Abstract - Mixed Signal Circuit Design (MSC)
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Abstract - Mixed Signal Circuit Design (MSC)
Ein digitaler Neuroprozessor für biologienahe neuronale Netze von Tim Schönauer Im Rahmen dieser Arbeit wird ein digitales Neurohardware-System vorgestellt, das dank neuer Architekturkonzepte komplexe biologienahe neuronale Netze in Echtzeit zu berechnen vermag. Mit biologienahen neuronalen Netzen sind hierbei neuronale Netze gemeint, deren Neuronenmodelle das zeitliche Auftreten von Aktionspotentialen (auch Spikes genannt) erfassen, sogenannte Spikende Neuronale Netze (SNN). Im Gegensatz zu ratenkodierten Neuronenmodellen erlauben SNN eine zeitliche Kodierung von Information. Neurophysiologische Experimente weisen darauf hin, dass zeitliche Kodierung bei der Informationsverarbeitung von Lebewesen eine wichtige Rolle spielt. Die Berechnung von SNN bringt jedoch einen hohen Rechenaufwand mit sich. Für Bildverarbeitungsanwendungen, z. B. in der Robotik, müssen komplexe SNN berechnet werden. Konventionelle Hardware, wie Workstations und PCs, verfehlt dafür das Echtzeitkriterium um mehrere Größenordnungen. Daher wird im Rahmen dieser Arbeit ein digitales Neurohardware-System MASPINN (Memory optimized Accelerator for Spiking Neural Networks) vorgestellt. Hauptrechenlast eines MASPINN-Boards trägt ein Neuroprozessor-ASIC (Application Specific Integrated Circuit), der sogenannte NeuroPipe-Chip. Dieser berechnet ein programmierbares Neuronenmodell. Dem MASPINN-System und der hoch parallelisierten Prozessor-Architektur des NeuroPipe-Chips liegen neue Architekturkonzepte zugrunde. Die Architekturkonzepte zielen darauf ab Rechenlast zu reduzieren, Rechenschritte zu parallelisieren und die Anzahl der Speicherzugriffe zu reduzieren. Dank dieser Konzepte wird eine echtzeitnahe Berechnung eines SNN in der Größenordnung von einer Million Neuronen möglich. Im Vergleich zu konventioneller Hardware bedeutet dies eine Leistungssteigerung um ca. zwei Größenordnungen (Stand: Okt. 2000). Gegenüber bisheriger dedizierter Neurohardware-Systeme entspricht dies einer Leistungssteigerung um ca. eine Größenordnung. Zur Realisierung des NeuroPipe-Chips wurde im Rahmen der Arbeit ein Semi-Custom Design Flow entwickelt, der von der Schaltungseingabe mit graphischem VHDL bis hin zur Layoutgenerierung reicht. Ein Prototyp des NeuroPipe-Chips mit zwei parallel arbeitenden, 29-stufigen Datenpfadenpiplines mit einer Taktfrequenz von 100MHz bestehend aus 100K Gatteräquivalenten wurde in einer digitalen 0.35um CMOSTechnologie gefertigt und getestet. Die komplette Dissertation kann in der Bibliothek der Abteilung Mikroelektronik des Instituts für Technische Informatik und Mikroelektronik der TU Berlin (Raum EN 424) eingesehen werden!