Tariq Ramadan: Muhammad. Auf den Spuren des - RPI
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Tariq Ramadan: Muhammad. Auf den Spuren des - RPI
Tariq Ramadan: Muhammad. Auf den Spuren des Propheten. Aus dem Englischen von Fiona Pappeler und Felicitas Schreiber unter Mitwirkung von Kristiane Backer. München: Diederichs 2009, 288 S. ISBN: 978-3-424-35020-3 Biografisches und Tendenz des Buches: Tariq Ramadan, geboren am 26. August 1962 in Genf, ist ein sehr bekannter, aber auch umstrittener muslimischer Philosoph und Islamwissenschaftler, der einen Islam entwickelt, der mit dem religiösen und kulturellen Vorstellungen Europas nicht nur kompatibel ist, sondern zugleich ein Islam der Moderne sein will. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich Ramadan von der islamischen Tradition distanzieren möchte, er will sie nur adäquat unter heutigen Bedingungen verständlich machen und als eine Bereicherung für heutige Gesellschaften darstellen. In seinem Buch über den letzten Propheten des Islam beschreibt er unter Bezug auf die Quellen nachhaltig die Geschichte Muhammads von seiner Geburt bis zu seinem Tod. Aber das Buch ist nicht einfach eine weitere Biographie des Propheten, sondern erhebt letztlich die Bedeutung Mohammeds für heute, und zwar so dass er viele interessante Einzelheiten des prophetischen Lebens, seinen Umgang mit alltäglichen und nicht alltäglichen Problemen der arabischen Gesellschaft anführt. So sieht er sein Werk als geeignet an, einen Überblick über die Glaubensinhalte des Islam zu gewinnen und dem Koran als Wort Gottes und dem Islam insgesamt ohne Vorurteile zu begegnen. Gerade in Zeiten von Selbstmordattentätern und Anschlägen aus angeblichen Gründen des Glaubens ist es hilfreich, ein Werk zu lesen, welches mit vielen Vorurteilen über den Islam und den Koran aufräumen möchte. Die „Spuren des Propheten“ sind in 15 Kapitel aufgeteilt, welche nach und nach das Leben, die Umwelt und ihre Einflüsse und Reaktionen und auch die Gedanken des Propheten beschreiben. Soziale, spirituelle, politische und kulturelle Probleme werden aufgegriffen und erläutert und machen die Aktualität des Buches deutlich. 1. Das erste Kapitel „Begegnung mit dem Heiligen“ beschäftigt sich mit der Geschichte der Propheten im Allgemeinen und im Besonderen mit der Geschichte Abrahams. Die Geschichte Abrahams zeigt viele Parallelen zu der des Propheten Muhammads, die im Laufe des Buches herausgestellt werden (unter anderem: Trennung, Verlassen und Verlassenwerden). 2. Im zweiten Kapitel geht es um die „Geburt und Erziehung“, also die ersten Lebensjahre des Muhammad, in denen er viel Leid ertragen muss. Er wird zwar als Sohn einer angesehenen Familie in Mekka geboren, doch muss er in den ersten Jahren seines Lebens schon mit schweren Verlusten umgehen. Erst stirbt sein Vater noch während der Schwangerschaft seiner Mutter, dann seine Mutter und sein Großvater. Außerdem wird von Zeichen berichtet, die allen erscheinen, die dem jungen Muhammad begegnen. Sein Leben in der Wüste bei den Beduinen wird beschrieben als wegweisend für sein weiteres Leben. Auch die Einflüsse des Hirtenlebens bei Mekka werden hervorgehoben. 3. Die „Persönlichkeit und spirituelle Suche“ im dritten Kapitel des jungen Mannes Muhammad beginnt mit dem Treffen mit einem christlichen Mönch, der bei Muhammad das „Siegel des Propheten“ entdeckt und ihm prophezeit, dass eine schwere Zeit auf ihn zukäme. Muhammad wird dabei als schlicht, meditativ, höflich, ehrlich und effizient beschrieben, was ihm die Aufmerksamkeit einer reichen Frau einbringt, die ihn bittet, ihn zu heiraten. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass es für einen Gläubigen das wichtigste Prinzip ist, den Armen und Schwachen zu helfen und sie zu beschützen; Gerechtigkeit steht jederzeit im Vordergrund. Schon hier wird erwähnt, dass sich Muhammad immer häufiger in eine Höhle zurückzieht, um zu meditieren und nachzudenken. Sein Leben ist auch weiterhin von Schicksalsschlägen begleitet, sein erstgeborener Sohn stirbt, als er nicht einmal zwei Jahre alt ist. Nach ihm bekommt Muhammad mit seiner Frau Khadidscha (Chadidja) vier Töchter, die gegen die damalige Tradition von ihnen mit Liebe und Zuneigung überschüttet werden. Sein sechstes Kind, auch ein Sohn stirbt wie der erste, bevor er das zweite Lebensjahr erreicht. 4. Im vierten Kapitel „Offenbarung und Wissen" geht es um die Erscheinung des Engels Gabriel, der Muhammad die ersten Verse des Koran verkündet und ihm mitteilt, dass er ein Gesandter Gottes sei. Zitate aus dem Koran ermöglichen ein gutes Verständnis dessen, was Muhammad widerfährt und was für ihn und seine Lehren wichtig ist: Wissen, Glaube, Demut und Moral. Der Engel Gabriel soll Muhammad 20 Jahre lang begleiten und ist die Stimme Gottes, die Muhammad den Koran verkündet. 5. Zu „Botschaft und Widrigkeiten“ wird im fünften Kapitel nun berichtet, dass sich Muhammads Botschaft, bzw. die Botschaft des Koran um vier grundlegende Themen dreht: Um die „Einheit Gottes“, den „Status des Koran“, das „Jenseits und das Jüngste Gericht“ und um das Gebet. Es wird ganz klar herausgestellt, dass es dem Propheten niemals um Reichtum oder Macht geht. Er lehnt mehrere Angebote der Stammesführer ab, die ihm Macht, Geld und Waren anbieten und begegnet den Angeboten mit Zitaten aus dem Koran und Gebeten. Doch die Angst der Mächtigen wächst weiter, dass Muhammad und seine Mit-gläubigen Unfrieden in der Gesellschaft stiften würden. 6. So dreht es sich im sechsten Kapitel dann um „Widerstand, Demut und Exil“. Die Angriffe der Stammesführer in Mekka auf die zum Islam Konvertierten werden mehr und immer gewalttätiger bis hin zum Mord. Es sind die ersten Märtyrer des Islam, die sterben, weil sie ihren Glauben an den Einen nicht verleugnen. Tariq Ramadan formuliert die eigentliche Bedeutung des Wortes Dschihad (Djihad) oder des Wortstammes dscha-ha-da, was bedeutet „sich anstrengen“, „widerstehen“ oder „sich behaupten“. Hiermit ist aber niemals die gewalttätige Gegenwehr gemeint, sondern die Nutzung der „Waffe Koran“. Der Widerstand der ersten Muslime 1 und des letzten Propheten bestand darin, an die Existenz des einen Gottes zu erinnern, an das Leben im Jenseits, an das Jüngste Gericht und an die Notwenigkeit, Gutes zu tun. Die wichtigsten Tugenden um diese schwierige Zeit der Verfolgung und Misshandlung zu überstehen, waren Geduld, Standhaftigkeit und Vertrauen in Gott. Durch die immer stärker werdende Verfolgung waren die ersten Muslime (ca. 100) gezwungen ins Exil nach Abessinien zu gehen, welches von einem christlichen König, dem Negus, regiert wurde, der den Monotheismus mit den Muslimen teilte. Die Emigration wollten die Mekkaner aber verhindern, da sie fürchteten, ihren guten Ruf zu verlieren. Der König aber nahm, nachdem er herausfand, dass die Muslime auch an Jesus Christus und den einen Gott glauben, die Muslime in seiner Stadt auf. Auch auf die Äußerungen über Jesus, dass er nicht Sohn Gottes, sondern ein Prophet sei, beschloss der König nicht, sie auszuweisen. Später trat der Negus sogar zum Islam über. So blieben die Muslime in Abessinien und lebten dort in ihrem Glauben. In Mekka nahm die Verfolgung der zurückgebliebenen Muslime weiter zu. 7. Das siebte Kapitel „Prüfungen, Erhebung und Hoffnungen“ beschäftigt sich mit der Auswanderung Muhammads aus Mekka und auch mit Schicksalsschlägen, die Muhammad ereilen. Erst stirbt seine Frau und kurz darauf sein Onkel. Damit verliert er zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben und sieht sich vor neue und alte Probleme gestellt, mit denen er fertig werden muss. Muhammad macht sich auf den Weg, um bei anderen Stämmen und Klans Hilfe und Unterstützung zu suchen. Aber er wird verspottet und findet erst bei der dritten Person, Mutim bin Adi, Führer des Klans des Nawfal (Naufal) aus dem Bezirk der Kaaba, die Unterstützung, die er sich erhofft hat. Auch wird in diesem Kapitel von Muhammads Nachtreise berichtet, in der er mit dem Engel Gabriel eine visionäre Reise nach Jerusalem und in den Himmel unternimmt, wobei er anderen Propheten begegnet und mit ihnen betet. Während dieser Reise erhält er auch den Hinweis darauf, dass in Richtung Jerusalems gebetet werden soll, was auf die Zentralität und Universalität Jerusalems hindeutet. Die immer stärker werdende Verfolgung der Muslime in Mekka zwingt sie dazu ihre Auswanderung bzw. ihr Exil vorzubereiten. Muhammad erhält dann die Erlaubnis Gottes, aus Mekka auszuwandern und sich seinem Volk in Medina anzuschließen. 8. Im achten Kapitel „Hidschra“ geht um die gefährliche Auswanderung (Hidschra) des Propheten aus Mekka nach Medina. Auf seiner Reise wird er von Abu Bakr begleitet und von Gott behütet (der die Verfolger von Muhammad und seinem Begleiter ablenkt, und zwar durch ein Spinnennetz und ein Taubennest vor einer Höhle, in der sich die beiden verstecken). Die Hidschra wird konkret die „zentrale Lehre in der Erfahrung des Propheten: ein Gottvertrauen, das sich frei von Hochmut als gänzlich unabhängig vom Menschen zeigt und zugleich demütig die bedingungslose Abhängigkeit von Gott anerkennt.“ (S.113) der Ankunft in Medina beginnen die Gläubigen damit, Moscheen zu bauen, was ein Zeichen dafür ist, dass sie eine neue Heimat gefunden haben. Muhammad macht sich direkt daran, ein Abkommen mit den Juden und Christen zu formulieren, damit die Muslime nicht noch einmal so etwas wie in Mekka erleben müssen. Die Gemeinde der Muslime kann nun wachsen und gedeihen, was aber auch dazu führt, dass sich Heuchler unter die Gläubigen mischen, die es nicht ernst meinen mit ihrem Glauben und die Gemeinde von Innen heraus angreifen. Wichtig in diesem Kapitel ist auch, dass Muhammad den melodischen Gebetsruf einführt, um die Gläubigen zum gemeinsamen Gebet zusammen zu rufen. Doch die Vision, eine melodische Rezitation anzustimmen als Zeichen für das Gebet, hat nicht Muhammad selbst, sondern Abdullah ibn Ansar. 9. Im neunten Kapitel „Medina, Leben und Krieg“ wird das Leben der Muslime in Medina beschrieben. Doch auch diesmal soll es ihnen nicht möglich sein, ihrem Glauben frei nachzugehen. Nicht nur die jüdischen Stämme in Medina fühlen sich von den Muslimen und ihrem Propheten bedroht, auch die Koreischiten (Quraisch / Quraischiten) in Mekka haben Angst vor der Ausbreitung der Muslime auf der arabischen Halbinsel. Sie nehmen die zurückgelassenen Besitztümer der ins Exil gegangenen Muslime in Mekka an sich. Das führt zu einer Offenbarung, die den Muslimen erlaubt, sich zur Wehr zu setzen. Muhammad organisiert sieben Märschen gegen mekkanische Karawanen, um die Besitztümer seiner Glaubensbrüder zurückzuholen. Auch führt die Offenbarung dazu, dass sich der Dschihad, der friedliche Widerstand in al-qita, wandelt, den notwendigen Krieg mit Gewalt als Reaktion auf Angriffe, denn der Weg zum Frieden ist anders nicht mehr möglich (vgl. Sure 47). Die Gebetsrichtung ändert sich in dieser Zeit von Jerusalem nach Mekka. Damit findet aber nun eine noch stärkere Abgrenzung des Islam gegenüber anderen Religionen statt. Es kommt während des Monats Ramadan im Jahr 624 n. Chr. zum ersten Krieg zwischen Muslimen und den polytheistischen Mekkanern, aus welchem die Muslime als Sieger hervorgehen. Doch für Muhammad gehen die Schicksalsschläge weiter, erst verliert er in der Schlacht einen engen Vertrauten und als er heimkehrt, muss er erfahren, dass seine Tochter gestorben ist. 10. Das zehnte Kapitel berichtet von „Lehren und Niederlagen“. Ramadan legt Wert darauf zu betonen, dass Muhammad sein Verständnis von Gerechtigkeit, Fürsorge und Liebe unter seinen Anhängern verbreitet. Trotz des Krieges und der Verfolgung sei er immer darauf bedacht gewesen, dem Einen Gott zu dienen und seinen Glauben in die Welt zu tragen. Sein Volk hatte mit Zweifeln und Gewissensbissen zu kämpfen, welche der Prophet ihnen aber zu nehmen versuchte. Sanftmut war demnach die „Essenz seiner Lehre“ (S. 150). Er begegnete jedem Menschen mit Respekt, Würde und Sanftmut, nahm sich für jeden Zeit, der Fragen hatte und beantwortete die Fragen so, dass jeder seine Antworten verstehen konnte. In einem Abschnitt berichtet Tariq Ramadan über ein Treffen des Propheten mit einer Gruppe Christen, die auch im Koran beschrieben wird. Sie besprechen ausführlich Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Religionen und nehmen dann einen Vertreter der Muslime mit, um bei Fragen über dem Islam einen Ansprechpartner zu haben. Sie beten in der Moschee und machen sich danach als freie Christen auf den Weg in ihre Heimat. So vermittelte der Prophet den Menschen in seinem Umfeld die Liebe und den Respekt für Kinder und auch den Respekt vor Frauen, was in der Zeit damals nicht üblich war und oft auf Verurteilung stieß. Als die nächste Schlacht gegen die Koreischiten bevorsteht, muss entschieden werden, ob die Muslime um Muhammed in der Stadt warten, um den Feind in einen Hinterhalt zu locken, oder ob sie ihm entgegentreten. Die Entscheidung fällt 2 so, dass sie sich den Gegnern auf dem Schlachtfeld stellen, obwohl sie zahlenmäßig völlig unterlegen sind. Mohammeds Gefolge schließen sich auch Jungen an, die kämpfen wollen, doch diese schickte er mit der Begründung heim, dass Kinder beim Kampfgeschehen nichts zu suchen hatten. Erst sieht es so als würden die Muslime auch diese Schlacht gewinnen, aber als sich einige der Kämpfer von ihren heidnischen Gefühlen übermannen lassen und sich nicht an die abgesprochene Strategie halten, kippt der Kampf, und die Muslime erleiden einen schweren Rückschlag. Sie verlieren viele Männer und den Kampf und kommen verwundet zurück nach Medina. 11. Im elften Kapitel „List und Verrat“ geht es um den Tod von Muhammads Glaubensbrüdern, die ein Stammesangehöriger der Banu Nadir mit zu seinem Volk nehmen wollte, um dieses in die islamischen Lehren einführen zu lassen. Doch beachtete er nicht, dass viele Angehörige seines Stammes den Muslimen feindlich gegenüberstanden. So wurden alle Muslime dieser Gruppe bis auf einen getötet. Doch als er zu den Banu Nadir geht um eine Blutschuld zu begleichen, die aus den Vorkommnissen entstanden war, verhalten diese sich merkwürdig, und Muhammad erscheint der Engel Gabriel, welcher ihn warnt, dass die Banu Nadir ihn töten wollen. Doch auch diese Auseinandersetzung gewinnt Muhammad mit klarem Verstand und intelligenten Überlegungen. Er schafft es, sie aus ihrer Verschanzung heraus zu holen, und lässt sie trotz ihrer Taten ziehen. Auch dies zeigt wieder seine Gutmütigkeit. Das führt nun aber dazu, dass die Banu Nadir sich mit den Koreischiten verbünden, genau wie viele andere Stämme auch. Sie rüsten sich für einen großen Angriff, um Muhammad und den Islam auszulöschen. Diesmal harren die Muslime in der Stadt aus, um die sie einen Graben ausheben. Dies ist die Idee eines Persers gewesen, der direkt und ohne Zweifel in die Planung mit einbezogen wird. Sie werden nunvon allen Seiten belagert und von Verbündeten verraten. Bald kommt es dazu, dass die Muslime nicht mehr beten können, weil sie so sehr damit beschäftigt sind, ihre Stadt zu verteidigen. Das macht den Propheten und seine Anhänger wütend. Nuayam, ein mächtiger Führer der Koreischiten, kommt zu Muhammad, als dieser schon versucht, Übereinkünfte mit dem Feind zu treffen und berichtet, er sei zum Islam konvertiert und wolle Muhammad nun beistehen. Er wird nun geschickt, um unter den Feinden Zwietracht zu säen. Dies gelingt ihm gut und das immer kälter werdende Wetter und die nachlassende Versorgung tragen den Rest dazu bei, dass die Belagerung Medinas nach 25 Tagen aufgelöst wird. Doch schon bald folgt eine Offenbarung durch den Engel Gabriel, welcher Muhammad auffordert, die Banu Quarayza (also die Koreischiten) zu belagern. So geschieht es dann auch. Nach 25 Tagen öffnen sich die Tore der Stadt und die Muslime nehmen die Menschen gefangen. Die Männer werden exekutiert und Frauen und Kinder als Kriegsgefangene gehalten. Dies entscheidet aber nicht der Prophet, sondern ein Mann, der während der Belagerung Medinas verletzt worden ist. Diese Geschichte verbreitet sich auf der Halbinsel und ändert die Betrachtungsweise vieler Gegner der Muslime. 12. Das zwölfte Kapitel beschäftigt sich nun mit dem „Traum des Propheten“, der besagt, dass er und sein Volk in Frieden leben können. Durch Verhandlungen mit vielen der sie umgebenden Stämme und Klans und auch durch Eheschließungen Muhammads mit den Töchtern dieser Klans wird es den Muslimen möglich, sich niederzulassen, ihrem Glauben in Freiheit nachzugehen und ihn zu verbreiten. Auf ihrer Pilgerfahrt nach Mekka, die alle Muslime ohne Waffen begehen sollen, treffen sie Übereinkünfte, schlossen Verträge und führen Verhandlungen, um in Frieden leben zu können. Auch hier wird noch einmal die Achtung vor Verträgen vermittelt. Muhammad nimmt einen Flüchtigen aus Mekka auf, gibt diesen aber in die Hände eines Wächters, der ihn nach Mekka zurückbringen soll. Der Gefangene erschlägt seinen Wächter und kehrt nach Medina zurück. Aber Muhammad will ihn wegen der geschlossenen Verträge nicht in der Stadt verweilen lassen und schickt ihn fort. Der Mann lässt sich an einer Straße nieder, an der er mekkanische Karawanen überfällt. Es schließen sich immer mehr Flüchtlinge an. Das wird den Mekkanern bald zu viel, und sie streichen die Klausel der Auslieferung aus dem Vertrag. So kann der Gefangene nach Medina zu seinen Glaubensbrüdern ziehen und ist frei. 13. Im 13. Kapitel „Die Heimkehr“ geht es erst um einen Streit zwischen den Frauen Muhammads, der aber durch Gott gelöst wird, denn jeder muss für sein eigenes Seelenheil Sorge tragen. Die Frauen akzeptieren eine weitere Frau an der Seite des Propheten (Mariya), die sehr schön ist und auf die sie eifersüchtig sind. Aber sie wollen trotzdem bei dem Propheten bleiben und sich so verhalten, wie wahre Muslime dies tun, respektvoll und freundlich. Dann wird es Zeit für die Pilgerreise nach Mekka, und die Muslime machen sich auf den Weg dorthin. Durch die Abkommen sind sie vor den Koreischiten geschützt und können ihre Riten vollziehen. Doch dürfen sie die Kaaba nicht betreten. Die Pilger gehen deshalb draußen ihren Riten nach und lassen sich von dieser Tatsache nicht stören. Ein Stamm bricht nun im Jahre 630 n. Chr. das Bündnis von al-Hudaybiyya, und Muhammad beginnt mit den Vorbereitungen für einen Angriff auf die Koreischiten. Die Muslime nehmen die Stadt ein, ohne jemanden zu töten. Der Prophet geht dann seinen Riten nach und betet an der Kaaba. Danach zerstört er alle Götzenbilder, die sich an diesem heiligen Ort befinden. Er vergibt allen denen, die ihn verfolgt haben und ihn töten wollten und lässt sie ihrer Wege gehen. Nach zwei Wochen, die der Prophet in Mekka bleibt, beruhigt sich die Lage langsam wieder und er kann auch zur Ruhe kommen, auch wenn den neuen Muslimen noch ein langer Weg der Erziehung und des Lernens bevorstand. 14. „Daheim in der Ferne“ - das 14. Kapitel, beschäftigt sich damit, dass weiterhin eine Bedrohung der Muslime bestand. Ein Heer, 20000 Mann stark hatte sich zusammengefunden um Mekka anzugreifen. Die Hawazin, ein Stamm östlich von Mekka, hatten dieses Heer zusammengestellt, und Muhammad hatte nun die Aufgabe, ihnen zu begegnen. Er rief alle fähigen Männer und brachte 12000 Mann zusammen, die sich unter dem Propheten Muhammad dem Heer stellen wollten. Nach einem vorübergehenden Durcheinander auf dem Schlachtfeld gewinnen die Muslime die Schlacht im Tal bei Mekka, nehmen die Frauen und Kinder als Kriegsgefangene und verfolgen die flüchtigen Kämpfer. Talik, der Anführer der Hawazin verschanzt sich in einer nahegelegen Stadt. Doch als Muhammad ihm Geld, Familie und Kamele für das Bekenntnis zum Islam anbietet, 3 kommt er und nimmt den Vorschlag an. Muhammad schenkt ihm seine Freiheit und vertraut Malik. Er sendet ihn mit seinen Kämpfern nach Taif, um den Widerstand dort zu zerschlagen. Dies gelingt ihm und er bleibt Islam treu. Nachdem die Kriegsbeute aufgeteilt ist, geht Muhammad zurück nach Medina, die seine Wahlheimat werden sollte. Seine Frau Mariya brachte einen Sohn zur Welt, worüber sich der Prophet freute. Er besuchte ihn häufig bei der Amme. Es wurde vom Sieg über die Perser berichtet, welcher schon lange vorausgesagt worden war. Da brach unter den Muslimen Angst vor einem Angriff durch die siegreichen Byzantiner im Zusammenschluss mit den Christen im Norden aus. Muhammed reagierte sofort und sandte ein Heer aus, um dem Feind entgegenzutreten. Doch es stellte sich heraus, dass die Angst vor einem weiteren Krieg unbegründet gewesen war. Die Muslime erfreuten sich großer Macht und Beliebtheit und so kam es dazu, dass immer mehr Stämme sich ein Bündnis mit ihnen wünschten. Das neunte Jahr der Hidschra (631 n. Chr.) wird auch als „Jahr der Gesandtschaften“ bezeichnet, in dem aus allen Gebieten des Landes Gesandte zum Propheten kommen um mit ihm Bündnisse zu schließen. In Mekka wurde die Kaaba, die heilige Moschee, nur noch zur Anbetung des Einen Gottes und nur für Muslime geöffnet. Im zehnten Jahr der Hidschra wurde Muhammads Sohn schwer krank und starb in den Armen des Propheten, den tiefe Trauer überkam, die er auch öffentlich kundtat. In diesem Jahr sollte der Prophet seine letzte Pilgerreise nach Mekka antreten. 30000 Muslime schlossen sich ihm an und begingen die Reise zum Ursprung, zu Gott. Sie vollzogen die Riten der Pilgerreise und feierten das Fest als Abschluss ihrer Reise. 15. Die Rückkehr nach Medina und das Leben dort werden in Kapitel 15 „Frei von Schulden“ beschrieben. Muhammad lehrt in Medina weiter den Islam, schreibt am Koran und vermittelt den Muslimen die letzten Informationen, die nötig waren, um den Islam zu leben, zu lehren und auf zukünftige Fragen zu antworten. Dann wird Muhammad krank, und sein Zustand verschlechtert sich. Trotz alledem lebt seine achtsame Einstellung zur Natur weiter. Bevor eine Gruppe von 3000 Männern gen Norden zieht, wird ihnen noch einmal ganz klar vor Augen geführt, welche Regeln sie auch im Krieg befolgen müssen. Sie dürfen weder Frauen noch Kinder töten, sie dürfen keine Bäume fällen und Tiere dürfen nur dann geschlachtet werden, wenn sie zum Verzehr benötigt oder geopfert werden. Aber auch dann sollen die Menschen ihnen einen schnellen und schmerzfreien Tod ermöglichen. Muhammad wird in Medina sehr krank, verliert das Bewusstsein, wird aber noch einmal bei seiner Frau Aischa wach und geht, nachdem man ihm Wasser über das Gesicht gegossen hat (sieben Schläuche), ein letztes Mal in die Moschee. Dann stirbt er zuhause bei seiner Frau. 16. Im letzten Kapitel, mit der Überschrift „In der Geschichte, für die Ewigkeit“ formuliert Tariq Ramadan noch einmal seine Ansichten über den Propheten Muhammad. Er stellt ihn vor - als Lehrer und Vorbild für alle Muslime von damals bis heute. Er lebte seinen Glauben an den Einen Gott indem er Liebe, Zärtlichkeit, Zuneigung, Vergebung, Trost, Gerechtigkeit und noch viele positive Eigenschaften intensiv lebte und den Menschen näher brachte. An ihm sollten sich vielleicht viel mehr Menschen ein Beispiel nehmen. Er forderte Freiheit für alle Menschen, nicht nur physisch, sondern auch psychisch und spirituell. Insgesamt kann man sagen: Tariq Ramadans Muhammad-Buch ist nicht nur eine Zusammenstellung der historischen (und sicher auch einiger legendarischer) Ereignisse aus dem Leben des Propheten, sondern auch das Bekenntnis eines gläubigen Muslim, der seine Sicht des Propheten auch als eine Beispiel menschlichen Zusammenlebens und interreligiöser Begegnung betrachtet. Katharina Köckler, im Rahmen eines Seminars an der TU-Dortmund Rz-Ramadan-Muhammad, 13.04.10 4