Bowling for Panzer Kaserne - Baumassnahmen für die

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Bowling for Panzer Kaserne - Baumassnahmen für die
Bowling for Panzer Kaserne
Nutzung:
Lage:
Baukosten:
Bauzeit:
US-Baubetreuung:
Architektur:
Projektsteuerung:
Fotos:
Bowling-Center (Erweiterung)
In Randlage innerhalb der Kaserne
5 Mio Euro
2003-2004
US-Army Corps of Engineers
Hübner + Erhard, Heidelberg
BBBW-HBA RT
BBBW-HBA RT
English Summary: See below.
Wer bei Bauaufgaben für die US Army in Deutschland in erster Linie nur an militärische
Zweckbauten denkt, kennt nur einen kleinen Teil des Aufgabenbereiches.
Amerikanische Kasernen sind kleine Städte mit eigenen Wohnsiedlungen, Schulen, Läden
und Gemeinschafts- und Freizeiteinrichtungen, in denen die amerikanischen Soldaten mit
ihren Familien und einem großen Tross an Zivil- und Verwaltungsangestellten beinahe wie in
den USA leben.
So kommt das Staatliche Hochbauamt Reutlingen, das die Baumaßnahmen der US Army in
Stuttgart betreut, auch gelegentlich zu exotischeren Bauaufgaben - wie jetzt den Um- und
Erweiterungsbau eines „Bowling and Family Entertainment Centers“ in der Panzerkaserne
bei Böblingen.
Das neue Bowling Center ist als Freizeitzentrum für die ganze Familie konzipiert. Neben 24
Bowlingbahnen bietet es jetzt auch ein (sehr amerikanisches) Schnellrestaurant, eine Bar,
Räume für Spielautomaten, ein Spielzimmer für kleinere Kinder, sowie einen Partyraum, der
für Feiern und Veranstaltungen angemietet werden kann. Nach Angaben des Betreibers
werden hier monatlich ca. 50 Geburtstagsfeiern abgehalten.
Von der ursprünglichen Bowlingeinrichtung, einer nüchternen Sportstätte mit 12 Bahnen, ist
hierbei jedoch kaum mehr stehen geblieben als die äußere Hülle. Das vorhandene Gebäude
wurde durch einen Anbau auf mehr als die doppelte Fläche für zusätzliche 12 Bahnen und
eine Anzahl von Nebenräumen vergrößert. Keine einfache Planungsaufgabe, da das Baugrundstück durch Bestand, umgebende Straßen, Kasernenzaun und Nachbarbebauung sehr
stark eingegrenzt ist. Aus diesen Zwängen ergab sich die etwas ungewöhnliche Grundrisslösung, nach der die Bahnen nicht wie meist üblich linear aneinandergereiht wurden, sondern
in zwei Gruppen à 12 Bahnen spiegelbildlich gegenüberliegen und mit einer gemeinsamen
Mittelzone für die Erschließung, Zuschauerbereich und Schnellrestaurant verbunden sind.
Hierdurch konnte der Baukörper sehr kompakt und übersichtlich gehalten werden.
Diese anfangs von Betreiberseite wegen der langen Wege für das technische Wartungspersonal ungeliebte Lösung erweist sich jetzt durch bessere Übersichtlichkeit und interessante
Ausblicke nach beiden Seiten als äußerst vorteilhaft für die Besucher. Zudem können die
beiden Bahnenbereiche unterschiedlich betrieben werden – auf der einen Seite SpaßBowling für Familien und Jugendliche bei Schummerlicht und Lichteffekten - auf der anderen
Seite Sportbetrieb für Erwachsene.
Eine „ruhige Kugel geschoben“ wird hier allerdings selten – ein nicht unerheblicher Teil der
4,7 Millionen Euro Baukosten wurde in modernste Bowling-Technik investiert, die keine Vergleiche mit zivilen, kommerziellen Bowlingeinrichtungen zu scheuen braucht.
Sehr beliebt bei den Amerikanern ist das „Cosmic Bowling“ bei Disco-Beschallung, Licht- und
Nebeleffekten, im abgedunkelten Raum leuchten hierbei Bahnen, Kugeln, Tische, selbst die
Leihschuhe der Gäste. Natürlich sind bei normaler Beleuchtung auch reines Sport Bowling
und Wettkämpfe möglich, der Sport- und Wettkampfbetrieb ist im Moment jedoch noch im
Aufbau. Eine deutsch-amerikanischen Bowling-Gesellschaft soll noch gegründet werden.
Der Planungsauftrag für den Um- und Erweiterungsbau des bestehenden Bowling Centers
wurde im Juni 2001 erteilt. Ungewöhnlich wie die Planungsaufgabe war hier auch das von
US-Seite vorgegebene Planungsverfahren. Die Grundlagen für die Vorentwurfsplanung wurden im „Charette“-Verfahren festgelegt. Das heißt, alle Entscheidungsträger von US-Seite,
Bauamt und die freiberuflichen Planer (federführend die Architekten Hübner, Erhard und
Partner aus Heidelberg) gingen im Juli 2001 eine ganze Woche zusammen in Klausur und
trugen alle Anforderungen für die Bauaufgabe zusammen. Während der Sitzungen wurde
gemeinsam eine Grundriss- und Baukörperkonzeption entwickelt . Der hierbei entstandene
Vorentwurf wurde tatsächlich fast unverändert realisiert – wobei es im Detail natürlich im
weiteren Verlauf der Planung durchaus diverse Änderungen gab. So wurden zum Beispiel
nach dem 11. September 2001 neue Sicherheitsanforderungen an Gebäude der US Army
erlassen, alle Fassaden mussten entsprechend umgeplant werden. Ein weiteres Problem
ergab sich daraus nach der ersten Kostenberechnung – die geschätzten Baukosten für die
Erfüllung aller anfänglichen und neuen Anforderungen überstiegen die ursprünglich genehmigten Haushaltsmittel erheblich, daher mussten Einsparungsvorschläge erarbeitet werden.
Im Juni 2003 konnte endlich mit der Bauausführung begonnen werden. Hier kam es gleich
zu Beginn der Arbeiten wieder zu einer Verzögerung – der Baugrund barg eine bombige Überraschung in Form einer Vielzahl Blindgängern aus dem 2. Weltkrieg. Neben einer ganzen
Reihe von kleineren englischen Stabbrandbomben wurden auch zwei größere Sprengbomben deutscher Herkunft geborgen. Wie deutsche Fliegerbomben in den Untergrund einer
ehemaligen Wehrmachtskaserne gelangt sind, konnte nicht ergründet werden.
Nach 17 Monaten Bauzeit wurde Anfang November 2004 das neue Bowling Center mit einem Festakt eröffnet und erfreut sich seither eines regen Publikumszuspruchs.
Interessant ist auch das Finanzierungsmodell. Die für den Bau benötigten Gelder stammen
nicht aus dem normalen Verteidigungshaushalt, sondern aus einem Army-internen Titel genannt „Non Appropriated Funds“. Diese Mittel werden indirekt von den Army Angehörigen
selbst aufgebracht. Die US Army betreibt über eine wie ein Privatunternehmen organisierte
Unterorganisation in den Kasernen Läden, Service- und Freizeiteinrichtungen, die Gewinne
erwirtschaften. Diese Gewinne werden zentral gesammelt, und dienen wieder zur Finanzierung weiterer neuer, nicht militärischen Einrichtungen. So betrachtet, verbieten sich moralische Bedenken bezüglich der im Bowling Center errichteten „Spielhölle“ mit Geldspielautomaten – die hierbei eingenommenen Gewinne kommen wieder einem guten Zweck zu, und
weiteren, nicht alltäglichen Planungsaufträgen: Bowling for Bauamt Reutlingen.
Heinz Wiest und Christoph Melchers, BBBW-HBA Reutlingen
English Summary: Thought of building for the US-Military in Germany is doing boring stuff? No Sir! USInstallations are little towns for themselves, with schools, shops and self-financed facilities called MoraleWelfare-Recreation for the leisurement purposes. One of those more exotic tasks was awarded to the German
Federal Building Administration in Baden-Württemberg by the Corps of Engineers. An existing Bowling Center
had to be doubled in size to24 lanes and retrofitted to modern standards. To that purpose one mirrored the
layout and put counters and those things fastfood in the axis of symmetry. One half now is dedicated to real
sports and the other may also be used for cosmic bowling under darklight, disco and the like. Other rooms are
rented months ahead for kid’s birthday parties.
KM Rippel, BBBW-Betriebsleitung.