Annegret Soltau - galerie | merkle
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Annegret Soltau - galerie | merkle
1973 – 2010 Self performing Annegret Soltau Presseinformation zur Ausstellung Die galerie merkle zeigt vom 5. Februar 2010 bis 20. März 2010: Annegret Soltau „Self performing, 1975 – 2010“ Öffnungszeiten: Di - Fr 14.00 - 19.00 Uhr und Sa 11.00 - 16.00 Uhr galerie merkle I Galerienhaus Stuttgart Breitscheidstraße 48 I 70176 Stuttgart I Mobil +49 175 574 00 42 [email protected] I www.galerie-merkle.de Ausstellungskatalog & Vorzugsausgabe Anlässlich der Ausstellung „Annegret Soltau – Self performing, 1973 – 2010“ erscheint ein Katalog und eine Vorzugsausgabe. Katalog: Umfang 40 Seiten, Format 170 x 210 mm, Digitaldruck Auflage 110, 2010 / ISBN 3-9807594-4-X, Herausgeber: galerie merkle Preis: 12,- Euro Vorzugsausgabe: „Annegret Soltau, „Berührung“ 1975/2010, Foto: Heide Kratz Fotografie (Motiv wie Katalogtitel), 30 x 40 cm, Preis: 350,- Euro Beides können Sie in der galerie merkle erwerben oder auch per mail ([email protected]) oder telefonisch (+49 175 574 00 42) reservieren. Sämtliche Rechte der Autoren und Urheber sind vorbehalten. Annegret Soltau – self performing „Annegret Soltaus Arbeiten zeichnet in allen Schaffensperioden eine tiefgreifende Beschäftigung mit sich selbst aus. Ein weiteres konstitutives Element ihrer künstlerischen Arbeit ist die immer wiederkehrende Verwendung des realen, gezeichneten oder reproduzierten Fadens, der sowohl in Soltaus Fotografien und Performances, als auch ihren Fotovernähungen eine wichtige Rolle spielt. Den realen, nicht gezeichneten Faden verwendet Soltau 1975 zum ersten Mal bei der Performance „permanente demonstration“ in der Darmstädter Galerie Kunstwerkstatt, in der ein Jahr später auch die oben gezeigte Ausstellungsinstallation entstand. Auf der Basis von Porträtfotos, die die Künstlerin in verschiedenen Stadien einer Faden-Umwicklung zeigen, entstanden zur gleichen Zeit die ersten Fotovernähungen. In diesen setzt Annegret Soltau einzelne Fragmente von Selbstbildnissen oder Fotografien verschiedener Familienmitglieder durch ihre Vernähung miteinander zu neuen „Körperbildern“ zusammen. Über die Wichtigkeit des Körpers als unersetzlicher Teil einer Performance schreibt Matthias Weiß in seinem aktuellen Artikel in der KUNSTZEITUNG „Immer und Überall“(Nr. 161, Januar 2010, S. 13): „Performance ohne den menschlichen Körper ist undenkbar. Hierin liegt der Grund für ihre direkte Wirksamkeit“ und zitiert im folgenden Annegret Soltau, die sagt: „Ich nehme mich selbst zum Modell, weil ich mit mir am weitesten gehen kann“. In der Ausstellung Annegret Soltau-“self performing“ zeigt die Galerie Merkle, gewissermaßen in einer kleinen Retrospektive, Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen der Künstlerin von 1975 bis 2009. Gemäß dem Ausstellungstitel soll besonders der performative Aspekt im künstlerischen Schaffen Annegret Soltaus im Mittelpunkt stehen, der sich von den frühen Zeichnungen und Fadenperformances bis zu den neuesten Fotovernähungen durchgängig erkennen lässt.“ (Quelle: galerie merkle) Quellenangabe / URL: http://www.monopol-magazin.com/termine/stuttgart-galerie-edition-merkle-annegret-soltau Neue Kunstzeitung - Januar Ausgabe 2010 Rom: „Donna. Feministische Avantgarde“ in der Galleria nazionale d‘arte moderna By carmen / erstellt am 2010-02-16 03:01 Die Galleria nazionale d‘arte moderna in Rom zeigt vom 19. Februar bis zum 16. Mai 2010 die Ausstellung «Donna. Feministische Avantgarde» der 1970er Jahre aus der Sammlung Verbund. Präsentiert werden rund 200 Arbeiten von 17 internationalen Künstlerinnen, darunter Frühwerke von Cindy Sherman, Werke von Hannah Wilke, Eleanor Antin, Ana Mendieta und Francesca Woodman. Manche der ausgestellten Exponate sind zum ersten Mal in Italien zu sehen, wie z.B. Arbeiten von Birgit Jürgenssen, Renate Bertlmann, Annegret Soltau und Nil Yalter. Kuratiert wird die Ausstellung von Gabriele Schor, Leiterin der Sammlung Verbund, gemeinsam mit Angelandreina Rorro, Galleria nazionale d‘arte moderna, Roma. Künstlerinnen: Helena Almeida . Eleanor Antin . Renate Bertlmann . Valie Export . Birgit Jürgenssen . Ketty La Rocca . Leslie Labowitz . Suzanne Lacy . Suzy Lake . Ana Mendieta . Martha Rosler . Cindy Sherman . Annegret Soltau . Hannah Wilke . Martha Wilson . Francesca Woodman . Nil Yalter Donna. Feministische Avantgarde der 1970er Jahre aus der Sammlung 19. Februar bis 16. Mai 2010 Eröffnung: 18. Februar 2010http://www.gnam.beniculturali.it [1] Quellenangabe / URL: Veröffentlicht auf kultur-online (http://kultur-online.net) / http://kultur-online.net/?q=node/11177 „Donna. Feministische Avantgarde“ Annegret Soltau in der Galleria nazionale d‘arte moderna, Rom Begleittext zur Ausstellung von Kathrin Schmidt Quelle: privat Romeo und Julia lösen sich in Streifen auf Von „Stuttgarter Nachrichten“, online Von Rainer Vogt Bei einer 1974 entstandenen Zeichnung von Annegret Soltau verfremden spröde Linien über Wangen, Mund und Augen ein Gesicht zum „Brüchigen Kopf“. Bei der Radierung von sich „Selbst“ sind es Haare, die das Profil umspielen, aber wie ein dichter Schal den Hals verhüllen. An der Radierung interessierte sie, sagt die aus Lüneburg stammende Künstlerin, „dass ich die Linie anfassen kann“. Da sind - wie jetzt bei Merkle (Breitscheidstraße 48. Bis zum 20. März. Di bis Fr 14 bis 19, Sa 11 bis 16 Uhr) - Linien eingraviert oder geätzte Vertiefungen, die man mit dem Fingernagel nachfahren kann. Beim Bedürfnis, „körperliche Prozesse in meine Arbeit einzubeziehen und mich selbst zum Modell zu nehmen, weil ich mit mir selbst am weitesten gehe“, ist es bei der heute in Darmstadt lebenden Performance-Künstlerin geblieben. In neun Fotoübernähungen von 1975 markieren ornamentale Muster aus Bindfäden das frontal und im Halbprofil fotografierte „Selbst“. Die Rückseite offenbart dann die bizarre leibliche Natur der Stiche. Bald erhob die Hausner- und Hockney-Schülerin das Umwickeln und Einspinnen von sich selbst zur künstlerischen Richtschnur und bestritt damit eine „permanente Demonstration“. Die ebenso wohl trennende wie verbindende Kraft von Linien und Fäden tritt in Collagen zutage, die „transgenerativ“ die Körperteile von „MutterVater/TochterSohn“ der Künstlerin austauschen und mischen. Auffallende Nähte betonen den chirurgischen Charakter der Operation. Bei einer Folge von zwölf Fotoradierungen, auf denen sich der Körper der Künstlerin zu einer pechschwarzen abstrakten Chiffre verdichtet, wird man Zeuge, wie jemand mit aller Gewalt durch die Wand will. „Ich finde dieses Festlegen auf eine Identität, das ist für mich nicht stimmig, dass man immer das Selbst“ sein muss, das einzige Selbst“, erklärt Annegret Soltau ihr vehementes „Da-gegen-Gehen“ und lässt Alters- und Geschlechts- und vielleicht auch Geschmacksgrenzen vollends hinter sich. Quellenangabe / URL: http://stuttgarter-nachrichten.de/content/stuttgarter_nachrichten/categories/textversion/categories/stn/articles/ romeo_und_julia_l_sen_sich_in_streifen_auf.html Verstrickt ins Eigene Annegret Soltaus Arbeiten stehen in der Tradition der Body Art. Von Georg Leisten Da kann die Akteurin noch so sehr strampeln und zappeln. Ein Kokon aus schwarzen, aber offenbar reißfesten Fäden hüllt die Frau ein, als wäre sie das Opfer einer Riesenspinne aus dem Horrorfilm geworden. Oft sind die Selbstporträts und Körperinszenierungen von Annegret Soltau eine strähnige bis wollige Angelegenheit. Mit Kordel, Schnur und Haar findet die Künstlerin zu eindringlichen Sinnbildern der Verstrickung ins Eigene, des Gefangenseins im Selbst. Befreiung inklusive - etwa wenn am Ende einer Bildsequenz der erlösende Griff zur Schere erfolgt oder das Performancerelikt einer abgestreiften Fessel davon zeugt, dass die Flucht doch noch gelang. Soltaus Fotocollagen, Filme und Radierungen, die in der Galerie Merkle einen Zeitraum von fast vierzig Jahren abdecken, wurzeln vor allem in der Body Art der siebziger Jahre. Indem die Schülerin von Rudolf Hausner den Negativfilm filigran zerschneidet beziehungsweise zerkratzt, entstehen frappierend fremdartige Abzüge, die das eigene Gesicht hinter schütteren Vorhängen oder schwarzen Büscheln verschwinden lassen. Andere Eingriffe nähen dem Passbild einer Frau textile Musterungen ins Antlitz, die an indianische Tätowierungen erinnern. Auf den großformatigen Collagen schließlich werden zerschnittene Aktaufnahmen zu doppelgeschlechtlichen Kentaurenkörpern zusammengesetzt, entstellt von chirurgischen Wundnähten. Denn Verletzung ist das Thema dieser Kunst. Bis 20. März, Breitscheidstraße 48, Di-Fr 14-19, Sa 11-16 Uhr. Quellenangabe: Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 12.02.2010 Lift: Das Stadtmagazin Stuttgart und Region Programmheft Lange Nacht der Museen 20. März / 19 – 2 Uhr, Stuttgart 18. Februar 2010 Annegret Soltau Operation Kunst: Sie macht ihren eigenen Körper zum Materialfundus ihrer Werke. Annegret Soltau zählt zu den bedeutenden deutschen Gegenwartskünstlerinnen. Für ihre eigenwilligen Bildwerke, die sich in zahlreichen renommierten Sammlungen befinden, hat sie im Jahr 2000 den Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt erhalten. Die Auszeichnung wurde im Frühjahr 2006 mit einer umfassenden Werkschau im Institut Mathildenhöhe gewürdigt. „Grima mit LÖwe und Sohn“, 1989. Foto: Privat. „Nachtblicke“, 2004. Foto: Privat. In größter Beharrlichkeit und Radikalität setzt Annegret Soltau sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem Bild ihrer Selbst auseinander. In ihren sinnlich greifbaren Fotoübernähungen und -vernähungen spinnt sie mit schonungslosen Nadelstichen Fäden über fotografische Selbstportraits, reißt Innenwelten auf und verschließt wiederum die so entstandenen Verletzungen mit Nadel und Faden. Aktuelle Ausstellung: Annegret Soltau - Self Performing, 1975 - 2010 5. Februar – 30. März 2010, Eröffnung: 5. Februar, 19 - 23 Uhr Galerie Merkle, Stuttgart, www.galerie-merkle.de Auch wenn im Fokus ihrer Arbeit zu Beginn vor allem sie selbst steht, umfasst ihre Arbeit die Geschichte des Menschen insgesamt. Ihre Themen scheinen ebenso archaisch wie frappierend aktuell: Das Bild des Körpers, Gewalt, Schwangerschaft und Geburt, Generationenfolgen und die Suche nach den eigenen Wurzeln. Dabei ist ein Œuvre entstanden, das durch seine kontrastierenden Facetten besticht, seine Drastik und zugleich Intimität. Der Betrachter wird zum Zeugen einer schonungslos-analytischen Kunstäußerung. (Aus dem Einladungstext des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt) Mehr zu Annegret Soltau gibt es auch auf ihrer Homepage www.annegret-soltau.de. Wer sich beispielsweise über die Bibliographie zur Künstlerin interessiert, kann dort unter Sammelwerke nachsehen. Aktuell ist das Buch „60 Jahre und ein bisschen weiser“ von Ute Karen Seggelke erschienen. Sie traf prominente Frauen wie Hannelore Elsner, Senta Berger und Christine Kaufmann. Aber auch Frauen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen. Die Porträtierten gehören alle zur 1940er-Generation. Eine der Frauen ist übrigens Annegret Soltau. Quellenangabe / URL: http://www.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/kuenstlerverzeichnis/soltauannegret/art815,4085 http://www.echo-online.de/ freizeit/kunstkultur/kuenstlerverzeichnis/soltauannegret/art815,4085 Die Verwandlungskünstlerinnen Das Sprengen von Ketten, die Überwindung von Grenzen, die Suche nach Identität: Arbeiten von Künstlerinnen der Siebzigerjahre. Frauen am Werk: Renate Bertlmann: „Zärtliche Pantomime“, 1976 Frauen am Werk: Renate Bertlmann: „Zärtliche Pantomime“, 1976 DruckenSendenLeserbrief kommentieren Bookmark and Share Frauen sind glücklich, wenn die Wäsche sauber ist und das Essen am Tisch steht. Wenn ihre ersten grauen Haare abgedeckt, ihre Beine streichelweich und ihre Wimpern Kuhaugen-lang sind. Vergleicht man das Bild der Frau im Werbefernsehen von heute mit dem Blick, den Künstlerinnen vor 40 Jahren auf ihr Dasein warfen, kann man nicht unbedingt behaupten, dass sich seither viel verändert hat. Gabriele Schor, Direktorin der Sammlung Verbund, legte beim Titel der Ausstellung „Donna: Avanguardia femminista negli anni ‚70“ wert darauf, die Vorreiterrolle der weiblichen Kunst dieser Dekade zu verdeutlichen. Und auch wenn der Begriff Avantgarde in der Kunstgeschichte anders besetzt ist, kann man ihn in diesem Zusammenhang durchausWerbung so stehen lassen. Gemeinsam mit Angelandreina Rorro, Kuratorin der Galleria nazionale d‘arte modernWerbunga, hat Schor 200 Werke von 17 Künstlerinnen aus der Sammlung zusammengestellt, um diese erstmals in Italien zu zeigen. Für die Sammlung Verbund ist das Museum ein prominenter Ort der Präsentation. Abgesehen vom prächtigen, umgebenden Prunk des Gebäudes wurden für die Schau großzügige, helle und weite Räume zur Verfügung gestellt. Um nichts unwichtiger ist die Ausstellung für Rorro: „Das ist eine Dekade, die es in Italien noch zu erkunden gilt.“ Performance, Fotografie, Video: Frauen der Siebziger Jahre wendeten sich hin zu neuen Medien, um die männliche Kunsttraditionen zu durchbrechen. Im inhaltlichen Mittelpunkt ihrer ArbeitWerbungen steht meist der eigene Körper, das Rollenbild, das es zu hinterfragen gilt, und die Suche nach eigener Identifikation. Ironische HausWerbungfrauendarstellungen sind etwa bei Birgit Jürgenssen (Österreich), Martha Rosler (USA) zu finden. Körperlichkeit und Sex dominieren, oft humorvoll, in den Werken von VALIE EXPORT und ihrer bislang eher unbekannten Landsfrau Renate Bertlmann. Ausbruch Grenzen suchen, Barrieren durchstoßen, Türen aufmachen, Fesseln sprengen: Das sind die Themen, die bei Annegret Soltau (Deutschland), Ana Mendieta (USA) oder Helena Almeida (Portugal) verhandelt werden. Wie eine Neudefinition durch Make-up, Kleidungs- und Frisurenwechsel stattfinden kann, zeigen die US-amerikanischen Verwandlungskünstlerinnen Martha Wilson, Cindy Sherman und Eleanor Antin. Neben der zielgerichteten Einkaufstätigkeit ist für Gabriele Schor auch die wissenschaftliche Aufarbeit Werbungung von Lebenswerken wichtig. 2009 wurde eine Monografie zum Werk von Birgit Jürgenssen herausgegeben. Derzeit wird gemeinsam mit Cindy Sherman ein Werkverzeichnis über ihre eigenen, frühen ArbeitWerbungen erstellt. Rom: Ausstellung und Sammlung Donna Feministische Avantgarde der 70e-Jahre, mit 200 Werken von 17 Künstlerinnen. Dauer bis 16. Mai 2010 Kuratorinnen Gabriele Schor, Angelandreina Rorro Ort Galleria nazionale d‘arte modernWerbunga, Rom, Viale delle Belle Arti, 131 Verbund Die Sammlung des Elektrizitätsunternehmen wurde 2004 gegründet. Ihr Focus liegt auf ganzen Werkgruppen und auf dem Thema Räume (Olafur Eliasson). Artikel vom 21.02.2010 17:11 | Caro Wiesauer ROM | MH Quellenangabe / URL: http://kurier.at/kultur/1979989.php Stich um Stich, unter die Haut Die Galerie Merkle (Galerienhaus Stuttgart) zeigt Annegret Soltaus »Self Performing, 1973–2010« von Günter Baumann Die Arbeiten der Performance-Künstlerin Annegret Soltau (geboren 1946 in Lüneburg) sind gezeichnet - und zwar ganz drastisch in der Nebenbedeutung des Wortes, das für gewöhnlich ein »von« mit sich führt. Soltau, schon als Kind von der Mutter verstoßen, kommt ohne die Präposition aus: In ihren frühen Arbeiten, als sie die Radierung für sich entdeckt hatte, war sie fasziniert von der Linie, die man »anfassen (…), beim Kontrollieren mit dem Fingernagel auf der Metallplatte (…) spüren (kann), ob die geätzte Linie tief genug war« - die Grafik wurde für sie dadurch zur Aktion. Wieviele aufgerissene Wunden mag sie befühlt haben als fast noch jugendliche Arzthelferin eines Unfalldoktors? Später umgarnte sie sich selbst, ihr Gesicht, mit langen Fäden, die auf der Fotodokumentation wiederum eine zeichnerische Qualität zeigten. Über die folgende Ent-Bindung führt Annegret Soltau zwanglos zum eigentlichen Thema ihrer Kunst hin: die Geburt als schmerzhafte Loslösung vom eigenen Körper. Mit der Wortbedeutung des Gezeichnet-Seins sind schließlich die Fotoübernähungen regelrecht belastet. In Collagen setzt sie die Ausrisse von fotografischen Selbstporträts in guter dadaistischer Tradition wieder zusammen und brandmarkt die eigene Person als verwundete, auch seelisch verletzte Kreatur. Dass die Künstlerin in anderen Fotos noch weiter geht und die Oberfläche mit der Nadel traktiert, ist zum einen ein Rückgriff auf die Technik der Radierung, und andrerseits verweist sie auf die Nähe von Geburt und Tod, Opfergabe und Selbstauslöschung, die immer wieder aufscheint, ohne die Erinnerung eines erschöpften Mutterglücks auszuklammern. Der antike Mythos will es, dass die Parzen bzw. Moiren, die insbesondere über die Geburt des Menschen hinweg schalten und walten, den Lebensfaden bereit halten, sodass man die Arbeiten von Annegret Soltau als surrealistische Aperçus eines Schicksalsglaubens angesehen werden können – nur dass die Künstlerin ihr Schicksal bis zur Schmerzgrenze selbst in die Hand genommen hat, mit der Freiheit, jene Grenze von einer überraschenden Wende zur Schönheit hin überblenden zu lassen. Ein repräsentativer Querschnitt aus dem Werk Annegret Soltaus, Trägerin des Sibylla-Merian-Preises (1999), ist bis zum 30. März in der Stuttgarter Galerie Merkle zu sehen. Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen (»Annegret Soltau. Self performing. 1973–2010«, ISBN 3-9807594-4-X). Außerdem ist sie zur Zeit präsent in Rom (»Donna - Avanguardia femminista negli anni ‚70«, Galleria Nationale d‘Arte Moderna), Memmingen (»Everybody - Tanz mit dem Totentanz«, Kunsthalle) und am Mitte März auch in Berlin (»Gabriele Münter Preis 2010«, Martin-Gropius-Bau). Quellenangabe / URL: http://artandevents.mediaquell.com/2010/02/25/stich-um-stich-unter-die-haut-die-galerie-merkle-galerienhaus-stuttgart-zeigt-annegretsoltaus-%C2%BBself-performing-1973%E2%80%932010%C2%AB/ Annegret Soltau, „Self performing“, Galerie Merkle Rede zur Eröffnung am 5. Februar 2010 Von Annik Aicher Ich freue mich besonders, dass ich heute Abend etwas zu den Arbeiten von Annegret Soltau sagen darf. Denn mich beeindrucken ihre Werke sehr, sie packen mich körperlich und gehen unter die Haut. Wahrscheinlich liegt das auch mit daran, dass ich eine Frau bin. Denn der Frauenkörper spielt bei ihr eine große Rolle. Durch vier Jahrzehnte hindurch. Das kann man hier sehr schön sehen, denn die Ausstellung zeigt Werke von 1973 bis 2010. Also von den Anfängen Annegret Soltaus bis zur international bekannten Künstlerin und Preisträgerin unserer Zeit. Meistens ist es ihr eigener Körper, mit dem sie Kunstwerke gestaltet. Darauf weist auch der Titel der Ausstellung hin: „Self-Performing“. Es geht also um Performances, um Aktionen mit ihr selbst. Als Begründung dazu hat Annegret Soltau einmal gesagt: „Ich nehme mich selbst zum Modell, weil ich mit mir am weitesten gehen kann.“ Wie weit sie geht, sieht man auch schon bei den frühen Werken - beispielsweise bei „Selbst“ von 1975. Diese Fotoarbeit in einer etwas größeren Version können Sie übrigens ab 19. Februar in Rom sehen. Dort zeigt die Galleria nationale d’Arte moderna die Gruppenausstellung „Donna: Avantguardia femminista negli anni 70“. In „Selbst“ finden wir den für Annegret Soltau so typischen schwarzen Faden, den sie sich ums Gesicht schlingt. Bei der Vorbereitung für diese Rede habe ich nach dem roten Faden gesucht, der die einzelnen Ausstellungen im Galerienhaus Stuttgart miteinander verbindet. Und festgestellt, dass der rote Faden ein schwarzer ist. Dieser zieht sich durch das gesamte Werk von Annegret Soltau, verkettet dann in der Galerie Naumann unsichtbar Kunstwerke und Gattungen miteinander und taucht schließlich in der Eiszeithöhle von Frank Maier wieder auf. Bei Annegret Soltau zurrt sich der Faden so fest ins Gesicht, dass er in die Haut einschneidet, wehtut. Zum Schluss ist die Künstlerin so verschnürt, dass ihr Gesicht, dass sie selbst, kaum mehr zu erkennen ist. Für mich ist das ein starkes Bild für die Frage nach der eigenen Identität. Nach der Rolle, die man spielt als Frau. Nach den Schubladen, in die Frauen gesteckt werden, wenn sie Mutter sind, Künstlerin oder beides zusammen. Ein Bild auch für gesellschaftliche Erwartungen und Zwänge, die von außen kommen und das eigene Ich einschnüren, an der Entfaltung hemmen. Gerade an den Frauenkörper werden immer große Erwartungen gestellt. Wie diese Erwartungen aussehen, habe ich selbst neulich am eigenen Leib erfahren. Denn ich habe Post von Nivea bekommen. „Sehr geehrte Frau Aicher“, hieß es da, „Nivea Visage lädt Sie heute ein, eine Gesichtspflege mit hochwertigen Wirkstoffen kennen zu lernen, die die Haut strafft und den Teint sofort erstrahlen lässt: DNAge Straff & Strahlend Tagespflege.“ Dabei ein Pröbchen und der Slogan: „Eine faszinierende Ausstrahlung…durch faszinierend straffe Haut. Schönheit 40+.“ Ich habe mich natürlich gefragt, woher Nivea weiß, wie alt ich bin. Und das Ganze als Appell, als letzte Warnung verstanden: Frau Aicher, jetzt müssen sie gewaltig ranklotzen, sonst wird das nichts mehr mit der Ausstrahlung. Frauenkörper straff und strahlend – die gibt es bei Annegret Soltau weniger. Denn ihre Körper werden schwer attackiert. Mit klebrigen Fäden eingesponnen wie eine Fliege von der Spinne – zu sehen bei „Permanente Demonstration“ von 1976. Sie werden übernäht wie bei „Selbst“ von 1975, werden weggekratzt wie bei „da-gegen-gehen“ von 1977. Oder mit Sensen und Sicheln bedroht wie beim „Modellversuch mit Christel“ von 1985. Oder auseinandergerissen und mit groben Stichen wieder zusammenflickt wie bei den Vernähungen, für die Annegret Soltau so bekannt geworden ist. Statt straffer Haut sind hier Narben, Falten, Lebensspuren sichtbar. Vielleicht kennen Sie die „Generativ-Arbeiten“ der 90er Jahre, bei denen Annegret Soltau Fotos von sich selbst, ihre Tochter, Mutter und Großmutter zerstückelt und miteinander vernäht hat. Diese sehen ähnlich aus wie die Fotoarbeit „Transgenerativ – MutterVaterTochterSohn“ von 2005. Neu ist hier, dass auch die männliche Linie mit eingefügt wird. Generationen greifen hier ineinander, sind miteinander verwoben. Besonders gut sieht man das auf der Rückseite der Bilder. Da werden die „Familienbande“ sicht- und greifbar. Gleichzeitig entsteht wie bei den anderen Vernähungen und Übernähungen eine Art dreidimensionale Zeichnung. Linien zum Anfassen – das gibt es schon bei den frühen Radierungen von Annegret Soltau. Wie etwa bei „Maske“ von 1973. Denn bei der Technik der Radierung ritzt man mit einem Stichel in die Metallplatte, reißt die glatte Oberfläche auf und kann mit dem Finger die eingekerbten Linien ertasten. Zum Motiv: Zu sehen ist das Gesicht von Ulrike Meinhof, die sich von der engagierten Journalistin zur RAF-Terroristin gewandelt hatte. Ich war erstaunt, als ich das Datum gelesen habe: 1973, also drei Jahre, bevor Ulrike Meinhof in Stammheim stirbt. Eine prophetische Darstellung, da das Gesicht von Ulrike Meinhof jetzt schon wie eine Totenmaske wirkt, wie ein barockes Vanitas-Bild. Die rechte Gesichtshälfte ist unversehrt, doch links durchziehen Risse und Brüche das Portrait - wie bei einem Totenschädel. Die Radierung zeigt auch, in welcher Zeit Annegret Soltau studiert hat. Und zwar während der 68-Bewegung. Von 1967 bis 1972 war sie an der Hochschule für Bildenden Künste im Hamburg. Dort hatte sie unter anderem Unterricht bei David Hockney, der sie inspiriert hat mit seinen Radierungen und Zeichnungen, in denen feine, lockere Linien lebendig sind. Die Radierung von Ulrike Meinhof hat Annegret Soltau während ihres Auslandsstipendiums in Mailand gemacht. Sie hatte eine Aufnahme in der Zeitung gesehen: Meinhof im Gefängniskittel, abgemagert, am Ende. Heute hört sich das merkwürdig an, aber damals war es gefährlich die Radierung auszustellen, da man schnell als RAF-Sympathisant galt. 1968 - die Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche. Es wird viel diskutiert. Über die Nazizeit, über Krieg und Frieden, über die Gesellschaft im Allgemeinen und die Geschlechterrollen im Speziellen. Künstlerinnen nehmen feministische Positionen ein. Der Frauenkörper soll nicht mehr Sexualobjekt für den männlichen Blick sein, sondern die Frau selbst wird zum Kunstsubjekt, zum Kunstindividuum, zum Kunstwerk. Annegret Soltau hat in dieser Entwicklung einen wichtigen Beitrag geleistet. Deshalb wird sie häufig zu Symposien oder Ausstellung zu feministischen Themen eingeladen. 2007 zeigte sie Arbeiten bei der großen Wanderausstellung „Wack! Art and the Feminist Revolution“, die von LA über NY bis nach Kanada ging. Zum Schluss möchte ich noch etwas zu den neuesten Arbeiten von Annegret Soltau sagen. „Female Hybrid“ und „Transhybrid“ aus dem Jahr 2010, die in einem digitalen Rahmen gezeigt werden. Grundlage für diese Mischwesen sind Fotovernähungen, die aber einen Schritt weiter zur Groteske getrieben werden. Für mich sieht das Ganze aus wie eine Versuchsanordnung, wie ein Blick ins Genlabor. Aber das Experiment läuft aus dem Ruder. Hybrid heißt ja „von zweierlei Herkunft“. Wir haben hier eine Mischung aus Mensch und digitalem Wesen, was mich stark an Avatare erinnert. Also Stellvertreter einer realen Person in Computerspielen. Die plastikschönen Hüllen der virtuellen Doppelgänger sind natürlich immer toller, perfekter und erotischer als der eigene, reale Körper. Nicht so bei Annegret Soltaus Hybriden. Sie scheinen für eine Warnung zu stehen: Wer zu sehr mit den digitalen Medien verschmilzt, läuft Gefahr, ein gruseliger Mutant zu werden.