„La Rete“: Italienisch im Internet
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„La Rete“: Italienisch im Internet
Winfried PROCHASKA (CALL Austria) „La Rete“: Italienisch im Internet “La Rete“ ist jenes Wort, das im Italienischen gern für das Internet verwendet wird. Ansonsten scheuen sich die Italiener aber nicht, die geläufigen englischen Ausdrücke zu verwenden und das Internet mit allen nur erdenklichen Informationen zu füttern, die für jeden, der sich für Italien interessiert, zu einer nie versiegenden Quelle an Informationen wird. „Wie geht man also vor, um zu einer italienischen Adresse zu gelangen, wenn man noch nie mit dem Internet gearbeitet hat und nun zu keinen richtigen Ergebnissen kommt?“. 16 Dies war der verzweifelte Anruf einer Kollegin, die mit einer Klasse im Italienisch-Unterricht zum „Surfen“ gegangen war und keine brauchbaren Resultate gefunden hat, obwohl in der Gruppe einige Computer-Freaks anwesend waren. Des Rätsels Lösung war wohl, daß die Herren Freaks sehr wohl den Weg gewußt hätten, aber natürlich die Gelegenheit ergriffen, um ihre eigenen Sites aufzusuchen und den Italienisch-Unterricht eben Italienisch-Unterricht sein ließen. ternet zu suchen. Altavista bietet aber auch die Einschränkung auf eine Sprache an. Nichts leichter als die Sprache auf „Italian“ zu stellen - und schon konzentriert sich die Suche auf die italienischen „sites“ (siti italiani). Also probieren Sie es mit einem Wort, aber womöglich nicht mit „Italia“ oder „Roma“, denn dann gibt es hunderttausende Möglichkeiten. Nun, für alle Anfänger gibt es aber ein Zauberwort. Und das sind die Suchmaschinen. Für Italienisch sind drei besonders interessant: • yahoo.it • altavista.com • infoseek.com/virgilio.it Sie eröffnen mit „Links“ (d.h. einer Liste von Verbindungen) den Schlüssel zu den kleinsten Dörfern und zu den ausgefallensten Themen. Mein klarer Favorit ist aber Yahoo, denn diese Suchmaschine ist nicht nur für den Anfänger, sondern auch für den täglichen Anwender nutzbar. Wir können uns den Umweg über Yahoo.com ersparen und gleich die italienische Version yahoo.it eintippen. Sofort erscheint ein klar nach Interessensgebieten aufgeteilter Bildschirm, wobei ein sofortiger Einstieg in die Nähe des gesuchten Begriffes möglich ist. Die - meiner Meinung nach - beste Suchmaschine ist Altavista. Also tippen Sie die Adresse altavista.com in das Adressenfeld ein - und schon erhalten Sie die Aufforderung, nach einem beliebigen Begriff im ganzen In- Sehen wir uns das Gebiet der „informazioni“ an. Hier wird uns sicher der Untertitel „Giornali“ interessieren, da wir neugierig sind, wie so eine Tageszeitung am Netz aussieht und was sie eigentlich bietet. Sehr klar geordnet ist das Suchfeld von infoseek.com, das auch zur italienischen Version „Virgilio“ überleitet. Italienisch im Internet Das Ergebnis ist verblüffend. Mit einem einzigen „Click“ bekomme ich eine Liste mit einer Kurzbeschreibung aller Tageszeitungen Italiens, die eine Internet-Ausgabe führen und die für mir mit einem weiteren Click aufrufbar sind. Sehen wir uns einige dieser Zeitungen an, denn nicht alle sind auch wirklich mit allen Artikeln vertreten. Aber hier will ich vor allem drei Zeitungen vorstellen, die wichtige Informationen zum Tagesgeschehen liefern und deren Artikel meist noch vor dem Erscheinen an den Zeitungsständen zu lesen sind. Der „Corriere della Sera“ bietet die komplette Tagesausgabe mit einer sehr übersichtlichen Gliederung an. Außerdem können auch die Ausgaben der letzten sieben Tage abgerufen werden. Die Internet-Ausgabe wurde aber vor kurzem neu gestaltet und bleibt seitdem immer wieder hängen. Dann hilft nur mehr, es ein anderes Mal zu versuchen. Sehr informativ und vor allem mit ausgezeichneten Lokalausgaben aus ganz Mittelitalien versehen ist der „Messaggero“. Diese Zeitung kann man ab 12 Uhr mittags in der vollständigen Ausgabe erhalten, wobei es wieder zu jedem Themengebiet zahlreiche Artikel zum Aufrufen gibt. der seine Lieblingszeitung, sei es nun die „Stampa“ aus Turin, oder das „Giornale di Sicilia“, anschauen. Nur der „Piccolo“ aus Triest macht uns einen Einblick schwer, da er ein Abonnement verlangt. Es ist dies eine Entwicklung, die sich schon jetzt für die Zukunft abzeichnet. Vieles, was heute noch gratis zu betrachten, abzuspeichern und auszudrucken ist, wird wahrscheinlich einmal gebührenpflichtig sein. Bei den Zeitungen kommt dieser Moment dann, wenn der Verkauf an den Kios- ken zurückgeht und dies auf den Einfluß des Internets zurückgeführt wird. Andererseits müßte man natürlich klar sagen, daß es immer noch ein großer Unterschied ist, ob man eine Tageszeitung in der Hand hält und durchblättert oder vor dem Bildschirm sitzt und einen Artikel nach dem anderen herunterlädt. Dies gilt auch für die anderen Medien, vor allem für die Wochen- und Monatszeitschriften. Denn hier gibt es eine Fülle von „riviste“, die nach “La Repubblica“ ist sowohl mit einer eigenen Ausgabe für das Internet als auch mit einer vollständigen Tagesausgabe vertreten. Die Internet-Ausgabe wird ständig auf den neuesten Stand gebracht und aktualisiert. Die Zeitung bietet auch zahlreiche zusätzliche Services an und gehört deswegen zu den besten Informationsquellen, die es über Italien auf dem Internet gibt. Außerdem gibt es Überleitungen zu kleineren Tageszeitung in Norditalien (Bozen, Ferrara, Trient etc.) Diese drei Beispiele mögen genügen, um die Lust auf das Stöbern, - Surfen - zu wecken. Natürlich kann je- 17 Winfried PROCHASKA (CALL Austria) Themengruppen geordnet sind. Doch beim genaueren Betrachten erkennt man, daß die Internet-Seite nur die Reklameausgabe der Zeitschrift ist, die ihren Leserkreis natürlich nicht verlieren will und nur sehr selten die vollständigen Artikel preisgibt. Eine Ausnahme bildet die bekannte Wochenzeitschrift „L’Espresso“ (www.espressoedit/it), wo nicht nur erstaunlich viele Verbindungen anzutreffen sind, sondern auch die Artikel nach den Themen Dossier - Tema del Giono - Italia - Cultura - Arti - Società - Mondo - Economia - Scoperta geordnet ganz einfach zu finden sind. Außerdem gibt es auch Querverweise zu den vorhergehenden Nummern. Auch das „Panorama“ (www.mondadori.com/panorama/) bietet verschiedene Themenkreise an, dazu noch Dossiers, die aber nicht allzu umfangreich sind. Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit in der Rubrik „I Forum“ nachzusehen, denn hier bietet sich die Möglichkeit, Diskussionen zu aktuellen italienischen Themen zu verfolgen, was auch für den Italienischunterricht sehr aufschlußreich sein kann, denn wo kommt man so leicht zu verschiedenen aktuellen Meinungen. Aber es sei davor gewarnt zu glauben, daß die Meinungen von Signora e Signor „Rossi“ in einem leicht verständlichen Italienisch abgefaßt sind. Die meisten Statements sind so kompliziert, daß sie einem Lernenden kaum zuzumuten sind. Dies gilt auch für viele Leserbriefe. Was das Fernsehen betrifft so ist vor allem das Internet-Angebot des staatlichen Rundfunks RAI (rai.it) im Vergleich mit den Sites der anderen TV-Stationen aus viel kleineren Ländern enttäuschend. Hier gibt es zwar das vollständige Fernsehprogramm und Informationen über die Präsentatoren, aber kaum Hintergrundinformationen zu den einzelnen Sendungen. Seltsamerweise gibt es auch keine real-tv Ausgabe, z.B. der Nachrichten. Man kann sich zwar auf dem Internet die Fernseh- 18 Italienisch im Internet nachrichten der Färöer Inseln der letzten Woche ansehen, aber nicht jene aus Italien. Auch die großen privaten Fernsehstationen sind nur mit Klatsch über ihre Stars vertreten. Wer Informationen über eine italienischen Ort oder eine Region haben will, steigt am besten auch gleich über Yahoo.it ein. Dort wählt man die Rubrik „Aree geografiche“ „Città italiane“ aus. Eine alphabetische Liste führt dann zu den 1500 italienischen Ortschaften, die bei Yahoo erfaßt sind. Wir wollen uns willkürlich einen Ort auswählen und nehmen gleich beim Buchstaben A Amalfi. Bei dem Ort gibt es zwei Links (oder „siti collegati“, wie es besser auf Italienisch heißt) nämlich zu www.amalficoast.it und zu www.starnet.it/italy/amalfi. Amalficoast.it bietet eine sehr klare Übersicht mit weiteren Links zu: Enti - Giornali - Hotel - Aziende Arte e Cultura - Eventi - Virtual Tour - Siti collegati - Informazioni- Chi siamo und Internet Service. Man darf aber nicht mit allzu großen Erwartungen die einzelnen Fenster öffnen, denn sind wir neugierig auf die „Eventi“, so sehen wir, daß auch solche „angekündigt“ werden, die schon vor zwei Monaten stattgefunden haben,. Und diese Seite ist bestimmt nicht das, was ich mir unter einem Veranstaltungskalender erwarten würde. Ebenso verhält es sich mit den „Virtual Tours“, die sich auf das Zeigen einiger Photos beschränken. Nicht gerade sehr aufregend, da wäre man mit dem Blättern eines Prospektes schon besser bedient. Dieselbe Enttäuschung erlebt man, wenn man die Zeitungen von Amalfi ansehen will. Zwar gibt es zwei amalfitanische Zeitschriften im Internet, eine der Pfarrei (das ist auch nicht gerade das, was wir uns vorgestellt haben) und das „Eco Magazine“, Il giornale della Costa amalfitana., doch leider stößt man bei den Nachrichten auf das bekannte „Lavori in Corso“, also gibt es nur eine Fassade, aber nichts dahin- ter! Vielleicht kann man aber schon etwas finden, wenn diese Nummer von TELL&CALL erscheint. Der zweite Anbieter, nämlich starnet.it/italy/amalfi hat eine einfachere Übersicht, aber dafür einen Reiseführer zu den Gebäuden und einen historischen Überblick anzubieten. Auch über ihn kann man zu den Hotels gelangen und sehr einfach buchen. Allerdings stehen nur die sechs teuersten Hotels im Angebot. Es sei aber gesagt, daß die Suche meist dann spannend und interesant verläuft, wenn man abseits der vorgezeichneten Pfade auf einen „Link“ trifft, der plötzlich wieder weitere Verbindungen vermittelt, die oft äußerst detaillierte und aufschlußreiche Informationen vermitteln können, die man sonst nicht erhalten könnte, nicht einmal in den besten Buchhandlungen an Ort und Stelle. Deshalb gilt es vor allem bei der Suche nach den touristischen Informationen: Surfen und auf „die große Welle“ warten, die aber meist auch wirklich kommt. Dies haben wir bei der Vorbereitung einer Fahrt nach Ischia erlebt, wo mit ischiaonline.it nicht nur ausgezeichnete Tips über die Orte der Insel angeboten wurden, sondern auch Informationen über die geologische Entwicklung und die ganze italienische Vulkanologie. Hier sei auch darauf verwiesen, daß in zahlreichen italienischen Orten Live-Kameras stehen und aktuelle Bilder liefern, so kann man einen Vulkanausbruch auf Stromboli oder 19 Winfried PROCHASKA (CALL Austria) right steht, ist auch im Internet - außer mit der Einwilligung des Autors - nicht verfügbar. Dafür aber jede erdenkliche Menge von Sekundärliteratur, meist von den Universitäten herausgegeben, wobei in der Zwischenzeit ein richtiges Archiv herangewachsen ist. Besonders erwähnen möchte ich den sito im agonet.it zu Cesare Pavese, mit einem ausgezeichneten Überblick über das Leben und die Werke von Cesare Pavese. Vulcano erleben. Sicher wird dadurch nur ein Überraschungseffekt beim ersten Aufsuchen erzeugt. Aber es ist eine Möglichkeit, um die Neugier für Italien zu wecken. Das Suchen lohnt sich auf jeden Fall, selbst wenn man vom eigentlichen Ziel etwas abgekommen ist. Ich würde dieses Suchen auch nicht als spielerisches Surfen bezeichnen, sondern als Schmökern in einer Bibliothek, die alle erdenklichen Werke umfaßt. Damit sind wir auch schon bei der Literatur angelangt, die uns als nächsten Punkt interessiert. Wir haben uns vorgenommen, das erste Kapitel des „Pinocchio“ zu suchen. Also klicken wir bei Yahoo.it zuerst „Letteratura“ an, dann gibt es eine Unterteilung nach den Literaturgattungen. Also geht es weiter zur „narrativa“. Schon erhalten wir eine Liste mit den Autoren und finden auch sofort Carlo Collodi. Ein weiterer Click und wir sind schon bei „Pinocchio“, schön nach Kapiteln geordnet. Die Suche nach der Literatur hat nur einen Pferdefuß. Es gibt nämlich kaum moderne Literatur im Original, denn vieles, was noch unter Copy- Nun etwas, was im Internet wirklich ein Volltreffer ist, nämlich eine Sammlung von Liedertexten aller möglichen Sänger. Man wählt ganz einfach bei Yahoo.it „Artisti“ aus und den betreffenden Buchstaben des Sängers und bekommt sofort eine Seite mit dem vollständigen Lindertet. Wie oft haben sich die Lehrer in den letzten Jahren abplagen müssen, um einen Liedertext nach dem Lied zu schreiben (wobei meist ein oder zwei Wörter ganz einfach unverständlich waren), von winzigen Texten (meist weiß auf schwarz oder mit einem Photo im Hintergrund), die den CDs beigegeben waren, zu kopieren. Im Internet sind einfach alle Texte. Was noch zusätzlich einen Anreiz bietet, da man sofort einen Lückentext erstellen kann, was die Aufmerksamkeit der Schüler - wie man aus Erfahrung weiß - erheblich verstärken kann. Ob es nun Jovanotti, Adriano Celentano, Fabrizio de Andre`, Zucchero oder Paolo Conte ist, alle Texte sind innerhalb von fünf Minuten druckreif zu erhalten. Weiß man den Namen des Sängers nicht, so kann man immer noch den Titel abfragen. So haben wir sofort den Text von „Gianna Gianna Gianna“ über Altavista erhalten, ohne den Namen des Sängers zu kennen. Empfohlen sei auch die Rubrik „Testi“, dort taucht der „Canzoniere di Trunch“ (www.dei.unipd.it/”trunch) auf, wobei man dort alle Liedertexte eines Sängers erhält. Allerdings ist die Liste der Sänger nicht sehr lang. Für alle Gitarristen, die keine Noten lesen können und die Akkorde brau- 20 Italienisch im Internet chen, sei „Italian Chords“ empfohlen, eine ziemlich ausführliche Liste von Liedern mit den zu den Texten gehörigen Griffen. (www.geocities.com/SunsetStrip/ Stage/9070/chords.html) Man könnte nun natürlich weiter gehen und alle verschiedenen Wissensund Interessensgebiete durchforsten. Es sei aber auch dem Internet-Einsteiger gesagt, daß er mit Sicherheit fündig werden wird. Es gilt nur, ein bißchen auch die Phantasie bei den Auswahlkriterien spielen zu lassen und bei nicht zufriedenstellenden Ergebnissen oder bei der Meldung „File not Found“ - was immer wieder der Fall sein wird - nicht aufzugeben. Aufgeben und das Internet neu starten sollte man aber dann, wenn man in einem „Site“ hängen bleibt. Dies sieht man am besten daran, daß nach mehrmaligem Probieren in der linken unteren Ecke die Prozentzahl des aufgebauten Dokuments immer gleich bleibt und man nicht von der Stelle tritt. Dann kann sehr wohl ein Neustart helfen, aber auch ein Versuch zu einer „ruhigeren Zeit“, wenn also im Internet weniger los ist. (Ein Tip für alle, zwischen 7 und 8 Uhr morgens kann man am besten surfen). Zum Schluß sei eine Liste der italienischen Tageszeitungen angeführt, die brauchbare Artikel im Internet zur Verfügung stellen: “L’Avanti”(Avanti.it) Morgenzeitung mit Nachrichten aus Politik, Sport, Kultur Alto Adige ClickNews (cklicknews.it) Tageszeiitung aus Corriere (cor.it) Lokalzeitung aus Umbrien. Corriere della Sera (corriere.it) Mialänder Tageszeitung, alle Artikel verfügbar. Firenze Notizie (direnze.net(quot)idiano Tageszeitung, berichtet über Ereignisse in der Toskana. Ausgezeichnete Übersicht über Kulturangebote (Museen etc.) Foglio (ilfoglio.it) Vom Chef-Ideologen der Forza Italia, Giuliano Ferrara, im Format PDF. Gazzetta del Sud (abramo.it/service/ rassegna/GAZ-SUD/HTM) Mit einer Auswahl der Artikel Gazzettino (Gazzettino.it) Lokalzeitung aus dem Friaul und Venezien Il Corriere di Caracas Italienische Zeitung mit Nachrichten aus Venezuela Il Giornale di Sicilia (gd.sit) Mit Lkoalausgaben aller sizilianischer Provinzen. Links zu Tourismus - und Kultureinrichtrungen Il Golfo (ischiaonline.it/ilgolfo) Lokalnachrichten über den Golf von Neapel und der Costiera Amalfitana. Il Manifesto (mir.it/marini/)) Kommunistische Tageszeitung Il Mattino (ilmattino.it) Tageszeitung aus Neapel, mit Lokalausgaben süditalienischer Städte IL Messaggero (ilmessaggero.it) Alle Artikel der römischen Tageszeitung, sowie die Lokalausgaben der Provinzen von Latium, Umbrien und den Marken Il Tirreno Internet (iltirreno.it) Berichtet über die Toskana, vor allem über die Küstenprovinzen Pisa, Lucca, Carrara Italia Oggi (italiaoggi.it) Finanzzeitung L’Eco di Bergamo (eco.it) Lokalzeitung aus Bergamo. 21