Bulletin 2 - Siempelkamp
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Bulletin 2 - Siempelkamp
Ausgabe 02 | 2008 Schlaglicht Türkei: Ein prosperierender Markt 125 Jahre Siempelkamp: Ein Fest mit Kunden, Freunden und Mitarbeitern CMC Texpan: „Pegasus“, das U-Boot-Projekt KombiHebe-Traverse: Nukleartechnik nutzt Wettbewerbs-Vorteil Ganzheitliche Meisterleistung: Anbiegepresse für Europipe setzt neue Maßstäbe bulletin Das Siempelkamp-Magazin M E N S C H E N | M Ä R K T E | M A S C H I N E N Titel: Abguss in der Siempelkamp Giesserei SIEMPELKAMP | INHALT Ralf Griesche 04 Ein prosperierender Markt – gute Partner mit Profil Schlaglicht Türkei Ralf Griesche 14 Ein Fest mit Kunden, Freunden und Mitarbeitern 125 Jahre Siempelkamp Gregor Bernardy 24 Ressourceneffizienz in der Holzwerkstoffindustrie via Prod-IQ® Stichwort „Production Intelligence“ Jean-Louis Durand 28 Qualitätsfertigung bei der Siempelkamp Giesserei für die Druck- und Verpackungsindustrie State of the Art im Kleinen wie im Großen Dr. Dario Zoppetti 30 CMC Texpan: „Pegasus“, das U-Boot-Projekt „Pegasus“, das neue Mini-U-Boot, lässt für „dolce far niente“ keine Zeit! Steffen Aumüller 32 Siempelkamp-Qualität quer über die Kontinente Fördergurtpressen 2008 Jörg Grittmann und Christoph Aiglsdorfer 38 Kombi-Hebe-Traverse für das Kernkraftwerk Brokdorf Nukleartechnik nutzt Wettbewerbs-Vorteil Sigfrid Buecher 40 Anbiegepresse für Europipe setzt neue Maßstäbe Ganzheitliche Meisterleistung Ralf Griesche 46 Neue Werkstoffe für das 700 °C-Kraftwerk Siempelkamp Prüf- und Gutachter-Gesellschaft prüft Werkstoffe für neue Kraftwerksgeneration Andreas Loeb 48 Großprojekt für das Expertenteam der NIS GmbH Stilllegung und Rückbau des Kernkraftwerkes Stade Ralf Griesche 52 Singapur: ein Vierteljahrhundert voller Wachstum und permanenter Entwicklung Siempelkamp-Vertriebsgesellschaft Derek Clark 56 Stets innovativ etwas für den Kunden bewegen! Handlingexperte Strothmann Ralf Griesche 60 Spitzenleistungen erhalten frischen Aufwind Neue Sandwichpressen für den Airbus Impressum Herausgeber G. Siempelkamp GmbH & Co. KG, Abteilung Marketing/Kommunikation, Siempelkampstr. 75, 47803 Krefeld Schlussredakteur (V. i. S. d. P.) Ralf Griesche Satz und Layout vE&K Werbeagentur GmbH & Co. KG Druck Karten Druck & Medien GmbH & Co. KG Das Bulletin erscheint in deutscher und englischer Sprache. Der Nachdruck (auch auszugsweise und von Bildmaterial) bedarf der Zustimmung des Herausgebers, die i. d. R. gern erteilt wird. Besuchen Sie Siempelkamp im Internet: www.siempelkamp.com 2|3 SIEMPELKAMP | EDITORIAL Dr.-Ing. Hans W. Fechner Sprecher der Geschäftsführung G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Liebe Leserinnen und Leser, auch das zweite Bulletin des Jahres 2008 steht im Zeichen des 125-jährigen Bestehens von Siempelkamp. Nutzen möchte ich dies, Ihnen einen herzlichen Dank zu sagen. Viele von Ihnen sind in diesem Sommer aus allen Kontinenten nach Krefeld gereist, um mit uns unser Jubiläum zu feiern. Es war uns eine große Freude, mit Ihnen bei teils schon jahrzehntelang bestehenden Geschäftsverbindungen den lebendigen Austausch zu pflegen, der im Kontext unserer straffen Terminkalender sonst selten möglich ist. Einen herzlichen Dank sage ich im Namen von Siempelkamp all denen, die unserer Einladung gefolgt sind. Ebenso herzlich danke ich denen, die nicht anreisen konnten, uns aber mit ihren Glückwünschen ein Zeichen der Wertschätzung unserer Kooperationen übermittelt haben. Danken möchte ich zudem auch denjenigen, die uns 2008 bei sich willkommen geheißen haben – z. B. unseren türkischen Kunden (siehe S. 4 ff.). Bei Ihnen vor Ort einen Eindruck Ihrer Geschäftstätigkeit, der Reichweite Ihrer Unternehmen und Ihrer Märkte zu erhalten ist eine Voraussetzung dafür, unsere Leistungsstärke lebendig zu halten. Dieses Bulletin dokumentiert anschaulich, wie facettenreich diese Leistungsstärke der Siempelkamp-Gruppe zum Tragen kommt. Vom U-Boot bis zur Pipeline, vom Kernkraftwerk-Rückbau bis zur Faltschachtel ist Siempelkamp in zahlreichen spannenden Projekten präsent – lesen Sie selbst! Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen Dr.-Ing. Hans W. Fechner SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Schlaglicht Türkei: Ein prosperierender Markt – Die Dünnplattenanlage mit dem Compactor 4|5 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU gute Partner mit Profil Mit seinen Pressen und Anlagen hat Siempelkamp einen wesentlichen Beitrag zum Aufschwung der türkischen Holzwerkstoffproduktion geleistet – eines der wachstumsstärksten Industriezweige des Landes. Die Geschäftsbeziehungen zu den türkischen Partnern bestehen seit über 50 Jahren – entsprechend gut sind die Kontakte, die Siempelkamp zu den jeweiligen Unternehmen zwischen Çerkezköy im Westen und Ordu im Osten des Landes pflegt. Marketing-Leiter Ralf Griesche besuchte im Oktober 2008 anlässlich mehrerer aktueller Aufträge fünf Kunden, um Status quo und Fortschritte hautnah zu erfahren. von Ralf Griesche S eit Mitte der 1960er Jahre ist Siempelkamp auf dem türkischen Markt aktiv. Bereits innerhalb der ersten 20 Jahre orderten türkische Unternehmen 14 Einund Mehretagenpressenanlagen in Krefeld. Bis auf eine Mehretagenpresse für MDF waren diese Anlagen alle für die Spanplattenproduktion konzipiert. „Ab 1994 kam die Zeit unserer kontinuierlichen Presse ContiRoll® und damit die Zeit für MDF. Bis dato haben wir 19 Anlagen mit ContiRoll®Presstechnik verkauft – 13 davon für MDF und sechs für Spanplatten. Eine Mehretagen-Doorskin-Anlage für unseren Kunden YILDIZ Entegre kommt hinzu und macht die Zahl 20 komplett. Insgesamt haben wir uns einen Marktanteil bezogen auf die Kapazität von ca. 83 % bei MDF und von ca. 50 % bei Spanplatten sichern können. Ein Pfeiler dieses Erfolgs sind die stabilen, vertrauensvollen und über lange Jahre gewachsenen Kontakte, die uns mit unseren türkischen Kunden verbinden, und die starke Position von Michael P. Krocker, Inhaber der Firma GIM Export, unserem Kooperationspartner in der Türkei“, resümiert Heinz Classen, Geschäftsführer der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG. Die fünf Stationen der Kundenreise zeichnen ein anschauliches Bild dieser Beziehungen. Welche Siempelkamp-Anlagen gehören bereits am Standort zur Ausstattung? Welches ist das neueste Projekt? Welche Produkte werden hergestellt? Gemeinsam mit dem Kooperationspartner GIM Export (siehe unten) erfuhr Ralf Griesche die Antworten auf diese Fragen vor Ort. GIM Export: Daten und Fakten GIM Export ist der Geschäftspartner von Siempelkamp für den türkischen Markt. Alle modernen kontinuierlichen Holzwerkstoff-Anlagen der letzten Jahre wurden über GIM Export verkauft. • Gegründet 1979 von Michael P. Krocker in Göttingen, Deutschland • Seit 20 Jahren Marktführer in der türkischen Holzwerkstoffindustrie • Lieferung kompletter Werke für Spanplatten und MDF vom Holzplatz bis zum hochveredelten Fertigprodukt (Laminatfußboden) • Kooperation mit Siempelkamp seit 1994 • 11 Mitarbeiter • Umsatz: 90 Mio. Euro p. a. Michael P. Krocker, GIM Export SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Kühl- und Abstapelanlage von SHS Stationen der Türkeireise – Stationen eines florierenden Marktes Mehmet Sen, Projektkoordinator, und Nihat Turan (v. l.) Pressspalt in der ContiRoll® Erste Station der Siempelkamp-Besuchstermine war Turanlar in Vezirköprü, Region Samsun – ein alteingesessenes Familienunternehmen aus Istanbul, das sich viele unternehmerische Standbeine z. B. auch im Tourismus und in der Papierindustrie (Teebeutel- und Overlaypapiere) gesichert hat. Seit 1953 bewegt sich der Eigentümer, Familie Turan, im Holzgeschäft, der den Standort Vezirköprü 1995 vom Staat kaufte. Hier steht die einzige noch produzierende ehemals staatliche Anlage für die Holzverarbeitung, unter anderem eine Mehretagenanlage für Spanplatten. Zum Produktionsspektrum gehören seit Mitte der 1990er Jahre auch System-Balken und Platten aus Sperrholz für Betonschalungen, später höher integrierte Produkte wie Möbelplatten, CPL und Parkett. Im Jahr 2006 startete die Familie Turan ein Investitionsprogramm, um dem Standort frische Impulse zu sichern: Eine Dünn-MDF-Anlage von Siempelkamp, spezialisiert auf eine Plattendicke von 1,5 bis 30 mm, wurde Anfang 2007 geordert und versinnbildlicht den Start in ein neues Produktspektrum. Ausge- legt auf eine Produktionsgeschwindigkeit von bis zu 2.000 mm/sec, erreicht die Anlage eine Kapazität von täglich 660 m3 bei 3 mm. Herzstück der neuen Form- und Pressenstraße für Turanlar ist eine ContiRoll® im Format 7’ x 28 m. Die erste Platte wurde am 8. August 2008 produziert, der 3-SchichtBetrieb Anfang September aufgenommen. Zum Lieferumfang gehören zudem eine Dreifach-Diagonalsäge und eine Kühl- und Abstapelanlage der Siempelkamp Handling Systeme GmbH (SHS). Weitere Investitionen am Standort sind eine Direktdruck- und Lackieranlage, die zurzeit montiert wird. Ebenfalls mit im Programm: Eine Fußbodenund eine rahmenlose Lightboard-Anlage – eine eigene Leimproduktion und der Aufbau einer Imprägnieranlage runden das Spektrum in Vezirköprü ab. Für welche Einsatzfelder und Produkte nutzt Turanlar diese Siempelkamp-Anlage? „Das Dünn-MDF kommt roh, lackiert oder weiterverarbeitet als Lightboard zum Einsatz. Zudem produzieren wir Fußböden mit ClickSystem, Patent Megaloc/Classen. Auf den Mehretagen-Anlagen entstehen Rohspanplatten, die weiterverarbeitet werden zu Möbelplatten bzw. Sperrholz für Betonscha- SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Meltem Sefika Turan und Murat Turan im Office in Istanbul lungsplatten“, berichtet Nihat Turan, einer der beiden an der Unternehmensspitze stehenden Brüder und zuständig für den Bereich Technik. Seiner Geschäftsphilosophie, hochwertige und vielfältige Spezialprodukte für Nischenmärkte zu produzieren, wird Turanlar mit der neuen Ausstattung einmal mehr gerecht. Die TuranlarProdukte bleiben zum überwiegenden Teil im florierenden Inlandsmarkt, zu 30 bis 40 % werden sie exportiert. In Kastamonu, der zweiten Station seiner Kundenreise, besuchte Ralf Griesche den international agierenden Vollsortimenter Kastamonu Entegre. Seit 1969 am Markt, ist dieses Unternehmen mit Standorten in Kastamonu, Gebze und Balikesir in der Türkei und weiteren Standorten im nahen Ausland einer der Marktführer im Bereich Holzwerkstoffindustrie. Auch hier knüpfte der aktuelle Besuch an eine langjährige gute Geschäftsbeziehung an: Als einer der ersten Kunden in der Türkei orderte Kastamonu 1969 eine Vieretagenpresse. Drei kontinuierliche Pressen, davon zwei ContiRoll® für MDF an den Standorten Gebze und Kastamonu, eine für Spanplatten in Balikesir und eine zusätzliche kontinuierliche Presse von Küsters für MDF in Gebze ergänzen das Spektrum. Neuestes Beispiel für die fruchtbare Kundenbeziehung zwischen Kastamonu und Krefeld ist die MDF-Anlage in Kastamonu, die im November 2006 geordert wurde. Mit Das Leitungsteam um Enis Koç (4. v. l.) vor dem Büttner-Trockner 6|7 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU A. Yahya Kigili (sitzend), President, und Haluk YILDIZ, General Manager Kastamonu Sabahattin Yaz (Mitte) mit seinem Projektteam im Lieferspektrum inbegriffen sind die Planung und die technologische Inbetriebnahme durch die Dr. E. Schnitzler Industrieplanung vom Trockner bis zur Abstapelung. Zum weiteren Lieferumfang gehörten der Trockner von Büttner, die Form- und Pressenstraße mit ContiRoll® im Format 7’ x 55,3 m und einer Kapazität von täglich 1.000 m3/ 18 mm und die Kühl- und Abstapelanlage, die Endfertigung und Lager von SHS. Die ContiRoll® in der MDF-Anlage Hidayet Cevik, Projektverantwortlicher, Hasan Akpinar, Chief Engineer, Enis Koç, Plant Director (v. l.) Auf 400.000 m2 Fläche und in 100.000 m2 Gebäude verarbeitet Kastamonu in diesem Vorzeigebeispiel einer Greenfield-Anlage Holz, das aus der Umgebung geliefert wird. Nach der ersten Platte im März 2008 wurde der 3-Schicht-Betrieb Anfang April 2008 aufgenommen. Zum Lieferprogramm der Kastamonu-Gruppe gehören Spanplattenund MDF-Produkte, roh oder filmbeschichtet als Möbelplatte, Laminatfußboden, Türen, Leisten und Sperrholz – sämtliche Werkstoffe, die den Bedarf des boomenden Innenausbau- und Möbelmarktes in der Türkei decken. Für den Export produziert Kastamonu Möbelplatten und Laminatfußboden für den Iran und Irak – Ziel ist, 100 % der Produktion veredelt zu liefern! Die Prognose des Unternehmens: „Unser Markt wächst kontinuierlich weiter – alle zehn Jahre statten sich türkische Familien mit neuen Möbeln aus und sichern uns somit ein zukunftsträchtiges Beschäftigungsfeld“, beschreibt Enis Koç, Direktor der Anlage in Kastamonu, das Marktumfeld. Die neue Fabrik auf der grünen Wiese 8|9 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Montage der Doorskin-Linie bei YILDIZ Entegre In Kocaeli und Inegöl traf Ralf Griesche die Brüder YILDIZ, Repräsentanten dreier einflussreicher Unternehmen: YILDIZ Sunta und YILDIZ Entegre in Kocaeli sowie Starwood in Inegöl bilden eines der größten Holzwerkstoff-Imperien der Welt und haben insgesamt über 2,7 Mio. m3/Jahr Spanplatten- und MDF-Kapazität – Ausgangswerkstoffe für ein facettenreiches Produktportfolio. Dazu tragen Siempelkamp-Anlagen in buchstäblich großem Umfang bei: Acht ContiRoll® im Einsatz, dazu eine neunte, die derzeit gebaut wird, sind eine stolze Kooperationsbilanz. Zwei Drittel dieser Anlagen werden für die Produktion von MDF, ein Drittel für die Produktion von Spanplatten genutzt. Fehmi YILDIZ, Chef von YILDIZ Entegre, verfügt in seinem Unternehmen über drei MDF-Anlagen mit ContiRoll®, jeweils im Format 7’ x 55,3 m. Der auf MDF spezialisierte Vollsortimenter orderte als neuestes Projekt im Oktober 2007 eine 12-EtagenPresse für Doorskins aus 3,2 mm MDF (ca. 11 Mio. Doorskins p. a.). Mit der Planung wurde auch hier Dr. E. Schnitzler beauftragt – geliefert und montiert wird zurzeit (Mitte Oktober 2008) eine komplette Anlage inklusive Form- und Pressenstraße und Trockner der Siempelkamp-Tochter Büttner Gesellschaft für Trocknungs- und Umwelttechnik mbH. Allein bei MDF verfügt YILDIZ Entegre über eine Kapazität von 3.600 m3 am Tag. „In unseren Hallen, die eine Fläche von 195.000 m2 bieten, produzieren wir Möbelplatten, Fußböden, Türen (bis zu 3.500 Stück am Tag), Laminatböden und Profile. 80 % der MDF werden weiterverarbeitet, 20 % dem Export zur Verfügung gestellt. Aktuell orientieren wir uns mit zwei Projekten im Iran und in Russland verstärkt ins Ausland. Unsere Ressourcen in Form von Rohholz beziehen wir zu 80 % aus dem Ausland“, so Ahmet Akpinar, Factory Manager in Kocaeli. SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Die 12-Etagen-Doorskin-Presse mit den Heizplatten steht Montageleiter Juergen Meyer gibt Anweisung Ahmet Akpinar, Factory Manager bei YILDIZ Entegre 10 | 11 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Ahmet YILDIZ und Familie Nicht weit von YILDIZ Entegre entfernt und ebenfalls in Kocaeli gibt Ahmet YILDIZ an der Spitze von YILDIZ Sunta seinem Unternehmen als MDF-Möbelplatten- und Fußboden-Spezialist Profil. Am Standort stehen zwei Siempelkamp-Anlagen für MDF mit ContiRoll® im Format 8’ x 23 m und 7’ x 55,3 m. Hier entstehen MDF – zu 25 % Rohplatten, 30 % beschichtete Platten und 45 % Laminatboden. 20 % der Platten werden in den Osten exportiert – 70 % der Rohstoffe wiederum werden aus dem Ausland importiert. YILDIZ Sunta zudem in Richtung Spanplatte. Im Dezember 2007 unterschrieb das Unternehmen einen Vertrag mit GIM Export über die Lieferung einer neuen SiempelkampAnlage für Spanplatten von 4 bis 42 mm. Bestandteil sind eine ContiRoll® im Format 7’ x 42,1 m inklusive Gesamtplanung durch Dr. E. Schnitzler, Büttner-Trockner, Kühl- und Abstapelanlage und Lager von SHS. Mit den Infrastrukturarbeiten und dem Hallenbau wurde bereits begonnen, die erste Platte entsteht im April 2009. Dann steht einer Tageskapazität von 2.000 m3 nichts mehr im Wege! Um seinen Rang als Vollsortimenter für die Möbelindustrie zu sichern, orientiert sich Die Fundamentarbeiten und der Hallenbau gehen voran SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Hüseyin YILDIZ, Starwood Komplette Ansicht der Pressenanlage für Dünn-MDF Drittes Unternehmen im Kontext der Familie YILDIZ ist Starwood A.S., in Inegöl/Bursa angesiedelt. Firmenchef Mehmet YILDIZ setzt hier auf höchste Qualitätsstandards – sein Spektrum besteht zu 80 % aus Möbelplatten und zu 20 % aus Rohplatten. Derzeit wird dieses Portfolio um Leichtbauplatten ergänzt. Bei Starwood beträgt der Exportanteil 15 %. Das 1990 gegründete Unternehmen avancierte in den letzten Jahren zu einem der größten Anbieter von Holzwerkstoffplatten in der Türkei. Dabei stehen neueste Technologien, moderne Strukturen und hoch qualifiziertes Personal im Fokus der Unternehmensleitlinien. Zwei ContiRoll® für Spanplatten im Format 8’ x 23,5 m und 6’ x 47 m produzieren hier täglich 2.500 m3. Neuestes Projekt in Kooperation mit GIM/ Siempelkamp ist eine Hochleistungsanlage mit ContiRoll® im Format 7’ x 28,8 m für Dünn-MDF von 1,5 bis 25 mm, ausgelegt auf eine Produktionsgeschwindigkeit von 2.000 mm/s und eine Kapazität von 660 m3 pro Tag. Die Planung übernahm auch hier Dr. E. Schnitzler, den Trockner steuerte Büttner bei, die Kühl- und Abstapelanlage wiederum SHS. Der Ver- tragsunterzeichnung im Juli 2007 folgte die erste Platte im Juni 2008, der 3-SchichtBetrieb konnte im Juli 2008 aufgenommen werden. Starwood produziert mit dieser Anlage ein besonderes Produkt, nämlich rahmenlose Leichtbauplatten. Damit wird das Unternehmen zu einem der größten und vielseitigsten Holzwerkstoffhersteller der Türkei. Dass Starwood mit der neuen Order auf Siempelkamp-Know-how zurückgreift, ist ein erfreulicher Meilenstein in einer Kooperationsgeschichte, die auf vielen Sektoren Früchte trägt. So auch im Bereich der Qualifizierung, denn Starwood ist bereits seit einiger Zeit Ausbildungspartner für Siempelkamp. Techniker verschiedener Kunden sind hier bereits im Zusammenhang mit Neuanlagen-Lieferungen intensiv und praxisnah geschult worden. Die Form- und Pressenstraße zur Dünn-MDF-Anlage 12 | 13 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Türkei: ein Boom, der seinesgleichen sucht Holzwerkstoffmarkt Türkei: Eine beispielhafte Entwicklung – ein starker Markt • • • • Diese Stationen der Reise zu den türkischen Kunden stehen für fünf stabile und erfreuliche Geschäftskontakte – und illustrieren zudem: Der Markt für Holzwerkstoffe in der Türkei ist einer der stärksten der Welt, denn die Entwicklung der letzten zehn Jahre ist nur mit China zu vergleichen: „In beiden Ländern wurden bis Ende der 90er Jahre praktisch nur Spanplatten auf MehretagenAnlagen produziert. Mit der ersten kontinuierlichen Anlage begann der Siegeszug von MDF. Hier traf ein moderner, qualitativ hochwertiger Werkstoff auf zum Teil auf alten Anlagen hergestellte Spanplatten, was die Nachfrage nach MDF weiter ‚anheizte’“, beschreibt Ralf Griesche. Damit begann der Aufbau einer MDF-Industrie in kürzester Zeit: Wurden 1999 noch ca. 430.000 m3 MDF-Kapazitäten vorgehalten, waren es 2008 bereits fast 4,0 Mio. – eine Verzehnfachung in zehn Jahren! Daran hält Siempelkamp den Löwenanteil, denn das Krefelder Unternehmen hat allein 3,1 Mio. m3 an Jahreskapazität mit neuen kontinuierlichen Pressen aufgebaut. • • • • • • • Extrem aktive Bautätigkeit, begünstigt durch hohe Investitionen privater Unternehmen und staatlicher Institutionen in den Wohnungsbau Dadurch begünstigt hohe Nachfrage nach Möbeln und Holzprodukten für den Innenausbau 71 Mio. Einwohner – hohe Akzeptanz von Holz im Möbel- und Innenausbau Hoher Inlandsverbrauch nicht zuletzt durch die junge Bevölkerung, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung von 71 Mio. sehr hoch ist – das Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren (CIA World Factbook). Ca. 500.000 Eheschließungen/Jahr bedingen eine große Nachfrage nach Möbeln und z. B. Laminatböden! Voranschreitende Urbanisierung und damit die tendenziell steigende Kaufkraft in den städtischen Konsumzentren fördern den Absatz Steigerung des Produktionsvolumens von Möbeln in den Jahren 2005 bis 2007 um ca. 50 % Steigerung der Kapazität bei MDF seit 1999 um das 10-Fache Nennkapazität für MDF bei ca. 4,0 Mio. m3, das ist Platz 3 auf der Weltrangliste hinter China und Deutschland Markt für MDF: ca. 50 % industrielle Abnehmer (Möbelhersteller, Innenausbau), ca. 50 % Auslieferung über Großhändler an Schreiner und Endverbraucher Struktur der Möbelindustrie in der Türkei: ca. 125 Großbetriebe und ca. 22.000 Kleinbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern. Die Branche beschäftigt ca. 250.000 Menschen Exportanteil: 20 %. Traditionell gute Absatzgebiete sind Irak, Iran, der südliche Teil der ehemaligen Sowjetunion, wo kein Holz und keine Industrie für Holzwerkstoffe vorhanden sind Die Kapazität von Spanplatten wiederum liegt mit ca. 3,5 Mio. m3 pro Jahr etwas unter der MDF-Kapazität. Ca. 40 % dieser Kapazität stellen kontinuierliche Pressen (ca. 1,4 Mio. m3), die weiteren 60 % stellen alte Ein- und Mehretagen-Pressen. Einige Anlagen sind noch in der Planung und im Bau – sprich eine Verschiebung zugunsten kontinuierlich erzeugter Spanplatten ist zu Siempelkamp-ContiRoll®-Anlagen in der Türkei SFC YILDIZ Sunta ** Kastamonu Kastamonu Turanlar Teverpan YILDIZ Entegre * Çerkezköy ISTANBUL Kastamonu Starwood * Balikesir Kastamonu Vezirköprü Gebze Kocaeli Adapazari Inegöl Çamsan Ankara erwarten. Jede moderne Anlage verfügt über die Kapazität von ca. 7 bis 8 Mehretagen-Anlagen. Welchen Bedarf deckt diese enorme Produktionskraft? Die über ein Jahrzehnt hinweg aufgebaute Kapazität vor allem bei MDF deckt einen hohen Inlandsbedarf (siehe oben). „Beeindruckend ist es zu sehen, wie hier ein Marktfaktor in den anderen greift und ein Gesamtgefüge bildet, das für die Holzwerkstoffindustrie einen fruchtbaren Boden wie kaum an einem anderen Standort bildet. Dass Siempelkamp seinen Kunden hier mit Leistungsstärke und Zuverlässigkeit ein effizienter Partner ist, war während meiner Reise erfreulich zu sehen. Der aufgrund unserer teils sehr langjährigen Beziehungen vertraute und konstruktive Austausch bildete einen sehr angenehmen Begleitakzent – nun heißt es, mit neuer Energie künftige Herausforderungen gemeinsam anzugehen“, lautet das Fazit von Ralf Griesche. MDF-Anlage Spanplattenanlage Orma * Isparta * = in Planung ** = in Bau SIEMPELKAMP | GRUPPE 125 Jahre Siempelkamp: Ein Fest mit Kunden, Mitarbeitern Vom 19. bis 21. Juni 2008 hieß Siempelkamp die Welt in Krefeld willkommen: Anlässlich des 125-jährigen Firmenbestehens reisten rund 350 Kunden aus 30 Ländern an, um dieses Jubiläum mitzufeiern. Eine gute Gelegenheit, nicht nur vergangene Meilensteine Revue passieren zu lassen, sondern auch die Zukunft erfolgreicher Geschäftsbeziehungen zu pflegen. von Ralf Griesche Anlässlich des Jubiläums trafen die Kunden und Partner aller drei Geschäftsbereiche der Siempelkamp-Gruppe zusammen: Maschinen- und Anlagenbau, Gusstechnik und Nukleartechnik präsentierten ihr Leistungsspektrum als durchdachtes Ganzes. „Erstmals hatten wir die Chance, sehr anschaulich zu zeigen, dass Siempelkamp mehr ist als die Summe seiner Teile. Langjährige Kunden unserer einzelnen Geschäftsbereiche erlebten das gesamte Spektrum eines Traditionsunternehmens, das erfolgreich im globalisierten Markt agiert – und von der Holzwerkstoffindustrie bis zur Nukleartechnik einen Meilenstein nach dem anderen zu setzen weiß“, betonte Dr.-Ing. Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der G. Siempelkamp GmbH & Co. KG, Krefeld. SIEMPELKAMP | GRUPPE Freunden und 14 | 15 SIEMPELKAMP | GRUPPE Ein Abend beim Altbier Ein Abend mit Altbier 19.06.2008 _Tag 1 Ein Auftaktabend mit Kunden und Gästen Den Auftakt des Kundenevents bildeten am 19. Juni eine Stadtrundfahrt durch die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf und ein Altstadtbummel mit Abendessen in der Traditionsbrauerei „Schlüssel“ – für die Gäste von Brasilien bis China eine stimmungsvolle Einführung in die rheinische Kultur und ein bunter Auftakt zu den folgenden Festtagen. Gut im Gespräch Vorfreude auf die Festtage SIEMPELKAMP | GRUPPE 20.06.2008 _Tag 2 Gut gefülltes Programm Entertainment pur Lokalkolorit, Siempelkamp-City und festlicher Gala-Abend Der Morgen des 20. Juni stand ebenfalls im Zeichen der Region: Drei Erlebnisprogramme deckten mit Ruhrgebiets-Industriekultur, der Museumsinsel Hombroich sowie Düsseldorfs facettenreichen Sehenswürdigkeiten unterschiedliche Interessen ab. Nachmittags stand die „Siempelkamp-City“ auf dem Programm. Zum Empfang in den Düsseldorfer Rheinterrassen wurden die Jubiläumsgäste mit einer atemberaubenden Zeitreise durch die Geschichte des Unternehmens begrüßt. Eine Altbierkneipe aus dem 19. Jahrhundert entführte in die Ursprungszeiten Siempelkamps, eine amerikanische Bar aus den 1920er Jahren vermittelte kosmopolitisches Flair, und die Eisdiele aus den 70er Jahren servierte statt Bananen-Split einen branchengerechten Rohrumformungs-Split. Die historischen Szenarios mündeten in die Gegenwart: „It’s Siempelkamp 2008“ brachte mit fünf Ausstellungsbereichen auf den Punkt, in welchen Branchen man heute unverzichtbar ist. Bauen und Wohnen, Energie- und Nukleartechnik, Automobilund Flugzeugindustrie bauen weltweit auf und mit Siempelkamp-Technik. Herzlich willkommen am Rhein Begrüßung in den Rheinterrassen Ein Pyrozeichner 125 große Jahre SIEMPELKAMP | GRUPPE Dr. Dieter Siempelkamp: „Windmühlen statt Mauern bauen“ Dr. Dieter Siempelkamp, Vorsitzender des Beirats und Enkel des Firmengründers Gerhard Siempelkamp, begrüßte die Gäste mit einem Zitat: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen. Wir wollen zu denen gehören, die Windmühlen bauen, und die Impulse unserer Märkte als Antrieb nehmen, uns weiterzuentwickeln.“ Die geschäftlichen Meilensteine Siempelkamps stellte Dr.-Ing. Hans W. Fechner dar – sein Fazit: „All diese Produkte entstehen für Sie, getrieben von der Kreativität und dem Innovationsgeist unserer Mitarbeiter!“ Als dritter Festredner betonte Michael Szukala, Geschäftsführer der G. Siempelkamp GmbH und Co. KG, die Stärken von Gießerei und Nukleartechnik. „Diese Geschäftsbereiche feiern nicht nur 125 Jahre Unternehmensgeschichte: Mit dem 5000. MOSAIK®-Behälter und der neuen Formerei ist 2008 für diese Kompetenzfelder ein dreifaches Festjahr.“ Derart auf den gemeinsamen Abend eingestimmt, genossen die Anwesenden nicht nur ein festliches Galadinner, sondern auch ein Showprogramm der Extraklasse mit einem Film über die Siempelkamp-Geschäftsbereiche und atemberaubenden VarietéEinlagen. Auf einen tollen Abend Leinen los zur Schiffsparty Weitere Höhepunkte des Abends waren der beeindruckend vorgetragene „SiempelkampSong“ und die Tanzparty auf dem Rheinschiff „River Dream“, die vor malerischer Flusskulisse bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. 18 | 19 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Feuershow während der Gala 21.06.2008 _Tag 3 Der Standort Krefeld lädt ein Nach dem Gala-Abend in Düsseldorf präsentierte sich am 21. Juni der Standort Krefeld mit einer Werksbesichtigung. Hier stand „Siempelkamp all-inclusive“ im Fokus: Wer bislang nur einen Geschäftsbereich kannte, gewann nun den ganzheitlichen Eindruck aller drei Kompetenzfelder des Unternehmens. Nach einem Rundgang durch den Maschinen- und Anlagenbau erkundeten die Gäste die Gießerei und statteten mit CARLA und GERTA auch Teilen der Nukleartechnik einen Besuch ab. Am Standort Auf zum Werksrundgang SIEMPELKAMP | GRUPPE Gäste und Mitarbeiter während der Betriebsbesichtigung Während des Rundgangs erhielten Kunden und Partner auch einen Überblick über die Expansionen am Standort. Bis 2009 werden hier ca. 54 Millionen Euro in neue Produktionsmittel investiert. Dazu gehört das neue Kompetenzzentrum zur Bearbeitung sehr großer Guss- und Stahlteile, das bereits seinen Betrieb aufgenommen hat. Auch die neue Modelllagerhalle mit modernster Lagerplatztechnik setzt Akzente für eine erfolgreiche Zukunft. Mit diesem Eindruck verabschiedeten sich die Gäste aus Krefeld – begleitet von den guten Wünschen der Krefelder Partner: „Der direkte Kontakt zu unseren teils seit vielen Jahrzehnten treu mit uns verbundenen Kunden ist immens wichtig für uns und unseren Unternehmenserfolg. Die Glückwünsche aus aller Welt und die Kontakte anlässlich unseres Festprogramms waren eine große Freude und Bestätigung für uns“, so Dr.-Ing. Hans W. Fechner. Im Werk unterwegs 20 | 21 SIEMPELKAMP | GRUPPE 28.06.2008 _Tag der offenen Tür Die Gute-Laune-Party Eine Woche später lud Siempelkamp ein weiteres Mal ein – diesmal alle Mitarbeiter, ehemalige Siempelkampler, Lokalpolitiker, Vertreter örtlicher Verbände und Nachbarn. Über 4.900 Gäste folgten dieser Einladung und erlebten eine fröhliche Party mit Spaß, guter Laune und einem abwechslungsreichen Programm. Krefelds Oberbürgermeister Gregor Kathstede begrüßte die Festgäste mit einem herzlichen Glückwunsch, der verdeutlichte: Siempelkamp stellt in Krefeld einen bedeu- tenden Wirtschaftsfaktor dar, der aus der Stadt nicht wegzudenken ist. Nach diesem Lob stand das Vergnügen für alle Gäste im Vordergrund. Ob beim luftigen Drahtseilakt im Hochseilgarten oder beim Kinderschminken, bei Musik an den Life-Bühnen, beim Beachvolleyball oder an den zahlreichen Buffets: Ein bunter Tag voller faszinierender Eindrücke für Alt und Jung war auf jeden Geschmack abgestimmt worden. SIEMPELKAMP | GRUPPE Spaß für Jung und Alt Unterwegs im Hochseilgarten Auch dieser Tag bot die Gelegenheit, die Arbeitsplätze bei Siempelkamp genauer in Augenschein zu nehmen. Die Fertigung des Maschinen- und Anlagenbaus zeigte mit Großzerspanung und Dreherei, Schweißbau und Montage, Hydraulik und Heizplattenfertigung, was die Teams täglich leisten. Auch die einzelnen Bereiche der Gießerei wie Modellschreinerei, Kernmacherei, Schmelzbetrieb und Putzerei wurden in Augenschein genommen. Hier bestaunten so mancher Branchenfremde und der Nachwuchs der Mitarbeiter die zahlreichen spannenden Prozessabläufe: Was leistet ein Modellbauer? Und warum ist das „Putzen“ unserer Gussteile so wichtig? Zum Abschluss dieses Tages überraschte die Geschäftsleitung alle Mitarbeiter und Ehemalige noch mit einem besonderen Straßenmaler im Einsatz Geschenk, dem speziell zum Firmenjubiläum aufgelegten Siempelkamp-Buch. Vom Aufbau des Unternehmens durch Gerhard Siempelkamp über den Weg zum Weltmarktführer im „Wirtschaftswunder“, die Internationalisierung bis hin zum neuen Technologieverbund im 21. Jahrhundert zeichnet dieser Band die Firmengeschichte lebendig nach – angereichert mit vielen Zeitzeugnissen, Fotos und Dokumenten aus 125 Jahren. Lecker! 22 | 23 SIEMPELKAMP | GRUPPE „Unser erklärtes Ziel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war und ist es, die Marktführerschaft in den Bereichen zu erlangen, in denen wir uns bewegen. Hier steht Ihr Nutzen, Ihre Zufriedenheit als unser Kunde im Mittelpunkt: Mit Lieferungen und Dienstleistungen verbinden wir untrennbar den Anspruch, all unseren Kunden den bestmöglichen Nutzen zu bieten.“ Dr. Dieter Siempelkamp, Vorsitzender des Beirats Fast 5.000 Besucher ... 125 Jahre Siempelkamp wurden auf diese Weise gebührend gefeiert – nun geht’s weiter: „Mit mehr als 2.400 Mitarbeitern weltweit, einem beispiellosen Investitionsprogramm für unseren Standort Krefeld sowie mit unseren Top-Positionen in allen relevanten Märkten steht unsere Zukunftsfähigkeit auf soliden Fundamenten“, wirft Dr.-Ing. Hans W. Fechner einen Blick in die Zukunft. „Durch optimale Produkte und angepasste Dienstleistungen auf hohem technischem Niveau sind wir Motor technischer Innovationen. All das tun wir mit der soliden Bodenständigkeit eines Traditionsunternehmens, das im globalisierten Markt mit weltweiten Niederlassungen und Fertigungsstätten seit Langem erfolgreich agiert.“ Dr.-Ing. Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der G. Siempelkamp GmbH & Co. KG „Weltweit werden immense Beträge zum Erhalt bzw. Ausbau der Energieerzeugung investiert. Siempelkamp hat sich als zuverlässiger Partner für diverse Aufgaben und Zulieferungen gut positioniert. Auf unseren bisherigen Erfolgen setzen wir mit weiteren anspruchsvollen Zielen auf. Mit einer Investitions- und Entwicklungsoffensive arbeiten wir weiter an unserer Zukunft.“ Michael Szukala, Geschäftsführer der G. Siempelkamp GmbH und Co. KG ... kamen zum Tag ... ... der offenen Tür Besichtigung der neuen Hallen SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Stichwort „Production Intelligence“: Ressourceneffizienz in der Holzwerkstoffindustrie via Prod-IQ® von Gregor Bernardy Kostenreduzierungen und Ressourceneinsparungen sind durch die intelligente Prozessleittechnik von Siempelkamp längst nicht mehr bloße Vision, sondern Realität. Prod-IQ® etabliert sich zunehmend als Werkzeug zur Beherrschung des Produktionsprozesses bei der Herstellung plattenförmiger Holzwerkstoffe. Der Benefit: Prozessmodellierung und Online-Qualitätskontrolle, exakt auf die speziellen Anforderungen der Holzwerkstoffindustrie zugeschnitten! P rod-IQ® deckt die Bereiche Produktionsmanagement, Qualitätswesen sowie Wartung und Instandhaltung mit einer Vielzahl unterschiedlicher Module ab. Neben dem Grundkonzept Prod-IQ.basics stehen die weiteren Konzepte Prod-IQ.business, Prod-IQ.quality und Prod-IQ.maintenance zur Auswahl. Die Erfahrungen mit Prod-IQ® belegen, dass Qualitätsschwankungen dauerhaft reduziert werden – ebenso profitieren unsere Kunden von deutlichen Materialeinsparungen (> 2,5 %) bei gleichzeitiger Reduzierung des Ausschussanteils um 1 %. Für die relevanten Qualitätskenngrößen werden Online-Qualitätsvorhersagen mit einer Sicherheit von über 95 % erzielt, Stillstandzeiten um bis zu 2,5 % reduziert. Prod-IQ® in der Anwendung Ein großer Vorteil des Tools: Die Verfügbarkeit schneller und bedarfsgerechter Informationen führt zu mehr Transparenz und Vergleichbarkeit, Produktionskennzahlen werden detailliert dargestellt und ausgewertet. Antworten auf Fragen wie „Was wird wann, wo und in welcher Menge für die Produktion einer Platte eingesetzt?“ werden über die erforderliche Datenbasis geliefert, um sich der Herausforderung „Ressourceneffizienz“ noch intensiver zu stellen. Transparenz schaffen – die Produktionsdatenbank Prod-IQ® Prod-IQ® hält zahlreiche Features für höchste Effizienz bereit: Eine Kernkompetenz ist die Erzeugung zuverlässiger und aktueller Managementkennzahlen zu Verfügbarkeit, Anlagenleistung, Verbrauch und Kosten. Außerdem ist eine Online-Qualitätsvorhersage zu Eigenschaften möglich, die sonst nur in zerstörender Werkstoffprüfung messbar sind (z. B. Querzug- und Biegefestigkeit, Dickenquellung). Auch die zustandsabhängige Wartung und Instandhaltung gehört zu den Leistungsfacetten – all dies sind entscheidende Instrumente, die den schnellen Anlauf und eine stetige Verbesserung des Betriebs der Siempelkamp-Anlagen ermöglichen. 24 | 25 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Beispiel einer Online-Qualitätskontrolle mit Prod-IQ.quality (1) rote Kurve: berechneter Vorhersagewert des Qualitätsmerkmals (2) grüne Kurve: Sicherheitsreserve zur Gewährleistung der Qualitätsgrenze (3) blaue Kurve: Qualitätsgrenze Mit dem Basis-Paket Prod-IQ.basics rüstet Siempelkamp jede ContiRoll®-Neuanlage aus – und erfasst sämtliche produktionsrelevanten Daten aus den Steuerungseinheiten vom Holzplatz bis zur Abstapelung. So lässt sich der Leistungsnachweis der Anlage bis zur Abnahme nachvollziehbar führen. Unter dem Aspekt „TCO – Total Cost of Ownership“ stehen den Kunden detaillierte Verbrauchsund Leistungsdaten zur Performance-Analyse bereit. Mit Prod-IQ.business wiederum werden spezielle, mit dem Kunden auf seine Bedürfnisse abgestimmte Auswertungen realisiert – z. B. Schicht-, Tages- und Monatsberichte, spezielle Berichte wie Management-, Formaldehyd- oder Trocknerberichte sowie Auswertungen für die Schleifstraße bis zur Endfertigung. Das Resultat: Notwendige Informationen können einfach und automatisiert gesammelt, ausgewertet und analysiert werden. Derart datengesteuert ist schnell lokalisierbar, wo sich die hauptsächlichen Kostenverursacher oder „Ressourcenfresser“ in einer Anlage befinden. Der Erfolg von Optimierungsmaßnahmen ist direkt mess- und nachweisbar. Ein Beispiel: Bei Bedarf können die Stromverbräuche für einzelne Schaltschränke oder Motoren aufgezeichnet und ausgewertet werden. Dies macht es möglich, den Einsatz und den Nutzen energieeffizienter Motoren präzise zu bewerten. Online-Qualitätskontrolle spart Zeit und Geld Die in Prod-IQ.basics realisierte Materialflussverfolgung bildet die Grundlage zur technologischen Analyse der Zusammenhänge zwischen den Prozesseinstellungen und der resultierenden Qualität der Produkte. Exakt wird dokumentiert, unter welchen Bedingungen und mit welcher Qualität das Produkt entstanden ist. Die erlernten Zusammenhänge werden durch Prod-IQ.quality (auch bekannt als SPOC) aufgegriffen und genutzt. Über daraus resultierende Prozessmodelle lässt sich die sichere und zuverlässige Online-Qualitätsvorhersage (s. Bild) der sonst nur in zerstörender Werkstoffprüfung im Labor messbaren Qualitätsmerkmale für Span, MDF und OSB umsetzen. Für die relevanten Qualitätskenngrößen – z. B. Querzug-, Biegefestigkeit (MOR, MOE) oder Dickenquellung – werden Online-Qualitätsvorhersagen mit einer Sicherheit von über 95 % erzielt. Die Genauigkeit für die Rohdichte von über 99 % ist höher, als Plattenwaagen sie inline zu messen imstande wären. Die Grafik oben veranschaulicht ein Beispiel der Online-Qualitätskontrolle mit Prod-IQ.quality. Im Bild hat der Operator innerhalb von 30 Minuten die Rohdichte um 5 kg/m3 reduziert, bis die Sicherheits- SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU P R O Z E S S D U R C H L AU F Materialflussverfolgung mit Laborbericht Zeit Messwert Biegefestigkeit Querzugfestigkeit – 12:00:00 – 0,43 N/mm2 Laborschnitt 10:00:00 Dicke spez. Druck Rahmen 38 Mitte Temperatur Hauptheizung 5 – Temperatur Hauptheizung 1 Vorpresse Druck Einlauf Flächengewicht Streumaschine Feuchte Mittelschicht (beleimt) Beleimungsfaktor Mittelschicht – Temperatur Trockner Ausgang _ 9:59:55 9:59:38 9:59:30 – 9:58:27 9:57:31 9:57:17 9:56:26 9:53:19 – 7:45:00 _ reserve zur Gewährleistung der Qualitätsgrenze bei der Biegefestigkeit erreicht ist. Das Resultat dieses Feintunings: Bei laufenden Anlagen konnten die Anwender Materialeinsparungen von mehr als 2,5 % bei gleichzeitig sichergestellter Qualität erreichen. Ein weiterer Vorteil: Leichtere Platten und weniger Leim sind bei gleicher Qualität mit Prod-IQ.quality leicht in die Tat umzusetzen. Zustandsabhängige Instandhaltung: Wartung, wenn nötig Die Module von Prod-IQ.maintenance zielen darauf ab, die Wartung und Instandhaltung einer Anlage zu optimieren, und beschränken sich dabei auf das Wesentliche – die notwendigen Wartungsmaßnahmen. Vorteil: Durch die Prozessanbindung kann die kostengünstigste, zustandsabhängige Instandhaltungsstrategie umgesetzt werden. 19,44 mm 50,19 bar 195,60 °C – 227,30 °C 128,20 bar 27,90 kg/m2 6,30 % 8,60 % – 170,90 °C _ 1 Datensatz Viel Arbeit bleibt dem Kunden zudem dadurch erspart, dass Siempelkamp seine Wartungs- und Instandhaltungsdokumente und Maßnahmen bereits vorkonfiguriert hat: Die Anlage „sagt“ selbst, was wann zu warten ist. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen erst dann reagiert wird, wenn eine Havarie auftritt und die Anlage steht. Nicht nur der damit verbundene Produktionsausfall schlägt negativ zu Buche, auch die erforderlichen Wiederanfahrprozesse kosten Zeit und Energie. Ein Beispiel: Erhöhte Stromaufnahmen von Antriebsmotoren für Sägeblätter, Hacker oder Zerspaner deuten oft auf einen fortgeschrittenen Verschleiß hin. Wenn Schwellenwerte erreicht werden, ist es günstiger, Messer bzw. Sägeblätter zu wechseln, als mit erhöhten Energieverbräuchen weiter zu produzieren. Hier liegt die Stärke des zustandsabhängigen, an den Prozess angekoppelten Instandhaltungssystems: Es überwacht die einstellbaren Schwellenwerte und meldet, wann welche Maßnahmen erforderlich sind. 26 | 27 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Potenziale: Stets genau zu wissen, was wann wo passiert An die Leistungsfähigkeit intelligenter Leittechniksysteme werden zahlreiche Anforderungen gestellt: Produktionsdatenbank aufbauen und Transparenz schaffen, Online-Qualitätskontrolle realisieren, zustandsabhängige Instandhaltung verfolgen. All dies sind entscheidende Merkmale, die darauf abzielen, aus den Informationen einer (Holzwerkstoff-)Anlage alles „herauszuholen“, um Kosten und Ressourceneinsatz zu reduzieren. Die geschilderten Erfahrungen belegen das Potenzial, das in diesem Siempelkamp-Konzept steckt: So sind bei einer Span-Anlage mit 1.000 m3/Tag Kostenreduzierungen von über 800.000 Euro pro Jahr erreichbar (vgl. Beispiel in Grafik unten)! Informationen über eine Anlage immer bedeutender. Lastprognosen bzw. die lastabhängige Abschaltung von einzelnen Maschinen sind hochaktuelle Themen, die den Betreiber dabei unterstützen, die Vertragsbedingungen mit dem Stromlieferanten zu optimieren. Dafür sind die richtigen Informationen eine wichtige Voraussetzung – mit Prod-IQ® sind Siempelkamp-Kunden schon heute bestens vorbereitet, denn sie verfügen über die notwendigen Daten. Genau zu wissen, was wann wo passiert: Dieses Ziel verfolgt Siempelkamp gemeinsam mit seinen Kunden – dieses Prinzip schafft die notwendige Transparenz für Effizienzsteigerungen und Anlagenverbesserungen. Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Vor dem Hintergrund steigender Rohstoff- und Energiekosten wird die intelligente Nutzung aller Beispiel zu Kostenreduzierungen mit dem Leittechniksystem Prod-IQ® von Siempelkamp SIEMPELKAMP | GIESSEREI State of the Art im Kleinen wie im Großen: von Jean-Louis Durand Qualitätsfertigung bei der Siempelkamp Giesserei für die Druck- und Verpackungsindustrie In der Produktion von Schwerst- und Großgussteilen ist die Siempelkamp Giesserei führend. Einige Weltrekorde wurden schon mit den schwersten Gussteilen aus Kugelgraphitguss erzielt; das Gießen des Behälters CASTOR® ist ein weiterer Beleg für die hohen Qualitätsmaßstäbe des Unternehmens. Doch nicht nur bei den großen Maßstäben arbeitet die Siempelkamp Giesserei richtungsweisend – kleinere Dimensionen sind ebenso „groß im Kommen“. E in Beispiel ist die Druck- und Verpackungsindustrie: Hier werden Teile nachgefragt, die weniger schwer und voluminös als die klassischen Gießerei-Produkte ausfallen – der Markt stellt besondere Bedingungen: „Die Ansprüche an den Markt für Faltkartonagen haben sich fortlaufend verschärft. Der Wettbewerb hat sich intensiviert, die Abläufe werden kürzer und der Kostendruck wächst. Die Kunden achten auf immer schnellere und bessere Resultate zu immer niedrigeren Preisen. Sie erwarten zudem ein höheres Niveau, was die Kundenorientierung anbelangt. Innovative Karton-Designs, ausgerichtet an speziellen Zielgruppen, werden zunehmend dafür eingesetzt, die Produkte am Point of Sale zum Blickfang zu machen“, beschreibt Stefan Mettler, Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei GmbH. Die Konsequenz für ein Unternehmen, das an der Produktion entsprechender Maschinen beteiligt ist: „Wer Verpackungen für die Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelindustrie produziert, hat mit Endprodukten in Form kunstvoll gestalteter Faltkartonagen zu tun. Dies stellt sehr hohe Ansprüche an Materialien, Werkzeuge und Maschinen.“ Verpackung ist mehr als eine Schutzhülle Gussteile, die in der Siempelkamp Giesserei hergestellt werden, kommen beispielsweise in Stanzmaschinen für Kosmetikverpackun- gen zum Einsatz. Die Gussstücke für diese Maschinen haben Gewichte zwischen 2.500 und 10.000 kg, und die Abmessungen bewegen sich im Rahmen L 2.500 mm x B 1.500 mm x H 1.000 mm. Auf den Stanzmaschinen werden Kartonbögen separiert und zu Stationen transportiert, die die Konturen der Verpackungseinheiten ausstanzen und an die Klebestation weiterführen. Mit beeindruckendem Tempo erreichen die leichten Kartonagebögen ihre Stationen auf dem Weg durch die Maschinen – ohne Störung und vor allem ohne Beschädigung des optisch hochwertigen Produktes. Die Ansprüche an eine reibungslos laufende Technik sind hoch, denn die einzelnen Vorgänge sind 28 | 29 SIEMPELKAMP | GIESSEREI aufgrund der hohen Arbeitsgeschwindigkeit nicht erkennbar. Nur in Zeitlupe wird beeindruckend deutlich, mit welcher Präzision die verschiedenen Arbeitsgänge ablaufen. Jährlich liefert die Siempelkamp Giesserei ca. 1.500 t Guss an führende Hersteller von Anlagen für die Druck- und Verpackungsindustrie, wie z. B. Heidelberg Postpress, Mönchengladbach, oder Bobst, Lausanne, Schweiz. „Alle diese Teile kommen im Pro- halb von Sekunden. Ein attraktives Erscheinungsbild, hochwertige haptische Eigenschaften und eine individuelle optische Botschaft machen den Faltkarton zu einem Schlüsselelement des Produktes, das eine herausragende Rolle für die Kaufentscheidung spielt. Hier setzt die Siempelkamp Giesserei als wichtiges Glied in der Produktionskette wichtige Qualitätsstandards – mit dem Ergebnis, dass die Marktführer ihre Teile seit Die Qualität der Gussteile ist zuerst in der Gussputzerei erkennbar. Hier wird sichergestellt, dass die Oberflächen nach Bearbeitung und Feinschliff fehlerfrei sind. Bearbeitungszugaben werden von den Prozessabteilungen so berücksichtigt, dass nach der spanabhebenden Bearbeitung nur gesundes, rissfreies Material zum Einsatz kommt. Jeder Gussfehler würde eine Markierung auf dem Endprodukt verursachen. Einige Teile sind in ihrer Herstellung äußerst komplex: Rohre werden in die Teile ein- Vollautomatische Maschine zur Herstellung von Verpackungen Fertiges Gussteil wird gesäubert duktionsprozess in enge Berührung mit dem Endprodukt. Deshalb stellen unsere Kunden, allesamt Weltmarktführer auf ihrem Gebiet, höchste Ansprüche an Produktionsqualität und Maßgenauigkeit“, so Jean-Louis Durand, im Verkauf verantwortlich für diese Zielgruppe. Dies im Übrigen nicht nur, um das kostbare Innenleben der Kartonage zu schützen, sondern vor allem, um dem Verbraucher die Optik schmackhaft zu machen. Denn es fällt ihm immer schwerer, den Überblick über das Angebot zu behalten. Es ist für ihn gang und gäbe geworden, ein Produkt auszuwählen, sobald er im Geschäft ankommt. Hier ist die Verpackung ausschlaggebend für eine Entscheidung inner- Jahren bei der Siempelkamp Giesserei herstellen lassen. Höchste Präzision der Bauteile Das Fazit: Wenn auf Maschinen derart hochempfindliche Teile entstehen, müssen auch ihre Bauteile höchste Präzision erfüllen, denn minimale Verformungen der Gussstruktur können die Qualität der gesamten Anlage beeinflussen. Für die Maschinen-Hersteller ist die Gewissheit unabdingbar, dass die zugelieferten Komponenten den gestellten Steifigkeitsanforderungen entsprechen – hier ist der Aspekt der Tauglichkeit des Endprodukts ausschlaggebend. Bei größeren Maschinen erreicht die Stanzkraft 600 t. gegossen und dienen als Luftkanäle. Bohrungen auf der Fläche im Kontakt mit dem Produkt reichen bis an die Luftkanäle. Durch einen Unterdruck werden die Kartonbögen vom Stapel abgehoben und transportiert. Auch auf dem Gegenstück sind Unreinheiten oder Markierungen tabu, denn sie würden sich sofort auf dem Produkt bemerkbar machen. Dieser Ausschnitt aus dem breit gefächerten Spektrum der Siempelkamp Giesserei zeigt: Nicht nur bei den Großgussteilen, sondern auch bei den Gussstücken für kleinere Dimensionen liefert die Siempelkamp Giesserei Teile in höchster Passgenauigkeit und Präzision! SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU CMC Texpan: „Pegasus“, das U-Boot-Projekt von Dr. Dario Zoppetti Seit über 25 Jahren besteht zwischen der Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG und der CMC Texpan S.r.l. ein erfolgreiches Beteiligungsverhältnis. Profil gewinnt das Unternehmen mit Standorten in Colzate bei Bergamo und Vimercate bei Mailand mit einem für die Siempelkamp-Gruppe außergewöhnlichen Projekt: „Pegasus“, das neue MiniU-Boot, lässt für „dolce far niente“ keine Zeit! 30 | 31 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU „Pegasus“ bei der Bearbeitung U-Boot „Pegasus“ U-Boot „Pegasus“ – mit seinen Konstrukteuren P ihrer Gründung im Jahr 1861 zertifiziert RINA Schiffe und Yachten zur Aufnahme in das italienische Schiffsregister, um einen hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandard unter anderem der Bauteile und der Werkstoffe zu gewährleisten. Die endgültige Ausstattung bei CMC fand im Herbst 2008 statt. Weitere Unterwasser-Missionen des italienischen Unternehmens werfen bereits ihre Schatten voraus – ein weiteres U-Boot in ähnlicher Ausführung wurde bereits optioniert und wird im Frühjahr 2009 geliefert. getrieben. Unterwasserleitungen für Erdgas oder Erdöl sowie elektrische Unterseeleitungen und Datenübertragungs-Leitungen kommen via U-Boot auf den Prüfstand. Zu erwähnen ist auch die Anwendung der Technologie der Dekompressionsanlagen im medizinischen Bereich – Stichwort „Druckkammer“. Noch ein Einsatzfeld: Hilfeleistungen an militärischen U-Booten sind mit den kleinen zivilen „Ablegern“ ebenso möglich wie die Unterwasser-Überwachung von Küsten – auch Schmugglertätigkeiten können auf diese Weise verhindert werden. Last but not least werden U-Boote zu touristischen Zwecken eingesetzt, um die Unterwasserwelt für Reisegäste zu erschließen. Das erste speziell für diese Zwecke gebaute Fahrzeug war die „Auguste Piccard“, die 1964 anlässlich der schweizerischen Landesausstellung mit bis zu 40 Passagieren den Genfer See ergründete. Das Fazit: Der breite Anwendungsbereich und die hohe Vielfältigkeit der Aufgaben, die diese U-Boote ausführen können, machen diese Nischenproduktion für CMC Texpan interessant und reich an Entwicklungsmöglichkeiten – auch im Kontext des Portfolios der Siempelkamp-Gruppe eine interessante Facette. rofil gewann CMC in diesem Branchenneuland bereits 2006, als man zwei U-Boot-Körper – sogenannte Battery Pods – von 28 m Länge, 5,5 m Durchmesser und einem Gesamtgewicht von über 350 t für ein Energieunternehmen in Venezuela fertigte: Zum Einsatz kamen die Boote im zivilen Kontext – ein gefülltes Stauseebecken sollte mit ihnen gewartet werden. „Dieses erste Untersee-Abenteuer von CMC Texpan entwickelten wir gemeinsam mit GSE Trieste. Hier arbeiten hoch spezialisierte Techniker, zu denen ein langjähriger Kontakt besteht“, erläutert Dr. Dario Zoppetti, Vorsitzender von CMC Texpan. Zoppetti, in den 70er Jahren Dozent für mechanische Technologie und Maschinenbau, bildete mit Maurizio Branchini und Franco Brembilla den derzeitigen Geschäftsleiter von GSE Trieste und den aktuellen Geschäftsführer von CMC Texpan aus. 2008 steht nun im Zeichen von „Pegasus“, einem neuen Projekt, das wieder im Schulterschluss mit GSE Trieste Gestalt annimmt. Das viersitzige Sport-U-Boot wird als Bestandteil einer Megayacht ebenfalls zivilen Zwecken zukommen. Ca. 8 m lang und 10 t schwer, kann das Fahrzeug bis auf 160 m Tiefe tauchen. Realisiert werden die Ausstattung des U-Bootes, die ölhydraulischen Teile und die für die Navigation nötigen elektronischen Geräte. Im Sommer 2008 standen bei CMC die RINA-Prüfungen für „Pegasus“ an – seit U-Boot „Nautilus“ Dekompressionskammer U-Boote – multiple Einsatzfelder Entstanden U-Boote früher in erster Linie als militärisch genutzte Unterwassereinheiten, sind die zivilen Aufgaben heute facettenreicher. „Zu Forschungszwecken werden U-Boote gerne eingesetzt, wenn beispielsweise archäologische Fundstücke und Wracks zu bergen sind. Berühmtheit erlangten z. B. die Expeditionen zu den Wracks der Titanic mit der ,Alvin’ oder der ,Bismarck’. Auch der Umweltschutz wird mit U-Booten unterstützt, indem sie am Meeresboden liegende Schadstoffe sichern oder Unterwasser-Naturparks schützen“, erklärt Dr. Dario Zoppetti. Weitere Anwendungsmöglichkeiten erschließen sich in einem breit gefächerten Spektrum: Meeresbiologische Forschungen am Meeresboden und geologische Untersuchungen werden mit U-Booten voran- „Nautilus“ SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Fördergurtpressen 2008: Siempelkamp-Qualität quer über die Kontinente von Steffen Aumüller Braunkohletagebau Garzweiler, Deutschland 32 | 33 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Siempelkamp baut in vielen Branchen auf und mit einer langen Tradition: Seit den 1930er Jahren hat sich das Unternehmen im Markt für Fördergurtvulkanisierpressen einen einzigartigen Ruf erworben, denn Maschinenqualität und -verfügbarkeit sind State of the Art. Der immer noch steigende Bedarf an Rohstoffen lässt auch den Bedarf an Fördermitteln weiter steigen. Dies schlägt sich in einem verstärkten Interesse an neuen Siempelkamp-Vulkanisationspressen quer über die Kontinente nieder – für Bulletin wirft Steffen Aumüller, Vertriebsleiter für Gummipressen bei Siempelkamp, einen Blick auf die 2008er Meilensteine. S chauplatz Port Clinton, Ohio: Hier fanden im Sommer 2008 gleich zwei Abnahmen für Siempelkamp-Pressen statt: Im Juni 2008 für eine Fördergurtpresse für Gewebegurte, im August für die „Zwillings“-Presse für Stahlseilfördergurte. Beide stehen bei Fenner Dunlop North America Inc., einem Global Player bei der Herstellung von Förderbändern für den Bergbau und die Großindustrie, nachdem sie im August 2006 bestellt und im Oktober 2007 ausgeliefert worden waren. Beide Linien beinhalten eine 18,4 m lange Presse und repräsentieren gleich mehrere Rekorde: Die Stahlcordlinie ist die derzeit größte Stahlseilfördergurtlinie der Welt, und die einteilige Heizplatte von über 18 m Länge und 2,6 m Breite ist die längste einteilige Heizplatte aller Zeiten. Auch das Prinzip der Vielkolbenpresse bedeutet in diesem Fall eine Premiere, denn es wurde zum ersten Mal in die USA verkauft. „Das neue Konzept gewährleistet die gleichmäßigste Druckverteilung, die jemals mit einer hydraulischen, diskontinuierlichen Zylinderpresse erreicht wurde“, erläutert Steffen Aumüller. Ende der 1990er Jahre Begutachtung der Teile durch den Kunden im Werk Krefeld Viele Kolben in der Presse hatte Siempelkamp den neuen Pressentyp der Vielkolbenpresse in den Markt eingeführt, um Druck- und Temperaturverteilung zu optimieren – mit dem Ergebnis, dass die Prozesssicherheit maßgeblich verbessert wurde. Die Stahlcordlinie ist mit einem doppelten Seilabwickelgestell für 416 Seile ausgerüstet: Das entspricht der doppelten Anlagenkapazität! Sie kann gleichzeitig 200 Seile mit der Kraft von 3.900 N in der Linie straffen. Auf diese Weise werden die Produktionswechselzeiten drastisch gekürzt, Die längste einteilige Heizplatte aller Zeiten SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Seilabwickelgestell mit Seilführung da 200 Seile produziert und die anderen 200 Seile gleichzeitig für die nächste Produktion eingerichtet werden können. Die Geschwindigkeiten zum Beschicken und Entleeren hat Siempelkamp den neuen Pressenlängen angepasst (16 m/min – 32 m/min). Ihr Alter Ego, die Gewebegurtpresse, ist baugleich, verfügt aber aufgrund der extrem schweren Gewebegurte über eine Durchzugsvorrichtung. Hier nimmt – im Gegensatz zu den Stahlseilen der Zwillingspresse – ein mehrlagiges Textilgewebe die Bandzug- und Scherkräfte auf. Auch hier Seilabwickelgestell wird der vorkonfektionierte Gurt mit dem hohen Druck von bis zu 400 N/cm2 in der Presse eingeschlossen und vulkanisiert. Förderbänder dieser Art kommen dort zum Einsatz, wo es gilt, schwere Lasten über lange Strecken zu befördern, z. B. im offenen Tagebau. Sie bewegen Tonnagen von bis zu 40.000 t pro Stunde – hier können selbst die größten Erdbewegungsmaschinen der Welt nicht mithalten. Fenner Dunlop wird mit den beiden Siempelkamp-Linien – der sogenannten 96Inch-Solution – in seiner Rolle als Global Player in Sachen Fördergurte maßgeblich gestärkt. Sie gelten als wichtiger Bestandteil dafür, den State-of-the-Art-Status des Fenner-Dunlop-Maschinenparks zu sichern. Insgesamt hat das Unternehmen ca. 38 Millionen US-Dollar am Standort Port Clinton in Ohio investiert, 75 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Diese enorme Investition mündet für Fenner Dunlop in enorme Potenziale auf seinen Märkten, betonte David Hurd, Präsident von Fenner Dunlop North America, während der Einweihungsfeierlichkeiten für die 96-Inch-Solution. Die Entscheidung, SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Konfektionswagengrube mit Seilen diese Investition in Ohio anzusiedeln, wird die Wettbewerbsstellung des Unternehmens weltweit weiter festigen. „Dieses Equipment ist State of the Art, das beste in der Welt“, unterstrich David Landgren, Executive Director von Fenner Dunlop Conveyor Belting America and Australia, während der Feierlichkeiten. Die Alternative zu dieser Best-Lösung wäre eine Kopie alter Technik gewesen: „Aber wir haben uns zur Spitzenleistung bekannt.“ Weiter geht’s zum Schauplatz Kwinana, Australien: Auch hier positionierte Siempelkamp eine Stahlcord-Linie – diesmal bei der australischen Fenner-Dunlop-Tochter Enerka Apex. Diese Pressenlinie wurde im Oktober 2007 geordert, die Auslieferung ist für das vierte Quartal 2008 geplant. Die Eckdaten: Auch hier kommt eine 18,4 m lange, jedoch 3,2 m breite Presse zum Einsatz, und die Presskraft von bis zu 25.000 t macht diese Presse zur stärksten in der Kunststoff- und Gummiindustrie überhaupt. Fenner Dunlop orderte diese StahlcordLinie für eine neue Produktionsstätte in Kwinana südlich von Perth, die damit stahlverstärkte Förderbänder von bis zu 3,2 m Breite und bis zu 50 mm Dicke herstellen links: Seilklemm- und Spannstation rechts: Konfektionswagen Konfektionswagengrube mit Seilen 34 | 35 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Vorgepresster roher Fördergurt am Presseneinlauf 36 | 37 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU wird. Die Kapazitäten sind beachtlich, geht man von einer Jahresproduktion von 330.000 m2 aus – dies entspricht gut 103 km an 3,2-m-Bändern. Das Seilabwickelgestell wurde für eine doppelte Seilkapazität von 520 Seilen ausgelegt – 260 werden durch die Presse gezogen. Mit ihrer Entscheidung für Siempelkamp setzt Fenner Dunlop auch hier explizit auf weltmarktführende Technologie, mit der das Unternehmen die eigene Reputation als Weltmarktführer in der Förderbandtechnologie voranzutreiben bestrebt ist. Eine kleine, aber feine Facette dieser insgesamt drei Verkaufserfolge im Rahmen der Geschäftsbeziehung zu Fenner Dunlop: Mit den drei Pressen für Nordamerika und Australien hat die Fenner-Gruppe innerhalb von 14 Monaten die drei längsten Fördergurtpressen in der Geschichte von Siempelkamp, also die längsten Fördergurtpressen der Welt bestellt. „Dass das Unternehmen vor seinen Entscheidungen keine Möglichkeit hatte, diesen neuen Pressentyp zu besichtigen, ist ein erfreulicher Indikator für das große Vertrauen, das man uns von Seiten Fenners entgegenbringt“, so Steffen Aumüller. Schauplatz Shandong-Provinz, China: Auch für Asien hat Siempelkamp im Jahr 2008 eine Erfolgsmeldung aus dem Bereich „Gummi“ bereit. Im Januar wurde eine Vielkolben-Oberkolben-Presse an das erst im Januar 2008 gegründete chinesische Unternehmen Shandong Aneng verkauft, das sich im Rahmen eines Joint Ventures mit Veyance Technologies bzw. Goodyear EP für Siempelkamp-Technologie entschied. Auch hier sprechen die Maße 3,2 m Breite x 18,4 m Länge für das größte Fördergurtpressenformat der Welt. Hier handelt es sich zudem um die erste Vielkolben-Oberkolben-Presse, die auf dem chinesischen Markt platziert wurde – die Lieferung ist für Januar 2009 geplant. Presse mit Gurtkühlstrecke Aufwickler mit 2.000-mm-Gurt von links nach rechts: Mike Hock, Vice President Special Projects; Steffen Aumüller, Sales Rubber Presses; Ludger Fleuter, Site Manager SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Nukleartechnik nutzt Kombi-He das Kernk von Jörg Grittmann und Christoph Aiglsdorfer Im Dezember 2007 erhielt Siempelkamp Nukleartechnik den Auftrag zur Fertigung und Lieferung einer Kombi-Hebe-Traverse (KHT) für das Kernkraftwerk Brokdorf. Eine Lieferzeit von nur 7 Monaten war die Voraussetzung für diesen Auftrag – hier hat Siempelkamp einen klaren Wettbewerbsvorteil für sich genutzt! D ie Lieferung und Nachrüstung von Komponenten in bestehenden kerntechnischen Anlagen und Neubauten gehört zu den Kernkompetenzen der Siempelkamp Nukleartechnik. Der Auftrag aus Brokdorf bestätigt den entsprechenden guten Ruf – insbesondere mit Blick auf die sehr kurze Projektlaufzeit. Das Projekt wurde an den Standorten Heidelberg (Projektmanagement) und Linz (Engineering) umgesetzt. Die Vorprüfunterlagen (VPU), die als Grundlage für die Einreichung bei Gutachter und Aufsichtsbehörde dienen, waren in kürzester Zeit zu erstellen und einzureichen. In dieser Phase veranschaulichte sich die gute Zusammenarbeit zwischen Betreiber, Gutachter, Behörde und Lieferant: Der eng gestaltete Terminplan konnte eingehalten werden, und für die VPU hieß es nach einer kurzen Durchlaufzeit bei Gutachter und Behörde „Freigabe“. Parallel zur VPU-Erstellung erhielten wir eine vorzeitige Material- Kombi-Hebe-Traverse beim Ersteinsatz 38 | 39 SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Wettbewerbs-Vorteil: be-Traverse für raftwerk Brokdorf freigabe für Halbzeuge mit langer Lieferzeit wie z. B. Schmiedeteile. Die Auslegung und Fertigungskontrolle erfolgte nach den sicherheitstechnischen Regeln, die der Kerntechnische Ausschuss (KTA) aufstellt. Diese Regeln, gekennzeichnet mit dem Kürzel KTA und vergleichbar mit den DIN-Normen, behalten die sicherheitstechnischen Anforderungen im Visier, die bei einem Projekt wie diesem wichtig sind. Sie bedeuten eine unverzichtbare Vorsorge gegen Schäden an einer kerntechnischen Anlage. Bei der Kombi-Hebe-Traverse für Brokdorf erfolgte die Auslegung nach den Regeln KTA 3902 / 3903, Abschnitt 4.2 bzw. 4.3, Hubklasse H4, und nach DIN 15018 / T1 für Tragwerke. Kombi-Hebe-Traversen – was leisten sie? Kernkraftwerke werden in regelmäßigen Abständen für die Revisionen heruntergefahren und vom Netz genommen. Während dieser Zeit werden an den meisten Bauteilen und Einbauten des Kraftwerks vorgeschriebene wiederkehrende Prüfungen durchgeführt. Zu diesem Zweck werden auch die Einbauten im Reaktor-Druckbehälter – das obere Kerngerüst mit und ohne SteuerstabAntriebsstangen und das untere Kerngerüst – herausgehoben. Hier kommt die Kombi-Hebe-Traverse zum Einsatz: Sie hebt entweder die gesamten Einbauten oder die einzelnen Kerngerüste an. Der entscheidende Vorteil der von Siempelkamp entwickelten Kombi-Hebe-Traverse: Diese Handhabungsschritte können ohne Umbauten durchgeführt werden. Dies bedeutet eine erhebliche Zeitersparnis in der Revision und damit auch eine Kosteneinsparung für den Betreiber. Die Bedienung der KHT erfolgt über ein Steuerpult; hier sind durch entsprechende Signalisierung sämtliche Anlagenzustände zu erkennen. Die Hauptbestandteile der Kombi-HebeTraverse: • Traversenkörper mit Hakenaufnahme • Teleskoplaschen • Tragring • Wasserhydraulik • Elektrische Ausrüstung Zusätzliche Ausführungen: • Kombi-Hebe-Traverse ist zerlegbar für Einsatz in anderen Kraftwerken bzw. Blöcken • Adapter für weitere Kranhaken • Containereinbauten zur Lagerung und zum Transport der Traverse Das Gesamtgewicht der Kombi-Hebe-Traverse beträgt ungefähr 19.000 kg. Die Einzelgewichte verteilen sich auf den Traversenkörper mit ca. 8.000 kg, auf vier Teleskoplaschen mit ca. 4.800 kg und den kompletten Tragring mit ca. 6.200 kg. Sämtliche Bauteile, die zeitweilig unter Wasser verbleiben, sind in Edelstahl ausgeführt. Die Hublasten der Kombi-Hebe-Traverse betragen am Anhängebolzen zum Anheben des oberen Kerngerüstes 50.000 kg. Für die Auslegung der Greifzangen zum Anheben des oberen und des unteren Kerngerüstes wurden 152.000 kg veranschlagt. Auf einer speziellen Abstellposition außerhalb des Reaktorbeckens wird die Traverse mit zusammengefahrenen Teleskoplaschen gelagert. Dadurch ist eine Platz sparende Lagerung zwischen den Einsätzen möglich. Für den Einsatz werden die Teleskoplaschen auf die maximale Auszugslänge mit Hilfe des Reaktorgebäudekrans ausgezogen. Alles am Platz in nur 7 Monaten! Die Fertigung der KHT sowie der Bau der Steuerungstechnik erfolgten zwischen Februar und Mai 2008. Nach der anschließenden Abnahme im Herstellerwerk im Mai erfolgte der Ersteinsatz im Kernkraftwerk Brokdorf im Juni 2008. Die für den erstmaligen Einsatz eingeplante Zeitdauer konnte nicht nur eingehalten, sondern auch noch entscheidend verkürzt werden! Damit rechnet sich die Investition für den Betreiber des Kraftwerks in kürzester Zeit – und die Siempelkamp Nukleartechnik konnte ein ehrgeiziges Projekt in nur 7 Monaten erfolgreich abschließen. Kombi-Hebe-Traverse einsatzbereit auf dem Abstellplatz SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Ganzheitliche Meisterleistung: Anbiegepresse für Europipe 40 | 41 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU setzt neue Maßstäbe von Sigfrid Buecher Die Anbiegepresse bei Europipe SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Im April 2007 beauftragte Europipe die Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH mit der Herstellung einer Anbiegepresse. Der Mülheimer Spezialist, der geschweißte Stahlrohre für extreme Beanspruchungen produziert, vertraute hier auf das besondere Krefelder Know-how, was Technik, Größenordnung und Zeitplan anging. Zu Recht: Seit August 2008 ist die A-Presse in Betrieb – und wird vom Kunden als Meisterleistung gelobt, die in vielerlei Hinsicht Benchmarks setzt. A n Europipe-Rohre werden höchste Ansprüche gestellt. Sie müssen als Pipelines höchsten Temperaturen ebenso standhalten wie niedrigsten Temperaturen im Ewigen Eis oder dem extremen Druck der Tiefsee. Der Markt erfordert Rohre mit großen Wanddicken und einer immer spezielleren Geometrie. Diese Entwicklung macht eine optimale Einformung der Bleche notwendig – und die beginnt mit der Anbiege-Presse. „Zur Herstellung dieser Rohre sind sehr hohe Presskräfte, noch dazu über einen längeren Zeitraum, erforderlich. Dies gab den Ausschlag dafür, unsere vorhandene A-Presse nach mehr als 30 Jahren Betrieb durch eine stärkere Anlage mit neuer Konzeption zu ersetzen – dafür war und ist Siempelkamp mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Bereich der Biegepressen der richtige Partner“, so Hans-Heinrich Meier, Leiter Instandhaltung bei Europipe. Konstruktion: patentierte Qualität Eine besondere Herausforderung stellte die A-Presse an die Konstruktion: Die Anordnung der 12 Horizontalzylinder, die für das optimale Pressergebnis unverzichtbar sind, ist ein Patent, das Siempelkamp erstmalig eingesetzt hat. Sie stabilisieren das bewegliche Werkzeug und halten dessen Position mit 0,1 mm auf 6 m Positionslageregelung „auf Kurs“. Der Prozess erfolgt schrittweise in 4,50 m langen Abschnitten, das Blech wird dabei von dem beweglichen Werkzeug gegen ein festes Gegenstück gepresst. Sigfrid Buecher, Projektleiter Metallumformung bei Siempelkamp, ergänzt: „Dieser Auftrag stellte uns vor die Aufgabe, unserem Kunden deutlich bessere und reproduzierbare Umformergebnisse auch bei hochfesten Blechen zu sichern. Für uns ein Großprojekt mit zahlreichen Herausforderungen im Detail, denen wir uns in kurzer Zeit und mit aller Energie gewidmet haben.“ Zum Lieferumfang gehörten neben der A-Presse die komplette Hydraulikstation sowie der Umbau der vorhandenen Rollengänge. Auch mit einer Werksmontage der neuen Presse in der Siempelkamp-Produktionshalle sowie mit der Demontage der alten Presse beauftragte Europipe seinen Krefelder Nachbarn. links: Blechbiegepresse in der 3-D-Darstellung (Konstruktion) rechts: FEM-Berechnung Abguss des 260-t-Laufholms in der Siempelkamp Giesserei 42 | 43 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Dieses Konzept wurde in geschlossener Rahmenbauweise umgesetzt und erlaubt einen besonders hohen Umformdruck. Die Anbiege-Presse kann damit bis zu 18 m lange und bis zu 50 mm dicke Bleche für Längsnaht-geschweißte Großrohre mit einer maximalen Kraft von 11.000 t an den Kanten in Schritten anbiegen. Durch diesen Produktionsschritt wird sichergestellt, dass die Rohre, nachdem sie die nachfolgende U- und O-Presse passiert haben, auch an den Kanten eine gleichmäßige Rundung aufweisen. Je nach Blechformat biegt die Anbiegepresse pro Stunde zwischen 33 und 42 Bleche an, die in den nachfolgenden Pressen ihre Form als Pipeline-Rohre erhalten. Hierbei werden Durchmesser von bis zu 1.524 mm erreicht. Mit der Finite-Elemente-Methode (FEM) wurde für die Hauptkomponenten der Presse wie Rahmen, Laufholm und Fundamentträger die Dauerfestigkeit nachgewiesen. Damit ist die A-Presse auf ein langes Leben ausgelegt. Bestes Equipment – besondere Formate – exzellentes Teamwork Der Startschuss für den Montagebeginn dieses anspruchsvollen Projektes fiel nach elfmonatiger Entwicklungszeit im März 2008. Der Presstisch, der Laufholm und die vier Werkzeugträger für je drei Zylinder waren in der Siempelkamp Giesserei abgegossen worden. Anschließend dokumentierte sich das effektive Hand-in-HandTeamwork der einzelnen Siempelkamp-Geschäftsbereiche, denn im nächsten Schritt wurde das „Staffelholz“ von der Gießerei an den Maschinen- und Anlagenbau weitergereicht. Hier erfolgte die Endbearbeitung von Presstisch, Laufholm und Werkzeugträgern auf einer Neuanschaffung, der Portalfräse Gantry VMG 6 PS des Ascherslebener Spezialisten für Großbearbeitungszentren Schiess GmbH. Diese Fräsmaschine vereint Höchstleistung Die Siempelkamp-Portalfräse bei der Bearbeitung des Laufholms SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Setzen der Rahmen Der Presstisch ist eingebaut (100 KW Frässpindelleistung für Schwerstbearbeitung) mit höchster Präzision. Sie ist die erste Maschine dieser Größenordnung, die in einer Halle am Standort Deutschland ihren Platz einnahm. Ein wichtiger Leistungsbestandteil des Europipe-Auftrags waren die komplette Vormontage der A-Presse samt Leistungstest mit Blech sowie eine Vorabnahme in Krefeld. „Dies war notwendig, um die Funktionsfähigkeit der Anlage sicherzustellen. Zudem musste in Mülheim die alte Presse demontiert sowie notwendige Fundamentänderungen durchgeführt werden – hier setzte der ferienbedingte Stillstand bei Europipe klare Termine. In nur vier Monaten waren diese Aufgaben bis Juni 2008 zu stemmen, woran alle Beteiligten des Siempelkamp-Teams mit ganzer Kraft gearbeitet haben“, so Sigfrid Buecher. Für den Standort Krefeld war die Werksmontage aufgrund des besonderen Formats der Anbiegepresse eine besondere Herausforderung: Insgesamt wurden sechs Rahmenpakete aufgebaut. Für das Aufstellen der Rahmenbleche wurde eine spezielle Krantraverse errichtet – mit einer Größe von 8,9 x 13,6 m reichten die Rahmen fast bis zur Hallendecke. Vor der Werksmontage wurde im Krefelder Werk das Betonfundament verstärkt sowie eine zusätzliche Unterkonstruktion eingerichtet – diese Aufgabe löste man in einer Rekordzeit von zwei Tagen. Zusammengebaut misst die Maschine insgesamt 9 x 13 x 16 m. Schwerstarbeit im Zeitlimit Nach dem Aufbau, der Funktionsprüfung und der Vorabnahme bei Siempelkamp galt es, die Anbiegepresse innerhalb von zwei Wochen zu demontieren und anschließend an ihren eigentlichen Bestimmungsort Mülheim zu transportieren. Hier war so manche logistische Meisterleistung gefragt: Für einige Einzelteile waren Spezialtransporter nötig – die größten Teile mussten per speziell angefertigtem Tieflader und Schiff befördert werden, da sie für die Autobahnbrücken zwischen Krefeld und Mülheim zu schwer waren. 166 t wog der Presstisch, ein noch größeres Schwergewicht war der Laufholm mit 216 t. Laufholm plus Schwertransporter links: Transporter rechts: Laufholm-Transport mit 4 Schwerlastkränen 44 | 45 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Der Laufholm wird in die Presse eingeführt brachten 355 t auf die Waage, als Ende Juli Laufholm und Presstisch vom Standort Siempelkamp zum Krefelder Hafen gebracht wurden – der größte Schwertransport, der je über Krefelder Straßen fuhr. Vier mobile Schwerlastkräne waren nötig, um die Maschinenelemente anschließend vom Tieflader auf ein Frachtschiff zu verladen. Den vorletzten Schritt dieses Großprojekts markierte der Aufbau der neuen Anbiege-Presse im Mülheimer Europipe-Werk im Juli 2008. Auch hier war eine logistische Finesse zu meistern: Für den Einbau stand lediglich der vorhandene Raum der alten Presse zur Verfügung, obwohl die neue A-Presse erheblich höhere Presskräfte und fast das vierfache Gewicht ihres Vorgängers einbringt. Gelöst wurde diese Aufgabe durch eine kundenspezifische Konstruktion. „Fertigung und Installation der Presse waren eine logistische Meisterleistung, da das Projekt in den bestehenden Fertigungsablauf eingepasst wurde. Innerhalb von wenigen Wochen war die Maschine angeliefert, aufgebaut und in die Formstraße eingebunden“, lobt Hans-Heinrich Meier den Ablauf dieses Großprojektes. Seitenansicht mit den Horizontalzylindern Die Attraktion am Tag der offenen Tür bei Siempelkamp in Krefeld „Hausaufgaben gemacht“ für ein Projekt der Superlative Seit dem 25. August 2008 ist die Anbiegepresse erfolgreich in Betrieb. Ein Team von 75 Personen war an der Montage beteiligt und hat Höchstleistungen erbracht. Sämtliche Eckdaten – auch die scheinbar nebensächlichen – zeugen vom besonderen Format dieses Auftrags: 1.050 Sensoren/Initiatoren wurden eingebaut, 4,1 km Hydraulikrohr und 27,4 km Kabel verlegt, ca. 100 Transporte bewältigt. „Ihre Hausaufgaben haben alle Beteiligten gemacht“, lobt man in Mülheim, und der vollen Serienproduktion steht nun nichts mehr im Wege. Nach Abschluss des Umformprozesses in der A-, U- und O-Presse und in den nachgeschalteten weiteren Anlagen des Rohrwerkes kommen die Rohre in der OstseePipeline zum Einsatz, 860.000 Tonnen Rohre produziert Europipe für dieses Projekt. Eine große Herausforderung – Siempelkamp ist stolz, hier seinen Teil beigetragen zu haben! Anbiegen eines Bleches SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Neue Werkstoffe für das 700 °C-Kraftwerk Siempelkamp Prüf- und Gutachter-Gesellschaft prüft Werkstoffe für neue Kraftwerksgeneration Die Siempelkamp Prüf- und Gutachter-Gesellschaft mbH (SPG) ist im Geschäftsbereich Nukleartechnik der Siempelkamp-Gruppe Spezialist für Industriedienstleistungen. Das Unternehmen mit Sitz in Dresden beschäftigt sich seit mehr als 50 Jahren mit der Prüfung, Berechnung und Inspektion von Bauteilen und Komponenten, schwerpunktmäßig aus warmfesten Werkstoffen. Im Gespräch mit Dr. Andreas Thomas, Geschäftsführer der SPG, wirft „Bulletin“ einen Blick auf Portfolio und Potenziale. Herr Dr. Thomas, mit welchen Kernkompetenzen steht die SPG ihren Kunden auf dem Gebiet der Industriedienstleistungen zur Seite? Die SPG erbringt Industriedienstleistungen unter anderem auf den Gebieten der Werkstoff- und Bauteilprüfung, der Anlageninspektion und Fertigungsüberwachung sowie der Festigkeitsberechnung (Finite-Elemente-Methode FEM). Sie verfügt über ein akkreditiertes Prüflaboratorium nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005 für Werkstoffund Bauteileprüfungen und über die Akkreditierung als Inspektionsstelle nach DIN EN ISO/IEC 17020:2004 für In-Service-Inspektionen von Kraftwerksanlagen und deren Komponenten. Zum Portfolio der SPG gehört auch die Anlageninspektion von Kraftwerkskomponenten aus warmfesten Werkstoffen. Welche Anforderungen werden an moderne warmfeste Stähle gestellt? Deutlich steigende. In den nächsten 20 Jahren wird in Europa ein Bedarf für ca. 300.000 MW elektrischer Leistung entstehen. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf den Ersatz von Altanlagen mit vergleichsweise schlechtem Wirkungsgrad und Problemen hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit. Etwa 100.000 MW elektrischer Leistung müssen bei einem Strombedarfszuwachs von 1,5 % pro Jahr zusätzlich installiert werden. Die Lücke in der Energieversorgung muss unter Beibehaltung des Energiemix in erster Linie durch den Einsatz hoch effizienter Gasund Dampf-Kraftwerke mit erhöhtem Wirkungsgrad und verringerter CO2-Emission geschlossen werden. Zielwerte bei der Realisierung höchster Wirkungsgrade > 50 % sind die Anhebung der Dampftemperatur auf ca. 720 °C und des Dampfdruckes auf ca. 350 bar. Hier kommen die warmfesten Stähle und ihre Qualität ins Spiel: Die eingesetzten Werkstoffe und ihre Schweißverbindungen von Ralf Griesche müssen für diese Anforderung über eine ausreichend hohe Zeitstandfestigkeit verfügen. Für die Auslegung und den Betrieb von Hochtemperaturbauteilen aus Turbinen, Kesselanlagen und Heißdampfrohrleitungen sind langzeitig abgesicherte Werkstoffkennwerte erforderlich, da mit einer Lebensdauer bzw. Einsatzdauer von Kraftwerken von 30 Jahren bzw. 250.000 h auszugehen ist. Bei einem zulässigen Zeitextrapolationsfaktor von 3 müssen Hochtemperaturwerkstoffe in Zeitstandversuchen bis zu beispielsweise 80.000 h und länger geprüft werden, was eine große versuchstechnische Herausforderung darstellt, da alle Versuchsparameter über viele Jahre präzise konstant gehalten werden müssen. Welche prüftechnischen Verfahren setzen Sie in diesem Kontext ein? Eines der wichtigsten Experimente ist der nach DIN EN 10291 genormte Zeitstandversuch. Er beschreibt das Hochtemperaturverhalten von Werkstoffen – z. B. die ermittelte Beanspruchungszeit bis zum Bruch oder bis zu einer definierten Dehngrenze. Die Ergebnisse sind häufig die Basis von Designkurven, beispielsweise von Isothermen der Zeitstandfestigkeit oder von Kriechverformungsgesetzen, die Grundlage der Hochtemperaturbauteilauslegung sind. Wo steht die SPG, was die unternehmenseigene Forschung anbelangt? Im Zeitraum 1957 bis 1989, in dem die Firma unter anderen zum Kraftwerksanlagenbau KAB gehörte, wurden im Zeitstandlabor etwa 100 Einzelofenanlagen betrieben. Mit Beginn der 90er Jahre wurde der neue Kraftwerksstahl P91 (X10CrMoVNb9-1) schrittweise eingeführt, an dessen Erforschung auch die SPG mitwirkte. 46 | 47 SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Kraftwerksanlagen Zeitstandfestigkeit austenitischer Stähle und Nickelbasis-Legierung für Überhitzer 100.000 h – Zeitstandfestigkeit: in N/mm2 300 250 200 Komponente Alloy617mod. 150 HR3C/310N 100 Super304H X3CrNiMoBN17-3-3 50 TP347HFG 0 550 570 590 610 630 650 670 690 Temperatur in °C Welche Meilensteine verbuchen Sie seitdem? Beispielsweise konnte ein 100.000-h-Kennwert der Zeitstandfestigkeit erreicht werden – dies entspricht immerhin einer Versuchsdauer von ca. 12 Jahren. Zudem konnten wir in dieser Zeit unsere Prüfkapazitäten auf 145 Einzelofenanlagen erweitern sowie die darin eingesetzte Mess- und Regeltechnik den gestiegenen Anforderungen anpassen. Hier haben wir maßgeblich von unserer Mitarbeit an nationalen und internationalen Forschungsprojekten wie z. B. CCG, HIDA, INTEGRITY, WELDON, COST522 und COST536 profitiert. Dazu gehören automatische Messdatenerfassung, digitale Temperaturregelung und Online-Dehnungsmesstechnik. Der Vorteil für den Kunden? Die SPG betreibt auf Basis dieser Ausstattung und dieses Knowhows eines der größten Prüflaboratorien für Zeitstandprüfung in Deutschland. Da es sich um Einzelofenanlagen handelt, kann schnell und flexibel auf die unterschiedlichsten Kundenanforderungen reagiert werden. Wie ist das Labor ausgelastet – bzw. wer lässt bei Siempelkamp prüfen? Neue Kundenkontakte – auch zum europäischen Ausland –, erweiterte Prüfmöglichkeiten wie Kurzzeitversuche oder Kriechrissuntersuchungen sowie der steigende Entwicklungsbedarf für neue Kraftwerkswerkstoffe führten zu einer weiteren Verbesserung der Laborauslastung. Zu unseren in- und ausländischen Kunden gehören heute u. a. Babcock Hitachi Oberhausen, Benteler AG, BMW, Böhler Schweißtechnik, DOW CHEMICAL, Enpar Sonderwerkstoffe, E.ON, Elringklinger, Hitachi Europa, MPA Stuttgart, Siemens Mülheim, Steinmüller, Vallourec & Mannesmann, Vattenfall, BHR Essen und ABB 710 730 750 Blick in ein Zeitstandlabor mit Einzelofenanlagen (Schweiz), AMT (Australien), Avedøre (Dänemark), Böhler Edelstahl (Österreich), Morandini (Italien) und SERCO (UK). Zu den im Zeitstandlabor der SPG untersuchten Werkstoffen für die neue Kraftwerksgeneration gehören martensitische Stähle wie P91, P92 und VM12-SHC, austenitische Stähle der Typen 304, 310 und 347 sowie Nickelbasis-Legierungen wie z.B. Alloy 617, deren Schweißgüter sowie verschiedenartige Schweißverbindungen. Von welchen Orientierungshilfen profitiert der Zeitstandversuch – z. B. zum Thema Evaluation? Über die DIN-Prüfnorm hinaus sind auf nationaler und internationaler Ebene Richtlinien und Empfehlungen zum Zeitstandversuch erarbeitet worden. Sie gewährleisten zum einen vergleichbare und belastbare Versuchsergebnisse der Zeitstandlabore, zum anderen unterstützen sie die Auswertung der Versuchsergebnisse für die Ermittlung von Designkurven. Auf nationaler Ebene hat der Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) Düsseldorf Richtlinien zur Durchführung und Auswertung der Zeitstandversuche innerhalb der deutschen Arbeitsgemeinschaften „Warmfeste Stähle“ und „Hochtemperaturwerkstoffe“ (AGW/AGHT) erarbeitet. Diese Arbeitsgemeinschaften, in denen die SPG aktiv mitarbeitet, stellen einen Zusammenschluss von Werkstoffherstellern, Anlagenherstellern, Forschungseinrichtungen und Fachverbänden dar. Die Arbeitsgemeinschaften AGW und AGHT waren weltweit die ersten Einrichtungen zur Gemeinschaftsforschung auf dem Gebiet der Hochtemperaturwerkstoffe und ermitteln seit Jahrzehnten besonders langzeitige Zeitstanddaten. Im Rahmen der europäischen Arbeitsgemeinschaft European Creep Collaborative Committee (ECCC), in der auch die SPG über mehrere Jahre mitarbeitete, sind weiterführende Empfehlungen zur Durchführung und Auswertung von Zeitstandversuchen entwickelt worden. SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Stilllegung und Rückbau des Kernkraftwerkes Stade: Großprojekt für das Experte Beim Rückbau von Kernkraftwerken steht kostengünstiges und zugleich umweltgerechtes Arbeiten im Vordergrund. Dieser Herausforderung stellt sich das Expertenteam der NIS GmbH seit Februar 2008 im Kernkraftwerk Stade: Die Demontage, Zerlegung, Verpackung und Entsorgung bzw. Zwischenlagerung des Reaktordruckbehälters mit peripheren Einrichtungen stehen hier auf dem Programm. Reaktorraum des Mehrzweckforschungsreaktors Karlsruhe mit dem NIS-Zerlegesystem A uf einen großen Erfahrungsschatz blickt dieses Team aufgrund eines vergleichbaren Langzeitprojektes für den Rückbau des „Mehrzweckforschungsreaktors“ in Karlsruhe zurück: Seit 1997 zerlegten die Experten der NIS GmbH dort einen Druckwasserreaktor mit Einbauten, der zuvor über 18 Jahre erfolgreich betrieben worden war. Laufzeit des Auftrages: 1997–2008. Seit Anfang des Jahres bewährt sich diese Kompetenz in Niedersachsen: Das Kernkraftwerk Stade lief am 8. Januar 1972 an und nahm im Mai desselben Jahres seinen kommerziellen Leistungsbetrieb auf. Stade Abgetrenntes Teil des Moderatorbehälters am Hydraulikgreifer war das erste Kernkraftwerk, das aufgrund des von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstiegs nach mehr als 30 Jahren Betrieb am 14. November 2003 endgültig vom Netz genommen wurde. Seitdem wird es abgebaut – offiziell hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen, da der Druckwasserreaktor mit 630 MW elektrischer Leistung (1.892 MW thermisch) nur halb so viel Leistung wie die meisten anderen deutschen Kernkraftwerke liefern konnte, der Aufwand allerdings im Verhältnis dazu höher war. Die im Rahmen des Atomkonsens beschlossene Reststrommenge für das KKW Stade in Höhe von rund 1,49 TWh ist noch übertragbar. Rückbauphase III: Abbau des Reaktordruckbehälters Nach der Stilllegungsphase folgte für das KKW Stade die Nachbetriebsphase, in der die bestrahlten Brennelemente entsorgt wurden. Seit September 2005 befindet sich die Anlage im Restbetrieb. Gegenwärtig laufen die Arbeiten im Rahmen der genehmigten Rückbauphasen I und II. In den vorangegangenen Rückbauphasen wurden im Kontrollbereich neben dem Aufbau der Logistik bereits viele nicht mehr benötigte Blick auf den teilzerlegten Moderatorbehälter 48 | 49 SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK nteam der NIS GmbH von Andreas Loeb links: Hydraulischer Master-Slave-Manipulator setzt Greifer unter Wasser rechts: Manueller Wechsel des Innengreifers auf einen Plattengreifer Systeme abgebaut – z. B. Flutwasserbehälter, Druckspeicher und Dampferzeuger. Die dritte Rückbauphase beinhaltet den Abbau der am stärksten belasteten Komponenten: des Reaktordruckbehälters und der Betonabschirmung, des sogenannten Biologischen Schildes. Im Rahmen dieser Phase erhielt im Februar 2008 das Konsortium NIS-EAS mit der NIS Ingenieurgesellschaft mbH als Konsortialführer den Auftrag, Demontage, Zerlegung, Verpackung und Entsorgung bzw. Zwischenlagerung des Reaktordruckbehälters in- klusive peripherer Einrichtungen zu übernehmen. Eine wichtige Grundlage dafür, diesen Auftrag verantwortungsbewusst durchzuführen, ist die Einhaltung der Schutzziele: Dazu gehören Aktivitätsrückhaltung, Begrenzung der Strahlenexposition des Personals, Abfallminimierung, Personenschutz und Arbeitsschutz sowie der Anlagenschutz. Zusätzlich stellen Rahmenbedingungen wie die radiologische Situation und die Platz- verhältnisse besondere Ansprüche an die sehr komplexe Demontage und Zerlegung des Reaktordruckbehälters. Aufgrund der hohen Aktivierung des Druckbehälters mit seinen peripheren Einbauten müssen die Zerlegearbeiten fernbedient durchgeführt werden. Hierzu entwickelt die NIS speziell auf das Anforderungsprofil dieses Auftrages zugeschnittene Systeme. Unter anderem werden Hochleistungsrobotersysteme zur Führung von Autogen-Schneidbrennern eingesetzt, die eine Materialdicke von bis zu 500 mm trennen können. Auch hier fließen Trennrohre warten auf die Zerlegung mit der Hydraulikschere Zerlegung eines Leitbleches mit dem Plasmaschneidverfahren Plasmabrenner mit Teachspitze fährt Trennrohrstutzen an SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK die Erfahrungen der NIS-Ingenieure aus vorangegangenen Rückbau-Projekten ein. Vorteil für den Kunden: Ganzheitliche Projektabwicklung aus einer Hand Trocknungsanlage Ein entscheidender Vorteil, den die NIS GmbH ihren Kunden sichert, ist die komplette Projektabwicklung aus einer Hand. Zurzeit befindet sich das Projektteam in der Planungs-, Konstruktions- und Fertigungsphase. Ab Juni 2009 ist die Montage der Einrichtungen geplant, die Demontage wird ab April 2010 durchgeführt. Ein Blick auf den spannenden Prozess: Zu Beginn der Demontagetätigkeiten befindet sich der Reaktordruckbehälter in seiner Einbaulage im Reaktor-Becken. Für seine Zerlegung inklusive der peripheren Einbauten wird ein breit gefächertes Spektrum neuer Gerätetechnik installiert und betrieben. Die NIS GmbH plant diese Einrichtungen, überwacht die Fertigung und wird diese im Kontrollbereich des KKW Stade installieren, um anschließend die Demontage und Zerlegung durchzuführen. Die von der NIS GmbH exakt für dieses Projekt entwickelten und projektierten Einrichtungen und Maschinen werden im Reaktorbecken und im ehemaligen Brennelementebecken errichtet. Zum Einsatz kommen erprobte Demontage- und Zerlegetechniken, die auf leichten und einfachen Werkzeugen und Werkzeugträgersystemen basieren. Ein wesentliches Novum ist unter anderem eine 200-t-Hubeinrichtung: Sie hebt den mit Wasser gefüllten Reaktordruckbehälter an. Weitere Innovationen stellen ein Manipulator mit Mastsystem und ein Zerlegeroboter mit Mastsystem zur Führung der Hochleistungs- Unterer Füllkörper des RDB wird auf der Bandsäge zerlegt links: Blick auf den Plasmabrenner mit Ar/H2-Düse rechts: Blick auf den Endeffektor des Unterwasser-Roboters 50 | 51 SIEMPELKAMP | NUKLEARTECHNIK Schneidbrennsysteme dar – außerdem ein Beladekran zum fernbedienten Beladen der MOSAIK®- und Konrad-Behälter und ein Zerlegetisch zur Aufnahme des Reaktordruckbehälters. Für die Zuverlässigkeit der eingesetzten Einrichtungen bürgt neben diesen innovativen Besonderheiten die reichhaltige Erfahrung aus anderen Projekten der NIS GmbH. Die komplexe Zerlegung des Reaktordruckbehälters mit seinen peripheren Einbauten setzt umfangreiche Vorarbeiten voraus. Nach dem Trennen und Ausbau des Ringkompensators zwischen Druckbehälter und Polygonring demontieren die Spezialisten die Tragstruktur der Abschirmkammern. Die noch am Druckbehälter befindlichen Reste der Hauptkühlmittelleitungen werden ebenso entfernt wie Isolierungsreste von Mess- und Hilfssystemen sowie Rohrleitungen im Ringraum rund um links: Beladener Moderatorbehälter in der Verpackungsstation rechts: Brennen eines Trennrohrstutzens mit dem Plasmaschneidverfahren unter Wasser den Flanschbereich. Nach dem Lösen der Tragpratzenverschraubungen entfernt das NIS-Team mögliche Störkanten im Bereich der Reaktordruckbehälter-Kalotte (z. B. Isolierung und Entwässerungsleitungen). Nachdem der Reaktordruckbehälter vollständig „frei“ gestellt ist, wird er mittels Hubeinrichtung angehoben und der Flanschring mit einem Autogen-Brennschneidverfahren vom zylindrischen Teil getrennt, anschließend an den Reaktorgebäudekran angeschlagen und auf dem Zerlegetisch im Brennelementebecken thermisch nachzerlegt und verpackt. Anschließend geht es daran, den Druckbehälter mit Flutbehälter und Isolierung fernbedient zu zerlegen und zu verpacken. Nach der Zerlegung der DruckbehälterKalotte und des letzten ausgeschleusten Konrad- bzw. MOSAIK®-Behälters folgt der nächste Schritt. Alle eingesetzten Demon- tage- und Zerlegeeinrichtungen sowie sicherstellende und transporttechnologische Anlagen und Ausrüstungen werden abgebaut und in dafür vorgesehene Transportbehälter verpackt, sofern sie für weitergehende Demontage- und Zerlegeaufgaben nicht mehr benötigt werden. SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Siempelkamp-Vertriebsgesellschaft: Singapur: ein Vierteljahrhundert permanenter Entwicklung von Ralf Griesche Seit seiner Gründung pflegt Siempelkamp Geschäftsbeziehungen mit Kunden in aller Welt. Um sich international nachhaltig durchsetzen zu können, traf Dieter Siempelkamp in den frühen 70er Jahren die strategische Entscheidung, direkte und langfristig angelegte Kundenkontakte in den Ländern selbst zu installieren. Nach der 1972 gegründeten Repräsentanz in den USA folgte 1982 Singapur als zweites Standbein vor Ort, mittlerweile ergänzt durch Australien, China, Italien, Frankreich, Brasilien, Kanada und zuletzt Russland. Henning Gloede, Managing Director Office Singapore, berichtet über die Aktivitäten seiner asiatischen Repräsentanz. Welche Aktivitäten im lokalen Markt gingen der endgültigen Gründung der Repräsentanz Singapur voraus? Henning Gloede: Die ursprünglichen Siempelkamp-Aktivitäten starteten in den frühen 1970er Jahren mit einer Anzahl von Spanund Faserplatten-Anlagen, die nach Australien und Neuseeland verkauft wurden. Diese Verkäufe wurden von deutschen Händlern initiiert, die bereits zu dieser Zeit in der Region aktiv waren. Als das Potenzial nicht nur in der Pazifik-Region, sondern auch im südostasiatischen Raum bedeutender wurde, entschied sich Siempelkamp, einen lokalen Handelsmakler einzustellen. Baker Plywood Sanders wurde der australische Vermittler, umbenannt in Spantech. Lee Baker wurde Hauptverantwortlicher von seinem Standort Melbourne aus, ausgestattet mit guten Verbindungen zur Sperrholzindustrie in Südostasien, insbesondere den Philippinen, Indonesien und Taiwan. Siempelkamp nutzte diese Kontakte, um die Marktforschung in der südostasiatischen holzverarbeitenden Industrie zu intensivieren und Projekte in Südostasien aufzuspüren. Welches war der erste Verkaufserfolg? Henning Gloede: Unsere Aktivitäten mündeten in das erste OSBProjekt für „Pamplona Redwoods“ und „Plywood Laminate Co. Ltd PLC“, heute Vanachai Group – Projekte, die auf den Philippinen und in Thailand in den frühen 1980er Jahren Beachtung fanden. Womit wir uns dem Jahr der Gründung der heutigen Repräsentanz bereits nähern … Henning Gloede: In der Tat. Im April 1979 wurde die Gesellschaft in Singapur unter dem Namen „Germapore Machine Manufacturer Private Limited“ eingetragen – Siempelkamp hielt 50 Prozent der Anteile. Mit der blühenden asiatischen Wirtschaft während der 1980er Jahre wuchs die Nachfrage der Möbelindustrie nach Plattenprodukten sehr schnell. Dies führte zum Ergebnis, dass während der folgenden fünf Jahre vier weitere Verträge abgeschlossen werden konnten. So war es eine logische Konsequenz, dass Anfang 1982 Siempelkamp Germapore zu 100 Prozent übernahm und nun seine eigene Repräsentanz in Asien führte. Worauf konzentrierte sich die Repräsentanz in den Anfangsjahren? Henning Gloede: Der Fokus war darauf ausgerichtet, einen größeren Kundenstamm in der südostasiatischen Region zu etablieren. Das enorme Potenzial der Region bestand in den weltgrößten Holz-Ressourcen, was sowohl die natürlichen Wälder als auch die Plantagen-Holzarten anbelangt – z. B. Hevea Brasiliensis, gemeinhin bekannt als „Rubberwood“, zu finden rund um den Äquator. Diese Sorten wurden von den ehemaligen Kolonial-Regierungen gepflanzt und kultiviert, die damit vorwiegend die schnell wachsende Reifenindustrie belieferten. Diese neuen Arten führten zu einer bahnbrechenden Pioniersarbeit für Siempelkamp, indem die MDF-Produktion aus Plantagenholz neue Standards setzte. Die intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit und Erfahrung, die wir durch die ersten mit diesem Rohmaterial arbeitenden Pressenstraßen gewannen, sicherten unsere künftige Führungsposition in der Region. Letztendlich etablierte sich Siempelkamp als der führende Maschinen-Ausrüster der südostasiatischen Plattenindustrie. 52 | 53 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU voller Wachstum und Chee Ah Hock, Service Manager, Malaysia Uwe Thelen, Madeline Leng, Hui Lee Wong und Henning Gloede Hui Lee Wong, Madeline Leng, Patricia Lopez und Henning Gloede Yang Chin Bok, Electrical Service Manager, Malaysia SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Korrespondierend mit der neuen Corporate Identity unseres Unternehmens war ein Namenswechsel die logische Konsequenz – und im Februar 1989 wurde Siempelkamp Pte. Ltd. Singapore aus der Taufe gehoben. Welche strategischen Entscheidungen waren damit verbunden? Henning Gloede: Rolf Kamper, der 1994 die Repräsentanz als Managing Director übernahm, widmete sich in den 1990er Jahren dem Wachstum der Installed Base. Dies führte zu einer steigenden Nachfrage unserer Kunden, was Service- und Wartungsleistungen anging. Alsdann wurde die Entscheidung getroffen, einen deutschen Maschinenbau-Ingenieur in Singapur einzustellen, um die Reisezeiten zu verkürzen und die Ausgaben unserer Kunden für den Service zu reduzieren. Dies war zudem die Zeit, in der sich die ContiRoll® als modernste technologische Entwicklung für die kontinuierliche Plattenproduktion etablierte. So setzten wir neue Produktionsstandards und Parameter in der hiesigen Industrie – und sicherten uns mit 23 bis heute verkauften ContiRoll®-Pressen die Marktführerschaft. Später reagierte Siempelkamp Singapore auf die Ansprüche des Marktes, indem ein Elektroingenieur das Team erweiterte, um unsere Kunden bei den immer komplexeren Kontrollsystemen zu unterstützen, die die ContiRoll®-Pressen erforderten. Zudem sichern die innovativen Modernisierungs- und Erweiterungs-Packages für ältere ContiRolls® unseren Kunden zu, dass sie auch in Zukunft das volle Potenzial ihrer Pressenstraßen nutzen können, dessentwegen diese Maschinen vor zehn oder zwanzig Jahren gekauft wurden. Sie selbst gehören seit 1987 zum Siempelkamp-Team, sind seit 2002 Managing Director der Repräsentanz – und haben eine enge Verbindung zum Standort Singapur … Henning Gloede: Ja, ich kam 1992 nach Singapur. Den größten Teil meines Lebens habe ich in Asien verbracht – meine Kindheit in Indonesien, mein Berufsleben in Singapur. Die Tatsache, dass ich fließend Indonesisch und Malayisch spreche und mit der asiatischen Kultur und Mentalität vertraut bin, war sehr hilfreich. Wie groß ist Ihr Team – und welchen Aufgaben widmen Sie sich? Henning Gloede: Ich werde von Madeline Leng und Hui Lee Wong unterstützt, die beide von Beginn an seit über 25 Jahren „an Bord“ unseres Unternehmens sind. Sie erfüllen alle administrativen Aufgaben und die Büroarbeiten, ebenso Controlling und Buchhaltung. Patricia Lopez kümmert sich in enger Abstimmung mit Chee Ah Hock und Yang Chin Bok um das Angebotswesen für das Ersatzteilgeschäft. Diese beiden Herren sind in unserer neu eröffneten Niederlassung in Kuala Lumpur angesiedelt und konzentrieren sich auf den Ersatzteilverkauf und den Field Service. In welcher Hinsicht erweitert die kürzlich erfolgte Übernahme von Teilen der Metso Panelboard Group Ihren Aktivitätsradius? Die neuen Montage-Ingenieure (von links nach rechts): Murali Muthupillai, Lingeshvaran Balasundram, Hariharan Subramaniam, Sasitharan Mohanan Henning Gloede: Diese Übernahme bereichert unseren Aktionsradius um eine Anzahl von Kunden in dieser Industrie, die wir nun stolz Siempelkamp-Kunden nennen können. Diese sind nun erstmals in der Lage, lokale Service-Einrichtungen sowohl für ihre Holzwerkstoff-Anlagen als auch für ihre Energieanlagen nutzen zu Repräsentanz Singapur: FACTS AND FIGURES IN KÜRZE Gründung: 1982 als Germapore Machine Manufacturer Private Limited, seit 1989 Siempelkamp Pte. Ltd. Singapore Aktuelle Mitarbeiterzahl: 4 in Singapur/6 in Kuala Lumpur Bislang verkaufte Anlagen: Insgesamt 48 für Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam Verkauftes Portfolio: Das Siempelkamp-Spektrum für Holz, Oberflächen, Kunststoff und Gummi – von der ContiRoll® für MDF und Span über Mehretagen- und Einetagenpressen, Kurztaktpressen bis zu Hochdruck-Laminatpressen 54 | 55 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Indonesien Malaysia Thailand SICO ContiRoll MDF SICO ContiRoll Span 4 + (2) 1 3 1 3 + (1) 8 Kuesters MDF Kuesters Span 1 4 7 Multiopening Siempelkamp Metso 1 1 Single opening SICO 3 1 Short Cycle SICO 3 4 Vietnam 1 Rubber Roller Press 7 1 1 High Pressure Laminate 2 können – der Support für Letztere wird von der Siempelkamp Energy Systems aus Hannover gestellt. Apropos Erweiterung und Expansion: Inwieweit erweitert die Etablierung des Siempelkamp Kuala Lumpur Branch Office seit Oktober 2007 unsere Perspektiven? Henning Gloede: Die SiempelkampNiederlassung Kuala Lumpur eröffnete uns neue Horizonte, auf die multi-ethnischen und gut qualifizierten Arbeitskräfte dieses Landes zurückzugreifen – und begründete den nächsten Meilenstein der Asien-Akti- 1 vitäten von Siempelkamp. Die Etablierung dieses lokalen Standortes und der FieldService-Ingenieure bringt uns in puncto Kundenpflege und Marktführerschaft nach vorne – und unterstreicht einmal mehr unser Unternehmens-Motto „Innovativ aus Tradition“. Wie charakterisieren Sie Ihren aktuellen Markt? Henning Gloede: In Asien findet seit zwei Jahren eine Konsolidierung der Plattenindustrie statt. Diese zeichnet sich durch Übernahmen und Mergers aus – es ist davon auszugehen, dass diese Industrie in noch einmal zwei Jahren von nicht mehr als zwei, drei großen Plattenherstellern pro Land bestimmt wird. Dabei verfolgen zwei Firmen regionale Strategien mit Standorten in mehreren asiatischen Ländern. Die alte Struktur der Plattenindustrie aus den frühen 1970er Jahren mit vielen kleinen Privatinvestoren wird vor dieser Folie zum Ende des Jahrzehntes Geschichte sein. Wo stehen Sie heute – und wo sehen Sie die stärksten Wachstumspotenziale? Henning Gloede: Bis heute haben wir über 40 Pressenstraßen für die Holzwerkstoffindustrie verkauft. Wachstumspotenziale liegen hauptsächlich dort, wo die Rohmaterialien reichhaltig sind. Das sind in erster Linie Indonesien und Ost-Malaysia (Borneo) sowie der Süden Thailands. Vietnam mit einer sich zusehends öffnenden Wirtschaftspolitik darf da natürlich nicht unerwähnt bleiben. In Indonesien haben wir kürzlich zwei Anlagen verkauft (Sumatra Prima Fibreboard, IFI) – beide auf der Insel Sumatra. Die erste Super-Dünnplattenanlage (min. 1,5 mm Platten) inklusive einer 23,8-mContiRoll®-Presse haben wir an unseren indonesischen Kunden Sumatra Prima Fibreboard verkauft, der bereits seit vielen Jahren erfolgreich eine Siempelkamp-MDF-Anlage betreibt. Diese Anlage wird uns voraussichtlich neue Märkte erschließen: Mit diesen Dünnplatten möchte man unter anderem die teuren Deckfurniere für Sperrholzplatten breitflächig ersetzen. Wenn dies gelingt, haben wir mit einer großen Nachfrage zu rechnen! Erste verkaufte Anlage: 1979 OSB-Anlage für Pamplona Redwoods in Claveria, Philippinen Markt: Lokaler innerasiatischer Markt (40 %), dazu 60 % Export innerhalb Asiens, Chinas, Indiens und des Mittleren Ostens Produkte: Vorwiegend Möbel und Fußböden, auch Türen. Die südostasiatischen Länder beherbergen eine riesige Möbelindustrie, die ihre Produkte wiederum zu 80 % exportiert Herausforderung: Die unterschiedlichen physikalischen und chemischen Parameter der Holzarten in Asien sowie der klimatische Einfluss auf das Endprodukt. Diese Parameter sind in der Plattenproduktion zu berücksichtigen (z. B. bei Leimmenge und Rezeptur, aber auch bei der Maschinenauswahl und Einstellung) FACTS AND FIGURES Siempelkamp/Kuesters installierte (verkaufte) Anlagen SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU von Derek Clark Handlingexperte Strothmann: Stets innovativ etwas für den Kunden bewegen! Strothmann, der Handlingspezialist in der Siempelkamp-Gruppe, gehört seit über 30 Jahren zu den führenden Herstellern seiner Branche. Die Anforderungen an neue Fertigungstechniken ändern sich ständig. Insofern heißt es, zukunftsweisende Trends und Techniken frühzeitig zu erkennen und exzellentes Know-how mit Erfahrung und interdisziplinärem Denken zu verbinden – frei nach dem SiempelkampMotto „Innovativ aus Tradition“! Technologietrend I: Die RundSchiene® Zukunftsweisende Technologien wie die RundSchiene® sind ein Beispiel für solche Innovationen: Sie hat sich so erfolgreich durchgesetzt, dass Lösungen auf Grundlage dieser Technologie heute ein eigenes Arbeitsfeld für das Unternehmen darstellen. Die patentierte Schiene, die ursprünglich „nur“ den Werkzeugtransport erleichtern sollte, ist zum eigentlichen Kern neuartiger Fließfertigungskonzepte geworden, die vorher gar nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand realisiert werden konnten. „Die Initialzündung war, dass am Markt der Trend zur Fließfertigung bestand und wir ihn aufgenommen haben“, erläutert Derek Clark, Vertriebsleiter bei Strothmann. Eines der jüngsten Beispiele ist die Fertigung bei Bergrohr in Siegen, einem der weltweit führenden Herstellern von Stahlgroßrohren. Hier werden bis zu 12 m lange und 30 t schwere Stahlgroßrohre auf RundSchienen®-Wagen transportiert und direkt geschweißt. Bergrohr wollte seine Rohre schon länger von Fertigungsstation zu Fertigungsstation transportieren – dafür fehlte dem Rohrhersteller jedoch das passende System. Die RundSchiene® unterstützt bei Bergrohr nicht nur einzelne Abschnitte der Fließfertigung, sondern sämtliche Fertigungsschritte. Bis zu 12 m lange und 30 t schwere Stahlgroßrohre werden bei Bergrohr auf RundSchienen®-Wagen transportiert und direkt geschweißt 56 | 57 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Die RundSchiene® unterstützt sämtliche Fertigungsschritte Damit ist das Siegener Unternehmen das einzige seiner Branche, das über ein solches Handling verfügt. Technologietrend II: FEEDERplus™ Zweites Strothmann-Standbein ist der Bereich Presswerkautomatisierung. „Unsere Besucher erleben bei der ‚Verheiratung’ eines klassischen Feeders mit zusätzlichen Linear- und Rotationsachsen, wie bestehende Lösungen zu Innovationen weiterentwickelt werden“, beschreibt Clark. FEEDERplus™ ist ein LinearRoboter-System, das über die herkömmlichen linearen Verfahrachsen hinaus auch Drehbewegungen in der B-Achse, der Orientierachse des Rotationsarms, ausführen kann. Zentraler Benefit für den Kunden: Die Vorteile von Linear- und Knickarmrobotern werden in diesem Handlingsystem vereint. Lagen die Ursprünge von Strothmann in der reinen Feeder-Konzeption, die mit Robotern kombiniert werden konnte, führt der neu entwickelte LinearRoboter FEEDERplus™ die Vorteile beider Konzepte zusammen. Ausprobieren ist Trumpf: Zauberwort Simulation Kontinuierlich setzt Strothmann neue Maßstäbe, indem Ideen nicht nur erdacht, sondern selbst erprobt werden – hier gehen Produktion und Vertrieb Hand in Hand. Das Zauberwort heißt Simulation: Damit erhält der Kunde einen plastischen Eindruck davon, wie sich Strothmann die jeweilige Anwendung vorstellt. Wenn es nötig erscheint, werden auch Prototypen gebaut, damit der Kunde „sein“ Produkt schon vorweg im Echtbetrieb testen kann. Auf diese Weise bringt Strothmann seine Produkte zur Serienreife – so zum Beispiel beim Projekt Bergrohr: Als die Prototypen erfolgreich vorgeführt werden konnten, gab der Rohrhersteller den Bau von insgesamt vierzig Transportwagen und der Verlegung der RundSchiene® im Boden des Neubaus in Auftrag. FEEDERplus™ FEEDERplus™ ist ein LinearRoboter-System, das auch Drehbewegungen in der B-Achse, der Orientierachse des Rotationsarms, ausführen kann SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Der richtige Draht zum Nachwuchs in Studium und Ausbildung Zukunftsweisende Technologien sind ein Bereich, in dem sich der Innovationsgeist Strothmanns veranschaulicht – Nachwuchsförderung ein zweiter. Wer die Märkte von morgen mit innovativen Impulsen erobern will, braucht motivierte junge Kräfte. Der Handlingspezialist aus Schloß Holte-Stukenbrock greift auf die Unterstützung durch regionale Hochschulen zurück und bindet bei Neuentwicklungen verstärkt Studenten ein. Teilnehmer des Projektseminars Innovations- und Entwicklungsmanagement – Produktinnovation in der Automation 58 | 59 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Beispiel Nr 1: 2008 stellte das Unternehmen drei Hochschulabsolventen ein, die ihre Diplomarbeit über Strothmann-Anwendungen wie die FEEDERplus™-Technologie geschrieben haben. „Wir möchten unser Wissen in der Pressenautomation, der LinearRobotertechnologie, über die Rundschiene® und Spezialmaschinen zukünftigen Mitarbeitern weiterreichen. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es kaum Menschen mit diesen Fertigkeiten. Aus diesem Grund bilden wir junge Leute aus“, erklärt Stefan Niermeier aus dem Bereich Personalmanagement bei Strothmann. Roboterarm umzusetzen. Ein Elefantenrüssel bietet Beweglichkeit in allen Freiheitsgraden bei hoher Kraft und stabiler Bewegungsführung. Die dritte Aufgabe widmete sich dem Thema Energieeffizienz. Das Ziel war, die Energiezufuhr von Fahrwagen mit Zusatzfunktionen so gering wie möglich zu gestalten beziehungsweise Energie zurückzuführen. Ein spannendes Seminar, das für frische Gedankengänge und neue Impulse sorgte! Auch in der Ausbildung finden Innovationsprozesse frühzeitig statt: „Wir sind ein klei- ner Betrieb. Unsere Azubis werden nach ihrer Grundausbildung von Anfang an bei der Arbeit am Produkt eingebunden. So sind sie immer voll dabei und lernen Dinge von der Pike auf“, so Niermeier. Manche Abiturienten absolvieren ihre Ausbildung bei Strothmann mit dem Ziel, anschließend zu studieren, und kehren später ins Unternehmen zurück. Generell spielt Langfristigkeit bei der Nachwuchsförderung eine zentrale Rolle. „Langfristiges Handeln, um auch morgen qualifizierte Mitarbeiter zu haben, und Strothmann-Entwicklungen gehören untrennbar zusammen“, erklärt Niermeier. Beispiel Nr 2: 15 Studenten der Universität Paderborn widmeten sich im ersten Halbjahr 2008 im Rahmen einer Seminarwoche der Lösung von Aufgaben aus den Bereichen Materialforschung, Technologie- und Ideenmanagement und Entwicklung: Das erste Thema stellte die Frage: Wie lassen sich metallische oder nicht ferrotechnische Bleche spreizen? Zum Beispiel durch Luft. „Die Studenten sollten schauen, welche Wege es gibt, die wir vielleicht auch noch nicht kennen“, erklärt Clark. Bei der zweiten Aufgabe zog der Handlingexperte Parallelen zur Tierwelt: Am Beispiel des Elefantenrüssels sollten die Studenten erkunden, inwieweit sich die typischen Bewegungen des Rüssels technisch imitieren lassen, um sie für einen Nachwuchstalent Fabian Brockmann – bester Auszubildender im Kammerbezirk, Strothmann-Geselle, nun Student Technologien made by Strothmann Strothmann verfügt über jahrelange Erfahrungen in der Presswerkautomatisierung und bietet komplette Handlinglösungen für die Pressenverkettung. Dazu zählen Platinenlader, ausgefeilte Zentrierstationen und Lösungen zum hoch dynamischen Teiletransfer innerhalb oder zwischen den Pressen inklusive Greifertooling sowie die Anbindung von Steuerungs- und Informationssystemen. Das patentierte RundSchienen®-System ermöglicht im Werkzeugmaschinenbau neue, produktive Organisationsformen der Fließfertigung und Intralogistik. Auf der einfach zu montierenden RundSchiene® werden dank ihres minimalen Rollwiderstandes tonnenschwere Lasten, zum Beispiel im Flugzeugbau, in der Rohrherstellung oder im Transformatorenbau, bewegt. Die ebenfalls patentierten, hoch dynamischen LinearRoboter bilden die Basis für die Sparte Industrieautomation zur Realisierung von Logistik- und Automatisierungslösungen in der Holzwerkstoffbranche, der Automobilindustrie und anderen Industriebereichen. SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU Neue Sandwichpressen für den Airbus: Spitzenleistungen erhalten Einsatz der Sandwich-Elemente im Flugzeugbau – hier im Fußboden. Dank der Festigkeit der dünnen Platten können direkt unter dem Kabinenboden lebenswichtige Leitungen und Kabel verlegt werden. Foto: Airbus Deutschland/H.Bensemer 60 | 61 SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU frischen Aufwind Wie beflügeln Mehretagen-Sandwichpressen von Siempelkamp den Airbus? Eine spannende Geschichte, die anlässlich zweier aktueller Liefertermine nach langjähriger Kooperation zwischen der Siempelkamp-Tochter Siempelkamp Handling Systeme GmbH (SHS) in Wolfratshausen und dem EADS-Standort Dresden weiteren Aufwind bekommt. S eit 1993 fertigen die Elbe Flugzeugwerke GmbH in Dresden ebene Sandwichbauteile für die Erstausstattung der gesamten Airbus-Familie. In der FlugzeugIndustrie hat dieser Standort Tradition: Bereits 1955 startete man auf dem Gelände der ehemaligen Luftkriegsschule Sachsen/ Schlesien mit einem Flugzeugwerk. Erste Kontakte mit der Deutschen Airbus GmbH in Hamburg gab es knapp vor dem Fall der Mauer im Frühjahr 1989. Im April 1990 gründete man die Elbe Flugzeugwerke GmbH als Projektgesellschaft, die im Mai 1991 ihr operatives Geschäft startete. von Ralf Griesche nehmen zuständig für die Fertigung faserverstärkter Ausstattungskomponenten aus Sandwichmaterial für die gesamte AirbusFamilie. In der sächsischen Landeshauptstadt entstehen Fußbodenplatten, Verkleidungen für Wand und Decke sowie Kabinen-Komponenten für den Airbus – die Jahreskapazität beträgt 220.000 SandwichBauteile. Die Sandwichelemente bestehen aus einer Sandwichmatte aus Nomex® oder Kevlar®, bei der, je nach späterer Verwendung, die Konturen mit Spachtelmasse verfüllt werden, um eine saubere Schnittkante zu erhalten. Dann werden die nur 0,8 mm Alleiniger Gesellschafter der Elbe Flugzeugwerke GmbH ist seit ihrer Gründung im Jahr 2000 die European Aeronautic Defense and Space Company (EADS): EADS ist Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern, seine Tochter Airbus S.A.S. gilt als größter Hersteller für Passagierflugzeuge weltweit und erhält kontinuierlich 40 bis 60 Prozent aller Aufträge über Flugzeuge mit 100 oder mehr Sitzen. EADS-Standort Elbe Flugzeugwerke: technologische und logistische Spitzenleistungen Der Dresdner EADS-Standort mit über 1.100 Mitarbeitern ist als einziges Unter- Die drei Sandwichpressen in Reihe dicken Deckplatten aus CFK-Prepegs mit dem Wabenkern in den Siempelkamp-Pressen gebacken. Danach erfolgt das Ausfräsen auf CNC-Maschinen zur endgültigen Form und das Ausklinken und Verstärken für die Befestigung, Klappen oder auch Türschlösser. Der nach den Bienenwaben „honeycomb“ genannte Stützkern bietet ein optimales Verhältnis von Gewicht und Stabilität. Die dünnen Sandwichplatten haben eine enorme Festigkeit, die selbst den spitzesten Absätzen und der permanenten Beanspruchung durch die Catering-Trolleys widerstehen – dabei wiegt ein Quadratmeter SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU dieses Materials höchstens drei Kilogramm! Diese Eigenschaften gewährleisten zudem die Stabilität der Zelle bei hohen Beschleunigungskräften: Ein Flugzeug „arbeitet“ während des Fluges, dehnt und streckt sich – das alles müssen die Platten mitmachen. Außerdem ist Crashsicherheit ein „Muss“, sie dürfen nicht brennen, unter Hitzeeinfluss keinen Rauch oder giftige Gase absondern – und auch bei harten Landungen nicht aus der Fassung geraten. Insgesamt gelangten bis dato über 2.000.000 Ausstattungs-Komponenten, die in bis zu 50.000 unterschiedlichen geometrischen Abmessungen gefertigt werden, von EFW just in time zu den Airbus-Endmontagelinien in Hamburg und Toulouse. 15 Prozent der Produktion gehen an andere Unternehmen, finden sich jedoch später im Airbus wieder. „Gefragt sind bei diesem anspruchsvollen Portfolio technologische und logistische Spitzenleistungen sowie höchste Effizienz in der Produktion, wozu Siempelkamp-Sandwichpressen seit 15 Jahren ihren Part beitragen“, so Andreas Aßmann, Senior Vice President Components bei EADS-EFW. Aktuell erhält die Geschäftsbeziehung „Wolfratshausen – Dresden“ durch die Lieferung zweier neuer Sandwichpressen frischen Auftrieb: Die erste wird Anfang, die zweite Ende 2009 geliefert werden, womit sich der Siempelkamp-Pressenbestand in Dresden auf Nr. 4 und 5 erhöht. Diese Projekte flankiert ein Auftrag zur Modernisierung des bestehenden Chargierwagens im EADS-EFW-Werk, womit die flexible Erweiterung auf die geplanten 5-Pressen- oben: Materiallager mit automatischem Chargierwagen unten: Einbaufertiges Produkt SIEMPELKAMP | MASCHINEN- UND ANLAGENBAU 62 | 63 Systeme vorbereitet wird. Zum Lieferumfang mit Termin September 2008 gehörten unter anderem ein stärkeres, schnelleres Antriebssystem und flexiblere Datenund Stromversorgung über Daten-StromSchiene. Von Presse 1 bis Presse 5: ein starker Verbund! Bereits 1993 lieferte SHS eine erste Sandwichpresse an die Elbe Flugzeugwerke GmbH nach Dresden – parallel dazu wurde vom Airbuswerk Hamburg eine zweite vorhandene SHS-Presse nach Dresden umgesetzt. Mit diesen beiden Pressen entstand der erste Pressenverbund für Sandwichplatten im heutigen Unternehmen EADS EFWDresden – 6 Etagen, ein spezieller Druck von 70 N/cm2 und ein Heizplattenformat von 3.000 x 2.000 x 50 mm sind die Eckdaten. Presse Nr. 3 wurde im Jahr 2004 von SHS geliefert. Die Drei-Pressen-Systeme sind in Linie angeordnet und werden über einen zweizeiligen, jeweils aus sechs Etagen bestehenden Chargierwagen und eine motorisch arbeitende Beschick-/Entleervorrichtung versorgt und entleert. Die Zuführung der Pressbleche mit den jeweiligen Chargen und die Entsorgung erfolgen über ein Hochregallager mit Special-HighSpeed-Regalbediengerät. Dieses besondere Feature ist mit einem zwei-etagigen Teleskopsystem für synchronschnellen Chargenwechsel ausgestattet. „Mit Hilfe dieser neuen Sandwichpressen werden wir unsere aktuelle Jahreskapazität von 220.000 Sandwich-Bauteilen auf eine Endkapazität von 350.000 Platten pro Jahr steigern können“, prognostiziert Andreas Aßmann. Eine Leistung, zu der Siempelkamp-Sandwichpressen den entsprechenden Drive beitragen! Fertigproduktlager G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Maschinen- und Anlagenbau Maschinen- und Anlagenbau Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG Gusstechnik Giesserei Engineering Siempelkamp Giesserei GmbH Sicoplan N.V. Nukleartechnik Industrieplanung Handling Systeme Siempelkamp Handling Systeme GmbH Zweigniederlassung Maschinen- und Anlagenbau Nukleartechnik Siempelkamp Nukleartechnik GmbH ATR Industrie-Elektronik GmbH & Co. KG Energy Systems NIS Ingenieurgesellschaft mbH Siempelkamp Energy Systems GmbH NIS Ingenieurgesellschaft mbH Machines && Handling W. Strothmann GmbH Wenutec GmbH Siempelkamp (Wuxi) Machinery Manufacturing Ltd. * Prüf- und Gutachter-Gesellschaft CMC S.r.I. Siempelkamp Prüf- und Gutachter-Gesellschaft mbH * Büttner Gesellschaft für Trocknungsund Umwelttechnik mbH Handling Systeme Schermesser S.A. Siempelkamp Nuclear Technology UK LTD. Vertriebsgesellschaften/Repräsentanzen Australien Siempelkamp Pty Ltd. Brasilien Siempelkamp do Brasil Ltda. Kanada Siempelkamp Canada Inc. China Italien Siempelkamp S.r.I. Russland Siempelkamp Moscow Singapur Siempelkamp Pte Ltd. Spanien Siempelkamp (Wuxi) Machinery Manufacturing Ltd., Beijing Siempelkamp Barcelona Frankreich Siempelkamp L.P. Siempelkamp France Sarl * Minderheitsbeteiligung Assistance Nucléaire S.A. USA G. Siempelkamp GmbH & Co. KG Siempelkampstraße 75 47803 Krefeld Telefon: 02151/92-30 Fax: 02151/92-5604 www.siempelkamp.com