LM oder Q - Brigitte van Hattem

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LM oder Q - Brigitte van Hattem
HOMÖOPATHIE
Teil 2
06-05
Teil 1
04-05
Christine Buschhaus
LM oder Q:
Die vergessene Potenz (Teil 2)
In der vorletzten CO’MED-Ausgabe habe ich bereits über die LM-Potenzen, deren
Geschichte und ihre Vorzüge bei der Behandlung von Patienten geschrieben. Hier
noch einmal eine Zusammenfassung sowie ein anderer Aspekt der Anwendung.
LM-Potenzen (auch Q-Potenzen genannt)
werden im Verhältnis 1:50.000 verdünnt,
gelten als Hochpotenzen, haben aber einige Vorzüge von niedrigen C-Potenzen.
Hohe C-Potenzen bringen gelegentlich
unangenehme Erstverschlimmerungen
oder auch heftige und langanhaltende Reaktionen mit sich, auch wenn das Mittel
optimal gewählt war. Der Impuls durch eine LM-Potenz hält dagegen nur kurz an.
Dann muss das Mittel erneut genommen
werden.
Allerdings sollte beim Einsatz von LM-Potenzen variiert werden, das heißt, die
Stammlösung muss vor jeder Einnahme
zehnmal vom Patienten geschüttelt werden. Auf diese Weise entspricht jede Gabe
einer leicht erhöhten Potenz. Dadurch
wird eine bessere Verträglichkeit der
wiederholten Gaben erreicht: Der Körper
kann die leicht veränderten Impulse besser verarbeiten und umsetzen.
Die kürzere Wirkungsdauer ermöglicht
eine schnellere Beurteilung und gegebenenfalls eine schnellere Anpassung von
Arzneimittelwahl oder -potenz an den
Therapieverlauf. Dieses Vorgehen erfordert
einen sehr engen Kontakt zwischen
Behandler und Patient, ist aber von besonderem Nutzen in kritischen Situationen, unter Zeitdruck oder bei akuten Erkrankungen.
Kasuistik 1:
LM-Potenz aus Zeitdruck
Annette K. war 43 Jahre alt, als sie sich vergangenen Mai erstmals in meiner Praxis
vorstellte. Im November 2003 hatte sie
sich einer Laparaskopie unterziehen müssen, bei der ihr rechts eine sieben Zentimeter große und links eine zwei Zentimeter große Ovarialzyste entfernt wurde.
Nun war ihr links wieder eine Ovarialzyste
gewachsen, die mittlerweile so groß wie
ein Tennisball war (Durchmesser 7,8 cm).
Der Gynäkologe hatte der Patientin gesagt, dass auch diese Zyste entfernt werden müsste, wenn sie nicht innerhalb von
zwei Monaten von selbst verschwinden
würde.
Diese Aussage versetzte die Patientin und
damit auch mich als Therapeutin in Zeitdruck, daher entschied ich mich bei der
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CHRISTINE BUSCHHAUS
Behandlung für eine LM-Potenz.
Die weitere Anamnese brachte folgende Ergebnisse:
Annette K. hatte eine problematische
Kindheit, litt unter Weitsichtigkeit, erhöhtem Blutdruck und Magenproblemen bei
Stress sowie linksseitigen Rückenbeschwerden. Während der Mensis fühlte sie
sich schon immer besonders energiegeladen, obwohl sie sehr starke Blutungen hatte. Viele ihrer Probleme traten im Frühjahr
auf. Die Patientin rauchte mäßig, neigte zu
Unfällen und verletzte sich oft selbst „aus
Versehen“ schwer. Sie trank seit fünf Jahren keinen Alkohol mehr, nachdem ihr klar
geworden war, dass sie in der Vergangenheit versucht hatte, „ihre Probleme im Alkohol zu ertränken“. Auf Nachfrage stellte
sich heraus, dass sie weder enge Kleidung
noch Berührung am Hals ertrug. Ich gab
ihr Lachesis LM 3.
Nach zwei Wochen berichtete die Patientin, es ginge ihr gut und sie habe „keine
Lust mehr zu rauchen“. Nach sechs Wochen ergab die gynäkologische Untersuchung, dass ihre Zyste nicht weiter gewachsen war. Ich verschrieb danach Lachesis LM 6 und gab nach weiteren acht
Wochen Lachesis LM 9. Nach fünfeinhalb
Monaten war die Zyste um die Hälfte geschrumpft. Ich führte meine Behandlung
mit Lycopodium, Sepia und einer
Zwischengabe Syphilinum fort, bis im vergangenen Dezember der Gynäkologe meiner Patientin attestierte, dass ihre Zyste
nur noch zwei Zentimeter groß sei, was einem Normalbefund entspräche. Er hielte
keine weiteren Maßnahmen für erforderlich. Die Patientin war mit diesem Ergebnis zufrieden und brach die Behandlung
ab.
Auf Nachfrage erfuhr ich, dass sie seither
keine weiteren gynäkologischen Probleme
hatte und mit ihrem Gesundheitszustand
zufrieden ist.
Kasuistik 2: LM-Potenz als
Unterstützung im Akutfall
Die 39-jährige Monika Sch. litt unter einem extrem schwachen Immunsystem, als
sie im Februar vergangenen Jahres in meine Praxis kam. Sie war gerade zum dritten
Mal hintereinander erkältet gewesen. Bis
ist Diplom-Chemikerin und Heilpraktikerin und betreibt eine Naturheilpraxis mit
Schwerpunkt Klassische Homöopathie in
Karlsruhe. Schon bei ihrer Ausbildung
begeisterte sie sich für diese Therapieform und ihren ganzheitlichen Ansatz.
Für Christine Buschhaus ist die Homöopathie eine tiefgreifende Heilmethode,
die den Menschen mit all seinen Facetten wahrnimmt und mit der schonend
Heilprozesse eingeleitet werden können.
Zugang zur Naturheilkunde fand sie über
Ihr Interesse an Heilpflanzen und wild
wachsenden Kräutern (www.kraeuterwanderung.de).
vor acht Jahren erkrankte sie mindestens
einmal jährlich an einer Angina, jetzt
entwickelte sie eher einen Husten.
Die weitere Anamnese ergab:
Zysten in der Brust seit ihrem 32. Lebensjahr, Herz-Rhythmusstörungen bei aufgeblähtem Bauch (Roemheld-Syndrom), Verlangen nach Süßigkeiten, Verstopfung und
Völlegefühl bereits nach wenig Essen und
Unverträglichkeit von Meeresfrüchten.
Psychischen Stress beantwortete ihr Körper mit Übelkeit und Durchfall. Die Patientin machte auf den ersten Blick einen
fröhlichen und extrovertierten Eindruck,
bei genauerem Hinsehen aber wurde ihre
Distanziertheit spürbar. Auf meine Frage,
was sich vor acht oder neun Jahren in ihrem Leben verändert hätte, erzählte sie,
dass sie sich selbstständig gemacht hätte
und kurz darauf ihre jetzige Beziehung begonnen hätte.
Ich gab ihr Lycopodium C200, das ihr nach
eigenen Angaben sehr gut tat. Bereits
nach den ersten Tagen meinte sie, weniger
Knoten in der Brust zu spüren. Die Patientin fühlte sich energiegeladen und beschwerdefrei. Nach drei Monaten erkrankCO`MED
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ENERGIE & SCHWINGUNG
te sie erneut an einer Angina, weshalb ich
ihr eine zusätzliche Dosis Lycopodium LM
6 verordnete. Sie half ihr gut über die Infektion hinweg.
Die Behandlung der Patientin wurde später
mit Thuja, Sepia, Kalium-carbonicum, Laccaninum und Conium fortgesetzt. Die meisten Beschwerden der Patientin verschwanden bereits unter der Gabe von Lycopodium, als letztes verschwanden die
Brustzysten.
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Anschrift der Autorin:
Christine Buschhaus
Oberwaldstr. 7
D-76227 Karlsruhe - Durlach
Tel.: 0721 / 9419190
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