Ergebnisprotokoll der Sitzung des Preisgerichts
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Ergebnisprotokoll der Sitzung des Preisgerichts
Städtebaulicher Realisierungswettbewerb Wohngebiet „Auf der Freiheit“ Schleswig Ergebnisprotokoll der Sitzung des Preisgerichts am 21.04.2006 von 10:00 bis 19:05 Uhr Auslober Stadt Schleswig Der Bürgermeister Bau- und Umweltamt Gallberg 3 24837 Schleswig Vorbereitung und Auslobungstext Machleidt + Partner Büro für Städtebau Hufelandstraße 22 10407 Berlin mit Sroka Architekten 2 Eröffnung und Begrüßung Die Sitzung wird um 10:10 Uhr von Herrn Bürgermeister Thorsten Dahl (Stadt Schleswig) eröffnet. Er begrüßt die Preisrichter und die Sachverständigen. Teilnehmer: siehe Teilnehmerliste im Anhang. Konstituierung des Preisgerichts Herr Frank Thomsen ist als ständig anwesender stellvertretender Fachpreisrichter und Herr Volker Schlüschen als ständig anwesender Sachpreisrichter anwesend. Auf Vorschlag von Herrn Dahl wird Frau Prof. Inken Baller ohne Gegenstimme zur Vorsitzenden gewählt. Frau Prof. Baller nimmt die Wahl zur Vorsitzenden an. Das Preisgericht hat damit die folgende Zusammensetzung: Stimmberechtigte Fachpreisrichter: Prof. Inken Baller (Vorsitzende) Dr.-Ing. Carlo W. Becker Prof. Michael Breda Dipl.-Ing. Peter Hopfe Dipl.-Ing. Sabine Kling Prof. Volkwin Marg Prof. Carlo Weber Stimmberechtigte Sachpreisrichter: Norbert Dreyer Christian D. Seifert Rainer Haulsen Norbert Mumm Rainer Wittek Bürgermeister Thorsten Dahl Volker Schlüschen (Stellvertreter) – nur zweiter Wertungsrundgang, Arbeiten 1001 und 1002 Sachverständiger: Dipl.-Geogr. Heiko Schultz (Stellvertreter) Prof. Hildebrand Machleidt (ab 10:30 Uhr) Eröffnung der PreisgerichtsSitzung Die Vorsitzende übernimmt die Leitung der Sitzung und lässt sich von den Mitgliedern des Preisgerichtes versichern, dass sie - keinen Meinungsaustausch mit Wettbewerbsteilnehmern über die Aufgabe und deren Lösung geführt haben; - keine Kenntnis von Wettbewerbsarbeiten erhalten haben; - die Beratung des Preisgerichtes vertraulich behandeln werden; - die Anonymität gewahrt bleibt; - es unterlassen werden, sich über vermutete Verfasser zu äußern. Bericht der Vorprüfung Die Vorsitzende bittet die Vorprüfung, die eingereichten Arbeiten vorzustellen. Herr Sroka referiert den sachlichen Teil des Vorprüfberichts und erläutert das Vorgehen der 3 Vorprüfung. Einlieferung und Vollständigkeit der Arbeiten Alle Arbeiten wurden fristgerecht und im Wesentlichen vollständig eingereicht. Das geforderte Leistungsbild wurde von allen Teilnehmern, wenn auch in unterschiedlichem Unfang und mit einzelnen Mängeln, erfüllt. Die Arbeiten waren prüfbar. Informationsrundgang Der Bericht der Vorprüfung beginnt um 10:20 Uhr. Die Arbeiten werden in der Reihenfolge der Tarnnummer 1001 bis 1014 von den Vorprüfern Herrn Ralf Sroka und Herrn Uwe Harms in Bezug auf ihre städtebaulichen, architektonischen, die Nutzung betreffende und landschaftsplanerischen Merkmale wertungsfrei erläutert. Außerdem wurden erste Informationsfragen seitens der Vorprüfung beantwortet. Um 11:40 Uhr ist der Informationsrundgang beendet. Frau Prof. Baller bittet das Preisgericht um eine Stellungnahme zu besonders zu berücksichtigende Aspekte in den nachfolgenden Wertungsrundgängen. • • • • • • • Der Größenanteil der öffentlichen Grünfläche ist zwar nicht ausschlaggebend, sollte aber auch nicht extensiv erweitert werden. Eine Veränderung der bestehenden Erschließungsstraßen sollte mit einer Qualitätssteigerung verbunden sein. Die städtebauliche Qualität sollte auch in die Tiefe des Wettbewerbsgebiet entwickelt werden. In der Diskussion in den folgenden Bewertungsrundgängen sollen folgende Punkte beachtet werden: – Wo ist die Mitte des Quartiers und wie ist sie ausgebildet? – Wie wird die Identität des Quartiers bildhaft erfassbar? – Wie kann ein solides städtebauliches Konzept mit einem Raumbild verbunden werden? Es wird noch einmal bestätigt, dass das Klientel für das neue Gebiet durchmischt sein soll. Stellplätze sollen in Hausnähe sein. Die FFH-Gebiete erlauben keine massiven Eingriffe. Mittagspause von 12:30 bis 13:00 Uhr. Erster Wertungsrundgang Herr Dahl ist nicht anwesend. Herr Schlüschen übernimmt seine Stimme. 4 Die Vorsitzende weist darauf hin, dass im ersten Wertungsrundgang die Arbeiten nur einstimmig aus dem Verfahren ausgeschieden werden können. Die Arbeiten werden in der Reihenfolge 1001 bis 1014 bewertet; votiert ein Jurymitglied für einen Entwurf, bleibt die Arbeit im Verfahren. 1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 bleibt bleibt keine Dafürstimme bleibt bleibt bleibt bleibt bleibt bleibt bleibt bleibt keine Dafürstimme bleibt keine Dafürstimme Somit sind die Arbeiten 1003, 1012 und 1014 ausgeschieden. Der erste Wertungsrundgang ist um 13:25 Uhr beendet. Zweiter Wertungsrundgang Anschließend erfolgt die Abstimmung zu den einzelnen Arbeiten im zweiten Wertungsrundgang. Für den Verbleib der Arbeit im Verfahren ist eine Mehrheit – also mindestens 7 Dafürstimmen – erforderlich. Im zweiten Wertungsrundgang wird über die Arbeiten im einzelnen wie folgt abgestimmt: 1001: 1002: (dafür : dagegen) 4:9 ausgeschieden 9:4 bleibt Herr Dahl nimmt wieder an der Sitzung teil und übernimmt die Stimme von Herrn Schlüschen. 1004: 1005: 1006: 1007: 1008: 1009: 1010: 1011: 1013: 6:7 3:10 0:13 0:13 11:2 4:9 0:13 8:5 7:6 ausgeschieden ausgeschieden ausgeschieden ausgeschieden bleibt ausgeschieden ausgeschieden bleibt bleibt 5 Nach dem zweiten Wertungsrundgang verbleiben noch 4 Arbeiten im Verfahren. Der zweite Wertungsrundgang endet um 15:45 Uhr. Rückholanträge Da die Auslobung die Vergabe von drei Preisen und zwei Ankäufen vorsieht und um die bisher getroffene Auswahl zu überprüfen, werden für folgende Arbeiten Anträge auf Rückholung gestellt: 1004 1005 Die beantragten Entwürfe werden nochmals diskutiert und mit folgendem Abstimmungsergebnis beurteilt: 1004 1005 (für Rückholung : gegen Rückholung) 9:4 bleibt 7:6 bleibt Somit bleiben die Arbeiten 1002, 1004, 1005, 1008, 1011 und 1013 im Verfahren. Da 6 Arbeiten im Verfahren verbleiben wird auf einen dritten Rundgang verzichtet. Schriftliche Beurteilung der Arbeiten Das Preisgericht beschließt, vor der Abstimmung über die Rangfolge der Arbeiten der engeren Wahl, diese schriftlich zu beurteilen: Arbeit 1002 Die städtebauliche Leitidee kann mit ihrem Angebot charakteristischer Raumangebote und in ihrer konzeptionellen Klarheit überzeugen. Am Zugang „Westtor“ wird ein dem Stadtteil angemessener Auftakt mit kleinem Platz und Infrastruktureinrichtungen gesetzt. Die Anordnung der Baufenster auf vorgefundenen Spuren ist konsequent umgesetzt und ermöglicht einen großzügigen Grünraum zwischen Noor und Schlei in der Mitte des Quartiers. Das ehemalige Casino und das Hafengebäude mit entsprechender Nutzung sind gut im uferbegleitenden Grünzug freigestellt und behalten damit ihren eigenständigen Charakter. Der Hafenbereich hat eine stadträumlich differenzierte Fassung, könnte allerdings bezogen auf das Gesamtquartier noch deutlicher ausformuliert werden. 6 Der Erhalt des Wirtschafts- und Stabsgebäudes ist städtebaulich sinnvoll und integrativ behandelt, das Stabsgebäude insbesondere ist räumlich mittels der Punkthauskette hervorragend eingebunden, architektonisch allerdings nur im Ansatz angemessen angedacht. Die Querdurchwegung ergänzt das orthogonale Wegesystem des Quartiers sinnvoll und bindet den Hafen ansatzweise an, ist allerdings nicht ausreichend auch als öffentlicher Weg ausformuliert. Die beiden Hauptbaufelder sind folgerichtig zur nördlichen Erschließungsstraße mit einer schützenden Reihenhauszeile und nach Süden mit zur Schlei blickdurchlässiger Punkthausbebauung mit „Stadtvillen“ gefasst. Die Zäsur des mittigen Grünzuges durch die durchgängige Punkthausbebauung wird als räumlich spannungsvoll akzentuierendes und städtebaulich zwischen den Baufeldern verbindendes Element positiv eingeschätzt – diese „Perlenkette“ bildet einen guten Übergang zwischen Bebauung und Naturraum. Nördlich der Reihenhauszeilen sollte der bestehende Baumbestand allerdings stärker berücksichtigt werden. Die systematische Anordnung der Wohnhäuser im Innenbereich der Baufelder ist unter Aspekten von Orientierung, Blickbezug und Außenraumqualität als gelungen zu betrachten. Diese Quartiersform erfordert in der weiteren Entwicklung höchste Disziplin und damit rigide Vorgaben für die spätere Bebauung und Nutzung, um die angelegten Qualitäten dann auch in der Umsetzung zum Tragen kommen zu lassen (Rahmenplan und ggf. Gestaltungssatzung). Die angebotenen Grundrisstypen sind überwiegend lagegerecht ausgebildet - gewisse, aus dem Anordnungsschema resultierende Nachteile müssten allerdings durch deutlich innovativere haustypologische Lösungsansätze ausgeglichen werden. Die vorgesehenen Tiefgaragen für die „Stadtvillen“ sind bautechnisch-wirtschaftlich unrealistisch, für das umgenutzte Stabsgebäude fehlt ein ausreichender Stellplatznachweis. Abschließend ist festzustellen: um die im Entwurf angelegten städtebaulichen, räumlichen und gestalterischen Qualitäten zu erhalten, ist die strenge Einhaltung der vorgegebenen Gliederung der Bebauung und der Freiräume unabdingbar. 7 Arbeit 1004 Der Grundgedanke der Arbeit, einen „harten“ Kern aus gefasster Straße und Platz, der den benachbarten Holm assoziiert mit landschaftlich eingebundenen „weichen“ Rändern auszubilden, wird vom Preisgericht gewürdigt. Die Hauptwegeverbindung vom alten Torhaus bis zum Kasino kann ebenfalls nachvollzogen werden. Leider ist dieses Konzept nicht mit den Potentialen der vorhandenen Situation überlagert worden. Der vorhandene wertvolle Baumbestand wird in keiner Weise berücksichtigt, sondern durch alleenartige Bepflanzungen und neue Baumgruppen ersetzt, die Erschließungsstruktur wird ebenfalls weitestgehend verändert, das Stabs- und das Wirtschaftsgebäude werden abgebrochen, lediglich in einer Variante wird die Integration des Stabsgebäudes gezeigt. Das Kasinogebäude wird dagegen durch die axiale Ausrichtung der Straße überbewertet. Die Verteilung Wohnungsbau, Reihenhäuser bzw. Einfamilien- und Doppelhäuser entspricht dem städtebaulichen Konzept. Das Pflegeheim verletzt in seiner Massierung von Heimplätzen die sonst angestrebte Maßstäblichkeit. Die bebaute Typologie an der Straße und am Platz ist vorstellbar, die Wohnungen an der nördlichen Seite sind jedoch deutlich benachteiligt. Die Wohnhäuser der Ränder werden mehrheitlich über die Gärten zu Gruppen zusammengefasst, nicht über die Straßen. Dis entspricht nicht gelebter Realität. Die Häuser selbst - so weit dargestellt sind in ihrer Anordnung zueinander und im Grundriss nicht von der gewünschten Qualität. Der Stellplatznachweis ist weder im privaten Bereich (Reihenhäuser, Geschosswohnungsbau) noch im öffentlichen ausreichend. Durch die Grundstückszuschnitte entstehen unglückliche Restflächen als öffentliche Grünflächen. Straße und Platz können als identitätsbildender öffentlicher Raum bewertet werden, andere markante Situationen wie der Noor, die Schlei und der Hafen werden in der Wahrnehmung als Potenziale jedoch eher vernachlässigt. Wegen der sehr unterschiedlichen angebotenen Wohnqualitäten wird eine wirtschaftliche Vermarktung angezweifelt. Arbeit 1005 Die städtebauliche Idee einer Folge von öffentlichen Räumen, die sich von Westen nach Ost mittig durch das Wettbewerbsgebiet entwickelt, wird positiv bewertet. Das „Abknicken“ dieser neugebildeten Achse negiert zwar die Möglichkeit des direkten Blicks zum Hafen dient jedoch der Optimierung der Ausrichtung der südlichen Baufelder. 8 Insgesamt wird das Verhältnis von Baufeldern und öffentlich bzw. öffentlich zugänglichen Räumen als richtig und ausgewogen angesehen. Die städtebauliche Qualität der für den Geschosswohnungsbau vorgeschlagenen südlichen Baufelder mit ihren Durchblicken und der Öffnung zur Schlei ist hoch. Die Plazierung von gemeinschaftlich zu nutzenden Fläche innerhalb der ansonsten parzellierten blockähnlichen Struktur stellt ein interessanter Beitrag zum Thema „nachbarschaftliches Wohnen“ dar, ohne die Nutzbarkeit der privaten Gärten einzuschränken. Die vorgeschlagene Belebung der nördlichen Baufelder bietet eine robuste und anpassungsfähige Struktur. Die zum Wasser nach Süden und Westen ansteigenden Höhenstaffelung der Gebäude wird von der Jury unter Vermarktungsaspekten kontrovers diskutiert. Die Lage und Ausrichtung der gewerblichen Nutzungen zur mittig gelegenen Platz- und Boulevardfolge ist strittig. Die Wegnahme von Stabs- und Wirtschaftsgebäude ist mit Blick auf die städtebauliche Konzeption konsequent. Bedingt durch die städtebauliche Konzeption der jeweils autarken Baufelder ist der Erschließungsaufwand relativ hoch. Die Lage der Uferpromenade in großer Distanz zum Ufer wird so in ihrer Funktion gerecht. Der Vorschlag zur Mischung der Wohnungstypen in den Bereichen der Geschosswohnungsbaus und die entwickelten Grundrisse sind von hoher Qualität. Eine Realisierung der einzelnen Baufelder ist problemlos möglich. Die Realisierbarkeit wird jedoch mit Blick auf die Vermarktungsfähigkeit kritisch gesehen. Arbeit 1008 Die Arbeit überzeugt durch ihr Bemühen, die besonderen Qualitäten des Orts zu erhalten und als unverwechselbare Merkmale für die Gestaltung eines neuen wohnlichen Quartiers einzusetzen. Das stadtlandschaftliche Konzept berücksichtigt sehr weitgehend den wertvollen Baumbestand, indem die einzelnen Baufelder innerhalb der Konturen der ehemaligen Kasernenanlage neue definiert werden. Herbei ergibt sich wie von selbst eine sparsame Straßenerschließung im Verlaufe der bestehenden Trassierung. Der üppige Baumbestand wird für die Bildung repräsentativer Wohnparks genutzt. Die Durchwegung der Reihenhausquartiere Richtung Kloster und Hafen sollte deutlicher geführt werden. Die städtebauliche Akzentuierung des 9 Quartierzuganges, der zentralen Position des Stabsgebäudes und des Hafens bereichert das Quartierensemble durch Hochpunkte an richtigen Standorten, wobei die Maßstäblichkeit der hohen Häuser zum Umfeld gewahrt bleibt, weil ihre Höhe sehr mäßig und der umgehende Baumbestand sehr hochstämmig ist. So überzeugend und reizvoll der Gegensatz zwischen der roten Backsteinarchitektur mit den bestehenden Häusern aus den 30er Jahren und den neuen weißen Putzbauten für Reihenhäuser und Punkthäuser ist, so fragwürdig erscheint der Abriss des Wirtschaftsgebäudes 33, an dessen Stelle ein Z-förmiges Seniorenhaus gestellt wird. Hier könnte als Reminiszenz an die Geschichte des Standortes der herrenhausartige Altbau mit neuen Gemeinschaftsfunktionen und Dienstleistungsangeboten den genius loci besser unterstützen. Inwieweit das Stabsgebäude architektonisch völlig neu zu gestalten ist, wird unterschiedlich beurteilt. Auf jeden Fall ist aber die Öffnung des geschlossenen Blocks zur Schlei richtig, ebenso daneben ein Höhenakzent durch einen Wohnturm, selbst wenn dieser separat positioniert würde. Die Verteilung der Nutzungen und Wohnungstypen auf die verschiedenen Gebäude ist richtig. Die beispielhaften Vorschläge für die Reihenhausbebauung und die Punkthäuser sind grundrisslich und architektonisch in sich schlüssig und anspruchsvoll. Der Ufersaum entlang der Schlei ist als sehr reizvolle öffentliche Uferpromenade gestaltet. Ingesamt präsentiert diese Arbeit ein sehr robustes städtebauliches Konzept, das im Zuge der weiteren Projektentwicklung (mehrere Baustufen) belastbar ist. Es schafft ein sehr attraktives und in sich geschlossenes und wohnliches Architekturensemble mit guten Adressen an der Schlei, das mit seinen alten und neuen Bauten auch farblich und stofflich inmitten der grünen Parks eine reizvolle Spannung im Sinne des genius loci bietet. Arbeit 1011 Trotz Wegfall des Stabsgebäudes zeichnet sich diese Arbeit durch das Eingehen auf die Baugeschichte des Ortes aus und lässt deren Spuren auf sensible Art spürbar werden: 10 So bleiben z. B. die Erschließungsstruktur und die Baufelder erhalten, ebenso der Dreiecksplatz mit seinem Großgrün. Ebenso ermöglicht die Konzentration der Baufelder den weitgehenden Erhalt und eine Ergänzung des Baumbestandes. Der Wegfall des Stabsgebäudes wird komprimiert durch eine charakterisierende Gruppe von besonderen Häusern hoher gestalterischer Qualität (Baumhäuser), die angesichts des vorhandenen Baumbestandes gut denkbar sind, vom Blick auf die Schlei ideal profitieren und der Anlage ein identitätsstiftendes Merkmal verleihen. Sehr überzeugend ist die parkartige Gestaltung des Geländes. In diesem Park sind folgerichtig die Solitäre Kloster, Fliegergebäude, Baumhäuser, Bootshaus und Marinaerweiterung eingestellt, gleiches gilt für Spielgeräte und Liegewiesen und den übergeordneten Uferweg. Folgerichtig ist das Grün im Bereich der Baumhäuser von öffentlichem Charakter. Dabei muss festgehalten werden, dass der Anteil an öffentlichem Grün hoch ist. Positiv gesehen wird die klare Ordnung und gute Gliederung der beiden rechteckigen Baufelder mit Einfamilienhäusern, Reihenhäusern und Geschosswohnungen, die noch relativ guten Sichtbezug zur Schlei bieten. Erschließung: Die Haupterschließung berücksichtigt die bestehenden Trassen. Sie nimmt auch die historische Achse vor dem (weggefallenen) Stabsgebäude als Fußweg auf, allerdings nur dort. Die Fortsetzung fehlt nach Westen - dort steht sie einem Hauptbaufeld entgegen - und auch nach Osten, obwohl sie leicht möglich gewesen wäre. Die Ringerschließung der beiden Hauptbaufelder ist nur ein einhüftig ausgebildet (Wirtschaftlichkeit?) und dient an den unbebauten Seiten zum Teil dem (knappen) Stellplatznachweis der viergeschossigen Wohnblocks. Dies erscheint wenig praktikabel. Weitere öffentliche Parkplätze fehlen, vor allem im Hafenbereich. Bebauung: Die beiden neugebildeten Hauptbaufelder zonen sich in der Verdichtung von außen nach innen ab: Im inneren Bereich Einzelhäuser, außen zweigeschossige Reihenhäuser oder viergeschossige Zeilenbauten. Letztere weisen als Besonderheit teilflexible Grundrisse auf, die zum Teil ein „Durchwohnen“ ermöglichen. Die beiden Obergeschosse können als Maisonette-Wohnungen ausgelegt werden. Im Inneren der Hauptfelder erfolgt eine strenge Gliederung der privaten Außenräume durch geschnittene Hecken, was Fragen nach den Nutzerverhalten aufwirft. Im Zusammenhang mit der weitgehenden 11 Verkehrsfreiheit könnten sich hier aber besondere Freiraumqualitäten entwickeln. Das Wirtschaftsgebäude soll erhalten und zu einem Ärztehaus mit Fitnesseinrichtungen umgenutzt werden. Die vorgeschlagenen Architektur ist von hoher Qualität (Materialien heller Klinker, Putz, teilweise Holz) und setzt eher auf Qualität anstatt Quantität. Gleichwohl liegt die Nutzungsziffer mit 37.000 m² Geschossfläche im Rahmen der Auslobung. Insgesamt gesehen, ein Entwurf von starker Aussagekraft und hoher städtebaulicher und gestalterischer Qualität, der in der Lage ist, dem Wohngebiet „Auf der Freiheit“ eine unverwechselbare Prägung zu verleihen. Arbeit 1013 Der städtebaulichen Idee des großzügigen Angers in Ostwest-Richtung als Fortsetzung des Stadtbildes des Holm wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Dabei ist die Durchwegung nach Westen z. Z. nicht umsetzbar mangels Verfügbarkeit des Grundstücks. Die großzügige Öffnung nach Osten wird grundsätzlich positiv gesehen, das „Füllen“ des Hafenplatzes mit einem Café erscheint verspielt. Die Gesamtkonstruktion erscheint aber städtebaulich robust. Die Bauflächen nördlich und südlich des Angers sind von großzügigen öffentlichen Grünflächen durchdrungen, dies mag für die Wohnqualitäten positiv sein, führt aber zu dem Entwurf mit den weitaus größten öffentlichen Grünflächen, der geringsten Anzahl an Wohneinheiten und der geringsten Bruttogeschossfläche - dies dürfte sich wirtschaftlich negativ bei der Vermarktung auswirken. Die historisch mögliche Identität des Raumes ist vernichtet, bis auf ein Gebäude wird alles zum Abriss vorgeschlagen. Die an sich gute und großzügige innere Erschließung der Wohninseln mit qualitätvollem Stellplatzangebot bei gutmöglichem Hochwasserschutz führt in der Folge zu deutlichem Verkehrsaufkommen im Bereich des Angers, hier wird die Entwurfsidee abgewertet. Die Lage und Größe der Wohninseln ist auch für die Bewohner qualitätsschaffend, ebenso die Lage der Geschosswohnungsangebote. Ihre Prozentanteile konterkarieren dabei den Auslobungstext. Städtebaulich bedenklich erscheint dagegen die Lage der Einfamilienhausbereiche zum Schleiufer hin. Die Nutzbarkeit privater Grünflächen erklärt sich dort nicht. Die Gemeinschaftsstellplätze sind teilweise unverständlich flächig angeordnet, ansonsten gut in die Geschossbebauung integriert. 12 Zur Außengestaltung der Baukörper ist anzumerken, dass die vorgeschlagenen Strukturen so kaum umzusetzen sein werden. Für die Investoren erscheint die angebotene Bauform in Höhe und innerer Organisation wirtschaftlich, wobei die geringe Gesamtzahl von Bauflächen, BGF und WE kritisch zu bewerten ist. Festlegung der Reihenfolge Nach dem Verlesen, Korrigieren und Verabschieden der Beurteilungen werden jeweils Meinungsbilder zur Bewertung der Arbeiten erstellt. Auf Grundlage des erhobenen Meinungsbildes werden für die Reihenfolge der Arbeiten folgende Anträge gestellt: Arbeit 1004 soll in der engeren Wahl belassen werden Ergebnis 5 Ja-, 8 Nein-Stimmen. Im Folgenden wird der Antrag gestellt die Arbeit 1013 in der engeren Wahl zu belassen – Ergebnis: 11 Ja-, 2 NeinStimmen und damit verbleibt Arbeit 1013 in der engeren Wahl. Darauf hin wird der Antrag gestellt, Arbeit 1004 auf den Rang des 2. Ankaufs zu setzen – Ergebnis der Abstimmung 8 Ja-, 5 Nein-Stimmen und die Arbeit 1005 auf den Rang des 1. Ankaufs zu setzen – Ergebnis der Abstimmung 11 Ja-, 2 Nein-Stimmen. Für die 3 Preise verbleiben damit die Arbeiten 1002, 1008 und 1011. Zur Rangfolge werden folgende Anträge zur Abstimmung gestellt: • • • • Den 1. Rang an die Arbeit 1008 zu vergeben – Ergebnis 13:0; den 2. Rang an die Arbeit 1011 zu vergeben – Ergebnis 6 Ja-, 7 Nein-Stimmen; den 2. Rang an die Arbeit 1002 zu vergeben – Ergebnis 8 Ja-, 5 Nein-Stimmen und an die Arbeit 1011 den 3. Preis zu vergeben – Ergebnis 9 Ja-, 4 Nein-Stimmen. Damit ergibt sich folgende abschließende Reihenfolge: 1. Preis 2. Preis 3. Preis 1. Ankauf 2. Ankauf engere Wahl Arbeit 1008 Arbeit 1002 Arbeit 1011 Arbeit 1005 Arbeit 1004 Arbeit 1013 13 Unter Beibehaltung der in der Ausschreibung vorgesehenen Preis- und Ankaufssummen wird die Arbeit 1008 mit einem 1. Preis, Arbeit 1002 mit einem 2. Preis, Arbeit 1011 mit einem 3. Preis, die Arbeiten 1005 und 1004 mit Ankäufen ausgezeichnet. Die Vorprüfung wird entlastet. Herr Dahl dankt im Namen des Auslobers den Preisrichtern, den Sachverständigen und der Vorprüfung. Empfehlung des Preisgerichts Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober einstimmig, die mit dem 1. Preis ausgezeichnete Arbeit 1008 zur weiteren Realisierung des Projektes und damit zur Grundlage für das anstehende Bauleitplanverfahren zu machen. Ferner empfiehlt das Preisgericht: − − Öffnung der Verfassererklärungen die Baufelder im Anschluss an die nördliche Erschließungsstraße für einen vollständigen Erhalt des Baumbestandes ausreichend nach Süden zu verschieben und das zentral gelegene Z-förmige Gebäude zu ersetzen, das bestehenden Wirtschaftsgebäudes (Gebäude Nr. 33) zu erhalten und bezüglich einer adäquaten Nachnutzung zu untersuchen. Die Umschläge der Verfassererklärungen werden geöffnet und die Namen der Wettbewerbsteilnehmer verlesen. 1. Preis Arbeit 1008 Verfasser: Architekten BKSP, Thomas Obermann Arbeitsgemeinschaft mit: Irene Lohaus, Peter Carl Landschaftsarchitektur Mitarbeiter: H. Wilkens, T. Zeller, K. Stosberg, L. Voland 14 2. Preis Arbeit 1002 „ARGE PLAN B“ Verfasser: Dreibund Architekten Ballerstedt/Helms/Koblank Arbeitsgemeinschaft mit: plan-lokal, Alfred Körbel Mitarbeiter: Olaf Ballerstedt, Thomas Helms, René Koblank Fachberater: WBP Landschaftsarchitekten Ingenieure, Rebekka Junge, Christine Wulf 3. Preis Arbeit 1011 Verfasser: Mitarbeiter: Fachberater: Mitarbeiter: 1. Ankauf Arbeit 1005 Verfasser: Kleffel Papay Warncke Architekten Partnerschaft Jörg Fuhrmann, Katharina Wiedemann, Nicolas Willms Michael Nagler Landschaftsarchitekt Anette Ehret studioinges Francesca Saetti, Stefan Schwirtz, Thomas Bochmann 2. Ankauf Arbeit 1004 Verfasser: Feddersen Architekten Eckhard Feddersen Arbeitsgemeinschaft mit: Schrickel & Partner Mitarbeiter: Angus Porbes, Sandra Seifert, Alida Koch, Sebastian Awick Engere Wahl Arbeit 1013 Verfasser: Peter Zastrow + Marie Zastrow Arbeitsgemeinschaft mit: Andreas Werning Büro Brien · Essels · Werning Mitarbeiter: Kerstin Spruner von Mertz, Christian Schulz, Carsten Meier 1. Rundgang Arbeit 1001 Verfasser: Petersen Pörksen Partner mit Tobias Engelhardt Arbeitsgemeinschaft mit: Trüper Gondesen Partner Mitarbeiter PPP: Tobias Engelhardt, Gabi Kiencke, Ole Hinzpeter, Anna Denkeler, Janine Schubert Mitarbeiter TGP: Sven Andresen 2. Rundgang Arbeit 1006 Verfasser: Mitarbeiter: Post & Welters Norbert Post, Hartmut Welters Kati Britten, Stefan Bielefeld 15 1. Rundgang Arbeit 1003 Verfasser: Prof. Dipl.-Ing. Günter Telian Arbeitsgemeinschaft mit: Peter Valovic Fachberater: Simon Arun, Alex Tirolf 1. Rundgang Arbeit 1014 Verfasser: Brockstedt Bergfeld Petersen Architekten BDA Arbeitsgemeinschaft mit: Mai Stadtplaner + Architekt BDA GbR Mitarbeiter: Nicole Herms, Anja Köhler, Olaf Thiesen Fachberater: Land + Landschaftsarchitekten Michael Finke 2. Rundgang Arbeit 1007 Verfasser: Mitarbeiter: ORplan-Stuttgart D. Locher, W. Schwantes, W. Schwinge, S. Zoeppritz Rainer Dörr, Christine Tritschler, Richard Mühlmann 2. Rundgang Arbeit 1009 Verfasser: ASTOC GmbH & Co. KG Peter Berner, Prof. Kees Christiaanse, Prof. Oliver Hall, Andreas Kühn, Prof. Markus Neppl Arbeitsgemeinschaft mit: RMP Landschaftsarchitekten Raderschall Möhren Peters Lenzen, Stephan Lenzen Mitarbeiter ASTOC: Thomas Hofberger, Carsten Gauert Mitarbeiter RMP: Gunter Fischer, Markus Piel 2. Rundgang Arbeit 1010 Verfasser: AC Planergruppe Julius Ehlers/Martin Stepany Arbeitsgemeinschaft mit: AC Architekten Contor Voigt, Lemzer, Ferdinand und mit: WES & Partner GbR Bearbeiter AC Planergr.: Julius Ehlers, Brigitte Börnecke-Werner Bearbeiter AC Arch.: Ronald Voigt, Ulf Klingelhöfer Bearbeiter WES: Prof. Hinnerk Wehberg, Michael Kaschke, Timm Clasen 1. Rundgang Arbeit 1012 Verfasser: Architekten Contor Schäfer / Agather / Scheel Hans-Joachim Agather Arbeitsgemeinschaft mit: Dieter Schoppe Mitarbeiter Arch. Contor: Susanne Michaelis Mitarbeiter Schoppe: Prof. U. Luther 16 Die Preisgerichtsvorsitzende schließt die Sitzung um 19:05 Uhr. Das Protokoll wurde von der Vorsitzenden des Preisgerichts, Frau Prof. Inken Baller, durchgesehen und genehmigt. Protokoll: Anja Manke Stadt Schleswig Bau- und Umweltamt 17 Anlage