Editorial - Banger Service

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Editorial - Banger Service
Editorial
W
enn ich Post vom Finanzamt bekomme und darin als „sehr geehrter
Steuerbürger“ begrüßt werde, dann muß ich 2mal hinsehen, bis ich mir
glaube, was ich lese. Der alte Steuerzahler war jemand, der Steuern gezahlt
hat - und das war’s. Jetzt aber machen die Steuern etwas mit mir: ein Steuer-Bürger
ist jemand, dessen Bürger-Sein vom Steuernzahlen kommt. Oder jemand, den das FA
dezent fragt, ob ich denn, nun mal (Endlich!) meine verdammten Steuern abdrücke
oder doch nicht – solange kann es mich ja schlecht als Steuerzahler ansprechen, der ich
am Ende womöglich faktisch nicht bin. Jedenfalls finde ich diese Sprachschöpfungen
so feinsinnig wie George Orwells effiziente Sprache der Diktatur in »1984«, das sogenannte ‚Neusprech’. A propos 1984… diesen Herbst haben wir die Wahl.
Was ich auffällig finde: SPD und CDU definieren die gesunde Mitte der »Demokratie«,
den Status Quo im Politik–mainstream der Bundesrepublik. Was sie sagen und
tun, gilt als normal. Nicht, weil es strategisch weitblickend, klug oder besonders bürgernah wäre, das kann man ihnen wirklich nicht unterstellen. Sondern
einfach, weil man ihre Parolen tagaus, tagein hört, sind sie vertraut.
Doch dieser Vorsprung schmilzt dahin im Kampf gegen die Außenseiter der
Linken und Rechten. Sie stellen den Status Quo in Frage, und das überzeugender als in der Vergangenheit. Ob ihre höhere Akzeptanz an der Globalisierung
liegt, die simple Lösungen selten und darum um so attraktiver macht… oder woran sonst – jedenfalls muß die Mitte aufpassen, die Außenseiter nicht zu stärken.
Das neue Linksbündnis oder die NPD könnten nämlich davon profitieren, daß
sie so direkt als Gegner (und damit als echte Alternative) eingestuft werden.
Es gibt Umfragen, denen zufolge 30 Prozent der Deutschen für eine Rückkehr zur
Monarchie sind. Diese Option geht dramatisch über die bange Wahl zwischen Schröder
und Merkel hinaus: Eine Monarchie ist einem System, das nur in Vier-Jahres-Zyklen
plant, weit überlegen. Schon deshalb, weil ein Monarch in Zeiträumen von Generationen
plant. Heute gilt es als intellektueller Quantensprung, wenn man unter dem Stichwort
»Nachhaltigkeit« 5 oder 10 Jahre voraus denkt… Ein Monarch maßte sich auch nicht
an, das Geld anderer Leute auszugeben, sondern wenn er pleite war, mußte er versuchen, sich was zu leihen. Staatsverschuldung in Milliardenhöhe? Vor 1914 undenkbar.
Aber lassen wir die Frage, ob eine Monarchie heute noch möglich wäre, beiseite.
Die entscheidende Frage ist: welche politische Ordnung führt ins neue Äon? Der
Parteienmachtkampf? Sollte alle vier Jahre ein Kreuz auf einem Stimmzettel das
Mittel sein, um die Gesellschaft (um) zu gestalten? Während letztlich das selbstgenügsame Beamtenheer darüber entscheidet, wie ein Gesetz zur Anwendung kommt?
Während sich die Menschen ins Private zurückziehen, hoffend, daß wenigstens
hier ihr Leben dem Chaos standhält? Im »Zusammenschluß gegen das Chaos«
gibt Stephen Mace spannende neue Antworten darauf. Und er zeigt, daß
Parteiendemokratie das Ende einer Epoche nicht aufhalten wird, sondern beschleunigt.
Btw… Ob ich wählen gehe, wenn der Bundestag neu ausgewürfelt wird? Ich werd’ mich hüten!
Euch noch einen ozonarmen Sommer,
Knut Gierdahl
PS:
Wir haben einen neuen Telefonanschluß.
Ihr erreicht uns unter 05845 – 9697 111
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4
Zusammenschluß gegen das Chaos:
Spengler, Spare und die Wiederwahl
von George W. Bush
Teil II
von Stephen Mace, deutsche Übersetzung von Cherok
12
Deutsche Gründlichkeit am Stuhl Petri?
Nun ist er also da, der deutsche Papst
von Spectator
14
Thanatos
Der gewalttätige Tod
von Knut Gierdahl
18
Henochische Magie nach Dr. John Dee
Buchvorschau
von Michael D. Eschner
24
AHA
Magick und das zweifache Gesetz
Über die hermetische und bisher
sträflichst vernachlässigte Dimension
einiger Kerngedanken des Liber Legis
von Sirentro
AHA 4/05
Licht! Liebe! Olivenöl!
32
von Fürst Claas vom Mars
Einführung in Weiße Magie
40
von Susanne, Die Weisse Hexe
Edelsteine als wichtige Begleiter im Leben
42
von Kai Figdor
Vorübergehend unvollendet:
Golem
Das Geheimnis menschlichen Schaffens
Teil I - Die Knetmasse
48
AHA 4/05
Der Magus
38
Musics always magic...
50
Neues vom Buchmarkt
54
Rezensionen
56
Olds & News
58
AHA
von Dominik Irtenkauf
Kopfzeile
AHA 4/05
Kopfzeile
Zusammenschluß
gegen das Chaos:
Spengler,
Spare und die
Wiederwahl von
George W. Bush
Teil II
von Stephen Mace
Deutsche Übersetzung von Cherok
Copyright © 2005 by Stephen Mace
V. Das »Als Ob«
U
m magisch zu arbeiten, betrachten wir den Glauben am
besten nicht als »was wir über Realität verstehen können«, sondern statt dessen als ein Werkzeug, um Wirklichkeit von Grund auf zu machen. Glaube gibt der Energie des
Bewußtseins Form, und das Ergebnis ist die Realität, die wir auf
profane und okkulte Weise durchsetzen, einzeln, mit unseren Mitmenschen, oder als Teilnehmer in der Biosphäre als ganzer.
Glauben sind dem Kontext angepaßt, dem sich zu widmen sie
entworfen wurden. Sie können schwierig und sogar selbstzerstörerisch werden, wenn außerhalb dessen gebraucht, oder wenn
der Kontext sich ändert und diese Überzeugungen nicht.
AHA 4/05
»Als ein Beispiel einer wirksamen
– sogar grundlegenden – Fiktion
können wir die im Alltag am häufigsten
gebrauchte anbieten: die Zahl Null.
Anders als die natürlichen Zahlen
kann sie nicht in der tatsächlichen
Erfahrung gezeigt werden.«
M
onotheismus, zum Beispiel, ist sehr
effektiv wenn du eine Gruppe zusammenschweißen willst, die ihren anderen
Zusammenhalt verloren hat, oder nie einen als
Ausgangspunkt hatte. Abgesehen vom Einigen einer Gruppe durch Brauch, Ritual und gemeinsamen
Erwartungen, macht die Annahme der monotheistischen Haltung Konflikt mit anderen Gruppen
wahrscheinlicher, und das wird eine Stärkung der
Gruppensolidarität erfordern einfach um zu überleben. Und auf der psychischen Ebene öffnet der
Glaube an einen personalen Gott »der einen Plan für
dich hat«, eine Allee für effektive magische Arbeit.
Andererseits sind monotheistische Glaubensformen
schädlich, wenn du in deinem Staat eine große Vielfalt
tolerieren mußt. Und mit dem kürzlichen Triumph
der Transport- und Kommunikationstechnologie sind
wir jetzt alle eine Welt, und Vielfalt ist die die operative Bedingung. Folglich ist der Glaube, daß Menschen, die nicht exakt das glauben, was du glaubst,
alle ewig in der Hölle leiden, nicht mehr effektiv. Wir
müssen verhandeln mit Gläubigen aller Richtungen,
und es scheint, daß, wenn wir damit zurecht kommen
müssen, müssen wir die Mechanismen des Glaubens
direkt angehen. Das ist keine Aufgabe, die eine Religion zu lösen in der Lage ist. Obwohl oft Experte in der
Manipulation psychischer Energie, sind Praktizierende einer Religion generell begeistert von der Aussicht,
den Wahren Glauben zu finden und darin aufzugehen,
und so haben sie keine Neigung, die Mechanismen
des Glaubens selbst nüchtern zu betrachten. Magier
und Hexer andererseits, die statt dessen begeistert
vom Besitz der Macht sind, sind überaus geeignet, Glauben zu manipulieren, um alle möglichen
Netze der Macht zu erschaffen, die sie brauchen.
Das ist genau das, was Austin Spare in seinem Zugang zu Magick tut. Wie Kenneth
Grant ihn in Bilder und Orakel zitiert:
»Ich glaube an die Macht des Glaubens, und daß Ehrlichkeit genug Wille für unsere Zwecke integriert. Ich
akzeptiere das ‚als ob’, um von meinem unbekannten
Selbst ein Mittel des Transzendentalismus und die Magie des dynamischen Wechsels zu evozieren. (S. 52)«
Wenn wir an etwas mit genügend Aufrichtigkeit
glauben, werden wir reflexartig den einheitlichen
psychischen Anstoß generieren, der es real werden läßt. Der Weg, wie wir diese Aufrichtigkeit
erzeugen, ist, voller Energie so zu handeln, als
ob der Glaube wahr wäre, folglich durch unsere Handlungen den Glauben auf den tiefsten
Ebenen des Bewußtseins durchsetzend.
Und mit dieser Einführung zu den Worten »als ob«
können wir die Tatsache vorstellen, daß Spare die
erkenntnistheoretischen Prinzipien des deutschen
Philosophen Hans Vaihinger übernommen hatte,
sie dann auf den Kopf stellte und magisch machte!
Austin Spare lernte Vaihingers Denken 1949 kennen,
als ihm Kenneth Grant eine Kopie der englischen
Übersetzung von Vaihingers Die Philosophie des Als
Ob. System der theoretischen, praktischen und religiösen
Fiktionen der Menschheit gab. Nach Vaihinger haben
viele der logischen Propositionen, die wir als wahr
akzeptieren und die essentiell für die Erhaltung unserer kulturellen Realität sind, keinerlei Fundament
in »Wahrheit« überhaupt, sind lediglich nützliche
Fiktionen. Vaihinger verurteilt das Vertrauen in Fiktionen nicht, sondern versucht einfach, ihr charakteristisches Verhalten in Gedanken zu beschreiben und
verschreibt Methoden für ihre fehlerfreie Anwendung.
Für Vaihinger sind die erkenntnistheoretischen Regeln zur Anwendung von Fiktionen verschieden von
denen, die zu Propositionen mit Wahrheitsanspruch
gehören. Fiktionen müssen nicht wahr, sondern nur
nützlich sein. Ihre Wirksamkeit bestimmt ihren Wert.
Als ein Beispiel einer wirksamen – sogar grundlegenden – Fiktion können wir die im Alltag am häufigsten gebrauchte anbieten: die Zahl Null. Anders
als die natürlichen Zahlen kann sie nicht in der
tatsächlichen Erfahrung gezeigt werden. Wenn du
drei Äpfel hast, kannst du sie, eins, zwei, drei, zählen. Nimm drei weg und du hast nichts zum zählen,
ja nicht einmal irgendeinen Weg, um das Konzept
»Apfel« zu demonstrieren. Genau genommen, ist
»Null« eine Abstraktion, und Abstraktionen sind
nicht real. Wir können nur handeln, als ob sie wahr
wären, und wenn sie effektiv darin sind, die Ergebnisse zu produzieren, die wir brauchen, ist das genug.
Vaihinger hält fest, daß der Gebrauch einer Fiktion
Widerspruch erzeugt, und im Falle von Null ist das
die Erzeugung des Unendlichen – das jedes mal hergestellt wird, wenn wir eine positive Zahl durch Null
dividieren. Aber Unendlichkeit existier nicht, weder
das unendlich Kleine noch das unendlich Große.
Das Universum ist sehr groß, aber wahrscheinlich
nicht viel größer als 1010 Lichtjahre; Quantenwissenschaftler sagen, daß es nichts Kleineres als
die Plancklänge, ca. 10-33 Zentimeter, geben kann
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Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush
– sehr winzig, aber nicht nichts – was die Realität
»schaumig« macht auf den kleinsten Ebenen.
Nichtsdestoweniger ist das Konzept der Unendlichkeit nützlich in philosophischer Hinsicht, und die
Null als Zahl ist essentiell für alles von der Buchführung bis zum Brückenbau. Davon ausgehend
können wir kompliziertere Fiktionen erzeugen,
wofür die Differentialrechnung ein Paradebeispiel
ist. Hier ist die Annahme die, daß Kurvenlinien
so behandelt werden können, als ob sie aus einer
unendlichen Reihe von dünnen kleinen Geraden
bestünden. Natürlich tun sie das nicht, aber indem
sie behandelt werden als ob sie sie daraus bestünden,
können Probleme mit diesen Graphen mit größter
Genauigkeit gelöst werden. Indem wir ein falsches
Konzept benutzen als ob es wahr wäre, erhalten
wir ein akkurates Ergebnis, aber nochmals, eine
Fiktion muß nicht wahr, sondern effektiv sein.
Differentialrechnung ist natürlich das Fundament
aller modernen Technologie. Unsere Technik ist
real genug, um die Welt zu zerstören, aber die
mentalen Werkzeuge, die wir erschufen, um sie zu
beherrschen, sind reine Fantasie, real nur in dem
Grad, den unser Gebrauch davon ihnen gibt.
Der entscheidende Unterschied, den Vaihinger macht, ist zwischen dem epistemologischen
Status einer Hypothese und einer Fiktion.
Eine Hypothese gibt vor, eine Äußerung darüber
zu sein, wie Dinge sind, und wird danach bewertet,
ob sie wahr oder falsch ist. Die Gasgesetze sind
ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Hypothese.
Und genauso, trotz Vaihingers reaktionärem Widerstand, die Atomtheorie. Aber eine Fiktion hofft
nur, hilfreich zu sein und wird nach ihrem Erfolg
darin bewertet. Helfen dir Differentialgleichungen
dabei, Brücken zu bauen, die nicht einstürzen? Hilft
dir eine Invokation der Venus, das Mädchen deiner
Träume zu gewinnen? Das ist genug! Indem du deinen Geist aktivierst, die korrekten Berechnungen
anzustellen oder die korrekte Art psychischer Energie zu rufen und zu fokussieren, ist dein Wille
erfüllt, und es interessiert nicht, ob Unendlichkeiten
oder die Göttin Venus ‚real’ existieren oder nicht.
die Zuschauer eines Theaterstücks, in die Illusion zu
schlüpfen, daß die Handlung auf der Bühne real ist,
und die Tendenz überträgt sich auf unsere mentale
Bühne, wenn wir ihr erlauben, Abstraktionen als
Realität zu präsentieren, die nur Denkerleichterungen sind und nichts mit dem, was da draußen
wirklich ist, zu tun haben. Und obwohl Vaihinger
scheinbar nicht damit herausrücken und es sagen
will1, gilt dasselbe von jedem religiösen Glauben, der
eine Behauptung zur exklusiven Wahrheit macht.
Wie wir bisher geklärt haben, ist das kein Problem
mit moderner Magick, die damit beschäftigt ist,
wie am effektivsten mit dem realen Grund psychischer Energie umzugehen ist. Es ist jedoch ein
sehr ernstes Problem mit jeder Art Monotheismus,
der den schädlichsten Gedanken-Virus darstellt, der
je in das menschliche Bewußtsein gelegt wurde.
Um das verhindern zu helfen, verschrieb Vaihinger
einen korrigierenden Mechanismus, der angewendet
werden muß, entweder bewußt oder unbewußt, wann
immer Fiktionen benutzt werden. Im Grunde führt
die Korrektur dazu, die Fiktion zu entfernen, sobald
sie ihre Aufgabe erfüllt hat, so daß sie kein Teil des
Endergebnisses ist, und die Technik dafür nannte Vaihinger »die Methode der entgegengesetzten Fehler«.
Um zum Beispiel eine algebraische Gleichung zu lösen,
kannst du einen zusätzlichen Term einführen, z. Danach, wenn du sie zu deiner Zufriedenheit gelöst hast,
kannst du festlegen, daß z = o, und die leeren Terme
entfernen. Wenn du Differentialrechnung benutzt,
wird dein Gebrauch von Infinitesimalen limitiert sein
durch den Akt der Erzeugung einer regulären Funktion. Die Infinitesimalen sind das Werkzeug, und wenn
du das Werkzeug nicht wegräumen kannst, ehe du das
fertige Produkt gewinnst, machst du es nicht korrekt.
Spares Leistung hier war seine Erkenntnis, daß Vaihingers Annäherung an Fiktion genauso hilfreich ist
in der Beschäftigung mit roher psychischer Energie,
wie in der Beschäftigung mit logischen Überlegungen,
und kann daher gewinnbringend auf die symbolischen Werkzeuge des Magiers angewandt werden.
Logisches Denken und Magick betreffen beide den
Der schädlichste Fehler hierbei ist, seiner logischen Wachsamkeit zu erlauben nachzulassen und zu beginnen, Fiktion als Hypothese
zu behandeln, letzten Endes vielleicht gar
zum Rang eines Dogmas zu erheben.
Dieser letzte Fehler scheint eine generelle menschliche Tendenz zu sein. Vaihinger erklärt: »das ist der
historisch großartige Trugschluß der Menschheit
gewesen, aus der Wichtigkeit auf die Richtigkeit zu
schließen.« (S. 100) Er schreibt, daß es leicht ist für
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Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush
Gebrauch psychischer Konstruktionen – entweder
logische Strukturen, die uns helfen, durchdachte
Schlüsse bezüglich der besten Anwendung einer bewußten Anstrengung zu ziehen, oder symbolische
Strukturen, die den Fluß ungeformter psychischer
Energie durch unbekannte Kanäle innerhalb des Unbewußten manipulieren. Spare realisierte, daß das,
was Magier taten, folgendes war: symbolische Pläne
zu fabrizieren und dann zu handeln, als ob sie von
wirklichen Wesen bevölkert wären, die die Macht
besaßen, die reale Realität zu verändern. Durch die
Etablierung eines solchen Modells erschaffen wir
mentale Maschinen zur Formung psychischer Energie
– nicht, wie sie sich in rationalen Überlegungen zeigt,
sondern als ursprünglichere Energien wie Gefühl,
Sexualität und die erweckte Kundalini, die in der
Lage sind, magische Veränderungen zu erreichen.
deswegen erscheint er in konzentrierter Form, bereit,
unsere Willen auszuführen. Aber obwohl der Geist
fiktiv ist, ist die Energie real, und so braucht man
Kontrollmechanismen – um ihn abzuhalten, in unser
Bewußtsein in diesem überschwenglichen Zustand
einzudringen und es zu übernehmen – dafür haben
wir alle die Werkzeuge der Zauberei: die Kreise,
Waffen und Weihen für kompliziertere Arbeiten,
und die unentbehrlichen Werkzeuge des täglichen
Gebrauchs wie Bannungen. Bannen ist essentiell,
um dich in einem klaren mentalen Raum zu halten, wenn du irgendeine Operation beginnst, und
genauso wichtig, um irgendeinen psychischen Rest
wegzuräumen, wenn du beendet hast. Außerdem
begünstigt gewohnheitsmäßiges Bannen, die Aura
zu definieren und zu härten, eine gute Einleitung
für jede Arbeit mit dem feinstofflichen Körper.
Vaihingers Sicherheitsschaltung beim Umgang
mit Fiktionen – die Methode der entgegengesetzten Fehler – ist auch ein Gemeinplatz in
der Magie – der ziemlich elegant in Jahrhunderten magischer Praxis ausgebaut wurde.
Um zu diesem fiktionalen Ort namens Astralebene
zu reisen, muß ich zuerst meinen Astralkörper von
meinem physischen Körper trennen. Dann wenn ich
zurückkehre, muß ich mit gleicher Vorsicht Astralund physischen Körper wieder zusammenbringen,
um die Fiktionen in ihrem Platz zu belassen.
Bannen ist nicht ausreichend mächtig, um irgendeinen bestehenden Aspekt der Psyche auszuschließen,
also brauchst du dich nicht zu sorgen, daß du irgendeinen Teil von dir durch bannen unterdrückst.
Es bewirkt lediglich einen klaren Raum zum Arbeiten,
und gewährleistet, daß das, was du angerufen hast,
wirklich gegangen ist, wenn du beendet hast. Bannen
in der Zauberei ist wie eine Küche sauber zu halten. Es
befreit nicht von einer Invasion von Küchenschaben,
aber wenn du es nicht tust, und du aber kochst, wirst
du schließlich eine Invasion von Schaben haben.
Aber dann gibt es mehr als einen
Weg, unbewußt zu handeln.
Wann immer ich einen Geist beschwöre – ob im
Astral, in meiner Vorstellung, oder in einem physikalischen Kreis – achte ich darauf, ihn zu bannen,
nachdem ich mit ihm fertig bin. Ich versetze dieses
Werkzeug zurück in seinen virtuellen Zustand,
selbst wenn die reale Energie, die ich damit beschwor, in der Welt wirkt, um meinen Wunsch zu
erfüllen. Dann wenn die Energie sich entlädt als
ein Ereignis, das dazu dient, diesen Willen zu befördern, wird der Geist nirgends mehr zu sehen
sein, und ich kann dieses Ereignis ausbeuten ohne
Bezugnahme auf seinen okkulten Ursprung.
Aber obwohl psychische Energie etwas Reales ist
und die symbolischen Werkzeuge, die wir benutzen,
um sie zu manipulieren, nur Fiktionen sind, sind sie
nichtsdestoweniger effektiv zum Bewegen psychischer
Energie. Wenn wir unter ihren Bedingungen arbeiten, verhält sich unsere psychische Energie entsprechend, und wir nehmen die Folgen auf uns, als ob die
Symbole so real wie Steine wären. Und so können
sie uns weh tun, wenn wir sie schlecht benutzen.
Wenn jemand beispielsweise die Fiktion des Geistmodells benutzt, adressiert man psychische Energie, als
ob es immer personifiziert wäre durch eine diskrete
Entität, vermutlich selbst-gewiß, die dem eigenen
Willen unterworfen werden muß. Wir nutzen unsere
eigene psychische Energie, um den Geist zu beleben,
1 zumindest in der englischen Übersetzung, die
die rund die Hälfte des Originaltextes enthält
Es gibt einen absichtlichen Weg, den ich Magick genannt habe, und es gibt den gewöhnlichen Weg, wo
man alles durch seit der Geburt programmierte Gewohnheiten tut. Die durch so festsitzenden Glauben
erzeugten Formen sind so real wie die durch die beste
Magie erzeugten, und um vieles weiter verbreitet,
aber es ist unmöglich, die Methode der entgegengesetzten Fehler auf sie anzuwenden. Wie allgemein
angenommen, machen sie unsere ganze Kultur aus.
Aber wenn Erwartungen ihren Zusammenhang
verlieren, wird der Energiefluß diffus, und sogar die
ehrwürdigsten Formen beginnen, zweifelhaft auszusehen. Und wenn die Zivilisation selbst beginnt,
zweifelhaft auszusehen, wird die Realität des Chaos,
das unmittelbar darunter liegt, das Gewissere. Und
so kommen wir zurück auf den politischen Aspekt
dieses Essays, und müssen ein weiteres mal das unvermeidliche Schicksal des Westens betrachten.
VI. Psychischer Raum
W
ir haben Oswald Spengler, um die
Wiederwahl von George Bush zu erklären, und Austin Spare und Hans
Vaihinger, um uns vielleicht zu helfen, den Zusammenstoß rivalisierender Gewißheiten zu
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vermeiden, der die Welt zu verzehren droht.
Die Ereignisse während des letzten Jahrhunderts
haben nur Spenglers Vision bestätigt. Ihm zufolge
sind die letzten Jahrhunderte der tausendjährigen
Lebensspanne einer Kultur Kriegen gewidmet, die bestimmen, welche der Nationen innerhalb einer Kultur
die imperiale Herrschaft über die anderen behaupten
wird. Das 20. Jahrhundert hat diesen Prozeß für die
faustische Kultur bestätigt, indem die Vereinigten
Staaten diese Rolle übernahmen trotz größter Aversion seiner Bevölkerung. Mit der Einrichtung der Pax
Americana wurde das Schicksal erreicht und es gibt
keinen weiteren Impuls in dieser Richtung. Verlangen
wurde durch Sättigung ersetzt, das psychodynamische
Äquivalent der Entropie. Es gibt keinen Ausweg aus
diesem Energieloch, sowohl die Suche nach Sicherheit als auch die Suche nach Profit verlangen, daß
wir noch tiefer in es hinabsteigen. Innerhalb des
Faustischen Raumes gibt es keine Hoffnung mehr.
Aber der Faustische Raum ist deutlich subjektiv,
seine sechs festen Richtungen eröffnen einen engen Blick auf das, was wirklich geschieht. Es ist
eine Abstraktion, wie der ägyptische, der magische
und der antike Raum zuvor auch. Und die Herstellung und Übertragung von Abstraktionen verlangt
psychische Technologie – das heißt, Magick.
Kulturelle Räume sind Fiktionen, und die Menschen
einer Kultur erobern sie alle zusammen mit ihren
eigenen Geistern (i. Sinne von Verstand). Diese
Fiktionen sind so tief eingebunden, daß sie mehr
als Glaubensformen sind, indem sie Gewohnheiten
der Wahrnehmung und Reaktion geworden sind. Im
Anvisieren der objektiven Welt, als ob sie tatsächlich
organisiert wäre in den Ausdrücken des jeweiligen
Raumes, und indem der Schicksalskurs gesehen wird,
als ob er innerhalb dieses Raumes geplant wäre, fügen
die Menschen ihre Gesellschaft so fest zusammen,
daß diese die Formen und Artefakte der Hochkultur aus ihren kollektiven Absichten hervorbringt.
Die fiktive Natur dieser Räume ist offensichtlich beim
ägyptischen und magischen Raum, die vollständig in
ihrer Religion aufgingen, und auch in der Antike, wo
die Fiktion vom unrealistischen Fokus verlagert wird
auf das, was wahrgenommen werden kann. Aber was
ist mit der faustischen Kultur, die mit der Manipulation von physikalischem Stoff beschäftigt ist? Wie kann
das als kulturelle Abstraktion, die zur Überalterung
verdammt ist, gedacht werden? Nun, der Stoff selbst
liegt an einem anderen Ort als der Raum, den wir
beherrscht haben als Weg, um diesen Stoff zu kontrollieren. Was wir kontrollieren, ist unsere Fähigkeit, ein
akkurates Modell in unserem Geist zu erschaffen, ein
Modell, von dem Verfahren zur Manipulation dieses
Stoffes abgeleitet sind, der außerhalb unserer Bewußtseine liegt und damit sowohl außerhalb des Modells als auch außerhalb des kulturellen Raumes. Der
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»Es gibt einen absichtlichen Weg,
den ich Magick genannt habe, und
es gibt den gewöhnlichen Weg, wo
man alles durch seit der Geburt
programmierte Gewohnheiten tut.«
Stoff ist wirklich, aber wir können ihn nur auf dem
Weg über das Modell erreichen. Indem dieses Modell größtenteils perfektioniert wurde, werden seine
inneren Widersprüche auffallend und der kulturelle
Raum verliert seine Aura der Gewißheit. Von hier aus
braucht es nicht allzuviel Vorstellungsvermögen, um
zu realisieren, daß unter dem Raum nur Chaos sein
könnte. Und so kann es kommen, wenn kein neuer
Zusammenhalt geformt wird, der die Macht hat, die
produktiven menschlichen Bestrebungen anzuziehen.
Gegenwärtig sind wir mit einer Frage des Timing
konfrontiert: wie lange wird die faustische Kultur
zusammenhalten, ehe sie unlebbar wird? Nach
Spenglers Auffassung tendieren Kulturen zur Erfüllung ihres Schicksals in einigen tausend Jahren,
Zivilisationen variieren in ihren Vermögen fortzubestehen. Wenn sie mit räumlicher Isolation
gesegnet sind, wie das alte Ägypten, oder wenn
sie groß und reich genug sind, ihre möglichen
Zerstörer zu assimilieren, wie das alte China, können sie sich für weitere Jahrtausende erhalten.
Die faustische Kultur scheint nicht so starke Standbeine zu haben. Ihre Aufgabe war der Einsatz
physikalischer Technik, um sich die ganze Welt zu
unterwerfen, sie ist keineswegs isoliert und seit
jedermann mit Geld ihre Techniken übernehmen
und genauso gut weiterführen kann wie sie selbst,
liegt auch hierin kein spezieller
Vorteil mehr. Alles, was sie hat,
ist eine Attitüde, und die ist träge
geworden. Indem sie andererseits
ihren Glanz in der ganzen Welt
durchgesetzt hat, wurde die ganze
Welt davon verdorben und muß
in irgendeiner Hinsicht an ihrem
Untergang teilhaben. Natürlich
kann das einige hundert Jahre
dauern – die faustische Kultur
tritt gerade in ihre Zeit des Imperiums und Caesarentums ein
– aber was kommt danach? Eines
ist sicher: ohne Intervention von
außen wird die ganze faustische
Infrastruktur entweder zerstört
oder bedeutungslos, riesige Gebiete entweder geplündert oder
dem Verfall preisgegeben, weil die
»Und nachdem wir heute die drei
Raumdimensionen kontrollieren,
müssen wir anfangen, uns selbst zu
kontrollieren, damit wir in unserer
leidenschaftlichen Stärke nicht unsere
diesbezügliche Meisterschaft nutzen,
um uns selbst zu zerstören.«
elektrische Energie und das Wasser, die man bräuchte,
um sie zu nutzen, nicht verfügbar sein werden. Und
große Mengen technischen Wissens werden aus dem
gleichen Grund verloren gehen. Und dann wird nach
Jahrhunderten der Barbarei eine neue Kultur aus
der Wildnis aufsteigen und sich auf die Suche nach
ihrem eigenen, einzigartigen Schicksal machen. Aber
niemals wird sie in der Lage sein, die physikalische
Großartigkeit der Faustianer zu erreichen, einfach
weil die leicht beschaffbaren Ressourcen aufgebraucht sein werden, und so wird es unmöglich sein,
physikalische Größe aus dem Nichts zu erreichen.
Folglich muß der Zenit der menschlichen Spezies
vorbei sein, außer wenn wir jetzt, am Anfang vom
Faustischen Niedergang, anfangen, die neue Kultur
zu erzeugen. Wenn wir, egal wie, eine frische Kultur
innerhalb der alten erschaffen können, können wir die
alte Infrastruktur als Werkzeug zum Aufziehen der
neuen nutzen, solange sie noch ausreichend intakt ist,
um nützlich zu sein. Und es gibt einen historischen
Präzedenzfall für diesen Prozeß. Nach Spenglers Berechnung liegen die Anfänge der magischen Kultur um
das Jahr 1 herum, mitten in der antiken (d.h. römischen) Zivilisation. Obwohl es durch die Härten der
antiken Formen zuerst entstellt war, profitierte sie
auch davon, indem sie in der Lage war, physikalisch
dort weiterzumachen, wo die Antike aufhörte. Aus
diesem Grund hatte das Byzantinische Reich nie unter
dem Frühen Mittelalter zu leiden, das der Westen zu
ertragen hatte, und behielt seinen Wohlstand und
soziale Energie, bis die magische Kultur ihren eigenen
Niedergang nach dem Jahr 1000 zu erleiden begann.
Nun glaubte Spengler, daß jede Kultur einzigartig
war, erstanden aus sich selbst und dann in Vergessenheit verfallen, ohne Auswirkung oder Anstoß für
die nachfolgenden Kulturen. Ich bin hier anderer
Ansicht, indem ich jede Kultur als einen Stein sehe,
auf den wir hinaufsteigen, während die Menschheit
zu ihrem ultimativen Ziel fortschreitet (worin immer
das bestehen mag); jede neue Kultur bemüht sich um
das, was als nächstes erreichbar ist, was durch den
Fortschritt, den ihre Vorgänger erlangt haben, erst
ermöglicht wird. Und nachdem wir heute die drei
Raumdimensionen kontrollieren, müssen wir anfan-
10
gen, uns selbst zu kontrollieren, damit wir in unserer
leidenschaftlichen Stärke nicht unsere diesbezügliche
Meisterschaft nutzen, um uns selbst zu zerstören.
Natürlich ist in Spenglers Plan die fundamentale
Aufgabe jeder Kultur, eine einzigartige Art Raum
anzuvisieren und zu erobern. Für Spengler ist dieser Raum niemals direkt von jenen anvisiert, die
eigentlich das Schicksal erreichen. Es bleibt unterschwellig, aber es ist der Kontext für jede Leistung
dieser Kultur. Nun da Spengler alles gezeigt hat, ist
es nicht mehr realistisch für uns, uns dieses notwendigen Rahmens nicht bewußt zu sein. Besser
ist, ihm direkt zu begegnen, so daß wir ihn maßgeblicher beherrschen könnten, solange noch Zeit ist.
I
n diesem Sinne schlage ich psychischen Raum
als Kontext für die nächste Kultur vor, worin
wir lernen können, psychische Energie und die
Strukturen des Glaubens zu kontrollieren, sowohl
unterschwellige als bewußte, die jedwedes Ereignis
in unseren Psychen und außerhalb hervorrufen.
Psychischer Raum ist als ein Bereich zum Erlangen
eines tausendjährigen Schicksals gerechtfertigt,
weil es ein effektiver Weg ist, psychische Energie zu
organisieren und zu manipulieren, die wirklich ist…
• genauso, wie die Eroberung des dreidimensionalen Raumes berechtigt war, weil es ein
effektiver Weg ist, Materie zu organisieren
und zu manipulieren, die wirklich ist…
• genauso, wie die Eroberung des magischen Dogma-Raumes berechtigt war, weil es ein effektiver
Weg ist, sich selbst erhaltende Gemeinschaften
dazu zu bringen, sich zusammenzuschließen,
soziale Übereinstimmung, Zusammenarbeit
und Einheit zu erschaffen, die wirklich sind…
• genauso, wie die Eroberung des antiken
unmittelbaren Raumes eine effektive Einführung in rationales Leben war, das die
Menschheit lehrte, wie logisch mit der sinnlichen Welt umzugehen sei, die wirklich ist.
Psychischer Raum mag als fiktiv und subjektiv angesehen werden, als Modell, das als Kontext für unsere
Arbeit dient, aber dann sind es auch die anderen
Räume, und er ist komplex genug, daß die Eroberung jeder seiner Auswirkungen eine tausendjährige
Aufgabe ist, die alle bisherigen übersteigt. Wir können das Ergebnis nicht vorhersagen, denn um dies
zu schaffen, heißt eine Welt zu schaffen, die uns so
unkenntlich ist, wie es das Rom Catos und Gracchis
für Agamemnon wäre. Doch nur, wenn wir daran
arbeiten, kann das menschliche Verhalten gemeistert werden, und ohne diese Meisterschaft können
wir nur Chaos und ultimates Unheil erwarten.
Den Glauben zu meistern erfordert eine Meisterschaft
der Maschinen der Psyche. Die Werkzeuge, um das
AHA 4/05
Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush
zu bewerkstelligen, findet man in den Traditionen
der Magick und Zauberei, und der erkenntnistheoretische Standard, an dem wir festhalten müssen,
ist der des »als ob«, der für alle Abstraktionen und
Fiktionen gilt, ob nun jene, die ihn benutzen, sich
dessen bewußt sind oder nicht. Indem wir uns auf
diesen Standard verlassen, können wir Fragen von
Wahrheit und Falschheit beiseite lassen und statt
dessen Wirksamkeit ergreifen. So gestärkt können wir
den Glauben ausnutzen als Werkzeug, um Absicht in
Realität zu verwandeln, statt uns ihm als Annäherung
daran, wie die Dinge laufen müssen, zu unterwerfen.
Aber genug Abstraktion! Damit ein Volk einen
kulturellen Raum erobert, muß es das tun wollen,
also wenn das Eigeninteresse irgendwie fehlt, ist
der Raum unrealistisch als Bereich, in dem das
Schicksal liegt. Wenn es keinen persönlichen Vorteil irgendeiner Art gibt, der aus der tagtäglichen
Arbeit auf dieses Schicksal hin entspringt, wird
sich keiner je bemühen, also wenn es für die Mehrheit keine Aussicht auf Gewinn gibt, ist der Raum
unrealistisch, einfach weil er nicht realisiert wird.
Jene, die nach einem Glauben ohne Zwang handeln,
weil sie es wollen, können handeln »als ob« und die
Erfindung zu einer wirklichen Sache machen, ihre
psychische Energie wird vom Glauben geformt und
wird sich als solides Werk niederschlagen. Jene, die
in einen Glauben gezwungen werden und gezwungen, entsprechend zu handeln, handeln nicht »als
ob«. Sogar wenn sie die Handlungen ausführen und
die Fiktionen wie angeordnet aussprechen, funktioniert es nicht auf der vorbewußten Ebene, wo
unbewußtes Verlangen Resultate formt. Auf der unbewußten Ebene ist dann statt dessen Abscheu und
Rebellion – Kampf gegen die zwingende Autorität
– und dann ist die entstandene Realität entweder
Bosheit und Chaos oder Apathie und Stagnation.
Folglich müssen wir das Design unserer Magick so
wählen, daß sie ein größtmögliches Publikum reizt.
Es ist der ständige Glaube der Masse der Menschheit,
der den Raum konkretisiert, in dem das Schicksal
verfolgt wird, nachdem die Pioniere der Kultur es
einmal definiert haben. Folglich scheint es, daß die
Aufgabe für uns Theoretiker des psychischen Raumes
einfach darin besteht, die Menschen zu ermutigen,
ihre »selbstsüchtigen« Handlungen so magisch wie
möglich zu gestalten. Wenn die Massen ihre Ziele
durch Magick erreichen können, wird das Gebiet der
Magick – psychischer Raum – in ihren tiefsten Überzeugungen konkretisiert, wodurch es zu einem Königreich wird, das solide genug ist, daß seine Vorherrschaft eine wertvolle Aufgabe für Jahrtausende wird.
wird unsere Arbeit die Obsession einer esoterischen Clique bleiben ohne jegliche reale Bedeutung für irgendwen. Einige Beispiele:
Wenn jemand LKW-Fahrer ist, laß ihn die psychischen Werkzeuge erschaffen, um Kraftpunkte
entlang der einsameren Abschnitte seiner Route
ausfindig zu machen, so daß die Strecke selbst ein
Verbündeter wird, ihr Geist gebunden zu seinem
Dienst. Dann könnte er die Kraftdynamiken von
allem wahrnehmen, vom Wetter zum Verkehrsfluß
zu den menschlichen und natürlichen Ökologien,
die er unterwegs antrifft, sich in Übereinstimmung
damit bringen, wie es ihm passend scheint, und ihre
Kraft herausziehen, um seinem Willen zu dienen.
Wenn sie Koch ist, laß sie die Magick haben, um
die Lebenskraft in allen Nahrungsmitteln wahrzunehmen, die sie bereitet, so daß ihre Küche
ein magischer Kreis wird, und ihre Mahlzeiten
Eucharistien, die ihre Gäste stärken und inspirieren, so daß sie es ihr vergelten mögen und ihr
von ihrem Wohlstand und ihrer Macht geben.
Wenn er oder sie Mathematiker oder Wissenschaftler oder Ingenieur ist, laß ihn oder sie durchgängig
des fiktionalen Netzes bewußt sein, daß er oder sie
um das jeweilige Thema weben, einschließlich der
Unwirklichkeit dieses Netzes, egal wie effektiv es
sein mag in der Manipulation des realen Verhaltens
seiner Materie. Laß ihn oder sie seine wahre Freude
an dieser Fiktionalität haben, und betone es sogar,
ohne dadurch deren Effektivität zu mindern.
Laßt unsere einzige Ermahnung sein, daß wir die Situationen, in die wir geraten, in Ausdrücken psychischer
Energie erfassen müssen. Wir müssen betrachten, wie
unsere magischen Werkzeuge sie manipulieren, und
wie diese Manipulationen sich auf die psychischen
Energie«budgets« der Umstände in ihrer Gesamtheit
auswirken. Das heißt, wir sollten uns bewußt sein,
woher die Energie kommt, wieviel wir speichern können, wieviel wir ausgeben müssen, schließlich, welche
Realitäten diese Investition erzeugt und ob wir tatsächlich diese Realitäten überhaupt erzeugen wollen.
In jedem Fall sollten auch die nüchternsten Berufe der magischen Erlangung geöffnet werden,
und wenn wir keine Techniken dafür anbieten,
AHA 4/05
11
Deutsche Gründlichkeit
am Stuhl Petri?
Nun ist er also da, der deutsche Papst
von Spectator
B
enedikt XVI., der Stellvertreter Gottes auf Erden, Vikarius
Christi, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof von Latium, Bischof von Rom
und Diener der Diener Gottes.
Bevor wir uns der Person des Joseph Ratzinger zuwenden, wollen wir ein wenig die
Wochen betrachten, in denen sich dieser
Karrieresprung des Sohnes einen kleinen
Beamten aus Marktl am Inn abgespielt
hat. Denn diese Zeit war ein Lehrbeispiel dafür, wie eine einst wahrhaft das
Schicksal der Welt in Händen haltende
Institution wie das Papsttum zu seiner
eigenen Karikatur werden kann. Ich werde
mir auch erlauben, liebe Leser, Ihnen in
diesen wenigen Zeilen ein paar Glanzstücke des Papstamtes aus der Historie zu
zeigen… Wie z.B. einen Namenskollege
des jetzigen Papstes, nämlich Papst Benedikt IX. der es geschafft hat, 3 mal mit
Unterbrechungen Papst zu werden - und
er wird auch im päpstlichen Jahrbuch 3
mal als jeweils neuer Papst geführt. Er hat
es auch geschafft, ich glaube es war im
Jahr 904, das Papstamt zu verkaufen an
seinen direkten Nachfolger Sylvester III.
Aber bleiben wir zunächst in der Gegenwart. Johannes Paul II., den sogar
der »Spiegel« für unsterblich hielt, amüsanterweise erschien die Nummer, die
diesen Titel hatte, gerade in der Woche,
in der er sich entschloß, diese Welt zu
verlassen, war ja die letzten 2 Jahre nur
mehr seine eigene Ikone, völlig vereinigt
mit dem Schmerzensmann von Golgatha.
Sein Sterben wurde zum öffentlichen
Akt. Der Karfreitag, wo er nur in seiner
Privatkapelle mit einem Holzkreuz in der
Hand für die Welt zu sehen war, war der
Anlaß, das man im Internet spekulierte,
12
er ist ersetzt worden: er ist bereits tot.
Am Ostersonntag aber kam der dramatische Höhepunkt – ein stummer Papst,
der segnen will und nicht kann. Dann die
Agonie 4 Tage später, die eine Massenbewegung nach Rom in Bewegung setzte; die
Jugend der Welt pilgerte zu einem ‚Poster’,
denn mehr war er nicht. Die Jugend dieser
Welt hat sich nie an das gehalten, was er
predigte. Wie mir selbst ein Freund aus
Rom erzählte, waren die großen Plätze,
wo die Jugendlichen bei den Weltjugendtagen lagerten, immer dann zum
guten Schluß übersäht mit Kondomen
(»Gott sei Dank«, muß man sagen).
Der Tod des polnischen Schauspielers, der
die Rolle seines Lebens perfekt bis zum
Ende spielte, hatte auch beinahe komische
Aspekte, so ließ ihn sein Stellvertreter für
die Vatikanstadt 24 Stunden früher sterben, was zu peinlichen Dementis führte.
Unmittelbar nach dem Tod und dem Spektakel des Begräbnisses trat Kardinal Ratzinger immer mehr in den Vordergrund
als Dekan des Hl. Kollegiums. Bei der
Messe zu Beginn des Konklaves wirkte er
gebeugt und unsicher, vielleicht dachte der
hochgebildete Kardinal an Bonifats. VIII,
der im Konklave gebrechlich wirkte und
als er dann gewählt war, alles andere als
gebrechlich war. Bei der Messe zu Beginn
predigte der Kardinal scharf gegen die
modernen Untugenden wie Relativismus,
Subjektivismus etc.; da dürfte bereits eine
Vorentscheidung gefallen sein. Als er dann
am nächsten Abend gar nicht bedrückt
auf der Benediktions – Loggia von St.
Peter stand, habe ich in seinen Augen
genau das selbe gesehen wie vor etlichen
Jahren bei einer Sommerakademie, wo wir
gemeinsam am Tisch beim Mittagessen
saßen: genau das gleiche Leuchten hatte
er in den Augen, als das delikate Dessert
serviert wurde. Ja, der gute Mann freute
sich. Wahrscheinlich hat er im Saal der
Tränen, wo normalerweise die Päpste nach
Ihrer Wahl Tränen vergießen, ob des übergroßen Amtes geklatscht und Freudentränen in den Augen gehabt. Ich nehme
nicht an, daß er Luftsprünge absolviert
hat – das ist mit 78 doch etwas schwer.
Nun, persönlich hat er ja allen Grund
zur Freude: er übernimmt ein Amt, in
dem die Inhaber seit 130 Jahren alle
Hemmungen haben fallen lassen und
theologisch buchstäblich alles tun und
lassen, was ihnen gerade lustig ist. Denn
das Dogma der Unfehlbarkeit hat zwar
klare Grenzen, aber die Päpste haben alles
getan, daß diese Grenzen in Vergessenheit
geraten. Es wäre jetzt hier sehr reizvoll, so
genannte fehlbare theologische Entscheidungen der Päpste aufzuzählen – dazu
ist jedoch leider hier jetzt kein Platz.
Nur ganz kurz ein besonderer Fall,
der zeigt, daß der katholische Gott
Humor hat: der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas, der selige Pius IX., hatte
16 Jahre zuvor das Dogma der unbefleckten Empfängnis verkündet.
Bei den erläuternden Bemerkungen ist
dem guten Mann ein Fehler unterlaufen,
der ihn an den Rand der Häresie brachte.
Also beinahe wäre er Ketzer geworden, er
schrieb nämlich, daß jeder, der auch nur
im Herzen anders denkt, aus der Kirche
ausgeschlossen sei. Nun es ist uralter
Grundsatz der Moraltheologie, daß die
Kirche nicht über Geheimes urteilen kann,
sondern nur über Geäußertes. Dieser
Mann hat dann 16 Jahre später das Unfehlbarkeitsdogma verkündet, das zeugt
doch vom Humor des katholischen Gottes.
AHA 4/05
Deutsche Gründlichkeit am Stuhl Petri?
Kommen wir aber jetzt zurück zu unserem hocherfreuten Bayern. Wie ist er
zu beurteilen? Er ist sicher der größte
Intellektuelle auf dem Stuhl Petri seit
dem Hochgebildeten Leo XIII., Papst von
1878-1903. Ich denke im übrigen nicht,
daß der Papst bei der Namenswahl seinen
Vorgänger Papst Benedikt XV. – von 19141922 Papst, der zwar Friedensinitiativen
startete, im 1. Weltkrieg damit aber kläglich scheiterte und leider die katastrophale
Ostpolitik des Vatikans einleitete, die erst
unter dem verstorbenen Papst ihr Ende
fand – sondern, daß Ratzinger einen andere vor Augen hatte, nämlich Prospero
Lorenzo Lambertini, Papst Benedikt XIV.
Er war ein hochgebildeter Humanist im
18 Jhd., der mit Voltaire in Kontakt stand
der ihm sogar ein Buch widmete. Ich
denke, Ratzinger sieht in ihm ein Vorbild
Was wird uns wohl unter
dem neuen Papst erwarten?
AHA 4/05
»Freie Presse« vom 23.7.
N
un, er selbst hat eine eher apokalyptische Sicht der Kirche, er
träumt nicht wie sein Vorgänger
von einer allgemeinen Erlösung, jeder ist
automatisch erlöst, ob er will oder nicht…
Nein, Papst Benedikt sieht die Kirche in
einem Existenzkampf, umgeben von einer
Gesellschaft, die ihr christliches Fundament nicht verliert, nein – sie zerstört
es selbst, bricht es ab und emanzipiert
sich. Gegen diese Emanzipation ist der
Papst bereit, dem Kampf aufzunehmen.
Er will ihn nicht wie sein Vorgänger gegen
eine anonyme »Kultur des Todes« führen;
nein, er kämpft realer: siehe den größten
Widerstand der spanischen Kirche gegen
die so genannte Homo – Ehe, wo Bischöfe
sogar zum zivilen Ungehorsam aufgerufen
haben. Wie man hört, ist ein Dokument
in Ausarbeitung, das Homosexualität zu
einem Weihehindernis für die Priesterweihe erklären soll. nun das wäre wieder
mal eine fehlbare Entscheidung, denn die
Voraussetzung für ein Sakrament kann
nicht verändert werden. Wir sehen also,
daß er bereit ist zu kämpfen, er spricht
von einem »Überzeugungschristentum«.
Verfolgung ist für ihn eine absolute Möglichkeit, aber er glaubt auch daran, daß
die Kirche auch jetzt wieder triumphieren
wird. Diesmal könnte er sich irren.
Aber er ist es ja gewöhnt, einen aussichtslosen und unverstandenen Kampf
zu kämpfen: schon als Universitäts-
professor stand er fassungslos vor den
Studentenbewegungen von 1968, das
war ein Dreh- und Angelpunkt im Leben
des Vicarios Christi. Er zog sich nach
äußerst unschönen Ereignissen in seinen
Vorlesungen zurück unter den Schutz
der Kirchenführung. Er ging an die Theologische Hochschule in Regensburg. Paul
VI. machte ihn schließlich zum Erzbischof
von München und zum Kardinal, dann
holte ihn der polnische Papst nach Rom…
der Rest der Geschichte ist bekannt.
Lassen Sie mich also zusammenfassen: die
römische Kirche hat sich einen wirklich
hochgebildeten Konkursverwalter gegeben. Er wird die Kirche vielleicht zurück in
die Katakomben führen, die Katakomben
der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit
– durch eine falsche Morallehre und ein
falsches Menschenbild eines abhängigen
Menschen. Ich möchte schließen mit
einem Zitat des Papstes des Unfehlbarkeitsdogmas. Der Widerstand gegen dieses
Dogma war damals groß; Teile der französischen Bischöfe verstiegen sich zu einer
Übertreibung, so sagte damals ein Bischof,
Christus wurde auf 3 fache substantielle
Weise gegenwärtig: in der Menschwerdung, an Weihnachten im Altarsakrament
und im Papst – was so dumm ist, daß es
nicht mal Gotteslästerung ist, wie ein
großer Dominikaner-Theologe sagte.
Aber es gab, wie bereits gesagt, auch
Widerstand gegen die Unfehlbarkeit,
vor allem im deutschsprachigen Raum.
Der damalige Fürstbischof von Brixen,
Gasser, fragte voller Zweifel den Papst
Pius IX., der das Dogma verkündet
hatte: »Heiligkeit, was sollen wir aber
tun, wenn ein unfehlbarer Papst etwas
falsches lehrt«? Mit der Antwort des
Papstes, die kurz und einfach ist, möchte
ich schließen. Der Unfehlbahre Papst
antwortete: »Dann hört nicht auf ihn.«
Mailkontakt zum Autor:
[email protected]
13
Kopfzeile
Thanatos
Der gewalttätige Tod
von Knut Gierdahl
Abschied und Neuanfang
D
Die legendäre Nullausgabe der ABRAHADABRA
as AHA Magazin wird 18. Wir
haben, wie auf der Titelseite
ins Auge springt, ein neues, unser altes Logo. Wir haben wieder zum
Thanatos zurückgefunden, der dem
Magazin ja schon seit dessen Gründung
voranging. Für diejenigen unter euch, die
ihn nicht kennen, seien einige erläuternde
Worte dazu gesagt. Mir geht es im folgenden nur darum, einige Schwerpunkte
aufzuzeigen, nicht um Vollständigkeit.
Damals .... vor achtzehn Jahren
I
n der Nullausgabe der ABRAHADABRA
konnte man folgende Erläuterung zu
dem geheimnisvollen Begleiter, vulgo: dem AHA-Logo oder -Wappentier,
lesen: »Der Löwe in der unteren Ecke
des Titelbildes ist Thanatos, eine Figur
aus der griechischen Mythologie, in
einer Verarbeitung Austin Osman
Spares, übersetzt etwa: »der gewalttätige Tod«. Er steht für das Absterben
des Alten und die Geburt des Neuen, die
Vorbedingung für jede Weiterentwicklung
bzw. Evolution. Gewalttätig deshalb,
weil man den »Tod« selbst herbeiführen muß, und das ist für die meisten
Leute eine harte Angelegenheit.«
Antike Bezüge
W
erfen wir noch einen Blick
auf die antiken Wurzeln, an
die Spare sich -zumindest namentlich- anlehnte. In der griechischen
Mythologie ist Thanatos, der Gott des
Todes, der Sohn der Nyx (Göttin der
Nacht). Nyx war die erste Tochter des
ungebärdigen Chaos. Nyx gebar Erebos
(»Finsternis«), den Herrn der Unterwelt,
und paarte sich mit ihrem Sohn-Gatten,
um den Himmelsäther zu erzeugen, das
erste Licht, den Schlaf die Hesperiden und
andere. Auch der Tod (Thanatos!) und die
Moira waren ihre Kinder, wie auch Eris
und Nemesis. Schon die Griechen kannten jedenfalls Thanatos als beflügelten
Daimon. Ihm kommt die Aufgabe zu, die
Verstorbenen in den Hades zu tragen.
Hesiod zufolge wohnt Thanatos dort, wo
Nacht und Tag sich begegnen und wo Atlas
das Himmelsgewölbe trägt. Dies ist der
Kreuzungspunkt von Himmel und Erde,
Tag und Nacht, der Zentrumspunkt zwischen den grundlegendsten Gegensätzen,
die die Griechen kannten - wir kommen
darauf zurück. Indem er an der Grenze
steht, gehört er weder zum Tag noch zur
14
AHA 4/05
Thanatos
Nacht, er ist jenseits von beidem - er ist
selbst diese Grenze. Hier, wohin nie die
Strahlen der Sonne dringen, wohnt auch
Hypnos (in etwa: ‚Schlaf’), aber während
der von hier aus seine Streifzüge über
Erde und Meer unternimmt, friedlich und
freundlich zu den Menschen, hat Thanatos
»ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen Sinn«. Einen einmal gepackten
Menschen gibt er nicht mehr frei. Selbst
den unsterblichen Göttern ist er feind, so
Hesiod in der Theogonie. Das mag, gerade
bei den dem Chaos nächsten Urwesen,
den Erstgeborenen des Kosmos, verwundern. Die Bedeutung dieser Feindschaft
wird jedoch verständlich, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß Thanatos der
Umbruch, das gewaltsame Ende, der Tod
vor jedem Neuanfang ist - und das kann er
nur sein, wenn er nichts und niemandem
anhaftet und sich nicht parteiergreifend
für eine Seite - egal welche - entscheidet.
Das Ende der Feindschaft, das duldendliebende Bejahen einer Fraktion im kosmischen Drama wäre die Selbstaufgabe
Thanatos›, denn er verlöre seine Macht des
‹Dazwischen›, die Kraft des Übergangs.
und auch am gleichen Ort das RauschhaftWilde. Dionysos und Apoll sind die beiden
Mächte, die von den Griechen »aus tiefster
Nöthigung« gegen die »titanischen Mächte
der Natur« gestellt werden - um leben
zu können. Als zwei gegensätzliche, sich
wechselseitig herausfordernde Mächte
gestalten sie das Ganze des Lebens.
Apollo setzt dem Chaos Ordnung und
Maß entgegen, im Trieb nach Licht und
Schönheit überwindet er das Leiden und
ruft »die Kunst in›s Leben«: »als die zum
Weiterleben verführende Ergänzung und
Vollendung des Daseins«, so Nietzsche.
Für Apoll gibt es keine gefährlichere
Macht als Dionysos. Denn gerade in der
Zerstörung der einheitlichen Gestalten,
in der auflösenden Entgrenzung der
Individualität, in der rauschhaften
Überwindung aller Ordnung zeigt sich
Dionysos. Angesichts orgiastischer Triebe
erhebt sich Apoll zur »starren Majestät«
und tritt in einen Kampf, der in immer
wechselnden Formen die Kunst der
Griechen vom Homerischen Epos bis
zur klassischen Tragödie hervortreibt.
Zerstörung, nicht Dekadenz
Übergang der Äonen
W
as gross ist am Menschen, das
ist, dass er eine Brücke und
kein Zweck ist: was geliebt
werden kann am Menschen, das ist, dass
er ein Übergang und ein Untergang ist.
Ich liebe Die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn
es sind die Hinübergehenden. Ich liebe
die grossen Verachtenden, weil sie die
grossen Verehrenden sind und Pfeile der
Sehnsucht nach dem andern Ufer.« - So
kündet Nietzsche-Zarathustra. Nietzsche,
exzellenter Kenner der Antike, zeigt hier,
was für ein Übergang der gewollte Tod
ist: vom Menschen zum Übermenschen.
Im Thanatos kommt die Zumutung einer neuen Lebensform genauso zum
Ausdruck, nein: zum Aus-Bruch, wie die
Bankrotterklärung der Gegenwart. Einer
Gegenwart, die alles so behalten will, wie
sie es übernommen hat, aber keine Quest,
keine Herausforderung, kein Wagnis
annimmt, wenn das die Sicherheit liebgewordener Routinen angreifen könnte.
Der Ausgangspunkt von Nietzsches
Denken ist die griechische Antike. Hier
findet er die Strenge eiserner Disziplin
AHA 4/05
D
amit haben wir die ‹Parteien›, die
beiden gegensätzlichen Seiten
benannt, die im Streit miteinander stehen. Es fehlt noch der Hinweis,
daß dieser Streit nur bestritten werden
kann, eben weil Dionysos und Apoll aufeinanderstoßen. So trivial das klingen
mag: sie bilden eine Grenze und erst
über die Grenze hinweg können sie zu
ewigen Konkurrenten werden. Erinnern
wir uns, daß Thanatos nach griechischer
Auffassung am Kreuzungspunkt von
Nacht und Tag und von Himmel und Erde
lebt. Damit ist er die Grenze schlechthin,
der treibende Nullpunkt, der zu Nichts
und zu niemandem gehört. Er ist Tod und
nichtet das Feste, Geordnete, indem er die
ursprünglichen Differenzen setzt. Er ist
Tod, indem er erst alle Kontraste ermöglicht. Er ist Tod, indem er die Trennung
von Einheiten bewirkt, die dadurch
wirksam werden können. Der magisch
Vorbelastete sei an das Weder-nochPrinzip (»Neither-Neither«) von Austin
Spare erinnert. (s. a. »Zusammenschluß…«
v. S. Mace in diesem Heft)
Ich hoffe, daß diese Ausführungen soweit
überzeugen, daß der Thanatos niemals auf
15
Thanatos – Der gewalttätige Tod
Bisherige Autoren und Interview-Partner
∗ Akron ∗ Allax Adevo ∗ Arkis ∗ Aufsteigender Adler ∗ Rick Alfonds
∗ Frank Amberland ∗ Aurora ∗ Joe Asmodo ∗ Athena ∗ Fra. AvZ ∗
Andreas Baar ∗ Sam Baddy ∗ Nicole Baison ∗ Heinz Bama ∗ Fra.
Tau Baphometh ∗ Hicdus Batonky ∗ Ute & Christian Berlinghoff
∗ Ulla von Bernus ∗ Michael Paul Bertiaux ∗ Ben-Alexander
Bohnke ∗ Bea Borchert ∗ Karin Born ∗ Brajanne ∗ Priska Buchner
∗ Vidar-Vali Bund ∗ Frank Cebulla ∗ Cheru ∗ Paul A. Clark ∗
Con ∗ Sor. Conata ∗ Hans Cousto ∗ Daelach ∗ Joachim Dautert
∗ Fearrac Dearraich ∗ Georg Dehn ∗ Magister Demian ∗ Prof.
Wolfgang Deppert ∗ Peter Dexheimer ∗ Lars Dickhoff ∗ Alexander
Diekmeyer ∗ Zarah Dietrich ∗ Arvid Dittmann ∗ Otmar Domainko
∗ Josef Dvorak ∗ Uwe Ecker ∗ Eizi ∗ Emor, CoH ∗ Myradin Emris
∗ Eremor ∗ Theo Erlemann ∗ Der Esser ∗ Michael D. Eschner ∗
Linda Falorio ∗ Janet & S. Farr ∗ Oliver Fehn ∗ Michael Frantz
∗ St. Friedrich ∗ Friedrich Delgado-Friedrichs ∗ Ian Fries ∗ Uwe
Friese ∗ Sven Fuchs ∗ Robin Gates ∗ Genia ∗ Knut Gierdahl ∗
H.R. Giger ∗ Alwin Gillessen-Rokahr ∗ Olaf v. Glehn ∗ Ulrich
Goetz ∗ Alexander Graeff ∗ Greutunge ∗ Axel M. Gruner ∗ Eduard
Gugenberger ∗ Sandy Lee Hackney-Riepe ∗ Nick Hall ∗ Matthias
Haller ∗ Michael Hamm ∗ Andreas Hartwig ∗ Phil Hine ∗ Headless
∗ Soror Hel ∗ A. Hellmuth ∗ Dieter Natas-Hellson ∗ Grit Hermann
∗ Hal von Hofe ∗ Claas Hoffmann (aka Claas vom Mars) ∗ Dr.
Johannes Holler ∗ Gerhard Höller ∗ Thorsten Höser ∗ Tula von
Irminsul ∗ Dominik Irtenkauf ∗ Wilfried Jaensch ∗ Walter Jantschik
∗ Angela Jekosch ∗ Kate ∗ Kane ∗ Claudia Kasparides ∗ W.D.
Kaufmann ∗ Markus Klose ∗ Marion Kloskowski ∗ Thomas Kovacs
∗ Timo Kölling ∗ P.R. König ∗ Silke Kratschmer ∗ Kurt C. Krause ∗
A. Krunic ∗ Dr. Gundl Kutschera ∗ Manuel C. Lamparter ∗ HansJürgen Lange ∗ Michael Langner ∗ Marlene Leander ∗ Marian Lee
∗ Legion ∗ U. Leinhos ∗ John Lenti ∗ Friedrich Levke ∗ Arvid Leyh
∗ John Lodge ∗ Ralf Löffler ∗ Fra. Loki ∗ Lotrimar ∗ Romanè Lyserg
∗ Stephen Mace ∗ Magdalena ∗ Alberta Magna ∗ Steven Maier ∗
James Martin ∗ Wilfried Meyer ∗ Hamid Mizrae ∗ Mizrael ∗ Mo
∗ Marc Montana ∗ Max More ∗ Soror Akhkhanandi Moriamis ∗
Josef Müller ∗ Wolfgang Müller ∗ Nahema ∗ nebucephallos ∗ Geza
von Nemenyi ∗ Soror Nema ∗ Nemo ∗ Nergal ∗ Thomas Nieber ∗
Thomas Nolte ∗ Norak ∗ Dorota Anna Nowaczyk ∗ Onubis ∗ Onuris
∗ Winfried Paarmann ∗ PAN ∗ Tau Pan ∗ Pandula ∗ Obeah Papa ∗
Matthias Pauschel ∗ Erik Pearl ∗ Gitta Peyn ∗ Perdulon ∗ Frater
Phoenix ∗ Stephan Pockrandt ∗ Fra. Poincare ∗ Helga Pompe ∗
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Elena Rice ∗ Oliver Riebe ∗ Barbara Roca ∗ Berthold Röth ∗ rvs
∗ Marilù Sanchez ∗ Jörg Scholz ∗ Michelle Schöbitz ∗ Benedictus
Schultz ∗ Petra Schulze ∗ Harald Schmidt ∗ Marcus Schmieke
∗ Roman Schweidlenka ∗ Frater S.D.A. ∗ Harro von Senger ∗
Fra. Set-Horus ∗ Steffen Siegert ∗ Daimon Sinister ∗ Sirentro ∗
SKC ∗ Soluna ∗ spectator ∗ George Spencer-Brown ∗ Sperber ∗
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Quentin Tindale ∗ Federico Tolli ∗ Olaf Thorbrügge ∗ Damien
Thorn ∗ Fra. T.R.I.N.C. ∗ Andrey Tschernow ∗ Sabrina Ulbrich ∗
Manfred Upnmoor ∗ Fra. Scindor Velorum ∗ Shiri Premji Vijay ∗
Voenix ∗ Volkert Volkmann ∗ Hans Wagner ∗ Wanda ∗ S.J. Waters
∗ Anke Wender ∗ Stephan B. Wendlandt ∗ Matthias Wenger ∗ D.T.
Wolf ∗ Thomas Wollmann ∗ Frater XON ∗ M. Yilmaz ∗ Zebulon ∗
Tibor Zelikovics ∗ Mephistopheles Zodiacus ∗
16
der Ebene morbider Friedhofsgrusel mit Marmorstatuen
und Mondlicht zu erfassen ist. Diese Vorstellung ist die
Todesglorifizierung des alten Äons, was daran erkennbar
ist, daß Tod dabei ein Rätsel ist, das man lediglich romantisch fühlen möchte. Man nähert sich ihm an, indem
man sich selbst aufgibt. Genau diese Schwäche gilt es,
im neuen Äon zu überwinden. Der Thanatos steht für
die Transformation, die nur gelingt, wenn wir uns nicht
aufgeben, sondern um sie: um uns kämpfen. Es mag in
diesem Zusammenhang überraschen, dabei ist es naheliegend: gerade die wichtigen Veränderungen an uns selbst
gelingen nur, wenn wir sie willentlich - handelnd anstreben, wenn wir die Veränderung wollen, bei uns bleiben
und mit aller Kraft (Gewalt) dahin wirken. Romantische
Verzückung (in der Gothicszene verbreitet) macht den entscheidenden Wechsel, um den es geht: den Tod, zu etwas
Äußerlichem, uns Fremdem. Sobald er außen ist, können
wir uns im Kitzel der ästhetischen Anschauung erregen.
Natürlich, ohne dabei die Contenance zu verlieren…
Thanatos ist die zwingende Gewalt der Differenzen,
das ‹Außerhalb› des menschlich geordneten Kosmos.
Er hat kein physisches Fundament. Die Mächte, die
ihre Einheit in Frage stellen und aufgeben, äußern
sich in einer Art produktiven Kampfes: Im Streit
mit einer Gegenmacht sind sie schöpferisch.
Begleiter der AHA
I
st aber nach alldem der Thanatos nicht doch
zu negativ für ein Magazin des neuen Aeons?
Mehrere richtige Antworten sind meines
Erachtens möglich... Wählen Sie bitte:)
· Nein, ganz im Gegenteil: das AHA Magazin ist
noch viel zu 'positiv' dem alten Äon verbunden.
· Solange wir Gewalt und Tod als etwas ansehen, das
mit dem Leben nichts zu tun hat, sind sie vermutlich negativ im Sinne von ‚böse’, ‚schlecht’. Doch
allein, wenn wir beim Lesen dieser Zeilen unser
Frühstücksbrötchen oder auch nur eine Tasse Tee zu
uns nehmen und uns verdeutlichen, was wir damit
tun, wenn wir die Nahrung zerkleinern und verdauen,
... dann wird solch generelle Ablehnung absurd. Ohne
gewaltsame Zerstörung, ohne Tod und Transformation
können wir nicht mal biologisch überleben.
· Das Absterben des Alten und die Geburt des Neuen
Zeitalters sind - und das drückt der Thanatos aus
– ein und derselbe Prozeß. Es ist nie die eine Seite
wichtiger/ besser/ leichter als die andere.
· Negativ? Hast du übersehen, wie potent er ist?
Nicht, was die Menschheit ablösen soll in der Reihenfolge
der Wesen, ist das Problem, das ich hiermit stelle (- der
Mensch ist ein Ende -): sondern welchen Typus Mensch
man züchten soll, wollen soll, als den höherwerthigeren, lebenswürdigeren, zukunftsgewisseren.
Friedrich Nietzsche
AHA 4/05
Veranstaltungskalender - Thelema Society
Reiki
Erster Grad (Sho Den)
Nietzsche
Wegbereiter des Neuen Aeons
Zarathustra
Kunst der Deutung
Referent: Frauke Marx
Kontakt: [email protected]
Kursbeschreibung:
Reiki-Kurs
mit ReikimeisterIn Frauke Marx
– ausgebildet nach der traditionellen Methode von Dr. Mikao Usui
(Reiki Alliance & Reiki Assoziation
International). Während des Kurses wird dein Reiki – Kanal
geöffnet und gereinigt. Die 5 Prinzipien des Reiki werden wir
praktisch hinterfragen und erläutern. Handpositionen, Selbstund Fremdbehandlung werden praxisnah geübt und erforscht.
Zu guter letzt: jede Menge Tipps zur Anwendung von Reiki.
Themen: • Die Reiki Legende
• Einweihung in den 1. Grad
• Die 5 Prinzipien des Reiki
• Diverse Anwendungsmethoden
Ziel des Kurses: Die Teilnehmer erlangen den 1. Reiki-Grad
Wann?: Beginn: Samstag, den 27.08.05 um 10:00 Uhr
Ende: Sonntag, den 28.08.05 um 18:00 Uhr
Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65
Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 8
Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung
Kosten: (excl. Essen und Übernachtung)
1. Kreis 31,- EUR
2. Kreis 93,- EUR
3. Kreis 111,- EUR
Referent: Die Nomaden
Kontakt: [email protected]
Kursbeschreibung:
Friedrich
Nietzsches Philosophie vom »Willen
zur Macht« wirft ein neues Licht
auf Thelema. Bisher wurden die
Möglichkeiten dieses Kerns seiner
Philosophie und sein daraus folgendes Konzept der »grossen
Vernunft des Leibes« für die Magie des Neuen Aeon noch wenig bedacht. Dabei liegen sie so nahe: »‹Ich› sagst du und bist
stolz auf diess Wort. Aber das Grössere ist, woran du nicht
glauben willst, - dein Leib und seine grosse Vernunft: die sagt
nicht Ich, aber thut Ich.« (Zarathustra, Von den Verächtern des
Leibes)
Themen: 1. Einführung zu Nietzsches Leben und seinem Denkweg
hin zu seinen vier zentralen Begriffe: »Wille zur Macht«,
»Übermensch«, »Ewige Wiederkehr des Gleichen« und
“Die grosse Vernunft des Leibes” (Überblick)
2. »Es gibt nur ‹Willen zur Macht› - und nichts außerdem!«
- sobald wir das begreifen, beginnen wir förmlich zu spüren, wie alles mit allem in einem stets neu sich bildenden
Zusammenhang steht: »Alles von neuem, Alles ewig, Alles
verkettet, verfädelt, verliebt, oh so liebtet ihr die Welt, - ihr
Ewigen, liebt sie ewig und allezeit: und auch zum Weh
sprecht ihr: vergeh, aber komm zurück! Denn alle Lust will
- Ewigkeit!« Zarathustra, Das Nachtwandler-Lied/10)
3. Das »Jenseits« zurück ins »Diesseits« holen - die paradoxe
Situation allem menschlichen Lebens zwischen der uns vertrauten »kleinen Vernunft« und »der grossen Vernunft des
Leibes«. Natürlich, zum Thema passend bieten wir im WEProgramm nicht nur das Denk-Thema »Nietzsche« an, sondern gleichermaßen Meditationen und Leiberfahrungen!
Ziel des Kurses: Die Teilnehmer nehmen die Frage mit nach
Hause, wie die Einsicht in »Wille zur Macht« ihr Leben verändern könnte.
Wann?: Beginn: Samstag, den 24.09.05 um 10:00 Uhr
Ende: Sonntag, den 25.09.05 um 18:00 Uhr
Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65
Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 12
Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung
Kosten: (excl. Essen und Übernachtung)
1. Kreis 31,- EUR
2. Kreis 93,- EUR
3. Kreis 111,- EUR
Nicht-Mitglieder 156,- EUR
Referent: ManofEarth
Kontakt: [email protected]
Kursbeschreibung:
In
diesem
Seminar werden wir gemeinsam mit
dem Teilnehmer eine Deutung von
Nietzsches Zarathustra (erster Teil)
erarbeiten. Wir beginnen mit einer
praktischen Einführung in Lesetechniken, um ein Feeling für
die Sprache Zarathustras zu erwerben. Zudem werden wir
uns mit verschiedenen Deutungsmethoden beschäftigen und
Techniken zur Kontemplation von heiligen Texten vorstellen.
Themen: • Einführung in Nietzsches Leseanweisungen für Zarathustra
• Lesetechniken einüben
• Einführung in Kontemplation und Deutungsmethoden
• Assioziatives und kohärentes Deuten
• Beispielhaftes Deuten einzelner Kapitel des ersten Teils
• Übertragen von Zarathustras Lehren ins eigene Leben
Ziel des Kurses: Ziel des Seminars ist die Teilnehmer soweit
in die Kunst der Deutung einzuführen, daß sie selbst diese
Techniken bei inspirierten Texten anwenden können.
Wann?: Beginn: Samstag, den 22.10.05 um 10:00 Uhr
Ende: Sonntag, den 23.10.05 um 18:00 Uhr
Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65
Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 10
Mitbringen: Buch Nietzsches Zarathustra, Schreibutensilien
Kosten: (excl. Essen und Übernachtung)
1. Kreis 31,- EUR
2. Kreis 93,- EUR
3. Kreis 111,- EUR
Nicht-Mitglieder 156,- EUR
Nicht-Mitglieder 156,- EUR
Reiki
Zweiter Grad (Oku Den)
Referent: Frauke Marx
Kontakt: [email protected]
Kursbeschreibung: Aufbaukurs mit
ReikimeisterIn Frauke Marx – ausgebildet nach der traditionellen Methode
von Dr. Mikao Usui (Reiki Alliance &
Reiki Assoziation International).Der
Kurs ist für alle, die über den ersten Grad Reiki verfügen, darin
praktische Erfahrung gesammelt haben und einen vertieften
Umgang mit Reiki erlernen wollen. Teilnehmer sollten in den
1. Grad seit mindestens ½ Jahr eingeweiht sein. Du wirst
während des Kurses in die drei Symbole des zweiten Grades
eingeweiht. Das erste Symbol wird Reiki quantitativ verstärken. Du lernst dabei die vorhandene Reiki-Energie um ein
Vielfaches zu steigern. Mit dem zweiten Symbol hast du die
Möglichkeit störende Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster
unterstützend aufzulösen. Mit dem dritten Symbol bist du mit
Reiki nicht mehr an Ort und Zeit gebunden.
Themen: • Reiki-Energie verstärken
• Mentalreiki
• Fernreiki
• Arbeit mit Symbolen
Ziel des Kurses: Die Teilnehmer erlangen den 2. Reiki-Grad
Wann?: Beginn: Samstag, den 11.02.06 um 10:00 Uhr
Ende: Sonntag, den 12.02.06 um 18:00 Uhr
Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65
Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 8
Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung
Kosten: (excl. Essen und Übernachtung)
1. Kreis 31,- EUR
2. Kreis 93,- EUR
3. Kreis 111,- EUR
Nicht-Mitglieder 156,- EUR
AHA 4/05
Erlange die Stele der Offenbarung
selbst
Referent: Joachim Dautert, Elena
Rice, Marion
Kontakt: [email protected]
Kursbeschreibung: Die Stele der
Offenbarung ist einerseits wesentlicher Bestandteil des Liber L, andererseits ein wirkungsvoller magischer
Schutz, der in keinem Thelemitenhaushalt fehlen sollte. Wie
bei allen magischen Gegenständen ist die Wirkung der Stele
am größten, wenn du sie selbst herstellst. Hier hast du die
Möglichkeit, deine eigene Stele der Offenbarung im Kreis einer kleinen verschworenen Gemeinschaft herzustellen.
Themen: • Kleiner Zeichenkurs: Wie zeichne ich eine gerade Linie?
• Übersetzung der Stelen - Texte
• Der Holzkorpus und der Bezug aus Bimsstein und
Knochenleim
• Die Grundierung der Stele
• Das Bemalen der Stele
• Das Schreiben der Hieroglyphen
Ziel des Kurses: Jeder Teilnehmer hat seine Stele fertig
gestellt.
Wann?: Beginn: Montag, den 09.01.06 um 16:00 Uhr
Ende: Donnerstag, den 19.01.06 um 16:00 Uhr
Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65
Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 12
Mitbringen: Gute Laune ;-))
Kosten: (excl. Essen und Übernachtung)
1. Kreis 140,- EUR
2. Kreis 418,- EUR
3. Kreis 493,- EUR
Nicht-Mitglieder 616,- EUR
17
Kopfzeile
18
AHA 4/05
Kopfzeile
Henochische
Magie
nach Dr. John Dee
von Michael D. Eschner
Wir freuen uns, euch einen exklusiven Vorgeschmack auf eine vielversprechende Buch-Neuerscheinung über Henochische Magie geben zu
können. Im Herbst erscheint im Kersken-Canbaz Verlag in zwei Bänden
»Die Henochische Magie nach Dr. John Dee« von Michael D. Eschner.
Egal, ob man sich mit dem »Hermetic Order of the Golden Dawn«, mit
Crowley oder der Magie der Renaissance beschäftigt – das Henochische
System gilt als eines der wichtigsten und geheimnisvollsten.
Wir konnten das Manuskript des ersten Bandes schon in Augenschein nehmen – umfassend recherchiert, kompetent erklärt, räumt es mit vielen
Mißverständnissen auf, läßt anscheinend Bekanntes in neuem Licht erscheinen
und erlaubt endlich, Fact und Fancy zu trennen. Und nun – viel Spaß! – d. Red.
Dr. John Dee
Eine kleine Biographie
D
r. John Dee wurde am 13. Juli
1527 um 16 Uhr und 11 Minuten
in Tower Ward, London, geboren. Er starb in Mortlake, zu dieser Zeit
eine Stadt an der Themse außerhalb
Londons. Als Sterbedatum sind der
Dezember 1608 und der 26. März 1609
überliefert. Da weder ein Grabstein bekannt noch das Gemeinderegister überliefert ist, kann die Frage des genauen
Todesdatums nicht geklärt werden.
AHA 4/05
John Dee war der Sohn des Londoner
Kaufmanns Rowland Dee und seiner Frau
Jane (Johanna), Tochter von William Wild,
der seinen Stammbaum auf Roderic den
Großen, Prinz von Wales zurückführte.
Rowland Dee handelte mit Textilien und
war Herrenschneider am Hof von Heinrich
VIII. Als er Jane 1524 heiratete, war diese
gerade 15 Jahre alt. Drei Jahre später wurde ihr erstes und einziges Kind geboren:
John Dee. Der Name »Dee« soll sich aus
dem walisischen »du«, »schwarz«, ableiten.
Dee besuchte von 1535 bis 1542 die
»Chantry School« in Chelmsford, Essex.
19
Henochische Magie nach Dr. John Dee
»Chantry schools« waren im Mittelalter
die wichtigsten Quellen von Bildung und
Erziehung. Es waren gewöhnlich »grammar
schools«, manchmal aber auch »elementary schools«. Ab November 1942 studierte
Dee am St. John´s College in Cambridge
Griechisch, Latein, Philosophie,
Geometrie, Arithmetik and Astronomie.
»In the years 1543, 1544, 1545, I was so
vehemently bent to studie, that for those
years I did inviolably keep this order: only
to sleep four houres every night; to allow
to meate and drink (and some refreshing
after) two houres every day; and of the
other eighteen houres all (except the tyme
of going to and being at divine service)
was spent in my studies and learning.«
[In den Jahren 1543, 1544 und 1545 widmete ich mich so intensiv dem Studium,
daß ich unvermeidlich folgende Ordnung
einhielt: nur vier Stunden Schlaf jede
Nacht, jeden Tag nur zwei Stunden für
Essen und trinken (und etwas Erholung
danach) und die verbleibenden 18
Stunden widmete ich gänzlich (ausgenommen die Zeit für den Gottesdienst)
meinen Studien und dem lernen.]
Anfang 1546 erwarb er den B.A.
(Bakkalaureus Artium, Bachelor of Arts,
Abschluß eines Grundstudiums). Als
Ende desselben Jahres Heinrich VIII.
das Trinity College gründete, wurde
Dee eines der Gründungsmitglieder und
zum Dozenten für Griechisch ernannt.
1547 verbrachte Dee einige Monate
in den Niederlanden und schloß
enge Freundschaften mit Gerard
Mercator, dem bedeutendsten
Geographen und Kartographen des 16.
Jahrhunderts, Gemma Frisius, dem
Kosmographen Kaiser Karls V., dem
Orientalisten Antonius Gogava und
anderen Philosophen von Weltruf.
In Löwen freundete sich Dee mit den
großen Geographen, Kosmographen
und Kartographen seiner Zeit an, z. B.
Gemma Frisius, Gerard Mercator, dem
Mathematiker und Astronomen Pedro
Nunez, Abraham Ortelius, der den ersten Weltatlas, den »Theatrum Orbis
Terrarum«, veröffentlichte. Es waren
Freundschaften, die ein Leben lang halten sollten. Was er von diesen Freunden
lernte, gab er an die großen englischen
20
Seefahrer (Chancellor, Jenkinson,
Frobisher, Gilbert, Ralegh und Drake)
weiter. Es wird angenommen, daß er in
Löwen zum Doktor graduiert wurde.
Am 20. Juli 1550 traf Dee in Paris ein.
Auf Anfrage einige englischer Gentleman
und zur Ehre seines Landes hielt er freie
öffentliche Vorlesungen über Euklid,
“Mathematice, Physice et Pythagorice”
an der Universität von Rheims. Er zog die
Zuhörer in Scharen an, so daß die Menge
oft noch von der Straße aus durch die
Fenster seinen Ausführungen lauschte.
In Paris wurden ihm mehrere gut dotierte
Stellen, u.a. eine königliche Professur, angeboten, aber Dee lehnte alle Angebote ab,
weil er nach England zurückkehren wollte.
1551 kehrte Dee nach England zurück, wo
er von John Cheke, dem Tutor Edward´s
VI. dem König vorgestellt wurde. Von diesem erhielt Dee ein Jahresgehalt von 100
Kronen, welches später durch den Landsitz
Upton-on-Severn ersetzt wurde. Ein sehr
schlechtes Geschäft, weil dieser Landsitz
weniger als 50 Kronen jährlich einbrachte.
Von 1551 bis 1583 war Dee Berater in
Navigationsfragen für die »Muskovy
Company«. Ebenso lange war er Ratgeber
bei den Vorbereitungen zu allen englischen Entdeckungsreisen Richtung
Nordwesten und Nordosten, die in jener
Zeit auf den Weg gebracht wurden. Er
beaufsichtigte wohl auch die berühmte Reise von Francis Drake 1577.
1555 wurde Dee aufgrund der
Anschuldigungen eines gewissen George
Ferrys inhaftiert. Ferrys beschuldigte
Dee, eines seiner Kinder durch Magie
mit Blindheit geschlagen und ein anderes
getötet zu haben. Weiterhin beschuldigte
er Dee, mit seinen Zaubereien Königin
Mary das Leben nehmen zu wollen. Dee
verbrachte einige Zeit im Gefängnis und
wurde dann auf Intervention der Königin
und ihres Mannes Philipp II. am 29.
August 1555 von allen Anklagepunkten
freigesprochen, jedoch Bischof Bonner zur
Befragung in religiösen Angelegenheiten
überstellt, welche er am 19. November
1555 problemlos überstand.
Als 1559 Elisabeth I. ihrer Schwester
Maria auf den Thron folgte, gewann Dee
sehr schnell ihre Gunst. Er schrieb ihr
Horoskope, errechnete einen günstigen
AHA 4/05
Henochische Magie nach Dr. John Dee
Termin für den Krönungstag, den 14.
Januar 1559, und erhielt von ihr den
Titel eines königlichen Astrologen.
1562 ging Dee nach Antwerpen, um
einige seiner Werke in Druck zu geben.
Im nächsten Jahr war er in Venedig. Er
vollendete in dieser Zeit seine berühmte
»Monas Hieroglyphica«, deren einleitende Widmung an Kaiser Maximilian
II. vom 29. Januar 1564 in Antwerpen
datiert. Das Buch erschien im April und
Dee reiste sofort nach Presburg, um
Maximilian ein Exemplar zu übergeben.
ßen Quelle magischer Philosophie in der
Renaissance -Zeit. Damals begann Dees
magische Zusammenarbeit mit Edward
Kelly. Ein Mann mit zweifelhaftem
Leumund, der Dee schamlos ausnutzte.
Enttäuscht von der mangelnden
Förderung durch Königin Elisabeth ging
Dee schließlich 1583 auf das Angebot
des polnischen Prinzen Laski ein, ihm
in seiner Heimat Experimente und
alchemistische Studien finanzieren
zu wollen. Am 21. September verließ
Dee, Kelly im Schlepptau, England.
Kurz nach der Abreise stürmte eine
Volksmenge Dees Haus in Mortlake
und zerstörte den größten Teil seiner
Bücher, Instrumente und Einrichtung,
weil sie in ihm einen Zauberer sah. (…)
Über Dees Familienleben ist wenig bekannt, außer daß er zweimal verheiratet
war und daß er von seiner zweiten Frau
acht Kinder hatte. Dee starb im Dezember
1608 oder im März 1609 in Mortlake.
Er war ein profilierter Schriftsteller
und einer der ersten englischen
Tagebuchautoren. Man schreibt ihm die
Wortschöpfung “The British Empire” zu.
1584 / 85 wurde er von der Regierung
damit beauftragt, den Nutzen und die
Auswirkungen der möglichen Einführung
des neuen Gregorianischen Kalenders
zu untersuchen. Er stellte sehr genaue
Berechnungen an und entdeckte, daß
statt der 10 Tage, die der Gregorianische
Kalender übersprang, eigentlich 11 Tage
notwendig seien, um die in den vergangenen Jahrhunderten aufgetretenen Fehler
zu beseitigen. Die Königin forderte Dee
allerdings auf, dem römischen Kompromiß
von 10 Tagen zu folgen, um mit anderen
europäischen Ländern uniform zu gehen.
Zu dieser Zeit widmete sich Dee verstärkt
seinen alchemistischen Experimenten.
Er befragte die Kristallkugel, nahm über
ein Medium Kontakt zu Geistern auf.
Zeugnis über diese Dinge legen seine spirituellen Tagebücher ab. Dees Interesse
an der Alchemie rührte unter anderem
von seiner Verehrung für die Schriften
des Hermes Trismegistus her, der gro-
AHA 4/05
Es wäre falsch, Dee einen Scharlatan
zu nennen. Er war für das 17. Jhd. ein
Experte auf vielen wissenschaftlichen
Gebieten. Mathematik, Geographie,
Geschichte, Astronomie aber auch Magie,
Alchemie und Astrologie galten seine
Studien. Dee war im wahrsten Sinn des
Wortes ein echter “Renaissance Man”,
ein umfassend gebildeter Humanist.
Periode 3: Henochische Magie
D
ie Bezeichnung »henochische
Magie« wurde von Dee und
Kelly nie benutzt. Sie scheint
aus der Zeit seines Gebrauchs im Orden
»Golden Dawn« zu stammen. Dee und
Kelly nannten das System »engelisch«
(»angelic«) oder Engels-Magie.
Die Bezeichnung »Henochisch« verweist
auf den Ursprung, den die Engel für
diesen Teil der Magie angaben. Sie sagten, daß diese Magie dem Patriarchen
Henoch (»Enoch«) von Gott gegeben
worden sei. Da die Magie von späteren
Generationen unwürdiger Nachfolger
mißbraucht wurde, ließ Gott die Bücher
Johannes Dee Anglus Londinensis Aet suae 67.
Original im Ashmolean Museum, Oxford
21
Henochische Magie nach Dr. John Dee
der henochischen Magie verloren gehen
und sandte Geister, um falsche magische Systeme unter den Menschen zu
verbreiten. Dees lange und inbrünstige
Anrufungen und Gebete stimmten Gott
schließlich gnädig, so daß er dieses
System der Magie wieder offenbarte.
Das ganze System der Henochischen
Magie wurde Kelly und Dee in folgender Reihenfolge übermittelt:
· Die Tafel Gottes auch Tafel
von Nalvage genannt
· die ersten vier Rufe und
ihre Übersetzungen
· der fünfte bis 18. Ruf ohne
Übersetzungen
· die Namen der 91 Teile der Erde in
»Liber Scientiae« mit der Anzahl der sie
bewohnenden Minister und der Zahl
des regierenden Zodiakalen Königs
· Die Beziehung der Teile zu
den Regionen der Erde
· die vier henochischen Elementar-Tafeln
· die Übersetzung der vorher gegebenen
Rufe und deren genaue Reihenfolge
· der Ruf des »Ayres« oder »Aethyrs«
· die Namen der »Aethyre«
Interessant ist, daß die Übersetzung des
fünften bis 18. Rufes, die erst etwa sechs
Wochen nach deren Diktat übermittelt
wurde, dennoch konsistent mit der
Übersetzung der ersten vier Rufe ist. Man
kann das als Indiz dafür lesen, daß diese
Sprache nicht nur die flüchtige Erfindung
eines abgedrehten Spiritisten ist.
Nachdem nun Kelly und Dee dieses ausführliche umfassende magische System
mit allen erforderlichen magischen
Werkzeugen erhalten hatten - wir schreiben den 13. Juli 1584 - sollte man erwarten, daß sie sich glücklich, ernsthaft und
forschend in die Arbeit stürzen. Nichts
dergleichen. Es gibt keinerlei Hinweis
darauf, daß sie - ausgenommen Kellys
Tabula Recensa, wir kommen später darauf zurück - irgendwann einmal mit der
henochischen Magie gearbeitet hätten und die Engel, welche ihnen dieses Wissen
übermittelten, tauchten nie wieder auf.
Faktisch wäre es auch schwierig gewesen,
mit diesem System zu arbeiten, denn es ist
tatsächlich nur das rohe Skelett eines magischen Arbeitssystems. So gibt es kaum
Hinweise auf die Art der Engel, der Kräfte
und der Gottesnamen, die Beziehungen
der Elemente zueinander, noch nicht
einmal eine Gebrauchsanweisung, wie die
verschiedenen Elemente zu benutzen sind.
Aus den wenigen Hinweisen kann
man in etwa folgendes entnehmen.
Der Magier soll sich ein Buch mit
Gebeten zu den Göttern und Engeln
anfertigen. Vier Tage, nachdem dieses
Buch fertiggestellt ist, soll er anfangen,
die Namen Gottes, wie sie in den Tafeln
genannt sind anzurufen. Am 14. Tag
soll er die gewünschten Engel und den
diese beherrschenden Gottesnamen
anrufen. Am 15. Tag soll er sich in
weißes Leinen kleiden und die angerufenen Kräfte werden erscheinen.
Wie die magischen "Tools" verwendet
werden sollen, ist nicht erwähnt, insbesondere sind die 18 Rufe nicht erwähnt.
Maybe - wollten die Engel damit nur ein
Ausschlußverfahren entwickeln: für intelligente, experimentierfreudige und kreative Magier mögen die knappen Hinweise
ausreichen. Dumpfe Dogmatiker, die nur
genaue Gebrauchsanweisungen nachvollziehen wollen, halten sich die Engel
so vom Halse - und Kelly und Dee hätten
sich somit ihr eigenes Urteil gesprochen.
Die Tafel Gottes oder Nalvage
D
ie Tafel Gottes erhielt in den
Aufzeichnungen keinen Namen,
wird aber, wegen ihres Inhalts,
den Gottesnamen, gewöhnlich die Tafel
Gottes oder, weil sie von dem Engel
Nalvage mitgeteilt wurde, Tafel von Nalve
22
AHA 4/05
Henochische Magie nach Dr. John Dee
genannt. Wozu diese Tafel benutzt werden
soll, ist nicht angegeben, aber sie könnte
ein Lamen sein, zur Benutzung bei henochischen magischen Operationen.
Die Tafel besteht aus einem Hauptteil
von sechs mal sechs Feldern, umrundet
von vier vierbuchstabigen Namen. Der
Hauptteil teilt sich in vier Teile zu drei
mal drei Feldern, genannt »Kontinente«.
In jeder Ecke des Hauptteils stehen die
Buchstaben des henochischen Wortes IAD,
welches Gott bedeutet. Jeder Kontinent
enthält drei diagonal geschriebene henochische Wörter, welche die Art des
Kontinents beschreiben. Liest man die
Zeilen eines Kontinents horizontal, erhält man die Namen dreier Engelschöre.
Dee wurde mitgeteilt, daß von den
Kontinenten zwei würdig (»dignified«),
eins unwürdig, aber würdig zu machen
und eins ohne Würde seien. Sodann
wurden ihm für jeden Kontinent
drei lateinische Wörter gegeben:
· Oben links: Gaudium (Freude),
Presentia (Gegenwart, Anwesenheit),
Laudantes (loben) oder
Triumphantes (triumphieren)
· Unten links: Potestas (Macht,
Amtsgewalt, Möglichkeit), Motus
(Bewegung, Erschütterung,
Erregung), Ministrantes (dienen)
· Oben rechts: Actio (Ausführung,
Verrichtung, Handlung), Factum
(machen, tun), Confirmantes
(stärken, versichern)
· Unten rechts: Luctus (Trauer),
Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht),
Confundantes (Vermengen, Verwirren)
Danach erhielt er die Buchstaben
der Kontinente. Jeder enthält das
Wort IAD und zwei weitere dreibuchstabige henochische Wörter.
Oben links: IAD, MOZ, ZIR
Unten links: IAD, BAB, ZNA
Oben rechts: IAD, SOR, GRV
Unten rechts: IAD, SER, OSF
Dann wurden ihm die Namen an
den Seiten der Tafel mitgeteilt:
LVAH, LANG, SACH, URCH
Die Übersetzung der henochischen
Wörter sind die lateinischen Wörter:
AHA 4/05
MOR = Gaudium, ZIR = Presentia,
LVAH = Laudantes.
BAB = Potestas, ZNA = Motus,
LANG = Ministrantes
SOR = Actio, GRV = Factum,
SACH = Confirmantes
SER = Luctus, OSF = Discordia,
URCH = Confundantes
Nalvage sagte von der Tafel:
»1. Its substance is attributed to God the Father.
»2. The first circular mover, the circumference, God the Son, the finger of the
Father, and the mover of all things.
»3. The order and knitting together of
the parts in their due and perfect proportion, God the Holy Ghost. Lo, in
the beginning and end of all things.«
Die vier äußeren Namen sind also mit
dem Sohn-Aspekt Gottes verbunden
und bilden mit den “I” in den Ecken
zusammen sozusagen einen göttlichen
Ring um das innere der Tafel, welches
dem Heiligen Geist zugeordnet ist.
Berücksichtigt man, daß diese Tafel
das erste überlieferte Stück der
Henochischen Magie war, so wird man
wohl nicht fehl gehen in der Annahme,
daß sie die Quelle ist, aus der sich die
Henochische Magie manifestierte.
Aus dem Inhalt:
· Dr. John Dee - eine Biographie
· Die Tagebücher des Dr. Joihn Dee
Auszug aus den Aufzeichnungen des Dr. Dee
Periode 1: Heptarchische Magie
Periode 2: Liber Loagaeth und das Alphabeth der Engel
Periode 3: Henochische Magie
· Der Zweck der Henochischen Magie
· Weitere Geschichte der Henochischen Magie
· Bibliographie
Kersken-Canbaz Verlag im Netz:
www.kc-verlag.de
Homepage des Autors:
www.mde-net.de
23
Kopfzeile
24
AHA 4/05
Kopfzeile
Magick
und das zweifache Gesetz
Über die hermetische und bisher
sträflichst vernachlässigte Dimension
einiger Kerngedanken des Liber Legis
von Sirentro
1. Der König ist tot! Es
lebe der König!
»Wer immer sagt Du Narr, der soll
den Gefahren des Höllenfeuers
ausgesetzt werden.«
Matthäus, 5:22
D
ie Schlüssel zum Dogma von
Magick sind in den Werken
Crowleys verstreut vorhanden,
manchmal deutlicher, manchmal undeutlicher, je nach der gewählten Symbolik,
je nach Offenbarungsgrad... je nach
Absicht - und Ansicht - des Verfassers.
Eine Studie zu diesem Thema in dieser
Form muß daher unvollständig bleiben.
Das konsistente Dogma, das Magick
ausdrückt, liegt fernab auch von
den von Crowley selbst angestellten
Idealisierungen der Philosophie Thelemas,
wie wir sie z.B. in seinen »Confessions«
finden. Allzu »utopisch« und »humanistisch verklärt« muten sie heute, viele
Jahrzehnte nach Crowleys Tod an. Obwohl
der als philosophisch verstandene thelemitische »Gedanke« einen unterschwelligen, aber nicht zu unterschätzenden
Einfluß auf die mentale Entwicklung der
Nachkriegsgesellschaft hatte, scheint
AHA 4/05
er heute fast vollständig abgeklungen.
Thelema scheint im Sande der Zeit verlaufen, und das Bild, das sich heute von
Thelema »als gesellschaftliche Alternative«
zeigt, ist von den Idealvorstellungen einer »vollkommenen« Magiokratie derart
weit entfernt, daß es nicht mehr möglich
ist, Übereinstimmendes zwischen dem,
was sich Crowley erhoffte und dem, was
heute »gelebt« wird, zu erkennen. Diese
Magiokratie, die die innere - die spirituelle, nicht die materielle - Entwicklung
des Individuums hin zu einer magisch-bewußten Ganzheitlichkeit als Ziel versteht,
ist soweit von der heute gelebten Realität
entfernt wie schon Platons Idealstaat;
und man mag sich die Frage stellen, inwieweit beide Modelle überhaupt »jemals«
dazu bestimmt waren, gesellschaftlich
umgesetzt zu werden. Mit anderen
Worten: Dient das »utopische« Element,
das Crowley mit Magick zumindest nach
»außen« hin koppelte, vielleicht nur dazu,
die Aufmerksamkeit der unzufriedenen
Masse auf sich zu lenken. Ist dieses »utopische« Element, das stets mit einem
verklärten Humanismus gepaart auftaucht, nur jenes »Opium« für den magisch Interessierten? Soll damit nur seine
menschliche Dimension, der »menschliche
Resonanzkörper« also,... sollen damit
25
Magick und das zweifache Gesetz
nur seine Hoffnungen, seine Wünsche
möglichst positiv angesprochen werden.
Die »magisch erlernte« Verantwortung
des Einzelnen gegenüber dem Ganzen, die
Crowley über die Transzendenz überkommener Denk- und Verhaltensstrukturen,
resümiert im wörtlichen Sinne des
Mottos »Tu, was Du willst«, zu erwirken hoffte, gibt es heute nicht. Denn
dies wäre die gelebte Magiokratie.
War seine Sicht verblendet? Erlag er
seiner unleugbaren Leidenschaft zur
Verbreitung einer Botschaft, nämlich der
des Liber AL, die allerdings bei rechtem
Lichte betrachtet, überhaupt nicht dafür
geeignet ist, weiter verbreitet zu werden?
Oder haben ihm die Secret Chiefs eine
derartige Möglichkeit der Entwicklung
der Menschheit im Neuen Äon nur
vorgegaukelt, um aus ihm einen funktionierenden Boten dessen zu machen,
was Thelema verbirgt? Hat man ihm nur
den Spiegel seiner eigenen, vielleicht
doch »untranszendierten« Bürgerlichkeit
des 19. Jahrhunderts vorgehalten?
Auf alle Fälle war er in der Leidenschaft
zu seiner Mission der Verbreitung des
Inhalts des Liber Legis manchmal »zu«
verfallen, um unmißverständlich mitteilen zu können, daß der Mensch von
heute - und auch schon von damals im
übrigen - nur ein Sklave ist, der König
sein will. Der Mensch in seiner gegenwärtigen Form ist kein Übermensch,
doch von Übermenschlichkeit ist im
Liber AL in gewisser Weise die Rede...
jene Übermenschlichkeit im magischen
Sinne, die darin besteht, seine eigene
»äußere« Existenz vollständig aufzugeben, sie vollständig dem Grossen
Werk der planetaren Transformation zu
überantworten und unterzuordnen.
Die thelemitische Gesellschaft ist der
Traum Crowleys, wie der Idealstaat der
Traum Platons war, sofern wir beide
wörtlich nehmen. Thelema ist ein hehrer
Fluchtgedanke, hinter dem sich allerdings auch ein Refugium, eine Zuflucht
magischer und transzendenter Natur
verbirgt. Dies ist die ambivalente Natur
jener Offenbarungen, die Crowley über
viele Jahre hinweg zuteil wurden. Das
Liber AL hat seine Tages- und Nachtseite;
und besonders die Nachtseite wollen wir
im Folgenden etwas mehr erhellen...
26
2. Schlachtfeld Zero
»Begone! ye mockers; even though ye laugh
in my honour ye shall laugh not long.«
Liber Al, 2, 56
D
ie Bedeutung des Liber AL ist immer wieder in politischer Hinsicht
interpretiert worden und manches
von dem, was geschrieben worden ist, trifft
wohl auch tatsächlich zu. Doch verharren
viele Autoren, die die Botschaft Aiwass› in
Hinblick auf diesen Aspekt untersuchen,
in der Sphäre der »bloßen« Historie, jenem
Bereich, in dem eine okkulte Aktivität, die
diese Bezeichnung auch wirklich verdient,
hineinwirkt, um die äußere Weltsphäre
nach ihrem Willen zu gestalten. Hier ist
die Wirklichkeit des magischen Willens
angesiedelt. Es sollte daher die Aufgabe des
ernsthaften Praktikers von Magick sein,
diese okkulte Wirkkraft zu ihrer Quelle
zurückzuverfolgen, soweit dies überhaupt
im Einzelfalle gegeben oder möglich ist.
Doch in den meisten Fällen, in denen etwas Derartiges unternommen wurde und
wird, offenbart sich jene Instanz, die der
Enthüllung dienen sollte, das menschliche Bewußtsein nämlich, als gerade die
verhüllende Kraft. Hier schützt sich das
Mysterium durch einen Mechanismus,
der der menschlichen Spezies zueigen ist.
Die »historische« Bedeutung des AL ist
umstritten. Doch wie verhält es sich mit
seiner »metahistorischen« Bedeutung?
Wir wollen einen Aspekt des AL beleuchten, der, obwohl naheliegend, bisher in
der Regel unerwähnt geblieben ist. Eine
jede universelle oder auch trans-universelle Wahrheit findet ihr unvollkommenes
oder vollkommenes Spiegelbild in der
Zeit, jener Dimension, zu welcher der
Mensch durch die Existenz der fühlenden
Seele potentiellen Zugang erhalten hat.
Diese »Spiegelung« oder Janusartigkeit
der Wahrheit erkennen wir sehr gut in
dem Zeitraum, in welchem das Liber
AL Crowley in Cairo übermittelt wurde. Aiwass, der dem Adepten den Weg
der Sonne zurück in den Schoß der
Mutter anzeigt, diktierte das AL jeweils
zwischen 12 und 13 Uhr. Und da im
Liber Legis zwei Bewußtseinsströme
einander berühren bzw. durchdringen,
müssen wir bereits in diesen Angaben
eine Mitteilung erkennen, die auf eine
verborgene Wirklichkeit hindeuten soll,
welche gerade für das Verständnis der
AHA 4/05
»Die thelemitische Gesellschaft
i s t d e r Tr a u m C r o w l e y s , w i e d e r
I d e a l s t a a t d e r Tr a u m P l a t o n s w a r,
sofern wir beide wörtlich nehmen.«
Spiegelhaftigkeit des AL von fundamentaler Bedeutung ist. Ein so mancher mag
sich vielleicht an tiefgründige Worte aus
dem Zohar erinnern, in dem es heißt1:
»Ihre Frucht ist Liebe. Wenn sie sich vereinen, ist der eine in eine Richtung, der
andere in die andere Richtung aktiv.«
Warum zwischen 12 und 13 Uhr? Die
»Mittagsstunde« durchtrennt den Tag,
die Sonne steht in ihrem Zenith. Doch
diese Zeit ist in gewisser Hinsicht trügerisch, vergeht das Licht der Sonne doch
wieder im weiteren Verlauf des Tages, bis
schließlich der Mond an ihre Stelle tritt,
der sinnbildlich für die Rückkehr der
Sonne in den Schoß der Mutter steht.
Die Mittagsstunde hat ihr Gegenstück
in der Mitternachtsstunde. Für die
magische Bedeutung dieser Symbolik
ist wichtig: Während der Mittag die
Zeit der Sonne ist, ist die Mitternacht
die Zeit der Gegensonne, des Mondes
also, weshalb das Wort »Mitternacht«
ursprünglich Mutter-Nacht hieß.
Lesen wir nach dem Gesagten doch
12 und 13 Uhr auf eine andere Weise,
zeigt sich: 12 ist O Uhr und 13 Uhr ist
1 Uhr oder, noch deutlicher gesagt: Der
Zeitraum des Diktats des AL durch Aiwass
drückt glyphisch den Übergang von der
0 zur 1 aus. Es kann somit symbolisch
- und natürlich auch nicht symbolisch
- mit jenem Lichtausfluß gleichgesetzt
werden, der »am Anfang« der universellen Schöpfung stand und steht, da er
sie und damit auch sich selbst ernährt.
3. Kairo: Die Wütende Hand
»Ah! Ah! What do I feel? Is
the word exhausted?«
Liber Al, II, 69
K
ommen wir zu einem weiteren
wichtigen Detail im Kontext des
Erhalts des Liber Legis. Es wurde der Überlieferung zufolge in Cairo
übermittelt. Wie sehr Historie und
AHA 4/05
Metahistorie miteinander verknüpft
sind und demjenigen, welcher auch in
der situativen Symbolik eines »herkömmlichen« Ereignisses lesen kann,
zeigt ein kurzer aber intensiver Blick auf
das Wort Cairo selbst, wodurch sich das
Ereignis des Empfangens des »Buches
des Gesetzes« aufgrund seiner »bloßen«
äußeren Umstände erhellt. Cairo oder
Kairo wird von der CR- oder KR-Wurzel
dominiert, zu der Albert Pike in seinem
bekannten Werk »Morals and Dogma«
Folgendes zu schreiben wußte2:
»Das hebräische Wort ChI, Khi, bedeutet
‹lebendig›; und RAM, ‹wurde oder wird
erhoben werden.› Dieses ist dasselbe wie
RUM, ARUM, ChRM, woraus Aram für
Syrien oder Aramaea für Hochland entstand. Khairum bedeutet daher ‹wurde
ins Leben erhoben oder lebendig.›«
ChI oder Khi und Ram müssen gemeinsam gelesen und verstanden
werden, dann gelangt man weiter3:
»Khurum wird unrichtigerweise Hiram
genannt; ist Khur-om, dasselbe wir Her-ra,
Her-mes, Her-acles... Aus dem Ägyptischen
Wort Ra entstand das koptische Ouro
and das hebräische Aur, Licht. Har-oeri
ist Hor oder Har, der Herr oder Meister.«
Har ist Horus, Symbol des durch Magick
promulgierten, gegenwärtigen Äons. Als
Aur oder Aor, das übrigens in (C)a(i)ro
enthalten ist (im übrigen ergeben die zwei
griechischen Buchstaben Chi und Rho,
anstelle von Ram, phonetisch-cabalistisch
das Wort cheiron, »Hand«) ist Horus der
phos anthropos, der »Lichtmensch« der
Hermetiker, Symbol des Ausgleichs der
Kräfte, in dem wir den hypersensorischen
Führer verstehen müssen, von dem die
Sufis z.B. immer dann sprechen, wenn sie
sich auf wirkliche Einweihung beziehen.
Doch der Weg von Magick führt zurück, führt jenseits des Schleiers, der in
einem gewissen Sinne das Licht selbst
ist, und dies zwar gemäß der Formel 2
= 0. Aus 1 wird 2 und aus 2 muß wieder
1. Vgl. »Zohar«, »Temurah«, IV; Soncino
Press, 1984; Seite 15.
2. Albert Pike, »Morals and Dogma of Ancient and
Accepted Freemasonry«, Kessinger; Seite 79.
3. Dto. Seite 79.
4. Vgl. W.H. Müller, »Necronomicon - Dem Tod einen
Namen Geben«, Edition Ka im Hadit-Verlag, 2004.
27
»Diese Schwingung (Wort) wird währ e n d i h r e r M a n i f e s t a t i o n u n w e i g e rlich verfälscht, da sie, um überhaupt
formuliert zu werden, aus Nichts
(Nuit) etwas (Hadit) werden muß.«
0 werden. Übertragen wir nun die glyphisch-numerische Formel 2 = 0 in die
hebräische Sprache, erhalten wir Beth
für 2 und Ayin für 0 bzw. den O-Laut
oder Beth-Ayin »gesprochen« Beth-On4.
Drachenschlange. Wähle gut! Er, mein
Prophet hat die Wahl getroffen, da er
das Gesetz der Festung und das große
Geheimnis des Hauses Gottes kennt.«
Crowley, »The Book of Thoth«
Wollen wir Beth-On in Worten ausdrücken,
heißt es: Das Haus Gottes ist das Haus der
Negativität. Dies ist die Formel, die dem
Liber AL untergelegt ist, sie befindet sich
»hinter« der Formel, die den magischen
Erhalt seines Inhalts charakterisiert
und welche 0-1 lautet, in der »äußeren«
Welt signalisiert durch den Zeitraum
zwischen 12 (0) und 13 (1) Uhr. Und wie
erläutert, stellt 0-1 das genaue Gegenteil
der Beth-On-Formel, d.h. 2 = 0 dar.
Diese Negativität ist Nuit, die Ordnung
»ohne« das Licht des »anderen« Gottes,
»ohne« den Oppressor, wie das Solare,
das Seelische manchmal genannt wird.
Das »Licht«, was dem Adepten gereicht
wird, ist daher ein anderes, und es unterliegt nicht dem Willen Gottes oder
dem universellen »Schöpfungsplan«. Es
unterliegt dem Anderen Willen, den die
Menschen als »böse« bezeichnet haben,
weil er sich vollständig von der Natur des
menschlichen Willen unterscheidet.
piegelung und Entspiegelung bzw.
Entspiegelheit sind Sinnbilder für
Begrenzung und Unbegrenzheit.
Begrenzung erschafft Furcht, Furcht
ist Begrenzung. Dies gilt für Gott als
Prinzip genauso wie für den Menschen
als sein kreatürliches Organ. Wer sich
begrenzt, fürchtet sich, da er die Furcht
Gottes in sich reproduziert; wer sich
fürchtet, kann Gott als Ureinheit, als
Unbegrenztheit nicht wahrnehmen,
denn diese Einheit, diese von der
Begrenzung »entleerte« Gottheit ist
nur jenseits dessen zu finden, was der
Mensch am meisten verehrt: Sein Ego.
Wir erkennen hier, daß die Seele in
Relation zur Negativität eine Lüge ist;
und zwar weil sie nach der Formel 0-1
entsteht, was, sofern man eine andere
Perspektive annimmt, auch 1-0 geschrieben werden kann. Es wäre nun ein Irrtum
anzunehmen, die 0 wäre der Spiegel, in
dem sich das – phallische - Ego, I, erkennt.
Das Ego geht in der 0 auf, indem es diese
befruchtet. Der Spiegel ist hier das Ego,
die 0 dagegen signalisiert das Zerbrechen
dieses Spiegels oder das Überschreiten des
Abyss. 0 selbst ist ewiglich ungespiegelt.
»Hier« gibt es »Leben«, Aor Chaiim, das
»am Anfang« war und ist, und immer dort
sein will, obwohl es der »Tod« ist, der dem
Leben sein Gesetz auferlegt, indem er sich
mit letzterem vernetzt. Die Kabbalisten
sprechen in diesem Kontext davon, daß,
wo und wann immer das Böse, welches
hier mit dem Tod synonymisch aufgefaßt
wird, in diese Welt gelangt, das Böse, der
Tod also, eine überwiegende Macht ausübt. Das ist die Furcht, die »am Anfang«
gewesen sein soll, denn es ist das Leben,
das sich fürchtet. Daher: Pachad, »Angst«
gleich Achad, »Einheit«, »Individualität«.
Doch da alle Symbolik unterhalb des
Abyss »doppelsinnig« sein muß, können
wir Achad auch als das Wort verstehen,
welches die protokosmische Ureinheit bezeichnet, kann Achad = Pachad als eine
4. Alle Furcht ist Begrenzung...
5. Vgl. Kenneth Grant, »Nightside of Eden«,
Skook Books, 1994; Seite 48.
28
»Rufe mich unter meinen Sternen herbei!...Es gibt die Taube, und es gibt die
S
Im Folgenden nun wollen wir von zwei
Einheiten sprechen, einer richtigen
und einer falschen, einer Wahrheit
und einer Lüge, die nichtsdestotrotz
miteinander vernetzt sind, ja das
Fundament kosmischer Existenz ist
auf dieser Doppelsinnigkeit errichtet.
AHA 4/05
Magick und das zweifache Gesetz
Wortformel verstanden werden, die in
ihrer genannten Doppelsinnigkeit einen
riskanten Übergang, einen problematischen Gesetzeswechsel bezeichnet, der,
sofern wir beim Hebräischen bleiben,
immer dann angezeigt wird, wenn wir
dem Wort Achad ein P(e) hinzufügen. Das
hebräische Pe, p, nun, das symbolisch
»Mund« oder »Öffnung« bedeutet, besteht
im wesentlichen aus einem Beth, das symbolisch ein »Behältnis« bezeichnet. Es gibt
daher Kabbalisten, die mit Blick auf das
Pe betonen, die Welt sei nicht durch das
Aleph, sondern das Beth erschaffen worden; und tatsächlich finden wir es als den
Anfangsbuchstaben von Bereshith, des mysteriösen, vieldeutigen Wortes, mit denen
das Sepher Bereshith oder das biblische
Buch Genesis beginnt. Wir können den
Übergang von Achad zu Pachad auch als die
Einzwängung der Einheit, der Unendlichen
Ewigkeit in das Behältnis eines kosmischen,
eines zeitlichen Körpers verstehen. Diese
Einzwängung würde dann der sogenannten
Selbstbeschränkung Gottes gleichkommen,
von der in der Kabbala im Kontext des
»anfänglichen« Tzimtzum gesprochen wird.
Wir sprechen also von zwei Einheiten,
einer protokosmischen Ureinheit und
einer Einheit, die als »anfängliche«,
kosmische Schöpferkraft verehrt wird.
Diese Schöpferkraft tritt zyklisch aus der
Ureinheit hervor. Dieser Akt wird als das
Fiat Lux, »es werde Licht«, bezeichnet,
obwohl wir selbst hier eine »naturgemäße«
Doppelsinnigkeit feststellen können, die
sich erhellen mag, wenn wir daran denken,
daß die Bedeutung der Begriffe »Licht« und
»Dunkelheit«, »gut« und »böse« stets davon abhängig ist, von welcher Perspektive
man sie betrachtet. Bekanntlich wird
das »Leben« in der Materie, im Kosmos
also, oft mit der »Dunkelheit« und sein
Gegenteil, der Tod, die Erlösung aus derselben, mit dem »Licht« gleichgesetzt.
5. Nuit – Göttin der Nacht
»I see thee hate the hand & the
pen; but I am stronger.«
Liber Al, II, 11
D
ie eine Einheit ist die Abspaltung
von einer anderen Einheit, was
zur Vernetzung zweier Gesetze
geführt hat. Darum heißt es in Magick,
das Aleph = Null sei. Dieses Aleph ist der
AHA 4/05
Narr, der am Abgrund seiner eigenen
Existenz wandelt, jene blinde, zentrifugale
Kraft, die das Wort äußert, sich lossagen
will von einer bestehenden Urordnung,
die Maat oder Nuit genannt wird. Denn
die Ordnung Maats, das »Maat-Äon«, das
»Äon der Nacht«, das »Äon der Äonen«,
ist das Gegenteil dieser universellen
Wortäußerung, ist das Gegenteil des sich
durch das Wort offenbarenden Gottes. Das
Diesseits ist die Abspaltung vom Jenseits,
und diese Abspaltung nun wird in Magick
und in der hermetischen Symbolik im
allgemeinen durch den Turm angezeigt5:
»Diese Schwingung (Wort) wird während ihrer Manifestation unweigerlich verfälscht, da sie, um überhaupt
formuliert zu werden, aus Nichts
(Nuit) etwas (Hadit) werden muß.«
Bleiben wir bei dieser angesprochenen,
sub-abyssalen Doppelsinnigkeit, können
wir sagen, daß es die Furcht Gottes ist
- »ihres« Gottes vor dem, was nicht ist,
denn das, was nicht ist, ist nicht »Gott«
-, die im einschränkenden, begrenzenden
Sinne das Subjekt und nicht das Objekt
darstellt, das in Magick als Gott als Nuit
verehrt wird und es wird im Folgenden
auch erläutert werden, warum dies so ist.
Nuit wird in Magick als der Raum der
unendlichen Sterne bezeichnet, eine
Begrifflichkeit, die sehr leicht mißzuverstehen ist, besonders, wenn seine
Exegeten unbewußt einem »Ego-Kult«
angehören, die in diesem »Raum«
nur das sichtbare Weltall sehen können und zu verstehen hoffen.
Nuit ist bekanntermaßen das französische
Wort für »Nacht«, das sich etymologisch
direkt aus dem Ägyptischen Nut herleiten
läßt, weshalb man diese Nacht mit dem
Weltall gleichgesetzt hat. Nuit bezeichnet
für den Adepten, der auf diesem Planeten,
in diesem Weltall existent geworden ist,
sein genaues Gegenteil: Nuit ist die Nacht,
in welcher der Keim des Lichts, die Sterne als
Potential enthalten sind, weshalb Nuit ihr
»Raum«, ihr Behältnis ist: Die Mutternacht.
Entfaltet sich diese Solare Kraft, verlassen ihre Keime die Quelle der Quellen,
die Mutterwelt, wie die Sufis z.B. den
vorweltlichen Ursprung, die Negativität
in Relation zu dem, was »kosmisch«, was
»positiv« existent ist, nennen. Hierbei
29
Magick und das zweifache Gesetz
findet der angesprochene Gesetzeswechsel
statt, von dem alle Religionen der
Menschheit auf die eine oder andere
Weise sprechen. In der Kabbala wird
in diesem Kontext von der Gestrigen
Nacht, »Emesh«, gesprochen, ein Wort,
das aus den drei Mutterbuchstaben,
Aleph, Mem, Shin, gebildet wird, die dem
bekannten Kabbalisten und Physiker
Aryeh Kaplan zufolge ein noch größeres
Geheimnis als das Tetragrammatons
oder Gottes darstellen würden. Dies ist
nur verständlich, ist die Mutternacht
doch das Ungeoffenbarte, die Unendliche
Ewigkeit, die Negative Trinität, ist »Gott«
das Geoffenbarte, die positive Trinität.
Diese Mutterwelt ist der Protokosmos,
der vor dem vermeintlichen Anfang ist. Sie
ist nun Objekt, das Absolute im Sinne
des nicht mehr menschlich-subjektiv,
eingeschränkt Erkennbaren. Nuit kann
so auch als das Reine Objekt bezeichnet
werden, das, wie oben bereits gesagt,
entspiegelt ist, d.h. kein Subjekt mehr
existent ist, in welchem es sich spiegeln,
sich reproduzieren, sich vervielfältigen
kann. »Gott« dagegen ist das SolarSeelische, das Subjekt, die Ich- oder
Ego-Wahrnehmung, und dies in seiner
spezifischen Relation zum Absoluten,
dem Letzten und Ersten, der Quelle der
Quellen, aus dem das Licht, »Gott« also
als Subjekt, als sich vom Kollektiv abspaltene, schöpferische Kraft hervortritt.
Ein jede Spaltung führt zur Entstehung
von Subjekt und Objekt, und die
Entstehung des Universums ist das
Ergebnis einer derartigen Spaltung, der
phasenweisen Abtrennung von dem
vorweltlichen ich-losen und daher als
»leer« bezeichneten Objekt, der Reinen
Nuit, denn Reinheit steht in der Magie
und Hermetik immer in Beziehung zum
30
Leer- oder Entleertsein (man beachte,
daß der Name »Kali«, auf »Kälte« hinweist. »Kälte« und »Schwärze« sind magisch synonym. Hier kommen wir zur
Bedeutung eines Schwarzen Loches)
Daher ist das Objekt hier die NichtIch-Wahrnehmung, jenseits des »göttlichen« Ich-Rahmens...Objekt also,
weil es zu »nichts« anderem in einer
Ich-Beziehung steht, weil es kein Ich,
keine Ich-Bezugsmöglichkeit, kein sich
als getrennt von dem Objekt wahrnehmendes und dadurch »Schmerz« oder
Furcht empfindendes« Ich mehr gibt.
Und dieser Schmerz ist der Schmerz
der Begrenzung, der, wie eingangs gesagt, zur Furcht Gottes führt, die am
»Anfang« steht, der bei eingehenderem
Verständnis gar kein »Anfang«, sondern
ein Übergang ist. Jenseits der Auflösung
der Ich-Kraft ist alles nur Einheit im
Sinne ich-loser Ganzheit, in Magick
ausgedrückt durch die Formel 2 = 0.
Noch einmal zusammengefaßt, können wir sagen:
• Subjekt bedeutet innerhalb dieses
übergeordneten Referenzrahmens: Ich,
Universum, Expansion, Peripherie.
• Objekt dagegen bedeutet Nicht-Ich,
Protokosmos, Implosion, Zentrum.
Dies ist die dem Kosmos inhärente
Wirklichkeit der zwei möglichen
Richtungen, der zwei möglichen Wege,
einer rechts, einer links, einer explosiv,
einer implosiv, einer evolutionär, einer
involutionär. Und in dieser Vernetztheit
besteht auch das kosmische Drama, denn
der Mensch, der in der Mitte der Welten
steht, da sich in ihm einst der Abyss öffnete, wird dort, wo er physisch angesiedelt
ist, zerrissen, zerrissen von zwei Kräften,
die um die Vorherrschaft kämpften. Er
wird zerrissen von den Zweifeln des
Choronzon, von seinem Schmerz des
Abgespaltenseins, der Isoliertheit in der
Dämmerung eines Niemandslandes,
symbolisiert durch die solitären Pylonen
der Schwarzen Bruderschaft. Der Mensch
muß daher den Abyss überqueren, um
jenen Lichtfunken zu bergen, der droht
im Chaos zu versinken. Er muß These
und Antithese, die in einer universellen
»Zerreißprobe« begriffen sind, durch
eine Synthese befrieden. Erst dann kann
er jene »vorzeitliche« Harmonie wieder-
AHA 4/05
»Manche Physiker scheinen dieser
Gleichsetzung unbewußt nahe zu kommen,
wenn sie behaupten, ein Schwarzes Loch
wäre mit einem See zu vergleichen, der
an seiner Oberfläche zugefroren sei.«
finden, die auch das Universum selbst
vor seiner Geburt kannte. Bei Crowley
heißt es daher unmißverständlich6:
»Hör auf zu streben! Zerstöre dieses partielle Ich, jenes Murren eines verwundeten
Tieres! ... In der Tat, dieses Ich, das nicht
Gott ist, ist nur ein Löwe auf der Strasse.«
Der Weg, der zu dieser »vorzeitlichen«
Harmonie führt, führt erst nach links
und nicht nach rechts, denn alle
Elementarteilchen im Universum weisen einen Right-Hand-Spin auf7:
»Laß dich nicht in diesem Netz einfangen, O Kind der Freiheit! Verirre
dich nicht in der universellen
Lüge, O Kind der Wahrheit!«
Dieser Weg ist die Zerstörung des
Universums in einem sehr esoterischen Sinne, womit auf eine gewisse Praxis hingewiesen wird8:
»Nach Liber 474 muß das Universum zerstört werden. Doch es gibt hier eine wichtigen, zu beachtenden Umstand, denn es
besagt weiter: ‹mit dem Begriff Universum
meinen Wir nicht jenes schmächtige
Universum, das sich das Bewußtsein des
Menschen vorstellen mag, sondern das,
was der Seele im Zustand des Samadhi
von Atmadarshan offenbart wird.«
Nuit ist das Objekt des Grossen
Werkes, das in diesem übergeordneten Referenzrahmen subjektiv nicht
erfahren werden kann, denn alle
Subjektivität ist nicht grundlegende
Negativität im Sinne von Magick.
Nuit, die Leere, angezeigt durch die
Null, die »leere Zahl«, ist das Ziel des
Alchemisten, und es liegt jenseits der
ich-fühlenden und ich-bezogenen Welt.
Die Null, Zero, ist daher vermittelnd,
doch brachte sie auch Chaos in die antike
Zahlenreihe, bei der die Null am Ende und
nicht am Anfang stand, d.h. nach der 9 ge-
AHA 4/05
zählt wurde. Die Sequenz 01 anstelle von
10 bedingt die Entwicklung vielfältiger
Zahlenarten, die letztendlich alle eines
gemeinsam haben: Ganz im Gegensatz zur
antiken Mathematik sind die Zahlen- und
Formelkonstrukte der zeitgenössischen
Physiker nicht mehr geometrisch darstellbar, und dies gegen die Hauptrichtlinie
eines Platon oder Pythagoras, daß alle
wirklich im Kosmos existenten Dinge auch
geometisch darstellbar sein müßten.
Die Null, die Nuit anzeigt, bringt
die Nacht in das Zahlengebäude der
Menschheit, in einer Mathematik, die
von ihren Begründern als ein Licht zum
Wohle einer progressiven Menschheit
gerühmt worden ist. War dies ein Irrtum?
Oder war dies nur kurzsichtig gedacht?
Obwohl die Zero ein Zahlenchaos anrichtete, was man als Narrenspiel verstehen
kann oder nicht, ist sie der Schlüssel für
eine zukünftige Mathematik, bei der
es vielleicht darum gehen könnte, jene
Dinge und jene Wirklichkeit darzustellen,
die sich jenseits des Gesetzeshorizontes,
jenseits von Raum und Zeit befinden?
Nuit ist jenseits dieses Gesetzes­
horizontes, der Raum jenseits von Raum
und Zeit, das Unbegrenzte, der Unendlich
Ewige Raum, die Nacht, Keim- und
Grabstätte der endlichen Sternenwelten.
Ist Nuit daher mit dem Prinzip des
Schwarzen Lochs gleichzusetzen? Ist
Nuit der die Welt umspannende Urozean,
von dem bereits die ältesten Mythen der
Menschheit sprechen? Manche Physiker
scheinen dieser Gleichsetzung unbewußt
nahe zu kommen, wenn sie behaupten,
ein Schwarzes Loch wäre mit einem See
zu vergleichen, der an seiner Oberfläche
zugefroren sei. Oder werden sie zu dieser Gleichsetzung von einer in ihnen
wirkenden, unbekannten Kraft hingetrieben? Werden sie gar von derselben,
»ungeoffenbarten« Kraft getrieben, die vor
nunmehr über einhundert Jahren auch
Crowley das Liber AL übermittelt haben
soll und welche Aiwass genannt wird?
6. Vgl. Aleister Crowley, »AHA!«, New
Falcon Publications, 1996; Seite 76.
7. Vgl. Aleister Crowley, »The Book of
Lies«, Weiser, 1981; Seite 50.
8. Zitiert in “Nightside of Eden”; Seite 34.
31
Kopfzeile
»Es hatte alles damit angefangen, dass ich
nach Füssen fahren wollte, zum »Stamm
der Likatier«. So kommt am Ende auch
noch Schloss Neuschwanstein, Richard
Wagner, König Ludwig II & Parzival ins
Spiel. Aber, fangen wir von vorne an.«
32
AHA 4/05
Kopfzeile
Licht! Liebe!
Olivenöl!
von Fürst Claas vom Mars
Jesus an der Bar
I
ch habe einen ganz normalen Job
in einer Bar auf einem Schiff im
Hamburger Hafen. Ich wohne
in einer ganz normalen Wohnung
in der Stadt in einer 2er WG. Ich
schlafe, esse, trinke, mache Musik
mit Freunden. Alles ganz normal.
Aber irgendwie beschleicht mich
dieses Gefühl, dieses ganz, ganz
merkwürdige Gefühl, etwas
ausserordentlich ungewöhnliches
sei in mein Leben getreten, etwas
eigenartig unmodernes, befremdliches.
Es fühlt sich gar an, als hätte es mein
Leben gänzlich übernommen:
Gott ist in mein Leben getreten.
Er ist überaus kreativ & humorvoll.
Einfach, weil ich ein Gewohnheitstier
bin und dieser plötzliche, unmittelbare
Kontakt mit Gott etwas ist, worauf ich
mich gar nicht recht vorbereitet fühle,
muß ich gestehen, dass ich heimlich
nach Möglichkeiten suche, ihn zu
ignorieren. Das nimmt er mir noch nicht
einmal übel. Ich muss sagen, mir ist
noch nie jemand untergekommen, der
ein vergleichbar zuvorkommend und
verständnisvolles Wesen an den Tag legt.
Ich denke, er amüsiert sich ein klein
wenig darüber, wie ich versuche ihn zu
ignorieren, fühlt sich aber nicht persönlich
angegriffen, oder auf den Schlips getreten.
Vielleicht weiss er auch einfach nur, dass
AHA 4/05
es mir unmöglich gelingen wird, meine
Fluchtversuche erfolgreich in die Tat
umzusetzen. Und vielleicht weiss er auch,
dass mein ganzer Fluchtimpuls einzig
auf mein Dasein als Gewohnheitstier
zurückzuführen ist und nicht auf
Unwillen oder gar Feindseeligkeit.
Ich bin es eben nicht gewohnt, von Gott
zu wissen. Ich bin es nicht gewohnt zu
wissen, dass ich eine Seele habe. Ich habe
eine Seele und Gott ist bei mir. Punkt. Keine
Diskusion. Das ist halt erstmal schwer zu
verdauen. Damit rechnet man halt nicht.
Vorher hatte es immer nur die Möglichkeit
gegeben, dass ich vielleicht eine Seele
haben könnte und es vielleicht einen Gott
geben könnte mit dem man irgendwie
in Kontakt zu treten versuchen möchte,
halt jemand, von dem man denkt, dass
es eine gute Sache wäre, mit ihm in
Verbindung zu stehen, wenn es ihn denn
gibt. Und nun ist alles anders. Er ist da
& ich bin da. Er hört mich und ich höre
ihn & ich bin voll geplättet und gefläsht.
Meine Herren! Das ist ja der Hammer!
Es hatte alles damit angefangen, dass ich
nach Füssen fahren wollte, zum »Stamm
der Likatier«. So kommt am Ende auch
noch Schloss Neuschwanstein, Richard
Wagner, König Ludwig II & Parzival ins
Spiel. Aber, fangen wir von vorne an.
Ich hatte mir also vorgenommen nach
Füssen zu fahren und die Gemeinschaft
»Stamm der Likatier« zu besuchen Ich
33
Kopfzeile
»Dann kam von schräg unten links die Intuition
in meinen Geist, das Wort Ego sei von
ausserordentlicher Bedeutung. Ein Schlüssel.
Das große geheime magische Wort, welches,
verbunden mit unserem Alphabet kosmische
Türen in alle Himmelsrichtungen öffnet.«.
hatte mir auch fest vorgenommen,
auf die eine oder andere Art selbst
ein »Likatier« zu werden, das heisst,
ein »Stammesmitglied« & vielleicht
sogar nach Füssen zu ziehen. Likatien
ist wunderbar! Schau es dir an:
www.likatien.de
Auf meinem Weg in den südlichsten
Süden der Republik wollte ich 2 Nächte
Zwischenstation bei meiner Freundin
Varscha in München machen. Varscha
hatte ich im »Osho-Parimal« kenengelernt,
wo ich letztes Jahr 3 Wochen als
»Worker« gearbeitet hatte. Auch ein
wunderbarer Ort: Schau ihn Dir an:
www.parimal.de
Im Nachtzug nach München habe ich
mehrere Dosen Bier getrunken und
mir dann bei einem sehr unruhigen
Schlaf ordentlich Zug im Zug geholt.
Ich bin mit einem fürchterlich
verspannten Hals & Luftblasen im
Kopf in München aufgewacht.
Nachmittags habe ich dann Varscha
zu einem evangelischen Zentrum
begleitet wo sie für 2 Stunden eine
Theatergruppe für Kinder geleitet hat.
Ich bin kurz mit hineingekommen und
habe mich dann entschieden mich für
2 Stunden in ein Brauhaus zu setzen.
Mache also 3 Minuten Spaziergang zum
Brauhaus, setze mich an einen großen
Tisch, bestelle mit ein Bier und ein
»Brezen« & noch ein Bier und noch ein
»Brezen«, lege mein Tagebuch auf den
Tisch & schreibe vor mich hin, wie es mir
so geht. Im Brauhaus scheinen ausser mir
in erster Linie rauchende und trinkende
Rentner zu sitzen. Ich weiss nicht, ob ich
paranoid bin, oder ob sie mich wirklich
anschauen, als käme ich vom anderen
Stern. Ich fühle mich auf eine eigenartige
Weise müde und inspiriert zugleich.
34
In der Nacht in der Bahn hatte ich ich
in der aktuellen »AHA« gelesen, den
Artikel »Die Welt ist Klang« überflogen
und mir den Artikel »Magick und die
schwarze Bruderschaft« vollständig zu
Gemüte geführt. Es ist Donnerstag der
24. Februar. 4 Tage zuvor war ich rituell
in die Hamburger »Makaschana- Oase«
des O.T.O. aufgenommen worden. Ein
licht- und kraftvolles Ritual, aus dem
ich gestärkt und inspiriert hervorkam.
I
ch beisse also von meinem »Brezen« ab,
nehme einen Schluck Bier & »Die Welt
ist Klang«, »Magick und die schwarze
Bruderschaft«, die O.T.O. initiation
& mein Wunsch »Likatier« zu werden
wobern gleichzeitig aus unterschiedlichen
Richtungen durch meinen Geist.
In mein Tagebuch schreibe ich:
»... Um so mehr ich vergesse, um
so größer die Verwandlung.
Vergessen - Tod - Verwandlung.
Paradox:
Erinnerung - Erstarrung - Tod.
Vergessen - Tod - Verwandlung - Leben.
Erkannt werden.
Ego Auflösung.
Ego Stärkung.
Ego erschlagen.
Ego für immer etabliert.«
Dann kam von schräg unten links die
Intuition in meinen Geist, das Wort Ego
sei von ausserordentlicher Bedeutung.
Ein Schlüssel. Das große geheime
magische Wort, welches, verbunden mit
unserem Alphabet kosmische Türen in
alle Himmelsrichtungen öffnet. Und das
Schloss, in das der Schlüssel gesteckt
werden muss, um diese große Zauberei
zu bewerkstelligen, ist der Lebensbaum
Ich beisse also noch einmal von meinem
»Brezen« ab, spüle ihn mit einem Schluck
Bier herunter und schreibe unser Alphabet
mit dem Wort Ego als Ausgangspunkt für
AHA 4/05
Licht! Liebe! Olivenöl!
Ich habe den »Spruch des Ra-HoorKhut«, permutiert durch das Wort Ego
auf den Lebensbaum übertragen und der
Zauber entfaltet seine ganze Macht!
Um die Zahl Sechs im Zentrum des
Baumes, also um »Tipheret«, finden wir
nun die Worte Music & Ohr im Kreis
herum geschrieben. (s. Abb. 3) Auch die
Worte ich, sich und sichert (phonetisch
sichrt).Die letzten Worte, die ich vor der
finalen Intuition in das Tagebuch schrieb,
waren »Ego für immer etabliert.«
Das scheint mir, in anderen Worten,
auch »Ich sich sichert« zu bedeuten.
Es ist überaus harmonisch, ja geradezu
künstlerische Vollkommenheit, das sich
nun in den oberen 3 Pfaden von Tiphereth
das Ich befindet, als eine Antwort oder ein
Spiegel der 3 Pfade der Krone des Baumes,
auf welchen Ego geschrieben steht.
Die 9 Buchstaben auf den 8 Pfaden
um Tiphereth addieren sich in der
Numerologie unseres Alphabetes zu 810.
M+U+S+I+C+O+H+R+T= 810 (s. Abb. 4)
In meiner Erlebniswelt birgt jede Zahl
eine eigenständige Energieform. Jede Zahl
AHA 4/05
Wir finden im »Liber 777« unter
810 das Wort Oktava.
Dieses Wort, geschrieben »Schin-Mem-JudNun-Jud-Tau« und steht im Langenscheidts
Handwörterbuch Hebräisch-Deutsch
übersetzt als »Ein achtel«.
Zu Tiphereth führen 8 Pfade. Der 8.
Vers des »Liber AL vel Legis« lautet:
»Das Khabs ist in dem Khu,
nicht das Khu in dem Khabs.«
Abb. 1
Somit ist es in meinem kabbalistischen
Universum folgerichtig, für die 810, die
ich aus Lateinischen Buchstaben errechnet
habe, in Crowleys Hebräischem »Liber
777« nach Entsprechungen zu suchen.
Abb. 2
Weil es auf dem Lebensbaum nur 22 Pfade
gibt, unser Alphabet aber 26 Buchstaben
hat, fange ich, als ich bei meinem 23.
Buchstaben angekommen bin, noch
einmal wieder von vorne an, stelle also
den 23. Buchstaben meiner Permutation
auch auf Platz Nr.1, den 24. auch auf Platz
Nr.2, den 25. auf 3 und den 26. auf 4.
Fertig!
Ein Griechisches Wort, welches 666
ergibt, wird einen energetischen Bezug
zum Biest innehaben. Das gleiche gilt
für ein Hebräisches Wort, welches
666 ergibt, oder ein Lateinisches.
Im Deutsch-Hebräisch Wörterbuch
befindet sich auf der Seite, die das
Wort Oktave (aus den Gesetzen
der Musik) enthält, auch das Wort
Ohr und das Öhr, welches dem
Hebräischen Wort Qoph entspricht.
Das Orakel »Sich ich Ohr« ist leicht
als »Höre Dich selbst« oder »Höre
deine innere Stimme« zu deuten.
Khabs bezeichnet in der
Ägyptischen Mythologie das Haus,
in welchem unsere Seele wohnt.
Das Khu steht für den feinstofflichen
Körper, in welchem sich unser
Gefühlsleben abspielt.
»Das Khabs ist in dem Khu,
nicht das Khu in dem Khabs.«
kann also gedeutet werden als:
»Das Haus deiner Seele befindet
sich in mitten all Deiner Gefühle,
aber all deine Gefühle befinden sich
nicht im Haus deiner Seele.«
Gleichsam kann das Khu identifiziert
Abb. 3
Schließlich übertrage ich diese Reihenfolge
auf den Lebensbaum, so als wären die
Buchstaben Spielsteine & der Lebensbaum
das Spielbrett. Ich halte mich streng an die
alte, überlieferte Reihenfolge in welcher
eigentlich das Hebräische Alphabet auf
dem Lebensbaum erscheint. Das »E« von
Ego kommt nun also als Nr.1 dorthin,
wo eigentlich das »Aleph« steht, das »G«
kommt als Nr.2 dorthin, wo sich eigentlich
das »Beth« befindet, das »O« kommt als
Nr.3 auf den Platz von »Gimmel« usw..
ist in gewissem Sinne eine Persönlichkeit,
egal, in welchem kabbalistischen System
sie uns begegnet. Wenn du eine Reise
nach Jerusalem machst, bist Du immer
noch DU, ebenso wenn du am Strand
einer Griechischen Insel liegst, oder
den Petersdom in Rom besichtigst.
Abb. 4
die Permutation in mein Buch: (s. Abb. 1)
Dann numeriere ich die Buchstaben
mit Ego beginnend in der mir logisch
& offensichtlich erscheinenden
Reihenfolge: (s. Abb. 2)
35
Licht! Liebe! Olivenöl!
werden mit dem Buchstaben
Qoph, welcher (im Aramäischen)
Hinterkopf und Ohr bedeutet.
»Das Khabs ist in dem Khu, nicht
das Khu in dem Khabs.« besagt darum
ebenfalls: »Das Haus deiner Seele befindet
sich im Ohr, nicht aber dein Ohr im Haus
deiner Seele.« Dies wird von Aiwass
offenbart, welcher Crowley das »Liber
AL vel Legis« diktierte und sich als
Gesandter des Herrn des Schweigens
und der Stille zu erkennen gab.
Das Orakel ist, um ein paar Adjektive
auszuschöpfen, harmonisch, intelligent,
inspirierend, lustig und leuchtend. Wenn
ich darüber nachdenke, was der gute
ausserirdische Autor alles bedacht haben
muß, damit es ist, wie es ist, komme ich
gar nicht wieder auf den Teppich zurück.
Das Orakel funktioniert nur, weil Ego
eben Ego bedeutet und das Alphabet
in der Reihenfolge existiert, in der es
existiert. Der Liebe Gott hat also beim
erschaffen des Alphabetes das Wort
Ego bedacht und den Lebensbaum
als Schloss zum Schlüssel kreirt.
Meine Herren! Meine Damen! Verehrte
Erdenbürger! Das ist ja der Hammer!
Ein Brief vom lieben Gott, erschaffen
aus Alphabet, Lebensbaum und Ego.
Wer hätte das gedacht?
Mich überkommt ein inneres Grinsen,
welches mich beglückt & beängstigt, weil
es mir keine Fluchtmöglichkeit offen läßt.
Boing! Da ist es! Zack!
I
ch fuhr also nach Füssen und
verbrachte eine wunderbare Woche in
den verschneiten Alpen. Der Stamm
der Likatier ist ein solcher Lichtblick in
unserer lebensverneinenden Gesellschaft,
das mir regelrecht die Worte fehlen.
Grotte auf Schloss Neuschwanstein
Dass ich nicht nach Füssen gezogen bin,
liegt, auf den Punkt gebracht, an einer
Frage, die mir das Stammesmitglied
David Brown stellte. Er fragte mich in
der Stammeskneipe im »Merk-Haus«:
»Was suchst Du?«
Nun, das ist weiss Gott keine
aussergewöhnlich komplizierte, geniale
oder erschütternd fremdartige Frage.
Ich denke, es ist eine Frage, die, in
36
fortgeschrittenem Alter, jeder jeden
schon einmal gefragt hat. Eine Frage,
die jedem Menschen irgendwann
einmal gestellt worden ist. Es ist eine
»esoterische« Frage aus dem StandartWörterbuch des Wassermann-zeitalters.
Es war etwas in der Art, wie David mir
die Frage stellte und etwas darin, wie ich
in der Lage war, die Frage zu hören.
Ich hörte die Frage.
Ich hörte, dass mich jemand fragte.
Ich hörte Jemanden und die Frage.
Ich hörte das Herz der Frage.
Das verrückte ist das profane daran:
Ich wusste, dass, um zu finden,
was ich suchte, ich nicht aus
Hamburg fortgehen musste.
Es ist schon da.
Ich machte einen Spaziergang zum
Schloß Neuschwanstein und eine
Schlossbesichtigung. In einem
Weltentrückten Zustand, vielleicht
gleichsam verrückt wie der König.
Im inneren des Schlosses gibt es all
die Gemälde zu Wageners Opern:
Viele Räume Neuschwansteins ließ
Ludwig II ganz wie Bühnenbilder
zu Wagners Opern gestalten.
Ich sehe Parzival: Der Schlüssel zum
Parzival ist jene Frage, die Parzival
versäumt hatte zu stellen. Die Frage,
mit der er den König hätte erlösen
können. Im Herzen der Erzählung
von Wolfram von Eschenbach (die die
Grundlage zu Wagners Oper bildet), steht
die Frage danach, was es ist, das den
König quält. Die Frage nach dem Grund
für seinen Schmerz und sein Weh.
Einzig und allein diese Frage konnte den
verwundeten Amfortas schließlich heilen.
In meinem persönlichen
Mysterienspiel war es David, der
mir die Frage stellte. Das mystische
am ganzen ist das profane daran.
Der 9. Vers des Liber AL lautet:
»Verehret darum das Khabs und sehet
mein Licht über euch ausgegossen.«
In der Numerologie des Lateinischen
Alphabetes addiert sich Khabs zu 131.
Das sind die Buchstaben S (100),
L (30) und A (1). Im Hebräischen
entsprechen dieses Zahlen Qoph
(100), Lamed (30) und Aleph (1).
So habe ich phonetisch Als, Las, Sal,
AHA 4/05
Kopfzeile
Cal, Call, Cla, Alk, Callas und Claas.
»Khabs im Khu« bedeutet somit in
meiner persönlichen Oper: »Claas
im Ohr«. Aiwass will nichts anderes,
als dass ich mich selber höre, meine
innere Stimme, die Stimme der Stille,
die Stimme meines Herzens.
Das Heilige daran ist das Profane.
Auf meiner Rückfahrt nach Hamburg
las ich wieder in der »AHA«: Den
Artikel von MDE zum »Liber L«, wie
Crowley das »Liber AL« unmittelbar
nach dem Diktat genannt hatte.
MDEs Artikel beinhaltet eine Abbildung
vom Ursprünglichen Buchcover des
»Liber L« in Crowleys Handschrift
Darauf zu finden sind unter anderem
ein großes »L«, so wie die Worte:
»given from the mouth of Aiwass
to the ear of The Beast.«
Vor dem Wort für »achte / 8.« stehen
die Worte »himmlisch & Himmels«. Im Langenscheidts DeutschHebräisch Handwörterbuch stehen
auf Seite 480 die Worte von »Ohr«
bis »Ölstand«. Auf dieser Seite stehen
auch die Worte »Oktave« (Mus.),
»Öl« und »Olivenbaum«. Auf der
darauffolgenden Seite 481 finden
wir unter anderem die »Ölung«, das
»Opfer« und die »Opferung«.
Ich denke an Jesus Christus:
Der Menschensohn, das Fleisch
gewordene Wort Gottes.
In der Numerologie des Griechischen
Alphabetes ergibt Jesus 888, und
Christus 1480. Das ist in wunderbarer
Dieses Cover hatte ich mir zuvor nie
genau angeschaut. An keiner anderen
Stelle des »Liber AL« oder »Liber L«
steht das Wort Ohr (ear) geschrieben.
Ich betrachte das Langenscheidts
Handwörterbuch, in dem ich nach
»Oktave« geschaut hatte. Auf dem
Cover befindet sich ein großes »L«.
Ich denke an »Listen« (engl. »höre«)
und »Language« (engl. »Sprache«).
Was ist Gott doch für ein wundervoller
Künstler! Im Langenscheidts HebräischDeutsch finde ich nach dem Wort für
»Achtel« (Scheminit), das 810 ergibt,
die Worte »hörbar, Gehör & hören«.
AHA 4/05
Harmonie mit der »Oktave« und
den Seitenzahlen 480 und 481!
Halleluja! Aiwass! Lam!
Licht, Liebe, Olivenöl!
Auf dass ein jeder von uns seine
innere Stimme hören möge,
die Musik des Herzens.
Fürst Claas vom Mars, der
Priester der Prinzessinen,
Hamburg, 8. April 2005.
»Meine Herren! Meine
D a m e n ! Ve r e h r t e
Erdenbürger! Das ist
ja der Hammer! Ein
Brief vom lieben Gott,
erschaffen aus Alphabet,
Lebensbaum und Ego.
Wer hätte das gedacht?«
37
Der
Magus
...hat Wünsche
Kopfzeile
38
AHA 4/05
Tradition und Neues Aeon
»Vor jedweder Bildung, du Glücklicher, hisse die Segel und meide sie.«
Epikur
G
anz genau! Also warum das
Rad zweimal erfinden? Ist es
nur thelemische Ideologie, die
Antwort auf die Probleme der Gegenwart
im neuen, noch nie getanen Ansatz lösen zu wollen, statt die verschütteten
Wurzeln freizulegen? Geht etwa beides?
Gefahren
Der Ausspruch Epikurs mag manchem platt
oder nicht ernst zu nehmen vorkommen.
Epikur weist auf Differenz hin, auf zwei ideale
Lebensalternativen: den Weg des Gebildeten
werden wir heute treffender mit Weg des
Weisen oder Philosophen übersetzen: der
fragende Suchende, der nach Weisheit in
seiner Lebenspraxis Strebende. Die heutige Universitätsphilosophie kennt diese
Dimension nicht. Die zweite Möglichkeit,
die Epikur in Aussicht stellt, ist die des
Heimatverbundenen, der die unsichere
Weisheitssuche meidet. »Hisse die Segel«
heißt: Fliehe die fremden Horizonte der
Bildung! Positiv gewendet, steht es für die
Bevorzugung der heimatlichen Scholle, der
vertrauten Umgebung und der Verwurzelung
in Familie und Stamm. Die Gefahr der
Entfremdung davon ist die Gefahr, aus
dem sicheren Netz der Sicherheiten und
Selbstverständlichkeiten herauszufallen. Darum: wenden, Segel setzen und
schnellstens in den heimatlichen Hafen!
Die Griechen mißtrauten den Städten, die
am Meer liegen und rieten, die Polis im
Landesinneren zu errichten, wo die Gefahr
der Überfremdung, die mit dem Fernhandel
und florierender Wirtschaft einherging, geringer war. Noch deutlicher finden wir diese antike Sichtweise bei Lukrez› »Von der Natur«:
Wonnevoll ist›s bei wogender See,
wenn der Sturm die Gewässer/
Aufwühlt, ruhig vom Lande zu sehen, wie ein anderer sich abmüht/
... Doch nichts Süßeres gibt›s als
die sicheren Tempel zu hüten/
Welche die Lehre der Weisen auf sicheren Höhen errichtet./
Ruhevoll kannst du von dort auf das
Treiben der andern herabsehen ...
Später und in direkter Entgegensetzung
zu Epikurs Rat formuliert Heidegger die
Maxime: Das Denken bleibe hart am Wind
der Sache. Er knüpft damit an einer langen
Tradition an, die sich um die Gleichsetzung
von Philosophie und Schiffahrt rankt. Schon
AHA 4/05
in der antiken Philosophie ist die Seefahrt
eine Daseinsmetapher, ein Bild für das
menschliche Leben überhaupt in seinen
Gefährdungen und Unvorhersehbarkeiten.
Demgegenüber gilt die Philosophie als sicherer Hafen, der Schutz und Ruhe gewährt.
Der unberechenbare Sturm, »... jedwede Bildung«, gilt als bedrohliche
Herausforderung in physischer und geistiger
Hinsicht, da es in unbekannte Gefilde und
weg vom Heimischen treibt. Der Hafen der
Philosophie sichert vor der Odyssee. Vor
den Bedrohungen des Lebens schützt die
Philosophie. Das heißt nicht, die Augen
schließen, nichts mitbekommen - sondern das Ziel ist Erkenntnis, um durch
die Wirrnisse des Lebens den Weg in den
heimatlichen Hafen wieder zu finden. Man
will die bewegenden Elemente im Leben
erkennen und somit - bannen. Der Philosoph
schaut den Schiffbruch der anderen, er
selbst gewinnt durch seine Distanzierung
die Souveränität der theoria, der reinen
Schau. Das ideale Leben der philosophischen
Schau beobachtet von sicherem Hort aus
die gefährliche Reise anderer - und bestätigt sich an Untergängen derer, die in den
Stürmen des Lebens den Überblick verloren.
Dreht man das ehrwürdig-antike Verhältnis
zwischen Hafen, Ufer und Meer um
(aus satanischer Leidenschaft), ist das
Philosophieren nicht mehr der sichere Hafen,
der Weise segelt nicht in der Nähe der sicheren Küste. Mehr noch: die heimische
Küste, den Griechen Sinnbild des erstrebenswerten Lebens, ist nicht mehr sicher.
Sie ist der »stets bebende(n) Boden einer
philosophischen Problematik«, in dessen
‹Erschütterungen› man selbst mithineingerissen werden muß. Das Heil ist dann, wenn
überhaupt, im unsicheren Denker-Boot der
Fraglichkeit zu erreichen. Die ‚Küste’ ist
der Ausgangspunkt der Tradition. Wer hier
bleibt, kann auf das Fremde: auf das Meer
schauen. Von hier aus bekommt man nie
nasse Füße, aber erfährt auch nicht, was
Wind und Wellen sind. Der zukunftsoffene
Denker gibt die Küste auf und trennt sich
vom sicheren Boden, wenn er in See sticht.
Es geht ihm um existentielle Fragen: Um
Fragen, die der Denkende nicht vor sich
hin stellt, um sie von außen zu sezieren,
sondern Fragen, die den Fragenden selbst
betreffen, die ihn treffen und verändern.
KG
39
Kopfzeile
Einführung in
Weiße Magie
von Susanne, Die Weisse Hexe
Teil III
Liebe Leserinnen und Leser, es freut
mich sehr, euch zu einer weiteren
magischen Übungsstunde begrüßen
zu dürfen. Ich hoffe, ihr habt schon
fleißig an euerer Visualisierung
gearbeitet und euch mit den
Energien von Göttin und Gott
vertraut gemacht. Heute möchte ich
euch das Element Feuer vorstellen.
Das Element Feuer
I
n vielen Sagen und Legenden der
ganzen Welt kann man nachlesen,
dass das Feuer unter großen Gefahren
und mit List von den Göttern geraubt
wurde. Wie dunkel muss die Welt
gewesen sein, bevor die Menschheit
das Feuer beherrschte. Von Beginn an
wurden dem Feuer magische Fähigkeiten
zugesprochen. Feuer hat die Aufgabe
zu reinigen, zu verbinden und auch
zu zerstören. Die faszinierendste
Eigenschaft des Feuers ist jedoch die
Transformation. Feuer ist Lebenskraft
und es steht für den Willen, die
Leidenschaft, die Begeisterungsfähigkeit.
Das Feuer wird dem Gott zugeordnet
und ist somit eine männliche Energie.
Bei der Lichtkraftstauung wird es als
heiß und trocken empfunden. Die
Herrschaftswesen des Feuers sind
die Salamander, wobei ich persönlich
auch gerne mit den Drachen oder
dem Phönix arbeite. Die zugeordnete
Himmelsrichtung ist Süden.
Die Farbe des Feuers ist Rot. Im
menschlichen Körper entspricht das
Feuer dem Fluss des Blutes und dem
Schlagen des Herzens. Nimm die
40
Energien des Feuers in dir auf: Schließe
deine Augen und stelle dir vor, mitten in
einem lodernden Feuer zu sitzen. Spüre
die Hitze, fühle wie die Flammen an
deinem Körper entlang züngeln. Nimm
die Wärme in dir auf. Stelle dir vor, wie
die rote, heiße Energie in deinem Körper
pulsiert. Nimm immer mehr dieser
Kraft auf, bis Du vollkommen davon
ausgefüllt bist. Diesen Vorgang nennt
man Lichtkraftstauung. Wenn Du einige
Zeit geübt hast, solltest Du dazu in
der Lage sein, deine Körpertemperatur
willentlich ansteigen zu lassen.
Was zu beachten ist
A
m wirkungsvollsten arbeitest
Du mit Feuer, wenn die Mondin
in einem der drei Feuerzeichen
Widder, Löwe oder Schütze steht. Für
Feuerzauber besonders geeignet sind
die Tage Sonntag und Dienstag.
Da sonntags die Heilenergie der
Sonne besonders stark wirkt, ist
es ein guter Tag, um heilerische
Feuermagie zu betreiben. Zum Beispiel
die Lebensenergie zu stärken oder
Krankheiten zu bekämpfen. Wenn Du
gegen besonders aggressive Krankheiten,
wie zum Beispiel Krebs kämpfst, dann
wähle dazu besser den Dienstag.
Um Feuermagie zu betreiben, eignen sich
auch alle Tage, an denen es besonders
heiß ist. Zusätzlich zur Mars- oder
Sonnenstunde ist die Mittagszeit, wenn
die Sonne am höchsten steht, ein guter
Zeitpunkt, um Feuermagie zu wirken.
Um mit dem Feuer zu arbeiten, hast
Du zwei Möglichkeiten: entweder Du
arbeitest mit Kerzen, oder Du zündest
dir ein richtiges Feuer an. Dazu brauchst
Du nicht unbedingt einen großen
Garten. Wenn Du einen Grill benutzt,
reicht ein Balkon schon aus, um ein
wunderbares, magisches Feuer zu
entzünden. Wenn Du öfters Feuermagie
betreibst, dann empfehle ich dir, einen
Grill anzuschaffen, den Du ausschließlich
für magische Zwecke benutzen solltest.
Wenn Du künstlerisch begabt bist und
Freude daran hast, dann kannst Du
deinen Grill mit Salamandern und/oder
Drachen bemalen, um die Feuerenergie
zu symbolisieren. Zum Schluß möchte
ich hier noch darauf hinweisen, mit
dem Feuer immer sehr vorsichtig zu
arbeiten. Es ist von allen Elementen
das Gefährlichste und kann innerhalb
von Sekunden außer Kontrolle geraten.
Arbeite immer mit großer Konzentration
und denke daran, dass auch langjährige
Erfahrung nicht vor Unachtsamkeit
schützt. Im Gegenteil, meine Erfahrung
zeigt: Je größer die Gewöhnung, desto
mehr wird die Gefahr unterschätzt!
Das Element Luft
V
on allen Elementen ist die
Luft das beweglichste und
unbeständigste. Sie weht mal
hierhin und mal dorthin und läßt sich
einfach nicht fassen. Die Luft ist unstet
und wendig und wird deshalb mit den
Gedanken in Verbindung gebracht. Sie
steht außerdem für Kommunikation,
denn Worte werden durch die Luft
übertragen. Auch Reisen, Autos und
sonstige Fortbewegungsmittel stehen
AHA 4/05
Einführung in Weiße Magie
unter der Herrschaft der Luft. Arbeite
ebenfalls mit der Luft, wenn es um
Zauber geht, die mit dem Presse- oder
Druckereiwesen zu tun haben. Die
Luft kann dir außerdem helfen, wenn
es sich um Prüfungen, Schreibarbeiten
oder intellektuelle Fragen handelt. Sie
bringt buchstäblich frischen Wind in
deine Gedanken. Die Luft wird dem Gott
zugeordnet und ist somit eine männliche
Energie. Bei der Lichtkraftstauung
wird sie als warm und trocken
empfunden. Die Herrschaftswesen
der Luft sind die Sylphen. Die
zugeordnete Himmelsrichtung ist
Osten. Die Farbe der Luft ist Gelb. Im
menschlichen Körper entspricht die
Luft den Gedanken, dem Geist und
natürlich dem Atem des Lebens.
Nimm die Energien der Luft in dir auf:
Hierzu wartest Du am besten auf einen
windigen Tag oder gehst an einen stets
windigen Ort. Setze dich entspannt hin,
schließe deine Augen und spüre, wie
die Luft dich umweht. Öffne dich dieser
Energie, so dass sie in dich eindringen
kann. Spüre die Leichtigkeit, die sich
in deinem Körper breit macht. Nimm
immer mehr dieses luftigen Elementes
in dir auf, solange, bis du vollkommen
ausgefüllt bist. Nach einiger Zeit
des Übens wirst Du feststellen, dass
die Waage weniger Gewicht anzeigt,
wenn Du eine Lichtkraftstauung
mit der Luft vorgenommen hast.
Was beim arbeiten mit der
Luft zu beachten ist
A
m wirkungsvollsten arbeitest Du
mit der Luft, wenn die Mondin
in einem der drei Luftzeichen
Zwillinge, Waage oder Wassermann steht.
Auch der Mittwoch ist für Luftzauber
gut geeignet, denn dieser Tag steht
unter der Herrschaft des Gottes Merkur,
der ebenfalls für Kommunikation,
das Überbringen von Nachrichten,
den Intellekt und die Fortbewegung
zuständig ist. Aber auch ein Tag, an dem
eine kräftige Brise weht, ist wunderbar
für Luftzauber geeignet. Meine besten
Arbeiten mit der Luft habe ich an
besonders stürmischen Tagen ausgeführt.
Je näher Du an dem Element dran bist,
mit dem Du arbeitest, desto besser ist
es für deinen Zauber. Wenn Du also die
Sylphen um Hilfe bitten möchtest, dann
AHA 4/05
suche dir am besten einen hochgelegenen
Ort, an dem ein kräftiger Wind weht. Das
kann eine erhöht gelegene Ebene sein
oder die Steilwand eines Berges. Vielleicht
gibt es in deiner Nähe auch einen
öffentlich zugänglichen Turm, auf dem
Du arbeiten kannst. Mangels anderer
Möglichkeiten habe ich den Hochsitz
eines Jägers dazu auserkoren, mich dem
luftigen Element etwas näher zu bringen,
und er hat mir schon viele gute Dienste
geleistet. Wie ich vorhin schon erwähnte,
bringt die Luft frischen Wind in unsere
Gedanken. Dies ist durchaus positiv
zu sehen. Der Nachteil ist allerdings,
dass es passieren kann, dass dir die
Luft deine Gedanken so durcheinander
wirbelt, dass Du Schwierigkeiten hast, die
Konzentration zu halten. Diese Gefahr
wird umso größer, je stärker die Energien
der Luft aspektiert sind. Glaubt mir, ihr
Lieben, denn ich spreche aus Erfahrung.
Ich wollte einen, für mich sehr wichtigen
Zauber ausführen, und da es dabei um
das Thema Öffentlichkeitsarbeit ging,
entschied ich mich für das Element
Luft. Ich wartete auf die zunehmende
Mondphase, wählte den Mittwoch, der
sich im Zeichen der Zwillinge befand
und bemerkte erfreut, dass es an diesem
Tage ein besonders stürmischer Ostwind
wehte. Zur Merkurstunde machte ich
mich in Richtung Hochsitz auf, und bat
dort die Sylphen um Hilfe und lud auch
Merkur ein, den Ritus zu begleiten. Die
Energie, die sich freisetzte, hat mich
fast umgehauen. Eine unglaubliche
Leichtigkeit erfasste meinen Körper
und ich hatte den Eindruck, tatsächlich
abzuheben. Ich war Teil der Luft, hatte
ihre Energien völlig absorbiert. Meine
Gedanken flogen, wollten sich kaum
halten lassen. Die tollsten Ideen kamen
mir in den Sinn. Meine Gedanken
wirbelten hin und her und dabei hätte ich
fast den eigentlichen Grund des Zaubers
vergessen. Deshalb mein guter Rat an
Euch: Haltet euere Gedanken zusammen,
wenn ihr mit dem Element Luft arbeitet!
du lernen, diese Energie zu fühlen
und zu beherrschen: Achte darauf,
dass Du die nächsten 20 Minuten
ungestört bist. Atme tief ein und
aus, komme zur Ruhe und zentriere
dich. Reibe für ca. eine Minute deine
Handflächen fest aneinander. Halte
dann deine Handflächen in einem
Abstand von ca. 5cm gegeneinander.
Fühle das Kribbeln, das zwischen
deinen Handflächen entsteht. Dies
ist deine eigene Körperenergie. Führe
die Handflächen ein bisschen näher
zusammen. Kannst du spüren, wie
die Energie sich verdichtet? Lasse nun
die Handflächen wenig auseinander
streben. Fühlst Du, wie die Energiedichte
abnimmt? Wenn Du die Energie richtig
wahrnehmen kannst, dann versuche
doch mal, die gefühlte Energie mit Hilfe
deiner Vorstellungskraft zu einer kleinen
Energiekugel zu verdichten. Bei täglicher
Übung wirst Du es bis zur nächsten
Ausgabe schaffen, die Energiekugel von
einer Hand in die andere rollen zu lassen.
Viel Spass beim Üben wünscht euch
Susanne, Die Weisse Hexe
SUSANNE, DIE WEISSE HEXE
Kartenlegen... und mehr!
Spirituelle Beratung. Terminvereinbarung unter: 06824/709800
Die Erreichbarkeit ist wegen privater Kundenbetreuung flexibel. Bitte mehrmals probieren.
Besuche auch meine Homepage:
www.Susannes-magische-Hexenwelt.de
Magische Geistes-Schulung
E
rste praktische Energie-Übung:
Beim magischen Arbeiten
verwenden wir nicht nur die
natürlichen Energien, die uns umgeben.
Es ist wichtig, auch von uns selbst
etwas in den Zauber hineinzulegen:
unsere eigene Körperenergie. So kannst
41
Kopfzeile
42
4/05
Kopfzeile
»...und der Besitzer kann sich
eines langen Lebens erfreuen,
Ehre der gesamten Familie,
Ruhm und Reichtum«.
Edelsteine
als wichtige Begleiter
im Leben
von Kai Figdor
B
etrachten wir die Geschichte des
Abendlandes, des alten Ägyptens,
des Judentums oder der alten
indischen Kulturen, spielte das Tragen
oder Besitzen von Edelsteinen immer
eine große Rolle. Sie dienten als Schutz
vor Unheil, schlechtem Karma und
Krankheiten. Sie wurden auch zu Medizin oder Lebenselixieren verarbeitet.
1879 erschien in Kalkutta das »Mani
Mala«. Der Autor Sourindro Mohun Tagore fasste in seinem Werk das Wissen über
Edelsteine der alten indischen Literatur
zusammen. Dort heißt es u.a.: »Fehler, die
die Qualität mindern, bringen dem Eigentümer Unglück. Farbtönungen und Farblöcher bringen den Tod von Freundschaften
und führen zum Verlust der Familienehre.
Risse führen zu Bissen. Ein perfekter Stein
hingegen gibt selbst inmitten von Feinden
Sicherheit. Glückbringend ist immer ein Stein
ohne Fehler. Ein (blauer) Safir von absoluter
4/05
Reinheit findet die Gnade von Gott Narayana (Transzendenz) und der Besitzer kann
sich eines langen Lebens erfreuen, Ehre der
gesamten Familie, Ruhm und Reichtum«.
In der heutigen Zeit werden Edelsteine
fast ausschließlich zu Schmuckzwecken
verwendet. Ganz langsam entwickelt sich
aber wieder ein Bewusstsein über die Kräfte, die in diesen Steinen verborgen sind.
Hier noch zwei Zitate aus der
vedischen Literatur:
Garuda Purana: Chapter 68, Verse 17:
»Pure, flawless gems have auspicious
powers which can protect one from demons, snakes, poisons, diseases, sinful
reactions, and other dangers, while flawed stones have the opposite effect.«
Agni Purana: Chapter 246, Verse 7
and 8: »A gem free from all impurities
and radiating its characteristic internal
43
Kopfzeile
»Die astrologischen Edelsteine
nehmen die kosmische Strahlung
des jeweiligen Planeten auf und
neutralisieren negative Einflüsse.«.
luster should be looked upon as an escort
of good luck. A gem which is cracked, fissured, devoid of luster, or appearing rough
or sandy, should not be used at all.«
Warum Edelsteine? Naturgesetz:
E
inen Gedanken, den wir denken oder
eine Handlung, die wir ausführen,
breitet sich wellenförmig im ganzen
Universum aus; wie ein Stein, den man
ins Wasser wirft. Aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der Resonanz werden nun diese
Schwingungen von den für diese Lebensbereiche zuständigen Planeten aufgenommen und gespeichert. Diese Planeten sind
sozusagen die »Hüter« unseres Karmas.
Während unseres Daseins auf der Erde
durchlaufen wir unterschiedliche ZeitZyklen. Je nach Zyklus »herrschen«
bestimmte Planeten vor und teilen uns
unser Karma für die jeweiligen Lebensbereiche zu. Wir bekommen dadurch die
Möglichkeit altes Karma zu bereinigen
und zu lernen. Der vedische Astrologe
kann aufgrund des Horoskops sehen, zu
welcher Zeit wir die »süßen« und »sauren«
Früchte unserer vergangenen Gedanken und Handlungen ernten werden.
1 Bis auf Korallen und Perlen sind die
verwendeten Edelsteine Kristalle. Das
Kristallgitter unterliegt einer strengen Ordnung. Kristalle sind stofflich
einheitliche Körper mit regelmäßigem
oder gleichmäßigem Gitterbau.
44
Ein Freund steht Ihnen bei privaten
Angelegenheiten zur Seite. Ein Steuerberater hilft bei geschäftlichen Fragen. Ein Arzt steht Ihnen bei einem
gesundheitlichem Problem zur Seite.
Diese Personen können Ihnen nicht
Ihre Lernaufgabe und die Verantwortung im jeweiligen Lebensbereich
abnehmen; aber wenn es die Rich-
tigen sind, bekommen Sie von ihnen
eine förderliche Unterstützung.
Die astrologischen Edelsteine funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie
nehmen die kosmische Strahlung des
jeweiligen Planeten auf und neutralisieren negative Einflüsse. So entsteht durch
das Tragen dieser Edelsteine ein Schutz
vor schlechtem Karma. Positive Einflüsse können sich nun besser entfalten.
Ein Beispiel:
A
us der Stellung des Mondes im Horoskop kann der vedische Astrologe Aussagen über das Gefühlsleben machen. Sieht der vedische Astrologe
eine Problematik in diesem Lebensbereich,
kann er das Tragen einer Perle empfehlen, da sie dem Mond zugeordnet wird.
Auf der körperlichen Ebene ist vor allem
der Hypothalamus für unser Gefühlsleben
zuständig. Der Mond und der Hypothalamus stehen in Beziehung zueinander.
Das Tragen einer geeigneten Perle
strukturiert nun mehr und mehr Ihr
Gefühlsleben da negative Einflüsse neutralisiert werden. Es kommt zu einer
Verbesserung der hormonellen Tätigkeit
des Hypothalamus, mit dem Ergebnis,
dass Sie auf psychischer und körperlicher Ebene ausgeglichener werden.
Geeignete Edelsteine
• Edelsteine, die für astrologische Zwecke geeignet sind, sollten ihre Energie optimal entfalten können. Dazu
4/05
Edelsteine
müssen sie eine sehr hohe Reinheit
aufweisen. Die handelsübliche Bezeichnung »Augenrein« für die farbigen
Edelsteine ist hier nicht ausreichend.
Starke Einschlüsse und Risse stellen
eine Verletzung der inneren Ordnung1
dar. Die Reinheit ist ein sehr wichtiges
Kriterium und schließt schon 80-90%
der im Handel erhältlichen Ware aus.
• Außerdem sollten die astrologischen
Edelsteine keine starken Farbwechsel oder Farblöcher haben.
• Die meisten Edelsteine werden nachträglich behandelt um Farbe und Reinheit
besser erscheinen zu lassen. Hier gibt
es Verfahren, auf welche ich nicht näher
eingehen möchte, die sich negativ auf
die Wirkung der Edelsteine auswirken.
• Unterstützend ist eine symmetrische Schliffform, die ideale Proportionen aufweist.
• Bereits von einer anderen Person getragene Edelsteine, können nur verwendet
werden, wenn Sie »gereinigt« wurden.
• Synthetisch hergestellte Steine sind
grundsätzlich nicht geeignet.
Navaratna:
E
s gibt auch die Möglichkeit alle
neun astrologischen Edelsteine
in einem Ring oder Anhänger
zu verwenden. Hierbei ist es wichtig
das alle Edelsteine entsprechend Ih-
rer Himmelsrichtung positioniert und
in den ihn zugeordneten Metallen
bzw. Legierungen gefasst werden.
Wie finde ich meinen Edelstein?
A
ls erstes sollten Sie wissen,
welchen Edelstein in welcher
Größe Sie brauchen. Nach
dem Prinzip »Heyam duhkham anaagatam«, vermeide die Gefahr bevor sie
da ist (Yoga Sutra 2.16. des Maharishi
Patanjali), verschreibt der Jyotishi
einen oder mehrere Edelsteine.
Wird Ihnen z.B. ein Smaragd empfohlen, heißt das nicht, dass alle Smaragde
verwendet werden können. Sie müssen
nun unter den Smaragden, Ihren persönlichen Edelstein herausfinden.
Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
• Sie können jemanden fragen,
der die Fähigkeit besitzt, mit seiner Wahrnehmung den richtigen
Edelstein für Sie auszuwählen.
• Sie können sich über die Kinesiologie (das Testen über die
Muskulatur) testen lassen.
• Sie können sich aber auch selbst testen.
Beobachten Sie, zu welchem Stein Sie
zuerst greifen, wenn Sie mehrere vor
sich haben und bei welchem Stein das
Herz vor Freude höher springt. Diesen
Edelstein können Sie für 5-15 Min.
unter die Zunge legen und spüren, wie
Sie sich fühlen. Sie können aber auch
den Edelstein für ein paar Tage in einem
Seidenbeutel um den Hals »Probetragen«. Wie fühlen Sie sich damit? Sie
können dabei auch auf Nimitt1 (Vorzeichen während dieser Zeit) − achten.
Der Kauf von astrologischen
Edelsteinen:
• Wenn Sie einen astrologischen Edelstein
kaufen, dann nur dort, wo man sich speziell mit diesen Edelsteinen auskennt
und wo Sie ein gutes Gefühl haben.
• Seien Sie vorsichtig mit Händlern, die
nur handeln. Gerade der Einkauf von
astrologischen Edelsteinen erfordert
nicht nur Kenntnis der Materie, sondern auch eine gute Intuition, ob ein
Edelstein gute Wirkungen hervorbringt
oder nicht. Die handelsüblichen Kri-
4/05
1 Vorhersagen, die auf
Vorzeichen, Gesten und Merkmalen der Umgebung basieren,
sind ein Bereich der vedischen
Astrologie. Alles in der Natur
ist mit allem verbunden und
steht immer in Kommunikation zueinander. Man muss die
Zeichen nur deuten können.
45
Kopfzeile
»Der Einkauf von astrologischen
Edelsteinen erfordert eine
gute Intuition, ob ein
Edelstein gute Wirkungen
hervorbringt oder nicht.«
terien, wie Reinheit und Farbe, sagen
noch nichts über die Wirkungen aus.
• Ein seriöser Händler gibt bei höherwertigen Steinen immer ein international
anerkanntes Echtheitszertifikat mit.
• Aufgrund meiner Erfahrung als
Sachverständiger lege ich Ihnen ans
Herz, als Laie niemals einen Edelstein im Urlaub zu kaufen, egal wie
günstig das Angebot auch sein mag.
Was ist noch zu beachten?
D
as Tragen eines astrologischen
Edelsteines erfolgt entweder
als Anhänger oder als Ring an
einem dafür bestimmten Finger. Dabei
gilt es zu beachten, in welchem Metall
er gefasst werden soll. Beides wird eben-
falls von Ihrem vedischen Astrologen bei
der Edelsteinempfehlung angegeben.
Die Goldschmiedearbeit sollte von jemanden ausgeführt werden, der sich
mit dem Fassen von astrologischen
Edelsteinen auskennt, denn hier gibt
es auch einige Punkte zu beachten.
Weiterhin ist jedem astrologischen
Edelstein ein Tag zugeordnet, an dem
man anfängt, ihn zu tragen (siehe: Die
Edelsteine und Ihre Zuordnungen).
Edelsteine in der vedische
Architektur:
D
er Mensch, das Haus und die
Kräfte des Kosmos stehen in einer
engen Beziehung zueinander. Im
Sthapatya Veda, der vedischen Architektur, wird beschrieben, wie der Mensch im
Einklang mit den ewigen Gesetzen der
Die Edelsteine in der vedischen Astrologie und Ihre Zuordnungen
Rubin
gelber Safir
blauer Safir
Perle
rote Koralle
Smaragd
Diamant
Hessonit (Granatart) Chrysoberyll
(Katzenauge)
46
Sonne
Jupiter
Saturn
Mond
Mars
Merkur
Venus
aufsteigender Mondknoten
absteigender Mondknoten
Surya
Guru
Shani
Chandra
Mangala
Buddha
Shukra
Rahu
Sy
Gu
Sa
Ch
Ma
Bu
Sk
Ra
Sonntag Donnerstag
Samstag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Freitag
Samstag
Norden
Westen
Südosten
Süden
Nordosten
Osten
Südwesten
Ketu
Ke
Dienstag
Nordwesten
4/05
Edelsteine
Natur bauen und wohnen kann. Auch hier
spielen Edelsteine eine wichtige Rolle.
Bei der Garbhonyasa-Zeremonie werden
die Edelsteine, die den neun Planeten
zugeordnet sind, in einem kleinen Silbergefäß mit anderen glückverheißenden
Gegenständen angeordnet und in der
Mitte des Hauses eingelassen. Diese
Silberschatulle, die speziell berechnete
Maße und Proportionen besitzt, wird als
die Seele des Hauses betrachtet. Daher
gilt diese Zeremonie als sehr wichtig.
Autor:
Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften absolvierte ich 1989 eine Ausbildung zum Diamantsachverständigen bei der
Deutschen Gemmologischen Gesellschaft
für Edelsteinkunde (DGemG) in Idar-Oberstein. Den Zugang zum internationalen
Edelsteinhandel, in dem ich mehr als 10
Diamant:
Reinheit:
Lupenrein
Farbe:
feines Weiß (G)
Gewicht: 0,93 Karat
Form/Schliff:
Smaragdschliff
Herkunft:
Afrika?
Maße:6,15 – 4,76 x 3,47 mm
4/05
Jahre tätig war, bekam ich durch die Familie.
Während dieser Zeit war ich Mitglied der
Diamant- und Edelsteinbörse in Idar-Oberstein und arbeite auch heute noch mit den
Diamantbörsen in Antwerpen und London
zusammen. Die farbigen Edelsteine kaufe ich
direkt an den internationalen Märkten ein.
Zu den astrologischen Edelsteinen kam ich
über mein Interesse an den verschiedenen vedischen Disziplinen1, mit denen ich mich seit
nunmehr 15 Jahren beschäftige. So verlagerte
sich meine Aktivität aus dem Großhandel
immer mehr in den Bereich der astrologischen
Edelsteine. Hier arbeite ich mit Edelsteinen,
die gegenüber der kommerziellen Ware etwas
Außergewöhnliches sind. Sie bereiten nicht
nur Freude sondern geben den Menschen
auch eine Unterstützung in ihrem Leben.
Kai Figdor, 35117 Münchhausen
Tel.: 06452-9110290
email. [email protected]
www.jyotish-edelsteine.de
1 Jyotish, Ayurveda, die philosophischen Systeme Indiens sowie geistige und körperliche Yoga-Techniken.
Die Edelsteine in der
vedischen Astrologie
und Ihre Zuordnungen
Koralle:
Farbe:
mittel – dunkel rot
Gewicht:3,75 Karat
Form/Schliff:
eckig
Herkunft:
Mittelmeer
Maße:10,8 x 8,85 x 4,3 mm
Hessonit:
Farbe:
gold - braun
Gewicht:5,23
Form/Schliff:
oval
Herkunft:
Madagaskar
Maße:12,3 x 10,1 x 5,4
Rubin:
Farbe:
Gewicht: 1,41 Karat
Form/Schliff:
oval
Herkunft:
Thailand
Maße:
Katzenauge:
Farbe:
grün-gelb
Gewicht: 2,51
Form/Schliff:
Cabochon
Herkunft:
Madagaskar
Maße:8,6 x ,6 x 4,7 mm
Gelber Safir:
Farbe:
Honig
Gewicht:2,16 Karat
Form/Schliff:
oval
Herkunft:
Shri Lanka
Maße:8,7 x 6,7 x 3,9 mm
Perle:
Farbe:
silber
Gewicht:4,31 Karat
Form/Schliff:
rund
Herkunft:
Japan
Maße:8,3 x 8,9 mm
Blauer Safir:
Farbe:
mittelblau
Gewicht: 2,03
Form/Schliff:
oval
Herkunft:
Vietnam
Maße:9,12 x 6,9 x 4 mm
Smaragd:
Farbe:
Gewicht: 2,86
Form/Schliff:
Smaragdschliff
Herkunft:
Kolumbien
Maße:8,5 x 8,4 mm
47
Kopfzeile
Vorübergehend unvollendet:
Golem
Das Geheimnis
menschlichen
Schaffens
Teil I
Die Knetmasse
von Dominik Irtenkauf
48
AHA 4/05
Golem - Das Geheimnis menschlichen Schaffens
D
ie Sage sei kurz nachgezeichnet, um
einen gemeinsamen Ausgangspunkt
einzunehmen. Der Rabbi Löw ben
Bezaleel (1513-1609) soll sich angeblich
einen Golem, einen Diener aus Lehm ohne
eigenen Verstand, geschaffen haben. Zur
Belebung wird ihm ein Schriftstück auf die
Stirn geheftet oder in den Mund gelegt,
das die Worte “Gott ist Wahrheit” trägt.
Wie es die Sage will, entwindet sich der
Golem der Kontrolle seines Herrn und er
muß schließlich wieder zu Lehm werden.
Die Belebung unbelebten Stoffs zu
einem dienerischen Wesen rechtfertigt
sich in der Beherrschung der göttlichen
Worte, die alles Leben schaffen.
In dieser Rubrik soll das Augenmerk
aber von einem außer uns liegenden
Knecht weg und auf unsere eigene
Gestaltbarkeit gerichtet werden.
Aus den Stoffen, die täglich auftauchen,
kann der magisch arbeitende Mensch
künstliche Formen bilden, die allmählich
die Gestalt eines Homonculus, eines kleinen Menschen neben uns, eines unserer
alter egos annehmen. Wie ein Doppelgänger
geht er neben uns her – wir können ihm
für uns zunächst unlösbare Aufgaben
auftragen. Löst er sie zufriedenstellend,
können wir seinem Beispiel folgen.
Diese Reihe wird einem Sauerteig gleich zu
einer beträchtlichen Größe anschwellen. Es
geht trotz der Suche nach den vegetativen
Quellen des künstlichen Menschen um eine
Perspektivierung des kulturschaffenden
Triebes, des künstlerischen Menschen also.
Vom künstlichen zum künstlerischen
Menschen führt der Weg über die Praxis. In
der Kunst wird der künstliche Mensch seiner
Grenzen und Bedingtheiten bewußt; durch
die Reflexion über und durch sich selbst
gelangt er zum künstlerischen Menschen.
Da wir vom Alltag ausgehen wollen, stützen
wir uns auf Knetmasse, aus der wir leicht
Figuren unserer Phantasie kreieren können.
Heute, in diesem Jahr, das so scheint wie
jedes vor oder nach ihm, gilt die Kunst nicht
mehr viel. Taucht sie nicht im Medienzirkus
auf, verwirkt sie jedes Recht auf Artistentum.
Sie darbt ein kümmerliches Dasein am
Rande der Gesellschaft, denn eines steht
fest: Sie bringt keine Goldmünzen ein. Und
die Vergoldung des menschlichen Charakters
interessiert nicht länger. Die Taxonomie
des Ökonoms herrscht unbarmherzig.
Der Golem aus Knetmasse soll wie einst
in der Sage uns Dienste erfüllen. Er soll
AHA 4/05
unter die (trägen) Menschen gehen, ihnen Begeisterung und Kraft einhauchen,
ihnen zuweilen auch den Schrecken auf
die Brust setzen, auf daß sie mit ihrem
Jammern und Leid augenblicklich aufhören. Seinem Beispiel folgen: tätig werden
und aus dem Lehm etwas neues kneten.
Lehm kann alles sein: das Leben, die
Beziehungen, der Beruf, die Metaphysik, die
Sandburgen oder auch die Motorflieger.
Wir werden in loser Reihenfolge diesen
Tätigkeiten nachgehen und ihre (oft geheime) Verbundenheit mit dem Golem
der Sage nachweisen. Es entsteht durch
einzelne Zutaten über das Jahr hinweg
ein ganz besonderer Lehmkuchen, der
nur in Stücken genießbar ist. In den
Einzelheiten werden wir kleine Freuden
entdecken, die uns ob ihrer Winzigkeit
zuvor als banal gegolten haben. Nur
Stück für Stück läßt sich die Bitterkeit des
Sauerteigkuchens vertragen. Schlingen wir
das ganze Stück innerhalb kürzester Zeit
in uns hinein, wird sich unser Magen bald
mit Schmerzen beklagen. Die Vernunft
lehrt uns, besonnen zu Werke zu gehen.
Indem wir unseren Golem vorstellen, modellieren wir an einer zweiten
Schöpfung, die sich täglich erneuert.
Entgegen der geläufigen Wahrnehmung, unser Leben wiederhole sich Tag für Tag, ja, wir
wachten stets als der alte Mensch auf, der
am Vorabend zu Bett gegangen ist, setzen
wir eine ständige Neuerfindung der eigenen
Existenz, eine reflektierte Lebenskunst.
Diese Beschäftigung mit dem Golem-Mythos
und die Aneignung seiner Kernthesen und
–emotionen stellt eine Form von GolemMagie dar. Unser Golem besitzt in seinen
Muskeln eine Vitalität, die ihn über gesetzte
Grenzen drängt. Aus diesem Grund kann
er nicht auf dem Stuhl der Magie sitzen
bleiben, er läßt seinen okkulten Anfang
hinter sich und bewegt sich mit unaufhaltsamen Schritt auf angrenzende Felder zu.
Er gerät außer Kontrolle, verläßt seinen
früheren Meister. Er wütet, verausgabt
sich. Schließlich werden die Fesseln der
Zivilisation um ihn gewunden. Er lernt dazu,
und konzentriert sich erneut auf das, wozu
er geschaffen wurde: auf die Hausarbeit.
Wir beziehen uns im Verlauf der Reihe immer wieder auf die Sage als Kontrafaktur,
d.h. sie bietet uns eine Unterlage. Wir
schreiben auf ihr weiter. Auf dieser
Unterlage können wir den Golem in
unserer Gegenwart wahrnehmen.
49
Music‘s always
Kopfzeile
magic...
[by Joe Asmodo]
_StonerRock
^The Great Escape
°Nothing Happens Without A Dream
[Nasoni Rec.]
D
ie
Aschaffenburger
Truppe
schwelgt mit ihrem neuen Album
in einem selbstbewussten Gigantismus, den man ihr erst mal nachmachen
muss. Das Konzeptalbum ist mit einigen
mehr als langen Songs ein Tusch gegen
die Langeweile, eine mächtige Maschinereie der Kurzweil. Mal wird in Black-Sabbath-Manier nah an der Infrasschallgrenze
gerockt, bis sich die Balken biegen, mal
geht es psychedelisch zur Sache, dass man
abzuheben glaubt, und mal, wie etwa im
Titelsong wird es fast schon bedrückend
und unheilvoll sanft. Das Trio holt ohne
Zweifel das Beste aus sich und seinen Instrumenten heraus und muss sich hinter
Kollegen wie etwa Mother Tongue wahrlich nicht verstecken.
_Prog
^Thomas Bodin
°I Am
[InsideOut/SPV]
T
homas Bodin ist nicht nur Keyboarder der schwedischen Progrock-Institution The Flower Kings, sondern
auch Komponist und Instrumentalist. Mit
»I Am« veröffentlicht er seine dritte SoloScheibe. Spielte er vorher ausschließlich
Instrumentals ein, so überrascht er nun
mit einem fulminanten Konzeptalbum.
Mit seinem langjährigen Band-Gefährten
Jonas Reingold (Bass), dem neuen FlowerKings-Drummer Marcus Liliequist, Jocke
JJ Marsh (Glen-Hughes-Gitarrist) und drei
Vokalisten entstand die wohl komplexeste
Rock-Oper, die bisher das Licht der Welt erblickte, aus drei Teilen bestehend, alle um
die zwanzig Minuten lang und mehrere
50
Songs enthaltend. Da blitzen Trio-Passagen
auf, die Emerson, Lake & Palmer zur Ehre
gereichten. Da wetteifern Keyboards und
Bass unisono um die behendesten Finger.
Da gibt es Soli, die in puncto Virtuosität
und dramaturgisch kaum zu überbieten
sind. Und schwergewichtiger Bluesrock à
la Cream wird ebenso zelebriert wie zäh
wühlender Jazzrock à la King Crimson. Ein
Dichter eingeflüsterten Texten über eine
feste Melodiebasis improvisiert wird, und
die aufgrund der Melismen stark an den
Flamenco erinnert. Traditionelle Rhythmen
der iberischen Halbinsel und der Einsatz
von archaischer wie populärer Perkussion
sind die Grundlage der Musik. Für die ausgefeiltere Rhythmik aus der indischen Musik ist das neue Mitglied der Gruppe Osvaldo Jorge zuständig, der sich packende
musikalische Dialoge mit dem iranischen
Musiker Masur und Diego López liefert.
Auch diesmal hat der Multiinstrumentalist
Efrén López wieder zahlreiche neue Instrumente in das Klanguniversum von L’Ham
de Foc aufgenommen. So ist die türkische
Saz in das Repertoire eingeflossen und hat
die Musik maßgeblich beeinflusst. Ein musikalischer Hochgenuss!
_Pure Psychedelic
^Polytoxicomane Philharmonie
°Psycho Erectus
[Nasoni Rec.]
Album, das den Fans alles abverlangt und
mit dem sich der Meister selbst übertroffen hat.
_Weltmusik/Mittelalter
^L’Ham de Foc
°Cor de Porc
[Galileo]
L
’Ham de Foc aus Valencia bietet die
beste Mischung aus Weltmusik, Folk
und Mittelalter, die es derzeit zu
kaufen gibt. Drei Jahre nach »Cançó de
Dona i Home«, das vier Monate lang unter
den Top 10 Worldmusic Charts Europe vertreten war, erscheint nun ihr dritter Longplayer »Cor de Porc«. Erstmals verarbeiten
L’Ham de Foc die valencianische Tradition
des Cant d›estil, bei der mit von einem
D
er Bandname spricht ja schon Bände und lässt uns erahnen, wohin
bei dieser Gruppe aus Frankfurt
am Main die Reise geht. Dass ihre herrlich verträumte und verrückte Psychedelic
aber auch mit künstlerischen Ambitionen
und handwerklicher Meisterschaft daherkommt, ist dann aber doch eine mehr
als positive Überraschung. Ebenso wie
die Tatsache, dass dieser hervorragende
Sound eine Eigenproduktion sein soll. Hut
ab! Was diese Formation auf über 70 Minuten Spiellänge alles an Ideen, Klängen,
Effekten und Stimmungen hervorbringt,
glänzt schlicht an Zauberei: Erstklassige
Psychedelic, die den Geist von Canterbury ebenso in sich trägt wie gegenwärtige
Entwicklungen auf dem Elektroniksektor.
Superklasse!
AHA 4/05
Musics always magic...
bisher noch nicht von Mary Lorson gehört
hat. Ein sehr schönes und stilles Album.
_JazzProg-Legende
^Van Der Graaf Generator
°Present
[Virgin/EMI]
E
_Progrock
^Without Ending
°Without Ending
[Progrock Rec.]
D
iese australische Band liefert mit
ihrem selbst betitelten Debütalbum eine ganz eigenwillige Interpretation zeitgenössischen Progrocks.
Düstere Texte bilden die Grundlage für
eine Musik voller melancholischer Melodien, düsterer Metalelemente und anspruchsvoller Rhythmusarbeit, die auf hohem musikalischem und songwriterischem
Level irgendwo zwischen Dream Theater
und Marillion angesiedelt ist. Dabei erreichen die neun Songs zum Teil eine Dichte
und Intensität, die man in diesem Genre
nur selten hört. Eine wirklich viel versprechende Band, die man im auge behalten
sollte.
_Songwriting
^Mary Lorson & Saint Low
°Realistic
[Cooking Vinyl/Indigo]
M
it ihrer neuen CD verarbeitet
die Songwriterin und Sängerin den Brustkrebs, der bei ihr
2003 diagnostiziert, behandelt aber nicht
ganz verdrängt werden konnte. Entsprechend ambivalent kommen die Songs
rüber: einerseits sehr melancholisch und
zerbrechlich, andererseits voller dezenter
Hoffnung. Auf jeden Fall wirken alle zwölf
Lieder sehr warm und offenherzig, auch
wenn sie bisweilen eine geheimnisvolle
oder zerbrechliche Note aufweisen. Neben countrybeladenem Songwriting gibt
es aber auch „neutralere“ Stile und Stimmen und an mancher Stelle fast schon epische Momente zu bestaunen, wie man sie
AHA 4/05
s gibt keine Band, auf deren Reunion ich mit mehr Spannung gewartet
habe. Umso größer ist die Enttäuschung. Klar, das ist immer noch das markante und kantige Saxophonspiel von David Jackson, die unverwechselbare Stimme
von Peter Hammill und das beeindruckend
erdrückende Orgelspiel von Guy Evans.
Aber wo ist das Songwriting geblieben?
Gab es auf früheren VdGG-Alben klare
Songstrukturen, so muten die sechs neuen Stücke eher wie Improvisationen und
Klangexperimente an (die ich nicht mal für
besonders inspiriert halte). Da macht dann
die Bonus-CD mit „Improvisationen“ doch
einen eher schlechten Beigeschmack. Als
wolle man demonstrieren, dass die sechs
Stücke eben doch nicht ganz ohne Strukturen seien. Da bleibt nur der Trost, dass
alle früheren Veröffentlichungen demnächst remastert neu aufgelegt werden.
Man darf gespannt sein.
_ArtRock
^Little Atlas
°Wanderlust
[ProgRock Rec.]
D
as neue Album der Artrocker aus
Miami ist ein echter Hammer und
musikalisch das bisher Beste, was
das Quartett je abgeliefert hat. Sieben
Stücke, die alles haben, was man von zeitgemäßen Proggern wie Porcupine Tree
oder Spock’s Beard erwartet, und die alles
verinnerlicht haben, was es von Genesis,
Rush oder Yes zu lernen gab. Bei Little Atlas kommen außerdem noch folkige und
ethnische Elemente dezent und clever zum
Tragen, so dass man in diesem Fall von einer wirklich individuellen und originellen
band sprechen kann, die vor Kreativität
nur so strotzt.
_Guitar-Legend
^Steve Howe
°Spectrum
[InsideOut/SPV]
S
teve Howe ist aus der Rockmusik
nicht mehr wegzudenken. Sein
ausdrucksstarkes Spiel ist Vorbild
für viele Musikerkollegen. Neben seinen
Veröffentlichungen mit Yes, Asia und GTR
spickt eine stattliche Reihe von Soloalben
seine Karriere, in denen er neben dem
Progrock vor allem seine Vorlieben für
Jazz, Blues und Country pflegt. Gab er
sich mit dem ätherischen „Skyline“ (2002)
richtig relaxt und zeigte er sich mit „Elements“ (2003) eher traditionell orientiert,
so überzeugt der Gitarrist auf „Spectrum“
mit seiner gesamten musikalischen Palette und überrascht gar mit Anleihen
aus anderen Kulturen. Vielen seiner
Stücke haftet zudem eine sommerliche
Unbeschwertheit an, die man von ihm in
dieser Form bis dato noch nicht kannte.
Ansonsten lässt Steve in bekannter Manier Klassische Gitarre auf Rock treffen
(„Labyrinth«), zaubert sehnsuchtsvolle
Melodien aus den Saiten („Without Doubt“) und zelebriert kleine, aber feine, von
Blues- und Country inspirierte Stücke, die
trotz ihrer Verbundenheit zur Tradition
unverwechselbar Steve Howe sind und
mit denen der Saitenmagier einmal mehr
seinen Ideenreichtum und seine Klasse
beweist.
_Ethno/Neofolk
^Moon Far Away
°Belovodie
[Prikosnovenie]
I
n seiner russischen Heimat ist dieses
Duo schon recht bekannt und beliebt
wegen seines wunderbar spirituellen
Neofolks. Man lässt sich von nahezu authentischer Folklore aus dem Norden
Russlands inspirieren, um mit vorwiegend
traditionellen Instrumenten religiöse und
sibirische Stimmungen zu kreieren. Die
ätherische Stimme von Anastasia erinnert
an die feingliedrigen Interpretationen bei
Fleur, die beim gleichen Label sind. Eine
betörende Kombination klassischer traditioneller Europäischer Kultur und moderner Avantgarde.
_ProgRock
^Man On Fire
°Habitat
[ProgRock Rec.]
D
ie amerikanischen Prog- und
Artrocker haben Verstärkung bekommen: Gitarrenlegende Adrian
Belew (King Crimson) sorgt mit seinem
eigenwilligen Saitenspiel für ganz neue
Momente und Texturen in der songorientierten Musik des Sextetts und liefert außerdem so manches beeindruckende Solo
ab. Ansonsten dominieren mehrstimmige
Melodien und zugängliche Strukturen, deren Würze in den Details, sprich in der Zusammenarbeit zwischen den Instrumenten
oder in kleinen Arrangement-Kunststücken liegt. Ein Album, das mit dem ersten
Hören gefangen nimmt, aber sein Pulver
damit noch längst nicht verschossen hat.
_Prog & Artrock
^X Dimension / Hamadryad
°So This Is Earth / Safe In Conformity
[Unicorn digital]
D
as kanadische Progrock-Label Unicorn digital steht erneut mit zwei
klasse Releases auf der Matte. Die
Formation Dimension X gibt es unter diesem Namen schon seit 2001. Das Album
„So ... This Is Earth“ besticht durch hervorragendes Songwriting, eine ausgewogene Mischung aus metallischer Härte und
epischer Breite, vor allem aber durch erstklassige Pianopassagen, die immer wieder
durch den komplexen Klangteppich dringen. Viele Stimmungs-, Tempo- und Taktwechsel lassen das Album zunächst etwas
51
Musics always magic...
sperrig wirken, doch das gibt sich nach dem
zweiten Hören, bei dem sich wachsende
Begeisterung breit macht. Etwas gewöhnungsbedürftiger, aber sehr originell und
von Song zu Song besser werdend präsentieren sich Hamadryad mit ihrem zweiten
Longplayer. Die vier Kanadier orientieren
sich, was die Klänge und Stimmungen
angeht, unüberhörbar an Genesis‘ erste
Alben (wobei der Gesang dem von Peter
Gabriel verblüffend nahe kommt). Sie
bleiben eine Spur weniger melodisch und
märchenhaft als ihre Vorgänger, bleiben
dafür aber umso mysteriöser.
_Fusion/Avantgarde
^Van Der Graaf Generator
°3 Re-Releases
[Virgin]
V
an Der Graaf Generator waren die
Speerspitze des Siebziger Avantgarde-Progrock. Peter Hammills
skurril-düstere Songtexte und sein spröder
(Sprech-) Gesang, Hugh Bantons bedrohliche Orgelklänge und David Jacksons
wütend intonierte Saxophon-Kaskaden
waren jahrelang Markenzeichen dieser
Ausnahmeformation. Virgin veröffentlicht
nun rechtzeitig zur Reunion der Band den
Backkatalog. Der erste Schwung bringt uns
die frühen Alben „The Least We Can Do is
Wave To Each Other«, „H To He Who Am
The Only One“ (beide 1970) sowie „Pawn
Hearts“ (1971) mit liebevoll gestalteten
und mit biografischen- wie Song-Texten
versehenen Booklets, vor allem aber mit
einer deutlich verbesserten Tonqualität
näher, die die Klasse dieser Band noch einmal eindrucksvoll belegt. Waren die ersten
beiden noch sehr von Klangexperimenten
bestimmt (z. B. „Pioneers Over C“ oder After The Flood“), so beginnt sich auf „Pawn
Hearts“ das songwriterische Potenzial des
Quintetts durchzusetzen. Alle drei CDs
enthalten bisher unveröffentlichtes Bonusmaterial, für das sich die Anschaffung
der CDs fast schon von sich aus lohnt. Fazit: Ein unbedingtes Muss.
_Noisy Psychedelic
^Oneida
°The Wedding
[Sanctuary/RTD]
D
ie 1997 in New York gegründete Formation hatte bereits 2001
die Idee für „The Wedding“. Nun
ist es endlich da, das Album, das die Zusammenarbeit des psychedelischen Trios
mit verschiedenen Gästen dokumentiert.
So sind unter anderem Phil Manley von
Trans Am, Adam Davison von Company
und Brian Coughlin (Kopf des Fireworks
Ensembles) mit von der Partie. Die Stücke
sind allesamt kürzer, als man es von Oneida gewohnt ist, doch verlieren sie dadurch nichts von ihrer Eigenwilligkeit und
Sogwirkung. So winden sich zwischen den
Soundattacken immer wieder einzigartige
Streicherarrangements hindurch, treffen
minimalistische Klangmotive auf Garage-Gitarren und wummernde Drums und
wabern verfremdete Orgelcluster über dilierenden Sprechgesängen. Geräuschvolle
Psychedelic trifft Trans-Am-Minimalismen
und neoklassische Orchesterschnipsel,
nicht ganz einfach zu verdauen, aber von
Bissen zu Bissen leckerer.
_Avant Progressive Rock
^Miriodor
°Parade + live
[Cuneiform]
A
us französisch Kanada kommen
immer wieder fantastische Avantrockbands. Die in Montreal ansässigen Miriodor sind ja schon lange eine
feste Größe. Ihre gewitzte, komplexe und
erstklassig performte Musik hat sie in einschlägigen Kreisen schnell zu Kultfiguren
gemacht, die man in einem Atemzug mit
Art Zoyd, Univers Zero oder Fred Frith
nennt. Mit ihrem sechsten Album übertrifft sich die Band mit ihren Dauergästen
Madame Belanger (Violine) und Leclerc
(Drums, Electronics) wieder einmal selbst.
Außerdem sind diesmal noch Lise Millet
(Fagott) und der mit dem Grammy-Award
ausgezeichnete schwedische Composer
und Tastenplayer Lars Hollmer mit dabei.
Und wenn Miriodor jemals mit ihren kontrapunktischen Kompositionen an Gentle
Giant herangekommen sind, dann mit
dieser CD – Atem beraubend schrill und
schön. (Als Zugabe gibt es auf dem zweiten Silberling einen Mitschnitt ihres Konzerts im Rahmen des „NEARfest 2002“, mit
dem das Quartett samt Gästen auch seine
Live-Qualitäten beweist.
_Dark Elektropop
^Melotron
°Cliché
[SPV]
D
treu. Mit „Alles gesagt“ gelingt Melotron
die perfekte Fusion zwischen Elektropop
und Düsterwave, „Einfach so“ glänzt mit
verträumten Sphärenklängen, und von
dem avantgardistischen Industrial-Soundtrack „Sandström“, hätte ich gerne noch
mehr gehabt. Doch dann wären Melotron
bald keine Elektropopper mehr ...
_Eclectic Prog
^Frogg Cafe
°Fortunate Observer Of Time
°Same & Creatures
[ProgRock Rec.]
M
it seinem dritten Studioalbum ist
der Fünfer aus New York noch
einmal deutlich über sich hinaus
gewachsen. Seine anspruchsvolle Mixtur
aus klassischem Kontrapunkt, JambandVirtuosität und Progrock-Komplexität ist
zugänglicher und melodischer geworden,
zugleich aber auch musikalisch gereift.
Keiner anderen Band gelingt es auf so
überzeugende Weise, die Lager von Avantgarde- und Symphonic-Fans zu versöhnen.
Man überzeuge sich davon mit dem Stück
„Eternal Optimist“ oder dem Titeltrack.
Am packensten ist aber das 14-minütige
„Abyss Of Dissension“ mit dem ehemaligen Zappa-Percussionisten Ed Mann an
Marimba und Vibraphon, das fast schon
eine kleine Symphonie ist. Erstklassig!
Die ersten beiden Alben sind zum Glück
noch bzw. wieder zu haben: das selbst
betitelte Debüt, das inzwischen remastert
wurde, und „Creatures“ aus dem Jahre 2003. Das Debüt lässt mit zahlreichen
kompliziert phrasierten und jazzig inspirierten Passagen erahnen, dass diese Band
einst als Zappa-Coverkapelle begann. Die
Violine ist noch das alles dominierende
Instrument, manchmal klingen Canterbu-
as soll das nette neubrandenburger Elektropop-Trio sein? Nicht
etwa die Residents mit endlich
mal neuen Ideen? So denke ich beim Intro
des Openers „Marlene“, der freilich schon
bald in den typischen, schwelgenden,
satten und lupenreinen Sound der Band
übergeht. Dennoch waren die drei noch
nie so kompromisslos und experimentierfreudig wie auf diesem Werk. Da werden
clevere Anleihen bei Klassik und da wird
vor Dance nicht Halt gemacht und einige
Zitate aus anderen Genres blitzen auf,
doch immer bleibt die Band sich dabei
52
AHA 4/05
Musics always magic...
mitglied John Wetton ersetzt. Ansonsten
blieb aber alles, wie es war: glänzender,
bombastischer, perfekt arrangierter Melodicrock mit virtuosen Elementen und
satten Keyboards. „Anthology“ erschien
1997 mit einem neuen Track, diversen neu
eingespielten Asia-Hits und Songs von
den Alben „Aqua“, „Arena“ und „Aria“,
die einmal mehr das Können von Steve
Howe, Carl Palmer und Co. unter Beweis
stellten.
ry-Stimmungen an und viele Gesangsparts
lassen an King Crimson denken. „Creatures“ ist klanglich wesentlich vielfältiger,
enthält öfter auch sphärische, bisweilen
sogar düstere Momente und wirkt insgesamt songorientierter, ohne auch nur in
einem einzigen Takt nicht tief vom Geist
des Progrocks durchwirkt zu sein. Genial:
das 21-minütige „Waterfall Carnival“, das
ebenso ereignis- und geheimnisvoll ist wie
die Epen der frühen Genesis.
_Modern Spacerock-Electronic
^Radio Massacre International
°Emissaries
[Cuneiform]
S
pace-Music gibt es seit 30 Jahren,
Namen wie Tangerine Dream, Hawkwind oder Pink Floyd sind wohlbekannt. Mitte der Neunziger begann eine
neue Generation mit der Aufarbeitung
des Überlieferten und seiner Transformation ins neue Jahrtausend. Dazu gehört
auch RMI. Mit seiner Mischung aus analogem und digitalem Equipment und unter
Hinzunahme von Percussion, Gitarren und
allerlei Noises kreiert man episch angelegte, hypnotische Soundscapes, die an
eine Mischung aus Philip Glass und Klaus
Schulze erinnern, also neben traumwandlerischen Elementen durchaus auch klug
inszenierte Rhythmen und „Vexierbilder“
zur Verwirrung der Ratio einsetzen. Das
Album enthält als 60-minütige Studioproduktion die Vertonung eines Comics von
Matt Howarth sowie auf einer zweiten CD
die Live-Improvisation für die Radioshow
„Star‘s End“. Bitte nicht zuviel dabei rauchen. Die Klänge gehen auch so schon tief
genug.
_Bombastrock-Legende
^Asia
°Aqua &Anthology
[InsideOut/SPV]
I
nsideOut legt in einer Special Edition
fünf Alben der weltberühmten Melodicrocker digital remastert und mit Bonusmaterial versehen neu wieder auf. Die
Reissues erscheinen alle in Schubern mit
Prägedruck und aufwändig gestalteten
Booklets, die exklusive Fotos und neue
Linernotes enthalten. „Aqua“ erschien
ursprünglich 1992 und damit zehn Jahre
nach Asias Multimillionen-Debüt. Sänger
und Bassist John Payne hatte Gründungs-
AHA 4/05
_Artrock
^Esmerine
°Aurora
[Madrona Records]
E
in Cello weint seinen bitteren Weltschmerz hinaus in die Wirklichkeit,
getröstet von Piano und Violinen. So beginnt in kammermusikalischer
Manier das zweite Album dieses spannenden Projekts, das aus Mitgliedern von
Godspeed You Black Emperor und Thee
Silver besteht. Zusammen bedient man
fast ein ganzes Orchester, zelebriert mit
klassischen und modernen Instrumenten
sowie viel Percussion eine aufregende
Mischung aus Artrock, Symphonicrock
und Klassik. Mal erinnert das ans Penguin
Cafe Orchestra, dann wieder eher an Zappa, Gentle Giant oder auch King Crimson,
oder auch an Steve Reich. Im großen und
ganzen herrscht jedoch ein ganz individueller Ton vor, der irgendwie fremdartig,
entrückt, verzaubernd wirkt. Epische Instrumentalmusik, opulent und verführerisch, filigran und zärtelnd, poetisch und
melancholisch, schön.
_Krautrock-Experiment
^Eroc
°2 Alben
[Universal]
D
er Keyboarder von Grobschnitt
arbeitete immer nebenher als
Soundbastler, wobei er sich wesentlich mehr Raum zum Experimentieren
ließ, als das bei der Band möglich war.
Dennoch war auch er einer derjenigen
Grobschnitter, der den Spaßfaktor kräftig
voran trieb. Beides findet sich auf seinen
ersten zwei Soloalben wieder, die hervorragend remastert und mit insgesamt
dreizehn Bonustracks versehen wurden.
Liebevoll gestaltete Booklets geben viele
Detailinformationen vom Künstler selbst
zur Entstehung der Stücke. Musikalisch
ist hier praktisch alles zu haben, was auch
Grobschnitt auszeichnete, nur eben eine
Nummer experimenteller, aber auch eine
Romantik und Nostalgie, die es bei Grobschnitt eben nicht (oder erst später, etwa
mit „Rockpommel‘s Land“) gab, etwa in
„Kleine Eva“ auf „Eroc“ oder „Der Traum
vom Wald“ auf „Eroc 2“, in dem er sich
nicht nur kritisch mit dem Fortschritt
auseinandersetzt, sondern gleichsam in
Nebensätzen auch mit dem Kommerz im
Popbusiness abrechnet. Zwei Scheiben mit
viel Unterhaltungswert, die so wohl nur in
den Siebzigern entstehen konnten.
_Songwriterpop
^Eels
°Blinking Lights And
Other Revelations
[Universal]
V
on Eels darf man immer Neues
erwarten. Der Singer, Songwriter
und Multitausendsassa Mark Oliver
Everett aus L.A. ist so etwas wie ein SuperChamäleon der Alternative Pops. Diesmal
überrascht er mit einem Doppelalbum von
über neunzig Minuten, deren 33 Stücke
über die Jahre entstanden und allesamt
die Bedingungen des Lebens „in all seiner
schönen, entsetzlichen Pracht“ reflektieren. Nach seinem 98er „Electro-Shock
Blues“ dürfte dies sein persönlichstes Album sein. Meist sind die Songs ruhig und
melancholisch, können aber auch schon
mal etwas mehr aus sich heraus gehen.
Insgesamt versprühen sie aber alle eine
seltene Zufriedenheit und Abgeklärtheit,
von der man sich gerne mitnehmen lässt.
Klasse Arrangements, der Einsatz von Bläsern und Streichern und die Mitwirkung
von Kollegen wie Tom Waits, John Sebastioan und Peter Buck sorgen für reichlich
Kurzweil und Abwechslung. Das leiseste
und bisher beste Album von Eels, eine
echte Songwriter-Perle mit nostalgischem
Touch.
_Dreampop
^The American Analog Set
°Set Free
[morr music/Indigo]
W
as für eine Entdeckung! Dieses
transatlantische Bündnis gibt
es bereits seit zehn Jahren und
diversen Veröffentlichungen und dennoch
hat kaum jemand von ihm gehört. Das muss
sich ändern! Was hier ganz schwerelos und
fragil, aber nichtsdestotrotz detailreich
und vielschichtig aus den Boxen kommt,
ist der verträumte, dezente, verspielte
Songwriter-Pop, den ich mir schon immer
gewünscht habe. Zwölf perfekte Songs,
minimalistisch und dennoch ausdrucksstark, perfekt komponiert und inszeniert
und alles aus einem Guss. Klasse, wie sich
in „Born On The Cusp“ sanfte Vocals mit
beschwingtem Rhythmus verbinden, klasse die melancholischen Keyboard-Tupfer
in „Immaculate Fools“, klasse die unterdrückte Wut in „Play Hurt“. Was sage ich?
Das ganze Album ist einfach – klasse!
53
Neues vom Buchmarkt
Neues vom
Buchmarkt
R
von Berthold Röth
54
echtschreibreform und kein Ende.
Derzeit werden erneut die neuen Regeln
vereinheitlicht, wobei der tatsächliche
Schreibgebrauch berücksichtigt wird. Viel Zeit
bis zum 1.August, wenn das Regelwerk in Kraft
treten wird, bleibt nicht mehr. Ob es gelingt, den
erbitterten Kampf um die Regeln zur Getrenntund Zusammenschreibung zu beenden, ist noch
dahingestellt. Klar ist schon jetzt, dass aus den
bisherigen Modifikationen wieder Änderungen
bei den Titeln der Schulbuchverlage erforderlich
sein werden. Schulbuchverleger Michael Klett
dazu: »Mich ärgert auch der Eingriff in die Sprache mit politischer Macht. Als Unternehmer bin
ich geschädigt durch die dauernden Änderungen,
die wirtschaftlich unnötig sind«.
Der Börsenverein beschäftigt sich mit dem EUBeitritt der Türkei. Nur 4 % der Türken lesen
gelegentlich ein Buch. Lesen wird vom türkischen
Staat nicht gefördert. Erschwerend kommt auch
hinzu, dass ein funktionierender Buchhandel
samt Vertrieb nur in Großstädten wie Istanbul,
Ankara, Izmir, Bursa und Antalya vorhanden ist.
Die Verlage stehen wirtschaftlich schlecht da:
der türkische Staat ist Groß-Verleger und produziert über Ministerien und Institute sehr viele
Bücher – er ist damit der größte Konkurrent der
privaten Verlage. Der türkische Verlegerverband
hat gerade mal 230 Mitglieder und ist schlecht
organisiert. Interessant auch, dass trotz der engen Verbindungen zwischen Deutschland und
der Türkei – viele Türken haben in Deutschland
gearbeitet – keine deutschen Schriftsteller in der
Türkei bekannt sind. Das gilt umgekehrt genauso
für türkische Autoren in Deutschland. Der schweizerische Unions-Verlag will das ändern, er startet
im Herbst mit einer zwanzigbändigen »Türkischen
Bibliothek«.
www.unionsverlag.com/info/tbdefault.asp
Paulo Coelhos im April erschienene Novelle »Der
Zahir« (auf deutsch bei Diogenes) ist im Iran
verboten worden.
»SZ-Cinemathek« gestartet. 20 000 Kunden der
»SZ« hatten in den ersten vier Wochen bereits die
ganze Edition beim Süddeutschen Verlag komplett abonniert. 60 000 Stück der jeweiligen Filme
wurden an den Handel geliefert. Der empfohlene
Preis von 9,90 Euro wurde schnell unterschritten.
Diese Zusatzgeschäfte – bis 2007 sind 25 Projekte
geplant – haben dem Medienkonzern 2004 einen
Umsatz von 26 Millionen Euro erbracht. Allein die
»SZ-Bibliothek« wurde 80 000mal abonniert und
insgesamt sind mehr als zehn Millionen Bücher
abgesetzt worden. Die Zahl der verkauften CDEditionen zur klassischen Musik werden auf 75
000 beziffert und die Zahl der verkauften DVDs
ist nach wenigen Wochen bereits auf über 600 000
verkaufte Exemplare gestiegen.
Comic-Sommer. »Bild« und »Weltbild« starten
eine zwölfbändige Reihe mit Klassikern des Gen-
res. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« wird
eine Reihe »Meilensteine der Comic-Literatur«
herausgeben. Und bei der »Berliner Zeitung« ist
auch eine neunteilige Comic-Edition geplant.
Das Magazin »Focus«, das sich auf den Frankfurter und Leipziger Buchmessen für Hörbücher in
den letzten Jahren sehr stark eingesetzt hat wird
im Oktober ins Download-Geschäft einsteigen.
Bislang gibt es zwei weitere Audiobook-Portale:
www.audible.de und www.soforthoeren.de
Nach dem geglückten Start mit der »Brigitte«Hörbuch-Edition steigt die Frauenzeitschrift mit
der Brigitte-Edition nun auch ins Buchgeschäft
ein. Ende August erscheint eine zunächst auf 26
Titel beschränkte vierzehntägige Reihe. Die Titel
wurden von Elke Heidenreich ausgewählt. Bewusst wird man sich aber von den NiedrigpreisBibliotheken abheben: Die Bücher, die mit Halbleinen-Einband und Lesebändchen ausgestattet
sind, kosten zehn Euro pro Band. Zurückhaltend
ist man auch bei der Startauflage mit 50 000 Exemplaren. Vertriebspartner im Buchhandel ist der
Hanser Verlag.
Random House hat wie erwartet sattes Plus im
Umsatz. 2004 wurde dieser um 57 Millionen Euro
gesteigert. Das Plus ergibt sich durch die Anfang
2004 getätigten Verlagszukäufe. Angaben zum
Gewinn werden aber nicht gemacht. Der Umsatz
von insgesamt 195,8 Millionen Euro betrifft nur
die Bundesrepublik. Im Hardcover liegt das Plus
bei sieben Prozent, im Jugendbuch bei mehr als
30 Prozent und vor allem im Hörbuch wurden
mehr als 50 Prozent erwirtschaftet. Der Umsatz
bei den Taschenbuchverlagen allerdings stagniert,
was Random House unter anderem auf die BilligHardcover zurückführt.
Der Frankfurter Campus Verlag begeht 30jähriges Jubiläum. Die Themen des Verlages haben
in den letzten Jahren eine Wandlung erhalten.
Mittlerweile wird mehr als 50 % des Umsatzes
durch Lebenshilfe-Ratgeber erwirtschaftet. Auch
die Hörbücher sind bei Campus im Aufwind. Das
traditionelle Programm dagegen ist in der Wissenschaft bei Geschichte und Soziologie ähnlich
dem von Suhrkamp oder C.H. Beck. Mit den Wirtschafts- und Bewerbungsbüchern rangiert man
auf Platz 2 hinter Gabler.
Der sechste Harry Potter-Band bei Carlsen erscheint am 1.Oktober zum Ladenpreis von 22,50
Euro. Die Starauflage beträgt zwei Millionen
Exemplare. Die Buchhandlungen erhalten kein
Remissionsrecht. Von den bisherigern fünf deutschen Potter-Bänden wurden bislang 21 Millionen
Exemplare verkauft. Weltweit beläuft sich die Zahl
der verkauften Potter-Bände auf ca. 260 Millionen
Exemplaren in 61 Sprachen.
Der Verlag Fantasy Productions startete mit
dem Titel »Vor Adam« von Jack London die Ta-
AHA 4/05
Neues vom Buchmarkt
schenbuchreihe »Paläo Fiction«, Geschichten
aus der Vorzeit. Unterstützt wird die Reihe vom
Neanderthal Museum in Mettmann.
Der verstorbene Papst Paul II. begeisterte sich
für Literatur und schrieb selber Lyrik, Dramen
und Texte. Von ihm sind 62 Werke in deutscher
Sprache lieferbar. Dazu kommen mehr als 100
Buchtitel, die sich mit seiner Person befassen.
Nach seinem Tod im April aktualisierten die Verlage natürlich ihre Biografien und Bildbände. Mit
dem gewaltigen Ansturm der Kunden hatten sie
allerdings nicht gerechnet. Natürlich folgten dann
auch schnell die Titel über den neu gewählten
Papst Joseph Ratzinger, von dem vor seiner
Wahl bereits 29 Bücher vorlagen und zählt man
seine Ko-Autor-Titel hinzu, kommt man sogar
auf 57 Titel. In vielen Buchhandlungen waren die
sofort ausverkauft und zwar lässt das natürlich
bald wieder nach, aber wenn der Papst im Sommer nach Köln kommen wird erwartet der Handel
die nächste Nachfrage-Welle. Ratzinger hat ein
richtiges Chart-Wunder vollbracht. Mit gleich vier
Titeln war er in die Verkaufshitlisten eingedrungen, mit seiner »Einführung ins Christentum«
auf Anhieb auf Platz 1 der Sachbuch-Charts und
bescherte damit dem Kösel-Verlag zum erstenmal
einen Nummer 1-Titel. Ratzinger ist der erste Autor, dem es gelang, aus dem Stand heraus mit vier
Positionen die Bestseller-Listen zu erobern.
Im April verstarb Marie Louise Fischer im Alter von 82 Jahren. Die Autorin hat mehr als 150
Liebesromane und 75 Kinderbücher verfasst, die
in bis zu 23 Sprachen übersetzt wurden und erreichte mit ihrer Trivialliteratur damit ein Millionenpublikum. Allein in Deutschland verzeichnete
sie eine Gesamtauflage von mehr als 70 Millionen
Büchern.
Am 22.April ist im Alter von 98 Jahren Erika
Fuchs gestorben. Sie war die erste Chefredakteurin des »Micky Maus« - Magazins, langjährige
Barks-Übersetzerin und wurde mit zahlreichen
Preisen ausgezeichnet.
Am 17.März ist der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels von 1982, George F. Kennan, im Alter von 101 Jahren gestorben. Nach
dem Zweiten Weltkrieg war der einflussreiche USDiplomat einer der Initiatoren des so genannten
Marshall-Plans zum Wiederaufbau Europas. Als
Gegner der atomaren Aufrüstung quittierte er
später den diplomatischen Dienst, wirkte als Wissenschaftler und Publizist. Seine Einsicht, dass
der Massenexport von Waffen in andere Länder,
insbesondere in die Dritte Welt, Frieden verhindert, ist aktueller denn je.
Am 7. April ist Heinrich Hugendubel, der sicherlich bedeutendste deutsche Buchhändler, im
Alter von 68 Jahren verstorben. Er führte das
Buchhandels-Imperium in vierter Generation.
Gegenwärtig zählt das Unternehmen 32 Filialen
AHA 4/05
an 16 Standorten, ist mit 50 % an Weltbildplus
beteiligt, hält 40 % Beteiligung an Orell Füssli in
der Schweiz und ebenso je 50 % an den Verlagen
Ariston, Diederichs, Irisiana und Kailash. Nach
seinem Tode bleibt das Unternehmen in fünfter
Generation bei der Hugendubel-Familie.
Die Deutsche Bibliothek soll umbenannt werden
in Deutsche Nationalbibliothek. Das sieht
ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, den das
Bundeskabinett am 11.Mai unter Federführung
von Kulturstaatsministerin Christina Weiss beschlossen hat. Das »Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek« kann in seiner Neufassung erst
in Kraft treten, wenn nach den parlamentarischen
Beratungen auch der Bundestag zustimmt.
Mit der neuen Leitung der Frankfurter Buchmesse soll die Messe ab 2006 noch internationaler als
bisher werden. Man ging ein Joint Venture mit
dem Südafrikanischen Verlegerverband für eine
Buchmesse in Kapstadt ein. Die neue Messe ist
besonders für die englischsprachige Welt interessant, ebenso aber auch für die indischen Verleger
– ein großer Teil der Bevölkerung Südafrikas ist
indischer Herkunft. Neben der Fachmesse wird es
ein großes Lesefestival geben. Betreffs der Leseförderung werden Schulen und Universitäten einbezogen und es wird große Events fürs Publikum
geben. Die südafrikanische Regierung unterstützt
die Messe, um das Lesen zu popularisieren und
die Alphabetisierung voranzutreiben. Schriftsteller aus der ganzen Welt sollen nach Südafrika
kommen. Die Frankfurter Messe war bereits Pate
für nationale Messen, das waren allerdings alles
Starthilfen. Für die wirtschaftliche Beteiligung ist
Kapstadt der Präzedenzfall.
Südafrika gilt auch als geplantes Gastland für die
Frankfurter Buchmesse.
Die Einladung des diesjährigen Gastlandes Korea bleibt weiterhin ernüchternd. Nach all den
schon geschilderten Vorfällen hat nun Nordkorea
endgültig seine Teilnahme abgesagt und damit
ist auch der große politische Versuch, kultur- und
friedenspolitisch für dieses geteilte Land Akzente
zu setzen, vollkommen gescheitert. Ungeachtet
der Absage versucht die Messeleitung, zusammen
mit Südkorea Nordkorea zu bewegen, diese Absage wieder zurückzunehmen.
Neu im Netz sind nun drei Landesverbände des
Börsenvereins: www.boersenverein-hessen.de,
www.boersenverein-rheinland-pfalz.de und
www.boersenverein-saarland.de .
Das Börsenblatt, das die hauptsächliche Quelle für
diese Essayreihe darstellt, ist selbstverständlich auch
im Internet zu finden, mit ausgewählten Artikeln der
Printausgabe, täglicher Presseschau, TV-Tipps und
vielem mehr: http://www.boersenblatt.net/.
Berthold Röth
55
Rezensionen
John Selby
»Befreie Jesus in dir!«
Spiritualität jenseits der Kirchen
Atmosphären Verlag, München 2004
230 S., geb., EUR 14,90
J
ohn Selby war presbyterianischer Priester,
als er 1972 aus dem Priesterseminar ausgeschlossen und exkommuniziert wurde.
Denn er war »irgendein heidnischer Pantheist«.
Dieses einschneidende Erlebnis setzt er an den
Anfang des Buches, um von hier aus die ganze
Tragweite ‚seines’ Christentums darzustellen.
Es geht um die Loslösung aus kirchlichen
Dogmen, es geht darum, das eigene Erleben
und den eigenen Glauben über die Vorschriften
anderer zu stellen. So beschreibt der Autor
seinen Kontakt mit asiatischen Religionen und
immer wieder seinen gefühlten Bezug zu Jesus
und den Wurzeln der christlichen Lehre, die er
sich in der Meditation erschließt. Selby spricht
leidenschaftlich – oder schwülstig – vom Weg
des Herzens und die Zugänge – z.B., »Ich atme
mit Gott« – über die man meditieren soll, sind
hochideologische Vorgaben darüber, was man
dann erleben (soll und) wird, wenn man darüber meditiert. Aber:
Dieses Buch entmachtet den verordneten
Glauben und setzt eigenes Erleben, Gefühl und
Intuition sowie gesunden Menschenverstand
an seine Stelle. Der Autor ermahnt den Leser
immer wieder, seine (Selbys) Wahrheit unter
Vorbehalt zu stellen und selbst zu entscheiden,
was man annimmt. Das Buch sucht dramatisch
einen Neuanfang am Ende des alten Äons…
»Wir haben uns von der Religion gelöst, sehnen
uns aber trotzdem nach Spiritualität.«
KG
Claas Hoffmann
»Nuit. Aleister Crowleys Liber Al and the
Thoth Tarot. Band 1«
Akron Verlag, Arbon 2004, 25,- EUR
D
ieses Buch verbindet das Liber Legis
und das Thoth Tarot völlig neu. Daß
dieser Tarot ein Kommentar zum ‚Buch
des Gesetzes’ sein soll, sagte ja schon Crowley
56
selbst – aber wie ist das zu verstehen? Vor Claas
Hoffmann hat wohl niemand diese Aussage so
wörtlich ernst genommen. Doch Hoffmann fand
in der projektiven synthetischen Geometrie
(s. AHA 4/ 2000) ein sozusagen ‚technisches’
Fundament für die Übertragung der Textverse
in Tarotcollagen. Die außerordentlich kreativen Deutungen werden so immer wieder
an Harris` Linienführung festgemacht – das
Ergebnis sind Collagen, die neue Blickwinkel
auf die verwendeten Karten eröffnen und alte
Sehgewohnheiten irritieren. Mit dem Vers (wie
der Titel sagt: in diesem Buch ist das 1. Kapitel,
»Nuit« interpretiert) und der dazu gehörigen
Collage hat der Autor ein wechselseitig aufeinander verweisendes Muster kreiert. Wäre das
alles, hätte man als Leser wegen der übergroßen
Komplexität keinerlei Orientierungspunkte. Die
findet man aber durch eine kurze Erklärung,
bzw. Interpretation: eine Überschrift faßt
Bildcollage und Vers in einem prägnanten Satz
zusammen; der Kommentar gibt Hinweise
auf die jeweils verwendeten Karten sowie eine
kabbalistische Lesart der Symbole. Das Buch ist
durchgehend deutsch/ englisch, die Collagen
werden sämtlich in Farbe gezeigt.
Vervollständigt wird dieser Zugang zum Liber
Legis und dem ‚neuen Zeitalter’ durch 3 Artikel,
in denen der Autor die projektive synthetische Geometrie der Frieda Harris, sowie eine
Synthese der Anthroposophie mit Crowleys
Lehre vorstellt. Auf die nächsten Bände zu den
Kapiteln »Hadit« und »Ra Hoor Khuit« dürfen
wir gespannt sein!
KG
Joachim Ringelnatz:
Das Gesamtwerk. Hrsg. von Walter Pape
CD-ROM, Directmedia Publishing
ISBN: 3-89853-521-5; 30,00 EUR
J
oachim Ringelnatz (1883–1934) hat als
Humorist, Erzähler, Kabarettist und
Zeichner ein facettenreiches Werk hinterlassen. Am 7.8. ist sein 122. Geburtstag.
Die vorliegende CD-ROM präsentiert das
Gesamtwerk des Dichters. Die Ausgabe basiert
auf der von Walter Pape herausgegebenen und
AHA 4/05
Rezensionen
ausführlich kommentierten siebenbändigen
Edition. Sie enthält neben allen Werken – darunter viele erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht – eine umfangreiche Auswahl aus den
Briefen, faksimilierte Original-Handschriften
und gut 230 Zeichnungen und Gemälde.
Joachim Ringelnatz, 1883 in Wurzen bei
Leipzig geboren, zeigte als Hans Bötticher
schon früh Spürsinn fürs Abenteuerliche
und Skurrile. Nach der Schulzeit fuhr er vier
Jahre lang zur See, war im Ersten Weltkrieg
Kommandant eines Minensuchbootes. 1920
tauchte er in der Münchner Boheme auf und rezitierte im Simpl. Dort entdeckte ihn Hans von
Wolzogen für seine Berliner Kleinkunstbühne
Schall und Rauch. Entscheidenden Erfolg errang Ringelnatz mit den Turngedichten und
den Liedern vom Seemann Kuttel Daddeldu.
Als reisender Artist trug er überall seine
Verse vor und wurde zu einem Klassiker des
deutschen Humors. 1933 Auftrittsverbot und
Beschlagnahme seiner Bücher. Völlig mittellos
geworden, starb er 1934.
Es gibt wohl kaum einen anderen Dichter, der
so in die Extreme ging; Ringelnatz schrieb
Werbetexte, Aphorismen, Gedichte, die die heile
Welt des Kleinbürgers idealisieren, wie auch
Geschichten, Gedichte und Dramen, die in ihrer
scheinbaren Normalität einen Bruch haben, der
unter die Haut geht. Die Tragik im Alltäglichen
war seine Stärke, mal erheiternd und mal voll
Bitterkeit.
Marco Heyden
Damen Conversations Lexikon
CD-ROM, Directmedia Publishing
45,00 EUR
D
ie Kulturgeschichte der Frauen ist zugleich die der ganzen Menschheit; denn
die Frauen sind der Hebel, ihre Bildung
ist der Maßstab für jede Kultur. Wo das Weib die
Sclavin des Mannes, wo sie ohne höhere Liebe an
ihn gefesselt, wo sie ausgeschlossen ist vom öffentlichen Leben, wo sie keine berathende Stimme hat
im großen Familienverbande der Nation, da gibt
es keine Kultur! (Damen Conversations Lexikon,
Artikeleintrag »Frauen«)
Daß Konversationslexika speziell für weibliche
Bildungsbedürfnisse geschrieben wurden,
ist ein Phänomen des 19. Jahrhunderts. Ihr
Erfolg belegt die gewachsene gesellschaftliche Bedeutung der Frau, doch ihr Inhalt
zeigt gleichzeitig ihre untergeordnete soziale
Stellung.
Das Damen Conversations Lexikon vermittelt
Wissen in plauderndem Ton und legt – wie es
in der Vorbemerkung heißt – Wert auf eine
romantische Darstellung bei historischen
Stoffen. Die kurzweilige Lektüre diente auch
zur Vorbereitung auf die Konversation in den
Lesezirkeln.
Wenn man ein neues Zeitalter verstehen will,
AHA 4/05
ist das gewachsene Selbstverständnis des
Mann-Frau-Verhältnisses wohl eines der wichtigsten Themen dafür. Denn es betrifft uns jederzeit praktisch. Dieses Lexikon zeigt in seiner
Mischung aus Plüschsofa und Weltbürgertum
wie wir wurden, wer wir sind. Eine Perle!
Marco Heyden
Ania Losinger
»New Ballet For Xala«
DVD, Tonus Music Records
www.tonus-music-records.com
E
ine bemerkenswerte Performance, die
eigentlich kein wirkliches Ballet enthält
– obwohl solch eine Produktion sehr
passend für die sonntägliche Reihe auf «ARTE”
wäre -, sondern eine außergewöhnliche Art von
Musikdarbietung darstellt. Die Komposition
ist sehr meditativ gehalten und gehört zum
Bereich der minimalistischen Musik und
erinnert zudem in manchen Passagen an balinesische Gamelanmusik. »Xala« selbst ist ein
Instrument und zwar das erste Bodenxylophon
der Welt. Die Tanz- und Musikperformerin
Ania Losinger und der Erfinder Hamper von
Niederhäusern haben dies 1998 erschaffen.
Das akustische Instrument besteht aus 24
Klangstäben aus Holz und Metall, ist 400
Kilogramm schwer, 4,5 Quadratmeter groß
und wird tanzend mit Füßen und Stöcken zum
Klingen gebracht. Aus der Idee, tanzend zu
musizieren, ist mittels komplexer Umsetzung
das Xala entstanden. Deswegen nennt Losinger
ihre Musikdarbietung wohl auch Ballett, denn
es ist eine sehr ästhetische Choreografie – archaisch anmutend – mittels der das Instrument
zum Klingen gebracht wird. Eine solch kreative
Ausdrucksform, die Tanz und Musik gleichgewichtig vereint, ist eine künstlerische Rarität.
Der Komponist Don Li ist Urheber des musikalischen Konzepts der Tonus-Musik und gleichzeitig Label-Gründer. In seinen Werken befasst
er sich mit der bewussten Strukturierung der
Zeit und seine Werke dauern exakt 60 Minuten
und integrieren bewegte Bilder. Er selbst vergleicht seine Musik mit japanischen Haikus und
bezeichnet sie als musikalische Skulpturen. Mit
seinem Tonus String Streichquartett und dem
Computer ergänzt er auf dieser Produktion Ania
Losingers spielende Stöcke und Schuhe auf dem
Xala und hebt die zu Grunde liegenden akustischen Elemente von Holz und Metall hervor.
Auf der DVD kann man über die Fernbedienung
auf drei Kameraperspektiven wechseln, ohne
dass dies den Musikton beeinflusst. Ein einzigartiges Seh- und Hörerlebnis, sowohl was
die Darbietung wie auch das Instrument selbst
angeht.
Berthold Röth
57
&
Olds
News
Wissenschaft & Forschung
MP3 wird 10 Jahre
(Foto: das Audioteam 1987 (v.l.): Harald Popp, Stefan Krägeloh,
Hartmut Schott, Bernhard Grill, Heinz Gerhäuser, Ernst
Die
klassischen
Atommächte
bringen dadurch, dass sie ständig gegen den
Atomwaffensperrvertrag
verstoßen,
die
Solidarität der Staaten in Gefahr. Noch immer
lagern in Ost und West Tausende nuklearer
Sprengköpfe, davon allein 150 Nuklearbomben
in Deutschland. Zudem wird die Entwicklung
neuer Atomwaffen vorbereitet. Einsteins
und Russels Zweifel am Urteilsvermögen der
Verantwortlichen in aller Welt gelten deshalb
weiterhin: »Die breite Öffentlichkeit, ja sogar
viele Personen in verantwortlichen Positionen,
haben nicht begriffen, was in einem Krieg mit
nuklearen Bomben auf dem Spiele steht.«
Gesellschaft
Eberlein, Karlheinz Brandenburg und Thomas Sporer.)
A
m 14. Juli 2005 wurde der Name »MP3«
zehn Jahre alt. mp3, das Kürzel zum
überall verwendeten ISO Standard IS
11172-3 »MPEG Audio Layer 3«. Das Audiokom
pressionsverfahren filtert die für Menschen unhörbaren Frequenzen aus dem Gesamtspektrum
eines Klanges, wodurch die Klangdateien um ein
Vielfaches kleiner werden.
Bei der Standardisierung 1992 war MP3 seiner Zeit so weit voraus, dass die Industrie die
Technologie für praktisch nicht einsetzbar hielt.
Aber die Entwicklung war der entscheidende
technologische Schritt, und bis heute konnte
kein anderes Verfahren MP3 als den Standard
für digitale Musik auf dem Computer und im
Internet verdrängen.
50 Jahre Russell-Einstein-Manifest
A
uch ein halbes Jahrhundert nach der
Veröffentlichung des »Russell-EinsteinManifests« bleibt die Forderung des
Pazifisten Einstein nach der Ächtung aller
Kriege eine Utopie. Vor 50 Jahren, am 9. Juli
1955, veröffentlichten der Philosoph Bertrand
Russell und der Physiker Albert Einstein ihre
berühmte Erklärung, in der sie gemeinsam mit
neun weiteren namhaften Wissenschaftlern vor
den Gefahren eines Krieges mit Nuklearwaffen
warnten und die Regierungen der Welt aufforderten, Wege für eine friedliche Lösung aller ihrer Kontroversen zu finden.
58
Macht Arbeitslosigkeit krank?
A
rbeitslosigkeit spiegelt sich auch im
Gesundheitszustand der Deutschen:
Arbeitslose beurteilen ihre eigene
Gesundheit deutlich schlechter als Erwerbstätige.
Zum einen sind Menschen, die kränker sind, eher
von Arbeitslosigkeit bedroht als Gesunde. Zum
anderen scheint Arbeitslosigkeit Krankheit zu
bedingen - schon durch finanzielle Unsicherheit
und den Wegfall der Tagesstruktur. Das zeigten
bereits Studien vor dem Hintergrund der
Weltwirtschaftskrise 1931-1933, die eine höhere Morbidität arbeitsloser Menschen ergaben.
Insgesamt zeigen sich die gesundheitlichen
Auswirkungen bei Männern drastischer als bei
Frauen. Detail am Rande: Arbeitslose rauchen
zwar mehr als Erwerbstätige und treiben weniger Sport, doch dieses Verhalten – z.B. Sport,
Ernährung sowie Alkohol- und Tabakkonsum
- zeigt im Vergleich zum Faktor Arbeitslosigkeit
kaum Einfluss auf die subjektive Gesundheit.
Die Veteranen bringen’s…
B
etriebe schätzen das Potenzial ihrer älteren Mitarbeiter/innen und halten es innerbetrieblich für sehr wichtig: Lediglich
18% der Betriebe sehen einen ansteigenden
Qualifizierungsbedarf bei über 50-Jährigen,
knapp 30% halten eine Qualifizierung teilweise
für erforderlich - und über 50% haben wenig
oder keinen Handlungsbedarf. Dies ergab eine
AHA 4/05
Olds&News
vom Bundesinstitut für Berufsbildung durchgeführte Befragung.
Wird Qualifizierungsbedarf bei Älteren gesehen,
• so wird er vor allem bei Fachkräften für hoch
(52,7%) bzw. sehr hoch (4,1%) gehalten; bei
An- und Ungelernten wird er von 34,2% als
hoch und von 12,8% als sehr hoch eingeschätzt;
• werden als Qualifizierungsbereiche insbesondere Kenntnisse bei den neuen
Informationstechnologien (73,4%), bei neuen
Verfahren (65,3%) und bei neuen Produkten
(59,1%) genannt;
Wassermangel
Sahelzone droht eine neue Dürre
W
estafrika droht in den nächsten 20
Jahren eine verheerende Dürre,
sollte die Zerstörung der Wälder weiter voran schreiten. Der Einfluss der Vegetation
auf das Klima ist sogar größer als der des
Treibhauseffekts. (siehe Bild rechts oben)
Um mehr als 100 Millimeter könnte die jährliche
Niederschlagsmenge in Benin, Guinea oder Mali
in den nächsten 20 Jahren abnehmen – bis zu
einem Viertel weniger als heute. Zum Vergleich:
In der letzten großen Dürreperiode Mitte der
80er Jahre fielen an der Küste Guineas bis zu 150
Millimeter weniger Regen als im langjährigen
Mittel. Gleichzeitig steigen die Temperaturen
im Sommer und Herbst um zwei bis drei Grad.
Die Extremwerte lägen dann sogar sieben Grad
höher als heute.
Soziale Konflikte sind absehbar: In der ohnehin schon trockenen Sahelzone geht
der Niederschlag weiter zurück – wenn die
Bevölkerung abwandert, erhöht sich andernorts
der Bevölkerungsdruck noch mehr.
Der Verlust der Vegetationsdecke würde zu noch
dramatischeren Niederschlagseinbußen führen.
Gerade Gebiete wie das Kongobecken, die sich
im Moment noch nicht über Regenmangel beklagen können, müssten dann mit einem starken
Rückgang rechnen. Grund: Gerade Wälder geben
Tag für Tag riesige Wassermengen an die Luft ab.
In ihrer Umgebung fällt daher erheblich mehr
Regen. Die Welternährungsorganisation rechnet
damit, dass die Waldfläche in Westafrika bis 2020
auf 68 Prozent gegenüber heute zurückgeht.
Wasserversorgung in Peking:
Chinesisch-deutsches
Gemeinschafts­
projekt
D
as Gebiet um Peking liegt in der
nordchinesischen
Ebene.
Die
Gesamtniederschlagsmenge
im
Jahresdurchschnitt entspricht in etwa der von
Karlsruhe, allerdings fallen in Peking 75% der
Jahresniederschläge während 2 Monaten des
Monsuns, was zu Überschwemmungen führt. Im
Rest des Jahres herrscht dagegen Trockenheit.
Die schnell wachsende Megapole mit inzwischen 14 Mio. Einwohnern bemüht sich schon
seit mehreren Jahrzehnten, den steigenden
Bedarf an Wasser zu decken. Vor allem für die
Landwirtschaft werden große Wasser-Mengen
zur Erzielung von 2 Ernten pro Jahr benötigt.
Bisher hat man die Brachialmethode gesetzt,
doch irgendwann erlahmt auch der stärkste
Arm… In gewaltigen Baumaßnahmen entstanden in den Bergen rund um Peking riesige
Stauseen als Reservoir, das Grundwasser wurde
in immer größeren Tiefen angezapft, und zur
Zeit baut das Land den Süd-Nord-TransferKanal, der Wasser aus dem Yangtze über eine
Strecke von 1200 km in die Region Peking bringen soll. (siehe Bild rechts unten)
Da Peking Ausrichter und Gastgeber der olympischen Spiele im Jahr 2008 ist, besteht hier eine
zusätzliche Motivation, eine nachhaltige Lösung
für die Wasserversorgung zu finden.
Quelle: idw
Stichwort Nachhaltigkeit. AHA: wir schlagen
„nachhaltige Lösung“ oder „Nachhaltigkeit“ für
das jährlich zu wählende Unwort vor – so erfreulich es ist, wenn man entdeckt, daß nicht nur der
augenblickliche Maximalgewinn zählt, sondern
auch die Folgen in einem Jahr oder der nächsten
Generation einbezogen werden, gerade in einer
‚zeitlosen’ Konsumgesellschaft. Statt aber wonnevoll Nachhaltigkeit zu verbreiten, könnten
wir auch die beginnende kollektive Heilung
vom Schwachsinn zur Kenntnis nehmen und
zur Tagesordnung übergehen. Und bitteschön,
wem’s gefällt, zur nachhaltigen Tagesordnung,
wenn sich dabei jemand besser fühlt.
Stunde der ‚Astrologen’
D
ie Zeit vor Bundestagswahlen ist die
Stunde der Meinungsforscher und -visionäre. Die Sterne sollen jetzt besonders
günstig für die Kanzlerkandidatin Angela Merkel
stehen. Dieser Auffassung sind - so ein Bericht
der Berliner »BZ« - »Deutschlands führende
Astrologen«.
Für die politische Zukunft von Bundeskanzler
Schröder sehe es eher düster aus. »StarAstrologin« Jeanne Philippi weist auf »drei negative Aspekte im Sternenbild« hin. Besonders
das Uranus-Quadrat soll ihm zu schaffen
machen, stünde es doch für Trennung und
Popularitätsverlust.
Ein TV-Astrologe prophezeit, daß Frau Merkel
die Regierungskrise beendet: »Deutschland ist
notleidend. (…) Wenn wir berücksichtigen, daß
der Aszendent des Gründungshoroskops der
Bundesrepublik Deutschland eine Konjunktion
zum Medium Coeli im Horoskop von Angela
Merkel bildet, könnte man sagen, daß unser
Land nur auf diese Frau gewartet hat, damit
sie seine Not lindert.«
Abb.1: nach der Brandrodung. Die extensive und nur kurze
Zeit ergiebige Bodennutzung in der Sahelzone verschärft die
Probleme der ohnehin dürregeplagten Gebiete.
Abb.2: Wassermangel in China. In einem ausgetrockneten See
in der Region Peking liegen die Vergnügungsboote auf dem
Trockenen.
AHA 4/05
59
Olds&News
AHA: kein Kommentar. Das Wort hat Herr
Crowley: „Astrologen irren sich gelegentlich.
Aus dieser Tatsache, die zu bestreiten selbst
Astrologen kaum die Frechheit besitzen, läßt
sich mit mathematischer Sicherheit schließen, daß Astrologie keine Wissenschaft, sondern Täuschung, Scharlatanerie, Lug und Trug
ist. Man stelle nur einmal ihre erbärmliche
Unzuverlässigkeit solchen Wissenschaften wie
Medizin, Jurisprudenz oder Politik gegenüber:
Hat man je gehört, daß ein Arzt einen Patienten,
ein Jurist einen Fall oder gar ein Stratege eine
Schlacht verloren hätte?“
Der Untergang des Abendlandes
M
arktl. Sündiges Treiben im Geburtsort
von Papst Benedikt XVI.: Ausgerechnet
die oberbayerische Gemeinde Marktl
am Inn hat sich zum Geheimtipp für Sexorgien
und Homosexuellentreffs entwickelt: Als beliebtes FKK-Gebiet sind die Kiesbänke an der Alz
schon längst bekannt, in jüngster Zeit jedoch
… Einheimische klagen über „Zustände wie in
Sodom und Gomorrha”.
Es gebe an der Alz Plätze, „wo Leute an schönen
Tagen sich so verhalten, wie es nicht sein sollte”,
formuliert der Pressesprecher des zuständigen
Landratsamts vorsichtig. Und er fügt hinzu: „Es
scheint in letzter Zeit krasser zu werden. … Es
ist durchaus so, dass es zu Geschlechtsverkehr
kommt – vielfach zwischen Männern.”
… angesichts des wachsenden Interesses an
Marktl als Papst-Geburtsort sei die Geschichte
„um so ärgerlicher”. Die Zahl der Verbotsschilder
wurde bereits erhöht. (Freie Presse, 23.7.)
60
Wir sagen: Na, das ist doch was!, Verbotsschilder
helfen immer:)
Geschichte
Ischtar-Tor vor Zerfall?
D
as im Berliner Pergamonmuseum befindliche 2.500 Jahre alte Ischtar-Tor,
das als Teil der Prozessionsstrasse von
Nebukadnezar II. erbaut wurde, ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der spätbabylonischen
Kunst. Seine mit glasierten Ziegeln verkleideten
Wände zeigen auf dunkelblauem Grund Reliefs
schreitender Stiere und Schlangendrachen.
Trotz der Unterbringung in geschlossenen
Räumlichkeiten zeigen sich dramatische
Zerfallserscheinungen an den Glasuren: die
glänzend blaue Färbung verblasst, Glasur und
Ziegel verlieren ihren Zusammenhalt.
Drum wurde es von Physikern der Universität
Oldenburg mittels Laseroptik untersucht. Da die
Präzisionsmessungen bereits Bewegungen von
deutlich weniger als einem tausendstel Millimeter
erfassen, können schon Schadensabläufe untersucht und Behandlungsverfahren beurteilt
werden, lange bevor ständig wiederkehrende Materialbeanspruchungen zu sichtbaren
Zerstörungen führen.
Die Untersuchungen an Laborproben haben gezeigt, dass die Dehnungen bei
Temperaturschwankungen durch eine neue
Konservierungsmethode und durch geringe
Luftfeuchtigkeit drastisch reduziert werden
können. Nun sollen diese Erkenntnisse umgesetzt werden.
AHA 4/05
Leserbrief
Liebe AHA-Redaktion
M
it Begeisterung habe ich den
ersten Teil von Stephen Mace’
Essay in der letzten Ausgabe der
AHA (Nr. 3/2005) zur Kenntnis genommen. Mace beschreibt meines Erachtens
eine wichtige, reflektierte Auffassung
von Okkultismus, der eben nicht auf
dogmatische Wahrheitspostulate und
einen exklusiv-esoterischen Zugang setzt,
sondern – ganz nach meinem Geschmack –
den Erleuchtungs- bzw. Erkenntnismodus
okkulter Lehren und praktischer Magick
als operationale Handlungsdispositionen
zur Erfahrung subjektiver Effektivität
begreift. Ich arbeite bereits seit geraumer
Zeit an einem vergleichbaren Konzept
des Okkultismus. Ich versuche dabei, die
okkulten und persönlichen Erkenntnisse
aus einer künstlerischen Identität, anstelle
nachdrücklicher Objektivierungssüchte,
heraus zu begreifen. Das Problem vieler
esoterischer Gruppen liegt m.E. nämlich
an der grundlegenden Annahme, im Besitz
des Schlüssels – wie auch Mace deutlich
herausstellte – zur einen, göttlichen Wahrheit zu sein. Theosophie, Anthroposophie
und Rosenkreuzer haben dabei historische
Vorbereitungsarbeit geleistet, denn ihr
elitärer Wunsch, im Sinne der Naturwissenschaften esoterische Praxis und kosmologische Magiekonzepte zu objektivieren, hatte zur Folge, dass jedwedes Tun
dieser Protagonisten an der Lebenspraxis
der Menschen vorbeizusteuern schien.
Sehr interessant in dem Zusammenhang
der Transformation magischer Erkenntnis und künstlerischem Wirken in den
lebensweltlichen Bereich, scheint mir
– wie auch von Mace erkannt – Austin
Osman Spare zu sein. Er kann ohne
Abstriche als Vorreiter einer reflektierten Esoterik und einer genreüberg-
AHA 4/05
reifenden Kunst bezeichnet werden.
Die verschiedenen Facetten des Impetus’
der sich entwickelnden Modernen, die
Stephen Mace in seinem Essay vorstellt
(Weltpolitik, Ästhetik, Gesellschaftsmodelle,...), treffen meiner Meinung nach
eine wichtige Synthese –besser bekannt
als Ganzheitlichkeitsforderung –, die für
unsere Zeit und vor allem für den grenzwissenschaftlich arbeitenden Menschen
unentbehrlich ist. Im Sinne Mace’ Aufruf,
den er mit einem Zitat von Crowley untermauerte, kann ich mich persönlich nur
anschließen: der Okkultismus des 21. Jahrhunderts hat sich gelöst von überkommenen Heilsbotschaften, pseudoreligiöser
Wahrheitsansprüche und einem mechanistischen Korsett zur mundgerechteren
Konsumption seitens seiner Empfänger!
Der Okkultismus unserer Zeit ist in meinem Verständnis eine Grenz- und Integrationswissenschaft, welche mittels transdisziplinärer und kreativer Methoden die
subjektive Erleuchtung des Individuums
erforscht. Denn erst durch die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen – die
Selbstreform – können und werden sich
adäquate Auswirkungen im sozialen Gefüge in der Gestalt einer Sozialreform bemerkbar machen. Der Weg ist zu beachten!
Im Ganzen stellte sich mir die
letzte Ausgabe der AHA – mit
kleineren Ausnahmen –
als ein in sich konsistentes und
anspruchsvolles Magazin vor. Auch
hier scheinen enorme Wandlungsprozesse im Gang zu sein – gut für
die Leser, gut für unser Neues Aeon!
Alexander Graeff
Treuer AHA-Leser und -Autor
61
Impressum, Annoncen
Impressum
Herausgeber und Verlag
Tiphareth-Verlag, Breite Str. 65, 29468
Bergen/Dumme, ISSN 0943 - 4208
Fon 05845/9697111
[email protected]
www.aha-zeitschrift.de
Redaktion
Knut Gierdahl
Autoren
Stephen Mace, Dominik Irtenkauf, , Knut
Gierdahl, Sirentro, Michael D. Eschner,
Spectator, Claas Hoffmann, Kai Figdor,
Susanne, die Weisse Hexe, Voenix, Berthold
Röth, Joe Asmodo
Satz und Layout
Steven Maier
Illustrationen
Voenix
Druck
Druck- & Kopierzentrum Dagmar Kahl,
Uelzen, Tel. 0581/17433
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Knut Gierdahl
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Juni, August, Oktober, Dezember)
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62
Magie - Macht - Kunst:
Der Weg der freien Selbsterschaffung.
Jenseits von Religion, Wissenschaft und Esoterik - wartet
das Erbe der toten Götter.
Wir gehen den Weg der Gottwerdung. Wir zaubern ein
Leben und bezaubern eine Welt, die wach sein will, die
freudig überfließt und für die Menschen lebt.
Du bist herzlich eingeladen den Weg eines
Neuen Aeons THELEMA mit uns zu gehen.
Unser Re–Herachte Tempel erwartet dich!
Wann? Jeden Samstag 17h – 22h
Wo? In Berlin/ Neukölln
Nähe S-Bahn Treptower Park
Kontakt & Anmeldung: Harald
[email protected]
Thelema Society
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De 003
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AHA 4/05
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Kopfzeile
Rückblick...
Rückblick... die Hefte des letzten Jahres
die Hefte des letzten Jahres
Themen Heft 3/ 2005
• Zusammenschluß gegen das Chaos - Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush, von Stephen Mace, deutsche Übersetzung von Cherok • Thelema und das
Abendland - Form und Kraft, von Jörg Scholz • Die Abenteuer von Phrast Ambix - XI:
Ohnmacht, von Dominik Irtenkauf • Warum das Huhn die Straße überquert... • Hupe,
wenn du Jesus liebst... • Über Wirklichkeits(de)montage, von Alexander Graeff • Die
Offenbarung des Raumes - ein Wegweiser zur Richtigstellung der Raum-Zeichen, von
Knut Gierdahl • Einführung in Weiße Magie - Teil II Juni/Juli 05, von Susanne, die Weisse Hexe • Der Magus • Neues vom Buchmarkt • Olds & News • Musics always magic...
Themen Heft 2/ 2005
• Osiris ist ein schwarzer Gott, von Knut Gierdahl • Die Scharlachfrau und das Tier – Form
und Kraft, von Cassandra • Ist Erkennen Handlung? Ist Handlung Erkennen? von Alexander
Graeff • Das Sein zum Tode – zum Todesverständnis in Martin Heideggers »Sein und Zeit«,
von Knut Gierdahl • Einführung in Weiße Magie – Der Onyx – Das Pentagramm, von Susanne, der Weißen Hexe • Der Tod und des Menschen Sein zum Tode – (eine meditatio mortis),
von Uwe Friese • Die Abenteuer von Phrast Ambix – X: Das Notenzepter schwingt!, von Dominik Irtenkauf • Der Magus • Neues vom Buchmarkt • Olds & News • Musics always magic...
Themen Heft 1/ 2005
• Die Welt ist Klang, von Markus Schmieke • Liber L vel Legis, von MDE • Der Kanon des
Gesetzes, von MDE • Trinksprüche, von Fr. Eremor • Der Mensch als Beobachter –
Radikalkonstruktivistische Annäherungen zur Skizzierung einer nachhaltigen
Ethik, von Alexander Graeff • Die Abenteuer von Phrast Ambix – IX: Totenmesse, von Dominik Irtenkauf • Magick und die Schwarze Bruderschaft, von Sirentro • Musics always magic... – Musik-Rezensionen von Joe Asmodo • Der Magus von Voenix • Neues vom Buchmarkt, von Berthold Röth • Olds&News
Themen Heft 6/ 2004
• Die Kelten – Jenseits neopaganer Romantik, von Soror Hel • Maat – Wieder-holung
Ägyptens in Thelema, von Magdalena • Magick un d das Kreuz mit den Christen, von
Sirentro • Das IEK Berlin – Eine transdisziplinäre Institution, von Alexander Graeff • Die
Geschichte des Kriegerwesens – Aufstieg und Verfall einer Vision, von Sperber • Kulturkampf, Christlicher Aufbruch, Neues Aeon – oder was?, Gedanken des erheiterten
Spectator • Die Abenteuer von Phrast Ambix – VIII: Scheiben abschneiden, von Dominik Irtenkauf • Die Frage nach einem ursprünglichen Zeitbegriff, von Timo Kölling
Themen Heft 5/ 2004
• Der Teufel steckt im Detail – Ein Stimmungsbild zum Wave-Gotik-Treffen 2004 in
Leipzig, von Dominik Irtenkauf • Von Mesopotamien zum Irak – Kleine Geschichte eines
alten Landes, von Berthold Röth • Sexenu, von Frater Eremor NVR .’. vira Setos • Monte
Verità, von Georg Temme • Satanismus und der Pfad zur Linken Hand, von Ulrich Alexander Goetz • Sprachmagie – VII: Offenbar scheint es hier!, von Dominik Irtenkauf
Themen Heft 4/ 2004
• Chruch of Satan, von Chris Redstar, CoS-Agent and Media-Representative • Der setianische
Pfad, von Eremor • Einfach zum Nachdenken, von P. • Gnostischer Satanismus, von Damien
Thorn • Literarischer Satanismus, von Nahema • LOKI, von Voenix • Satanismus ohne Dogma – ein Hirngespinst, von Oliver Fehn • Satanismus und Neosatanismus, von Spectator •
thiannen – ein Beispiel für Xeper, von Daelach • Xeper – Über den Sehianismus, von Daelach
64
AHA 4/05