Reaktivierung der Aktivitas nach 1945
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Reaktivierung der Aktivitas nach 1945
Reaktivierung der Aktivitas nach 1945 Bei den schweren Luftangriffen auf Hagen am 1.Oktober 1943 und am 2.Dezember 1944 wurde das Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule durch Luftminen fast völlig zerstört. Am 15.Oktober 1945 gab die Regierung in Arnsberg ihr Einverständnis zur Wiederaufnahme des Lehrbetriebes, der dann Anfang 1946 auch die erforderliche Zustimmung der Militärregierung folgte. Der Lehrbetrieb wurde im Okober 1946 wieder aufgenommen. Zumeist Kriegsteilnehmer verließen bereits im Frühjahr 1947 als Jungingenieure die Ingenieurschule. Es ist nicht festzustellen, ob unter den ersten 36 Jungingenieuren auch Mitglieder der TV Schlaraffia ihr Examen ablegten. Helmut Flemming al. Utti war es gelungen,mit den seinerzeit Studierenden an der Staatlichen Ingenieur schule Hagen Verbindung aufzunehmen. Die Zusamenkunft fand in den Räumen der „Ha gener Museumsstuben“ statt, einem äußerst gemütlichen Lokal. -102- Helmut Flemming al. Utti war es gelungen, mit den seinerzeit Studierenden an der Staatlichen Ingenieurschule Hagen Verbindung aufzunehmen. Diese Bemühungen waren umso erfolgreicher als andererseits auch seitens der Studierenden der Wunsch zur Anlehnung an einen AHV vorhanden war. Um jedoch allen gerecht zu werden, hat AH Utti Flemming eine eingehende Aussprache mit dem Direktor der Hagener Ingenieurschule Herrn Heuer und mit Herrn Baurat Heimburg über dieses Thema gehabt und erfreulicherweise auch dort volles Verständnis gefunden. Und so fanden sich dann nach mehrjähriger Pause und zum ersten Mal nach dem Krieg alle unsere Hagener AH restlos zum größten Teil mit ihren Damen ein. Um die Wichtigkeit dieser ersten Hagener Zusammenkunft gebührend zu unterstreichen, waren ebenfalls einige AH/AH von außerhalb angereist. So waren erschienen die AH/AH: Balser, Battenfeld, Dickertmann, Feldhaus, Flemming, Fränzner, Greis, von Hagen, Jüngel, Jüsten, Kettler, Mönnigheim, Röllinghoff, Schulte I, Schweitzer und Tesche mit ihren Frauen, sowie Becker, Bellmann, Borgmann, Halver, Hermos, Nockemann, Schlecht, Speel, Schulte II und Waldhausen. Die Zusamenkunft fand in den Räumen der „Hagener Museumsstuben“ statt, einem äußerst gemütlichen Lokal. Im Laufe des Abends erschien dann eine Abordnung der Studierenden der Staatlichen Ingenieurschule Hagen, bestehend aus den Herren Hundt, Mesarius, Lindenschmidt, Koch und Schmidt. Sowohl Besucher wie Gast- geber hielten die üblichen und notwendigen Reden und die erste offizielle Hagener Veranstaltung wurde zu einem großen Erfolg und brachte sehr viel Freude. Bei der Bewirtung spielten Gaben aus den Liebespaketen von AH Teja Wiese eine Rolle, so daß jeder Teilnehmer einen Chile- Kaffee und eine Schachtel Chile-Zigaretten bekam. AH Werner Battenfeld al. Ferro stiftete die Zigarren, da seine Maschinenfabrik zur Herstellung von Kunststoffpressen bereits recht gut funktionierte. AH Werner Battenfeld al. Ferro stiftete die Zigar ren Erste offizielle Kneipe nach dem Krieg 19. März 1948 Semesterantrittskneipe 17:45 Uhr im Restaurant Humpert am Höing, Fleyer Str. 120 5 Tage vor der ersten Semesterantrittskneipe mit einer Aktivitas schreibt AH Utti Flemming eine kurze Einladung an die Alten Herren der TV Schlaraffia mit folgen dem Text. Liebe Alte Herren, die neue Aktivitas steht und wird am Freitag, den 19. März 17:45 Uhr ihre erste Semesterantrittskneipe durchführen. Da die Aktiven (ca. 20 Mann) völlig ungeschult auf diesem Gebiet sind, müssen wir Alte Herren ihnen eine Kneipe vorexerzieren. Hierzu fordere ich Euch auf möglichst zahlreich an genanntem Tage im neuen Kneiplokal Humpert Höing, Fleyerstr. ,Endstation Linie 8, zu erscheinen (ohne Damen). Wenn wir den Fortbestand unseres Freundeskreises sichern wollen, müssen wir heute der Jungen Aktivitas vorwärts helfen. Bitte etwa noch vorhandene Commersbücher etc. mitbringen. Auch Mützen, Bänder, Schläger oder andere Kneiprequisiten. Mit herzlichen Bundesgruß. Utti Flemming. Dieser Einladung folgten 26 AH AH. Die Kneipe wurde geschlagen von AH Utti Flemming mit AH Condor Greis als Fuchsmajor. Den als Interessenten erschienenen 20 Studierenden der Hagener Ingenieurschule wurde eine Kneipe alten Stils vorgeführt, was sie umso lieber taten, da sie sich bei dieser Gelegenheit ordentlich an dem von unserem lieben AH Nestor Bellmann gestifteten Starkbier gütlich tun konnten. Den als Interessenten erschienenen 20 Studierenden der Hagener Ingenieurschule wurde eine Kneipe alten Stils vorgeführt -103- Die Jugend im Alter von durchweg 23 - 29 Jahren fühlte sich von dem ganzen Betrieb sehr angezogen und versuchte teilweise mit recht beachlichem Erfolg mitzu machen. Bei dieser Gelegenheit hauchten sogar zwei Stiefel ihr Leben aus. Da außerdem unser lieber AH Friedel Fritzen mit zwei Flaschen und unser AH Menne Möller mit einer Flasche Bergmanns Elexier aufwarteten, nahm der Abend einen recht fröhlichen Verlauf. Die Jugend im Alter von durchweg 23 - 29 Jahren fühlte sich von dem ganzen Betrieb sehr angezogen und versuchte teilweise mit recht beachlichem Erfolg mitzumachen. 18. April 1948: AH Zusammenkunft in Gelsenkir chen Wie in der Chronik zu erwähnen ist mit dem üblichen Verlauf. Der Vorsitzende des AHV konnte wiederum Teile aus Briefen des lieben AH Teja Wiese aus Chile vorlesen, aus denen so recht der Idealismus und die Uneigennützigkeit hervorgeht. Wie üblich gab es auf der AH Zusammenkunft Zigaretten und Kaffee aus der Hilfsaktion von Teja Wiese. Es wurde beschlossen, das 49. Stiftungsfest der TV Schlaffaria in Hagen zu feiern. Die Einladung wurde mit Schreibmaschine geschrieben und mit Rundschreiben Nr. 5 am 28. April 1948 verschickt. Das Original der Einladung gibt Aufschluß darüber, wie schwierig es in der damaligen Zeit war ein Fest zu veranstalten. -104- Festfolge zum 49jährigen Stiftungsfest der „T.V. Schlaraffia“, Hagen i/W. Freitag, den 21. Mai 1948 in Hohenlimburg Hotel Bentheimer Hof, zu erreichen ab Hagen i/W mit Straßenbahnlinie 2 Abfahrtszeiten alle 30 Minuten ab Bahnhof Hagen um x.03 & x.33 14:30 Uhr: Gemeinschaftliche Kaffeetafel (Kaffee und Kuchen wird reichlich gestellt) 16:30 Uhr: A.H.C. für alle A.H.A.H. Die Damen können diese Zeit zu einem Bummel durch Hohenlimburg, das sog. „Westfälische Heidelberg“ benutzen. 17:30 Uhr: Festkommers mit Damen (Getränke werden gestellt) 19:30 Uhr: Gemeinschaftliches Abendessen (bestehend aus Suppe, Fleischgang und Pudding) 21:00 Uhr: Tanzkränzchen bis zum Wecken (Herren dunkler Anzug erwünscht) X:00 Uhr: In später Stunde wird noch ein Imbiss gereicht Rückkehr nach Hagen i./W. entweder um 1:00 Uhr nachts mit Sonderwagen der Strassenbahn oder am frühen Morgen um 5:53 Uhr mit der ersten Straßenbahn oder per Pedes apostulerum ! Samstag, den 22. Mai 1948 10:30 Uhr: Grosser Frühschoppen mit Damen im Lokale „Humpert, Höing“ Dortselbst ist Gelegenheit zu einem Imbiss gegeben. -105- Zusagen bis spätestens 12. Mai eintreffend erbeten an Helmuth Flemming, Hagen i./W., Hassleyerstr. 6. Es wird gebeten, mit Rücksicht auf die vielen Stiftungen von der Einführung von Gästen nach Möglichkeit abzusehen, ausgenommen erwachsene Söhne und Töchter. Hotelbetten sind umgehend zu bestellen, da Bereitstellung sonst unmöglich, Bettwäsche ist mitzubringen! Autofahrer, die ihr Auto unterstellen wollen, müssen umgehend Garagenmeldung geben. An Lebensmittelmarken werden gefordert je Teilnehmer 100 Gramm Fleisch 200 Gramm Nährmittel 100 Gramm Brot 20 Gramm Fett 10 Gramm Zucker 2 Kartoffelmarken Unkostenbeitrag: 12 Mark/Person -106- dafür wird geboten: Der Nachmittagskaffee Das Abendessen Der Imbiss 21. Mai 1948: 49. Stiftungsfest der TV Schlaraffia im Hotel Bentheimer Hof in Hohenlimburg In Hagen waren die Zerstörungen, verursacht durch die Bombardierungen, nach wie vor nicht vollständig beseitigt. Das erste Stiftungsfest nach dem Krieg Verhandlungen mit dem Kölner Hof in Hagen scheiterten, weil eine Verpflegung mit dem Inhaber nicht vereinbart werden konnte, trotz der Zusicherung, eine angeforderte Menge Lebensmittelmarken bereitzustellen. Das Stiftungsfest wurde von AH Utti Flemming und seiner Frau mit erheblichen Schwierigkeiten und einem großen Zeitaufwand arrangiert. Der Erstchargierte der Aktivitas war Caro Hundt. Der Altherrenverband zählte zu diesem Zeitpunkt 86 Mitglieder, von denen zum Stiftungsfest 58 Bundesbrüder mit ihren Frauen und Familienangehörigen erschienen waren. Die Aktivitas hatte bereits eine Stärke von 15 Bundesbrüdern. Über den Festverlauf zitieren wir aus dem Rundschreiben 6/48 vom 10. Juni 48: Da eine Räumlichkeit in Hagen nicht aufzutreiben war, fand die Veranstaltung in Hohenlimburg statt. Es war Utti Flemming gelungen hierfür den großen Festsaal im Der Altherrenverband zählte zu diesem Zeitpunkt 86 Mitglieder, v on denen zum Stiftungsfest 58 Bundes brüder mit ihren Frauen und Familienangehörigen erschienen waren. -107- Hotel Bentheimer Hof zu erhalten, in dem sich an weiß gedeckten, mit Blumen schmuck aus Flemmings Garten geschmückten Tischen, die AH AH und Aktiven mit ihren Damen bereits weit vor dem offiziellen Beginn des Festes versammelten. Um sich für den Nachmittag und die zu erwartenden künstlerischen Darbietungen genügend zu stärken wurde erst einmal ausgiebig Kaffee getrunken (natürlich WieseKaffee aus Chile), wozu es aus Stiftungen von Eugen Bellmann al. Nestor und AH Heinrich Kettler al. Jumbo ausreichend Kuchen und sogar gefüllte Berliner Ballen in ausreichender Menge gab. Das unter Leitung von Utti Flemming veranstaltete Festprogramm wurde verschönt durch einige vortragende Solisten. Fräulein Doris Zwiste, die sowohl als Solistin als auch im Duett mit dem Aktiven Hans Schwabe al. Caruso zahlreiche Lieder glänzend zum Vortrag brachte. Hans Schwabe al. Caruso konnte bei seinen Solovorträgen so recht die prachtvoll schöne Stimme zur Geltung bringen. Kurt Serong aus der Schule von Peter Igelhoff brachte seine eigenen Kompositionen zum Vortrag. Auf dem Bechsteinflügel spielte Mathias Rommerskirchen. Aber auch die Aktivitas hatte sich vorgenommen ihren Teil zu den Vorträgen beizusteuern, wobei vor allem der Aktive Bubi Jürgens mit seiner Göbbels-Imitation großen Beifall erntete. Die Damenrede hielt der Erstchargierte Caro Hundt. Das Festessen wurde mit 1 1/2stündiger Verspätung serviert. Um auch dieses in der Notzeit des deutschen Volkes verabreichte Menue der Nachwelt zu erhalten sei die Speisefolge mitgeteilt: Suppe mit Brötchen - gestiftet von Friedel Fritzen Fisch und Kartoffeln, Erbsen und Nudeln - von Lackel Schulte Pudding mit Safttunke - von Jumbo Kettler Bei dieser Zusammenstellung des Menues hätten früher in unserer Konstanten Jan Rademacher die Hühner gewiehert. Trotzdem, das Essen war gut zubereitet und voll kommen ausreichend. Das ist ja die Hauptsache. -108- AH Helmut Röllinghoff al. Sabbel stiftete der Aktivitas eine neue fein gravierte Fuxsenkasse, die bei ihrer Taufrunde DM 402 einbrachte. Die Fuxsenkasse war aus einer Hülse einer Artilleriegranate gefertigt. Zur anschließenden Tombola hatte AH Teja Wiese per Luftpost aus Chile Nylon-Damenstrümpfe zugeschickt. Bei den Damen löste es ein lautes Ah der Freude aus, was bei der Tombola alles zu gewinnen war.Wer es nicht selbst gesehen hat, der sollte es nicht glauben, was alles vorhanden ist. Es gab elektr ische Bügeleisen, große und kleine Tauchsieder, verchromte Garderobenhalter, Rauchwaren, Bunzlauer Kaffeegeschirr, kurz alles, was das Herz eines nicht bergmännischen Normalverbrauchers entzücken konnte. Und dann setzte der Festball ein. Unter den Klängen der acht Mann starken Hohenlimburger Solistenkapelle setzte sich die Polonaise in endloser Schlange in Bewegung. Die Musik wechselte in bunter Reihenfolge vom Walzer zu Tango und Fox und wie die modernen Tänze so alle heißen. Für die Aktivitas gab es Bier von Nestor Bellmann. Aus der Krugmann Brauerei in Meinerzhagen hatte Werner Battenfeld al. Ferro ausreichend Schnaps organisiert. Natürlich gab es Wiese Zigaretten. Um 1:00 Uhr nachts sollte der Sonderwagen der Straßenbahn nach Hagen fahren. Aber da um 2:00 Uhr immer noch keiner Lust zum Aufbruch hatte, wurde die Fahrt mit lediglich 20 Fahrgästen angetreten. Alle anderen tanzten weiter und fuhren mor gens um 6:15 Uhr mit der zweiten Straßenbahn nach Hause. Pünktlich um 11:00 Uhr waren zum Frühschoppen 90 AH und Aktive erschienen, die mit Begeisterung sangen: Wütend wälzt sich einst im Bette. Zur gleichen Zeit fand bereits in Hannover die Allgemeine Industriemesse statt. AH Heinz Hosang, al. Perkeo hatte eine Anstellung bei Siemens in Erlangen erhalten und nahm anstelle des Stiftungsfestes an der Hannovermesse teil. -109- Juni 1948 Selbst bis zu Kleinigkeiten unterstützte man sich in allen Belangen, vor allen Dingen jedoch bei der Arbeitssuche und bei der Beschaffung von Material, Unterlagen und Informationen. Bis auf zwei Ausnahmen waren alle Alten Herren ausfindig gemacht und der Kontakt untereinander war extrem gut und regelmäßig. Selbst bis zu Kleinigkeiten unterstützte man sich in allen Belangen, vor allen Dingen jedoch bei der Arbeitssuche und bei der Beschaffung von Material, Unterlagen und Informationen. Wie schwierig es war, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zeigen einige Beispiele aus den dokumentierten Hilfeleistungen. Hier einige Beispiele: Heinrich Kettler al. Jumbo schrieb: „Wer kann mir bei der Beschaffung der Refabuches II behilflich sein ? Das Buch ist käuflich nicht zu erwerben.“ Eduard Wilhelm al. Luchs schreibt aus Westhausen bei Heiligenstadt im Eichsfeld: „Ich bin immer noch stellungslos, ich habe keine Mühe gescheut, mir fast die Finger wund zu schreiben. Ich möchte sehr gern wieder zum Westen. Über meine Personalien folgendes: Studierte Maschinenbau, Examen 1936, Betriebsingenieur bei einem Wirtschaftsberater bis April 40. Als Rüstungsurlauber Konstrukteur bei der Rheinmetall Borsig AG. 1945 aus der Gefangenschaft entlassen. Seitdem Hilfsarbeiter. Parteimitglied seit 1933. Befehl vom 16. Februar 48 von Marschall Sokolowski gibt mir Gleichberechtigung. Ich falle nicht unter Befehl 201. Wer weiß eine Stellung im Rhein-Ruhr Gebiet.“ Eduard Möller al. Menne macht hocherfreut die Mitteilung, daß er nach fast 3jähriger Unterbrechung seine alte Tätigkeit auf der Zeche Heinrich Robert nach Einstufung durch den Bergbausonderausschuß in „ 4 ohne“ wieder aufnehmen konnte. AH Faß Waldhausen wurde, obwohl niemals Parteigenosse, unter dem Nazziregime nach Durchführung seines Entnazifizierungsverfahrens durch den Hauptausschuß in die Gruppe der Entlasteten eingereiht und konnte bei Stinnes seine Arbeit wieder aufnehmen. -110- Kurt Weikhardt al. Jan befindet sich immer noch in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft unter der Kriegsgefangenen-Nr. 233929. Mitte Dezember 1948 wurde er von dem Arbeitslager in ein geschlossenes Lager verlegt,bei dem er lediglich zweimal täglich für eine halbe Stunde Freigang bekam. Seine Entlassung erfolgte über die russische Zone. Dort kommen die Offiziere noch in ein besonderes Lager, wo sie teils mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und politisch geschult werden. Seine endgültige Entlassung erfolgte nach 9 1/2jähriger Abwesenheit am 06.02.1949. AH Heribert Wiese al. Teja Santiago de Chile und sein Hilfswerk. Im Jahr 1939 wurde Heribert Wiese von der Firma Lanz-Traktoren-Bau nach Chile entsandt, um dort den Kundendienst aufzubauen. Als nach dem Krieg AH Präside Faß Waldhausen Kontakt zu allen Bundesbrüdern aufnahm, konnten keinerlei Informationen über AH Teja Wiese ermittelt werden. Der erste Kontakt kam etwa Mitte 1947 zustande. Aus den Medien erfuhr AH Teja Wiese von der Not der deutschen Bevölkerung und entschloß sich spontan zu einer einmaligen unbeschreiblichen Hilfsaktion. Eine genaue Aufstellung über die Anzahl der nach Deutschland geschickten Pakete erreichte fast alle Alten Herren der Verbindung. Allein in der Zeit von Oktober 1947 bis zur Währungsreform haben seine Bundesbrüder in Deutschland mindestens 200 Pakete erhalten. Hinzu kommen zentrale Sendungen von Kisten an den AH Präsiden Erich Waldhausen al. Faß. Bei jeder AH Zusammenkunft wurden Aus den Medien erfuhr AH Teja Wiese von der Not der deutschen Bevölkerung und entschloß sich spontan zu einer einmaligen unbe schreiblichen Hilfsaktion. H. Wiese mit Frau -111- Kaffee und Zigaretten und Damenstrümpfe verteilt. Zur Nikolausfeier nach der Währungsreform, im Dezember 1948, überwies er DM 600,-. Von diesem Betrag konnte das gesamte Nikolausfest bestritten werden. Jeder Deutsche erhielt bei der Währungsreform ein Startkapital von 40,-- DM/Person. Der Stundenlohn für einen Facharbeiter bewegte sich zwischen 0,20 und 0,50 DM/Stunde. „Lieber Faß ! Es ist eine heilige Pflicht jedes Deutschen,der sich im Ausland befindet,der fern ist von dem ungeheuren Elend, von einem Elend, wie Deutschland es vielleicht noch nie in seiner Geschichte (abgesehen #vielleicht vom 30jährigen Krieg) erlebt hat,der das Wort Hunger, körperliche Erschöpfung und sogar Unterernährung nicht kennt, dem Volke beizustehen,das ihm Leben gegeben hat,das er über alles in der Welt lieben muss und schätzen muss. -112- Die Grundeinstellung von AH Teja Wiese wird deutlich aus einem Brief, den er im April 1948 an AH Faß Waldhausen schickte. A us diesem Brief zitieren wir: „Mit großer Freude nahm ich die Mitteilung auf, dass sich unser Bund, wohl als erster in Hagen wieder regt und neuen Aufschwung erhält. Aus eigener Erfahrung kann ich wohl sagen, dass die Freundschaft und Betreuung, die Ihr diesen jungen Leuten gebt, ebenso wertvoll für die späteren Jahre ist, wie das Studium der 21/2 Jahre in Hagen. Und Euer Wirken ist von noch höherer Bedeutung, wenn man an den moralischen Zerfall eines Teiles des Deutschen Volkes denkt. Seid den jungen Menschen Freunde und Berater, wie ich es in meinen Studienjahren und noch später erlebt habe ! Die herzlichsten Glückwünsche zu unserem Stiftungsfest! Schade, dass es nicht mög lich ist, chilenischen Wein zu diesem Fest zu schicken. Die Möglichkeit, im nächsten Jahr in der Heimat zu erscheinen, liegt für mich gar nicht so fern! Was eigentlich nur fehlt, ist die Erlaubnis der „Herren der Welt“, Zeit könnte ich aufbringen, denn das Flugzeug bringt mich in 2 - 3 Tagen nach drüben. Hoffen wir das Beste! Und nun, lieber Fass, möchte ich mit Dir auch mal ein ernstes Wort reden: In fast allen Deinen Briefen führst Du an, dass das, was ich für Euch tue, zu weit ginge und nur schweren Herzens angenommen werden könne, dass ich zuerst an meine Person, dann an meine Familie und zuletzt an Euch denken solle. Lieber Faß! Es ist eine hei lige Pflicht jedes Deutschen, der sich im Ausland befindet, der fern ist von dem unge heuren Elend, von einem Elend, wie Deutschland es vielleicht noch nie in seiner Geschichte (abgesehen vielleicht vom 30jährigen Krieg) erlebt hat, der das Wort Hunger, körperliche Erschöpfung und sogar Unterernährung nicht kennt, dem Volke beizustehen,das ihm Leben gegeben hat,das er über alles in der Welt lieben muß und schätzen muß. Fluch und Schande über jeden, der da nicht alles tut, was in seinen Kräften steht! Ich mache mir tagtäglich Vorwürfe, dass ich Ausgaben für unnütze Dinge nicht vermeide, dass meine Hilfe nicht noch umfangreicher ist und da kommst Du mit derartigen Betrachtungen! Dass ich seit einem Jahr die wildesten Ausgaben gestrichen habe, dass ich auf meinen wöchentlichen Skatabend, der mir oft den Verlust in Höhe von 2 Care-Paketen brachte, verzichtete, dass ich mir noch keinen Cadillac letzten Models zugelegt habe, dass ich auf Anschaffung einer luxuriösen Wohnungseinrichtung verzichtet habe, ist weder ein Verdienst noch eine Ein schränkung. Daß ich von Euch das Wort „Danke“ höre, ist genug, aber solche Worte, wie Du und auch andere immer wieder vorbringen, sind nicht angebracht. Ich versichere, dass ich heute hier in Chile immer noch besser lebe, besser esse und mir auch mehr Freuden gönne, als in den Jahren vor 1939. Du glaubst gar nicht, wie mich mein kleines Werk (hier meint AH Wiese unzweifelhaft sein „Hilfswerk“), das ich vor ca. 1 Jahr begon nen habe, glücklich und zufrieden macht! Lasst mir die Freude und Genugtuung, Euch in der Not beizustehen. Und ich glaube, dass jeder von Euch, wenn er in derselben Lage wäre, in der ich mich heute befinde, das gleiche tun würde und vielleicht sogar noch mehr!“ Ich versichere, dass ich heute hier in Chile immer noch besser lebe, besser esse und mir auch mehr Freuden gönne, als in den Jahren vor 1939. Soweit aus dem Brief von Teja Wiese Wir zitieren aus einem Brief von Heinz Fritzen al. Friedel an die TV Schlaraffia 4420 Coesfeld, Im Juni 1973 Liebe Bundesbrüder, Durch die neue, dem Kommunismus angelehnte Regierung hatW. viel Unglück erfah ren,sowohl sein Betrieb, als auch seine Farm wurden ihm weggenommen, und es wur den Verwalter eingesetzt, die wohl Schulden auf diese allem Anschein nach schulden freien Unternehmen machten und damit die Gefahr heraufbeschworen, daß W. dem - -113- nächst sein Vermögen ganz verloren haben wird. Es liegt bei mir ein Brief vor, den er in Oktober 1970 an seine Kinder gerichtet hat, der direkt erschütternd ist, in dem er die katastrophale Lage schildert und seinen Kindern mitteilt, daß er nicht mehr in der Lage ist, auch nur die 100 $, die er monatlich nach Deutschland geschickt hat,zu zah len. Teja Wiese hat vor etwa 15 Jahren eine deutsche Frau geheiratet. Es war eine sehr attraktive Dame, die zwei Kinder aus erster Ehe mitbrachte. Mit dieser Frau hat er eine Tochter und einen Sohn. Die Ehe ist gescheitert. Die Frau befindet sich in Deutschland, die Kinder auch, und ich habe noch einen Artikel vorliegen, wo er im Jahr 1964 versucht hat, seinen eigenen Sohn, damals vielleicht 5 - 7 Jahre alt, zu ent führen, was dann durch die Polizei verhindert wurde. Um diese Zeit war er für einige Zeit in Deutschland, sowohl auf landwirtschaftlichen Ausstellungen, als auch bei mir zu Besuch. Im übrigen war Teja Wiese doch noch einigermaßen zuversichtlich und glaubt, daß für die nächsten Jahre sein Lebensunterhalt gesichert ist. Ob und inwie weit er noch einigen Besitz hat, war nicht aus dem Brief zu erkennen. Zuletzt schrieb er, daß er im Pförtnerhaus seiner Fabrik wohnt. Ich würde mich freuen, wenn der obige Bericht Veranlassung geben würde, ihm einige freundliche Zeilen zu schreiben. Selbstverständlich müssen die Briefe im Bezug auf Politik ganz neutral sein. Das vorerwähnte Schreiben von Oktober 1970, an seine Kinder gerichtet, ging an meine Adresse und war in New York aufgegeben worden, da der Inhalt es nicht zuge lassen hätte, den Brief in Chile aufzugeben. gez. Friedel Fritzen Teja Wiese ist einer der bemerkenswertesten Schlaraffen. -114- Er hat seine Bundesbrüder in Deutschland, die um das tägliche Brot für sich und ihre Familien kämpfen mußten, in einer unbeschreiblichen und extrem selbstlosen Art und Weise unterstützt, an die es sich zu erinnern lohnt. Die Aufrichtigkeit seiner Gesinnung und die edle Haltung seinen Freunden zu helfen, zeugt von einem guten Charakter und dem Bemühen sich selbst zum Guten hin zu vervollkommnen. Teja Wiese ist einer der bemerkenswertesten Schlaraffen. Der Kontakt zu Teja Wiese ist im Jahr 1982 abgerissen. Er ist geboren am 3. April 1907, studierte in Hagen von 1928 - 1931 und gilt für uns nach dem Tod seines besten Freundes in Deutschland Heinz Fritzen a. Friedel am 11. November 1982 als in Chile verschollen. 4.Dezember 1948 : Nikolausfest im Hotel Hans Sachshaus, Gelsenkirchen Der Bericht über das Nikolausfest 1948, da können wir nur sagen: „Das Fest war ganz groß“. Es begann um 19:00 Uhr abends und endete um 7:00 Uhr morgens. Das besagt alles. Angemeldet waren über 100 „Alte Herren“, aber mit einem scheelen Blick auf die magere Geldkatze hatten doch einige AH im letzten Moment wehmütig Verzicht leisten müssen, da sie die „christlichen Linsen“ für die häusliche Bescherung dringender gebrauchten, wofür wir auch volles Verständnis haben. Es versammelten sich in Gelsenkirchen zweiundneunzig „Alte Herren“ mit ihren Ehefrauen und Damen, Kindern und Freunden. Lediglich zwei Vertreter der Hagener Aktivitas waren anwe send, die Füchse Jürgens und Kokkel (die kurz danach der Verbindung fernblieben). Das gesamte Nikolausfest wurde von einer Geldüberweisung von Teja Wiese bestrit ten. Die Überweisung traf vier Tage vor dem Fest ein. Durch die großzügige Stiftung der DM 600,- durch Teja Wiese wurde der Vorstand des AH in die Lage versetzt, die Nikolausfeier in bezug auf Ausschmückung des Festlokals, der Kapelle etc. ganz anders wie zuerst beabsichtigt, aufzuziehen. Da mit dem Betrag sämtliche Unkosten einschl. der Polizeistundenverlängerung bestritten werden konnten, wir waren also an diesem Abend alle mehr oder weniger Gäste unseres „Sterns von Chile“. Die Stiftung der vielen Weihnachtspakete war aber so außerordentlich, daß uns Worte des Dankes dem gegenüber fast banal erscheinen. Das kann eben nur ein Mann von solcher Selbstlosigkeit wie unser AH Teja Wiese auf die Beine stellen. Der Aktive Jürgens hielt wiederum die Damenrede. Daraufhin wurden die Lichter des Weihnachtsbaumes und die über hundert Lichter auf den Tischleuchtern – natürlich mit nichttropfenden Chilekerzen – angezündet und der Vorsitzende des AHV hielt die offizielle Weihnachtsansprache, bei welcher er seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß der AHV wieder zu einer großen Familie zusammengewachsen ist und daß jeder, der Sinn für das häusliche Weihnachtsfest besitzt, auch gerne zu diesem Familienfest -115- der Schlaraffia kommt, um noch einmal vor Jahresschluß mit seiner Frau im Kreise der alten Freunde einige frohe Stunden zu verbringen. Dann kam der Nikolaus AH Noah Rode hoch zu Roß (auf den Söhnen Bart Gelmes und Weickard) mit seinem getreuen Diener Belzebub AH Bobby Niehaus und verteilte die Geschenke. Gegen 21:00 Uhr wurde ein wirklich gutes reichliches Abendessen serviert und damit fast Mitternacht, als es zum ersten Tanz kam und nun folgte ein Fest solcher Harmonie und Fröhlichkeit, wie wir es selten mitgemacht haben. Die vorzügliche Kapelle spielte auf und Jung und Jünger drehte sich unter der einzigartigen Regie unseres Tanzmeisters Strop Brüggerhoff im Kreise. Die Zeit flog nur so dahin. Selbstverständlich wurden auch verschiedentlich Commerslieder gesungen,die Liedertexte hatte unser lieber AH Jumbo Kettler zusammenstellen lassen. Das wiederum erzeugte Durst und so war es plötzlich 5:00 Uhr und eigentlich Polizeistunde. Aber einige so recht in Fahrt befind liche AH zerstreuten die Bedenken der nicht mehr spielen wollenden Hauskapelle durch einige als Pflaster aufgelegte DM Scheine und so verließen die Letzten morgens um 7:00 Uhr die gastliche Stätte. Ins Bett war niemand gekommen. Alles in allem, es war ein herrliches Fest. Ende 1948: Die Aktivitas eine vollständige Pleite AH Utti Flemming erstattete einen langen Bericht über die Reaktivierung einer neuen Aktivitas. Dieses Unternehmen hatte am Hagener Kotten eine totale Pleite erlitten. Die heutigen Studierenden am Hagener Kotten sind eben schon bedeutend älter wie wir es in unserer Sturm- und Drangperiode waren. Haben größtenteils jahrelang, teilweise als Offizier den furchtbarsten aller Kriege mitgemacht und können sich infolgedessen nur schwer in unsere Gedankengänge einfügen. Das entschuldigt allerdings in keiner Weise, daß dem AHV gegenüber an den Tag gelegte Verhalten. AH Utti Flemming war äußerst enttäuscht. Die Verhältnisse in Hagen liegen zur Zeit so, daß man bei dem Einzug jüngerer Semester in Hagen erneut einen Versuch zur Reaktivierung starten will. In der Zwischenzeit vereinbarte man allmonatlich eine zwangslose Zusammenkunft in Hagen im Nordstern, jeweils am 1. Freitag im Monat um 18:00 Uhr. -116- Nikolausfest Der Altherrenverband folgte der alten Tradition und veranstaltete das Nikolausfest, wie schon vor dem Krieg. In Essen direkt an den Ufern des Baldeneysees bot das Restaurant Hügel die besten Voraussetzungen. Über die nächsten 20 Jahre wurde die Nikolausfeier in Essen zu einem der schönsten Familienfeste der Schlaraffia. Das im Jahr 1925 von AH Noah Rode verfaßte Lied zum Nikolausfest bekam eine große Bedeutung. Es wurde gesungen nach der Melodie „Trink, Brüderlein, trink“. Über die nächsten 20 Jahre wurde die Nikolausfeier in Essen zu einem der schönsten Familienfeste der Schlaraffia. 1. Schon wieder ist ein Jahr entschwunden, Seit wir uns zu Niklaus vereint, Wir freu’n uns auf ’s neue der Stunden Wo lieblich der Baum uns bescheint. Die Sorgen, die blieben zu Hause Die Freude hat heute das Wort, Von Samstag bis Sonntag ohn’ Pause Singen wir in einem fort: Refrain: „Essen, Du reizende Stadt, An der Kaupe und auch an der Ruhr, Essen, Du reizende Stadt, Wer Dich liebt, dem schlägt keine Uhr, Nirgends gibt’s Biere so kühl und so nass, Nirgends ein Wirtshaus so gut, Nirgends die Mädel so lustig beim Glas Da wächst dem Schlaraffen der Mut !“ 2. Wenn Hunger uns plagt, könn’wir essen Vom Schweine, vom Kalb, von der Kuh, Als Brötchen, die meisten vergessen, -117- Vom Niklaus den Weckmann dazu ! Und ist dann ein jeder zufrieden Mit sich und der übrigen Welt Dann singt er mit größtem Vergnügen Wie schön ist es hier doch bestellt ! Refrain: „Essen, Du reizende Stadt, usw.“ 3. Doch alles hat auch mal ein Ende Trotzdem man im Kreise sich dreht Man drückt sich zum Abschied die Hände Wankt heimwärts, so gut es noch geht. Da stützt brav die Mutter den Vater, Der Freund hält die Freundin im Arm Tag’s drauf hol’der Teufel den Kater Und man stöhnt, daß Gott es erbarm: Refrain: „Essen, Du reizende Stadt, usw.“ Von der ursprünglich optimitisch reaktivierten Aktivitas blieben lediglich zwei junge Studenten, Jürgens und Kokkel, übrig. 13. Oktober 1949: Semesterantrittskneipe -118- Nachdem der Hagener Stammtisch monatlich stattfand und von den im Hagener Raum lebenden „Alten Herrren“ gut angenommen wurde mit jeweils zwischen zwölf und zweiunddreissig Teilnehmern, verständigte man sich auf die erste offizielle Kneipe, die am Donnerstag, den 13. Oktober 1949 im Lokal Willi Grede, Ecke Wilhelm Platz - Lange Straße in Hagen stattfand. Die neue Konstante lag unmittelbar gegenüber dem alten Kneiplokal Rademacher, welches im Krieg vollständig zerstört wurde. An der Semesterantrittskneipe nahmen insgesamt fünf Studierende als Gäste teil. Die beiden ersten aktiven Schlaraffen nach dem Krieg waren Alfons Schmidt al Benjamin und Gerd-Max Westhoff al. Spitz. Die Hagener entschieden sich sehr spontan gegen den Widerstand der großen Essener Fraktion, das Nikolausfest am 03.Dezember 1949 in Hagen im Weringhauser Hof zu feiern. Die beiden ersten Aktiven Benjamin Schmidt und Spitz Westhoff haben zusammen mit Knud Dickertmann und Sabbel Röllinghoff mit sehr viel Mühe, A ufwand und Liebe das Nikolausfest arrangiert. Das hat nicht nur die „Alten Herren“ begeistert, sondern auch einige Studenten, so daß bereits bei der nächsten Kneipe am 17. Dezember 1949 fünf Füchse gekeilt werden konnten, nämlich Gerhard Hähner al. Hähnchen, Horst Middelhof al. Pülleken, Horst Mielke al. Aga, Friedrich Schleifenbaum al. Bummel und Gerd Müller. Damit schien die Reaktivierung mit der Schaffung einer neuen Aktivitas gelungen, nachdem der erste Versuch 1946 als gescheitert bezeichnet werden kann. Jedoch blieben aus dieser Zeit zwei inaktive Burschen übrig, die bis an ihr Lebensende dem Altherrenverband treu g eblieben sind. Horst Bruhns al. Teddy und Paul Messarius al. Stummel, die 1950 in den Altherrenverband aufgenommen wurden. Zu diesem Zeitpunkt kehrten ebenfalls drei „Alte Herren“ in den Altherrenverband zurück, die 1937 während der Annäherung an den Nationalsozialismus die Verbindung verlassen haben. 23. März 1950: Offizielle Semesterantrittskneipe Noch im Dezember 1949, nach dem Nikolausfest und der Weihnachtskneipe, wurde die erste Chargia nach dem Krieg gewählt mit Bummel Schleifenbaum (x), Hähnchen Hähner (xx),Aga Mielke (xxx), Pülleken Middelhof (FM). Im Sommersemester 1950 fand dann ein geregeltes Farbenstudentenleben innerhalb der Schlaraffia statt mit wöchentlichen Kneipen, Exbummeln im Stiftungsfest und AH Kneipen. Der Hagener Ortsring existierte wieder, denn Verbindungen wie Saxo Cheruskia und Saxonia waren zeitlich der Schlaraffia voraus. Am 14. Juni 1950 fand für die Schlaraffia die erste Verbrüderungskneipe innerhalb des Hagener Ortsringes statt. Am 14. Juni 1950 fand für die Schlaraffia die erste Verbrüderungskneipe inner halb des Hagener Ortsringes statt. -119- 14. April 1950: Gründung des Düsseldorfer Stammtisch In Düsseldorf lebten sieben „Alte Herren“, die von Kurt Jüsten al. Hecht eingeladen wurden zum ersten Stammtisch. Alle sieben kamen und brachten noch zwei Witwen ehemaliger „Alter Herren“ mit und fanden den ersten Schlaraffen-Stammtisch in Düsseldorf so amüsant, daß von diesem Tag an jeden Monat ein SchlaraffenStammtisch in Düsseldorf stattfand, der ohne Unterbrechung bis zum Jahr 1974 durchgeführt wurde. 1974 blieben lediglich die „Alten Herren“ Kater Kattenbusch und Scotty Stork in Düsseldorf ansässig. Die letzten Aktiven am Stammtisch, die wegzogen, waren Sonny Sonnenschein, der nach Berlin wechselte, Beutel Vedder ging zurück nach Meinerzhagen, Kuli von der Kuhlen zog nach Ahlen und Schrat Zeppenfeld wechselte nach Kierspe. 30. April 1950: Erste Damenkneipe der Aktivitas Sehr erfreulich war, daß an dieser Damenkneipe auch 10 „Alte Herren“ mit ihren Damen teilnahmen. Im Mai fand in Wetter die erste Damenkneipe statt, die nach vorliegenden Berichten ein wohlgelungenes Fest mit allem Drumherum gewesen ist. Die Stimmung war vorzüglich und so verging der Nachmittag nur zu rasch, bis man abends mit dem letzten Bus nach Hagen zurückfahren mußte, nicht ohne vorher unter stillschweigender Duldung der heiligen Hermandat den sanften Schlummer der Wetteraner Pohlbürger durch das Maisingen gestört zu haben. Sehr erfreulich war, daß an dieser Damenkneipe auch 10 „Alte Herren“ mit ihren Damen teilnahmen. 20. und 21. Mai 1950: 125Jahrfeier der Staatlichen Ingenieurschule Hagen und 51. Stiftungsfest der TV Schlaraffia -120- Der Altherrenverband der TV Schlaraffia beschloß, sein 51. Stiftungsfest gemeinsam mit der Feier zum 125jährigen Jubiläum der Staatlichen Ingenieurschule zu feiern, zumal der offizielle Commers der Jubiläumsfeier unter dem Präsidium des Schlaraffen AH Locky Heyng stand. In den Festablauf wurde ebenfalls die Gründungsfeier der Bauschule integriert. Freitag, 19. Mai 1950, 19:00 Uhr Begrüßungsabend und Commers für die Studierenden der Ingenieur- und Bauschule. An dieser Veranstaltung nahmen selbstverständlich auch die Aktiven der TV Schlaraffia teil. Am Samstag, den 20. Mai 1950 fand um 8:30 Uhr eine Morgenfeier der Studierenden in der Staatlichen Ingenieurschule statt. Um 10:00 Uhr wurde ein offizieller Festakt im Theater veranstaltet. Insgesamt stand die Feier unter der Schirmherrschaft des ersten städtischen Oberbürgermeisters Herrn Steinhoff und des Oberstadtdirektors Sasse. Eine besondere Ehrung erfuhr Oberbaurat Dipl. Ing. E. Kosack, der von 1932 bis 1945 Direktor der Staatlichen Ingenieurschule zu Hagen war. Seine Nachfolge übernahm Oberbaurat Direktor Hoyer. Die Schlaraffen versammelten sich am Samstag um 17:00 Uhr im reservierten Zimmer des Hagener Hauptbahnhofs, in dem die Staatsempfänge stattzufinden pflegten und jeder neueintreffende „Alte Herr“ wurde mit lautem Hallo empfangen. Nachdem dann jeder mit seinem schwarz-silber-grünen Knopflochbändchen versehen war, brach man gegen 18:30 Uhr gemeinsam auf zum Weg zum Festzelt, wo man beabsichtigte, geschlossen einzumarschieren. Im Festzelt waren etwa 600 Personen, vor allen Dingen ehemalige Schüler und Studenten versammelt. Um 19:00 Uhr wurde von AH Locky Heyng der Commers der Ehemaligen eröffnet. Wie bei vielen Dingen in der Nachkriegszeit versagte auch bei der 125Jahrfeier die Technik, so daß die Lautsprecheranlage keine ordentliche Übertragung der Festansprachen ermöglichte. Während die Ehemaligen dem Comnmers beiwohnten, besuchten deren Ehefrauen und Begleiterinnen das Hagener Stadttheater. Erst später traf man sich gemeinsam im Festzelt, um die Kombination aus Jubiläumsfeier und Stiftungsfest in gebührender Form ausklingen zu lassen. Das Fest fand seinen Ausklang mit dem sonntagmorgendlichen Frühschoppen in Eppenhauser Brunnen. -121- Die studentische Selbstverwaltung der SIS Hagen So entstand die studentische Selbstverwaltung an der SIS Hagen unmittelbar nach dem Krieg. Der Krieg und seine Folgen hatten wie überall auch innerhalb der Studierenden und der verschiedenen Ingenieurschulen eine Umwälzung und Umstellung hervorgerufen. Als die Absicht feststand, aus dem Trümmerhaufen wieder eine Bildungsstätte für technische Berufe zu machen und der Unterricht einen immer größeren Raum im Aufbau der Schule einnahm, ergab sich auch die Notwendigkeit eine Organisation zu schaffen, die die Interessen der Studierenden wahrnahm und ihre Wünsche und Sorgen der Schulleitung vorlegte. So entstand die studentische Selbstverwaltung an der SIS Hagen unmittelbar nach dem Krieg. Der geistige Vater dieser Neuschöpfung war Oberbaurat Direktor Hoyer. Die Selbstverwaltung als solche teilt sich in Geschäftsführung und Vertrauensrat. Dem Vertrauensrat gehören sämtliche Semesterobleute und deren Stellvertreter an. Sie wählen zu Beginn eines jeden Semester die Geschäftsführung, die sich wie folgt aufgliedert: Schulobmann, Stellvertreter, Kassenwart, Schriftführer, Sozialreferent, Referate für Lehrmittel und Bücher, Versicherungen, Mensa und Sport. Von Anfang an war es selbstverständlich, daß die Geschäftsführung der Selbstverwaltung hauptsächlich von korporierten Studenten gestellt wurde . 23. Juni 1951: Gründung Bund Deutscher Ingenieurkorporationen (BDIC) mit Sitz in Ehrenbreitstein Es waren ca. 70 Korporationen der Höheren Technischen Lehranstalten vertreten, -122- Auf einer AH Zusammenkunft in Düsseldorf am 2. Juni 1951 wurde eine mögliche Gründung eines Dachverbandes besprochen. Der Düsseldorfer Stammtisch erfreute sich mittlerweile so großer Beliebtheit, so daß 18 „Alte Herren“ mit ihren Damen teilnahmen und der Erstchargierte der Aktivitas Aga Mielke. Nachdem AH Hecht Jüsten die Zusammenkunft mit dem Eröffnungscantus eröffnet hatte, nahm er zunächst zu der Einladung Stellung, die zur Neugründung des Ehrenbreitsteiner Vertreterconvents führen sollte. Entsprechend der Absprache fuhren AH Hecht Jüsten und der Aktivensenior Aga Mielke nach Koblenz und trafen dort AH Bobby Niehaus und fuhren zur anberaumten Sitzung nach Ehrenbreitstein. Es waren ca. 70 Korporationen der Höheren Technischen Lehranstalten vertreten, wobei sich herausstellte, daß viele die- ser Korporationen schon wieder einen Zusammenschluß in Landesverbänden und Ortsringen getätigt hatten. So standen sich zu Beginn der Besprechungen eigentlich vier geschlossene Gruppen, darunter auch der ehemalige Ehrenbreitsteiner Vertreterconvent, gegenüber. Da aber auf allen Seiten der unbedingte Wille zur Gleichschaltung vorhanden war, mußte jeder etwas zurückstecken, so daß gegen Abend alle Korporationen an den Höheren Staatslehranstalten unter dem Namen „Bund Deutscher Ingenieurkorporationen BDIC“ ihren Dachverband gründeten. Als äußeres Abzeichen der Bundeszug ehörigkeit wurde die von den Hamburger Korporationen eingeführte Eichenblattnadel festgelegt, die von da an von allen Schlaraffen getragen wurde. „Bund Deutscher Ingenieurkorporationen BDIC“ Bereits auf unserem 52. Stiftungsfest am 30. Juni 1951 im Rosengarten in Hagen Selbecke nahmen als Gäste die Chargierten der TV Saxonia und der TV Rheinwacht zu Köln teil. Der erste Bundesvorsitzende des neu gegründeten BDIC, Herr Miebach, war ebenfalls vertreten und brachte seine Wünsche dar, ebenso wie der Direktor der Hagener Studienanstalt Herr Hoyer. Das Jahr 1952 Allmählich machte sich bei den Veranstaltungen der Verlust der gesamten Couleurartikel,durch die Zerstörung der Konstanten während des Bombenangriffs auf Hagen, bemerkbar. Die „Alten Herren“ mußten feststellen, daß Veranstaltungen ohne das Tragen von Band und Mütze nicht den studentischen Gepflogenheiten entsprach. Zumindest trug man nach der 125Jahrfeier der SIS Hagen ein Couleurband im Knopfloch. 1952 wurde durchgesetzt, daß alle Aktiven und auch „Alte Herren“ in Zukunft bei Veranstaltungen zumindest Band und Mütze zu tragen haben. Zum ersten Mal wurde auch die Neuanschaffung von Vollwix und Paradeschlägern besprochen. Am 29. Juni 52 verstarb Ernst Peiniger al Köbes, der Aktive, der nach dem Ersten Weltkrieg für das Wiederaufleben der Aktivitas sorgte. Während seines Hochschulstudiums in Freiburg wurde er zusätzlich Mitglied eines dort ansässigen Corps. An seiner Beisetzung nahmen 20 „Alte Herren“ dieses Corps teil, so daß Köbes Peiniger mit allen studentischen Ehren begraben wurde. Dazu gehörten Band und Mütze für Die „Alten Herren“ mußten feststellen,daß Veranstaltungen ohne das Tragen von Band und Mütze nicht den studentischen Gepflogenheiten entsprach. -123- jeden Korporierten, der Vollwix der Chargen mit Paradeschläger und Banner mit Trauerflor. Die Aktivitas hatte bereits eine Stärke von 20 Mitgliedern Die Aktivitas hatte bereits eine Stärke von 20 Mitgliedern, mußte bei der Aufnahme von Füchsen, wie schon zum Anfang ihrer Geschichte, die Obergrenze der Mitglieder durch ein Auswahlverfahren begrenzen. Der studentische Comment wurde auf Veranstaltungen und Kneipabenden konsequent verfolgt. Das Tragen von Band und Mütze setzte sich auch in Öffentlichkeit immer mehr durch. 1952 werden erstmals die BDIC Nachrichten gedruckt, die jedes Mitglied zugesandt bekam. Während der technischen Messe Hannover wurde, erstmals veranstaltet durch AH Lux Wilhelm, ein Schlaraffen-Stammtisch in Hannover durchgeführt. Als Konstante dient der Gasthof Eicker am Markt in Hagen. 12. - 14. Juni 1953: BDIC Kongreß in Koblenz-Ehrenbreitstein Alle zwei Jahre findet der Bundeskongreß des BDIC statt. In Ehrenbreitstein wurde in der Zwischenzeit, unter Beisein der Stadtverwaltung, im Innenhof der Festung eine BDIC Eiche gepflanzt. Den Bericht über die Tagung schreibt AH Bobby Niehaus: Zum Festabend ist noch zu erwähnen: Sämtliche Chargen der anwesenden Korporationen marschierten nach vorheriger Ansage korporationsweise ein. Hier habe ich es besonders schmerzlich empfunden,als die beiden Schlaraffen (Pepi Brüning und Bob Kehr ) einmarschierten, nur mit Band und Mütze geschmückt waren und unser Banner trugen. Da habe ich an meine Aktivenzeit zurückdenken müssen, wo bei uns alles vorhanden war bis zur Fahne. Es muß eine unserer vornehmsten Aufgaben sein das wieder zu erwerben, was wir einst in so wunderbarem Maße besessen haben, um auch bei solchen Anlässen den Namen Schlaraffia nach außen hin ebenbürtig und würdig vertreten zu können. Am 5. Dezember 53 wurde beschlossen,einen Vollwix anzuschaffen. -124- Das führte zur Beitragserhöhung auf DM 30,- pro Jahr. Für das Jahr 1954 wurde der Beitrag jedoch wieder auf DM 25,- pro Jahr gesenkt. Auf dem AHC, vor dem Nikolausfest, am 5. Dezember 53 wurde beschlossen,einen Vollwix anzuschaffen und bereits eine erste Sammlung durchgeführt, die einen Nettobetrag von DM 700,-- in die Aktiven-Kasse brachte. 8. Mai 1954: Landesverbandstagung West des BDIC in Essen Nachdem im April 1954 für drei Chargierte der sehnlichst erstrebte Vollwix für einen Preis von DM 1.500,- gesamt bestellt wurde, konnten die damaligen Chargierten Gerhard Köhler al. Hatschi (x), Richard Brüning al. Pepi (xx), Hans Rüsing al. Nic k (xxx), Herbert Modrach al. Strolch (FM) voller Stolz an der Landesverbandstagung des BDIC teilnehmen. Alle „Alten Herren“ hatten sich in der Zwischenzeit wieder die vollständigen farbenstudentischen Utensilien, wie Band, Mütze und Tönchen zugelegt, so daß die gesamte Schlaraffia wie vorgeschrieben im dunklen Anzug und mit Vollcouleur erschien. Von nun an wurden auch die Gemeinschaftskneipen mit der TV Rheinwacht als hochoffizielle Kneipen mit Vollwix und Vollcouleur geschlagen, so z.B am 15. Mai 1954 in Hagen in der Konstanten Restaurant Sonneborn VinskeWittekindstr. Ständige Gäste bei den Kneipen der Aktivitas waren Sabbel Röllinghoff, Knut Dickertmann, Strubbel Hülsberg, Schärbel Tesche und immer wieder Utti Flemming, der den weiten Weg von Süddeutschland nach Hagen jedes Jahr mehrere Male auf sich nahm. In der Einladung zur Gemeinschaftskneipe mit der TV Rheinwacht wurden Übernachtungsmöglichkeiten bereitgestellt und man erwähnte ausdrücklich die ungefähren Übernachtungskosten. Hotel Stadt Hagen Hotel Westfalenhof Deutsches Haus , Bahnhofstr. Lindenhof, Körnerstr., neu ausgebaut Danne, Hochstr. Van de Weyer, Elberfelder Str. Alle „Alten Herren“ hatten sich in der Zwischenzeit wieder die vollständigen farbenstudentischen Utensilien,wie Band, Mütze und Tönchen zugelegt DM 4,-DM 4,-DM 5,-DM 6,-DM 6,50 DM 7,50 Am 12.und 13. Juni 53 fand zum ersten Mal das Stiftungsfest wieder in der neu aufgebauten Koncordia statt. Der äußere Rahmen war glanzvoll wie in vergangenen Jahren. Die Frauen trugen lange Abendkleider, die Herren Smoking und dunklen Anzug. Die Chargierten marschierten zum ersten Mal wieder im Vollwix ein. Die anwesenden „Alten Herren“ zollten ihnen langanhaltenden Beifall. Während des G.C.’s stand erstmals auf der Tagesordnung unter Punkt 2 das Verhältnis zur Staatlichen Ingenieurschule in Hagen. Im nachfolgenden Protokoll wird eine aktive Zusammenarbeit zwischen Korporation und Dozentenschaft angeregt. Unter Punkt 3 -125- Acht Tage nach dem Schlaraffenstiftungsfest findet in Koblenz ein Generalconvent des BDIC statt. wird die Beteiligung am Generalconvent in Ehrenbreitstein beschlossen. Die Obergrenze der Aktivitas wird mit 25 Füchsen und Burschen festgelegt. Der allgemeine Optimismus in Deutschland inmitten der Wiederaufbauphase macht sich auch auf das Farbenstudentenleben bemerkbar. Die Verbindungen an der Staatlichen Ingenieurschule Hagen genießen ein großes Ansehen. Bis zu 20% der Studenten eines Semesters werden Mitglied in einer der vier Hagener Verbindungen. Die TV Saxonia und TV Saxocheruskia hatten bereits sehr früh nach dem Krieg wieder eine Aktivitas. TV Markomannia und TV Schlaraffia erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Etwa in der Zeit zwischen 1954 und 56 reaktiviert sich die Landsmannschaft Baltia in Hagen, die früher an der Technischen Hochschule Ilmenau in Thüringen aktiv war. Auch die katholische Verbindung Unitas gründet in diesen Jahren eine Aktivitas an der Hagener Ingenieurschule. Acht Tage nach dem Schlaraffenstiftungsfest findet in Koblenz ein Generalconvent des BDIC statt. AH Vorsitzender Faß Waldhausen und der in Koblenz ansässige AH Bobby Niehaus nehmen teil sowie die beiden Aktiven Nöck Meyer und Blondy Geffert. Sie nehmen jedoch nicht am Chargeneinmarsch teil. Dem BDIC gehören nunmehr 74 farbbentragende Korporationen an. Die Aktivitas wird mit Commersbüchern ausgestattet und erhält 2000 Couleurkarten vom Altherrenverband. AH Strubbel Hülsberg hat mit viel Arbeit den Schlaraffenstammbaum geschaffen auf dem alle Mitglieder erwähnt sind, je nach ihrer Familienzugehörigkeit, die definiert wird durch den Leibburschen und den Leibfuchsen. Am 6.11.54 findet vom BDIC eine Landesverbandstagung in Köln in der Funkenburg statt. Mittlerweile sind Verbindungen fast aller Ingenieurschulen im BDIC vertreten, mit Ausnahme von Aachen. Unter anderem wird auch auf der Landesverbands tagung West zum ersten Mal das Thema Ausländer diskutiert. -126- Unter anderem wird auch auf der Landesverbandstagung West zum ersten Mal das Thema Ausländer diskutiert. Grundsätzlich befürwortet der BDIC die Aufnahme von Ausländern in die Verbindung, lehnt jedoch eine Burschung ab, so daß sie lediglich als Fuchs- und Verkehrsgast Mitglied bleiben können. Innerhalb der Schlaraffia wird dieses Thema auf dem G.C. zum Nikolausfest ebenfalls besprochen, jedoch eine Entscheidung für überflüssig gehalten. Damit ist für einige Jahre die Frage zur Mitgliedschaft von Ausländern in der TV Schlaraffia nicht mehr notwendig und wird erst wieder im Jahr 1960 akut. Der in Bombay geborene Inder Narayan Yileparle Joshi stellt im Sommersemerster 1960 den Antrag auf Aufnahme und wird Krassfuchs in der TV Schlaraffia. Er wird später geburscht und nach seiner inaktiven Zeit ebenfalls in den Altherrenverband aufgenommen. Seine Spur verliert sich jedoch etwa 1970. Sein letzter bekannter Aufenthaltsort war Berlin. 4. Dezember 1954: Nikolausfest in Hagen in der Koncordia Trotz enormer Begeisterung für die Nikolausfeiern in Essen forderte die Aktivitas vom Altherrenverband eine Nikolausfeier in der Koncordia in Hagen. Die Feier wurde um 20:00 Uhr als hochoffizielle Kneipe durch den Chargeneinmarsch eröffnet. Der Erstchargierte Hatschi Köhler übernahm das Präsidium, Simba Hefendehl das Contra und Peggy Scheideler den Fuchsenstall. Die Kneiptafel bestand aus drei langen Tischreihen, damit die 140 Teilnehmer Platz nehmen konnten. Die hochoffizielle Kneipe wurde eröffnet mit dem Cantus „Student sein, wenn die Veilchen blühen“. Nach der Begrüßungsansprache des Erstchargierten und einer kurzen Rede des AH Vorsitzenden Faß Waldhausen wurde in feierlicher Weise die Burschung der fünf Brandfüchse vorgenommen. (Nöck Meyer, Heppes Wilecke, Mix Engelbert, Flöhchen Sikora und Fips Scherf) Die hochoffizielle Kneipe wurde eröffnet mit dem Cantus „Student sein, wenn die Veilchen blühen“. Die Lichter im Saal wurden ausgelöscht und auf den Tischen brannten Kerzen. Die drei Brandfüchse nahmen an einem mit Kerzen beleuchteten Tisch in der Mitte des Saales Aufstellung und unter den Klängen eines Chargenmarsches marschierten die drei Chargierten auf die andere Tischseite zu. Der xx und FM kreuzten die Degen und die fünf Brandfüchse legten die Hand auf zum Schwur, den der Erstchargierte vorsprach und der von den Brandfüchsen in corona nachgesprochen wurde. „Ich schwöre, daß ich der TV Schlaraffia in Treue angehören werde, daß ich mich mit meiner ganzen Kraft für das Wachsen, Blühen und Gedeihen unseres Deutschen Vaterlandes und unserer Korporation einsetzen und mich allzeit unserer Verbindung würdig erweisen werde, g etreu unsermWahlspruch Ehre – Freundschaft – Vaterland.“ -127- Nach dem Eid trat der Erstchargierte zu jedem Brandfuchs einzeln hin, nahm das Fuchsenband ab und verlieh ihm das Burschenband mit der Formel des Hohensyburgscomments: ex autoritate et dignetate te Meier al Nöck burschium nomino nomitatum declaro declaratum reoclamo Die ersten Festteilnehmer verließen die Konkordia um 5 Uhr morgens bei strömen den Regen. Nachdem die Burschung in überaus feierlicher Weise vollzogen war, marschierten die Chargierten wieder an ihre Plätze und es erklang unser Farbenlied, dem kurz darauf der Verbrüderungscantus folgte. Dann wurde die hochoffizielle Kneipe abgeschlagen und so begann die eigentliche Weihnachtsfeier. Der von Öhm Feldhaus aufgebaute Tannenbaum wurde angezündet und überall auf den Tischen brannten Kerzen. Der Nikolaus kam unter dem bekannten Cantus „Nikolaus komm in unser Haus“ und etwa gegen 22:30 Uhr wurde der Tanz eröffnet. Die ersten Festteilnehmer verließen die Konkordia um 5 Uhr morgens bei strömenden Regen. Das alte Nikolauslied „Essen, du reizende Stadt“ wurde umgedichtet und in der Nacht gesungen: „Hagen, du reizende Stadt“. Einige „Alte Herren“ machten die Bemerkung noch nie eine so schöne und feierliche Nikolausfeier erlebt zu haben. Ein solcher Vergleich entspringt der enorm guten Stimmung und ist subjektiv. 2. Juli 1955: 56. Stiftungsfest im Hotel Dresel in Rummenohl Der Generalconvent fand am frühen Nachmittag statt. Unter großer Begeisterung wurde Faß Waldhausen erneut zum AH Präsiden gewählt. Er bestand jedoch auf der Wahl seines Nachfolgers, so daß die Corona dazu Kurt Jüsten al. Hecht wählte. -128- Man entschied sich, für die TV Wiedukind Iserlohn die Bürgschaft zu übernehmen für den Eintritt in den BDIC. Die älteren „Alten Herren“ verlangten das Stiftungsfest wieder wie früher zu feiern. Ein Stiftungsfest nur an einem einzigen Tag zu begehen wie jetzt, hielten sie für unmöglich. In der Vergangenheit galt das Schlaraffen- stiftungsfest stets als besonders schönes Fest und wurde an Pfingsten gefeiert. Am Pfingstsamstag fand die offizielle Stiftungskneipe statt, während die Damen ins Konzert gingen. Pfingstsonntag begann mit dem großen Frühschoppen, anschließend gemeinsames Mittagessen und um 16:00 Uhr großer Festball. Am Pfingstmontagvormittag diskutierte man auf dem AHC und G.C. mit anschließendem Frühschoppen und gemeinsamen Mittagessen. Das Fest klang aus mit dem Exbummel zur Donnerkuhle. Man einigte sich darauf, in Zukunft freitags eine Stiftungskneipe zu schlagen und am Samstag das Stiftungsfest mit G.C., Festcommers und Couleurball zu begehen. In diesem Jahr fand alles an einem Tag statt. Man einigte sich darauf, in Zukunft freitags eine Stiftungskneipe zu schlagen und am Samstag das Stiftungsfest mit G.C., Festcommers und Couleurball zu begehen. Zum hochoffiziellen Festcommers chargierten die TV Saxonia und die Rheinwacht zu Köln. Der Festcommers wurde eröffnet mit dem Lied „Student sein, wenn die Veilchen blühen“. In feierlicher Stimmung bei Kerzenlicht fand die Burschung statt unter Ableistung des Burscheneides. Neun Brandfüchse wechselten in den Burschensalon. Anschließend übergab der Vorsitzende des Altherrenverbandes Faß Waldhausen der Aktivitas die neue Korporationsfahne. Da bereits ein halbes Jahr zuvor der früher übliche Couleurzwang wieder eingeführt wurde, trugen alle „Alte Herren“ Burschenband und Mütze. Die TV Schlaraffia besaß nunmehr wieder alle notwendigen Studentenutensilien, um entsprechend bei allen offiziellen und hochoffiziellen Veranstaltungen repräsentieren zu können. Dezember 1956: Begeisterung für Korporationen an den Ingenieurschulen Im Rundschreiben Nr. 12 von 1956 wird zum geplanten Nikolausfest nach Essen ins Hotel Parkhaus Hügel eingeladen, in dem ein Festsaal für 140 Besucher vorhanden ist. Da zu unserer Nikolausfeier nur Schlaraffen und keine Vertreter anderer Korporationen eingeladen werden, glaubten wir, mit diesem Saale auszukommen. Weiterhin stellte der Inhaber Herr Imhoff einen anliegenden Raum und die Hoteldiele zum Tanz zur Verfügung und so war alles in bester Ordnung. Zunächst freuten wir uns über die zahlreichen Zusagen, die Aktivitas hatte 35 Mann und 20 Damen gemeldet. Die Zusagen rissen nicht ab und am Tage vor dem Fest lagen 181 Anmeldungen vor. Die in Hagen wohnenden Schlaraffen reisten mit einem Bahnbus mit Anhänger an, der rechtzeitig vollbesetzt eintraf. Zunächst freuten wir uns über die zahlreichen Zusagen,die Aktivitas hatte 35 Mann und 20 Damen gemeldet. -129- Bei besonderen Anlässen tragen die Korporierten Band und Mütze, sowohl in den Räumen der Ingenieur schule als auch in der Öffentlichkeit. Die hochoffizielle Festkneipe unter dem Präsidium von Bruno Rohe al Faß wurde nach dem offiziellen Chargeneinmarsch mit dem Lied „Oh alte Burschenherrlichkeit“ angeschlagen. In einem kurzen Festvortrag wurde von AH Faß Waldhausen über das Verbindungsleben an anderen staatlichen Maschinenschulen berichtet. An den süddeutschen Ingenieurschulen sind die farbentragenden Verbindungen zum größten Teil durch die Direktionen offiziell anerkannt. Bei besonderen Anlässen tragen die Korporierten Band und Mütze, sowohl in den Räumen der Ingenieurschule als auch in der Öffentlichkeit. Vor allem im Norddeutschen Raum werden die Bestimmungsmensuren wieder geschlagen und verschiedene Mitgliedskorporationen im BDIC sind freiwillig schlagende Verbindungen, einige jedoch verlangen die Bestimmungsmensur. Die TV Rheinwacht zu Köln berichtet folgendes: Zu einer kleinen Feier der Ingenieurschule, die aus Anlaß der Zuerkennung des Beinamens „Nikolaus August Otto Ingenieurschule“ stattfand, hatte die Direktion den Korporationen eine offizielle Einladung zugehen lassen. Als besondere Ehrengäste wurden unter anderem begrüßt Dr. Platz von Klöckner Humboldt Deutz, Professor Dr. Ries von Bayer Leverkusen, Dr. Horn von Felten & Guillaume, Regierungsdirektor Lenzen als Vertreter des Regierungspräsidenten und der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Schwering sowie zahlreiche ortsansässige Fabrikanten. Als besonders Ereignis erlaubte der Direktor der Schule Dr. Schneider, den Korporationen bei der Feier in Vollwix zu chargieren. Daraufhin zogen fünf Korporationen mit je drei Chargen mit Vollwix und Banner in die Schule ein. Die Kölner Tageszeitungen haben ausführlich in Wort und Bild von dieser Feier berichtet. Ende der fünfziger Jahre erlebte das Verbindungs leben an den Deutschen Ingenieurschulen seinen Höhepunkt. -130- Ende der fünfziger Jahre erlebte das Verbindungsleben an den Deutschen Ingenieurschulen seinen Höhepunkt. Die farbentragenden Studenten nutzten jede Gelegenheit zur Mitarbeit in den Gremien der Schulen und zur entsprechenden Darstellung in der Öffentlichkeit. An der Hagener Ingenieurschule trugen die Schlaraffen, die ihr Examen bestanden hatten, zum ersten Mal bei der Ingenieurverabschiedung am 1.August 1956 Halbcouleur, das heißt Zipfel und Burschenband, jedoch ohne Mütze. Der Aktive Günter Bergmann al. Mikosch verstarb am 28.Juli 1956 infolge eines Herzinfartes. Die Aktivitas fuhr mit vier Chargen nach Lingen, wo sie von der Familie Bergmann herzlich willkommen geheißen wurden. Da sowohl der Großvater als auch der Vater und Bruder des Verstorbenen korporativ waren, wurde es sehr begrüßt, daß die Verbindung zum ersten Mal in ihrer Geschichte am offenen Grab chargierte mit Vollwix und Banner. Die Aktivitas wechselte ihre Konstante und zog ein im Gaststättenbetrieb Pick As, Inhaber W. Fauvel, in Hagen, Ecke Körner-Grabenstr. Die Aktivitas wechselte ihre Konstante und zog ein im Gaststättenbetrieb Pick As Ein Vivat Crescat floriat dem Farbenstudententum 1957 bis 1960 Der Wiederaufbau des zerstörten Deutschlands ist nahezu abgeschlossen. 1957 wurde das Saarland zehntes Land der Bundesrepublik Deutschland. Nach vier Monaten wird der Streik in der Metallindustrie des Bundeslandes Schleswig Holsteins, der bislang längste Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik, mit einem Kompromiß beendet. In mehreren hundert Betrieben der Bundesrepublik wird die 45-StundenWoche eingeführt. Das Gleichberechtigungsgesetz paßt das bürgerliche Recht an den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau an. Dieter Mexner al. Spund xxx, Friedhelm Eberts al. Longus FM,Erich Kwiakowsky al. Scheich x,Umzug Coburg Im BDIC, Bund Deutscher Ingenieurkorporationen, sind achtundachtzig Verbindungen mit fast 6.500 Mitgliedern vertreten. Damit sind fast alle Verbindungen an den Deutschen Ingenieurschulen im Dachverband organisiert. -131- Die TV Schlaraffia nimmt mit ihrer damaligen Chargia an diesen Umzügen teil und zeigt sich damit erstmals mit Vollwix und Banner in der Öffentlichkeit. Beim Bundeskongreß in Coburg wird durch zwei große Umzüge innerhalb der Stadt die Bedeutung des BDIC für Jedermann sichtbar. Die TV Schlaraffia nimmt mit ihrer damaligen Chargia an diesen Umzügen teil und zeigt sich damit erstmals mit Vollwix und Banner in der Öffentlichkeit. Die Anreise war schwierig, denn die Autobahnen, auch von Frankfurt nach Nürnberg, waren noch nicht fertiggestellt. Die Fahrt im Zweitakter Audi des damaligen Krassfuchsen Reinhard Zeppenfeld al. Schrat dauerte über Landstraßen von Hagen bis Coburg einen ganzen Tag. Die Straßen waren schmal und kurvenreich und der Verkehr langsam. Jeder dreizehnte Deutsche besaß ein Auto. Im Sommersemester 1957 verließen etwa 150 Studenten aus den vier Fachrichtungen Maschinenbau, Fertigungstechnik, Elektrotechnik und Bauwesen als Ingenieure die Hagener Lehranstalt. Siebzehn dieser Jungingenieure waren in der TV Schlaraffia Mitglieder und wurden innerhalb der Verbindung für ein Jahr als inaktive Burschen geführt, bevor sie die Mitgliedschaft im Altherrenverband beantragen konnten. Die Jugend in Deutschland kennt die Entbehrungen der Nachkriegszeit nur vom Hören und Sagen und gewinnt langsam ihre eigene Identität. Wirtschaftlich und sportlich zählt Deutschland wieder zur Elite. Armin Hary läuft als erster Mensch die 100 Meter Strecke in 10 Sekunden. Der Sänger Elvis Presley kommt im Oktober 1958 als US-Soldat in die Bundesrepublik. Die Rock-’n’- Roll Fans geraten außer Rand und Band. Jugendliche randalieren bei Konzerten des US Sängers Bill Haley. Der Film „Die Halbstarken“ mit Karin Baal und Horst Buchholz ist der Beginn der Halbstarkenbewegung. Zum ersten Mal liest man in der Zeitung „Die Jugend rebelliert“. Das führte dazu, daß auch die farbentragenden Studenten an der Staatlichen Ingenieurschule in Hagen ihre Forderungen formulierten. Unter Mitwirkung der Professoren Dr. Ibert und Oberbaurat Heimburg führte eine Studentenabordnung, bestehend aus den Mitgliedern der TV Schlaraffia und der Landsmannschaft Baltia, Verhandlungen mit der Schulleitung. -132- Der allgemeine Studentenausschuß Asta wurde ausschließlich von Mitgliedern der Verbindungen gestellt. Von der Schlaraffia waren vertreten Jürgen Nümbach al. Brutus als erster Vorsitzender und Reinhard Zeppenfeld al. Schrat. Aus dem Sommersemester 1958 wurden 91 Jungingenieure feierlich verabschiedet. Die Westfalenpost schreibt: Aus dem Sommersemester 1958 wurden 91 Jungingenieure feierlich ver abschiedet. „Zur Abschlußfeier der Absolventen des Sommersemesters 1958 an der Staatlichen Ingenieurschule für das Maschinenwesen, Fa ch ri chtung Maschinenbau und Fachrichtung Elektrotechnik, die in der Aula stattfand, hieß der Leiter der Ingenieur schule, Oberbaurat Dr. Lindner, die Absolventen, deren Angehörige und Freunde, die Dozentenschaft und die jüngeren Semester herzlich willkommen. Erstmalig nahmen 15 Chargierte der Studentenverbindungen in ihren bunten Uniformen an der Feier stunde teil. Die vom Chor der Schule (Dirigent A. Schnieders) mit dem Lied „Hab oft im Kreise der Lieben“ (frisch gesungen) eingeleitet wurde. Reifezeugnisse und Ehrengaben überreichte in der Aula der Ingenieurschule Oberbaurat Dr. Lindner den jungen Ingenieuren. Eine bunte Kulisse bildeten die im Vollwix angetretenen Abordnungen der farbentragenden Verbindungen. “ Sommersemester 1958 Der Allgemeine Studentenausschuß ASTA und die studentischen Verbindungen – Jürgen Nymbach al. Brutus (xxx) – In der Nachkriegszeit entwickelten sich in vielen Bereichen sog. Mitbestimmungsmodelle, die einmal der neu gewonnenen Freiheit und zum anderen dem sich ebenfalls neu entwickelnden demokratischen Verständnis Ausdruck verleihen wollten. Als ein Ausdruck der Freiheit, die für uns als Genera tion, die noch bewußt den 2.Weltkrieg hat miterleben müssen und somit für uns einen besonderen Stellenwert hatte, ist natürlich auch das Wiederaufleben farben studentischer Tradition zu sehen. Es ist deshalb eine logische Folge, daß sich besonders die stu dentischen Verbindungen, die sich schon immer -133- in ein oder anderer Weise – heute sagt man – sozio-kulturell betätigt haben, auch in dem ihnen zugänglichen Bereich der Mitbestimmung, nämlich an Ingenieur-, Hochschulen und Universitäten, aktiv wurden. Bei meinem Studienbeginn im Frühjahr 1957 wurde der ASTA ganz klar von den an der damaligen SIS Hagen aktiven Corporationen, in dem beginnenden Sommer semster noch von der „Markomannia“, gestellt und dominiert. Zwar stellten auch damals schon Mitglieder der Verbindungen unter den Studenten eine Minderheit dar, deren Auftreten und Wirken trotz aller auch in der Öffentlichkeit verübten Studenten streiche weitgehend akzeptiert wurde und innerhalb der Studentenschaft keinerlei desintegrierende Wirkung hatte. Persönlich war ich überrascht, als am Ende dieses Sommersemester der Vorschlag an mich herangetragen wurde, ich möchte doch für den nächsten ASTA-Vorsitz kandidie ren, da nach internen Absprachen unter den etablierten 4 Verbindungen (die Balten befanden sich noch in Gründung) die Schlaraffen wieder an der Reihe wären. Nun hatte besonders ich in diesem klimatisch positiv aus der Statistik herausragenden Sommer 1957 leistungsmäßig keine Bäume ausgerissen, das Semester wurde allge mein in Ischeland im wahrsten Sinne des Wortes „verbadet“. Es war ganz klar, daß ein ASTA-Vorsitz an die Leistungsbereitschaft des Funktionsträgers besondere Anforderungen stellt. Die dafür erforderliche Bereitschaft, der ich mich freiwillig stel len sollte, war für mich ein vollkommen neues Element. Glücklicherweise hatten wir unter unseren Dozenten eine herausragende Persönlichkeit - ich spreche von Dr. Curt Ibert, der leider vor ca. 7 Jahren verstorben ist - , die im Grunde ihres Herzens auch als Dozent noch gerne Student war. Mit ihm habe ich mich beraten, ganz klar meine o.a. Negativ-Leistung im 1.Semester angesprochen, ihm auch ein Konzept vorgestellt, den erhöhten Leistungsanforderungen gerecht zu werden, worauf er meinte: „Wenn sie glauben, sie schaffen das, dann kandidieren sie mal und wenn sie dann auch gewählt werden, wird das für sie eine tolle Erfahrung.“ -134- Er hatte recht. Das, was in der damaligen Zeit eines der Ziele der „Schlaraffia“ war, die Aktiven auf ihre zukünftige gesellschaftliche Stellung im Beruf und dem Leben all gemein vorzubereiten, zeigte in der über 2 Semester laufenden Amtszeit als ASTAVorsitzender bei mir seine ersten Wirkungen und Erfolge. Der Hagener ASTA hatte in der damaligen Zeit eine allgemeinpolitische Funktion, die – losgelöst von jeglichen parteipolitischen Interessen – sich in erster Linie um die Wahrnehmung der Interessen der Studentenschaft gegenüber der SIS kümmerte, ein damals schon erstrittenes Mitspr acherecht bei der Vergabe von staatlichen Studienbeihilfen ausübte: • in die Diskussion organisatorischer Fragen der SIS, soweit sie die Studenten betrafen, seine Vorstellungen einbrachte • in Streitfragen aller Art, ob unter den Studenten oder Studenten und SIS zu vermitteln versuchte • eine eigene kleine Bücherei betrieb • an Bundesveranstaltungen der ASTA teilnahm • internationalen Studentenaustausch vermittelte • Sportveranstaltungen durchführte • das jährliche Schulfest als Veranstalter ausrichtete Für diese Tätigkeit gab es keinen Leistungsrabatt, aber ich stieß auf eine große Bereitschaft unter meinen Kon-Semestern allgemein, besonders aber bei meinen Bundes- und Verbandsbrüdern, R e fe rentenpositionen für die verschiedenen Aufgabenbereich zu übernehmen und so gemeinschaftlich die Aufgaben im ASTA wahrzunehmen. Dieses war ein Teil meines Konzeptes. Schrat Zeppenfeld, Tristan Pflug, damaliger x der wiederauferstandene T.V. Baltia, möchte ich stellvertretend für die anderen Mitstreiter nennen. Für mich war es meine erste Führungsposition, die ich vollkommen unerfahren anging. Mir war klar, daß die anstehenden Aufgaben nur kooperativ bewältigt werden konnten, und so lernte ich meine Position als „primus inter pares“ zu verstehen, eine Philosophie, die mich schon damals für meinen späteren Lebensweg nachhaltig geprägt hat. Ein weiterer Teil des Konzeptes war die Intensivierung einer Arbeitsgemeinschaft, die wir bereits im 1.Semester ins Leben gerufen hatten. Sie hatte die Aufgabe Verständnisfragen aus den Vorlesungen zu klären, Wissensdefizite zu kompensieren, damit wir glatt über die Runden kamen. Wir waren insgesamt fünf, Schrat, Tristan, Naphtalin, Schlips und ich, drei waren mindestens immer anwesend. So wurden auch mir Vorlesungsinhalte vermittelt, die ich, da sich die Tätigkeit im ASTA nicht nur auf -135- die Pausen beschränkte, sonst mit mehr Aufwand und vielleicht auch nicht so erfolg reich hätte kompensieren müssen. Ich glaube, daß uns alle, die wir im ASTA damals Funktionen übernommen haben, die vielen Facetten dieser Tätigkeit nachhaltig geprägt haben. Die Arbeit, die wir damals geleistet haben, bekam noch eine unerwartete Würdigung. Der damalige stellvertretende Hagener Direktor, Herr Oberbaurat Strathausen, ein etwas knöcherner Typ, dem der ASTA nicht so sehr in seine konservativen Vor stellungen paßte, wurde Gründungsdirektor der neuen Ingenieurschule in Bielefeld und lud mich bald darauf nach Bielefeld ein, um dort den ASTA mitzugründen. Ich bin sicher, wir haben alle von der Tätigkeit im ASTA profitiert, wobei die Corporierten durch ihr enges Zusammengehörigkeitsgefühl sich in keiner Weise absonderten, sondern aus dieser Kraft der Zusammengehörigkeit ein starkes Integrationspotential entwickelten. Wir mußten lernen, in Gesprächen und Diskussionen mit Direktor und Dozenten unsere Meinungen zu artikulieren, uns für andere einzusetzen, öffentlich bei Anlässen aufzutreten wie z.B. Ingenieur verabschiedung, Schulfest und überregionalen Veranstaltungen. Auf diese Aufgaben wurden wir z.T. durch das Verbindungsleben vorbereitet. Auch wenn alle corporierten ASTA-Mitglieder bei öffentlichen Auftritten selbstverständlich Couleur trugen, so war dieses nur ein diskreter Hinweis auf das Farbenstudententum, dem wir angehörten und dank unserer Integrationsbemühungen wurde diese Äußerlichkeit auch nie moniert, was aber nicht bedeutet, daß, wie in jeder Zeit, das Verbindungswesen nicht unumstritten war. -136- Zu dem oben zitierten Dr. Ibert hielt ich bis kurz vor seinem Tode Kontakt. Er ging später an die neue Gesamthochschule in Dortmund, wo ich ihn, selbst schon im Berufsleben stehend, einmal besuchte. An diesem Tag streikten gerade die Studenten für mehr Mitbestimmung und darauf angesprochen, daß wir das alles doch schon erreicht gehabt hätten, beteuerte er, daß sich der ASTA in Dortmund stark politisiert hätte und daß es einen Zusammenhalt wie gerade von unserem Semester praktiziert leider nicht mehr gäbe und originäre Aufgaben des ASTA aufgegeben worden seien. Diese Erkenntnis zeigt zwar, daß unsere eigene Tätigkeit keine langfristig nachhaltige Wirkung erzielt hat. Wir hatten aber die Botschaft unserer Schlaraffen - Ahnen, uns sozio-kulturell zu engagieren, verstanden. Dabei hatten wir die ganze Studentenschaft und nicht nur das Farbenstudententum im Blickwinkel. Die Erfolge waren nicht welt bewegend. Für uns, die wir mitgewirkt haben, aber war es nicht nur eine tolle Erfahrung, sondern ein separater Studiengang, der mir jedenfalls fast noch mehr für mein späteres Leben mitgegeben hat als das eigentliche Fachstudium. Mit dieser Erkenntnis möchte ich auch meinen Dank an meine ehemaligen Mitstreiter aussprechen, die mir geholfen haben, diese Tätigkeit im ASTA und damit das ganze Studium zu einem so nachhaltigen Erlebnis werden zu lassen. Ewald Plate al. Pluto: AH Präside von 1958 - 1970 Ewald Plate wurde am 11. April 1901 in Kierspe geboren. Er studierte in Hagen von 1921 - 1923. Zwei Semester lang war er Fuchsenmajor und wurde Erstchargierter der Aktivitas ebenfalls für zwei Semester in 1922. Nach seinem Examen verbrachte er die Lehr- und Wanderjahre als Betriebsleiter in einem Wuppertaler Industrieunternehmen. Schon sein Großvater gründete im letzten Quartal des vorigen Jahrhunderts eine Fabrik in Kierspe zur Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten. Dieses Unternehmen wurde im Jahr 1906 auf die drei Söhne des Gründers aufgeteilt. Der Vater von Ewald Plate erhielt den Teil des Unternehmens, der sich mit der Herstellung von Kastenschlössern beschäftigte. Etwa im Jahr 1926 trat er als Geschäftsführer in das Unternehmen ein und führte dieses ausgesprochen erfolgreich weiter. Da in dem Märkischen Raum und so auch in Meinerzhagen und Kierspe sehr früh mit der Verarbeitung von Bakelit begonnen wurde, nahm auch die Firma Plate & Voerster schon in den dreißiger Jahren die Verarbeitung von Duroplasten auf und kaufte dafür Kunststoffpressen von der in Meinerzhagen ansässigen Firma Battenfeld, unter der damaligen Leitung des jungen Schlaraffen Werner Battenfeld al. Ferro. Gesellschaftlich und politisch war Ewald Plate stets ein aktiver Ingenieur, so wurde er unter dem NS Regime Ortsgruppenvorsteher in Kierspe. Den Krieg erlebte er im wesentlichen an der Heimatfront. Über eine 32 Monate andauernde Entnazifizierungsphase wurde er nach dem Krieg rehabilitiert und wurde von den Kiersper Bürgern, aufgrund seiner Beliebtheit, wiederum in verschiedene Gremien gewählt. So Zwei Semester lang war er Fuchsenmajor und wurde Erstchargierter der Aktivitas ebenfalls für zwei Semester in 1922. Er wurde nach dem Krieg rehabilitiert und von den Kiersper Bürge rn ,a u f grund seiner Beliebtheit,wiederum in verschiedene Gremien gewählt -137- wurde er Vorsitzender des Schützenvereins und Geschäftsführer des Kiersper Bauvereins. In der Schlaraffia war er stets aktiv und wurde am 8. Juli 1958 zum AH Präsiden als Nachfolger des legendären Faß Waldhausen gewählt. Erst 1970 gab er dieses Amt ab und wurde danach Ehrenpräsident der TV Schlaraffia. Pluto Plate starb am 26. Juni 1973 und wurde mit allen studentischen Ehren und unter Teilnahme einer großen Zahl seiner Freunde aus der Schlaraffia in Kierspe zu Grabe getragen. Er bleibt uns als väterlicher AH Präside in Erinnerung, der stets ein offenes Ohr für seine Freunde und seine jüngeren Bundesbrüder hatte. 19. Juli 1958: Werksbesichtigung bei der Fa. Battenfeld Maschinenfabriken in Meinerzhagen Das war der Beginn der unvergeßlichen Battenfeld kneipen,die jeden Sommer geschlagen wurden bis zum Jahr 1974. Auf Einladung von Ewald Plate al. Pluto fand eine Busreise nach Kierspe statt. Zuerst wurden die Betriebe von AH Pluto Plate, die Fa. Plate & Voerster, in Kierspe besichtigt. Dann ging die Fahrt weiter nach Meinerzhagen, wo zwei Produktionsstätten der insgesamt vier Betriebe von Werner Battenfeld al. Ferro besichtigt wurden. Hauptsächlich konnte man die Produktion von Spritzgießmaschinen bewundern, die durch Rationalisierung schon damals fließbandähnlich hergestellt wurden. In einem Waldlokal in Kierspe wurde dann eine zünftige Kneipe geschlagen. Das war der Beginn der unvergeßlichen Battenfeldkneipen, die jeden Sommer geschlagen wurden bis zum Jahr 1974. In allen Jahren wurde jeweils nach der Betriebsbesichtigung auch der Flugplatz besucht, wobei jeder Gelegenheit bekam, mit einem der Flugzeuge von Bat-Air einen Rundflug zu unternehmen. 1958: Das erste Verbindungsauto in Hagen -138- Wolfhardt Pflug al. Tristan und Reinhard Zeppenfeld al. Schrat kauften das Luxusauto Lloyd 300 mit folgenden technischen Daten. Motorleistung 15 PS , Hubvolumen 300 Schlaraffen vor der Firma Battenfeld, v on links:Ajax Kalsbach, Werner Battenfeld, Kornet Lincke, Seppl Disselhoff, Lix Schulz, Bachus Gündel,Doge Dietze, Cato Schmacher, GuffiWinter, Cunos Schröder, Attila Barthelmes, unbekannt, Kuli von der Kuhlen, Pluto Plate, Faß Waldhausen,Lupus Donsdorf, Schrat Zeppenfeld ccm, max. Geschwindigkeit 53 km/h. Nach genau sechs gemeinsamen Verbindungsausflügen und einer Lebensdauer von 3 Wochen wurde das Fahrzeug bei einer Verkehrsmensur in Meinerzhagen vernichtet. Bei einer Verkehrsmensur in Meinerzhagen vernichtet. An der Hagener Ingenieurschule waren 1958 ca. 1.800 Studenten eingeschrieben, die nach einem strengen Stundenplan studierten und deren Anwesenheit in jedem Fach -139- und in jeder Stunde kontrolliert wurde. Es ist kaum zu glauben, aber das Verbindungsfahrzeug der Schlaraffia und Baltia war das einzige Auto aus der Studentenschaft auf dem Parkplatz des Instituts. Studenten in der Zeit fuhren Bus, Straßenbahn und Fahrrad. Ein Glas Bier 0,2 l kostete 0,30 DM und das Anfangsgehalt eines Ingenieurs betrug max. 500 Mark. Beisetzung des verehrten Baurats Dipl. Ing. Heimburg im Krematorium in HagenDelstern Die Akzeptanz der Verbindungen durch die Direktion der Staatlichen Ingenieurschule Hagen ist am besten dokumentiert in der offiziellen Einladung für die Beisetzung des verstorbenen Baurats Heimburg. Alle Verbindungen wurden zur Teilnahme eingela den, die Chargen im Vollwix und Paradeschläger, jedoch ohne Banner. Die Beisetzung glich einer Verbindungs veranstaltung. Die Beisetzung glich einer Verbindungsveranstaltung, da außer den nahen Verwandten kaum ein männlicher Teilnehmer ohne Band und Mütze anwesend war. Natürlich wurde auch in der Presse von solchen Ereignissen in recht positiver Form berichtet. Die von auswärts kommenden und in Hagen wohnenden Studenten verbrachten den größten Teil ihrer Freizeit mit den Bundesbrüdern. Es schien so als wäre der -140- Zusammenhalt innerhalb der Verbindung, wie er in den Gründerjahren üblich war, auch bei der jetzigen Generation vorhanden. Die Begeisterung und die Überzeugung für das Farbenstudententum waren beachtlich groß. Auch im privaten Bereich spielte das Verbindungsleben eine ausschlaggebende Rolle. Bei der kirchlichen Trauung wurde der schöne äußere Rahmen duch die Anwesenheit der im Vollwix gekleideten Chargen gewünscht. Beim Verlassen der Kirche schritt das Brautpaar unter den gekreuzten Paradeschlägern hindurch. Das Foto zeigt die Trauung von Reinhold Jung al. Smoky mit seiner Frau Rosemarie, die in Burgsteinfurt heirateten. Von der Aktivitas chargierten Zeus Wissemann, Latsch Hülsmann, Lux Schulz und Schrat Zeppenfeld. Auch im privaten Bereich spielte das Verbindungsleben eine ausschlaggebende Rolle. -141- 1. Juni 1962: Die Aktivitas erhält Kneipjacken Anschließend überreichte Pluto Plate der Aktivitas die ersten zehn Exemplare der neu gefertigten Kneipjacken. Auf den Stifungsfesten Anfang der sechziger Jahre chargierten im Durchschnitt zehn Fremdverbindungen. Am Freitag, den 1. Juni 1962 wurde eine hochoffizielle Festkneipe unter der Speerführung des damaligen Erstchargierten Heinz Hagemann al. Ingo, geschlagen. Die Aktivitas bestand aus 19 Burschen, darunter der erste Ausländer Narayan Joshi al. Ravi aus Bombay, Indien. Der Fuchsenstall bestand aus 5 Brandfüchsen und 6 Krassfüchsen. In der Zwischenzeit hatte man sich an eine Aktivitas von 30 Mitgliedern gewöhnt. Am 2. Juni wurde der hochoffizielle Teil mit dem Festcommers eingeleitet. Der Vorsitzende des Altherrenverbandes Ewald Plate al. Pluto schloß seine Ansprache mit einer Bierehrlichen Handlung. Emil Kleefisch al. Roland übergab ein handgeschnitztes Wappen der TV Schlaraffia an die Aktivitas. Dieses wurde von ihm selbst gefertigt. Er erntete dafür den Dank der gesamten Corona. Anschließend überreichte Pluto Plate der Aktivitas die ersten zehn Exemplare der neu gefertigten Kneipjacken. Weitere zwanzig Exemplare waren in Arbeit und wurden kurze Zeit nach dem Stiftungsfest der Aktivitas übergeben. Damit war die TV Schlaraffia die erste Verbindung im Landesverband West des BDIC, die alle ihre Veranstaltungen in den grünen Kneipjacken durchführen konnte. Das Stiftungsfest im Parkhaus in Hagen wurde von nahezu 300 Personen besucht und dürfte in der gesamten Geschichte der Schlaraffia als das am stärksten besuchte Stiftungsfest angesehen werden. Verschiedene Dozenten nahmen an dem Stiftungsfest teil und Oberbaurat Wilhelm Wagner wurde als Ehrenmitglied in den Altherrenverband aufgenommen. Die späteren Stiftungsfeste in den Jahren 63 und 64 wurden mit ähnlicher Begeisterung veranstaltet. Auch die Bauräte Schindler, Dr. Schäfer und Jenecki blieben Gäste der TV Schlaraffia. Auf den Stifungsfesten Anfang der sechziger Jahre chargierten im Durchschnitt zehn Fremdverbindungen. An den Stiftungsfesten nahmen selten weniger als 250 Personen teil. Die sechziger Jahre -142- Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 war Deutschland endgültig in zwei unabhängige Staaten aufgeteilt. Der Wohlstand im Westen gegenüber dem Lebensstandard im Osten war so groß, daß sich die DDR zu entvölkern drohte. 1962 wird in der DDR die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. In der Bundesrepublik reichen die Arbeitskräfte für den wirtschaftlichen Boom nicht mehr aus. Es werden mehr und mehr ausländische Arbeitnehmer beschäftigt. Die Beatles treten erstmals im Hambuger Starclub auf. Am 22. Jaunuar 1963 wird der Vertrag über die deutsch-französische Zusamenarbeit zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle abgeschlossen. Der amerikanische Präsident John F. Kennedy besucht Berlin und e rk l ä rt : „Ich bin ein Berliner“. Bei der Bundestagswahl am 19. September 1965 gehen die Regierungsparteien CDU/CSU als Sieger hervor und wählen Ludwig Erhard zum Bundeskanzler. Die FDP verliert Stimmen auf 12,8 % Anteil. Die politische Stabilität gerät unter Erhard ins Wanken, so daß er am 30. November 1966 zurücktritt. Es wird eine große Koalition gebildet. Am 27. Mai 1967 besucht der Schah des Iran Mohammed Reza Pahlewi bei einem Staatsbesuch die Bundes- -143- republik. In zahlreichen Städten kommt es zu Anti-Schah Kundgebungen. Bei einem Polizeieinsatz gegen eine Anti-Schah Demonstration in Westberlin wird am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg erschossen. Dieses Datum kann als der Beginn der außerparlamentarischen Opposition und der Beginn der studentischen Massendemonstrationen angesehen werden. Bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1966 finden an mehreren Universitäten umfangreiche Streiks statt. Jedoch ist der 2. Juni 67 die Wende zur Radikalität dieser Demonstrationen. Ausgangspunkt für die studentischen Unruhen ist die Universität Berlin. Am 11. April 1968 wird Rudi Dutschtke, der Vorsitzende des sozialistischen deutschen Studentenbundes SBS bei einem Mordanschlag schwer verletzt. Das Attentat führt in der ganzen Bundesrepublik zu Demonstrationen und teilweise blutigen Auseinandersetzungen mit den Polizeikräften. Rudi Dutschke stirbt 10 Jahre später an den Folgen des Attentats. Am 11. Mai 1968 veranstalten die bundesdeutschen Gegner der Notstandsgesetzgebung einen Sternenmarsch nach Bonn. Der Bundestag verabschiedet jedoch die Notstandsverfassung am 30. Mai 68. Der Atomwaffensperrvertrag wird unterzeichnet, in Deutschland wird die Mehrwertsteuer eingeführt und die Arbeitslosenquote beträgt nur noch 0,8%. Damit ist die Vollbeschäftigung nahezu erreicht. Der Wiederaufbau in Deutschland ist abgeschlossen, ein Maximum an Wohlstand ist erreicht und trotzdem macht sich eine gewisse Unzufriedenheit in der Bevölkerung breit. Die von Gruppierungen der Bevölkerung gestellten Forderungen werden nicht immer von der Mehrheit der Bevölkerung getragen. Die TV Schlaraffia unterhält in der gesamten Dekade, beginnend von 1960,stets eine Aktivitas zwischen 25 und 30 Mitgliedern. -144- Die TV Schlaraffia unterhält in der gesamten Dekade, beginnend von 1960, stets eine Aktivitas zwischen 25 und 30 Mitgliedern. Der Altherrenverband wächst dadurch erheblich. Vor allen Dingen Aktive aus den Jahren 1956 bis 1963 bleiben der Schlaraffia im großen und ganzen treu. Nur wenige Bundesbrüder verlassen bei größer werdender Distanz zu ihrer Studienzeit den Altherrenverband. 1968 hat der Altherrenverband 196 Mitglieder, davon sind 25 Pensionäre, 10 „Alte Herren“ wohnen im Ausland, einer wohnt in der DDR. Hinzu kommen drei Ehrenalteherren, davon der Inder Ravi Joshi. Die Aktivitas hat 23 Mitglieder und 2 Ehrenburschen, 6 inakti- ve Burschen IAB und 11 Ehrendamen. Alles in allem hat die TV Schlaraffia 241 Mitglieder. Ausländer in der TV Schlaraffia Mit Ravi Joshi hat die Schlaraffia einen Burschen als Mitglied im Altherrenverband. Der BDIC verteilte einen Protokollauszug einer Vorstandssitzung in dem es heißt: „Die immer wieder gestellte Frage: Ausländer in der Korporation?“ beantwortete der Bundessenior mit der Feststellung, daß ausländische Studenten, deren menschliche und charakterliche Eigenschaften es als vertretbar erscheinen ließen, in der Korporation eine Fuchsenerziehung wie jeder andere Fuchs durchmachen könnten. Im Anschluß an die Fuchsenzeit könne der ausländische Student als Verkehrsgast oder Konkneipant in die Verbindung aufgenommen werden. Wenn er nach seinem Studium und nach seiner Rückkehr in die Heimat noch offenkundig die Bindung zu seiner Korporation pflegt, könne er zum Ehrenaltenherren ernannt werden. Auf diesem Wege genieße der Ausländer in der Korporation alle Rechte eines ordentlichen Mitglieds, ohne jedoch an dessen Pflichten, wozu auch die staatsbürgerlichen gehören, gebunden zu sein. Nach Auffassung des Convent sei es in jedem Fall unvertretbar, A usländern den Burscheneid auf eine deutsche Korporation abzunehmen. Die TV Schlaraffia hat sich dazu entschieden, grundsätzlich Ausländer als Ehrenalteherren weiter zu führen und strebt an, den Kontakt und die Mitgliedschaft lebenslang zu erhalten. Die sechziger Jahre sind durch ein ungezwungenes Studentenleben gekennzeichnet. Die Berufschancen für die Ingenieurschulabsolventen waren sehr gut. Das sprichwörtliche sorgenfreie Studentenleben war innerhalb der Verbindungen aus vollen Zügen zu genießen. Die staatsbürgerlichen Pflichten bestanden darin, das zu akzeptieren, was die Regierenden vorgaben, denn es gab wenig zu kritisieren. Bis zum Jahr 1968, als die Bildungspolitik ins Gespräch kam. Nach Auffassung des Convent sei es in jedem Fall unvertretbar, Ausländern den Burscheneid auf eine deutsche Korporation abzunehmen. Die staatsbürgerlichen Pflichten bestanden darin, das zu akzeptieren, was die Regierenden vorgaben,denn es gab wenig zu kritisieren. -145- Spießbraten bei Carolus und Brigitta in Breckerfeld Die Chargierten der Verbindung nahmen das Ziel ernst,neben der Wissenvermittlung an der Ingenieurschule Veranstal tungen zur Weiterbildung in ausreichendem Maße anzu bieten. Über die Jahre wurde das Spießbratenessen in Breckerfeld immer populärer -146- Die Entstehung des traditionellen Spießbratenessens geht auf die Semesterferien im Jahr 1967 zurück. Die Aktivitas wurde geführt durch die folgenden Chargen. Hans Joachim Paletzki al. Frisco x, Eberhard Kötting al. Ede xx, Axel Rindock al. Castor xxx, Herbert Branß al. Harras FM. Wie ausgeprägt das Verbindungsleben dieser Zeit war, macht das Programm für das Sommersemester 1967 (135. Biersemester) deutlich. Die Charg ierten der Verbindung nahmen das Ziel ernst, neben der Wissenvermittlung an der Ingenieurschule Veranstaltungen zur Weiterbildung in ausreichendem Maße anzubieten. Zur Vorbereitung auf das neue Semester und zur Verkürzung der Trennungsphase während der Semesterferien wurde für den 30. September 1967 zum ersten Mal zu einem Spießbratenessen nach Lünen bei Unna eingeladen, durch unsere Bundesbrüder Karl-Heinz Albrecht al. Alpha und Günter Übelhör al. Atze. Ein Jahr später am 15. Juni 1968 fand das zweite Spießbratenessen in Altlünen statt. Es hatten sich aus der Aktivitas insgesamt 44 Personen eingefunden. Obwohl die Umgebung von Lünen an diesem Spätnachmittag von einem Unwetter heimgesucht wurde, konnte das Fleisch noch im Freien am offenen Feuer gebraten werden. Als der Regen kam, zog die Gesellschaft auf die Diele des Gutshofes und feierte bis in die frühen Morgenstunden am offenen Kaminfeuer weiter. An dieser Stelle möchten wir den Eltern von unserem Aktiven Schulze Wetmar für ihre Gastfreundschaft danken. Zwei „Alte Herren“ stifteten das Faß Bier und den Braten. Nachdem in den vergangenen vier Jahren das Spießbratenfest jeweils in Altlünen bei unserem Bundesbruder Schulze Wetmar al. Smoky gefeiert wurde, lud im Jahr 1971 zum ersten Mal Michael Wenderoth al Carolus nach Breckerfeld ein. Er und seine Frau Brigitta arrangierten ein herrliches Fest. 200 Liter Bier wurden von Uli Mosek al. Zeus mitgebracht und es fiel nicht schwer, diese bei schönem Wetter genüßlich zu verzehren. Über die Jahre wurde das Spießbratenessen in Breckerfeld immer populärer und kann mit Recht als ein traditionsreiches Familientreffen aller Schlaraffen angesehen werden. Immer wieder reisten Schlaraffen mit Kind und Kegel an, bauten ihre Zelte auf und verlebten herrliche Wochenenden in freier Natur. Ohne Unterbrechung war das Spießbraten- essen eine feste Veranstaltung bis zum heutigen Tag.Wir sind Brigitta und Carolus für ihre großzügige Gastfreundschaft unendlich dankbar. Spießbratenessen bei Carolus und Brigitta. -147-