Cod. Pal. germ. 119 - Universitätsbibliothek Heidelberg
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Cod. Pal. germ. 119 - Universitätsbibliothek Heidelberg
Cod. Pal. germ. 119 Niklas von Wyle ⋅ ‘Marina’ ⋅ Heinrich Steinhöwel ⋅ ‘Gregorius auf dem Stein’ ⋅ ‘Der Junker und der treue Heinrich’ Papier ⋅ 183 Bll. ⋅ 21 × 15 ⋅ Heidelberg (oder Württemberg [?]) ⋅ zwischen 1461 und 1474 Lagen: (I-1)1* + 10 VI120 + VIII135 (mit Bl. 134*) + 3 VI171 + (VI-2)178*** (mit Bll. 178*, 178**). Einige Lagenaußenblätter waren am Falz auseinandergerissen und sind einzeln eingebunden, indem sie mit der Rißkante um den Falz gelegt wurden (Bll. 25/36, 49/60, 85/96). Aufgeklebte Falzstreifen aus Pergament Bll. 6/7, 18/19, 78/79, 90/91, 153/154, 165/166, 172. Reklamanten nur am Ende der ersten Lage erhalten, sonst bis auf Reste beschnitten. Foliierung des 17. Jhs.: 1-178, überspringt Bl. 134*; dieses und Bll. 1*, 178*-178*** mit moderner Zählung. Wz.: Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und schrägem Kreuz (verschiedene Varianten), darunter a.) PICCARD 2, Typ V/321 (Schwaben u.ö. 1465-1469); b.) PICCARD 2, Typ V/327 (Schwaben u.ö. 1465-1470); PICCARD 2, Typ V/318 (Schwaben u.ö. 1465-1467). Schriftraum: 16,5-17 × 8,5-9; 25-32 Zeilen; 135r-178v Text versweise abgesetzt. Bastarda von zwei Händen (I: 1r-83r; II: 84r-178v; nach KINZEL [s. Lit., S. 16] von einer Hand). Überschriften in Rot. 1r Deckfarbeninitiale mit flächigem Rankendekor in Grün, Violett und Hellrot über sechs Zeilen (identische Farbgebung und Machart zeigt die Eingangsinitiale von Cod. Pal. germ. 340 [‘Malagis’, 1474 im Besitz Graf Eberhards von Württemberg]; sehr ähnlich ist auch die Eingangsinitiale von Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1794, 1r; vgl. auch Initialen und Rankenwerk von Cod. Pal. germ. 147). 65r, 76r Initialen mit zweifarbig (rotblau) geteiltem Buchstabenkörper über fünf bis sechs Zeilen. Lombarden in Rot über drei (Schreiber I) beziehungsweise zwei (Schreiber II) Zeilen; 84r, 100r, 115r blaue Lombarden über drei bis vier Zeilen. Übliche Rubrizierung; Eigennamen rot unterstrichen. Papier mit leichten Bräunungen und Stockflecken; leichter Tintenfraß. Bl. 135 Blattweiser aus Leder. Brauner Ledereinband von Jörg Bernhardt (?) mit blindgedruckten Rollenstempeln. Vorderseite vergoldeter Engelskopf (PRESSER, S. 287, Abb. 5), vergoldete Platte mit Bildnis Ottheinrichs in Kartusche, oben O.H. [Ottheinrich], unten P.C. [Pfalzgraf Churfürst]; Jahreszahl 1558; Rückseite vergoldetes Wappen der Pfalz in Kartusche (HAEBLER 2, S. 71, Platten V, VII, Rollen 2, 3, 4, 5; BERENBACH, S. 32 Nr. 23). Papiernes Titelschild, abgelöst und auf dem Hinterspiegel aufgeklebt: Amico[rum] Duor[um]/ H[is]tor[ia]/ [Enee et] alia (17. Jh.). Messingbeschläge, zwei Riemenschließen. Blauweiß-rotes Kapital. Restaurierung 1962 (Hans Heiland): Rücken ausgebessert. Herkunft: Provenienz aus dem Besitz der Erzherzogin Mechthild von Österreich, geb. Pfalzgräfin bei Rhein, ist nicht unwahrscheinlich (BERTELSMEIER-KIERST [1996, s. Lit.], S. 334, Anm. 41: "genau jene Symbiose von neuer und alter Literatur, die für Mechthilds Bibliothek charakteristisch ist"); zu beachten ist auch die Gemeinsamkeit in der Ausstattung der Initialen mit Cod. Pal. germ. 340 (s. Lagen). Hs. der älteren Schloßbibliothek, doppelt verzeichnet im Katalog von 1556/59: Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1941, 59v [Historici, 4°] Nicolai Aronis Grisellis Gregorii Papae vnd von ainem Knecht Hainrich etc. auf Papir geschrieben; Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1941, 35v [Historici, 4°] Hungerisch Historia zweier Liebhabender menschen Eurialo und Luctetia [!]. Item von einem Edelman vnd seinem knecht. geschrieben Papier, 1.4.6.; danach verzeichnet im Inventar der Heiliggeistbibliothek 1581: Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1931, 309v [Historici, 4o] Histori von Liebhabenden Menschen Item Von einem Edellman vnndt seinem knecht Heinrichen. Papir, bretter, rot leder, bucklen. 1*r Capsanummer: C. 64. Vorderdeckel alte römische Signatur: [1]411. 178v unter dem Text durchgestrichene Notiz: abzuschreiben Glöckle (Ferdinand Glöckle). Vorderspiegel Notiz zur Paginierung (19. Jh., Bibliothekar Karl Zangemeister). Schreibsprache: südrheinfränkisch. Literatur: BARTSCH, Nr. 76; WILKEN, S. 349f.; Karl KINZEL (Hrsg.), Der Junker und der treue Heinrich. Ein Rittermärchen, Berlin 1880, S. 16f.; STRAUSS, Wyle, S. 17f. 19f.; Kat. HSA-BBAW (Heinrich NIEWÖHNER, Oktober 1919, 8 Bll.); Ursula HESS, Heinrich Steinhöwels ‘Griseldis’. Studien zur Text- und Überlieferungsgeschichte einer frühhumanistischen Prosanovelle, München 1975 (MTU 43), S. 37-40, 67f., 103f.; Rolf SCHWENK, Vorarbeiten zu einer Biographie des Niklas von Wyle und zu einer kritischen Ausgabe seiner ersten Translatze, Göppingen 1978 (GAG 227), S. 214; Bernward PLATE, Gregorius auf dem Stein. Frühneuhochdeutsche Prosa (15. Jh.) nach dem mittelhochdeutschen Versepos Hartmanns von Aue, Darmstadt 1983 (Texte zur Forschung 39), S. 20f.; WILLIAMS-KRAPP, S. 208; Christa BERTELSMEIER-KIERST, Griseldis in Deutschland. Studien zu Steinhöwel und Arigo, Heidelberg 1988 (Germanisch-romanische Monatsschrift, Beiheft 8), S. 33-35; dies., Übersetzungsliteratur im Umkreis des deutschen Frühhumanismus: Das Beispiel ‘Griseldis’, in: Wolfram-Studien 14 (1996), S. 323-343. 1r-64v AENEAS SILVIUS PICCOLOMINI (Papst Pius II.), DE DUOBUS AMANTIBUS EURYALO ET LUCRETIA, IN DER ÜBERSETZUNG DES NIKLAS VON WYLE (1. TRANSLATZE). >[rot:] Historia von zwein liebhabenden menschen<. Dem hochgeachten vnnd wolgebornnen ritter hern Caspar Slick hern der Nüwemburg keiserlichem Canczler... 64v dann honiges oder sußigkeit vale. Geben zu Wien Quinto nonas Julii Anno etc. Quadragesimo Quarto. Die Dedikation an Pfalzgräfin Mechthild beziehungsweise Markgräfin Katharina von Baden fehlt. Text: von KELLER, Translationen, S. 17-78. Einordnung der Textfassung in die Überlieferung bei SCHWENK (s. Lit.), S. 260-264, 266. – 1*r/v leer. 64v-75v GIOVANNI BOCCACCIO, DECAMERONE IV,1 (DE GUISCARDO ET SIGISMUNDA), NACH DER LATEINISCHEN ÜBERSETZUNG DES LEONARDO BRUNI, DEUTSCH VON NIKLAS VON WYLE (2. TRANSLATZE). >[rot:] Hystoria von einem vatter vnd siner dochter vnd hat der vatter geheissen Tancredus vnd die dochter Sigismunda<. 65r Tancredus was ein furste von Salern. Guttig vnd einer senfftmütigen natur, wo er allein an tode zweier liebhabenden menschen sich nit hette verschuldet... 75v sie beide sament in ein grab vergraben. Die Dedikation an Markgraf Karl von Baden fehlt. Text: von KELLER, Translationen, S. 80-90. 75v-83r [NIKLAS VON WYLE,] RAT WIDER DIE BULSCHAFT (3. TRANSLATZE). >[rot:] Ein getrúwer Ratte widder das anfechten der bulschafft proprie fur das hurübel<. 76r Eneas Siluius poet Embut Niclausen Warttemberg vil heils... 83r got geneme vnd wirdig der hiemeln; vale et iterum vale. Die Dedikation an Pfalzgräfin Mechthild fehlt. Text: von KELLER, Translationen, S. 95-102. – 83v leer. 84r-99r ‘MARINA’. >[rot:] Hystoria vonn einem Richen kauffmann<. Iannensis was ein stat vil vber menig vonn burgern... 99r als er ir wiplich eelich kuscheit mitt fasten vnd enthaldung hette behaldenn. Deo gratias. Text (nach Cod. Pal. germ. 119): Philipp STRAUCH, Deutsche Prosanovellen des 15. Jahrhunderts. I: Marina, in: ZfdA 29 (1885), S. 325-342. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, in: VL2 6 (1987), Sp. 64f. 99v-114v GIOVANNI BOCCACCIO, DECAMERONE X,10 (GRISELDIS), NACH DER LATEINISCHEN ÜBERSETZUNG DES FRANCESCO PETRARCA, DEUTSCH VON HEINRICH STEINHÖWEL. >[rot:] Historia von einem fursten der eins armen mans dochter zu der ee name vnd sie in manicherley wise bewert als das hernach folgt<. 100r In dem land Ytalia gegen dem nieddergang der sonnen lyt ein vber hoher berg geheissen Vesalüs... 114v sin son beleib ein erbe des landes vnnd lebt in seligkeit Amen. Also hatt die hystory ein ende etc. Text (unter Verwendung der Hs.): HESS (s. Lit.), S. 177-237. 114v-134v ‘GREGORIUS AUF DEM STEIN’ (aus ‘Der Heiligen Leben’, WT 42). >[rot:] Historia de s[anc]to Gregorio papa<. 115r Es was ein richer edelman zu Aquitania in dem welschen land... 134v die heilige driueltigkeit die da ist ein warer gott vnnd die werde hoch gelopt junckfrauwe Maria Amen. Explicit deo gratias. Text (nach Cod. Pal. germ. 119): Wilhelm MARTENS, Historia de Sancto Gregorio Papa. Eine Prosaerzählung nach dem Gregorius Hartmanns von Aue. Nach einer Heidelberger Handschrift des XV. Jahrhunderts (Cod. Pal. No. 119), 1. Teil: Text der Handschrift, Tauberbischofsheim 1883 (Beilage zum Programm des Großherzoglichen Progymnasiums Tauberbischofsheim), S. 1-14 (alles, was erschienen); PLATE (s. Lit.), S. 40-169. – 134*r/v leer. 135r-178v ‘DER JUNKER UND DER TREUE HEINRICH’. >[rot:] Ein history von eim edelman vnd sinem knechte Heinrich<. Wollent ir stille getagenn/ So horent ich will uch sagen/ Was hie vor ist geschitt/ Abenture der man nü findet nit... 178v Heinrich bleib auch alda/ Zu land was ime nit gagh/ Hie laß ich dieß rede belibenn/ Got muß vnnß in sin rich schriben. Amen. Text (nach Cod. Pal. germ. 119): Werner SCHRÖDER, Variable Verschriftlichung eines Märe. Ein history von eim edelman vnd sinem knechte Heinrich, Stuttgart 1996 (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main 34,3), S. 92-160. Zum Text s. Walter Johannes SCHRÖDER, in: VL2 4 (1983), Sp. 933f. – 178*-178*** leer. © Dr. Sonja Glauch, Universitätsbibliothek Heidelberg 2003