Cod. Pal. germ. 489: Farb - Universitätsbibliothek Heidelberg
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Cod. Pal. germ. 489: Farb - Universitätsbibliothek Heidelberg
Cod. Pal. germ. 489 FarbFarb- und Tintenrezepte Papier ⋅ 282 Bll. ⋅ 15 × 10 ⋅ Amberg ⋅ 1563 Lagen: I1* (mit Spiegel) + 2 III7d* (mit Bll. 2*, 7a*–7c*) + IV15 + V25 + IV33 + III39 + 241 + 7 IV96a* + V106 + 2 IV122 + III128 + 3 IV149c* (mit Bll. 149a*–149b*) + 2 V169 + 2 VI193 + IV201 + V211 + 7 IV267 + III273* + I274* (mit Spiegel). Regelmäßige Kustoden, Metallstift: A–Mm; Z–Mm, vermutlich erst nach der Bindung angebracht, vgl. Bindefehler, s.u. Zwei Lagen (Bll. 129–144) nach Foliierung I aber vor der Anbringung der Kustoden verbunden. Zwei Foliierungen des 16. Jhs.: I. sammlungsweise, zum Teil stark beschnitten: 1–76, 78–103, Metallstift; 1 [= Bl. 98]–31 [= 128], 40 [= 129]–55 [= 144], 32 [= 145]–36 [= 149]; 1 [= 151]–119 [= 269], jeweils Tinte; II. durchgehend: 1–269, Bll. 1*–2*, 7a*–7d*, 96a*, 149a*–149c*, 270*–274* mit moderner Zählung. Wz.: verschiedene Varianten zwei Türme, darunter Piccard 3, XV/144 (Heidelberg u.ö. 1562–1565, 1568–1573). Schriftraum: 11,5–12,5 × 7,5–8; 14–18 Zeilen. Kurrentschrift des 16. Jhs. von einer Hand. Wenige Korrekturen, unter anderem 207r, 224v von der Hand des Schreibers. Überschriften und Anfangsworte der Rezepte meist in roter Kanzleischrift, selten tintenfarben. Blattweiser am Beginn der Sammlungen. Bll. 119–128, 142–144 stark durchschlagende bzw. ausgelaufene rote Tinte. Weißer Schweinsledereinband mit blindgedruckten Streicheisenlinien, Rollen- und Einzelstempeln des Rosenstab-Meisters für Pfalzgraf Ludwig VI. von der Pfalz, vgl. Schunke 1, S. 92; Helmut Presser, Einbände der Nachfolger Ottheinrichs in Mainz, in: Gutenberg-Jahrbuch 1956, S. 331-340, hier S. 338 Nr. 7. Vorderseite in Rauschel: H : L : P [Herzog Ludwig Pfalzgraf], Jahreszahl: 1563. Rückentitel: 489/ Colores/ conficiendi/ modus (17. Jh.). Braun-rosa Kapital. Zwei Riemenschließen. Rundes Signaturschild, modern: Pal. Germ. 489. Herkunft: 97r Textdatierung, s.d. Lokalisierung nach inhaltlichen Kriterien. Hs. aus der Amberger Bibliothek Pfalzgraf Ludwigs VI. (zum Einband s.o.) nach 1576 nach Heidelberg in die jüngere Schloßbibliothek. Vorderdeckel Capsanummer: C. 148. Schreibsprache: bairisch mit alemannischen Formen (Vorlagen?). Literatur: Wille, S. 63f.; Wilken, S. 490; Emil Ernst Ploss, Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben, Heidelberg (u.a.) 1962, S. 156 Nr. 23 (Sigle H III); Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg489. 1r–96r FARB- UND TINTENREZEPTE (166 Rezepte, ungeordnet). >Ain gar schönes vnnd vast nćtzliches handbüechlin von allerlaÿe farben aus der Federn zć schreiben aim ÿeden schreiber dinnstlich<. 2r >De Cinobrio<. Nimm Zinober, Vnd Reyb den ain guet weyl truckhen, vnnd thue ain wenig Saffran darunder ... 96r vnd legs wider In den hafen, vnd mach ain feur dar vnnder So wirt es Rot, alsdann hastu recht gueten Minium. Die meisten der Einzelrezepte finden sich in abweichender Reihenfolge auch in Nr. 3, nur wenige auch in Nr. 2. – 1*r–2*v, 1v, 7a*r–7d*v, 73v, 96v, 96a*r/v leer. 97r–149r ‘DE COLORIBUS’, dt. (78 Rezepte, ungeordnet). >De Coloribvs. Von denn farbenn. Anno etc. lxii. [1562]<. 98r >Incipit Liber Coloris<. Hie hebt sich das buech der farbenn an. >Ain wasser damit du alle farben temperierst, nach lampardischem [!] sitten, das die farb allweg steet vnd schon beleybt<. >Erstlich.<. Nim Gummi Arabicum, 2. teil ... 149r vnd mergkh was farb dć wilt mit schreiben aus der federn, soll man es vor vndereinander rueren, ee man die feder darein stoß. Wenige der Einzelrezepte finden sich auch in Nr. 1. – 97v, 149v, 149a*r–149c*v leer. 150r–269v FARB- UND TINTENREZEPTE (195 Rezepte; ungeordnet). >Von den farben aus der federnn zć schreyben, züfloriern, vnnd allerdinng zć zerichten<. 151r >Farbenn von der handt aus der federn zuschreibenn, zufloriernn, vnnd zuuergulden, zuberaitten.<. >Lasur machenn<. Als man vber Moer [Farbe ‘Ultramarin’, bezeichnet nach der Cod. Pal. germ. 489 überseeischen (Mittelmeer) Herkunft aus Persien] macht. So lass dir machen ain Silbrin bćchs ... 269v trugkhe darein ein blat Silbers oder ein blat golds, vnnd was dć darein trugkest, das wirt Gollt. Zahlreiche der Einzelrezepte finden sich in abweichender Reihenfolge auch in Nr. 1. – 150v, 270*r–274*v leer. Einige der Rezepte im Wortlaut übereinstimmend mit Anweisungen aus der verbrannten ‘Straßburger Handschrift’ (Straßburg StB A. VI. Nr. 19) aus dem 15. Jh., dem ältesten in deutscher Sprache geschriebenen Malerbuch; unter anderem entspricht Rezept 23 Cod. Pal. germ. 489, 99v–100r, Rezept 44 Cod. Pal. germ. 489, 92v–96r und 151r–154v. Text des Straßburger Manuskripts nach einer Kopie in der Bibliothek der National Gallery London abgedruckt bei Ernst Berger, Quellen und Technik der Fresko-, Oel-, und Tempera-Malerei von der byzantinischen Zeit bis einschliesslich der ‘Erfindung der Ölmalerei’ durch die Brüder van Eyck, 2. Aufl., Schaan 1982 (Beitræge zur EntwickelungsGeschichte der Maltechnik 3; Nachdr. der Ausg. München 1912), S. 167–189. Eine direkte Abhängigkeit ist aufgrund der wenigen Übereinstimmungen nicht anzunehmen. © Dr. Karin Zimmermann, Universitätsbibliothek Heidelberg 2007 2