Das Heck der Gegner vor Augen

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Das Heck der Gegner vor Augen
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SEGLERVEREINIGUNG 1903
Neue Berliner Meister
stehen fest
Am vergangenen Wochenende fanden
auf dem Wannsee die Berliner Meisterschaft in der Korsar-Klasse, im Laser
Standard und die Berliner Jugendmeisterschaften im Laser Radial und im
Laser 4.7 statt. Veranstalter war die
Seglervereinigung 1903. Leider wehte
nur wenig Wind. Am Sonntag konnten
jedoch alle vier geplanten Wettfahrten
in den jeweiligen Klassen gesegelt werden. Beim Laser Standard siegte Tobias
Graf vom Verein Seglerhaus am Wannsee. Im Korsar sicherten sich Uti und
Frank Thieme den Titel. Im Laser Radial
siegte Ulrich Pohl vom Potsdamer Seglerverein und im Laser 4.7 Domenique
Freund vom Segel-Club Fraternitas. BM
POTSDAMER YACHT-CLUB
420er-Segler qualifizieren
sich für Weltmeisterschaft
Bei der WM/EM-Ausscheidung der 420er
vor Warnemünde haben Berliner Segler
vergangene Woche sehr gut abgeschnitten: So siegte Mike Pryzbyl vom Potsdamer Yacht Club gemeinsam mit einem
Punkt Abstand vor Frederick Eichhorst
und Julius Erbach, beide ebenfalls Mitglieder im Potsdamer Yacht-Club. Dabei
hatte der Wind zunächst nur schwach
geweht – keine leichten Umstände für
die Segler. Erst am letzten Tag kam
Wind auf. Dieser wirbelte das Feld sogar
noch gehörig durcheinander. Teilweise
wehten bis zu 15 Knoten. Zweitbestes
Mädchenteam wurde Tatjana Hoesch
vom Bayerischen Yacht-Club, die mit
Leonie Eichhorst vom Potsdamer YachtClub segelte. BM
SEGLER-VEREINIGUNG UNTERHAVEL
Einladung in den Klub zum
gemeinsamen Absegeln
Die Saison der Berliner Segler neigt sich
dem Ende entgegen. Bevor die Boote an
Land gezogen werden, steht für die
verschiedenen Segel-Bezirke jedoch das
Absegeln an, bei dem im geselligen Rahmen Segler zusammen kommen, um
ihre Erlebnisse von ihren Regatten und
Törns auszutauschen. Für die Bezirke
Unterhavel und Wannsee richtet in
diesem Jahr die Segler-Vereinigung Unterhavel das Absegeln aus. Der seit 1917
bestehende Verein lädt dafür am Sonnabend, 12. Oktober, ab 11 Uhr zu einem
Programm mit Live-Musik ein. Auch
Interessierte, die noch keinem Segelverein angehören, sind willkommen. Weitere Informationen auf der Homepages
des Klubs unter www.svuh.de. BM
BERLINER SEGLER-VERBAND
Neuer Jugendobmann
für das Revier Dahme
Vergangenen Montag wurde bei der
Jugendversammlung des Berliner SeglerVerbandes unter Leitung des Jugendobmanns Frank Lüneberg ein neuer
Obmann für das Wettfahrtrevier Dahme
gewählt. Die Aufgabe wird künftig Timo
Engnath übernehmen, der nicht nur die
Jugendarbeit im Wettfahrtrevier Dahme
leiten wird, sondern auch dem Jugendausschuss des Segler-Verbandes angehört. Der Jugendausschuss ist zudem
besetzt mit Jan Prockat für das Revier
Müggelsee, Jens Lübeck für das Revier
Tegel, Claudia Schurr für das Revier
Unterhavel und Mathias Keim für den
Wannsee. Der Ausschuss entscheidet
etwa als Jury darüber, wer Titelträger
für den Wettbewerb „Coolste Jugendarbeit im BSV“ wird. Informationen
unter berliner-segler-verband.de BM
SONNABEND, 21. SEPTEMBER 2013 | BERLINER MORGENPOST
Das Heck der Gegner vor Augen
Beim America’s Cup überzeugten die
Neuseeländer mit perfekter
Teamarbeit. Und begeisterten
die Zuschauer mehr als der
Titelverteidiger aus
den USA
Anmerkung der Red.). Doch die Beherrschung des Katamarans war nur ein Vorteil von mehreren auf Seiten der Neuseeländer. Als Team arbeiten sie seit rund
30 Jahren zusammen. Sie würden, sagt
Schümann, sowohl technisch als auch
rein sportlich gesehen über mehr Erfahrung als jedes andere Team verfügen.
„Der Segelsport ist fest verwurzelt im
Leben der Neuseeländer“, sagt Schümann.
Dean Barker selbst sieht das ähnlich: „Die Kultur unseres Teams ist
unsere größte Stärke. Die Art, wie
wir gemeinsam hart für ein Ziel
arbeiten.”
Dazu hatten die Neuseeländer ein Ziel vor Augen, das
über persönliche Interessen
hinausreichte: „Für unser
Land ist es sehr wichtig,
dass wir den Cup gewinnen. Unsere Teamkultur
beruht auf diesem Anspruch. Der einzige
Grund, weshalb wir in
San Francisco sind, ist,
den Amerikanern den
Cup wegzunehmen”,
sagt der neuseeländische
Teammanager
Grant Dalton.
Wie es mit dem
America’s Cup weitergeht, ist schwer vorher
zu sagen. Ernesto Bertarelli,
Chef
des
Schweizer
AllinghiTeam, gehörte wie Schümann zu den größten Kritikern des diesjährigen
Cups. Beide konnten sich
nicht vorstellen, das mit den
riesigen AC 72-Katamaranen
Matchraces geführt werden
konnten. In den Herausforderungsrennen erwies sich diese
Einschätzung auch als richtig. Die
Wettfahrten waren ein Desaster:
spannungslos und von nur drei Wettbewerbern geführt, von denen nur Neuseeland die Qualität für den Cup mitbrachte. Zudem starb mit dem britischen
Olympiasieger Bart Simpson ein Segler
des schwedischen Teams vor San
Francisco.
Erst der Cup-Wettbewerb verlief so
spannend wie es sich alle Beteiligten und
die Zuschauer erhofft hatten. Auch Kritiker wie Schümann verfolgten die Rennen
gebannt vor dem Fernseher oder über
Online-stream.
T VON TATJANA POKORNY
UND REINHOLD SCHNUPP
Neuseelands Skipper und Steuermann Dean Barker feierte
den achten und vorentscheidenden Erfolg beim 34.
America’s Cup wie es in
der Leistungsspitze vieler
Sportarten
inzwischen
üblich ist: Ein Lächeln in
den Zügen seines Gesichts war allenfalls in
Ansätzen erkennbar, ansonsten blieb er regungslos. Im amerikanischen Profi-Golf gibt es
dafür inzwischen einen
feststehenden Begriff:
„Dufnering“,
benannt
nach Jason Dufner. Für
den amerikanischen Major-Sieger kommt das
Vorstrecken seiner Unterlippe schon einem Gefühlsausbruch gleich.
Barker wollte zu diesem
Zeitpunkt zum Ausdruck
bringen, dass die Arbeit seines
Teams noch nicht erledigt war.
Es fehlte ja noch dieser eine, der
neunte Sieg gegen den Favoriten
Oracle Team USA, um den Cup
zum dritten Mal nach 1995 und 2000
für sein Heimatland zu gewinnen. Das
Ufer der San Francisco Bay nahe der berühmten Fisherman’s Wharf war zu diesem Zeitpunkt bereits fest in der Hand
neuseeländischer Anhänger, die überzeugt waren von einem Sieg ihres
Teams. Wie aber konnte das kleine Neuseeland die Segler von Oracle Team USA
mit einem nahezu vierfach so hohen
Etat in den Schatten stellen, deren Skipper James Spithill verunsichern und ihn
dazu zwingen, sein Team umzubauen?
Wechsel im US-Team
Aufgrund der unerwarteten Niederlagen
gleich zu Beginn kam der viermalige
Goldmedaillengewinner aus Großbritannien, Ben Ainslie, als Taktiker bei Oracle
an Bord. Ainslie war zuvor Steuermann
des zweiten amerikanischen Bootes, das
dem US-Team als Sparringpartner diente. Doch auch Ainslie sowie diverse Veränderungen am US-Boot konnten keine
Trendwende einleiten.
Dabei hat Oracle mit Jimmy Spithill
einen Steuermann an Bord, der weltweit
als bester bei Matchraces gilt. Russel
Coutts, der als Neuseeländer die Kampagne der Amerikaner führte und den Cup
selbst viermal als Skipper gewann, überließ Spithill den entscheidenden Job an
Bord, weil der Kollege, wie er sagte, jünger und athletischer sei als er selbst.
„Die wirklichen Ursachen, warum die
Amerikaner ihrer Favoritenrolle nicht
gerecht werden konnten, wissen vermutlich nur wenige“, sagt der dreimalige
Olympiasieger Jochen Schümann aus
Berlin. Wenn man das Team verändere,
dann würde die Fehlerquote steigen. Außerdem habe den Amerikanern der
Wettbewerb gefehlt, den die Neuseeländer in den Qualifikationsrennen der Herausforderer zum Cup nutzten, um ihren
Katamaran bis ins Detail abzustimmen.
Schümann, der den America’s Cup mit
der Schweizer Alinghi zweimal gewann,
Siegestaumel Die
neuseeländischen
Fans feiern ihr Team
STEPHEN LAM/REUTERS, ERIC RISBERG/AP
Boot zur Verfügung. Wäre es beschädigt
ausgefallen, hätte das das Ende der neuseeländischen Kampagne bedeutet.
Iain Percy, Olympiasieger im Starboot
und einer der engsten Vertrauten Ainslies, sieht noch einen anderen Grund für
den unerwarteten Verlauf des prestigeträchtigsten Wettbewerb im Segeln: „Die
hätte auch sagen können: Die Amerikaner haben einfach zu viele Fehler gemacht. Auch das Team Neuseeland segelte nicht ohne Pannen. Einmal wäre
ihre Katamaran fast gekentert, was das
Aus für den Herausforderer bedeutet
hätte. Im Gegensatz zu den Amerikanern
haben Barker und sein Team nur ein
Zeit auf dem Wasser hat diesen Cup entschieden. Die Kiwis waren vor einem
Jahr als erste mit ihrem neuen Katamaran auf dem Wasser, und sie haben als
erste gefoilt (Segeln auf den schmalen
Tragflächen, wenn sich die Rümpfe des
Katamarans aus dem Wasser heben, was
die höchste Geschwindigkeit ermöglicht;
Rückkehr zu Einrumpfbooten?
Ob aber auch künftig um den Cup mit
Katamaranen gesegelt wird, ist offen.
Nie waren die Wettfahrten so dramatisch wie dieses Mal, „es wurde aber zum
Teil mehr geflogen als gesegelt“, sagt
Schümann. In jedem Falle sei der Cup
bei den Neuseeländern in guten Händen.
Auf Monohull-Yachten, wie zu Zeiten
des ersten Erfolgs der Alinghi, würde
dann zwar nicht so rasant gesegelt, aber
die Kampagnen würden nicht mehr so
viel Geld verschlingen wie dieses Mal.
Oracle hatte dank Sponsor Larry Ellison einen Etat von 200 Millionen Euro
zur Verfügung, mehr Geld gab noch nie
ein Teams für eine Kampagne aus. Die
Neuseeländer kamen immerhin noch 60
Millionen Euro. Auch wegen dieses Ungleichgewichts waren im Vorfeld die
Sympathien einseitig verteilt. Zuungusten der Amerikaner, die auf heimischem
Revier und vor der spektakulären Kulisse
der Golden Gate Bridge und der Gefängnisinsel Alcatraz eine Niederlage nach
der anderen einstecken mussten. Geringere Kosten, das würde auch einer deutschen Kamapagne Chancen eröffnen.
Mit einem deutschen Boot um den America’s Cup zu segeln, das ist einer der
letzten Wünsche, die Schümann sich
selbst gern noch erfüllen möchte.
Der 35. America’s Cup Zurück in die Zukunft?
Monohulls Der America’s Cup
wurde – abgesehen vom legendären Mis-Match 1988 – von
1851 bis 2007 immer auf Einrumpfyachten ausgetragen. In
einem per Gerichtsurteil durchgesetzten Exklusivduell forderte
2010 Larry Ellisons Trimaran den
kleineren Katamaran der
Schweizer Verteidiger Alinghi
zum Duell und gewann.
Katamarane Als neuer Verteidiger revolutionierten die
Amerikaner den Cup, der vor
San Francisco auf Katamaranen
vom Typ AC 72 ausgetragen
wird. Das radikale Konzept
lockte aber nur vier Teams. Die
Neuseeländer wollen den Cup
Erinnerung Mit
spektakulären
Bildern wie diesem wird der
America’s Cup
vor San Francisco
in die Geschichte
eingehen
wieder zu einem multinationalen Ereignis mit möglichst vielen
Teams machen.
Kampagnen Die Entscheidung, ob sie dabei auf Ein- oder
Mehrrumpfyachten setzen, steht
noch aus. Trotz der spannenden
Katamaran-Szenen in San
Francisco glauben viele Experten, dass Einrumpfyachten
möglicherweise mehr Teams
locken könnten.
Regierungsauftrag Und das
ist die wichtigste Aufgabe der
Neuseeländer. Der mit etwa 20
Millionen Euro finanzierte „Regierungsauftrag“ an das neuseeländische Team lautet: Holt
möglichst viele Menschen ins
Land! Denn der Sieger bestimmt
den Austragungsort.
Sieger hat die Wahl Heißt der
Sieger Neuseeland, ist das
gleichbedeutend mit der Wahl
von Auckland als nächstem
Austragungsort. 2003 hatte die
damalige Premierministerin
Helen Clark den America’s Cup
als am schnellsten wachsenden
Wirtschaftszweig gelobt. Das
soll er wieder werden, wenn
Neuseeland als Titelverteidiger
startet.
Auf zwei Kufen zu den Olympischen Spielen
Der Berliner Thomas Haupt möchte auf einem Katamaran 2016 in Rio de Janeiro antreten. Seine Chancen stehen gut
Thomas Haupt hat ein Ziel, dessen Verwirklichung sich wohl alle Segler wünschen: einmal bei den Olympischen
Spielen dabei zu sein. Allerdings nicht
auf einem gewöhnlichen Segelboot, sondern auf einem Katamaran. Im vergangenen Jahr im Mai war die Entscheidung
der International Sailing Federation über
neue Bootsklassen gefallen, die 2016 bei
Olympia an den Start gehen werden –
darunter so genannte Nacra-17-Katamarane mit 38 Quadratmetern Segelfläche.
Für den gebürtigen Berliner könnte
damit sein Traum für die Spiele in Rio de
Janeiro tatsächlich in Erfüllung gehen,
denn seitdem kämpft er recht erfolgreich um seine Qualifikation. Dabei kam
der 33-Jährige erst über Umwege wieder
in den Segelsport zurück. So war Haupt
zwar schon als Kind gesegelt, schlug
dann aber erst eine Karriere als Eishockey-Profi ein. Denn bereits als Kind galt
er als Eishockey-Talent ist. Mit 14 Jahren
entdeckten ihn die Berliner Eisbären, die
ihn für die Deutsche Eishockey Liga ausbildeten. Bei den „Eisbären“ brachte er
es insgesamt aber nur auf 30 Einsätze. Er
wechselte nach Rostock, wo er von 2002
bis 2007 in der Regional- und Oberliga
spielte.
Schließlich aber folgte die Rückkehr in
den Segelsport. Und wer einmal im
schnellen Eishockey-Sport unterwegs
gewesen ist, möchte offenbar auch auf
dem Wasser in schnellen Booten, zu denen Katamarane zählen, unterwegs sein.
Haupt erinnert sich: „Alle hatten uns gewarnt. Im ersten Jahr würden wir in dieser Klasse nur einstecken.“ Doch die Experten sollten sich täuschen. Haupt und
seine 21-jährige Mitseglerin Johanna
Hector segelten schnell an die Spitze:
Bei den Europameisterschaften 2012
holten sie in der Mixed-Wertung zum
Beispiel Bronze. Dass Haupt und Hector
gemeinsam segeln, liegt an der Entscheidung der ISAF, die eine Klasse speziell so
ausgeschrieben hat, dass sowohl ein
Mann als auch eine Frau an Bord sein
müssen. Das Boot selbst hat ebenfalls eine Besonderheit: Es besitzt ähnlich wie
die Katamarane des „America's Cup“
spezielle Schwerter, die Auftrieb erzeugen und es teilweise aus dem Wasser heben. Das Boot ist daher sehr schnell in
der Gleitfahrt.
Im Vergleich zum Eishockey fühlt sich
Haupt beim Segeln heute wohler: „Hier
ist es wie in einer großen Familie“, sagt
er. Diese spezielle Atmosphäre hatte er
+
bereits mit vier Jahren kennengelernt:
Sein Großvater nahm ihn einst mit aufs
Wasser. Seither hat Haupt das Segeln im
Grunde nicht mehr losgelassen. „Für
mich war Segeln schon immer ein Ausgleich zum Eishockey.“ Schon während
EIBNER PRESSEFOTO/EIBNER PRESSEFOTO / GRIMME
A4
Auf Kurs Thomas Haupt und Johanna
Hector in einem Nacra 17-Katamaran
seiner Zwischen-Karriere als EishockeyProfi probierte er sich in verschiedenen
Bootsklassen aus: Optimist, Pirat oder
470er. Heute bildet Haupt selbst Segellehrer aus und bringt sogar KatamaranLehrfilme auf den Markt. Derzeit arbeitet er an einem Film für das Segeln auf
Katamaranen für Fortgeschrittene.
Großes Ziel aber ist und bleibt die
Teilnehme an den Olympischen Spielen
– und die Chancen, dass sein Team mit
dabei ist, stehen aktuell gut. Jetzt am
Ende der Saison 2013 könnte es Haupt
allen noch einmal zeigen: Ende September wird auf dem Schweriner See die erste Deutsche Meisterschaft in Nacra-17Katamaranen ausgetragen. Zehn Boote
gehen an den Start. Das Ziel von Thomas
Haupt ist klar: der erste Platz, ein weiterer Baustein für die Olympia. BM