Wolfsmenschen - Thomas Macho
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Wolfsmenschen - Thomas Macho
Prof. Dr. Thomas Macho Institut für Kulturwissenschaft Humboldt-Universität zu Berlin Sophienstraße 22a • D-10178 Berlin Tel.: 2093 8243 • Fax: 2093 8258 E-Mail: [email protected] Berlin, 19. Oktober 2010 Wolfsmenschen: Spuren einer Faszinationsgeschichte Vorlesung 53 285 [Dienstag 12:00 – 14:00 Uhr – UL 3075] Die Vorlesung wird sich mit Mythen der Verwandlung und Transgression befassen, am Beispiel der Beziehungen zwischen Menschen und Wölfen. Sie wird einerseits die Mythen vom Wolfskind diskutieren (von Romulus und Remus bis zu Victor von Aveyron, vom persischen König Kyros bis zu Rudyard Kiplings Mowgli), andererseits die Geschichten über Werwölfe (von Ovids Metamorphosen bis zu aktuellen Horrorfilmen). Sie wird diese Mythen auf kulturelle Praktiken zurückzuführen versuchen: Praktiken der Domestikation, der Jagd, der Kriegführung, der Erziehung und der Initiation. Daneben soll die Geschichte der Psychoanalyse des ›Wolfsmanns‹, die vor hundert Jahren, im Januar 1910, in Freuds Wiener Praxisräumen begann, rekapituliert – und die Frage aufgeworfen werden, wieso wir gerade heute mit einer Vielzahl von Wolfsgeschichten – T.C. Boyle: Wild Child (2010), Mark Rowlands: The Philosopher and the Wolf (2008), Eva Hornung: Dog Boy (2009), Hilary Mantel: Wolf Hall (2009) – und Wolfsfilmen – wie Wolfzeit (Michael Haneke 2003) oder Wolfman (Joe Johnston 2010) – konfrontiert werden. VORLÄUFIGER VORLESUNGSPLAN Datum 19.10.2010 26.10.2010 02.11.2010 09.11.2010 16.11.2010 23.11.2010 30.11.2010 08.12.2010 14.12.2010 04.01.2011 11.01.2011 18.01.2011 25.01.2011 01.02.2011 08.02.2011 15.02.2011 Vorlesungsthema Allgemeine Einführung in das Thema; Vorstellung des Semesterprogramms Mythen der Verwandlung (unter Bezug auf Elias Canetti: Masse und Macht); Transgressionen zwischen Tieren und Menschen (in Flucht, Jagd, Opfer); Wolfskinder und Werwölfe Romulus, Remus und die Wölfin (unter Bezug auf Plutarch und Dionysios von Halikarnassos); Gründungslegenden (Zwillinge und Doppelgänger; Aussetzungsgeschichten; Singularitäten des Monströsen: Kynokephaloi) usw. Wolfskinder in der Geschichte, unter besonderer Berücksichtigung des ›Wolfskinds‹ Victor von Aveyron; Vorstellungen der ›wilden Kinder‹ im 18. Jahrhundert (zwischen Carl von Linné und Jean-Jacques Rousseau); P.J. Blumenthals Untersuchung über Kaspar Hausers Geschwister (2005); Gastvortrag im Projekttutorium »From Hell« (SOP 4.11, 16:00 Uhr) zu Werwölfen und Wolfskindern Zur Faszination für Wolfskinder in der Moderne, unter Bezug auf Rudyard Kipling, David Malouf, T.C. Boyle, Eva Hornung und François Truffauts Film L’enfant sauvage (1969) Einführende Bemerkungen zur Ethologie der Wölfe, u.a. unter Bezug auf Ádám Miklósi: Wolfsbeobachtungen (2005) und Mark Rowlands: The Philosopher and the Wolf (2008) Zwischen Natur- und Kulturgeschichte: Zur Domestikationsgeschichte der Hunde Achtung: Die Vorlesung am 07.12.2010 muss (wegen eines Vortrags am Museum für angewandte Kunst in Wien) entfallen; am 08.12.2010 wird (ersatzweise) eine Vorlesung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörte Räume« (HG 3088, 18:00 Uhr) gehalten, zum Thema: Apokalyptische Tiere Sigmund Freud und die Analyse des ›Wolfsmanns‹ (Muriel Gardiner, Robert Eisler, Karin Obholzer usw.) Lycaon und die Lycanthropie (unter Bezug auf Ovids Metamorphosen); Bezüge auf Walter Burkert: Homo Necans (1972) und Pierre Vidal-Naquet: Der schwarze Jäger (1981) Werwölfe im Mittelalter – Wölfe im Volksmärchen; Werwolf-Prozesse in der frühen Neuzeit »lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit non novit«(Plautus): Politik der Wölfe, unter Bezug auf Thomas Hobbes, u.a. auch auf Hilary Mantel: Wolf Hall (2009) Wolfsmetaphern im Faschismus: NS-Werwölfe; Carlos Saura: Ana y los lobos (1972); Michael Haneke: Le Temps du loup (2003) usw. Werwolf-Filme: The Wolf Man, mit Lon Chaney (1941); Wolfen (1981); The Company of Wolves (1984); Wolf, mit Jack Nicholson (1994); Cursed (2005) usw. Neuere Werwolf-Filme: Underworld-Serie (2003, 2006, 2008); True Blood (TV-Serie seit 2008); Wolfman (2010) usw. Yukon-Wolfsmusik (Oswald Wiener und Helmut Schoener, 2001); Variations Sauvages (Hélène Grimaud, 2003); Abschluss und Zusammenfassung der Vorlesung