zurück mp3 abspielen - Katholisches Rundfunkreferat NRW

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03/10 2005:
Kirche in WDR 2
Autor: Domkapitular Msgr. Martin Hülskamp
Ort: Münster
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Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Ich grüße Sie sehr herzlich aus Münster und wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche. Am kommenden Sonntag
findet in Rom die Seligsprechung von Bischof Clemens August Graf von Galen statt. Manchem von Ihnen mag dieser Name
bereits einmal begegnet sein. Insbesondere während des Pontifikates von Papst Johannes Paul II. haben wir viel von
Seligsprechungen gehört. Wer war Kardinal von Galen, warum wird er selig gesprochen und was hat es mit dieser scheinbar
typisch katholischen Praxis auf sich? Diesen Gedanken nachzugehen, lade ich Sie in dieser Woche ein.
Clemens August von Galen wurde am 16. März 1878 auf der Wasserburg Dinklage im Oldenburger Münsterland geboren. In
großer Familie wuchs er in ländlicher Umgebung auf, ganz geprägt von den kirchlichen und sozialen Verhältnissen seiner Zeit.
Nach Schulbesuch und Studium wurde er 1904 zum Priester geweiht. Die ersten zwei Jahre verbrachte er als Domvikar und
Sekretär seines Onkels, des Weihbischofs Maximilian Gereon von Galen, am Dom zu Münster. Eine der größten Zäsuren in
seinem Leben wird die Versetzung nach Berlin gewesen sein. 23 Jahre sollte er die schwere Zeit des ersten Weltkriegs und die
Wirren der Weimarer Republik mit ihren starken sozialen Auswirkungen dort verbringen. 1929 wurde er zum Pfarrer an St.
Lamberti in Münster ernannt. Die zweite noch größere Zäsur in seinem Leben war die unerwartete Bestellung zum Bischof von
Münster im Herbst 1933. Anfänglich als dem neuen System vielleicht versöhnlich gegenüber eingestuft entpuppte sich Clemens
August als kritischer Warner vor der neuen Ideologie, wie sie insbesondere von Alfred Rosenberg in seiner Schrift Mythos des
20. Jahrhunderts propagiert wurde. Clemens August hatte unbestritten auch menschliche Schwächen, ebenso war er kein
besonders begabter Prediger. Aber 1941 gelangte er zu wahrer Größe. In seinen drei weltberühmt gewordenen Predigten vom
Sommer 1941 prangerte er das Naziregime an, das damals auf der Höhe seiner politischen und militärischen Macht war. Vor
allem klagte er die Menschenrechtsverletzungen gegen das sogenannte unwerte Leben an. Ebenfalls wandte er sich mit
unüberhörbaren, wie Donnerschlägen empfundenen Worten gegen die Auflösung von Klöstern und die Vertreibung und
Inhaftierung von Ordensleuten.
Als Repräsentant des anderen Deutschlands wurde Bischof Clemens August Graf von Galen überraschend nach Kriegsende
von Papst Pius XII. in das Kardinalskollegium berufen. Nach seiner Ernennung im Februar 1946 kehrte er triumphal als Kardinal
in seine vollständig zerstörte Bischofsstadt Münster zurück. Nur wenige Tage sollten ihm noch vergönnt sein. Am 22. März 1946
starb Bischof Clemens August Kardinal von Galen und wurde im zerstörten Dom beigesetzt. Bis heute reißt der Strom der
Besucher an seinem Grab in der Ludgerus-Kapelle des Domes nicht ab.
In einer von Clemens August Graf von Galen verfassten Familienchronik beschreibt er sein Herkommen und seine familiären
Wurzeln, wenn es dort heißt: Ich fühle mich außerstande, das Familienleben in Dinklage in meinem geliebten Elternhaus so
schön und ideal zu schildern, wie es tatsächlich unter der klugen und gütigen Leitung meiner lieben Eltern gewesen ist. Es ist fast
selbstverständlich, dass nach den Traditionen, in denen beide Eltern aufgewachsen waren, unser heiliger katholischer Glaube
das Grundelement für die niemals in Frage gestellte Richtschnur für Besinnung und Leben aller Bewohner der Burg Dinklage war.
Unsere Eltern haben uns stets ein unübertreffliches Beispiel einer gesunden, praktischen Frömmigkeit gegeben. Der tägliche
Besuch der heiligen Messe, das gemeinsame Abendgebet in der Kapelle war Regel für alle Hausbewohner, jeden Sonntag
nahmen die Eltern mit den größeren Kindern an Hochamt und Predigt in der Pfarrkirche teil.