen praktisch nur Kleinanleger, die etwa als Rentner auf die regelmäßigen Zahlungen angewiesen seien. Diese Summen könnten weiterhin aufgebracht werden, während der Abzug von Millionenbeträgen durch Großinvestoren nicht zu verkraften sei. In Deutschland waren im Oktober etwa ein Dutzend Immobilienfonds geschlossen worden, die mehrere Milliarden Euro verwalten. Einige Anbieter hatten nach der Schließung angekündigt, feste Auszahlpläne weiter bedienen zu wollen. Die Bafin hatte dies untersagt. Unabhängig von der Schließung der Immobilienfonds können Anleger ihre Anteile allerdings weiterhin über die Börse verkaufen, wenn es entsprechende Interessenten gibt. Dort müssen Verkäufer allerdings mit einem größeren Preisabschlag rechnen. dpa Schweden kassiert bei Steuerhinterziehern Stockholm – Die schwedischen Steuerbehörden haben von mindestens zwölf Steuersündern Nachzahlungen im Umfang von 20 Millionen Kronen, also 1,85 Millionen Euro, verlangt. Die Verdächtigen sollen zusammen etwa 156 Millionen Kronen am Fiskus vorbei in Stiftungen in Liechtenstein angelegt haben, wie Chefermittler Göran Haglund am Dienstag mitteilte. Die Ermittlungen stehen offenbar im Zusammenhang mit den Daten von der CD, die der deutsche Bundesnachrichtendienst im vergangenen Jahr von einem ehemaligen Mitarbeiter der Liechtensteiner Bank LGT erstanden hat. Darauf sollen die Namen von 1400 teils prominenten Personen aufgeführt sein, die ihr Vermögen in die Steueroase Liechtenstein schafften – darunter der ehemalige Postchef Klaus Zumwinkel, gegen den inzwischen Anklage erhoben wurde. Haglund erklärte, in Schweden werde zurzeit noch in 20 bis 30 weiteren Fällen ermittelt. Wie die Informationen gewonnen wurden, teilte der Ermittler der schwedischen Steuerbehörde nicht mit. AP Wohngeld muss nicht neu beantragt werden Berlin – Eine Million Haushalte werden ab dem 1. Januar mehr Wohngeld bekommen oder erstmals staatliche Zuschüsse zur Miete erhalten. „Es ist ein großer Erfolg, dass rund 800 000 Haushalte zusätzlich 520 Millionen Euro erhalten werden und dass etwa 200 000 Haushalte das erste Mal diesen staatlichen Zuschuss zum Wohnen bekommen“, erklärte der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, am Dienstag in Berlin. Wohngeldempfänger müssen sich nicht selbst um eine Neuberechnung kümmern, wie der DMB betont. Die Neuberechnung erfolge automatisch in den ersten Monaten des neuen Jahres. Im Durchschnitt bekommen Wohngeldempfänger dann laut DMB ab 2009 monatlich 140 Euro Wohngeld. „Das sind 60 Prozent mehr als bisher“, sagte Siebenkotten. Hinzu komme ein einmaliger Heizkostenzuschuss im Frühjahr, der die stark gestiegenen Heizkosten ausgleichen soll. AP Einigung im Steuerstreit mit den Emiraten Berlin – Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich nach monatelangem Ringen auf ein neues Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung verständigt. Das teilte das Bundesfinanzministerium am Dienstag in Berlin mit. Das Abkommen ist nicht nur für deutsche Unternehmen wichtig, die in dem Golfstaat tätig sind. Vor allem geht es auch um die Behandlung von Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Deutschland – etwa das Engagement von Staatsfonds bei deutschen Konzernen. Die Debatte drehte sich zuletzt vor allem um die Besteuerung von Dividenden, die deutsche Konzerne an den Golfstaat zahlen. Der Ölstaat hatte gefordert, dass die Ausschüttungen überhaupt nicht vom deutschen Fiskus belangt werden. Das hatte Deutschland abgelehnt. Laut Ministerium wird es nach dem Kompromiss weiter keine Steuerprivilegien für Staatsfonds geben. dpa