Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf
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Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf
Mit vier Kindern durch die Wüste Australiens r e u e t n e Ab Outback Die Familie Röthlisberger ist reiseerprobt. Vor fünf Jahren brach sie zu einer achtmonatigen Weltreise auf und bereiste mit ihren drei Kindern Australien und vor allem Südamerika (vgl. Globetrotter-Magazin Nr. 67). Ein Abenteuer sparten sich die Röthlisbergers damals noch auf: das Red Centre Australiens. Nachdem die Familie vor zwei Jahren weiteren Zuwachs erhalten hatte, war es jetzt so weit. Sarah und Marco und die Kinder Simon (11), David (7), Anna-Lea (6) und Eva (2) reisten mit Allradfahrzeug und Zelt auf meist abgelegenen Routen quer durch die Wüste von Adelaide nach Darwin. 8 GLOBETROTTER-MAGAZIN FRÜHLING 2008 australien Text und Bilder: Sarah Vogt Röthlisberger Die rote Erde des Outbacks Unterwegs auf dem Tanami Track. 9 D amals, nach der grossen Reise durch Australien und Südamerika, dachten wir, das sei es nun gewesen für viele Jahre. Unser Ältester kam gerade in die erste Klasse, und solange die Kinder zur Schule gehen, ist eine mehrmonatige Reise nicht möglich, denkt man. Wir wussten, dass es noch achtzehn Jahre dauern würde, bis alle Kinder die Schule beendet hätten. Viel zu lange! Damit wollten wir uns nicht abfinden, und wir begannen, uns nach Möglichkeiten für längere Schulabsenzen umzusehen. Und siehe da: Im Kanton Bern darf man die Kinder «abmelden zum Selbstunterricht». Das ist zwar nicht gedacht fürs Ferienmachen, aber Gesetz ist Gesetz, und auch wir haben das Recht, davon Gebrauch zu machen. Marco und ich haben vor zehn Jahren in Australien geheiratet und sind anschliessend ein Jahr durch Südostasien gereist. Simon war bereits mit von der Partie, dank ihm haben wir erfahren, wie lohnend das Reisen mit Kindern ist. Wir haben uns damals geschworen: Zum 10-Jahre-Jubiläum kommen wir wieder, und dieses Versprechen können wir nun tatsächlich einlösen. Wir entscheiden uns für das letzte Schulquartal von den Frühlings- bis zu den Sommerferien. Schulleitung und Lehrkräfte reagieren verständnisvoll und hilfreich, für Simon (5. Klasse) und David (1. Klasse) erarbeiten wir gemeinsam einen Lehrplan für die Zeit unterwegs. Die West-, die Süd- und die Ostküste Australiens kennen wir bereits von früheren Trips. Das Zentrum mit dem berühmten Ayers Rock und die Wüste, das wirkliche Outback weitab jeglicher Zivilisation, habe bisher nur ich gesehen, während meines Austauschjahres vor beinahe zwanzig Jahren. Ich möchte nun diese unvergleichliche Gegend auch Marco und den Kindern zeigen. Um diesen Teil des Kontinentes zu bereisen, ist ein Camper nicht geeignet, da die meisten Strassen ungeteert und schlecht befahrbar sind. Also entscheiden wir uns für die Variante Allradfahrzeug und Zelt. Obschon wir Australien kennen, obschon wir uns gut vorbereitet haben und wir es gewohnt sind, mit den Kindern zu reisen, sind wir dennoch ziemlich nervös. Wird alles klappen? Werden die Kinder im engen Auto auf den lan- 10 GLOBETROTTER-MAGAZIN FRÜHLING 2008 man Eltern, Enge Verhältnisse Wie bringt Auto? vier Kinder und viel Gepäck in ein Badespass Die Kinder geniessen na heissen Tag eine Abkühlung im Ellery ch einem Big Hole. gen Strecken stillsitzen können? Wird es ihnen nicht langweilig? Was, wenn ein Notfall eintritt? Haben wir an alles gedacht, alles Nötige gepackt, alles organisiert? Diese Ängste plagen uns vor der Abreise und verschaffen uns unruhige Nächte. Doch gerade auch die Ungewissheiten und das letzte bisschen Risiko sind Teil des Abenteuers und gehören genau so dazu wie die Vorfreude. Ein nasser Empfang Und endlich ist der heiss ersehnte Tag da. Nach einem langen Flug mit Umsteigen in Singapore und Sydney werden Haben wir an alles gedacht, alles Nötige gepackt, alles organisiert? wir in Monarto, in der Nähe von Adelaide, von unseren Freunden Chris und Steve mit einem dankbaren «ihr habt uns den Regen gebracht» empfangen. Seit acht Monaten regnet es heute zum ersten Mal! Entsprechend ist auch die Temperatur gesunken, es herrschen zwar immer noch um die zwanzig Grad, aber mit dem Wind und Regen fühlt es sich doch unangenehm herbstlich an. Wir dürfen ein paar Tage bei Chris und Steve bleiben, so haben wir etwas Zeit zum Akklimatisieren und zum Überwinden des Jetlags. Die beiden waren meine Gasteltern während des Austauschjahres, ihre Tochter Kylie und deren Baby wohnen auch da, der Sohn weilt zurzeit in Europa. Kauziger Ökofreak Steve nimmt uns mit zu einem Besuch bei seinem polnischen Nachbarn Emilis, einem kauzigen Mann mit grossen Visionen. Er ist Architekt, baut energieeffiziente Häuser und lebt selbst in einem Prototyp. Seinen ganzen Strom bezieht er von Solarzellen auf dem Dach. Statt einer Klimaanlage hat er ein Gebilde aus Draht und Stroh installiert, das befeuchtet wird und die Luft effizient abkühlt. Mit seinem Toyota-Prius-Hybridauto fährt er mit einer einzigen Tankfüllung mehr als 1000 Kilometer weit. Und auf seiner Farm experimentiert er mit mehr oder weniger flugtauglichen Segelfliegern. Er lässt sich jeweils mit einer selbstgebauten Winde in die Lüfte katapultieren und geniesst so das komplett emissionslose Fliegen. Durch einen zufällig publizierten Artikel in einer Fachzeitschrift ist er vom belächelten Ökofreak zum gefeierten Energieguru aufgestiegen, und jetzt ist er Professor an der Uni, obwohl er mit seinen schmutzigen Jeans und den strähnigen langen Haaren nicht unbedingt diesem Bild entspricht. Leider sind ihm Kinder prinzipiell suspekt, und er beobachtet unseren Nachwuchs scharf, damit sie ja nichts kaputtmachen. Sie dürfen sich aber trotzdem ins Cockpit eines Segelfliegers setzen, was sie natürlich total cool finden. Am Sonntag begleiten wir unsere Gastfamilie zur Kirche, die ganze Familie ist engagiert. Weil die Uniting Church of Australia zu wenig Pfarrer anstellen kann (keine Kirchensteuer), sind regelmässig Laienprediger im Einsatz. Heute ist Steve an der Reihe. Chris singt in der Band, und Kylie leitet die Kinderstunde. Bei Kaffee und Kuchen nach dem Gottesdienst werden wir von allen Seiten freundlich ausgefragt, und alle sind froh, dass wir ihnen den Regen mitgebracht haben. Am Abend stellen die Jungs auf der Veranda probehalber das gemietete Zelt auf. Es stellt sich heraus, dass es ein Vierpersonenzelt ist – das kann ja heiter werden! In einem nahen Wildlife-Park geht Davids grösster Traum in Erfüllung: Er darf einen Koala auf den Arm nehmen. Seit er von Chris zur Geburt einen Plüschkoala bekommen hat, sind das seine Lieblingstiere, und er weiss alles über sie. australien Kings Canyon Die spektakuläre Schlucht gehört zu den Höhepunkten beim Besuch des Red Centres. 11 Darwin Broome KIM BER LEY KAKA DU Katherine S Cairns Bani TANAMI DESERT Yulara Alice Springs AU S T R A L I EN Erst erleben wir allerdings einen Schrecken, denn Perth Kinder dürfen nicht zum (kostenpflichtigen) KoalaHandling. David bricht in Tränen aus, er hat sich schon seit Monaten auf diesen Moment gefreut. Wir erklären dies der zuständigen Dame und siehe da, es klappt doch noch. Die Seligkeit im Gesicht des Kindes rührt nun auch mich zu Tränen… Es gibt aber auch noch Kängurus zu füttern, Dingos, Wombats, Tasmanische Teufel und viele andere Tiere zu bestaunen, und zwischendurch picknicken wir mit klammen Fingern in einem Unterstand im Dauerregen. Ich weiss, ich weiss, this rain is wonderful, aber uns kann er gestohlen bleiben! Steve ist allerdings überglücklich, er hat sämtliche Tanks für die Wasserversorgung des ganzen Hauses bereits füllen können. Zum Abendessen gibt es etwas typisch Australisches: Känguru vom Campoven. Das ist eine Eisenpfanne, die in der Glut des Lagerfeuers vergraben wird. Fleisch, Gemüse und obendrauf ein Deckel aus Damper (Brotteig) garen so langsam 12 XXX Brisbane Cooper Pedy Adelaide Canberra Sydney Melbourne Reiseroute Von Adelaide ins Red Centre, dann an die Westküste nach Broome. Von dort durch die Kimberleys und den Kakadu Park nach Darwin. zur Perfektion. Lecker! Die drei grösseren Kinder weigern sich allerdings, so ein süsses Känguru zu verspeisen. Wir verschieben die Diskussion über die Parallelen zum Verzehr von niedlichen Säuli und Kälbli auf ein andermal. Nur Eva isst ohne Skrupel vom «Änggu». Alle sind aufgeregt: Endlich geht es richtig los! Unser Toyota Landcruiser ist ausgestattet mit sechs Gurten und zwei Kindersitzen, GPS-Rettungsgerät, Kühlschrank, Gasherd, eingebauten Schubladen mit Geschirr Endlich unterwegs und Kochutensilien, Zelt, Matten, Schlafsäcken, Wasserkanister und einer Blechkiste auf dem Dach mit Tisch und Stühlen. Sechs Schlafsäcke sind vorhanden, alles andere ist auf vier Personen ausgerichtet. Geschirr und Stühle haben wir noch dazugekauft, Kisten und Tüten mit Lebensmitteln und unser Gepäck sind ebenfalls verstaut, die optimale Anordnung der Kinder ausgeknobelt, alle sind angeschnallt, und so verlassen wir Monarto mit Winken und Hupen. Schon vor der Mittagspause haben wir sämtliche mitgebrachten Kassetten gehört, mir schwant eine endlose Wiederholung von TKKG, Kasperli und Ohrewürm bis Darwin. Vielleicht war es doch gut, die Regenphase in Monarto auszusitzen, dafür haben wir jetzt prächtiges Herbstwetter. Auf der dunkelroten Erde ist ein grüner Hauch von erstem Gras zu erkennen, je weiter nördlich wir fahren, desto deutlicher wird er. Unser erstes Camp ist romantisch gelegen unter riesigen Eukalyptusbäumen. Bis wir das Zelt aufgestellt, eingeräumt und das Abendessen zubereitet haben, vergeht viel Zeit, es besteht definitiv noch Spielraum zur Optimierung der Abläufe. Aber es macht uns Spass, und alle sind gut gelaunt. australien Zufriedene Ki nd nisse sind span er Naturerlebne Computerspiel nder als TV oder e. Flussdurchquerung Beinahe nasse Füsse im Durack River in den Kimberleys. Die nächsten Tage verändert sich die vorbeiziehende Landschaft rasch. Die sanften Hügel der Adelaide Hills mit den bekannten Rebbergen gehen über in die Flinders Ranges und deren schroffe Schluchten und waldige Täler. Viele Ruinen zeugen von den Versuchen der ersten Siedler, hier Ackerbau zu betreiben. Nördlich der geografisch genau definierten «Goyder’s Line» ist dies aber gar nicht möglich: zu wenig Wasser, zu hohe Verdunstung. Allmählich werden die Bäume kleiner, die Büsche rarer, das Gras verschwindet, und der rote Sand kommt immer mehr zum Vorschein. Das ist das australische Outback, das mich auch jetzt von Neuem fasziniert. Am dritten Abend ist der Sonnenuntergang besonders fantastisch: vor uns leuchtendes Abendglühen in Rot und Orange, hinter uns der Vollmond in pastellenem Blau und Lila. Eigentlich wären wir gerne um diese Zeit fertig mit Zelt aufbauen und am Kochen, doch heute sind wir etwas später dran. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Coward Springs, eine Oase auf dem öden Oodnadatta-Track. Ungebetene Gäste National-Tier australischen gnung mit dem ighlight. ge Be e Di Koala lutes H Kinder ein abso ist gerade für Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team, jeder weiss, was er zu tun hat, was nicht bedeutet, dass nicht jedes Mal darüber diskutiert werden muss. Die Dämmerung ist kurz, bereits um sechs Uhr ist es dunkel. Erst jetzt bemerken wir die Mücken und sprayen uns schnell ein. Nach dem Abendessen wartet ein ganz spezielles Erlebnis auf uns: Schon vor 150 Jahren, als hier die Eisenbahnlinie Adelaide– Alice Springs– Darwin durchführte, wurde eine Quelle gefasst und ein einfacher kleiner Pool gebaut. Das Spa ist gut erhalten und sauber, und so geniessen wir ein Bad bei Vollmond mitten in der Wüste. Um uns herum quaken Frösche, Grillen zirpen und etliche andere undefinierbare Nachtgeräusche sind zu hören. Ganz bestimmt ein erstes Highlight dieser Reise. Etwas weniger erfreulich dann der nächste Morgen: Dutzende Mückenstiche. Und fast noch lästiger: Fliegen überall. Wir versuchen, die nach Erschöpfung der Ader zu Wohnhäusern, Kirchen, Spitälern und Schulen umgebaut werden. So kann man einerseits günstig bauen, andererseits ist man vor der Hitze, die im Sommer bis zu 45 Grad betragen kann, geschützt. Auch unser Zeltplatz befindet sich in einer alten Mine. Es ist angenehm kühl, und es gibt weder Mücken noch Fliegen. Wir besichtigen eine Kirche und ein Wohnhaus und versuchen uns vorzustellen, wie es ist, ständig ohne Tageslicht und mit mehreren Metern Erde über dem Kopf zu leben. Ein merkwürdiges Gefühl. Der Name «Coober Pedy» ist übrigens die englische Form vom Aboriginal-Wort «kupa piti», was nichts anderes bedeutet als «Weisser Mann im Loch». Wir versuchen unser Glück im «Noodling», dem Durchsuchen von ausgebaggerten Erdhaufen nach Opalsplittern – mit mässigem Erfolg. Es soll aber Leute geben, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Ohne grosse Umwege lässt sich die etwas langweilige Fahrt auf einem Stück des Stuart Highway, der Strasse von Adelaide nach Darwin, nicht vermeiden. Wir erfinden ein neues, etwas makabres Spiel: Kadaver zählen. Tote Eidechsen, Vögel, Kängurus und Rinder liegen auf oder neben der Strasse. Spektakulär ziehen manchmal ganze Schwärme von Raubvögeln ihre Kreise. Einige Mutige verköstigen sich sogar zwischen den vorbeibrausenden Autos. Wir haben aber auch andere, harmlosere Mittel zum Zeitvertreib auf Lager: französische Vokabeln lernen, Kettenrechnungen machen, Singen, Witze erzählen, Wortspiele, Tiere erraten und immer wieder Kasperli und Co. Beliebt Kreativer Zeitvertreib Dutzende Mückenstiche. Und fast noch lästiger: Fliegen überall. uns mit dem Moskitonetz eine fliegenfreie Zone zu schaffen fürs Frühstück, aber es gelingt uns nicht. Fluchtartig verlassen wir dieses kleine Paradies voller Störenfriede. In Coober Pedy, der berühmten «OpalHauptstadt der Welt», werden etwa drei Viertel der weltweiten Funde von weissen Opalen gemacht. Hier spielt sich das Leben unter Grund ab. Zur Opal-Schürfung werden riesige Höhlen, sogenannte «Dugouts», in den Boden gegraben, FRÜHLING 2008 GLOBETROTTER-MAGAZIN 13 ht as im Lic der Olg n o ti a elsform l Die F ektake Sonne. p rs tu a n N e rgehend der unte sind auch die kurzen «Schreistopps»: Wer kann am lautesten in die Wüste hinausschreien? Wenn die Kinder gar nicht mehr stillsitzen können, laden wir sie aus und lassen sie ein Stück der Strasse entlanglaufen. Das machen wir allerdings nur auf abgelegenen Strecken… Generell halten sich die Kinder erstaunlich gut während der langen Fahrten, und es gibt weniger Streitereien als befürchtet. Wir campen in Erldunda, einem Kaff an der Abzweigung zum Ayers Rock. Auch hier bestätigt sich wieder, was wir schon öfter erlebt haben. Die Leute, die einen Zeltplatz ohne Strom wollen, sind die Gelackmeierten. Diese Plätze befinden sich jeweils zuhinterst, meist direkt an der Strasse oder neben dem Generator, und sie haben weder Rasen noch Schatten. Wir sind denn meist auch die Einzigen dort. Zelte gibts sowieso wenige, fast alle Leute sind mit Camper oder Wohnwagen unterwegs. Sehr oft sind es ältere australische Paare, die das Haus verkauft haben und mit dem Erlös mehrere Jahre im Caravan umherreisen. Man erkennt sie an den blankpolierten Autos und allen erdenklichen ausgeklügelten Campingutensilien für den grösstmöglichen Komfort unterwegs. Wir fahren nach Yulara, dem Ayers Rock Resort. Ich staune nicht schlecht: Als ich vor Jahren mit Chris und Steve hier war, campierten wir noch wild, es gab erst einige wenige Unterkünfte, keinerlei Einkaufsmöglichkeiten, und die Strassen waren alle unbefestigt. Jetzt steht mitten in der Wüste eine Stadt mit Infrastruktur für 250 000 Touristen jährlich! Ökologisch ein kompletter Blödsinn, und trotz- Das Rote Zentrum 14 GLOBETROTTER-MAGAZIN FRÜHLING 2008 dem kann man hier nicht durchfahren, ohne die berühmten Uluru (Ayers Rock) und Kata Tjuta (Olgas) gesehen zu haben. Diese einmaligen Gesteinsformationen und die unglaubliche Veränderung der Farbtöne während des Sonnenuntergangs sind nicht umsonst weltberühmt. So reihen denn auch wir uns, wenn auch mit gemischten Gefühlen, am Abend in die Kolonne der Ayers-Rock-Fotografen ein. Die Kinder verfolgen das Spektakel der Gesteinsverfärbungen im Licht der untergehenden Sonne vom Dach des Autos aus und kommentieren alles und alle um uns herum. Ich bin froh, dass uns niemand versteht – so hoffe ich wenigstens! Am nächsten Morgen stehen wir bei Dunkelheit auf und fahren zu den Olgas, um dort Wer kann am lautesten in die Wüste hinausschreien? den Sonnenaufgang zu erleben. Natürlich auch hier nebst hundert anderen Touristen. Nach dem Frühstück auf dem Parkplatz machen wir uns auf die Wanderung durchs «Valley of the Winds». Es weht tatsächlich ein angenehmer Wind, doch gegen Mittag wird es sehr heiss, und wir brauchen alle fünf mitgeschleppten Liter Wasser bis zur Rückkehr zum Auto. Den Rest des Tages verbringen wir am Pool des Campgrounds. Am Abend fahren wir dann nochmals zu den Olgas, um auch hier das rote Leuchten bei Sonnenuntergang zu erleben. Wie sich die sogenannten Dome innerhalb weniger Minuten von gleissendem Rot in leuchtendes Orange, weiches Gelb und schliesslich mattes Grau verwandeln, ist einfach sagenhaft. Man kann nur staunen. Ich will dieses Wunder ganz bewusst erleben und im Gehirn einbrennen. Eigentlich schade, sich mit Fotografieren abzulenken. Marco hingegen hofft, dadurch den magischen Moment zu verewigen und für später aufzubewahren. Ein anderes Phänomen überrascht mich auch: Es entsteht fast eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl mit den anderen Touristen, man hat zusammen diesen berührenden Augenblick erlebt. Auf dem Mereenie-Loop fahren wir zum Kings Canyon. Diese Strasse ist «4WD only», und die Durchfahrt ist bewilligungspflichtig, weil sie durch AboriginalLand führt. Man darf nicht anhalten oder aussteigen, ausser auf den Rastplätzen. Die Fahrt ist nicht besonders spektakulär, man sieht einfach Büsche und hie und da Rinder oder Pferde, aber für uns ist es aufregend, weil wir zum ersten Mal unseren Landcruiser so richtig im Sand testen können. Die Strasse ist holprig, wellblechartig ausgewaschen, und wir werden ziemlich durchgeschüttelt. Durch den Kings Canyon australien Wir machen die obligate Wanderung durch den Canyon, auch hier hat sich sehr viel verändert seit meinem letzten Besuch. Damals war Campingp lätze Imm er und einricht das ein echter Geheimtipp für en für ein bi wieder auspacken s zwei Tage Winds the of Valley Im artie . Kletterp Hardcorecamper und Outdoosind die Kinder in ihrem Element. rfreaks, mittlerweile kommen sämtliche Wohlstandstouristen auf ihrer Tour durchs Red Centre auf einen Sprung vorbei. Trotzdem beeindruckt uns der Heute gibt es Abendessen im Restaurant. dank der schattenspendenden Klippen ist die Canyon mit seinen schroffen Klippen und vielen Gleich nebenan findet eine Dinner-Show statt, Hitze erträglich. Zwischendurch erfrischen sich Farben. Stolz überholen wir eine amerikanische die wir natürlich nicht verpassen dürfen. Die die Kids im eiskalten Wasser und bauen eine HaReisegruppe, die im steilen Gelände und bei den «Roadies» sind ein drolliges Paar, das sein Profenanlage am kleinen Sandstrand. heissen Temperaturen ins Keuchen geraten ist. gramm mit allerlei Instrumenten, Puppen und Die Wüste lebt In Alice Springs besorgen Unsere Kinder sind es gewohnt, beim Wandern einem grossen Repertoire an australischer Folkwir uns Vorräte für das bevorstehende Wüstenimmer wieder bestaunt und gelobt zu werden, lore bestreitet. Das Publikum singt wacker mit abenteuer. 140 Liter Diesel, 80 Liter Wasser und trotzdem geniessen sie es jedesmal. und wir begreifen nur selten, warum gelacht 10 Liter Bier werden eingeladen. Wir machen Gegen Abend regnet es wieder einmal, und wird. Die Kinder werden auch auf die Bühne geuns auf die Tanami-Desert-Route, eine 1000-Kiwir stellen Tisch und Stühle unter dem Vordach beten, und sie dürfen zur Freude von allen Beteilometer-Offroad-Strecke von Alice Springs nach des WC-Gebäudes auf. Die Kinder basteln Brilligten bei einigen Songs mithelfen. In der Nacht Halls Creek. Unbeschreiblich die Weite, die Einlen, Bärte und Hüte, machen Hausaufgaben und hören wir Dingdongs (Evas Wort für Dingos) samkeit. Die Landschaft ist abwechslungsreich: zeichnen fast den Block voll. Die Abkühlung ist heulen und rücken (noch) näher zusammen. mal grüne Büsche, ab und zu sogar eine Wüstenuns willkommen, in diesen Breitengraden wird Die Ormiston Gorge, eine der vielen eiche, mal gelbes Spinifex-Gras, dann wieder es tagsüber 35 Grad heiss, und auch nachts bleibt Schluchten in den Mac Donnel Ranges, erkunnackte rote Erde und schliesslich kahler, schwares unangenehm warm im Zelt. den wir in einer mehrstündigen Wanderung, 15 zer Boden. Gegen Abend sehen wir den Grund für Letzteres. Nicht weit von der Strasse entfernt wütet ein Buschfeuer, man sieht zuerst den Rauch und nach Einbruch der Dunkelheit auch die Flammen. Tausende von Insekten schwirren durch die Luft auf der Flucht vor der Feuersbrunst. Die Kinder sind schwer beeindruckt von diesem Naturschauspiel. Am Morgen ist vom Feuer nichts mehr zu sehen, abgesehen natürlich von der riesigen Fläche verbrannter Erde. Doch das gehört hier zum Kreislauf der Natur, es gibt viele Pflanzenarten, die gelegentliche Buschfeuer benötigen, um sich zu verbreiten. Ab der Grenze zu Western Australia wird die Strasse ziemlich schlimm. Es hat viele Löcher, oft fährt man in einer tiefen, festen Rinne, um dann gleich wieder halb im Sand zu versinken. Ich schaffe es beinahe, das Auto umzukippen, weil ich zu ruckartig einer Eidechse ausweiche und das Fahrzeug bedrohlich hin und her schwankt. Nach einer Schrecksekunde lachen mich alle aus, das Gespött muss ich noch lange hören. Später verlangen die Kinder bei heiklen Situationen immer, dass Marco das Steuer übernehmen soll… Als wir anhalten, um Termitenbauten zu fotografieren, die überall wie überdimensionierte Hundehaufen herumstehen, finden wir im Sand Dingo-, Goanna- und Kamelspuren. Und tatsächlich überquert auch bald ein wildes Kamel die Strasse. Ursprünglich eingeführt als Lasttiere für die ersten Durchquerungen der Wüste, ist die grosse Kamelpopulation mittlerweile ein Problem geworden. Die Tiere fühlen sich im Outback derart wohl, dass sie sich unkontrolliert vermehren und den Rindern und Schafen das ohnehin spärliche Gras streitig machen. Es werden deshalb ganze Herden nach Arabien geschifft, die dort zur Stärkung des dezimierten Bestandes hochwillkommen sind. Plötzlich ruft Anna-Lea: «Da liegen Eier!» Und tatsächlich, am Strassenrand sind kleine, weisse Kugeln zu sehen. Wir halten an, um uns die merkwürdigen Dinger aus der Nähe anzusehen: Es sind Pilze! Unglaublich, wie diese zarten Kreaturen die steinharte Sandkruste durchbrechen konnten. Um die Mittagszeit warten wir vergeblich auf einen Baum am Strassenrand, um im Schatten zu picknicken. Es gibt weit und breit keine Bäume, während Hunderten von Kilometern. Also fahren wir und fahren, die Kinder sind hungrig und quengelig, und beim ersten höheren Busch stoppen wir. Als wir nach der Rast weiterfahren, dauert es keine Viertelstunde, bis wir zu einem Flüsschen mit grossen Gumtrees gelangen… 16 Tipps für eine Campingreise mit Kindern Im Auto – Kassetten von zu Hause mitnehmen (Achtung: Einige nerven früher als andere…) – Häufig kurze Stopps einschalten, die Kinder herumrennen und -schreien lassen. – Möglichst nicht zu lange Etappen planen. – Kleine Snacks und immer genügend zum Trinken zur Hand haben, praktisch sind Trinkflaschen mit Schnabel oder Sicherheitsverschlüssen, z. B. Sigg-Flaschen. – Kissen, Kuscheltiere usw. bereithalten für kleine Nickerchen. – Jedesmal vor der Abfahrt mit den Kindern die Strecke auf der Karte anschauen. – Viel singen, Witze erzählen, Wortspiele machen usw. Beim Zelten – Rechtzeitig halten, damit genügend Tageslicht bleibt zum Aufbau des Camps. – Den Kindern Verantwortung übertragen mit kleinen Ämtli (Zeltstangen zusammenstecken, Matten und Schlafsäcke ausrollen, Brennholz sammeln). Besonders begehrt ist das Ämtli «Platzchef»: Das Kind darf bestimmen, wo das Zelt, wo die Feuerstelle, wo das WC usw. hinkommen. – Einige wenige Regeln erleichtern den Ablauf (z. B. Schuhe und Essen gehören nicht ins Zelt, mit dem Feuer wird nicht gespielt) – Rückzugsmöglichkeiten schaffen: eine Hängematte, ein Stuhl etwas abseits, das Auto, das Zelt. Manchmal brauchen auch die Kinder etwas Ruhe und Privatsphäre. – Material für stille Tätigkeiten mitnehmen: Malen, Basteln, Lesen, Rätseln, Tagebuch Schreiben (kleinere Kinder können Tagebuch zeichnen), Musik hören. – Jedes Kind darf eine Tasche mit seinen wichtigsten Sachen mitnehmen, z. B. Kuscheltier, Pixi-Bücher, Autöli usw. Abgesehen davon braucht es keine Spielsachen, Kinder sind kreativ und behelfen sich mit dem, was da ist. – Genügend Insektenschutz mitnehmen (Netze, Spray, Kerzen) – Kinder bei der Menügestaltung und beim Kochen miteinbeziehen. – Vorlesen am Lagerfeuer ist Abenteuer pur. Und das Wichtigste – Zeit haben, Raum lassen für Spontaneität, nicht jede Stunde verplanen. – Es muss nicht alles perfekt sein. – Kinder brauchen keinen Komfort, auch Eltern können versuchen, für einmal darauf zu verzichten. «Wir wollen Meer, wir wollen Meer…», ruft es vom Rücksitz, es kann ihnen nicht mehr schnell genug gehen. Und auch wir Grossen freuen uns auf ein Bad, nach all dem Staub und der Hitze im Outback. Am Strand in Broome steht auf einer Tafel: Weather fine 32°, Water 26°. Genauso haben wir uns das vorgestellt. Gerne verweilen wir ein paar Tage in diesem Paradies, das für uns ja eine ganz besondere Bedeutung hat: Wir feiern hier unseren Hochzeitstag. Mit Champagner bei Sonnenuntergang an Hochzeitstag «Wir wollen Meer, wir wollen Meer…» ruft es vom Rücksitz. der Cable Beach, im mitgeschmuggelten Kleid von damals, gibt es ganz ähnliche Fotos wie vor zehn Jahren – bloss sind ein paar Kinder mehr dabei… Und ein weiteres Fest gibt es hier zu feiern: Evas zweiten Geburtstag! Ein Zmorgetisch mit Bougainvilleas und Frangipani ist doch etwas ganz Besonderes. Fürs Kinderprogramm besuchen wir den Krokodilpark, die Kids dürfen sogar ein Babykrok in den Händen halten. Und natürlich jeden Tag Beach, Beach, Beach! In Broome müssen die Jungs jetzt mehr für die Schule machen: Statt nur Tagebuch zu schreiben, werden nun auch Arbeitsblätter ausgefüllt, französische Grammatik gebüffelt und Rechenaufgaben gelöst. Meistens übernehme ich die Rolle der Lehrerin, während Marco mit den Mädchen spielt oder das Abendessen kocht. Die beiden Schüler sind allerdings nicht sehr motiviert, meist müssen sie zur Schularbeit gedrängt werden. Wenigstens liest David gerne und viel, und auch Simon entdeckt zu unserer Freude langsam den Reiz der Bücher. Wenig Erfreuliches Wir machen einen kurzen Abstecher zum Point Leveque, der äussersten Spitze der Halbinsel nördlich von Broome, wo man wegen eines kürzlich gesichteten Krokodils nicht ins Wasser darf. Auch hier plagen uns Mücken, die Stimmung wird korrelierend zur Haut immer gereizter. Wir flüchten ins Zelt, dort ist man zwar vor den lästigen Viechern einigermassen in Sicherheit, dafür ist es heiss und eng. Chaos bricht aus: David, unser Choleriker, flippt aus, australien weil ihn Anna-Leas Gesichtsausdruck nervt, diese wiederum regt sich auf, weil Simons Füsse angeblich riechen, der hat seinen MP3-Player verlegt und beschuldigt Eva, diese weint, weil sie der Mückenstich am Morgenkaffee Der Fra Auge stört, Marco schimpft, uenteil der Familie geniesst die Zei weil eine Zeltschnur gerissen t vor dem Aufbruch. ist und jemand im Auto Sirup ausgeleert hat. Ich versuche, die Gemüter zu kühlen und fühle mich generell gestresst. Alle Durch die Kimberleys Wir wagen uns auf schimpfen, keifen und streiten, es ist einer der die Gibb River Road, eine bekannte 4WD-Route weniger guten Momente der Reise. durch das Kimberley-Gebirge im Nordwesten In Derby, einer staubigen Kleinstadt, werden Australiens. Wir sind ein wenig nervös. Schaffen wir auf der Suche nach dem Campingplatz von wir es weiterhin ohne Platten? Wir wären nämder Polizei mit Blaulicht angehalten. Anscheilich ziemlich aufgeschmissen, haben wir doch nend haben wir die Tempolimite von 45 km/h beide nicht viel Ahnung vom Reifenwechseln. auf einer Strecke von 100 Metern in der Nähe Bell Gorge bietet einen tollen Wasserfall, der Schule missachtet. Das Schild, das dies voreine fünf Meter breite und zehn Meter hohe schreibt, ist etwa A4-gross und fast nicht mehr Wasserwand stürzt zwischen roten Felsen mit lesbar. Als der Polizist die müde Truppe erblickt, lautem Getöse in die Tiefe. Allerdings muss man erbarmt er sich und lässt uns mit einer Verwarsich das Bad mit einer kurzen, aber anstrennung davonkommen. genden Wanderung verdienen. Auch Eva hat Keiner der beiden Caravan-Parks hat einen jetzt so richtig Freude am Baden, das kühle WasPool, und das öffentliche Schwimmbad hat geser macht ihr nichts mehr aus, solange es keine schlossen – schliesslich ist es Herbst und nur Wellen hat wie in Broome. Die andern drei sind 30 Grad warm… Im Meer baden kann man richtige Wasserratten, man kriegt sie jeweils fast auch nicht, weil Ebbe ist und rund um die Stadt nicht mehr raus. kein Wasser. So flüchten wir eben ins gekühlte Die Fahrt durch die Hügel (Anna-Lea beShoppingcenter und machen den Grosseinkauf steht darauf, dass man nicht «Berge» sagt, es für die nächsten Tage. Ein grosses Eis und ein seien keine richtigen Berge) ist spannend, man kitschiger Sonnenuntergang versöhnen uns ein weiss nie, welcher Ausblick sich hinter der nächswenig mit der Welt. . Platz in den Kimberleys Manning Falls Toller in h auc en chs wa Eucalyptus-Bäume Sie felsiger Umgebung. ten Kurve bietet. Meist ist es eine spektakuläre Sicht über endlose bewaldete Hänge und Täler, manchmal überraschen wir einen Emu oder ein Känguru. Oder sogar einen Raubvogel, der eine tote Schlange frisst. Begegnen wir einem anderen Fahrzeug, wird frenetisch gewinkt. Ab und zu hält man sogar für einen kurzen Schwatz und tauscht das Neuste über den Stand der Strasse aus. Höhepunkte sind natürlich die Durchquerungen der teilweise breiten und auch an den Furten bis zu einem Meter tiefen Flüsse. Wir haben zu Hause kein Auto, und so können vor allem die männlichen Mitglieder der Familie all ihre geheimen Camel-Trophy-Träume ausleben. Simon sucht jeweils am gegenüberliegenden Ufer nach einem geeigneten Baum für den (beinahe erhofften) Fall, dass wir stecken bleiben sollten und uns mit der Winde herausziehen müssten. David hält nach Krokodilen Ausschau, und Marco steuert in einer Mischung aus höchster Konzentration und cooler Lässigkeit den Wagen durch die Fluten. FRÜHLING 2008 GLOBETROTTER-MAGAZIN 17 Kakadu-Nationalpark Das Yellow Water Billabong kann per Boot erkundet werden. Das Schwemm- und Sumpfgebiet ist ein Tier- und Pflanzenparadies. australien im Leben Kroki-Spass Einmal d des lun Sch den Kopf in den Ungeheuers stecken. Kunstwerke Millionen von Termiten bauen jahrelang an den bis zu 5 Meter hohen Burgen. Prähistorische Jäger Im Kakadu Nationalpark leben sehr viele Salzwasserkrokodile. Der Manning Gorge Campground liegt an einem klaren Billabong (Teich). Das Zelt stellen wir einmal mehr unter grossen, duftenden Eukalyptusbäumen auf. Wir fühlen uns am Lagerfeuer bei Steak, Kartoffeln und Maiskolben wie Pioniere. Alle sind guter Laune, die Kinder spielen vergnügt und ohne Stürmereien. Ich staune immer wieder, wie einfallsreich sie sind und wie schnell sie sich den Gegebenheiten anpassen können. Sogar Eva wird in die Rollenspiele einbezogen, meist als Hündchen. Alles ist einfach wunderbar. Es ist einer jener Momente uneingeschränkten Glücks, die man wohl nur auf Reisen so bewusst empfinden kann. Die tolle Gegend lädt ein zu anstrengenden Wanderungen durch piksendes Gras. Wir geniessen traumhafte Badeplätze bei tosenden Wasserfällen und malerische Campgrounds. Am Abend des vierten Tages erreichen wir Kununurra und damit das Ende der Gibb River Road. Ohne Plattfuss! zögern, aber gleich daneben steht ein anderes Schild mit Baderegeln. Da kurz vor uns andere Leute auch im Wasser waren, wagen wir uns ins kühle Nass. Gemäss Simons Krokodil-Regel sollte keine Gefahr bestehen: 1. Man wirft den Bruder rein. 2. Kommt er wieder heraus, ist das Krokodil bereits satt. 3. Kommt er nicht mehr heraus, auch. Wir campieren am Rande der Wetlands, des Sumpfgebiets. Und hier stellen die Mücken all ihre Verwandten, denen wir vorher begegnet sind, in den Schatten. Sie scheinen bloss aus Rüssel und Flügeln zu bestehen, sind so gross wie ein Zwanzigräppler, und wenn man eine er- Kakadu-Nationalpark Heute schlagen wir unseren Rekord und sind bereits um 7.15 Uhr abfahrbereit. Das ist auch nötig, denn wir fahren 600 Kilometer zu den Edith Falls nördlich von Katherine. Wir sind mittlerweile Routiniers im Autofahren, die Kassetten kennen wir wie befürchtet alle auswendig. Die Kinder halten ganze Konversationen in der Bändli-Sprache. Der Gunlom-Wasserfall im Kakadu-Nationalpark ist ein Juwel: Auf drei Seiten ragen hohe Felsen in den Himmel, bewachsen mit grünem Moos, Farn und allerlei Hängepflanzen. Das Wasser plätschert in ein natürliches Becken, und der kleine Sandstrand mit ein paar Palmen erweckt den Eindruck, man befinde sich irgendwo in der Südsee. Ein Krokodilwarnschild lässt uns schlägt, spritzt das Blut. Und sie sind unwahrscheinlich aggressiv, sogar bei Sonnenschein. Zu Tausenden! Nachts liege ich lange wach und versuche, niemanden zu berühren wegen der Hitze und der Feuchtigkeit. Eva mag es, zum Schlafen ihre Hand auf meine Wange zu legen. Das ist zwar unheimlich herzig, aber bei diesen Temperaturen trotzdem nicht nur angenehm. Wenn ich ein verräterisches «sssss» höre, hoffe ich, der Blutsauger fliege auf der anderen Seite des Netzes, und ich konzentriere mich darauf, vielleicht seine Landung zu spüren. Am nächsten Tag bestaunen wir auf einer Bootsfahrt durch die Yellow Water die grosse Vielfalt an Vögeln und erhaschen auch einige Blicke auf Krokodile. Das sind wirklich impo- sante Kreaturen! Die Kinder wissen noch viel von dem, was wir in Broome im Krokodilpark über sie gelernt haben, und Marcel, der Reiseführer aus der Schweiz, beantwortet geduldig all ihre Fragen. Obschon jetzt Trockenzeit ist, führen die Flüsse immer noch viel Wasser, und manche sind auch für unser Fahrzeug unpassierbar. Deshalb können wir nicht alle geplanten Sehenswürdigkeiten im Nationalpark besichtigen. In Darwin auf der Post holen wir den Büchernachschub aus der Schweiz. Die Buben lesen derart fleissig, dass uns schon lange der Lesestoff ausgegangen ist. Hier buchen wir auch ein Hotel für Bali, unsere nächste Destination. Es ist das Luxuriöseste und Teuerste, das wir uns je geleistet haben, aber nach mehr als 30 Nächten im Zelt haben wir das Gefühl, uns das gönnen zu dürfen. Bali ist Sprungbrett für unser nächstes Reiseabenteuer. Wir wollen während einiger Wochen die Insel Sulawesi bereisen. Nach über 8000 Kilometern durchs Outback heisst es Abschied nehmen von Australien. Die intensive gemeinsame Zeit hat uns viele wunderbare Erlebnisse geschenkt und allen neue Erkenntnisse über das Zusammenleben als Familie auf engstem Raum beschert. Die Hälfte unserer Reise ist vorbei, nun freuen wir uns auf [email protected] sien. Abschied von Australien Was die Röthlisbergers in Sulawesi erlebten, steht im nächsten Globetrotter-Magazin. FRÜHLING 2008 GLOBETROTTER-MAGAZIN © Globetrotter Club, Bern Wir fühlen uns am Lagerfeuer bei Steak, Kartoffeln und Maiskolben wie Pioniere. 19 Weitere exklusive Reisereportagen lesen? Für 30 Franken pro Kalenderjahr liegt das Globetrotter-Magazin alle 3 Monate im Briefkasten. Mit spannenden Reise geschichten, Interviews, Essays, News, Tipps, Infos und einer Vielzahl von Privatannoncen (z.B. Reisepartnersuche, Auslandjobs etc.). Dazu gibts gratis die Globetrotter-Card mit attraktiven Rabatten aus der Welt des Reisens. Inklus ard otter-C obetr ive Gl Globetrotter-Card 2012 ★ Jahres-Abo Globetrotter-Magazin ★ Gratis-Privatannoncen ★ Büchergutschein CHF 25.– einlösbar bei Reisebuchung bei Globetrotter ★ 10%-Rabattgutschein für Reiseausrüstung bei TRANSA (1 Einkauf) ★ CHF 50.– Rabatt auf Camper/Motorhome-Buchungen bei Globetrotter ★ Ermässigter Eintritt bei explora-Diavorträgen/Live-Reportagen ★ CHF 100.– Rabatt auf Gruppenreisen (ab CHF 2500.–/Person) Tr an s 1 x a-G ei 10 utsc nl % h 31 ösb Rab ein .12 ar a 20 .12 bis tt 12 der Globetrotter Tours AG und der bike adventure tours AG (nicht kumulierbar/nicht übertragbar/bei der Buchung anzugeben) 02-1380 Globetrotter-Card_12.indd 1 Informieren und Abo abschliessen: www.globetrottermagazin.ch 07.09.11 15:54