Arno Schmidt - Hundertvierzehn.de

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Arno Schmidt - Hundertvierzehn.de
Arno Schmidt
Die lieferbaren Taschenbücher
und Hörbücher 2014
Ein Gemeinschaftsprospekt der
Arno Schmidt Stiftung mit
den S. Fischer Verlagen und dem
Hoffmann und Campe Verlag
Über lieferbare Bücher von Arno Schmidt
im Suhrkamp Verlag informiert
unser Gesamtprospekt, erhältlich unter
arnoschmidt @ suhrkamp. de und
info @ arno-schmidt-stiftung. de
Über die Arbeit der Arno Schmidt Stiftung
unterrichtet die Website
www. arno-schmidt-stiftung. de
Das große Lesebuch
Herausgegeben von Bernd Rauschenbach
448 Seiten ⁄ 9,99 ⁄ 10,30 ( a ) ⁄ 14,90 ( c h )
isbn 978-3-596-90555-3
In der Auseinandersetzung mit der europäischen
und amerikanischen Avantgarde hat Arno
Schmidt eigene, äußerst originelle und vielfältige
Formen des Erzählens entwickelt. Seit dem
Erscheinen seiner Erzählung ›Leviathan‹ (1949)
zählt er zu den bedeutendsten Schriftstellern der
deutschen Nachkriegsliteratur.
›Das große Lesebuch‹ versammelt eine
Reihe von kürzeren Texten Arno Schmidts,
die das Werk in seiner gesamten Vielfalt darstellt
und den Erzähler ebenso präsentiert wie den
­Essayisten, den Sprachvirtuosen ebenso wie den
scharfen Analytiker.
Die Mischung von bekannten und unbe­
kannten Texten lädt dazu ein, dieses gewaltige
Werk neu zu entdecken. Bernd Rauschenbach
hat die Texte für das Lesebuch zusammengestellt
und mit einem biographischen Nachwort
ergänzt.
Leviathan und Schwarze Spiegel
Brand’s Haide
Aus dem Leben eines Fauns
Zwei Endspiele vergegenwärtigen das Grauen des
Krieges : In ›Leviathan‹ findet in den letzten
Kriegstagen des Jahres 1945 eine Schar Ver­lorener
zusammen. Der Versuch, dem Grauen in einem
Güterwaggon zu entfliehen, scheitert auf einer
zerstörten Brücke. Dort stranden die todgeweihten Insassen zwischen Himmel und Abgrund.
›Schwarze Spiegel‹ zeigt den letzten Über­
lebenden des dritten Weltkriegs beim Durch­
streifen der von a - , b - und c -Waffen verwüsteten Gegend zwischen Hamburg und Soltau :
»Bloß gut, daß Alles zu Ende war; und ich
spuckte aus : Ende ! « Als er auf die einzige über­
lebende Frau trifft, beginnt die letzte wunder­bare
Liebes­geschichte der Welt. Aber am Ende bleibt
der Erzähler allein zurück.
In beiden Texten – ›Leviathan‹ war die erste
Publikation Arno Schmidts 1949, ›Schwarze
Spiegel‹ erschien zuerst 1951 – verarbeitet der
Autor Kriegserfahrungen und räsoniert über
die Chancen der menschlichen Gattung. Rück­
blickend im einen, mit unheilvoller Prophetie
im anderen Fall. In der besten aller Welten bleibt
der Mensch des Menschen schlimmster Feind.
1946 : Ein Kriegsheimkehrer, aus britischer
Gefangenschaft entlassen, kommt in der Lüneburger Heide in einer Baracke unter. In eine der
beiden Frauen, mit denen er seine Unterkunft
teilt, verliebt er sich. Doch sie zieht es vor, einen
reichen Mexikaner zu heiraten, um dem Flüchtlingselend zu entkommen. Er bleibt zurück,
allein mit der Erinnerung an ihr Gesicht.
Das geschilderte Milieu kennt Schmidt genau
aus seinen Anfängen als Schriftsteller in einem
kleinen niedersächsischen Dorf. Überleben
konnte er damals – wie der Erzähler aus ›Brand’s
Haide‹ – nur dank der Care­-Pakete seiner
Schwester.
Ein Triptychon aus der Nazi-Zeit, angesiedelt im
norddeutschen Cordingen, Standort der Muni­
tionsfabrik eibia : Vorbereitung des Krieges,
Ausbruch und Apokalypse bilden den Hintergrund für die Erzählung aus der Sicht des
51 jährigen Gemeindebeamten Heinrich Düring.
Geprägt von der Kriegserfahrung 1914 ⁄ 18, nach
außen angepaßt, innerlich oppositionell, führt er
das Doppelleben eines frustrierten Familien­
vaters, der sich eine Geliebte im Alter seiner
Tochter sucht. Beim Anlegen eines Gemeinde­
archivs stößt Düring auf die Spur eines Deserteurs
der napoleonischen Armee, der um 1800 in einer
Hütte im Wald – wie ein Faun – gelebt hatte.
Düring entdeckt den Unterschlupf und richtet
ihn als Versteck für sich und seine Geliebte ein.
Im Spätsommer 1944 wird er denunziert. Doch
bevor es zu polizeilichen Ermittlungen kommen
kann, wird die Muni­tionsfabrik Ziel eines
Bombenangriffs. Die Liebenden entkommen
und finden ein letztes Mal Zuflucht dort, wo
lange vor ihnen ein Kriegsmüder der Katastrophe
zu entrinnen versucht hatte.
144 Seiten ⁄ 7,95 ⁄ 8,20 ( a ) ⁄ 11,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29110-6
160 Seiten ⁄ 7,90 ⁄ 8,20 ( a ) ⁄ 11,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29113-7
176 Seiten ⁄ 7,90 ⁄ 8,20 ( a ) ⁄ 11,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29112-0
Seelandschaft mit Pocahontas
und Die Umsiedler
128 Seiten ⁄ 7,95 ⁄ 8,20 ( a ) ⁄ 11,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29118-2
›Seelandschaft mit Pocahontas‹ provozierte bei
der Erstveröffentlichung 1955 in der von Alfred
Andersch herausgegebenen Zeitschrift ›Texte und
Zeichen‹ eine Strafanzeige gegen Arno Schmidt
wegen Pornographie und Gotteslästerung.
Das sagt mehr über deutsche Zustände in den
fünfziger Jahren als über die Erzählung. Die
Geschichte einer flüchtigen Sommerliebe in der
niedersächsischen Seelandschaft am Dümmer
wird zärtlich und behutsam erzählt.
›Die Umsiedler‹ geraten in den Wirren der
unmittelbaren Nachkriegszeit aus Niedersachsen
ins rheinhessische Alzey. Diese Liebesgeschichte,
zwischen Koffern und Kisten mit letzten Hab­
seligkeiten, führt zwei Menschen zusammen, die
von Krieg und Vertreibung gezeichnet sind. –
In beiden Erzählungen kondensiert Schmidt seine
Prosa zu einer neuen, dichten Form, dem
›Fotoalbum‹.
Das steinerne Herz
Die Gelehrtenrepublik
Historischer Roman
aus dem Jahre 1954 nach Christi
256 Seiten ⁄ 8,90 ⁄ 9,20 ( a ) ⁄ 13,50 ( c h )
isbn 978-3-596-29122-9
Kurzroman aus den Roßbreiten
208 Seiten ⁄ 8,95 ⁄ 9,20 ( a ) ⁄ 13,50 ( c h )
isbn 978-3-596-29126-7
In diesem »Historischen Roman« erzählt
Walter Eggers, ein besessener Sammler, von
einer ganz besonderen Schatzsuche. Die Jagd
nach alten Staatshandbüchern aus dem Königreich Hannover führt ihn zunächst zur erotisch
bedürftigen Nachfahrin eines Historikers im
niedersächsischen Ahlden, dem Ort, in dem die
Prinzessin Sophie Dorothea von BraunschweigLüneburg einst jahrzehntelang wegen ihres
Ehebruchs arrestiert war.
Später reist Eggers bis nach Ost-Berlin, um
dort in der Staatsbibliothek ein Buch zu ent­
wenden, und berichtet über den neuen Staat
ddr vorurteilslos.
Der erste bundesrepublikanische Roman,
der in beiden deutschen Staaten spielt, konnte
1956 nur kastriert erscheinen : Zu gewagt
erschienen dem Verleger die politischen Kommentare zur Adenauer-Restauration und die
Erotica einer Ménage à quatre.
Erstmals 1957 erschienen, spielt Arno Schmidts
düsterer Zukunftsroman 50 Jahre nach einer
atomaren Zerstörung Europas. In Tagebuchform
schildert er die Reise des amerikanischen
Journalisten Charles Henry Winer im Jahre
2008 durch den Hominidenstreifen von Nevada
zu der im Pazifik schwimmenden, künstlichen
Insel iras , auf der, unter ebenso gleichberechtigter wie rivalisierender Verwaltung der Russen
und Amerikaner, die letzten Geistesgrößen aus
Wissenschaft und Kunst Zuflucht gefunden
haben. Die »International Republic for Artists
and Scientists« ist jedoch nur ein neuer Schauplatz des Kalten Krieges der Supermächte. In
Gestalt des engstirnigen, reaktionären Über­
setzers und Herausgebers des Winerschen
Tagebuchs, Ch. M. Stadion, konfrontiert Arno
Schmidt in zahlreichen Fußnoten die eigene
Prosa mit den schmähenden Kommentaren der
zeitgenössischen Kritik, die ihm Pornographie
und naturalistische Detailbesessenheit vorwarf.
Dadurch wird ›Die Gelehrtenrepublik‹ auch zu
einer amüsanten Parodie Schmidts auf das
eigene Werk – aus der Sicht seiner Gegner.
KAFF auch Mare Crisium
368 Seiten ⁄ 9,95 ⁄ 10,30 ( a ) ⁄ 14,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29117-5
Karl, ein Lohnbuchhalter Mitte vierzig, macht
mit seiner Freundin Hertha, einer Musterzeichnerin, einen Automobilausflug : mit der Isetta
von Nordhorn nach Giffendorf in der Lüneburger
Heide. Dort bewirtet sie Karls Tante Heete, die
lebensfrohe, aber etwas vereinsamte Witwe.
Um Herthas Langeweile zu bekämpfen,
erzählt Karl ihr eine Geschichte : Nach einem
Atomkrieg überleben die letzten Amerikaner
und Russen in Mond-Kolonien. Die vielfäl­tigen
Bezüge zwischen Kaltem Krieg auf dem Mond
und den Ereignissen auf dem Dorf, die in einem
stummen Konkurrenzkampf der beiden Frauen
um den Mann gipfeln, machen den Roman zu
einem vielschichtigen Lesevergnügen. Mit viel
Witz zeichnet Schmidt hier die Perspektive der
kleinen Leute, der Wirtschaftswunderverlierer,
auf das Weltgeschehen.
Massenbach
Alexander oder Was ist Wahrheit
Kosmas Tina Goethe
Schwänze
Historische Revue
144 Seiten ⁄ 7,45 ⁄ 7,70 ( a ) ⁄ 11,50 ( c h )
isbn 978-3-596-13495-3
3 Erzählungen
144 Seiten ⁄ 5,90 ⁄ 6,10 ( a ) ⁄ 8,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29111-3
3 Erzählungen
176 Seiten ⁄ 7,95 ⁄ 8,20 ( a ) ⁄ 11,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29123-6
5 Erzählungen
128 Seiten ⁄ 3,90 ⁄ 4,10 ( a ) ⁄ 5,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29115-1
Christian von Massenbach (1758–1827), Mitschüler Schillers auf der Karlsschule und während der
Napoleonischen Kriege Feldherr im preußischen
Generalstab, ist der traurige Held des Lesedramas,
das Schmidt 1948 noch unter den Eindrücken des
Zweiten Weltkriegs schrieb. Denn Massenbach,
der die Einsamkeit seiner Bibliotheksklause
jedem Kampfgetümmel vorzog, war nicht nur ein
vergrübelter Utopist, sondern auch ein umstrit­
tener und damit gefährdeter Mann : Sein Plan,
Preußen solle sich mit Napoleon aussöhnen,
um ein aufgeklärtes westliches Bollwerk gegen
Rußland zu bilden und die Unabhängigkeit von
Englands imperialer Macht zu befestigen, brachte
ihn in Konflikt mit Friedrich Wilhelm ii . Von
1819 bis 1826 saß er in Festungshaft, 1827 starb er
in Bialokosch, seinem Landsitz bei Posen. Das
Schicksal dieses unabhängigen Denkers, in dem
Arno Schmidt einen Geistesverwandten sah, steht
für die verpaßte historische Chance, Europa zu
einigen : vor 200 Jahren, im Frieden mit Napoleon, im Geist der Französischen Revolution.
In diesen drei frühen Erzählungen porträtiert
Arno Schmidt seine Zeit im antiken Gewand.
Der inhaftierte Geograph und Reisende Pytheas
von Massilia in ›Gadir‹ gibt selbst im Tode
seine Sehnsucht nicht auf, an die Ränder der
bekannten Welt zu reisen. Der Landvermesser in
›Enthymesis‹ flieht immer weiter in unwegsames
Gelände auf der Suche nach einem menschen­
losen Ort. Der Verehrer Alexander des Großen
schließlich bleibt desillusioniert zurück, nachdem
er die Wahrheit über seinen vermeintlichen
Helden erfahren hat.
Die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg bleibt hinter den historischen Masken
erkennbar : Die Sehnsucht, der Menschenwelt
und damit der Geschichte zu entkommen, die
immer wieder neue Tyranneien hervorbringt.
»Atheist ? ? – : Allerdings ! ! « Aus seiner Geringschätzung des Christentums hat Arno Schmidt nie
ein Hehl gemacht. In der Erzählung ›Kosmas
oder Vom Berge des Nordens‹ erfahren wir seine
Gründe : Die Liebesgeschichte spielt im sechsten
Jahrhundert n. Chr. an der Schwarzmeerküste
und beschreibt die Rivalität von lebensbejahender
Vernunft und einer aufs Jenseits ausgerichteten
Heilslehre.
Doch ohne ein Jenseits kam auch Arno
Schmidt nicht aus. In ›Tina oder über Die
Unsterblichkeit‹ ist Tinas Zeitungskiosk in
Darmstadt ein Tor zur Unterwelt, durch das der
Ich-Erzähler ins Inferno der unerlösten Schriftsteller hinabsteigt. Auf dem umgekehrten Weg
gelangt ›Goethe‹ aus dem Totenreich für einen
Tag mitten ins deutsche Wirtschaftswunder –
kundig geführt von seinem jüngeren Kollegen
Arno Schmidt. Drei in den fünfziger Jahren
entstandene Erzählungen vom Diesseits und
Jenseits voll feinsinniger Ironie und pointierter
Komik.
Der Band beinhaltet die ersten im Heidedorf
Bargfeld entstandenen Erzählungen Arno
Schmidts, die ein völlig neues Lebensgefühl
vermitteln. An die Stelle des Flüchtlingsunterschlupfs tritt das kleine eigene Haus auf dem
Land, umzäunt, Seßhaftigkeit sichernd. Die
umgebende Landschaft ist von karger Schönheit,
das Geschehen in und um das Dorf überschaubar,
aber doch von erzählerischem Interesse.
Die fünf Erzählungen ergeben eine Komödie
mit wechselnden Auftritten : Da sind das
Holzsägen mit der geliehenen Kreissäge samt
Wirtshausabend und der Freibadbesuch beim
Bademeister mit der Story vom abseitigen
Moorteich. Es folgt der Ausflug zweier Ehepaare
zum vieldeutigen riesig—roten Fernsehmast; ein
verkrachter Bildhauer, der Pferdeschweife für
zerstörte Reiterstandbilder modelliert; und
schließlich das hinreißende Selbstinterview des
Einsiedlers Schmidt.
Orpheus
256 Seiten ⁄ 7,40 ⁄ 7,70 ( a ) ⁄ 11,50 ( c h )
isbn 978-3-596-29120-5
›Orpheus‹ vereinigt Arno Schmidts letzte
Erzählungen vor seinem Hauptwerk ›Zettel’s
Traum‹. In diesen Texten finden sich schon
die Szenarien von ›Zettel’s Traum‹, ähnliches
Personal und vor allem die stetige Verfeinerung
des doppeldeutigen Wortwitzes, den Schmidt
im Spätwerk dann so virtuos beherrscht.
Schmidts Orpheustitel verweist auf ihn
selbst als den Erzähler Georg Düsterhenn aus
›Caliban über Setebos‹, der auszieht, die ver­
lorene Jugendliebe zu finden, doch statt ­einer
cuma­eischen Nymphe nur eine Stallmagd von
»Kuh—Mäh« antrifft.
Sommermeteor
Sitara und der Weg dorthin
23 Kurzgeschichten
128 Seiten ⁄ 5,95 ⁄ 6,20 ( a ) ⁄ 8,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29121-2
Eine Studie über Wesen,
Werk & Wirkung Karl Mays
400 Seiten ⁄ 9,45 ⁄ 9,80 ( a ) ⁄ 14,50 ( c h )
isbn 978-3-596-13797-8
Arno Schmidt in der Stadt. Drei Jahre wohnte
Arno Schmidt in der Inselstraße in Darmstadt –
die Geschichten des ›Sommermeteor‹ wirken wie
ein Echo auf seine Erfahrungen mit dem Stadt­
leben. Der einsame und ungesellige Ich-Erzähler
wahrt Distanz zum Dickicht der Stadt, schaut
vorsichtig durch das Fenster nach draußen und
trifft zuweilen erst bei Mondlicht auf seine
Nachbarn. Er ist dabei, wenn der herrenlose,
überquellende Brief kasten aufgebrochen wird,
beäugt den Dia-Abend seiner Nachbarn heimlich
auf der Straße und schleicht als vermeintlicher
Stromzähler-Ableser durch das Mietshaus.
Seine immer wieder ironisch durchbrochene
Innenwelt gibt den Spiegel ab für den Blick auf
das Treiben in den Straßen, auf den Bahnhöfen
und in Kauf häusern. Kleinszenen voll hell­
sichtiger Beobachtungen und innerer Komik, die
einen Schriftstelleralltag ausleuchten und ergänzt
werden durch die kuriosen Geschichten um
den Vermessungsrat Stürenburg.
Diese psychoanalytische Untersuchung des
Werks von Karl May war bei ihrem ersten
Erscheinen 1963 eine Sensation. Daß Karl May,
den Ernst Bloch zu den besten deutschen
Erzählern rechnete, als »gewaltiger Pfuscher«
erscheint, dessen Werk ein unerschöpf liches
Chaos von Kitsch und Absurditäten bildet, mag
noch heute Empörung und Abscheu provozieren.
Doch wer die Ursachen für den Massenerfolg von
Trivial­literatur wissen will, kommt an Schmidts
textkritischem Essay nicht vorbei. Er deckt
Seelenlandschaften des Erzählens auf, die gerade
durch ihre Verborgenheit faszinieren. So projiziert Karl May, der uneingestandene Homo­
sexuelle, »den menschlichen Hintern unter die
Gestirne«.
Aus julianischen Tagen
256 Seiten ⁄ 9,99 ⁄ 10,30 ( a ) ⁄ 14,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29114-4
Ab 1958 konnte Arno Schmidt sich in der Ruhe
seines Bargfelder Hauses ganz auf seine Arbeit
konzentrieren. In den folgenden, äußerst
produktiven Jahren entstand neben den Hauptwerken eine Reihe von kleinen Arbeiten, die das
eigene Schreiben und den Kosmos, um den es
kreist und in dem es sich entfaltet, für den Leser
aufschließt. Die ›Berechnungen‹ und die Arbeiten
über Kollegen eröffnen einen eigenen Zugang zu
Schmidts Prosa und ihren Einflüssen.
»Sie haben einfach keine Zeit, Kitsch oder
auch nur Durchschnittliches zu lesen : Sie schaffen
in Ihrem Leben nicht einmal sämtliche Bände der
Hochliteratur ! « (›Julianische Tage‹)
Nachrichten
aus dem Leben eines Lords
6 Nachtprogramme
320 Seiten ⁄ 6,40 ⁄ 6,60 ( a ) ⁄ 9,90 ( c h )
isbn 978-3-596-29116-8
›Nachrichten aus dem Leben eines Lords‹ enthält
– neben Gesprächsszenen über die Viktorianer
Charles Dickens, Edward Bulwer Lord Lytton,
Wilkie Collins, die Geschwister Brontë –
die Joyce-Bravourstücke ›Der Triton mit dem
Sonnenschirm‹, ›Das Buch Jedermann‹ und
›Kaleidoskopische Kollidier-Eskapaden‹. Hier
weist Arno Schmidt den Weg in ›Finnegans
Wake‹, das schwer zugängliche Werk von James
Joyce. Schmidt lernte das Werk des großen Iren
erst spät kennen, beschäftigte sich jedoch um
so intensiver damit. Er entdeckte für sich ein
Lesemodell, das dem Bruder-Konflikt zwischen
James und Stanislaus Joyce auf der Spur bleibt.
So zeigt er auch dem Leser eine Möglichkeit,
mit schwierigster Prosa umzugehen.
Nichts ist mir zu klein
Die Schreckensmänner
Siebzehn sind zuviel !
Funk—Essays 1
272 Seiten ⁄ 9,45 ⁄ 9,80 ( a ) ⁄ 14,50 ( c h )
isbn 978-3-596-14050-3
Funk—Essays 2
272 Seiten ⁄ 9,45 ⁄ 9,80 ( a ) ⁄ 14,50 ( c h )
isbn 978-3-596-14213-2
Funk—Essays 3
272 Seiten ⁄ 9,45 ⁄ 9,80 ( a ) ⁄ 14,50 ( c h )
isbn 978-3-596-14579-9
Durch die Vermittlung von Alfred Andersch
erhielt Schmidt ab 1955 die Möglichkeit, einige
Nachtprogramme mit Dichterporträts für den
Rundfunk zu gestalten. Voller Leidenschaft
widmete sich Arno Schmidt gerade weniger
bekannten Autoren, die er für die Größten der
Literaturgeschichte hielt. Nur kein Lessing, nur
kein Schiller – Brockes, Wieland oder Wezel, so
heißen die Schmidtschen Helden. Er gefiel sich
in der Rolle des profunden Kenners, der das
Publikum unterrichtete, und war gleichzeitig
bemüht, sich so eine Riege literarischer Ahn­
herren zu erarbeiten, in deren Linie er und
sein Werk dann eingeordnet werden konnten.
Diese Versuche, eine eigene literarische Tradition
mit Wurzeln im 18. Jahrhundert zu schaffen,
zeugen von Schmidts großer Originalität.
Doch wie abseitig die behandelten Autoren auch
erscheinen mögen, verstaubt geht es in diesen
Funk­dialogen niemals zu, sondern immer frisch
und witzig.
Eigentlich waren es nur Porträts meist unbekannter Dichter, die Schmidt in seinen Funk-Essays
zu fortgerückter Stunde über den Äther schickte.
Doch was er den Deutschen der Adenauerzeit ins
Nachtgebet flüsterte, war aufgrund des ständig zu
vernehmenden antichristlichen Generalbasses
geradezu spektakulär. Die vorgestellten Schriftsteller, allesamt Opponenten gegen den Zeitgeist,
kauzige Denker und Eigenbrötler, erschienen
dem biederen Nachkriegsdeutschland regelrecht
als Schreckensmänner. Ihre Namen : Moritz,
Meyern, Tieck, Schefer, Stifter und Gutzkow.
Arno Schmidt führte einer verschlafenen Nation
vor, was es heißt, originell zu denken und der
selbstgewissen Vernunft allseits zu mißtrauen.
Im Schulterschluß mit jenen stolz präsentierten
Vergessenen wird Schmidt selbst zu einem jener
sonderbaren Aufrührer, der Deutschland das
Fürchten lehrte.
Als subtiler Kenner des 19. Jahrhunderts porträtiert Arno Schmidt in diesen Funkessays den
Amerikaner James Fenimore Cooper und die
Briten Bulwer-Lytton und Collins, deren
umfangreiche Werke er so genau kennt wie kein
anderer : Er hat sie übersetzt. Gelehrt und
unterhaltsam unterrichtet uns Arno Schmidt über
die poetische Welt der Geschwister Brontë und
stellt uns mit ›Bleak House‹ Charles Dickens’
Meisterwerk vor. Auch James Joyce’ ›Finnegans
Wake‹ ist ein Essay gewidmet.
Mit diesen nach wie vor sehr amüsanten und
anregenden Hörstücken aus den späten fünfziger
Jahren verführt Schmidt sein Publikum, Unbekanntes zu entdecken und prägte so eine ganze
Lesergeneration.
Verschobene Kontinente
Zettel’s Traum
Kaff auch Mare Crisium
Kühe in Halbtrauer
Erzählungen
Mit Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach
und Jan Philipp Reemtsma
4 cd s ⁄ 29,99 ⁄ 29,99 ( a ) ⁄ 48,50 ( c h )
isbn 978-3-455-30645-3
Mit Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach
und Jan Philipp Reemtsma
Regie : Charlotte Drews-Bernstein
1 cd ⁄ 12,99 ⁄ 12,99 ( a ) ⁄ 22,90 ( c h )
isbn 978-3-455-30604-0
Mit Jan Philipp Reemtsma
10 cd s ⁄ 79,–
isbn 3-455-30381-1
Mit Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach
und Jan Philipp Reemtsma
10 cd s ⁄ 49,95 ⁄ 90,– ( c h )
isbn 978-3-455-30644-6
Arno Schmidt haftet das Vorurteil an, er sei ein
schwer zugänglicher Autor. Mag das für sein
umfängliches Hauptwerk ›Zettel’s Traum‹ noch
gelten – für sein übriges Werk, vor allem für die
hier vorgelesenen kurzen Erzählungen, gilt das
keineswegs. 29 Kurzgeschichten aus den 50 er
Jahren sind hier versammelt, in denen Schmidt
seinen Witz, seine Beobachtungsgabe und seine
Er­zähl­kunst beweist. Ein Einstieg in Schmidts
Werk, wie er unterhaltsamer nicht sein kann.
Arno Schmidts Hauptwerk ist ein anspruchvolles,
aber auch überraschend unterhaltsames Buch.
Ein Übersetzerehepaar, das sich gerade mit Edgar
Allan Poe befaßt, besucht mit der Tochter den
alten Freund Daniel Pagenstecher, Schrift­steller
und Poe-Fachman. Einen Tag lang spazieren sie
durch die Heide, gehen baden, besuchen einen
Jahrmarkt und unterhalten sich über Gott und die
Welt – und natürlich über Poe.
Die Parallel-Lesung des mehrspaltigen
Romans ermöglicht einen perfekten Einstieg in
Arno Schmidts wichtigstes Werk.
»Das vorliegende Buch spielt in seinen entscheidenden Partien im Jahre 1980 auf dem Monde.
Die eingestreuten irdischen Szenen sind nach
Angabe des Verfassers dem bayrischen Volksleben
entnommen.« So ironisch leitet Schmidt seinen
großen Roman ein. ›Kaff‹ erzählt von Glück und
Elend in der alten Bundesrepublik um 1960, von
Beschränkungen und Freiheiten der Provinz und
des Exils und vom Leben unter der atomaren
Bedrohung des Kalten Kriegs.
Ebenso witzig wie melancholisch wird die
Geschichte von Karl und Hertha berichtet, einem
Paar, das immer noch an Kriegserinnerungen zu
tragen hat, und trotzdem versucht, die Liebe
nicht zu verlieren. Der zweite, utopische
Erzählstrang, angesiedelt in einer Mondkolonie,
spiegelt satirisch die Malaisen der Erdbewohner.
Als »Ländliche Geschichten« bezeichnete Schmidt
diese Prosastücke, die Anfang der sechziger Jahre
entstanden : Themen, Szenerie und Personal
verweisen bereits auf den kurze Zeit später
entstehenden Roman ›Zettel’s Traum‹. In der
Ereignislosigkeit der Heide bieten Schwimm­
badausflüge, Besuche im Dorfgasthaus oder die
Besichtigung eines Fernsehmastes Anlaß zu
pointierten Schilderungen der Provinz und ihrer
Bewohner. Zwischen Orpheusmythos und
pornografischem Lachkabinett treffen sich Joyce
und Karl May, Faulkner und Freud, und schließlich lesbische Erinnyen und Kühe in Halbtrauer.
Mond, Nebel & Regen erste Qualität
Arno Schmidt in Hamburg
Arno Schmidt in Hamburg
Arno Schmidt in Bargfeld
Mit Susanne Fischer, Joachim Kersten,
Matthias Neukirch, Bernd Rauschenbach
und Jan Philipp Reemtsma
2 cd s ⁄ 24,99 ⁄ 24,99 ( a ) ⁄ 42,– ( c h )
isbn 978-3-455-30702-3
Mit Joachim Kersten, Bernd Rauschenbach
und Jan Philipp Reemtsma
Regie : Charlotte Drews-Bernstein
1 cd ⁄ 19,99 ⁄ 19,99 ( a ) ⁄ 33,50 ( c h )
isbn 978-3-455-30739-9
Herausgegeben von Joachim Kersten
Eine Edition der Arno Schmidt Stiftung
Klappenbroschur, 168 Seiten
22,99 ⁄ 23,90 ( a ) ⁄ 36,90 ( c h )
isbn 978-3-455-40345-9
Redaktion : Susanne Fischer
Gestaltung : Friedrich Forssman
Von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet
als eines der schönsten Bücher 2011
Buchpreis »HamburgLesen 2013«
Das Bild einer Hamburger Kindheit im frühen
zwanzigsten Jahrhundert : Erinnerungen des
Autors an das karge Leben in Hamburg-Hamm
werden flankiert von Schmidts Erzählungen, die
sich der Perspektive des Kindes poetisch nähern,
und von historischen Dokumenten und Briefen.
Seine ersten 14 Jahre verbrachte Arno Schmidt
als Vorstadtkind im Kleine-Leute-Stadtteil :
»Die Ödnis dieser Gebiete war erschreckend !
Keine Blätter tanztn nach der Pfeife des Windes; höchstens etwas Staub. Die wenijen Menschen grüßten einander nicht. Vom Pflaster sah
man in die Hinterhöfe : die graudreck’jen
Fassadn mit riesijen schwarzen Flekken. Überall
die Klein­Bewegung’n von Wäsche auf den
­Balkonen – «
»Vorausgeschickt muß werd’n, daß ›mein‹
Hamburg nichts mit der gängijen Vorstellung
des Reisenden, oder der des hundertprozentijen
Hambürgers, zu tun hat : Hafen, Alster, Rathausmarkt, City—allgemein – (obwohl ich das
selbstrednd auch geseh’n habe ! ) – waren für
mich Nebensache, unbedeutend, ein selten
erblickter lärmender Rand.«
Aufgewachsen im kleinbürgerlichen HamburgHamm, schrieb der 1914 geborene Schriftsteller
und Polizistensohn Arno Schmidt für seinen
späten Roman ›Abend mit Goldrand‹ die
Erinnerungen an seine Kindheit nieder. Dieser
einmalige Einblick in eine Hamburger VorstadtJugend wird hier ergänzt von den Erinnerungen
seiner Schulkameraden und von den sehr
persönlichen Notizen seiner Mutter.
Dazu kommen anschauliche Schilderungen
der Hamburg-Besuche in den 50er Jahren, notiert
von Alice Schmidt, der Frau des Autors, in ihrem
Tagebuch, und schließlich die großen Szenen aus
Schmidts Werk, die in Hamburg spielen :
Kinderspiele in den grauen Straßen wurden dem
Schriftsteller ebenso zum Thema wie eine
Besichtigung der Kunsthalle und ein Raubzug
durch deren Bestand.
Zahlreiche Abbildungen des alten Hamburg
aus vielen Archiven runden den liebevoll
gestalteten Band ab.
»Meine Landschaft muß eben sein, flach,
mei­len­weit, verheidet, Wald, Wiese, Nebel,
schweigsam.« Über 20 Jahre lebte Arno Schmidt
in Bargfeld in der Südheide. Sein Einsiedlertum
karikierte er selbst in der Erzählung ›Piporakemes ! ‹; die ihn umgebende Provinz schilderte er
mit scharfem Witz. Doch Besucher wurden bei
Schmidts oft freundlich empfangen und berichten
von lebhaften Gesprächen. Erinnerungen an
private Begegnungen mit dem Schriftsteller und
Auszüge aus dem Tagebuch Alice Schmidts
umrahmen ›Piporakemes ! ‹, furios vorgetragen
von Matthias Neukirch. Eine liebevolle Hommage an einen großen Autor.
Arno Schmidt Stiftung
Unter den Eichen 13
29351 Bargfeld
www. arno-schmidt-stiftung . de
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Redaktion : Susanne Fischer
Gestaltung und Fotos : Friedrich Forssman
Umschlagfoto : Wilhelm Michels
Redaktionsschluß : Dezember 2013
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Warum kann man andere Menschen
nicht an sein Gehirn anschließen, daß
sie dieselben Bilder, Erinnerungsbilder,
sehen, wie man selbst ? (Es gibt aber
auch Lumpen, die dann)