Fieber zunächst unklarer Ursache
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Fieber zunächst unklarer Ursache
G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Fieber zunächst unklarer Ursache (FZUU) [Checkliste: Seite IX] Definition Fieber >38,3ºC bei verschiedenen Messungen Dauer mindestens >3 Wochen Ätiologie unklar trotz einer Woche Krankenhausaufenthalt Das FZUU wird häufiger durch ein atypisches Erscheinungsbild einer gewöhnlichen Entität als durch eine seltene Erkrankung verursacht. Die häufigsten Fälle von Fieber mit zunächst unklarer Ursache in drei Kategorien Infektionen: Tuberkulose, Abszesse Malignome Kollagen-Systemerkrankungen: rheumatoide Arthritis, Riesenzellarteriitis Tuberkulose Die Tuberkulose (TB) ist die häufigste Infektion bei FZUU, es sei denn bei Kindern oder alten Patienten. Fälle, die der frühen Diagnose entgehen, sind solche mit extrapulmonaler bzw. miliarer Beteiligung oder bei vorbestehender Lungenerkrankung. Bei AIDS ist die pulmonale TB-Symptomatik z.B. oft nur diskret ausgeprägt. Der Intrakutantest mit Tuberkulin ist wegen kutaner Anergie bei <50% der Patienten mit TB und FZUU positiv. Das Sputum ist nur in 25% positiv. Deshalb sind häufig Biopsien der Lympknoten, des Knochenmarks oder der Leber nötig. Neuere Techniken zur Isolierung von M. tuberculosis aus dem Blut: Isolatorkulturen, PCR aus BACTECKulturflaschen mit schnellem Wachstum. Abszesse Okkulte Abszesse finden sich meistens im Abdomen oder Becken. Zustände die zur Abszessbildung prädisponieren: Zirrhose, Steroide oder Immunsuppressiva, Kürzliche OP, Diabetes mellitus Abszesse treten auf, wenn Grenzen durchbrochen werden wie z.B. das Peritonäum bei Appendizitis oder Divertikulitis. Die Ruptur wird oft spontan gedeckt und die lokale Peritonitis wandelt sich aufgrund der Abwehrmechanismen zu einem Abszess. Pyogene Leberabszesse sind häufig Folge einer Gallengangserkrankung oder einer abdominellen Eiterung wie bei Appendizitis oder Divertikulitis. Amöbenabszesse der Leber können klinisch nicht von pyogenen Leberabszessen unterschieden warden. Eine Amöbenserologie ist in >95% der Fälle einer extraintestinalen Erkrankung positive. Hämatogene Streuung ist häufiger als kontinulierliche Ausbreitung die Ursache für Milzabszesse, die vor Autopsie oft übersehen werden. Eine Endokarditis ist die häufigste mit Milzabszessen vergesellschaftete Infektion. Perirenale oder Nierenabszesse haben ihre Ursache in Harntraktinfektionen – auch wenn Urinkulturen negativ oder nur intermittierend positiv sind. Intraabdominelle Abszcesse können sich subphrenisch, omental, im Douglas-Raum, pelvin und retroperitoneal entwickeln. I G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Osteomyelitis Eine Osteomyelitis kann bei FZUU vorliegen, da lokalisierte Symptome an manchen Stellen nicht hervorstechen. Z.B.: Wirbelkörper- oder Mandibulaosteomyelitis. Bakterielle Endokarditis Eine Kultur-negative bakterielle Endokarditis ist bei folgenden Keimen wahrscheinlich: Coxiella burnetii (Q-Fieber) and Tropheri whippelii wachsen nicht auf zellfreien Medien Brucellen, Mycoplasmen, Chlamydien, Histoplasmen, Legionellen und Bartonellen wachsen nur auf speziellen Medien Hemophilus spp., Actinobacillus, Cardiobacterium, Eikenellen und Kingellen, die sogenannte HACEKGruppe wächst nur nach Inkubation der Blutukulturen für 7 bis 21 Tage. Deshalb Mikrobiologie um entsprechend lange Inkubation bitten. Bei subakuter Endoklarditis, die sich als FZUU manifestiert, findet man nur selten periphere Manifestationen der Erkrankung. Die Endokarditis bei i.v.-Drogenabusus ist oft recht lokalisiert, weist keine Geräusche auf und Selbstmedikation mit Antibiotikat könnte die Diagnose einer Bakteriämie verschleiern. Malignome Die häufigsten Malignome bei FZUU. Lymphome, v.a. Non-Hodgkin-Lymphome Leukämien Nierenzellkarzinome Hepatozelluläre Karzinome oder Tumoren mit Lebermetastasen Die häufigsten Malignome, die Fieber verursachen sind solche mit retikuloendothelialem Ursprung (d.h. Lymphome und Leukämien). Thorax-, Abdomen-, Becken-CT oder -MR und eine Knochenmarkspunktion ermöglichen die Identifikation beteiligter Orte. Vorhofmyxome treten in einem Drittel der Fälle mit Fieber auf. Andere Symptome sind Arthralgien, Embolien und eine Hypergammaglobulinämie. Kollagenosen Die häufigsten rheumatologischen Erkrankungen mit FZUU sind die juvenile rheumatoide Arthritis mit systemischem Beginn (JRA, früher M. Still genannt) und die Riesenzelarteriitis bei älteren Patienten. Kriterien der juvenilen rheumatoiden Arthritis (früher M. Still genannt): 1. intermittierendes tägliches Fiebers >39.5ºC 5. Nebenkriterien: 2. Arthritiden Halsschmerzen 3. Leukozytose Lymphadenopathie / Splenomegalie 4. lachsfarbenes Exanthem erhöhte Transaminasen / LDH negative Rheumafaktoren / ANA Das Fieber muß mindestens sechs Wochen bestehen, wenn die definitive Diagnose gestellt werden soll, da viele virale und andere postinfektiöse Formen der Arthritis ebenfalls mit Fieber auftreten können. Zwischen Auftreten des Fiebers und Entwicklung der Arthritiden kann ein langes Intervall liegen. Das ist deshalb von Bedeutung, da die Diagnose JRA mit systemischem Beginn nur gestellt werden kann, wenn Fieber vorhanden ist. Außer einer Riesenzellarteriitis können auch andere Vaskulitiden wie Panarteriitis nodosa, TakayasuArteritis, M. Wegener, Kryoglobulinämie und der M. Still des Erwachsenen mit FZUU einhergehen. II G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Medikamente Nur bei 25% der Fälle treten eine Eosinophilie und Hautveränderungen auf. Am häufigsten tritt Fieber auf nach: Antibiotika (Carbapeneme, Cephalosporine, Malariamittel, Minocyclin-HCl, Nitrofurantion, Penicilline, Rifampicin, Sulfonamide) H1- und H2-Blocker Antihistaminika (Cimetidin, Ranitidin-HCl) Antiepileptika (Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin,) Jodide Nonsteroidale antientzündliche Substanzen (Ibuprofen, Sulindac, auch Salizylate) Antihypertensiva (Hydralazin, Methyldopa) Antiarrhythmika (Chinin, Chinidin, Procainamid) Thyreostatika Verunreinigungen von injiziertem Kokain oder Heroiin (z.B. Chinin) Kräuter Selten verursachen Digoxin und Aminoglykoside Fieber. Häufiger als Medikamentenreaktionen, die bei AIDS-Patienten bis zu 24% auftreten, sind Hautveränderungen und Übelkeit. “Drug fever” kann unmittelbar nach Gabe einer Substanz auftreten. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass vor dem auftreten Wochen, Monate oder Jahre vergehen. Die meisten Patienten erholen sich innerhalb von 72 Stunden nach Absetzen der Substanz, bei manchen dauert dies Wochen. Seltenere Formen des FZUU Infektionen: Amöbenabszess der Leber Brucellose Chronisch aktive Hepatitis CMV Zahnabszess Spondylodiszitis Epididymitis Fascioliasis Gonokokkenarthritis HSV-Enzephalitis infektiöse Mononukleose Kala Azar Kikuchi-Erkrankung Lyme-Erkrankung Pyelonephritis Pyometrium Rheumatisches Fieber Sinusitis Typhoid M. Whipple Q-Fieber Leptospirose Psittakose Tularämie Melioidose Sekundäre Syphilis dissemin. Gonokokkämie chron. Meningokokkämie Versiniose Systemerkrankungen allerg. granulomatöse Angiitis granulomatöse Hepatitis Hypersensitivitätsvaskulitis entzündliche Darmerkrankungen Panaortitis Reiter-Syndrom Sarkoidose Malignome Vorhofmyxom aleukämische Leukämie Kaposi-Sarkom Lungen-Tumoren Multiples Myelom Sarkome III G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Verschiedenes M. Behcet Chronic Fatigue Syndrome neurologische / dermatologische Störungen der Temperaturregulation Drug Fever Umweltbedingtes Fieber (Metall- und Polymerrauch-Fieber) febris factitia familiär Mittelmeerfieber periodisches Fieber Lungenembolien retroperitoneale Hämatome Thyreoiditis Störungen des Temperaturhaushalts Störungen des Temperaturhaushalts können Folge von Hypothalamus-Dysfunktionen wie ausgeprägtem Apoplex oder hypoxischem Hirnschaden oder gestörter Hautveränderungen wie Ichthyosis sein. Alkoholhepatitis Die Charakteristika der Alkoholhepatitis sind Fieber, Hepatomegalie, Gelbsucht und Anorexie. Typischerweise ist das Fieber mäßig ausgeprägt (<38,3ºC). Charakteristische Laborkonstellation: Die Transferasen sind auf <500 IU/l erhöht bei unverhältnismäßig starker Erhöhung der GOT im Verglich zu GPT. Das Verhältnis ist üblicherweise >2,0 – ein Wert, der bei anderen Lebererkrankungen nur selten gesehen wird. Andere, nichtinfektiöse Erkrankungen mit FZUU Lungenembolie Hämatom (z.B. nach Trauma oder Ruptur eines Aaortenaneurysma) mit folgender Entzündung. Hyperthyroidismus und subakute Thyroiditis Phäochromozytom und NN-Infussizienz Hereditäres periodisches Fieber (familiäres Mittelmeerfieber) Tumor-Nekrosis-Faktor-Rezptor-1-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS) hyper-IgD Syndrom Muckle-Wells-Syndrom familiäres kälte-induziertes autoinflammatorisches Syndrom (familiäre Kälteurtikaria) Die vermehrte Mobilität bringt mit sich, dass Krankheitsbilder wie Tuberculose, Typhoid, Amöbenabszesse der Leber und AIDS weltweit verbreitet werden. Krankheitsbilder, mit denen Kliniker nicht immer vertraut sind, wie Malaria, Brucellose, Kala Azar, Filariose, Schistosomiasis, Lassa-Fieber müssen auch außerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes diagnostiziert werden. IV G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Erkrankungen, die auf Reisen erworben wurden können eine Monate dauernde Inkubationszeit haben. Andere können über Jahre latent persistieren. Reisende können an Krankheiten erkranken, für welche die lokale Bevölkerung wegen präexistenter Immunität nicht empfänglich ist. Die häufigsten exotischen Erkrankungen mit FZUU sind Typhus, Amöbenabszesse und Malaria. Einflussfaktoren: Alter Die Ursachen eines FZUU hängen sehr vom Alter des Patienten ab. Bei Kindern handelt es sich bei 1/3 um sich selbst limitierende virale Infekte, während es sich bei über 65 jährigen häufig um Systemerkrankungen / rheumatische Erkrankungen / Vaskulitiden (~31%) wie Riesenzellarteriitis, Polymyalgia rheumatica und Sarkoidose, seltener um Infektionen (~ 25%) oder Neoplasmen (~12%) handelt. AIDS Hier hängt die Ursache des FZUU vom Grad des Immundefekts ab: Bei CD4-Zahlen von 0 - 790/µl (Median: 40/µl): 79% Infektionen (>1/2 Mykobakteriosen [2/3 atypisch, meist M. avium-Komplex]) 8% Malignome (nur Lymphome häufig, v.a. NHL; dissem. Kaposi: rel. selten) 9% ohne definierte Diagnose Neutropenie FZUU bei Neutropenie ist häufig Folge einer Bakteriämie. Sieben Tage nach der akuten Periode haben Pilzinfektionen eine größere Bedeutung als bakterielle. Auch FZUU wird mit der Rückkehr der Neutrophilen üblicherweise gemildert. Wenn es ohne Neutropenie fortbesteht, sollte eine hepatosplenische Kandidiasis als Ursache sehr in Erwägung gezogen werden. V G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Reise-assoziierte Erkrankungen in Abhängigkeit von spezifischen Ereignissen Ereignis mögliche Erkrankung Ingestion unbehandelten Wassers oder nicht pasteurisierer Milchprodukte Amöbiasis, Brucellose, Hepatitis A Salmonellose, Shigellose Ingestion rohen oder nicht gekochten Fleisches oder von Seefrüchten enterische Fieber-Erkrankungen Wurmerkrankungen, Trichinose Kontakt mit Tieren Anthrax, Brucellose, Echinokokkose, Q-Fieber Tularämie Kontakt mit Insekten Moskitos Zecken Raubwanzen Sandfliegen Tsetse-Fliegen Dengue-Fieber, Malaria Borrelliose, Tularämie, Typhus Chagas-Erkrankung Leishmaniose afrikanische Trypanosomiasis Kontakt mit Wasser Leptospirose, Mykobakterium marinum-Infektionen, Schistosomiasis Barfußlaufen (Haut-Boden-Kontakt) cutane Larva migrans, Hakenwurm-Infektionen, Strongyloidiasis, Tungiasis sexueller Kontakt Gonorrhoe, Hepatitis B, HIV-, HSV-Infekt, Syphilis Kontakt mit Infizierten Diphtherie, enterische Fieber, Meningokokken-Infekt, Tuberkulose, virale hämorrhagische Fieber Typische Inkubationszeiten von Reise-assoziierten Erkrankungen < 10 Tage Dengue-Fieber, Rickettsien-Infekte Reisediarrhoe Gelbfieber 10-21 Tage enterische Fieber (Typhus, Paratyphus) Leptospirose Malaria Virale hämorrhagische Fieber >21 Tage akute HIV-Infektion Amöbenabszess der Leber Malaria Tuberkulose Virushepatitiden (A, B, C, D, E) VI G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Häufige / wichtige Erkrankungen mit Fieber bei Reiserückkehr mit Inkubationszeit < 2 Wochen Erkrankung Regionale Verteilung Fieber ohne sicheren Organbezug Malaria Tropen / Subtropen Dengue Tropen / Subtropen, auch Kuba Rickettsiosen weit verbreitet, auch Tropen Leptospirose weltweit, auch Tropen Enteritis Campylobacter, Salmonellen, Shigellen u. a. Ostafrikan. Trypanosomiasis Fieber mit Hämorrhagie Meningokokkenmeningitis andere bakterielle Infektionen mit und ohne Sepsis Leptospirose Malaria Virale hämorrhagische Fieber Übertragung Moskito Moskito Zecken, Läuse perkutan,permukosal; Kontakt mit Wasser, Erde weltweit, auch Tropen Sub-Sahara-Zone, Ostafrika Fäkal-oral Tsetse-Fliege weltweit Mensch-Mensch weltweit weltweit Mensch-Mensch,Tier-Mensch perkutan,permukosal; Kontakt mit Wasser, Erde bes. häufig in Teilen von Afrika, Asien und Lateinamerika Moskito bes. häufig in Teilen von Afrika, Asien und Lateinamerika durch verschiedene Insekten Fieber mit neurologischen Symptomen Meningokokkenmeningitis weltweit, saisonal, nicht saisonal Ausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen Virale und bakterielle Meningitis weltweit, saisonal, nicht saisonal; und Enzephalitis Ausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen, Malaria Tropen, Subtropen Typhus weltweit, bes. in Entwicklungsländern Rabies bes. häufig in Teilen von Afrika, Asien und Lateinamerika Fieber mit respiratorischer Einschränkung Influenza weltweit, Ausbruch auf Kreuzfahrtschiffen / in Hotels Legionellose weltweit, Ausbruch auf Kreuzfahrtschiffen / in Hotels akute Histoplasmose bes. Amerika, akute Kokzidiomykose Amerika Q-Fieber Amerika VII Mensch-Mensch Mensch-Mensch Moskito fäkal-oral Biss durch ein Tier (z.B.Hund) Mensch-Mensch, Tröpfchen Inhalation, Aspiration Inhalation Inhalation G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Häufige / wichtige Erkrankungen mit Fieber bei Reiserückkehr mit Inkubationszeit 2-6 Wochen Erkrankung Regionale Verteilung Übertragung Malaria weltweit, endemische Gebiete Moskito Hepatitis A weltweit, bes. in Entwicklungsländern fäkal-oral akute Schistosomiasis Teile von Afrika, Asien und Penetration von Zerkarien (Katayama Fieber) Lateinamerika aus Wasser durch die Haut Leberabszess mit Entamoeba Ingestion von Zysten (Wasser, histolytica weit verbreitet, bes. Entwicklungsländer Nahrungsmittel), fäkal-oral Leptospirose weltweit akute HIV-Infektion weltweit parenteral, sexuell ostafrikan. Trypanosomiasis bes. häufig in Teilen von Afrika Tsetse-Fliege virale hämorrhagische Fieber bes. häufig in Teilen von Afrika, Insektenstich, bei einigen Asien,Lateinamerika Erregern auch Tröpfchenübertragung / Kontakt mit Blut, Stuhl Q-Fieber weltweit, chronische Infektion häufig in Teilen von Asien,Afrika, Lateinam. Inhalation Häufige / wichtige Erkrankungen mit Fieber bei Reiserückkehr mit Inkubationszeit 2-6 Wochen Erkrankung Regionale Verteilung Übertragung Malaria in vielen Teilen von Afrika, Asien, Südamerika Moskito Tuberkulose weltweit, in vielen Teilen von Afrika, Inhalation, Aerosol, Asien, Südamerika, Osteuropa Mensch-Mensch Hepatitis B weltweit, bes. viele Länder in Afrika parenteral, sexuell viszerale Leishmaniose große Teile von Afrika, Asien, Südamerika und Mittelmeerraum, besonders ländliche Gegenden Sandmücke lymphatische Filiariasis Sub-Sahara-Zone mit fokaler Verteilung Biss/Stich durch Moskito und andere Insekten Schistosomiasis Tropen mit stehenden oder langsam Penetration von Zerkarien fließenden Gewässern durch die Haut Amöbendurchfall Tropen, Subtropen, fäkal-oral Leberabszess mit weit verbreitet, Ingestion von Zysten (Wasser Entamoeba histolytica Nahrungsmitteln), fäkal-oral Rabies bes. häufig in Teilen von Afrika, Asien und Lateinamerika Biss durch ein Tier (z.B.Hund) ostafrikan. Trypanosomiasis Afrika Tsetse-Fliege Ausgewählte Hautveränderungen mit Reise-assoziierten Ursachen generalisiertes makulopapulöses Exanthem: akute HIV-Infektion, Brucellose, Dengue-Fieber, Medikamenten-Reaktion, Hepatitis B, humanes Parvovirus B19, infektiöse Mononukleose, Leptospirose, virale hämorrhagische Fieber, Roseolen: Typhus Petechien, Ekchymosen, Hämorrhagien: Dengue-Fieber, Leptospirosen, Meningokokkämie, Typhus, virale hämorrhagische Fieber, Gelbfieber, Schorf: Anthrax, Zecken, Ulzera: Anthrax, cutane Diphtherie, Tularämie, Pustel: disseminierte Gonokokkeninfektion Urtikaria: Wurminfektionen VIII G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Checkliste Bitte jeweils mit Datum bestätigen Sicherung des der Unklarheit der Ursache ausführlichste Anamnese Reisen Immunsuppression (mit Angabe des Ausmaßes) Medikamenten- und Gift-Anamnese (einschl. antimikrobieller Substanzen) Lokalisation der Symptome subtile Veränderungen des Verhaltens (z.B. bei granulomatöser Meningitis) Claudicatio des Kiefers (z.B. bei Riesenzellarteriitis) Nykturie (z.B. bei Prostatitis) detailierte körperliche Untersuchung Genitale, rektale Untersuchung, Haut (Exanthem, Tumore?) Suche nach ungewöhnlichen Zeichen gewöhnlicher Erkrankungen häufiges Überdenken des bisher Eruierten BSG Differenzialblutbild LDH Leberenzyme und Bilirubin 3 Blutkulturen (aerob, anaerob, Pilze) (verschiedene Lokalisationen) über mehrere Stunden ohne Antibiose Urinstatus, -Mikroscopie, -Kultur Hepatitisserologie (wenn Leberwerte entsprechend) nach Rücksprache mit Mikrobiologie weitere serolog. Untersuchungen (s.u.) HIV-Serologie und Viruslast bei Risikogruppen Tuberkulin-Hauttest Rheuma Faktor ANA Suche nach Heteroantikörpern bei Kindern und jungen Erwachsenen EKG Sonographie des Abdomens Röntgen-Thorax Echokardiographie (transösophageale - ) Fokussusche (ZMK-, HNO-Bereich) Knochenmarkspunktion (evtl. weitere PE, z.B. Liquor, s.u.) CT des Abdomens PET-CT, falls o.g. Befunde o.B. Datum ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ ______ Ausmaß des Fiebers, Verlauf der Fieberkurve, Reaktion auf Antipyretika sind nicht spezifisch genug, um zu einer Diagnose führen zu können. Bei Hinweisen auf ein Organsystem sollten entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Z.B.: Bei Herzgeräusch, bzw. neuem oder verändertem Herzgeräusch Blutkulturen, Schluckecho. IX G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache BSG Bei Erhöhungen > 100 mm/h ~2/3 Malignome ~1/4 (meist Lymphome, Myelom oder metastasierter Colon- oder Mamma-NPL) Infektionen (z.B. Endokarditis) und entzündliche Erkrankungen (rheumatoide Arthritis, Riesenzellarteriitis) [Patienten mit Riesenzellarteriitis können eine normale BSG aufweisen] Ursachen für sehr hohe BSG (ohne Vorliegen von Infektionen oder Malignomen): Hypersensitivitätsreaktionen auf Medikamente Thrombophlebitis Nierenerkrankungen (v.a. das Nephrotische Syndrom) Nuklearmedizin Bedeutung für die Aufklärung eines FZUU kontrovers: Sowohl Szintigraphien mit Gallium-67- als auch Indium-111-markierten Leukozyten sind äußerst sensitive, da sie den ganzen Körper einschließen. Jedoch kann keins der Verfahren eine Diagnose festlegen. Beide sind also unspezifische Verfahren zur Festlegung einer Lokalisation für weitere Untersuchungen z.B. mittels CT. Ausschließlich nuklearmedizinsche Verfahren sollten Fällen vorbehalten bleiben, bei denen initiale Untersuchungen (z.B. mittels CT) negative blieben und ein Screening des gesamten Körpers gewünscht ist. Die FDG-PET hat gute Möglichkeiten bei der Darstellung von chronischer Osteomyelitis, Sarkoidose, FZUU und bei HIV-positiven Patienten bei der Differenzierung einer Toxoplasmose von Lymphomen im ZNS. Die FDG-PET scheint bei der Diagnostik der Vaskulitis großer Gefäße von Bedeutung zu sein. spezifische Verfahren Wenn Anamnese, körperliche Untersuchung, Bildgebung eine potenzielle Ursache des FZUU nahelegen, sollten spezifische Verfahren eingesetzt werden: Bei diskreten ZNS-Symptomen: Lumbalpunktion und Bildgebung von Cerebrum und Rückenmark entsprechende Reisanamnese: evtl. Histoplasmen? Kokzidomykose? Biopsien Im Gegensatz zum Screening sind gelegentlich gezielte Probeentnahmen angebracht. z.B. bei V. a.: Tuberkulose: Knochenmark- und Leber-PE extrapulmonale Tuberkulose: Pleura- oder Perikard-PE granulomatöse Hepatitis: Leber-PE andere granulomatöse Erkrankungen (wie Sarkoidose): Leber-PE Malignome (v.a. Lymphome): Lymphknotenentnahme Infektionen (Katzenkratz-Krankheit): Lymphknotenentnahme Riesenzellarteriitis: Temporalarterien-PE Vaskulitis (z.B. Polyarteritis nodosa): PE betroffenen Gewebes X G. Gabriëls Fieber zunächst unklarer Ursache Therapieversuche Therapieversuche mit Antimikrobiellen Substanzen oder Steroiden führen nur selten zur Diagnose. Einsatz von Antibiotika kann die Diagnose von okkulten Abszessen und Infektionen verzögern und steigert die Zahl der Drug-fever-Fälle. Regime gegen ein breites Spektrum können gegen andere als die gewünschten wirken. z.B. kann das in einem Therapieversuch gegen eine vermeintliche Tb eingesetzte Rifampicin eine Staphylokokken-Osteomyelitis oder die Detektion der Flora, welche eine Endokarditis unterhält, unterdrücken. Empirischer Ein Therapieversuch mit Steroiden bei vermeintlicher inflammatorischer Systemerkrankung kann eine PE bei Steroid-sensiblen Erkrankungen wie Sarkoidose anderen granulomatösen Erkrankungen oder Vaskulitiden nicht ersetzen. Prognose eines FZUU Die Prognose von Patienten mit FZUU hängt von der zugrunde liegenden Diagnose ab. Bei Kindern mit FZUU haben 88% von denen, die durch eine Infektion bedingt sind keine Folgen. Ebenso haben die meisten Erwachsenen, bei denen nach ausführlicher Untersuchung keine Diagnose gestellt wird, eine gute Prognose. Dies zeigte eine Untersuchung an 199 Patienten mit FZUU (Knockaert D et al., 1996) entlassen ohne Diagnose 61 (30%) spätere Diagnose 12 meist innerh. von 2 Monaten nach Entlassung Symptomfreiheit im KH 31 Persistierendes oder rezidivierendes Fieber 18 über Monate / Jahre von diesen später als geheilt eingestuft 10 Steroidtherapie 4 intermittierende NSAR-Therapie 6 verstorben im Zusammenhang mit FZUU 2 Amin, K. Postgrad Med. 114: 3, 2003 Blair JE. Postgrad Med. 116: 13, 2004 Knockaert D et al., Arch Intern Med 156: 618, 1996 Mourad O et al., Arch Intern Med 163: 545, 2003 Schedel I., Internist 45: 641, 2004 Zhuang H et al., Radiol Clin North Am. 43: 121, 2005 XI