aktuellen Ausgabe

Transcription

aktuellen Ausgabe
02/2013
Duales System Deutschland GmbH
10 Start in ein
zweites Leben
17 Anpfiff für
sauberes Wasser
19 Reparieren
statt Wegwerfen
Erst einschalten,
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Inhalt
02
03
20
10
04 Editorial
05 Momentaufnahme
06 Kompakt
08studie
10TITEL
18
17
Fotos: Denis Allard/REA/laif; Kay Herschelmann; picture alliance/Newscom (Dong Naide); picture allaince/dpa (Marcus Brandt)
Start in ein zweites Leben: Die Wirtschaft hat Flugzeuge als Rohstoffquelle entdeckt.
Mit dem Projekt „More-Aero“ sollen künftig mehr Wertstoffe aus Flugzeugen recycelt werden.
16 IM FOKUS
Am Stuttgarter Flughafen stehen neue Behälter, in denen Pfandflaschen für
den guten Zweck gesammelt werden.
17 KÖPFE
Ex-Profi Benjamin Adrion sorgt mit Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. dafür,
dass Menschen in Entwicklungsländern sauberes Wasser bekommen.
18 International
20 Aus der Praxis
FRoSTA produziert nach einem selbstgestellten Reinheitsgebot und vertraut bei
seinen Verpackungen auf den Grünen Punkt.
24 SERVICE
26 NACHGEFRAGT
IMPRESSUM
Herausgeber: Der Grüne Punkt – Duales System
Deutschland GmbH, Frankfurter Straße 720–726,
51145 Köln
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Hillebrand
Lithografie: peters produktion, Erftstadt
Druck: das druckhaus, Korschenbroich
Titelfoto: Denis Allard/REA/laif
Redaktion:Norbert Völl, Martina Lützeler-Pauli;
[email protected]
Text, Gestaltung und Realisation: komm.passion
GmbH, Düsseldorf, www.komm-passion.de
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Editorial
Liebe Leserinnen
und Leser,
wie sieht die Rohstoffversorgung der Zukunft aus? Werden wir weiterhin
alles, was wir für die Produktion brauchen, unter enormem Aufwand und
mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt aus großen Löchern im Boden
fördern? Oder gelingt es uns, Ressourcen im Kreislauf zu halten und immer
wieder zu nutzen?
In Deutschland sind wir mit der Kreislaufwirtschaft schon recht weit
gekommen, Sekundärrohstoffe machen heute etwa 14 Prozent aller in der
deutschen Industrie eingesetzten Rohstoffe aus – Tendenz steigend. Urban
Mining nennt man das, die Stadt und ihre Mülltonnen als Bergwerk zu
nutzen, aus dem sich Metalle wie Eisen, Kupfer und Aluminium, aber auch
Kunststoffe, Glas und Papier fördern lassen.
Der Grüne Punkt als Vorbild, die Wertstofftonne als Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft: In
vielen Großstädten und Landkreisen haben Verwaltungen und duale Systeme bereits zusammen eine
Wertstofftonne eingeführt. Aber wie sollte eine Regelung für ganz Deutschland aussehen, wie sie eigent­
lich schon für die letzte Legislaturperiode angekündigt war?
Damit hat sich die Prognos AG in unserem Auftrag befasst und untersucht, welche Organisations­
modelle sich da empfehlen würden. Das klare Ergebnis: Die Wertstofftonne sollte privatwirtschaftlich
und im Wettbewerb organisiert werden. Das duale System bietet den Vorteil, dass es einen Player gibt,
der in der Lage ist, die unterschiedlichen Akteure über alle Stufen von der Einsammlung bis hin zur
Verwertung zu vernetzen. Klares Ergebnis aber auch: Der Dialog und die Abstimmung mit den
Kommunen sind unerlässlich, um vor Ort die für den Bürger beste Lösung anzubieten.
Wann die einheitliche Wertstoffsammlung kommt, ist derzeit allerdings schwer auszumachen. Deshalb fordern wir von der neuen Bundesregierung, schon jetzt die lange bekannten Schlupflöcher der
Verpackungsverordnung zu schließen und damit nicht bis zu einem Wertstoffgesetz zu warten. Die
Menge an Verpackungen, die am dualen System teilnimmt, wird immer geringer, obwohl die Mengen,
die wir vom Verbraucher einsammeln, eher ansteigen. Auch Handel und Industrie muss klar sein:
Wenn dieses System scheitert, wird die Politik ein neues einführen müssen. Zu erwarten wäre dann
eines ohne Wettbewerb und ohne Einflussmöglichkeit durch die Wirtschaft – dafür deutlich teurer.
Stefan Schreiter
Geschäftsführender Gesellschafter und CEO der
DSD – Duales System Holding GmbH & Co. KG
punkt_02/2013
Fotos: Andreas Teichmann/DSD GmbH; Stocktrek Images
Ihr
Momentaufnahme
04
05
Mondblick auf die Erde: So karg wie der Mond könnte unsere Erde
eines Tages auch aussehen – wenn die Menschen weiterhin über ihre
Verhältnisse leben. Jedes Jahr berechnet das Netzwerk „Globaler
Fußabdruck“ den Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung so viele
natürliche Ressourcen verbraucht hat, wie die Erde in einem Jahr bereitstellen kann. 2013 hat sie ihr Belastungslimit bereits am 20. August
erreicht, 133 Tage vor dem eigentlichen Jahresende. 1987 lag dieser
Tag noch Mitte Dezember.
punkt_02/2013
Share Economy gewinnt immer mehr Anhänger
Ob Bücherleihen in einer eigens
eingerichteten Box, Lebensmitteltausch oder die gemeinsame
Büronutzung – geteilt wird über
Online-Netzwerke und Initiativen,
die es vielen Städten gibt.
Geteilte Freud’ ist hip
Teilen, leihen, tauschen – während es vor 20 Jahren noch out war, die
Kleidung der älteren Geschwister aufzutragen, ist teilen heute in. Sha­
re Economy heißt der neue Trend. Für die Anhänger dieser Bewegung
sind Besitzen und Eigentum nicht wichtig. Stattdessen gewinnt die Idee
des gemeinsamen Nutzens von Gegenständen und Dienstleistungen
immer mehr an Bedeutung. Das schont nicht nur den eigenen Geldbeu­
tel, sondern auch Ressourcen und die Umwelt.
Die Zeiten, in denen noch galt: „Ich habe, also bin ich“, haben sich of­
fenbar geändert. Das ist zumindest das Ergebnis der aktuellen Studie
„Sharing Economy“ der Universität Lüneburg. Demnach hat jeder
zweite Deutsche bereits Erfahrungen mit alternativen Konsumformen
gemacht, knapp ein Viertel der Bevölkerung zählt zu den so genannten
Ko-Konsumenten. Sie teilen sich Autos, Musik und Bücher, Büroräume
und Elektrogeräte.
Geteilt und getauscht wird in Leihläden, die es inzwischen in zahl­
reichen Städten gibt, oder über Online-Netzwerke. Warum eine Bohr­
maschine kaufen, die fast die gesamte Zeit im Keller herumliegen wird?
Lebensmittel, die übrig geblieben sind, können Privatpersonen, Händ­
ler und Produzenten über die Plattform foodsharing.de kostenlos an­
bieten. Und auch bei den Konzernen ist Share Economy angekommen.
Die Autoindustrie beispielsweise ergänzt ihren Vertrieb, indem sie Car­
sharing anbietet.
Vor allem junge Städter beteiligen sich an diesem neuen Konsum­
trend. „Nicht nur Besitz und materielle Werte, sondern gute Sozial­
beziehungen und Umweltqualität sind für diese Menschen wichtig“,
sagt Prof. Harald Heinrichs von der Universität Lüneburg. Ob sich
Share Economy tatsächlich auf die Umwelt auswirkt, ist noch nicht
erforscht.
l
Erntereste werden für leistungsfähige Elektroden genutzt
Reis-Tech aus Korea
Reishülsen lassen sich für die Produktion von Hochleistungs­
akkus für Elektrogeräte und Autos recyceln. Das haben For­
scher des Korea Advanced Institute of Science and
Technology herausgefunden. Bisher vor allem
in der Herstellung von Düngemittel, Iso­
liermaterial und Treibstoff verwertet,
könnten die Erntereste künftig in der
Hightech-Industrie zum Einsatz
kommen.
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Aus den Hülsen lässt sich eine bisher in der Forschung einzig­
artige Form von Silizium gewinnen, mit dem leistungsfähige
Elektroden hergestellt werden können. Die Vorteile: Akkus
mit solchen Elektroden könnten ihre Ladekapa­
zität auch über Jahre hinweg aufrechterhal­
ten. Zudem gibt es den Rohstoff in Mas­
sen – 100 Millionen Tonnen Reishülsen
fallen jedes Jahr bei den weltweiten
Ernten an.
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kompakt
Fotos: picture alliance/dpa (Friso Gentsch; Wolfram Steinberg; Robert Schlesinger; Peter Kneffel); Oktay Ortakcioglu; picture alliance/dpa (Michael Kappeler); fotolia
Meisterschaft im
flaschensammeln
Bei der „Woche der Umwelt“ auf Schloss Bellevue
empfing Bundespräsident Joachim Gauck Yesil Çember.
Yesil Çember stärkt Integration und Umweltbewusstsein
Ökologie auf Türkisch
Knapp drei Millionen türkeistämmige Menschen leben laut Statistischem
Bundesamt in Deutschland, über die Hälfte bereits seit mehr als 20 Jahren.
Doch Umweltverbände haben Migranten als Zielgruppe bisher wenig im Fo­
kus. Entsprechend niedrig sind Interesse und Bewusstsein für Umweltschutz.
Gülcan Nitsch möchte mit ihrer Umweltorganisation Yeşil Çember („Grüner
Kreis“) das grüne Gewissen ihrer Landsleute wecken und gleichzeitig deren
Integration stärken. Dafür wurde sie 2010 von der Organisation Ashoka als
Sozialunternehmerin und 2011 vom Projekt „Land der Ideen – 100 Frauen
von morgen“ ausgezeichnet und erhielt jetzt den 1. Preis der Trophée de
Femmes der Foundation Yves Rocher.
Mit ihrer Initiative kämpft die geborene Berlinerin für grünes Bewusst­
sein bei den Türkeistämmigen in Deutschland. „Jeder hat Verantwortung,
jeder muss etwas tun, egal woher man kommt“, sagt Nitsch. Deshalb hat die
Diplom-Biologin niedrigschwellige, zweisprachige Aufklärungs- und Lern­
materialien zum Thema Umweltschutz entwickelt und inzwischen an mehr
als 10.000 Personen direkt verteilt. Rund 500 Informationsveranstaltungen
hat sie bislang durchgeführt, wie zum Beispiel den jährlich stattfindenden
„Türkischsprachigen Umwelttag“ in sechs deutschen Großstädten. Außerdem
initiiert sie Energie- und Umweltberatungen, denn vielen Migranten fehle das
Wissen, was sie konkret tun können. Mit ihren Beratungsangeboten können
türkische Familien, Unternehmen und Vereine lernen, wie sie zum Beispiel
Energie und damit auch Heizkosten sparen könnten. Die in Berlin gestartete
Initiative ist inzwischen in sieben Städten mit über 100 Ehrenamtlichen aktiv.
Das Ziel von Yeşil Çember ist, bis 2020 in 20 Städten vertreten zu sein und
eine Million Türkeistämmige zu erreichen.
l
Mehr Informationen unter www.yesilcember.eu
Die Sammelquote für PET in der Europä­
ischen Union ist deutlich gestiegen. 1,68
Millionen Tonnen sammelten die Europäer
im vergangenen Jahr, berichtet der inter­
nationale Branchenverband Petcore Euro­
pe. Das sind 5,6 Prozent mehr als im Jahr
2011 und umgerechnet rund 60 Milliarden
Flaschen. Die EU erreichte eine durch­
schnittliche Sammelquote von 52 Prozent
und liegt damit deutlich über der Mindest­
quote für alle Mitgliedsstaaten, die seit dem
Jahr 2008 bei 22,5 Prozent liegt. Aufgrund
des vermehrten Rücklaufs an Kunststoffverpackungen konnten Recycler laut Pet­
core Europe ihre Anlagen effektiver nutzen
und 80 Prozent ihrer Kapazitäten ausfüllen.
Nach wie vor sind der Fasern-, Folien- und
Flaschenmarkt die größten Abnehmer für
recyceltes PET.
l
Biogene Reststoffe
Wertvolle Randerscheinung
Wie lassen sich scheinbar wertlose Rest­
stoffe aus der Land- und Forstwirtschaft wie
Grünschnitt, Straßenlaub und Stroh wie­
derverwerten? Diese Frage steht im Mittel­
punkt des Pilotprojekts „Nutzung regionaler
Stoffströme“ (NureSt), das vom Forschungs­
institut ttz Bremerhaven gemeinsam mit
Partnern aus Wissenschaft, Verwaltung und
Wirtschaft umgesetzt wird.
Das Projektteam analysiert, wie biogene
Reststoffe – zum Beispiel als Biomasse aufbe­
reitet – von lokalen Betrieben und Haushal­
ten genutzt werden können. Als Pilotregion
für die Forschungsarbeit dient der nieder­
sächsische Landkreis Wesermarsch. Hier soll
eine Bioraffinerie die Stoffe als Energieträger
oder Industrierohstoff aufbereiten. Beglei­
tende Studien beleuchten das Konzept in den
drei Projektjahren auch unter Wirtschaftsund Klimaschutzaspekten. l
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06
07
„EINE
Vernünftige
Lösung
finden“
Europa will das Recycling stärken. Daher sollen seine Bürger in Zukunft
noch mehr Abfälle trennen. In Deutschland soll das die Wertstofftonne
leisten, in die der Verbraucher neben Verpackungen auch andere Abfälle aus Metall und Kunststoff geben könnte. Eine neue Studie hat jetzt
verschiedene Modelle untersucht, wie diese Wertstofftonne organisiert
werden könnte.
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Studie
A
b 2015 sollen überall in Deutschland Verpackungen zu­
sammen mit materialgleichen Wertstoffen gesammelt
werden: Quietscheente und Bratpfanne dürfen dann
zusammen mit Joghurtbecher und Suppendose in die Gelbe
Tonne. So steht es jedenfalls im Kreislaufwirtschaftsgesetz, das
2012 in Kraft getreten ist.
08
09
Engagierter Diskussionsteilnehmer:
Dr. Benjamin Bongardt, NABU-Referent
für Umweltpolitik
Ein überaus sinnvolles Vorhaben, gewinnt doch das Abfallrecy­
cling immer mehr an Bedeutung für die Rohstoffversorgung
der Wirtschaft. Während die Verpackungsentsorgung von den
Inverkehrbringern finanziert wird, gelten andere Abfälle aus
Plastik und Metall bisher als Restmüll. Dafür muss der Bürger
Müllgebühren bezahlen und er muss die Abfälle seiner Kommu­
ne überlassen.
Viele Städte und Landkreise haben sich mit dem dualen System
schon heute darauf geeinigt, die bestehende Verpackungssamm­
lung zu erweitern – Stadt oder Kreis übernehmen dann die Kos­
ten, die durch die Nichtverpackungen entstehen, erhalten aber
auch die Erlöse aus den Rohstoffen. Wie aber organisiert man
das Ganze deutschlandweit?
Fotos: picture alliance/dpa (Friso Gentsch); DSD/Sandra Weiss (2)
Das hat die Prognos AG in einer Studie für den Grünen Punkt un­
tersucht. Dabei hat Prognos verschiedene Formen zur Ausweitung
der Wertstofferfassung in Deutschland auf ihre ökologische, öko­
nomische und gesellschaftliche Leistungsfähigkeit untersucht. Fa­
zit: „Eine Ausgestaltung in privater Trägerschaft erzielt in nahezu
allen untersuchten Leitindikatoren bessere Werte als kommunale
Modelle“, stellt Prognos-Projektleiter Holger Alwast fest. Ein wei­
teres Ergebnis der Studie: Um geschlossene Kreisläufe erreichen zu
können, braucht es eine starke Verknüpfung aller Wertschöpfungs­
stufen – von der Gestaltung der Produkte über die Erfassung und
Sortierung der Wertstoffe bis zur Aufbereitung als Sekundärroh­
stoffe und deren Rückführung in den Produktionskreislauf.
Dabei hat sich das Prinzip der Produzentenverantwortung bei
den Verpackungswertstoffen bewährt, da es bisher schon wich­
tige Rückkoppelungseffekte entfaltet. Empfehlung des Gutach­
ters: Die denkbare Ausdehnung des Prinzips auf weitere Be­
reiche sollte den Verbraucher in den Mittelpunkt stellen und
die Stärken möglichst vieler Akteure, vor allem im Bereich der
Erfassung der Wertstoffe, berücksichtigen.
„Die dualen Systeme nehmen als Dienstleister der inverkehr­
bringenden Wirtschaft und Auftraggeber an kommunale und
private Entsorgungsunternehmen eine wichtige Schnittstellen­
funktion ein“, glaubt Stefan Schreiter, CEO der Duales System
Holding. „Mit der Studie wollen wir einen Beitrag dazu leisten,
den Dialog zwischen allen am System Beteiligten zu stärken und
vernünftige Lösungen für eine Wertstofftonne zu finden.“
Die Zwischenergebnisse der Studie hat Prognos mit Kommu­
nen und Verbänden sowie mit Industrie und Politik diskutiert.
Die Ergebnisse dieser Diskussion sollen in die Endfassung der
Studie einfließen.
l
Stefan Schreiter (Mitte), CEO der Duales System Holding,
diskutierte gemeinsam mit Dr. Ralf Bleicher, Landkreistag,
Dr. Thomas Rummler, Bundesumweltministerium, Moderator
Dr. Carsten Kreklau und Udo Kesten, Landesumweltministerium
Thüringen, (v. l.) die Prognos-Studie vor Zuhörern aus
Kommunen und Verbänden sowie Industrie und Politik.
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Endstation Schrottschere: Nach der letzten Landung
muss das Leben eines Flugzeugs nicht beendet sein.
Die Wirtschaft hat erkannt, dass in den Fliegern
wertvolle Rohstoffe verbaut sind, die erneut genutzt
werden können.
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Erst wird gesägt, dann getrennt –
das Flugzeug wird nach und nach in
immer kleinere Teile zerlegt.
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Titel
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Fotos: Gilles Rolle/REA/laif (vorherige Doppelseite); Denis Allard/REA/laif; Keske Entsorgung GmbH; Richard Baker/In Pictures/Corbis; Getty Images (Matt Cardy)
ieses Flugzeug hat schon bessere Zeiten gesehen. Wie
ein gerupfter Vogel liegt es auf seinem Metallbauch
auf dem Flughafen von Kuala Lumpur. Eine riesige
Schrottschere hackt immer wieder auf den Jet ein, der auf seinen
Flügen Hunderttausende Passagiere durch die Luft befördert
hat. Es kracht, dann knallt ein Flügel auf den Boden, auf dem be­
reits Reifen und Tragflächenteile gestapelt liegen. Doch was wie
das Beheben einer Bruchlandung aussieht, ist für das Flugzeug
der Start in ein zweites Leben.
Etwa zwei Wochen dauert es, bis ein Flugzeug komplett zerlegt ist
und nur noch ein Haufen Schrott übrig bleibt. Schrott, aus dem
ein Konsortium aus Spezialisten künftig etliche Tonnen
wertvolle Rohstoffe gewinnen will. „More-Aero“ (Mo­
dularisierung des Flugzeug-Recyclings durch Entwick­
lung und Erprobung einer mobilen Recyclingeinheit
im Aerospace-Sektor) heißt das Projekt, für das sich
die Keske Entsorgung GmbH, das Institut für Aufbe­
reitung, Deponietechnik und Geomechanik der TU
Clausthal, die Stute Logistics AG & Co. KG und die Sü­
derelbe AG zusammengetan haben. Gefördert wird es
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
deutsche Recyclingunternehmen nur mit hohem logistischen
und finanziellen Aufwand erreichbar.“
Mobile Einheit für Flugzeuge in aller Welt
An diesem Punkt setzt das Projekt „More-Aero“ an. „Statt aus­
gemusterte Maschinen unter enormen Anstrengungen nach
Deutschland zu bringen, haben wir eine mobile Recyclingeinheit entwickelt“, sagt Jeanvré. „Auf diese Weise können wir
Flugzeuge in der ganzen Welt vor Ort zerlegen und anschließend
dem Recycling zuführen.“ Das von Keske entwickelte Modul ist
seit September 2013 einsatzbereit und wurde vorab im Rahmen
von Pilotprojekten in Malaysia und Leipzig getestet. Es besteht
Wertvolle Rohstoffe im Flugzeugkörper
Als Ersatzteillager werden Flugzeuge schon seit vie­
len Jahren genutzt. Bordelektronik, Notrutsche oder
Fahrwerke – wenn die Produktion eines Flugzeugtyps
eingestellt ist, sind die ausgebauten Einzelteile heiß be­
gehrt. Zurück blieb bisher meist der Flugzeugkörper.
Doch gerade hier sind wertvolle Rohstoffe verbaut,
die für die Luftfahrtindustrie immer interessanter
werden. Sie steht vor der Herausforderung, in den
nächsten Jahren die Flotten zu erneuern. Steigende
Flugzahlen und der technische Fortschritt lassen et­
was anderes kaum zu: Die Technik veraltet schneller,
es gibt immer mehr Emissions- und Lärmvorschrif­
ten und auch der steigende Kerosinpreis erhöht den
Projektleiter Sebastian Jeanvré (Mitte) schaut bei jedem Ausbau genau hin. Ausgebaute
Fahrwerke, Sitze und Notrutschen werden schon heute vielfach weitergenutzt. Doch im
Druck auf Fluggesellschaften, moderne Maschinen zu
Flugzeugkörper schlummern weitere wertvolle Schätze, wie Aluminium und Titan.
betreiben. „Flugzeuge haben den Vorteil, dass in ih­
nen wertvolle Ressourcen sehr komprimiert verbaut
und diese damit gut recycelbar sind“, sagt Dr. Hubertus Bardt, aus mehreren Standard-Containern, in denen alle notwendigen
Rohstoffexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Maschinen und Geräte untergebracht sind, die für das Ausein­
andernehmen eines Airbus benötigt werden. Dazu gehören die
„Diese Rohstoffe nicht zu nutzen, wäre ein Fehler.“
Schrottschere, eine Trockenlegungseinheit oder auch ein Strom­
Welche Schätze zum Beispiel in einem Airbus A300 verborgen aggregat. Die Container werden über vorhandene weltweite Lo­
sind, zeigte das 2006 von Airbus initiierte Projekt PAMELA gistiksysteme wie Lkw, Bahn oder Schiff transportiert und sind
(Project for Advanced Management of End-of-Life-Aircraft): 77 innerhalb von vier Wochen überall auf der Welt einsatzfähig.
Prozent Aluminium, zwölf Prozent Stahl, vier Prozent Titan so­
wie vier Prozent Verbundmaterialien. Doch viele Flugzeuge ste­ Etwa fünf Fachkräfte sind im Einsatz, wenn ein Flugzeug zerlegt
hen Europa und Deutschland für das Recycling gar nicht erst zur wird. Baggerfahrer, Techniker und Helfer, die vor Ort gesucht
Verfügung. „Es gibt auf der Welt knapp 300 Fluggesellschaften, werden, nehmen die Maschine Stück für Stück auseinander.
die in Europa nicht landen dürfen, weil sie auf einer schwarzen „Den Bagger mieten wir vor Ort“, sagt Projektleiter Jeanvré, der
Liste der Europäischen Kommission stehen“, erklärt Ingenieur die Einsätze begleitet. Doch bevor die große Schrottschere zum
Sebastian Jeanvré von der Keske Entsorgung GmbH. „Auf der Einsatz kommt, kümmert er sich darum, dass alle Vorschriften
anderen Seite sind viele nicht mehr flugtauglich und daher für eingehalten werden. Dazu gehören neben Sicherheitsabständen
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auch der Feuerschutz, zahlreiche Zollvorschriften sowie der
Strahlen- und Explosionsschutz. Erst dann wird das Flugzeug
trockengelegt. Dabei saugen die Arbeiter zuerst alle im Flug­
zeug befindlichen Flüssigkeiten ab, wie zum Beispiel Abwasser
und Kerosin. Gleichzeitig werden auch die druckbelasteten Hy­
draulik- und Sauerstoffsysteme entlastet. Nach der Trockenle­
gung werden die Tanks belüftet, eine Explosionsmessung wird
durchgeführt und die Rauchmelder werden entfernt. Im näch­
sten Schritt bauen die Helfer die Sitze, das Interieur sowie die
Technik aus und bocken das Flugzeug auf, damit die Fahrwerke
abmontiert werden können.
Erst im letzten Schritt geht es dem Flugzeug richtig an den Kra­
gen. Ein Anblick, der manchem Piloten das Herz bluten lässt.
„Bei der Breguet Atlantic, die wir 2011 ausgebaut haben, hatten
gestandene Offiziere, die den Flieger viele Jahre genutzt haben,
Tränen in den Augen“, erinnert sich Jeanvré. Mit der großen
Schrottschere reißen die Arbeiter den Rumpf auseinander, als
ob er aus Pappe wäre. Dann lösen sie die Nase des Fliegers, das
Mittelstück und dann die Flügel. Es ist der finale Akt des Aus­
schlachtens und auch der komplizierteste. „Wie bei einem Hoch­
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haus, das abgerissen wird, muss auf die Windverhältnisse und
mögliche Verwehungen geachtet werden“, erklärt Jeanvré. Für
mehr Stabilität werden deshalb Gewichte unter dem Flugzeug­
körper angebracht. Danach wird gesägt, gebohrt und getrennt.
„Wir zerlegen erst grob, dann in immer kleinere Teile.“ Das zer­
kleinerte Material wird dann nach Deutschland zum Recycling
gebracht.
Sortenreine Industrierohstoffe
Die logistische Planung sowie den Transport der Container
und der zerlegten Einzelteile übernimmt die Stute Logistics
AG & Co. KG. Ziel ist, aus den ausgebauten Metallen sor­
tenreine Industrierohstoffe herzustellen. Das stoffliche und
damit wirtschaftliche Potential erforscht das Institut für
Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik der TU
Clausthal. „Wir wollen neue Erkenntnisse über die verbauten
Stoffqualitäten sowie Wege zu deren optimaler Verwertbar­
keit gewinnen“, sagt Prof. Dr. Daniel Goldmann. Ein kompli­
zierter Schritt, denn bei den Rohstoffen handelt es sich zum
Teil um Verbundstoffe, die nicht leicht voneinander zu tren­
nen sind.
Titel
Langfristig steht der Aufbau ganzer Wertschöpfungsketten für
Flugzeugrecycling in Deutschland im Fokus des Konsortiums.
Hierzu untersucht das Unternehmen Süderelbe AG Chancen für
Kooperationen mit weiteren Akteuren aus der Luftfahrt- und
Recyclingindustrie. Ein Vorhaben, das sich rechnet, denn in
den kommenden Jahren wird es an Altflugzeugen nicht man­
geln. Nach etwa 30 Jahren haben Passagierflugzeuge ausgedient.
Ein Teil, der noch flugtauglich ist, wird in Dritte-Welt-Länder
verkauft, die sich keine neuen Maschinen leisten können. An­
dere verrotten einfach im Hangar oder werden in der Wüste ge­
parkt. Auf riesigen Flugzeugfriedhöfen wie in Tucson, Arizona,
schmoren die Maschinen nach Typen sortiert in der glühenden
Hitze, während auslaufende Flüssigkeiten den Sand vergiften.
„Vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe und dem
damit verschärften Wettbewerb erlangt das Recyceln von Flug­
zeugen aus ökologischer, aber auch aus ökonomischer Sicht an
Bedeutung“, sagt Jeanvré. „Hier schlummern nicht nur Schätze,
sondern auch ein hohes wirtschaftliches Potential.“ l
Mehr dazu: www.keske.de, „Rückbau“
Fotos: picture alliance/dpa (Laurent Dard); Getty Images (Mike Fiala)
Bisher landet ein großer Teil der ausrangierten Flieger auf
Flugzeugfriedhöfen und wird damit nicht wiederverwertet.
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im fokus
Pfand für den
guten Zweck
Am Stuttgarter Flughafen können Passagiere ihre
Pfandflaschen jetzt für den guten Zweck spenden. Dafür
können sie fünf neue Sammelbehälter nutzen, um damit
bedürftigen Menschen einen Job zu verschaffen, die Umwelt zu schonen und eine soziale Organisation zu unterstützen. Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland
GmbH (DSD) unterstützt das Projekt.
D
Bereits am Eingangsbereich wird auf das Projekt hingewiesen.
Der Sammelbehälter selbst steht vor der Gepäckkontrolle und
wird von Mitarbeitern der Organisation Trott-war geleert.
Wertstoffe sinnvoll nutzen
„Bis zu 2.000 Pfandflaschen landen bislang täglich in den Müll­
eimern unserer Terminals“, sagt Prof. Georg Fundel, Geschäfts­
führer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG). „Mit den neuen
Sammelbehältern wollen wir diese Werte für einen sinnvollen
Zweck gebrauchen.“ Geleert werden die Behälter von Mitarbei­
tern der Stuttgarter Organisation Trott-war e. V. Der gemeinnüt­
zige Verein unterstützt sozial benachteiligte Menschen bei der
Wiedereingliederung in ein Beschäftigungsverhältnis und ver­
legt unter anderem auch die gleichnamige Zeitung. „Zum Start
der Aktion haben wir sechs Kollegen mit einem festen Stunden­
satz angestellt, deren Aufgabe es ist, die Behälter auszutauschen,
zu leeren und deren Reinigung zu organisieren“, sagt Helmut
Schmid, Geschäftsführer von Trott-war e. V.
DSD unterstützt die Aktion mit der Organisation der Logistik,
die hinter dem Projekt steckt, stellt Behälter für den Transport
der Pfandflaschen zur Verfügung und lässt diese in ein Zähl­
zentrum bringen. Hier werden die Flaschen registriert und ent­
wertet. DSD zieht das Pfand für die Flaschen bei den Abfüllern
ein, zahlt es an Trott-war aus und kümmert sich um das Recy­
cling der Flaschen. „Wir bringen sehr gern unser Know-how als
einer der versiertesten Pfand-Dienstleister in dieses Projekt
ein“, betont Michael Wiener, Geschäftsführer der Duales System
Holding. „Das Projekt vereint in idealer Weise Umwelt- und
Ressourcenschutz mit sozialem Engagement.“
Die Projektidee geht auf die Studenteninitiative Enactus der Uni­
versität Hohenheim zurück. Ziel dieser ehrenamtlichen Initiati­
ve ist es, nachhaltige Projekte unter sozialen und ökonomischen
Gesichtspunkten zu entwickeln und mit sozialen Einrichtungen
durchzuführen.
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Fotos: Joachim Hempel/Trott-war (2); Viva con Agua de Sankt Pauli e. V.; picture allaince/dpa (Marcus Brandt); Pierrot Men
ieses Szenario kurz vor der Sicherheitskontrolle am
Flughafen ist den meisten wohl bekannt: Man trinkt
noch den letzten Schluck Wasser, bevor es zum Boar­
ding geht, weiß aber nicht, wohin mit der Flasche. Aufgrund
der Sicherheitsbestimmungen landet diese meist im Mülleimer.
Doch damit geht nicht nur das Pfand, sondern auch wertvolles
Material verloren.
Köpfe
Anpfiff für sauberes Wasser
Benjamin Adrion setzt sich dafür ein, dass in Entwicklungsländern die Wasserversorgung verbessert wird, und hat
inzwischen eine eigene Wassermarke.
Benjamin Adrion war einst Fußballprofi, bis eine Verletzung seine Karriere beendete. Jetzt sorgt er mit
Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. dafür, dass Menschen
in Entwicklungsländern sauberes Wasser bekommen.
A
ls Jugendnationalspieler galt er als eines der größten Ta­
lente des Landes. Viele Jahre spielte er beim VfB Stutt­
gart, in der Regionalliga bei Braunschweig und zuletzt
bei St. Pauli. Doch gereicht hat ihm dieser Kick nie. Heute ist
Benjamin Adrion Entwicklungshelfer, Spendensammler und
Netzwerker. „Fußball war für mich nie alles. Ich wollte immer
schon etwas machen, was einen tieferen Sinn hat“, erzählt der
32-Jährige. Mit dem Hamburger Verein „Viva con Agua de Sankt
Pauli“ hat der Ex-Kicker seine Berufung gefunden.
Über eine Milliarde Menschen auf der Welt leiden an Durst.
Entweder haben sie kein Wasser oder es ist dreckig und macht
krank. Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. unterstützt Projekte,
die in Entwicklungsländern die Versorgung mit sauberem Trink­
wasser und sanitären Anlagen verbessern. Die Idee zu dieser In­
itiative kam Adrion, als er 2005 mit seinem Verein St. Pauli ins
Trainingslager auf Kuba reiste. „Die Hilflosigkeit, die ich abseits
des Spielfelds gesehen habe, war Auslöser, mich neben dem Fuß­
ball zu engagieren.“ Wieder in Hamburg, nahm er Kontakt zur
Welthungerhilfe auf und setzte sein erstes Projekt in Kuba um.
Als eine Verletzung dazu führte, dass sein Profi-Vertrag nicht
verlängert wurde, gründete er 2006 Viva con Agua de Sankt
Pauli e. V. Danach ging alles ganz schnell und entwickelte eine
Dynamik, die Adrion heute noch unheimlich ist. „Am Anfang
wusste ich nicht, in welchen Räumlichkeiten wir arbeiten und
wie ich das alles bezahlen sollte. Heute sind wir ein Netzwerk
aus 4.000 Helfern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.“
Prominente Hilfe bekam er schon zu Anfang von der Band
Fettes Brot, dem Koch Tim Mälzer sowie vom Fußballverein St.
Pauli. Dieser stellt unter anderem Teile des Millerntor-Stadions
für Veranstaltungen zur Verfügung und ermöglicht Viva con
Agua das Sammeln von Pfandbechern bei Heimspielen.
Spendengelder erhält Viva con Agua zu einem großen Teil über
Konzerte, Partys und Benefizfußballspiele, bei denen die Organi­
sation auf die weltweite Wasserproblematik aufmerksam macht.
Über 400 Aktionen finden im Jahr inzwischen statt. Vor allem
bei jungen Menschen möchte die Initiative das Bewusstsein für
die Themen Wasser und Entwicklungshilfe schärfen. „Aber nicht
mit dem erhobenen Zeigefinger“, sagt Adrion, der für sein En­
gagement 2009 das Bundesverdienstkreuz für „besondere Ver­
dienste für unser Gemeinwohl“ erhalten hat. „Viva con Agua ist
eine All-Profit-Organisation, das heißt, unsere Aktionen kom­
men den Menschen in den Projektgebieten zugute, aber auch die
Besucher unserer Events haben Spaß.“ Mittlerweile hat der Ver­
ein mit „Trinken für den guten Zweck“ auch seine eigene Wasser­
marke auf den Markt gebracht. Der Erlös geht in die laufenden
Projekte und in die Initiative.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bis heu­
te hat der Verein über 200.000 Menschen
den Zugang zu sauberem Trinkwasser er­
möglicht, zahlreiche Tiefbohrbrunnen ge­
baut, Wegstrecken zu den Wasserversor­
gungsstellen reduziert. „Wenn wir auf
eine Wasserader treffen und die Freude
der Menschen sehen, weiß ich, dass sich
der Einsatz lohnt.“
l
Mehr unter
www.vivaconagua.org
punkt_02/2013
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Nicht nur die Produktion von Windrädern macht die
Wirtschaft grüner. Immer mehr Unternehmen versorgen
sich selbst über eigene Solardächer mit erneuerbaren
Energien, schonen Ressourcen, indem sie diese mehrfach
nutzen oder dem Recycling zuführen.
Grüner wirtschaften
Der Begriff „Green Economy“ wird häufig genutzt, wenn
über nachhaltiges Wirtschaften diskutiert wird. Was hinter diesem Begriff steht, hat jetzt die European Environment Agency in einem Bericht erklärt.
E
nergieeffiziente Gebäude, intelligente Energienutzung
und ressourcenschonende Produktion – für immer mehr
Unternehmen zählt neben Wachstum und Profit auch
Umweltverträglichkeit. „Green Economy“ hat sich nicht nur in
punkt_02/2013
Deutschland, sondern international zu einem Wirtschaftsfaktor
entwickelt. Doch was bedeutet dieser Begriff? Die European En­
vironment Agency (EEA) hat jetzt einen Bericht herausgegeben,
der einen Überblick über die Zielvorgaben bieten soll.
Die Europäische Umweltagentur versteht die „Green Economy“
als ökonomisches Modell, in dem Wohlstand durch das effiziente
Nutzen von Ressourcen auf der einen und den Erhalt der Umwelt
auf der anderen Seite erreicht werden soll. Ziel ist, politisch eine
international
18
19
Wirtschaftssituation zu schaffen, die gesellschaftliche
Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig nachhaltig und
gerecht ist. In ihrem aktuellen Bericht „Towards a green
economy in Europe“ gibt die EEA einen Überblick über
die Ziele europäischer Umweltpolitik und -gesetzge­
bung für die Jahre 2020 bis 2050.
Fotos: picture alliance/Newscom (Dong Naide); Getty Images (3); Ilvy Njiokiktjien/The New York T/Redux/laif
Die EEA konzentriert sich dabei auf ausgewählte
Themenfelder: Energie, Luftverschmutzung, Abfall,
Wasser, Chemikalien, Biodiversität sowie nachhaltige
Produktion und Konsum. Unter anderem ist ein Ziel,
dass bis zum Jahr 2020 ein Fünftel der in der EU ver­
brauchten Energie aus erneuerbaren Quellen stam­
men soll. Bis zum gleichen Zeitpunkt soll die Ener­
gieeffizienz insgesamt um 20 Prozent erhöht werden.
„Auch der Bereich Abfall und Recycling spielt in dem
Report eine große Rolle“, sagt Stefan Speck, Mitautor
der EEA-Studie. „Abfall soll in der EU künftig noch
stärker als Ressource behandelt und eine Kreislauf­
wirtschaft etabliert werden.“ Weitere Ziele sind un­
ter anderem, die Pro-Kopf-Abfallmenge zu senken,
High-Quality-Verfahren für Recycling zu entwickeln
sowie die Wiederverwertung wirtschaftlich attraktiv
zu machen.
Große Unterschiede bei den EU-Staaten
Wie sich in den kommenden Jahren die Green Econo­
my entwickeln wird, lässt sich aus dem Bericht nicht
ablesen. „Manche EU-Mitgliedsstaaten sind auf dem
Weg zu einem nachhaltigen Wirtschaften weiter vo­
rangeschritten als andere“, sagt Speck. „Es ist schwie­
rig, die einzelnen Mitgliedsstaaten auf dem Weg zu
einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung einzu­
ordnen, da die Green Economy alle Umweltbereiche
abdeckt. Es gibt Staaten, die im Bereich Klimaschutz
führend sind, aber vielleicht in anderen Umweltbe­
reichen nachhinken.“
l
Die Studie kann als PDF runtergeladen
werden: www.eea.europa.eu/publications
Wissen weitergeben und Abfall reduzieren: Im Repair Café in Amsterdam
werden Gegenstände repariert, die sonst weggeschmissen werden.
Repair CafÉs liegen im Trend
Reparieren statt
Wegwerfen
E
s kann nach 20 Jahren passieren oder zwei Tage nach Ab­
lauf der Garantie: Plötzlich ist die Kaffeemaschine oder der
Drucker kaputt. Dann heißt es meist neu kaufen. Doch es
gibt immer mehr Konsumenten, die sich gegen die Wegwerfgesell­
schaft wehren. Sie organisieren sich in so genannten Repair Cafés,
die ihren Ursprung in Amsterdam haben, aber inzwischen auch in
Deutschland, Belgien, Großbritannien, Frankreich und sogar in
den USA zu finden sind.
Weltweit wird immer mehr weggeschmissen, Dinge, an denen nicht
viel kaputt ist und die schnell zu reparieren wären. Doch vielen fehlt
das Wissen darüber oder die Reparaturen sind zu teuer. Repair Cafés
sind Treffen, bei denen die Teilnehmer allein oder gemeinsam mit an­
deren ihre kaputten Gegenstände reparieren und dabei erfahren, dass
es zum Wegwerfen tatsächlich Alternativen gibt. Die Idee stammt von
der niederländischen Journalistin Martine Postma. Sie initiierte das
erste Repair Café 2009 in Amsterdam, das so erfolgreich war, dass sie
die Stiftung „Stichting Repair Café“ ins Leben rief. Die Non-ProfitOrganisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die ein eige­
nes Repair Café eröffnen wollen, Unterstützung an.
„Geräte zu reparieren reduziert nicht nur das Abfallaufkommen, son­
dern auch die Neuproduktion und damit den Rohstoffverbrauch und
den CO2-Ausstoß“, sagt Postma, die sich seit vielen Jahren für Nach­
haltigkeit auf lokaler Ebene einsetzt. Es sind meist Ehrenamtliche,
die sich engagieren und ihr Wissen weitergeben wollen: Ingenieure
in Rente oder Fahrradmechaniker, die Zeit haben. An den Orten der
Reparaturtreffen sind Werkzeug und Material für alle möglichen Ar­
beiten vorhanden. Wer nichts zu reparieren hat, kann einen Kaffee
trinken oder jemand anderem bei der Reparatur helfen. Die Repara­
turen sind kostenlos, Spenden aber gern gesehen.
l
Mehr dazu: http://repaircafe.org/de
punkt_02/2013
jung,
knackig,
ohne e
FRoSTA ist die Marke für Tiefkühlgerichte und produziert nach einem selbstgestellten
Reinheitsgebot: „Frei von zugesetzten Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und
Aromen.“ Der für sein Nachhaltigkeitsengagement ausgezeichnete Hersteller arbeitet
auch an seinen Verpackungen – mit Hilfe des Grünen Punkts.
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aus der praxis
S
20
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ein Berufsleben hatte sich Arne Döscher eigentlich
anders vorgestellt. „Die Möglichkeiten, die Zusatz­
stoffe in der Lebensmittelherstellung bieten, haben
mich fasziniert“, erinnert er sich. „Man kann damit Wasser
schnittfest und Luft bissfest machen.“ Doch der Ingeni­
eur für Lebensmitteltechnologie macht heute etwas ganz
anderes: Bei der FRoSTA AG in Bremerhaven arbeitet er
als Leiter Forschung und Entwicklung daran, leckere Tief­
kühlfertiggerichte ganz ohne Geschmacksverstärker, Aro­
ma-, Farb- und Konservierungsstoffe herzustellen. „Das ist
unser Reinheitsgebot.“
In FRoSTA-Produkten gibt es keinen falschen Käse, kein
zugesetztes Aroma, keine großen „E“s mit Zahlen dahinter.
Stattdessen verwendet der Hersteller frische Sahne, echten
Käse, selbstgemachte Nudeln und würzt seine Gerichte
mit frischen Kräutern und traditionell zubereiteten Fonds.
Außerdem verzeichnet die Verpackung jede einzelne Zutat
wie in einem Kochrezept. Statt „Gewürze“ oder „Kräuter“
anzugeben, Bezeichnungen, hinter denen sich alles Mögliche
verbergen kann, wird die Zutat ganz genau benannt: zum
Beispiel Pfeffer und Petersilie. Dieses Verzeichnis nimmt
mitunter die Hälfte der Fläche auf der Verpackung ein.
Wie es dazu kam? „Zwischen den großen Marken und
den No-Name-Produkten braucht der Handel keine dritte
Marke – es sei denn, sie hat etwas Besonderes zu bieten“, er­
innert sich Döscher. „Wir haben den Verbraucher gefragt,
was er sich wünscht. Ganz klares Ergebnis: möglichst reine
Lebensmittel.“ Doch die Umstellung war schwierig und al­
les andere als problemlos. Die etwas höheren Preise waren
zunächst im Markt kaum durchzusetzen. Inzwischen aber
ist die Marke FRoSTA so erfolgreich wie nie zuvor, der
B.A.U.M.-Umweltpreis und der Deutsche Nachhaltigkeits­
preis 2012 sind wichtige Auszeichnungen für diese Mühe.
Wie viele Details bei einer solchen Umstellung zu beden­
ken sind, zeigt sich schon bei einem kurzen Besuch in
der Gewürzabteilung: Hier mischt FRoSTA alle Gewürze
selbst. Denn fertige Gewürzmischungen wie Curry ent­
halten Aromastoffe, die FRoSTA aus seinen Rezepten ver­
bannt hat. Doch damit nicht genug: „Wir mussten eine
eigene Salzmühle beschaffen, weil herkömmliches Salz
ein Trennmittel enthält“, erläutert Döscher. „Ohne dieses
Trennmittel verklumpt das Salz.“ Selbst einfache Rohstoffe
wie Mehl, Stärke oder Butter enthalten gewöhnlich Zusatz­
stoffe, die die Verarbeitung erleichtern sollen, bei FRoSTA
aber unerwünscht sind.
Die Zutaten bleiben von der Zubereitung über
die Portionierung bis zum Verkauf tiefgekühlt.
Das schützt die wertvollen Inhaltsstoffe.
Die meisten Zutaten wie Gemüse, Fleisch und Fisch wer­
den fertig blanchiert und tiefgefroren ins Werk geliefert.
Das bedeutet, dass FRoSTA alle seine Lieferanten sehr
genau kennen muss, um das Reinheitsgebot einhalten
zu können. Unter Hinzugabe der Saucen, die FRoSTA
selbst herstellt, werden die Zutaten nach Rezept gemischt,
punkt_02/2013
sofort verpackt und noch tiefgefroren eingelagert. Von der
Ernte bis in die Pfanne oder Mikrowelle des Verbrauchers
bleiben die Gerichte tiefgekühlt, das erhält Vitamine und
andere wertvolle Inhaltsstoffe. Konservierungsstoffe sind
überflüssig.
Ein ganz besonderer Hingucker ist die Pasta-Maschine.
„Ein original italienisches Modell“, berichtet Döscher
stolz. „Tatsächlich gibt es in Italien das größte Know-how,
was die Pasta-Herstellung angeht.“ Techniker aus Italien
warten die Maschine regelmäßig und beraten zu Einstel­
lungen wie Temperatur, Druck und der richtigen Rezeptur.
Selbstverständlich kommen nur Hartweizengrieß, Wasser
und je nach Rezept auch Eier zum Einsatz. Die Eier bezieht
FRoSTA übrigens aus einem eigens eingerichteten Stall,
denn gewöhnliche Eier enthalten Farb- und Aromastoffe,
die die Hühner mit dem Futter bekommen. „Das wollen
wir alles nicht haben“, betont Döscher.
Dabei würde er beileibe nicht so weit gehen, alle Zusatz­
stoffe in Lebensmitteln zu verteufeln: „Manche technischen
Hilfsmittel vereinfachen die Prozesse und sind im Produkt
nicht nachweisbar. Sie haben auch keinen negativen Ein­
fluss auf das Produkt.“ FRoSTA verzichtet dennoch darauf.
Aus dem Gedanken heraus, die Produkte nach einem Rein­
heitsgebot herzustellen, ergab sich zwangsläufig, nachhal­
tig zu produzieren. Die Rohstoffe sollen ja nicht nur frei
von Zusatzstoffen, sondern im Fall von Gemüse auch frei
von Pestiziden und anderen Giften sein.
Arne Döscher sorgt für eine
schonende Zubereitung ohne
chemische Hilfsmittel.
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Inzwischen gibt FRoSTA für jedes Produkt im Sortiment ei­
nen CO2-Fußabdruck an. Dabei spielt auch die Verpackung
eine Rolle – bei der Optimierung hilft der Grüne Punkt.
„Zur Berechnung des CO2-Verbrauchs der Verpackungen
greifen wir auf Daten des Grünen Punkts zurück“, sagt
Döscher. Anfang des Jahres haben FRoSTA und der Grüne
Punkt ein Projekt gestartet. Das Ziel: Wo es geht, möchte
FRoSTA weg von erdölbasierten Verpackungen, also zum
Beispiel Kunststoff durch FSC-zertifizierten Karton erset­
zen. Und wo Kunststoff gebraucht wird, muss er optimal
recycelfähig sein – „hier ist das Know-how des Grünen
Punkts besonders gefragt“, so Döscher. Anstrengungen, die
die Nachhaltigkeit der FRoSTA-Produkte adeln.
l
Fotos: Kay Herschelmann
Relativ früh machte sich FRoSTA daher auch Gedanken
über die Klimabilanz der Produkte und des Unterneh­
mens. „Wir haben sehr schnell festgestellt, dass die Roh­
stoffgewinnung dabei der größte Faktor ist“, sagt Döscher.
„Dabei ist es für die CO2-Bilanz erheblich besser, unbelas­
tetes Gemüse aus Südamerika zu beziehen als Gemüse aus
Europa, bei dessen Anbau viel Chemie eingesetzt worden
ist.“ Der Transport fällt dabei kaum ins Gewicht. Große
Auswirkungen hat auch die Rezeptur: Fleisch und Milch­
produkte erzeugen in der Herstellung sehr viel mehr CO2
als Gemüse.
aus der praxis
22
23
1Die italienische Pasta-Maschine stellt
Nudeln in allen Variationen her.
2 In der Versuchsküche entstehen neue
leckere Gerichte.
3 Bei der Verpackung achtet FRoSTA darauf,
dass sie möglichst gut recycelbar ist.
Mit Fisch fing alles an
i
Im Werk Bremerhaven, dem größten Standort
und Hauptsitz der FRoSTA AG, werden bereits seit
1962 Tiefkühl-Fischprodukte hergestellt. Später
kamen Obst- und Gemüseprodukte dazu, in den
1980er Jahren dann die Produktion von TiefkühlFertiggerichten. Heute betreibt die Gruppe zudem
Standorte in großen Gemüseanbaugebieten und
hält eine Beteiligung an der Bio-Frost Westhof
GmbH in Wöhrden, um sich langfristig den Zugang
zu wichtigen Bio-Gemüseressourcen in Deutschland zu sichern. Das Werk Bydgoszcz in Polen
gehört seit 1999 zur FRoSTA AG. Hier werden vor
allem Tiefkühl-Fischprodukte und -Fertiggerichte
für den osteuropäischen Markt produziert.
1
2
www.frosta.de
3
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Systalen liefert hochwertige granulate
Neuer Name für Qualität
Unter dem Markennamen SYSTALEN wird die Grüner-Punkt-Gruppe künftig
ihre hochwertigen Granulate aus Post-Consumer-Kunststoffabfällen vermarkten.
„SYSTALEN steht für hochwertige Rohstoffe für Spritzguss und Extrusion“, betont
Michael Wiener, Geschäftsführer der Duales System Holding. „Wir bieten verlässliche
Produkte bester Qualität, nach Kundenwunsch eingestellt und mit interessanten Preis­
vorteilen gegenüber Primär­ware. Kunststoffprodukte aus SYSTALEN können außer­
dem den Blauen Engel beantragen.“
Damit ein Kunststoffartikel den Blauen Engel tragen darf, muss der Hersteller unter
anderem nachweisen, dass die Produkte ressourcenschonend zu mindestens 80 Pro­
zent aus so genannten Post-Consumer-Rezyklaten hergestellt sind, also weitgehend
aus Recyclingware. SYSTALEN gewährleistet das und bietet darüber hinaus erstklas­
sige Kunststoffqualität. Eine Voraussetzung dafür haben die produzierenden Unter­
nehmen der Duales System Holding, die Systec Plastics in Hörstel und Eisfeld sowie
die Systec Mixed Plastics GmbH in Genthin, mit der Zertifizierung nach EUCert
geschaffen. Das Zertifikat über die Herkunft und Zusammensetzung von Recycling­
kunststoffen macht die gesamte Lieferkette für die Herstellung von Fertigprodukten
transparent und nachvollziehbar. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass der Hersteller
der Endprodukte den Blauen Engel für diese Produkte beantragen kann.
l
Mehr unter www.systalen.de
Vom 16. bis 23. Oktober fand die K 2013, eine der weltweit bedeutend­
sten Messen für die Kunststoff- und Kautschukindustrie, statt. Auch die
DKR, Deutsche Gesellschaft für Kreislaufwirtschaft und Rohstoffe mbH,
gehörte zu den Ausstellern. Den Besuchern stellte das DKR-Vertriebsteam die neue Marke SYSTALEN für die Produkte Granulate, Mahlgüter,
Agglomerate vor.
sammeln, trennen, verwerten
Beeindruckt zeigte sich eine Expertengruppe der Danmark Naturfredningsforening von der
Besichtigung der DKRaastofferA/S in Fredericia. Vor Ort konnten sich die dänischen Um­
weltschützer vom Funktionieren der automatischen und trockenmechanischen Kunststoff­
aufbereitungsanlage überzeugen. Sie ist die erste ihrer Art zur Sortierung und Zerkleinerung
von polyolefinhaltigen Kunststoffgemischen in Dänemark. Geschäftsführer Frank Röschard
führte die Gäste durch die Anlage, die jährlich 20.000 Tonnen Abfälle verarbeiten kann: „Mo­
dernste Technik trennt hier in Sekundenschnelle die einzelnen Kunststoffarten und Farben
in die entsprechenden Fraktionen. Gebrauchte Kunststoffe erhalten in Fredericia ein neues
Leben.“ Die DKRaastofferA/S ist ein Unternehmen der Duales System Holding.
l
Mehr unter www.dkraastoffer.dk
punkt_02/2013
Service
Grüner Punkt Sieger der Herzen
Was passiert an Flughäfen? Wiedersehen und Abschied. Men­
schen kommen, Menschen gehen, Menschen sehen sich wieder.
Nirgendwo anders ist dieses Thema so präsent. Mit einer Kampa­
gne an den Flughäfen Köln/Bonn und Berlin hat der Grüne Punkt
Reisethemen mit ausdrucksstarken Bildern und emotionalen
Überschriften in den Vordergrund gestellt und durch Fakten zum
Verpackungsrecycling aufgelöst. Die Werbemotive in den Flug­
24
25
gastbrücken wurden bald für den Airport Media Award nominiert.
Den offiziellen Award der Jury gewann SIXT mit der Idee, zwei
gigantische, 600 Kilogramm schwere Auspuffrohre an einem Park­
haus zu befestigen. Im Public Voting aber gewann die Kampagne
des Grünen Punkts und wurde so Sieger der Herzen.
l
Infos und Motive unter www.meingruenerpunktblog.de
Eu-richtlinie wird in nationales recht umgesetzt
Fotos: Peter Liedtke; Guido Frebel; DSD GmbH/Thielker + Team (3); Getty Images (Adam Smigielski)
Besseres Recycling und mehr Transparenz
Von der Novellierung des ElektroG versprechen sich die
Branchenkenner unter anderem verbesserte Sammelstrukturen, transparente Entsorgungswege und ein Ende
der Beraubung.
Bis Februar 2014 soll die EU-Richtlinie Waste Electrical and
Electronic Equipment (WEEE) in nationales Recht umgesetzt
werden. Die Zeit wird knapp und die Fachkreise arbeiten auf
Hochtouren daran, notwendige Änderungen in den Entwurf zu
bringen. Denn in einem sind sich alle einig: Das jetzige ElektroG
spiegelt das Marktgeschehen nicht wider und die EU-Richtlinie
ist an wichtigen Stellen oftmals zu ungenau formuliert.
Die Forderungen umfassen jede Produktstufe – von der Herstel­
lung bis zur Rückführung in den Stoffkreislauf:
•Nachhaltige Produktkonzeption hinsichtlich Inhaltsstoffen und
Verwertungsmöglichkeiten
•Schnelle Zuführung der ausgedienten Geräte in den Stoffkreis­
lauf und Steigerung der Erfassungsmengen
•Optimierte Sammlung von Geräten mit zum Beispiel Seltenen
Erden oder Gefahrstoffen
•Verhinderung von illegalem Ausbau wertstoffhaltiger Bestand­
teile oder illegaler Exporte
•Verwertung ausschließlich über gemeldete zertifizierte Erstbe­
handlungsanlagen
Wie diese einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden sollen und
ob es Anreize geben soll, auch darüber diskutieren die Experten.
Die nächsten Wochen werden also spannend und es wird ein
Wettlauf mit der Zeit.
l
punkt_02/2013
Nachgefragt
einfach fabelhaft
In ihren Büchern erzählt Cornelia Funke fabelhafte Fantasiegeschichten. Doch wenn es um die Umwelt geht, ist sie äußerst realistisch. Als
Botschafterin der UN-Dekade Biologische Vielfalt setzt sie sich dafür
ein, dass mehr Menschen den Wert einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt erkennen. punkt sprach mit der Autorin über nachhaltigen Lebensstil und die Bedeutung von Jugendbüchern für den Umweltschutz.
Warum machen Sie sich Gedanken über Umwelt und Nachhaltigkeit?
Ich habe die Natur mit all ihrer Vielfalt immer für die Quelle aller Inspiration ge­
halten, und ich habe meine Wohnorte immer so gewählt, dass meine Umgebung
nicht nur von Menschen definiert ist, sondern auch sehr stark von unseren Mit­
bewohnern auf diesem Planeten: Pflanzen, Tiere – einer der Gründe, warum ich
gern in Los Angeles lebe, ist der, dass ich hier Wildnis vor der Tür habe.
Was ist das größte Hindernis für biologische Vielfalt?
Eine rasant wachsende Weltbevölkerung, die so viel leichter durch riesige Mo­
nokulturen zu ernähren ist, die wiederum nur mit Pestizideinsatz funktionieren.
Aber es würde auch schon helfen, wenn wir unsere Gärten nicht aufgeräumt wie
Wohnzimmer halten, sondern in ihnen Vielfalt und Wildnis willkommen heißen.
Was raten Sie Menschen, die einen nachhaltigen Lebensstil führen möchten?
Bewusst einzukaufen. Produkte zu wählen, deren Produktion umweltbewusst ge­
schieht, die leicht zu recyceln sind, Stofftaschen mit in den Supermarkt zu nehmen,
auf Altpapier zu drucken – die Macht der kleinen Schritte nicht zu unterschätzen. Es
gibt nichts Schlimmeres als die Einstellung: Ach, ich kann sowieso nichts machen.
Cornelia Funke
i
Cornelia Funke, geboren am
10. Dezember 1958 in Dorsten,
ist eine der weltweit renommiertesten Jugendbuchautorinnen.
Zu ihren bekanntesten Werken
zählen die „Tintenwelt“-Trilogie,
die „Spiegelwelt“-Saga der
„Reckless“-Reihe und die
Bücher über „Die Wilden Hühner“.
Funke engagiert sich nicht nur
für die Kinder- und Frauenhilfe,
sondern auch aktiv für den
Umwelt- und Artenschutz.
Inzwischen lebt die Autorin in
Los Angeles, Kalifornien.
punkt_02/2013
In den USA sind 25 Prozent der Landfläche geschützt. Natur ist hier oft über­
wältigend wild und so ungenutzt präsent, dass es schwieriger ist, den Menschen
bewusst zu machen, wie viel uns bereits verloren gegangen ist und wie wichtig es
ist, das zu erhalten, was wir noch haben. Deutschland wird hier oft als Vorbild ge­
nannt, was Solarenergie oder Recycling betrifft. Andererseits arbeite ich hier mit
Umweltinitiativen zusammen, die mich immer wieder mit Einfallsreichtum und
Engagement beeindrucken. Amerikaner lassen sich von Problemen nicht so leicht
entmutigen wie Europäer. Sie sind sehr lösungsorientiert und glauben oft vehe­
menter an die Zukunft und an die Fähigkeit des Menschen, sie besser zu gestalten.
Wie können Jugendbücher auf ökologische Themen aufmerksam machen?
Dass alles Leben untrennbar miteinander verbunden ist, ist Kindern oft noch
ganz selbstverständlich bewusst. Das zu erhalten und zu stärken, Natur als un­
verzichtbare Grundlage und Quelle allen Lebens zu zeigen – diese Chance hat
man natürlich gerade, wenn man für Kinder und Jugendliche schreibt. Wenn es
gelingt, zu aktivem Schutz zu inspirieren, ist das ein ganz besonders wunderbares
Ergebnis von guten Geschichten. l
Fotos: Jörg Schwalfenberg; picture alliance/dpa (Uli Deck; Malte Christians; Becker & Bredel)
Was unterscheidet Deutschland und die USA in Sachen Umweltbewusstsein?
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