Schlafes Bruder

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Schlafes Bruder
Klassenarbeit 3TA, 3TB, 3TC
TBS Frauenfeld
Januar 2001
Schlafes
Bruder
Von Robert Schneider
Klassenarbeit BMS Frauenfeld 3T
Lehrer J.Meili 12.2000
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Klassenarbeit 3TA, 3TB, 3TC
TBS Frauenfeld
Januar 2001
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ...................................................................................................................................3
Biographie des Autors.............................................................................................................3
Historischer Hintergrund .........................................................................................................4
Land .......................................................................................................................................5
Stadt.......................................................................................................................................5
Inhaltsbeschrieb .......................................................................................................................5
Wer liebt, der schläft nicht ..................................................................................................6
Das letzte Kapitel.................................................................................................................7
Die Ungeborenen / Die Geburt ..........................................................................................8
Ein Vater seinen Kindern / Die Taufe ...............................................................................9
Das Wunder seines Hörens .............................................................................................10
Die Gadenzeit.....................................................................................................................10
Die Stimme, die Tiere und die Orgel...............................................................................12
Der Tag ist so freudenreich..............................................................................................14
Der Winter 1815 .................................................................................................................15
Elsbeth und der Frühling...................................................................................................15
Das Weib im Mondschein.................................................................................................17
Die Lichter der Hoffnung ...................................................................................................17
Gott fürchtet den Elias.......................................................................................................18
In der Fremde .....................................................................................................................18
Das Orgelfest......................................................................................................................19
Kömm, o Tod, du Schlafes Bruder ..................................................................................22
Die Auslöschung ................................................................................................................23
Frau Mutter, was meint Liebe? ........................................................................................23
Personenbeschreibungen.....................................................................................................23
Elsbeth Alder ......................................................................................................................23
Personenbeschreibung Peter ..........................................................................................24
Charakter.........................................................................................................................24
Beziehung zwischen Jeremias Alder und Peter .......................................................24
Lebensweg Elias....................................................................................................................24
Charakterisierung von Johannes Elias Alder: ...................................................................26
Elias’ Verhältnis zu Peter..................................................................................................27
Elias’ Verhältnis zu den anderen Eschbergern.............................................................27
Themen ...................................................................................................................................28
Schlafes Bruder für Musiker.............................................................................................28
Der Tod................................................................................................................................29
Schlafes Bruder – Thema Liebe......................................................................................29
Bezug der Themen zur heutigen Zeit .............................................................................31
Rezensionen zu „Schlafes Bruder“ .....................................................................................31
Würdigung ...........................................................................................................................32
Persönliche Meinung .............................................................................................................33
Stellungnahme .......................................................................................................................33
Quellen: ...................................................................................................................................34
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Einleitung
Die drei Berufsmittelschulklassen versuchen mit dieser Arbeit die verschiedenen Aspekte über das Buch „Schlafes Bruder“ zu erläutern. Wir lasen das Buch vor einem
Jahr im Deutschunterricht und beschäftigten uns im Dezember 2000 noch einmal
eingehend damit, um diese Klassenarbeit zu schreiben.
Der Roman erschien im Jahr 1992 und handelt von einem genialen Naturtalent, Elias, das übernatürliche Hörfähigkeiten besitzt. Robert Schneider, der Autor, versuchte
vergeblich bei 23 Verlagen das Buch drucken zu lassen, doch als er endlich Erfolg
hatte, wurde das Buch innerhalb kurzer Zeit in über 24 Sprachen übersetzt.
„Der Autor besitzt eine stilistische Genialität, die den Roman in den Rang eines der
besten dieser Jahre veröffentlichten Bücher erhebt.“
Zitat von Emma Rodriguez, El Mundo
In dieser Lektüre werden folgende Themen behandelt:
Wichtige Figuren: Elias, Peter & Elsbeth
Biographie des Autors
Hintergrundinformationen
Persönliche Kommentare
Inhalt
Sprache/Stil
Schlüsselthemen wie: Liebe, Musik & Tod
Wir hoffen, dass Ihr Interesse an dem Buch geweckt wurde, und wünschen Ihnen viel
Spass beim Lesen.
Die Berufsmittelschulklassen
Biographie des Autors
Robert Schneider wurde 1961 in Bregenz, Österreich, geboren. Er wuchs in einem
Bergdorf mit 57 Einwohnern in den Rheintalischen Alpen auf. Die Umstände in diesem Dorf waren äusserst kläglich. Bücher, Kunst und Musik waren sehr wenig verbreitet.
1981 ging Robert Schneider nach Wien, um dort Komposition und Theaterwissenschaft zu studieren. Nach drei Jahren, 1984, entschloss er sich, ein Buch zu schreiben und somit Schriftsteller zu werden.
Nach nur sechs Monaten hatte er seinen ersten Roman „Schlafes Bruder“ fertiggestellt. Dieses Buch erzählt die erfundene Geschichte des Musikers Johannes Elias
Alder.
Im Jahre 1984 bekam Schneider mehrere Literaturpreise für dieses Buch. Gegen
Ende 1985 wurde der Roman „Schlafes Bruder“ mit grossem Erfolg verfilmt.
1996 schrieb er an seinen zweiten Roman „Die Luftgängering“.
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Historischer Hintergrund
Die Geschichte spielt in der Zeit des Übergangs des 18. und 19. Jahrhundert. Die
Menschen begannen sich aus den Zwängen der Kirche und Obrigkeit zu lösen und
suchten nach ihren eigenen Wahrheiten. Die Aufklärer forderten Toleranz und Nachsicht Andersgläubigen gegenüber. In den Städten vollzog sich dieser Prozess des
Denkens in Windeseile, verglichen mit den kleinen Dörfern auf dem Lande. Der
Hauptgrund dafür war zweifelsohne ihre Abgeschiedenheit. Es gab kaum Wege und
wenn doch, waren sie in desolaten Zustand, so dass jede Reise auf ihnen einer Tortur gleichkam. Diese autarken, in sich geschlossenen Gebilde, liessen sich schwer
mit neuen, von aussen kommenden Ideen durchsetzen. In ihrem Innern entstanden
keine neuen Gedanken, oder sie wurden gleich im Keim erstickt. Gemäss dem
Grundsatz: „Es ist, wie es war, und wird so bleiben.“
Die Kirche stellte sich in dieser Epoche selbst als Leuchtfeuer dar, das den einzigen
Weg durch das Chaos und die Dunkelheit wies. Da ist es verständlich, dass die Leute jeden Angriff gegen diese Ideologie als persönliche Bedrohung werteten. Kirchlich
gesehen gab es nur zwei Möglichkeiten, gut oder böse, Erlösung oder Verdammnis,
weiss oder schwarz. Alles was nicht in die eine Kategorie passt, rutscht automatisch
in die zweite. Gut und böse war unwiderruflich festgelegt. Ein Genie war also eine
Abweichung der Norm. Man musste nicht einmal versuchen, ihn zu verstehen, denn
er war die Abnormalität, alle anderen waren ja „normal“. Eigenes Denken war auch
gar nicht nötig, da einem dies vom Pfarrer abgenommen wurde. Er war die einzige
Verbindung zum Glauben und konnte diesen dementsprechend „persönlich“ gestalten. Die Zahl Analphabeten war trotz Schulen immens hoch. So konnten die Wenigsten das Gehörte nachprüfen oder sinnvoll umsetzten.
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Land
Das Landleben des 18. und 19. Jahrhundert lastete stark auf der Landwirtschaft. Die
Leute mussten ihren Verdienst durch Ackerbau und Viehzucht erwerben. Das Geld
spielte zu dieser Zeit noch nicht die gleiche Rolle wie zur heutigen Zeit. Das Tauschen war noch eine übliche Sache unter den Bauern in den Alpen.
Ihr Stand war schon zu dieser Zeit nicht leicht, sie hatten noch fast keine Hilfsmittel.
Und um in die Stadt zu gelangen, benötigten sie mehrere Stunden durch teilweise
unberührte Gebiete. Ein Teil ihrer Erzeugnisse verkauften sie in der Stadt. Mit dem
Erlös ihrer Waren konnten sie sich die wichtigsten Güter leisten, die sie selbst nicht
herstellen konnten. Das waren unter anderem Geschirr, Kleider, komplizierte Werkzeuge usw.
Stadt
Das Stadtleben war noch nicht so stark ausgeprägt wie in der heutigen Zeit. Es war
jedoch schon dazumal grössere Unterschiede auszumachen. Der Luxus und Komfort
war klar zu sehen. Dieser spiegelte sich in den Kleidern und den Häusern, welche
bereits aus Stein gebaut wurden. Die wohlhabenderen Leute waren die Verkäufer
von Luxusgütern (Teppiche, Porzellan, Kleider...).
Die Städte waren Sammelbecken von verschiedene Ideen und setzten diesen ihren
speziellen Charakter auf. Ihre Stadtmauer sind mit einem Krug zu vergleichen. Sie
halten das Medium zusammen, verhindern aber nicht, das Hinzukommen von neuem. So kann es sich stetig zu einem völlig neuen und eigenständigen Produkt entwickeln.
Es bestehen Parallelen zwischen den historischen Zügen im Buch und den Ereignissen in der Geschichte. Die Stellung und Ansichten der einzelnen Bevölkerungsgruppen weisen starke Übereinstimmungen auf. Robert Schneiders Wiedergaben im
Buch haben einen tieferen Sinn, es ist nicht nur die Erzählung vom Genie Elias Alder
sondern auch die realen Überlieferungen der damaligen Zeit. So kann man dieses
Werk als eine Publizistik interpretieren, in welcher eine erfundene Handlung in einen
bestehenden geschichtlichen Hintergrund eingewebt wurde.
Inhaltsbeschrieb
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Willkommen zur Kurzzusammenfassung dieses Buches!
Alle Bilder sind Schnappschüsse aus dem Originalfilm.
Wer liebt, der schläft nicht
„Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen“
Dieser Satz leitet zudem das zeitlich gesehen letzte Kapitel ein, das in diesem Buch
an erster Stelle erzählt wird.
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Das letzte Kapitel
Im Jahre 1912 verhungerte Cosmas Alder, der letzte Bewohner des Kleinvoralbergischen Eschbergs. Die Häuser waren bis auf den Grund niedergebrannt und vermodert, die Natur überwucherte Äcker und Lichtungen, Plätze, Wege und Mauern als
hätte es Eschberg nie gegeben. All der typische Trotz der beiden einzigen Geschlechter Alder und Lamparter hatte Jahrhunderte lang angehalten. Es schien, als
wollte sie Gott nie auf der Welt haben und verschonte die Eschberger deshalb nicht
vor Inzest und Bränden.
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Die Ungeborenen / Die Geburt
Eine Hebamme, sehr unzufrieden mit ihrem Beruf, stapft keuchend und schnaufend
ins kleine Bergdorf Eschberg, um der zukünftigen Mutter von Johannes Elias Alder
bei dessen Geburt behilflich zu sein.
Dies passiert im Jahre 1803. Der noch klein und ungeborene Elias scheint sich mit
aller Kraft gegen die Geburt in das zukunftslose Bergkaff zu wehren, in dem starker
Inzest herrscht, weswegen auch der grösste Teil der Menschen hier in Eschberg als
Krüppel geboren wird. Elias wird eine der wenigen Ausnahmen sein und keine körperlichen Behinderungen haben. Schliesslich gelingt es der Seffin mit grosser Anstrengung, den zunächst noch leblosen Körper zu gebären.
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Betend und singend versuchen Hebamme und Seffin das Geschöpf zum Atmen zu
bringen, was dann auch gelingt, wobei wohl die Musik ausschlaggebend ist – Johannes Elias Alders (JEA) spätere Leidenschaft.
Ein Vater seinen Kindern / Die Taufe
Kurat Elias Benzer unterhält angeblich mit mehreren Frauen aus dem Dorf sexuelle
Beziehungen, und auch JEA ist offensichtlich sein Sohn. Gleichzeitig mit Elias wird
sein Cousin Peter E. Alder getauft. Ihre beiden Väter, Seff (Stiefvater von Elias) und
Nulf Alder, sind Todfeinde.
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Das Wunder seines Hörens
JEA, der zunächst eine gläserne Stimme hat, erlebt fünfjährig in einer einzigen
Nacht, wie sein Körper in erschreckender Weise die Pubertät völlig durchlebt. Er hat
von da an eine Bassstimme, gelb-leuchtende Augen und vor allem ein übernatürlich
feines Gehör. So hört er in dieser Nacht an dem wasserverschliffenen Stein, zu dem
er sich hingezogen fühlt, den Herzschlag des Fötus, der seine grosse Liebe sein
wird.
Die Gadenzeit
Wegen seines abnormen Äußeren wird JEA zwei Jahre lang im Gaden eingeschlossen. Zu Peter, der regelmäßig vor sein Fenster kommt, entwickelt er eine liebevolle
Zuneigung.
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Elias’s seichgelbe Augen.
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Peters Schwester Elsbeth, dem JEA seit Ewigkeit vorbestimmt, wird geboren.
Die Stimme, die Tiere und die Orgel
JEA erprobt die Möglichkeiten seiner Stimme, spricht dabei, ohne sich dessen bewusst zu sein, sogar mit den Tieren, imitiert Stimmen der Dorfbewohner.
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Er bringt sich nachts selbst das Orgelspiel bei, da der Organist, Lehrer Oskar Alder,
sich aus Angst vor dem Talent des Jungen weigert, ihn zu unterrichten.
Nulf Alder hat seinem Sohn Peter aus nichtigem Anlass den Arm gebrochen.
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Der Tag ist so freudenreich
Während der Christmette 1815 bricht ein erstes Feuer aus, das das halbe Dorf vernichtet. Peter hat das Feuer im väterlichen Stall gelegt. JEA rettet Elsbeth aus dem
brennenden Haus.
Später wird JEA Zeuge, wie eine Meute unter Anleitung seines Vaters den Schnitzer
Lamparter lebendig verbrennt.
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Der Winter 1815
Wiederaufbau einiger Höfe. Sowohl Seff Alder als auch Peter wissen, dass JEA ihre
Schuld kennt, und beide vertrauen darauf, dass er sie nicht verrät. JEAs mongoloider
Bruder Philipp wird geboren.
Elsbeth und der Frühling
JEA zerlegt, reinigt und repariert mit Peters Hilfe die Orgel und perfektioniert sein
Spiel. Im Frühling 1820 zieht ein Schauprediger durch Eschberg: „Wer schläft, liebt
nicht!“
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Als sich der Organist aus Kummer bewusstlos säuft und später erhängt, ergreift JEA
seine Chance auf der Orgel.
Spaziergang mit Elsbeth. Peter plant, die Freundschaft zwischen den beiden zu hintertreiben. JEA ist absolut unfähig, seine Liebe der Elsbeth zu gestehen.
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Das Weib im Mondschein
JEA wird Dorflehrer, Peter bekommt 21-jährig den Hof überschrieben. Peter, der
seine sadistischen Neigungen immer hemmungsloser am Vieh auslässt, zwingt JEA
dazu, der Dorfhure Burga einen Streich zu spielen: Sie entkleidet sich (in der Annahme, sie tue es für ihren Geliebten Gottfried) und lässt sich sogar dazu treiben,
sich die Haare abzuschneiden und sich nackt im Schlamm zu wälzen. Peters homosexuelle Orientierung wird offensichtlich.
Die Lichter der Hoffnung
Als JEA krank vor Liebeskummer vier Tage im Bett liegt, spricht sich sein Vater mit
ihm aus und wird dadurch nach Jahren wieder froh. Kurz darauf erleidet er einen
Schlaganfall und bleibt gelähmt. Peter teilt ihm mit, dass Elsbeth von Lukas Alder
schwanger ist.
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JEAs Fahrt mit Elsbeth auf dem Ochsenkarren.
Gott fürchtet den Elias
In seiner Verzweiflung über die Hoffnungslosigkeit seiner Liebe sagt sich JEA nachts
in der Eschberger Kirche von Gott los: „Ich bin gekommen, Dich zu verfluchen!“ Als
er bereits an Selbstmord denkt, hat er eine Halluzination, in der er ein verwundetes
Kind zu sehen meint, von dem Wärme und Liebe ausgehen. Er erlangt die ursprüngliche Farbe seiner Pupillen wieder.
In der Fremde
JEA ist von der Sehnsucht nach Elsbeth erlöst. Peter wirft ihm daraufhin vor, er habe
sie nie wirklich geliebt. JEA wird verrückt, leidet an krankhafter „Vergangenheitssucht“.
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Domorganist Goller entdeckt sein Talent und lädt ihn zum Feldberger Orgelfest ein.
Peter überredet ihn, die Einladung anzunehmen.
Das Orgelfest
JEA muss über das Lied „Kömm, o Tod, du Schlafes Bruder“ extemporieren.
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Seine Zuhörer werden von seiner Improvisation hypnotisiert und in Begeisterung versetzt.
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Währenddem lässt er sein ganzes Leben in Gedanken an sich vorbeiziehen und verliebt sich dabei erneut in Elsbeth.
Er fasst beim Orgelspielen einen zunächst nicht genauer erläuterten unglaublichen
Entschluss (Er will nicht mehr schlafen, er sagt sich: wer schläft liebt nicht, wie einst
der Schauprediger)
JEA wandert nach der Ehrung als Sieger des Improvisationswettbewerbs zum wasserverschliffenen Stein und verpflichtet Peter, ihm bei seinem Vorhaben zu helfen.
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Kömm, o Tod, du Schlafes Bruder
In geistiger Umnachtung zwingt sich JEA mit Hilfe von giftigen Beeren, Pilzen, Blättern, Wurzeln und kalten Bädern im Bach, später indem er sich an einen Baum binden lässt, sieben Tage und Nächte wach zu bleiben, in der Hoffnung, dass dieses
wache neue Leben ihm die Liebe Elsbeths einbringen werde.
Peter fühlt sich durch seinen Schwur verpflichtet, seinen Freund bei diesem qualvollen Selbstmord zu unterstützen. JEA stirbt schließlich am achten Tag an Atemlähmung (aufgrund des überdosierten Genusses der Tollkirsche)
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Die Auslöschung
Peter begräbt seinen toten Freund. Er ist von da an nicht mehr sadistisch, sondern
mitfühlend, und Mensch und Tier finden allmählich Vertrauen zu ihm. Er stirbt sechzehn Jahre nach seinem Freund, mit 38, am Sankt-Antonius-Feuer, nachdem er die
zweite Feuerkatastrophe in Eschberg überstanden hat, in der der gelähmte Seff Alder im Feuer umkommt. Die meisten Eschberger ziehen nach dem Zweiten Feuer
weg. Dem Dritten Feuer (1892) fallen zwölf Menschen zum Opfer.
Frau M utter, was meint Liebe?
Elsbeth unternimmt etwa neun Jahre nach JEAs Tod mit ihren sechs Kindern einen
Ausflug, um ihnen den vom Regen angeschwollenen Bachlauf der Emmer zu zeigen.
Als sie erstaunt feststellt, dass der wasserverschliffene Stein nicht mehr da ist, erzählt sie den Kindern von JEA, und endigt: „Vielleicht sei er nur deswegen von Eschberg weggegangen, weil er hier seine Liebe nicht habe finden können“. Auf die Frage
ihres Ältesten, Cosmas, was Liebe sei, wird sie verlegen.
Und nun endet das Buch mit dem letzten Kapitel, welches im Buch wie bereits beschrieben, als zweites Kapitel auftaucht.
Personenbeschreibungen
Elsbeth Alder
Elsbeth Alder ist die Cousine von Elias. Er hat sich unsterblich in Elsbeth verliebt,
getraut sich jedoch nicht, sie anzusprechen. Sie war vom Vater an Lukas versprochen worden und hat ihn schliesslich auch geheiratet. Elias wird durch ihre Liebe zu
weiteren musikalischen Genialitäten inspiriert. Lukas und Elsbeth zogen nach dem 2.
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Brand im Dorf in die nahegelegene Stadt Feldberg. Bei einem Orgelspielwettbewerb
sah Elias die Jungvermählten mit Kind und Kegel. Darauf war er am Boden zerstört
und nahm sich auf der Heimreise auf tragische Weise das Leben.
Elsbeth und Elias konnten ihre Liebe nicht zeigen und ausleben. Sie waren eingeschränkt in der Entwicklung und hatten Kommunikationsprobleme. Diese Haltung
führte zu der geradezu grotesken Situation, in der sich Elsbeth mit geschlossenen
Lidern neben Elias auf den Kutschbock sitzend ausmalte, „wie es wäre, wenn jetzt
Elias um ihre Hand anhielte“.
Elsbeth unternimmt etwa neun Jahre nach Johannes Elias Alders Tod mit ihren
sechs Kindern einen Ausflug, um ihnen den vom Regen angeschwollenen Bachlauf
der Emmer zu zeigen. Als sie erstaunt feststellt, dass der wasserverschliffene Stein
nicht mehr da ist, erzählt sie den Kindern von Johannes Elias Alder, und endete mit
den Worten: „Vielleicht sei er nur deswegen von Eschberg weggegangen, weil er hier
seine Liebe nicht habe finden können“. Auf die Frage ihres Ältesten, Cosmas, was
Liebe sei, wird sie verlegen.
Personenbeschreibung Peter
Peter ist nicht ein „richtiger“ Mann. Er hat keinen Bartwuchs und ist klein von Gestalt,
sein Körper drahtig und im Gesicht die Spuren der Blattern. Seine Augen sind nussbraun und er trägt krauses Haar. Ein unverkennbares Zeichen ist sein verkrüppelter
Unterarm. Er hat eine Schwester namens Elsbeth.
Charakter
Er ist unruhig, hinterhältig, sadistisch und einfach seltsam. Zum Beispiel brach er
Elsbeths Kater die Hinterläufe und fand Freude daran, dem Geschrei zu horchen
(S.72). Und er sperrte seine Eltern nach Übergabe des Hofes in den Bubengaden
(S.121). Allgemein erfreut er sich am Leid anderer Menschen und Tieren.
Gegenüber JEA verhält er sich aber normal und loyal. Er durchlebt nach JEA’s Tod
einen Charakterwandel zum Guten.
Beziehung zwischen Jeremias Alder und Peter
Auf Seite 43 begegnet er JEA unter seinem Fenster. Von diesem Tag an versucht er,
sein Freund zu werden. JEA wird mit der Zeit zu seinem einzigen Freund, genauer,
er liebt ihn. Er bringt es aber nie übers Herz seinem Geliebten die Wahrheit über seine Homosexualität zu sagen, weil er sich wahrscheinlich selbst nicht ganz sicher ist,
was das ist.
Als Peter seinem Freund die schlechte Nachricht übermittelt, dass Elsbeth heiraten
wird, überredet er ihn nach Feldberg zu gehen. Schlussendlich hilft Peter ihm,
Selbstmord zu begehen.
Lebensweg Elias
Im Juni 1803 wird Johannes Elias Alder im kleinen Bergdorf Eschberg geboren.
Doch die Geburt war mit Komplikationen verbunden, denn nach dem Abreissen der
Nabelschnur hatte das Neugeborene noch keinen Herzschlag. Auch nach leichten
Schlägen der Hebamme war kein Leben zu erkennen. In ihrer Verzweiflung stimmte
die Hebamme das Tedeum an. Das anschliessende Zucken des Kleinkindes verriet,
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dass es lebte. Das Tedeum hat dem Kind das Leben gerettet. Somit ist Elias schon
bei seiner Geburt mit der Musik in Verbindung gekommen, und es wird deutlich, dass
das Gefühl für die Musik schon von Geburt an vorhanden ist und damit von Gott vorherbestimmt.
Einige Jahre später, als der Vater ihn zum Aufforsten in den Wald mitnimmt, fühlt er
sich von einem wasserverschliffenen Stein magisch angezogen und begibt sich dorthin. Während Elias auf dem Felsen sitzt, kommt es zu dem Hörwunder, bei dem Gott
ihm ein unwahrscheinlich gutes Gehör gibt. Er erschrickt durch einen lauten Knall
und fällt rückwärts in den Schnee. Während er stürzt, vervielfacht sich sein Gehör.
Nach der langsamen Vollendung des Wunders hört Elias die verschiedensten Geräusche, Laute, Klänge und Töne sowie Stimmen und sogar das Herzschlagen seines Vaters. Das Hörwunder verändert nicht nur seine regengrünen Pupillen ins gelbliche, sondern auch seine gläserne Stimme in eine volltönige Bassstimme.
Für Elias bedeutet Musik das Leben, aber erst durch einen Unfall des Blasbalgtreters
bekommt er den von ihm heissgeliebten Job. Für Elias wird damit der Weg zu der
geheimnisvollen Orgel geöffnet, die ihn schon als Kind sehr interessiert hat. Damals
hat er bereits die Register bestaunt, genau angesehen und gewisse Eigenheiten, wie
das verschiedene Material und die Klangbeeinträchtigung durch die Temperaturen
erkannt. Da er selbst nicht die Orgel spielen darf, verbessert und unterstützt er mit
seiner Stimme die Fehler des Organisten Oskar Alder. Die Bitte, das Orgelspiel erlernen zu dürfen, lehnt der Organist jedoch ab, da er Angst hat, seine Arbeit als Spieler zu verlieren. Da Elias nun keine Möglichkeit bekommt, das Spielen zu erlernen,
bringt er es sich selber bei. Er schleicht sich nachts in die Kirche und beginnt zu
komponieren. Elias versucht nun zu der gefundenen Melodie andere Melodien hinzuzufügen und anzupassen. Bald gehorchen ihm die Tasten wie von alleine. Er spielt
bis in den frühen Morgen, ohne durch das dauernde Aufblasen des Balgs zu ermüden. Dabei erkennt er, dass die Orgel nicht vollkommen rein und klar kling und beschliesst, das zu ändern. Elias kommt mehrmals in der Woche zum Orgeln und übt
sehr viel. Das Spiel wird ihm erleichtert, als er seinen Freund Peter einweiht und ihn
bittet, sein Balgtreter zu werden. Eines Nachts beschliesst er, die Orgel auseinanderzunehmen, sie zu putzen und zu stimmen. Beim nächsten Gottesdienst fällt dem
ganzen Volk erstmals auf, dass der Organist viele Fehler spielt. Der Organist, der
das nicht ertragen kann, fliegt Ohnmächtig vom Stuhl. Das Falschspielen wird vom
Volk nicht entschuldigt, und er wird abgesetzt, kurz darauf bringt er sich um. Beim
Ostergottesdienst setzt sich Elias an die Orgel. Das Volk ist begeistert und kann es
kaum glauben, dass Elias ein solches „Wunder“ vollbracht hat, denn er spielt nicht
nur das Lied, sondern schmückt es selber mit eigenen Ausschweifungen noch aus.
Nach diesem Auftritt wird Elias das Organistenamt übergeben.
Elias verliert, als Elsbeth Lukas heiratet ( er war ihn Elsbeth verliebt, doch er traute
sich nicht es ihr zu sagen ), die Lust und Leidenschaft an allem und jedem.
Eines Tages spielt Elias auf drängen seines Freundes Peter hin, bei einem Orgelwettbewerb im Nachbardorf Feldberg mit. Zu diesem Zeitpunkt hat er allerdings seinen Tod schon beschlossen, ein Tod durch Schlafentzug. Dieser Entschluss steht im
Zusammenhang mit der unerwiderten Liebe seiner Cousine Elsbeth, die er, seit er 5
Jahre alt ist, liebt.
Kurz vor seinem qualvollen Tod erlebt Elias noch einmal eine unerhörte Verstärkung
seines Hörvermögens. Letztlich beendet er aber sein Leben zu einem Zeitpunkt, wo
zum ersten Mal ein Ausbruch aus der beengten Eschberger Bauernwelt und eine
musikalische Förderung möglich wäre.
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Charakterisierung von Johannes Elias Alder:
Verhältnisse von Johannes Elias Alder zu verschiedenen Personen in seinem Leben:
Elias war in seinem Verhalten zu anderen Personen sehr speziell. Für seine Mutter
empfand er nichts, jedoch von Elsbeth fühlte er sich bereits vor deren Geburt verbunden.
Dass sein Verhältnis zu seiner Mutter derart fatal ist, ist auch auf ihre Erziehung von
Elias zurückzuführen. Sie hatte nie in irgendeiner Art Liebe für ihn empfunden. Sie
behauptete später, dass sie bereits während der Schwangerschaft gespürt habe,
dass auf ihrem Kind der Fluch Gottes sei. Auch später wünschte sie sich lieber ein
mongoloides Kind, anstelle eines wie Elias, was fatalerweise auch in Erfüllung ging.
Sie hasste ihn so sehr, dass sie Elias sogar umbringen wollte. Als es mit ihr rapide
bergab ging, verwahrloste auch Elias derart, dass sein Lehrer ihm fremde Kost gab.
Während seiner Kindheit gibt es mehre Punkte, in denen sich deutlich sein Verhältnis
zur Mutter wiederspiegelt. So durfte er sie als Kind nie berühren, er erfuhr keine Zärtlichkeit, er durfte zum Beispiel nicht einmal die Ohrläppchen seiner Mutter halten, um
besser einschlafen zu können. Etwas was er nie verstand. Sie wollte ihm auch seinen einzigen Trost verbieten, das Singen. Sie hatte alles verhindert, was zu einer
positivere Entwicklung hätte führen können. Sie vermisst ihn auch nicht nach seinem
Tod. Umgekehrt heisst es aber auch, dass Elias nicht einmal geweint hätte, wenn
seine Mutter eines Tages kalt im Bett gelegen hätte.
Das Verhältnis zu seinem Vater war bedeutend besser als sein Verhältnis zu seiner
Mutter.
Obwohl da dem Seff schon während der Taufe aufgefallen war, dass „mit dem Bub...
etwas nicht stimmt.“ Auch schauderte es ihn, wenn Elias als Baby schreite. Dennoch
ist er der einzige, der Zuneigung und Liebe zu dem Kind entwickelt. Er kann seine
Gefühle Elias zwar nicht zeigen, doch spürte Elias die Zuneigung seines Vaters und
das tröstet ihn während seiner schweren Zeit. Als Elias Seff beobachtet, wie dieser
einen unliebsamen Bürger ermordet, wendet sich Elias vom Seff ab. Erst Jahre später überwindet sich Seff und erzählt Elias die Geschichte, wie es zu dem Mord kam
und warum er gemordet hatte. Elias verzeiht seinem Vater. Doch ihre Hoffnung auf
eine frohe Zukunft wird kurz darauf durch den Schlaganfall vom Seff zunichte gemacht. Elias Vater bleibt gelähmt, bis er während des Zweiten Feuers durch ein
Missverständnis stirbt.
Sein innigstes Verhältnis hatte Elias zu Elsbeth. Noch bevor Elsbeth überhaupt auf
der Welt ist, hört Elias bereits ihr Herzschlag. Er fühlt, dass sie einander für ewig vorbestimmt sind. Als er sie in der Nacht des Ersten Feuers rettet, ist seine Liebe für sie
ins „Unmenschliche“ gestiegen. Ihrer Liebe opfert er auch einen Teil seines musikalischen Genies. Doch sein Problem in der Liebe ist dasselbe wie das aller Alders von
Eschberg: Seine Sprachlosigkeit. Er kann Elsbeth nicht ins Gesicht sagen, dass er
sie liebt. Er kann es nur halbherzig andeuten. Das Problem hier ist nur, dass sie seine Andeutungen nicht versteht. Zwei Entscheidende Ereignisse in diesem Liebesdrama bestimmen die Geschichte stark mit. Das erste ist, als Elias mit Elsbeth spazieren geht und ihr seine Seele verschenkt, seine erotischen Gelüste aber unterdrückt. Die zweite Entscheidende Phase war, als er auf der Fahrt nach Götsberg die
ganze Zeit schweigt und sich Elsbeth dadurch noch mehr entfremdet. Ihre Vorstellung von einem Mann sind geprägt von ihrem Bruder Peter und dem erotischen Er- 26 -
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lebnis mit Lukas, einem Mann, mit dem Elsbeth ihre erste Liebesnacht verbringt. Sie
merkt nichts von der Liebe von Elias ihr gegenüber
Elias will es später nicht wahrhaben, dass Elsbeth den Lukas geheiratet hat und von
ihm ein Kind erwartet. Er verbringt eine ganze Nacht in der Kirche und wird dort
durch Gott von seiner Liebe zu Elsbeth erlöst. Er will diese Erlösung jedoch nicht
wahrhaben und als ein Schauprediger im Dorf eine Predigt hält hört Elias die Worte:
„Wer liebt, schläft nicht.“ Elias entschliesst sich diese Worte zu seiner Lebensphilosophie zu machen. Elias stirbt an dem Gift der Tollkirsche, die er verzehrt, um wach
zu bleiben. Der Tod Elias löst aber in Elsbeth keine besonderen Emotionen aus.
Elias’ Verhältnis zu Peter
Seff und Nulf Alder, die Väter der beiden Kinder Elias und Peter sind Brüder und
Todfeinde. Elias und Peter hingegen bewahren eine lebenslange Freundschaft.
Peter ist etwa gleich alt wie Elias und er ist das einzige der Eschberger Kinder, das
nicht heulend davonläuft, wenn Elias in seiner Verzweiflung aus dem Fenster schreit.
Er bleibt sogar unter dem Fenster stehen und kommt jeden Abend wieder zurück.
Obwohl diese Besuche nicht aus Mitleid oder Rührung über das herzzerreissende
Schluchzen des anderen geschehen, bewahrt Elias ihm gegenüber eine Dankbarkeit.
Der Erzähler ist der Ansicht, dass Peter der einzige Mensch im Leben des Elias ist,
der das Genie dieses Menschen erkennt. Er ahnt, dass dem Elias Grossartiges gegeben ist.
Elias braucht seinen Freund. Die musikalische Karriere ist eng mit Peter Verknüpft.
Elias macht ihn zu seinem Blasebalgtreter, als es ihm bei seinem nächtlichen heimlichen Orgelspiel zu mühsam wird, immer zwischen Spieltisch und Blasebalg hin- und
herzulaufen. Er bittet ihn auch um sein Urteil über sein Orgelspiel. Es ist Peter, der
Elias zu öffentlichen Auftritten beim Orgelspiel überredet.
Elias’ Verhältnis zu den anderen Eschbergern
Der Erzähler hebt es als erstaunlich hervor, dass ausgerechnet das Geschlecht der
Alder ein Kind mit einer so hohen Musikalität hervorgebracht hat. Elias hebt sich weit
von allen anderen Dorfbewohner ab. Durch die von Gott gegebene „Gabe der Musik“
und die „Leidenschaft nach der Liebe“ wird er unter die grossen Menschen der Weltgeschichte, unter die Genies und Heiligen eingereiht.
Die Dorfkinder verhöhnen und beschimpfen Elias. Sie nennen ihn Gelbteufel, weil er
gelbe Augen hat und die Eschberger Frauen sind froh, wenn sie „nur ein Mongoloides“ Kind geboren haben und nicht „ein Teufel mit Augen gelb wie Kuhseiche“.
Selbst die Eltern sind überzeugt, dass Elias verwunschen ist und schützen den Bruder Fritz vor ihm, indem sie ihn in ihr Zimmer nehmen, Elias aber in sein Zimmer einsperren. Seine Begabung und seine Andersartigkeit machen ihn zum Aussenseiter.
Die ganze Zeit seines Lebens wird er von keiner Person (abgesehen von Peter) begriffen und anerkannt.
Mit Hilfe der Musik kann Elias vorübergehend und für kurze Zeit die anderen Dorfbewohner erreichen und zu Verhaltensänderungen bewegen. Sein Orgelspiel macht
ihre sturen Gemüter lammfromm, sie drängeln nicht nach der Kirche und verhalten
sich plötzlich ganz ungewöhnlich vornehm.
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Themen
Schlafes Bruder für Musiker
Elias Alder, die Hauptperson und tragische Figur des Romans von Robert Schneider,
wurde 1803 in Eschberg als Sohn des Seff und der Seffin Alder geboren.
Schon bei der Geburt wurde Elias zum ersten Mal mit der Musik, die der Inhalt seines
Lebens werden sollte, konfrontiert. Nachdem die Hebamme die Nabelschnur des
frischgeborenen Säuglings durchtrennt hatte, begann Elias nicht zu atmen und sein
Herz nicht zu schlagen. Um sein Leben zu retten, stimmte die Hebamme das Tedeum an und plötzlich fing das Herz zu schlagen an.
Bis zu einem entscheidenden Tag, der sein ganzes Leben verändern sollte, durchlebte er eine ganz normale Kindheit. An diesem besagten Tag zog es ihn an den
Fluss, wo er von einem flachen Stein fast magisch angezogen wurde. Die Kraft des
Steins war so groß, dass er sich nackt auf ihn legte. Und plötzlich wurde ihm mit einem Schlag die Welt mit all ihren akustischen Dimensionen hörbar.
Dieses Wunder äußerte sich darin, dass Elias ein unfehlbar absolutes Gehör für alle
Geräusche, Klänge und Töne seiner Umgebung besaß. Er war somit nicht nur in der
Lage, sämtliche Stimmen des Dorfes zu imitieren oder jegliche je gehörte Musik zu
reproduzieren und zu verbessern, dieses Wunder befähigte ihn sogar zur Erfahrung
des Übersinnlichen. Er war in der Lage, mit den Tieren zu sprechen, und er hörte den
Herzschlag seiner noch ungeborenen späteren Geliebten Elsbeth schon aus dem
Mutterleib heraus.
Als Nebenerscheinung des Wunders trat eine sehr verfrühte Pubertät ein und seine
Augen färbten sich gelb. Wegen dieser körperlichen Veränderungen wurde er im
ganzen Dorf verspottet.
Das kümmerte Elias aber wenig, denn er war ganz und gar von der Musik besessen.
Als Blasebalgtreter der Eschberger Orgel, die sein Onkel spielte, kam er zum ersten
Mal in Kontakt mit einem Musikinstrument. Da der Onkel Elias Genialität aber ahnte
und so um seine Anstellung als Organist von Eschberg fürchten musste, erlaubte er
Elias nicht auf der Orgel zu spielen. So verschaffte sich Elias in einer Winternacht
des Jahres 1815 zum ersten Mal illegal Zugang zu der Orgel. F-Dur wurde seine erste Tonart, in der er die Melodie eines Weihnachtsliedes reproduzierte. Kurz darauf
war er schon in der Lage, die Melodie zu variieren, und er begann die Stimmen nach
dem polyphonen Verfahren der Imitation zu vermehren. Das Motiv für seine erste
Imitation war die Flugbahn zweier Zitronenfalter, die er in der Natur beobachtet hatte.
Er konnte sich bloss an Eschberger Quellen inspirieren (Natur, Liebe, Orgelmusik),
obwohl er Zeitgenosse von vielen bedeutenden Komponisten war (Schubert, Beethoven, Webern), von denen er aber in Eschberg nie etwas erfuhr.
Der musikalische Bedarf beschränkte sich in Eschberg auf die musikalische Untermalung des sonntäglichen Gottesdienstes. Trotzdem genügte Elias dieses Wenige,
um eine Musik zu erfinden, die sich weit über das Provinzniveau erhob.
Das Herz seiner Geliebten Elsbeth, der er ganz und gar verfallen war, schlug im selben Takt wie seins. Somit wurde durch diesen Herzschlag das Metrum für seine Musik vorgegeben. Auch der Bau und die Funktionsweise der Orgel flogen ihm zu. In
einer einzigen Nacht baute er die Orgel komplett auseinander, reinigte und stimmte
sie und baute sie wieder zusammen. Als am nächsten Morgen sein Onkel darauf zu
spielen begann, wurde der ganzen Kirchengemeinde durch den neuen und klaren
Klang der Orgel die schlechte Spielweise von Elias Onkel bewusst.
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Der Onkel brach daraufhin sein Spiel sofort ab und verfiel aus lauter Frustration dem
Alkohol. Somit hatte Elias am Ostersonntag 1820 seinen ersten öffentlichen Auftritt in
der Kirche von Eschberg. Der Onkel starb kurz darauf und so wurde Elias Organist
und Dorfschullehrer in Eschberg. Aber seine unerfüllte Liebe zu Elsbeth trieb ihn
mehr und mehr in den Wahnsinn. Sein größter und zugleich letzter Auftritt war im
August 1825 bei einem Organistenwettbewerb in Feldberg, wo er den Psalm „Komm,
O Tod, du Schlafes Bruder“ vertonen sollte. Das Publikum war begeistert, denn das
Besondere an Elias Musik war die Fähigkeit, alles Formale zu überwinden (er hatte
nie Notenschreiben gelernt), und so wurden die Menschen im emotionalen Bereich
angesprochen und zutiefst gerührt. Somit war seine Musik ein großer Gegensatz zu
der bis dahin bekannten Musik von Beethoven, Schubert und Webern.
Kurz nach diesem Auftritt beschloss er nicht mehr zu schlafen (Er handelte frei nach
der These, die ein Wanderprediger in Eschberg verkündet hatte: „Wer schläft, liebt
nicht!“).
So starb er 1825 an Schlaflosigkeit und seine musikalische Genialität konnte niemals
richtig gewürdigt werden.
Der Tod
Der Tod wiederholt sich in diesem Roman sehr oft. Als erster Todesfall tritt der Tod
des Blasebalgtreters Warmund Lamparter ein. Er fällt betrunken über die Brüstung
der Empore und stirbt qualvoll. Dies ermöglicht Elias, den Platz von Lamparter zu
übernehmen, und dadurch die Orgel genauer kennenzulernen. Er muss sich allerdings heimlich nachts in die Kirche stehlen, um das Orgelspiel und das Komponieren
von Musikstücken zu erlernen.
Wieder ist es ein grausiger Tod, Oskar Alder hat sich erst ohnmächtig gesoffen und
später erhängt, der Elias die Möglichkeit gibt, zum Organisten und Dorfschullehrer zu
avancieren. In dieser Funktion ist er zwar gelegentlich in der Lage, die Eschberger
Bauern zu erstaunen und zu berühren, wirklich erkannt wird sein Talent aber nur von
seinem Freund und Vetter Peter und später vom Domorganisten Goller, der ihn zum
Orgelwettwerb nach Feldberg einlädt.
Das Dorf Eschberg wird mehrere Male von schlimmen Bränden heimgesucht, wobei
mehrere Bewohner sterben. Ein weiterer Dorfbewohner stürzt eine Schlucht hinunter
und erliegt seinen Verletzungen.
Als Elias in Feldberg an dem Orgelwettbewerb teilnimmt, ist sein Tod bereits besiegelt. Er sagt, dass man jemanden nur wirklich lieben kann, wenn man ihn Tag und
Nacht liebt. Also entzieht er sich dem Schlaf. Kurz vor seinem Tod erlebt Elias noch
einmal eine unerhörte Verstärkung seines Hörvermögens. Letztlich beendet er aber
sein Leben zu einem Zeitpunkt, wo zum ersten Mal ein Ausbruch aus der beengten
Eschberger Bauernwelt und eine musikalische Förderung möglich gewesen wäre.
Sein Freund Peter begräbt ihn auf einer Wiese neben einem grossen geschliffenen
Stein.
Schlafes Bruder – Thema Liebe
Auch das Thema Liebe wird im Roman behandelt und ist nicht zuletzt auch mit dem
Tod verknüpft.
Das grösste Problem der Bewohner von Eschberg ist wohl die Unfähigkeit, ihre Liebe
auszudrücken.
Niemals hätte ein Alder einem Menschen anvertraut, dass er ihn lieb habe. Alles
musste ohne Worte geschehen, und wenn, nur in Andeutungen und Halbheiten.
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Sprachlos waren diese Menschen, ja sprachlos bis in den Tod. Ein Musterbeispiel ist
wohl Elias‘ Vater:
Die Wortkargheit des Vaters wird beschrieben mit dem lapidaren Satz: "Seff war kein
Redner"; er hat keine Worte, die er seiner Frau sagen könnte, die unter heftigen Wehen leidet, und selbst die Tatsache, dass die Hebamme eingetroffen ist, bringt er
nicht über die Lippen: "Er hätte ihr sagen mögen, dass die Ellensönin gekommen sei.
Seff war kein Redner."
Dieses Problem kann man zu einem grossen Teil auf die Erziehung zurückführen.
Das sieht man hier ganz gut am Beispiel von Johannes Elias Alder:
Von Geburt an wird Elias von den Dorfbewohnern, allen voran von seiner Mutter, der
Seffin, die zu ihm keine Mutterliebe empfindet, ausgegrenzt. Dies hat zwei Gründe:
Zum einen ist er der Sohn des Kuraten und nicht der von Seff Alder, zum anderen
unterscheidet er sich durch verschiedene Eigenheiten, besonders durch seine musikalische Begabung und die fortgeschrittene Entwicklung des Körpers von seinen Altersgenossen.
Der Autor hat hier seine eigenen Erfahrungen niedergeschrieben.
In weichem Vorarlbergisch erzählt Schneider von seiner Kindheit. Gesprochene Worte gab es während Schneiders Kindheit nicht allzu viele. »Bergbauern arbeiten und
reden nicht.« Schneider erzählt, dass es im Vorarlbergischen auch keine Möglichkeit
gibt, »Ich liebe dich« zu sagen. »Das existiert einfach nicht, das ist nicht drin in dieser
Sprache.«
Man kann keinen anderen Menschen lieben, wenn man sich nicht selbst lieben kann;
ist wohl die dazu passende Weisheit. Peters Liebe zu Elias lässt sich wie folgt erklären: Seine Homosexualität kann ihre Wurzeln möglicherweise in der äusserst brutalen Erziehung seiner Eltern haben. Doch, ob er wirklich homosexuell ist, lässt sich
durchaus auch bezweifeln, denn die Liebe zu Elias ist über weite Strecken überlagert
von anderen Gefühlen: zunächst schiere Sensationslust (im Alter von sechs Jahren)
angesichts der gelben Augen und der ungewöhnlichen Stimme des Cousins, bald
dann hauptsächlich das für Peter befriedigende Gefühl, jemanden zu haben, den er
lenken und auch weitgehend beherrschen kann.
Auch die Eifersucht kommt im Buch an verschiedenen Stellen vor:
Als sich Elsbeth von Elias abgewiesen fühlt, gibt sie sich während Elias erstem Spiel
in der Kirche dem derben Bauernsohn Lukas hin. Dieses Verhalten könnte als Hilfeschrei von Elsbeth verstanden werden. Sie will Elias eifersüchtig machen. Was ihr ja
auch gelingt, denn: Elias hört dies dank seines sensiblen Gespürs für Elsbeth, bricht
das Orgelspiel ab und rennt ins Dorf. Als er sieht, was geschieht, ist er entsetzt. Ein
anderes Beispiel für Eifersucht ist Peter: Als Peter versteht, wie viel Elias Elsbeth
bedeutet und immer wieder von ihm abgewiesen wird, zündet der eifersüchtige Peter
Eschberg an. Die Geschichte zeigt auch, was die Liebe alles auslösen kann:
Als Elias sieht, wie Elsbeth und Lukas zusammenkommen, glaubt er, dass Gott ihm
Elsbeth verweigert, weil er sie nur halbherzig geliebt habe, denn während des
Schlafs habe er sie nicht lieben können. In seinem Liebeskummer beschliesst er von
nun an, nicht mehr zu schlafen, damit er Elsbeth Tag und Nacht lieben kann.
Peter wacht über Elias und versucht ihn mit all seiner Liebe vom Selbstmord abzuhalten, doch Elias ist ausgebrannt, die einzige Überzeugung, die er noch trägt, ist der
Entschluss, sterben zu wollen. So ist sein Schicksal besiegelt: er stirbt auf dem Stein,
auf dem sich einst das Hörwunder zutrug.
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Bezug der Themen zur heutigen Zeit
Thematik in der heutigen Zeit: Auch heute ist es an der Tagesordnung, dass Leute
sich aus Liebeskummer oder Eifersucht umbringen, oder ihren Partner gleich dazu.
Diese traurige Tatsache ist leider eine vermehrt zunehmende Erscheinung. Da die
Leute auch vermehrt keinen Ausweg im Beruf mehr sehen, bleibt ihnen oft nur noch
die Liebe, die das Leben lebenswert macht. Bleibt sie aus, oder unerwidert, sehen
einige meist keinen anderen Ausweg mehr, als den Tod. Das zentrale Thema des
Romans ist der Tod. Die Themen Genie, Musik und Liebe sind eng mit diesem Thema verknüpft. Diese gewaltigen Themen scheinen nur auf den ersten Blick ungewöhnlich in der heutigen Zeit. Bei genauerer Betrachtung wird offensichtlich, dass
Robert Schneider damit einen Trend unserer Zeit aufnimmt. Die starke Gewichtung
rationalen Denkens weicht einer zunehmenden Bereitschaft, emotionale Komponenten einzubeziehen. Selbst in den Naturwissenschaften, die traditionsgemäss empirisch (versuchsmässig), rationale Kriterien an erster Stelle setzten und nichtrationale
aufgrund der unüberschaubaren Komplexität weniger berücksichtigten, findet man
eine veränderte Denkweise. Auch im Bereich der Kunst ist diese Veränderung zu
spüren. In dem Aufgreifen von Ängsten, Sehnsüchten und Empfindungen in unser
durch eine wissenschaftliche Oberfläche geprägten Zeit sieht der Cheflektor des Verlags Reclam Leipzig, Dr. Rainer Moritz, einen Grund für den Erfolg des Romans. Er
hält ihn aus diesem Grund „für die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts massgeschneidert“.
Wir leben in einer Zeit, deren Lebensgefühl allgemein mit dem Begriff der Postmoderne etikettiert wird. Wenn mit diesem Begriff die Gleichgültigkeit verschiedenartiger
Lebenskonzepte und Werthaltungen verknüpft ist, dann gehört zu unserer Zeit auch
eine verbreitete und tiefgreifende Verunsicherung bezüglich der Sinnfrage. Diese
aber wird angeschnitten durch existenzielle Lebenserfahrungen wie Tod und Liebe,
die im Roman thematisiert werden.
Trotz dem, dass uns das Umfeld von Elias sehr ungewohnt und fremd vorkommt,
sind die Probleme und Konflikte der Dorfbewohnen für uns nicht unbekannt. So wird
die mangelnde Kommunikationsfähigkeit von Elias’ Vater Seff auch in unserer Zeit
sichtbar, denkt man nur einmal an das Versenden von SMS anstatt jemanden anzurufen oder das anonyme Kennenlernen eines Partners per Internet als eine Folge
von mangelhafter Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, welche auch aus dem übermässigen Medienkonsum resultieren kann. Wer den Trends nicht Folge leistet, muss damit Rechnen, dass er von der grossen Masse ausgeschlossen wird, wie es auch Elias erfuhr, weil er anders war als alle anderen. Dass Konflikte im Zusammenhang mit
Liebe auftreten, ist wohl auch keine wahnwitzige Erfindung des Autors und auch der
Tod müsste eigentlich jeden Menschen beschäftigen. Diesen verdrängen wir jedoch
gerne, denn wer dem Tod ins Auge sieht, müsste sich mit der Sinnfrage seines Lebens beschäftigen. Er würde somit seine eigene Beschränktheit und in den meisten
Fällen die Sinnlosigkeit seines Lebenswandels erkennen. Das will bekanntlich niemand, denn wir haben gerne alles im Griff und wollen unser eigener Held sein. Um
also dem Tod gegenüber stehen zu können, müssen wir jederzeit bereit sein, um zu
sterben, und unser Leben in Einbezug dieses Hintergedankens gestalten.
Rezensionen zu „Schlafes Bruder“
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Das Buch „Schlafes Bruder“ stiess weltweit auf grosse Resonanz. Obwohl 21 Verlage den Erstling von Robert Schneider abgelehnt hatten, waren die Kritiker und literarischen Sachverständigen von diesem Roman begeistert. Wir möchten nun einen
Auszug aus diesen Stellungsnahmen präsentieren und so einen Einblick aus verschiedenen Perspektiven verschaffen.
Sofort nach dem Erscheinen im August 1992 fand der Roman breite Beachtung im
Feuilleton von fast allen Tages- und Wochenzeitungen.
Einer der ersten Rezensenten war Herbert Ohrlinger. Er rühmte vor allem die Erzählund Sprachkraft Schneiders: „Robert Schneider erzählt diese abenteuerliche Geschichte mit spielerischer Präzision: mit scheinbar unerschöpflichem Einfallsreichtum
versteht er, aus jeder Episode kleine Erzählungen zu gestalten, die aufs natürlichste
in den Fluss der Geschichte eingebettet sind.“
Gerade die, zum Teil schockierende, fast brutale Sprache Schneiders gab Anlass zu
weiterer Kritik, positiver wie auch negativer. Auch fand die Darstellung Schneiders
der verschiedenen Themen, die er in seinem Buch behandelt, grosse Beachtung.
Dazu Thomas E. Schmidt:
„Vor dem Leser wird ein Tableau der vorzivilisierten Grausamkeit entrollt. Dabei mag
Schneider keinen Effekt auslassen, Totschlag, Aberglaube, Feuersbrünste, Neid unter Habenichtsen und verdruckste Sexualität. Eine Vorarlberger Creep-show turnt
vorüber.“
Würdigung
Der Spiegel würdigte „Schlafes Bruder“ ausführlich und atestierte ihm „den ultimativen Kick“
„Ob Schneider seinen Roman nach bewährten Erfolgsrezepten gestrickt hat – diese
Frage soll er uns selbst beantworten.
Alles ist masslos: Elias‘ Genie, seine Liebe zu Elsbeth, zur Natur und Musik. Nur eine
so geniale Phantasiegestalt weckt offenbar noch die Hoffnung vieler Leser auf das
besondere, das einzigartige Leben.
Dieser Roman wird wie eine Droge wirken. Der Entzug ist bitter, gross aber auch der
Bedarf nach neuem Stoff aus der gleichen Feder.“
Die Reaktion auf den Roman ist, vor allem in den meinungsbildenden Organen,
meist sehr positiv, bisweilen sogar euphorisch. So schreibt Paola Capriola vom Corrire della sera:
„Seite für Seite gewinnen Schneiders Visionen derartig an Klarheit, dass einer, der
sie geschaut hat, sie sehr schwer wieder vergessen kann.“
Gerard Meudal, Libération, ist der Meinung dies sei:
„Ein unvergessliches Buch.“
Die seltenen kritischen Stimmen erscheinen an entlegenen Orten und zudem oft mit
Verspätung. So sieht Franz Loquai z.B. die Schmerzgrenze überschritten:
„Tiefe Ironien stecken in den Leseranreden und in den Reflexionen des Erzählvorganges. Ein gewaltiges Gelächter meint man aus den Zeilen herauszuhören, auch da
wo – wie im Hörwunder – die Schmerzgrenze überschritten wird.
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Noch Schärfer geht Sieglinde Geisel von der Märkischen Allgemeine mit dem Werk
von Schneider ins Gericht;
„Robert Schneiders Erstling ist verführerisch in seiner Perfektion.
Er entführt uns in eine gestylte, schönböse Märchenwelt, in der alles aufgeht, ohne
Rest. Popart! Dieser Roman befindet sich in gefährlicher Nähe zum serienfähigen
Kunstgewerbe.“
Persönliche Meinung (eines Schülers)
„Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht
mehr zu schlafen.“
Was motiviert den vorwiegend jungen Leser nach diesem Einleitungssatz, das Buch
weiterzulesen? Möglicherweise war es mein Interesse an Musik, das Interesse, ein
unorthodoxes Buch zu lesen, die Möglichkeit, endlich wieder mal einen Roman und
kein Theaterstück in den Händen zu halten, oder die Tatsache, dass „Schlafes Bruder“ Pflichtlektüre für unsere Klasse ist, die mich veranlasste, das Buch bis zu Ende
zu lesen. Und wem sind noch keine Bekannten nach einem Suizidversuch verstorben, oder wer hat noch nie an Suizid gedacht? Jedoch durch Schlafmangel?
Der einfache Schreibstil tut gut. Schon schnell befand ich mich in einem rustikalen
Bergdorf. Die den Lebensbedingungen angepassten rauhen Sitten der Einwohner
spiegeln sich auch in der derben Sprache wider. (Zartbesaiteten Lesern können die
detailgetreuen Schilderungen von Verstümmelungen wohl ans Gemüt gehen.) Obschon die Handlung oft vorab bekannt ist, verlor ich nicht mein Interesse, das dazugehörige Kapitel durchzulesen. „Schlafes Bruder“ war für mich ein sehr packendes,
modernes Buch. Ich kann es nur weiterempfehlen.
Stellungnahme (eines Schülers)
Der Roman spielt in einem Dorf und seiner Umgebung, welche liebevoll ausgemalt
wurde. Jeder würde diese Landschaft sofort in sein Herz schliessen, wenn da nicht
noch die unfreundlichen, engstirnigen Bewohner in diesem Dorf hausen würden. Jede erwähnte Person wird sehr detailliert und schonungslos dargestellt. Der Autor
hat keine Angst vor Tabus. Deshalb werden Themen wie Mord, Homosexualität und
Inzucht wie etwas normales dargestellt.
Das Beste in diesem Buch finde ich, als Musiker darf ich das ruhig sagen, die Musikszenen. Wenn Elias mit der Orgel spielt, dann hört man die Musik nicht, sondern man
fühlt sie. Eine solche Szene zu schreiben ist eine riesige Meisterleistung.
Der Schreibstil ist aber nicht über das ganze Buch so wundervoll. Alle paar Seiten
tauchen Mundartwörter und obszöne Ausdrücke auf. Auch vieles wird übertrieben
oder kindisch dargestellt. Während der Geschichte wird viel in der Zeit herumgesprungen und das verwirrt den Leser ein bisschen. So zum Beispiel eröffnet das letzte Kapitel das Buch.
Über das ganze Buch muss ich aber sagen, dass es mich wirklich fasziniert hat.
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Quellen:
Titel
Autor
Verlag
Schlafes Bruder
Robert Schneider
Reclam Leipzig
Erläuterung zu SBr Magret Höckel
Hollfeld
Schlafesbruder, der Film von Joseph Vilsmaier
Jahr
1992
1997
1995
Anmerkung: Als nicht dokumentierte Quelle wurde noch das Internet genutzt!
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