Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf

Transcription

Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf
Mit vier Kindern durch die Wüste Australiens
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Ab
Outback
Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf Jahren brach sie zu einer achtmonatigen
Weltreise auf und bereiste mit ihren drei Kindern Australien und vor allem Südamerika
(vgl. Globetrotter-Magazin Nr. 67). Ein Abenteuer sparten sich die Röthlisbergers damals noch
auf: das Red Centre Australiens. Nachdem die Familie vor zwei Jahren weiteren Zuwachs
erhalten hatte, war es jetzt so weit. Sarah und Marco und die Kinder Simon (11), David (7),
Anna-Lea (6) und Eva (2) reisten mit Allradfahrzeug und Zelt auf meist abgelegenen Routen
quer durch die Wüste von Adelaide nach Darwin.
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GLOBETROTTER-MAGAZIN FRÜHLING 2008
australien
Text und Bilder: Sarah Vogt Röthlisberger
Die rote Erde des Outbacks
Unterwegs auf dem Tanami Track.
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D
amals, nach der grossen
Reise durch Australien
und Südamerika, dachten
wir, das sei es nun gewesen für viele Jahre. Unser
Ältester kam gerade in die
erste Klasse, und solange die Kinder zur Schule gehen, ist eine mehrmonatige Reise nicht möglich, denkt man. Wir
wussten, dass es noch achtzehn Jahre dauern
würde, bis alle Kinder die Schule beendet hätten.
Viel zu lange! Damit wollten wir uns nicht abfinden, und wir begannen, uns nach Möglichkeiten
für längere Schulabsenzen umzusehen. Und
siehe da: Im Kanton Bern darf man die Kinder
«abmelden zum Selbstunterricht». Das ist zwar
nicht gedacht fürs Ferienmachen, aber Gesetz
ist Gesetz, und auch wir haben das Recht, davon
Gebrauch zu machen.
Marco und ich haben vor zehn Jahren in
Australien geheiratet und sind anschliessend ein
Jahr durch Südostasien gereist. Simon war bereits mit von der Partie, dank ihm haben wir
erfahren, wie lohnend das Reisen mit Kindern ist. Wir haben uns damals geschworen: Zum 10-Jahre-Jubiläum kommen wir
wieder, und dieses Versprechen können wir
nun tatsächlich einlösen.
Wir entscheiden uns für das letzte
Schulquartal von den Frühlings- bis zu den
Sommerferien. Schulleitung und Lehrkräfte
reagieren verständnisvoll und hilfreich, für Simon (5. Klasse) und David (1. Klasse) erarbeiten wir gemeinsam einen Lehrplan für die Zeit
unterwegs.
Die West-, die Süd- und die Ostküste Australiens kennen wir bereits von früheren Trips.
Das Zentrum mit dem berühmten Ayers Rock
und die Wüste, das wirkliche Outback weitab
jeglicher Zivilisation, habe bisher nur ich gesehen, während meines Austauschjahres vor
beinahe zwanzig Jahren. Ich möchte nun diese
unvergleichliche Gegend auch Marco und den
Kindern zeigen. Um diesen Teil des Kontinentes
zu bereisen, ist ein Camper nicht geeignet, da die
meisten Strassen ungeteert und schlecht befahrbar sind. Also entscheiden wir uns für die Variante Allradfahrzeug und Zelt.
Obschon wir Australien kennen, obschon
wir uns gut vorbereitet haben und wir es gewohnt sind, mit den Kindern zu reisen, sind wir
dennoch ziemlich nervös. Wird alles klappen?
Werden die Kinder im engen Auto auf den lan-
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GLOBETROTTER-MAGAZIN FRÜHLING 2008
man Eltern,
Enge Verhältnisse Wie bringt
Auto?
vier Kinder und viel Gepäck in ein
Badespass Die
Kinder geniessen
na
heissen Tag eine
Abkühlung im Ellery ch einem
Big Hole.
gen Strecken stillsitzen können? Wird es ihnen
nicht langweilig? Was, wenn ein Notfall eintritt?
Haben wir an alles gedacht, alles Nötige gepackt,
alles organisiert? Diese Ängste plagen uns vor der
Abreise und verschaffen uns unruhige Nächte.
Doch gerade auch die Ungewissheiten und das
letzte bisschen Risiko sind Teil des Abenteuers
und gehören genau so dazu wie die Vorfreude.
Ein nasser Empfang Und endlich ist der
heiss ersehnte Tag da. Nach einem langen Flug
mit Umsteigen in Singapore und Sydney werden
Haben wir an alles gedacht,
alles Nötige gepackt,
alles organisiert?
wir in Monarto, in der Nähe von Adelaide, von
unseren Freunden Chris und Steve mit einem
dankbaren «ihr habt uns den Regen gebracht»
empfangen. Seit acht Monaten regnet es heute zum ersten Mal! Entsprechend ist auch die
Temperatur gesunken, es herrschen zwar immer noch um die zwanzig Grad, aber mit dem
Wind und Regen fühlt es sich doch unangenehm herbstlich an. Wir dürfen ein paar Tage
bei Chris und Steve bleiben, so haben wir etwas
Zeit zum Akklimatisieren und zum Überwinden
des Jetlags. Die beiden waren meine Gasteltern
während des Austauschjahres, ihre Tochter Kylie
und deren Baby wohnen auch da, der Sohn weilt
zurzeit in Europa.
Kauziger Ökofreak Steve nimmt uns mit
zu einem Besuch bei seinem polnischen Nachbarn Emilis, einem kauzigen Mann mit grossen
Visionen. Er ist Architekt, baut energieeffiziente
Häuser und lebt selbst in einem Prototyp. Seinen
ganzen Strom bezieht er von Solarzellen auf dem
Dach. Statt einer Klimaanlage hat er ein Gebilde
aus Draht und Stroh installiert, das befeuchtet
wird und die Luft effizient abkühlt. Mit seinem
Toyota-Prius-Hybridauto fährt er mit einer einzigen Tankfüllung mehr als 1000 Kilometer weit.
Und auf seiner Farm experimentiert er mit mehr
oder weniger flugtauglichen Segelfliegern. Er
lässt sich jeweils mit einer selbstgebauten Winde in die Lüfte katapultieren und geniesst so das
komplett emissionslose Fliegen. Durch einen zufällig publizierten Artikel in einer Fachzeitschrift
ist er vom belächelten Ökofreak zum gefeierten
Energieguru aufgestiegen, und jetzt
ist er Professor an der Uni, obwohl
er mit seinen schmutzigen Jeans und
den strähnigen langen Haaren nicht
unbedingt diesem Bild entspricht.
Leider sind ihm Kinder prinzipiell
suspekt, und er beobachtet unseren
Nachwuchs scharf, damit sie ja nichts
kaputtmachen. Sie dürfen sich aber
trotzdem ins Cockpit eines Segelfliegers setzen,
was sie natürlich total cool finden.
Am Sonntag begleiten wir unsere Gastfamilie zur Kirche, die ganze Familie ist engagiert.
Weil die Uniting Church of Australia zu wenig
Pfarrer anstellen kann (keine Kirchensteuer),
sind regelmässig Laienprediger im Einsatz. Heute ist Steve an der Reihe. Chris singt in der Band,
und Kylie leitet die Kinderstunde. Bei Kaffee und
Kuchen nach dem Gottesdienst werden wir von
allen Seiten freundlich ausgefragt, und alle sind
froh, dass wir ihnen den Regen mitgebracht haben.
Am Abend stellen die Jungs auf der Veranda
probehalber das gemietete Zelt auf. Es stellt sich
heraus, dass es ein Vierpersonenzelt ist – das
kann ja heiter werden!
In einem nahen Wildlife-Park geht Davids
grösster Traum in Erfüllung: Er darf einen Koala
auf den Arm nehmen. Seit er von Chris zur Geburt einen Plüschkoala bekommen hat, sind das
seine Lieblingstiere, und er weiss alles über sie.
australien
Kings Canyon
Die spektakuläre Schlucht gehört zu den Höhepunkten beim Besuch des Red Centres.
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Darwin
Broome
KIM
BER
LEY
KAKA
DU
Katherine
S
Cairns
Bani
TANAMI
DESERT
Yulara
Alice Springs
AU S T R A L I EN
Erst erleben wir allerdings
einen Schrecken, denn
Perth
Kinder dürfen nicht zum
(kostenpflichtigen) KoalaHandling. David bricht
in Tränen aus, er hat sich
schon seit Monaten auf
diesen Moment gefreut.
Wir erklären dies der zuständigen Dame und siehe
da, es klappt doch noch. Die Seligkeit im Gesicht
des Kindes rührt nun auch mich zu Tränen…
Es gibt aber auch noch Kängurus zu füttern,
Dingos, Wombats, Tasmanische Teufel und viele
andere Tiere zu bestaunen, und zwischendurch
picknicken wir mit klammen Fingern in einem
Unterstand im Dauerregen. Ich weiss, ich weiss,
this rain is wonderful, aber uns kann er gestohlen bleiben! Steve ist allerdings überglücklich, er
hat sämtliche Tanks für die Wasserversorgung
des ganzen Hauses bereits füllen können.
Zum Abendessen gibt es etwas typisch Australisches: Känguru vom Campoven. Das ist eine
Eisenpfanne, die in der Glut des Lagerfeuers vergraben wird. Fleisch, Gemüse und obendrauf ein
Deckel aus Damper (Brotteig) garen so langsam
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XXX
Brisbane
Cooper Pedy
Adelaide Canberra
Sydney
Melbourne
Reiseroute Von Adelaide ins Red Centre, dann
an die Westküste nach Broome. Von dort durch
die Kimberleys und den Kakadu Park nach Darwin.
zur Perfektion. Lecker! Die drei grösseren Kinder
weigern sich allerdings, so ein süsses Känguru zu
verspeisen. Wir verschieben die Diskussion über
die Parallelen zum Verzehr von niedlichen Säuli
und Kälbli auf ein andermal. Nur Eva isst ohne
Skrupel vom «Änggu».
Alle sind aufgeregt: Endlich geht es richtig los! Unser Toyota Landcruiser ist ausgestattet mit sechs Gurten und zwei
Kindersitzen, GPS-Rettungsgerät, Kühlschrank,
Gasherd, eingebauten Schubladen mit Geschirr
Endlich unterwegs
und Kochutensilien, Zelt, Matten, Schlafsäcken,
Wasserkanister und einer Blechkiste auf dem
Dach mit Tisch und Stühlen. Sechs Schlafsäcke
sind vorhanden, alles andere ist auf vier Personen ausgerichtet. Geschirr und Stühle haben
wir noch dazugekauft, Kisten und Tüten mit
Lebensmitteln und unser Gepäck sind ebenfalls
verstaut, die optimale Anordnung der Kinder
ausgeknobelt, alle sind angeschnallt, und so verlassen wir Monarto mit Winken und Hupen.
Schon vor der Mittagspause haben wir
sämtliche mitgebrachten Kassetten gehört, mir
schwant eine endlose Wiederholung von TKKG,
Kasperli und Ohrewürm bis Darwin. Vielleicht
war es doch gut, die Regenphase in Monarto
auszusitzen, dafür haben wir jetzt prächtiges
Herbstwetter. Auf der dunkelroten Erde ist ein
grüner Hauch von erstem Gras zu erkennen, je
weiter nördlich wir fahren, desto deutlicher wird
er. Unser erstes Camp ist romantisch gelegen
unter riesigen Eukalyptusbäumen. Bis wir das
Zelt aufgestellt, eingeräumt und das Abendessen zubereitet haben, vergeht viel Zeit, es besteht
definitiv noch Spielraum zur Optimierung der
Abläufe. Aber es macht uns Spass, und alle sind
gut gelaunt.
australien
Zufriedene Ki
nd
nisse sind span er Naturerlebne
Computerspiel nder als TV oder
e.
Flussdurchquerung Beinahe nasse Füsse
im Durack River in den Kimberleys.
Die nächsten Tage verändert sich die vorbeiziehende Landschaft rasch.
Die sanften Hügel der Adelaide Hills mit den bekannten Rebbergen gehen über in die Flinders
Ranges und deren schroffe Schluchten und waldige Täler. Viele Ruinen zeugen von den Versuchen der ersten Siedler, hier Ackerbau zu betreiben. Nördlich der geografisch genau definierten
«Goyder’s Line» ist dies aber gar nicht möglich:
zu wenig Wasser, zu hohe Verdunstung. Allmählich werden die Bäume kleiner, die Büsche
rarer, das Gras verschwindet, und der rote Sand
kommt immer mehr zum Vorschein. Das ist das
australische Outback, das mich auch jetzt von
Neuem fasziniert.
Am dritten Abend ist der Sonnenuntergang besonders fantastisch: vor uns leuchtendes
Abendglühen in Rot und Orange, hinter uns der
Vollmond in pastellenem Blau und Lila. Eigentlich wären wir gerne um diese Zeit fertig mit Zelt
aufbauen und am Kochen, doch heute sind wir
etwas später dran. Gerade noch vor Einbruch
der Dunkelheit erreichen wir Coward Springs,
eine Oase auf dem öden Oodnadatta-Track.
Ungebetene Gäste
National-Tier
australischen
gnung mit dem ighlight.
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Koala
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Kinder ein abso
ist gerade für
Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team,
jeder weiss, was er zu tun hat, was nicht bedeutet, dass nicht jedes Mal darüber diskutiert werden muss. Die Dämmerung ist kurz, bereits um
sechs Uhr ist es dunkel. Erst jetzt bemerken wir
die Mücken und sprayen uns schnell ein.
Nach dem Abendessen wartet ein ganz spezielles Erlebnis auf uns: Schon vor 150 Jahren, als
hier die Eisenbahnlinie Adelaide– Alice Springs–
Darwin durchführte, wurde eine Quelle gefasst
und ein einfacher kleiner Pool gebaut. Das Spa
ist gut erhalten und sauber, und so geniessen wir
ein Bad bei Vollmond mitten in der Wüste. Um
uns herum quaken Frösche, Grillen zirpen und
etliche andere undefinierbare Nachtgeräusche
sind zu hören. Ganz bestimmt ein erstes Highlight dieser Reise.
Etwas weniger erfreulich dann der nächste Morgen: Dutzende Mückenstiche. Und fast
noch lästiger: Fliegen überall. Wir versuchen,
die nach Erschöpfung der Ader zu Wohnhäusern, Kirchen, Spitälern und Schulen umgebaut
werden. So kann man einerseits günstig bauen,
andererseits ist man vor der Hitze, die im Sommer bis zu 45 Grad betragen kann, geschützt.
Auch unser Zeltplatz befindet sich in einer alten
Mine. Es ist angenehm kühl, und es gibt weder
Mücken noch Fliegen. Wir besichtigen eine
Kirche und ein Wohnhaus und versuchen uns
vorzustellen, wie es ist, ständig ohne Tageslicht
und mit mehreren Metern Erde über dem Kopf
zu leben. Ein merkwürdiges Gefühl. Der Name
«Coober Pedy» ist übrigens die englische Form
vom Aboriginal-Wort «kupa piti», was nichts
anderes bedeutet als «Weisser Mann im Loch».
Wir versuchen unser Glück im «Noodling», dem
Durchsuchen von ausgebaggerten Erdhaufen
nach Opalsplittern – mit mässigem Erfolg. Es
soll aber Leute geben, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Ohne
grosse Umwege lässt sich die etwas langweilige Fahrt auf einem
Stück des Stuart Highway, der
Strasse von Adelaide nach Darwin, nicht vermeiden. Wir erfinden ein neues, etwas makabres
Spiel: Kadaver zählen. Tote Eidechsen, Vögel, Kängurus und Rinder liegen
auf oder neben der Strasse. Spektakulär ziehen
manchmal ganze Schwärme von Raubvögeln
ihre Kreise. Einige Mutige verköstigen sich sogar
zwischen den vorbeibrausenden Autos.
Wir haben aber auch andere, harmlosere
Mittel zum Zeitvertreib auf Lager: französische
Vokabeln lernen, Kettenrechnungen machen,
Singen, Witze erzählen, Wortspiele, Tiere erraten und immer wieder Kasperli und Co. Beliebt
Kreativer Zeitvertreib
Dutzende Mückenstiche.
Und fast noch lästiger:
Fliegen überall.
uns mit dem Moskitonetz eine fliegenfreie Zone
zu schaffen fürs Frühstück, aber es gelingt uns
nicht. Fluchtartig verlassen wir dieses kleine Paradies voller Störenfriede.
In Coober Pedy, der berühmten «OpalHauptstadt der Welt», werden etwa drei Viertel
der weltweiten Funde von weissen Opalen gemacht. Hier spielt sich das Leben unter Grund
ab. Zur Opal-Schürfung werden riesige Höhlen,
sogenannte «Dugouts», in den Boden gegraben,
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GLOBETROTTER-MAGAZIN
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sind auch die kurzen «Schreistopps»: Wer kann
am lautesten in die Wüste hinausschreien? Wenn
die Kinder gar nicht mehr stillsitzen können, laden wir sie aus und lassen sie ein Stück der Strasse entlanglaufen. Das machen wir allerdings nur
auf abgelegenen Strecken… Generell halten sich
die Kinder erstaunlich gut während der langen
Fahrten, und es gibt weniger Streitereien als befürchtet.
Wir campen in Erldunda, einem Kaff an der
Abzweigung zum Ayers Rock. Auch hier bestätigt sich wieder, was wir schon öfter erlebt haben. Die Leute, die einen Zeltplatz ohne Strom
wollen, sind die Gelackmeierten. Diese Plätze
befinden sich jeweils zuhinterst, meist direkt an
der Strasse oder neben dem Generator, und sie
haben weder Rasen noch Schatten.
Wir sind denn meist auch die Einzigen dort. Zelte gibts sowieso wenige, fast alle Leute sind mit Camper
oder Wohnwagen unterwegs. Sehr
oft sind es ältere australische Paare,
die das Haus verkauft haben und mit
dem Erlös mehrere Jahre im Caravan umherreisen. Man erkennt sie
an den blankpolierten Autos und allen erdenklichen ausgeklügelten Campingutensilien für
den grösstmöglichen Komfort unterwegs.
Wir fahren nach Yulara,
dem Ayers Rock Resort. Ich staune nicht
schlecht: Als ich vor Jahren mit Chris und Steve
hier war, campierten wir noch wild, es gab erst
einige wenige Unterkünfte, keinerlei Einkaufsmöglichkeiten, und die Strassen waren alle unbefestigt. Jetzt steht mitten in der Wüste eine Stadt
mit Infrastruktur für 250 000 Touristen jährlich!
Ökologisch ein kompletter Blödsinn, und trotz-
Das Rote Zentrum
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dem kann man hier nicht durchfahren, ohne die
berühmten Uluru (Ayers Rock) und Kata Tjuta (Olgas) gesehen zu haben. Diese einmaligen
Gesteinsformationen und die unglaubliche Veränderung der Farbtöne während des Sonnenuntergangs sind nicht umsonst weltberühmt.
So reihen denn auch wir uns, wenn auch mit
gemischten Gefühlen, am Abend in die Kolonne
der Ayers-Rock-Fotografen ein. Die Kinder verfolgen das Spektakel der Gesteinsverfärbungen
im Licht der untergehenden Sonne vom Dach
des Autos aus und kommentieren alles und alle
um uns herum. Ich bin froh, dass uns niemand
versteht – so hoffe ich wenigstens!
Am nächsten Morgen stehen wir bei Dunkelheit auf und fahren zu den Olgas, um dort
Wer kann am lautesten
in die Wüste
hinausschreien?
den Sonnenaufgang zu erleben. Natürlich auch
hier nebst hundert anderen Touristen. Nach
dem Frühstück auf dem Parkplatz machen wir
uns auf die Wanderung durchs «Valley of the
Winds». Es weht tatsächlich ein angenehmer
Wind, doch gegen Mittag wird es sehr heiss, und
wir brauchen alle fünf mitgeschleppten Liter
Wasser bis zur Rückkehr zum Auto. Den Rest
des Tages verbringen wir am Pool des Campgrounds. Am Abend fahren wir dann nochmals
zu den Olgas, um auch hier das rote Leuchten bei
Sonnenuntergang zu erleben. Wie sich die sogenannten Dome innerhalb weniger Minuten von
gleissendem Rot in leuchtendes Orange, weiches
Gelb und schliesslich mattes Grau verwandeln,
ist einfach sagenhaft. Man kann nur staunen. Ich
will dieses Wunder ganz bewusst erleben und
im Gehirn einbrennen. Eigentlich schade, sich
mit Fotografieren abzulenken. Marco hingegen
hofft, dadurch den magischen Moment zu verewigen und für später aufzubewahren. Ein anderes Phänomen überrascht mich auch: Es entsteht fast eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl
mit den anderen Touristen, man hat zusammen
diesen berührenden Augenblick erlebt.
Auf dem Mereenie-Loop fahren wir zum Kings Canyon. Diese
Strasse ist «4WD only», und die Durchfahrt ist
bewilligungspflichtig, weil sie durch AboriginalLand führt. Man darf nicht anhalten oder aussteigen, ausser auf den Rastplätzen. Die Fahrt ist
nicht besonders spektakulär, man sieht einfach
Büsche und hie und da Rinder oder Pferde, aber
für uns ist es aufregend, weil wir zum ersten Mal
unseren Landcruiser so richtig im Sand testen
können. Die Strasse ist holprig, wellblechartig
ausgewaschen, und wir werden ziemlich durchgeschüttelt.
Durch den Kings Canyon
australien
Wir machen die obligate
Wanderung durch den Canyon, auch hier hat sich sehr
viel verändert seit meinem
letzten Besuch. Damals war
Campingp
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und einricht
das ein echter Geheimtipp für
en für ein bi wieder auspacken
s zwei Tage
Winds
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of
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Hardcorecamper und Outdoosind die Kinder in ihrem Element.
rfreaks, mittlerweile kommen
sämtliche Wohlstandstouristen
auf ihrer Tour durchs Red Centre auf einen
Sprung vorbei. Trotzdem beeindruckt uns der
Heute gibt es Abendessen im Restaurant.
dank der schattenspendenden Klippen ist die
Canyon mit seinen schroffen Klippen und vielen
Gleich nebenan findet eine Dinner-Show statt,
Hitze erträglich. Zwischendurch erfrischen sich
Farben. Stolz überholen wir eine amerikanische
die wir natürlich nicht verpassen dürfen. Die
die Kids im eiskalten Wasser und bauen eine HaReisegruppe, die im steilen Gelände und bei den
«Roadies» sind ein drolliges Paar, das sein Profenanlage am kleinen Sandstrand.
heissen Temperaturen ins Keuchen geraten ist.
gramm mit allerlei Instrumenten, Puppen und
Die Wüste lebt In Alice Springs besorgen
Unsere Kinder sind es gewohnt, beim Wandern
einem grossen Repertoire an australischer Folkwir uns Vorräte für das bevorstehende Wüstenimmer wieder bestaunt und gelobt zu werden,
lore bestreitet. Das Publikum singt wacker mit
abenteuer. 140 Liter Diesel, 80 Liter Wasser und
trotzdem geniessen sie es jedesmal.
und wir begreifen nur selten, warum gelacht
10 Liter Bier werden eingeladen. Wir machen
Gegen Abend regnet es wieder einmal, und
wird. Die Kinder werden auch auf die Bühne geuns auf die Tanami-Desert-Route, eine 1000-Kiwir stellen Tisch und Stühle unter dem Vordach
beten, und sie dürfen zur Freude von allen Beteilometer-Offroad-Strecke von Alice Springs nach
des WC-Gebäudes auf. Die Kinder basteln Brilligten bei einigen Songs mithelfen. In der Nacht
Halls Creek. Unbeschreiblich die Weite, die Einlen, Bärte und Hüte, machen Hausaufgaben und
hören wir Dingdongs (Evas Wort für Dingos)
samkeit. Die Landschaft ist abwechslungsreich:
zeichnen fast den Block voll. Die Abkühlung ist
heulen und rücken (noch) näher zusammen.
mal grüne Büsche, ab und zu sogar eine Wüstenuns willkommen, in diesen Breitengraden wird
Die Ormiston Gorge, eine der vielen
eiche, mal gelbes Spinifex-Gras, dann wieder
es tagsüber 35 Grad heiss, und auch nachts bleibt
Schluchten in den Mac Donnel Ranges, erkunnackte rote Erde und schliesslich kahler, schwares unangenehm warm im Zelt.
den wir in einer mehrstündigen Wanderung,
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zer Boden. Gegen Abend sehen wir den Grund
für Letzteres. Nicht weit von der Strasse entfernt
wütet ein Buschfeuer, man sieht zuerst den
Rauch und nach Einbruch der Dunkelheit auch
die Flammen. Tausende von Insekten schwirren
durch die Luft auf der Flucht vor der Feuersbrunst. Die Kinder sind schwer beeindruckt von
diesem Naturschauspiel.
Am Morgen ist vom Feuer nichts mehr zu
sehen, abgesehen natürlich von der riesigen Fläche verbrannter Erde. Doch das gehört hier zum
Kreislauf der Natur,
es gibt viele Pflanzenarten, die gelegentliche
Buschfeuer benötigen,
um sich zu verbreiten.
Ab der Grenze zu
Western Australia wird
die Strasse ziemlich
schlimm. Es hat viele
Löcher, oft fährt man in
einer tiefen, festen Rinne,
um dann gleich wieder
halb im Sand zu versinken. Ich schaffe es beinahe, das Auto umzukippen,
weil ich zu ruckartig einer
Eidechse ausweiche und das Fahrzeug bedrohlich hin und her schwankt. Nach einer Schrecksekunde lachen mich alle aus, das Gespött muss
ich noch lange hören. Später verlangen die Kinder bei heiklen Situationen immer, dass Marco
das Steuer übernehmen soll…
Als wir anhalten, um Termitenbauten zu fotografieren, die überall wie überdimensionierte
Hundehaufen herumstehen, finden wir im Sand
Dingo-, Goanna- und Kamelspuren. Und tatsächlich überquert auch bald ein wildes Kamel
die Strasse. Ursprünglich eingeführt als Lasttiere für die ersten Durchquerungen der Wüste,
ist die grosse Kamelpopulation mittlerweile ein
Problem geworden. Die Tiere fühlen sich im
Outback derart wohl, dass sie sich unkontrolliert vermehren und den Rindern und Schafen
das ohnehin spärliche Gras streitig machen. Es
werden deshalb ganze Herden nach Arabien
geschifft, die dort zur Stärkung des dezimierten
Bestandes hochwillkommen sind.
Plötzlich ruft Anna-Lea: «Da liegen Eier!»
Und tatsächlich, am Strassenrand sind kleine,
weisse Kugeln zu sehen. Wir halten
an, um uns die merkwürdigen Dinger aus der Nähe anzusehen: Es sind
Pilze! Unglaublich, wie diese zarten
Kreaturen die steinharte Sandkruste
durchbrechen konnten.
Um die Mittagszeit warten
wir vergeblich auf einen Baum am
Strassenrand, um im Schatten zu
picknicken. Es gibt weit und breit keine Bäume, während Hunderten von Kilometern. Also
fahren wir und fahren, die Kinder sind hungrig
und quengelig, und beim ersten höheren Busch
stoppen wir. Als wir nach der Rast weiterfahren,
dauert es keine Viertelstunde, bis wir zu einem
Flüsschen mit grossen Gumtrees gelangen…
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Tipps für eine Campingreise mit Kindern
Im Auto
– Kassetten von zu Hause mitnehmen (Achtung: Einige nerven früher als andere…)
– Häufig kurze Stopps einschalten, die Kinder herumrennen und -schreien lassen.
– Möglichst nicht zu lange Etappen planen.
– Kleine Snacks und immer genügend zum Trinken zur Hand haben, praktisch sind Trinkflaschen
mit Schnabel oder Sicherheitsverschlüssen, z. B. Sigg-Flaschen.
– Kissen, Kuscheltiere usw. bereithalten für kleine Nickerchen.
– Jedesmal vor der Abfahrt mit den Kindern die Strecke auf der Karte anschauen.
– Viel singen, Witze erzählen, Wortspiele machen usw.
Beim Zelten
– Rechtzeitig halten, damit genügend Tageslicht bleibt zum Aufbau des Camps.
– Den Kindern Verantwortung übertragen mit kleinen Ämtli (Zeltstangen zusammenstecken, Matten und Schlafsäcke ausrollen, Brennholz sammeln). Besonders
begehrt ist das Ämtli «Platzchef»: Das Kind darf bestimmen, wo das Zelt, wo die
Feuerstelle, wo das WC usw. hinkommen.
– Einige wenige Regeln erleichtern den Ablauf (z. B. Schuhe und Essen gehören
nicht ins Zelt, mit dem Feuer wird nicht gespielt)
– Rückzugsmöglichkeiten schaffen: eine Hängematte, ein Stuhl etwas abseits,
das Auto, das Zelt. Manchmal brauchen auch die Kinder etwas Ruhe und
Privatsphäre.
– Material für stille Tätigkeiten mitnehmen: Malen, Basteln, Lesen, Rätseln,
Tagebuch Schreiben (kleinere Kinder können Tagebuch zeichnen), Musik hören.
– Jedes Kind darf eine Tasche mit seinen wichtigsten Sachen mitnehmen,
z. B. Kuscheltier, Pixi-Bücher, Autöli usw. Abgesehen davon braucht es keine
Spielsachen, Kinder sind kreativ und behelfen sich mit dem, was da ist.
– Genügend Insektenschutz mitnehmen (Netze, Spray, Kerzen)
– Kinder bei der Menügestaltung und beim Kochen miteinbeziehen.
– Vorlesen am Lagerfeuer ist Abenteuer pur.
Und das Wichtigste
– Zeit haben, Raum lassen für Spontaneität, nicht jede Stunde verplanen.
– Es muss nicht alles perfekt sein.
– Kinder brauchen keinen Komfort, auch Eltern können versuchen, für einmal darauf zu verzichten.
«Wir wollen Meer, wir wollen
Meer…», ruft es vom Rücksitz, es kann ihnen
nicht mehr schnell genug gehen. Und auch wir
Grossen freuen uns auf ein Bad, nach all dem Staub
und der Hitze im Outback. Am Strand in Broome
steht auf einer Tafel: Weather fine 32°, Water 26°.
Genauso haben wir uns das vorgestellt.
Gerne verweilen wir ein paar Tage in diesem
Paradies, das für uns ja eine ganz besondere Bedeutung hat: Wir feiern hier unseren Hochzeitstag. Mit Champagner bei Sonnenuntergang an
Hochzeitstag
«Wir wollen Meer,
wir wollen Meer…»
ruft es vom Rücksitz.
der Cable Beach, im mitgeschmuggelten Kleid
von damals, gibt es ganz ähnliche Fotos wie vor
zehn Jahren – bloss sind ein paar Kinder mehr
dabei… Und ein weiteres Fest gibt es hier zu feiern: Evas zweiten Geburtstag! Ein Zmorgetisch
mit Bougainvilleas und Frangipani ist doch etwas ganz Besonderes.
Fürs Kinderprogramm besuchen wir den
Krokodilpark, die Kids dürfen sogar ein Babykrok in den Händen halten. Und natürlich jeden
Tag Beach, Beach, Beach!
In Broome müssen die Jungs jetzt mehr
für die Schule machen: Statt nur Tagebuch zu
schreiben, werden nun auch Arbeitsblätter ausgefüllt, französische Grammatik gebüffelt und
Rechenaufgaben gelöst. Meistens übernehme ich
die Rolle der Lehrerin, während Marco mit den
Mädchen spielt oder das Abendessen kocht. Die
beiden Schüler sind allerdings nicht sehr motiviert, meist müssen sie zur Schularbeit gedrängt
werden. Wenigstens liest David gerne und viel,
und auch Simon entdeckt zu unserer Freude
langsam den Reiz der Bücher.
Wenig Erfreuliches Wir machen einen kurzen Abstecher zum Point Leveque, der äussersten
Spitze der Halbinsel nördlich von Broome, wo
man wegen eines kürzlich gesichteten Krokodils
nicht ins Wasser darf. Auch hier plagen uns Mücken, die Stimmung wird korrelierend zur Haut
immer gereizter. Wir flüchten ins Zelt, dort ist
man zwar vor den lästigen Viechern einigermassen in Sicherheit, dafür ist es heiss und eng. Chaos bricht aus: David, unser Choleriker, flippt aus,
australien
weil ihn Anna-Leas Gesichtsausdruck nervt, diese wiederum
regt sich auf, weil Simons Füsse
angeblich riechen, der hat seinen MP3-Player verlegt und
beschuldigt Eva, diese weint,
weil sie der Mückenstich am
Morgenkaffee Der Fra
Auge stört, Marco schimpft,
uenteil der
Familie geniesst die Zei
weil eine Zeltschnur gerissen
t vor dem Aufbruch.
ist und jemand im Auto Sirup
ausgeleert hat. Ich versuche, die Gemüter zu
kühlen und fühle mich generell gestresst. Alle
Durch die Kimberleys Wir wagen uns auf
schimpfen, keifen und streiten, es ist einer der
die Gibb River Road, eine bekannte 4WD-Route
weniger guten Momente der Reise.
durch das Kimberley-Gebirge im Nordwesten
In Derby, einer staubigen Kleinstadt, werden
Australiens. Wir sind ein wenig nervös. Schaffen
wir auf der Suche nach dem Campingplatz von
wir es weiterhin ohne Platten? Wir wären nämder Polizei mit Blaulicht angehalten. Anscheilich ziemlich aufgeschmissen, haben wir doch
nend haben wir die Tempolimite von 45 km/h
beide nicht viel Ahnung vom Reifenwechseln.
auf einer Strecke von 100 Metern in der Nähe
Bell Gorge bietet einen tollen Wasserfall,
der Schule missachtet. Das Schild, das dies voreine fünf Meter breite und zehn Meter hohe
schreibt, ist etwa A4-gross und fast nicht mehr
Wasserwand stürzt zwischen roten Felsen mit
lesbar. Als der Polizist die müde Truppe erblickt,
lautem Getöse in die Tiefe. Allerdings muss man
erbarmt er sich und lässt uns mit einer Verwarsich das Bad mit einer kurzen, aber anstrennung davonkommen.
genden Wanderung verdienen. Auch Eva hat
Keiner der beiden Caravan-Parks hat einen
jetzt so richtig Freude am Baden, das kühle WasPool, und das öffentliche Schwimmbad hat geser macht ihr nichts mehr aus, solange es keine
schlossen – schliesslich ist es Herbst und nur
Wellen hat wie in Broome. Die andern drei sind
30 Grad warm… Im Meer baden kann man
richtige Wasserratten, man kriegt sie jeweils fast
auch nicht, weil Ebbe ist und rund um die Stadt
nicht mehr raus.
kein Wasser. So flüchten wir eben ins gekühlte
Die Fahrt durch die Hügel (Anna-Lea beShoppingcenter und machen den Grosseinkauf
steht darauf, dass man nicht «Berge» sagt, es
für die nächsten Tage. Ein grosses Eis und ein
seien keine richtigen Berge) ist spannend, man
kitschiger Sonnenuntergang versöhnen uns ein
weiss nie, welcher Ausblick sich hinter der nächswenig mit der Welt.
.
Platz in den Kimberleys
Manning Falls Toller
in
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auc
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Eucalyptus-Bäume Sie
felsiger Umgebung.
ten Kurve bietet. Meist ist es eine spektakuläre
Sicht über endlose bewaldete Hänge und Täler,
manchmal überraschen wir einen Emu oder ein
Känguru. Oder sogar einen Raubvogel, der eine
tote Schlange frisst. Begegnen wir einem anderen Fahrzeug, wird frenetisch gewinkt. Ab und
zu hält man sogar für einen kurzen Schwatz und
tauscht das Neuste über den Stand der Strasse
aus. Höhepunkte sind natürlich die Durchquerungen der teilweise breiten und auch an den
Furten bis zu einem Meter tiefen Flüsse. Wir
haben zu Hause kein Auto, und so können vor
allem die männlichen Mitglieder der Familie all
ihre geheimen Camel-Trophy-Träume ausleben.
Simon sucht jeweils am gegenüberliegenden Ufer
nach einem geeigneten Baum für den (beinahe
erhofften) Fall, dass wir stecken bleiben sollten
und uns mit der Winde herausziehen müssten.
David hält nach Krokodilen Ausschau, und
Marco steuert in einer Mischung aus höchster
Konzentration und cooler Lässigkeit den Wagen
durch die Fluten.
FRÜHLING 2008
GLOBETROTTER-MAGAZIN
17
Kakadu-Nationalpark Das Yellow Water Billabong kann per Boot erkundet werden. Das Schwemm- und Sumpfgebiet ist ein Tier- und Pflanzenparadies.
australien
im Leben
Kroki-Spass Einmal
d des
lun
Sch
den Kopf in den
Ungeheuers stecken.
Kunstwerke Millionen von Termiten
bauen jahrelang an den bis zu 5 Meter
hohen Burgen.
Prähistorische Jäger Im Kakadu
Nationalpark leben
sehr viele Salzwasserkrokodile.
Der Manning Gorge Campground liegt an
einem klaren Billabong (Teich). Das Zelt stellen
wir einmal mehr unter grossen, duftenden Eukalyptusbäumen auf. Wir fühlen uns am Lagerfeuer bei Steak, Kartoffeln und Maiskolben wie
Pioniere.
Alle sind guter Laune, die Kinder spielen vergnügt und ohne Stürmereien. Ich staune immer
wieder, wie einfallsreich sie sind und wie schnell
sie sich den Gegebenheiten anpassen können.
Sogar Eva wird in die Rollenspiele einbezogen,
meist als Hündchen. Alles ist einfach wunderbar.
Es ist einer jener Momente uneingeschränkten
Glücks, die man wohl nur auf Reisen so bewusst
empfinden kann.
Die tolle Gegend lädt ein zu anstrengenden
Wanderungen durch piksendes Gras. Wir geniessen traumhafte Badeplätze bei tosenden
Wasserfällen und malerische Campgrounds. Am
Abend des vierten Tages erreichen wir Kununurra und damit das Ende der Gibb River Road.
Ohne Plattfuss!
zögern, aber gleich daneben steht ein anderes
Schild mit Baderegeln. Da kurz vor uns andere Leute auch im Wasser waren, wagen wir uns
ins kühle Nass. Gemäss Simons Krokodil-Regel
sollte keine Gefahr bestehen: 1. Man wirft den
Bruder rein. 2. Kommt er wieder heraus, ist das
Krokodil bereits satt. 3. Kommt er nicht mehr
heraus, auch.
Wir campieren am Rande der Wetlands,
des Sumpfgebiets. Und hier stellen die Mücken
all ihre Verwandten, denen wir vorher begegnet sind, in den Schatten. Sie scheinen bloss aus
Rüssel und Flügeln zu bestehen, sind so gross
wie ein Zwanzigräppler, und wenn man eine er-
Kakadu-Nationalpark Heute schlagen wir
unseren Rekord und sind bereits um 7.15 Uhr
abfahrbereit. Das ist auch nötig, denn wir fahren
600 Kilometer zu den Edith Falls nördlich von
Katherine. Wir sind mittlerweile Routiniers im
Autofahren, die Kassetten kennen wir wie befürchtet alle auswendig. Die Kinder halten ganze
Konversationen in der Bändli-Sprache.
Der Gunlom-Wasserfall im Kakadu-Nationalpark ist ein Juwel: Auf drei Seiten ragen hohe
Felsen in den Himmel, bewachsen mit grünem
Moos, Farn und allerlei Hängepflanzen. Das
Wasser plätschert in ein natürliches Becken, und
der kleine Sandstrand mit ein paar Palmen erweckt den Eindruck, man befinde sich irgendwo
in der Südsee. Ein Krokodilwarnschild lässt uns
schlägt, spritzt das Blut. Und sie sind unwahrscheinlich aggressiv, sogar bei Sonnenschein.
Zu Tausenden! Nachts liege ich lange wach und
versuche, niemanden zu berühren wegen der
Hitze und der Feuchtigkeit. Eva mag es, zum
Schlafen ihre Hand auf meine Wange zu legen.
Das ist zwar unheimlich herzig, aber bei diesen
Temperaturen trotzdem nicht nur angenehm.
Wenn ich ein verräterisches «sssss» höre, hoffe
ich, der Blutsauger fliege auf der anderen Seite
des Netzes, und ich konzentriere mich darauf,
vielleicht seine Landung zu spüren.
Am nächsten Tag bestaunen wir auf einer
Bootsfahrt durch die Yellow Water die grosse
Vielfalt an Vögeln und erhaschen auch einige
Blicke auf Krokodile. Das sind wirklich impo-
sante Kreaturen! Die Kinder wissen noch viel
von dem, was wir in Broome im Krokodilpark
über sie gelernt haben, und Marcel, der Reiseführer aus der Schweiz, beantwortet geduldig all
ihre Fragen.
Obschon jetzt Trockenzeit ist, führen die
Flüsse immer noch viel Wasser, und manche
sind auch für unser Fahrzeug unpassierbar. Deshalb können wir nicht alle geplanten Sehenswürdigkeiten im Nationalpark besichtigen.
In Darwin auf der
Post holen wir den Büchernachschub aus der
Schweiz. Die Buben lesen derart fleissig, dass
uns schon lange der Lesestoff
ausgegangen ist. Hier buchen wir
auch ein Hotel für Bali, unsere
nächste Destination. Es ist das
Luxuriöseste und Teuerste, das
wir uns je geleistet haben, aber
nach mehr als 30 Nächten im
Zelt haben wir das Gefühl, uns
das gönnen zu dürfen. Bali ist
Sprungbrett für unser nächstes Reiseabenteuer.
Wir wollen während einiger Wochen die Insel
Sulawesi bereisen.
Nach über 8000 Kilometern durchs Outback
heisst es Abschied nehmen von Australien. Die
intensive gemeinsame Zeit hat uns viele wunderbare Erlebnisse geschenkt und allen neue Erkenntnisse über das Zusammenleben als Familie
auf engstem Raum beschert. Die Hälfte unserer
Reise ist vorbei, nun freuen wir uns auf [email protected]
sien.
Abschied von Australien
Was die Röthlisbergers in Sulawesi erlebten,
steht im nächsten Globetrotter-Magazin.
FRÜHLING 2008
GLOBETROTTER-MAGAZIN
© Globetrotter Club, Bern
Wir fühlen uns am Lagerfeuer
bei Steak, Kartoffeln und
Maiskolben wie Pioniere.
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