zurück mp3 abspielen - Katholisches Rundfunkreferat NRW

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katholisches-rundfunkreferat.de
15/08 2013:
Kirche in WDR3
Autor: Pfarrer Johannes Broxtermann
Ort: Lüdenscheid
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Mariä Himmelfahrt
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Mariä Himmelfahrt steht heute im Kalender. Der Tag wird in katholischen Gegenden kräftig gefeiert. Bei uns im Norden ist man
da etwas verhaltener, und auch katholische Leute dürften fragen: Was ist das denn für ein Fest? Wer sich etwas auskennt, fragt
noch zugespitzter: Maria - mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen? Auch mit dem Leib? Wie soll das denn gehen?
Zunächst: Gefeiert haben Christen in Ost und West das Fest immer schon. Erst 1950 hat der damalige Papst Pius XII. dem alten
Fest ein Dogma unterlegt. Manche mochten sich denken: Hat der Papst keine anderen Sorgen - so kurz nach dem zweiten
Weltkrieg? Aber vielleicht war es gerade der Krieg, der den Papst dazu veranlasste. Denn es geht um das Bild vom Menschen,
um seine Würde. Hitler und die Nazis genauso wie Stalin und die Kommunisten hatten diese Würde des Menschen so in den
Dreck gezogen wie selten in der Geschichte. Die Juden und andere waren zu Untermenschen erklärt und weithin ausgerottet
worden. Millionen andere wurden gedemütigt, hin und her geschoben, aus der Heimat vertrieben, vergewaltigt, wie Tiere
behandelt, wie Material, wie eine Sache Die Würde des Menschen? Sie lag am Boden, zertreten, kaum noch erkennbar
Damit darf man sich nicht abfinden. Die Kirche hat - sicherlich auf eine sehr symbolische Weise - ein Bild der Hoffnung
dagegen gesetzt, ein Bild vom Menschen in seiner unzerstörbaren Würde. In diesem Bild ist Maria zu sehen - eine einfache
jüdische Frau, eine von unten - und dabei die Mutter Jesu, eine Frau voll Glauben und Vertrauen. Eine, die unter dem Kreuz
aushielt und später unter den ersten Christen war. Und diese einfache Frau wird in die Herrlichkeit Gottes gerufen, in den Himmel.
Der Glaube (zumindest in seiner katholischen Form) wagt zu sagen: Sie wird in die Ewigkeit, in den Himmel aufgenommen mit
Leib und Seele, mit ihrem ganzen Leben. Da ist die Kirche wirklich geradezu modern-ganzheitlich: mit ihrem ganzen Leben, mit
allen Erfahrungen, Beziehungen, Sorgen und Freuden tritt Maria vor Gott und bleibt in ihm. Alles geht mit, nichts wird wie ein Kittel
nach vollbrachter Arbeit vor der Tür abgegeben. Der Mensch ist Leib und Seele, beides zusammen macht sein Leben aus. Ich
vergleiche diese Vorstellung gerne mit der Liebe: Das sind nicht nur schöne Gedanken und Gefühle und nicht nur treues
Einstehen füreinander im Alltag, sondern auch Küsse und Sex und Umarmungen! Das ist das Aufregende am Menschen, wie
Leib und Seele sich durchdringen. Und das lässt sich im Tod nicht chemisch rein trennen. Nicht bloß eine sozusagen nackte
Seele steht dann vor Gott - sondern ein Mensch! Eine Person mit allem, was zu ihr gehört: Jemand, der z.B. Vater oder Mutter,
Sohn oder Tochter ist. Ein Mensch, der viele andere, nämlich seine eigene Welt mitbringt. Ich bringe z.B. als Pastor meine
Gemeinde mit, die Lehrerin ganze Generationen von Schülern, die Großmutter ihre Kinder und Enkel. Für diese jeweils eigene
Welt steht das Wort Leib . Bei Gott kommt also der ganze Mensch an, der sich nicht auseinander dividieren lässt
Maria war die erste am Ziel. Das Ur-Bild und Vorbild. Ein Fest wie Mariä Himmelfahrt laden ein, groß vom Menschen zu denken,
von seiner Würde. Nach der Bibel sind die Menschen geschaffen als Gottes Ebenbild, als seine Kinder, Söhne und Töchter.
Drunter tut es die Bibel nicht. Darunter sollten wir Menschen es auch nicht tun! Wir sind mehr als unser Markt- und Nutzwert. Wir
sind auch nicht für die Ausmusterung und für den Wurf zum alten Eisen bestimmt, sondern für die Ewigkeit. Für die
Himmelfahrt - um bei unserem Fest zu bleiben.
Dass Sie heute Grund haben, groß und weit vom Menschen zu denken - das wünscht Ihnen von Herzen Johannes Broxtermann
aus Lüdenscheid.