kreuz und meer
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Seite 86 Christophorus 347 Christophorus 347 MIAMI KREUZ UND MEER Alles muss raus! Wer im Winter Miami sagt, meint meistens South Beach. Das Quecksilber signalisiert Strandwetter, die Sportwagen wollen mit. Cruising ist in der Kreuzfahrtmetropole die bevorzugte Art des Müßiggangs. Eitel Sonnenschein. Miami als strahlender Ort, um 60 Jahre Porsche in den USA und zehn Jahre Porsche Latin America, Inc. (PLA) angemessen zu feiern. Text Elmar Brümmer Fotografie Studio Frank M. Orel Seite 87 Seite 88 Christophorus 347 Blaumachen. Es geht doch gar nicht anders bei diesem Himmel. Ein leichter Sieg für die Verführer. Die Stärken von Elfer und Boxster zusammengenommen, und mit diesen 600 PS die Gedanken zum Flanieren bringen. Willkommen in einer der Welthauptstädte des Cruisens! Die Parade der Kreuzfahrtschiffe im Vorbeifahren abnehmen und in der Folge selbst den Ozean entlangtummeln. Land gewinnen. Es gibt immer einen Grund, seinem Sportwagen den Ocean Drive zu zeigen, dieses Stück asphaltierte Unabhängigkeitserklärung direkt am Atlantik. Ein Spielplatz nicht nur der Wagen, sondern auch der Farben. Von den Wasserfarben Floridas bis zu den grellen Kontrasten aus Lateinamerika. Angereichert um Speedgelb und Racinggrün aus Zuffenhausen. Recken Sie den Kopf, strecken Sie den Körper. Das ist die richtige Pose für Miami Beach. Können Sie die frische Brise schon spüren? Alles muss raus! Miami nice. Irgendwo hier hat der spanische Eroberer Juan Ponce de León den Quell der ewigen Jugend vermutet. Er lag grundsätzlich richtig, nur etwa vier Jahrhunderte zu früh. Wer sich heute die zehn Straßenblocks des Ocean Drive entlangtreiben lässt, der hat einen Logenplatz. Es kann noch so feuchtwarm sein da draußen, das Lebensgefühl muss rein ins Auto. Inside-Out. Langsam, aber unaufhaltsam sickert die exzessive Lebensfreude von Miami Beach auch ins Gemüt des Fahrers. Ein paar Mal die Meile der Eitelkeiten auf und ab, und schon empfi ndet man es als völlig normal, wenn ein Skateboarder nicht um den Hydranten herumfährt, sondern über ihn drü- Die Lässigkeit von der Luftmatratze mit in den Boxster nehmen. Lambada auf dem Asphalt tanzen, wenn es der blauen Stunde entgegengeht. Christophorus 347 Seite 89 Seite 90 Christophorus 347 Christophorus 347 Einchecken. Wer das Leben als frische Brise begreift, der kommt auch mit dem schönen Schein im Art-DecoDistrikt klar. Klarer Fall von prima Klima. berspringen muss. Beim nächsten Mal ist schon nicht mehr das ganze Auge aufmerksam, sondern nur noch der Augenwinkel. Gegen das Sattsehen hilft die Abwechslung. Davon gibt es zum Glück reichlich. Es ist ein interaktives Bestaunen: Eine ganze Menge Flaneure gucken mehr aufs Auto als auf die Umgebung. Es ist nicht abzustreiten, dass die Sonne Floridas die Eitelkeiten an den Tag bringt. Warum auch, das Licht ist ja wie geschaffen dafür. Der perfekte Stimmungsaufheller. Ein einfaches Haltemanöver vor einem Straßencafé wird zur Inszenierung. Das glänzende Heck des Coupés trifft auf pastellfarben gestrichene Metallstühle, die klaren Silhouetten harmonieren auf Anhieb. Begegnungen, die durch den Serotoninrausch von 360 Sonnentagen im Jahr (und das ist die pessimistische Statistik) verstärkt werden. Auch im Winter erinnert uns das Klima von Miami daran, warum der Sommer erfunden wurde. Selbst die Côte d’Azur könnte blass werden. Die Hitze lässt die Luft zittern. Es könnte aber auch der Körper in seinem Ledersitz sein. Der schaudert aus anderen Gründen – es gibt Motive am Straßenrand, die sind in ihrer Farbigkeit und ihrem Naturell so kraftvoll schön, dass es fast schon wehtut. Selbst die Einheimischen kann man dabei ertappen, dass sie an einem besonders schönen Tag einfach auf der Straße stehen bleiben, den Kopf in den Nacken legen und sich der Sonne hingeben. Ocean Drive, das heißt immer Schau-Spiel. Die Inszenierungen sind zufällig, deshalb kann man immer wieder herkommen. Müßig ist die Diskussion, was mehr fasziniert, die Darsteller oder die Kulisse. Untrennbar. Zumal sich auch die Art- Deco-Fassaden, die ihren x-ten Frühling erleben, in Pose geworfen haben. Wer will ihnen das verübeln? In den ganz frühen Stunden, wenn das Licht am klarsten ist, entstehen an den Straßenecken Traum fabriken, die mobilen Studios der Modefotografie. Die Endorphin-Ausschüttung funktioniert auch ein paar Cafés cubanos später noch, wenn Porsches Top-Models auf den Laufsteg einbiegen und zeigen: Cruising liegt immer im Trend. Schiffe fahren, Wellen rollen – warum sollen Autos dann nicht cruisen? Eine Fortbewegungsart, die dem Schild „Bitte nicht stören“ an der Hoteltür entspricht. Treiben lassen, nicht getrieben sein. Es ist zeitgleich die Suche nach Kontrasten und Harmonie – der pure Erlebnischarakter des Porsche fahrens. Cruisen heißt auch Erinnerungen nachzufahren, Vergleiche anstellen, das eigene Tempo neu justieren. Szenen aufsaugen, Stimmungen adaptieren, Entspannung fi nden und sich dabei trotzdem bewegen. Ein Heimkehren zu sich selbst, das auf den Geist aber wie ein Wirbelwind wirkt. Passend zum Song aus dem Radio: Rock me like a Hurricane! Seite 91 Seite 92 Christophorus 347 Christophorus 347 Die Lebensfreude der Stadt übertüncht die Gefahr der Vergänglichkeit. Farbig, lebendig, sexy. Wer mitkommen will, lässt seine sechs Zylinder auf den LambadaRhythmus inhalieren. Motor und Sound-System laufen synchron. Sunshine Reggae ist natürlich auch erlaubt. Etwas Macarena vielleicht? Hauptsache Schwung. Einfach der richtige Drive. Wer diesen nicht nur fi nden, sondern richtig begreifen will, der muss lernen, wieder rechts und links zu gucken. Locken und verlocken, ein endloses Spiel. Die Wege von Boxster und Elfer kreuzen. Zu beiden passt die Populär-Philosophie von Miami Beach: Es fühlt sich hier so gut an, sich so gut zu fühlen. Noch einfacher: Sun and Fun. Alles eine Frage des richtigen Temperaments. Sich selbst entriegeln, Lässigkeit gibt es serienmäßig. Träume, Wünsche, Eindrücke münden in ein Gefühl, das die Sportwagen scheinbar wie von selbst durch den Trubel spült. Porsche-Fahrer, die sich gefragt haben, was es mit den belüfteten Ledersitzen auf sich hat, müssen nur einmal im typischen Nachmittagsstau gestanden haben. Danach ist die Aircondition für den Körper selbsterklärend. Wer offen fährt, erlebt dazu noch das Duett des Knisterns aus dem Heck mit dem Knattern der Palmen im Wind. Immer wieder lässt sich ein Blick aufs Wasser erhaschen. Der Ozean ist am schönsten, wenn er nicht so glatt ist wie auf einer Postkarte. Auch hier bringt erst Bewegung die Sehnsucht. Der Elfer fährt schon mal hungrig voraus. Der Boxster biegt ab, er will noch etwas weiteren Auslauf und folgt einer Gesetzmäßigkeit von Miami: Trockne deine Knochen vor der Nacht. Das Verdeck ist schon den ganzen Tag nicht zu sehen, es geht zu einer Ehrenrunde um die Biscayne Bay, hinaus über den Causeway. Das kräftige Türkis des Wassers, glitzernd durchbrochen von den Reflexen des Lichts, hat sich als Muster Miamis in den Verstand eingebrannt. Wo man sich verliert, fi ndet sich das Paradies. Mit dieser Erkenntnis haben wir dem Entdecker Ponce de León etwas voraus. Selbst wenn es nur eine geteerte oder gelebte Illusion ist, die uns begegnet. Es ist der besondere Zauber von Miami, das sich selbst Magic City getauft hat. Die Unbescheidenheit würde anderswo als unverschämt angesehen werden. Hier passt sie. Wie lange lässt sich diese Stimmung, dieses Gefühl verinnerlichen? Am einfachsten ist es, diese Stadt zu verlassen, wenn es mal regnet. STRAND-ROUTE NORTH CAROLINA SOUTH CAROLINA Savannah Miami GEORGIA Biscayne Bay Miami Beach Jacksonville Daytona Beach FLORIDA Tampa Downtown Miami Ocean Drive Hafen Miami Atlantischer Ozean Havanna 500 km KUBA Seite 93 2 km 911 CARRERA BOXSTER Motor: Sechszylinder-Boxer-Motor Hubraum: 3614 cm3 Leistung: 254 kW (345 PS) Max. Drehm.: 390 Nm bei 4400/min 0 – 100 km/h*: 4,7 s Höchstgeschwindigkeit*: 287 km/h CO2-Emission*: 230 g/km Verbrauch innerstädtisch*: 14,7 l/100 km außerstädtisch*: 7,0 l/100 km gesamt*: 9,8 l/100 km Motor: Sechszylinder-Boxer-Motor Hubraum: 2893 cm3 Leistung: 188 kW (255 PS) Max. Drehm.: 290 Nm bei 4400–6000/min 0 – 100 km/h*: 5,8 s Höchstgeschwindigkeit*: 261 km/h CO2-Emission*: 214 g/km Verbrauch innerstädtisch*: 13,6 l/100 km außerstädtisch*: 6,5 l/100 km gesamt*: 9,1 l/100 km * Porsche-Doppelkupplungsgetriebe * Porsche-Doppelkupplungsgetriebe HOT & COOL PORSCHE IN LATEINAMERIKA TIPP Die Wintermonate bedeuten in Miami Beach erhöhtes Verkehrsaufkommen – es ist die Zeit der „snowbirds“, der Dauer-Urlauber aus dem Norden Amerikas. Wer Miami Beach sagt, meint die beiden großen Hotelbezirke: den South Beach, an dem entlang auch der Ocean Drive verläuft, und das weiter oben gelegene Sunny Isles Beach. Seit den 80er Jahren werden die Gebäude im Art-Deco-Stil, die das Image von Miami Beach prägen, liebevoll restauriert und meist als Hotels genutzt. www.miamiandbeaches.com Latein-Stunde auf der Straße Matthias Brück, 39, kennt sich aus in Miami. Eine Fahrt über den Ocean Drive und durch den Art-Deco-Distrikt in South Beach hält er für Besucher-Pflicht. Villen und Häfen als Kulisse zum Flanieren mit dem Porsche finde man aber fast überall. Geheimtipp: Das In-Viertel Brickell in Downtown Miami. Zuständig für ganz Lateinamerika – aber zu Hause auch in Miami. Der Schmelztiegel Floridas ist der ideale Sitz für Porsche Latin America, Inc. (PLA), um gleich 27 Länder zu betreuen. Nicht am Strand, sondern im Wirtschaftsviertel am Biscayne Boulevard ist das Porsche-Regionalbüro für Lateinamerika zu Hause. „Warum mögen die Latinos Miami so sehr? Weil es so nah an den USA liegt …“ Das Bonmot, das Managing Director Matthias Brück zitiert, stammt aus der Vorstandsvorlage zur Gründung von PLA – und es hat auch zehn Jahre später nichts an Wahrheitsgehalt verloren. „Miami ist als Geschäftsmetropole für die Karibik, Mittel- und Südamerika bei allen akzeptiert“, weiß Brück, „für uns ist der Standort unschlagbar, weil es von nirgendwo sonst so gute Flugverbindungen in alle Märkte gibt.“ Bei 27 Ländern, 16 Importeuren und 36 Händlern, die von PLA in den Bereichen Sales, After Sales, Marketing, PR und Training betreut werden, ist die Mobilität ein Schlüsselfaktor. Der Absatz konnte in den ersten zehn Jahren der PorscheTochter verzehnfacht werden, auf 2222 Fahrzeuge im letzten Geschäftsjahr. Zu Brücks Mannschaft gehören Mitarbeiter aus Kolumbien, Venezuela, der Dominikanischen Republik, Kuba und Europa. Rhythmus und Lebensgefühl der Lateinamerikaner werden damit auch innerhalb des Büros gelebt, vor der Tür ohnehin. Als „lebensfroh und entspannt“ empfindet der PLA-Chef die Kultur, mit allen Unterschieden: „In jedem Fall ein spannender Mix. Miami ist das Abbild eines ganzen Kontinents.“