Erfahrungsbericht

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Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht Tandil
Florian Bruse
24. November 2008
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2
2 Argentinien und Tandil
2
3 Die Uni
3
4 Studium in Tandil
4
5 Leben in Tandil
5
6 Reisen
6
7 Bewerbung und Papierkrams
8
8 Praktische Hinweise
9
9 Hilfreiche Adressen und Links
10
1
1 Einleitung
Dies ist ein Erfahrungsbericht über einen einjährigen Austausch an die UNICEN1 in Tandil, Argentinien. Zur Einordnung: Ich studiere Mathematik (genauer MCS) und habe den Austausch im dritten Studienjahr gemacht. Gehört habe ich dort nur Mathematik, Veranstaltungen aus der Informatik und
vermutlich der BWL stehen den Austauschstudenten aber auch offen. Insgesamt beurteile ich den Austausch als positiv und einen
vollen Erfolg. Es gab zwar ein paar Hindernisse und Rückschläge, aber das war bei einem Austausch in ein Land wie Argentinien
zu erwarten. Dank der Hilfsbereitschaft der
Argentinier und der Geduld des FB Mathematik konnten alle Probleme gelöst werden.
Abbildung 1: Tandil
2 Argentinien und Tandil
Die geo- und demographischen Fakten über Argentinien entnimmt man am besten dem
recht umfangreichen Artikel in der Wikipedia. Wichtig für einen Austausch ist es zu wissen, dass Argentinien kein Entwicklungsland ist. Die genaue Einordnung sei den Politologen überlassen, was zählt ist der vergleichsweise hohe Lebensstandard und die Sicherheit.
Mit anderen Worten: Man kann bedenkenlos nach Argentinien fliegen und muss nicht
ständig Angst haben, überfallen und ausgeraubt zu werden, man kann vernünftig wohnen und die meisten Dinge, die es in Deutschland im Laden zu kaufen gibt, gibt es auch
dort (meistens sogar billiger). Gleichzeitig ist Argentinien aber auch kein westlicher Industriestaat. Das südamerikanische Chaos gehört dort zum täglichen Leben, viele Dinge sind
nicht wirklich organisiert und auch die Wirtschaftslage ist nicht so sicher wie in Europa.
Ohne Eigeninitiative und Flexibilität kommt man dort nicht weit. Wer aber ein bisschen
Frusttoleranz und Anpassungsfähigkeit mitbringt, wird ein wunderschönes Land voller
freundlicher und in der Regel hilfsbreiter Menschen kennenlernen. Und das beste Steak
seines Lebens essen. Das beste Eis. Den besten Tango der Welt sehen. Weltklassfußball,
-Hockey, -Rugby, usw.
Tandil hat etwa 110.000 Einwohner und liegt etwa fünf Busstunden von Buenos Aires
(der Stadt) entfernt in Buenos Aires (der Provinz). Nach argentinischen Maßstäben ist das
nicht weit. In der Nähe liegt der Urlaubsort Mar del Plata, der weithin als Partymetropole
bekannt ist. Von Bedeutung ist Tandil der Uni wegen, als Milchverarbeitungszentrum und
als Lederwarenstandort. Außerdem gibt es einen Kalvarienhügel, der Tandil einmal im
Jahr zu Ostern vor lauter Touristen völlig überquellen lässt, ein Spektakel, dass man
1
Universidad Nacional del Centro de la Provincia de Buenos Aires, auch UNCPBA
gesehen haben muss. Insgesamt ist Tandil recht ruhig, insbesondere das Stadtzentrum
wirkt kleiner, als man es bei 110.000 Einwohnern vermuten würde. Trotzdem bietet die
Stadt eigentlich alle Möglichkeiten, die man bei einer solchen Größe erwarten würde, und
im Notfall liegen Mar del Plata (Strand, Party, Visum, Impfungen) und Buenos Aires
(alles was man sich so vorstellen kann) nicht allzuweit weg. Klimatisch ist Tandil recht
erträglich, im Sommer (Ende November bis Mitte März) wird es zwar tagsüber mit bis zu
35 Grad recht warm, in der Regel kühlt es aber nachts ab. Auch im Winter werden eher
selten Minusgrade erreicht, wegen des starken Windes und der mangelnden Isolierung
und Heizung der Häuser kann es aber schon unangenehm kalt werden.
3 Die Uni
Die Uni verteilt sich über vier Orte: Der Hauptsitz in Tandil und weitere in Olavarría,
Azul und Quequén. In Tandil sind die Fachbereiche exactas (Mathematik, Informatik,
Physik, Ambiente), economicas (BWL und VWL), humanas (Geographie, Geschichtswissenschaft, Touristik, Internationale Beziehungen, Erziehungswissenschaften, ..) und
veterinarias untergebracht. Andere Sitze bieten Kunst, Recht, Agrarwisenschaften, Medizin usw. an. In der Praxis hat man mit den anderen Sitzen und auch den anderen
Fachbereichen so gut wie nie zu tun. Die Informatik in Tandil gilt als eine der besten
Südamerikas.
Die Uni hat einen großen Verwaltungsbau
im Stadtzentrum, außer für Papierkrieg und
Sprachkurse kommt man da aber nur noch
der Bibliothek wegen hin. Der Campus liegt
ein paar Kilometer außerhalb, mehrere Buslinien fahren dort im 15-Minuten-Takt hin.
Für Studenten gibt es verbilligte Tickets.
Auf dem recht weitläufigen Campus stehen
einstöckige Gebäude. Jeder Fachbereich hat
ein eigenes, in dem sich ein paar Hörsäle und
die Verwaltung befinden. Außerdem gibt es
noch ein paar Gebäude mit für alle Fachbereiche zur Verfügung stehende Hörsälen, einige Bauten mit Büros von Professoren und
Abbildung 2: Der Fachbereich exactas
Assistenten (entweder in der Form “Prof +
Assi auf 4 qm” oder als Großraumbüro für 20 Leute) sowie die Sporthalle und die Mensa.
Die Mensa kann sich mit der in Darmstadt aber nicht messen, zu mehr als ein Brötchen
essen oder neues Wasser für mate (das Nationalgetränk dort, eine Art Tee) holen wird sie
in der Regel nicht benutzt. Hörsäle sind auch in Tandil knapp, ich habe eine Vorlesung
in einem Konferenzraum und eine zum Teil in einem Computerraum gehört. Freunde
erzählten, sie hätten auch eine Vorlesung in der Teeküche des Fachbereichs gehabt.
Da die Busse zur Uni über eine nicht geteerte Straße fahren, kann es bei den im Herbst
und Frühjahr öfter mal vorkommenden sintflutartigen Regenfällen schon mal passieren,
dass besagte Straße weggeschwommen ist und entsprechend die Vorlesungen ausfallen.
4 Studium in Tandil
Insgesamt ist das Studium in Argentinien etwas verschulter als in Deutschland. Insbesondere stehen den Studenten deutlich weniger Wahlmöglichkeiten (sog. optativas) offen, der
Pflichtanteil ist deutlich höher. Zumindest in der Mathematik hat das die Folge, dass die
argentinischen Studenten mehr in die Breite studieren und weniger in die Tiefe. So stehen im Prinzip fast alle “Einführung in die ...”-Q-Module aus Deutschland dort auf dem
Pflichtprogramm (und wird also meistens angeboten), dafür gehört vieles, was man in
Darmstadt in der Diplomvertiefung oder im Master als V-Modul hören würde dort schon
zum Promotionsstudium. In den optativas kann es dann aber schon zur Sache gehen, es
lohnt sich, vorher anzufragen, was angeboten wird.
Der Fachbereich exactas ist recht groß, den Löwenanteil machen aber die Informatiker
aus. Mathematiker gibt es, alle Fachsemester zusammengerechnet, vielleicht 50. Das hat
zur Folge, dass die Vorlesungen meistens nur mit drei bis fünf Studenten besetzt sind.
Insofern sind Zwischenfragen kein Problem, die Professoren wissen in der Regel auch den
englischen Fachausdruck, falls ein spanisches Wort einmal nicht bekannt ist. Die Vorlesungen finden nämlich ausnahmslos auf Spanisch statt. Zumindest in der Mathematik ist das
aber eher unproblematisch, denn an den Konzepten ändert sich ja nichts. Übungen gibt
es zu allen Pflichtvorlesungen, es handelt sich aber in der Regel um Vorrechenübungen.
Insgesamt hängt die Veranstaltungsqualität sehr vom Prof ab, die Mehrzahl hat aber
eine ordentliche Vorlesung abgeliefert.
Die kleinen Gruppen haben den Vorteil, dass man sehr schnell integriert ist, wenn
man denn nicht den kontaktscheuen Gringo spielt. Gerade in exactas hat bisher kaum
Austausch stattgefunden, so dass man als Ausländer per se schon interessant genug ist.
Es empfiehlt sich, mit argentinischen Studenten Kontakt zu suchen, nicht nur zum gemeinsamen Lernen. Bei der Prüfungsvorbereitung sind die Argentinier aber nicht ganz
so hilfreich, denn sich mal ein paar Tage hinzusetzen und zu arbeiten ist nicht unbedingt
Nationalsport. Die Prüfungen sind zweistufig, es gibt das parcial, das meist noch während
des Vorlesungszeitraums geschrieben wird und eigentlich immer schriftlich ist. Am ehesten ist es mit einem Schein zu vergleichen. Diese parcials sind meistens open-end, und
unter vier, fünf Stunden kommt man da aber eher nicht raus. Danach kommt das final,
die eigentliche Prüfung. Die ist in den höheren Semestern meistens mündlich, und die
Termine sind etwa achtmal im Jahr. Eine Zeitbeschränkung gibt es nicht, der Prof kann
also so lange prüfen wie er will. Viele Argentinier legen diese finals erst mehrere Semester
nachdem sie die Vorlesung gehört haben ab, weil man den Stoff relativ gut beherrschen
muss (ist aber in der Regel auch nicht schwerer als in Darmstadt). Das kann problematisch werden, wenn man die Prüfung direkt nach der Vorlesung ablegen will, zum Beispiel
weil man danach wieder nach Deutschland muss. Wer frühzeitig mit dem Prof darüber
redet, kriegt aber eigentlich immer eine Lösung angeboten. Die Schwierigkeit der Prüfung
schwankt von Prof zu Prof.
Das Sommersemester fängt übrigens Anfang bis Mitte August an und geht bis Ende
November, das Wintersemester von Mitte März bis Ende Juni. Von Weihnachten bis Mitte Februar ist die Uni wegen der Sommerhitze geschlossen, im Winter (Anfang August)
zwei Wochen. Alle Professoren haben E-mail und antworten auch recht zügig. Anmeldungen zu Kursen und Prüfungen laufen über ein Computersystem. Ich habe dort keinen
Account bekommen und musste also vor Prüfungen immer zur entsprechenden Stelle laufen. Wer dort aber höflich auftritt bekommt eigentlich immer Hilfe, gerade als Ausländer
kann man die mitunter etwas nervigen Regeln und Fristen auch mal übertreten. Wie
immer empfiehlt es sich, lieber einmal mehr und einmal zu früh als zu wenig und zu
spät nachzufragen, die Leute sind sehr hilfsbereit, aber leider nicht immer hundertprozentig zuverlässig. Wer sich blind auf Zusagen verlässt, kann mitunter enttäuscht werden,
deshalb sollte man nachhaken, wenn man Bedenken hat, dass etwas nicht richtig läuft.
Anwesenheitskontrollen gibt es im Gegensatz zu den Wirtschaftswissenschaften nicht. Da
es aber in der Regel kein oder kein gutes Skript gibt, ist es sinnvoll, mitzuschreiben. Wer
sich mit ein paar Leuten angefreundet hat, bekommt aber auch mal einen Mitschrieb
zum kopieren, wenn man mal nicht da war.
Die Uni hat mir einen Tutor zugeteilt, der mir die Uni gezeigt hat und bei solchen
Sachen wir Kurswahl behilflich war. Da mein Tutor aber Informatiker war und ich recht
schnell in eine Gruppe Mathematiker integriert war, habe ich ihn außer zum gelegentlichen ein-Bier-trinken nicht viel gesehen. Im Zweifelsfall wäre er aber immer zur Stelle
gewesen. Die Uni bietet einen Spanischkurs für Ausländer an, dieser ist sehr zu empfehlen, egal bei welchem Kenntnisstand. Den Preis von etwa 10 Euro im Monat kann
jeder aufbringen und es handelt sich um eine professionelle Sprachlehrerin die sich regelmäßig fortbildet. Es gibt auch einige private Anbieter, diese sind nicht zu empfehlen.
Auf Wunsch kann eine Spanischprüfung (Celu) der argentinischen Universitäten abgelegt
werden.
5 Leben in Tandil
Abbildung 3: In Tandil
Discos gibt es eine ganze Menge, allerdings
wechseln Namen und Standorte relativ häufig. Zu beachten ist, dass vor drei, vier Uhr
nachts niemand in die Discos geht und dass
diese oft völlig überlaufen sind, so dass man
sich kaum rühren kann. Dafür wird oft bis
in die frühen Morgenstunden getanzt. Auf
ein, zwei Bier oder Cocktails in eine Kneipe zu gehen ist nicht so üblich, dafür trifft
man sich oft mit Freunden zum asado (Grillen) oder Pizza essen, insbesondre, wenn
ein Fussballspiel ansteht. Oder man versackt
beim mate bis morgens um fünf. Beliebt ist
auch das Antares, eine Mikrobrauereikette
mit angeschlossenen Restaurants. Dort gibt
es recht gutes Bier, auswärtiges Essen (Gulasch, Spätzle) und abends dann Livemusik.
Für argentinische Verhältnisse aber recht teuer.
Beliebte Freizeitbeschäftigung neben mate trinken und diskutieren oder Sport treiben
ist in ein Café zu gehen (und zu diskutieren). Viele Argentinier gehen regelmäßig ins
Fitnesstudio, von denen es eine ganzen Menge gibt. Wer mag kann in der Gegend auch
Quad fahren, Fallschirm springen, die umliegende Sierras erklimmen, Go spielen oder
shoppen gehen. Telefon und Internet kann man sich in die Wohnung legen lassen. Beides
ist nicht sehr teuer, es gibt in der Regel keine Mindestlaufzeit und der Vorlauf dauert
etwa drei bis vier Wochen. Oder man geht in eines der zahllosen "locoturios"wo man für
wenig Geld surfen udn telefoniern kann.
Anfang September findet an der Uni ein Sportfest statt, die olimpiadas interfacultadas. Dieses Spektakel sollte man sich nicht entgehen lassen, entweder man nimmt teil
(3000m-Lauf, Fussball, Rugby, Baskettball, Volleyball, Handball für Damen, Schach, etc)
oder man brüllt und jubelt mit ("hinchar para exactas"). Abends ist Party. Dieses Jahr
hat sogar exactas gewonnen, in der Regel gewinnt economicas. Auch gut zum Kontakte
knüpfen.
6 Reisen
Wer schon in ein so weit entferntes Land
zum Austausch geht, sollte es auch bereisen.
Neben dem ein oder anderen langen Wochenende, an dem man Orte in der Nähe besuchen kann (BA, Mar del Plata und weitere
Badeorte, ...) gibt es ja noch die Zeit nach
dem Semester. Im Vorteil ist natürlich, wer
zwei Semester bleibt, wozu ich ausdrücklich
rate. Dann bleibt zwischen den beiden Semestern viel Zeit, das Land kennen zu lernen.
Dabei sollte der argentinische Süden mit Patagonien und Feuerland im Sommer (Dezember bis März) besucht werden: Im Winter ist
die Region nicht so interessant und zum Teil
Abbildung 4: Iguazú-Wasserfälle
nur per Flugzeug erreichbar. Im Gegensatz
dazu wird es im Norden im Sommer unerträglich heiß, so dass die Provinz misiones am
besten im Winter bereist wird. Ein bisschen Vorrausplanung kann also nicht schaden.
Hauptverkehrsmittel in Argentinien ist der Bus. Dabei handelt es sich außer auf sehr
abgelegenen Routen um doppelstöckige Monsterreisebusse mit bequemen, zurückstellbaren Sesseln und akzeptablem Sitzabstand. Das Gepäck reist unten im großen Frachtbereich mit, dank nummerierter Anhänger auch sicher. Bei längeren Reisen wird an Bord
Essen ähnlich wie im Flugzeug ausgegeben. Auf vielen Strecken gibt es gegen einen geringen Aufpreis sogar noch bequemere Sitze. Eine Vielzahl von Busunternehmen bietet
Fahrten an, in der Regel ist eine der bekannten dabei, denen man Vertrauen kann. Via
Bariloche zum Beispiel ist zu empfehlen. Es kommt zwar immer wieder zu Unfällen mit
Toten, im großen und ganzen ist der Fernbus aber eine sichere, bequeme und bezahlbare
Form zu Reisen. Was man über die innerstädtischen Busse und manche Unternehmen
im hintersten Busch nicht unbedingt sagen kann, aber dort hat man häufig keine Wahl.
Schienenverkehr finden in der Regel nicht statt, Ausnahmen sind wenige Strecken in der
Provinz Buenos Aires, die Metro der Hauptstadt und der “Zug in die Wolken” in der
Provinz Salta. Wer mag kann fliegen, Aerolineas Argentinas und die chilenische Airline
LAN fliegen durchs ganze Land (AA) oder zumindest auf ausgewählten Strecken (LAN).
Wer es sich leisten kann, sollte LAN den Vorzug geben, diese Airline operiert auf westlichem Standard. Aerolineas ist billiger und in Argentinien deutlich besser aufgestellt, hat
aber nicht unbedingt den besten Ruf. Wer ein Studentenvisum hat, bezahlt auf Inlandsflügen bei AA nur die Hälfte, man muss aber darauf bestehen (“Tengo la residencia”).
Das macht AA dann auf manchen Strecken wieder konkurrenzfähig, ich bin zum Beispiel
im Sommer stückweise ganz bis Feuerland heruntergereist und dann zurück geflogen. Die
Busreise hätte über zwei Tage gedauert und wäre sogar etwas teurer gewesen.
Man kann problemlos als Backpacker mit
wenig Gepäck unterwegs sein, jede halbwegs
interessante Stadt hat Unterkünfte in jeder
Preisklasse, auch für den kleinen Geldbeutel (ich habe in der Regel für eine Übernachtung in einer Jugendherberge mit Frühstück
umgerechnet etwa 5-7 Euro gezahlt). Manche Herbergern haben Schließfächer in denen man seine Wertsachen einschließen kann,
es kann also nicht schaden ein kleines Vorhängeschloss mitzubringen oder vor Ort zu
kaufen. Oftmals kann man seine Sachen aber
nicht einschließen und muss auf die Ehrlichkeit der Mitreisenden vertrauen. Mir ist wähAbbildung 5: Vulkan Lanín
rend meiner gesamten Zeit in Argentinien
nichts geklaut worden. Der Hygienestandard in den Duschen ist in der Regel okay, eigene Badelatschen sind aber sinnvoll. Andererseits ist ein Hotelzimmer auch nicht sehr
teuer, allerdings lernt man dann weniger gut Leute kennen (wichtig für Alleinreisende).
Jugendherbergsausweise geben in HI-Hostals meist ein paar Pesos Preisnachlass, viel ist
das aber in der Regel nicht. Reservierungen sind außer in der Hochsaison (Dez-März,
Ostern, Juli) nicht nötig. Im Zweifelsfall ruft man morgens von einem der unzähligen
Telefonläden kurz durch.
So oder so sollte sich jeder Argentinienbesucher einen Reiseführer kaufen. Empfehlenswert sind der Lonely Planet, der Rough Guide oder für Leute, die Französisch lesen, der
Routard. Ich hatte den Lonely Planet, dabei fällt auf, dass der LP meist sehr optimistische Preise angibt. Die englische Ausgabe ist oft aktueller. Hostals, die im LP stehen,
haben deswegen oft recht hohe Preise, wer eine glaubwürdige Empfehlung eines anderen
Hostals bekommt, kann manchmal etwas Geld sparen. Außerdem trifft man dort eher auf
Argentinier, manche LP-Herbergen sind sehr “gringoverseucht”.
Lohnenswerte Ziele sind die Iguazúwasserfälle (MUSS man sehen, zwei bis drei Tage
reichen), die Jesuitenmissionen in der Nähe der Fälle, die Städte Bariloche, Cordoba
und Mendoza (Andenpass nach Santiago de Chile: links sitzen!) samt Umgebung, der
Perito-Moreno-Gletscher im Süden, die Peninsula Valdez, Ushuaia, die Provinzen Salta
und Jujuy und natürlich Buenos Aires. Wenn es irgend geht, sollte man einige dieser
Ziele besuchen!
7 Bewerbung und Papierkrams
Die Bewerbung fängt an mit der Nominierung durch den eigenen Fachbereich zuhause.
In der Mathematik war Professor Grosse-Brauckmann zuständig. Bei erfolgreicher Nominierung ist der Platz eigentlich schon sicher, das Auslandsreferat der TU (in Person
von Frau Nothnagel) schickt die Unterlagen dann an die UNICEN. Dann dauert es eine
Weile, bei mir hat sich die Uni dann irgendwann mit einer einzelnen Email gemeldet. Das
wars. Weiter Unterstützung der UNICEN ist bis zur Ankunft in Tandil dann nicht mehr
zu erwarten, man kann aber natürlich anrufen und nachfragen.
Aktuell kann man nach Argentinien als EU-Bürger mit einem Touristenvisum einreisen,
welches 90 Tage gültig ist. Das bedeutet, dass man einfach losfliegt und dann in den Pass
einen 90-Tage-Stempel bekommt. Wer nur ein halbes Jahr dort bleibt kann diesen in der
Regel dadurch verlängern, dass er kurz in eines der Nachbarländer (Uruguay, Chile usw.)
ausreist und sofort (am nächsten Tag) wieder einreist. Das ist zwar eigentlich illegal, wird
aber normalerweise toleriert. Wer länger bleibt, sollte sich um ein Studentenvisum bemühen. Dieses bietet eine Reihe von Vorteilen, neben verbilligten Flugtickets und deutlich
verbilligtem Eintritt in die Nationalparks (und viele Attraktionen liegen in solchen), bei
Seilbahnen usw. hat man natürlich auch gegenüber Behörden eine bessere Position.
Für das Visum benötigt man eine Geburtsurkunde und ein (leeres) polizeiliches Führungszeugnis. Beide müssen apostilliert und ins Spanische übersetzt sein, auch die Übersetzung muss apostilliert werden. Beim Führungszeugnis muss man gleich auf die Verwendung im Ausland hinweisen, sonst darf mans nochmal einschicken. Beide Dokumente
dürfen bei Einreisen nicht älter als einen Monat sein. Mit Hilfe dieser Dokumente kann
dann das Touristenvisum auf das zwei Jahre gültige Studentenvisum verlängert werden.
Es werden noch einige argentinische Dokumente benötigt, den genauen Prozess weiss die
Uni. Bitte aber bei der argentinischen Botschaft nachfragen, solche Dinge ändern sich.
Das Visum kommt in Form eines Ausdruckes, der über das erteilte Visum informiert und
eines Eintrages in der Datenbank der Grenzkontrollen. Es besteht die Möglichkeit, einen
“Personalausweis für Ausländer” (“DNI para extranjeros”) zu bekommen. Ich habe das
nicht gemacht, im Rückblick würde ich aber dazu raten.
Die Absprachen über zu belegende Fächer mit dem eigenen Fachbereich sollten als
vorläufig betrachtet werden. Stundenpläne und Kursangebote ändern sich oft sehr kurzfristig, eine genaue Absprache ist deshalb nicht unbedingt möglich. Falls sich nämlich
kein Student findet, der den entsprechenden Kurs hören darf und das auch tut, wird er
nicht angeboten. Als Ausländer zählt man dabei leider nicht mit (aber versuchen kann
mans).
8 Praktische Hinweise
Die Vorwahl von Tandil ist 2293. Es werden
Telefonkarten verkauft, die es einem von jedem Festnetztelefon erlauben, für umgerechnet etwa einen Euro eine halbe Stunde nach
Deutschland zu telefonieren. Die zahlreichen
Telefon- und Internetläden erlauben diese
Karten allerdings oft nicht.
Bei Einreise ins Land muss im Flugzeug
eine Einreisekarte ausgefüllt werden. Dabei
muss eine Adresse angegeben werden, diese
am besten vorher bei der Uni erfragen, falls
man selbst keine weiß. Bei Ankunft auf dem
Flughafen (“Ezeiza”) sollte man die ganzen
Taxischlepper wegscheuchen und sich mit
dem Bus von Manuel Tienda León in die
Stadt fahren lassen. Das ist nicht allzu teuer,
sicher und versichert. Gegen geringen AufJesuitica
in
preis fahren die einen auch ins Hotel oder Abbildung 6: Manzana
Cordoba
zum direkt in der Nähe ihrer Zentrale gelegenen Busbahnhof, dem “Retiro”. Wem Buenos Aires nicht geheuer ist oder wer direkt nach Tandil will, kann von dort abfahren,
die Unternehmen “Turismo Parque”, “Condor Estrella” und “Rio Paraná” fahren die fünf
Stunden nach Tandil. Parque ist am zuverlässigsten.
Geld bekommt man aus dem Automaten (EC- oder Kreditkarte), leider gibt es neuerdings ein recht niedriges Limit, so dass die Pauschale für Auslandsnutzung sehr häufig
anfällt. Die DKB hat angeblich eine Partnerbank, bei der das nicht so ist. Geldwechselstuben gibt es am Flughafen, in BA und in Tandil. Am Flughafen ist der Kurs aber nicht
so gut. Dollar benötigt man nicht und kriegt man zur Not auch problemlos, Traveller
Cheques sind unbrauchbar. Bei Straßenwechslern sollte man kein Geld wechseln.
Bei der Abreise muss eine Flughafensteuer bezahlt werden, angenommen werden Pesos,
Dollar, Euro und die meisten Karten. Es gibt einen direkten Flug von Frankfurt nach
Buenos Aires per Lufthansa. Haken ist, dass die Lufthansa nur 20kg Gepäck erlaubt.
British Airways ist nicht teurer und erlaubt 2 * 23kg. Wer will, kann natürlich auch über
die USA fliegen, hat dann aber die US-Einreiseprozedur am Hals.
Hepatitis- und Typhusimpfungen sind zu empfehlen, wer die Wasserfälle sehen will,
sollte sich auch gegen Gelbfieber impfen lassen. Das geht zwar auch in Argentinien, ist
aber in Deutschland bequemer. Leitungswasser kann in der Regel getrunken werden, ist
aber recht hart. An Medikamenten benötigt man auf jeden Fall Schmerztabletten, etwas
gegen Durchfall (Imodium!) und bei geplanten Reisen in den Norden ein Mückenrepellent.
Ein Mittel gegen Erkältung mitzunehmen ist auch sinnvoll, denn die meisten Austauschstudenten erkälten sich in der ersten Woche.
Ein Reiserucksack ist einem Trolley definitiv vorzuziehen, ich hatte dann einen Trolley
als zweites Gepäckstück dabei. Damit ein Handy in Argentinien funktionieren soll, muss
es ein Tribandhandy sein. Prepaidkarten gibt es überall, von einem Vertrag rate ich aus
eigener Erfahrung ab. Wer in den Süden reist, sollte über einen UV-Filter für die Kamera
nachdenken.
Viele Cafés haben WLan für lau, einfach bei der Bedienung das Passwort erfragen. Wer
einen Kaffee trinkt, kann oft stundenlang dableiben. Zu empfehlen, wenn auch nicht das
billigste, ist das Liverpool. Oder man geht in eines der viele Internetcafés, die Qualität
der Computer dort schwankt aber enorm.
Mit der Uni vor Ankunft auf Englisch zu kommunizieren ist zwecklos. Die verantwortlichen Verwaltungspersonen im Fachbereich verstehen kein Englisch, schicken die Mail
dann also zur Übersetzung in die Verwaltung und da versauert sie dann erstmal. Eine
eventuelle Antwort wird dann auch dort übersetzt. Hilfreicher ist es, direkt anzurufen
oder auf Spanisch zu mailen. Der Fachbereich economicas hat einen deutlich ausgeprägteren Austausch, dort wird auch Englisch gesprochen. Emailadresse kann im Zweifelsfalle
bei mir erfragt werden.
Für weitere Fragen oder bei Problemen helfe ich gern. Da ich viele Personen kenne,
kann manches möglicherweise mit einem Anruf gelöst werden. Frau Nothnagel weiß meine
Mailadresse, falls f_bruse at rbg.informatik.tu-darmstadt.de nicht mehr funktioniert. In
der Informatik gibt es mit Pablo Guerrero einen wissenschaftlichen Mitarbeiter aus Tandil. Professor A.Buchmann hat dort gerüchteweise auch schon eine Vorlesung gehalten.
9 Hilfreiche Adressen und Links
• www.exa.unicen.edu.ar - Seite des Fachbereiches
• www.cefce.com.ar - Fachschaft der exactas
• abuzeus.blogspot.com - Mein Reiseblog. Mit Links zu mehr Reiseberichten
• www.argentinische-botschaft.de - Für Visumsfragen
• Adresse des Fachbereiches: Facultad de Sciencias Exactas - Campus Universitario,
Paraje Arroyo Seco, B7000 - TANDIL - Prov. de. Buenos Aires, República Argentina
• smarzo at exa.unicen.edu.ar - Mailadresse der in exactas für den Austausch zuständigen Person