automobil produktion 4/99
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automobil produktion 4/99
Zulieferer Unternehmens-Profil Eaton Zielmarke zehn Milliarden Dollar Als breit diversifiziertes Unternehmen blickt Eaton mit mehr Distanz auf das Automobilgeschäft als Nur-Zulieferer das vermögen. Es ändert aber nichts an strategischen Investitionen. Das Jahr 1999 begann für die Führungsriege der Eaton Corp., Cleveland, Ohio, mit einem Griff in die Vollen. Am 1. Februar gaben sie die Übernahme von Aeroquip Vickers bekannt. Ein Zwei-MilliardenDollar-Deal, der vor allem das Europageschäft neu positionieren soll. Für Alexander M. Cutler, Präsident und COO von Eaton, eine Aktion mit strategischer Bedeutung: »Automotive stellt ein sehr wichtiges Geschäft für Eaton dar. Und wir befinden uns in der glücklichen Lage, über finanzielle Ressourcen zu verfügen, um auch in Europa weiter zu wachsen. Der alte Kontinent gilt immerhin als Zentrum für das Design des Großteiles der Fahrzeuge, die in neue Märkte gehen. Ob Südamerika oder Indien.« Dennoch zählt Eatons Automobilgeschäft nur als eine von fünf operativen Gruppen. Mit knapp 1,95 Milliarden Dollar Umsatzanteil im vergangenen Geschäftsjahr 1998 allerdings die zweitgrößte. Weitere Geschäftssegmente: industrielle und kommerzielle Bedieneinrichtungen (2,3 Milliarden Dollar), Lkw-Komponenten (1,5 Milliarden Dollar), Hydraulik und andere Komponenten (599 Millionen Dollar) sowie HalbleiterAusrüstungen (267 Millionen Dollar). Damit summierte sich der Umsatz der Eaton Corp. 1998 auf rund 6,6 Milliarden Dollar. 65 000 Mitarbeiter stehen an 215 Standorten in 25 Ländern rund um den Globus auf der Payroll. Auf dem Weg zur Zehn-Milliarden Dollar-Umsatzmarke, sie wurde 144 Automobil-Produktion · September 1999 als Ziel für das Jahr 2000 schriftlich niedergelegt, kam die AeroquipÜbernahme gerade recht. Sie wird zum 99er Zahlenwerk weitere 2,1 Milliarden Dollar addieren. Dabei begann die Firmenhistorie eher bescheiden. 1911 als Familienbetrieb zur Fertigung von Lkw-Achsen gegründet, lag die Ausgangskapazität bei sieben handgefertigten Achsen pro Jahr. Eine Erweiterung auf 2 000 Achsen (1917) galt als überlieferungswürdige Sensation. Heute wird der Automobilbereich von den beiden Segmenten ›Automotive Controls‹ (ACO) und ›Engine Components‹ (ECO) dominiert. Das ehemalige Segment ›Motorkühlung‹ steht derzeit zum Verkauf an. Cutler begründet: »In diesem Bereich führte die Modularisierung zu immer größeren Systemumfängen. Viele Marktteilnehmer fokussieren auf dieses Segment. Wir halten es daher für klüger, uns aus diesem Geschäft zurückzuziehen.« Das soll nun nicht heißen, daß es Eaton an Systemfähigkeit mangeln würde. Vor allem im Motorenbereich gelten Eaton-Ingenieure als erste Adresse, wenn es um kompetente Entwicklungspartner geht. Doch Cutler reagiert mit Strenge, wenn er sich mit Gefahren und Nutzen solcher Aufträge auseinandersetzt: »Viele Leute beschäftigen sich mit Dingen, mit denen sie keinen Mehrwert schaffen. Sie handeln so, weil sie meinen, nur auf diese Art wachsen zu können. Befinden sie sich dann im Geschäft, bemerken sie schnell, daß das finanzielle Aus 40 Prozent des Umsatzes in Europa erwirtschaftet droht. Es braucht eine gewisse Disziplin, um das zu vermeiden.« Disziplin übt der Eaton-Präsident auch in einem anderen Bereich aus. Etwa schweigt er sich über die geographische Verteilung des Automobilumsatzes beharrlich aus. Insider jedoch wissen, daß rund die Hälfte des Automobilumsatzes in Nordamerika erzielt wird. 40 Prozent stammen aus Europa und zehn Prozent aus anderen Regionen. Und die anderen Märkte? Cutler: »Asien weist derzeit nur einen geringen Anteil auf und auch wenn Südamerika reizt – die niedrigen Volumen verlocken kaum.« In Europa und in den USA könne er es sich hingegen »nicht vorstellen, daß es einen Hersteller gibt, den wir nicht beliefern«. Motiviert werden die Verkäufer dabei mit einer Devise, die Cutler so formuliert: »Man kann nicht Produktlinien aufbauen und nur einen geringen Marktanteil erlangen. Das ist nicht effektiv.« Vormontierter Zylinderkopf von Eaton: Neue Integrationskonzepte stellen die bisherige Systemdefinition in Frage. Bilder: Eaton ➔ Zulieferer Unternehmens-Profil Eaton Organisationsstruktur der Automotive-Geschäfts-Aktivitäten Struktur der Automotive-Aktivitäten von Eaton und Zuordnung der einzelnen Produktlinien. Stephen R. Harids Vorsitzender des Vorstandes Alexander M. Cutler Präsident Gründung: 1911 Sitz: Cleveland, Ohio, USA Geschäftsführung: siehe Organigramm Produkte: Kompressoren, Zylinderköpfe, Ventiltrieb, Aktuatoren, Sensoren, Spiegelmotoren, Schalter, Elektronik-Komponenten, Anbauteile aus Kunststoff, Momentenbegrenzer Umsatz 1998: 16 Milliarden Mark Mitarbeiter: 65 000 Standorte: 215 in 25 Ländern Robert J. McCloskey Senior Vizepräsident, verantwortlich für ›Automotive‹ Koordinierung der ›Automotive‹-Aktivitäten weltweit Bruce E. Taylor, Vizepräsident Geschäftsbereich Aktuatoren und Sensoren Triebwerk-KomponentenAktivitäten weltweit Aeroquip ›Automotive‹Aktivitäten weltweit Stephen M. Buente, Vizepräsident Daniel E. Kimmet, Vizepräsident Glenn C. Gouldey, Generalbevollmächtigter Kompressoren/Zylinderköpfe Führungsstandort: Rochester Hills, Michigan Joseph P. Palchak, Vizepräsident u. Generalbevollmächtigter Geschäftsbereich Spiegelmotoren Michael W. Sisson, Generalbevollmächtigter Führungsstandort: Montfoort, Niederlande Geschäftsbereich Schalter und Elektronik Lothar Veeser, Generalbevollmächtigter Führungsstandort: Marshall, Michigan Ventiltrieb-Komponenten Führungsstandort: Clinton Township, Michigan Aeroquip INOAC Führungsstandort: Rivarolo, Italien Brian T. Krysiak, Generalbevollmächtigter Geschäftsbereich Antriebsmomenten-Kontroll-Produkte Alfonso B. Acevedo, Generalbevollmächtigter Automobil-Produktion · September 1999 Geschäftsbereich Fluid-VerbindungsElemente Stormy Hicks, Generalbevollmächtigter Domenico Bertolino, Generalbevollmächtigter Führungsstandort: Downers Gro, Illinois Wenig effektiv auch die Frage nach einer Umsatzverteilung zwischen den Sparten. Nach Schätzungen von Branchenkennern führt dabei ECO mit rund einer Milliarde Dollar. ACO soll 850 Millionen Dollar beisteuern. ACO, ›Automotive Controls Operations‹, steht für ein breites Sammelsurium an Bedienelementen sowie Sensoren und Aktuatoren. Ebenso auch für Blinker-, Licht- und Scheibenwischer-Schalter am Lenkstock und elektropneumatische Ventile oder Tankfüllstand-Sensoren. Etwas homogener entwickelte sich der Motorenbereich. Dabei ging es Eaton zunächst nur um Ventile. Mit ihnen entstand ein breites Know-how zum Luftmanagement, aus dem letztlich die Kompressortechnik hervorging. Hauptkunde des »einzigen Massenherstellers von Kompressoren«: bislang die Marke Mercedes. Cutler: »Den ganzen Bereich sehen wir als eine der maßgeblichen Kompetenzen von Eaton an. Nicht nur bei Pkw, sondern auch für Dieselmotoren. Es agieren lediglich zwei Anbieter, beide spielen weltweit führende Rollen.« Mit 36 Prozent Weltmarktanteil reklamiert Eaton die erste Position für sich. Zusätzlicher Schub soll nun von Daimler-Chrysler ausgehen. Cutler: »Wir sind recht optimistisch, was die weiteren Resultate des Zusammen- 146 Howard M. Selland Senior Vizepräsident, verantwortlich für Aeroquip Führungsstandort: Clinton Township, Michigan Geschäftsbereich Industrie-Kunststoff Hal Miller, Generalbevollmächtigter Schalter am Lenkstock: eine der ProduktSpezialitäten der ACO (Automotive Controls Operations) von Eaton. schlusses angeht. Chrysler führte in der Vergangenheit nur wenige Turbos im Programm. Wir gehen daher davon aus, daß es im Motorenbau zu Veränderungen kommen wird.« Andererseits liefert Eaton exklusiv Komponenten an Chrysler, die nun auch bei Mercedes präsentiert werden können. Aus solchen Projekten heraus weiß Cutler: »Alles was wir bislang von Daimler-Chrysler wissen, ist, daß das Geschäft auf der Einkaufs- und Entwicklungsseite gut läuft. Das sehen wir auch an unserem Tagesgeschäft.« Den global agierenden Großkunden will Eaton mit einer weltweiten Organisation, gestaffelt nach Produktlinien, entgegenkommen. Cutler: »Unsere Philosophie heißt, der Markt ist global. Auch wenn der Ausspruch überstrapaziert scheint, die OEMs erwarten global einkaufen zu können.« Deshalb verzichtet Ea- ton auf regionale Organisationen, »die«, so Cutler, »sowieso nur auf eine Maximierung ihrer eigenen Ergebnisse hin arbeiten«. Auch im Motorenbereich deuten sich nun Änderungen bei den Systemumfängen an. ›Vormontierter Zylinderkopf‹ lautet das Stichwort. Doch anders als bei der Kühlung rüstet das Unternehmen in diesem Bereich kräftig auf. Bereits im August 1998 übernahmen die Clevelander mit der Turiner Amtec S.p.A. eine kleine Aluminiumgießerei. Amtec liefert seit 1986 selbstgegossene und vormontierte Zylinderköpfe an VM Motori, eine italienische Detroit Diesel-Tochter. 78 Mitarbeiter erzielten zuletzt einen Umsatz von 27 Millionen Dollar. Im Juni 1999 folgte die Ankündigung einer strategischen Allianz mit der Teksid-Gruppe, Turin. Die FiatTochter, erwarteter Umsatz für 1999 etwa 1,7 Milliarden Dollar, gilt als Weltmarktführer für den Guß von Motorblöcken, Zylinderköpfen und Getriebegehäusen. Gemeinsam sollen aber nicht nur vormontierte Zylinderköpfe angeboten werden. Übergreifende Forschungsarbeiten, heißt es, werden mittelfristig zu effektiveren Integrationskonzepten für den Zylinderkopf und seine Komponenten führen. ➔ Eaton im Überblick