Setra 411 HD - BUS

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Setra 411 HD - BUS
TEST Setra 411 HD
Rundum gelungen:
Der kompakte ClubReisebus der 10-mKlasse wirkt aus
jeder Perspektive
sympathisch.
Kompakte
Spitzenklasse
In jeder Beziehung kompromisslos 400er Topclass – so stellte sich der neue,
wendige Setra 411 HD für bis zu 37 Sitzplätze vor. Ein 408 PS starker V6-Diesel im
Heck macht den Bus zum sympathischen Renner in der 10-m-Klasse.
um ersten Test des Jahres 2002 trat
neue Setra S 411 HD an. Mit diesem
Fahrzeug, das erstmals auf der Busworld vom 19. bis 24. Oktober 2001 in
Kortrijk zu sehen war, bereichert Setra
die Reisebusgeneration Topclass 400 um
einen kompakten Ableger: Bei einer
Außenlänge von 10,10 m, einer Breite von
2,55 m und einer Höhe von 3,76 m sind
in 3-Sterne-Ausführung 37+1+1 Sitzplät-
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ze und in der superkomfortablen 4-Sterne-Version 32+1+1 Sitzplätze möglich.
Die Frage nach dem Gepäck stellt sich bei
einem Kofferraumangebot von 8,3 m3 (7,2
m3 mit Toilette) selbst bei Fernreisen
kaum.
Das Testfahrzeug mit dem 408 PS starken 12-l-V6-Diesel Mercedes-Benz OM
501 LA präsentierte sich mit nur rund
8.400 km auf dem Tacho noch ziemlich
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jungfräulich. Neu ist auch die Teststrecke
West für Reisebusse: Der erste 120 km
lange und schwierige Autobahnabschnitt
beginnt vor dem Autobahnkreuz Köln
West auf der A 4 von Aachen in Richtung
Köln und führt dann über das Dreieck
Heumar auf die A 3 in Richtung Frankfurt weiter.
Am Dreieck Dernbach geht es dann
auf die Autobahn 48 in Richtung Tier bis
zur Ausfahrt Bendorf. Daran schließt sich
ein 61,0 km langer Überland-Abschnitt
an. Hier gibt es Ortsdurchfahrten, eine 8prozentig ansteigende Serpentinenstrecke, autobahnähnlich ausgebaute,
normale und teilweise etwas engere
Landstraßenabschnitte sowie kurze Autobahnabschnitte. Anschließend werden
noch 81,6 km auf der A 61 von Mendig bis
Bergheim Süd, ein einfacher Autobahnabschnitt, gefahren.
Setra ist es gelungen, die großzügige
Eleganz der Topclass 400 innen wie
außen auf die kompakten Abmessungen
des S 411 HD zu übertragen. Das imposante Design der Topclass 400 wird
außen von der markanten Hochglanz-Aluminiumschwinge „La Linea“ geprägt.
Sie führt mit ihrer dynamischen Seitengestaltung den Blick von der überaus gelungenen Frontpartie bis zum schwungvoll geformten Heck und verdeckt so auch
elegant die seitlichen Lufteintritte der
Querstrombelüftung.
Damit beim Ein- und Aussteigen auf
dunklen Plätzen nichts passiert, wurde in
die Spiegelarme eine Art Vorfeldbeleuchtung für die vorderen Einstiege integriert.
Der Fahrer hat seine eigene Tür links. Er
kann auch den Fahrgasteinstieg vorne
rechts nutzen, der mit niedriger Antrittshöhe und sichernden Haltegriffen sowie
gut gestuft und großzügig gestaltet ins Innere führt.
Das Cockpit „Topdrive“ ist erste Klasse und ein Ergebnis von umfangreichen
Forschungen im Ergonomie-Labor. Hier
ist den Designer eine überaus ästhetische
Funktionalität für ein entspanntes, ermüdungsarmes Fahren gelungen. In einer elegant geschwungenen Formgebung
nähert sich das PKW-artig geschlossene
Armaturenbrett dem Fahrer und kredenzt sozusagen alle Bedienelemente in
bequemer Reichweite.
Bemerkenswert ist bei der Topclass
400 auch die Joystick-Schaltung im Armaturenbrett an Stelle des üblichen
Schalthebels neben dem Fahrersitz. Die
TESTERGEBNIS
Autobahn
gefahrene km
Verbrauch Ø
Geschwindigkeit Ø
201,6 km
19,9 l/100 km
97,9 km/h
davon: einfache Strecke A 61
gefahrene km
Verbrauch Ø
Geschwindigkeit Ø
81,6 km
17,5 l/100 km
99,2 km/h
Landstraße
gefahrene km
Verbrauch Ø
Geschwindigkeit Ø
61,0 km
23,3 l/100 km
67,8 km/h
Bergwertung
Steigung 5 Prozent, Länge
Verbrauch Ø
Geschwindigkeit Ø
2,0 km
60,0 l/100 km
97,3 km/h
Testverbrauch gesamt
gefahrene km
Verbrauch Ø
Geschwindigkeit Ø
262,6 km
20,7 l/100 km
88,7 km/h
Wetter
bewölkt; starker Wind; teilweise Regen
und Fahrbahnnässe; +7 bis +10° C
Ø = Durchschnitt
Seilzugübertragung mit pneumatisch unterstützter Getriebeschaltung verlangt
nur geringe Betätigungskräfte. Die Joystick-Lösung bedeutet nicht nur ein verbessertes Handling, sondern auch mehr
Bewegungsfreiheit und ein einfacheres
Ein- und Aussteigen zum Mittelgang. Angenehm machten sich auch die pneumatische Schnellverriegelung für das in
Höhe und Neigung verstellbare Lenkrad
sowie der komfortable und vielfach verstellbare Fahrersitz bemerkbar.
➤
Sicher aufwärts:
Die Einstiege
besitzen eine
niedrige Antrittshöhe sind gut
dimensioniert und
über Haltestangen
gesichert.
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TEST Setra 411 HD
Im Instrumentenfeld fällt im primären
Sichtfeld das große Farbdisplay auf. Hier
informiert der intelligente Bordrechner
über alle momentan wichtigen Fahrzeugdaten.
Dem Fahrer werden jedoch nur die absolut notwendigen Informationen angezeigt, alles weitere erscheint nur auf Anforderung oder auf Grund von besonderen Ereignissen. So ist er immer im Bilde
und muss nur ein paar Anzeigen im Blick
haben. Ein Video-Eingang ermöglicht
auch die zusätzliche Nutzung des Displays für die Bildübertragung einer Rückfahrkamera.
Die zum Fahrer hin orientierte Mittelkonsole sorgt für eine optische Abgren-
zung des Arbeitsplatzes und verbirgt hinter einem Aluminiumrolladen die Steuerungen für die Unterhaltungselektronik
sowie für das Navigationssystem mit Bildschirm. Hier zeichnet sich die Kommunikations-Anlage Professional-Line durch
eine einfache Bedienung unterschiedlicher Audio-, Video-, Navigations- und Informationsoptionen aus. Fahrer-Ruheraum, Safe, hochwertige Sitze, Ablageflächen im Cockpit, abschließbare
Staufächer an der Fahrertür und im vorderen Dachteil sowie weitere sinnvolle
Details wie über einen Regensensor gesteuerte Scheibenwischer zeugen von einer praxisgerechten Komfortausstattung
für den Fahrer.
Ausgezeichnet auch die Rundsicht, die
der Fahrer von seinem Platz aus auf das
Verkehrsgeschehen besitzt. Ein Fall für
sich ist das einzigartige Blickfeld in den
fühlerartigen
Integralspiegeln.
Sie
decken sogar den toten Winkel vorne am
Bug ab. Nur der Bereich hinterm Heck
kann von den Spiegeln nicht erfasst werden. Doch in Verbindung mit einer Rückfahrkamera lässt sich eine komplette
Rundumsicht vor, hinter und neben dem
Bus realisieren. Neuerdings gibt es auch
für ein sicheres Rangieren eine Rückfahrhilfe mit farbigen Leuchtdioden in
den Außenspiegeln. Beim Setra S 411 HD
mit einem Vortrieb von 408 PS bei
➤
2.000/min und einem maxima-
TECHNISCHE DATEN
Antriebsstrang
Motor: Mercedes-Benz OM 501 LA; Euro
3: stehend im Heck eingebauter flüssigkeitsgekühlter V6-Dieselmotor; vollelektronisch geregelte Hochdruck-Direkteinspritzung über Pumpe-Leitung-Düse
(PLD) pro Zylinder; Abgasturbolader und
Ladeluftkühlung; 4-Ventiltechnik (je zwei
Ein- und Auslassventile pro Zylinder);
Hubraum: 12,0 l; Bohrung/Hub: 130/150
mm; Leistung: 300 kW (408 PS) bei
2.000/min; maximales Drehmoment: 1.900
Nm bei 1.080/min.
Getriebe: Mercedes-Benz GO 190: mechanisch betätigtes 6-Gang-Schaltgetriebe mit pneumatischer Schaltunterstütung;
Joystick-Schaltung im Armaturenbrett;
Einfach-H-Anordnung; Übersetzungsverhältnisse: 2,846:1; Gesamtauslegung Antriebsstrang: 100 km/h im 6. Gang bei
1.489/min
Raumtemperierung
Heizung/Lüftung/Klimatisierung: Querstromanlage mit Frischlufteintritt seitlich
unterhalb der Dachkante; Luftverteilung
über Dachkanäle; Dachboxen in den
Kanälen mit Wärmetauschern und Gebläsen zur Klimatisierung; Lufteintritt im Fahrgastraum über Düsenbelüftung sowie
Schlitze oberhalb der Seitenfenster und
Schlitze unterhalb und oberhalb der
Gepäckablagen in Richtung Mittelgang;
Elektrisch betätigte Dachluken; Dachklimaanlage; Standheizung Webasto; Konvek-
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Länge
Breite
Höhe
Radstand
Überhang vorn/hinten
Wendekreis
Fußbodenhöhe über Fahrbahn
Einstieg vorn
Einstieg Mitte
Stehhöhe
Gepäckraumvolumen ohne/mit Toilette
Fahrgastplätze Testwagen, 3-Sterne-Version
Leergewicht Testwagen vollgetankt
Testgewicht
Zul. Gesamtgewicht
Zul. Achslast
torheizung im Fahrgatsraum mit Axiallüfter;
Bugheizgerät
Fahrwerk
Bremse: Zweikreis-Druckluft-Betriebsbremsanlage 10 bar; elektronisches
Bremssystem EBS mit integriertem ABS
und ASR sowie druckluftbetätigte innenbelüftete Scheibenbremsen rundum; Stauklappenmotorbremse plus Konstantdrossel als Dekompressionsstufe; Retarder
Voith VR 115 E; Hilfs- und Feststellbremse: Federspeicherbremszylinder auf Hinterachse wirkend
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10.100 mm
2.550 mm
3.758 mm
4.985 mm
2.155/2.960 mm
17.200 mm
1.480 mm, Podeste 150 mm
350/237/237/237/167/167 mm
325/210/250/263/237 mm
2.100 mm
8,3 m3/7,2 m3
36 Schlafsessel, 1 Begleiterplatz
12.820 kg
16 t
18 t
7.100/11.500 kg
Federung: vorn luftgefederte Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenkern,
Stoßdämpfern und Stabilisator. Antriebsachse: luftgefederte, einfach übersetzte
Hypoid-Starrachse Mercedes-Benz: Anlenkung über Dreiecks- und Längslenker;
Stoßdämpfer und Stabilisator
Reifen: 295/80 R 22,5 Michelin X Energy
vorne und hinten
Lenkung: ZF Servocom 8098: Kugelmutter-Hydrolenkung, Übersetzung variabel
22,2-26,2:1 Radeinschlag Vorderachse
maximal 58 Grad
TEST Setra 411 HD
Geräumig ausgelegt: Die Gepäckablagen wirken
zierlich, sie besitzen jedoch ein beachtliches Fassungsvermögen.
Sicher verstaut: Im vorderen Bereich gibt
es verschließbare Stauräume für Fahrer und
Beifahrer.
Extravagante Formgebung: Die Service-Sets für
die Reisebusgeneration Topclass 400 sind den
Designer überaus ansprechend gelungen.
Mobiles Kino: Für den kompakten Super-Reisebus ist eine Videoanlage mit zwei elektrisch
ausklappbaren Flachmonitoren im Programm.
Großzügige Dimensionen: Der Fahrgastraum beeindruckt durch sein elegantes Design und eine
Stehhöhe von 2,10 m im Mittelgang.
len Drehmoment von 1.900 Nm bei
1.080/min muss der Fahrer vor allem Tacho und Drehzahlmesser im Auge behalten. Diese starken Daten liefert das V6Aggregat OM 501 LS mit 12 l Hubraum,
Abgasturbolader, Ladeluftkühlung und
Vierventiltechnik. Dazu kommt noch eine vollelektronisch geregelte Direkteinspritzung über Pumpe-Leitung-Düse
(PLD) pro Zylinder.
Der Setra S 411 HD wurde in der
3- Sterne-Version mit einer Bestuhlungsanordnung 36+1+1 gefahren. Das Testfahrzeug war nicht auf 18 t Gesamtgewicht – wie theoretisch möglich –, sondern auf 16 t Gesamtgewicht ausgelastet.
Daraus ergaben sich ein Leistungsgewicht von 25,5 PS/t und ein maximales
Drehmomentniveau von bärenstarken
118,75 Nm/t.
Vorteilhaft war auch die zugkräftige
Auslegung des Antriebsstrangs auf eine
Motordrehzahl von rund 1.489/min bei
100 km/h in der höchsten Getriebestufe.
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Entsprechend großartig waren die Fahrleistungen auf dem Autobahn- und Überlandabschnitt. Dank perfekt arbeitender
Pedalerie gelang schon das Ablegen zur
Testfahrt auf Anhieb zügig und elegant –
ein Fahrstil, der bei Reisenden immer gut
ankommt. Die Motorelastizität über einen
weiten Drehzahlbereich war einfach fantastisch und wurde durch das 6-stufige
Getriebe ideal im Sinne einer herausragenden Fahrharmonie unterstützt.
Selbst auf dem schwierigen Autobahnabschnitt A 3 von Köln in Richtung
Frankfurt ging es in einem durch, ohne
den Schalthebel zu bemühen. Auch die 2
km lange markante Steigung (teilweise
etwas über 5 Prozent) von km 74 bis km
76 wurde im 6. Gang mit einem Durchschnittstempo von 97,3 km/h bewältigt.
Am steilsten Stich fiel das Tempo nur auf
rund 94 km/h bei 1.400/min ab.
Schon fast Vergnügen bereitete die
Fahrt auf dem Überlandabschnitt. Hier
ließen sich bei halbwegs ebenen Verhält-
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nissen im 6. Gang das Tempo bis 60 km/h
und die Motordrehzahl bis etwa 900/min
reduzieren, und der Fahrer konnte trotzdem vom Drehzahlkeller aus spürbar beschleunigen. Die 8-prozentig ansteigende
Serpentinenstrecke wurde souverän und
mit wenig Schaltarbeit gemeistert.
Der Setra S 411 HD war bei einem Gesamtergebnis mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 88,7 km/h und einem
Durchschnittsverbrauch von 20,7 l/100
km recht flott und sparsam unterwegs
(Einzelheiten siehe Kasten). Ergebnisse,
die bei günstigeren Wetterbedingungen
und einem eingefahrenen Antriebsstrang
noch besser ausfallen dürften.
Auf der Testfahrt zeigten sich auch einige Schwachpunkte: An erster Stelle
steht die ungünstige Positionierung des
Handbremshebels tief unten, links neben
dem Fahrer. Der Hebel ist nur bei deutlich veränderter Sitzposition zu erreichen. Hier sollten noch einige Stunden im
Ergonomie-Labor für eine Lösung nach-
gelegt werden. Zumal das insgesamt optisch wie ergonomisch fantastisch gelungene Cockpit Topdrive auch nach Perfektion umgebender Details verlangt. In diesem Sinne ist auch die Schaltgassenführung der Joystick-Schaltung grob gesehen in Ordnung, doch beim Übergang
vom 3. in den 2. Gang hakelte es ein wenig. Allerdings war dies bei einer ruhigen
Handhabung kaum noch zu bemerken.
Und beim Lenkverhalten fehlen nach
meinen Eindrücken etwas höhere Rückstellkräfte, um es wirklich perfekt nennen zu können.
Für das vollluftgefederte Fahrwerk mit
Einzelradaufhängung vorn und starrer
Antriebsachse hinten wurde eine ideale
Abstimmung gefunden. Der Setra S 411
HD führte komfortabel über lange und
kurze Bodenwellen hinweg und glättete
selbst kurze Fahrbahnstöße auf kaum
spürbares Niveau. Dabei lag das Fahrzeug satt und ohne große Nickbewegungen auf der Straße, und es waren nur geringe Wankneigungen bei Kurvenfahrten
und beim Fahrspurwechsel zu bemerken.
Die Lenkung zeigte sich exakt und leichtgängig und war von einem treuen Geradeauslauf geprägt.
Dieses ausgezeichnete Fahrverhalten
trug auch dazu bei, dass der 408 PS starke V6-Diesel im Heck gut verkraftet wurde. Doch nicht nur das Handling passte
zur Power: Bei Nacht sorgt das helle,
bläulich schimmernde Licht der LitronicScheinwerfer für bestmögliche Sichtverhältnisse. Für die sanfte Zähmung stehen
im S 411 HD serienmäßig druckluftbetätigte Scheibenbremsen an allen Rädern mit elektronisch geregeltem Bremssystem (EBS) und der Voith-Retarder VR
115 E zur Verfügung. Neben kurzen Ansprechzeiten für reduzierte Bremswege
kommen beim EBS noch Vorteile wie der
automatische Bremsbelagverschleißausgleich und ein PKW-artiges Gefühl am
Bremspedal für ein besonders sanftes
Verzögern hinzu.
Die CAN-Datenbustechnologie der Reisebusgeneration Topclass 400 ermöglicht
die Integration von elektronischen Systemen wie Motor-, Brems- und Fahrwerkmanagement in einem gemeinsamen Regelkreis. So sind beispielsweise die Funktionen ABS und ASR in das EBS integriert. Die Vernetzung wird auch bei der
Tempomat- und Bremsomatfunktion genutzt. Außerdem wird bei Anforderung
einer gewünschten Verzögerung über das
Bremspedal der Retarder automatisch bis
zur Maximalleistung vorgeschaltet, bevor
die Betriebsbremse zum Einsatz kommt.
Diese ineinandergreifenden Funktionen
von unterschiedlichen Systemen sind
zum Beispiel auch die Grundvoraussetzung für die Fahrdynamikrege➤
Ästhetische Funktionalität: Übersichtlich, komfortabel und ergonomisch durchdacht präsentiert
sich der Fahrerplatz.
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TEST Setra 411 HD
Voll zugänglich: Beim S 411 HD sind die Elektrik
sowie alle wichtigen Aggregate und Komponenten einfach zu erreichen.
Schneller Zugang: Utensilien wie Warndreieck
und Werkzeug sind im Stauraum vorne rechts
über dem Radkasten sofort erreichbar.
Sicherheit und Partnerschutz: Hier ist der Fahrer beim Handling gesichert, und das Reserverad dient als PKW-Frontunterfahrschutz.
Durchdachte Details: Praktisch ist der rollbare Frischwasserbehälter für die Versorgung von Bordküche und -toilette.
lung ESP (elektronisches Stabilitäts-Programm). Bei der Topclass 400 ist sogar
die gesamte Elektrik gemäß dem System
der flexibel programmierten Steuerung
(FPS) über CAN-Datenbus vernetzt. Unter
FPS sind dezentral angeordnete intelligente Steuer- und Regelmodule zu verstehen, zum Beispiel für die Lichtanlage
oder die Fahrgastüren. Eine defektes Modul lässt sich einfach durch ein unprogrammiertes Modul wechseln, weil jedes
Modul nicht nur das eigene Funktionsprogramm, sondern auch das des Nachbarmoduls speichert. Das neue Modul
braucht jetzt nur das entsprechende Programm herunterzuladen.
Die CAN-Datenbustechnologie ermöglicht bei enorm gestiegenem Funktionsumfang und erhöhter Betriebssicherheit
im Fahrzeug deutlich weniger Kabel, Relais und Kleinteile. Wichtig sind auch die
deutlich verbesserten Diagnosemöglichkeiten sowie die einsatzgerechte und damit kostengünstige Wartung mit verkürzten Werkstattaufenthalten. Auch das
basiert auf die Verfügbarkeit aller relevanten Daten wie Komponentenzustände
und Störungen. Die Fahrgäste dürfte das
einfach großartige Raumgefühl im Setra
B 12
S 411 HD mit einer Stehhöhe von 2,10 m
im Mittelgang beeindrucken. Der Fahrgastraum strahlt wie selbstverständlich
eine freundliche Eleganz aus. Die
Deckengestaltung mit breiten, nach
außen versetzten Staufächern öffnet den
Raum nach oben, und die großzügig dimensionierte Seitenverglasung sorgt für
einen lichtdurchfluteten Innenraum. Der
Service-Kanal überträgt geschickt das
metallisch glänzende Ambiente von La
Linea nach innen und ist mit extravagant
geformten funktionellen Servicesets bestückt, die mit Lautsprecher, Halogen-Leselampen, Service-Ruftaste und individuell einstellbaren Lüftungsdüsen ausgestattet sind.
Nicht auf den ersten Blick erkennbar,
doch später auf der Reise um so deutlicher für einen erstklassigen Komfort verantwortlich, ist bei der Setra Topclass 400
die aufwändige Lüftung, Heizung und
Klimatisierung Topair. Das Topair-System
sorgt für die perfekte Temperierung des
Innenraums mit einem vom Fahrgastraum getrennt regelbaren Fahrer/Beifahrer-Bereich. Die Anlage basiert auf zwei
getrennten Kreisläufen: Im Fahrgastraum zirkuliert ausschließlich ein Was-
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ser-Glykol-Gemisch. Der Kältemittelkreislauf kühlt den Wasser-Glykol-Kreislauf und befindet sich ausschließlich in
der zentralen Energieeinheit mit Verflüssiger und Plattenwärmetauscher. So
kommt Setra selbst beim größten Modell
der Topclass 400 mit nur 7 kg Kältemittel aus, was besonders umweltverträglich
ist. Diese Setra-Entwicklung heizt beziehungsweise kühlt den Innenraum viel
schneller als herkömmliche Systeme und
ist dabei sehr leise, sehr gleichmäßig und
völlig zugfrei.
Bei kalter Witterung sorgt der ReheatBetrieb für beschlagfreie Scheiben, und
mit der Brüstungstemperierung unterhalb der Seitenfenster können die Fahrgäste einen zusätzlichen Komfort genießen. Die komplette Regelung wird unter Berücksichtigung der Außentemperatur von einer intelligenten Elektronik
übernommen, der Fahrer kann über eine
ergonomische Bedienoberfläche einfach
die gewünschte Temperierung eingeben.
Bei so viel innovativer Technik wundert es nicht, dass die der erst im Frühjahr 2001 vorgestellte Setra-Reisebusgeneration auf der Busworld in Kortrijk mit
der Auszeichnung „Coach of the Year
2002“ geehrt wurde. Die Auszeichnung
für den dreiachsigen Setra S 415 HDH/3
in 4-Sterne-Ausführung gilt natürlich insgesamt für die Reisebusgeneration Topclass 400. Die Baureihe Topclass 400 umfasst inzwischen den 12 m langen Zweiachs-Hochdecker S 415 HD sowie die dreiachsigen Super-Hochdecker (den 12 m
langen S 415 HDH und den 13,85 m langen S 417 HDH). In diesem Jahr soll die
Reisebusfamilie Topclass 400 noch um einen Doppelstockbus anwachsen.
So ist der erste Test im Jahr 2002 mit
dem S 411 HD als jüngstes Mitglied der
Topclass-400-Familie der Auftakt für ein
interessantes Setra-Jahr. Auch wenn der
10,10 m lange Clubbus die Reisebusbaureihe nach unten abrundet: Der Setra S
411 HD bietet kompromisslos den Superkomfort der Reisebusgeneration Topclass
400. Das spiegelt sich auch in einem Preis
von 365.500 Euro wider. So viel kostet der
Setra S 411 HD in der wirklich reichhaltigen Grundausstattung mit 354 PS starkem Motor OM 501 LA laut Brutto/Nettopreisliste. Das Testfahrzeug bringt es mit
Sonderausstattungen wie Motor OM 501
LA in 408-PS-Version (4.447 Euro), Nimbus-Polsterung (8.682 Euro), Navigation
mit Bildschirmanzeige (5.100 Euro), Videoanlage mit zwei elektrisch abklappbaren Bildschirmen (10.117 Euro) und
Bordküche (6.987 Euro) sowie weiteren
Details sogar auf einen Preis von 413.160
Euro.
Dafür steht dann mit dem Setra S 411
HD ein Super-Reisebus mit höchstem
Komfort in Vollausstattung zur Verfügung. In der 3-Sterne-Version mit 37 Sitzplätzen ideal für größere Gruppen, und in
der 4-Sterne-Version mit 33 Sitzplätzen
kann er auch anspruchsvollen Reiseclubs
ein nachhaltiges Reise-Erlebnis bieten.
Seine kompakten Abmessungen und die
hohe Wendigkeit sind nicht nur für den
wachsenden Reisemarkt kleinerer Gruppen interessant, sondern auch für Einsätze in engen Stadtkernen oder auf kurvenreichen Gebirgspässen.
Die Aussage von Setra, dass der 411-er
oft einen großen, nicht ausgelasteten 12m-Bus wirtschaftlich ersetzen kann, hat
der Test bewiesen. Die Teststrecke West
für Reisebusse ist zwar beim Landstraßenabschnitt geändert worden, doch
der Autobahnabschnitt ist davon nicht betroffen. Der Setra S 411 HD lag mit einem
Autobahnverbrauch von 19,9 l/100 km im
Vergleich zum Autobahn-Gesamtdurchschnittsverbrauch von 22,0 l/100 km der
hier gefahrenen 12-m-Busse um rund 9,5
Prozent günstiger. Da lohnt es sich schon,
die Omnibusflotte auch für den Fernreiseverkehr mit dem Setra S 411 HD zielgruppenorientiert zu ergänzen.
ADELBERT SCHWARZ
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