Printausgabe als PDF - Management
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D 30 123 E 7. Jahrgang Oktober 2011 2 Orthopädie im P rofil Sonderpublikation von Management & Krankenhaus Wirbelsäule Wenn der Roboter das Implantat platziert Hüfte Knirschen, kratzen, quietschen – wenn die Endoprothese Geräusche macht Weniger Dislokationen durch tripolare Pfannen Knie Kreuzbandersatz bei Kindern www.gitverlag.com Was uns bei der Entwicklung von Lösungen für die Orthopädie beeinÁusst hat? Langlebige Lösungen die Ihren WorkÁow vereinfachen. Der buckyCompact ist ein Raster-Aufnahme-System zur Erstellung von Bildern in der gesamten Routineskelettdiagnostik. Durch seine kompakte Bauweise Àndet das System auch in kleinen Räumen ausreichend Platz. Die einfache mechanische Anwendung und vorprogrammierte Aufnahmen erleichtern den täglichen Arbeitsablauf und steigern EfÀzienz und Wirtschaftlichkeit. Der buckyCompact ist nur eine von mehreren Lösungen für die Orthopädie, die von unserem Fachhandel angeboten wird. 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Anlässlich des European Health Forum Gastein, das Anfang Oktober statt fand, betonte der Präsident, Prof. Günther Leiner, unnötige medizinische Behandlungen seien europaweit ein dringliches Problem, dem entschieden begegnet werden müsse. Es sei paradox, dass wir einerseits in Europa und darüber hinaus über die Grenzen der Finanzierbarkeit unserer Gesundheitssysteme diskutieren und andererseits zunehmend mit dem Phänomen Überbehandlung konfrontiert seien, das seinerseits wieder ökonomische Gründe habe. Besonders beunruhigend sei in diesem Zusammenhang das Problem unnötiger Operationen, weil chirurgische Eingriffe immer mit einem nicht zu unterschätzenden Risiko behaftet seien. Nach OECD-Daten aus dem Vorjahr bestehen europaweit enorme Unterschiede, was die Häufigkeit von Hüft- oder Knieersatzoperationen betrifft (Hüfteingriffe: 289 pro 100.000 Einwohner in Deutschland, 39 in Polen. Knieeingriffe: 206 in Deutschland, 5 in Rumänien). Doch sind dieses wirklich adäquate Vergleiche und dienen sie einer substanziellen Diskussion? Auch von Ärzteseite wird die Problematik aufgegriffen. Zweitmeinungen zu operativen Eingriffen werden empfohlen. Sie gelten als probates Mittel einer transparenten Patienteninformation. Die Form, wie diese angeboten werden, kann kontrovers betrachtet werden. Wir Ärzte haben unsere Präsentation dem Patienten gegenüber geändert: Patientenforen, Expertenforen, Klinikbewertungen, Gesundheitssendungen, Internet auftritte, Newsletter, Patienteninformationsbroschüren und jetzt auch Anzeigensonderveröffentlichungen in großen überregionalen deutschen Tageszeitungen bieten eine Fülle von Informationen über die Leistungsfähigkeit medizinischer Maßnahmen und Institutionen. Das hat Folgen. Alle Beteiligten sind aufgefordert, eine vernünftige Analyse von Zahlen und Fakten vorzunehmen – und zwar bevor das Verhältnis zwischen Arzt und Patient in eine noch größere Vertrauenskrise gerät. Folgende Fragen sollten dabei nüchtern und professionell bearbeitet werden: Beruht die Steigerung der Operationen, insbesondere der Implantationszahlen an Hüfte und Knie in Deutschland wirklich auf einer zu großzügigen und von kommerziellen Interessen geprägten Indikationsstellung oder etwa auf dem steigenden Anspruch der Patienten bezüglich Schmerzfreiheit und Mobilität, und das in immer früheren Lebensabschnitten und in immer höhere Altersgruppen hinein? Ist eine Ursache vielleicht auch die immer weiterführende Standardisierung des Eingriffs und sein Erfolg sowie das breit gefächerte Angebot, eine solche Operation wohnortnah durchgeführt zu bekommen? Hatten bisher vielleicht zu wenig Patienten Zugang zu dem Eingriff und wurden lange hingehalten? Stehen zu wenige Ressourcen für nicht operative Therapieverfahren zur Verfügung oder sinkt die Bereitschaft, langwierige und aufwändige konservative Behandlungen in Kauf zu nehmen? Aktuelle Daten des BVMed zeigen einen Rückgang an Primärimplantationen für Hüfte (–1,4%) und Knie (–4,1%) im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zu 2010 – was auch immer das zu bedeuten hat. Die Analyse all dieser Fragen ist komplex aber unumgänglich, um hier Klarheit über die Gründe für die bisherige Entwicklung und Perspektiven für die Zukunft zu schaffen. „Orthopädie im Profil“ wird versuchen, diesen Prozess zu unterstützen. Georg Köster Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 3 Aktivität | Vielseitigkeit | Effizienz Das Hüftschaft-Prothesensystem für den aktivven Patienten • • • • • Knochenerhaltende Operationstechnik MiniHip®-Konzept basierend auf 250 ausgewerteten CT-Scans Innovatives Präzisionsinstrumentarium für alle minimal-invasiven Zugänge Erhaltung der Spongiosa und Stabilisierung des Implantatbettes durch die Anwendung von Verdichtern Bi-Coating für effiziente Osteointegration Fordern Sie unsere Info-Broschüre an. 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Frank Layher, Dr. Jürgen Babisch 18Auf der Suche nach dem optimalen Gelenkersatz Forschungsprojekt „Osteofit 2030“ ■ ■K n i e 20Operation klar von Vorteil: Kreuzbandverletzung bei Kindern und Jugendlichen PD Dr. Rainer Siebold 30 Marktüberblick Wirbelsäulenversorgung 32Einladung: 6. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft 34Osteoinduktion durch spezielle Oberflächenstruktur ■ ■ Inn o v a t i o n & Insp i r a t i o n 35Individuelle Ausstattung Ihrer Praxis oder Ihres MVZ 36Entwicklung des DRGS und Auswirkung auf innovative Produkte der Medizintechnik Dipl.Oek. Miriam Gindal, Prof. Dr. Rainer Riedel 38Infektionen in der Orthopädie Von MRSA-Screening bis zum periprothetischen Infekt 10Impressum 22Index 22 Marktüberblick Knieendoprothetik 24Vor und nach der Implantation einer Knie-TEP: Schmerzen mit starken Opioiden lindern 25Studie bestätigt biomechanische Wirksamkeit der Patella Pro Titelbild: Alexander Yakovlev - Fotolia 26 Knie- und Hüftendoprothetik auf dem Prüfstand Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 5 F o c us t hem a H ü f t e • Tripolare Hüftpfanne für eine primäre Hüft-TEP bei Patienten mit Dislokationsrisiko Die Implantation einer Hüft-TEP ist einer der erfolgreichsten operativen Eingriffe, dennoch können Probleme auftreten. Dislokation ist die häufigste Komplikation, die meist zur Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes und gelegentlich zur Revision führt. In der Literatur wird von Luxationsraten zwischen 1 % und 10 % berichtet [1], wobei die meisten Luxationsereignisse in den ersten 3 Monaten postoperativ auftreten. Eine Ursache dafür kann die erweiterte Indikationsstellung sein, da heute auch Patienten mit erhöhtem Luxationsrisiko mit einer Hüft-TEP versorgt werden. Durch die Verwendung tripolarer Pfannen lässt sich das Luxationsrisiko senken. Viele Faktoren können zur Instabilität der Hüft-TEP führen, wobei zu unterscheiden ist zwischen patientenspezifischen, implantatspezifischen und operationsspezifischen Faktoren. Zu den patientenspezifischen Faktoren zählen hohes Alter, weibliches Geschlecht, Voroperationen, Frakturen, Hüftkopfnekrosen, Dysplasie etc. Die Kenntnis dieser patientenspezifischen Risikofaktoren hilft dem Arzt, präoperativ das Luxationsrisiko abzuschätzen und entsprechende Vorkehrungen, u. a. durch den Zugang und die Implantatwahl, zu treffen. Die Verwendung tripolarer Pfannen, bestehend aus einer äußeren Metallschale und einem darin frei gleitenden PE-Inlay, in welches der eigentliche Hüftkopf eingepresst wird, nahm in Europa in den letzten Jahren stetig zu. Dieser Pfannentyp erhöht den Bewegungsumfang bei gleichzeitiger Absenkung des Luxationsrisikos [2]. In dieser retrospektiven Studie wird die Ver- wendung einer tripolaren Pfanne bei primärer Hüft-TEP bei Patienten mit hohem Luxationsrisiko untersucht, wobei ein wesentliches Kriterium die postoperative Dislokationsrate darstellt. Material und Methode Wir untersuchten retrospektiv 186 primäre Hüft TEPs mit tripolarer Pfanne, mit denen Patienten zwischen Januar 2000 und Juli 2003 aufgrund eines hohen Dislokationsrisikos versorgt wurden. In diesem Zeitraum wurden in unserer Einrichtung insgesamt 701 Hüft-TEP-Implantationen durchgeführt. Alle Operationen wurden von zwei erfahrenen Chirurgen ausgeführt. Die Patienten wurden als Risikopatienten klassifiziert, sobald einer der patientenspezifischen Risikofaktoren erfüllt war. Von den operierten 181 Patienten erschienen 18 nicht zur Nachuntersuchung, so dass 163 Patienten (mit 167 Hüft-TEPs) zur Auswer- Abb.1: Verteilung der Patienten in Bezug auf das Alter bei der Operation 6 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 tung verblieben und in die Studiengruppe eingeschlossen wurden. Die Gruppe besteht aus 99 Frauen (60,7 %) und 64 Männern (39,3 %) mit einem Altersdurchschnitt von 72 Jahren (21 – 97 Jahre). 91 Patienten (55,8 %) waren 75 Jahre und älter, 52 (31,9 %) waren 80 Jahre und älter. Der BMI der männlichen Patienten betrug im Mittel 25,3 kg/m² (16 – 39), der der Frauen 24,3 kg/m² (13 – 42). Die identifizierten Risikofaktoren sind in Abb. 1–3 zusammengefasst. Von 163 Patienten hatten 16 % einen Risikofaktor, 40 % hatten zwei und 44 % drei oder mehr Risikofaktoren für Luxation. Die klinischen und radiologischen Daten aller Patienten wurden prospektiv erfasst. Die postoperativen Nachuntersuchungen erfolgten nach 2 Monaten, 6 Monaten, 1 Jahr und danach jeweils jährlich. Während der Studiendauer verstarben 24 Patienten (14,7 %), die alle postoperativ untersucht wurden und alle gut funktionierende Hüft-TEPs ohne Luxationsereignis aufwiesen. Die mittlere Follow-Up- Dauer betrug 40,2 Monate (24 – 65). Die in dieser Studie implantierte tripolare Pfanne besteht aus einer M30NW-Stahlaußenschale mit hochpolierter Innenseite für das darin gleitende bipolare UHMW PE-Inlay vom Typ SATURNE der Firma Amplitude (Abb. 4). Der Femurkopf wird mittels Verpressung intraoperativ im Inlay verankert und gemeinsam mit diesem auf das Femurschaftimplantat impaktiert. Die Pfannenaußenschale wurde in 165 Hüften zementfrei (mit Titanplasma- und HydroxylapatitBeschichtung) implantiert und in 2 Fällen unter Verwendung einer Pfannendachverstärkung zementiert implantiert. In 157 Hüften (94 %) wurde ein Femurschaftimplantat mit einheitlichem Design verwendet. Die HA-beschichtete Aus- Cranialsockel Der Cranialsockel füllt Defekte jeder Art optimal aus und rekonstruiert gleichzeitig das natürliche Rotationszentrum. Somit kann das Implantat in jedem Fall verwendet werden: von Primärversorgungen bis hin zu komplizierten Revisionseingriffen. Bei Interesse besuchen Sie uns auf dem DKOU in Berlin: Halle 15.1, Stand 15.1/03! Weitere Informationen zu unserem Messeauftritt sowie zu unseren Produkten finden Sie auf unserem Blog http://orthodynamics.wordpress.com/ sowie bei Twitter unter @Orthod_DKOU. F o c us t hem a H ü f t e • Abb. 2: Identifizierte patientenbezogenen Risikofaktoren. * Zu den diagnostischen Risikofaktoren gehören Schenkelhalsfraktur, avaskuläre Nekrose des Hüftkopfes, Hüftdysplasie, rheumatoide Arthritis und Tumor am proximalen Femur führung, Typ INTEGRALE der Firma Amplitude, wurde in 147 Fällen zementfrei implantiert (Abb. 5 und 6), in 10 Fällen wurde die zementierte Ausführung, Typ GENERIC, verwendet. In den übrigen 10 Fällen war eine endoprothetische Rekonstruktion des proximalen Femurs mit einem Rekonstruktionsschaft erforderlich. 99 Hüft TEP’s (59 %) wurden über den anterolateralen Zugang und 64 (39 %) über den posterolateralen Zugang implantiert. In 4 Fällen (2 %) wurde über den anterolateralen Zugang mit Tochanterosteotomie eine Resektion des proximalen Femurs durchgeführt. Klinische und radiologische Evaluierung Die klinische Evaluierung erfolgte mittels Harris Hipscore. Die Entwicklung vom präoperativen Status zum letzten Follow-up wurde über den Wilcoxon-Test evaluiert. Die Überprüfung des Implantatsitzes sowie etwaiger Lockerungszeichen erfolgte radiologisch in frontaler und lateraler Ebene. Zur Bewertung der Lockerung bzw. Migration wurden alle Pfannenimplantate in den durch DeLee und Charnley [3] definierten 3 Zonen untersucht. Die Femurschaftimplantate wurden zur Bewertung etwaiger Lockerungszeichen nach Gruen in 7 Zonen unterteilt [4] und in der Klassifizierung von Harris [5] ausgewertet. Ergebnisse Während des Studienzeitraums verstarben 24 Patienten, 21 verstarben aus Gründen, die ohne Bezug zur Operation standen, 1-41 Monate postoperativ. Ein Patient verstarb während der Operation (proximale Femurmetastasen eines Adenokarzinoms) in Folge einer Embolie induziert durch die Zementierung des Femurschaftimplantats. Ein weiterer Patient starb an einer pulmonalen Embolie 3 Tage nach der Operation, und ein dritter verstarb 3 Monate nach der Operation induziert durch eine Infektion an der betroffenen Hüftseite. 8 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Abb. 3: Verteilung der Patienten in Bezug auf die Anzahl der identifizierten Risikofaktoren zur Dislokation Keine Dislokationen Zum Zeitpunkt des letzten Follow-Ups wurde keine Luxation festgestellt und kein Patient hatte die Erfahrung einer Subluxation gemacht. Der mittlere präoperative Harris-Hip-Score verbesserte sich von 39,6 (11–100) auf 83,4 (25–100) zum Zeitpunkt des letzten Follow-Ups (P <0,05). Keine Fehlpositionierung des Pfannenimplantats (definiert als 10° Abweichung gegenüber dem optimalen Pfannensitz bei 45° Inklination) wurde in der Koronarebene festgestellt. Ein zementfreies Pfannenimplantat zeigte Migaration 8 Tage postoperativ, bei einer 72 Jahre alten Patientin mit einer traumatischen azetabulären Diskontinuität, die zum Zeitpunkt der Operation nicht fixiert war. Die Behandlung bestand aus einer Revision mit interner Fixierung und Einsatz einer Pfannendachschale mit einem zementierten tripolaren Implantat. Es gab keine weitere Pfannenmigration. raoperativen Kalkarfraktur. Das Einwachsen war erfolgreich und eine Revision nicht erforderlich. Es gab 5 intraoperative Frakturen, davon 3 Acetabulum-Frakturen, 1 Kalkarfraktur und 1 Trochanterfraktur. Eine Pseudarthrose der Trochanterfraktur erforderte 7 Monate später eine Reoperation. Eine postoperative periprothetische Fraktur des Femurs trat 1 Monat nach OP auf und erforderte eine offene Reposition, interne Fixierung und einen Tausch des Femurschaftimplantats. Zusätzliche Komplikationen beinhalteten oberflächliche Infektionen (3 Hüften), tiefe Venenthrombose (12 Hüften), Lungenembolie (1 Hüfte), Lähmung des Ischiasnervs (1 Hüfte), Hämatome (2 Keine Lockerungszeichen an der Pfanne Kein röntgenologischer Saum um das HA-beschichtete Pfannenimplantat und keine Osteolyse wurden beim letzten Follow-Up beobachtet. Drei HA-beschichtete Femurschaftimplantate migrierten. Das erste wurde nach 16 Monaten bei einer 52-jährigen Patientin mit wachstumsbedingter Hüftdysplasie sowie einer früheren Hüft-OP revidiert. Das zweite, implantiert bei eine 60jährigen Patientin mit einer avaskulären Femurkopfnekrose und vorangegangener Nierentransplantation, wurde während des Beobachtungszeitraums (38 Monate postoperativ) nicht revidiert. Das dritte war eine Sinterung des Femurschaftimplantats um 3 mm bei einer 79-jährigen Patientin mit rheumatoider Arthritis mit einer int- Abb. 4: Tripolare Hüftpfanne SATURNE und SATURNE Rekons truktion (Fa. Amplitude) • F o c us t hem a H ü f t e Hüften) und tiefe Infektionen (2 Hüften). Für eine der beiden tiefen Infektionen wurde das Girdlestone-Verfahren gewählt. Die andere tiefe Infektion wurde behandelt mit einem frühzeitigen Debridement und einer intravenösen Antibiotika-Therapie. Die Behandlung war nicht erfolgreich und der Patient verstarb nach 3 Monaten wie beschrieben. Insgesamt wurden 6 Revisionen durchgeführt wegen tiefer Infektion 2x, aseptischer Lockerung 1x, periprothetischer Fraktur 1x, posttraumatische acetabuläre Diskontinuität 1x und trochantäre Pseudarthrose 1x. Abb. 5: Tripolare Pfanne SATURNE mit Inlay, Probekopf und Hüftschaft INTEGRALE Monoblock (Fa. Amplitude) Einordnung der Ergebnisse Diskussion Instabilität nach Hüft-TEP-Implantation bleibt eine problematische Komplikation. Um so wichtiger ist es, die Patienten mit erhöhtem Dislokationsrisiko präoperativ zu identifizieren. In diese Studie schlossen wir Patienten ein, auf die mindestens ein Hauptrisikofaktor zutraf. Die patientenspezifischen Risikofaktoren sind in der Literatur ausführlich beschrieben. Frauen weisen ein 2–3 mal höheres Dislokationsrisiko auf als Männer [6, 7], da ihre Weichteile eine größere Laxizität aufweisen [8]. Da jedoch das Geschlecht allein nicht als Risikofaktor ausreicht, nahmen wir in dieser Studie das weibliche Geschlecht nur in Verbindung mit einem Alter über 70 Jahren als Riskofaktor an. Hohes Risikoprofil der Studienpatienten In der Literatur wird für Patienten über 80 Jahre eine 2-3 fach erhöhte Luxationsrate beschrieben als für jüngere Patienten [9, 10]. Da zum Teil bereits ab 70 Jahren erhöhte Luxationsraten publiziert wurden [11], nahmen wir in dieser Studie ein Alter ab 75 Jahren als Risikofaktor an. Die Anzahl der Voroperationen stellt ebenso ein erhöhtes Risiko dar [19, 20], da meist die Muskulatur geschwächt ist und Knochendefekte die Implantatverankerung erschweren. Schließlich kann die Diagnose, die zur Implantation einer Hüft-TEP führt, ein Risiko darstellen. Berry et al. [11] identifizierten die avaskuläre Osteonekrose des Femurkopfes, akute oder nicht ausgeheilte Frakturen des proximalen Femurs und rheumatoide Arthritis als Dislokationsrisiken. Weitere bekannte Risiken stellen die Femurhalsfraktur und die kongenitale Dislokation der Hüfte dar [14, 15] sowie Tumore des proximalen Femurs und neuromuskuläre bzw. neurologische Erkrankungen [16]. Schließlich darf auch Alkoholismus als Risikofaktor nicht vergessen werden. In letzter Zeit wurde der ASA Score als geeignetes Mittel zur Risikoabschätzung beschrieben, da er multiple Erkrankungen und das Alter miteinschließt [9]. In unserer Studie wiesen 62 % der Patienten einen ASA Score von 3 oder 4 auf, was auch eine Erklärung für die hohe Mortalitätsrate während der Studi- weise gute Kurzzeitergebnisse in Bezug auf die Luxationstendenz beschreiben. Allerdings ist hier die Funktionalität ebenso eingeschränkt und ein hoher Anteil der Pfannenimplantate weist röntgenologisch bereits nach ca. 3 Jahren einen Lockerungssaum auf [18]. Das bedeutet, dass diese Implantate eher älteren Patienten mit niedrigem funktionellem Anspruch vorbehalten bleiben. endauer erklärt. 84 % der Patienten wiesen mindestens 2, 44 % sogar 3 oder mehr Risikofaktoren zur Dislokation der Hüfte auf. Tripolare Pfanne verhütet erfolgreich Dislokationen Zur Reduktion des Dislokationsrisikos wurde daher eine tripolare Pfanne zur primären Hüft TEP Versorgung ausgewählt, um die Stabilität zu erhöhen. Das Implantat war sehr erfolgreich, keine einzige Dislokation trat im Beobachtungszeitraum auf, die Funktionalität verbesserte sich erheblich. Die Alternativen Die alternative Verwendung großer Hüftköpfe wird in der Literatur kontrovers diskutiert, da u. a. der Abrieb mit der Größe der Artikulationsfläche ansteigt und die Kosten für Keramik-KeramikGleitpaarungen deutlich ansteigen. In diesen Arbeiten wurde jedoch grundsätzlich eine verbleibende Luxationsrate von 2–5 % ermittelt. Bei der Verwendung bipolarer Pfannen (Duokopf) nach Femurhalsfraktur wurde eine Luxationsrate von 1,5 % ermittelt, die jedoch mit erheblichen funktionellen Einschränkungen einher ging [17]. Für gekoppelte Pfannenimplantate werden teil- Es gibt nur wenige in der Literatur veröffentlichte Daten für den Einsatz tripolarer Pfannen im Primäreinsatz. Bezugnehmend auf die Luxationsraten stimmen diese Ergebnisse mit denen in der Literatur überein, die sich mit tripolaren Pfannenimplantaten des ursprünglichen Designs von Bousquet befassen. Jedoch, im Gegensatz zur gegenwärtigen Studie, enthielt die dort veröffentlichte Serie keine Patienten mit erhöhtem Luxationsrisiko. Farizon et al. [19] berichteten von Ergebnissen mit 144 tripolaren Pfannenimplantaten, die konsequent implantiert wurden, um nichttraumatische Hüfterkrankungen zu behandeln. Das mittlere Alter der Patienten betrug 63 Jahre, und die Autoren berichteten nur über einen Fall einer wiederkehrenden Luxation, verursacht durch eine retrovertierte Pfanne, die im zweiten postoperativen Jahr revidiert wurde. Aubriot et al [20] zeigte ebenfalls erfolgreiche Ergebnisse 5 Jahre nach Implantation eines tripolaren Pfannenimplantats bei 100 Patienten, die hauptsächlich unter rheumatoider Arthritis litten. Das mittlere Alter dieser Patienten lag zum OP-Zeitpunkt nur bei 54,1 Jahren, und es wurde keine Luxation vor dem fünften postoperativen Jahr beobachtet. Allerdings beschreiben beide Studien einen Luxationsfall zwischen dem mobilen PE-Inlay und dem Femurkopfimplantat, der sich 10 bzw. 5,5 Jahre nach der Operation ereignete. Andere Fälle einer sog. intraprothetischen Luxation wurden berichtet, die durchschnittlich 10 Jahre nach der OP auftraten. Dabei wurde ein Femurschaftimplantat mit einem großen Halsdurchmesser (>= 12/14 Konus) und kleinem Femurkopf (22,2mm) verwendet in Verbindung mit dem ursprünglichen tripolaren Pfannenimplantat, beschrieben durch Bousquet. Das Impingement des prothetischen Femurhalses gegen den Rand des mobilen PE-Inlays ist verantwortlich für erhöhten Abrieb und eine typische mittelfristige oder Langzeitkomplikation der tripolaren Pfannenimplantate mit dem ursprünglichen Design. In unserer Studie wurden einheitliche tripolare Pfannenimplantate und Femurschaftimplantate (137° CCD-Winkel und ein Konus 10/12) bei allen Patienten genutzt außer in den Fällen einer endoprothetischen Rekonstruktion des proximalen Femurs (6 % der Patienten). Das Design des eingebauten tripolaren Pfannenimplantats wurde verändert, nicht nur um den Bewegungsumfang und die Stabilität zu verbessern, sondern auch um den Hals-Inlay-Kontaktbereich zu optimieren Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 9 F o c us t hem a H ü f t e • und das Risiko des PE-Abriebs zu reduzieren. Der Hals des Femurschaftimplantats ist hochpoliert, um Abrieb am Rand des PE-Inlays zu reduzieren. Langfrist-Daten stehen noch aus Längere Follow-Up Zeiten sind erforderlich, um diese Änderungen in Bezug auf intraprothetische Luxationen zu evaluieren. Im Gegensatz zu den Erfahrungen mit gekoppelten Implantaten zeigte unsere Studie mit der tripolaren Pfanne keinen Anlass zu Bedenken bezüglich erhöhtem Stress an den Grenzflächen und des Risikos einer Pfannenlockerung. Außer in einem Fall einer Pfannenmigration in Zusammenhang mit einem technischen Fehler, der 8 Tage postoperativ beobachtet wurde (Patient mit traumatischer azetabulärer Diskontinuität, die anfangs nicht fixiert war) wurde keine aseptische Lockerung festgestellt. Obwohl das Follow-Up begrenzt war, stimmen die Ergebnisse mit denen von Farizon et al. 19] überein, der vielversprechende Langzeitergebnisse mit aluminiumbeschichteten tripolaren Pressfit-Pfannen nachgewiesen hat. Jedoch gibt es Bedenken gegenüber tripolaren Pfannen in Bezug auf den PE-Abrieb an den beiden Artikulationsflächen, insbesondere an der äußeren Kontaktfläche. Die Bewegung fand in vitro jedoch bevorzugt an der inneren Kontaktfläche statt und wurde an der äußeren Kontaktfläche erst bei extremen Bewegungen beobachtet [21]. Wenn ein vergleichbarer Bewegungsablauf in vivo auftritt, ist ein geringer PE-Abrieb zu erwarten. Aufgrund des gegenwärtigen Fehlens von Langzeitdaten betreffend PE-Abrieb, empfehlen wir den routinemäßigen Einsatz bei primären Hüft-TEPs, besonders bei jungen und/oder aktiven Patienten noch nicht. Gegenwärtig sollten tripolare Pfannenimplantate zum Primäreinsatz nur bei Patienten in Betracht gezogen werden, die ein hohes Luxationsrisiko und eine limitierte Aktivität oder begrenzte Lebenserwartung aufweisen. In unserer Einrichtung setzen wir diese Implantate derzeit bei 27 % der primären Hüft-TEPs ein. In diesen Fällen wird ein 22mm prothetischer Femurkopf empfohlen, da dieser eine suffiziente PE-Schichtdicke erhält und gleichzeitig den selben Gesamtbewegungsumfang wie ein 28mm-Kopf bietet. Bei Patienten mit hohem Luxationsrisiko bieten tripolare Pfannenimplantate ermutigende frühe Ergebnisse, wenngleich Langzeitergebnisse zum PE-Abrieb derzeit noch nicht bekannt sind. Fazit Wir führten eine retrospektive Studie mit 167 primären Hüft-TEP-Implantationen an 163 Patienten mit hohem Risiko der Instabilität durch mit dem Ziel, Dislokationen zu vermeiden und um die Zuverlässigkeit von tripolaren Pfannenimplantaten ( äußere Metallpfanne, in der frei ein PolyethylenInlay gleitet) zu untersuchen. 84 Prozent der Patienten hatten mindestens 2 Risikofaktoren für die Dislokation. Die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug 40,2 Monate. Kein Dislokationsereignis wurde beobachtet. Der Harris Hip Score verbesserte sich signifikant. Sechs Hüften wurden revidiert, wovon keine aseptische Pfannenlockerung beobachtet wurde. Das tripolare Implantat führte zu extremer Stabilität. Aufgrund fehlender Daten zum PE-Abrieb durch die zusätzliche Gleitfläche wird die tripolare Pfanne noch nicht als Standardversorgung eingesetzt, sondern nur für Patienten mit hohem Dislokationsrisiko. Dieser Beitrag basiert auf der Originalarbeit “Unconstrained Tripolar Implants for Primary Total Hip Arthroplasty in Patients at Risk for Dislocation” (hier gekürzt und übersetzt) von O. Guyen, V. Pibarot, G. Vaz, C. Chevillotte, J.P. Carret, J. Begui-Hughes aus dem Journal of Arthroplasty 22 (2007), S. 849-858. Literatur beim Verfasser Kontakt: Prof. Olivier Guyen Chirurgie Orthopédique et Traumatologie Groupement Hospitalier Eduard Herriot 5 place d`Arsonval F – 69003 Lyon Tel.: 0033/472117636 [email protected] Abb. 6a, b: Röntgenaufnahmen einer 79-jährigen Patientin mit Schenkelhalsfraktur links. Die Hüft-TEP wurde wegen des hohen Dislokationsrisikos bei dieser Patientin mit einem tripolaren Pfannenimplantat durchgeführt. Präoperatives ap-Röntgenbild (Abb. 6a), postoperatives ap-Röntgenbild mit der Prothese in ihrer Position (Abb. 6b). Angelique Seidel Marketing/Klinikservice Amplitude GmbH Am Neuen Graben 15 55576 Zotzenheim [email protected] impressum Herausgeber Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA GIT VERLAG Geschäftsführung Christopher J. Dicks, Bijan Ghawami Director Roy Opie Segmentmanager Manfred Böhler Objektleitung/Verkauf Susanne Ney Tel. +49 (0)6201 606-769, [email protected] Schriftführer Prof. Dr. Georg Köster Verkauf Manfred Böhler Tel. +49 (0)6201 606-705, [email protected] Herstellung/Layout Christiane Potthast (Herstellung) Kerstin Kunkel (Anzeigen) Ruth Herrmann (Layout) Elke Palzer/Ramona Rehbein (Litho) alle Zwecke beliebig oft selbst zu nutzen oder Unternehmen, zu denen gesellschaftsrechtliche Beteiligungen bestehen, so wie Dritten zur Nutzung übertragen. Dieses Nutzungsrecht bezieht sich sowohl auf Print- wie elektronische Medien unter Einschluss des Internets wie auch auf Datenbanken/Datenträgern aller Art. Druck Frotscher Druck GmbH, Darmstadt Sonderdrucke Susanne Ney Tel. +49 (0)6201 606-769, [email protected] Alle etwaig in dieser Ausgabe genannten und/oder gezeigten Namen, Bezeichnungen oder Zeichen können Marken oder eingetragene Marken ihrer jeweiligen Eigentümer sein. Dr. Michael Leising Tel. +49 (0)3603 893112, [email protected] Originalarbeiten Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stehen in der Verantwortung des Autors. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion und mit der Quellenangabe gestattet. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Abbildungen übernimmt der Verlag keine Haftung. Dem Verlag ist das ausschließliche, räumlich, zeitlich und inhaltlich eingeschränkte Recht eingeräumt, das Werk/den redaktionellen Beitrag in unveränderter Form oder bearbeiteter Form für Redaktion Dr. Barbara Voll-Peters [email protected] Redaktionsassistenz Christiane Rothermel Tel. +49 (0)6201 606-746, [email protected] 10 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA GIT VERLAG Boschstr. 12, 69469 Weinheim Tel. +49 (0)6201 606-0, Fax: Tel. +49 (0)6201 606-790 [email protected], www.gitverlag.com Druckauflage: 12.500 Bankkonto Commerzbank AG, Darmstadt Konto Nr.: 0171550100, BLZ: 50880050 Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 3 vom 1. Oktober 2011 Einzelheft 12,60 € zzgl. MwSt. und Versandkosten Printed in Germany G N ÜB A 0J NG ÜBER 3 RU HR U E JAHR RE ERFA H FA JA H 30 30 ER 30 JAHRE ER Der BreXisKurzschaft AHRUNG ERF ÜB E R E HR Die schönste Alternative! Bre5Es (urVschaBt Ŗ minimaler Knochenverlust Ŗ physiologische Krafteinleitung Ŗ stabile Verankerung durch doppelkonische Grundform Ŗ schnelle Osseointegration durch Reintitan und Ha Beschichtung B0 -ressłt -Banne AutKrenġ -rKB. Dr. Ie@. GeKrC (öster -rKB. Dr. Ie@. Lu@Cer Ger@esIeUer Dr. Ie@. JKcheI 0chuncG DKtt. arIEne uccEnEellK Stemcup Medical Products GmbH Wallbrunnstraße 24 D-79539 Lörrach Tel. +49 (0)7621 162 00 49 Fax +49 (0)7621 161 97 78 www.stemcup.de F o c us t hem a H ü f t e • Noises originating from artificial hip replacements: where do they come from and how can they be prevented? Several different kinds of noises have recently been reported in the literature since squeaking of artificial hip joints has suddenly received intense attention due to the problems occurring in the US and Australia. The noises are referred to as popping, snapping, knocking, clunking, clicking, grinding, scrapping, crunching, grating, cracking, squeaking, rolling or even as “the sound of a rusty door hinge” [1]. From a technical point of view, two types of noises should be differentiated since they originate from two different mechanisms: squeaking (tonal sounds) and clicking (transient noise). All the different terms used can (and should) be assigned to one of these two types. Squeaking noises are caused by friction induced vibrations of the whole prosthesis system (Figure 1). A pre-requisite for this to occur is high friction in the joint articulation. The frequency of the resulting sound is influenced heavily by the natural frequency of the stem [2]. Clicking noises are resulting from short and “hard” contact events occurring after sub-luxation when the head locates back into the cup or during impingement. Theoretically all bearings couples can be involved, when either the friction in the articulation is high enough or two hard components of the prosthesis system get “hard” in contact. Practically, however, noises are observed nearly exclusively in hard-on-hard articulations namely Metal-on-Metal or Ceramic-on-Ceramic bearings. The superior wear characteristics of these bearing materials are due to their ability to achieve fluid film lubrication during movement, effectively separating the bearing surfaces and such reducing wear and friction. If the fluid film breaks down, the advantage of hydro-dynamic lubrication is completely lost and turns into a situation with high friction and high wear. This can be easily imagined thinking of a car engine without oil. Hard-on-soft bearings with polyethylene always operate in the boundary lubrication mode (the surfaces are in contact) due to the bad wetability of the material. This makes them rather insensitive with respect to the presence or absence of fluid. Major factors for the occurrence of noise phenomena The patient him- or herself has nearly no influence on the occurrence of the noise phenomenon. Large utilized ranges of joint motion and/ or high body weight can be minor factors due to their association with cup edge loading or higher wear [4]. The major factors, however, 12 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 are prosthesis design and the surgical procedure, especially their aspects, which have the potential to increase friction [2,4,5]. Friction is increased mostly due to edge loading, metal transfer (probably caused by impingement or subluxation; Figure 2), mismatched materials, combination of wrong sizes (Figure 3) or third body particles. Edge loading and metal transfer cause a breakdown of the fluid film with the consequences mentioned. Both are related to component position, which is probably THE most important single factor for the frequency of noises with total hip arthroplasty (THA). In some designs the positioning of the components is even more critical due to certain design features. The majority of the squeaking events have been reported for one particular THA design using a titanium alloy with a lower stiffness than usual [3]. In this system, the rim of the ceramic liner is protected by a metal sleeve, facilitating metal transfer to the head, which could also cause a higher frequency of squeaking occurrence then in other designs. Prof. Dr. Michael Morlock, Technische Universität Hamburg-Harburg, Institut für Biomechanik Dr. Arne Hothan, TU Hamburg-Harburg, Institut für Biomechanik Frequency of noise observation The frequency of noise observation depends interestingly very much on the heritage of bearing materials used. In countries, in which ceramic articulations have been used for long times (e.g. France, Germany, Italy), squeaking of THA is rather an anecdotal event, probably since the surgeons are aware of the overwhelming importance of component positioning. In countries, in which ceramics have been introduced recently and historically forgiving hard-soft bearings were used, the rates reported are higher, which might also partly be due to the use of the particular THA system mentioned. Furthermore, the local legal situation might also influence the situation. Realistically the squeaking frequency of ceramic-on-ceramic articulations in these regions probably lies between 1% and 3%. Squeaking of metal-on-metal articulation has also been reported frequently. However, this squeaking goes away as the articulation has the ability to wear, such increase the con- Dipl.-Ing. Cornelius Weiss, TU Hamburg-Harburg, Institut für Mechanik und Meerestechnik Prof. Dr. Norbert Hoffmann, TU Hamburg-Harburg, Institut für Mechanik und Meerestechnik Lösung gesucht? Häufig lassen sich in Revisionsfällen sowie in der Tumorendoprothetik die Anforderungen an den Knochen- oder Gelenkersatz nicht mit Standardimplantaten erfüllen. Daher haben wir gemeinsam mit Prof. Dr. Ascherl (Chefarzt Zeisigwaldklinik Bethanien, Chemnitz) und Prof. Dr. Gradinger (Ärztlicher Direktor, Klinikum rechts der Isar, München) das modulare System MML entwickelt, um ausgeprägte sowie komplexe Knochendefekte adäquat versorgen zu können. Bei Interesse besuchen Sie uns auf dem DKOU in Berlin: Halle 15.1, Stand 15.1/03! Weitere Informationen zu unserem Messeauftritt sowie zu unseren Produkten finden Sie auf unserem Blog http://orthodynamics.wordpress.com/ sowie bei Twitter unter @Orthod_DKOU. F o c us t hem a H ü f t e • Figure 2: Metal transfer on ceramic heads retrieved for multiple reasons. The heads were not modified after retrieval (Courtesy Prof. Hartmuth Kiefer). Figure 1: Finite element model of a vibrating THA system. Different colors correspond to different movement magnitudes, warmer colors represent larger movements (Courtesy Cornelius Weiss). tact surface and decrease friction. The resulting large amount of metal debris, however, can lead to biological reactions. Since ceramic does not wear easily, the noise phenomenon is usually persistent. Joint noises can serve as a diagnostic help since they are an indication that the tribological situation in the joint is not as desired. The surgeon should carefully evaluate the joint functionally and radiologically in order to identify the source of the problem such as extensive cup anteversion, joint laxity or impingement. In this context it should also be carefully determined, how frequent this complication occurs. If the occurrence is rather rare (for example “only after 3 hours of walking uphill”), the phenomenon might not have a prognostic significance. If the phenomenon occurs regularly during daily activities (e.g. stair climbing, lifting objects), the surgeon should probably use the opportunity to change the mechanical situation in the joint before something worse than a noise phenomenon occurs. Especially repetitive clicking noises are an indication for hard contacts in small areas resulting in high stresses in the material. The materials in joint replacement available today include high performance materials, quite comparable to the materials used in Formula I racing. Everybody accepts that highest performance in racing always comes for the price of reduced tolerance to errors. The same is true in hip arthroplasty. The engineers will continue to try to make the materials more forgiving for suboptimal handling and positioning, which will probably be only successful within certain limits. The general rule “high performance comes with little error tolerance” will remain in the foreseeable future. Several promising bearing combinations are available for young and 14 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 active patients which even have the potential to last for a life time. There are three aspects, which should be considered: (1) bearing materials operating in the boundary lubrication mode do wear – they might last for a very long time but at one time they will be worn sufficiently to need revision either due to aseptic osteolysis or dislocation; (2) activities which have a higher risk for injury do not become less dangerous for a patient with an artificial hip joint; (3) bearings which are more sensitive to handling and positioning deviations should only be used by surgeons with the required qualifications. References [1] Glaser D, Komistek RD, Cates HE, Mahfouz MR. Clicking and squeaking: in vivo correlation of sound and separation for different bearing surfaces. J Bone Joint Surg Am 2008; 90 Suppl 4 112-20 [2] Hothan A, Huber G, Weiss C, et al. The influence of component design, bearing clearance and axial load on the squeaking characteristics of ceramic hip articulations. J Biomech 2011; 44 837-41 [3] Stanat SJ, Capozzi JD. Squeaking in Third- and Fourth-Generation Ceramic-on-Ceramic Total Hip Arthroplasty Meta-Analysis and Systematic Review. J Arthroplasty 2011; [4] Walter WL, O‘toole GC, Walter WK, et al. Squeaking in ceramic-on-ceramic hips: the importance of acetabular component orientation. J Arthroplasty 2007; 22 496-503 [5] Weiss C, Gdaniec P, Hoffmann NP, et al. Squeak in hip endoprosthesis systems: An experimental study and a numerical technique to analyze design variants. Med Eng Phys 2010; 32 604-9. Kontakt: Univ. Prof. Dr. habil. Michael M. Morlock Ph.D. Leiter, Institut für Biomechanik TU Hamburg-Harburg Denickestrasse 15 21073 Hamburg Tel.: 040/428783053 [email protected] www.tu-harburg.de/bim/ Figure 3: Mismatched ceramic head and ceramic insert (Courtesy Dr. Tarik Aït Si Selmi). NEU DIE NEUE APLIO SERIE – ERWARTEN SIE DAS UNERWARTETE Wenn Toshiba gleich eine ganze Palette an neuen High-End- und PremiumSystemen vorstellt, dann dürfen Sie zu Recht etwas Besonderes erwarten. Fly Thru Details, so nah an der Realität wie nie zuvor – durch das neue Precision Imaging und den neuen High Density Beamformer. Einblicke und Navigation durch den menschlichen Körper, wie Sie es nicht erwarten würden – durch das neue 3D Fly Thru. Ein Bedienkonzept und eine Flexibilität, die selbst komplexe Dinge einfach machen – durch die intelligenten Funktionen von iStyle +. Aplio 500, Aplio 400, Aplio 300 – erwarten Sie das Unerwartete. Lebervenen www.toshiba-medical.de ULTRASCHALL MRT RÖNTGEN CT SERVICE F o c us t hem a H ü f t e • Vergleich von Kurzzeitergebnissen der MiniHip®-Kurzschaftprothese zu zementfreien Standardprothesen mittels ganganalytischer und klinischer Untersuchungen Die Langzeitergebnisse der Hüftendoprothetik bei jungen, körperlich aktiven Patienten sind nicht immer befriedigend und vor dem Hintergrund potentiell häufigerer Revisionen kritisch zu betrachten. Neben einer strengen Indikationsstellung zur Operation im jungen Alter kann mit knochen- und weichteilschonenden Operationsmethoden die Ausgangslage für eventuelle Wechseleingriffe verbessert werden. Dr- Ing. Klaus Sander, Waldkrankenhaus „Rudolf Elle“ Eisenberg Dr.-Ing. Frank Layher, Waldkrankenhaus „Rudolf Elle“ Eisenberg Dr. Jürgen Babisch, Oberarzt, Waldkrankenhaus „Rudolf Elle“ E isenberg 16 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Kurzschaftprothesen scheinen die Vorteile der Standardprothese und des Oberflächenersatzes zu vereinen, indem einerseits sowohl alle modernen, verschleißarmen Gleitpaarungen angewendet werden können und andererseits ein vergleichsweise knochensparendes Schaftdesign über einen wenig invasiven Zugang implantiert wird. Bei guter Knochenqualität scheint darum die Implantation einer Kurzschaftprothese eine gute Alternative zum längeren Standardschaft zu sein. Die bisherigen Ergebnisberichte motivieren dazu, diesen Trend zum Einsatz des neuen Prothesenkonzepts besonders bei jungen Patienten fortzusetzen, Langzeitergebnisse fehlen jedoch noch. In einer retrospektiven Studie sollten an Hand ganganalytischer, röntgenologischer und klinischer Untersuchungen unsere Kurzzeitergebnisse der Kurzschaftprothesen Typ MiniHip® mit Standardprothesen verglichen werden. Material und Methoden Es wurden 22 Fälle bei 18 Patienten (7 Frauen und 11 Männer) mit einer MiniHip® versorgt. Jeweils 2 Männer und Frauen wurden beidseits versorgt. Die Nachuntersuchungszeit betrug 8,4 (±4,1) Monate. Das OP-Alter lag bei 58,5 (±8,4) Jahren und der Body Mass Index (BMI) bei 26,5 (±3,3). Ein Fallbeispiel inklusive prä- und postoperativer Planung mit biomechanischer Analyse zeigt die Abb. 1. Folgende Diagnosen veranlassten in unserer Studie zur Prothesenimplantation: ▪▪ 9x Koxarthrose ▪▪ 2x Protrusionskoxarthrose ▪▪ 7x Dysplasiekoxarthrosen Grad I ▪▪ 4x Hüftkopfnekrosen Als Vergleichsgruppe dienten 12 Patienten (6 Frauen und 6 Männer), die im gleichen Zeitraum nach zufälliger Auswahl mit Standardprothesen versorgt wurden. Die Nachuntersuchungszeit betrug 6,1 (±0,2) Monate. Das OP-Alter lag bei 63,9 (±9,8) Jahren und der Body Mass Index (BMI) bei 28,3 (±4,3). Alle Patienten wurden wegen einer primären Koxarthrose versorgt. Als Prothesentypen kamen nur Prothesenschaftmodelle zum Einsatz, die auch verschiedene Offset-Varianten im Design bieten: ▪▪ 2x Alpha-Fit ▪▪ 6x CLS-Spotorno ▪▪ 2x ProxyPlus ▪▪ 2x Metabloc Alle Gangdaten der Patienten mit Endoprothese wurden den ganganalytischen Werten einer gesunden Vergleichsgruppe (VG) gegenüber gestellt. Als VG konnten 30 Gesunde (15 Frauen und 15 Männer) mit einem Durchschnittsalter von 47,6 (±14,6) Jahren und einem BMI von 26,3 (±3,2) analysiert werden. Die Daten der Ganganalyse wurden mittels eines 6-Kamera-VICON-Systems (Oxford Metrics) sowie mit 3 integrierten Kraftmessplatten ermittelt. Als ganganalytische Parameter wurden Zeit-Distanzparameter, Bodenreaktionskräfte, Knie- und Hüft-Winkel sowie -Momente postoperativ analysiert. Als klinische Daten wurden die Summe der Bewegungen für Ex/Flex + Abd/Add + AR/IR, der Harris-Hip-Score (HHS), der Score n. Merle d’Aubigne (MD), VAS, SF 36 und WOMAC, sowie ein eigener 12- Punkte-Biomechanik-Score der Hüfte (BLB) sowohl prä- als auch postoperativ bestimmt. Der BLB-Score wird im Biome- • F o c us t hem a H ü f t e trie-Modul der Planungssoftware MEDICAD berechnet und stellt summarisch ein Maß dar, inwieweit Parameter der Gelenkgeometrie und -belastung vom Normalen abweichen. Ergebnisse Für die Zeit-Distanzparameter gab es zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung keine signifikanten Unterschiede mehr zur gesunden VG. Ebenso war dies für die Flexions-Knie- und Hüftwinkel, die frontalen Knie- und Hüftmomente sowie für das sagittale Flexions-Hüftmoment feststellbar. Es traten aber noch signifikante Unterschiede für den Extensions-Hüftwinkel und die sagittalen Knie-Flexions- und Extensionsmomente auf. Für den Extensions-Hüftwinkel zeigte sich ein signifikanter Vorteil der Gruppe mit MiniHipgegenüber der Gruppe mit Standardprothesen (p=0,044). Signifikante Unterschiede zwischen den Patientengruppen waren für die klinischen Parameter nicht nachweisbar. Signifikante Unterschiede zur gesunden VG wurden noch für den körperlichen Summenscore des SF 36 (ksk) ermittelt, waren aber für den psychischen Summenscore (ksk) nicht zu verzeichnen. Der HHS verbesserte sich für die MiniHip-Gruppe von 46,0 (±15,1) auf 95,1 (±4,7) und für die Standardprothesen-Gruppe von 48,8 (±14,2) auf 92,9 (±6,3) (Abb. 2). Die Schmerzwerte verringerten sich hochsignifikant ebenso wie alle Skalen des WOMAC. Der BLB-Score im Fallbeispiel (Abb. 1) verbesserte sich in der Op- Planung vom Ausgangsbefund 3 präoperativ auf 11 Punkte. Postoperativ wurde der Idealwert von 12 Punkten erreicht. Die Ergebnisse des BLB-Scores für die Gruppen sind in Abb. 3 dargestellt. Die Werte für die MiniHip-Gruppe liegen prä- und postoperativ über denen der Standard-Gruppe, ohne dass ein signifikanter Unterschied nachweisbar war. Diskussion In einer retrospektiven Studie wurden die OPErgebnisse von 22 implantierten MiniHip®- und Abb. 2: Ergebnisse für den HarrisHipScore Abb. 1: Fallbeispiel von Planung und Operation einer MiniHip®, (Patient 12 Standardprothesen analysiert. Für die Mehrzahl der Ganganalyseparameter konnten 8 Monate postoperativ keine Unterschiede mehr zur gesunden VG gefunden werden. Es gab jedoch auch Parameter, bei denen noch signifikante Unterschiede auftraten (Hüftextensionswinkel und relative Knieflexions- und Extensionsmomente). Dies spricht dafür, dass nach dieser Zeit zum Teil noch muskuläre Defizite vorhanden waren, die von den Patienten jedoch nicht mehr bewusst wahrgenommen wurden. Die Resultate fast aller klinischen Score-Parameter ergaben postoperativ hochsignifikante Verbesserungen. Vor allem die guten Werte des BLB-Scores für die MiniHip-Gruppe zeigten, dass mit diesem Prothesentyp eine biomechanisch sinnvolle Gelenkgeometrie bzgl. Rotationszentrum, Beinlänge und Offset erreicht werden konnte, obwohl dieser Prothesentyp im Design keine Offsetvariabilität vorsieht, die jedoch in der Gruppe der Standardprothesen zur Verfügung stand. Das femorale Offset wird mit dem Kurzschaft durch leichte Varus- oder Valgus-Position in der Planung und bei der Operation rekonstruiert. Ob diese Philosophie langfristig Bestand hat, muss in mittel- und langfristigen Untersuchungen weiter überprüft werden. OP-Alter: 43,0 Jahre) Kontakt: Dr.-Ing. Klaus Sander Abt. Biomechanik Tel.: 036691/81551 [email protected] Dr.-Ing. Frank Layher Abt. Biomechanik Tel.: 036691/81551 [email protected] Dr. med. Jürgen Babisch FA Orthopädie und Unfallchirurgie, Oberarzt Department Hüfte Orthopädisch-Unfallchirurgische Klinik Tel.: 036691/81010 [email protected] Waldkrankenhaus „Rudolf Elle“ GmbH mit Lehrstuhl für Orthopädie des Universitätsklinikums Jena Klosterlausnitzer Straße 81 07607 Eisenberg www.krankenhaus-eisenberg.de Abb. 3: Ergebnisse für den Biomechanik-Score der Hüfte (BLB-Score) Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 17 F o c us t hem a H ü f t e • Auf der Suche nach dem optimalen Gelenkersatz Forschungsprojekt „OSTEOFIT 2030“ mit viel versprechenden Ergebnissen Jährlich werden in Deutschland 400.000 Endoprothesen eingesetzt, darunter überwiegend Hüft- und Kniegelenke. Hinzu kommen Schulter-, Ellenbogen- oder Fingergelenke. Die Lebens erwartung der Prothesenträger steigt, und gleichzeitig werden die Patienten, die ein Implantat erhalten, immer jünger. Deshalb wachsen die Anforderungen an den Gelenkersatz wie Beweg lichkeit und dauerhafte Belastbarkeit auch bei Sportaktivitäten. Das erfordert Endoprothesen, die lange halten, verträglich und dennoch möglichst günstig in der Herstellung sind. Abb. 1: HüftEndoprothese aus Titan Ein Expertenteam aus dem Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) hat sich in dem Leitprojekt „OSTEOFIT 2030“ der BMBF-Spitzencluster-Förderung das Ziel gesetzt, die Haltbarkeit und Verträglichkeit von Implantaten zu verbessern und gleichzeitig die Herstellungskosten zu senken. Der erste Projektabschnitt wurde jetzt abgeschlossen – mit viel versprechenden Ergebnissen. Längere Lebensdauer, weniger Infektionen Die Implantate unterscheiden sich in Material, Größe und Herstellung. Die Projektgruppe aus dem Medical Valley EMN hat sich bei ihrem Forschungsvorhaben auf Titan-Implantate spezialisiert. Dieses Metall ist sehr leicht, dennoch fest und korrosionsbeständig. Kaum ein anderer metallischer Implantat-Werkstoff weist eine so hohe Biokompatibilität auf wie Titan. Um die Technologien und Verarbeitungsprozesse bei den Implantaten zu verbessern, haben sich die Projektpartner Anregungen aus der Luft- und Raumfahrttechnologie geholt. Die bisher durchgeführten Tests bestätigen den Ansatz der Projektgruppe: Durch eine neuartige Oberflächenbehandlung der Prothesen mit Silber-Ionen, die antibakteriell und antibiotisch wirken, werden schwerwiegende Infektionen verhindert oder sogar saniert. Die Experten testen weitere Beschichtungen, um den Abrieb der Gleitelemente im künstlichen Gelenk weiter zu reduzieren. Außerdem forscht die Projektgruppe an einer besseren Versorgung von Allergikern. Abb. 2: Knie-Endo prothese aus Titan 18 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Implantate bezahlbar machen Titan bietet viele Vorteile hinsichtlich der Materialverträglichkeit, bereitet jedoch Schwierigkeiten bei der Verarbeitung. Das macht vor allem Sonderimplantate für besonders große und komplexe Knochendefekte derzeit noch sehr teuer. Eine Sonderanfertigung als Individualprothese kostet heute etwa 12.000 bis 20.000 Euro. In dem Spitzencluster-Projekt haben die Forscher um Peter Brehm ein Herstellungsverfahren getestet, das in Luft- und Raumfahrt bereits erprobt ist und für die Medizintechnik hohe Einsparpotenziale in Aussicht stellt: die Schleu-dergusstechnologie. Durch die kontinuierliche Rotation während des Produktionsverfahrens entsteht ein dichtes Material ohne Einschlüsse mit ausgezeichneten Eigenschaften. Da der Herstellungsprozess aus technologischer Sicht beherrschbar ist, stehen die benötigten Produktionsmaschinen und Werkzeuge relativ kostengünstig zur Verfügung. Damit ließen sich Sonderimplantate und potenziell auch Serienimplantate in Zukunft deutlich preiswerter produzieren. Zudem sind durch positive Eigenschaften im Materialgefüge längere Standzeiten der Implantate möglich; Wechseloperationen werden seltener notwendig. Dies spart zusätzlich Kosten. Gute Aussichten für die Serienherstellung Mit den Ergebnissen des ersten Projektabschnittes von „OSTEOFIT 2030“ sind die Projektpartner von Peter Brehm – zwei Unternehmen aus Bad Staffelstein, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf sowie forschende Abteilungen an den Universitäten Erlangen, Bayreuth und Ulm – sehr zufrieden. „Durch die neuartigen Beschichtungen und das spezielle Schleudergussverfahren können wir vor allem auch bei jüngeren und aktiven Patienten mit einer längeren Lebensdauer des Implantates rechnen“, so Oliver Brehm, Mitglied der Geschäftsleitung beim Prothesen-Hersteller Peter Brehm. Der nächste Schritt, die Entwicklungsphase für eine serienmäßige Produktion des silberbeschichteten Titan-Implantates, ist bereits in Planung. Der Verein Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) e. V. wurde 2007 gegründet, um die Entwicklung, Koordination und Vermarktung des Medizintechnik-Clusters zu steuern. Konkret übernimmt der Medical Valley EMN e. V. unter Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Erich R. Reinhardt zentrale Clusteraufgaben und steht mit umfassenden Beratungsdienstleistungen zur Seite. So organisiert der Verein unter anderem den Wissensaustausch innerhalb des Netzwerkes, vermarktet den Cluster national und international, bietet Fortbildungsmaßnahmen an oder berät bei Unternehmensgründungen, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen sowie internationalen Aktivitäten. Im Medical Valley EMN e. V. sind über 100 Mitglieder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitsversorgung zusammengeschlossen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Europäische Metropolregion Nürnberg zu einer Modellregion für eine optimale Gesundheitsversorgung zu machen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.medical-valley-emn.de. Kontakt: Medical Valley EMN e. V. Dr. Anja Forster Henkestraße 91 91052 Erlangen Tel.: 09131/5302863 [email protected] www.medical-valley-emn.de www.peter-brehm.de Birke und Partner GmbH Silke Martin Marie-Curie-Str. 1 91052 Erlangen Tel.: 09131/884217 [email protected] (,*+73/$7( &$/&$1(86),;$7(85 6$1)7*(/(1.7(6 :$&+6780 .(,1(.203520,66( $0&$/&$1(86 'DV*XLGHG*URZWK6\VWHP HLJKW3ODWHXQGTXDG3ODWH (LQHH[WUDSHULRVWDOH3ODWWHGLHGHQ QDWUOLFKHQ:DFKVWXPVSUR]HVVGHV NLQGOLFKHQ.|USHUVIUGLHVDQIWH.RU UHNWXUYRQ$FKVIHKOVWHOOXQJHQQXW]W HLJKW3ODWH TXDG3ODWH 'HU&DOFDQHXV)L[DWHXUYRQ2UWKRÀ[ HUP|JOLFKWPLQLPDOLQYDVLYGLHVLFKHUH )L[DWLRQGHU)UDJPHQWHVRZLHGDV UHJHOUHFKWH6WHOOHQGHU*HOHQNÁlFKHQ '.28%HUOLQ_²2NWREHU 2UWKRÀ[*PE+ 6LHPHQVVWUDH 2WWREUXQQ 7HO (0DLOLQIR#RUWKRÀ[GH ZZZHLJKWSODWHGH ZZZRUWKRIL[GH %HVXFKHQ6LHXQV LQ+DOOH6WDQGXQG VHKHQ6LHZHLWHUH1HXKHLWHQ Knie • Operation klar von Vorteil Kreuzbandverletzung bei Kindern und Jugendlichen Eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) bei Kindern und Jugendlichen ist eine schwerwiegende Verletzung, die eine dauerhafte Schädigung für das junge Kniegelenk bedeutet. Kontaktsportarten sind mit 33% bis 65% häufigste Ursache. Aber auch Fahrradstürze, Skistürze und Verletzungen im Schulsport führen nicht selten zum Riss des vorderen Kreuzbandes. Hinsichtlich der Therapie herrscht häufig Unsicherheit – wann soll man zur Operation raten? Die Verletzung führt aufgrund von Schmerzen und Instabilität zur sofortigen Zwangs-Sportpause und ist damit ein sehr einschneidendes Erlebnis für die jungen aktiven Patienten und die besorgten Eltern. Immer noch sind viele Kinderärzte, konservativ und operativ tätige Kollegen unsicher, was Sie den Eltern und den Kindern in dieser Situation anbieten sollen. Konservative Therapie mit Orthese? Operation mit der Gefahr der Wachstumsstörung und Achsdeformität? Konservatives oder operatives Vorgehen? Die Frage kann heute auf der Basis zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen in anerkannten Fachzeitschriften klar beantwortet werden: Die konservative Therapie führt leider bei den meist sehr aktiven Patienten zu unakzeptablen Ergebnissen. Viele Kinder und Jugendliche leiden unter der rezidivierenden Instabilität im Alltag und Sport. Im Verlauf treten bei knapp 40% der Kinder zusätzliche Meniskusverletzungen und frühe Arthrosezeichen auf (1, 2). Lawrence et al. (3) untersuchten 70 jugendliche Patienten nach VKB-Rekonstruktion bei offenen Wachstumsfugen. Patienten, die drei Monate nach dem Unfall oder später mit einem Kreuzbandersatz versorgt wurden, hatten signifikant häufiger irreparable Innenmeniskusverletzungen und Knorpelschäden im lateralen Kompartment. Lag ein subjektives Instabilitätsgefühl bei den Kindern und Jugendlichen vor, war die Anzahl sekundärer Verletzungen des Meniskus und des Knorpels noch höher und schwerwiegender. Eine Früharthrose kann dann nicht mehr aufgehalten werden. Eine Vielzahl weiterer wissenschaftlicher Studien kommen zu ähnlich schlechten Ergebnissen der konservativen Therapie, so dass es zur Stabilisierung des Kniegelenkes mittels Kreuzbandersatz zum 20 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Schutz des Meniskus und des Knorpels leider keine sinnvolle Alternative gibt. Die besten Ergebnisse der operativen Therapie können demnach bei (noch) intakten Menisci und Knorpel erzielt werden. Nur dann kann theoretisch das Risiko für die Entwicklung einer Früharthrose signifikant gesenkt werden. PD Dr. Rainer Siebold, ATOS Klinik Heidelberg Welche Operationstechniken kommen zum Einsatz? Grundsätzlich wird zwischen der transepiphysären Bohrtechnik durch die Wachstumsfuge und einer die Wachstumsfuge aussparenden Bohrtechnik unterschieden. In einer aktuellen Metaanalyse von Frosch et a. (4), in der 55 Artikel mit Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Operation? Wie bei Erwachsenen gilt auch hier, dass die Beweglichkeit des verletzten Kniegelenkes wieder weitgehend normal sein sollte. Sehr junge Kinder müssen unbedingt von Spezialisten operiert werden, für die ein kleines Kniegelenk keine Herausforderung darstellt. Neben den passenden Implantaten müssen auch kleinere Instrumente vorhanden sein. Grundsätzlich muß generell bei Kindern und Jugendlichen gefordert werden, dass die Operation nur von einem erfahrenden Kreuzbandchirurgen durchgeführt werden sollte. Falls notwendig, muss eine Meniskusnaht und Knorpelbehandlung angeschlossen werden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen sind die Heilungsaussichten dabei sehr hoch. Abb.1: Femoraler Bohrkanal mit weißem Wachstumsfugenring Abb. 2: Nach Kreuzbandoperation bei Kindern ist eine Knieorthese sinnvoll. • Knie 935 Patienten eingeschlossen wurden, konnten die Autoren zeigen, dass die transepiphysäre Bohrtechnik ein signifikant geringeres Risiko für eine Wachstumsstörung (Beinachsveränderung oder Längenabweichung) in sich birgt (1,9%) im Vergleich zur Technik, bei der die Wachstumsfuge ausgespart wird (5,8%). Dagegen war die Rerupturrate bei transepiphysärer Bohrtechnik etwas höher (4,2% versus 1,4%). Heutzutage sind die Kniebeugesehnen (Semitendinosus- und Gracilissehne) die favorisierten Transplantatsehnen und werden extrakortikal proximal der femoralen und distal der tibialen Wachstumsfuge fixiert. Wichtig ist es, die Wachstumsfugen nicht durch Implantate oder Knochenblöcke zu überbrücken, da dies die Wahrscheinlichkeit für eine Wachstumsstörung stark erhöht. Werden diese Regeln eingehalten, ist das Risiko für eine signifikante Achsdeformität oder einen Längenunterschied kalkulierbar und beträgt - vergleichbar zu dem Risiko für einen Knieinfekt – weniger als 1%. Die Ergebnisse werden durch eine zweite Meta-Analyse von Kaeding et al. aus dem Jahr 2010 (5) bestätigt. Wie sind die klinischen Ergebnisse nach OP? Gemäß Meta-Analyse (4) konnten bei 84,2% sehr gute bis gute Ergebnisse (A und B) nach dem IKDC (International Knee Documentation Committee) erzielt werden. Im Lysholm Score wurden durchschnittlich 96 Punkte (von 100) erzielt. Dennoch ist klar, dass ein Dauerschaden bleibt, und dass es in ca. 5% zu Rerupturen kommt, die besonders bei Kindern und Jugendlichen eine Herausforderung für den Arzt, die Patienten und die Eltern darstellen. Fazit Eine frühe operative Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit offenen Wachstumsfugen führt zu besseren klinischen Ergebnissen im Vergleich zur konservativen Therapie. Das Risiko für Sekundärschäden am Meniskus und Knorpel wird reduziert, dadurch auch das Risiko für eine Früharthrose. Sowohl die transepiphysäre Technik als auch die Wachstumsfugen aussparende Technik erzielt gute klinische Ergebnisse. Literatur: 1. Mizuta H, Kubota K, Shiraishi M, Otsuka Y, Nagamoto N, Takagi K (1995) The conservative treatment of complete tears of the anterior cruciate ligament in skeletally immature patients. J Bone Joint Surg Br 77:890-894. 2. Scavenius M, Bak K, Hansen S, Norring K, Jensen KH, Jorgensen U (1999) Isolated total ruptures of the anterior cruciate ligament—A clinical study with long-term follow-up of 7 years. Scand J Med Sci Sports 9:114-119. 3. Lawrence JTR, Bowers AL, Belding J, Cody SR, Ganley TJ (2010) All-epiphyseal Anterior Cruciate Ligament Reconstruction in Skeletally Immature Patients. Clin Orthop Relat Res 468:1971–1977. 4. Frosch KH, Stengel D, Brodhun T, Stietencron I, Holsten D, Jung C, Reister, Voigt C, Niemeyer P, Maier M, Hertel P, Jagodzinski M, Lill H (2010) Meta-analysis. Outcomes and Risks of Operative Treatment of Rupture of the Anterior Cruciate Ligament in Children and Adolescents. Arthroscopy 26:1539-1550. 5. Kaeding CC, Flanigan D, Donaldson C (2010). Systematic Review. Surgical Techniques and Outcomes After Anterior Cruciate Ligament Reconstruction in Preadolescent Patients. Arthroscopy: 26: 1530-1538. Kontakt: PD Dr. Rainer Siebold Kniespezialist Zentrum für Hüft-Knie-Fußchirurgie sowie Sporttraumatologie ATOS-Klinik Heidelberg Bismarckstr. 9 – 15 69115 Heidelberg Tel.: 06221-983190 [email protected] www.kreuzband.de $@R-HSSDKFDFDMUNQCDQDM+MHDRBGLDQY <O@GG<MJTI<HDN>C@<O@GG<M@U@IOMD@MPIB ÙBGLDQYQDCTJSHNM DURCHGEZIELTE&ËHRUNGDER0ATELLA IN&LEXIONUND%XTENSION /TTO"OCKp/+?X$% )MCHUHCTDKKD%HMRSDKKLºFKHBGJDHSDM DURCH+LETTUND2ASTERVERSTELLUNGEN .Ù %.Ù)%4 "%Ù4#( $+/4 !4&$%$ Ù3!. (!,,% (NGDQ3Q@FDJNLENQS DURCHGERINGES'EWICHTSOWIE ATMUNGSAKTIVES4EXTIL /SSN"NBJ(D@KSG#@QD$DTSRBGK@MC'LA( -AX.·DER3TRAEp$UDERSTADTp4ELEFONp4ELEFAX ORTHETIK OTTOBOCKDEpWWWOTTOBOCKDE Marktüberblick Knie • Biomet Patientenindividuelle Versorgung mit dem Signature System Die Kombination des flexiblen Vanguard® Kniesystems mit patientenspezifischen Signature® Führungsinstrumenten ermöglicht die präzise Ausrichtung der Femur- und Tibiakomponenten. Signature® Bohrschablonen werden für Femur und Tibia anhand detaillierter 3D-Daten patientenindividuell gefertigt. Sowohl MRT- als auch CT-Scans sind als Grundlage für die präoperative Planung von Implantatgröße und -positionierung geeignet. Eine computerunterstützte Analyse der Beinachse undAnatomieermöglicht eine präzise Implantatausrichtung und Rotationsfestlegung ohne die Eröffnung des Markraums. Dadurch können Fehlausrichtung und Emboliegefahr verringert werden. Exakte, virtuell geplante Knochenschnitte begünstigen einen vereinfachten und verkürzten Operationsablauf. Das Vanguard® Kniesystem mit Signature® Führungsinstrumenten ist optimal geeignet für weichteilschonende Zugänge und schwierige anatomische Verhältnisse. Benjamin Hohaus Biomet Deutschland GmbH Tel.: 030/84581 136 | [email protected] www.biomet.de index Aesculap31 Mazor Robotics 28 Amplitude Medica Valley EMN 18 Medtronic 30 6, 4.Umschlagsseite ATOS Praxisklinik 20 Biomet Deutschland 22 Chirurgisch-Orthopädische Fachklinik Lorsch Deutsche Wirbelsäulengesellschaft DWG Corin Germany 3 27 4 Mundipharma NuVasive Europe Orthodynamics Orthofix Otto Bock HealthCare 24 Paradigm Spine EFS GmbH & Co. 37 Philips Deutschland Heraeus Medical 33 Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) Hopital Edouard Herriot 6 Rheinische Fachhochschule Köln Smith & Nephew 24 29, 31, 34 7, 13 19 21, 25 30 2, 2.Umschlagsseite 36 23, 26 Stemcup Medical Products 11 Technische Universität Hamburg-Harburg 12 Klinikum der Universität München 28 KM Komet Medical 23 Toshiba15 Lubinus-Klinik 32 Wald-Krankenhaus Rudolf Elle 22 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 16 ¬³FWF³?IBIA BARWFBOBK>R@EFB EFORODBKPFKASLKABOKBRBK ?I>AB¦BOFBCvOAFBKFBBKALMOL¦ QEBQFHv?BOWBRDQ VISIONAIRETM für ein Knie nach Maß. Mit der VISIONAIRETM Technologie werden patientenindividuelle Schneideblöcke für den distalen Femur- und den proximalen Tibiaschnitt gefertigt. Auf Basis einer Ganzbein-Röntgen- und einer MRTAufnahme werden die Resektionsebenen und die Positionierung der Femurkomponente präzise an den mechanischen Beinachsen und an den eindeutig identifizierten Landmarken ausgerichtet. Für die Herstellung der Blöcke lädt der Operateur die Aufnahmen sowie die patientenspezifischen Daten auf einen sicheren Server hoch. Der Smith & Nephew Ingenieur sendet ein CAD-Modell der Blöcke mit präoperativem Vorschlag an den Operateur zur Freigabe. Der Arzt kann je nach Anatomie die Parameter der Achs- und Rotationsausrichtung ändern. Nach der Freigabe werden die patientenindividuellen Schneideblöcke aus medizinischem Nylon hergestellt, verwechslungssicher beschriftet und steril ausgeliefert. Intraoperativ ist ein Umstieg auf das herkömmliche Instrumentarium möglich. VISIONAIRETM bedeutet Zeitersparnis bei reproduzierbarer, gleicher oder sogar verbesserter Qualität des OP-Ergebnisses. Für das Haus ergeben sich zusätzliche Potenziale zur Effizienzsteigerung (reduzierter Zeit- und Instrumentenbedarf, Minimierung der Sterilisations-, Aufbereitungs- und Lagerkosten). Andreas Hesse Smith & Nephew GmbH Tel.: 0151/146 67 070 [email protected] www.smith-nephew.de ?I>ABP?FBQBKBFKKBRBP@EKBF¦ ABKHLKWBMQRKABFKBFK>?BKCLOJ DB_QWQB?BO^_@EB>ARO@ETFOA AFBBF?RKDFJBODIBF@EWRBFKBJ EBOHpJJIF@EBK_DB?I>QQOBARWFBOQ >P?BABRQBQ TBKFDBOFABOPQ>KA?BFJ_DBK TBKFDBOFQWBBKQTF@HIRKD TBKFDBOBQ>II>?OFB? TBKFDBOIL@H>ABKFKABO@E>?ILKB ?I>ABPPFKA>IPPQBOFIBBEOTBD¦ FKPQORJBKQBSBOCvD?>O RPCvEOIF@EBKCLOJ>QFLKBK]KABK FBRKQBOTTTHLJBQJBAF@>IAB LABOHLKQ>HQFBOBKFBRKPAFOBHQ J?®LBJDLBOJ>KV ELKB¸ª« ¦TTTHLJBQJBAF@>IAB Û¥¥ Smith & Nephew Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 23 Knie • Vor und nach der Implantation einer Knie-TEP: Schmerzen mit starken Opioiden lindern Fixkombination aus retardiertem Oxycodon/retardiertem Naloxon Nach Implantation einer Knie-Totalen- Arthrose-Schmerzen frühzeitig lindern doprothese (Knie-TEP) kann eine konsequente Schmerztherapie mit starken Opioiden den Erfolg sichern und die Rehabilitation fördern. Im Rahmen einer nicht-interventionellen Beobachtungsstudie an über 80 Patienten konnte belegt werden, dass die konsequente Medikation mit einem starken Opioid nach Knie-TEP-Implantation zu einem deutlich besseren Rehabilitationsergebnis führt. „Die mit der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin®) behandelten Patienten profitierten nicht nur von einer effektiven Schmerzlinderung, sondern auch von einer verbesserten Funktionalität“, so PD Dr. Jan Zöllner, Chefarzt am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach. Insgesamt beurteilten die Studienteilnehmer der Oxycodon/Naloxon-Gruppe ihre Behandlung sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch der Verträglichkeit deutlich positiver als die Kontrollgruppe, die mit anderen Analgetika wie z. B. Fentanyl, Oxycodon oder Tramadol behandelt wurde. Mit sehr gut bzw. gut beurteilten 32,6 bzw. 58,1 % des Targin®-Kollektivs, aber nur 10,8 bzw. 54,1 % der Kontrollgruppe die Verträglichkeit der Therapie. Auch in Bezug auf die Wirksamkeit vergaben die mit der Fixkombination behandelten Patienten bessere Bewertungen. Das Ergebnis lag bei 39,5 bzw. 53,5 % für sehr gut bzw. gut gegenüber 27,0 % bzw. 51,4 % in der Kontrollgruppe. Deutliche Unterschiede zeigten sich auch bei der Erhebung des Knee Scores nach Larson (5 = Schlechte Kniefunktion, 100 = Sehr gute Dr. Cornelia Schott und PD Dr. Jan Zöllner Kniefunktion). Hier zeigte sich in der Oxycodon/ Naloxon-Gruppe Behandlung eine signifikante Verbesserung von durchschnittlich 42,1 auf 58,3 Punkte. Die Patienten der Kontrollgruppe starteten mit einem ähnlichen Wert von 42,5 Punkten. Dieser steigerte sich jedoch nur auf 50,8 Punkte. Unterschiedlich entwickelte sich auch die Fähigkeit der Patienten, während der Rehabilitation eine Physiotherapie durchzuführen. Zwei bis drei Tage nach der Knie-TEP-Implantation war nur ein geringer Teil der Patienten (11,6 % in der Targin®-Gruppe und 13,5 % in der Kontrollgruppe) dazu uneingeschränkt in der Lage. Nach vier Wochen verbesserte sich dieser Anteil in der Targin®-Gruppe um etwa das Fünffache auf 58,1 %. In der Kontrollgruppe verdoppelte sich der Anteil auf lediglich 27,0 %. „Die Ergebnisse zeigen, dass mit einer adäquaten standardisierten Schmerztherapie ein sehr gutes funktionelles Ergebnis erreicht werden kann“, so das Fazit von Zöllner. „Zu erkennen ist, dass ein Verändern oder Absetzen der kontinuierlichen Schmerztherapie z. B. auf eine reine Bedarfsmedikation die gewünschten Behandlungsziele negativ beeinflusst.“ Ratgeber-Karte für Arthrose-Patienten Die Ratgeber-Karte „Neues Kniegelenk bei Arthrose: Nach der Operation wieder schnell auf die Beine“ der Initiative Schmerz messen zeigt Arthrose-Patienten, wie sie nach dem Einsatz einer Knie-Totalendoprothese schneller wieder mobil werden. Sie erklärt den positiven Einfluss einer frühzeitigen und effektiven Schmerztherapie vor und nach der Operation sowie während der Rehabilitation. Zusätzlich enthält die Ratgeber-Karte Tipps für den Alltag mit dem neuen Kniegelenk. Diese und sieben weitere kostenlose Ratgeber-Karten stehen unter www.schmerzmessen.de zum Download bereit und können per Post oder E-Mail angefordert werden bei der Initiative Schmerz messen, c/o Deutsche Schmerzliga e.V., Adenauer Allee 18, 61440 Oberursel, E-Mail: [email protected]. Die Initiative Schmerz messen ist eine Kooperation der Deutschen Schmerzliga e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. 24 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Eine Knie-TEP-Implantation steht oftmals am Ende der Behandlungsmaßnahmen zur Arthrose. Doch schon zu Beginn der Therapie ist das Ziel, die Schmerzen zu lindern. „Der Schmerz kann und muss sofort und nicht erst nach Abschluss diagnostischer Maßnahmen reduziert werden, damit der Betroffene seine Lebensqualität und Alltagsfunktionen erhalten oder wieder zurückgewinnen kann“, so Dr. Cordelia Schott, Präsidentin der Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische/unfallchirurgische und allgemeine Schmerztherapie e. V. (IGOST). Zum einen ermögliche dies den Patienten, eine für den Therapieerfolg relevante Physiotherapie durchzuführen. Zum anderen verhindere eine frühzeitige, individuell auf den Patienten zugeschnittene Schmerztherapie, dass die Schmerzen chronisch und damit zu einer eigenständigen Erkrankung würden. „Hier bewährt sich oftmals der frühzeitige Einsatz von starken Opioiden“, so Schott. Im Gegensatz zu den häufig verwendeten nicht-steroidalen Antiphlogistika seien diese nicht organtoxisch und dadurch auch für die Langzeit-Einnahme geeignet. Quelle: Presse-Roundtable „Starke Opioide für Mobilität und Aktivität von Schmerzpatienten: Mit Schmerzexperten im Dialog“, veranstaltet von Mundipharma am 29. Juni 2011 in Frankfurt am Main. • Knie Studie bestätigt biomechanische Wirksamkeit der Patella Pro Mit der Orthese „Patella Pro“ bietet Otto Bock seit Januar 2011 einen völlig neuen Therapieansatz gegen das patellofemorale Schmerzsyndrom an. Die biomechanische Wirksamkeit der Patella Rezentrierungsorthese ist durch eine Studie des Instituts für Orthopädie und Biomechanik an der Deutschen Sporthochschule Köln wissenschaftlich belegt. der Orthese, bei der an sechs Kadaverbeinen die Kniestreckung und Kniebeugung mit und ohne Patella Pro sowie mit einer konventionellen Bandage gemessen wurde. Des Weiteren wurden zum Nachweis der klinischen Wirksamkeit in vivo sieben Patienten untersucht, die unter instabiler Patella und patellofemoralem Schmerzsyndrom leiden: ohne orthetische Versorgung, mit einer konventionellen Bandage und mit der Patella Pro. Die Untersuchungen wiesen nach, dass das Funktionsprinzip und der patentierte Rezentrierungsmechanismus der Patella Pro eine signifikante Medialisierung der Patella bewirken und dass dies beiden Kontrollsituationen überlegen ist. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Orthese zu einer Reduktion des Knieschmerzes beiträgt. Quelle: Gert-Peter Brüggemann 1, Kai Heinrich 1, Christian Liebau 2, Andree Ellermann 3, Wolfgang Potthast 1, Ingo Rembitzki 1: Patella-Re-Zentrierungs-Orthese Patella Pro – Biomechanische Evaluation: ex vivo und in vivo. In: Orthetik Special 07/2011. Eine stabile Patella wird bei gestrecktem Knie medialisiert, wohingegen eine instabile Patella durch verminderte Medialisierung gekennzeichnet ist. Die reduzierte Medialisierung kann zum patellofemoralen Schmerzsyndrom – auch „Vorderer Knieschmerz“ genannt – führen. Für diese Symptomatik bietet Otto Bock mit der Patella Rezentrierungsorthese Patella Pro einen innovativen Therapieansatz. Dank ihrer dynamischen Rezentrierungstechnik sichert die Orthese die Medialisierung der Patella über den relevanten Flexionsbereich ab. Sie führt die Kniescheibe funktionell bei alltagsüblichen Bewegungen. In den relevanten Bewegungsgraden von 10° bis 30° Kniewinkel wird die Kniescheibe durch die Rezentrierungstechnik in dem vorgesehenen physiologischen Gleitlager geführt, ohne dass der Druck durch das Führungssystem analog zum Beugewinkel steigt. Eine Verkippung der Kniescheibe und der so entstehende erhöhte Druck auf die Gelenkflächen werden vermieden. Die häufig entzündeten Weichteile werden entlastet, die funktionale Entlastung der Gelenkstrukturen führt zu einer Reduktion der Knieschmerzen. Durch die Schmerzreduktion wird die Aktivität der das Knie umgebenden Muskulatur ermöglicht und gefördert, was sich positiv auf das gesamte muskuloskelettale System auswirken kann. Für eine nachhaltige Rehabilitation wird die Patella Pro durch das Patella Move Bewegungsprogramm ergänzt. Im Rahmen einer Untersuchung des Instituts für Orthopädie und Biomechanik (IBO) der Sporthochschule Köln et. al. wurde nun die biomechanische Wirksamkeit der Patella Pro geprüft. Im Mittelpunkt der ex vivo Untersuchung stand der grundsätzliche Mechanismus 1 Institut für Biomechanik und Orthopädie, Deutsche Sporthochschule Köln, 2Asklepios Harzkliniken, Bad Harzburg, 3ARCUS-Sportklinik, Pforzheim Sie finden Otto Bock auf dem DKOU: Halle 17, Stand 10 Weitere Informationen: Karsten Ley Leitung Unternehmenskommunikation Otto Bock HealthCare GmbH Max-Näder-Str. 15 37115 Duderstadt Tel.: 05527/848-3036 Fax: 05527-848-3360 E-Mail: [email protected] www.ottobock.de Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 25 Knie & Hüfte • Knie- und Hüftendoprothetik auf dem Prüfstand Trotz guter Ergebnisse noch „Luft nach oben“ „Standzeiten von 15 bis 20 Jahren können wir in der Knieendoprothetik heute erwarten, und wollen auch dann noch in über 90% ein gutes Ergebnis sehen“, sagte PD Dr. Stefan Endres, Olsberg, auf dem Köln-Bonner Endoprothetik-Forum. Wie man diese Standzeiten erreichen kann? Indem man sich an den aktuellen Abb. 1: Das Konzept der dualen Beweglichkeit: Pfanne POLAR CUP® mit Hals und Schaft (Quelle: Smith & Nephew) Goldstandard hält, der Garant für bestmögliche Resultate sein sollte. Doch die Frage nach dem Goldstandard ist in der Knie-Endoprothetik nicht so einfach zu beantworten, denn hier gibt es femoral und tibial eine Vielzahl von Variablen, von der Zementierung oder zementfreien Fixierung über die Frage nach Mobile oder Fixed Bearing-Inlays bis hin zu speziellen Fragestellungen wie Gender Knee oder zur Prothesen für Allergiker. In der Literatur wird der Goldstandard z.B. im Journal of Arthroplasty einmal als zementierte, trikompartimentelle, posterior stabilisierende Variante definiert, im gleichen Jahr - und im selben Journal - von einem anderen Autor jedoch als zementfreie, bikondyläre, Kreuzband erhaltende Versorgung. Die Teilnehmer des von Smith & Nephew veranstalteten Endoprothetikforums entschieden sich mehrheitlich für eine zementierte, Kreuzband erhaltende Variante, mit Fixed bearing-Inlay und ohne Patellaersatz. Abb. 2: Zementierte und unzementierte Versionen von POLAR CUP® Verbesserungspotential bei Knie-TEPs Kann man sich mit einem wie auch immer definierten Goldstandard zufrieden geben, oder könnte doch noch Optimierungspotential vorhanden sein? Versagensursachen für Knie-TEPs waren nach einer Studie aus Philadelphia hauptsächlich PE-Abrieb bzw. aseptische Lockerungen, Instabilität, Arthrofibrose und Malalignment, also Materialprobleme und operative Fehler. Zudem sind laut Literatur etwa 20% der Patienten nicht mit ihrer Knieendoprothese zufrieden. Hier gibt es also durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten, und zwar in den Sektoren Materialien, Design, Implantationstechnik und vielleicht noch bei der Indikationsstellung. Die hohe Rate an unzufriedenen Patienten lässt sich jedoch nach Einschätzung von Teilnehmern des Endoprothetikforums zu einem beträchtlichen Anteil auch auf eine unrealistisch hohe Erwartungshaltung der Patienten zurückführen. Senkung des Luxationsrisikos bei Hüft-TEPs Bei etwa 4% der primären HüftTEPs kommt es postoperativ zur Luxation, bei 36% der deswegen revidierten Hüften muss wegen einer weiteren Luxation erneut eingegriffen werden. Mit dem Double Mobility Pfannenkonzept sollen derartige Verläufe vermieden werden. Prof. Dr. Carsten Perka, Charité/Berlin, stellte eine Double Mobility Pfanne 26 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 vor (Abb. 1 und 2). Als Risikoprävention werden heute große Köpfe implantiert, aber „der große Kopf allein kann es nicht lösen – Luxation ist immer das Resultat von Gelenkgeometrie und der Ausrichtung der Prothesenkomponenten“, betonte Perka. Reorientierung von Pfanne und Schaft, große Kopfdurchmesser, Trevira-Schlauch zur Weichteilverstärkung und postoperative Ruhigstellung im Cast sind das gängige Maßnahmenpaket gegen Luxation, das heute Standard ist. Doch in der Charité lautet die Lösung immer häufiger Double Mobility bzw. Tripolare Pfanne mit zwei Artikulationen zwischen PE-Inlay und Keramikkopf einerseits, die für etwa 85% der Bewegung verantwortlich ist, und einer zweiten Artikulation andererseits zwischen HXPE-Außenfläche und Pfanne. Dies vergrößert den Bewegungsradius und erhöht die JumpDistance, die für die Dislokation wesentlich ist. Das System ist zudem zementierbar, was die Fixation erleichtert. „Dies ist eine sichere, effektive und haltbare Lösung für die Therapie der Hüftgelenksinstabilität“, unterstrich Perka. In Frankreich, wo das Konzept entwickelt wurde, werden derzeit bis zu 25% aller Patienten mit primärer Hüft-TEP mit einer tripolaren Pfanne versorgt, was hierzulande kaum vorstellbar ist. Als Probleme des Systems sah Perka ein mögliches Impingement, ein designabhängiges Iliopsoas-Impingement und die Schwierigkeit der Pfannenfixation bei Revision. BVP Quelle: Köln-Bonner Endoprothetik-Forum, 15.-17. September 2011. Veranstalter: Smith & Nephew/KLEOS. 'HXWVFKHU:LUEHOVlXOHQNRQJUHVV -DKUHVWDJXQJGHU'HXWVFKHQ:LUEHOVlXOHQJHVHOOVFKDIW ¥'H]HPEHU &RQJUHVV&HQWUXP+DPEXUJ 6DJLWWDOH%DODQFH%LRPHFKDQLN 7KHUDSLH3V\FKH ,QQRYDWLRQ$QDO\VH /DQJ]HLWUHVXOWDW3HUVSHNWLYH ,QIRUPDWLRQHQXQWHUZZZGZJGH B i l d ge b ung un d O P - P l a nung • Roboter in der Wirbelsäulenchirurgie – Präzision gefragt Bei Eingriffen an der Wirbelsäule ist höchste Präzision gefordert, weil sie dicht neben dem zentralen Nervensystem, peripheren Nerven und den großen Blutgefäßen stattfinden. Mit Hilfe von Roboter-Systemen können heute Wirbelsäulenoperationen am Bildschirm geplant und mit höchster Genauigkeit durchgeführt werden. Mit der neuen Technik „RenaissanceTM“ sowie dem Vorgänger „SpineAssist®“ (beide Mazor Robotics) ist das Platzieren von Implantaten auch minimalinvasiv möglich (Abb. 1 und 2). Eine optimale Planung der Operation und verbesserte Arbeitsabläufe während des Eingriffs bei einem gleichzeitig geringeren Einsatz von Röntgenstrahlung erleichtern Chirurgen und OP-Personal die Arbeit. Dr. med. Christof Birkenmaier, Oberarzt an der Orthopädischen Klinik Großhadern, LMU München, arbeitet seit drei Jahren mit dieser modernen Operationstechnik und hat bereits über 100 Eingriffe durchgeführt. Im folgenden Interview berichtet er über seine Erfahrungen mit der neuen Technik. Welches sind die größten klinischen Vorteile? Dr. Birkenmaier: Mit dem Roboter ist eine hohe Sicherheit gewährleistet, auch bei minimalinvasivem Operationssetting. Insbesondere bei Patienten mit anatomischen Varianten, Osteoporose, Adipositas oder Deformitäten sind 2-D-Röntgenbilder mitunter schwierig zu beurteilen. Bei der Positionierungshilfe ermöglichen die gewonnenen 3-D-Bilder und die Planungssoftware den Eingriff sehr genau vorzubereiten, am Bildschirm durchzuspielen und die Schrauben dann beim eigentlichen Eingriff mit höchster Präzision zu platzieren. Durch die umfassende Planung kann ich potenzielle Gefahren bereits im Vorfeld erkennen und Komplikationen vermeiden, zum Beispiel das Abrutschen des Bohrers bei schwierigen anatomischen Verhältnissen. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Technik gemacht? Dr. Birkenmaier: Als Chirurg arbeitet man mit großer Leidenschaft und gibt sich nicht gern mit zweitbesten Lösungen zufrieden. Wenn wir die Erfahrungen aus der Arbeit mit dem Roboter übertragen, ermöglicht uns die Computertechnik meiner Ansicht nach bei bestimmten komplexen Fällen, eine noch höhere Qualität der Instrumentierung zu erlangen – 28 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 Dr. Christof Birkenmaier, Orthopädische Klinik, LMU München ein Vorteil für die chirurgische Arbeit insgesamt. von Geräteausfällen im Verhältnis öfter auf erfahrenere Kollegen angewiesen sind. Wie beurteilen Sie die Lernkurve? Dr. Birkenmaier: Die Einarbeitung in die Software und das Erlernen der Arbeitsabläufe während des Eingriffs selbst erfolgen sehr zügig. Auch als junger Arzt mit noch geringerer Fallzahl kann man mit dieser Technik rascher eine hohe Präzision bei der Implantat-Platzierung erreichen. Einziger Nachteil gerade für jüngere Kollegen könnte sein, dass diese durch die vermehrt eingesetzte Robotertechnik ihre manuellen Fertigkeiten weniger schulen und im Falle Wie groß ist die Bereitschaft der Patienten Ihrer Klinik, sich mit dieser neuen Technik operieren zu lassen? Dr. Birkenmaier: Wir versorgen viele alte, multimorbide Patienten, die der Technik sehr offen gegenüberstehen. Die meisten sind begeistert von der Vorstellung, dass der Roboter bei ihrer Operation für zusätzliche Sicherheit sorgt. Abb. 1: Der Roboter wird vor der Operation an der Wirbelsäule des Patienten fixiert und führt den Chirurgen direkt an die im Vorfeld berechnete Position. Mit Hilfe der Bohrhülse kann dieser nun das Implantat millimetergenau einsetzen. Wie profitiert Ihre Klinik insgesamt von dem Technik-Know-How? Dr. Birkenmaier: Als Uniklinik bieten wir unseren Patienten das gesamte Spektrum der Maximalversorgung. Der Einsatz des Roboters bietet zwar keine direkte finanzielle Ersparnis, trägt aber dazu bei, die Qualität unserer Arbeit zu verbessern. Dies trägt zur Reputation des Hauses insgesamt bei. Roboter-Systeme sind in der Urologie, Gynäkologie und bei Herzoperationen etabliert. Wie wird sich die Wirbelsäulenchirurgie in den nächsten Jahren entwickeln? Dr. Birkenmaier: Ich hoffe, dass die Entwicklungen hier im selben Tempo wie bisher voranschreiten und die Systeme laufend ergänzt werden. Hierzu gebe ich meine Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge gerne weiter. So ist z. B. eine Ausweitung der Technik auf Eingriffe an der Halswirbelsäule in Umsetzung. Kontakt: Dr. Christof Birkenmaier Oberarzt Wirbelsäulenchirurgie Orthopädische Klinik und Poliklinik Klinikum der Universität München, Campus Großhadern Marchioninistr. 15 81377 München Tel.: 089/70952818 [email protected] ◀ Abb. 2: RenaissanceTM ist ausgestattet mit neuen Ressourcen, welche dem Chirurgen den Einsatz bei komplexen Wirbelsäuleneingriffen und minimal invasiven Operationen ermöglichen. WWW.NUVASIVE.DE AttraX ™ – synthetischer Knochenersatz einer neuen Generation Bei der Entwicklung dieses vollsynthetischen Knochensubstituts wurde besonders viel Wert auf die intraoperative Anwenderfreundlichkeit gelegt. Das Ausmodulieren von Knochendefekten und die Wiederherstellung traumatischer Frakturen wird Überzeugen Sie sich von den besonderen Handlingseigenschaften in einer Demonstration. Gerne vereinbaren wir einen Termin mit Ihnen. Contrescarpe 75a 28195 Bremen [email protected] 0421.985.383.40 zu einem spielerischen Erlebnis. Die verwendeten Materialen sorgen neben dem angenehmen Handling für eine verbesserte Proteinadsorption und erhöhte Knochenbildung. © 2011. NuVasive, Inc. All rights reserved. and NuVasive are registered trademarks of NuVasive, Inc. AttraX and Speed of Innovation are common law trademarks of NuVasive, Inc. M a r k t ü b e r b l i c k W i r b e l s ä u l enve r s o r gung • Paradigm Spine DCI™ – Der dynamisch-funktionelle Bandscheibenersatz In den letzten Jahren gewannen die nicht fusionierenden Stabilisierungssysteme zum Schutz der Anschlusssegmente mehr und mehr an Bedeutung. Mit der Entwicklung eines dynamisch-funktionellen Implantats für die Behandlung degenerativer Bandscheibenerkrankungen der Halswirbelsäule schließt die Paradigm Spine GmbH die Lücke im Behandlungskontinuum zwischen Bandscheibenprothetik einerseits und irreversiblen Eingriffen wie der Versteifungsoperation andererseits. Das DCI™ Implantat erlaubt die Stabilisierung der Halswirbelsäule und ermöglicht kontrollierte Bewegungen. Es verfügt über Dämpfungseigenschaften, die nach Implantation die Anschlusssegmente ober- und unterhalb des behandelten Segments vor einer beschleunigten Bandscheibendegeneration schützen. In den letzten 5 Jahren konnten bereits über 5.000 Patienten erfolgreich mit der DCI™ Technologie versorgt werden. René Rothacker Paradigm Spine GmbH Tel.: 07461/963599-38 / [email protected] / www.paradigmspine.com Medtronic Gelenkige Halswirbelprothese Die Bandscheibenprothese PRESTIGE® LP Cervical Disc ist ein Implantat für die Halswirbelsäule, ohne diese zu versteifen. Eine Operation mit dem System basiert darauf, die natürliche Funktion der Wirbelsäule im operierten Segment wiederherzustellen. Das Implantat besteht aus zwei Hälften, die nach dem Kugelgelenk-Prinzip eine Einheit bilden. Beide Implantathälften werden jeweils im angrenzenden Wirbelkörper verankert. Durch die Kugelgelenk-Mechanik werden die angrenzenden Wirbel beweglich verbunden. Die Operationstechnik beginnt mit der klassischen Dekompression. Im zweiten Schritt wird die Bandscheibe durch die Prothese mit dem Kugelgelenk ersetzt. Das neue Implantat lässt die natürlichen Bewegungsabläufe zu und sorgt für die Pufferfunktion zwischen den Wirbelkörpern. Zum Einbringen der PRESTIGE® LP Cervical Disc Prothese wird der Bandscheibenraum mit speziellen Instrumenten vorbereitet. Dadurch wird eine möglichst große Auflagefläche des Implantates auf den Endplatten der benachbarten Halswirbel geschaffen. Die Nachbehandlung erfolgt ohne äußere Ruhigstellung. Durch eine frühe Physiotherapie werden Verspannungen reduziert und Muskulatur zum Schutz der Wirbelsäule aufgebaut. Umso schneller kehrt der Patient in den Alltag zurück. Sabine Günther Medtronic GmbH Tel.: 02159/8149-277 / [email protected] / www.medtronic.de 30 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 • M a r k t ü b e r b l i c k W i r b e l s ä u l enve r s o r gung Aesculap activ C & activ L Mit activ C und activ L bietet Aesculap im Segment der Bewegungserhaltung zwei Implantate, welche die jeweiligen anatomischen Anforderungen durch ihre spezielle Funktionalität optimal unterstützen. activ C ermöglicht dank einer Reihe von Designmerkmalen eine sichere Implantation und einen Bewegungsumfang, der sich am gesunden zervikalen Bandscheibensegment orientiert. Um auch multisegmentalen Versorgungen ohne Gefahr zu ermöglichen ist die activ C mit einer Kombination aus Spikes (superior) und Kiel (inferior) versehen. Damit ist auch ein Schutz vor Rotation und lateraler Dislokation des Implantats geboten. Weiterhin ist dank der innovativen Instrumentation und Fräserführung bei der Implantatbett-Vorbereitung kein Meisseln notwendig. activ L kombiniert die Rotations- und Translationsbewegung des Inlays um eine möglichst physiologische lumbale Mobilisation zu erreichen. Durch zwei frei kombinierbare Verankerungskonzepte (Spike/Finne) und die Wahl einer optimalen Plattenkonfiguration kann auf die individuelle Anatomie der Wirbelkörper berücksichtigt werden. Die speziellen Instrumente ermöglichen einen Mittellinienzugang 0° oder einen anterior-lateralen Zugang 45°. Beide Bandscheibenprothesen sind mit der aus der Knie-und Hüftendoprothetik bewährten Plasmapore® Reintitanbeschichtung versehen. Sie maximiert die Implantatoberfläche, was zu einer optimalen Primärstabilität beiträgt. Gleichzeitig unterstützt Plasmapore® durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Porosität, Porentiefe und Rauhigkeit das Einwachsen von Knochen in die Beschichtung. Jörg Tausendfreund Aesculap AG Tel.: 07461/95-2105 / [email protected] NuVasive Laterale Bandscheibenprothetik und Korpektomie Die Versorgung der Wirbelsäule über den XLIF®-Zugang hat sich wegen der Weichteilschonung in den letzten Jahren weiter etabliert. Dazu hat auch beigetragen, dass NuVasive® als Pionier hier neben einfachen Zwischenwirbelcagen die Implantatoptionen erweitert hat. So umfassen die Lösungen, die über den schonenden seitlichen Zugang versorgt werden können, den Wirbelkörperersatz und künstlichen Bandscheibenersatz. XLIF Korpektomie ist ein minimal invasives Verfahren zur Behandlung von Tumor- und Trauma-Patienten. Unter Verwendung der einzigartigen MAS®-Plattform mit der nahtlosen Integration des Intraoperativen Monitoring Systems NVM5® ermöglicht XLIF Korpektomie dem Anwender direkten weichteilschonenden Zugriff zur relevanten Anatomie für die Dekompression und Rekonstruktion der vorderen Wirbelsäule in konventioneller Technik. Bei XL TDR handelt es sich um ein bewegungserhaltendes Implantat für die Lendenwirbelsäule, das von NuVasive speziell für den seitlichen Zugang entwickelt wurde. Im Gegensatz zur klassischen, ventralen Bandscheibenprothetik wird beim XLIF-Verfahren nicht nur das hintere Längsband, sondern auch der stabilisierende Faktor des vorderen Längsbands intakt gelassen. Somit können diese Strukturen einen natürlicheren Bewegungsablauf erhalten. Sven Borka NuVasive Europe GmbH Tel.: 0421/985 383 40 / [email protected] / www.nuvasive.de Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 31 Wirbelsäule • Einladung: 6. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft Beschluss der Zertifizierung / Einrichtung eines Wirbelsäulenregisters Der Mitgliederzuwachs der letzten Jahre in der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) auf nunmehr über 750 Mitglieder zeigt die Bedeutung dieser interdisziplinären Gesellschaft deutlich. Mehr als 1300 Teilnehmer verzeichnete die 5. Jahrestagung im Dezember 2010 in Bremen. Der diesjährige Präsident der DWG, Prof. Dr. Christof Hopf, Chefarzt des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und der Abteilung für Kinder-, Rheuma- und onkologische Orthopädie des Lubinus Clinicums in Kiel, erwartet in diesem Jahr einen weiteren Anstieg der Teilnehmerzahlen. Prof. Dr. med. Christof Hopf, Präsident der DWG 2011 Zertifizierte Weiterbildung der DWS Die DWG hat ihr Weiterbildungsprogramm erweitert und strukturiert. Die Weiterbildungskommission hat ein Curriculum erstellt, in dem fachübergreifende Themen der konservativen und operativen Wirbelsäulenbehandlungen in Theorie und Praxis dargestellt werden. Wichtige Bestandteile der in sechs Module gegliederten Basiskurse, die bereits bis in das Jahr 2013 festgelegt sind, sind die Vermittlung von Basiswissen sowie Präparationen an der Leiche. Hochqualifizierte Referenten für die theoretischen Grundlagen und kleine Gruppen für die praktische Präparation bieten den Teilnehmern ausgezeichnete Möglichkeiten der Weiterbildung und Diskussion. Nach dem bereits 2009 dieses Weiterbildungsprogramm eingeführt worden war, hat der Vorstand der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft am 10.09.2011 die personengebundene Zertifizierung beschlossen. Neben der Teilnahme an den sechs Modulen der Basiskurse wird hier ein umfangreicher Operationskatalog gefordert, der die Anforderungen der anderen Fachgesellschaften deutlich übersteigt. Ziele der Zertifizierung sind die Qualitätsförderung und -sicherung. Eingeführt wird eine Übergangsregelung für erfahrene Fachärzte. Auch die Kostenträger unterstützen diesen essentiellen Schritt im Sinne der Patientensicherheit. Wirbelsäulen-Register Ein weiterer Schritt zur Qualitätssicherung ist die Einrichtung eines nationalen Wirbelsäulenregisters. Unter der Leitung des Vorsitzenden der Kommission Wirbelsäulenregister Dr. F. Meyer, Evangelisches Krankenhaus, Chefarzt Neurochirurgie, Steinweg 13-17, 26122 Oldenburg, wurde ein nationales Wirbelsäulenregister in Anlehnung an den Spine Tango entwickelt. Hier wird 32 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 es möglich sein, ab sofort Daten in eine Datenbank einzugeben, die mittel- und langfristig zur weiteren Qualitätssteigerung führt. Interdisziplinäre Zusammenarbeit Eine weitere Entwicklung dieses Jahres ist die Berufung der Kommission „Junges Forum“, deren Kernziele die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen, Orthopäden und Unfallchirurgen, die Einrichtung einer Hospitationsbörse und Kurse über den theoretischen Bereich wissenschaftlicher Arbeiten sind. Gemeinsame Grundprinzipien sind das Interesse und die Weiterbildung im Bereich der Wirbelsäule unabhängig von bestehenden Facharztbezeichnungen. Neben der Ausweitung des Engagements in der Förderung der Aus- und Weiterbildung sowie der Förderung des wissenschaftlichen Arbeitens wird die DWG eine Rechtsberatung für ihre Mitglieder ins Leben rufen. Neben dem Austausch über verschiedene Einflüsse rechtlicher Vorgaben und Bestimmungen werden auch Einzelfalldiskussionen und Erfahrungsaustausche möglich sein. www.dwg2011.de einzusehen. Die hohe Qualität der Vorträge setzt den Qualitätsanstieg der vergangenen Jahre fort und verspricht einen interessanten und Diskussionen anregenden Kongress. Auch in diesem Jahr werden weit mehr als 1000 Kongressteilnehmer erwartet. Die bereits eingegangenen Anmeldungen übersteigen die Erwartungen schon vor Festsetzung der endgültigen Programmpunkte. Auch das große Interesse und Engagement der Industriepartner und Sponsoren zeigt deutlich, dass auch die Industrie in der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft einen interessanten Partner und in der Jahrestagung ein großes und wichtiges Forum erkannt hat. Über 100 Unternehmen werden auch in diesem Jahr Anwendern und Interessenten ihr Spektrum vorstellen. Alle Informationen zum 6. Deutschen Wirbelsäulenkongress und natürlich das vollständige Programm finden Sie auf der Homepage www.dwg2011.de. Die Anmeldung zum Kongress ist ebenfalls über diese Homepage möglich. Hauptthemen des Kongresses Das diesjährige Programm der Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft gliedert sich in vier Schwerpunkt-Themenbereiche. Das stilisierte Anagramm „STIL“ steht für „Sagittale Balance & Biomechanik“, „Therapie & Psyche“, „Innovation & Analyse“ und „Langzeitresultate & Perspektive“. Aus über 370 eingereichten Abstracts bewertete ein Reviewer-Team die Vorträge und Poster. Unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Viola Bullmann wurden dann von der neunköpfigen Programmkommission die endgültigen Arbeiten ausgewählt. Das Programm der 6. Jahrestagung steht fest, es ist unter Kontakt: Dr. Philip Lübke Abt. für Wirbelsäulenchirurgie, Kinder- Rheuma- und onkologische Orthopädie Lubinus Clinicum Steenbeker Weg 25 24106 Kiel Tel.: 0431-388 6512 [email protected] PALAMIX ® Optimiertes Mischen für Knochenzemente: Einfach – sicher – efƂzient* PALAMIX® – einfache Handhabung für alle Anwendungen * einfach in nur wenigen Schritten zum homogenen und applikationsfertigen Knochenzement * sicher zuverlässige Vakuumkontrolle durch Vakuumindikator am Luftschlauch * efƂzient ein System für alle Anwendungen in der zementierten Prothetik durch eine Auswahl an verschiedenen Kartuschengrößen und speziellem Zubehör Heraeus Medical GmbH · Philipp-Reis Straße 8/13 · 61273 Wehrheim · Deutschland · www.heraeus-medical.com Wirbelsäule • Osteoinduktion durch spezielle Oberflächenstruktur Nanotechnologie für den Knochenersatz Nach 12 Wochen fand sich im Tiermodell nach Implantation von AttraX Putty 21 % neu gebildete Knochensubstanz, bei Silikat-HA hingegen 12 % und im β-TCP-Präparat nur 9 % neu gebildeter Knochen (Abb. 1a-c). Der neu gebildete Knochen verfügt über gute mechanische Eigenschaften, mit tendenziell, aber nicht signifikant höherer Zugbelastbarkeit als autologe Spongiosa. Signifikant höher ist die Zugbelastbarkeit hingegen gegenüber Silikat-HA und β-TCP. Das besonders dichte β-TCP in AttraX Putty wurde entwickelt, um die zellvermittelte Resorption des Trägers zu beschleunigen. Einfache Handhabung Abb. 1: Die gute Formbarkeit erleichtert das Handling von AttraXTM Putty Das vollsynthetische Knochenersatzmaterial AttraX Putty zeichnet sich durch eine einzigartige Oberflächenstruktur aus, die das Knochenwachstum in besonderem Maße stimuliert. AttraX Putty ist ein nanostrukturiertes Kalziumphosphat-Material, das von strukturierten Kalzium-Triphosphatgranula eingeschlossen ist. Diese Granula haben spezielle Oberflächenformen, die eine erhöhte Adsorptionsvermögen für Proteine aufweisen. Wenn Struktur und Ausdehnung der Oberfläche bestimmte Anforderungen erfüllen, haben keramische Substanzen in Kalziumphosphat-haltigen Materialien eine hohe intrinsische osteoinduktive Aktivität. Das konnten Yuan et al. im vergangenen Jahr zeigen (Proceedings of the National Academy of Science 2010). Eine besondere Rolle spielt hierfür die Anzahl der Nanoporen. In AttraX Putty finden sich 22 % Nanoporen <1µm, in bioaktivem β-TCP (Beta-Trikalziumphosphat) hingegen 2 % und in Silikat-HA (Silikat-Hydroxylapatit) lediglich 1 %. Proteinadsorption erheblich gesteigert Die spezielle Oberflächenstruktur verbessert die Proteinadsorption, und diese wiederum hat sich als Schlüsselfaktor für die Knochenneubildung erwiesen. AttraX Putty adsorbiert 2,5mal soviel Protein wie bioaktives β-TCP und das 3,2fache von Silikat-HA, gemessen an Tag 7. Umgerechnet bedeutet dies eine Proteinadsorption von 89 % gegenüber 36 % (β-TCP) bzw. 28 % (Silikat-HA). Spezielle Proteine wie Vitronectin, Fibronectin und Albumin, die sich während der frühesten Phase der Heilungskaskade an das Implantatmaterial anlagern, sind verantwortlich für die Anhaftung und Funktionsaufnahme von Osteoblasten. Vermehrte Knochenneubildung nachgewiesen Dass dies tatsächlich auch zu vermehrter Knochenneubildung führt, konnte mehrfach im Tierversuch an verschiedenen Spezies nachgewiesen werden (Walsh et al. 2011, Proceedings of the American Academy of Orthopaedic Surgeons). AttraX Putty zeichnet sich durch seine gute Formbarkeit und einfache Handhabung aus. Es ist gebrauchsfertig in verschiedenen Größen und Formen, z. B. als Zylinder, Block oder Streifen erhältlich. Das Produkt kann in der Ausgangsform verarbeitet oder jede andere Form gebracht werden (Abb. 2). Die Trägersubstanz, ein alkalisches Polymer (AOC®), die für die leichte Formbarkeit verantwortlich ist, bremst die Knochenneubildung nicht und löst sich rasch auf. AttraX Putty kann auch mit Autograft-Material kombiniert werden. Nach der erfolgreichen CE-Zertifizierung wurde das Produkt europaweit im Mai 2011 eingeführt. Die Handlingscharakteristika wurden anfänglich im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie genutzt. Zwischenzeitlich profitieren auch Anwender in der Traumatologie und allgemeinen Orthopädie von den überzeugenden Produkteigenschaften. Kontakt: Sven Borka Marketing Manager Europe NuVasive Europe GmbH Contrescarpe 75a 28195 Bremen Tel.: 0421-98538340 [email protected] www.nuvasive.de Abb. 2 a-c (von links nach rechts): Nach 12 Wochen: 21 % neu gebildete Knochensubstanz bei AttraX Putty (a), 12 % bei Silikat-HA (b), nur 9 % im β-TCPPräparat (c). Grau = Knochensubstanz, rot = Implantat 34 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 • B i l d ge b ung un d O P - P l a nung Individuelle Ausstattung Ihrer Praxis oder Ihres MVZ Der Indirekt Channel liefert Ihre Lösung Individuelle Ausstattungskonzepte für Ihre orthopädische Praxis bzw. Ihr MVZ durch Ihren Fachhandelspartner in der Nähe: Mit dem ‚Indirect Channel‘ hat Philips seine gesamten Fachhandelsaktivitäten im Bereich Medizintechnik gebündelt. Diese Plattform vereint ca. 50 Fachhandels- und Dienstleistungspartner und stellt den flächendeckenden Vertrieb von Produkten, Komplettlösungen, Logistik und Dienstleistungen sowie die Betreuung sicher. Abb. 1: buckyCompact, der “golden standard” der Skelettdiagnostik Die Fachhandelspartner des Indirect Channels bieten ein exklusives, auf die Marktbedürfnisse abgestimmtes Portfolio. Dieses umfasst neben den Schwerpunkten Röntgen, Ultraschall und Patientenüberwachung alle Produkte und Dienstleistungen, die Sie z. B. bei einer Neuausstattung, einem Umzug, einer Zusammenlegung oder bei einer Rationalisierungsmaßnahme benötigen. Durch die Spezialisierung unserer Fachhandelspartner stehen Ihnen Experten für Ihren Fachbereich zur Verfügung. Die „Vernetzung“ unserer Partner über den Indirect Channel mit Partnern anderer Fachbereiche und den Spezialisten von Philips löst zudem applikationsübergreifende Fragestellungen. Nachfolgend finden Sie einen Auszug aus dem Indirect Channel Portfolio: Röntgen auf kleinstem Raum: Mit dem analogen buckyCompact als dem ‚Goldenen Standard‘ in der Skelettdiagnostik steht Ihnen ein wirtschaftlich interessantes System zur Verfügung. Durch die kompakte Bauweise mit dem im Tisch integrierten Generator lässt sich der Aufnahmeplatz in jedes Raumkonzept einpassen. Mit den vorprogrammierten Routineaufnahmen stehen der Patient und der optimierte Workflow im Vordergrund. Die Lebensdauerkosten konnten durch die Verwendung solider, klassisch langlebiger Komponenten entscheidend gesenkt werden. Digitalisieren Sie Ihr Röntgensystem: Unter Betrachtung des Verhältnisses von Kosten und Ertrag und unter dem Aspekt der Diagnosesicherheit sowie der Zukunftssicherheit lässt sich das buckyCompact leicht mit dem Speicherfoliensystem PCR Eleva S digitalisieren. Mit der automatischen Bildrekonstruktion (z. -B. Wirbelsäule, Beine) sowie der hervorragenden Bilddynamik und dem außergewöhnlichen Detailkontrast der UNIQUE Bildbearbeitungssoftware ist diese System ideal für die orthopädische Praxis. Schnelle und schonende Untersuchung mit Ultraschall: Mit dem Ultraschallsystem HD7 XE sparen Sie Zeit ohne auf Diagnosesicherheit zu verzichten. Gerade bei Untersuchungen von Weichteilgeweben bietet dieses Ultraschallsystem eine sinnvolle Ergänzung zu Röntgen- oder MR-Aufnahmen. So stellen die Ultraschallbilder insbesondere bei Nachuntersuchungen oder im Verlaufe von Interventionen eine solide Stütze für die Beurteilung der bestmöglichen therapeutischen Maßnahmen dar. Die Strukturen der detaillierten Bilder von Muskeln, Sehnen und Bänder werden dynamisch hervorgehoben, Rauschartefakte sind praktisch nicht vorhanden. Leistungsstark in jeder Situation: Der IntelliVue MP2 ist ein Multi-Parameter-Überwachungs- und Transportmonitor in einem. Die Sicherheit des Patienten steht an erster Stelle, und so können Sie mit diesem Monitor bis zu drei Echtzeitkurven anzeigen (EKG, Respiration, SpO2, NBP, Temperatur, Druck). Das Gerät erlaubt 3 Stunden Akkubetrieb. Planung der Räumlichkeiten: Suchen Sie nicht nach einen Planer, liefern Sie einfach Ihrem Fachhändler Ihre Ideen. Die Partner im Indirect Channel setzen Ihre Wünsche und Vorstellungen über den optimierten Arbeitsablauf in ein Raumkonzept um. Sie erhalten den individuellen Vorschlag zur Um- oder Neugestaltung Ihrer Räumlichkeiten. Design der Räumlichkeiten für Ihre Patienten: Ein ausgewogenes Raumdesign kann eine positive Stimmung erzeugen, um die Patienten so gut wie möglich in den schwierigen Minuten zu entlasten. Das Ambiente beginnend mit der Patienten-aufnahme bis hin zum Behandlungsraum wirkt auf den psychischen Zustand und schafft Voraussetzungen, damit der Patient während der Untersuchung und während eines Eingriffes so gut wie möglich entspannen kann und weitestgehend von Ängsten abgelenkt ist. Überschaubare Life Cycle Costs: Auch zuverlässige Technik bedarf der regelmäßigen Wartung und der vorgeschriebenen Prüfungen und Kontrollen. Mit der flächendeckenden Präsenz der autorisierten Fachhändler von Philips Indirect Channel wird sichergestellt, dass die Systeme optimal betreut werden und die Anforderungen der Medizinprodukte-Betreiberverordnung eingehalten werden. Individuelle Finanzierung: Der Philips Fachhandel bietet mit Philips Medical Capital die für Ihre Marktsituation maßgeschneiderte Finanzierungslösung. So kombinieren Sie bestmögliche Patientenversorgung mit hoher Wirtschaftlichkeit. Fordern Sie ‚State oft the Art‘: Der Indirect Channel von Philips bietet Ihnen Lösungen, die Ihnen dabei helfen, Ihren Workflow zu optimieren und die Effizienz Ihrer Leistungen zu steigern. Orthopädische Fragestellungen stellen dabei an bildgebende Systeme besondere Anforderungen, diese werden mit hervorragender Bildqualität bei einfacher Handhabung und geringen Lifecycle-Kosten erfüllt. Die Philips Fachhändler unterstützen Sie außerdem mit den individuellen Planungen und Ausstattungen Ihrer Räumlichkeiten sowie den angepassten Finanzierungslösungen von Kredit über Leasing bis zu Nutzungs-Modellen. Welche Lösungen sind für Sie interessant? Rufen Sie uns an: 01805 326 277 (0,14 Euro/Min.). Kontakt: Mathias Berte Philips Healthcare Indirect Channel Lübeckertordamm 5 20099 Hamburg Tel.: 01805 326 277 (0,14 Euro/Min.) [email protected] Orthopädie im Profil 2/2011 ▪ 35 Inn o v a t i o n un d Insp i r a t i o n • Entwicklung der DRGs und Auswirkungen auf innovative Produkte der Medizintechnik Auf die Hersteller von Medizinprodukten kommen Neuerungen zu: Das im Januar 2011 in Kraft getretene Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) soll auch als „Vorbild“ für eine Nutzenbewertung von Medizinprodukten dienen. Somit ist zu erwarten, dass zukünftig auch für innovative Implantate eine Nutzenbewertung erforderlich sein wird. Prof. Dr. Rainer Riedel, Rheinische Fachhochschule Köln Dipl.Oek./Medizin (FH) Miriam Gindal, Rheinische Fachhochschule Köln Im Rahmen des Gesundheitsreformgesetzes im Jahr 2000 (GRG 2000) wurde die Einführung eines pauschalierten Vergütungssystems (G-DRG) für die voll- und teilstationären Krankenhausleistungen festgelegt. Als Orientierungshilfe zur Entwicklung dieses Systems diente das bereits bestehende System aus Australien. Das diagnosebezogene Patientenklassifikationssystem wurde zum 01.01.2003 eingeführt, wobei eine Anwendungspflicht für die Krankenhäuser erst ab dem 01.01.2004 bestand. Ziel war es, ein „durchgängiges, leistungsorientiertes und pauschaliertes Vergütungssystems“ zu schaffen. (§ 17b Abs. 1 Satz 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz, KHG). Das g-DRG-System sollte in den Krankenhäusern zu einer Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und der Schaffung von Leistungsanreizen führen. Mit Hilfe der DRGs wurde ein Patientenklassifikationssystem entwickelt, in 36 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 denen die einzelnen Behandlungsfälle aufgrund bestimmter Kriterien, wie Diagnosen, Schweregrad der Erkrankung, Alter, usw. zu Fallgruppen zusammengefasst werden. Die einzelnen Fallgruppen werden mit unterschiedlichen Bewertungsrelationen gewichtet, die die Behandlungskosten dieser Fallgruppen durchschnittlich abbilden sollen. Die Bewertungsrelationen werden mit Hilfe von 225 Kalkulationskrankenhäusern jährlich entsprechend den Entwicklungen in der Patientenversorgung vom InEK adaptiert. In diesem Leistungskatalog ist jeder einzelnen definierten Krankenhaus-Leistung ein „Leistungsfaktor z.B. 1,576 (Relativgewicht genannt)“ zugeordnet. Dieses Relativgewicht wird dann mit einem landesweiten (je Bundesland gültigen) Basisfallwert in € multipliziert, um die Vergütungshöhe des Behandlungsfalles zu ermitteln. Beispiel: Relativgewicht 1,567* € 2.900.- (Basisfallwert) = € 4.544,30 (stellt den Abrechnungsbetrag des Krankenhauses an die zuständige Krankenkasse dar). Im Jahr 2003 gab es im g-DRG System insgesamt 664 DRGs. Mittlerweile umfasst der Leistungskatalog für das Jahr 2011 1.194 Fallpauschalen. Einzelleistungen der Krankenhausbehandlung werden, sofern diese nicht durch das DRG-System abgedeckt sind, durch eine Einzelleistungsvergütung (Zusatzentgelt = ZE) beglichen. Die Einführung des DRG-Systems beeinflusst ebenfalls den Bereich der „Medzintechnik“ als nachgelagerten Bereich. Mit der Einführung des Fallpauschalensystems haben sich für die Medizinproduktehersteller Neuerungen bei der Einführung von Medizinprodukten ergeben. Hier sei auf den Artikel „Kostenentwicklung für Endoprothesen“ (Orthopädie im Profil, 1/ 2011) verwiesen. Zurückzuführen auf die Tatsache, dass bei der Vergütung nicht die tatsächlich anfallenden Kosten erstattet werden, sondern unabhängig vom Aufwand und Verbrauch lediglich eine Fallpauschale, sind die Leistungserbringer daran interessiert, die Kosten für die medizinische Behandlung möglichst gering zu halten. Medizinprodukte müssen im Rahmen eines Verfahrens basierend auf dem im Jahr 2002 in Kraft getretenen Medizinproduktegesetz (MPG) zugelassen werden und dürfen ausschließlich mit CE Kennzeichnung in den Verkehr gebracht werden. Das seit Januar 2011 in Kraft getretene Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) soll als „Vorbild“ für eine Nutzenbewertung von Medizinprodukten, wie z.B. Herzschrittmacher oder Stents dienen. Somit ist zu erwarten, dass zukünftig auch für innovative Implantate eine Nutzenbewertung erforderlich sein wird. Bei einem nachgewiesenen Zusatznutzen gegenüber einem bereits am Markt existierenden Medizinprodukt könnte dann das neue Medizinprodukt ggf. auch zu einem höheren Preis erstattungsfähig sein. Der unterschiedliche Nutzen der Arzneimittel wird in einem Sechs-Stufen-Schema definiert. Basierend auf dem heutigen Standard stellt sich die Frage, wie z.B. die Stufen beträchtlicher und erheblicher Zusatznutzen im Vergleich zur wirtschaftlichen Vergleichstherapie (gemäß gesetzlicher Vorgabe) voneinander abgegrenzt werden können. Bereits in der Entwicklungsphase müssen Studiendesigns so implementiert werden, das ein grundsätzlicher Zusatznutzen gegenüber einem wirtschaftlichen Vergleichsprodukt aufzeigt wird. Anzumerken bleibt, dass bei einer Vielzahl von Medizinprodukten eine „frühe Zusatznutzen-Bewertung“ nicht ausreichend möglich sein wird. Ein „Langzeit-Zusatznutzen“ zeigt sich in vielen Fällen erst nach frühestens 10 Jahren. Hier stellt sich dann die Frage, wie in diesen Fällen z.B. bei Endoprothesen, Stents oder Herzschrittmachern der „Frühe Zusatznutzen“ abgeleitet werden könnte. Unabhängig davon, welches Verfahren später eingesetzt werden wird, es entstehen Zusatzkosten für die Industrie, die zusätzlich zu den bisherigen Entwicklungskosten anfallen. Kontakt: Miriam Gindal, Dipl.- Oek./ Medizin (FH) Prof. Dr. med. Dipl.-Kfm. (FH) Rainer Riedel (Direktor) Institut für Medizin-Ökonomie & Medizinische Versorgungsforschung Rheinische Fachhochschule Schaevenstraße 1a/b 50676 Köln Tel.: 0221-20302-628 [email protected] SAUGPUNCH Schnelles und einfaches Adaptieren der Stanzeinsätze Position der Stanzöffnung um 360° in kleinen Schritten wählbar Der modulare Aufbau ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher Stanzvarianten und -größen Regelung des Absaugvolumens während des Einsatzes durch Einhandbedienung EFS GmbH & Co. KG · www.efs-eberle.de Glasbronnenstraße 6 · 75449 Wurmberg · Telefon +49 (0) 7044 9611-0 Kontakt: [email protected] Telefon +49 (0) 2841 88700-32 · Telefax +49 (0) 2841 88700-37 07/2011 Leicht zerlegbar zur Wiederaufbereitung Inn o v a t i o n un d Insp i r a t i o n • Infektionen in der Orthopädie Von MRSA-Screening bis zum periprothetischen Infekt Infektionen sind der Albtraum jedes Operateurs. Sie zu verhüten bzw. beim Auftreten schnellstmöglich in den Griff zu bekommen, ist für jede operative Klinik vordringlich. Dr. Stephan Wydra vom Institut für Hygiene der Universität Bonn gab auf dem Köln-Bonner Endoprothetik-Forum praktische Tipps, wie man sich MRSA mittels Screening und Sanierung möglichst vom Hals hält. Der grampositive Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sitzt bevorzugt im NasenRachenraum. Er ist sehr resistent gegenüber Austrocknung und Wärme, und selbst in unbelebter Umgebung mindestens sechs Monate lebensfähig. Er weist eine Resistenz gegen sämtliche Beta-Lactam-Antibiotika auf, so dass alle Penizilline, Cephalosporine und Carbapeme unwirksam sind. In Deutschland wird Staph. aureus bei 20 – 22% der Bevölkerung gefunden; diese Rate über die letzten zehn Jahre stabil geblieben. Hauptüberträger ist die Hand Hauptvektor der Übertragung ist die Hand. Unsterile Handschuhe und Händedesinfektion schützen nur begrenzt – der Handschuh hat Löcher, die Händedesinfektion erfolgt meist unvollständig, so zeigen sich bei Kontrollen z.B. am Daumen und in den Zwischenfingerräumen Desinfektionslücken. Die Keimübertragung zu unterbinden ist deswegen wichtig, weil Patienten sowohl durch mitgebrachte als auch durch in der Klinik erworbene Staphylokokken erkranken. Händehygiene und vernünftiger Einsatz von Antibiotika sind die wichtigsten Maßnahmen gegen multiresistente Erreger, ferner die vom Robert-Koch-Institut empfohlene Trias Screenen – Isolieren wenn nötig – Sanieren. Gescreent wird anhand des Risikoprofilkatalogs des RKI, isoliert werden einzelne positiv getestete Patienten oder Kohorten. Die Sanierung ist inzwischen durch das Fertigset, zu dem nur noch die Nasensalbe ergänzt werden muss, sehr einfach geworden. Folgt man den Vorgaben des Sets, lassen sich zuhause in fünf Tagen Sanierungsraten von über 90% erreichen; in der Klinik sind die Ergebnisse schlechter. Diagnostik von Gelenkinfektionen Nach dem allgemein verbreiteten MRSA wandte sich PD Dr. Stephan Tohtz, Berlin, einem spezielleren orthopädischen Thema zu: der Diagnostik von Infektionen an Hüft- und Kniegelenk. Ziel ist hier jeweils der präoperative Erregernachweis. Als unspezifische Diagnosetools für Infektion werden die Blutsenkung, C-reaktives Protein, Interleukin 6 in Serum und Synovialflüssigkeit sowie die Leukozyten- 38 ▪ Orthopädie im Profil 2/2011 zahl in der Synovialflüssigkeit herangezogen, ferner histologische Parameter. Interleukin 6 und Leukozytenzahl jeweils im Aspirat weisen die höchste Sensitivität und Spezifität auf. Spezifische Tools sind Gelenkpunktat und Gewebekulturen, wobei das erstere viele falsch positive und noch viel mehr falsch negative Ergebnisse liefert. Ein relativ neues spezifisches Tool ist auch die Sonication, mit der sich an Prothesen anhaftende Erreger nachweisen lassen. Aus den Parametern CRP und BSG ergibt sich bereits eine Infektwahrscheinlichkeit von 83%. Kommt ein positives Aspirat hinzu, so erhöht sie sich auf fast 90%. Weitere Sicherheit bringt der Schnellschnitt. Lokale Antibiose als wichtigste Maßnahme Was tun, wenn eine periprothetische Infektion nachgewiesen ist oder vermutet wird? Dr. Thomas Kappe, Ulm, stellte die Möglichkeiten lokaler Antibiose vor und bewertete sie. Lokal applizierte Antibiotika müssen zunächst einmal hydrophob und thermostabil sein und natürlich zum vermuteten oder nachgewiesenen Keimspektrum passen. Als Erreger sind Staphylokokken, davon ca. 30% MRSA, mit deutlich über 60% führend. Zu diesem Anforderungsprofil passen z.B. Gentamycin, Clindamycin, Vancomycin, Tobramycin oder Meropenem. Das entscheidende Argument für die lokale versus systemische Antibiose ist die Formierung des Biofilms an der Prothesenoberfläche. Durch dieses „Race for the Surface“ zwischen Bakterie und Körperzelle entscheidet sich die Zukunft der Prothese. Gewinnt die Bakterie, entsteht der Biofilm, der die Bakterie vor dem zellulären Immunsystem schützt. Der Biofilm erhöht die minimale Hemmkonzentration für Staph. aureus um das 250fache, für Pseudomonas sogar um das 800fache. Diese Konzentrationen lassen sich bei vernünftigem Nutzen-Risiko-Profil nur mit lokaler Antibiose erreichen. Systemische Nebenwirkungen treten dabei in der Regel nicht auf. Als lokale Antibiotikaträger kommen Septopalketten und Knochenzement als Spacer oder zur Zementierung von Endoprothesen in Frage. Antibiotika-Kombinationen von Vorteil Die Beimischung von mehr als einem Antibiotikum wirkt dabei positiv; bei Staphylokokken ist zusätzlich Vancomycin von Nutzen. Freigesetzt werden die Antibiotika aus dem Zement über einen Zeitraum von 40 bis über 100 Tagen. Allerdings schwächt der Antibiotikazusatz die Biegebeanspruchbarkeit des Zements – dies ist bereits bei einem Gramm pro 40 g Zement nachweisbar. Viele Fragen im Zusammenhang mit der lokalen Antibiotikatherapie sind allerdings nicht mit ausreichender Evidenz zu beantworten, z. B. über Nutzen und Dauer zusätzlicher systemischer Antibiose. Wie diese gehandhabt werden sollte und wo ihre Grenzen liegen, berichtete Dr. Peter Stangenberg, Berlin. Wachsen die Bakterien im Biofilm, so ist die systemische Therapie meist wirkungslos. Die Therapie muss chirurgisch erfolgen, und die Aufgabe der Antibiotikagabe ist die Sicherung des Erfolgs der Chirurgie. Dazu muss sich das betreffende Antibiotikum im Knochen anreichern, was z.B. bei Clindamycin im Gegensatz etwa zu Cefazolin der Fall ist. Zur Therapiedauer gibt es keine evidenzbasierten Daten. In MetaAnalysen zur chronischen Osteomyelitis findet sich eine Therapiedauer von 2 Tagen bis 2 Jahren; der Median liegt etwa bei sechs Wochen. Bei der periprothetischen Infektion wird ebenfalls im Mittel sechs Wochen antibiotisch behandelt. Bedeutender als die Behandlungsdauer ist jedoch die initial richtige Therapie. Durch alleinige systemische Antibiotikagabe lässt sich bei diesen Infektionen allerdings keine Heilung erzielen, wohl aber eine anhaltende effektive Suppression der Infektion bei 63% der Patienten – in diesen inoperablen Situationen muss die Antibiotikatherapie dann lebenslang durchgeführt werden. BVP Quelle: Köln-Bonner Endoprothetik-Forum, 17.-19. September 2011. Veranstalter: KLEOS/Smith & Nephew. $03/,78'(+IW7(36\VWHPH 3ULPlU²5HYLVLRQ²5HNRQVWUXNWLRQ $03/,9,6,211DYLJDWLRQV\VWHP IUGLH+IWHQGRSURWKHWLN O 3IDQQHXQG6FKDIWQDYLJLHUW O ,PSODQWDWH=HPHQWLHUWRGHU]HPHQWIUHL O +IWSIDQQH%HOLHELJH*OHLWSDDUXQJ3( O O O O O 0HWDOO3(.HUDPLN.HUDPLN.HUDPLN WULSRODUH3IDQQH +IWVFKlIWHPRQREORFNRGHUPRGXODU /HZLQQHNRGHUIXQNWLRQHOOH )HPXUUHIHUHQ]HEHQH 2SHUDWLRQLQ6HLWHQRGHU5FNHQODJH %HOLHELJHU=XJDQJVZHJPLW NRQYHQWLRQHOOHURGHUPLQLPDOLQYDVLYHU 7HFKQLN *OHLFKHV,QVWUXPHQWDULXPPHFKDQLVFKXQG QDYLJLHUW ZZZDPSOLWXGHRUWKRFRP $PSOLWXGH*PE+ $P1HXHQ*UDEHQ =RW]HQKHLP 7HO )D[