Die Chakri Dynastie - Grosse Thailand-Info

Transcription

Die Chakri Dynastie - Grosse Thailand-Info
Die Könige von Thailand im Porträt - Von Rama I. bis Rama IX.
mit freundlicher Genehmigung von www.FARANG.de übernommen.
Autor: Dr. Volker Wangemann
Die Chakri Dynastie
Rama I.
Boromma Thammikarat
Rama II.
Prinz Isarasundhorn von Siam
Rama III.
Phra Nangklao Chaoyahua
Rama IV.
Phra Chomklao Chaoyuhua
KÖNIG MONGKUT
Rama V.
Krom Meun Pikanesuarn
Surasangkat
Rama VI.
Phra Mongkut Klao
Chaoyahua
Rama VII.
Somdej Chao Fah Prajadhipok
Sakdidej
Rama VIII.
Mom Chao Ananda Mahidol
Mahidol
Rama IX.
MAHA BHUMIBOL ADULYADEJ
MAHITALADHIBET RAMADHIBODI CHAKRINARUBODRINDARA
SAYAMINDARARADHIRAJ BOROMANATBOPHIT,
KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ ODER RAMA IX., DER GROSSE
1
Die 9 Könige der Chakri-Dynastie.
RAMA I.
Der spätere König Rama I. wurde am 20. März 1737 in Ayutthaya während der Regierungszeit des damaligen Königs Borammakot oder auch
Borommarachathirat III. als Thong Duang in eine sehr wohlhabende
Familie hineingeboren. Der sehr schwermütige Name Borammakot bedeutet übrigens "Der König in der goldenen Urne / in der Erwartung
seiner Einäscherung", während er unter dem Namen Boromma
Thammikarat (wörtlich: Der gerechte König, auch "Song Tham") gekrönt wurde.
Sein Vater war Thong Dee, später Somdet Phra Prathorn Borom Maha
Rajchanok genannt, ein mittlerer Beamter im Mahatthai, dem Ministerium für die Nordprovinzen. Er erhielt später den Titel "Phra Aksorn
Sundornsat" (Königlicher Sekretär des nördlichen Siam, Bewahrer des königlichen Siegels),
während seine Mutter Daoreung die Tochter aus einer sehr reichen chinesischen Familie war
und noch weitere sechs Kinder hatte. Laut Originalzitat von König Mongkut - Rama IV. zu John
Bowring, einem englischen Staatsmann, Reisenden und Schriftsteller: "a beautiful daughter of
a Chinese richest family" (eine schöne Tochter von einer der reichsten Chinesenfamilien).
Als Thong Duang 21 Jahre alt war, begab er sich, der buddhistischen Tradition entsprechend,
für drei Monate in einen Tempel. Schon kurze Zeit später heiratete er Khoon Nark, auch Nang
Sao Nak genannt, die spätere Königin Amarinda, aus der sehr wohlhabenden und sehr einflußreichen Familie Bunnag, die ursprünglich aus dem persischen Qum stammte. Noch heute hat
die Bunnag-Familie einen erheblichen Einfluß in Thailand (Tej Bunnag war Außenminister in der
im Jahr 2008 per Gerichtsentscheid des Amtes enthobenen Regierung des Ministerpräsidenten
Samak Sundaravej!).
Die Hochzeit fand in Rachaburi statt. In seiner Karriere erhielt er zuerst eine Anstellung beim
Gouverneur der Provinz Rachaburi, und schon im Alter von nur 25 Jahren wurde er mit dem
Ehrentitel "Luang Yokrabat" ausgezeichnet. Im Jahr 1761 wurde er unter dem damaligen König
Ekathat, auch Suriyamarin oder Boromaraja V. genannt, der der letzte König des Königreiches
von Ayutthaya war, zum Gouverneur der Provinz Rachaburi.
Am 07. April 1767 fiel Ayutthaya, die alte Hauptstadt Siams, nach mehr als einjähriger Belagerung, den Burmesen in die Hände und wurde von diesen geplündert und weitgehend zerstört!
Mit seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Surasi (Bunma), später Somdet Phra Bawornrajchao
Maha Sura Singhanat oder auch Maha Sura Singhanat genannt, schloß er sich General Taksin
an, der der Zerstörung Ayutthayas entkommen war. Taksin organisierte den Widerstand gegen
die Burmesen von Chantaburi aus und bildete zuerst strategische Allianzen aus mehreren kleinen Fürstentümern, die noch auf dem Boden Siams existierten.
Aufgrund seiner aussergewöhnlichen strategischen Begabung gelang es Taksin zuerst
Ayutthaya oder besser die Reste dessen, was noch von Ayutthaya nach der burmesischen Besetzung übrig geblieben war, zurückzuerobern. Da jedoch Ayutthaya nicht mehr als Hauptstadt
zu gebrauchen war, wählte Taksin die kleine Stadt Thon Buri am Ufer des Menam Chao Phraya
zur neuen Hauptstadt. Der nächste Kampf war gegen die Priesterfürsten von Fang, die einen
buddhistisch-fundamentalistischen Staat errichten wollten, und Taksin gewann diesen Kampf.
Bis auf die Nordprovinzen war nach dem Ende der Kämpfe und dem Einmarsch in Khorat damit
Siam wieder fast in seiner Hand. Im Jahr 1774 fiel Lan Na von Burma ab, und auch Chiang Mai
und Nan wurden den Burmesen entrissen. Taksin war vom 28.12.1768 bis zum 06.04.1782
König von Siam, als erster und einziger König des Königreiches von Thon Buri, also der Vorgänger der Chakri Dynastie. Er hatte den Titel Somdet Prachao Taksin Maharaj oder Somdet
Taksin Krung Thonburi.
Bereits seit dem Jahr 1770 dienten ihm Thong
Duang und Bunma als brillante Militärführer in
seiner Armee. Thong Duang wurde im Jahr
1775, nach Niederschlagung eines Aufstandes
in Khorat, der Adelstitel Chao Phraya "Chakri"
verliehen. Der Name Chakri, das Symbol des
späteren Königshauses Chakri, bezeichnet den
Diskus (Chakra) und einen Dreizack (Trishula).
Letzteres ist die mythologische Waffe des Hindugottes Narayana, einem Avatar (Gott oder
Aspekt eines Gottes ) von Vishnu, der durch
die Könige Siams personifiziert wird!
1777
eroberte
Taksin
das
Königreich
Champasak in Laos, 1778 folgte Luang
Prabang und Vientiane, ebenfalls in Laos. Noch
bis zum Jahr 1893, dem Jahr der Abtretung an Frankreich, war Laos ein Vasallenstaat Siams.
Aus dieser Zeit stammt auch das größte heutige Heiligtums Thailands, der Smaragdbuddha im
Wat Phra Kaeo in Bangkok, ursprünglich ein Beutestück aus den Kriegen Taksins!
1781 kam es zu Unruhen in Kambodscha und Chao Phraya Chakri sowie Surasi wurden erneut
mit der Niederschlagung der Aufstände beauftragt. Taksin machte, wahrscheinlich durch inneren und äußeren Druck, nunmehr eine starke Persönlichkeitsveränderung durch. Er sah sich als
der kommende Buddha und wollte als Gott verehrt werden. Unter der Führung von Phraya
Sankhaburi (Phaya San) kam es zu einer Rebellion gegen Taksin. Er wurde gezwungen abzudanken und mußte Mönch im Wat Chaeng (der heutige Wat Arun) werden. Wegen dieser Rebellion mußte Chao Phraya Chakri sehr schnell aus Kambodscha zurückkehren, er ließ die Rebellen verhaften und hinrichten. Da jedoch Taksin unter dem Vorwurf stand, den Obersten
Mönchspatriarchen misshandelt zu haben, wurde er aus dem Tempel geholt, vor Gericht ge-
stellt und zum Tode verurteilt. Da jedoch kein königliches Blut vergossen werden durfte, wurde
Taksin in einen Samtsack gesteckt und zu Tode geprügelt. Am Tage der Hinrichtung Taksins,
dem 06. April 1782 (noch heute gesetzlicher Feiertag in Thailand!) bestieg Chao Phraya Chakri
den Thron und wurde damit als Phra Puttha Yotfa Chulalok dessen Nachfolger und Begründer
der Chakri-Dynastie.
Sicherlich kam es Rama I. zugute, daß er mit allen wichtigen Familien Siams verwandt war.
Seine Frau kam aus der mächtigen Bunnag-Familie, durch den Ehemann seiner älteren
Schwester Sri Sudaraksa war er mit den Brahmanen verwandt, und seine Mutter Daoreung und
wenigstens eine seiner Nebenfrauen waren gebürtige Chinesinnen.
Rama I. verlegte die Hauptstadt von Thon Buri auf die andere
Seite des Menam Chao Phraya, da der alte Königspalast durch
die benachbarte Lage der Tempel Wat Tai Tald und Wat Arun
nicht mehr erweiterungsfähig war und zudem der Palast, bedingt
durch die flußnahe Lage, stark der Erosion ausgesetzt war und in
den Chao Phraya abzurutschen drohte. Am Ostufer des mächtigen Flusses war jedoch genug Platz für eine vollkommen neue
Hauptstadt vorhanden, denn dort gab es nur das kleine Dorf Ban
Makok (Dorf im Pflaumenhain), ein Ort, der sich später zu einer
der wichtigsten Städte Asiens, dem heutigen Bangkok entwickeln
würde.
Rama I. errichtete am 21. April 1782 den Lak Mueang, den
Stadtpfeiler, den symbolischen Gründungsort der neuen Stadt,
an der südwestlichen Ecke des Sanam Luang. Als nächstes Projekt wurde der Bau eines neuen Königspalastes, dem Phra Borom
Maharadscha Wong mit großzügigen Nebengebäuden und einem
neuen repräsentativen Tempel, dem Wat Phra Kaeo, in Angriff genommen. Offiziell wurde Rama I. am 10. Juni 1782 zum König gekrönt, die Krönungszeremonie dauerte drei Tage, und bei
dieser Gelegenheit erhielt die neue Hauptstadt den Namen Krung Rattanakosin In-Ayothaya
nach Phra Phutta Maha Mani Rattana Patimongkon, die dann über mehrere Abwandlungen wie
z.B. Krung Rattanakosin zu ihrem heutigen Namen kam.
Rama I. gründete zahlreiche weitere neue Tempel, viele Tempel wurden restauriert, und andere Tempel wurden in einen königlichen Rang (Wat Luang) erhoben, so der weltberühmte Wat
Pho.
Das alte Fort Vichayen (erbaut unter König Narai, später umbenannt in Fort Vichai Prasit und
heute Hauptquartier der Royal Thai Navy) am Westufer des Chao Phraya wurde teilweise geschleift, und die östliche Stadtmauer von Thon Buri wurde abgerissen, um die Stadtentwicklung von Thon Buri zu fördern. Unter seiner Regentschaft wurde zur Entwässerung des Landes
am Ostufer des Chao Phraya der Khlong Mahanak angelegt, weitere Kanäle zur Entwässerung,
aber auch zur Landesverteidigung folgten.
Im Bereich der Regierung setzte Rama I. eine neue Beraterversammlung ein, die aus Vertrauten des Königs bestand. Da nach der burmesischen Besetzung und der Zerstörung Ayutthayas
neun von zehn wichtigen Gesetzbüchern verschwunden bzw. vernichtet waren, erließ Rama I.
neue Gesetze, ließ die alten Gesetze, soweit noch bekannt, wieder rekonstruieren und wieder
in Kraft treten, erließ neu die "Gesetze der drei Siegel", die nunmehr viele neue zivilrechtliche
und militärische Gesetze aufwiesen und im Jahr 1804 in Kraft traten.
Auch im religiösen Bereich war Rama I. tätig, denn er wollte den Buddhismus in seiner Bedeutung festigen. Zu diesem Zweck rief er im Jahr 1788 ein großes buddhistisches Konzil ein, um
die Tripitaka neu bearbeiten zu lassen. Die aus dem Jahr 1788 stammende Version der Tripitaka, die in Pali und in Thai verfasst ist und die zahlreiche Fehler in vorherigen Versionen ausmerzte, befindet sich heute in der Bibliothek Phra Mont Wop.
Erstmals seit der Zerstörung Ayutthayas konnte unter Rama I. das Ramakien vervollständigt
werden, das in der Literatur Thailands eine herausragende Rolle spielt. Weitere bekannte Werke sind E-Now, Dalunk, Anurat sowie eine Abhandlung über den Krieg mit den Burmesen in Ta
Din Daeng. Rama I. unterstützte auch die Architektur, das Drama und die bildenden Künste. Er
sammelte persönlich Buddha-Statuen aus allen Teilen Thailands, denen er neue, angemessene
Plätze in Bangkok gab.
Rama I., der als Begründer des modernen Thailand gilt, starb am 07. September 1809 in
Bangkok nach einer Regierungszeit von 27 Jahren. Sein Sohn Isarasundorn wurde als Rama II.
sein Nachfolger.
Die Erinnerung an Rama I. wird in Thailand u.a. durch eine Statue wachgehalten, die auf Anordnung des Königs Rama VII. errichtet wurde und am östlichen Ufer des Menam Chao Phraya
an der Memorial Bridge steht. Die Statue, entworfen von Prinz Narit und angefertigt von Professor Silpa Bhirasri wurde am 06. April 1932 (150 Jahre nach der Inthronisierung von König
Rama I.) der Öffentlichkeit übergeben. Der 06. April ist als Chakri-Tag ein offizieller Staatsfeiertag in Thailand. Rama I hinterließ 42 Kinder und erhielt posthum den Titel Poraminthara
Boromanat, Phra Puttha Yodfa Chunalok der Große.
RAMA II.
Rama II. wurde am 24. Februar 1767 als Nai Chim, Sohn des späteren
Rama I., dem Begründer der Chakri-Dynastie (siehe hierzu das Porträt
von Rama I. in unserer Serie, Folge 1) in Amphawa, in der Provinz
Samut Songkhram, geboren, als sein Vater während der Belagerung von
Ayutthaya in Rachaburi als Offizier stationiert war. Chim war der Ältere
von zwei Brüdern, die der spätere König Rama I. mit der Königin
Amarinda hatte. Als Rama I. sich selbst zum König von Siam gekrönt
hatte erhielt Chim den Titel Prinz Isarasundhorn von Siam.
Isarasundhorn hatte eine Affäre mit seiner Konkubine Chao Chorn Manda Riam, deren Vater Phraya Nonthaburi Srimahauthayan (Boonchan)
und deren Mutter Pheng waren. Die aus einer muslimischen Familie
stammende Chao Chorn heiratete Prinz Isarasundhorn als zweite Konkubine und gebar ihm im Jahr 1787 Prinz Tub, den späteren Prinzen
Jessadabodindra und späteren König Rama III.! Als ihr Sohn dann zu Rama III. gekrönt wurde,
erhielt Chao Charn Manda Riam den Titel Krom Somdet Phra Sri Sulalai (Ihre Königliche Hoheit
Prinzessin Sri Sulalai) und wurde damit offiziell auch Mitglied der königlichen Familie. Prinz
Isarasundhorn hatte danach eine geheime Affäre mit seiner Cousine Prinzessin Bunrod, die
eine Tochter von Prinzessin Sri Sudarak (Schwester von König Rama I.) und deren chinesischem Ehemann Chao Krua Ngern war. Als König Rama I. nach einer Schwangerschaft von 4
Monaten im Jahr 1801 den Zustand von Prinzessin Bunrod sah, war er sehr erzürnt. Er verbannte die Prinzessin vom Hofe. Sie sollte zusammem mit ihrem Bruder Prinz Thepharirak leben. Prinz Isarasundhorn flehte jedoch seinen Vater an, seine geliebte Prinzessin zu ihm zurückkehren zu lassen. Der Vater entsprach der Bitte, und so konnte Prinz Isarasundhorn zusammen mit Prinzessin Bunrod im alten Palast (Thon Buri Palast) Quartier beziehen. Prinzessin
Bunrod Mongkut wurde nunmehr die offizielle Begleiterin des Prinzen. Zusammen mit dem
Prinzen und späteren König Rama II. hatte sie drei Söhne. Der erste Sohn starb kurz nach der
Geburt im Jahr 1801, der zweite Sohn wurde im Jahr 1804 als Prinz Mongkut geboren, später
wurde dieser Sohn der König Mongkut oder Rama IV.! Ein weiterer Sohn wurde im Jahr 1808
geboren. Er erhielt den Titel Prinz Chutamani, (Chaofa Krommakhun Izaret oder König Pinklao)
und wurde Vizekönig unter seinem älteren Bruder König Mongkut.
Prinz Isarasundhorn wurde im Jahr 1807 zum "Krom Phrarajawang Baworn Sathan Mongkol"
oder "Frontpalast" ernannt. Das entsprach dem Titel eines Vizekönigs oder "Uparaja" - ein Titel
der noch aus der Zeit der alten Ayutthaya-Königreiche stammte und der immerhin noch bis
zum Jahr 1885 überdauerte. Erst dann wurde dieser Titel von König Rama V., dem berühmten
König Chulalongkorn, durch den Titel eines Kronprinzen ersetzt, wenn auch der vorherige Titel
eindeutig den Erben auf den Thron bezeichnete! Prinz Isarasundhorn folgte damit seinem Onkel Sura Singhanat, der im Jahr 1803 verstorben war.
Als sein Vater Rama I. im Jahr 1809 verstarb, folgte ihm Prinz Isarasundhorn auf den Königsthron und wurde damit zu König Rama II., wenn auch die Bezeichnung der Könige in jener
Zeit noch nicht mit Rama I. und Rama II. erfolgte. Dies geschah erst später unter König Rama
III. (wird in der nächsten Serie eingehend erläutert!). Seine ständige Begleiterin Prinzessin
Bunrod wurde nunmehr auch ganz offiziell Königin Sri Suriyendra (Somdet Phra Sri Suriyendra
Boroma Rachini). Später nach der Krönung ihres Sohnes Mongkut zu König Mongkut, Rama
IV., erhielt sie den Titel Krom Somdet Phra Sri Suriyendramataya.
Königin Sri Suriyendra war der damaligen Tradition entsprechend, nicht die einzige Gemahlin
des Königs, denn gemäß thailändischer königlicher Tradition durften siamesische Monarchen
mehrere Frauen haben. Und deswegen mußte die Königin ihren Gemahl mit der königlichen
Begleiterin Kunthon und Prinzessin Riam (Chao Chorm), der Mutter des späteren Königs Rama
III. und weiteren Konkubinen teilen.
Bereits kurz nach der Thronbesteigung von Rama II. rebellierte Prinz Kshatranichit, der überlebende Sohn von General Taksin gegen den König, und zweifelte dessen Legitimation an. Die
Rebellion wurde durch den Sohn von Rama II, den späteren Prinzen Jessadabodindra, damals
noch Prinz Tub genannt, niedergeschlagen. Dieser erwarb mit der Niederschlagung der Rebellion die unbedingte Gunst des Königs, der ihm in der Zukunft wichtige Staatsämter anvertraute.
Prinz Tub wurde sehr schnell Superintendent im Außen- und Wirtschaftsministerium.
Nach dem Tode von Rama I. versuchte das Nachbarland Burma unter König Bodawpaya die vermeintliche Schwäche von Siam sofort
auszunutzen und marschierte im Süden des Landes in die Provinz
Chumporn ein und eroberte Thalang (Phuket). Rama II. sandte sofort seinen Bruder Maha Senanurak, der nunmehr den Titel des
"Frontpalastes" hatte, nach Thalang. Der Ort war in der sogenannten "Thalang Kampagne" total zerstört worden, dennoch gelang es
Maha Senanurak die Burmesen aus Siam zu vertreiben. Diese Besetzung siamesischen Gebietes im Jahr 1785, bei der sich übrigens
die Schwestern Lady Chan und Lady Muk heldenhaft im Kampf hervortaten und noch heute als Heldinnen in Phuket verehrt werden,
war die letzte Besetzung thailändischen Staatsgebietes!
Im Jahr 1786 verlor Siam Penang an die Briten, als der Sultan von
Kedah, der ein siamesischer Vasall war, eigenmächtig und ohne
Konsultation Siams dieses Gebiet einfach weggab!
König Rama II. besaß drei weiße Elefanten, was in der damaligen
Zeit wirklich außergewöhnlich war. Vom gewöhnlichen Volk wurde er daher auch als der "Weiße Elefantenkönig" bezeichnet! Durch König Rama II. kam der weiße Elefant dann folgerichtig
auch in die damalige Staatsflagge von Siam.
Rama II. war ein praktizierender und überzeugter Buddhist. Er verlangte diese Ergebenheit
Buddha gegenüber auch von seiner Familie, seinen Palastbediensteten, aber auch vom gemeinen Volke. So verbot er persönlich durch ein Dekret das Glücksspiel, insbesondere die damals
weit verbreiteten Hahnenkämpfe und auch Fischkämpfe. Auch der Visakha Bucha, der Tag, der
zu Ehren der Geburt Buddhas, dessen Erleuchtung und dessen Tod gefeiert wird, wurde durch
Rama II. neu und würdevoller gestaltet. Auch das Tripitaka, die Sammlung der Reden und Gebete, wurde von ihm bearbeitet, als er die nur in der Pali-Sprache vorliegenden Gebete zum
ersten Mal ins Thai übersetzte. Während seiner Regentschaft ließ Rama II. viele neue Tempel
erbauen, so z.B. Wat Paichayont Polsape, Wat Molikok Gayaram, Wat Prudgasachet Staram
und Wat Arunraja Vararam, die sämtlich in Thon Buri liegen. Er entwarf persönlich das wichtige
Buddha-Abbild im Wat Arun. König Rama II. galt auch als ein versierter Meister der Holzschnitzerei, so wurden beispielsweise die geschnitzten Holzportale des Wat Rakang Kositaram und
des Wat Suthasanathep Vararam von ihm persönlich gestaltet.
Auch als Schriftsteller ist Rama II. in Siam bekannt geworden. So schrieb er die Geschichte
"Manee Pichai und Sangthong, der Prinz in einer Seemuschel" (eine Geschichte, die noch heute
an thailändischen Schulen gelesen wird!). Der König überarbeitete noch einmal die von seinem
Vater neu für das Thai geschaffene Form des Ramakien, der thailändischen Variante des indischen Ramayana-Epos. Er schuf eine Form, die auch von Tänzern dargestellt werden konnte.
Diese spezielle Form der höfischen Tanzkunst, im Thailändischen "Khon" genannt, wurde nunmehr auch durch Masken symbolisiert, die er selbst schuf und die heute im National Museum
ausgestellt werden. Auch die Herstellung des sogenannten "Bencharong"-Geschirrs wurde von
ihm durch die Neuzulassung von neuen Farben wesentlich gefördert.
Die Literatur förderte Rama II. ganz gezielt, hier seien nur die berühmten Schriftsteller Sunthorn Phu mit seinem Werk "Phra Abhay Mani" und
Nann Dhibet mit "Nirat Narin" genannt. Ebenfalls förderte er seine Söhne Prinz Jessadabodindra und Prinz Poramanuchit, die auch schriftstellerisch tätig waren. Sein Lieblingsinstrument bei seinen musikalischen
Neigungen war die "Sor Sai Fah Fad"-Gitarre. Er komponierte u.a. das
Lied "Bulan Loi Fah", das zeitweise als Königshymne benutzt wurde.
Rama II. war durch die Zerstörung Ayutthayas tief betroffen,
daher wollte er Siam soviel wie möglich an Kunst, Kunstwerken
und Literatur nach dieser traumatischen Niederlage zurückgeben. Deshalb engagierte er sich so sehr auf den genannten Gebieten. Er war kein Freund der Gewalt, obgleich er in einer Zeit
der Gewalt und der Anarchie in Thailand aufgewachsen war,
deshalb vermied er Gewalt während seiner Regentschaft, wann
immer es möglich war.
Auch auf dem Gebiet der Verwaltung war Rama II. schöpferisch tätig,
indem er die Verwaltungsstrukturen neu gestaltete und versuchte, die Verwaltung effizienter zu machen.
In der Wirtschaft wurde von ihm die erste Landvermessung von Siam angeregt, die das gesamte Land
komplett erfasste. Grund dafür war der Befehl des Königs an die Landbesitzer, daß es kein unkultiviertes
Land mehr geben sollte. Jeder Landbesitzer, der sein Land nicht kultivieren wollte, wurde mit Enteignung
bedroht.
Als König war Rama II. sehr fruchtbar. Er hatte 73 Kinder, davon 38 Jungen und 35 Mädchen, die von 38
verschiedenen Müttern stammten. 51 der Kinder wurden schon vor seiner Thronbesteigung geboren,
interessanterweise heiratete keine seiner 35 Töchter!
Die Nachfahren seines 61. Kindes, des Prinzen Pramoj wurden als Seni Pramoj (von 1945-1946 und von
1976-1977 Premierminister) und als Kukrit Pramoj (von 1975-1976 Premierminister) beide Premierminister von Thailand. Die gegenwärtige Königin Sirikit ist eine Nachkommin des 49. Kindes von Rama II., des
Prinzen Nuam, der die Snidwongse-Familie begründete.
Nur wenige Tage nach der Ordination seines Sohnes Prinz Mongkut im Wat Bowonniwet Vihara am 07.Juli
1824 wurde Rama II. plötzlich sehr krank. Er ließ sich zuerst in der traditionellen thailändischen Medizin
behandeln. Dies führte jedoch zu keinem Erfolg und so wurde die Behandlung durch die Hofärzte fortgesetzt. Am 21. Juli 1824 verstarb Rama II., der 16 Jahre lang König von Siam gewesen war und seinem
Land eine Blüte verliehen hatte.
Eine im Jahr 1996 neu errichtete Statue im Kong Pavillon hinter dem Phra Chedi Klang Nam, der im
Tambun Pak Khlong Bang Pla Kod im Amphoe Phra Samut im Changwat Samut Prakan steht, zeigt König
Rama II. in voller Größe.
RAMA III.
Der spätere König Rama III. wurde am 31. März 1787 als Sohn des
Prinzen Isarasundhorn (der spätere König Rama II.) und dessen Konkubine Chao Charn Manda Riam, der späteren Prinzessin Sri Sulalai als
Prinz Tub geboren. Nach der Krönung seines Vaters zum König von Siam
als Rama II. im Jahr 1809 versuchte der überlebende Sohn des Generals
Taksin, Prinz Kshatriyanuchit eine Rebellion gegen den regierenden König, da er dessen legitime Ansprüche auf den Königsthron nicht anerkannte. Diese Rebellion wurde von Prinz Tub niedergeschlagen, womit
sich Prinz Tub das unbedingte Vertrauen seines Vaters verdiente. Er
wurde zum Prinzen Poraminthara Maha Jessadabodindra ernannt und
erhielt danach eine hohe Stelle im "Khom Tra", dem Ministerium für
Handel und Auswärtige Angelegenheiten. Er erwarb sich bei dieser Arbeit profunde Kenntnisse in Handelsangelegenheiten und lernte dabei
auch die chinesische Kultur schätzen und lieben, was sich bei den von Jessadabodindra konstruierten späteren Tempeln darin manifestierte, daß diese stark chinesisch beeinflusst waren.
Während sich Prinz Jessadabodindra den Verwaltungsaufgaben im Handel widmete, ging sein
Halbbruder Prinz Mongkut (der spätere König Mongkut oder Rama IV.) in einen buddhistischen
Tempel. Von seinem Vater wurde Jessadabodindra "Chao Sua" genannt (bedeutet etwa Handelsvorstand). Er ließ im Hafen von Bangkok, das damals schon 40 Jahre bestand, immer
wertvolle Handelswaren und solche mit hohem Gewicht lagern, was dazu führte, daß immer
eine große Schiffstonnage im Hafen ankerte. Er war auch in seiner Funktion im Handelsministerium gleichzeitig der Leiter des Hafens von Bangkok.
Zur weiteren Ankurbelung der Wirtschaft ließ er die Flüsse des Landes mit künstlichen Wasserstraßen verbinden, auch viele Khlongs von Bangkok verdanken ihm ihre Existenz.
Als im Jahr 1824 sein Vater König Rama II. plötzlich und unerwartet verstarb, hätte eigentlich,
gemäß der thailändischen Thronfolge, sein Halbbruder Prinz Mongkut der nächste König werden müssen, doch der Kronrat ("Accession Council") bestimmte statt dessen Prinz
Jessadabodindra zum Nachfolger seines Vaters. Dies geschah zum einen, da sein Halbbruder
Mongkut zu dieser Zeit im Kloster weilte, zum anderen aber auch, weil man annahm, daß
Jessadabodindra mehr praktische Erfahrungen in der Regentschaft haben würde als sein Halbbruder. Dieser Konflikt um die Thronfolge lief nicht ganz harmonisch ab, denn nach der Inthronisierung beschwerte sich der jüngere Bruder Prinz Chudhamani darüber, daß seine Seite der
Familie um die ererbten Thronfolgerechte betrogen worden sei. Sicherlich war Prinz Mongkut
der Thronfolgeordnung gemäß der voll-blaublütige Sohn des vormaligen Königs Rama II. und
dessen Frau Königin Suriyendra, währenddessen Prinz Jessadabodindra nur zum Teil königlichen Geblütes war, dennoch entschied sich der Kronrat für eine Kontinuität in der Thronfolge
und ließ den weitaus unerfahrenen Prinz Mongkut vorerst in seinem Kloster. König Rama III.
wurde am 21. Juli 1824 zum König gekrönt und erhielt den Titel "Maha Chestabodin", der spätere Titel "Phra Nangklao Chaoyahua" wurde ihm erst später von König Rama IV. verliehen!
Hier ist nun die versprochene Erklärung über den thailändischen Königstitel "Rama" nötig,
denn ohne eine Erklärung der Herkunft des Namens bzw. der Nummerierung der Könige Thailands bliebe die Geschichte nicht nur unvollständig sondern auch unverständlich:
Der Name Rama wurde vom hinduistischen Gott Rama übernommen, der nach den Lehren des
Hinduismus die siebente Inkarnation von Vishnu, dem Gott der Erhaltung, ist. Die Könige Thailands nach der Ayutthaya-Periode, also die Könige der Chakri-Dynastie, werden im Ausland
durchnummeriert, also Rama I. bis Rama IX., währendessen sie mit einer einzigen Ausnahme,
in Thailand selbst nie als Rama bezeichnet wurden! Die erwähnte Ausnahme ist König Phra
Mongkutklao (Vajiravudh), der sich selbst als Rama VI. bezeichnen ließ! Vajirawudh, der als
Phra Mongkutklao Chaoyahua gekrönt worden war, erließ am 11.11.1916 ein vereinfachtes
System zur Neubenennung und Durchnummerierung der Könige Siams der Chakri-Dynastie.
Alle bisherigen Könige bekamen postum (lat. nach dem Tode eintretend) den Titel
"Ramathibodi" plus fortlaufender Nummer verliehen, wobei die Abkürzung Rama erlaubt war.
König Vajiravudh ließ sich selbst "Phra Ram thi hok" nennen.
Der Name eines siamesischen oder thailändischen Königs gilt traditionell als heilig und niemand aus dem Volk würde ihn unter normalen Umständen aussprechen, so wird z.B. der heute
regierende König Rama IX. als "Nai Luang" oder auch als "Phra Chao Yu Hua" bezeichnet. Als
Rama I. die Chakri-Dynastie begründete wurde er als "Phaen Din Ton" (Das Erste Königreich)
bezeichnet, ihm folgte Rama II. als "Phaen Din Klang" (Das Mittlere Königreich) und schließlich
kam Rama III. auf den Thron, der nun folgerichtig als "Phaen Din Plai" (Das letzte Königreich)
hätte bezeichnet werden müssen. Diese mögliche Namensgebung wäre doch sehr unglücklich
gewesen, hätte sie doch suggeriert, daß damit die Periode der Chakri-Könige vorbei gewesen
wäre! Stattdessen wählte man den Titel "Ratschakan Ti Saam" (Die Dritte Regierungszeit) und
folgerichtig gilt für die weitere inoffizielle Verwendung seither die Bezeichnung "Ratschakan
Ti...", so daß der jetzige König Rama IX. den Titel "Ratschakan Ti Gao" (Die Neunte Regierungszeit) trägt!
Kehren wir nun, nach diesem historisch
notwendigen Exkurs, wieder zum Leben
von Rama III. zurück: Noch zu seiner
Zeit als Prinz Jessadabodindra brach der
1. Anglo-Burmesische Krieg aus, bei dem
die Briten im Jahr 1824 um siamesischen
Beistand baten. Da die Burmesen von
jeher in Siam verhasst waren (Zerstörung Ayutthayas!) übergab der Prinz den
Briten Elefanten, um durch den burmesischen Dschungel in das Kernland Burmas
zu gelangen, außerdem nahmen siamesische Armeen an dem Eroberungskrieg
teil, da die Briten den Siamesen erobertes Land zum dauernden Besitz versprochen hatten. Nach der Eroberung von Mergui durch
Phraya Chumporn kam es zu Auseinandersetzungen mit den Briten, die die Aktionen von
Phraya Chumporn mit dessen massiven Zwangsumsiedlungen der ortsansässigen Bevölkerung
nicht billigten, so daß Prinz Jessadabodindra den Rückzug aus Burma befahl. Im Jahr 1826
unterzeichnete Henry Burney (ein Diplomat der British East India Company) den sogenannten
"Burney Treaty", den ersten Friedensvertrag zwischen Siam und dem Westen, bei dem allerdings auch die Grenze zwischen Burma und Siam, mit Ausnahme eines umstrittenen Stückes
am Drei Pagoden Pass, definitiv festgelegt wurde. Siam erhielt in diesem Friedensvertrag die
vier nördlichen Malaienstaaten des heutigen Malaysia, die Staaten Kedah, Kelantan, Perlis und
Terengganu, die bis zum Anglo-Siamesischen Friedensvertrag von 1909, auch als Bangkok
Friedensvertrag von 1909 bekannt, bei Siam verblieben, um dann an die Briten zu fallen.
Penang verblieb schon 1825 bei den Briten, gleichfalls wurde ihnen freier Handel in Kelantan
und
Terengganu
unter
Nichtbeachtung
siamesischer
Rechte
gewährt.
Mit diesem Vertrag wurde auch der Freihandel in Siam eingeführt und die Zölle auf ausländische Waren mussten drastisch reduziert werden.
Die drei laotischen Königreiche Vientiane, Luang Prabang und Champasak waren bereits im
Jahr 1778 an Siam gefallen, als Maha Kshatriyaseuk (oder Rama I.) sie erobert hatte.
Anouvong, auch Chao Anou oder Saya-Sethathirath III., der Sohn des Königs von Vientiane
war als Gefangener nach Bangkok gebracht worden, wo er für dreißig Jahre verblieb. Im Jahr
1805 kehrte Anouvong nach Vientiane zurück und wurde dort zum König gekrönt. Nachdem
Rama II. im Jahr 1824 gestorben war und Siam in Burma engagiert war, sah Anouvong nach
der Rückkehr von den Beerdigungsfeierlichkeiten für König Rama II. im Jahr 1825 die Möglichkeit, sich von Siam zu lösen. Er marschierte in Khorat ein und zwang die Bewohner der Stadt
zum Verlassen der Stadt. Jedoch rebellierten die Bewohner Khorats unter der Führung von Mo,
der Gattin des Herrschers von Khorat, gegen Anouvong und er musste fliehen. Rama III. sandte seinen Bruder Prinz Maha Sakdi Ponsep, den "Frontpalast" und Phraya Rajsupawadi in den
Isaan, wo die Armee von Anouvong vernichtend geschlagen wurde. Anouvong floh nach Vietnam und Vientiane wurde von den Siamesen besetzt und die Bewohner aus der Stadt vertrie-
ben. Im Jahr 1827 ordnete Rama III. die Zerstörung von Vientiane an, jedoch kehrte
Anouvong mit Hilfe vietnamesischer Truppen nach Laos zurück. Er wurde von siamesischen
Truppen in der Nähe von Nong Khai erneut vernichtend geschlagen, gefangen genommen und
in einem Eisenkäfig vor der Suthaisawan Halle ausgestellt, wo er 1828 verstarb. Vientiane
wurde von den Siamesen bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Eine 200-jährige Geschichte und das Königreich Vientiane war damit beendet.
Das Jahr 1831 brachte den Beginn des SiamesischVietnamesischen Krieges, der auch als SiamesischKambodschanischer Krieg von 1831-1834 bezeichnet wird,
als Siam versuchte Kambodscha zu erobern, jedoch von Vietnam zurückgedrängt wurde. Nachdem Ang Chan in Kambodscha den Thron im Jahr 1812 bestiegen hatte, marschierten
siamesische Truppen im Jahr 1831 in Nord-Kambodscha ein
und marschierten dann südwärts. Sie schlugen die Kambodschaner in der Schlacht von Kompong Chang, so daß Ang
Chan im Jahr 1832 nach Vietnam floh. Die Siamesen bedrängten nunmehr auch Vietnam und eroberten Chau Boc
und Vinh Long im südlichen Vietnam, ehe sie von vietnamesischen Truppen attackiert und zurückgetrieben wurden. In
Kambodscha und Ost-Laos kam es zum Aufstand, so daß im
Jahr 1835 eine vietnamesische Armee mit 15.000 Mann gegen die Siamesen marschierte und sie schließlich gänzlich
aus Kambodscha vertrieb und damit selbst die Kontrolle über
Kambodscha erlangte.
Der Krieg zwischen Siam und Vietnam war noch nicht beendet, denn es kam in den Jahren 1842-1845 erneut zum Siamesisch-Vietnamesischen Krieg. Vietnam hatte seit dem letzten Krieg permanent seinen Einfluß in Kambodscha vergrößert, den schwindenden Einfluß der
Khmer ausnutzend, und ausserdem hatte man mit Königin Ang Mey eine Vietnam-hörige Königin auf dem Khmer-Thron installiert. Im Jahr 1841 kam es in Kambodscha zu einem Aufstand
gegen die vietnamesische Herrschaft, bei dem die Kambodschaner um siamesische Hilfe ersuchten. Diese Hilfe wurde ihnen durch Rama III. auch gewährt, und er sandte siamesische
Truppen nach Kambodscha. Gleichzeitig wurde der im Exil in Bangkok lebende kambodschanische Prinz Ang Duong im Jahr 1841 wieder auf dem kambodschanischen Königsthron eingesetzt. In einem vierjährigen Krieg erlitt Vietnam zwar schwerste Verluste in Kambodscha,
konnte jedoch nie gänzlich aus Kambodscha vertrieben werden. Im Jahr 1845 schlossen Siam
und Vietnam einen Kompromissfrieden, in dem Kambodscha unter gemeinsame Verwaltung
von Siam und Vietnam kam, jedoch Siam die Oberhoheit erhielt. Im Jahr 1848 wurde Ang
Duong formell König von Kambodscha. Schon im Jahr 1847 waren französische Truppen in
Vietnam, nach vietnamesischen Massakern an christlichen Missionaren, einmarschiert, so daß
sich in der Folgezeit Vietnam aus Kambodscha zurückziehen musste!
König Rama III. war berühmt für seinen buddhistischen Glauben, so spendete er bereits einen
Tag nach seiner Krönung und dann täglich 50 armen und bedürftigen Menschen das Essen.
Mehr als 50 Tempel wurden unter seiner Regentschaft gebaut oder rekonstruiert, u.a. der erste
Tempel im chinesischen Stil (Wat Ratchaorasaram, vormals Wat Chom Thong) und Wat
Nagnong Worawihan, der unter ihm rekonstruiert wurde. Ebenfalls erneuert wurde die hohe
Stupa von Wat Arun, der Goldene Berg am Wat Sraket, der Metalltempel am Wat
Ratchanaddaram und den Wat Phra Chetuphon, besser bekannt als Wat Pho oder Tempel des
Liegenden Buddha.
König Rama III. war auch durch seine aussergewöhnliche Freigiebigkeit und Höflichkeit bekannt, was ihm
sehr viel Bewunderung bei allen Menschen einbrachte. Er beschützte alle Religionen, nicht nur den von
ihm so geschätzten Buddhismus, sondern auch das Christentum, das Brahmanentum, den Hinduismus
und die Sikhs. In den Tempeln Wat Suthat und Wat Parinayok entwarf er die wichtigsten BuddhaAbbilder. Er hielt Mönche und Novizen dazu an, buddhistische Schulen in Bangkok und auf dem Land zu
besuchen. Rama III. gab auch eine Neufassung der buddhistischen Tripitaka heraus, die dann auch eine
sehr große Verbreitung im ganzen Land fand. Die Erstellung der Wandmalereien mit Szenen aus dem
Ramajana-Zyklus im Wat Phra Kaeo geht ebenfalls auf Rama III. zurück.
Im Erziehungswesen unterstützte Rama III. jeden, der Talent hatte. Als der König feststellte, daß das aus
der Ayutthaya-Zeit stammende Erziehungssystem für die damalige Zeit zu kompliziert war, liess er das
Lehrbuch "Chindamanee" neu erstellen, das bis in die Regierungszeit von König Rama V. im Gebrauch
war! Er machte Wat Phra Chetuphon zum Zentrum der Wissenschaft für die Bereiche Buddhismus, Geschichte, Literatur und Medizin, so daß der Wat Pho zur ersten Universität in Thailand wurde und noch
heute befindet sich die berühmteste Massageschule für traditionelle Thaimassage im Wat Pho!
Besonders verabscheute König Rama III. den Gebrauch von Opium, so daß der Handel mit Opium von
ihm rigoros verfolgt wurde und Bedienstete in königlichen Diensten, die in irgendeinem Kontakt mit Opium standen, wurden sofort aus königlichen Diensten entfernt.
In einer Zeit, da viele der heutigen Nachbarländer Thailands von den Briten und den Franzosen
kolonialisiert wurden, hatte Rama III. immer die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von den
Kolonialmächten im Sinn und von seinem Sterbebett sind die folgenden Worte überliefert:
"Kriege mit Burma oder Vietnam sind Vergangenheit. Es sind die Farang, vor welchen Vorsicht
angesagt ist und vor deren Tricks wir uns hüten müssen. Was immer auch an Gutem wir für
unser Land von ihnen lernen können, man sollte sich vor der unbedachten Übernahme ihres
Lebensstils hüten."
Rama III. war offiziell nie verheiratet, obwohl er viele Gefährtinnen während seines Lebens hatte. Jedoch
schaffte es keine seiner Lebensbegleiterinnen je auf den königlichen Thron.
Rama III. hinterließ 51 Söhne und Töchter. Kurz vor seinem Tod am 2. April 1851 hielt Rama III., dem
immer der Titel "Chaofa" (Gott des Himmels) verweigert worden war und der so als Phrabat Somdej
Chaoyahua in die Geschichte einging, eine bemerkenswerte Rede über seinen möglichen Nachfolger:
"Wenn irgend jemand in der königlichen Familie über die nötigen Fähigkeiten verfügt, der nächste König
zu werden - in der täglichen Verwaltung, den religiösen Angelegenheiten und im Schutz der Bevölkerung
als auch der Unabhängigkeit des Königreiches - dann soll er mein Nachfolger werden. Aber scheuen Sie
sich nicht, Ihre eigene Entscheidung zu treffen - unabhängig von meinen Gefühlen. Alles, was ich verlange, ist, daß Sie nicht ihre Konflikte mit Gewalt austragen, was unvermeidlich dem ganzen Volk schaden
wird."
RAMA IV.
RAMA IV. wurde am 18. Oktober 1804 als zweiter Sohn (der erste Sohn
war während der Geburt gestorben) von König RAMA II. und dessen Ehefrau Königin Sri Suriyendra geboren. Als Prinz erhielt er den Namen Chao
Fah Mongkut, wobei das Wort "Chao" dem englischen "Lord" oder dem
lateinischen "Dominus" entspricht. "Fah" bedeutet an sich "Himmel", im
Zusammenhang mit einer Person jedoch "so hoch wie der Himmel".
"Mongkut" heißt übersetzt "Krone". So kann man den Namen Chao Fah
Mongkut mit "Der hohe Prinz der Krone" oder auch "Seine königliche Hoheit, der Kronprinz" wohl am besten übersetzen. Bis zum Alter von neun
Jahren lebte er in einem alten Palast in Thon Buri. Er erhielt hier eine ganz
traditionelle Erziehung, die ihn als siamesischen Kronprinzen einmal befähigen sollte, später selbst König von Siam zu werden. Zu seinen Studienfächern gehörten Literatur, Thailyrik, die Pali-Sprache aber auch Englisch, das er fliessend sprach! Auch die Kunst
der Kriegsführung, einschließlich diverser Waffen und deren Benutzung sowie das Reiten von
Elefanten und Pferden wurde ihm selbstverständlich als siamesischer Kronprinz beigebracht.
Die Lehren des Buddhismus standen natürlich auch in seinem Lehrplan.
Mit vierzehn Jahren ging er als buddhistischer Novize in
das Wat Mahathat, wo er sieben Monate verblieb. Im Alter
von 20 Jahren, nunmehr als voll ordinierter Mönch, ging er
zuerst in den Wat Phra Kaeo, dann aber in den Wat
Samorai (heute: Wat Ratchathiwat), übersetzt "Das Kloster
mit den Ankersteinen", wo er sich besser auf die buddhistischen Studien konzentrieren konnte. Das Wat Samorai lag
damals noch mitten in einem Waldgebiet, denn Bangkok
war damals flächenmäßig noch wesentlich kleiner als heute. Hier lebte er bei den Waldmönchen, und hier lernte er
die Kunst der Meditation. Jedoch konnte ihm, trotz vieler
Aufenthalte in verschiedenen Klöstern, niemand erklären,
warum die Meditation nur in der bisherigen Art und Weise
gelehrt wurde. Er wollte deshalb seine schon in der Jugend
begonnenen Studien in der Pali-Sprache, der Sprache in
der die buddhistischen Tripitaka verfasst sind, weiter vervollständigen und kehrt deshalb noch
einmal in den Wat Mahathat (Tempel der heiligen Reliquie), der am Sanam Luang zwischen
dem Königspalast und dem Wat Na, dem Palast des Uparaja lag, zurück. Hier konnte er nach
drei Jahren Studium sein Pali-Abschlussexamen öffentlich auf Bitten seines Halbbruders König
RAMA III. mit Auszeichnung ablegen.
Das Studium des Pali-Kanons zeigte Mongkut die Diskrepanz zwischen den alten Pali-Schriften
und der täglichen Praxis. Er sah, daß die Regeln nur noch mechanisch befolgt wurden, die Disziplin unter den Mönchen war sehr schwach, und es gab sogar korrupte Mönche! Mongkut war
von dieser jetzt ausgeübten Lehre Buddhas sehr enttäuscht und wollte eigentlich schon dem
Leben als Mönch entsagen, als er den Abt des Klosters Wat Bowan Mongkhon (unweit der heutigen Soi Charansanitwong 44) kennenlernte, der ein Mon war. Die Mon, die ursprünglich in
Burma lebten, konnten ihre Ordinationslinie ununterbrochen zurückverfolgen, im Gegensatz zu
den Siamesen, deren Ordinations-Linie mit dem Untergang Ayutthayas unterbrochen worden
war! Von der Begegnung mit diesem Mönch war Mongkut so sehr beeindruckt, daß er sich wieder im Wat Samorai ordinieren ließ. Er befolgte die Regeln des "Vinaya Pitaka" (einer der drei
Körbe des Tripitaka) strikt und konnte in kurzer Zeit eine Schar Gleichgesinnter um sich scharen, die einheitlich Mönchsroben im Mon-Stil trugen.
Während seiner Zeit als Mönch unternahm Mongkut ausgedehnte Wanderungen per Fuß oder
im Ruderboot durch das damalige Siam, dabei unterschied sich Prinz Mongkut in keiner Weise
von den übrigen Mönchen. Er diskutierte mit den örtlichen buddhistischen Mönchen und auch
mit den Dorfbewohnern, um ihnen in einfachen Worten die buddhistischen Lehren zu erklären.
Durch diese Wanderungen als Mönch, bei denen er den Geboten der Armut und der Selbstverleugnung unterlag, lernte er alle Bevölkerungsschichten von arm bis reich kennen. Er bekam
also die Probleme Siams unmittelbar vor Ort mit, aber auch ein gutes Verständnis für die
Staatskunst wurde ihm zueigen.
Bei seinen Wanderungen besuchte er oft die alte Hauptstadt Ayutthaya, in der Nähe des heutigen Nakhon Pathom entdeckte Mongkut im tiefsten Dschungel den Phra Pathom Chedi, den
größten seiner Art in Thailand, den er später als König restaurieren ließ. Er gelangte auch nach
Sukhothai, wo er auf einer alten Steinstele in den Ruinen des Wat Mahathat die Bekanntmachung von König Ramkamheng entdeckte, in dem dieser die Erfindung der Thaischrift bekanntgab.
RAMA III. war von seinem Halbbruder Mongkut und dessen Leben als Mönch dermaßen angetan, daß er ihm den leerstehenden Wat Bowornives (Tempel der ausgezeichneten Wohnstatt)
an der heutigen Thanon Phra Sumeru gelegen, als eigenes Kloster übergab. Am 11.01.1837
wurde Mongkut in einer von König RAMA III. durchgeführten Zeremonie zum Abt dieses Klosters ernannt. Mongkut bezog mit seiner kleinen Gruppe von Mitstreitern das Kloster und gründeten nun die neue "Thammayut Nikaya"-Gemeinschaft (Die Gruppe derer, die sich strikt an
das Dhamma halten), die im strikten Gegensatz zur herkömmlichen "Mahanikai" (Große Glaubensgemeinschaft) stand. Von den Mönchen der neuen Gemeinschaft wurden alle Regeln verworfen, die nicht im Einklang mit dem alten Pali-Kanon standen. Von ihnen wurden die
"Uposatha-Tage" (religiöse Festtage, die sich nach dem Mondkalender richten) neu festgelegt.
Die "Jataka", d.h. die Geburtsgeschichten über die letzten 550 Leben des Buddha wurden von
ihnen abgelehnt, ebenso, wie sie auch das Buch "Traiphum Phra Ruang" als reine Folklore mit
der Darstellung von Himmel und Hölle nicht billigten.
Die Thammayut-Mönche essen nur einmal am Tag vor 12 Uhr mittags, und dies besteht aus
dem, was sie in ihrer morgendlichen Tour von der Bevölkerung in ihre Schalen gelegt bekommen.
Die alten Pali-Texte, mit denen die Mönche arbeiteten, waren leider in grossen Teilen unvollständig,
da nach der Zerstörung Ayutthayas große Teile der
alten Schriften verbrannt waren. Um diesen
unbefriedigen Zustand zu beenden sandte Mongkut
im Jahr 1843 eine Mission nach Ceylon (heute Sri
Lanka), die nach ihrer Rückkehr nach einem Jahr
neben 40 buddhistischen Schriften auch eine Gruppe singhalesischer Mönche mitbrachte. Durch diese
40 Bände und die fruchtbaren Diskussionen mit den
Ceylonesen konnte dann endlich mit der Revision
der thailändischen Tripitaka begonnen werden, die
dann später nach zehnjähriger Arbeit beendet werden konnte. Auf Wunsch von König RAMA III. wurde der gesamte Pali-Kanon in die thailändische
Sprache übersetzt, was allerdings eine sehr lange Zeit erforderte.
Der Thammayut-Orden wurde immer bekannter, zum einen, weil der führende Abt königlicher
Herkunft war, zum anderen aber auch, weil er von König RAMA III. nicht nur geduldet sondern
auch gefördert wurde. Immer mehr Klöster schlossen sich der neuen Ordensgemeinschaft an.
Zwar beträgt heute das Verhältnis von Mahanikal zu Thammayut 35:1, dennoch waren viele
prominente und hochverehrte Mönche Thailands Thammayut-Anhänger, z.B. Phra Ajarn Sao
Kantasilo Mahathera (1861-1941) und Phra Ajarn Mun Bhuridatta (1870-1949), und auch der
derzeitige "Supreme Patriarch of Thailand" Somdet Phra Nyanasamvara Suvaddhan gehört
dem Thammayut-Orden an!
Sofort nach dem Tode seines Halbbruders, des Königs RAMA III., am 02.04.1851, wurde
Mongkut von seinem Amt als Abt abberufen und in einer grandiosen Zeremonie am 15.05.1851
zu "Phrabaht Somdet Phra Chom Klao Chaoyuhua" gekrönt, im Westen wurde er allgemein als
RAMA IV. oder König Mongkut bekannt.
Da König RAMA IV. nicht nur Siam gut kannte, sondern auch durch seine Kenntnis der englischen Sprache, der lateinischen Sprache und der französischen Sprache, die er auch noch im
Kloster gelernt hatte, auch die europäischen Gebräuche und Kultur sehr wohl verstehend (er
hatte eine große Vorliebe für Astronomie und Medizin) kam mit RAMA IV. ein König auf den
Thron, der umfangreich in allen Belangen gebildet war.
Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung begann RAMA IV. mit umfangreichen Reformen, um
Siam zu modernisieren und an die westlichen Länder anzugleichen. Da er selbst die englische
Sprache sehr gut beherrschte wollte er auch, daß die Mitglieder seiner Regierung diese Sprache lernen sollten. Gleiches verlangte er von seinen Kindern und seinem Hofstaat. Am
13.08.1851 startete die erste Mädchenklasse im Alter von 16-21 Jahren mit diesem Projekt. Zu
diesem Zweck ließ er die Ehefrauen von christlichen Missionaren, Mrs. Bradley, Mrs. Jones und
Mrs. Bratton verpflichten, die jedoch den Schulunterricht anhand von christlichen Texten vornahmen, was einer unzulässigen Missionierung gleichkam. Der Unterricht wurde daraufhin abgebrochen, und der König ließ über seinen Konsul in Singapur eine neue, neutrale Englischlehrerin, eine Mrs. Anna Leonowens besorgen, die nunmehr diese Arbeit für mehrere Jahre fortführte.
Kurz nach seiner Krönung ernannte er seinen Halbbruder Prinz Chutamani zum "Maha Uparaja"
(Vizekönig). Jener wurde als König Pinklao bekannt und war hauptsächlich für die Verteidigung
und das Militär verantwortlich.
Während seiner Regierungszeit engagierte er westliche Ausbilder für
die Armee, um siamesische Soldaten mit westlicher Taktik vertraut zu
machen. Sir John Browning, ein Engländer, der im Jahr 1855 zur Unterzeichnung des ersten Handelsabkommens nach Siam gekommen
war, wurde später von RAMA IV. zum Außerordentlichen Botschafter
und Bevollmächtigten Thailands in Europa ernannt und erhielt den
nicht-vererbbaren Titel "Phraya Siamanukulkij Siamitr Maha Yos". Die
schon unter RAMA II. genutzte Flagge wurde nunmehr endgültig von
ihm eingeführt, das scheibenähnliche Symbol wurde entfernt. Nur
noch der weiße Elefant auf rotem Grund verblieb in der neuen Nationalflagge Siams. Ausserdem wurden zwei weitere Flaggen neu eingeführt, eine für den König und eine für die Regierung. RAMA IV. entwickelte auch ein Auszeichnungssystem für höhergestellte Persönlichkeiten. Die Auszeichnungen konnten auch an Ausländer vergeben
werden. Die neuen Orden hießen "Kodchasri" (Löwe und Elefant),
"Rajachari" (Löwe) und "Chang Peurk" (weisser Elefant). Ebenfalls
von ihm stammte die Durchsetzung des Gebrauches des Händeschüttelns.
Im Jahr 1855 gründete RAMA IV. die erste Druckerei auf dem Gelände des Großen Palastes
und führte als Zeitung die "Government Gazette" ein. Auf dem Gebiet der Wirtschaft schaffte
RAMA IV. monopolistische Praktiken ab, er verbot gefährliche Güter und erhob Zölle auf Importe. Er stabilisierte die Handelsbeziehungen mit westlichen Staaten, u.a. durch Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Dänemark. RAMA IV. führte
die staatliche Münzprägung in Siam ein, er nannte sie "Rong Kasup Sittikarn" (autorisierte
Münzprägung). Zuerst wurden nur 12 und 25 Satang, später dann auch 1 Baht-Münzen herausgegeben, und noch später sogar eine 2,5 Baht-Goldmünze.
In Bangkok schaffte RAMA IV. ein Netzwerk von Straßen und Kanälen nach europäischem Vorbild. So ließ er 1861 den südlichen Bereich der Thanon Charoen Krung (New Road) und später
die Thanon Bangrung Muang, Thanon Fueng Nakorn, Thanon Silom und die spätere Thanon
Rama IV. bauen. Er ließ fünf weitere Kanäle anlegen, nämlich den Padueng Krungkasem, den
Hua Lamphong, den Mahasawaddi, den Chadibhucha und den Damnern Saduak.
In der Literatur schrieb RAMA IV. mehrere Bücher über den Smaragdbuddha. Er stellte frühe
Briefe aus der Chakri-Dynastie zusammen sowie seine eigenen Briefe, die er an andere Führer
geschrieben hatte. Er untersuchte auch die vierte Inschrift von Phraya Li Thai und schuf bemerkenswerte Bücher über die Astronomie, da er auch ein begnadeter Mathematiker war! Mit
seiner "Schaukelpolitik" konnte RAMA IV. die Unabhängigkeit Siams in jener Zeit bewahren, als
alle Nachbarländer unter die koloniale Herrschaft der Briten oder der Franzosen gerieten. Er
versuchte dem Westen das Beste abzugewinnen, ohne jedoch die siamesischen Traditionen
und Tugenden aufzugeben. Durch eine sehr geschickte Diplomatie blieb Siam dank des erfahrenen Königs frei.
RAMA IV. hatte während seiner Regentschaft 39 Frauen, von denen nur die königlichen Frauen
und Konkubinen sowie Prinzessinnen von königlichem Blut, die "Nang Harm" (verbotene Frauen, d.h. also Frauen, die nur der König sehen durfte und die nur mit spezieller Genehmigung
des Königs heiraten durften) genannt wurden, während die Frauen, die im Königspalast lebten,
immer als "Nang Nai" (Frauen des inneren Palastes) bezeichnet wurden. Mit diesen 39 Frauen
hatte König Mongkut insgesamt 82 Kinder. Die erste Königin war Königin Somanas
Wattanavadi, die nur neun Monate vor ihrem frühen Tod im Alter von nur 17 Jahren im Jahr
1851 Königin wurde. Ihr folgte im gleichen Jahr Königin Debsirindra.
Seine Liebe zur Astronomie brachte ihm höchstwahrscheinlich auch den Tod. Dank seiner fundierten mathematischen Kenntnisse konnte er für den 18.08.1868 exakt eine sechs Minuten
dauernde Sonnenfinsternis für den Ort Prachuap Khiri Khan voraussagen. Mit seinem ältesten
Sohn, Prinz Chulalongkorn, und dem britischen Gouverneur von Singapur, Sir Henry Orde, begab er sich in einen eigens für die Beobachtung der Sonnenfinsternis errichtenten Pavillon in
der Nähe der Stadt. Leider lag der Beobachtungsposten jedoch in einem durch Mücken total
verseuchten Gebiet. So fand zwar die Sonnenfinsternis genau so statt, wie sie König Mongkut
vorausgesagt hatte, was ihm große Bewunderung in der Wissenschaft und im Volke einbrachte,
jedoch hat er sich vermutlich bei dem Ereignis die Malaria zugezogen, gegen die es damals
kein Gegenmittel gab, und so verstarb König RAMA IV. am 18.10.1868 (an seinem 64. Geburtstag!) nach seiner Rückkehr in Bangkok.
Sein ältester Sohn, Prinz Chulalongkorn, geboren von der Königin Debsirindra (Tochter von
Prinz Sirivongse, ein Sohn von König RAMA III. Sie wurde als Prinzessin Rampeuy im Jahr
1851 im Alter von 18 Jahren Königin, verstirbt jedoch schon sehr jung mit 24 Jahren), wird als
RAMA V., der später "Der Große" genannt wird, den Thron übernehmen.
RAMA V.
Prinz Chulalongkorn wurde am 20.09. 1853 in Bangkok als Sohn des
Königs RAMA IV. (Mongkut) und dessen Ehefrau Königin Debsirindra
(Dhepsirintaramat) geboren. Er erhielt eine sehr gute Ausbildung. Auch
Ausbilder aus Europa, z.B. die Engländerin Anna Leonowens, waren unter den Ausbildern des jungen Prinzen. Im Jahr 1861 erhielt er den Titel
"Krom Meun Pikanesuarn Surasangkat". Im Jahr 1866 wurde er Mönch
im Wat Bawonniwet Vihara (Phra Nakhon Distrikt von Bangkok), was
durchaus der königlichen Tradition entsprach. Als er im Jahr 1867 in die
Weltlichkeit zurückkehrte erhielt er den Titel "Krom Khun Pinit
Prachanat".
Als sein Vater König Mongkut im Jahr 1868 im Oktober auf dem Sterbebett in Bangkok lag, nachdem er sich bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis in der Nähe von Prachuap Khiri Khan mit Malaria infiziert hatte, sprach er folgende Worte: "Mein Bruder, mein Sohn, mein Enkel, wen auch immer alle ihr älteren Offiziellen für
befähigt haltet, daß er fähig sei unser Land zu erhalten und auf meinem Thron folgen sollte,
den wählt nach eurem Willen". Nach dem Tode von RAMA IV. wurde Prinz Chulalongkorn als
Nachfolger auserwählt. Er war jedoch beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt, so daß man
sich entschloss, zuerst einmal einen Regenten einzusetzen, der den designierten König bis zu
dessen Volljährigkeit vertreten sollte. Es handelte sich hierbei um Chao Phraya Si
Suriyawongse (Somdet Chao Phraya Borom Maha Si Suriyawongse, sein Geburtsname war
Chuang Bunnag). Zwar wurde Prinz Chulalongkorn am 11.11.1868 offiziell zum König von Siam gekrönt und nahm den Titel "Phrabat Somdej Phra Chun La Chomklao Chao Yu Hua" an,
dennoch war vorerst Si Suriyawongse der Regent. Dieser übergab den Titel des "Frontpalastes"
(Vizekönig) sofort an Prinz Yingyot (ein Cousin von Chulalongkorn), nachdem vorher sein eigener Onkel König Pinklao der "Frontpalast" gewesen war.
Schon in jungen Jahren machte Chulalongkorn ausgedehnte Reisen ins Ausland. So im Jahr
1870 nach Singapur und Java und in den Jahren 1870-1871 nach Britisch-Indien, um dort die
Verwaltung der britischen Kolonien kennenzulernen. Chulalongkorn war begierig Siam zu reformieren und das Land an die modernen Zeiten anzupassen, sein Land in die Moderne zu führen - eine Aufgabe, der er sich später mit großer Hingabe und mit großem Erfolg widmen wird!
Als Regent behielt Si Suriyawongse großen Einfluß. Er setzte die Arbeit von König RAMA IV.
fort. So überwachte er Ausschachtungen an wichtigen Khlongs in Bangkok, wie z.B. Padung
Krungkasem und Damneun Saduak sowie die Asphaltierungsarbeiten der Thanon Charoen
Krung (New Road) und Thanon Silom. Er war zudem Beschützer der siamesischen Literatur
und der angewandten Künste. 1873 wurde Chulalongkorn noch einmal Mönch, um dann endgültig auf den Thron zu kommen, denn nun war er mit 20 Jahren volljährig und voll regierungsfähig. Sein Regent Si Suriyawongse trat vom Amt zurück und erhielt vom neuen König
RAMA V. den Titel "Somdet Chao Phraya", den höchsten Titel, den ein Adliger überhaupt erreichen konnte.
Da auch die offiziellen Königinnen von RAMA V. für die weitere Geschichte Siams und auch
Thailands interessant werden, wollen wir uns an dieser Stelle mit den vier offiziellen Königinnen von RAMA V. beschäftigen, bevor wir wieder zu RAMA V. selbst zurückkehren:
Insgesamt hatte RAMA V. 33 Söhne und 44 Töchter.
Die erste Königin war Sunandha Kumariratana (Tochter von RAMA IV. und Prinzessin Piam
(Chao Chom Manda Piam), später Somdej Phra Piyamawadi Sri Patcharin Mata genannt. Sie
war damit eine Halbschwester von König RAMA V., in der damaligen Zeit durchaus nicht ungewöhnlich. Tragischerweise ertrank Sunandha am 31.05.1880 im Bang Pa-In-Fluss im Alter von
nur 17 Jahren mit ihrer ungeborenen Tochter Kunnaporn Pet Charat, da es niemand wagte sie
zu retten. In Siam war es bei Todesstrafe verboten, Mitglieder der königlichen Familie zu berühren!
Heute erinnert die Suan Sunandha Rajabhat Universität an der Thanon 1 U-Thongnok im Dusit Distrikt in
Bangkok an die erste Königin von König RAMA V. Er selbst ließ für seine verstorbene Ehefrau und die
ungeborene Tochter ein Denkmal im Bang Pa-In Palast in der Nähe von Ayutthaya errichten.
Die königliche Familie (v.l.n.r.): Prinz Asdang, König Chulalongkorn, Kronprinz Vajiravudh (später Rama VI.),
Königin Sri Bajarindra (vormals Prinzessin Saovabha Phongsri), Prinz Prajadhipok (später Rama VII.),
Prinz Chakrabongse und Prinz Chudadhuj.
Die zweite Königin von RAMA V. war Königin Sukulmarsri (Tochter von König RAMA IV. und Prinzessin
Chao Chom Manda Samli. Sie war das 52. Kind von RAMA IV. und Halbschwester von Chulalongkorn. Im
Alter von 17 Jahren heiratete sie RAMA V. und gebar ihm 2 Kinder:
1. Prinzessin Sutathipyaratana, Prinzessin von Ratanakosin, die zwar die zweitgeborene
Tochter des Königs war, dennoch aber die erste Überlebende "Chao fah" (Tochter des
Monarchen von einer königlichen Mutter) war, da ja die erste Tochter Kunnaporn Pet
Charat ungeboren verstorben war! Sutathipyaratana sollte nach dem Willen von RAMA
V. den Kronprinzen Maha Vajirunhis heiraten, jedoch verstarb dieser bereits im Alter
von 17 Jahren an Typhus! An sich wäre Vajihunhis der nächste König geworden, so
wurde jedoch Kronprinz Vajiravudh, sein Halbbruder, dann König RAMA VI.
Prinz Paripatra Sukhumbhand, Prinz von Nakhon Sawan.
Königin Sukulmarsri verstarb im Alter von 66 Jahren in Bangkok.
Die dritte Königin war Savang Vadhana (Königin Sri Savarindira oder Phra Somdech Phra Sri Savarindira
Boromma, Raja Devi), der im Jahr 1935 der Titel "Somdech Phra Phan Vasa Ayyika Chao" (Königingroßmutter) verliehen wurde, denn sie war die Großmutter von König Ananda Mahidol (RAMA VIII.) und von
König Bhumibol Adulyadej (RAMA IX.). Sie war die 27. Tochter von RAMA IV. (und Prinzessin Piam) und
damit auch Halbschwester von Chulalongkorn.
Königin Vadhana hatte 7 Kinder:
Kronprinz Maha Vajihunhis
Prinz Isariyalongkorn
Prinzessin Vitchitra Chiraprabha
Prinz Sommatiwongse Vorodaya, Prinz von Nakhon Si Thammarat
Prinzessin Valaya Alongkorn, Prinzessin von Phetchaburi
Prinzessin Sirabhorn Sobhon
Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla
Immerhin wurden zwei ihrer Enkel später Könige von Thailand. Sie verstarb im hohen Alter von 93 Jahren
in Bangkok und ist auf dem königlichen Friedhof im Wat Ratchabophit beerdigt. Im Jahr 2005 gründete
Maha Chakri Sirindhorn, eine Tochter des jetzt regierenden Königs zu ihrem Gedenken die Queen Savong
Vadhana Foundation.
Die letzte Ehefrau war Königin Saovabha, deren Vater ebenfalls RAMA IV. und deren Mutter Prinzessin
Piam war, was sie gleichfalls zu einer Halbschwester von Chulalongkorn machte. Sie war die jüngste
Schwester der Königin Sunandha Kumariratana und von Königin Savang Vadhana. Sie wurde im Jahr
1878 Königin und hatte 9 Kinder, von denen nur 5 das Erwachsenenalter erreichten:
Prinzessin Bahurat Manimaya
Kronprinz Maha Vajiravudh, später König Vajiravudh (RAMA VI.)
Prinz Tribeth Rutdhamrong
Prinz Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok
Prinz Siriraj Kakudhabhandu
eine unbenannte Prinzessin, die bei der Geburt verstarb
Prinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima
Prinz Chadadhut Dharadilok, Prinz von Phetchaburi
Prinz Prajadiphok Sakdidej, Prinz von Sukhothai, später König Prajadiphok (RAMA VII.)
Königin Saovabha etablierte 1904 die erste Schule für Mädchen in Siam, die "Rajini School" oder Königinschule. Sie starb im Alter von 57 Jahren in Bangkok. Nach ihr wurde das "Queen Saovabha Memorial
Institute" benannt, das weltberühmte Schlangenforschungsinstitut an der Ecke von Thanon Henri Dunant
und Thanon Rama IV. in Bangkok.
Nach dieser Abschweifung in die siamesische bzw. thailändische Königsgeschichte, ohne die man die sicherlich komplizierten Familienverhältnisse nicht verstehen wird, kehren wir nun zum weiteren Leben von
König RAMA V. zurück.
Im Jahr 1873 begann König RAMA V. mit den ersten durchgreifenden Reformen, als er das "Auditory Office" (Rechnungsprüfungsbüro) gründete. Bisher war es üblich, daß zumeist korrupte Steuereintreiber die
fälligen Steuern eintrieben. Da die Steuereintreiber unter dem Schutz verschiedener Adliger standen und
ein Großteil der eingetriebenen Steuern in die Taschen der Adligen floss, verursachte die Gründung des
neuen Rechnungsprüfungsbüros einen erheblichen Aufruhr bei den Adligen, insbesondere beim "Frontpalast". Seit der Zeit von König Mongkut (RAMA IV.) war der "Frontpalast" in der Praxis der "zweite König",
d.h. ihm standen ein Drittel der Steuereinkünfte zu. Der "Frontpalast" Prinz Yingyot war ausserdem bekannt dafür, sehr viele Briten zu kennen, die damals als Feinde Siams galten.
König Chulalongkorn mit seiner ersten Ehefrau, Königin Sunandha Kumariratana,
die im Alter von nur 17 Jahren auf tragische Weise ertrunken ist.
Im Jahr 1874 gab es einen Bombenanschlag und ein Feuer, das den Großen Palast bedrohte.
Der "Frontpalast" gab keinerlei Hilfe bei der Bekämpfung des Feuers. Dies nährte Spekulationen, daß sich Prinz Yingyot im britischen Konsulat verstecken würde, wo ihn König RAMA V.
nicht belangen könnte. Doch König Chulalongkorn wartete nur darauf zuzuschlagen, und die
Spannungen verschärften sich. Nur durch die Rückkehr des schon im Ruhestand befindlichen
Regenten Si Suriyawongse aus Rachaburi konnte der offene Schlagabtausch vermieden werden. Dieser als "Front Palace Crisis" bekannt gewordene Zwischenfall zeigte dem König einmal
mehr, wieviel Macht die alten Adelsschichten in Siam noch besaßen und wie wenig Macht er als
König hatte. Dies wurde dann bei RAMA V. das wichtigste Motiv, um die Feudalstruktur Siams
zu brechen und die bisher von wenigen gehaltene Macht der Adligen abzuschaffen.
Als Prinz Yingyot im Jahr 1885 verstarb ergriff König Chulalongkorn die Gelegenheit, das Amt
des "Frontpalastes" ersatzlos abzuschaffen. Stattdessen führte er den offiziellen Titel des
"Kronprinzen" ("Sayam Makut Ratchakuman") ein, der damit die königliche Nachfolge anzeigte.
Chulalongkorns Sohn Vajihunhis war der erste offizielle Kronprinz von Siam, wenngleich er
dieses Amt, bedingt durch seinen frühen Tod am 04.01.1895, nie ausübte. Nach diesem unliebsamen Zwischenfall zog sich der bisherige Regent Sri Suriyawongse sowie die gesamte
Bunnag-Familie aus der Politik zurück.
In den nördlichen Provinzen von Laos hatten nach der "Taiping Rebellion" (1850-1864) in China die geschlagenen und geflohenen Überlebenden eine neue Heimstatt gefunden. Diese Chinesen wurden "The Heos" genannt und waren nur gewöhnliche Banditen, die Dörfer überfielen
und plünderten. Im Frühjahr 1875 überquerten auf Befehl von RAMA V. siamesische Truppen
in den sogenannten "Haw Kriegen" zum ersten Mal den Mekong bei Nong Khai, um die chinesischen Banden zu bekämpfen und die Hauptbasis der Haw in Chiangkham zu erobern. Da die
Haw in die Berge von Phuan und Huaphan flohen und sich damit einer Schlacht mit siamesischen Truppen entzogen, konnte das Kriegsziel nicht erreicht werden, und die siamesischen
Truppen zogen sich am Ende des Jahres wieder zurück.
Im Jahr 1883 bat Chao Ungkham, der regierende Prinz von Vientiane den siamesischen König
erneut um Hilfe, da die Haw wiederum seine Hauptstadt Luang Prabang bedrohten. König Chulalongkorn entsandte erneut eine Armee, die sich weitgehend aus Soldaten aus dem Norden
Siams und dem Isaan zusammensetzte. Dieser Feldzug war nach den Worten des britischen
Vermessers James Mc Carthy, der daran teilnahm "schlecht bedacht, unbedacht geplant und
letztendlich nicht erfolgreich". Mc Carthy beriet sich in Luang Prabang mit siamesischen Truppenkommandeuren und mit Chao Ungkham. Hier erfuhr er, daß sich die Haw schon nach
Muang You abgesetzt hatten, das ja von Phraya Sukhothai verteidigt werden sollte. Da jedoch
Sukothai an Malaria erkrankt war, hatte er diesen wichtigen Aussenposten aufgegeben, und die
Haw konnten ihn niederbrennen. Da in der Regenzeit Juni/Juli Kämpfe wegen der Malaria unmöglich waren, verblieben die siamesischen Truppen in Luang Prabang bzw. sie zogen sich
über den Mekong nach Nong Khai zurück. Mc Carthy kehrte nach Bangkok zurück, um König
Chulalongkorn zu unterrichten und um trockenes Wetter abzuwarten.
Am Ende der Regenzeit kehrte Mc Carthy nach Laos zurück. Er verließ Bangkok im November
1884 und reiste über Uttaradit und Nan nach Luang Prabang, wo er am 14. Januar 1885 eintraf. Die Haw waren mit modernen Repetiergewehren bewaffnet. Sie benutzten aus Birmingham stammende britische Munition und waren in der Taktik des Guerillakampfes erfahren. Das
gesamte Gelände war mit hölzernen, spitzen Pfählen durchzogen, was einen Kampf mit regulären Truppen sehr erschwerte. Da man in der damaligen Zeit noch sehr an die Magie glaubte
und der Macht von Orakeln vertraute, wurde der Angriff der siamesischen Truppen auf die Festung der Haw auf den 22. Februar 1885 10:00 festgelegt. Der gesamte Angriff der schlecht
ausgerüsteten und schlecht geführten siamesischen Armee endete in einem Disaster, so daß
am Abend des genannten Tages der Angriff ergebnislos abgebrochen werden musste und der
Rückzug angeordnet wurde, zumal auch der Oberbefehlshaber der siamesischen Truppen
Phraya Raj beim Angriff schwer verletzt worden war.
Die Haw konnten erst in der Mitte der 1890-er Jahre in gemeinsamen Einsätzen von siamesischen und französischen Truppen besiegt werden, denen es gelang, die Banditen nach China
zurückzutreiben. Heute erinnert ein Denkmal vor der alten Nong Khai City Hall an die bei den
Kämpfen mit den Haw getöteten siamesischen und laotischen Soldaten. Ein noch neueres
Denkmal steht hinter den Polizeibaracken von Nong Khai.
Nachdem König RAMA V. endlich von der "Frontpalastkrise" und den Haw-Kriegen befreit war,
konnte er schließlich an die notwendigen Reformen im Land gehen. Am 05.08.1887 wurde von
ihm die "Royal Military Academy" gegründet, die sich zuerst auf dem Gelände des Saranrom
Palastes in Bangkok befand, um dann im Jahr 1964 zur Rajadamnoen Nok Avenue in Bangkok
umzusiedeln. Seit dem 10. Juli 1986 befindet sich die berühmte Akademie in Khao-Cha-ngoke,
Amphoe Mueang, Changwat Nakhon Nayok, etwa 140 km nordöstlich von Bangkok. Zu Ehren
des verehrten Königs trägt die Akademie heute den Namen "Chulachomklao Royal Military
Academy". Seit der Zeit der Gründung wurden an dieser Akademie die Truppen des Landes in
westlicher Militärtechnik unterrichtet.
Die Regierung von Siam war seit dem 15. Jahrhundert unverändert geblieben. Die Zentralregierung wurde vom "Samuha Nayak" (vergleichbar einem Premierminister) geleitet, der die
nördlichen Teile von Siam kontrollierte. Der "Samuha Kalahorn" (der Große Kommandeur) kontrollierte die südlichen Teile von Siam. Der Samuha Nayak stand dem "Chatu Samdombh" (Vier
Pfeiler) vor. Die Verantwortlichkeiten der "Vier Pfeiler" überschnitten sich und waren nicht klar
gegeneinander abgegrenzt. Schon im Mai 1874 setzte der König einen Staatsrat ein. Im August 1874 folgte die Einrichtung eines Kronrates, der aus 49 Mitgliedern bestand und den König persönlich beraten sollte. Das Jahr 1882 sah die Ernennung eines neuen Kabinetts, das aus
zwölf Mitgliedern bestand, davon allein neun Brüder des Königs. Im Jahr 1888 führte Chulalongkorn eine neue Ministerialregierung ein, bei der alle Minister Mitglieder der königlichen
Familie waren. Die endgültige Etablierung der Ministerien erfolgte im Jahr 1892, dabei wurden
dann alle Ministerien gleichberechtigt. Eine erneute Kabinettsumbildung gab es im Jahr 1896,
als erneut die Brüder des Königs die wichtigsten Posten bekamen: Prinz Damrong Rajanubhab
(Inneres, siehe hierzu auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind, Teil 2 in
FARANG Nr. 10/2008 S.16), Mahit (Finanzen, Landwirtschaft), Phithayalap (Palast und Öffentlichkeitsarbeit), Thewawong (Auswärtiges), Narit (Armee) und Naret (lokale Administration).
Hinzu kam im Jahr 1897 noch der junge Prinz Ratburi. Thewawong, bisweilen auch
Dewawongse genannt, sollte sich zum brillianten Aussenpolitiker entwickeln und wird heute als
"Vater der Auswärtigen Beziehungen" bezeichnet.
In der Bildungspolitik wurden hervorragende Schüler ohne Ansehen der Person gefördert. Sie
erhielten Stipendien und wurden nach Europa (Dänemark, Deutschland, Großbritannien und
Russland) geschickt. Er ließ auch viele königliche Schulen für die Bevölkerung bauen, dabei
wurde insbesondere Wert auf das Erlernen der englischen Sprache gelegt. Bei seinen vielen
Reisen durch Siam, die er auch unerkannt unternahm, deckte der König schonungslos viele
Schwachstellen in der Verwaltung auf. Er regte viele kleine Reformen an, die die Verwaltung
und das Vertrauen der Bevölkerung in die Monarchie stärkten. In der nationalen Erziehung an
den Schulen wurde das Standard-Thai als allgemein verbindliche Sprache zwingend vorgeschrieben. Vorher waren viele lokale Dialekte im Gebrauch gewesen.
Abgeschafft von König RAMA V. wurden im Justizsystem die
Verhörmethoden nach den "Nakorn Bala" Foltern, mit denen
man Geständnisse erzwang. Sein Berater, der Belgier Gustave
Henri Ange Hippolyte Rolin-Jaequemyns spielte dabei eine
große Rolle bei der Entwicklung eines modernen siamesischen
Gesetzes- und Rechtssystems. 1896 wurde durch das Provinzialgerichtegesetz das gesamte Gerichtswesen der Provinzen
unter die Oberhoheit der Zentralregierung gestellt.
Chulalongkorn sandte als erster König Siams Prinzen zur Erziehung nach Europa, dabei lernten sie insbesondere in Frankreich die Ideen einer Republik und in Großbritannien die Ideen
der konstitutionellen Monarchie kennen. Im Jahr 1884 (Jahr
103 der Rattakosin Ära, deshalb später auch "Der Unfall der
103" genannt) baten siamesische Offizielle in London und Paris
in einer dem König vorgetragenen Bitte, daß Siam nach europäischem Muster oder dem System der japanischen Meiji reformiert werden sollte, damit man
besser auf die Bedrohungen, auf den europäischen Kolonialismus reagieren könne. Dabei sollte
Siam auch in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt werden. König Chulalongkorn lehnte dieses Ansinnen mit der Begründung ab, daß die Zeit für eine konstitutionelle Monarchie
noch nicht reif sei!
In der Zeit von Chulalongkorn konnten zum ersten Mal auch radikale Schreiber ihre Ideen vortragen. Der bekannteste war Tianwan, der 17 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, wo er jedoch
viele Werke schrieb, die die siamesische Gesellschaft kritisierten.
Im Jahr 1863 war König Narodom von Kambodscha von den Franzosen gezwungen worden,
sein Königreich unter französisches Protektorat zu stellen, dennoch blieb Inner-Kambodscha
(wie es von den Siamesen genannt wurde) mit den Gebieten von Battambang, Siem Raep und
Sisophon vorerst in siamesischem Besitz. Im Jahr 1887 wurde Französisch-Indochina aus
Kambodscha und Vietnam geformt. Im Jahr 1888 marschierten französische Truppen in das
nördliche Laos ein, offiziell um die Haw zu vertreiben, inoffiziell blieben sie jedoch in Laos.
Im Jahr 1893 forderte Auguste Pavie, der französische Vizekonsul in Luang Prabang, die Rückgabe allen laotischen Landes östlich des Mekong, was Siam selbstverständlich ablehnte. Dies
führte zum Französisch-Siamesischen Krieg von 1893. Das französische Kanonenboot "Le
Lutin" fuhr den Menam Chao Phraya hinauf, ankerte gegenüber dem französischen Konsulat
und war bereit zum Angriff. Kämpfe wurden ebenfalls aus Laos gemeldet. Die französischen
Schiffe "Inconstant" und "Comete" wurden im Menam Chao Phraya angegriffen, worauf die
Franzosen ein Ultimatum mit einer Wiedergutmachung von drei Millionen Francs sandten.
Gleichzeitig wurden die Einstellung der Kampfhandlungen und der Rückzug der siamesischen
Truppen aus Laos gefordert. Siam erkannte das Ultimatum nicht an, worauf französische Truppen den Golf von Siam blockierten und Chantaburi und Trat eroberten.
Der König Chulalongkorn sandte Rolin-Jacquemyns zu Verhandlungen. Als Ergebnis ergab sich,
daß Siam im Jahr 1893 Laos räumen musste, die französischen Truppen sollten im Gegenzug
Chantaburi und Trat verlassen, was sie jedoch nicht taten! Die Aufgabe laotischen Landes ließ
bei Chulalongkorn den Wunsch nach einer Marine wachsen. Er gründete deshalb im Jahr 1898
die "Royal Thai Navy Academy", die am 20.11.1906 durch ihn offiziell eröffnet wurde. Zuerst
befand sich die Akademie auf der königlichen Jacht "Maha Chakri" und einigen anderen Booten, dann wurde sie in den Wangderm Palast in Thon Buri verlegt (dort, wo sich heute das
Hauptquartier der Marine befindet), später noch einmal nach Sattahip und schließlich im Jahr
1952 an ihren gegenwärtigen Platz in Samut Prakan.
Die französischen Truppen hielten Chantaburi und Trat
für weitere 10 Jahre besetzt. Erst im Jahr 1903 kam es
zu einer vorläufigen Vereinbarung, daß die französischen
Truppen Chantaburi verlassen sollten, aber weiterhin
Küstengebiete von Trat bis Koh Kong besetzt halten
konnten. Erst im Jahr 1906 erhielt Siam die Gegend um
Trat zurück, Koh Kong verblieb bei den Franzosen und
Inner-Kambodscha musste an die Franzosen abgetreten
werden.
Da König Chulalongkorn die Wichtigkeit der Beziehungen
mit dem Ausland für die Unabhängigkeit Siams erkannt
hatte, führte er als erster siamesischer Monarch im Jahr
1897 einen Besuch in Europa durch. Währendessen wurde Königin Saovabha offiziell als Regentin eingesetzt, die
dafür den Titel "Somdet Phra Nang Chao Saovabha
Bongsi Praborommarachininat" (in etwa: Ihre Majestät die Königs Regentin) erhielt. Bei seiner
Reise von Anfang April bis zum 16.12.1897 besuchte er in Europa die Städte Venedig, Genf,
Turin, Florenz, Rom, Wien, Budapest, Warschau, St. Petersburg, London, Hamburg, Essen, Den
Haag, Brüssel, Paris und viele kleinerer Städte. Er versuchte ganz intensiv die Rolle Siams als
eigenständiger Staat und als wichtigen Pufferstaat zwischen dem britischen und dem französischen Machtblock darzustellen.
Eine weitere Europareise führte den König vom März bis November 1907 u.a. nach Heidelberg,
wo er seinen Sohn Prinz Rangsit von Chainat besuchte, der dort von 1905 bis 1913 studierte
und im Jahr 1912 die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger heiratete. Weitere Reiseziele waren noch Bad Homburg vor der Höhe und Genua.
Der erste siamesische Film zeigt König Chulalongkorn bei seiner Ankunft in Bern am
25.05.1897. Im Jahr 1900 wurde der erste Film in Siam gedreht, interessanterweise von Prinz
Sanbhassatra, dem jüngeren Bruder des Königs.
König RAMA V. war dem Buddhismus tief verbunden, dennoch sorgte er mit diversen Landschenkungen dafür, daß auch christliche Kirchen und islamische Moscheen gebaut werden
konnten - es herrschte Religionsfreiheit im Land.
Auch das gesamte Land wurde konsequent modernisiert. Insbesondere im Bereich der Infrastruktur waren sehr viele ausländische Berater tätig, insbesondere Briten, Dänen und Deutsche. Auch die siamesische Verwaltung wurde von ausländischen Spezialisten von Grund auf
modernisiert. Die erste Eisenbahn Siams wurde am 26.03.1897 vom König zwischen Bangkok
und Ayutthaya festlich eröffnet, zwei Tage später wurde die Strecke für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Auch das Polizeiwesen, der Post- und Telegraphendienst (1883 erster Telegraph) wurde in der Regentschaft von RAMA V. durchgreifend modernisiert. Das Jahr 1896
brachte im Gesundheitswesen die Eröffnung des ersten modernen Krankenhauses in Siriraj.
Schon im Jahr 1882, anläßlich des einhundertjährigen Bestehens der Chakri-Dynastie, wurden
folgende fünf wichtigen Errungenschaften König Chulalongkorns erwähnt:
1.
2.
3.
4.
5.
Die allmähliche Gleichberechtigung der Sklaven, im Jahr 1905 wurde die Sklaverei endgültig abgeschafft.
Die Abschaffung des Niederwerfens vor dem König, stattdessen durften die Anwesenden
stehen bleiben oder sich auf Stühle setzen.
Die Garantie für Regierungsoffiziere, dem König schriftlich ihre Meinung mitteilen zu
dürfen.
Die Verbesserung der Beziehungen zum Ausland
Die Erweiterung des Wat Phra Kaeo
Weiterhin reformierte er folgende Sachverhalte:
Erlaubnis für Regierungsangestellte, ihr Haar so zu tragen, wie sie es wollen, der bisher
vorgeschriebene "Mahadthai-Stil", der aus einem Bürstenhaarschnitt mit Mittelscheitel
bestand, wurde abgeschafft. Frauen durften ihr Haar kurz oder lang tragen.
Regierungsbeamte mußten weiße Uniformen tragen, ein "Pa Chongkraben" wurde als
Gürtel getragen.
Abschaffung der alten Sitte, sich den Schädel zu rasieren, wenn ein König starb.
Regierungsbeamte, die Betel kauten, mussten sich ihre Zähne reinigen.
Einführung des Gregorianischen Kalenders und der westlichen Monatsnamen anstelle des
Mondkalenders.
Einführung von Messer und Löffel beim Essen anstatt der Finger zur Erhöhung der hygienischen Standards.
Einführung öffentlicher Audienzen, mit der Möglichkeit selbst zum König zu sprechen.
RAMA V. starb am 23.10.1910, sein Todestag (Won Piya
Maharaj = der Tag des geliebten Großen Königs) ist heute ein gesetzlicher Feiertag. Sein Reiterstandbild vor der
National Assembly Hall in der Nähe des Dusit Zoos wird
an diesem Tag mit Tausenden von Blumen geschmückt.
RAMA V. wird auch als "Phra Piya Maharaj" (Der große
geliebte König) bezeichnet.
König RAMA V. ist mit Sicherheit noch heute einer der
meist verehrten Könige Thailands. Sein Bild steht oder
hängt in vielen Häusern, Geschäften und Gesellschaften.
Unzählige Menschen tragen sein Bild als Amulett immer
bei sich, er wird noch heute von seinem Volk geliebt und
verehrt!
Die Reiterstatue des Königs wurde im Jahr 1908 vollendet, um das 40. Jahr seiner Regierungszeit zu feiern.
1917 wurde als erste Universität herkömmlichen Stils die
Chulalongkorn Universität gegründet, eine Universität,
die einen ausgezeichneten Ruf in der Welt besitzt. Im
Jahr 2005 erschien die neue 100 Baht-Note, die König
Chulalongkorn in Marineuniform zeigt, während der Hintergrund seine berühmte Rede anläßlich der Abschaffung der Sklaverei zeigt.
Chulalongkorn war schon zu seiner Zeit bei den Siamesen als "Phra Buddhachao Luang" (Der
königliche Buddha) bekannt. Auch dieser Titel unterstreicht noch einmal die enorme Bedeutung
von König RAMA V. für sein Land! Er hat eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft
gebaut. Zwar konnte er natürlich nicht das moderne Thailand kennen, so wie wir es heute
kennen, aber ohne ihn wäre das moderne Thailand nicht Wirklichkeit geworden!
RAMA VI.
Der Prinz Maha Vajiravudh wurde am 01.01.1881 als Sohn von König
Chulalongkorn (RAMA V., DER GROßE) und der Königin Saovabha in
Bangkok geboren. Er erlernte Thailändisch bei Chaophraya Phra Sadet
Surentrathibodi. Im Alter von nur acht Jahren erhielt er den Titel Prinz
Kromkhun Dhepdavaravadi. Mit elf Jahren schrieb er sich an einer der
renommiertesten Militärakademien der Welt ein, der britischen Militärakademie in Sandhurst (in der südenglischen Grafschaft Berkshire),
wo er dann Offizier als Platoonkommandeur in der Durham Light Brigade wurde. Ab dem Jahr 1899 studierte er Kunstgeschichte und Jura
am Christ Church College in Oxford, wo er ein Buch über den polnischen Erbfolgekrieg (1733-1735) schrieb.
Während seiner Zeit in England starb der designierte Kronprinz Vajirunhas im Jahr 1895 überraschend, so daß Prinz Vajiravudh nun selbst Kronprinz am 17. Januar 1897 wurde. Nach einem neunjährigen Studium in England (er war der erste siamesische Monarch, der ein komplettes Studium im Ausland absolvierte) kehrte Kronprinz Vajiravudh über die U.S.A., Kanada
und Japan nach Thailand zurück, wo er im Januar 1903 wieder heimatlichen Boden erreichte.
Seit seiner Rückkehr residierte er im Saranrom Palast. Seine Liebe zu England manifestierte
sich in einer Transkription des Thai in das Englische und in der Übersetzung sämtlicher Werke
des berühmten englischen Schriftstellers William Shakespeare aus dem Englischen in das Thailändische, ausserdem war er tief in der britischen Kultur verwurzelt.
Während der Lebenszeit seines Vaters wurde er Generalinspekteur der Armee und Kommandeur der Leibgarde von König RAMA V. sowie General. Nach dem Tode seines Vaters König
RAMA V. (König Chulalongkorn) wurde Kronprinz Vajiravudh am 23.10.1910 zum neuen König
gekrönt, im Westen bekannt als König Vajiravudh, bei den Siamesen unter dem Titel Phra
Mongkut Klao Chaoyahua oder RAMA VI.
Er führte die Modernisierungsmaßnahmen seines Vaters König Chulalongkorn weiter. Im Jahr
1913 führte RAMA VI. zum ersten Mal per Gesetz Familiennamen ein, bisher waren die Menschen nur unter ihrem Vornamen bekannt. Ebenfalls in dieser Zeit entwickelte er den ersten
Standard zu einer Transkription der Thaischrift in das lateinische Alphabet, da er selbst ein
Großteil der neuen siamesischen Familiennamen erfand.
Da die wachsende Komplexität des Arbeitslebens und der Gesellschaft nach zunehmend besser
ausgebildeten Leuten verlangte, sah König RAMA VI. sehr schnell und auch sehr bewusst die
Diskrepanzen zwischen den Anforderungen und dem vorhandenen Schulsystem. Er führte deshalb die staatliche Schulpflicht ein, die mindestens vier Jahre umfasste, gleichfalls wurde die,
schon unter RAMA V. begonnene, Stipendiatenförderung für hochbegabte Studenten durch die
weitere finanzielle Aufstockung von Mitteln und der darauf erfolgenden verstärkten Ausbildung
in Europa und den U.S.A. stark ausgebaut.
Am 26.03.1917 gründete RAMA VI. die nach seinem Vater benannte Chulalongkorn-Universität,
die aus einer im Jahr 1899 gegründeten Verwaltungsfachhochschule hervorgegengen war. König
Vajiravudh selbst war ein begabter Wissenschaftler und ein versierter Fachmann auf militärischem
Gebiet. Er entwickelte höchst ungewöhnliche Methoden zur Mobilisierung der Massen zu Bildung,
denn er sah durchaus, daß die meisten Menschen
in seinem Land Bildung nur in den Händen der
Elite sahen und selber wenig für die eigene Bildung übrig hatten. Hier beschäftigte er sich mit Texten, Bühnenstücken und Wortübersetzungen. In der bekannten Komposition "Klon Tid Law" (Schlamm auf den Rädern) arbeitete er z.B.
heraus, daß das Hauptproblem des Landes der absolute Mangel an kompetenten Menschen für
die vielen Probleme des Landes sei. Immer wieder ermunterte er die Menschen, zum Teil auch
mit versteckten Anspielungen in seinen Geschichten, sich mehr für das Wohl des Landes einzusetzen.
In seinen Tagebüchern, die vom Jahr 1908 bis zu seinem Tod im Jahr 1925 reichen und die bis
zum Jahr 1974 nicht veröffentlicht worden waren, schrieb er selbst über sehr viele Themen. Er
selbst hatte diese Tagebücher Phraya Ramrakob zur sicheren Verwahrung übergeben und erst
im Jahr 1974, anlässlich der Beerdigung von Chatchawarit Kasemson, wurde ein Teil von ihnen
freigegeben. Er beschäftigte sich in diesen Tagebüchern mit sehr vielen Themen:
Erziehung, Trinkwasserversorgung in Bangkok, Zivilverwaltung,
Übernahme von Fremdwörtern in die thailändische Sprache, dem
Tempel Phra Pathom in Nakhon Pathom, den Wild Tiger Corps,
Gespräche mit Phraya Kallaynamitri über die Unmöglichkeit dem
europäischen Weg zu folgen, die Entwicklung Siams, Nachnamensgebung, Utopie und Sozialismus, Heirat und Scheidung,
Pressefreiheit, die Verfassung, die Übernahme des Gregorianischen Kalenders, die Luftstreitkräfte, das Radio, den Ersten
Weltkrieg, Süderweiterung Thailands, die neue Staatsflagge, die
neue Zeitzählung, die Rechte der Bürger im Ausland und noch
sehr viel mehr.
König RAMA VI. kann man mit Recht als einen umfangreich gebildeten Monarchen bezeichnen. König RAMA VI. regierte in Siam
an der Schwelle vom Übergang von einem altmodischen zu einem modernisierten Staat. Siam gab sehr viel Geld für die Modernisierung des Landes aus, nahm jedoch sehr wenig Geld
durch seinen Export ein, da es hauptsächlich Agrarprodukte waren, die Land ausführen konnte.
Als Vajiravudh auf den Thron kam, war er die einzige Hoffnung für einen großen Teil der Bevölkerung, die viele Jahre von Hungersnöten, Trockenheit, Seuchen und Verknappung des Reises heimgesucht wurden. Es gab ganz erhebliche Gegensätze zwischen dem König und den
offiziellen Regierungsbeamten, wie man die ökonomischen und politischen Probleme des Landes lösen könne. König Vajiravudh, ein "Liberaler", war stets gegen plötzliche Interventionen
der Regierung bei ökonomischen Problemen, wie z.B. dem durch im Ausland ausgebildete Offizielle vorgeschlagenen Anheben des Reispreises. Der König wurde zu einem sehr scharfen Kritiker der zumeist chinesischstämmigen Reishändler und Reismühleneigentümer, die er als habgierige Händler ansah, die arme Leute ausbeuten würden. Als dann die Katastrophen und Unannehmlichkeiten zunahmen, sahen selbst seine getreuesten Gefolgsleute ein, daß der König
wohl kein Mittel hatte, um die sehr schwierigen Probleme Siams zu lösen.
König Vajiravudh hatte noch an seinem Krönungstag, dem
02.12.1911, ein neues Militärkorps gegründet. Dieses als
Wild Tiger Corps (Thai: Sua Pa) bezeichnete paramilitärische
Korps unterstand als Elitekorps nur und direkt dem Monarchen. Im ersten Jahr hatte dieses Korps 4.000 Leute und
obwohl es zum großen Teil nur aus gewöhnlichen Leuten
bestand, solidarisierte der König sich mit ihnen und war oft
in ihren Messen zu finden. Dieses neue Korps rivalisierte mit
der Armee in der Stärke und dem Zivilservice an Einfluss.
Der König stattete sogar einige Personen aus dem Korps mit
hohen Rängen in der Armee und im Adel aus! Dieses führte
natürlich bei der Armee und der Nobilität, die sich ihrer eigenen Macht und ihres eigenen Einflusses nunmehr beraubt
sahen, zu schweren Zerwürfnissen mit dem König. Am 13.
Januar 1912 beschloss eine Gruppe von sieben ArmeeOffizieren, unzufrieden mit der offensichtlichen Bevorzugung
des Wild Tiger Corps durch den König, den König abzusetzen
(der erste von vielen noch folgenden Militärputschen in der Geschichte Siams bzw. Thailands,
bekannt unter dem Namen Die Palastrevolte von 1912. Sehr schnell vergrößerte sich die Gruppe auf 91 Offiziere. Sie wurde angeführt vom Armee-Captain Khun Thuayhanpitak (Dr. Leang
Srichanr) sowie einigen Mitgliedern der königlichen Leibgarde. Andere Mitglieder waren zumeist niedere Dienstränge sowie höhere Ränge aus dem Norden Thailands. Vielleicht wurden
sie durch die erfolgreichen Revolutionen in China (Qing Dynastie) und in Japan (Manchu) im
gleichen Jahr angeregt, dies erfolgreiche Vorgehen auch in Siam zu versuchen, dennoch blieben ihre Ziele unklar. Einige wollten Vajiravudh durch einen seiner Brüder ersetzen, andere
wollten die Umwandlung der absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie, und ein
extremer Flügel wollte sogar die Abschaffung der Monarchie und Schaffung einer Republik.
Am 01.04.1912, dem siamesischen Neujahrstag (Piphatsataya Tag), hielt der König, anläßlich
einer buddhistischen Danksagungszeremonie, eine öffentliche Ansprache. Von den Verschwörern war Captain Yut Khongyu per Losverfahren ausgewählt worden, den König zu töten! Jedoch bereits am 27.02. hatte Yut Khongyu, von eigener Schuld erfüllt, dem Kommandeur der
königlichen Leibgarde sowohl die Namen der Verschwörer als auch die Pläne mitgeteilt. Der
Kommandeur erzählte diese Pläne dem Bruder des Königs Prinz Chakrabongse Bhuvanath,
Prinz von Phitsanulok. Daraufhin wurden die Verschwörer festgenommen und inhaftiert. Von
einem Militärgericht wurden drei der Verschwörer zum Tode verurteilt, 20 Personen wurden zu
lebenslanger Haft verurteilt, 32 Personen erhielten 20 Jahre Haft, sechs erhielten 15 Jahre und
weitere 30 immerhin 12 Jahre Gefängnis. Die Anklage lautete auf versuchten Königsmord,
Hochverrat und versuchten Sturz der Regierung.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Chakri-Dynastie kam es zu einer Revolte gegen das Königshaus und zwar nicht vom Adel sondern vom Militär. Der König erwies sich jedoch als gnädig. Er reduzierte die Haftstrafen im Jahr 1924, und die Todesurteile wurden nicht vollstreckt,
da er der Meinung war, daß niemand verletzt worden sei. Dennoch beobachtete der König in
der Zukunft das Militär sehr sorgfältig mit einer hohen Wachsamkeit, um ähnliche Vorfälle auszuschließen. Dennoch kann man wohl diesen Coup als Vorläufer der Revolte des Jahres 1932
ansehen, der die Geschichte Siams (Thailands) für immer ändern sollte!
Interessanterweise hatte der König einen Monat vor dem Staatsstreich eine demokratische
Umwandlung der Monarchie in einem Brief selbst mit folgenden Worten beschrieben: "Wenn
das Volk wirklich eine Verfassung will und guter Absicht ist, sollte man dies befürworten. Ich
hege keinen Groll gegen irgendjemanden, der dies unterstützt. Ich werde die Pros und Kontras
der Petition prüfen. Ich selbst denke, es ist besser eine Verfassung einzuführen und daß es
nicht klug sei, die absolute Macht bei einem Mann zu belassen. Wenn der König ein weiser und
fähiger Mann ist und ihm das Wohl des Landes am Herzen liegt, ist dies die beste Lösung. Auf
der anderen Seite, falls der König inkompetent und nur auf sein eigenes Werk bedacht, er ungerecht und brutal ist oder nur seine Getreuen bevorzugt, wird es einen Aufruhr geben und die
Menschen werden unglücklich sein." Er schrieb auch über die Volksrepräsentation und deren
Konsequenzen, was er auf 15 Seiten sehr klar niederlegte - wahrlich ein sehr weitsichtiger Monarch, dem schon damals offenbar klar war, daß sich die Zeit der absoluten Monarchie in Siam
dem Ende zuneigte.
Im Jahr 1921 erliess der König ein Gesetz über die Gleichstellung von Mann und Frau in der
Gesellschaft. In der Außenpolitik stand Siam im Ersten Weltkrieg auf der Seite der Entente und
unterstützte die Kämpfe auf deren Seite mit 2.000 Elitesoldaten, dafür erhielt das Land einen
Sitz im Völkerbund. Für die 19 Soldaten, die in diesem Krieg auf siamesischer Seite gefallen
waren, wurde nördlich des Sanam Luang, östlich des Nationalmuseums das "Expeditionary Force Monument" in Bangkok errichtet.
König RAMA VI. war sehr eifrig um die Einführung eines demokratischen Systems in Siam bemüht. Er gründete die Zeitung "Dusi Thani", um die Bevölkerung in politischen Fragen zu unterrichten. Er selbst schrieb viele Artikel, und auch unter den Pseudonymen Assawapahu und
Ramachitti vertrat er durchaus Ansichten, die denen eines Monarchen absolut konträr waren.
Er gründete auch das Pfadfinderkorps und die Government Savings Bank.
König Vajiravudh war seit dem Jahr 1924 mit Kruakaew Abhaiwongse (Vater: Phraya
Abhayabhupesa [Luam Abhaiwongse], Mutter: Lek Bunnag) verheiratet, einer Angehörigen des
niederen Adels. Als sie schwanger wurde bekam sie vom König den Titel Phra Nang Chao
Suvadhana (Ihre königliche Hoheit Suvadhana, Prinzgemahlin von Siam) verliehen. Am
24.11.1925, nur einen Tag vor dem Tod von RAMA VI., wurde das einzige Kind des Ehepaares,
die Tochter Prinzessin Bejaratana Sirisobhabannavadi geboren.
Am 25.11.1925 starb König RAMA VI. an einer Blutvergiftung im Alter von nur 44 Jahren. RAMA VI. bleibt als der Philosoph auf dem Thron in der Erinnerung der Siamesen (Thai). Er hat
viel für sein Land geleistet und das Reformwerk seines Vaters fortgesetzt. Da König RAMA VI.
keinen männlichen Erben hatte, folgte ihm sein Bruder Prinz Prajadhipok als RAMA VII. auf den
Thron.
RAMA VII.
Somdej Chao Fah Prajadhipok Sakdidej (Prinz Prajadhipok Sakdidej)
wurde am 08.11.1893 in Bangkok als der jüngste Sohn von König RAMA
V. (CHULALONGKORN) und dessen Frau, Königin Saovabha, geboren. Er
erhielt den Titel eines Prinzen von Sukhothai. Da es unwahrscheinlich
war, daß er jemals den Thron besteigen würde (er war das 70. Kind von
RAMA V.) beschränkte er sich zuerst auf eine normale Karriere im Militär. Er wurde im Eton College (in der Nähe des Schlosses Windsor in der
Nachbarschaft von London) und an der Woolwich Military Academy
(südöstlich von London) in England erzogen. Später wechselte er noch
zur Ecole Superieure de Guerre (Camp Coetquidain in Guer im Department Morbihan in der Bretagne) in Frankreich. Volkstümlich ist diese
Kriegsschule auch als "Ecole speciale militaire de Saint-Cyr" bekannt.
Während des 1. Weltkrieges wurde seine Einheit, in der er mit Briten zusammen an der westlichen Front kämpfte, offensichlich geschont, denn diese Einheit wurde aus den Kämpfen in
Flandern herausgenommen. Weil er das zweitjüngste Kind des Königs und der jüngste Sohn
war erwartete man eigentlich nicht sehr viel von ihm. Der Prinz kehrte im Jahr 1924 nach Siam
zurück.
In Siam angekommen verlief die Entwicklung für Prinz Prajadhipok plötzlich und gänzlich unerwartet anders als er es sich für sein weiteres Leben vorgestellt hatte. Seine Mutter Königin
Saovabha war die jüngste Schwester von Königin Savang Vathana, die wiederum die Mutter
des Kronprinzen Maha Vajirunhis war. Der unerwartete Tod von Kronprinz Maha Vajirunhis am
04.01.1895 führte dazu, daß der älteste Bruder von Prajadhipok, Prinz Varijavudh, durch König
RAMA V. zum Kronprinzen ernannt wurde und auch später zum König RAMA VI. wurde. Durch
ihn wurde das Thronfolgegesetz dahingehend geändert, daß die Prinzen, die von der Königin
Saovabha (später bekannt als Königinmutter Sri Patcharindra nach der Thronbesteigung von
König VAJIRAVUDH) höhere Ansprüche für das Thronerbe geltend machen konnten, als die
anderen Ehefrauen seines verstorbenen Vaters. Es war trotzdem nicht ganz so klar, wer im
Falle des Todes von König RAMA VI. den Thron erben würde, denn es gab mindestens zwei
gleichrangige Rivalen. Zum einen war es Phra Worawong Ther Phra Ong Chao Chula
Chakrabongse (der Sohn von Feldmarschall Chao Fa Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von
Phitsanulok), zum anderen aber auch Mom Chao Waranonthawach (Sohn von Chao Fa
Juthatutch, Prinz von Petchabun). Beide, der Prinz von Phitsanulok und der Prinz von
Phetchabun, waren ältere Brüder von Prinz Prajadhipok, doch beide waren vor ihm gestorben.
Chakrabongse Bhuvanath war am 13.06.1920 gestorben und Juthatutch oder Chudadhut
Dharadilok, wie er auch genannt wurde, im Jahr 1923.
Der Prinz Waranothawach war jedoch bereits von König
VAJIRAVUDH von der legalen Thronfolge ausgeschlossen worden, da seine Mutter nicht die legale Ehefrau des Prinzen von
Petchabun war. Prinz Chula Charabongse hatte jedoch die russische Adlige Ekaterina Desnitskaya geheiratet und war damit
nur noch ein Halb-Thai und von der Thronfolge ausgeschlossen. Es blieb noch der von König RAMA VI. designierte Kronprinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima übrig,
der jedoch auch überraschend im Februar 1925 verstarb, nur
neun Monate vor dem Tod von König VAJIRAVUDH.
Da es König RAMA VI. nicht mehr geschafft hatte, einen neuen
Thronfolger zu bestimmen, mussten sich alle älteren Mitglieder
der königlichen Familie, der siamesischen Tradition gemäß,
versammeln, um einen neuen König zu wählen. Wahrscheinlich
hat bei den Beratungen über den neuen König der Feldmarschall Prinz Paripatra Sukhumbhand von Nakhon Sawan einen
gewissen Druck auf die Teilnehmer ausgeübt, den Prinzen Prajadhipok von Sukhothai zum
neuen König zu wählen.
Am 26.11.1925 wurde Prinz Prajadhipok zum neuen König gewählt. Er nahm den Titel Phrabat
Somdet Phra Pokklao Chao Yuhua an, in den offiziellen Dokumenten wurde er auch als Phrabat
Somdet Phra Poraminthramaha Prajadiphok Phra Pokklao Chao Yuhua bezeichnet. Inoffiziell
nannten ihn die Siamesen "Ratchakan thi Chet" (die siebente Regierung) und in der englischen
Übersetzung RAMA VII. Er hingegen benutzte nie den Titel Rama im Thailändischen.
RAMA VII. war eigentlich nicht vorbereitet für die Übernahme des Thrones. Dennoch hatte er
einige Dinge, die ihm zugute kamen, nämlich Intelligenz, Diplomatie im Umgang mit anderen,
Bescheidenheit und einen unbeugsamen Willen, sich das fehlende Wissen anzueignen. Hinzu
kam, daß er von dem immer noch bestehenden Vertrauen des Volkes in die Monarchie zehren
konnte. Leider hatte König PRAJADHIPOK sehr viele Probleme von seinem Vorgänger übernommen. Das dringenste Problem war die Wirtschaft. Die Finanzen des Staates waren ein einziges Chaos, das Staatsbudget hatte ein massives Defizit, der Palast war stark verschuldet und
die Konten der königlichen Familie waren ein Albtraum an Schulden und undurchschaubaren
Transaktionen. Der Rest der Welt war nach dem Ende des 1. Weltkrieges ebenfalls in tiefer
Depression, was die Lage in Siam weiter verschlimmerte.
Innerhalb eines halben Jahres nach der Thronbesteigung blieben nur drei von den alten zwölf
Ministern der Regierung erhalten, die anderen
Minister wurden durch Mitglieder der königlichen Familie ersetzt. So hatte man zwar einerseits jetzt wieder Männer mit Erfahrung und
Talent in die Regierung zurück gebracht, andererseits wurde aber die absolute Herrschaft des
Königs und seiner Familie wieder größer und
spürbarer. Der König wollte offenbar mit dem
Regierungsstil seines Vorgängers brechen und
zum Regierungsstil seines Vaters RAMA V. zurückkehren.
Als tatsächlich erste Amtshandlung schuf RAMA
VII. ein neues "Supreme Council of the State of
Siam", eine Institution, die das Vertrauen in die Monarchie und die Regierung wiederherstellen
bzw. festigen sollte. Dieses Gremium war aus sehr kompetenten und sehr fähigen Männern der
königlichen Familie zusammengesetzt, unter ihnen z.B. der langjährige Minister des Inneren
und die rechte Hand von König CHULALONGKORN, Prinz Damrong Rajanubhab. Die in das
Gremium gewählten Männer brachten nach und nach immer mehr wichtige Posten in der Verwaltung und im Militär unter ihre Kontrolle, indem sie alle wichtigen Posten mit ihren eigenen
Vertrauten besetzten. König PRAJADHIPOK galt als ein sehr gewissenhafter Arbeiter, der alle
ihm vorgelegten Dokumente, seien es Staatssachen oder Petitionen, sehr sorgfältig prüfte und
oft den Rat seines Gremiums einholte.
1932 befand sich Siam in einer schweren Depression und das "Supreme Council" empfahl drastische Ausgabenkürzungen bei den öffentlichen Ausgaben, beim Zivildienst und beim Militär.
Der König sah sehr wohl voraus, daß diese tiefen sozialen Einschnitte insbesondere beim Militär zu Verärgerung führen würden. Er verkündete die neue finanzielle Politik mit folgenden
Worten: "Ich selbst verstehe sehr wenig von Finanzen und alles was ich tun kann, ist auf die
Optionen von anderen zu hören und das Beste auszuwählen... Wenn ich einen Fehler gemacht
haben sollte, sollte dies wirklich vom Volk von Siam entschuldigt werden."
König RAMA VII. wandte dann seine Aufmerksamkeit der zukünftigen Politik in Siam zu. Beeindruckt vom britischen Beispiel wollte er, daß das gewöhnliche Volk bei den Angelegenheiten
des Staates durch die Schaffung eines Parlamentes mitbestimmen sollte. Ein Verfassungsentwurf wurde ausgearbeitet, doch die Wünsche des Königs wurden von seinen Beratern zurückgewiesen. Insbesondere Prinz Damrong und Francis B. Sayre, der aussenpolitische Berater des
Königs, waren der Meinung, daß das Volk von Siam noch nicht reif für eine Demokratie sei!
Dennoch hatte schon im Jahr 1925 der König auf lokaler Ebene begonnen, den Weg zu mehr
Demokratie zu ebnen. Er führte das Prinzip der "Prachaphiban" an, also das Konzept der kommunalen Selbstverwaltung. Hier erhielten jetzt die Gemeinden das Recht lokale Steuern zu
erheben und eigene Budgets aufzustellen. Jedoch scheiterte das gut gemeinte Konzept an der
Tatsache, daß es auf lokaler Ebene zu wenig Leute gab, die das Konzept auch richtig umsetzen
konnten. Das von ihm iniziierte Konzept der Demokratisierung des Staates von unten her war
an sich richtig und eine sehr gute Idee, dennoch wurde nun König PRAJADIPHOK die weitere
Entwicklung aus der Hand genommen.
Eine relativ kleine Gruppe von Soldaten und Zivilbediensteten glaubte nun, daß die Zeit für
einen radikalen Wandel gekommen sei! Es kam zu einer weitgehend unblutig verlaufenden
"Revolution" am Morgen des 24.06.1932 durch die sogenannte "Volkspartei" (Thai: Khana
Ratsadon), die die Kontrolle über die Ananda Samakhorn Thronhalle in Bangkok (innerhalb des
Dusit Palastes gelegen) übernahm, dort Schlüsselpersonen festnahm (hauptsächlich die Prinzen), während der König in Hua Hin in seiner Residenz "Palast der weitentfernten Sorgen" weilte (siehe: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind, FARANG 10/2008, S. 16).
Die Volkspartei forderte den König auf, einer neuen Verfassung zuzustimmen, die Siam von
einer absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie umwandeln sollte. Der König
stimmte dieser Änderung zu, und so wurde am 10.12.1932 die erste permanente Verfassung
verabschiedet. Siam war nunmehr eine konstitutionelle Monarchie, der König war also in Zukunft von einem Parlament abhängig.
RAMA VII. erkannte die geänderten Verhältnisse sehr wohl, denn nach seiner Rückkehr nach
Bangkok am 26.06.1933 empfing er die Vertreter der Volkspartei mit den Worten: "Ich erhebe
mich zu Ehren von Khana Ratsadon", ein unerhöhrter Vorgang, denn normalerweise pflegten
sich siamesische Könige nicht zu erheben, wenn Besucher vor ihnen standen. Im Gegenteil war
von Besuchern gefordert, sich zu erheben, sobald der König anwesend war!
Interessanterweise hatte König PRAJADHIPOK offenbar schon vor der Revolution selbst an eine
Umwandlung von einer absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie gedacht. So ist
ein Brief vom 24.01.1932 (also 6 Monate vor der Revolution!) von ihm an die Volkspartei bekannt, in dem er schrieb: "Um des Friedens willen und weil ich kein Blutvergießen sehen möchte, sollten die Probleme in gütlicher Weise geregelt, Aufstände und jegliches Durcheinander,
welches dem Land schadet, vermieden werden. Ich selbst habe im Sinn, einen ähnlichen Wandel vorzunehmen, namentlich ein monarchisches Institut innerhalb der Konstitution einzurichten. Ich willige darin ein, eine Marionette zu werden, so daß die Einführung der konstitutionellen Monarchie sanft durchgeführt werden kann".
Die Beziehungen des Monarchen zur Vokspartei verschlechterten sich sehr schnell, besonders
nach der Verdrängung des Premierministers Phraya Manopakorn Nititada (siehe dazu: Bekannte Thai, die aus Thailand geflohen sind, Teil 3, FARANG 11/2008, Seite 17) durch den Leiter
der Volkspartei Phraya Phahol Phonphayuhasena, der dann auch folgerichtig der zweite Premierminister wurde, nachdem er Nitida mit einem Staatsstreich gestürzt hatte.
Am 11.10.1933 zettelte der Einzelgänger Prinz Bowaradet die sogenannte "Bowaradet Rebellion" an, als er königliche Truppen aus Khorat, Phetchaburi und Udon Thani mobilisierte und in
Bangkok einmarschierte. Die erste Schlacht zwischen den Rebellen und loyalen Truppen gab es
schon am 11.10.1933 in Amphoe Pak Chong, Changwat Nakhon Ratchasima. Dort wurden Anhänger des Königs festgesetzt, dann wurde in Bangkok Khet Don Muang besetzt. Bowaradet
bildete den sogenannten "National Rescue Council" (Thai: Khana Kun Ban Mueang) und wollte
den so bezeichneten "Deer Rodeo Plan" (Thai: Phaen Lom Kwang) durchführen, indem er insbesondere die königliche Marine auf seine Seite ziehen wollte. Die Royal Navy blieb jedoch
neutral und verweigerte sich jedweden Kämpfen. Die Regierung reagierte schnell auf die Pläne
des Rebellen und ernannte Lieutenant Colonel Luang Phibulsonggram (zur Person siehe auch:
Bekannte Thai, die aus Thailand geflohen sind, FARANG 09/2008, S. 16) zum Kommandeur der
Bangkoker Streitkräfte und Luang Amnuai Songkhram (Mr. Thom Kesakomon) zum Kommandeur der Panzerstreitkräfte. Dieser wurde jedoch bei den Kämpfen von den Rebellen getötet.
Am 12.10.1933 konnten die Rebellen nach heftigen Kämpfen den damals noch sehr kleinen
Flughafen Don Muang einnehmen. Major Luang Seri Samroeng Rit wurde zum Verhandlungsführer mit den Rebellen bestimmt, er wurde jedoch von den Rebellen gefangen genommen.
Die Rebellen trugen insgesamt sieben Forderungen vor, die sämtlich im wesentlichen die Wiederherstellung der absoluten Monarchie verlangten. Diese Forderungen waren für die Regierung natürlich vollkommen unannehmbar, und so ging der Kampf weiter. Die Rebellen marschierten auf Bang Khen und verschanzten sich in einer Festung in der Nähe der Eisenbahnstation Lak Si. Doch die Zeiten wendeten sich für die Rebellen, als auf der Regierungsseite die
Regimenter von Nakhon Sawan und von Prachinburi in die Kämpfe eingriffen und die Rebellen
nunmehr kompromisslos bekämpften. Am 14.10. mussten die Aufständischen nach heftigem
Beschuss aus Bangkok abziehen, kurz danach wurde die letzte Festung der Rebellen in Khorat
erobert. Dabei fand der zweite Kommandant der Rebellen Phraya Si Sitthi den Tod, die Moral
der Aufrührer war nun vollständig gebrochen, und am 24.10.1933 waren die Kämpfe beendet.
Durch die Kämpfe war die Infrastruktur Bangkoks schwer beschädigt worden, insbesondere
Brücken, Eisenbahnlinien und der Flughafen hatten große Schäden durch Artilleriebeschuss.
Die meisten Rebellen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, die jedoch später reduziert wurde. Niemand wurde zum Tode verurteilt, und Prinz Borawadet floh mit seiner Familie nach Vietnam. Da jedoch RAMA VII. mit seiner Familie nach Songkhla geflohen war, wurde ihm von
Seiten der Regierung der Vorwurf gemacht, er hätte das Ansehen der Regierung durch sein
Verhalten untergraben.
Im Jahr 1934 stimmte die neugeschaffene Versammlung über eine Änderung der zivilen und
militärischen Gesetzgebung ab, nach der in Zukunft Todesstrafen ohne vorherige Genehmigung durch den König vollstreckt werden konnten. Der König protestierte heftig gegen die
neuen Pläne und meinte, daß das Volk mit den Änderungen nicht einverstanden sei. Als Kompromiss bot der König die Abhaltung eines Referendums über die Veränderung der Gesetze an,
was nunmehr der Versammlung nicht gefiel. Die meinte, daß damit der Volkswille, ausgedrückt
durch die Versammlung, missachtet werden würde und daß der König nur alte, ihm durch die
neue Verfassung weggenommene Rechte, heimlich wieder haben wolle.
König PRAJADHIPOK, der auf einer Auslandsreise im westlichen Europa war, insbesondere zu
einer medizinischen Behandlung in England, bestand in mehreren Briefwechseln mit der neuen
Regierung auf einer Änderung der neuen Gesetze. Insbesondere verlangte er die Wiedereinführung des königlichen Gnadenerlasses bei schweren Strafen, insbesondere bei der Todesstrafe.
Dies wurde von der Regierung abgeleht, so daß der Monarch der Regierung ein undemokratisches Verhalten vorwarf. Für eine Rückkehr in die Heimat verlangte er Sicherheitsgarantien,
und er deutete auch schon seine Abdankung an, falls seine Forderungen nicht erfüllt würden.
Die Volkspartei wies das Ultimatum des Königs zurück, und deshalb dankte König
PRAJADIPHOK am 02.03.1935 ab. In einem an das Volk gerichteten Brief schrieb er: "Ich bin
willens, mich selbst aller meiner Autorität zu berauben, ich werde jedoch diese Autorität nicht
einer Person oder Gruppe übergeben, insbesondere nicht, wenn die Gefahr besteht, daß diese
Macht absolut wird und ohne die Anhörung der öffentlichen Meinung gebraucht wird. Es ist nun
klar, daß meine Anstrengung zur Weitergabe der Bürgerrechte an das Volk in Angelegenheiten
der nationalen Politik nicht weiter möglich ist und daß ich diese nicht schützen kann. Daher
danke ich hiermit vom Thron ab..."
König PRAJADHIPOK hatte das Pech, einerseits in einer Zeit in Siam regieren zu müssen,
die durch eine starke wirtschaftliche Rezession in der ganzen Welt geprägt wurde, andererseits aber auch in der Zeit gesellschaftlicher Umbrüche regieren zu sollen. Obwohl er
versuchte, die Staatsausgaben durch diverse
Maßnahmen stark zu kürzen, gelang es ihm
letztendlich nicht, das einflußreiche Militär und
den Adel von den notwendigen Sparmaßnahmen zu überzeugen, was dann auch mit ein
Grund für die Revolution von 1932 war.
Eine wichtige Errungenschaft in der Regentschaft von König RAMA VII. war die Einweihung der Phra Buddha Yodfa-Brücke über den
Menam Chao Phraya, welche zum ersten Mal Bangkok und Thon Buri mitenander verband.
Weitere wichtige Errungenschaften während seiner Regierungszeit waren die Gründung des
Meeresdepartments im Ministerium für Agrarwesen (heute Fischereidepartment), die Entwicklung des Bewässerungssystems in Chiang Rak Noi und in Bang Bor. Insbesondere das zuletzt
genannte Projekt war so erfolgreich, daß sehr viele Personen versuchten Landbesitz in Bang
Bor und im Bang Pree Distrikt in der Provinz Samut Prakan sowie im Bang Prakong Distrikt in
der Provinz Chachoengsao zu bekommen.
In der Landwirtschaft förderte König PRAJADHIPOK die Gründung von Kooperativen, ein schon
beinahe sozialistisch anmutendes Ziel! Unter ihm wurden viele fortschrittliche Gesetze erlassen, wie z.B. der Land Expropriation Act (Landenteignungsgesetz!), die Neuanlage von
Schnellstraßen und Eisenbahnen, die Kontrolle der Handelsaktivitäten im Jahr 1928 und die
Verbesserung der Ehegesetzgebung im Jahr 1930.
Im Kulturbereich wurde das Königliche Institut zur Verwaltung der Königlichen Bibliotheken
und der Förderung literarischer Werke, zur Verwaltung der Museen, Sicherstellung und Konservierung historischer Denkmäler sowie der Förderung des Kunsthandwerkes gegründet. Im
Jahr 1928 gründete er mit eigenem Geld eine Stiftung zur Förderung buddhistischer Werke, die
noch heute besteht. Auf dem Gebiet der thailändischen klassischen Musik verfasste er auch
bekannte Werke, wie Luang Pradits Pairau (Sorn Silapabarnleang), Rati Pradop Down (Sterne
dekorieren die Nacht), Khmer La-or Ong (Schöne Khmer) und Klen Kratop Fang (Wellen berühren den Strand), die für für immer mit seinem Namen verbunden sein werden.
Verheiratet war RAMA VII. mit Somdet Phra Nang Chao Ramphaiphanni Phra Borommarachini
oder Königin Ramphaiphanni (Tochter von Prinz Sawatdi Sobhana und dessen Ehefrau Mom
Apaphanni) seit dem Jahr 1917. Das Paar hatte keine Kinder, es adoptierte jedoch einen Sohn
von Prajadhipoks verstorbenen Brüdern, den Prinzen Jirasakdi.
Nach der Abdankung verließ das königliche Paar Siam sofort und zog nach England. Zuerst
wohnten sie im Knowle House in der südostenglischen Grafschaft Surrey in der Nähe von London. Da dieses Haus der Gesundheit von König RAMA VII. jedoch nicht zuträglich war, zogen
sie beide nach Glen Pemmant, ebenfalls in Surrey um. Dieses Haus war zwar kleiner, es gab
aber mehr Auslauf im Garten, und hier blieben sie für zwei Jahre. Danach zogen sie nach Vane
Court, dem ältesten Haus des Dorfes Biddenden in der südostenglischen Grafschaft von Kent,
ebenfalls in der Nähe von London. Hier verbrachte König PRAJADHIPOK ein friedvolles Leben
mit seiner geliebten Gärtnereiarbeit am Vormittag und dem Schreiben seiner Autobiographie
am Nachmittag. Im Jahr 1938 zog das königliche Paar erneut um, diesmal in das Compton
House im Dorf Wentworth in Virginia Water, erneut in Surrey gelegen.
Bedingt durch die schweren Luftangriffe der Deutschen Luftwaffe auf London im Jahr 1940
musste das Paar erneut umziehen, zuerst in ein kleines Haus in Devon im südwestlichen England und dann in das Lake Vyrnwy Hotel in dem Ort Powys in Wales, wo sich der König von
einem Herzanfall erholte. Noch einmal zog das Paar um, da der König den Wunsch äußerte
lieber in Compton House zu sterben, wo er am 30.05.1941 an den Folgen eines Herzinfarktes
verstarb. Seine Einäscherung wurde im Golders Green Krematorium in London vorgenommen.
Die Asche wurde im Jahr 1949 von Königin Ramphaiphanni nach Thailand, wie Siam nun hieß,
zurückgebracht. Die Autobiographie des Königs hörte im Alter von 25 Jahren auf, dann hatte
ihm der Tod die Feder aus der Hand genommen. Nichts charakterisiert ihn besser als seine
eigenen Worte: "Aber wenn wir etwas mit bester Absicht und unter Einsatz all unser Fähigkeiten tun, sollte man uns Achtung zollen, weil wir unser Bestes gegeben haben".
RAMA VIII.
Prinz Ananda Mahidol Mahidol (Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol)
wurde am 20.09.1925 in Heidelberg in Deutschland geboren. Er war der
erste Sohn von Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla (Thai:
Somdej Pramahitathibej Adulyadejvikrom Pramarommarajajanok Chao
Fa Mahidol Adulyadej Kromma Luang Songkla Nakarin [das 69. Kind von
König CHULALONGKORN und dessen Ehefrau Königin Savang Vathana,
deren 7. Kind er war) und dessen Ehefrau Mom Sangwan (ursprünglich
in
Thai:
Srinagarindra
oder
Somdej
Phra
Srinagarindra
Boromararajajonani).
Beide Elternteile studierten in jener Zeit an der renommierten Universität von Heidelberg. Am 13.10.1925 sandte sein Onkel König RAMA VI.
(König VAJIRAVUDH) einen Brief an ihn, in dem er ihn mit dem Namen
"Ananda Mahidol" (Die Freude von Mahidol) ansprach. Bei seiner Geburt hatte er den Titel
"Mom Chao", den niedrigsten Adelsrang für siamesische Prinzen, so daß sein vollständiger Name zu jener Zeit Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol war, wobei das zweite Mahidol auf den
Familiennamen seines Vaters hindeutet.
Er folgte seinen Eltern nach Paris, Lausanne und nach Massachusetts, USA. Im Jahr 1927 erliess ein anderer Onkel, König RAMA VII. (König PRAJADHIPOK) ein königliches Edikt, mit dem
er in eine höhere prinzliche Klasse aufstieg und den Titel "Phra Worawong Ther Phra Ong
Chao" erhielt. In diesem Erlass, mit denen Kinder von "Chao Fa", die bisher den Titel "Mom
Chao" trugen, hochgestuft wurden, erhielten auch seine ältere Schwester Galyani Vadhana und
sein jüngerer Bruder Bhumibol Adulyadej neue Titel, Galyani Vadhana wurde so zu "Phra
Vorawongse Ther Phra Ong Chao" und Bhumibol Adulyadej zu "Phra Worawong Ther Phra Ong
Chao Bhumibol Adulyadej".
Im Jahr 1928 kehrte die Familie nach Siam zurück, nachdem sein Vater Prinz Mahidol seine
medizinischen Studien an der Harvard University beendet hatte. Prinz Mahidol starb bereits im
Jahr 1929 mit nur 39 Jahren, als Prinz Ananda Mahidol Mahidol nur vier Jahre alt war, so daß
die Mutter ihre Kinder allein aufziehen musste.
Durch den Staatsstreich im Jahr 1932, der König RAMA VII.
von einem absolutistischen König zum konstitutionellen König machte, hatte die Großmutter Königin Savang Vathana
Angst um das Leben der Familie, insbesondere Angst um das
Leben des möglichen Thronerben Prinz Ananda Mahidol
Mahidol. Sie empfahl der Familie, Siam zu verlassen und die
unruhigen Zeiten lieber im Ausland zu verbringen. So zog die
Familie erneut nach Lausanne in der Schweiz um. Die offizielle Erklärung für den Umzug war die Gesundheit und die
weitere schulische Ausbildung des Prinzen. Sie verließen Siam im Jahr 1933 und Ananda Mahidol Mahidol verbrachte
einen großen Teil seiner Jugend in der Schweiz.
Als die Abdankung von König PRAJADHIPOK immer sicherer
wurde, wurde die Mutter des Prinzen von einem Mitglied der
Regierung angesprochen, ob sie sich vorstellen könnte, daß
Prinz Ananda der neue König von Siam werden könnte. Als
König RAMA VII. dann tatsächlich abdankte, war er der letzte übriggebliebene Sohn von Königin Sri Pacharindra, er hatte jedoch keine leiblichen Kinder. So ging die Krone in diesem Fall
auf die Kinder von Königin Savang Vathana über. Sie hatte zwei Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten, den Sohn Prinz Sommootiwongwarothai, Prinz von Nakhon Si Thammarat, der
ohne Sohn gestorben war und den Sohn Prinz Mahidol, der zwei Söhne hatte. So fiel folgerichtig die Krone an den Sohn des Prinzen Mahidol, den Prinzen Ananda Mahidol Mahidol.
Insbesondere der früher wichtige Politiker Pridi Phanomyang (siehe zu ihm auch unsere Serie:
Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind - Teil 2, FARANG Heft 10/2008 S. 17) überzeugte
das Kabinett, daß der erst neunjährige Ananda der neue König von Siam werden sollte. So
wurde am 02.03.1935 der Prinz vom Parlament zum neuen König gewählt.
Da der neu gewählte König noch ein Kind war und eine Schulausbildung in der Schweiz machte, bestimmte das Parlament drei Regenten, die vorerst die Regentschaft übernehmen sollten.
Es handelte sich dabei um Colonel Prinz Anuwatjaturong, Lieutenant Commander Prinz Artit
Thip-apa und Chao Phraya Yommaraj (Pun Sukhum).
Im Jahr 1938 besuchte der neue König im Alter von 13 Jahren zum ersten Mal seine neue Heimat. Er wurde auf dieser
Reise von seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder begleitet. In dieser Zeit war der Diktator Feldmarschall Plaek
Phibulsongkram (siehe hierzu auch: Bekannte Thai, die aus
Thailand geflohen sind - Teil 1, FARANG Heft 09/2008, Seite
16) Premierminister von Siam, der am 23.06.1939 die Änderung des Landesnamens von Siam auf Thailand verfügte!
Durch Phibulsongkram wurde Thailand in den Jahren 194041 in den sogenannten "Franco-Thai-Krieg" mit dem Frankreich der Vichy-Regierung hineingezogen. Der Feldmarschall
wollte verloren gegangene Gebiete Thailands, die damals
zum französischen Indochina gehörten, mit Gewalt wieder
zurückholen. Es kam zu zahlreichen Schlachten und Luftangriffen der Thailänder auf laotisches und kambodschanisches
Gebiet. Letztendlich gab es jedoch von beiden Seiten keine
Sieger, und so wurde am 09.05.1941 ein Friedensabkommen
in Tokio unterzeichnet. Eindeutige Gewinner der ganzen Situation waren jedoch die Japaner, die, bedingt durch die
nunmehrige Schwäche Thailands, am 08.12.1941 in Thailand einmarschierten und das Land
besetzten.
Der König war nicht im Land und der Premierminister regierte in dessen Abwesenheit. Am
24.01.1942 wurde das besetzte Thailand formal ein Alliierter des Imperiums von Japan und ein
Mitglied der sogenannten "Achse", deren wichtigste Mitglieder Deutschland, Italien und Japan
waren. Thailand erklärte nunmehr auch den Alliierten den Krieg. Als im Jahr 1944 klar war,
daß die Japaner den Krieg verlieren würden, hatten insbesondere Bangkok und andere Teile
des Landes schwere Luftangriffe der Alliierten hinter sich. Diese Luftangriffe, der Krieg an sich
und die zunehmend schwerer werdende ökonomische Situation machten das Regime von Plaek
Phibulsongkram beim Volk zunehmend unpopulärer und so musste er schließlich auf Druck des
"Seri-Thai Movements" (Free Thailand Movement) zurücktreten und am 01.08.1944 wurde
Major Luang Khuang Abhaiwong neuer Premierminister.
Am 15.08.1945 kapitulierte Japan schließlich und Thailand fiel nun unter die Oberhoheit der
Briten. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrte KÖNIG ANANDA MAHIDOL am 05.12.1945
nach Thailand zurück, dies war erst sein zweiter Besuch in seiner Heimat. Er machte sehr viele
Reisen durch das Land, bei denen er sehr schnell die Herzen der Bevölkerung gewann, denn er
hatte ein einnehmendes und freundliches Wesen. Da er eine Ausbildung in Jura genossen hatte
interessierte ihn besonders das Rechtswesen in Thailand, das übrigens von Ende 1945 bis zum
11.05.1949 interessanterweise noch einmal in Siam rückbenannt wurde, sowie die Landwirtschaft. Bei offiziellen Anlässen erschien der König immer ernsthaft und würdevoll. Er hatte jedoch auch eine Sanftmut, die das Volk an ihm schätzte und seine persönlichen Besuche beim
gemeinen Volk in Bangkok und Umgebung brachten ihm viel Sympathie ein.
Am 09.06.1946 kurz nach neun Uhr morgens traf Siam eine furchtbare Nachricht. Gegen 9 Uhr
hörten Pagen einen Schuß aus seinen Gemächern und fanden den König blutüberströmt und
bereits tot auf seinem Bett. Wie der KÖNIG RAMA VIII. tatsächlich zu Tode kam ist bis heute
nicht klar. Sämtliche Theorien der möglichen Todesursache haben ihre Befürworter und ihre
Gegner, aber auch Schwächen in der Darstellung dieser oder jener Theorie werden die genauen Umstände seines Todes nicht richtig und endgültig verifizieren.
Trotz seiner kurzen Regierungszeit hatte KÖNIG ANANDA MAHIDOL, der nie offiziell gekrönt
worden war und den Titel des Königs erst nach seinem Tod von seinem Nachfolger, KÖNIG
RAMA IX. erhielt, die ihm übertragenden Aufgaben gut erledigt. Er wird mit seiner sanften und
freundlichen, warmen Art immer in der Erinnerung der Thailänder bleiben.
KÖNIG RAMA VIII. ist auf der Rückseite der gegenwärtigen 20-Baht-Note abgebildet, sie zeigt
die Rama VIII.- Brücke im Hintergrund sowie ein kleines Bild des Königs, der von dem königlichen Schirm beschützt wird und seinen jüngeren Bruder, den jetzigen Monarchen RAMA IX.,
der leicht erkennbar an der ihn stets begleitenden Kamera ist.
RAMA IX.
Prinz Bhumibol Adulyadej wurde am 05.12.1927 in Cambridge, Massachusetts, U.S.A. im Mount Auborn Hospital als jüngerer Sohn von Prinz
Mahidol Adulyadej von Songkhla (Somdej Chao Fa Mahidol Adulyadej
Kromma Luang Songkla Nakarin) und dessen Ehefrau Somdej Phra
Srinagarindra Boromarajajonani geboren, wo sein Vater seine Medizinstudien abschloss. Er kehrte im Jahr 1928 zum ersten Mal nach Siam
zurück, wo sein Vater am 24.09.1929 unerwartet an Nierenproblemen
und einer Leberdysfunktion starb, so daß seine Mutter nun ihn und
seinen älteren Bruder (später KÖNIG RAMA VIII.) allein aufzog. Im
Jahr 1933 kehrte die Familie in die Schweiz zurück, da beide Kinder
dort ihre Schulausbildung machen sollten. Dort besuchte der junge
Prinz zuerst die "Ecole Nouvelle de la Suisse Romande" in Chailly sur
Lausanne. Später wechselte er zum "Gymnase Classique Cantonal of
Lausanne", wo er seine Schulausbildung abschloss. Im Jahr 1938 kehrte Prinz Bhumibol Adulyadej zwar zusammen mit seinem Bruder für
zwei Monate nach Siam zurück, dennoch kehrten beide Kinder vorerst
noch einmal in die Schweiz zurück, primär zur weiteren Ausbildung.
Prinz Bhumibol Adulyadej war an sich sehr an Naturwissenschaften
interessiert und wollte, nach der Rückkehr nach Thailand im Jahr 1945, ein dementsprechendes Studium
an der Universität von Lausanne aufnehmen (er ähnelte damit einem seiner berühmten Vorgänger, KÖNIG MONGKUT). Seine gesamte Lebensplanung bzw. seine eigenen Vorstellungen wurden am 09.06.1946
jedoch jäh geändert, als sein älterer Bruder KÖNIG ANANDA MAHIDOL, RAMA VIII., plötzlich eines tragischen Todes starb. Sofort wurde Prinz Bhumibol Adulyadej zum neuen König ernannt, wenn auch die
offizielle Krönungszeremonie erst später stattfand. Der neue KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ, RAMA IX.
wollte zuerst seine Studien in der Schweiz, diesmal jedoch in Poltik- und Rechtswissenschaften, fortsetzen, um damit besser auf den Beruf des Königs vorbereitet zu sein, und so studierte er ab 19. August
1946 in diesen Fächern.
Am 04.10.1948 erlitt KÖNIG RAMA IX. am Genfer See in der Schweiz einen Autounfall mit einem Fiat
Topolino, bei dem er das rechte Auge verlor. Dieses tragische Ereignis führte dazu, daß er die Tochter des
siamesischen Botschafters in Frankreich kennenlernte, Mom Rajawongse Sirikit Kitiyakara (Tochter von
Prinz Chandaburi und dessen Ehefrau Luang Bua Kittiyakara). Die vielen Krankenbesuche führten dazu,
daß aus einer anfänglichen Zuneigung eine tiefe Liebe entstand, die in der Heirat am 28.04.1950 um
09:30 im Sra Pathum-Palast in Bangkok besiegelt wurde, nachdem die Verlobung im engsten Familienkreis im Windsor Hotel in Lausanne bereits am 19.07.1949 erfolgt war.
Die Krönungszeremonie
Die Krönungszeremonie fand am 05.05.1950 im Großen Palast zu
Bangkok statt. Der zeremonielle Name war: Phrabat Somdet Phra
Paraminthara
Maha
Bhumidol
Adulyadej
Mahitalathibet
Ramadhibodi
Chakkrinaruebodin
Sayamminthrathirat
Borommanatthabophit. Am gleichen Tag machte KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ seine Frau zur Königin. Sie erhielt dabei den Titel
Somdej Phra Boroma Rajini. Dieser Krönungstag ist seitdem ein
öffentlicher Feiertag in Thailand.
Analysieren wir einmal diesen offiziellen Krönungsnamen, so ergibt
sich folgendes: "Phra" ist ein Pronomen der dritten Person, das der
angesprochenen Person einen wesentlich höheren Rang verleiht
als dem Sprecher. Für sich allein bedeutet Phra=exzellent, was
wiederum von dem Sanskrit-Wort vara kommt und ebenfalls exzellent bedeutet. "Bat" heißt übersetzt Fuß und kommt aus dem
Sanskrit pada. "Somdet" bedeutet Exzellenz, "Paraminthara" in der
Übersetzung "Der Große", aus dem Sanskrit parama (groß) und
indra (Führer). "Maha" (groß, aus dem Sanskrit maha), "Bhumibol" (Stärke des Landes, aus dem Sanskrit bhumi= Land und
bala=Stärke), "Adulyadej" (unvergleichbare Macht, aus dem
Sanskrit
atulya=unvergleichbar
und
teja=Macht.
"Mahitalathibet"=Sohn von Mahidol, "Ramathibodi"=Rama, die Inkarnation des Gottes Vishu, um ein großer Herrscher zu werden, rama+adhi=groß, pati=Präsident), "Chakkrinaruebodin"= Leiter der Leute, der
aus dem Hause Chakri ist (aus dem Sanskrit chakri+nari=Männer und pati=Präsident),
"Sayamminthrathirat"= Der große König von Siam (aus dem Sanskrit syama=dunkel,braun+indra+ati=
groß+raja=König und schließlich "Borommanatthabophit"=Das Königtum, das ein großes Schutzdach ist
(aus
dem
Sanskrit
parama=groß+nadha=derjenige,
auf
den
andere
vertrauen
können+pavitra=Königtum).
Der Titel Rama IX.
KÖNIG BHUMIBOL wird im Ausland zumeist als KÖNIG RAMA IX. bezeichnet. Dieser Titel wird
von der thailändischen Bevölkerung jedoch nie benutzt. Der Titel "Rama" stammt vermutlich
aus der Abkürzung von "Ratschakan Thi Kao", was wörtlich übersetzt "Die neunte Regierungszeit" bedeutet. Umgangssprachlich wird der König von den Thai zumeist als "Nai Luang" oder
auch als "Phra Chao Yu Hua" bezeichnet, beides heißt König. Formell wird der König als
"Phrabat Somdej Chao Yu Hua" angeredet. In offiziellen Dokumenten lautet die Anrede
"Phrabat Somdej Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej". Der König selbst unterschreibt
offizielle Staatsdokumente mit "Bhumibol Adulyadej Por Ror", was übersetzt "Bhumibol Adulyadej Rex" heißt, wobei "Rex" das lateinische Wort für König ist.
Nach Abschluss seiner Studien übernahm KÖNIG RAMA IX. im Jahr 1951 die Regierungsgeschäfte. Vom 22.10.-05.11.1956 lebte der König, wie für sehr viele Thai üblich, als buddhistischer Mönch im Wat Bowonniwet Vihara im Bangkoker Stadtteil Banglamphu. Diesen Tempel
suchte er mit Bedacht aus, da einer seiner Vorfahren, KÖNIG RAMA IV. (KÖNIG MONGKUT),
dort einmal Abt gewesen war und in Erinnerung an den Tod seiner Großmutter Königin Savang
Vadhana, die am 17.12.1955 gestorben war. Während dieser Zeit war Königin Sirikit die offizielle Regentin und erhielt dafür den Titel "Somdej Phra Boromarajininat".
Die Ministerpräsidenten
Während der bisherigen Regierungszeit von KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ hat dieser schon
viele Ministerpräsidenten erlebt, die hier genannt seien:
Pridi Phanomyong oder Luang Pradisot-Manutham, 11.06.1946-23.08.1946 (siehe hierzu FARANG Nr.
10/2008, S.17)
Konteradmiral Thawal Thamrong Navaswadhi, 23.08.1946-30.05.1947 und 30.05.1947-08.11.1947
Major Kuang Abhayawongse 10.11.1947-21.02.1948 und 21.02.1948-08.04.1948
Feldmarschall Plaek Phibulsongkram, 08.04.1948-24.06.1949, 25.06.1949-29.11.1951, 29.11.195106.12.1951, 06.12.1951-08.03.1952, 24.03.1952-25.02.1957 und 21.03.1957-16.09.1957 (siehe
FARANG Nr. 09/2008, S.16)
Pote Sarasin, 21.09.1957-26.12.1957
Feldmarschall Thanom Kittikachorn 01.01.1958-20.10.1958 (siehe hierzu FARANG Nr.11/2008, S.17)
Feldmarschall Sarit Dhanarajata oder Sarit Thanarat, 9.2.1959-8.12.1963
Feldmarschall Thanom Kittikachorn, 09.12.1963-07.03.1969, 07.03.1969-17.11.1971
Sanya Dharmasakti oder Sanya Thammasak, 14.10.1973-21.05.1974 und 27.05.1974-21.01.1975
Mom Rajawongse Seni Pramoj oder Seni Pramoja, 21.02.1975-6.3.1975
Mom Rachawong Kukrit Pramoj oder Kukrit Pramoja, 17.3.1975-12.1.1976
Mom Rajawongse Seni Pramoj oder Seni Pramoja, 21.04.1976-23.03.1976 und 05.10.1976-08.10.1976
Tanin Kraivixien, 22.10.1976-20.10.1977
General Kriangsak Jamanandana Chomanan, 12.11.1977-29.02.1980
General Prem Tinsulanonda, 12.03.1980-19.03.1983, 30.04.1983-05.08.1986 und 05.08.1986-9.04.1988
General Chatichai Choonhavan 04.08.1988-23.02.1991
Anand Panyarachun, 02.03.1991-06.04.1992
General Suchinda Kraprayoon, 07.04.1992-24.05.1992
Anand Panyarachun, 10.06.1992-22.09.1992
Chuan Leekpai, 23.09.1992-19.05.1995
Banharn Silpa-archa oder Silapa-archa, 13.07.1995-27.09.1996
General Chavalit Yongchaiyudh, 25.11.1996-06.11.1997
Chuan Leekpai, 09.11.1997-09.02.2001
Thaksin Shinawatra, 09.02.2001-08.03.2005 und 09.03.2005-19.09.2006
General Surayud Chulanont 01.10.2006-29.01.2008
Samak Sundaravej oder Samak Sunthornvej, 29.01.2008-09.09.2008
Somchai Wongsawat, 17.09.2008-02.12.2008
Abhisit Vejjajiva seit dem 15.12.2008
Natürlich zeigen die vielen verschiedenen Ministerpräsidenten und deren oftmals nur sehr kurze Regierungszeit an, durch welche unruhigen Zeiten Thailand in den letzten Jahrzehnten gegangen ist. Doch blieb als stabilisierender Faktor, der das Land immer zusammenhielt, KÖNIG
RAMA IX. erhalten. An ihm konnte sich das Volk aufrichten.
Wir wollen an dieser Stelle jetzt nicht die Geschichte Thailands seit der Regierungsübernahme
von KÖNIG BHUMIBOL untersuchen, denn dies würde den Rahmen dieser Biographie über den
König mit Sicherheit sprengen. Eine Darstellung der Geschichte Thailands möge weiteren, späteren Folgen unserer historischen Seite vorbehalten bleiben.
KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ (RAMA IX.)
Des Königs Projekte
KÖNIG RAMA IX. ist nicht nur im Volk sehr beliebt und verehrt, er hat auch diverse Rechte, die
in der thailändischen Verfassung festgelegt sind, die es ihm ermöglichen, gewissen Einfluss auf
die Politik und die Politiker zu nehmen, auch wenn er von diesen Möglichkeiten nur sehr selten
Gebrauch gemacht hat. Als König hat er inzwischen sämtliche 76 Provinzen in Thailand besucht, und besonders die Verbesserung der Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung
sind ihm eine Herzensangelegenheit. Für die Opfer von Naturkatastrophen richtete er im Jahr
1963 die "Rajprachanukroah Stiftung" (Öffentliche Stiftung für Rettungswesen) ein. Auch die
Aufgaben des königlichen medizinischen Dienstes, der von seinem Vater aufgebaut worden
war, und der insbesondere in den schlechter versorgten ländlichen Gebieten für die Bevölkerung tätig werden soll, wurden von ihm noch ausgeweitet. Auch im Bildungswesen ist der König aktiv tätig, so wurde auf seinen Wunsch in seiner Bangkoker Residenz, dem Chitrlada Palast, eine Schule nicht nur für seine eigenen Kinder sondern auch für die Kinder der Palastbediensteten eingerichtet. Jährlich werden umfangreiche Stipendien an Studenten für Auslandsstudien von ihm vergeben und die Übergabe der Diplome für den Studienabschluss erfolgt
normalerweise traditionell durch den König.
Für die Bergvölker im Norden Thailands wurde in der Provinz Chiang Mai die Chao Phaw Luang
Oubpatham Schule eingerichtet. Der Name bedeutet übersetzt etwa "unter der Obhut des Königs". Im Distrikt Phrapradaeng in der Provinz Samut Prakan wurde auf seinen Wunsch eine
Schule Rachapracha Samasai für die Kinder von Leprakranken eingerichtet. Zur Verbesserung
des Wissens der thailändischen Jugend liess der König eine Enzyklopädie der Jugend herausgeben. Besonders bekannt geworden sind seine Bemühungen das Leben der Landbevölkerung
zu verbessern. Es begann im Jahr 1964 im Dorf Hopkaphong in der Provinz Phetchaburi, gefolgt vom Dorf Khun Huay in der gleichen Provinz sowie Nong Plub in der Provinz Prachuap
Khiri Khan und Tong Louie Lai (Provinz Chaiyaphum).
Im Jahre 1975, als das neue Gesetz zur Landreform in Kraft trat, verschenkte der König aus
dem königlichen Besitz 51.964 Rai und 95 Quadrat-Wah, um damit armen Bauern, die bisher
nicht über eigenes Land verfügten, nunmehr endlich zu eigenem Landbesitz zu verhelfen. In
den Bergen Nordthailands war es ein besonderes Anliegen des Königs endlich den illegalen
Mohnanbau der Bergvölker zu unterbinden. Aus Schlafmohn wurde Opium gewonnen, und dieser Anbau wurde nun ersetzt durch die Tierzucht und den Anbau von Pflanzen, insbesondere
Früchte und Gemüse, die auf kühles Klima angewiesen sind. Damit wurde auch der Entwaldung
vorgebeugt und die Feuerrodung bekämpft. Der König hatte also schon sehr früh die heutigen
ökologischen Probleme vorausgesehen.
Ebenfalls sehr engagiert war er bei einem Projekt zur Erzeugung künstlichen Regens, um damit
die oftmals langen Trockenzeiten im Land zu unterbrechen. Auf dem Gelände des königlichen
Palastes in Bangkok wird eine Frischwasserfischzucht betrieben, wo einheimische und fremde
Fische gezüchtet werden, die auch an Interessierte vertrieben werden. Auch Reis zur Erforschung neuer Anbaumethoden wird im Palastgelände angebaut, und die ChtrladaLebensmittelfarm wurde gegründet, um die Lebensmittelindustrie zu fördern und neue Technologien in der Viehzucht zu erforschen. Weitere Projekte sind die Erforschung der Milchpulverproduktion für den einheimischen Markt, die Entwicklung besserer Reisdreschmethoden sowie
die Ausschaltung von Zwischenhändlern beim Verkauf durch die Stärkung von Kooperativen.
Für die Angehörigen von im Dienst getöteten Polizisten und Soldaten existiert die Sai Jai Thai
Stiftung, welche die Angehörigen nach dem Todesfall unterstützt.
Musiker und Komponist
Auch als Privatmann ist der König sehr engagiert. Er ist ein Musiker und als Saxophon-Spieler
durchaus bekannt. So trat er z.B. zusammen mit Benny Goodman im Jahr 1960 auf. Fotos zeigen ihn auch mit vielen anderen Stars des Jazz. Er hat 48 Lieder geschrieben, darunter "Blue
Day", das 1950 von Mike Todd in das Broadway Musical "Peepshow" aufgenommen wurde,
wahrscheinlich das einzige Mal, daß eine königliche Komposition in einem Musical auftauchte!
Der König ist auch der einzige thailändische
Komponist, der in der bekannten Enzyklopedia
of Jazz auftaucht. Gleichfalls existieren Einträge
über ihn in der "Akademie der Musik und darstellenden
Kunst"
in
Wien.
Bekannte
Kompositionen des Königs sind: Echo, Still on
my mind, Old-Fashioned Melody, No Moon,
Dream Island sowie Kwan Fun An Soong Sud
und Rao Su.
KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ ist auch ein bekannter Fotograf, dessen Bilder im Land durchaus bekannt sind und bei Ausstellungen oft gezeigt wurden. Mit einer Kamera, die ihn bei allen
Touren begleitet, dokumentiert er auch seine ganzen Projekte. Er ist weiterhin Maler, Schriftsteller (sein Buch Phra Mahachanok basiert auf einer traditionellen Jataka-Geschichte, und das
Buch The Story of Thong Daeng ist die Geschichte seines Hundes Thong Daeng), dann auch
Segel-Sportler, der im Jahr 1967 bei den Vierten Südostasien-Spielen eine Goldmedaille gewann sowie Segelbootdesigner, der in der sogenannten Moth Klasse die Boote "Mod, Super
Mod" und "Micro Mod" entwickelte.
Ausserdem dürfte KÖNIG RAMA IX. der einzige Monarch sein, der ein selbst entwickeltes Patent besitzt. Er erhielt es im Jahr 1993 für die Entwicklung eines Schmutzwasserversprühers
namens "Chai Pattana". Weitere Patente besitzt er seit 1955 auf dem Gebiet der künstlichen
Regenerzeugung sowie seit 1999 das "Sandwich"-Regenpatent und seit 2003 das "Supersandwich"-Regenpatent. Auch als leidenschaftlicher Funkamateur (Rufzeichen HS 1A) ist der König
in der ganzen Welt bekannt.
Am 05.12.2006 feierte er das Ereignis des 60-jährigen Thronjubiläums. Es gibt keinen Monarchen der länger regiert! Zu diesem bedeutenden Anlass waren viele Könige und Hoheiten aus
aller Welt in Bangkok zugegen. Schon im Jahr 1987 wurde ihm vom Ministerpräsidenten, nach
einer in Thailand durchgeführten Volksabstimmung, der Ehrentitel und Namenszusatz "der
Große" verliehen, den vor ihm nur König RAMA I. und König RAMA V. trugen!
Die Kinder und Enkel
KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ hat vier Kinder und 12 Enkelkinder:
A) Prinzessin Tunkramhom Ying Ubolratana Rajakanya Sirivadhana Phannavadi, geboren am 05.04.1951
in Lausanne. Sie war von 1972-1998 mit dem US-Amerikaner Peter Ladd Jensen verheiratet, hatte daraufhin auf alle Thronprivilegien verzichtet, kehrte jedoch nach ihrer Scheidung nach Thailand zurück.
Drei Kinder:
- Khun Ploypailin Jensen, geboren am 13.02.1981 in San Diego, U.S.A.
- Khun Bhumi Jensen, geboren am 16.08.1983 in San Diego, U.S.A., gestorben im Tsunami in Khao Lak
am 26.12.2004.
- Khun Sirikitiya Jensen, geboren am 18.03.1985 in San Diego, U.S.A.
B) Kronprinz Somdet Phra Boromma Orasadhiraj Chao Fa Maha Vajiralongkorn Sayam Makutrajakuman,
geboren am 28.07.1952 in der Ambara Villa des Dusit Palastes in Bangkok. Er war dreimal verheiratet:
1.) Prinzessin Soamsavali Kitiyakara, Prinzessinnennichte von Thailand vom 03.01.1977-12.08.1991. Ein
Kind:
- Prinzessin Bajrakitiyabha von Thailand, geboren am 07.12.1978 in Bangkok
2.) Yuvadhida Polpraserth (Mom Sujarinee Mahidol na Ayudhaya) von 02.1994-1996
Fünf Kinder:
- Prinz Chudhavajra Mahidol, geboren am 29.08.1979 in Bangkok
- Prinz Vajaresra Mahidol, geboren am 27.05.1981 in Bangkok
- Prinz Chakrivajra Mahidol, geboren am 26.02.1983 in Bangkok
- Prinz Vajravira Mahidol, geboren am 14.06.1985 in Bangkok
- Prinzessin Sirivannavari Nariratana von Thailand (vormals Busra Namnejira), geboren am 08.01.1087 in
Bangkok
3.) Prinzessin Phrachaoworawongther Phra-ongchao Srirasmi Phraworachayanaj Somdej Phraborom
Orasathiraj Siammakut Rajakumari, seit dem 10.02.2001,
ein Kind:
- Prinz Dipangkorn Rasmijoti (Phra Ratchaphithi Somphot Duan Lae Khuen Phra-U), geb. am 29.04.2005
in Bangkok.
C) Prinzessin Somdet Phra Theprat Ratsuda Chao Fa Maha Chakri Sirindhorn Ratthasima Khunakon
Piyachat Sayam Borommarat Chakumani, geboren am 02.04.1955 in Bangkok. Nicht verheiratet.
D) Prinzessin Chulabhorn von Thailand oder Chulabhorn Walailak, geboren am 04.07.1957 in
Bangkok. War von 1982-1984 mit Royal Thai Air Force Lieutenant Virayudh Didyasarin verheiratet.
Zwei Kinder:
- Prinzessin Siribhachudabhorn, geboren am 08.10.1982 in Bangkok.
- Prinzessin Adityadhornkitikhun, geboren am 05.05.1984 in Bangkok.
Integrationsfigur
Schon seit dem Jahr 1946 stellt KÖNIG RAMA IX. die Integrationsfigur des Landes dar, ohne
ihn wäre des Land vermutlich in sehr viele schwere Turbulenzen geraten. Das Motto seiner
Regierungszeit "Ich werde das Land einzig zum Vorteil seiner Menschen regieren" zeigt ganz
deutlich, daß er sich damit von den meisten politischen Machthabern im Land unterscheidet
und auch ganz bewußt davon unterscheiden will.
Der vom König gegründete Fonds zur Hilfe nach Naturkatastrophen gilt im Land als korruptionsfrei und als unbürokratisch. Nicht zuletzt deshalb gingen nach dem verheerenden Tsunami
im Dezember 2004 ernorme Spendensummen auf den Konten ein.
Von der Bevölkerung wird KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ außerordentlich verehrt. In jedem
Haus, Geschäft oder öffentlichen Einrichtung hängt ein Bild des Königs. Es ist selbstverständlich, daß man sich beim Abspielen der Königshymne (z.B. im Kino vor Beginn eines Filmes)
erhebt und nach dem Ende der Hymne in Richtung des Königs verneigt. Das königliche Regenprojekt für den Isaan, genannt "Fon luang", ist eine ausserordentlich wichtige Einrichtung, die
dem oftmals von Dürren heimgesuchten Isaan sehr viel Hilfe verschafft hat. Auf vielen Autos in
Thailand findet man Aufkleber mit den Worten "Wir lieben den König", und viele Thai zeigen
ihre Sympathie und Liebe für den König durch das Tragen der Farbe Gelb am Montag. Denn
jedem Wochentag ist in Thailand eine bestimmte Farbe zugeordnet, und da der König an einem
Montag geboren wurde ist es die Farbe Gelb.
Im Herbst 1950 war König Bhumibol Adulyadej einer der wenigen die gegen den Einmarsch der
Chinesen in Tibet offziell bei der Chineseischen Regierung protestiert hat.
Am 5.12.2009 feierte der König mit dem ganzen Land seinen 82. Geburtstag. Die Redaktion
des FARANG möchte sich den Glückwünschen für den dienstältesten Monarchen der Welt herzlichst anschliessen und beste Gesundheit wünschen!

Similar documents