DAS DEKANAT ALTDORF
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DAS DEKANAT ALTDORF
DAS DEKANAT ALTDORF (Eine kulturgeschichtliche Beschreibung) Zum Gebiet des Dekanats Durch die Gebietsreform von 1972 wurde aus den Landkreisen Lauf, Hersbruck und Nürnberg der Großlandkreis „Nürnberger Land“ geschaffen, der flächenmäßig nahezu deckungsgleich ist mit dem Herrschaftsgebiet der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. Neben den vielen Vorteilen des neuen Landkreises besteht allerdings ein Problem: Der südliche Teil um Altdorf und entlang des Schwarzachtals ist landschaftlich-geographisch vom nördlichen Teil abgetrennt durch die Ernhofer Höhe, den Nonnenberg, den Moritzberg und den Lorenzer Reichswald. Das Altdorfer Land und das Einzugsgebiet der Schwarzach sind vom Moritzberg im Norden bis zum Dillberg im Süden eine eigenständige Landschaft. Das Dekanat Altdorf entspricht ziemlich genau seit alters dieser Landschaft! Zur historischen Entwicklung Aus dem hohen Mittelalter sind uns aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im sogenannten „Gundekarianum“ Hinweise überliefert, die eine gewisse Organisation der Kirchenprovinzen erkennen lassen. Bischof Gundekar II. von Eichstätt (1057 – 1075) ließ eine Liste von Kirchen anlegen, die er in seiner Amtszeit geweiht hatte. Sicher nicht nur aus persönlichen Gründen, sondern vor allem auch deshalb, um das Bistum Eichstätt von der aufstrebenden Bamberger Diözese abzugrenzen. In dieser Liste werden aus unserer Gegend die Kirchen von Engelthal/Suinahe, Offenhausen, Grünsberg, Schönberg, Ottensoos und Hagenhausen genannt.1 In diesen Regesten wird dann am 12. November 1129 Altdorf erstmals urkundlich erwähnt. Das erste Zeugnis eines Amtsbezirkes bzw. einer Parochie ist uns in der Stiftungsurkunde Kaiser Ludwigs des Baiern für das Kloster Pillenreuth vom 12. Juli 1345 überliefert: „… Pillenreuth, …. Innerhalb des Gebietes der Pfarrkirche zu Altdorf mit Zustimmung des Pfarrers dieser Pfarrkirche errichtet … „2 Das Siegel dieses Pfarrers Henricus trägt noch die Umschrift „Veri Pastoris Ecclesie in Rasche“, denn vor 1345 war Rasch „vor Alters die Mutterkirche (Parochialkirche) von Altdorf, und dieses, nebst Leimburg, Mögeldorf, Feucht und Kornburg waren ihre Töchter“. 3 Wenige Seiten später beschreibt Will dann recht ausführlich das Altdorfische Dekanat oder Ruralkapitel: „ Daß Altdorf zur Bischöfflich-Eichstättischen Diöces gehöret habe, ist aus dem, was bisher erzehlet worden, nicht nur abzunehmen, sondern auch sonst wohl bekannt. Diese 1 Franz Heidingsfelder (Hg.), Die Regestern der Bischöfe von Eichstätt, Gesellschaft für Fränkische Geschichte, VI. Reihe, Erlangen 1938, S. 85 2 Heinrich Wich, Geschichte von Kloster Pillenreuth …, Nürnberg 1925, S. 86 3 Georg Andreas Will, Geschichte der Landstadt Altdorf, Altdorf 1796, S. 220 Diöces wurde in 10 Dekanate, oder Rural-Kapitel, abgetheilet, unter welchen das Altdorfische eines mit von von den beträchtlichern war. Es begrif, ausser der Stadt Altdorf selbst folgende Orte: Alfeld, Erbach (vielleicht Eibach), Eschenbach, Eschenfelden, Ezelbanck (Ezelwang), Ezelfeld, Ferrieden, Feucht, Furenback (vermuthlich Förrenbach), Furnried, Gussenfried (ohne Zweifel Gustenfelden), Happurg, Henfenfeld, Illschwang, Katzwangen, Kornburg, Kurmreuth (vielleicht Kunreuth), Lautershofen, Leimburg, Mögeldorf, Neunkirchen, Offenhausen, Odensoos, Pfaffenhofen, Pommelsbrunn, Rasch, Rötenbach (bei St. Wolfgang), Schönberg, Schweizenlohe (ist wol Schwärzenlohe), Traunfeld, Vischbach, Vorchheim, Wendelstein.“ 4 So weit in Umrissen die Situation in vorreformatorischer Zeit. Eine große Zäsur, die auch kirchengeschichtlich nachhaltig war, bildet der Landshuter Erbfolgekrieg (1503/04) am Beginn der Neuzeit. Entgegen den Wittelsbacher Erbverträgen und dem Lehensrecht des Deutschen Reiches vermachte Herzog Georg der Reiche von Landshut-Baiern sein Land seiner Tochter Elisabeth und seinem Schwiegersohn Pfalzgraf Rupprecht. Die eigentlich erbberechtigten Münchner Herzöge klagten vor dem Reichsgericht, und König Maximilian I. verhängte über Elisabeth, deren Mann und ihrem Schwiegervater Kurfürst Philipp die Reichsacht. Es kam zum Krieg! Die Reichsacht vollzogen unter anderem auch der Markgraf von Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg. Letztere unter der Bedingung, daß alle von ihr eroberten Gebiete „für ewige Zeiten“ an Nürnberg fielen. Mit 3500 Söldnern und großem Geschütz wurde am 7. Juni 1504 das pfälzisch-baierische Lauf eingenommen, wenig später Hersbruck und am 23. Juni 1504 Altdorf. Das Herrschaftsgebiet der Reichsstadt Nürnberg war nun etwa deckungsgleich mit dem heutigen Landkreis Nürnberger Land. 5 Zwanzig Jahre später (und das sind die kirchenpolitischen Konsequenzen) führte Nürnberg am 5. Juni 1524 eine evangelische Gottesdienstordnung ein! 1528 beschloss die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach die Durchführung der Reformation, und in den Jahren 1542 und 1545 schlossen sich Pfalz-Neuburg und die Kuroberpfalz dem evangelischen Glauben an. 6 Schon 1527 wurde in Altdorf durch den Pfarrer Andreas Flamm aus Stöckelsberg die Reformation eingeführt und in der Folge auch in den anderen Landstädten der Nürnberger Herrschaft. Eine der frühen ordnungsstiftenden Einrichtungen der jungen Kirche waren die Kirchenvisitationen: Durch eine Abordnung von meist zwei Theologen und einem Protokollführer aus den größeren Städten wurden in der jeweiligen Gemeinde die Pfarrer, die Gemeindemitglieder und die Schüler meist in mehreren Tagen strengstens examiniert. Grundlage dieser Prüfung war der Kleine Katechismus. Eine andere Art, das Kirchenregiment zu organisieren, waren die sogenannten Konsistorien, die oft mit einem Superintenden an der Spitze besetzt waren. In Nürnberg besorgten diese Aufgabe das Kirchenamt, Landalmosenamt, Landpflegamt und Spitalamt. 4 Gg. A. Will, Landstadt, S. 224 Vgl. Hans Recknagel, 500 Jahre Nürnberger Territorium, in: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Heft 1 2004, S. 777 f. 6 Vgl. Matthias Simon, Die Evangelische Kirche, Historischer Atlas von Bayern, Kirchl. Organisation, 1. Teil, München 1960, S. 4/5 5 „Aufgehoben wurde diese Stellung für die bedeutsamsten dieser Konsistorien durch die preußische Verwaltungsreform vom 3. Juli 1795. (…) Sie beseitigte diese … in ihrer Eigenständigkeit und gliederte sie völlig der staatlichen Verwaltung ein. Bayern Übernahm dann einfach diese neue Stellung der Kirchenleitung.“ 7 Doch zurück zur Kirchenvisitation von 1560/61! Zunächst wurde der Pfarrer geprüft, was seine Kenntnisse in der neuen Glaubenslehre, seine Amtsführung und seine Bibliothek anging. Am zweiten Tag wurde in der Kirche ein „Examen publicum“ abgehalten, in dem die Pfarrer eine Probepredigt abhielten. Besonderer Wert wurde aber auch auf die Katechismus-Kenntnisse der erwachsenen Gemeindeglieder und der Schulkinder gelegt. 8 Am Montag, den 22. September 1561, steht im Visitationsprotokoll: „Am Nachmittag hat man die bürgerschaft, von jungen and alten zu Altdorf, in der kinderlehr auch examiniert. Ist der mehrer theils wol, aber eines theils und sönderlich von den alten übel bestanden.“ 9 So erfolgreich die Reformation in der Mitte des 16. Jahrhunderts gerade auch in unserem Gebiet war, so große Einbußen musste sie im 17. Jahrhundert in der Zeit der Gegenreformation und des 30-jährigen Krieges hinnehmen. Das Herzogtum PfalzNeuburg mit der Residenz Sulzbach wurde rekatholisiert und vor allem auch unter dem jüngst erhobenen Kurfürsten Maximilian I. von Baiern die Kuroberpfalz mit Pyrbaum, Neumarkt und Amberg. Um die Verwirrung im Süden des Altdorfer Landes noch zu steigern, gehörte ein schmaler Landstrich um Burgthann dem Markgrafen von Ansbach. Nach der Regel „Cuius regio, eius religio“ entstand dann später in den Grundzügen das Altdorfer Dekanat. Die zweite große Zäsur in der Geschichte Mittelfrankens war die Einverleibung von großen Teilen Nordbayerns in das frischgebackene Königreich Baiern. Am 15. September 1806 wurde das „Besitzergreifungs-Patent“ verkündet: „Da unserem Königreiche mit Eigentum und Souveränität die bisherige Reichsstadt Nürnberg und ihr Gebiet zugeteilet, so haben Wir in Gemäßheit … beschlossen, den Besitz gedachter Gebiete nach herkömmlicher Form ergreifen zu lassen, und unsere königliche Regierung über dieselbe hiemit wirklich anzutreten. “ Die freie Reichsstadt Nürnberg verlor ihre Selbstständigkeit und Souveränität und ihr Territorium. Sie blieb eine bayerische Provinzstadt, und es blieben der Stadt und dem Land der evangelische Glaube. Immanuel Niethammer, der sich um die bayerische Kirchenverfassung besonders verdient machte, schlug schon am 12. Dezember 1806 dem König die Errichtung von Dekanaten vor. Am 8. September 1808 wurde bei dem von Montgelas mitverwalteten Ministerium des Innern eine Sektion der kirchlichen Gegenstände geschaffen. Der König übte durch sein Generalkonsistorium, dem die Konsistorien nachgeordnet waren, seine Kirchengewalt aus. Das in 15 Kreise gegliederte Gebiet wurde am 17. März 1809 in die sechs Generaldekanate Ansbach, Augsburg, Bamberg, München und Ulm 7 Matthias Simon, Die Evangelische Kirche, S. 24. Vgl. Gerhard Hirschmann, Die Kirchenvisitation im Landsgebiet der Reichsstadt Nürnberg 1560 und 1561, Neustadt/Aisch 1994, S. 17. 9 Gerhard Hirschman, Die Kirchenvisitation …, S. 189 8 eingeteilt. 1810 wurden die 15 Kreise auf neun reduziert und die sechs Generaldekanate auf vier in Ansbach, Bayreuth, Regensburg und München. 10 In der zweiten Beilage zu dem Titel IV, § 9 der Verfassungsurkunde des Königreichs heißt es zur Verfassung des Protestantischen Kirchen-Regiments: § 1 Das oberste Episcopat und die daraus hervorgehende Leitung der Protestantischen innern Kirchen-Angelegenheiten soll künftig durch ein selbstständiges Ober-Consistorium ausgeübt werden …. § 2 Dasselbe besteht: a) aus einem Präsidenten des Protestantischen Glaubens-Bekenntnisses; … b) aus vier geistlichen Ober-Consitorialräthen, unter welchen Einer der reformierten Religion ist; (…) § 6 Die bisherige Verfassung der Districts-Dekanate und Districts-Schul-Inspectionen, so wie der übrigen Mittelorgane wird beybehalten. § 7 Zur Handhabung der Kirchen-Verfassung soll in jedem Decanate eine jährliche Visitation, und am Decanats-Sitze jährlich eine Diöcesan-Synode gehalten werden. 11 Das Altdorfer Dekanat beschreibt Matthias Simon in seinem verdienstvollen Werk „Die Evangelische Kirche“ wie folgt: 12 „ Das bayerische Dekanat Altdorf wurde am 7. Dezember 1810 errichtet mit den früher nürnbergischen Pfarreien Altdorf, Altenthann, Engelthal, Entenberg, Feucht, Fischbach, Leinburg, Offenhausen, Rasch und der früher ansbachischen Pfarrei Oberferrieden. Davon kam Engelthal am 25. Januar 1869 und Offenhausen am 1. April 1901 weg zu Hersbruck. Eismannsberg wurde am 4. September 1879 von Pyrbaum zu Altdorf geschlagen. 1959 kamen nach Errichtung dazu Altenfurt und Schwarzenbruck. Kons.: 1810 GD Ansbach, 1818 Kons. Ansbach, 1921 KK. Ansbach, 1934 KK. Nürnberg.“ Hans Recknagel 10 Matthias Simon, Die Evangelische Kirche, S. 28-30 Verfassungs-Urkunde des Königreichs Baiern, 1818 12 Matthias Simon, Die Evangelische Kirche, S. 176 11 Die einzelnen Pfarrgemeinden im Dekanat Altdorf Altdorf - Die Laurentiuskirche Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist die ev. Laurentiuskirche mit ihrem 44 m hohen Glockenturm. Auch die erste urkundliche Erwähnung Altdorfs von 1129 nennt einen Geistlichen, nämlich „Marquardus de Altorf“. Wahrscheinlich war seine Kirche eine sogenannte Eigenkirche des Königsgutes, die dem Hl. Martin geweiht war. Die Mutterkirche bzw. die Urpfarrei des damaligen Kirchensprengels war die Kirche von Rasch. Erst 1345 wird die Altdorfer Kirche als Parochialkirche erwähnt. Aus verschiedenen Quellen ist das Jahr 1407 für den Bau einer Basilika in Altdorf verbürgt. Auf einem Rollbild von 1575 ist diese Basilika mit relativ kleinen Fenstern im Hauptschiff und den beiden Seitenschiffen abgebildet. Im Giebel des Hauptportals soll eben die Jahreszahl 1407 gestanden haben. Von dieser spätgotischen Basilika, in die 1693/94 eine Empore eingebaut wurde, sind nur der Chor und drei Sandsteinfiguren, nämlich Christus an der Martersäule, Petrus und der Hl. Laurentius erhalten. 1493 stiften und erneuern die Stadt und ihre Bürger eine „ewige Messe“ , die mit vielen Grundstücken ausgestattet war und aus deren Einnahmen der Unterhalt der Kirche und der Geistlichen bestritten wurde. In dieser Stiftungsurkunde wird auch eine Martinskapelle „auff dem kirchhoff“ rings um die Kirche erwähnt. Wahrscheinlich die Kapelle des Marquardus de Altorf! 1527 wird auch in Altdorf, das ja seit 1504 zur Reichsstadt Nürnberg gehörte, die Reformation eingeführt. 1753 wurde das Langhaus der alten Basilika abgerissen und in zwei Jahren das neue Kirchenschiff mit hohen Fenstern und zweigeschossigen Emporen im spätbarocken klassizistischen Stil errichtet. Es entstand eine typische Universitätskirche mit einem entsprechend großen Platzangebot. Die Studenten saßen auf den Emporen unter der Aufsicht der Professoren, die mit dem Rektor auf der unteren Westempore ihren Platz hatten. Der Sitz des Rektors war durch einen Baldachin mit dem Reichsadler und den beiden Nürnberger Wappen hervorgehoben. Davor war eine Wappenkartusche angebracht, wieder mit den Wappen der Reichsstadt und vieler Patrizier, die den Neubau mitfinanziert hatten. Die vermutlich heizbaren Logen vor dem Chor waren für die Frauen der Professoren und für die Familie des Pflegers reserviert. Er selbst, als der oberste Repräsentant des Landesherren, saß in der Herrschaftsloge an der Nordseite des Chores gegenüber der Kanzel. Der festlich strahlende Charakter dieses Raumes wird durch einen prächtigen Orgelprospekt auf der 2. Westempore unterstrichen. Hervorzuheben sind noch die Epithaphien vieler Professoren und der Taufstein aus sogenanntem Altdorfer „Marmor“, den Johann Friedrich Bauder 1754 gestiftet hatte. 1893 – 1896 und 90 Jahre später, 1983 – 85, wurde diese Kirche jeweils von Grund auf restauriert. Hans Recknagel Die Magdalenenkirche Die heutige Magdalenenkirche an der SW-Ecke des Friedhofs mit hohen Rundbogenfensters, zwei großen Seitenportalen und einem Dachreiter mit geschweifter Haube und Laterne wurde zwölf Jahre vor der Laurentiuskirche in den Jahren 1741/42 ebenfalls im spätbarocken Stil erbaut. Durch die hohen Fenster ist der Innenraum sehr hell, ja freundlich. Eine umlaufende Empore auf hohen, blaugrau marmorierten Holzpfeilern gliedert den Raum sehr vorteilhaft. Einzigartig im weiten Umkreis ist der Kanzelaltar an der Ostseite: Über dem Altartisch befinden sich der Korb und der Schalldeckel der Kanzel, die von Prof. Fichtner († 1729) gestiftet wurde. Über der Kanzel ist in die Empore die Orgel eingebaut mit einem dreiteiligen Prospekt. Neben den vielen Epitaphien ist das Marmorepitaph des Mediziners und Paläontologen Joh. Jac. Baier hervorzuheben († 1735). Der Friedhof selbst wurde auf Anordnung des Nürnberger Rats vom 8. Februar 1527 vom Vorplatz der Laurentiuskirche vor das Untere Tor verlegt. Ein Puschner-Stich von 1718 zeigt nur liegende Grabsteine, eine Grufthalle und eine kleine Rundkapelle. Ein übermannsgroßer Bildstock aus der Zeit um 1450 ist wahrscheinlich bei der Anlage des neuen Friedhofs hierher versetzt worden. Zwei große Reliefs an der Westund Ostseite stellen die Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes dar und die Heiligen Nikolaus und Katharina. An den Schmalseiten des Bildstocks stehen zwei stark beschädigte Figuren. Die eine Gestalt ist unschwer am Diakonenhemd als Hl. Laurentius zu identifizieren, die andere ist vermutlich der Hl. Martin, dem ja auf dem alten Friedhof um die Laurentiuskirche eine Kapelle geweiht war. Noch heute kann man in der sogenannten Grufthalle und an der Friedhofskirche die Gräber und die Epitaphien vieler Professoren der ehemaligen Universität finden, z.B. von Joh. Christoph Wagenseil, von Mauritius Hoffmann, von Friedrich Tresenreuther, das von einem sehr schönen schmiedeeisernen Gitter umgeben ist, die Gräber von Christoph Gottlieb Schwarz, Joh. Nikolaus Weiß und Joh. Andreas Sixt in einem kleinen Mausoleum und von Joh. Friedrich Bauder und Joh. Georg Amberger. Hans Recknagel Altenthann - Kirche St. Veit Bis etwa 1280 saß das mächtige Ministerialiengeschlecht der Herren von Thann auf ihrer Burg in Altenthann. Schon zuvor hatten sie begonnen, auf dem nahe gelegenen Göckelsberg an der Schwarzach eine größere Burganlage zu erbauen. Im alten Stammsitz soll in einem der Türme eine Nikolauskapelle eingerichtet worden sein. Am Sonntag vor St. Veit 1464 wurde eine Messe zum Unterhalt der Kirche und des Geistlichen gestiftet. Diese Stiftung ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung der Kirche und St. Veit ihr neuer Schutzpatron. 1535 erwirbt der Nürnberger Patrizier Paulus von Grundherr das Dorf und die Kapelle, 1563 wird die Reformation eingeführt und Altenthann zur Filialkirche von Altdorf erhoben – die Pfarrer wohnen bis 1993 in Altdorf - und 1693 erhalten die Herren von Grundherr das Patronatsrecht, das sie bis zum Jahr 2000 wahrnahmen. Einen gewissen architektonischen Einschnitt bildet das Jahr 1697, in dem St. Veit vom alten Ostturm bis zur Kanzel abgerissen, erweitert und um eine zweite Empore an der Nordseite erhöht wird. Der Kanzelkorb mit den vier Evangelisten und ihren Symbolen gegenüber stammt aus der Bauzeit wie auch der Altar mit einer Kreuzigungsgruppe. In der Predella aus dem frühen 16. Jahrhundert ist das Abendmahl dargestellt. An der Südwand ist ein sogenannter dreiflügeliger Gedächtnisschrein der Anna Helena von Grundherr angebracht (1759): In der Mitte ein langer lateinischer Text, die Seitenflügel von Joh. Justin. Preisler zeigen einerseits die Verstorbene mit ihren drei Stiefkindern und andererseits, wie sie von einem Engel zum Himmel geleitet wird; gleichsam eine evangelische Himmelfahrt Mariens! Martin Simon Friedrich von Grundherr, Hans Recknagel Burgthann - Johanniskirche Die Einwohner von Dorf Burgthann waren je nach Landes- oder Grundherrn anfangs nach Altdorf oder Oberferrieden eingepfarrt und beerdigten dort auch ihre Verstorbenen. Lediglich die Bewohner der Burg hatten einen eigenen Kaplan. Ab 1610 gingen die Burgthanner in die Kirche von Altenthann, doch es kam immer wieder zu Streit und Unfrieden, vor allem zwischen den verschiedenen Pfarreien. Dieser unbefriedigende Zustand führte 1922 zur Gründung eines Kirchenbau-Vereins. Im Oktober 1949 wurde als Zwischenlösung die Burgkapelle hergerichtet, in der alle 14 Tage abwechselnd Gottesdienst gefeiert wurde. Erst am 2. Juli 1961 konnte endlich die Johanniskirche eingeweiht werden. Die treibende Kraft dieses langwierigen Vorhabens war Pfarrer Theo Lodter. Der Innenraum ist als Zeltdach aus hellem Lärchenholz gestaltet. Doch nicht die Helligkeit ist das Beeindruckendste dieser Kirche: Auf der großen Giebelwand hinter dem Altar (60 qm) hat der Nürnberger Maler Kurt Kolbe ein riesiges Fresco mit Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. Im Zentrum des Bildes durch strahlendes Goldgelb hervorgehoben sitzt aufrecht Jesus beim letzten Abendmahl, ihm zugeneigt der Lieblingsjünger Johannes. Darüber befindet sich in etwas gedämpfteren Farben die Kreuzigung und im Giebeldreieck in leuchtendem Blau die Auferstehung Christi. In nuce der Kern unseres Glaubens! Hans Recknagel Eismannsberg - St. Andreaskirche Eismannsberg ist einer der Grenzorte, wo die drei Konfessionen und drei Landesherren zusammenstoßen: Im Hausvertrag der Wittelsbacher von Pavia aus dem Jahr 1329 wurde die Obere Pfalz den wittelsbachischen Kurfürsten von der Rheinpfalz, der sog. Unteren Pfalz, zugeteilt. 1505 fielen Eismannsberg und die Grafschaft Sulzbach mit Hilpoltstein an die „junge Pfalz“, nämlich Pfalz-Neuburg. Die verschiedenen Pfalzgrafen und Kurfürsten regierten oft nicht nur sehr kurz, sie gehörten auch den verschiedenen Konfessionen an. 1582/83 erreichte der Konflikt seinen Höhepunkt: Hagenhausen und die Oberpfalz mussten unter einem neuen Landesherrn calvinistisch bzw. reformiert werden. Eismannsberg, das ja zu Hagenhausen eingepfarrt war, gehörte zur evangelischen PfalzNeuburg! Die gebürtige Seckendorfferin Hedwig von Eyb schrieb an den Landesherrn Ottheinrich II. einen engagierten Brief, dass ihre Hofmark Eismannsberg doch evangelisch-lutherisch bleiben solle. Zugleich schlug sie den evangelischen Pfarrer Christoph Günther, der aus Hagenhausen vertrieben worden war, als Pfarrer vor. Außerdem verpflichtete sie sich, die Andreaskapelle zur Kirche auszubauen. Von 1656 bis 1961 wird sie als Simultankirche genutzt, und im frühen 18. Jahrhundert wagte man sich an einen Neubau. Am 4. September 1879 wurde die Pfarrei Eismannsberg dem Dekanat Altdorf eingegliedert und fast 20 Jahre später, am 29. März 1899, folgte die politische Eingliederung nach Mittelfranken. Christian Amon-Amonsen Hans Recknagel Entenberg - St. Peter und Paul Die älteste Kirche in unserem Dekanat ist St. Peter und Paul in Entenberg. Wie schon erwähnt, hat um 1072 Bischof Gundekar II. von Eichstätt hier eine Filialkirche von Offenhausen geweiht. Auch die zum Teil unregelmäßigen Sandsteinquader mit Zapfenlöchern dieser Chorturmkirche lassen auf ein hohes Alter schließen. Der dreigeschossige massive Turm ist über dem Chor erbaut. Deshalb ist das Chorgewölbe verstärkt und relativ niedrig. Im Schlussstein ist das Lamm Gottes eingemeißelt, das nicht nur die Last dieses Gewölbes trägt. Über dem Chorbogen eine Wappenkartusche der Reichsstadt und des Patriziats als Zeichen der Zugehörigkeit zu Nürnberg. Das Altarbild von dem Hersbrucker Maler Joh. Christoph Reich (1731) zeigt die Verspottung und Dornenkrönung Jesu, ein recht seltenes Motiv Hans Recknagel Feucht - St. Jakob Das ehemalige Zentrum des Zeidelwesens im Reichswald war vom Kaiser mit vielen Privilegien ausgestattet bis hin zur eigenen Gerichtsbarkeit. Und die Jakobskirche, zwischen 1182 und 1195 von Bischof Otto von Eichstätt als Filialkirche von Leinburg geweiht, gehört mit zu den ältesten Kirchen des Dekanats. Ein Charakteristikum der viergeschossigen Chorturmkirche sind die Scharwachttürme. Das Langhaus wurde 1849/50 neu errichtet und zugleich erweitert. Im August 1943 wurde St. Jakob durch einen Fliegerangriff völlig zerstört und erst 1951 wieder aufgebaut. Der Innenraum bekommt durch das Tonnengewölbe und durch die Holzempore einen anheimelnden Charakter. Gekrönt aber wird der Raum durch die Auferstehung Christi, ein großes Fresco des Nürnberger Malers Kurt Busch (1959). Hans Recknagel Leinburg - St. Leonhard Die Leinburger Kirche hat unter den Kirchen des Dekanats am schlimmsten unter den Schicksalsschlägen der Geschichte gelitten. Im Jahre 1308 wird eine Kapelle als Filiale von Rasch erwähnt. Rupprecht, Pfalzgraf beim Rhein und späterer Kaiser, hat 1393 die Wehrkirche von Leinburg zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Durch Pfarrer Ebner wurde hier sehr bald nach Nürnberg die Reformation eingeführt. Im 2. Markgrafenkrieg der Reichsstadt mit Markgraf Albrecht Alcibiades 1552/53 wurde die Kirche fast völlig zerstört, 1633 entstand großer Schaden und 1659 zerstörte eine Feuersbrunst das Dach der Kirche. Doch der größte Schicksalsschlag folgte am 30. März 1944, als bei einem Fliegerangriff der Ort selbst und vor allem das Langhaus der Kirche durch Brandbomben völlig zerstört wurden. Lediglich der Turm blieb unversehrt. Doch die Leinburger gaben niemals auf! Bis 1954 haben sie die Kirche wieder aufgebaut. Tritt man durch das Nordportal in die Kirche ein, ist man überrascht von der Helligkeit des Raumes und der Farbenpracht der drei großen Fenster der Südseite. Ortrud Thieg-Kartosch hat von 1986 bis 1990 die Geburt Christi, die Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes fast expressiv und doch gegenständlich dargestellt. (s. nächste Seite) Stephanie Wittmann, Hans Recknagel Penzenhofen - Johanniskirche Das Filialkirchlein von Altdorf wurde um 1400 erbaut und Johannes dem Täufer geweiht. Für eine schlichte Dorfkirche fällt vor allem der schlanke und hohe Westturm auf, den im Kranzgeschoß ein Fachwerk schmückt. 1691 wurde die Kirche renoviert und an der Nord- und Westseite eine Empore eingebaut. Der Altaraufsatz, Christus am Kreuz, wurde vom damaligen Altdorfer Pfleger gestiftet und Johannes und Maria unterm Kreuz sollen aus der Altdorfer Laurentiuskirche stammen. Die beiden Figuren (1520) wurden 1975 geraubt, und der Altdorfer Bildhauer Ludwig Manz hat sie nach den Originalen neu geschnitzt. Eine weitere Beziehung zu Altdorf hatte das Kirchlein zur Altdorfer Universität: Die Theologiestudenten machten hier unter der Aufsicht eines Professors ihre ersten Versuche im Predigen. Hans Recknagel Postbauer-Heng - Martin-Luther-Kirche Eine der jüngsten Kirchen in unserem Dekanat wurde am 4. Advent 1998 in PostbauerHeng eingeweiht. Nach weiteren fünf Jahren auch der Turm, der wie ein Campanile etwas abseits von der Kirche steht. Über dem quadratischen eingeschossigen Bau erhebt sich ein pyramidenförmiger Dachstuhl. Die Spitze dieser Pyramide ist aus Glas und dadurch und durch die großen Fenster ist der Raum lichtdurchflutet. Durch die Fülle des Lichts erhalten auch der farbenprächtige Altar und das große Osterkreuz über dem Altar eine besondere Leuchtkraft. Hans Recknagel Rasch St. Michael Die Kirche von Rasch ist dem Erzengel Michael geweiht, von dessen Kampf mit dem Drachen in der Offenbarung 12 berichtet wird. Er bedeutet den Sieg des Lichts über die Finsternis, den Sieg des Christentums über das Heidentum. Die Vorläuferin der Rascher Pfarrkirche entstand als Missions- und Taufkirche wohl bereits im 8. Jahrhundert, und zwar als sog. Feldkirche, die nicht zu einem bestimmten Ort gehörte. Ihr Sprengel erstreckte sich über das ganze Gebiet des südlichen Reichswaldes bis zur Pegnitz und Regnitz. Sie war Mutterkirche von Altdorf, Feucht, Kornburg, Leinburg und Mögeldorf. Im späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert erfolgte der Neubau der Kirche im romanischen Stil. Trotz mancher Renovierungen im Laufe der Jahrhunderte konnte sie ihr schlichtes Aussehen bis heute erstaunlich gut bewahren. Um 1350 verlor Rasch den Status der Mutterkirche an Altdorf. Im Jahre 1400 erwarb die Universität Heidelberg das Patronatsrecht. 1504 eroberte die Reichsstadt Nürnberg im Landshuter Erbfolgekrieg u.a. auch das Gebiet um Altdorf. Damit wurde auch Rasch nürnbergisch. 1525 führte die Reichsstadt die Reformation in ihrem Territorium ein. Ein Jahr später kaufte sie das Patronatsrecht der Universität Heidelberg um 2000 Gulden ab. Bis 1546 besaß Rasch eigene Geistliche, seit 1583 eigene, in Altdorf wohnende Vikare. 1689 wurde Rasch wieder eine selbstständige Pfarrei, aber noch bis 1818 wohnte der Pfarrer in Altdorf. 1819 erwarb die Kirchenstiftung den Rascher Herrensitz von den Familie Volckammer als Pfarrhaus. Die Lage auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Bergsporn, Wehrmauer und ein 1884 abgerissener Torturm lassen eine Wehrkirche vermuten. Der Altaraufsatz ist ein Flügelaltar, der 1861 aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt wurde. Die Flügel stellen links die Hl. Katharina und die Hl. Barbara, rechts die Hl. Maria Magdalena und die Hl. Margarete dar; sie entstanden um 1480/90 in einer Nürnberger Werkstatt. Seit 1480 beherbergte die Kirche zu Rasch eine spätgotische Madonna, die bei der Bevölkerung große Verehrung genoss. Die bemalte Holzfigur, eine Madonna auf der Mondsichel, auf dem linken Arm das Jesuskind, in der rechten Hand das Szepter haltend, ist eine wertvolle Arbeit aus dem 15. Jahrhundert. Nach der Reformation wurde es stiller um diese Wallfahrt zur wundertätigen Maria von Rasch. Mit der Gegenreformation lebte die Wallfahrt wieder auf. Am 22. Januar 1845 wurde die Madonna um 250 Gulden an die katholische Kirchengemeinde Berg verkauft, wo sie heute noch verehrt wird. Nördlich der Kirche steht die sogenannte Schäferkapelle. Über die frühe Baugeschichte, für die das Patrozinium St. Sighardus überliefert ist, gibt es keine archivalischen Nachrichten. Ihre Bauzeit wird im 14. Jahrhundert vermutet. Der gut erhaltene Taufstein deutet auf die rege Missionstätigkeit in der Umgebung hin. Bei Ausgrabungen in den 80er Jahren fand man im Innern der Kapelle eiserne Votivgaben, die die Schäfer für die Gesundung von Mensch und Tier gespendet haben. Gerhard Böck, Hans Recknagel Rummelsberg - Philippuskirche Um 1900 wählte man die unterschiedlichsten Stilrichtungen je nach Belieben aus den vergangenen Stilepochen aus, z. B. Neoromanik, Neogotik, Neobarock usw. Im Kirchenbau bevorzugte man oft den neoromanischen Stil: burgähnliche Gebäude mit massiven Wänden und Säulen und kleinen Fenstern unmittelbar unterm Dachstuhl. Die Rummelsberger Philippuskirche ist in diesem Stil erbaut. Sie wurde 1927 eingeweiht und von 128 Diakonen der Bruderschaft selbst gebaut. 128 Sterne in der Kassettendecke erinnern daran. Im Altarbild sind die ersten sieben Diakone der Urgemeinde dargestellt. Sie personifizieren zugleich die sieben Werke der Barmherzigkeit: Durstige stillen, Gefangene besuchen, Tote bestatten, Kranke heilen, Fremde beherbergen, Hungrige speisen und Nackte bekleiden. In der Mitte steht Philippus, der Patron der Kirche, mit einer Heilpflanze in der Hand. Hans Recknagel Schwarzenbruck - Martin-Luther-Kirche Das Fachwerk-Kranzgesims des Turms erinnert stark an die alte Michaelskirche in Rasch. Und tatsächlich war sie das Vorbild für die 1955 erbaute Schwarzenbrucker Kirche. Der Innenraum unterscheidet sich jedoch sehr von der Mutterkirche in Rasch: Das Tonnengewölbe ist vollkommen als Garten Eden ausgemalt, mit dem Lebensbaum und mit Adam und Eva. Im engen Chor stellt auf dem Altar ein Holzrelief das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen dar. Hans Recknagel Oberferrieden - St. Maria In den Jahren 1179 und 1186 wurde in päpstlichen Schutzbriefen erstmals eine „ecclisia zu varrieden“ erwähnt. Ob damit diese Kirche oder die in Unterferrieden gemeint war, ist nicht mehr sicher auszumachen, denn die unterschiedliche Bezeichnung der beiden Orte ist erst im Jahr 1335 verbürgt. Fundamente der Kirche, besonders des Turms, könnten also um die 800 Jahre alt sein. Die heutige Gestalt der Kirche stammt von einem großen Umbau im Jahr 1712/13. Ein Stein mit dieser Jahreszahl außen am Turm weist darauf hin. Von der ursprünglichen Ausstattung ist wenig erhalten geblieben. Dem von 1675 bis 1683 amtierenden Pfarrer Johann Hauck waren die Bilder, Epitaphien, Wappen u.a.m. ein Dorn ein Auge. Er ließ sie nach Unterferrieden bringen, wo sie im Laufe der Jahrhunderte verschollen sind. Noch vorhanden ist ein steinernes Grabdenkmal, das sich über dem Kerzentisch befindet. In ihm wird an die zwei Kinder derer von Schlammersdorf erinnert, die 1626 und 1629 gestorben sind. Darüber ist eine metallene Kartusche angebracht, die den Tod von Pfarrer Andreas Schmidt im Jahre 1685 ins Gedächtnis ruft. Unter dem Altarraum befanden sich einige Grüfte adliger Familien. Sie sind heute verfüllt. Der Altar stammt aus dem Jahr 1857. Er ersetzte einen Kanzelaltar, der 1800 eingebaut worden war und den ganzen Altarraum ausgefüllt hatte. Der heutige Altar ist im Stil der (Neo-)Renaissance gehalten. Im Zentrum der gekreuzigte Christus, links und rechts die Apostel Paulus (mit Schwert) und Petrus (mit Schlüsseln). Gekrönt ist der Altar mit einer Ostersonne, in der sich das Christusmonogramm befindet. Der Taufstein stammt vom Umbau 1712. Er wurde von einem Steinmetz aus Berching gefertigt. Über dem Chorbogen hängt ein Kruzifix, das der Schule von Veit Stoß zugerechnet wird. Die Orgel stammt aus dem Jahre 1901. Erbaut wurde sie von dem Nürnberger Orgelbaumeister Johannes Strebel. Sie hat 12 Register in romantischer Disposition. (1693 wurde erstmals eine Orgel in die Kirche eingebaut). Im Eingangsbereich hängen zwei Bilder des Altdorfer Zeichenlehrers Hohbeck (um 1834). Sie stellen die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon dar. Die Bilder waren früher lebensgroß und hingen rechts und links vom Altar. Später wurden sie verkleinert und fanden schließlich ihren heutigen Platz. Das Kirchenschiff ist 24 m lang und 12 m breit. 500 Menschen finden in ihm Platz, nur am Heiligen Abend reichen die Sitzplätze heute nicht aus. Früher musste man auch Stuhlgeld bezahlen. Dafür hatte man einen reservierten Platz. Ein Namenstäfelchen wies auf den Besitzer hin. Der Kirchturm ist 39 m hoch. In ihm hängen vier Glocken. Die älteste, die Marienglocke, stammt aus vorreformatorischer Zeit. Sie trägt die Inschrift des Ave Maria. Die zweitälteste Glocke wurde 1766 gegossen, die beiden anderen erst 1954. Die Kirche wurde in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges schwer beschädigt. Dabei wurde auch ein Fensterbild zerstört, das den guten Hirten darstellte. Volker Dörrich Unterferrieden - St. Maria Die dreiachsige romanische Chorturmkirche ist im 13. Jahrhundert erbaut worden und seitdem bis auf die Vergrößerung der Fenster nur geringfügig verändert worden. Auch das Baumaterial aus unregelmäßigen Sandsteinquadern mit Zangenlöchern weist auf diesen frühen Baustil hin. Etwas Besonderes und Einmaliges in unserem Dekanat sind die großartigen Fresken im Gewölbe und an den Wänden des Chors aus den Jahren um 1350: Bis zum Schlussstein, der mit dem Lamm Gottes geschmückt ist, ist das Gewölbe mit überlebensgroßen, ausdrucksstarken Symbolfiguren der vier Evangelisten bemalt, dem Engel, dem geflügelten Löwen, dem geflügelten Stier und dem Adler. Über dem Schlussstein, hat man dann noch den thronenden Christus gemalt, die Majestas Domini. An den Seitenwänden, es handelt sich ja um eine Marienkirche, befinden sich Szenen aus dem Leben Mariens. Ein Dorfkirchlein mit einem solchen Schatz! August Gebessler, Hans Recknagel