Menschen und Pferde im Tanz – Hessentag in Wetzlar
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Menschen und Pferde im Tanz – Hessentag in Wetzlar
Menschen und Pferde im Tanz – Hessentag in Wetzlar Wer am schwül-heißen Fronleichnamstag nach Wetzlar fahren wollte, sah sich schon auf der Autobahn einer Ausnahmesituation gegenüber: Aus allen Himmelsrichtungen drängten Fahrzeuge nach Wetzlar – zum Hessentag. Eine Veranstaltung der besonderen Art fand auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins statt. Hier trafen sich Pferdefreunde mit ihren Vierbeinern zu einer spektakulären Show. Von: Elke Stamm Die Stimmung vor der großen Show: freundlich, fröhlich und gelassen, aber dennoch konzentriert. Alle kommen von irgendwo her – gemeinsam auf dem Wetzlarer Reitplatz geübt haben die wenigsten. So stehen die Vertreter der Westernreiter, nisch-Deutschen Kaltblut-Hengste „sind recht munter“, meint Thomas Sack, Obersattelmeister des Gestüts. Er begleitet die vier ‚Mädels’, Corinna Kühler, Carolin Weinbrenner, Freya von Cölln und Marlen Sahm, die die vier Schwergewichte in einem Kaltblut-Quartett und der einfachen Fahrschule vorstellen. unter ihnen Kathrin Rüdinger mit Pferd Luna, Deutsche Jugend- und Hessenmeisterin 2009, beieinander und besprechen die Elemente aus Dressur, Trail und Cutting, die sie gleich zeigen werden. Ruhiger ist es am Transporter von Udo Weimer. Sonja und Alexander Ernst sowie Udo und Timo Weimer haben eine Springquadrille eingeübt, die sie den rund 2.500 Zuschauern präsentieren wollen – kritisch beobachtet von Linus Weber, der mittlerweile im hessischen Kader, häufig bei Weimers trainiert. Schwer beschäftigt, aber voll professioneller Ruhe ist Günther Fröhlich. Der „Friesenpapst“ ist aus Glimbach am Niederrhein angereist und hat nicht nur Friesen und Kutschen mitgebracht sondern auch seine Mini-Ponys, weitere Barockpferde sowie die menschlichen Hauptdarsteller aus Zauberwald und Goa. Zum proben in Wetzlar kamen auch sie nicht. „Aber wir sind Ein wenig „hippelig“ geht es dort zu, wo man es am wenigsten erwarten würde: am Anhänger des Landgestüts. Die Rhei- © Fotos: Stallgeflüster, Laux Ein buntes Bild bot schon der Parkplatz: Fahrzeuge und Anhänger mit Kennzeichen, nicht nur aus ganz Hessen, sondern auch aus dem Rheinland. Pferde unterschiedlichster Rassen, bunte Kostüme – vom Western-Outfit über die phantasievollen Flügel aus dem Pferdemusical Goa bis hin zum klassischen Turnier-Look. Dazwischen Voltigierer, Kutschen – und man glaubt es kaum – sogar mehrere Blechesel, sprich Motorräder. 7 kum in mit. n -Publi ntags ren P ferde e s s e ä sH nd hm da einen lege a n d s in ller W Island mit de Wä ne efreun numwobe rd fe e P der s s ag ruppe usflug“ in „A h o w- G Die S auf einen r Wetzla Ein sc h blüter- önes Stück Gesp g ann d uter alter T er Lic her B radition re rauere p i beim räsentier te d Hesse ntags as Kalt- Umz ug. 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Selbst die brüllenden Motoren der Geländemaschinen der Motorsportgruppe Langgöns ließen die Pferde ‚kalt’ – während dem einen oder anderen Zuschauer bei den gewagten Sprüngen mit dem Motorrad über die ansehnlich hohe Rampe eher heiß wurde. Heiß wurde dem Publikum übrigens nicht nur bei dem Geschwindigkeits-Wettkampf zwischen Pferd und Motorrad im Parcours, sondern auch bei dem wieder einmal spektakulären Auftritt der Islandfreunde Wäller Wind aus dem Westerwald. Sie begeisterten die Zuschauer nicht nur in der Frankfurter Festhalle und bei der Equitana – auch in Wetzlar sorgten sie – trotz Regen am Ende der Veranstaltung – wieder für großen Applaus. Was wäre eine PferdeShow ohne Voltigierer? Auch die VoltigierGruppe Greifenstein zeigte Teile ihres Könnens. 10 Im Kutschen-Korso ebenso souverän wie bei Turnieren: Fahrerin Sabrina Karl. Noble Spanier in der hessischen Rhön La Pura Raza Español – eine Pferderasse, die sich aufgrund ihres Charakters und ihrer Größe (durchschnittlich 150 bis 160 cm) auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreut. „Spanische Pferde sind intelligent, zuverlässig, und derart menschenbezogen, dass auch Hengste meist sehr umgänglich und leicht in Pferdegemeinschaften zu halten sind. Eines ihrer Geheimnisse ist die perfekte Kombination von feurigem (nicht zornigem!) Temperament und großer psychischer Ausgeglichenheit“, beschreibt Sylvia Gumprecht vom Andalusierverein die Charaktereigenschaften dieser uralten Edelrasse. Von: Anna Appenroth © Fotos: Archiv Ahörna Seit Anfang Mai leben jetzt siebzehn gekörte spanische Zuchtstuten auf Gestüt Schloss Mansbach, dem Zuhause des Vereins Arhöna e.V. in Hohenroda. Heiko Steinmann, Geschäftsführer des „Zentrums für Pferdekommunikation“, rettete die nach einem langen heißen Sommer abgemagerten Stuten vor dem Schlachter. „Die Heupreise dort sind nach dem vergangenen Sommer ins schier unermessliche gestiegen – rund 200 Euro kostete der große Rundballen im Frühjahr 2012. Deshalb dachte man in dem spanischen Gestüt über eine Reduzierung des Pferdebestandes nach, gerade als ich dort zu Besuch war. Meine Philosophie ist aber: Man sollte Tierschutz dort betreiben, wo das Problem liegt. Deshalb schlug ich dem Gestüt vor, zunächst die am schlimmsten betroffenen Stuten nach Deutschland zu holen, hier aufzufüttern, zu verkaufen und den Erlös dem Gestüt zur Verfügung zu stellen.“ – Ein Vorschlag, den die Spanier gerne annahmen und der zum Einzug der ersten siebzehn, zum Teil tragenden Stuten führte. Allerdings ist die Geschichte damit noch längst nicht zu Ende. Was zunächst als altruistische Hilfsmaßnahme begann entwickelte sich binnen kürzester Zeit zu einer vielversprechenden Kooperation zwischen den beiden Gestüten. Auch Schloss Mansbach hat Gestütstradition – wenn auch mittlerweile oft vergessen: Hier wurden bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges die Rennpferde des Berliner Rotarierclubs gezüchtet. Eine Tradition, die mit der Übernahme der Kavallerie der Deutschen Wehrmacht ein Ende fand und erst wieder auflebte, seit Steinmann vor rund fünf Jahren erneut die Pferdezucht aufnahm. Allerdings keine Rennpferde sondern zunächst Lusitanos und mittlerweile vor allem die spanischen P.R.E. „Außerhalb Spaniens gibt es nur wenige zur Zucht zugelassene gute PRE-Stuten. Bereits mit dem ersten Transport erhielten wir ausschließlich gekörte Stuten, die für die Zucht in Deutschland zugelassen sind. Nach dem die erste Hilfsaktion sich für die Spanier als Erfolg erwiesen hatte, stellten sie uns weitere Pferde zur Verfügung: Vergangene Woche kam ein zweiter Transport und Anfang Juli kommt der dritte. Wir haben dann insgesamt 42 Pferde bekommen – darunter ein Leihhengst für die Decksaison 2012/13 sowie zwei Calificado-Stuten (doppelt gekört), von denen es weltweit nur rund 200 gibt, und davon außerhalb Spaniens nur eine einzige“, freut sich Steinmann über das aus Hilfsbereitschaft entstandene Kooperations-Projekt. Doch die Hilfsbereitschaft des gelernten Tierheilpraktikers, der den Verein ArhönA, zu dessen Aufgaben u.a. auch die Sozialarbeit mit Behinderten, sowie der touristische Reitbe- 31 trieb zählen, leitet, zahlte sich auch an anderer Stelle weiter aus: Das weltweit operierende Unternehmen Intercept, das Verpackungsfolien herstellt und sich im Tierschutz engagiert, hörte von der Spanien-Hilfsaktion, kam auf Steinmann zu. Die Geschäftsleitung fragte, wie man hier weiter helfen kann. Steinmann fiel sofort der Gnadenhof ein, der ebenfalls zu ArhönA gehört und dem noch Boxen fehlten. So kam es zu einer weiteren – ebenfalls aus Hilfsbereitschaft – entstandenen Episode der Spanien-Geschichte, die voraussichtlich auch noch nicht zu Ende ist: Intercept führte in Deutschland ein weltweites Treffen seiner Länder-Chefs durch und verlängerte dieses um einen Tag in der Rhön. Unter dem Motto „Getting it done“ bauten die zum Meeting angereisten 26 InterceptManager aus achtzehn Ländern weltweit, eigenhändig insgesamt sieben große Boxen für den Gnadenhof. Während ihres Aufenthaltes kam – zeitlich absolut passend – ein Fohlen aus einer der spanischen Stuten zur Welt. Sein Name 32 lautet nun, wie könnte es anders sein, „Getting it done“. Aus der Aktion resultieren allerdings nicht nur sieben neue Boxen, hier bahnt sich auch eine neue Kooperation, in diesem Fall nach Australien an. Bei Steinmann, dessen Hauptanliegen es ist, die „Brücke zwischen Natural Horsemanship und klassischer Reiterei zu schlagen“, kam der Australien-Manager von Intercept, ei- ner der wenigen unter den 26, der mit Pferden zu tun hat, zum ersten Mal mit dem Thema „Natural Horsemanship“ in Kontakt – und bei diesem ersten Kontakt wird es, so Steinmann, wohl nicht bleiben... Mehr infos unter: www.pferdemtcharakter.de www.arhoena.de