Vorlesung_KiJu_Störung der Ausscheidung [Kompatibilitätsmodus]

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Vorlesung_KiJu_Störung der Ausscheidung [Kompatibilitätsmodus]
Fallbeispiel
• Michael (8 J.) lebt allein mit seiner Mutter, da sich
diese kurz nach seiner Geburt von seinem Vater
trennte. Die Mutter berichtet, dass ihr Sohn häufig
nachmittags beim Spielen einkotet, was dann
immer wieder zu Streit führt. Der Kinderarzt fand
keinen organischen Befund, und die Mutter
versuchte bislang, dieses Problem mit der
Verhängung von Stubenarrest oder Schlägen in den
Griff zu bekommen. Es vergeht fast kein Tag, an
dem Michael nicht einkotet. Das Toilettenverhalten
von Michael ist unregelmäßig. Er geht an manchen
Tagen gar nicht, an manchen Tagen morgens und
an manchen Tagen abends zur Toilette.
Störungen der Ausscheidung
Vorlesung Klinische Kinder – und Jugendpsychologie, Dr. Margarete Bolten
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Störungen der Ausscheidung
• Enuresis
Enuresis
• Nur Enuresis nocturna
• Nur Enuresis diurna
• Enuresis nocturna und diurna
• Enkopresis
• Enkopresis ohne Verstopfung und Überlaufinkontinenz
• Enkopresis mit Verstopfung und Überlaufinkontinenz
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Definition Enuresis
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Enuresis: Klassifikation nach Beginn
• Wiederholtes unwillkürliches und willkürliches
Einnässen ohne organische Läsion (ICD: und ohne
andere psychiatrische Erkrankung) ab einem Alter
von 5 Jahren
• mindestens drei Monate
• Häufigkeit:
• Primäre Enuresis: von Geburt an
• Sekundäre Enuresis: trockenes Intervall
• von mindestens 6 Monaten
• Beginn meist zwischen 5. und 8. LJ
• Beginn nach 11 Jahren sehr ungewöhnlich
• ICD-10: mdst. 2x/Monat bis 7Jahre, mdst. 1x/Monat ab 7
Jahre
• DSM-IV: 2x/Woche oder klinisch relevante Belastung und
• Einschränkung in sozialen, schulischen und
sonstigen Bezügen
• Empfehlung nach Gontard (1998): Einschätzung von
Einnässen als klinisch bedeutsam, wenn es mdst. 1x
wöchentlich auftritt
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Enuresis: Klassifikation nach tageszeitlichem
Auftreten
Enuresis diurna: Unterformen
• Enuresis nocturna: Einnässen lediglich während des
Schlafens, Kind erwacht nicht (häufigste Form: 7090%)
• Enuresis diurna: Einnässen am Tag im
Wachzustand (5%)
• Enuresis nocturna et diurna: Einnässen sowohl im
Wachzustand als auch während des Schlafens (1520%)
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• Auch als funktionelle Harninkontinenz bezeichnet,
da fast immer eine periphere Störung der
Blasenfunktion vorhanden
• Häufigste Formen:
•
•
•
•
•
•
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Enuresis diurna: Idiopathische Dranginkontinenz
• Wahrscheinlich häufigste Form
• Genetisch bedingte Störung der Füllungsphase der
Blase (geringe Blasenkapazität)
• Einnässen
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Enuresis diurna: Harninkontinenz bei
Miktionsaufschub
• Erlerntes Verhalten: Miktion wir so lange
aufgeschoben, bis es zum Einnässen kommt
• Typische Situationen (nach Olbing, 1993):
•
•
•
•
•
•
• Mit plötzlichem, starken Harndruck
• Häufige Entleerung kleiner Harnmengen
• Einsatz von Haltemanövern (z.B. Tänzeln)
• v.a. bei Mädchen häufiges Auftreten von
Harnwegsinfekten
• Mädchen sind 10 mal häufiger betroffen
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Idiopathische Dranginkontinenz
Harninkontinenz bei Miktionsaufschub
Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
Seltene Formen:
Stressinkontinenz (z.B. beim Husten, Niesen)
Lachinkontinenz
Heimweg nach der Schule
Ekel vor dem Toilettenraum
Angst vor Störung auf der Toilette
Scheu, während Unterricht um Erlaubnis zu fragen
Weit entfernte Lage der Toilette
Angst, etwas Spannendes zu verpassen (Spiel, Fernsehen)
• Häufig geringer Leidensdruck bzw. geringe
Motivation zur Behandlung
• Erhöhte Raten der Störung des Sozialverhaltens
und des Hyperkinetischen Syndroms
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Enuresis diurna: Detrusor-SphinkterDyskoordination
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Epidemiologie Enuresis: Prävalenzen
• Erworbene Störung
• Pressen zu Beginn des Wasserlassens
• „Stottern“ während der Miktion: unterbrochener
Harnstrahl
• Während der Blasenentleerung kommt es zu einer
paradoxen Anspannung des Beckenbodens anstelle
einer Relaxation
• Häufig zusätzliches Auftreten von
Harnwegsinfekten, Obstipation, Enkopresis
Geschlecht
Alter
5 Jahre
10 Jahre
18 Jahre
Jungen
7%
3%
1%
Mädchen
3%
2%
<1%
Achtung!!! Hohe Spontanremissionsrate von 13-15%
Aus: Wyschkon & Esser, 2008; Petermann et al., 2001
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Enuresis: Komorbidität
Enuresis nocturna: Ätiologie
• Sekundäre Enuresis nocturna
• Genetische Aspekte: genetisch bedingte
Reifungsstörung des zentralen Nervensystems:
• 4-mal höhere Rate an zusätzlichen kinderpsychiatrischen
Störungen im Vergleich zur primären Enuresis nocturna
• Häufigeres Auftreten emotionaler Störungen (Primäre
Enuresis: häufiger expansive Störungen)
• Bei 60-80% der Kinder haben auch Verwandte eingenässt
• Höhere Konkordanz bei eineiigen (68%) als bei zweieiigen
(36%) Zwillingen
• Einnässen tagsüber
• Psychische Faktoren:
• Kinder weisen häufiger psychiatrische Auffälligkeiten auf
als solche, die nur nachts einnässen
• V. a. externalisierende Störungen treten etwa doppelt so
häufig auf wie bei tagsüber trockenen Kindern
• Zusätzliches Einkoten bei etwa einem Drittel
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• Spielen keine Rolle bei der primären Enuresis nocturna
• Bei der sekundären Enuresis nocturna können bei
genetischer Disposition Rückfälle durch belastende
Lebensereignisse (z.B. Trennung der Eltern oder Geburt
eines Geschwisterkindes) ausgelöst werden
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Enuresis: Diagnostik
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Enuresis: Explorationsschema nach Steinhausen
• Spezifische Exploration der Symptomatik:
• Häufigkeit, Menge und Zeitpunkt des Einnässens,
• Entwicklung der Symptomatik, situative Faktoren
• Einstellung, bisherige Maßnahmen etc.
• Allgemeine Exploration:
• Entwicklungsstand und Persönlichkeit, Beziehungen zu
• Familie, Freunden, Schule, Erziehungsverhalten der Eltern
etc.
• Miktionsprotokoll:
• Einnässen und Miktionsmengen, Drangsymptome,
• Stottern, Pressen, Trinkmenge
• Klinische Differenzialdiagnose
• Laboruntersuchungen
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Enuresis: Explorationsschema nach Steinhausen
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Enuresis nocturna: Therapie
•
•
•
•
•
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Operante Methoden
Bettnässer-Alarmgerät
Retention-Control-Training
Dry-bed-Training (DBT)
Medikamentöse Behandlung
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Enruresis nocturna: Operante Methoden
Enruresis nocturna: Bettnässer-Alarmgerät
• Emotionale Verstärkung (z. B. Lob) statt
Bestrafungen
• Kind in Reinigungsprozess einbeziehen (auch eine
Form der Bestrafung)
• Einsatz materieller Belohnungen
• Kalender (Token-Plan): abgesprochene Symbole für
trockene und nasse Nächte
• Erstes Gerät von Mowrer und Mowrer (1938)
entwickelt: Auftreffen von Urin auf Alarmgerät Stromkreis Signal Kind erwacht
• Arten: Klingelhose oder Klingelmatte
• Gute Wirksamkeit, aber innerhalb von 6 Monaten
relativ viele Rückfälle
• enge Supervision der Eltern notwendig
• Überlernen (gesteigerte Flüssigkeitszufuhr)
• Sollte vom Kind selber geführt werden
• Sichtbar über dem Bett aufhängen
• Symbol, wenn Kind zwar einnässt, aber erwacht und
selbständig auf die Toilette geht
• Belohnung für bestimmte Anzahl trockener Nächte
• Lob nach jeder trockenen Nacht
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Enruresis nocturna: Bettnässer-Alarmgerät
Ursachen für Misserfolge
•
•
•
•
•
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Enuresis nocturna: Retention-Control-Training
(Blasentraining)
• Ziele: Kontrolle über Muskeln, Sensibilität für
Füllungsstand der Blase, Steigerung der
Blasenkapazität
• Miktion bei Auftreten von Harndruck zurückhalten
und schrittweise Verlängerung von 3-45 Minuten
• Möglichst erhöhte Flüssigkeitszufuhr
• Genaue Protokollierung von Erfolgen und
Misserfolgen
• Wirksamkeit: RCT alleine ist nicht ausreichend,
Schlechte Schlafbedingungen
Trennungen
Kind erwacht von Alarm nicht
Ängste vor dem Gerät
Gerät wird nicht sachgemäß gehandhabt
• aber ein wichtiger Schritt, um die Effektivität
nachfolgender Interventionen zu erhöhen
• Weniger effektiv bei seltenem Einnässen und sekundärer
Enuresis
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Enuresis nocturna: Dry-bed-Training (DBT)
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Dry-bed-Training: Intensivnacht
• Beinhaltet verschiedene Einzeltechniken
• Aufbau: Intensivnacht und Posttrainingsphase
• Installation eines Alarmgerätes
• Kind trinkt möglichst viel vom Lieblingsgetränk
• Stündliches Wecken durch den Trainer ins Bad Frage, ob es urinieren muss Loben für Urinieren
oder Aushalten
• Zurück im Bett soll Kind Bettwäsche anfassen und
Trockenheit registrieren Lob erneutes Trinken
• Bei Einnässen
•
•
•
•
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Signal des Alarmgeräts
Negatives Feedback durch Trainer
Kind soll im Bad Urinieren
Kind zieht Schlafanzug aus, bezieht das Bett neu
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Dry-bed-Training: Posttrainingsphase
Enuresis nocturna: Medikamentöse Behandlung
• Alarmgerät vor dem Schlafengehen installieren
• Toilettentraining, falls in Nacht vorher eingenässt
wurde:
• Insgesamt sind verhaltenstherapeutische
Interventionen wirksamer als medikamentöse
• Indikation nach von Gontard (1998):
• Eltern wecken Kind, bevor sie schlafen gehen, damit dieses
ins Bad geht
• Loben bei trockenen Nächten, fünf weitere Male im Laufe
des Tages (auch Personen aus dem Verwandtenkreis)
•
•
•
•
• Ende der Posttrainingsphase: 7 trockene Nächte in
Folge
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• Desmopressin (Minirin): Synthetisches Analogon
des antidiuretischen Hormons (ADH)
• Hohe Rate an Non-Respondern, hohe Rückfallrate,
Nebenwirkungen
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Von Eltern werden folgende Methoden häufig
angewandt:
• Nächtliches Wecken
• Flüssigkeitseinschränkung
• Windeln
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• beachtliche, jedoch nicht stabile Anfangserfolge
• Komplexität
• Aufwand
• Durchführungsprobleme,
• Motivationsverlust und daraus resultierende
Misserfolge erschweren erneute Enuresis-Erwartung
(aufgebaute Misserfolgserwartung)
• Erfolg der psychologischen Methoden kann durch
den Einsatz von Medikamenten unterstützt werden
• Besonders wichtig für Therapieerfolg: Konsequenz
und Ausblendplan sowie Anleitung zum Umgang
mit Rückfällen
Das Kind lernt dadurch nicht, seine Organfunktionen
unter natürlichen Gegebenheiten wahrzunehmen
und diese zu kontrollieren
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Therapieempfehlung für Idiopathische
Dranginkontinenz
Enuresis diurna: Therapien
• Operante Methoden:
• Ziel: Kontrolle der Drangsymptome, Verzicht auf
Haltemanöver
• Führen eines Kalenders (Symbole für Harnlassen
mit bzw. ohne Einnässen) zusätzliche Verstärker
• Klingelgeräte empfohlen
• Oxybutynin (Dridase) (Anticholinergikum):
• Zeiten des Tagnässens identifizieren
• Belohnungen für Toiletten-Gänge
• Belohnung trockener Tage
• Alarmgerät:
• Variante 1: Signal ertönt nach dem Einnässen
• Variante 2: Signal ertönt nach einem festgelegten
Zeitabstand (z.B. 90 Minuten) Aufsuchen der Toilette
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Enruresis nocturna: Therapien
(Zusammenfassende Bewertung)
Enuresis nocturna: Nicht hilfreiche Methoden
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Therapieresistenz
Kombinationstherapie
Familiäre oder sonstige Belastungen
Andere spezifische Indikationen (z.B. kurzfristiges
Trockenwerden z.B. im Schullandheim)
• ausschließlich hier indiziert, mindestens 8 Wochen
• Nur wenn vier Wochen verhaltenstherapeutische
Behandlung kein Erfolg zusätzlich vier Wochen Oxybutynin,
evtl. Dosissteigerung, wenn erfolglos
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Therapieempfehlung bei Harninkontinenz bei
Miktionsaufschub
Enuresis: Kinderbücher
• Entlastung der Eltern
• Aufweisen der Zusammenhänge zwischen
Einnässen und Miktionsaufschub
• Unangenehme Begleitumstände (z.B. ungünstige
Bedingungen für den Toilettengang) möglichst
beseitigen
• Anwendung verhaltenstherapeutischer Methoden
•
•
•
•
•
Digitaluhr (Alarm alle 3-4 Stunden)
Kalender führen
Belohnungspläne
Loben
Einbezug des Kindes in Reinigung
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Therapieempfehlung bei Detrusor-SphinkterDyskoordination
•
•
•
•
Prognose der Enuresis
• Günstiger bei primärer Enuresis
• Häufig bei beiden Arten Spontanremissionen in der
Pubertät
• Dennoch ist eine frühe Behandlung aufgrund der
sozialen Ächtung und möglicherweise auftretender
sekundärer Probleme notwendig
Häufig im stationären Setting
Kognitive und verhaltenstherapeutische Elemente
Biofeedback-Training
Hypnose
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Enruresis nocturna: Prädiktoren von
Behandlungserfolgen
Ungünstige Prädiktoren
familiäre Probleme
negative Einschätzung
durch die Eltern
Günstige Prädiktoren
hochängstliche Mütter
Bewertung des Kindes
als sozial unsicher
mehrmaliges Einnässen
pro Nacht
Unterstützung durch die
Eltern
Hänseln durch die
Geschwister
Keinen Einfluss
Alter & Geschlecht
Geschwisterkonstellation
Druck der Gleichaltrigen
Fähigkeit, den
Toilettengang
aufzuschieben
unorganisierte Familien
kein eigenes Zimmer
zum Schlafen
unzureichende
(verfügbare) Toiletten
Enkopresis
soziale Herkunft (nur
relevant bei Dauer:
schneller trocken, je
höher sozialer Status)
Familiengröße
bisherige familiäre
Belastung
Bewertung der Enuresis
durch die Eltern und das
Kind
vorherige medizinische
Behandlungen
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Definition Enkopresis
Enkopresis: Klassifikation
• wiederholtes unwillkürliches und willkürliches
Absetzen von Stuhl in die Kleidung oder an nicht
dafür vorgesehene Stellen
• Primäre Enkopresis: Stuhlgang konnte niemals
länger als ein Jahr kontrolliert werden
• Sekundäre Enkopresis: Kind war bereits länger als
1 Jahr sauber
• ab einem Alter von 4 Jahren,
• mindestens einmal pro Monat
• über ein halbes Jahr (ICD-10) bzw. über 3 Monate (DSMIV)
• Nicht Folge einer organischen Erkrankung
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Enkopresis: Klassifikation
• In schweren Fällen: größere Mengen geformten
Stuhls
• Meistens wird tagsüber „eingeschmiert“
• Beschmutzung ist manchmal so gering, dass Eltern
von mangelhaften hygienischen Verhaltensweisen
ausgehen
• Manche Kinder bemerken Einkoten erst durch
Wahrnehmung des Geruchs
• Die meisten Kinder leiden sehr stark darunter, nur
ganz wenige bleiben emotional unberührt
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Enkopresis: Epidemiologie
•
•
•
•
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Enkopresis: Symptomatik
• Enkopresis mit Obstipation
• seltene Stuhlgänge
• große Stuhlmengen,
• Nicht normale Konsistenz
• Bauchschmerzen/Schmerzen bei Defäkation
• Reduzierter Appetit
• häufig Komorbidität mit anderen Störungen
• Enkopresis ohne Obstipation
• Selteneres Einkoten
• kleinere Mengen Stuhl,
• Normale Konsistenz
• keine Schmerzen,
• Normaler Appetit
• Toilettenverweigerungssyndrom: Kinder verlangen für
Däfakation eine Windel
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Enkopresis: Komorbiditäten
Prävalenz: 1-3% im Kindesalter
Absinken mit höherem Alter
Jungen sind drei- bis viermal häufiger betroffen
Mehrzahl kotet tagsüber ein
•
•
•
•
•
•
•
•
Enuresis nocturna (55%)
Emotionale Störungen (34%)
Hyperkinetisches Syndrom (17%)
Störungen im Sozialverhalten (7%)
Häufig vor allem nach längerem Verlauf soziale
Beeinträchtigung
In Einzelfällen an sexuellen Missbrauch denken
Meist unspezifische psychische Begleitstörungen
• Scham- und Insuffizienzgefühle
• Dysphorie, depressiv, ängstlich, stimmungslabil,
frustrationsintolerant, manchmal auch oppositionelles
Verhalten
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Enkopresis: Verlauf
Enkopresis: Ätiologie
• Häufig Spontanremissionen mit dem Älterwerden: 53 Monate nach
Erkrankungsbeginn zeigen 58% Remission, 29% Besserung, 13%
keine Veränderung
• Günstige Prognosefaktoren:
• Unauffällige psychosoziale Bedingungen
• Höhere Intelligenz
• stuhlregulierende Maßnahmen
• Gering ausgeprägte begleitende Verhaltensstörungen
• Ungünstige prognostische Faktoren:
• Niedrige Intelligenz
• fehlende Stuhlregulation,
• Fehlendes Toilettentraining,
• Keine weiteren Störungen (Enuresis, ADHS)
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• Physiologische Ebene: Störungen der
Defäkationssteuerung
• Genetische Zusammenhänge: Häufig zu
beobachten, aber nicht nachgewiesen
• Körperlich begründete Risikofaktoren: Verstopfung,
Essstörung, schmerzhafter Stuhlgang,
• Entzündungen, Nahrungsunverträglichkeiten
• Psychosoziale Risikofaktoren: Übermäßige oder
vernachlässigte Sauberkeitserziehung,
Belastungssituationen
• Situative Schwierigkeiten: z. B. Scheu, nach
Toilette zu fragen, umständlich
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Enkopresis: Ätiologie
Emotionale Störungen können begleitend sein
Störungen der Eltern-Kind-Beziehung
allgemeine familiäre Konfliktsituationen beachten
Auszuschließen bzw. zu erfassen: Funktionelle
Störungen des rektoanalen Sphinkterapparates
• Ätiologie von Enkopresis mit Obstipation
weitgehend geklärt: Genetik, psychische,
somatische Auslöser
• Ätiologie von Enkopresis ohne Obstipation nicht
geklärt: Anteil organischer Ursachen < 1%
überwiegend umweltvermittelt
• Allgemeine Diagnostik: Anamnese, Exploration,
Erhebung des psychopathologischen Befunds,
Psychodiagnostik, neurologische und internistische
Untersuchungen (einschl. EEG, Sonografie)
• Symptombezogene Diagnostik
•
•
•
•
•
•
•
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Enkopresis: Diagnostik
Störungsspezifische Entwicklungsgeschichte
Symptombeschreibung
Beginn, Form der Sauberkeitserziehung
Bisherige symptomfreie Intervalle und Rückfälle
Leidensdruck verschiedener beteiligter Personen
Krankheitskonzept des Betroffenen
Bisherige Therapieversuche
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Enkorpesis: Differenzialdiagnose
• Aktuelle Symptomatik der Enkopresis:
• Unzureichendes Toilettentraining
• Unzureichendes Entwicklungsalter (geistige
Behinderung)
• Andere primäre Störung
• Internistische oder neurologische Krankheiten
• z. B. Fragebogen von Gontard (2004): Fragen zur
Einkothäufigkeit, -symptomatik, Rückfällen,
Stuhlverhalten, Wahrnehmung und Reaktion auf Einkoten,
Einnässen
• Labordiagnostik:
•
•
•
•
•
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Enkopresis: Diagnostik
•
•
•
•
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Urinstatus
Urin-Stuhlbakteriologie
Magnetic Resonance Imaging (MRI)
Manometrie (Druckmessung)
Kolon-Kontrast-Einlauf
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Enkopresis: Therapie
Phase 1: Diagnostik und Psychoedukation
Enkopresis: Therapie
• Aufklärung über Krankheit, Beratung zu adäquatem
Trink- und Essverhalten
• Basisdiagnostik
• Motivierung, Entlastung
• Sachliche Erklärung der Ausscheidungsvorgänge
• Sorgen, Ziele, Klärung der Übernahme von
Verantwortung
• Erläuterung des Behandlungsplans
• Erziehungsberatung
• Grundannahme der integrierten Therapie:
• Ausscheidungskontrolle muss erlernt werden
• Kombination verhaltenstherapeutischer und
medikamentöser Therapie
• Berücksichtigung organischer, psychischer, psychosozialer
Symptombereiche
• Vier Phasen (Diagnostik & Psychoedukation,
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Enkopresis: Therapie
Phase 2: Reinigung und Verhaltensfuh
̈ rung
• Therapiemaßnahmen in Tagesplan integrieren Absprachen mit Kindergarten/Schule
• Einzelpsychotherapie
• Elternberatung
• Wenn kein Erfolg erzielt (teil-)stationäre
Aufnahme
• Bei Begleitstörungen: Psychotherapie oder
Medikation (Therapie von Enuresis nach der
Therapie der Obstipation)
• Toilettentraining: drei 5-10-minütige Toilettengänge pro
Tag (feste Zeit, i.d.R. nach dem Essen)
• wenn erfolgreich, verstärken (Belohnungsplan)
• Wichtig: positive Gestaltung der Umgebung
• Selbstmanagement: Kind einbeziehen bei
Reinigung der Wäsche, Körperhygiene
• Relaxations-, Kontraktionsübung
• Emotionale Unterstützung
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Enkopresis: Therapie
Phase 4: Abschluss (Erhaltungstherapie)
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Take home messages
• Schrittweise Zurücknahme (von Medikation,
Verstärkerpläne, Übungseinheiten)
• Normalisierter Stuhl orale abführende Mittel statt
Einläufe
• Keine Verschmutzung mehr Beenden von
medikamentösen Abführmitteln
• Monatliche Kontrolluntersuchung noch 6-24
Monaten
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Enkopresis: Therapie
Phase 3: Ergänzende psychoth. Behandlung
• Bei Obstipation: Entleerung des Dickdarms durch
abführende Maßnahmen 2-3 mal wöchentlich
• Verhaltenstherapeutische Maßnahmen
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• Starke Belastung der Kinder und ihrer Eltern durch
das Einnässen und Einkoten.
• Ursachen meist sowohl genetisch als auch
umweltbedingt
• Häufig komorbide Störungen
• Therapie: Psychoedukation und Verhaltenstherapie
(zum Teil aparativ unterstützt), selten Medikation
• Hohe Remissionsraten mit zunehmendem Alter
53
9
30 Minuten Pause
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