belo horizonte

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belo horizonte
Eine Stadt, ein Projekt
Die Europäische Union führt mit ihren
brasilianischen Partnerorganisationen
mehrere Projekte zur Förderung der
Menschenrechte durch.
In der Region von Belo Horizonte betreut
sie Alternativen zum traditionellen
Haftsystem.
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BELO
HORIZONTE
ENTWICKLUNG
Die Hauptstadt von Minas Gerais ist erst etwas mehr als 100 Jahre alt: Sie wurde Ende
des 19. Jahrhunderts im Zuge der zunehmenden Erschließung von Bodenschätzen, insbesondere von Goldvorkommen, errichtet. Das starke Bevölkerungswachstum von Belo
Horizonte macht die Stadt zur drittgrößten von Brasilien. Im Bereich Architektur hat Belo
Horizonte ebenfalls einiges zu bieten: Die junge Stadt ist eines der Zentren für zeitgenössische Kunst in Brasilien. In den 40er Jahren betraute der einstige Bürgermeister
und künftige Präsident Juscelino Kubitschek den jungen Architekten Oscar Niemeyer
mit der Planung des Stadtteils Pampulha. Der Schüler des berühmten Architekten
Le Corbusier konnte seiner Kreativität freien Lauf lassen: Er entwarf gewagte Betonkonstruktionen mit geschwungenen Bögen, die mit ihrer Umgebung zu verschmelzen
scheinen. Wirklich sehenswert!
WIRTSCHAFT UND EUROPÄISCHE SPUREN
Belo Horizonte gehört zu den wirtschaftlich recht erfolgreichen Städten Brasiliens. Aufgrund
von Eisenerzvorkommen, Kaffeeanbau und der Produktion von Milcherzeugnissen sind
zahlreiche Unternehmen, auch aus Europa, dort vertreten: Mercedes, Fiat und Unternehmen
der Metall- oder Stahlindustrie wie Bekaert, Belgo Mineira und Acesita (von Arcelor und
später von Mittal aufgekauft). Die Stadt erwirtschaftet den Großteil ihres BIP durch den
Dienstleistungssektor (Technologie, Tourismus, Mode usw.)
WISSENSWERTES
Neben den kulturellen Schätzen im Großraum der Stadt und den kleinen Kolonialdörfern
bietet das Zentrum für Gegenwartskunst Inhotim eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst. Das Projekt wurde von dem Unternehmer Bernardo Paz ins Leben
gerufen. Es umfasst nach Themen gestaltete Pavillons, die Dutzende von Werken zeitgenössischer Künstler enthalten, welche auf einer großzügigen Fläche von 100 Hektar
ausgestellt sind. Die Sammlung ist eine wahre Bereicherung für die brasilianische und
internationale moderne Kunst.
1 | Eine Stadt
© Reuters
DER AUSTRAGUNGSORT
Die Erneuerung des Stadions Mineirão wurde von der grundlegenden Neugestaltung des
Stadtteils Pampulha begleitet, der aufgrund eines künstlichen Sees und eines umfangreichen Angebots sportlicher Aktivitäten sehr belebt ist. Das im Jahr 1965 eröffnete Stadion
wurde für den Umbau komplett geschlossen. Ein wahrer Tribut an den lokalen Favoriten,
die Mannschaft Cruzeiro, die landesweit die meisten Titel errungen hat. Die Architekten
haben einen immensen Betonvorplatz errichtet, der einen besseren Zugang zum Stadion
ermöglicht und für höhere Sicherheit sorgen soll. Im Bereich der Infrastruktur wirken sich
die Austragung des diesjährigen Konföderationen-Pokals und der künftigen Weltmeisterschaft (sechs Spiele), sowie die Verlegung bestimmter Spiele der Olympischen Spiele 2016
von Rio nach Belo Horizonte vorteilhaft auf den Hotelsektor der Stadt aus. Mehr als
35 Hotels befinden sich im Bau oder sind bereits fertig gestellt.
Belo Horizonte
Hauptstadt von Minas Gerais
(20 600 000 Einwohner)
Bevölkerung
2 500 000 Einwohner
Geografische Koordinaten
19° 49′ 01″ S, 43° 57′ 21″ W
Vorwahl
(55) 31
Klima während der
Weltmeisterschaft
Durchschnittstemperaturen
zwischen 10 und 14 °C,
sehr geringe Niederschläge
Der nächste/am weitesten
entfernte Austragungsort (Luftlinie)
Rio (340 km), Manaus (2 600 km)
Internationaler Flughafen
Tancredo Neves/Confins
40 km vom Belo Horizonte
Offizielle Website der Stadt
http://www.belohorizonte.mg.gov.br/
Pionierprojekt zur Förderung
der Menschenrechte
von Häftlingen in Brasilien
© Getty Images
Hintergrund Angesichts der Überbelegung der herkömmlichen Strafvollzugseinrichtungen, die in vielen
Fällen zu Gewalt führt, hat Brasilien ein alternatives
Gefängnissystem entwickelt. Diese Methode, die von der
Vereinigung für den Schutz und die Unterstützung von
Verurteilten seit etwa 40 Jahren entwickelt wird, nennt
sich „APAC“, die portugiesische Abkürzung für den Namen
der Vereinigung. Dieses alternative System hat sich seitdem über das Land ausgebreitet.
Häftlinge werden hier in erster Linie als Menschen angesehen, die sich auf dem Weg der Resozialisierung befinden. Zudem erfolgt ihre Betreuung sowohl auf psychologischer, als auch auf sozialer und religiöser Ebene.
Gesundheit, Bildung und Respekt vor der eigenen Person
sind wichtige Säulen dieser Methode zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Die Kosten für diese Art von
Gefängnis sind deutlich geringer als die normaler
Gefängnisse. Es kommt dort sehr selten zu Fluchtversuchen und die Rückfallquote ist sehr niedrig.
Das Projekt Die neuen Strukturen dieses alternativen Strafvollzugssystems im Belo Horizonte werden
von einem Projekt der Europäischen Union unterstützt.
Durch Stärkung der Organisationseffizienz konnte die
Gewalt gegen (insbesondere ältere) Insassen reduziert
werden. Das Projekt hat durch menschenwürdigere
Gefängnisse die Wiedereingliederung von Häftlingen
ermöglicht und Berufsausbildungen, die dem Bedarf
der Unternehmen in der Gegend entsprechen.
Details In den alternativen Gefängnissen nehmen die
Insassen am gesellschaftlichen Leben teil. Sie arbeiten,
haben die Möglichkeit, rechtliche Hilfe, medizinische
Versorgung, Bildung sowie religiösen Beistand in
Anspruch zu nehmen und werden auf dem Weg zur
Wiedereingliederung in die Gesellschaft betreut. Der
Schwerpunkt bei dieser Vorgehensweise liegt auf der
Wiedereingliederung über die Arbeit. Da dies nicht
ausreichend ist, umfasst sie noch eine weitere Komponente. Sie zielt darauf ab, die Häftlinge in die Verantwortung zu nehmen.
Dauer m 2 Jahre
Ort m Belo Horizonte
Die italienische Stiftung AVSI und ihre brasilianischen
Partner sorgen dank großer Erfahrung dafür, dass diese
alternativen Gefängnisse ihre Rolle und ihren Platz
unter den anderen Strafvollzugsanstalten halten und
festigen. Bei ihren Maßnahmen und Ideen können sie
dabei auf die Unterstützung verschiedener Institutionen
aus Justiz und Gesellschaft, z. B. das Gericht von Minas
Gerais, zählen.
Das Projekt entwirft die Interventionsleitlinien der
APAC, um so ihre Strukturen dabei zu unterstützen, die
Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieser alternativen
Methode zu bewältigen. Das Projekt ermöglicht zudem
methodische Verbesserungen, indem die gesammelten
Daten systematisiert und 75 Strafvollzugsbeamte in
fünf verschiedenen APAC-Einrichtungen geschult
werden.
Um besser für den Bedarf der örtlichen Wirtschaftszweige,
d. h. Industrie, Dienstleistungen (Gartenbau, Gastronomie,
Bäckereien) und Landwirtschaft, gerüstet zu sein, werden
zehn verschiedene Berufsausbildungen angeboten. Die
Ausbildungen sind fachlicher Natur, umfassen jedoch
auch eine menschliche Komponente, die Themen wie
Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen,
Teamarbeit und Ethik behandelt. Im Rahmen des Projekts
werden diese Ausbildungen 200 Häftlingen angeboten.
100 Häftlinge konnten bereits in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Für den Erfolg des Projekts sind selbstverständlich auch
eine Sensibilisierung der Privatwirtschaft und der Personalabteilungen sowie ein besseres Kommunizieren dieser
Alternative notwendig.
m Zusätzliche Informationen über europäische Projekte
im Bereich Menschenrechte finden Sie auf folgender
Website: http://www.eidhr.eu/
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