Käse, Alp und Aliens / Cheese, Alps and Aliens

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Käse, Alp und Aliens / Cheese, Alps and Aliens
D E S T I N A T I O N
G E N E V A
Käse, Alp
und Aliens
Das mittelalterliche Gruyères, auf Deutsch Greyerz, ist eine
Stadt wie aus einem Schweizer Märchen, mit Alpenblick und
berühmtem Käse – und wie in jedem guten Märchen kann man
sich dort auch ordentlich gruseln
T E X T
G I G E R
—
M A R C
F O T O S
—
E N G E L H A R D T
B R U N O
V I G N E R O N
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esucher von Greyerz reisen vom Flughafen aus meistens mit
dem Zug an. Die Bahnstrecke, die sich von Genf aus am Genfer
See entlangschlängelt, quer durch die Weinberge des Lavaux
und schließlich hoch in das Alpenstädtchen, gehört zu den schönsten
der Schweiz. Wer mit dem Auto kommt, muss es unten am Fuß des
Berges stehen lassen, denn Greyerz ist autofrei. Die letzten paar 100
Meter vom Bahnhof oder Parkplatz aus kann man bequem zu Fuß laufen, den Abhang hoch, auf dessen Spitze das Château de Gruyères und
die dazugehörige mittelalterliche Stadt thront. Um 1270 wurde das
Schloss der Grafen von Greyerz errichtet. Seitdem hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert: Schiefe, historische Häuschen umgeben
den gepflasterten Marktplatz mit dem Dorbrunnen in der Mitte und
dahinter die winzige Kirche. Es ist ein Ort, in dem Märchen Wirklichkeit werden könnten. In der Umgebung heißen die Berge auf Französisch dent, Zahn, weil sie sich wie die schiefen Zähne eines Riesen
B Diese Seite: Greyerz ist ein Wintermärchen.
Nächste Seite: Die Alien-Bar (großes Bild),
Skulpturen aus HR Gigers Sammlung und
zwei kleine Kobolde
This page: Christmas card Gruyères.
Opposite: the Alien Bar (main picture) and
some sculptures from HR Giger’s collection
plus two unattributed little green gnomes
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schrof, nackt und grau aus dem grünen Hügelland erheben. Es gibt
allerlei märchenhafter Schweizer Spezialitäten: Lammkeule mit heimischen Büschelibirnen und Cuchaule, ein safrangefärbtes Zopfbrot, zu dem der heimische Käse und der süßsaure Bénichon-Senf
gereicht werden. Zum Nachtisch werden aus feinem Biskuitteig hergestellte Keksröllchen, sogenannte Bricelets , Bretzeli, angeboten,
aber auch Baisers oder die schlichten und doch üppigen Blaubeeren
mit dem in der ganzen Schweiz berühmten Greyerzer Doppelrahm.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der regionalen Spezialitäten, die
in den zünftigen Schänken von Gruyères serviert werden. Vom Wein
aus den Bergen, die das mittelalterliche Städtchen umgeben, ganz zu
schweigen. Wie man gut lebt, das wusste man in diesem Teil der
Schweiz immer schon. Der Name Gruyères rührt vom französischen
la grue, dem Kranich, her, das Wappentier, das weiß auf rotem Grund
auf Gebäuden und Fahnen abgebildet ist.
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Die Milch der hiesigen Kühe gilt als besonders fett und reichhaltig. Kein Wunder, dass der Gruyère Hartkäse inzwischen fast berühmter ist als die Stadt – selbst im Käseland Frankreich, wo man
den würzigen hellgelben Gruyère für den eigentlichen Schweizer
Käse hält, auch wenn er keine Löcher hat. Lokal wird er auch Greyerzer Käse genannt, auf Französisch Gruyère, immer ohne -s. Bis zurück ins 10. Jahrhundert ist der Greyerzer Käse urkundlich nachgewiesen. Er trägt, genau wie Wein, das Siegel einer kontrollierten
Herkunftsbezeichnung, das AOC. In der Käserei Maison de Gruyère, einem Familienbetrieb, können Besucher beobachten, wie die
Greyerzer Milch von den Käsemeistern Jaques und Nicolas Ecofey
in riesigen Bottichen erhitzt und dann weiterverarbeitet wird. Die
fertig gepressten Käselaibe kommen dann in den Reifekeller, der
laut Vorschrift “höhlenähnliches” Klima haben muss, und in dem
7.000 Laibe gelagert sind. Nach frühestens fünf Monaten ist der
Gruyèrekäse ausgereift, manche lagern ein ganzes Jahr. Von der
Schaukäserei sind mehrere Wanderwege ausgeschildert, die traditionellen Älplerwege, auf denen seit jeher Milch und Käse von der Alp
ins Tal gebracht wurden. Im Winter legt man die Strecke, die den
Greyerzer Hausberg Moléson herauf ührt, am bequemsten auf
Schneeschuhen zurück, die man im Dorf leihen kann.
Auch sonst bietet der 2002 Meter hohe Berg alles, was das Wintersportlerherz begehrt. Dreißig Kilometer Piste für alle Niveaus,
erschlossen mit Stand- und Luftseilbahn, die bis auf den Gipfel
führt. Auf Anfänger warten sanfte Hänge im Dorf Moléson-surGruyères und selbst dort gibt es einen kleinen Skilift (Benutzung
gratis). Für Snowboarder gibt es dort auch einen separaten
Snowpark. Nicht nur mit Skiern, auch mit Schlitten kann man am
Moléson eine rasante Abfahrt wagen: Vier Kilometer ist die Schlittenpiste lang, und sie führt quer durch die Natur bis ins Dorf.
Der Greyerzer Hartkäse
ist inzwischen fast
berühmter ist als die
Stadt
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Das Château de Gruyères überragt die Kleinstadt. Mit seinen
Türmchen und soliden Festungsmauern sieht es von Weitem aus wie
aus dem Märchenbuch. Wenn man näher kommt, merkt man jedoch
schnell, dass dieses Schloss einer ganz besonderen Fantasiewelt gewidmet ist. Denn schon am Burgtor steht eine ungewöhnliche
Skulptur, die halb Mensch, halb Maschine zu sein scheint. Und auch
über dem Eingang zum Seitenflügel ist eine Skulptur angebracht,
die an ein Fabelwesen erinnert. Sie stammen von HR Giger, dem
Schweizer Surrealisten, der als Schöpfer des Aliens im gleichnamigen Film von Regisseur Ridley Scott berühmt wurde. Er hat einen Teil des Châteaus in ein Museum für die Modelle, die er für Alien
erschuf, verwandelt. Aber es sind auch andere seiner skurrilen
Skulpturen und Zeichnungen ausgestellt. Sie zeigen die außerirdisch wirkende Welt seiner Fantasie.
Auch das Original-Alien ist Teil der Ausstellung. Es hat Reißzäh-
Eindrücke aus dem HR Giger Museum, der
richtige Ort für alle, die das berühmte Alien
aus Ridley Scotts Film schon immer mal
hautnah sehen wollten (Hauptbild)
The HR Giger museum, the perfect place
to see the Alien alongside many more of the
artist’s beautiful nightmares
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ne aus blitzendem Metall in einem lang gezogenen Schädel und
wirkt wie eine Verschmelzung von Lebewesen und Maschine. Auf
ähnliche Weise hat der 1940 im bündnerischen Chur als Hans Rudolf Giger geborene Künstler die Burg und sein Museum verschmolzen. Das jahrhundertealte Parkett ist bedeckt mit futuristischen
Schaltplänen aus Latex. An Wänden aus massiven Granitblöcken
hängen Bilder, auf denen Giger traumähnliche Szenen festgehalten
hat: endlose Schluchten einer menschenfeindlichen Welt und bizarre Wesen, die von Salvador Dalí oder Hieronymus Bosch inspiriert sein könnten. Wie Fotos aus einer anderen Wirklichkeit wirken
die riesigen Gemälde und allein durch ihre schiere Größe – viele bedecken ganze Wände – ziehen sie den Besucher geradezu in diese
parallele Welt hinein. Als Giger 1996 erstmals mit seinen Museumsplänen an den Stadtrat von Gruyères herantrat, plante er noch eine
Schlossbahn: eine futuristische Geisterbahn, die den Besucher auf
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verschlungenen Pfaden durch den Horror im Gemäuer führen
sollte. Daraus wurde aus baulichen Gründen nichts. Doch verschlungen sind die Pfade heute dennoch. Dunkle Treppenaufgänge,
labyrinthartige Sackgassen und versteckte Gänge machen den
Rundgang zum Abenteuer. Zwischen den Bildern stehen Skulpturen, lebensgroß und bedrohlich wirkend. Giger erhielt 1980 für
den Film Alien den Oscar Filmpreis, der auch zu sehen ist. Im Obergeschoss ist eine Art stählerne Schleuse zu einer anderen Welt
montiert, daneben prangen auf der gekalkten Wand noch Intarsien
aus dem Mittelalter. Wenn Aliens auf der Erde landen und ein
Schloss übernehmen würden, so sähe es vermutlich aus.
Zum Absacker geht man vom Museum direkt in die Alien-Bar
auf der anderen Seite des Burgtors. Seinen Kafee genießt man
dort mitten in der Kulisse des Alien-Filmsets: Stühle, deren
Struktur ebenso an monströse Rippenbögen erinnert wie die
grottenartige Decke und Tische, deren Beine aus Totenschädeln
geschnitzt zu sein scheinen. Zum Alien-Kafee werden Baisers gereicht und ein Glas Grande Gruyère, der örtliche Likör. Damit
kann man die Gänsehaut vertreiben, und dann geht es wieder hinaus, zurück ins verschneite Winterwunderland. In den anderen
Flügeln des Châteaus warten Kobolde, Ritterrüstungen und eine
beeindruckende hölzerne Tafel, an der schon Artus mit seiner
Runde gesessen haben könnte. Das Märchen ist noch nicht vorbei.
INFOS
HR Giger Museum; Di-Fr 13-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr; hrgigermuseum.com
La Maison du Gruyère (Schaukäserei): lamaisondugruyere.ch
GERMANWINGS FLIEGT VON
Berlin-Tegel, Düsseldorf und Hamburg nach Genf
Dort beginnt das dunkle
Reich von HR Giger, der
Schöpfer des Aliens im
gleichnamigen Film
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CHEESE, ALPS AND ALIENS
Medieval Gruyères is a fairy tale Swiss village. But as in every good fairy
tale, there are monsters lurking
ars are not allowed in
this Alpine spot.
Visitors usually arrive
via the train that winds along
Lake Geneva, through the
Lavaux vineyards and upwards
into the Alps. And with good
reason, since it’s one of
Switzerland’s most beautiful
rail routes. The last leg of the
journey is a short walk up to the
medieval small town with the
castle of Gruyères towering
above. The Count of Gruyères
finished it in 1282 – and time
seems to have stood still ever
since. Historic houses stand
aslant around the market
square. A fountain stands in
the centre with a tiny church
behind it. The jagged mountains rise out of the surrounding green hillside, the ultimate
Heidi idyll – if it weren’t for the
side wing of the castle.
Fairy tale Switzerland
quickly enchants visitors.
Regional specialities served in
the town’s comfortable taverns
include leg of lamb with local
Büschelibirne (caramelised
pears) and cuchaule, a saf roncoloured brioche topped with
local cheese and sweet-sour
Bénichon mustard. Delicate
bricelets (thin, crisp wales) of
finely rolled pastry are for dessert along with mouthwatering
meringues and simple yet luxurious blueberries served with
the celebrated Gruyères double
cream. As well as the local wine,
of course. Farmers have always
C
In Gigers Museum gibt es jede Menge
Zeichnungen von allen möglichen
gruseligen Gestalten zu sehen
HR Giger’s Alien and its cousins feature
in many of the images in Gruyères Castle
Gruyères is the ultimate Heidi idyll
– if it weren’t for the side wing
of the castle
enjoyed the good life in this part
of Switzerland, in the Alpine
foothills of Freiburg canton.
The name Gruyères comes from
the French la grue, meaning
‘crane’. The white bird symbol
against a red background can be
spotted on buildings and flags.
Gruyère cheese is almost
more famous than the town
itself thanks to the creamy,
locally produced milk used to
make it. Even French cheeselovers consider this the quintessential Swiss cheese, despite
its lack of holes. Gruyère
cheese was fi rst documented
back in the 10th century. Like
wine, it bears the ‘controlled
place of origin’ stamp. Experts
at La Maison du Gruyère give
daily demonstrations of the art
of making their tasty product.
Milk delivered twice daily by
local farmers is heated up in
huge vats and processed before
visitors’ eyes. The finished
cheeses are taken to the cellar
where they ripen in the cavelike atmosphere. It takes at
least five months and sometimes an entire year for
Gruyère cheese to mature. This
visitor-friendly dairy is close to
numerous Alpine walking
routes that were traditionally
used for carrying milk and
cheese down to the valley. In
winter, the walk along the path
leading up the nearby Moléson
mountain is best attempted
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wearing snowshoes. which can
be hired in the village.
Standing 2,002m high, the
Moléson has everything a
winter sports enthusiast could
desire. All abilities are catered
for with 30km of pistes plus
ski lifts and a cable car. The
village of Moléson-surGruyères has gentle beginners’ slopes as well as a free
mini ski lift. Toboggans are
another speedy mode of
descending the Moléson. A
4km toboggan run slides
down to the village past forests and wildlife. This is a
family-friendly spot where
teenagers can also get their
adrenalin kicks. The snow
park is a snowboarders’ paradise. When the cold starts to
bite after a couple of hours on
the piste or park, it’s time for
an alfresco hot cheese fondue.
Small wooden huts serve
‘moitié-moitié’ fondues of half
Gruyère, half Vacherin
cheese. Delicious.
Yet the narrow alleyways
from Gruyères market square
to the castle gate seem to lead
into another, darker world.
Here the nightmare begins. A
half-human, half-machine
steel monster with daggerlike spikes guards the castle’s
side entrance. And a sharpclawed dragon looms overhead, poised to strike from the
skies. These sculptures sound
an initial warning. For behind
the castle gate lies the dark
domain of Swiss Surrealist
HR Giger, who created the
Alien in Ridley Scott’s film of
the same name.
There’s not much of the
Heidi idyll here. Gleaming
metal fangs protrude from an
inhuman, elongated skull of
solidified quicksilver. This is
the extraterrestrial predator
that quickly finished of a
spaceship crew in the fi rst Alien
fi lm. It’s a terrifying sight, a
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Giger calls his unsettling mix of organic
and machine forms ‘biomechanics’
fusion of creature and
machine. It was created by
Hans Rudolf Giger, who was
born in the Swiss city of Chur
in 1940. The artist had a similar
act of fusion in mind for the
mountain and his museum.
Centuries-old flooring creaks
under the weight of futuristic
latex concoctions. Depictions
of Giger’s nightmares adorn the
solid granite walls. His misanthropic world and its bizarre
creatures inhabit a reality
somewhere between Salvador
Dalí and Hieronymus Bosch.
The pictures look like photos
from another dimension,
transporting visitors to an
alternative reality by their
sheer scale. Many of them
cover entire walls.
When Giger approached
Gruyères town council with his
museum plans in 1996 he also
envisaged a castle train. It was
to be a futuristic ghost train to
carry visitors along the concealed pathways through the
ruins’ hidden horrors. The
train was vetoed on practical
grounds but the pathways
remain. Dark staircases, hidden hallways and labyrinthine
corridors turn a visit into an
adventure. Life-sized sculptures threaten from between
the pictures. The original Alien
is on show alongside the Oscar
that Giger won in 1980 for creating it. The castle’s top floor
harbours what looks like a steel
gateway to another world. It
stands in stark contrast to the
centuries-old wall decor
nearby. This is how it would
look if aliens landed on Earth
and took over a castle.
The castle’s Alien Bar is a
suitably spooky spot for
refreshments. Cofee is served
among Alien fi lm set paraphernalia. Chairs resembling monsters’ ribs stand next to table
legs seemingly carved from
skulls under a cave-like ceiling.
An ‘Alien Cofee’ includes
meringues and a glass of the
local Grande Gruyère liqueur.
There’s time for one last shudder before heading back out to
the snow-covered winter wonderland. The castle is also home
to tapestries and knightly
armour, together with an
impressive wooden table where
Arthur and his knights could
well have sat. This fairy tale at
least has a happy ending.
INFORMATION
HR Giger Museum
Open Tues-Fri 1pm to 5pm; Sat/Sun
10am to 6pm
www.hrgigermuseum.com
Chateau de Gruyères
Open daily 10am to 4.30pm
www.chateau-gruyeres.ch
La Maison du Gruyère
(visitors’ dairy)
Open daily 9am to 6pm, cheese
demonstrations from 9am to 11am
and from 12.30 to 2.30pm
www.lamaisondugruyere.ch