Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
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Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an achtzehn Bürgerinnen und Bürger Bild vergrößern Die Staatskanzlei teilt mit: Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat heute (20. März 2007) achtzehn Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Sie erhielten den Orden im feierlichen Rahmen in der DASA-Deutsche Arbeitsschutzausstellung in Dortmund. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers dankte zwei Frauen und sechzehn Männern für ihr Engagement: „Sie alle hatten den Mut, sich für Ihre Mitmenschen stark zu machen. Sie haben ein beeindruckendes Zeichen der Verantwortung und Solidarität gesetzt. Sie haben sich in besonderer und vorbildlicher Weise mit Ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten um unser Land und seine Menschen verdient gemacht. Sie haben gezeigt, dass Sie als Starke in der Gesellschaft sehr wohl die Schwachen im Blick haben. Sie haben nicht nur Mut gezeigt, sondern auch Mut gemacht. Wir brauchen Vorbilder wie Sie. Wir brauchen deshalb auch Auszeichnungen wie die, die wir heute vergeben. Ihre Ehrung ist für uns Erinnerung daran, wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass Menschen sich füreinander einsetzen.“ Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist im März 1986 gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, deren außerordentliche Verdienste für die Allgemeinheit in allen Lebensbereichen erworben worden sein können. Die Zahl der Landesorden ist auf 2.500 begrenzt. In den 21 Jahren seines Bestehens haben insgesamt 1.254 Bürgerinnen und Bürger den Landesorden erhalten. Den Landesorden erhielten heute: Thomas B E C K M A N N (Düsseldorf) Professor Dr. Theo B L A N K (Erkrath) Heiner B R A N D (Gummersbach) Esra C O H N (Düsseldorf) Professor Willy D E C K E R (Baar-Engeln, Rheinland-Pfalz) Ervian H A U B (Mülheim und Wiesbaden) Professor Hilmar H O F F M A N N (Frankfurt/M.) Hermann-Josef J O H A N N S (Köln) Hugo Ernst K Ä U F E R (Bochum) Hans-Peter K E R K E L I N G (Düsseldorf) Weihbischof Dr. Heiner K O C H (Köln) Staatsminister a.D. Dr. Rolf K R U M S I E K (Münster) Dr. h.c. Fritz P L E I T G E N (Bergisch-Gladbach) Oberbürgermeisterin a.D. Marlies S M E E T S (Düsseldorf) Karl-Heinz S T I L L E R (Paderborn) Borgi W I N K L E R – R O H L F I N G (Wuppertal) Staatssekretär a.D. Dr. Berhard W O R M S (Pulheim) Sönke W O R T M A N N (Köln) Die Laudationes im Wortlaut: Thomas Beckmann Es gibt Menschen, die trifft es hart im Leben. So hart, dass sie an ihm scheitern. Weil der Ehepartner gestorben ist. Weil sie arbeitslos geworden sind. Oder weil aus irgendeinem anderen Grund selbst das engmaschige Netz der Sozialsysteme nicht ausreicht. Und wenn dann das Leben auf der Straße die Endstation ist, dann heißt das: Hunger, weil das Geld für Essen und Trinken oft nicht reicht. Krankheit, weil bei Fieber oder einem verstauchten Bein keine Versicherung da ist – oder die Scham so groß ist, ungewaschen, unrasiert einen Arzt aufzusuchen. Kälte, weil in den Nächten vielfach die Zeitungen und die paar Decken nicht ausreichen, um im Kampf gegen den Frost zu bestehen. Als dann Anfang der 1990er Jahre zwei Frauen in der Düsseldorfer Altstadt erfroren, war für Thomas Beckmann klar: Das darf nicht sein. Das darf nicht wieder passieren. Er initiierte deshalb die so genannte „Schlafsackaktion“: Gemeinsam mit den beiden Kirchen und der Sozialverwaltung sammelte er Schlafsäcke für Wohnungslose, um sie vor dem Tod durch die Kälte zu bewahren. Beckmann sah aber zugleich: Auch in anderen Städten erfrieren Wohnungslose. Deshalb gründete er den Verein „Gemeinsam gegen Kälte“. Und er brachte sich mit hohem persönlichen Engagement in diesen Verein ein: Er, der Musiker, der Cellist, gab seit 1995 über 180 Benefizkonzerte und sammelte so weit über 1,5 Mio. Euro Spenden. Und der Verein ist heute in 32 Städten mit Projekten für Wohnungslose vertreten. Projekten, die diesen Menschen den Weg zurück in ein Leben in unserer Gesellschaft ermöglichen sollen. „Beckmann spielt Cello“ steht beinahe lapidar auf seinen Plakaten. Thomas Beckmann zeigt mit seinem Engagement, wie wahr der Satz ist: Musik verbindet die Menschen. Prof. Dr. Joseph-Theodor Blank Als Theo Blank 1964 in die Schüler-Union eintrat, da konnte er nicht ahnen, dass er im Laufe der kommenden fünf Jahrzehnte nahezu alle Politikfelder seines Vaterlandes vermessen würde – und zwar stets als Pionier. Theo Blank setzte sich als einer der ersten intensiv mit dem Thema Datenschutz auseinander. Er war einer der ersten, die dafür eintraten, dass HIVInfizierte nicht ausgegrenzt werden. Er war in der Außen- und Sicherheitspolitik zuhause. Und er leistete als Mitglied der Verfassungskommission bei der Wiedervereinigung Deutschlands wertvolle Arbeit. Vor allem aber werden sich die Bürgermeister und Oberbürgermeister unseres Landes immer wieder gerne an ihn erinnern. Nicht nur, weil er sich als Hauptgeschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung sowie als Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes stets für die Interessen der Kommunen einsetzte. Sondern vor allem, weil es dem Einsatz von Theo Blank zu verdanken ist, dass bei der Gemeindefinanzierungsreform vor zehn Jahren die Kommunen dauerhaft einen Anteil an der Umsatzsteuer zugesprochen bekamen – und damit künftig über eine stabile Einnahmequelle verfügten. Und es ist ein weiteres großes Verdienst von Theo Blank, das den Kommunen im Rahmen des Energiewirtschaftsrechts die Konzessionsabgaben verbleiben sollten. Die Präzision und Akkuratesse des Juristen, mit der Theo Blank vorging, kam ihm und den Menschen unseres Landes dabei selbst in der Freizeit zugute. Denn als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Freizeit unterzog er den Verband einer grundlegenden Umstrukturierung, so dass dieser auch ohne die finanzielle Unterstützung des Bundes ein wirksames Organ gegen die durchgängige Kommerzialisierung der Gesellschaft bleiben konnte. In einem Land wie Nordrhein-Westfalen, in dem das Miteinander stets von besonderer Bedeutung ist, kann dieser Einsatz nicht hoch genug veranschlagt werden. Heiner Brand Was waren das für spannende letzte Sekunden im Halbfinale. Was haben wir gejubelt, als unsere Mannschaft im Finale gegen die Polen zur Halbzeit mit großer Führung in die Kabinen ging. Und was haben wir gezittert, als dieser Vorsprung zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder zusammenschmolz. Selten hat der Handball die Deutschen so elektrisiert wie zu Beginn dieses Jahres. Doch als die deutsche Mannschaft dann letztlich als Sieger feststand und alle Spieler mit Krone und Schnauzbart feierten, war klar: Dass dieses Wintermärchen Wirklichkeit wurde, hatten sie vor allem einem Mann zu verdanken: Heiner Brand. Er, der als gebürtiger Gummersbacher und gelernter Diplom-Kaufmann in seiner Heimatstadt eine Versicherungsagentur betreibt, hat die deutschen Handballer zu einem Erfolg geführt, den vor der Weltmeisterschaft kaum einer für möglich gehalten hätte. „Handball-Kaiser“ wird er seitdem genannt. Und über die Medien erfuhren wir das Geheimnis seines Erfolgs. Bodenständigkeit gehört dazu. Verantwortungsbewusstsein, Treue und Verlässlichkeit auch. Fleiß und Disziplin selbstverständlich gleichermaßen. Vor allem aber Bescheidenheit. Das ist keine Selbstverständlichkeit: Heiner Brand wurde mit dem VfL Gummersbach schließlich sechs Mal deutscher Meister. Er holte vier Mal den Deutschen Handball-Pokal, wurde zwei Mal Europapokalsieger und ebenso oft Europapokalsieger der Landesmeister und SupercupGewinner. Und er wurde 1978 schon als Spieler Handball-Weltmeister. „Genauso entscheidend für den Erfolg ist es, Spaß zu haben an dem, was man tut“, hat Heiner Brand einmal gesagt. Recht hat er. Und mit seiner Freude steckt er auch uns in NordrheinWestfalen an. Esra Cohn Dass in den vergangenen Jahren in unserem Land die jüdischen Gemeinden immer weiter gewachsen sind, ist ein eindrucksvoller Beleg für das Vertrauen, das Menschen jüdischen Glaubens in die Stabilität der Demokratie in Deutschland haben. Für die jüdische Gemeinde in Düsseldorf gilt das in besonderer Weise: Die Zahl ihrer Mitglieder hat sich seit 1991 mehr als verzehnfacht. Was aber kaum einer weiß: Dass dieses Wachstum und die Integration dieser Menschen so geräuschlos bewältigt werden konnte, das ist Menschen wie Esra Cohn, dem Vorsitzenden des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, zu verdanken. Er ist es, der immer wieder Ideen hat und Impulse gibt, um auch unter schwierigsten Voraussetzungen die mit der Zuwanderung verbundenen Chancen zu nutzen und die Risiken einzugrenzen. Diejenigen, die mit ihm arbeiten, berichten begeistert von seiner Bereitschaft und seiner ausgeprägten Zielstrebigkeit, mit der er selbst konfliktträchtige Situationen entschärft hat. Zugewanderten ebenso wie dem traditionellen Kern der jüdischen Gemeinde lebt Esra Cohn vor, wie der Umgang miteinander gelingen kann. Und dabei spielt offenbar auch der sprichwörtliche jüdische Humor eine große Rolle. Das zeigte sich nicht nur bei der Vorbereitung der diesjährigen Jüdischen Kulturtage, die Esra Cohn koordinierte und mit denen er gerne die Vielfalt jüdischen Lebens in Nordrhein-Westfalen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht hätte – eben den Humor nämlich. Und wenn Cohn dann mit einem Augenzwinkern die heutige jüdische Kultur als „weltoffen“, „international“, „gastfreundlich“ und – unter Anspielung auf das Purimfest – als „manchmal sogar angesäuselt“ beschreibt, dann passt das (auch das mit einem Augenzwinkern) vorzüglich zur Lebensfreude vor allem der Rheinländer. Professor Wilhelm Decker Richard Wagner sprach in seinem Werk „Die Kunst und die Revolution“ von der Oper als einem „Gesamtkunstwerk“. Und obwohl sich Willy Decker der Oper verschrieben hat, hat es ihn doch nie auf den Grünen Hügel nach Bayreuth gezogen – obschon er ein entsprechendes Angebot dazu bekommen hatte und obwohl eine seiner ersten international beachteten Regiearbeiten Wagners „Fliegender Holländer“ war. Doch Willy Decker zog es vor, an anderen Häusern sein Können unter Beweis zu stellen. Begonnen hat der gebürtige Pulheimer damit an der Oper der Stadt Köln – mit Brittens „A Midsummer Night’s Dream“, Tschaikowskys „Eugen Onegin“ und Puccinis „Il trirrico“. Zahlreiche seiner Inszenierungen fanden ihren Weg auf die großen Bühnen der Welt wie etwa die Wiener Staatsoper oder die Opera Bastille in Paris. Später zog es ihn in den Norden, wo er an der Hamburger Staatsoper viele Jahre als verantwortlicher Regisseur wirkte und von hier aus auch für die Bühnen in Brüssel, Florenz und London arbeitete. Den Höhepunkt seiner Karriere brachte dann das Jahr 2005 mit seiner von der Fachpresse und dem Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen Inszenierung von Verdis „La Traviata“ bei den Festspielen in Salzburg – mit Anna Netrebko in der Titelpartie. Willy Decker hat damit wie mit seiner ganzen Arbeit gezeigt: Er war stets ein vorzüglicher Botschafter unseres Nordrhein-Westfalen, des Kulturlandes Nr. 1 in Deutschland. Und man darf getrost ergänzen: Er ist es noch heute. Erivan Haub Ethisches Investment ist dieser Tage in aller Munde. Guten Gewissens Geschäfte machen also. Als sich Erivan Haub – inspiriert durch die Umweltschutzideen des von seiner Frau gegründeten Karl-Schmitz-Scholl-Fonds – Anfang der 1980-er Jahre dazu entschloss, eine der größten Handelsgesellschaften der Welt, den Tengelmann-Konzern, konsequent an den Standards von Umwelt- und Naturschutz zu orientieren, diskutierte allerdings noch niemand in Deutschland über Ethisches Investment. Erivan Haub ging es damals auch nicht um das Befriedigen eines modischen Trends. Und schon gar nicht darum, sein Gewissen zu beruhigen. Schildkrötensuppen und Frosch¬schenkel, phosphathaltige Waschmittel und FCKW-haltige Sprays verschwanden aus Überzeugung aus den Regalen. Genauso wie der Boykott einer Tankstellen-Kette Anfang der 90er Jahre durch Tengelmann eine Frage von Grundsätzen, nicht des Geldes war. Ähnlich hohe Maßstäbe legte Erivan Haub auch bei der Mitarbeiterführung an. Ein ähnliches Engagement zeigt der Konzern heute beim Einsatz für Kinder, die von Armut, Hunger oder Krieg bedroht sind. Und einen ähnlichen Einsatz legt das Unternehmen seit vielen Jahren für Behinderte an den Tag. Bei alledem lässt Erivan Haub und lassen auch seine Söhne heute, die den Tengelmann-Konzern im Sinne des Vaters führen, ihre Herkunft und ihre Verbundenheit mit Nordrhein-Westfalen stets deutlich erkennen. Erivan Haub hat Zeit seines Lebens auf unverkennbare Weise Zeugnis abgelegt für das, was die Männer und Frauen zwischen Rhein und Ruhr auszeichnet: Dass sie Menschen sind, die ihre Geschäfte nicht mit dem Ellenbogen machen, sondern mit der ausgestreckten Hand, die mit dem Herzen sehen und denen Mitmenschlichkeit wichtiger ist als Mammon. Prof. Hilmar Hoffmann Nordrhein-Westfalen ist ein an Superlativen nicht gerade armes Land. Dass es jedoch auch das Fernsehland Nr. 1 ist, liegt nicht nur daran, dass jede dritte in Deutschland produzierte Fernsehminute von Rhein und Ruhr kommt. Es liegt auch nicht nur daran, dass die wichtigsten Fernsehanstalten und Produktionsfirmen ihre Heimat hier bei uns in NordrheinWestfalen haben. Sondern es liegt wohl vor allem daran, dass diese Sendungen und auch die Sender hier auf Menschen stoßen, die den Wert der hier geschaffenen Kultur zu würdigen wissen. Und dass es Menschen wie Hilmar Hoffmann gibt, die das sehr früh erkannt und gefördert haben. Denn als Hilmar Hoffmann 1954 in Oberhausen die „Westdeutschen Kulturfilmtage“ ins Leben rief, begründete er damit eine Tradition, die bis heute Bestand hat – allerdings unter einem größeren Namen, nämlich den „Internationalen Kurzfilmtagen“. Sie sind heute die ältesten Kurzfilmtage der Welt, gehören international zu den renommiertesten und haben dazu beigetragen, den Ruf Nordrhein-Westfalens als Filmland zu begründen. Für Hilmar Hoffmann hingegen war dies der Beginn einer beispiellosen Karriere. Wer immer sich fortan in Deutschland mit Film und Kultur auseinandersetzen wollte, kam um ihn nicht herum. Hilmar Hoffmann war Geschäftsführer der von ihm gegründeten Stiftung Lesen. Er konzipierte das Kulturprogramm für die Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover, war Kulturbeauftragter der Stadt Berlin für die im gleichen Jahr dort geplanten Olympischen Spiele, und er war Präsident des Goethe-Instituts. Anerkennend wird von ihm als einer der großen Kultur-Persönlichkeiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesprochen. Angesichts seiner wissenschaftlichen Leistungen ist das ebenso berechtigt wie angesichts der kulturpraktischen und politischen Begabungen, die Hilmar Hoffman stets gezeigt hat. Die Vielfalt seiner Fähigkeiten sowie sein selbstgesetzter Anspruch, „Kultur für alle“ zu machen (so der Titel seines bekanntesten Buches), haben ihn zum Nestor für alle erdenklichen Kulturangelegenheiten werden lassen – und damit dazu beigetragen, dass auch die von ihm in Nordrhein-Westfalen begonnene Arbeit nach wie vor größte Wertschätzung erfährt. Hermann-Josef Heinrich Johanns und Weihbischof Heinz-Paul Koch Was da im August des Jahres 2005 auf den Rheinwiesen und in der Domstadt stattfand, war ein Fest. Aber es war mehr als das. Es war nicht nur ein Fest des Glaubens. Es war nicht nur ein Fest der Jugend. Es war das erste Weltfest, bei dem sich Deutschland als ein weltoffenes, gastfreundliches, fröhliches Land vorstellte – wie später dann auch bei der Fußball- und der Handball-Weltmeisterschaft. Es war deshalb kein Zufall, dass Hunderttausende zu diesem 20. Weltjugendtag kamen. Und es war sicher auch kein Zufall, dass diese Hunderttausende nach Nordrhein-Westfalen kamen. Denn wo, wenn nicht hier, sollte das Miteinander so vieler Menschen aus so vielen unterschiedlichen Ländern besser gelingen? Und dass es gelang, das sollte die überwältigende Berichterstattung in nationalen wie in internationalen Medien belegen. Und dass es den ersten deutschen Papst seit 482 Jahren bei seinem ersten Besuch in Deutschland nach NordrheinWestfalen zog, war dabei eine ganz besondere Ehre für unser Land. Dass eine solche Reihe von Superlativen nicht einfach so passiert, versteht sich. Dieser Erfolg bedurfte deshalb vieler Helferinnen und Helfer – und einer Organisation, die dieses Großereignis zu „managen“ wusste. Denn schließlich wollten auch die vielen vermeintlich „kleinen Dinge“ organisiert werden: Man wusste, dass eine Million Pilger aus über 190 Ländern anreisen würden. Hier würden 1000 Einzelveranstaltungen geplant, organisiert und durchgeführt werden. Und hier sollte schließlich gewährleistet sein, dass sich niemand um seine Sicherheit sorgen musste. Hermann-Josef Heinrich Johanns und Weihbischof Heiner Koch hatten sich dieser großen Aufgabe angenommen. Der eine – Hermann-Josef Heinrich Johanns – brachte dafür als Mann der Wirtschaft das nötige Wissen und Können mit. Der andere – Weihbischof Heiner Koch – war der spiritus rector insbesondere in theologischen Fragen. Beide zusammen, der Geschäftsführer und der Generalsekretär, waren Hand und Stimme eines Ereignisses, das Nordrhein-Westfalen, ja: das die Welt nicht vergessen wird und das das Land zwischen Rhein und Ruhr von seiner besten, seiner schönsten und von seiner herzlichsten Seite zeigte. Hugo Ernst Käufer Das Ruhrgebiet hat eine lebendige literarische Szene. Dass aber gerade die jüngeren Autorinnen und Autoren mit ihren Werken auf fruchtbaren Boden stoßen, dazu hat kein anderer so beigetragen wie Hugo Ernst Käufer. Dabei waren dem Arbeiterkind Kunst und Kultur nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Und auch die ersten Schritte als Verwaltungsangestellter in Witten ließen noch nicht erahnen, dass hier nicht nur einer der bekanntesten Lyriker des Landes Montan heranwuchs. Als Hugo Ernst Käufer dann jedoch zunächst Referent, später Direktor einer Stadtbibliothek in Bochum und Gelsenkirchen wurde, fanden Beruf und Berufung schon eher zueinander. Hugo Ernst Käufer wurde einer der maßgeblichen Initiatoren von literarischen Projekten und einer der großen Förderer von Ruhrgebiets-Literatur. Heute kann Hugo Ernst Käufer auf mehr als 50 Jahre zurückblicken, in denen er Lyrik geschrieben, Hörspiele, Essays und andere Texte veröffentlicht hat – oftmals mit klarem, manchmal eher versteckten Bezug zu seiner Heimat. Stets war Hugo Ernst Käufer dabei die Förderung des Nachwuchses aus der Region ein besonderes Anliegen. Er förderte die jungen Talente, indem er Antholo¬gien herausgab. Oder indem er Kontakte zwischen den Autorinnen und Autoren sowie kulturellen Einrichtungen herstellte. Wenn wir uns heute des Reichtums und der Vielfalt der Kulturlandschaft im Ruhrgebiet erfreuen, dann haben wir das Menschen wie Hugo Ernst Käufer zu verdanken. Hape Kerkeling Das „Hannilein“ dürfte jeder kennen. An das „Paulinschen“, dass mit einer etwas frivolen Respektlosigkeit so redete, wie dem Bauchredner der Magen gewachsen war, erinnern sich sicherlich auch noch die meisten. Und Horst Schlemmer, der stellvertretende Chefredakteur vom „Grevenbräucher Tagblatt“, ist wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Medienszene Nordrhein-Westfalens. Dass allerdings die Person, die hinter diesen Charakteren steckt, seit vielen Jahren für die Deutsche AIDS-Stiftung aktiv ist, dürfte weniger bekannt sein – obwohl immerhin zehn Millionen Menschen an den Bildschirmen erlebt haben, wie Hape Kerkeling alias Horst Schlemmer bei der Show „Wer wird Millionär“ selbst den sonst so souveränen Günther Jauch aus der Fassung brachte und in die Rolle des Moderators schlüpfte. Damals erspielte Hape Kerkeling 500.000 Euro und spendete diese an die Deutsche AIDS-Stiftung. Ähnlichen Einsatz zeigte er ein Jahr zuvor beim Quiz von Jörg Pilawa sowie bei den SAT1Benefiz-Sendungen zugunsten von HIV-Infizierten. Mit seiner Popularität setzte sich Hape Kerkeling immer wieder für diese Gruppe ein – wohl wissend, dass AIDS-Kranke bis heute in der Öffentlichkeit vielfach stigmatisiert sind und dass das Thema ein sperriges ist. Hape Kerkeling straft damit all jene Lügen, die glauben, dass Humor und Humanität nicht zusammenpassen. Er beweist das Gegenteil – so wie er mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ zuvor einer breiten Öffentlichkeit gezeigt hat, dass der Comedian eben auch eine nachdenkliche, eine ernste Seite hat. Auf seine Art ist Hape Kerkeling damit ein Aristoteliker. Denn der griechische Philosoph hat einmal sehr treffend bemerkt, dass der Mensch das einzige Wesen ist, das lachen kann. Hape Kerkeling macht uns lachen – und mit seinem Einsatz erinnert er zugleich daran, auch mit HIV-Betroffenen menschlich umzugehen. Staatsminister a.D. Dr. Rolf Krumsiek Wer einmal wie Rolf Krumsiek in der Politik an vorderster Front gestanden und gekämpft hat, der weiß, unter welchen Zwängen man bei diesem Geschäft oftmals steht. Zehn Jahre lang machte er sich als Oberstadtdirektor um Wuppertal verdient, ehe er von Johannes Rau zum Chef der Staatskanzlei ernannt wurde. Später war er Wissenschafts- und Forschungsminister sowie schließlich für mehr als zehn Jahre Justizminister unseres Landes – zeitweise sogar noch zusätzlich kommissarisch Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Und als Rolf Krumsiek Mitte der 1990er Jahre schließlich Ämter und Mandate niedergelegt hatte, da bedeutete das für ihn keineswegs den Abschied von der Politik. Mit seinen vielfältigen Erfahrungen brachte er sich nun auf andere Weise ein: Sei es als Landesjustitiar und Vizepräsident des Landesverbands Westfalen-Lippe des Deutschen Roten Kreuzes. Oder auch als Mitstifter und Kuratoriumsvorsitzender der Israel-Stiftung. Oder als Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des Fördervereins Hornheide, der sich die Erforschung und Behandlung von Hautkrebs zum Ziel gesetzt hat. Oder schließlich als Vorsitzender der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Landtags Nordrhein-Westfalen. Gerade in dieser letztgenannten Funktion wird Rolf Krumsiek das sapere aude der Aufklärung wohl in einer besonderen Weise zu schätzen gelernt haben: Sich seines Verstandes ohne Rücksicht auf die anschließende Berichterstattung bedienen zu können. Denn Rolf Krumsiek mischt sich – behutsam und sine ira et studio – immer noch in die Politik ein. Und zwar in jenen Teil, in dem es nicht um Parteipolitik geht, sondern darum, den Menschen Mut zu geben, sie zu stärken und sie zu¬versichtlich in die Zukunft blicken zu lassen. Rolf Krumsiek lässt uns teilhaben an seinen Kenntnissen, Erfahrungen und Einsichten. Menschen wie ihm ist es zu verdanken, dass Politik verstehbar bleibt – und damit das Vertrauen in sie nicht weiter schwindet. Nordrhein-Westfalen sagt dafür Danke. Fritz Pleitgen Er steht für anspruchsvollen und zugleich unterhaltsamen, im besten Sinne seriösen und verständlichen Journalismus. Dafür, dass Qualität in den Medien wichtiger ist als Quote, beides zu erreichen aber nicht unmöglich ist. Und er hat in den vergangenen zwölf Jahren als Intendant des WDR dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland ein Gesicht und eine Stimme gegeben: Fritz Pleitgen. Was kaum jemand weiß: Dieser Fritz Pleitgen, der so lange und so erfolgreich auf dem Medienolymp herrschte, hat sein Handwerk auf dem Heldenplatz des Journalismus – im ostwestfälischen Bünde bei der Bielefelder Freien Presse – gelernt. Auf dieser Grundlage startete dann ein Karriere, die im Medienland Nordrhein-Westfalen ohnegleichen ist: Pleitgen war zunächst Redakteur, dann Auslandskorrespondent in Brüssel, Paris, Moskau, Ost-Berlin, Washington und New York. Als er 1994 nach drei Jahrzehnten Fernsehen als Hörfunkdirektor zum Radio wechselte, begann für den WDR eine Zeit der Reformen. Mit ihr entstand zum Beispiel „Eins Live“, einer der modernsten und erfolgreichsten Jugendsender Deutschlands. Und an deren Ende steht ein WDR, der in allen Teilen des Landes mit eigenen Studios präsent ist. Doch so sehr Pleitgen vor allem als Intendant darauf drängte, mit dem WDR „vor Ort“ zu sein: Provinzialität war ihm dabei stets fremd. Im Gegenteil: Er positionierte sein Haus als größter europäischer Rundfunksender, setzte sich für den Aufbau des Nachrichtensenders PHOENIX ein und artikulierte die Interessen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Vizepräsident und Präsident der Europäischen Rundfunkunion auch europaweit. Seine Erfahrungen, seine Ideen und seine Schaffenskraft wird Fritz Pleitgen auch künftig für unser Land einsetzen – als Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr 2010, mit der Essen sich auf das Jahr als Kulturhauptstadt Europas vorbereitet. Und das, obwohl er morgen (21. März 2007) 69 Jahre jung wird. Das ist Einsatz für unsere Heimat. Borgi Winkler-Rohlfing Der Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht herstellen kann. Er braucht dazu Menschen. Menschen, die erkennen, wo Not am Mann ist. Die helfen, ohne auf staatliche Förderung zu warten. Die neue Netze spannen, wo es bislang keine gab. Und die andere mit ihrem Engagement und ihrer Begeisterung anstecken können. Menschen wie Borgi WinklerRohlfing. Sie hat sich viele Jahre als Mitglied und später dann als Vorsitzende der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft immer wieder dafür eingesetzt, die vielen LE-Selbsthilfegruppen zu vernetzen und Kooperationen anzuregen. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die LESelbsthilfegemeinschaft in über 80 Städten in Deutschland präsent ist. Mehr noch: Sie ist nicht nur präsent – sie ist vor allem zu einer Stimme der vielen tausend Betroffenen und damit zu einer wirksamen Vertreterin von deren Interessen geworden. Dass Borgi Winkler-Rohlfing über kurzfristige, schnelle und unmittelbare Hilfe hinaus stets auch langfristige Verbesserungen für chronisch Kranke im Blick hatte, wird an ihrem Einsatz für die Deutsche Rheuma-Liga deutlich. Hier ist sie seit nunmehr sieben Jahren Vorstandsmitglied und erarbeitet in dieser Funktion wichtige Positionen zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen. Dass sie darüber hinaus einer Vielzahl weiterer Gremien mit Rat und Tat zur Seite steht – zu nennen sind unter anderem der Patientenbeirat Rheumaforschung und die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen – ist um so beachtlicher, wenn man weiß, wie schwer sie selber erkrankt ist. Aber vielleicht ist gerade das einer der Gründe, warum Borgi Winkler-Rohlfing andere Menschen zum Mittun bewegen kann. Marlies Smeets Irgendwie war Malies Smeets immer die Erste: Als sie in jungen Jahren bei der Rheinbahn ihre Ausbildung zur Industriekauffrau begann, war sie dort der erste weibliche Lehrling. Als sie später in die Kommunalpolitik einstieg, sollte sie als erste Frau in der Geschichte der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens Oberbürgermeisterin werden. Fünf Jahre war sie das. Und einige Jahre danach wurde sie dann sogar erste Ehren-Oberbürgermeisterin Düsseldorfs. „Uns Marlies“, wie die streitbare Sozialdemokratin im Volksmund ihrer Heimatstadt liebevoll genannt wird, war die erste Erste Vorsitzende des von ihr ins Leben gerufenen Vereins „Alte Löwen“, der bei der Gründung im Jahr 1992 noch „Freunde und Förderer der Altenhilfe der Stadt Düsseldorf“ hieß. Und wahrscheinlich – wenngleich nicht zweifelsfrei zu belegen – war sie auch die erste Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rat der Stadt, die erste Vorsitzende des Personalausschusses, die erste Vorsitzende des Aufsichtsrates der Düsseldorfer Messe und die erste Vorsitzende des Aufsichtsrates der NOWEA International GmbH. Allerdings gibt es auch einige Dinge, da ist Marlies Smeets immer die Letzte: Sie ist die Letzte, die ein Amt angenommen hätte, wenn man es ihr nur deshalb angetragen hätte, weil sie eine Frau ist. Sie ist die Letzte, die im Laufe ihres langen Politikerlebens die Partei über die Sache gestellt hätte. Und über sich selber hat sie einmal ganz richtig gesagt: Sie ist die Letzte, der Steine jemals wichtiger gewesen wären als Menschen. Karl-Heinz Stiller „Jeder materielle Erfolg“, so hat Ludwig Erhard einmal gesagt, „ist gebunden an die Wirkungskraft im Geistigen und Sittlichen – ohne sie bleibt alles Materielle fragwürdig und flüchtig.“ Deshalb ist es so wichtig, dass es Menschen wie Karl-Heinz Stiller gibt. Er ist zunächst einmal ein erfolgreicher Manager. Einer, der als „Urgestein der IT-Branche“ die Zahl der Arbeitsplätze in seinem Unternehmen innerhalb eines Jahrzehnts auf rund 7.500 mehr als verdoppelt hat. Karl-Heinz Stiller ist ein Unternehmer, der um seine Verantwortung für die Gesellschaft weiß. Eine Verantwortung, die er wahrnimmt, indem er Jahr für Jahr etwa 140 jungen Menschen die Chance auf eine solide Ausbildung gibt. Oder indem er sich als Sprecher des Arbeitskreises „Wirtschaft und Arbeitsplätze“ für eine Analyse der Standortfaktoren seiner Heimat engagiert hat und darauf aufbauend eine Vielzahl von Maßnahmen initiiert und unterstützt hat. Als Entrepreneur weiß Karl-Heinz Stiller selbstverständlich auch, wie wichtig Innovationen sind. Deshalb macht er sich seit vielen Jahren dafür stark, dass die Universität Paderborn fest in der Region verankert ist und bleibt. Für die jetzt geplante „Zukunftsmeile Fürstenallee“, auf der der Wissens- und Technologietransfer aktiv gestaltet und auch baulich sichtbar werden soll, zeichnet er als Spiritus Rector verantwortlich. Und obwohl Karl-Heinz Stiller mit seinen Projekten, seinen Ideen und auch seinen vielen Funktionen – stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes, Aufsichtsratsmitglied der Flughafenbetreibergesellschaft, Vorstandsmitglied der OstWestfalenLippe Marketing GmbH und vieles andere mehr – stets an ganz großen Rädern dreht, hat er den Kontakt zu den Menschen, für die er sich einsetzt, nie verloren. Als aktiver Schützenbrüder weiß er nämlich: Beim Schützenfest gibt es kein oben und unten mehr! Bernhard Worms Als die Stadt Pulheim vor einigen Jahren ihren 30. Geburtstag beging, war das für viele ein Anlass, auf die Anfänge der jungen Stadt zurückzublicken. Darauf, dass Pulheim mit einer gewaltigen Hypothek in die Zukunft starten musste: Mit Schulden. Mit einer überforderten Infrastruktur. Mit einem desolaten Ortskern. Mit einer Abtei, die ein Landeskrankenhaus beherbergte und mit hohen Mauern und Gittern abgeschirmt war. Dass Pulheim sich würde entwickeln können, glaubten damals nur wenige. Bernhard Worms gehörte zu diesen wenigen. Er hatte eine Vision, eine Vorstellung davon, wie Pulheim aussehen könnte. Manche haben ihn damals als Utopisten belächelt. Heute wollen sie sich nur ungern an ihren Kleinmut erinnern lassen. Denn Pulheim floriert. Und die Grundlagen dafür hat Bernhard Worms geschaffen. Grundlagen, von denen seine Heimatstadt heute noch profitiert. Bernhard Worms war ein Kommunalpolitiker mit Leib und Seele. Er hat aber auch als Landtagsabgeordneter, als Landrat, als Landesvorsitzender der CDU-Rheinland, als Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales oder als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU unserem Land gedient. Er war einer der Väter der Kommunalen Gebietsreform und hat so dazu beigetragen, unser Land neu zu ordnen und zu modernisieren. Sein Lebenstraum, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zu werden, erfüllte sich nicht. Durch seine Funktionen aber, die ihn durch Höhen und Tiefen führten, blieb er, was er immer war: Jemand, der bescheiden, unverkrampft, fleißig, verlässlich und sachkundig für die Menschen an Rhein und Ruhr arbeitet. Und in jenen Jahren, in denen manch anderer die Herbsttage des Lebens in Ruhe verbringen würde, wurde Bernhard Worms dann in der Senioren-Union aktiv – für zwölf Jahre zunächst auf Bundesebene, seit 2002 als Präsident der Europäischen Senioren-Union. Für Bernhard Worms trifft deshalb in besonderem Maße zu, was der Volksmund gerne berichtet: Die Jahre haben ihn weise gemacht – aber nicht leise. Und Nordrhein-Westfalen ist dankbar dafür. Sönke Wortmann Es ist eine dieser Geschichten, die immer wieder gerne erzählt werden: Dass Sönke Wortmann nach dem Abitur zunächst Fußballer wurde, für Westfalia Herne und die Spielvereinigung Erkenschwick kickte, es für die ganz große Karriere im Fußball dann aber angeblich doch nicht gereicht habe. Heute wissen wir: Der Fußball hat Sönke Wortmann sehr wohl groß gemacht. Aber auf etwas andere Art. Unvergessen ist sein Meisterwerk „Das Wunder von Bern“ – jener Film, der nicht nur vom Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 handelt, sondern auch eine bewegende Vater-Sohn-Erzählung ist. Und der vor allem das Porträt einer Zeit, einer Region und seiner Menschen zeichnet, das treffender kaum sein könnte. Es ist kein Zufall, dass dieser Film der erfolgreichste des Jahres 2003 war. Und es ist auch kein Zufall, dass Sönke Wortmann auch die unver¬gessliche Fußballweltmeisterschaft 2006 zu einem einmaligen Sommermärchen komponierte. Sönke Wortmann, der in Marl geborene Sohn eines Bergmanns, hat in seinem Ouevre immer wieder den Ton und die Stimmung der Deutschen getroffen – teils garniert mit humorvoll verpackter Ironie, teils mit skurril überzeichnetem Sarkasmus, teils mit ansteckender Euphorie. Doch bei alledem hat er uns stets und immer wieder ein liebenswertes Bild seiner Heimat, des Ruhrgebiets, präsentiert. Und dass die Westfalia Herne seine fußballerischen Leistungen zwar nicht auf dem Platz, sehr wohl aber auf der Mattscheibe zu würdigen wusste, ist mittlerweile auch bekannt: Denn Sönke Wortmann ist seit 2006 Ehrenmitglied des Clubs. Zu Recht: Denn nicht zuletzt der Fußball hat ihn, einen Sohn unseres Nordrhein-Westfalen, zu den bekanntesten und besten Regisseuren Deutschlands werden lassen.