Texte im und zum Berliner Dialekt

Transcription

Texte im und zum Berliner Dialekt
Humoristisches
Hundert
und Eins.
Enthaltend
Travestien, Schwanke, Schnurren, Berliner lokositaten,
Ensembles u. dergl. m.
Von
Slawa.
Eduard Neymann
Motto:
Denn man solch' Leut' auch haben mnst,
Die im Scherz die Leut' rühren fein,
Denn wir nicht alle Catones sein.
Fischart.
Inhalts -Verzeichniß.
Löwenstein Wilhelm Teller, historische Erzählung
Gewände
Dionpsius und
im jüdischen
sein Hofbarbier, historische Erzählung im Berliner
Volksdialekt
Die Landvisitation
Complimentir-Uebung, ein Schnickschnack
Der Bauer in der Stadtapotheke
Lob des Pinsels. Von H und M
Das Klatschweiber-Kleeblatt, Charaktergemälde im Berliner
Volksdialekt
Lyrische Studien eines ercentrischen Ladendieners.
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1. Doppeltes Akrostichon
2. Mein Unglück
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3. Die Frage
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emes Tänzers.
1. Einladung zum Tanz an Bianka
2. AlsVianka in Folge des Tanzes gefährlich erkrankt war
3. Als Bianka wieder genesen war
Aus dem Tagebuche
Berliner Straßen-Echo's
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Der Pastor und sein Küster
Pumpgesuch an den Wechsler Jonas, Travestie auf das Lied:
Sohn, hier Haft Du meinen Speer :c
Des Stiefels letzte Stunden
Ein süßes Wort
Parodie eines Pariser Modcberichts neuerer Zeit
Der Dubberworth, pommcrsches Volksmärchen, berlinisch gegeben
An meinen alten Filz
Die Berechnung, jüdischer Schwank
Recept zu einem Liebesbriefe
Ach, wenn ich doch ein Nollsack war! Ein unschuldiger Wunsch
in Versen
Ein Feenmährchen, wie es der Holzhauer Knubbe in der Budike
zum
lustigen Sägcbock vorgetragen
Stammbuch eines Seifensiedergcsellen
Rechnung eines dienenden Facwtums
hat
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Jupiters Qual, mythologische Erzählung im Berliner Volksdialekt
Kuriose
Supplik, der
Urschrift
getreu
Original-Klagebericht eines Mauergesellen
Das verhängnißvolle Ballkleid, Berliner Lokalschnurre
Der Teufel in der Ochsenhaut
Manches über Manchen
Die Galoppade und der Walzer
Die treue Kuh. Nach einer wahren Begebenheit
Schreiben eines jüdischen luwelierladenburschen an seinen Vater
terMailach Lieb Schlochimmer in Parchwitz
Das geraubte Schwein
Der Bauer im Amt
Der Harkenschütz
Der Groschen
Der verwegene Glockentreter, frei berlinisch nach Göthe's
„Todtentanz"
Der schleiche Grobschmidtsgesell,aufGöthe'S „GoldschmidtSgesell"
Mit Richten
Warum geht's denn nu?
Die häusliche Deklamationsübung
Nie ohne
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Der Pfannenkuchen, ein Fastnachts- Enthusiasmus
Die vier Träumer
Sokrates und Xantippe, ein Scherzspicl, vornelnnlich geeignet
zum Vortrage für junge Leute
Der sittigen Zecher Trinklied, ein Scitenftück zu dem bekannten
komischen Tafellicde: „Die Frösche und Unken :c."
Die schlimmen und die angenehmen Gäste
Kalt und Warm, humoristisches Lehrqedicht
Der nüchterne Flüchtling, Trinklied nach der Melodie: „Grao'
Aus dem Wirthshaus :c
Was wir sein wollen, Trinklied nach dcr Melodie.- „Der Taucher
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cheröffnet woblqemuth :c."
Poetischer Galimathias
Der Enthusiast und das Hausmädchen
Der Fuhrmann in Nöthen, komische Legende
Eine Geschichte aus dem Gebiete der Magie, wie sie der Holzhauer
hauerKnubbe in der Budike zum luftigen Sägebock vorgetragen
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Moses Bimmel an seine Kalte
Das kleine Mädchen
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getragenhat
Frühlingsentzückung einer Berliner Köchin
Das Souvenir, Redouten- Abentheuer
Die beiden Stotterer
Blümchen Schmitt an Moses Bimmel
Das luftige Schützenfest
Die Brüderschaft, eine Fabel
Schmeicheleien im Eheleben
Studenten-Schwank
Der Reiter und sein Roß
Die tiefgefühlte Trauer
Der faule Michel und sein Brummeisen
Trompeterlied der braunen Husaren
Strunzels Braut, Berliner Romanze
Der stumme Friedensstörer
Briefwechsel zwischen einem Grenadier und einer Berliner Köchin
Kauderwelsche Predigt eines Franziskaner-Mönches
Einige nothwendige Bemerkungen in Betreff dieser Mönchspredigt
Des Burgherrn Zauberbann oder das wilde Heer, berlinisches
Scherzgedicht
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l9l)
Marike an den Liebesgott, berlinisches Scherzgedicht
Ein Berliner Lokalschwank in Briefen
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Der kleine Spaß, oder Wölffel Brand und Salomo, jüdischer
Schwank
....
Korpus Juris und Itzig Pimperle, Studenten-Schnurre
Der drollige Staarmatz
Ich und mei Pfeifla (Schlesischer Volksdialekt)
Der Tischler und seine Gesellen
Der sunntagsche Schurzladerflicker (Schlesischer Volksdialekt) . .
Des Schneiders Lorbeer
Hochtrabender Unsinn
Scherzhaftes Allerlei:
Eckensteher-Einfälle
»
Die beiden komischen Druckfehler
Sentimentaler Briefwechsel zwischen einer Köchin und einem
Schlossergesellen
Wirklich vorhandene komische Grabschriften
Ehrentitel
Das Glück
Eigentümliche Rangverhältnisse
Kurloses Licbcsbricfchen
Das kuriose Familicnverhältmß
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Widmung.
Nach
des
Deruses schweren Lasten
Erquickt uns der Erholung Fust,
Wenn wir von Tagesmuhen rasten,
Senkt Frohsinn sich in
unsre Krust.
Wenn Alles, was wir rings erschauen,
Nns lacht in einem heitern Glanz,
Dann freundlich, wie auf Dlumenauen,
Klüht uns der B^ren bunter Kranz.
So macht des Lebensfrohen
Ihm seines Daseins Durde
Weife
leicht;
Aus seinem scherzgewohnten Kreise
Wird jeder eitle «Zwang
verscheucht.
Jenem reich" ich meine Spenden
Hier ohne alles Zagen hin,
Und furchte nicht in seinen Händen
Des Splitterrichters strengen Sinn.
Nur
Löwenstein Wilhelm Teller.
(Historische Erzählung im jüdischen Gewände.)
(Ds kunnen doch sein
ä poor hundert lohre bereits,
'^s sich begob eine Begebenheit in die Schweiz,
Thol der Geberge, wo die graußen Alpen steihn,
welche nischt ohne Lebensgefohr ßu ersteigen sein.
ist gewesen ä fürchterlich grausamer Mensch Se
muffen wissen,
er
mit'n
Stand
und
Nomen
der Landvogt Geßler Hot
Taß
gehissen,
Welcher ist gewesen mit Permission als Tiger geboren,
Weil er Hot mit die Menschen scharsrichterisch verfohren.
Zu gleicher Beit Hot gelebt ein unternehmender Neischateller,
—
Teller,
Zu nennen mit Nomen Löwenstein Wilhelm
—
Scharfschitze, Berger und
Handelsmann voll Unßufriedenheit
Wider den Herrn Geßler und seine Schandborkeit.
Dieser Geßler Hot gelaßt asrichten ä Stange und off der Stangenspitze
er gelaßt setzen seine neie Völpelmütze,
.Davor hoben de Schweizer sollen mit'n Kimplement sich
verneigen,
Um ihren Reispickt und Unterworfenheit ßu besteigen.
Der Wilhelm Teller aber Hot gesprochen mit 'n verwegenes
„DaS reispicktir ich
nischt
—
Gelächter:
denn worum?
— ich bin K V>ran enverächter!
... Grund, zu förchten,
ist gor nischt bange,
Und er kü'nn auch noch hängen lassen Periick und Hoorbeit
off de Stange!"
Als de Cavallerie ßu Pferde vons Gcßlcrsche Ncigement dl
Hot verniimmen,
Ist se schnell Bum Landvogt geritten gckümmen,
Und Hot geklatscht: „Der Teller macht sich mausig über dl'
Mitzen
Von Seme Ercellenzcn, welche off de Stange thut sitzen.
"
Erlaffen Seine Gnodcn Dorchlaucht einen Befehl dieserwegen
Und er Hot Bur Antwort gegeben: „Scham, ich werde ihm s
Müthche legen!"
Teller,
kleine
von
Und das
mit Nomen Johl,
Söhnche
Hat sich gemüßt stellen an einen Laternenpfohl,
Ä baurschtorffer Aeppelche Hot mer genümmen,
Und dieses ist ofsn kleinen Teller seinen Kopp ßu liegen g
Ich h^
mir
'
-
Drauf Hot
der Vogt
Bum
kämmen,
alten Teller gesprochen: „Herr L.'
wenstein!
—
Wir wüllen sehn, ob Se werden ä scharfer Schütze fein
Schießen Se 's Aeppelche runter von's Tellerche fein,
So soll Sie die Strofe der Insiippenordinaziaun erloffen sein
— Gnoden Dorchlaucht, nemmen Se Burück das grausam
Sogt der Teller
— aber der GeßlerVerlangen,
schreit: „Se schießen odcc
Se werden gehangen!"
Daroff werd der Löwenstein Wilhelm Teller dergestalt
Born ergrimmt,
Daß er eine kümplett
Und puff.'
Pirtaule nimmt,
—
Alles staiht erwartungsvoll
laus
gelodene
so schießt er
v)n
gerihrt,
Und Gott's Wunder! das Acppelche
ist getroffen und
aus'nandergeseparirt
Und de Pirtaule, wo er mit geschossen, schmeißt er off de Erde
Und er umarmt sein Söhnche mit väterlicher Gebehrde,
Und eine Bweite Pirtaule geloden, Beigt er dem Tyrann,
Als dieser fragt: „Was wallen Se damit fangen an?"
Spricht Teller: „Se werden verßeihn, wenn ich hätte nischt geschos endenAp clherunter,
So hätt' ich lausgelossen ufn Ogenblick sogleich derhinter,
Auf Sie, hören Se, Herr Vogt, auf Sie das Bweite Pixtaul!"
As der Geßlcr schreit mit lauter Stimme: „Holt Er's Maul!"
Und lasst in Fesseln schlogen den Wilhelm Löwenstein Teller,
Und befehlt: „Er soll kapaures werden in meines Schlosses
Keller!"
Und schlogen ihn in Fesseln und saßen ihn an de Ohren,
Und in de Gondel wüllen mit ihm nach Küßnacht hinüberfohren.
se
se
se
se
Se steigen ein und wie kummen in de Mitte von's Wasser,
So erhebt sich ä Sturmwindgeblose und Itzig Veitl, Wolff und
Manasser,
Hersch, Abraham, Levy und Geßler fangen an ßu lemmentiren :
„Hören Se, erlauben Se, Sie werden erkiisiren,
Herr Löwenstein Wilhelm Teller, Se verstehen das Steierruder
ßu führen —
—
Sie
Sie
ä
immer ä geschalter
sein Schütze
so
sein auch
gewesen,
Se werden uns gewiß von de Gefohr erlösen!"
Und offeinmol werd es finster und in de Finsternissen
Is der Bindfoden von das Seegel zerrissen,
Und de Gondel platscht von de Seit
Und dse befinden sich in Verlegenheit.
Schiffer
Aber Wilhelm Löwenstein Teller, der Tyrannenhaffer,
Steigt off'n Felsenstein aus de Gondel und staißt Burü'ck mit'n
se
Fuß ms Waffer
Und de Gondel stiegt mit die Peffcgiere weit hinein in de Wogen,
Daß man osf's Hoor würde geworden sein versoffen und üms
Doch
Leben betrogen.
fortgestoßen
die
Gondel
der
Hobende Teller legt sich off'n
Bauch
Zu
lauern mit de gelodcne Pirtaule hinter den Wachholderstrauch,
Hier hat er geschwaurcn Rache und Verderben,
Der Gcßler soll und muß durch die Pixtaule sterben!
Und als der Geßler kummt ßu reiten off de Schecke,
Fliegt off einmol ä Knall um de Ecke,
Und wie es hat ufgehört ßu knallen,
—
Is er taut von's Pferd herunter gefallen.
Dionysius und
sein Ljotbarbier.
(Historische Erzählung im Berliner Volksdialekt.)
In Syrakus war justement de Michaelismeffe,
Daselbsten war verschieden Volk, es fehlte selbst keen Hesse.
Es stund der janze Trödelmarkt janz vottgeprumst von Waaren,
De Menschen zogen hin und her und trieben sich zu Paaren.
Ooch Pippi Lalla war allda mit Siegellack und Posen,
Mit Tobacksblasen, Bleistift, Band und kurzen Lederhosen.
Tyrannus Dionysius, bekannt durch die Geschichte
Von Becker und von Rottet ooch und Schillern sein Gedichte,
Der schlenderte den Markt entlang, geschniepelt ganz enorme,
Den Leibheiducken neben sich in rother Uniforme.
Uf eenmal schreit aus vollem Hals in eener leeren Bude
Een langer Kerl mit grauem Bart: „Ick bin der WeiSheitSLude!
Kooft Weisheit, Weisheit, prima Sort aus gutem Korn jedroschen,
Das janze Pfund jilt unbesehn man dreizehn Silbcrjroschen!"
„Wat!" schreit Herr Dionysius — „Er is woll reif zum Dollen,
Die Welt is vill zu ufgeklärt, wer wird denn Weisheit wollen!"
Herr, ick dächte,
Doch Lude meente: „Achherye! Mein schönster
—
Sie brauchten mehr als sieben Pfund
denn Sie sind ooch
der Rechte!"
Und disse kecke Redensart geful dem Potentaten,
Drum schmiß er in de Bude rin drei schwedische Dukaten.
Der Lude grinte, wie een Sckalk — doch von die WeisheitSgaben
Da wollte Dionysius man eene Probe haben.
Druf raunte Lude ihm ins Ohr: „Laß Fichten sind un Hegel,
Doch, merke Dir, Vedachtsamkeit sei Deines Lebens Rejel!
Es habe, was Du duhst un dreibst, stets Poten, Maul und
—
Hände
Bei allen Deinen Thaton ooch bedenke stets das Ende!"
Die Sachen, die man dcier kooft, die pflegt man sehr zu lieben,
Drum hatte der Tyranne des sich hintersch Ohr geschrieben;
Und drohten ihm nu manchesmal Simplicitatis- Klippen,
Stieß ihn die Sapimtia vernehmlich in de Rippen.
So kam denn ecncs Ta^s zu ihm cn falscher Syrakuser,
Sein eegner Leib- und Hofoalblcr Hirouimus Schnabuser.
„Weeß Er keen Wippken, lieber Freund? Er is ja stets jerissen,
Ick zweifle nicht, Hironimus, Er wird was Neies wissen!"
So fragte Dionysius — Schnabuser replicirte:
„Das Neiste von dem Ncien ist, was hier am Markt passirte,
Daß een verrückter Dämelkopp de Weisheit ausgeboten,
Un hätt' ick die Macht dazu, den priegelt' ick nach Noten."
so
„Loof Er mit Seine Neiigkeit," spricht druf die Eminenzen
„Da weeß ick seinen Ohren doch wat Beff'res zu kredenzen:
Das merk' Er wohl und schlag' Er sich's ins Herz mit Latte
—
Nägel
Die reiflichste Bcdachtsamkeit sei Deines Lebens Regel,
Nimm jut geschliffen, kunstgerecht Dein Messer in de Hände
Jedoch von Allem, was Du thust, bedenke stets das Ende.'!"
Da wurd mit eenmal kupperroth der blasse Bartverwalter,
Er zitterte als wie een Mann im hohen Greisenalter,
Een Galjensiebcr rieselte durch Leibrock und Kamaschen,
Ihm war zu Muth, wie eener Maus mank dausend Kluckei
flaschcn.
Es schien, als kloppte ihm det Herz bis in die linke Wade,
Er purzelte zu Boden hin und schrieg: „Gnade, Gnade!!"
Man kann leicht denken, daß dadurch die Attentatenlunte
TyrannuS Dionysius sogleich verspüren kunnte.
Drum ließ er den Hironimus ins düstre Vrummloch schleppe;
Zur Syrakuser Stadtvogtei in Keller rin drei Treppen,
Ooch ließ er diesen Schubiak uf Erbsensäcke knieten
Und von dem schlau'sten Criminell ihm uf de Zähne sichten.
Was man befürchtet, war klar, wie
Morchettunke
Und drsvi man» ward vertilgt der Kerl mit Stiel und Strunk«
Doch, wo der Weisheits- Antiquar noch später rummer harkte^
Blieb unbekannt — er kam nicht mehr nach Syrakus z
Markte;
—
Und das war dumm
denn der Tyrann, der konnte von di
Waare
Woll wieder brauchen dreißig Pfund schon in dem ander!
so
saure
Jahre.
Die Landvifitation.
Ein armer Mann, der laut Gevatterbrief
Fünf Meilen weit zum Kindelbiere lief,
Stieß unterwegs auf eine Commission
Der strengsten Landvisitation.
„Wo ist sein Paß?" wird er höchst ungestüm
Von dreien Bauern angeschrien.
Der arme Mann denkt, das ist schlimm,
Doch zeigt er den Gevatterbrief den strengen Herren hin.
„Je nun," schreit hier ein Bauer auf,
„Dem Herrn da lafft nur seinen Lauf! —
So eine Schrift, wie diese hier, mit großen Zügen,
Kann keinen Bauersmann betrügen.
Denn wenn die erste Zeile frakturiarisch blüht,
Und ein langer Rattenschwanz sich um das Ganze zieht,
Wenn ferner oben drauf ein Stempel ist gedrückt,
Der wie ein Käsenapf gar grimmig auf uns blickt,
Dann merkt es Euch, verehrte Compagnie,
Dann hat es seine richtige Special-Orthographie."
so
Complimentir Aebung.
(Ein Schnickschnack.)
Diener. Guten Morgen, mein allerliebster, gütigster
Herr Communal- Schleusen- und Brückenzoll-Revisor, Feuerschlauchspritzen-Verweser
schlauchspritzen-Verweserund Nacht -Jagd -Wachtmeister, Cichorien-Land
rien-Land- und Luftschloß-Bau-Inspektor und Ritter von
Kälberherz!
Herr. Dank ihm, mein allerliebster, gütigster Hof-Haus-
Keller- und Bodenvogt und Wagenroßquartiermeifter, Her schaftlicherPräsentirtel erträger
licherPräsentirtellerträgerund Leibjäger, Kutscher und gehorsamerKammerdiener
merKammerdienerDavid Onukrius Erpelgrün.
Diener. Ich habe Dero gnädigem Befehl zufolge die
braune Kallesche zu dem Stellmacher besorgt, um dieser hochgeschätzten,
geschätzten,geehrten Kallesche gehorsamst schadhaft gewordenes
Obergestelle geziemend herstellen zu lassen, mein allerliebster,
vortrefflichster, gütigster und gnädigster Herr Communal-Schleusen
und Brückenzoll-Revisor und Nacht -Jagd -Wachtmeister,
Cichorien-Land- und Luftschloß -Bau -Inspektor und Ritter von
sen-
Kälberherz!
Herr. Sehr schön, mein allerliebster, vortrefflichster, gütigster,
tigster,folgsamster Hof-Haus-Keller und Bodenvogt, und
Wagengroßquartiermeister, herrschaftlicher Präsentirtellerträger,
Leibjäger, Kutscher und Kammerdiener David Onukrius Erpelgrün!
grün!Ich wünsche, daß er in aller Eil hinüber nach Düsterwalde
waldereitet und dort den Herrn Ober -Forst -Horst -HeideWeide -Knubben -Stubben -Kiehnholz- Wald -Schatzmeister und
Hirsch-Fuchs-Eberschläger, Hasenjäger- und Buschfeg er-Oberwürdenträger
würdenträgerHussa auf eine Parthie Whist zu Morgen bei
mir einladet. Doch wenn er hier vorher noch dies und das zu
besorgen hat, so thue er es bald, mein liebwerthester, ausgezeichnetster
netsterJäger, Kutscher und Kammerdiener, damit er je eher,
je lieber fortkommt. Hat er mich verstanden, mein ercellenter
Jäger, Kutscher und Kammerdiener?
Diener. Sehr wohl! — Ich habe allhier für diesen
Augenblick nichts mehr zu thun. Denn die allervortrefflichste,
scharmanteste und gnädigste Frau Communal- Schleusen- und
BrückenzoV-Revisorin, Feuer-Schlauchspritzen-Verweserin und
Nacht -Jagd -Wachtmeisterin, Cichorien-Land- und LuftschloßBam'nspektorin, Ritterin von Kälberherzin habe ich derzeit schon
bedient und hochderselben in Untertänigkeit aufgewartet. Wünfchenmein
fchenmeinvorzuglichster, allerliebster, achtungs- und verehrungswürdigsterHer
rungswürdigsterHerrSchleusen-Brücken-Feuer Schlauchsprizzen
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-
-
Cichorien Inspektor vielleicht, daß ich die Frau
Ober- Forst- Horst- Haide Weide Knubben Stubben KiehnholzWald-Schatzmeisterin und Hirsch-Fuchs- Eberschlägerin, Hasenjägerinund
senjägerinundBuschfegerin- Oberwürdenträgerin auch anhero
zen-
und
einlade?
Herr. Das ist nicht von nöthen, mein vorzüglichster,
al erliebster,
lerliebster,achtungs- und verehrungswürdigster, unterthänigster,
pflichterfülltestcr, allervernünftigster Hof-Haus-Keller- und
Bodenvogt, Wagcngroßquartiermeistcr, herrschaftlicher Präsentirtel erträger,
tirtellerträger,Leibjäger, Kutscher und Kammerdiener David
Onukrius Erpelgrün!
Diener. So habe ich denn die ausgezeichneteste aller
Ehren, mich dem liebsten aller allerliebsten, dem auserlesenen
aller auserlesensten und scharmantesten aller Schleusen Brücken
ken- Feuer Schlauchspritzen und Cichorien Inspektoren der
Welt, meinem Herrn und Gebieter, Herrn Herrn Ritter von
Kälberherz in der allerniedrigsten Unterwürfigkeit devotestermaßen
ßenzu empfehlen und füge ich nur noch die untertänigste
Bitte hinzu, mich dero Frau Gemahlin als deren gleichfalsigen
unterthänigsten Knecht zu Füßen legen zu wollen.
Herr. So empfehle sich immerdar und jederzeit mein
ganz allerliebster, scharmantester, aller ganz allerliebsten, auserlesensten
erlesenstenund scharmantesten aller Bedienten,
HofHaus-Keller- und Vodenvogt, Kutscher, Jäger und Kammeroiener
oienerDavid Onukrius Erpelgrün, und derselbe ersterbe allezeit
zeitallso in seinem, ihm affektionirten Herrn und Gebieter.
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unser
Der Bauer in
der Stadtapotheke.
Vom Bader Lur, dem stets die Kur geglückt,
Ward lobst mit dem ausdrücklichen Beordern
Zur Apotheke in die Stadt geschickt:
Sich Sassafras und Sass'parill
zu fordern.
Doch lobst,
der dies fchr bald verschwitzt,
d;e
Apotbek',
in
Kommt
wo der Provisor sitzt,
Und sich bebrillt, beim Frühstücksmahl erfrischt.
lobst sinnt und spricht: „Sassa, Sassa, man stille!
Nu hcbb' ick et mit ecns erwischt:
He saß un fraß un las dorch d' Brille!"
Lob des
Pinsels.
beider ward im Reiche der Kamönen
Niemals eines Pinsels wohl gedacht —
Diese Unbill liebend zu versöhnen,
Sei ihm jetzt ein Loblied dargebracht.
Edler Pinsel, laß dich denn besingen,
Pinsel, dich aus Haaren, meine ich!
Eine Feder aus den goldnen Schwingen
Jenes Dichtersgauls vergleich' ich dich.
du nicht das Mittel zwischen Bildern
Des Papiers und meiner Phantasie?
Wärst du nicht; auf jenen Aushängschildern
Sahn wir Schinken und Pasteten nie!
Bist
Jenen Napf citroncngelber Butter,
Und das Liquorgläslein, klein und nett,
Welches wie ein Kind bei seiner Mutter
Neben dicker Kluckerflaschc steht;
Jenen Mohr, der Mordlust in den Blicken,
Eine Pfeife gelben Knaster raucht,
Während zaubrisch, dicht an seinem Rucken
In das Meer die Sonne niedertaucht;
Jenen Grand im Schild am Trödlerladen
In des spanischen Gewandes Pracht,
Der mit seinen zwei verschieden Waden
Einen kranken Stier zum Lachen macht!
Brachten diese unvollkomm'nen Züge,
Die des Pinsels Pinsel kühn erfand,
Nicht den schlimmsten Buben in die Wiege,
Wann das Bild vor seinen Augen stand?
Und wer kennte der Kalmücken Trachten,
Und des Frankenkaisers Kronungskleid,
Und die Stellung in den blut'gen Schlachten,
Gab uns, Pinsel, nicht dein Bart Bescheid?
Wußten wir noch, welche schönen Locken
Einst geziert das Haupt der Großmama?
Kennten wir der Hottentotten Glocken
An den Kühen dort in Afrika?
Hätten wir den Umriß jeder Nase,
Die an hohen Ahnen einst gethront?
Kennten wir das Fröschlein, das im Grase
An des Nils und Ganges Ufern wohnt?
Und den Anblick zugespitzter Leiber,
Durch der Schnürbrust Panzerzwang verengt,
Hätten nicht, beim Malen seiner Weiber
Lukas Kranachs Finger dich gelenkt?
Wie viel Stufen an dem Wendelgange
Babels Thurm
der zum Himmel ragt —
Wußten wir's, wenn es in hohem Drange
Uns der thcurc Pinsel mcht gesagt?
Wüßten wir, daß Abram mit Pistolen
Auf das Opferkind, das Söhnchcn, schoß,
Und ein kleiner Engel ganz verstohlen
Etwas auf die Puloerpfanne goß?
Wüßten wir, daß an lairis Bette
Auch ein Tintenfaß mit Federn stand,
Wenn zum Glück dich nicht geführet hätte,
Pinsel, eines großen Rembrants Hand?
Ahnten wir, daß in dem Pun'schen Kriege
Es schon bayersche Dragoner giebt,
Hätte nicht dem Pinsel, ohne Luge
Dies uns zu berichten, längst beliebt.
Drum auch spitze dich nach meinem Willen;
Doch nicht für die Nachwelt nur zum Preis.
Du verscheuchst mir nur die bösen Grillen,
Machst die schwarzen Felder wieder weiß.
Wenn nun, drohend mich
zu unterdrücken,
Jetzt des Unglücks Riesen vor mir stehn,
Mal' ich Kinder, wie sie Blumen pflücken
Und die Biene in dem
Kelch nicht sehn.
Wenn der Wüstling in der Myrtcnlaube
Mit der Unschuld Liebcsküsse tauscht,
Mal' ich, wie auf eine weiße Taube
Eine Schlange unter Blättern lauscht.
Wenn der Moralist des Lebens Weise
Streng auf seiner Sittcnwage wägt,
Mal' ich Salomon, der sich im Kreise
Seiner Buhlen höchlich freut und pflegt.
Wenn der Denker an dem trüben Glase
Seines Sehrohrs emsig reibt und reibt,
Mal' ich, wie ein Kluger mit der Nase
Rettungslos am Monde hängen bleibt.
Wenn vom Wein berauscht, im Freudenfaale
Gottes Ebenbild bewußtlos liegt,
Mal' ich, wie dort auf der Zeiten Schale
Zentnerschwer ein Lebensstündchen wiegt.
Das Klatschweiber-Kleeblatt.*)
(Charaktergemälde im Berliner VolkSdialekt.)
P ersonen:
Frau Quisenow, Wäscherin.
Frau Rimpeln, Trödlerin.
Frau Ente, Hökerin.
Frau
Rimpeln lallein
— vor einem kleinen, bunten
Um den Reisekoffert, mit Seehund überzogen,
Bin ick reene drum bedrogen!
Da war ick janz druff versessen,
*)
Kann von Herren in weiblicher Tracht dargestellt
werden,
Trödeltram).
Da hadd' ick 'n Narrn drin gefressen.
Wenn Ecnen Allens und Allens werd iberboten,
Da schlage der Deibel in de Schoten!
Frau Ente lmit einem Aepfclkorb, den sie vor sick hinsekt).
lu'n Morgen, Nimpcln, sind Se ooch schons uf'n Platz?
Na, hören Se, jcstcrn jung et bei mich, wie Hund und Katz.
Mein Mann, der Kehrl, wollde jo alle de faule Aeppel in
Zwirnjraben
I, da laß ick mir ja
Wo kann ick denn
schmeißen
lieber 'n Backenzahn ausreißen!
—
sonne Aeppel, die een bisken—anjestoßen sind,
zlelch verlieren!
'n
noch Dicffenbachschen Schnitt kann
riskiren.
Wenn Sie nu wolldcn jleich 'n ollen Disch mit de Holzäksche
Acppel, mit die man
kapponiren,
Wenn Sie een Mausenestken in Dischkästen verspüren!
Ick sage Ihnen, man mochte jleich des Deibels sein!
Und dabei jeb' ick acht Dahler Korant vor'n Gewerbeschein!
Fran Rimpeln.
Et jeht mi nich besser — ick ärjere mir mit det olle Trödelgeprasse,
Det ick de blaue Sucht kriegen möchte hier in de Reezenjaffe.
Ick Hab' erscht vorjestern een Felleisen vor sieben Silberjroschen
verschludert,
lag
Det
hier sieben Jahr mit Stock und Stoob gepudert.
Nu bitt' ick Ihnen um sieben Bielefelder Leineweber,
Da möcht' man kriegen sieben Steene in de Leber!
In de Aukschion is mich ooch een Streech gespielt,
Da haben mich 'n Seehundskoffert vor de Nase wech bucksirt.
Sieben Dahler hätt' ick davor gekriegt von 'n jutmüthigen
se
Schwaben
—
Aber Prostemahlzeit, et hieß: „Sie sollen ihn nich haben!"
Und drieben
ruff bis uf Dahler Acht,
Da Hab' ick mir aus'n Stoobe gemacht.
Wat helft et nu, wenn man ooch noch
sehre murkst un
prachert
so
sen
so
Frau Ente.
Achherrje, da kommt ja de Quisenow'n angejachert!
Die fassen wi man bei de Pickesche,
Die muß uns wat berichten von de letzte jroße Wäsche.
Frau Quisenow
(tritt hinzu).
Na wat liebt et denn hier zu ruppen un zu reißen,
Kann man da nich ooch seine zwee Pfennige mank schmeißen?
—
Wat spitzen Se'n uf de Wäsche hinter meinen Ricken? Det
is nich scheene!
Frau Nimpeln.
Wer beleidigt Ihnen denn — Frau Plumpen-Sirene?
Frau Ente.
Wir duhn uns hier blos verzählen,
Det Se sich früh und späte quälen —
Frau Nimpeln.
Un det se so steißig waschen un schlakkern,
Un.sich vor Ihre Kinder zu Dode rattern
Haben Se nich de jroße Wäsche jehatt bein Koofmann Kike,
—
De jüngste Dochter heirath't ja woll'n Dotier der Phllo-Marike?
Frau Quisenow.
I, nich doch — er is jo Dokter der Philo- Sophie,
Ooch Sprachmeester von de leojraphie.
Frau Nimpeln (verwundert).
Na hören Se! wat Sie sagen! det is so'n jroßeS Thier?
Drum duht se ooch so verflüchtig stolz geMn mir
Rettich hat fe so'n ollen messiugschen Blaker bei mir gekooft
—
Da benahm
se sich sehr rokokko
l'.ffcknrend)
als war
se als Prmzessen
Frau Ente.
se passabel, det muß ihr der Neid belassen duhn,
Na sagen Sc, un reich soll se ooch sind — die kann woll uf
—
Schcene is
Rosen ruhn?
Frau Quisenow.
Ecn Gesichtkcn hat
se freilich, ohne vill zu prahlen,
Wie'n Bolongneserhindeken, durch de Schablone gemalen —
Det is wahr — aber von wegen de Rosen — unter uns ge.
sprochen
—
Ick möchte nich stecken in den Ollen seine Epochen.
Frau Ente.
I, wat Sie mich sagen! det is mein Erschtet, wat ick höre,
Ick dachte, daß da der Seegen von MannSfeld wäre!
Frau Rimpeln.
Freilich, er is'n oller Schubiak, er duht de Leite bedriegen,
Uf de Wiegeschale läßt er obig seinen rechten Vorderfuß liegen!
Ente.
— et sindFrau
all, wie man sagt von Londen und
Drum ooch
Stralsund
Wechsel ingelofen, die er nich hat auslösen gekunnt,
Un da is Eener von de lostize gekommen,
Der hat so'n Ding, wie heeßt et denn? ufgenommen.
Frau Quisenow.
Potest, Madame Enten, heeßt et, Potest,
Ja, ja, ja, da is er nich zu Hause gewest,
Da kam er justement in Waschkeller gekrochen
—
Uu hadde sich hinter de Tubbe verstochen!
Ick kann man lutet un Liebet sprechen von die Leite,
Jedoch da heeßt et leider: dreiviertel Freier un sieben Bräute
—
Un sehn Se, det iffet ooch, worum der Olle nich kommt nfn
grinen Zweich,
Un war er wie Krüsius reich.
Die lingste, die kommt nu woll raus aus de jroße Menge,
Abersch mit die andern Sechse, da zieht sich's in die Länge,
Wie man sagt, werden
woll sitzen bleiben
Un Krebse na lerusallem dreiben,
Nothambeno, wenn nich der Onkel in Amsterdam
Die Mächens wat vermacht — denn wie mich zu Ohren kam,
So is det een Koofmann angkroh mit ville Vermehren
Un von diffen hoffen se noch mal uf'n Lujidor- Platzregen!
Ick wollt' se't jönnen, denn worum? ick kriege, wenn ick wasche,
Pro Dag zwölf jute jroschen un wat vor'n Schnabel un de Tasche,
Un dabei rutscht mich ooch manchmal nich minder
Een Sticksken Kuckucks -Nußöl-Sodoms-Seefe in Schubsack
rinder.
Frau Ente.
Sagen Se mich mal, mit den Onkel in Amsterdam, wie
se
hängt denn det zusammen?
Nimpeln.
Frau
Det hat woll seine Haken, Ueberlagen un Krammen?
Frau Quifenow.
Na sehn Se, der Amsterdamster heeßt nich Kike,
Sundern Pipenborger un von ihr, de Kiken rihrt diffe Klike:
Der olle Pipenborger (sie, de Kiken is nemlich de jüngste von
seine drei Döchter,)
Der hatte eenen Bruder un der lernte bei Blauhammels
Schlächter,
Der Schlächter hatte eene Schwägern in Laden, det war seiner
Frauen Schwester
Un mit diffe drieb also mein Allerbester
Immer so'n Kummangdewu
portewu mit
Würschte un
Speckseiten,
Bis denn der Mecstcr Blauhammel gemorken hatte die Herrlichkeiten
Un bei den Pipcnborger in de Kammer, wo sein Koffert stand,
Eenen janzcn Windmillenbcrch von Wiirschten fand;
Un da hat denn mein Allerbester ooch Knall un Fall fortgemußt,
Da jung er zur See un war wie fortgepust,
Un von de See rieber nach Amsterdam,
Wo er nach un nach zu Vermehjen kam;
Et schwammen ooch dunnemals
ville Heringe von Schweden
na Holland rieber
Un so'n Heringshandel, den drieb er.
so
Frau Ente.
Drum allebend ooch!
Frau Nimpeln.
Na, ick sage doch!
Frau Quisenow.
Sehn Se, ick denke immer so: Ander Leite Korn brauch ick
nich zu dreschen,
brennt,
Feier,
mi
wat
Det
nich
brauch ick nich zu löschen,
Den Verrather freßt keene Rabe,
Wat jeht mir Rom an, wo ick keen Haus habe,
Stumm, wie een Stockfisch, det is meine Rejel,
Wat ick weeß, det is so gut, als wohnt et in Krögel,
Een Jeder hat sein Duhn un Lassend alleene,
Jeder trägt seine Haut zu Markte uf seine eegne Beene,
Wat mi nich beißt, det lahß ick ruhn,
Und fege vor meine Dühr, da Hab' ick genug zu duhn,
Des Brod ick esse, des Lied ick singe,
Ehrlich, jetreilich un verschwiejen sind drei jute Dinge;
Sehn Se, un so komm' ick immer durch de— Welt,
Weil Ehrlich am längsten währt un hält
Un wat wir
Durch uns
so zusammen sprechen, det halten wir gehöme,
war
et nich geschehn, wenn et rummer käme.
Frau Rimpeln.
Na hören Se, Frau Gevattern,
Wer werd davon quaddern?
Frau Ente.
I bewahre, det erfährt keene Seele,
Keen Damöl in de Löwenhöhle.
Frau Quisenow.
— ick muß eilen,
Nu leben Se man gesund
Weil ick mir bei det Ufhängen nich will verweilen.
Rimpeln und Ente (unisono).
Adje, adje.'
(Geht ab.)
—
NiMpeln
—Frau
det is'n recht dummet Schaf, die Quisenow'n,
(zu
Frau
Ente).
Nu weeß et det janze Stadtviertel schon.
Frau Gnte.
Na, ju'n Morjen, Madame Rimpeln, ick muß nu ooch jehn,
(ab.)
De Klocke schlägt all dreiviertel uf zehn.
Frau
Adje, Liebeken! Mr
sich.)
(Mlt Nachdruck, indem
Rimpeln.
Bist mich ooch
de
Rechte!
sie mit der Hand eine Nase
.... Io nich sehn!!
macht.)
—
Lyrische Studien eines
excentrischen Ladendieners
1.
Doppeltes
Akrostichon.
l'eutonia zeugte nie ein Wesen, gebildet,
Wie Du! —
Herrliches Mädchen, Du, mein süßes Wc»,
Höre zu!
«iligen Schrittes walltest Du in meiner Näh«,
Bis die Ruh'
— incoßmtV
Q, meines Herzens Ruhe mich fioh
Lieb' ich Dich!
Vu, meiner nächtlichen Träume einziges BilN!
Liebst Du auch mich?
mir, Du Holde, Bescheid O
gieb
«Vhne Zaudern
—
Spende,
«ede ein beglückendes Liebeswort zu mi«,
Ende,
Anbetungswürdige, meine Pein mit einem JH.'
2.
Mein Anglück.
Welch banges Zaudern
Hemmt mir den Lauf,
O welches Schaudern
Hält mich hier auf?
Welch düstre
Mahnung
Durchbebt mir das Herz,
Welch dunkle Ahnung
Erfüllt mich mit Schmerz?
O grauser Gedanke,
Verlasse mich doch,
Damit ich nicht wanke
Zum Tode heut noch!
Kann Emma mir heute
Mit Liebe wohl nahn?
Was grinsen die Leute
Mich Aermsten so an?
O leider, o leider!
Es zielt nur auf mich —
Verwunschener Schneider,
Ich fordere dich!!
Nicht aus ich dies halte!
Ich brech' ihm 's Genick!
Mein Frack hat 'ne Falte,
Wie 'n Strohhalm dick!
3.
Die Frage.
Im Abendsonnenstrahle
Auf dieses Hügels Moos
Hab' ich mein Haupt geleget,
Das einst so sorgenlos.
Die glüh'nde Sonne sinket
Hinter den Bergen hinab,
O sänke so mein Kummer
In der Vergessenheit Grab.
denk au die Geliebte,
Thränenfluth,
Auge
Im
kämpfe
mit bittern Zweifeln,
Und
Ob die Geliebte mir gut.
Ich
So recht allein und verlassen
Lieg' ich im Grase hier,
Ihr Bild auf meiner Dose
Liegt ruhig neben mir.
Die Dose betracht' ich mich Wehmuth
Und drüber denk' ich oft nach:
Ob einst auch in jenem Leben —
— Karotten geschnupft werden mag.
Aus dem Tagebuche eines
Tänzers
1.
Einladung
zum Tanz an
Bianka.
Süßestes Mädchen, die lockenden Saiten,
Welche die gluchsende Flöte belebt,
Laß uns mit hüpfenden Tänzen begleiten,
Welche Vergnügen und Lachen umschwebt.
Mögen doch
närrische Menschengesichter
die
Seufzend raschen Ergötzungen schmähn:
Ha, wir verlachen die runzlichten Richter,
Bis ihr Gewinsel die Winde verwehn.
Wir stiegen in künstlich verschlungnen Figuren
Die Reihen hinunter und wieder hinauf,
Vergessen des Augenblicks schwindende Spuren
Und wecken das zögernde Morgenroth auf.
2.
Als Bianka in Folge des Tanzes gefährlich
erkrankt war.
Süßestes Mädchen, ich blicke erschüttert
Dir in das bleichende Engelsgesicht,
—
Seh' Deine Tage von Schmerzen verbittert
Weh! und helfen doch kann ich Dir nicht!
Wird Dlch, o Mädchen, kein Gott mehr erretten?
Ruft denn der Frühling nicht Rosen zurück?
Soll sich in schaurigen Nächten schon betten
Jugend und Schönheit — mein Liebstes, mein Glück k
Welkende Rose, wer kann sie beleben,
Daß sie im lächelnden Schmuck wieder glüht?
Frühlinge kommen, doch Frühlinge geben
Nimmer dasselbe, was einmal verblüht.
Ahnt' ich denn, daß Du dem Tode verfallen,
Wogte Dein liebender Busen im Tanz,
Daß Du, mir ewig die Schönste von Allen,
Grausam geweiht sei'st dem trauernden Kranz!
Ach, mit Verzweiflung nur denk' ich der Stunden,
Bittersten Ingrimms verwünsch' ich sie jetzt,
Wo ich von Leidenschaftsketten umwunden,
Wirbelnden Rausches mit Dir mich ergötzt!
Bleichendes Liebchen,
drum blick'
ich vernichtet
—
Dir in das Auge, von Wehmuth umflort,
Fürchterlich hat das Verhängniß gerichtet,
Da es zwei liebende Herzen durchbohrt.
3
Als Bianka wieder genesen war.
(Im Subscriptionsball.)
Schone Bianka, Du, siegreich zum Leben
Aus den umdüsterten Tiefen der Pein
Lieblich erstanden, mir wieder gegeben,
Vollst Dich von trüber Erinnrung bestem!
Reiche die Wange, so rosig, wie Morgen,
Wieder zum stammenden Kusse mir dar!
Siehe, Bianka, Du bist nun geborgen!
Es
lacht
ja Dein
azurnes
Auge
so klar!
Siehe den Himmel, von Freude geröthet,
Siehe die hüpfenden, zaub'rischen Reih'n! —
Höre, wie rauschend der Lustruf drommetet
Mädchen, ich lade zum Tanze Dich ein!
Willst Du, mein Liebchen, in Wehmuth vergehend,
Trauriger Folgen noch eingedenk sein?
Willst Du, den fröhlichen Schwesterkreis sehend, —
Mitten in Freuden dem Schmerze Dich weihn?
O lass' doch bedachtsam im Kreise uns schweben,
Genügend dem unwiderstehlichen Trieb!
Sprich, willst Du zum Walzer Dein Jawort mir geben?
Du willigst?
Ich jauchze, Du himmlisches Lieb!!
—
Berliner
Straszen-Echo's.
Ein junger Mann sang eines Abends mit Begleitung der
Guitarre vor dem Fenster der Wohnung seines Liebchens eben
die Worte:
„Aus Deinen
schönen blauen Augen strahlet nichts als
Liebe!"
Da öffnet sich mit großem Geräusch die Thür des gegenüber
übergelegenen Hauses und heraus stürzt eine fliehende Frau,
von ihrem wüthenden Ehemann verfolgt, indem sie ruft:
„Ick wer Ihn schon bezahlen vor seine Hiebe!"
Zu einem hübschen Mädchen sagte ihr junger Begleiter:
„Wie fang' ich's an, daß Sie für mich erglühn? — "
„Kooft Kiehn!" schreit kurz darauf ein mit diesem Artikel
Hausirendes Bauerweib aus vollem Halse.
Der
Pastor
und
sein Küster.
Es war mal ein Pastor, gerecht und schlicht,
Nicht dumm und auch nicht sehr gescheidt,
Der trug nach Würden, Stand und Pflicht
Ein feines schwarzes Kleid.
Sein Küster war von Noth gedrückt,
Wie eine Kirchenmaus,
Sein Kleid war kreuz und quer gestickt,
Ein erbsengelber Flaus;
Darin ging er am Feiertag
Dem Pastor in der Kirche nach,
Bis dieser sprach in edlem Grimm :
Freund Backet, das ist gar zu schlimm,
Daß Er in Seiner Alltagstracht
Dem Evangelium Schande macht,
Warum zieht Er, mein lieber Mann
Kein schwarzes Kleid zur Kirche an?
Denn Schwarz ist eine fromme Zier
Und feine Zucht, das glaub' Er mir.
„Herr Pastor, hört mich armen Mann
In Gnaden an:
Schwarz ist 'ue gar zu theure Tracht,
Mein Beutel hat dazu nicht Macht,
Drum sprech' ich oft zu mir: „Ist auch dein Kittel bunt,
Wenn's Herz nur schwarz ist und gesund."
Pumpgesuch an den
Wechsler
Ionas.
(Travestie auf das Lied: Sohn, hier hast du meinen Speer :e.)
Ion! erlöse mich — mein Bär
Drückt mich ganz gewaltig schwer.
Binde mich vom Bären los,
Denn mein Alter schickt kein MooS.
Siehe, dieses flotte Haar
Trägt der Bursch schon manches Jahr;
Jedes Jahr ward mit Bedacht
Ein famoser Pump gemacht.
Ein bemoostes Haupt, mir werth,
Hat mit mir ihn treu verzehrt —
Waren ihm die Zeiten hold,
Theilte er mit mir sein Gold.
Für Commerc'
und
freien Muth
Floß sein deutsches Burschenblut
Und er bot mit Bruderhand
Mam'chäern Widerstand.
Drum, o Jonas, höre mich,
Auf zur Hilfe, rüste dich !
Schnell befreie mich vom Harm,
Eines Burschen dich erbarm!
Bin ich erst zurückgekehrt
Zu der Väter frommen Heerd,
Wird's dem Alten hinterbracht
Und er öffnet seinen Schacht.
lon, mit Unverdrossenst
Sei zum letzten Pump bereit!
Kein Philister widersteht,
Wenn ein braver Bursche steht.
lon, bedenke, wie mirs geht,
Wie der Wind im Beutel weht!
Goldgefüllter Erdenwurm,
Tilge der Verzweiflung Sturm!
Des Stiefels letzte Stunden.*)
Seht ihn erbleichen!
Stiefel vom Bruder Herz
Sterbend muß weichen!
Wahrlich kein Scherz!
Aergert mich allermeist,
Daß mir der Stiefel reißt
—
*)
Die scherzhafte Gesangsfioskel .- „Stiefel muß sterben :c." ist hier mit Bei
ihrer bekannten Melodie zu einem Liede vervollständigt.
behaltung
Trauriges Zeichen,
Heilloser Schmerz!
Stiefel muß sterben,
Liegt bis
zum Tode krank,
Muß schon verderben,
Ist noch so blank!
Wenn das der Socken wüßt',
Daß Stiefel sterben müßt',
Gab'
es 'n derben
Gräßlichen Zank!
Dringt mir zum Socken,
Socken das Waffer ein,
Kann er nicht trocken,
Trocken mehr fein!
Wird mir der Socken naß,
Sagt, wie ertrag' ich das?
Wird mir der Socken
Nimmer verzeihn!
Stiefel geht flöten,
Pfeift auf dem letzten Loch,
Absatz in Nöthen,
Wackelt ja doch!
Geht mir der Absatz ab,
Sinkt mir auch der in's Grab,
Bin ich getreten
Schrecklicher noch!
Sterbender Stiebet,
Wärst du mein Onkel gleich,
Das wäre nicht übel,
Onkel ist reich;
Würd' ich mit heißer Thrän'
Bei dir zu Grabe gehn,
Weint' ich per Zwiebel
's Taschentuch weich.
Stieflischer Rüffel,
Wärst du vom wilden Schwein,
Füllt' ich die Schüssel,
Schüssel mir fein;
Fändest im Magen du
—
Schweinerner Rüssel, Ruh
Lederner Rüssel,
's kann ja nicht sein!
Stiefel, du treuer,
Wärst du Rhinozeros,
Guten Tag, Meyer!
Das war kurjos!
Stopft' ich mit Heu dich schön
Ließe für Geld dich sehn,
Da war' der Geyer
Wahrlich erst los!
Aber ein Stiefel,
Stiefel bleibt, was er ist,
Stiefel ist Stiefel,
Stiefel du bist.
Daß ich dich sterben sah,
Geht mir drum doch sehr nah,
Weil du als Stiefel
Alles mir bist!
Ein
süszes Wort.
Im Gartenhaus beim trauten Nachtigallgestöte
Sitzt schwcrmuthsvoll die kleine Margarcthe,
Ihr Lockcnbaupt ruht an des Toffels Brust,
Der nach der Eltern Will' um Grethchen freien mußt'.
so
„Warum
traurig? Toffel, du mein Schätzchen,"
Fragt Grethchen ihn mit einem Schmätzchen.
Der Toffel schweigt — in düsterer Geberde
Reibt er die Stirn und senkt das Haupt zur Erde.
Doch Grethe forscht mit süßen Blicken
Nach seinen Leiden, die ihn drücken.
„Gieb Toffel," ruft sie endlch, „gieb
Wort, mein Lieb!"
Doch nur Ein süßes
—
Das rühret ihn
sein Blick schweift in die Runde
Und „Syrup!" tönet laut aus seinem Munde.
neuerer Zeit.
Die Stoffe, mit denen sich der Modewaarenhändler Lur
neuerlich versehen, sind im Stande, uns förmlich zu berauschen,
wie ächter Champagner. Sieht man diese wundervollen Desseins,
seins,die von unseren berühmtesten Künstlern gezeichnet, von
unsern berühmtesten Bildhauern nachgehauen sind, so steht man
ganz verblüfft da und sperrt Mund und Nase auf. So sieht
man nirgends sonst die Urwälder, wie sie kurz nach Erschaffung
— ein wahres achtes Wunderwerk
der Welt ausgesehen haben
von buntem Zeuge. Mit staunenSwerther Kunst und schöpferHchem
rHchemEifer ist hier der majestätisch launenhafte Formenwechsel
selin einem ungeheuren Forstreviere der neuen Welt wieder-
Parodie
eines
Pariser Modeberichts
gegeben. Aber, ein Stoff von wahrhaft überirdischer Pracht ist
der, den die Prinzessin Tutatu auf Credit auszunehmen geruheten:
ruheten:ein i-eps bossuo, mit dem einer der kokettesten Prachtzeuge
zeugeunserer Urgroßmütter und Altvorderen ins Leben tritt,
ein Kleid, bei dessen Anblick man unwillkührlich in die emphatische
tischePhrase ausbricht: „Giesicke, führen Se mir rauffer, mir
wird schwiemlich!"
In dem großen Magazin der Mademoiselle Pompadour
weiß man gar nicht, wohin man sich wenden, nach was man
greifen soll! aber Aller Blicke muffen nach dem herrschenden
Axiom der Vernunft: „Ein gescheidter Mensch muß kein Narr
—
sein!" bald bei einem Mantel verweilen, der nur zum Nach ausefahrenvom
hausefahrenvomThee- und Abendbrot bestimmt ist; wie entzückend,man
zückend,manmöchte sagen, tollkühn kokett ist der violette, mit
— Mamsell Pompadour hat ihn
Hermelin besetzte Sammt!
mit dem Namen: „Fahr zu, Johann!" getauft. Dieser holdselige,wunderher liche
selige,wunderherrlicheMantel bringt mich bei dieser Gelegenheitoffenbar
heitoffenbarauf die Erwäbnung der kolossalen Fortschritte, die
Mosje Fingerlieb in der Handschuhphilosophie gemachthat.
machthat.Diesem großen Geiste ist es mit Thränen im Auge
zu danken, wenn dieses unentbehrliche, wegen Einfalt des Aeußerenfrüher
ßerenfrühervernachlässigte Toilettenstück sich jetzt zu obligater
Celebrität erhoben hat. Die Garnituren, womit er seine Handschuhebesetzt,
schuhebesetzt,sind jetzt ein integrirender Theil des Handschuh's
geworden und haben ihn zum Handprokurator befördert. Ich
habe kürzlich eine artige kleine Schrift gelesen, die ich, wie ich
mich dessen nicht mehr genau
entsinne, wohl gar selbst geschriebenhabe,
benhabe,betitelt.- „der Zauber des Handschuh's" mit dem
drolligen Motto: „Warum kooft mir mein Vater keene Häuschen?"Der
schen?"DerVerfasser hat die ganze Koketterie, die im Handschuhliegt,
schuhliegt,bis in das Unendliche entwickelt. Zu wissen fei
übrigens, daß Herr Fingerlieb seine zierlichen Neuerungen profanenAugen
fanenAugennicht Preis giebt und er sie höchstens solchen Leutenvon
tenvonniedriger Abkunft zeigt, die sich durch ein polizeiliches
Soliditätsattest legitimiren.
Es werden neuerdings stark Juwelen und Diamanten, von
der Größe der Hühnereier getragen werden; wir lassen uns in
weit kommen,
diesem Punkte vom Sultan anstecken. Es wird
men,daß man die Edelsteine in die Suppe brockt und mit
einem vornehmen „Pah!" verschlingt. Den Hüten steht eine
Verbesserung bevor, sie werden künftig distinguirter erscheinen.
Die Gräsin S. trug neulich einen solchen distinguirten Hut
aus himmelblauem Sammt a !a i-eiue, von Madame Pp.
Dieselbe Madame verfertigt auch entzückende Morgenhabits mit
zollhoher Stickerei von Tannenbäumen und Hirschen.
Die Spitzenfanchons für den Vormittag um 10 Uhr, wie
sie Mamsell H. verfertigt, sind so, daß man sie tragen muß,
man mag wollen oder nicht; trägt man von ihr aber einen
Frühworgens-Halbsieben-Anzug „die Lenore von Bürger"
genannt, aus Mechler Spitzen mit Lyoner Morgenroth, wünschte
man, es wäre den ganzen Tag hindurch Früh Morgens um
so
so
halb Sieben.
Der Dubberworth
(Pommersches Bolksmährchen,
berlinisch
gegeben.)
In Pommern war mal eene kleene weibliche löhre,
Zwee hundert Fuß hoch ungefähre:
Verhältnißmäßig war ohne Zweifels
Die Größe desjenigen Walddeibels,
—
Womit sie spielte un uf jeden Fall
War eene gewöhnliche Bumme ihr Fangebatt;
Un hätt' ihr Eener 'n Kirchthurmknopp gebracht,
Denn hedde sie eenen Knippkieler draus gemacht.
Sie wurde de kleene Mamsell Dubberworth genannt,
Doch war sie als spielrig und eenfältig bekannt.
Eenes DageS weente un klöhnte sie vor langer Weile,
Da kriegte sie von ihre ungeheuer jroße Mutter Keile
Und eenen ziemlichen Haufen Sand,
Indem sprach: „Da, bau Dir eene Bricke in's Land!"
„Ei!" rief die Kleene mit Vergmegen,
„Da bau ick mich 'ne Brücke bis Rügen,
„Von de Küste aus über den großen Puhl,
„Wo ick immer bis über de Pantinen rinter ful."
So nahm den Sand in de Tändelschürze rin,
Un lief na de Ostseeküste hin.
Unterwegs riß in de Schürze jedoch
Een vor ihren jroßartigen Bejriff höchst unbedeitendeS Loch —
Und Schwupp, da platschte een bisken Sand
Uf de Erde, wodurch een Berg entstand,
Welcher seitdem der Dubberworth werd genannt.
Da fung des Mächen an zu lamentiren:
„Achherrje! wenn des de Mutter werd spüren!"
Nu hielt aber schnell des Loch mit de Hand zu,
Un rennte, wat se konnte, den Strand zu.
Da kam uf eenmal ihre Mutter herbeigestankert
Un schrieg: „Na warte, Du infamigeS Bankert!
Nu reißt De gar een Loch in de Schirze rein,
Zu dessen Flickung fünfzig Ellen nöthig sein,
Da schlage doch der Kuckuck drein!
Denkst De denn, der Gingham wächst uf de Wiese
Unter det Ochsen-Gemiese?!
Un det ZeigeS liegt man fünfviertel breet
se
se
se
Det is wahrhaftig keene Kleenigkeet!"
Un wie sie des sagte, so haute man blos
Mit'a fünfsträhnigen Schiffstau druff los,
So deß in Folge dieser mütterlichen Verballerung
Der Kleenen de Schirze herunterjung
Und aller Sand rauspurzeln daht,
Welcher sich zu Hügeln gebildet hat,
Die, wie ick mit eegnen Ogen gesehn,
Noch heitigeS Dages bei Litzow steh».
se
An meinen alten filz.
so
O Filz, der Du arg gebeult,
Daß Dich kein Parazelsus heilt,
Du, von dem rauhen Ungestüm der Zeit
Vom höchsten Gipfel der Vollkommenheit
In dieses Labyrinth fuchsrother Schäbigkeit
Herabgesunkener, beweinenswerther Freund!
Du Trauriger, dem Phöbus nicht mehr scheint!
Der nun beraubt des Glanzes und der Zier
Im Winkel liegt gleich einem Murmelthier,
Mit seinem greis'gen ausgedörrten Leben
Des blinden Zufalls Frevel preisgegeben!
O laß an Deinen kahlgerupften Trümmern
Mich Zeter schrein und meinen Schmerz auswimmern!
Alan visu! Was kann auf dieser Erden
Aus einem hoffnungsvollen Quäker werden?
Aus einem Quäker magnifik
—
Von Noaks feiner Filzfabrik?
Aus einem Quäker, der nie quäkend wich,
Wenn Hagel ihn und Donnerkeil bestrich,
Und wenn geballter Fäuste Wolkenbruch
Ihm auf das Dach und seine breite Traufe schlug,
Und der als schützendes Visir
s diente mir?
Im Kampf bei G
jetzt?
Was ist er
ein Schwermuthstrichter
Für einen Bergruinen-Dichter,
Der über'S Enlennest, von Wehmuthsdrang geleitet,
Den düstern Elegienflügel breitet;
Ein Opfer jener Kannibalen-Rotten
Heißhungriger und frevelhafter Motten;
Ein Ungethüm, zermalmt, zerknirscht, zerstückelt,
Worin die Maus sich rettungslos verwickelt
—
Wenn sie ein schützend Obdach ihrer Flucht
In dem zerriff'nen
— Unterfutter sucht.
Noch mehr ein gähnend Grab seh ich in Dir,
ernste
Mahnung giebft Du mir!
Auch ich muß einst den Kelch der Leiden trinken,
Und gleich wie Du, ins irdische Verderben sinken.
—
Gesunkner Wz, Du sollst an meiner Seite ruhn
Denk ich an Dich, werd' ich niemals Böses thun'.
Und eine
so
Die Berechnung.
(Jüdischer Schwank.)
(Levi Baruch,
Nathan
und Wolf Silberstein, des Mittags
einer Restauration.)
am Eingange
Levi Baruch.
Nathanche
Eih'
und
Silberstein! Blaibt twch ä Weilche hiev
ßu ftaihn,
mer in der Restauraßion gaihn herein!
Nathan.
woA!
Levi
Io
Baruch und Wolf Silberstein!
eppis
Bleiben mer noch
hier ßu verweilen,
Eih' mer in der Reftauraßion Busammen eilen!
Wolf Silberftein (zu Baruch).
Eben wollt ich singen an ßu sprechen:
Wüllen mer nich erscht alle vorher uns berechen
Lewi Baruch, wie viel bekümmft Du von de Schaukelode raus,
Die mer hoben Busammen verßehrt ins Kümmeidigenhaus?
Nathan (zu Baruch).
Baruch,
wie viel hob' ich ßu erhalten zurück,
Levi
Als ich bin gegangen mit Dir ßu Wein an de Brück?
Levi Baruch (zu Silberstein).
—
—
Ich bekümm ä Sechser von's Kümmaidigenhaus
Von de Schaukelode von Silberstein heraus.
(Zu Nathan.)
Doch der Nathan hat gor nischt ßu fordern Burück
Von mir von's Weinhaus an de Brück.
Nathan.
Mai! Wie
künnste behaupten das mit Recht?
Levi Baruch! as de bist gemain und schlecht.
Levi Varuch.
freigehalten in de Belten,
einmol
Dir
Hob ich
nich
vergelten?
Und Du wüllft mir ä
sau
sau
Nathan.
gleichfalls freigehalten, als Du welßt
Dir ßu besinnen,
Bei den Cünditor lauseph in das Bimmer drinnen,
Verßeih, daß ich mir erlaube, an Dein Gedächtniß anßupochen,
ES werd jetzt fain ä lohr und verzehn Wochen!
Und ich
höbe Dir
Levi Baeuch.
Was sogt der Mensch? — er wird rosend in Kopp,
Willst Du mir gewaltsam beHaften mit'n ßopp?
Ich bin gewesen in mainen ganzen Leben nicht
An ainziges mol bei den Cünditer mit Dir, Du Lügengesicht!
Nathan.
künn
begreifen
de Vergefferlichkeit
Ich
nich
Von eine kürße Bait!
Doch des soll mer sain ä Warnung eS Hut wer leid,
Daß ich bin gewesen Dir freißuhalten bereit.
Wolf Silberstein.
so
—
(Will
sich
drücken.)
Levi Baruch.
Silberstein,
gaihste schon?
Wolf
Ich höbe gegloben, wir wüllen Bur Restauraßion?
Ich hob kan
Wolf Silberstein.
— wir kämmen doch in de Restauraßion
Eptit
—
Mit de Berechnung in Künfüsion!
Levi Baruch.
gieb
mir
de
Sau
Sechs Pfennig, die ich bekümm',
vergessen
und das war doch schlimm!
Du kannst es
Wolf Silberstein.
Ja sau! As de künnst Dir es aufschreiben,
Ich wer Dir noch schuldig bleiben.
se
Ich versichre auf Ehre Dir,
Ich hob ka klames Geld bei mir.
lgeht ab.)
Nathan.
Mir is der Eptit auch vergangen,
Ich tröge nach de Restsuraßion lein Verlangen!
lM
ab.)
Levi Baruch.
Nu, wos soll ich allain
In de Restauraßion gaihn?
Ich will auch ßu Hause spezziren.
(Er nimmt eme Schreibtafel aus der Tasche und notirt sich etwas.)
Zuvor will ich mer de Sechs Pfennig nautiren! (geht ab.)
Recept
zu einem Liebesbriefe.
Nimm Postpapier, das köstlich riecht,
Dann tausend Gruße von den Sternen;
Ein viertel Pfund Vergißmeinnicht,
Ein Prischen von den blauen Fernen;
Etwa ein Loth von süßer Pflicht
Und ohngefähr drei griech'sche Götter
Zu einer Handvoll Epheublätter;
Zwei Blümchen von des Schäfers Au,
Worauf der Thränen Perlenthau,
Ein Pinselstrich von Morgenröthe,
Nebst einer Philomelen-Flöte;
Ein liebend Herz von Seufzern schwer
Mit einer Wunde überquer;
Ein Löschen von dem krausen Haupt/
Der grauen Mixtion beraubt;
Ein kleines Sehnsuchts-Pülverlein,
Ein Ha! ein O! ein Ach! ein Nein!
Drei große Tüten voll Ertase,
Ein Compliment von Deiner Base;
Statt der sehr beliebten Finte
Nimm recht viel edle Denkungsart.
so
Von der bekannten Zeichentinte
Empfehl ich Dir ein halbes Quart,
Weil das, was man mit solcher schreibt,
Uns ewig unauslöschlich bleibt.
Ach, wenn
ich doch
(Ein Unschuldiger
ein
Wollsack
wär!
Wunsch in Versen.)
Ach, wenn ich doch ein Wollsack war!
Was riß ich da für Witze!
Da lebt' ich fauler, wie ein Bär
In Kälte, wie in Hitze.
Dann trieb' ich alle Tage, traun!
Bei dem Traiteur die Schose:
Und tränkte meine Wolle braun
In der
Capaunen-Soße.
Doch Braten und Pasteten fein
Die stopft' ich nur am Sonntag,
Drauf rieb' ich meinen Leib mir ein
Mit Porter-Bier und Pontak.
Als Rammbär trat' ich glatt und breit
Das schlimmste Straßenpstafter,
Dadurch würd' ich in kurzer Zeit
Steinreicher Steinsetzknaster.
Am Weihnachtsmarkte würd' ich mir
Die größte Bude suchen,
Verkaufte drin in MYchenzier
Nur Thorner Pfefferluchen;
Und kam ein Mann von Fashion,
Würd' ich verschämt erröthen,
Und ein geläufiges e'est bau
Mit Silberstimme flöten.
Auch würde ich bei Mondenschein
Der Laute Saiten rühren,
Dem Millionair fein Töchterlein
Nach Frankreich schnell entführen.
Die Linden schlich ich stolz entlang
In einem Dogenmantel,
Und kam ein Fräulein, hold und schlank,
Sprang' ich wie die Tarantel.
Ich würfe mich zu Füßen ihr
Und blieb
so lange liegen,
Bis ich von ihren Lippen schier
Ein Küßchen würde kriegen.
So strebt' ich scherzend halb und
Die Unschuld zu berücken,
Die Bösen würd' ich wie ein Alp
Ganz unbarmherzig drücken.
halb
Vom höchsten Thurme ließ ich fiugs
Mich plump herunterschnellen,
Und wie ein aufgefangner Fuchs
Mich von dem Kirchhof prellen.
Hing auf dem Kirchhof Wäsche just,
Ließ ich mich's nicht befremden,
Und kröche mit geheimer Luft
In eins von Küsters Hemden;
Und schlug die Glocke Mitternacht,
Wurf' ich mich vor sein Fenster,
Bis er erblickt', vom Lärm erwacht,
Das größte, der Gespenster.
Aus langer Weile würd' ich auch
Mal einen Bäcker necken,
Von wegen dem verwünschten Rauch
Mich in den Ofen stecken.
Zum öftern würd' als Luftballon
Ich in den Wolken gaukeln,
Und mich mit Resignation
Auf Luna's Schooße schaukeln.
Dann spann' ich mir vom Leibe ab
DK Wolle, wie vom Wocken,
Und Wurf' im Sommer keck hinab
Den Schnee in großen Flocken;
Und mit dem Schirm spielt' ich im Fall
Den Zeus, den Gott der Götter,
Und machte durch den Purzelknall
Das größte Donnerwetter.
Und wenn ein Graf nach Pyrmont führ,
So folgt' ich auf den Socken,
Um als ein blinder Paffagier
Mich hinten drauf zu hocken;
Blieb die Karrete in dem Sumpf
Zusammt den Pferden sitzen,
Macht' ich mich leise auf den Strumpf,
Ließ Herr und Kutscher schwitzen.
War' ich des Lebens müde dann,
Würd' Niemand ich mehr necken,
Doch im Theater dann und wann
Recht gähnen und mich recken;
Ging' endlich bis zum kleinen Rest
Die Mols mir aus der Schalen,
Wünscht' ich vom Erdenseyn erlöst
Verklärten Lichts zu strahlen,
Dann schenkt' ich zum Perückenstock
Den Rest dem Touren-Drechsler,
Den Ueberzug als Regenrock
Für einen dicken Wechsler!
—
Drum könnte ich zum Wollsack doch
Mich methamorphosiren,
Ich würd' im spätsten Alter noch
Mich köstlich amüsiren.
Ein
(Wie
es der Holzhauer
Es war
lebte, die
noch
Feenmärchen.
Knubbe in der Budike
vorgetragen hat.)
zum lustigen
Sägebock
lange vor Anno Toback, als eene Königin
so alt war, deß ihr det Gras aus de Husten wachsendaht
sendahtun sie weder Zähne noch Haare mehr hadde. Ihr
schwankte wie 'ne Gaslaterne uf 'n fischbeenernen Spazierftock;se
zierftock;sekonnde ooch nich mal mehr durch de Brille in det
Gesaugbuch lesen un de Nasenspitze un det Kinne stießen gra«
dewegS zusammen, als wenn eene Ztzarre an die andre sich
anroocht. Ooch war fe ohngefähr um de Hälfte kleener ge.
Kopp
so zusammen
worden, un
geschrumpelt,
ihr gebogener Rücken
man
globen
sollen,
daß
hätte
se wäre allezeit so ungeheier verwachsengewesen.
wachsengewesen.Dunnemals jab es Feen. Eine solche Fee,
welche zugleich als Wickelfrau die Königin mehrmals gewickelt
hatte, kam zu ihr un sagte: „Ick weeß doch, deß ick Euch
orntlich gewickelt habe in Eure Kindheit un wie seht Ihr jetzt
auS! Ihr jammert mir im höchsten Grade, sagt mal, hättet
O ja, worum
Ihr woll Lust, Widder jung zu werden?"
denn des nich, von Herzen lerne! antwortete druff die Königin;ick
gin;ickwollte alle meine Juwelen drum geben, wenn ick alleweilenich
weilenichälter, als ohngefähr zwanzig Jahr sein duhn könnte.
So müsset Ihr denn, sprecht die Fee, Euer Alter eener Andernjeden,
dernjeden,eener bekannten jungen Perschon, wo Ihr ohngefährwißt,
fährwißt,det
bereit wäre, mit ihre Jugend un Gesundheit
Euer Wer zu kieterbietern. Nu, besinnt Euch een bisken
uf
— wem geruhen wir nu, Eure hundert Jahre zu jeben?
Die Königin ließ nu aller Orten nachfragen, ob sich nich eene
Perschon fände, die uf den Tausch eingehen wollte. Es kamen
ville Arme, die, um reich zu werden, alt sein wollten. Da sie
aber gewahr wurden, wie de Königin husten un blos von Daubenbriheleben
benbrihelebendaht, ooch dabei eenen Schander vor det GraS
kriegten, wat ihr uf de Hüften wuchs,
wollten fe sich mit
den schweren Sack voll Jahre nich beladen un lieber fort un
fort betteln jehn. Es kamen ooch eene Menge Ehrgierige, die
nach de Krone jampelten, allein fe hatten kaum de Königin
erblickt, als st sich eiligst aus'n Stöbe machten.
Endlich meldete sich een junges, dralles Bauermächen, die
sehre, sehr? scheene war, un bejehrte de Krone vor ihre Jugend.
Se nannte sich Pinkernelle. Die Kömgin war anfangs
gneddrich dariber. Aber wat half det
wollde doch eenmaljung
maljungwerden. Wat sollte sie nu duhn?
Weeßte wat
—
se
—
so
— se
—
PinkerneVeken, sagte se, wir wollen det Königreich mit '«ander
dehlen, Halbpart, abgemacht, Sela!
O ho, ne,
wollen wir nich wirtschaften, meent des
Mächen, det iS nich genug vor mir
ick will entweder Allens
jar
oder
nischt. Laßt mich frisch un munter bei de Ocksen un
länse un ick laff' Euch Eure hundert Jahre mit de ville
Runzeln. Na, wat soll ick denn aber in der Welt lottes an^
fangen, fragte die Königin, wenn ick keen Königreich mehr
hädde? Nu, lachen, danzen, singen, springen uf de Wiese, wie
un dabei fung Angesichts
'ne Padde! sprecht Pinkernelle
der Königin an zu dollen, wie verrückt. Die Königin meent<
hieruf, wat woll Pinkernelle uf'm Throne anfangen würde?
Hols der Kuckuck! ick will et mich versuchen, sprach se,
denn et is doch woll eene schöne Sache um eene Königin.
Indessen, det
mit'nander in Handel bejriffen waren,
kam de Fee dazu. Na, sagte sie zu det Bauermächen, wollt
Ihr nu Eure Lehrzeit antreten, ick habe schonS mit'n Vormund
gesprochen un er hat nischt derwider einzuwenden, deß Ihr det
Handwerk eener Königin erjreift. Na, vor meinSwegen! antwortetesie
wortetesieun ogenblicklich schrumpelte de jlatte Stirne zusammen,wie
men,wie'ne Backebäre, de Haare wurden gris, de Strimpe
krochen zusammen, wie de Wachtelpfeifen, und se bibberte, zib erteund
war hundert Jahr
berteundbabberte an janzen Leibe und
anjetzt
Büchse,
eene kleene
un zog daraus
alt. Die Fee öffnete
eine zahNose Menge Kavaliere un Offiziere un ooch een Paar
General-Feldmarschalls, die alle in reicher Uniforme der neigebacknenKönigin
gebacknenKöniginihre Ehrerbietung bezeigen dahten. Man
stellte sojleich een jroßeS Fest an: allein wat war det Ende
de Königin konnte nich beißen un der Hofnarr
vonS Lied
tungenirte sie, indem er meente: man sähe, det noch jung
wäre, denn hädde noch keene Zähne. Dadurch wurde janz
so
—
—
se
se so
se
—
se
—
se
se
bestürzt un se wußte nich, wo se bekehrt war. Wenn st hustete,
so daht se des mit eenen solchen infamigen Lärm, als wenn se
anzweeberschten wollde. Se wischte sich de Nase mit'n Ermel
un als se in Spiegel plierte, globte sie eene Meerkatze zu erblicken.Unterdes en
blicken.Unterdessenbegunnte die wahrhaftige Königin in eenen
Winkel scheene zu werden. Sie ftmg an zu zahnen un kriegte
ihr Haar Widder; de olle Pelle plasterte ab un de junge jlatte
Haut brach vor mit Macht; Jugend, Scheenheit un allenS, was
sonst noch dazu gehört, een anjenehmes Bauermächen zu fein,
sprang im Nu hervor un ehe man sich's versah, war fertig
bis ufs Abputzen. Allein det Schlimmste von die Sache war
der bauersche Habit, die oyen Zwickelftrimpe, der schwere Friesrockun
rockundet schlechte Leben un de unanjenehme Regierung über
det Vieh. Des war nich gewohne,
wußte sich nich drin
zu finden un allerwegen, wo hin kam, stießen
rauffer.
Seht, sagte Pinkernelle, wir sind nu Beede sehr ibel dran.
Ihr paßt nich in meinen Kram und ich nich in Euern. Hier
habt Ihr Eure Krone, gebt mir meinen Friesrock un meine
Zwickelstrimpe. Der Handel war bald Widder gemacht. Die
Königin wurde Widder alt, det Bauermächen jung. Kaum war
des geschehen, war ooch der Handel Widder leed. Alleene
de Fee war nu rappelkoppsch geworden,
wollte keene Verwandlung
wandlungmehr vornehmen und sie sagte: Laßt mir ungeschoren,
ren,Ihr bleibt nunmehro, wer Ihr seid, Punktum!
Eene Paar Monate druff fturb die olle Königin und des
Bauermächen verheiratete sich justement mit eenen Schäferknecht.
„Wie gut is des nu," sagte „det ick bin, wat ick bin, war
lag ich jetzt in de Erde, ingebuddelt, statt
ick die Königin,
deß ick mir jetzt mit 'n Brautkranz uf 'n Kopp, an Deine
grine Seite befinde."
se
se
se
se
so
so
se
se se
se
se
eines Seitensiedergesellen.
Dies Stammbuch ist in guter Hand,
Stammbuch
Name:
Adam
Haase
werd
ich genannt,
Charakter:
Ehrlich und bieder,
Gr<ü>e durch,
Und Seifensieder
Aus Magdeburg.
Gewohnt, die stunden zu verschwenden,
Läßt Sie der mensch sich leicht entwenden,
Und was Sie werth sind, weis er nicht.
Sie sind bald ein Geschenk an Freunde,
Und bald ein leichter raub der Feindte;
Doch nie ein eigenthum der sticht.
Caroline Emilie Uckedorf aus Ziebingen.
Bei Erinnerung dieser Zeilen in Aufrichtigkeit
gewidmet von Caroline Emilie Uckedorf.
lj»82 yuoyuo »88läuo läbuutur tewpor» inotu
Hon Svens »o üumen: noyuo euim eousistere üumon,
Nee levlH livl» potost; seä ut uuä» ilupellitur uncl«,
Dr^eturlzuo prior veuieute, ur^et^ue priorern,
sie ku^iuut pariter, pHriterquo se<zuuutui-.
lscllmiosw^, cau<l. pliil.
Vvil!iuB.
O Schmiesing, warum lateinisch an einen B«k6Nsiäerius
H l^iolltv^eberius.
Er versteht davon doch weiter nischt,
als BeKmiesmF! Nu laßt mir mal ein bischen rackerlateimsch
mit ihm sprechen:
—
lu NocllllolnuB BtaretllleBtUB c«t,
BUut.
Variuno lllul
käter BtoledeilUB äicat: „bleibävit in uest,
Veilir BunBt runter! Kalla euut."
Btureden» replicat:
„1100 uillil »a äieero Il»bellt,
r»Us«er
I^»8äoe <1i
"
It «8t »so Bci»eue a» däUBBer. ....
k'eminiuH «unt Bewpvr so 6uw,
BtlvuFior Buut!
Üa^aut ex ueBtiB, Bcllum, sclluul,
Lt o«uil)U3 »180 d»lBbi-»edleruut!
Ennnere Dir, lateinisch belehrter Seefensieder, bei Umgießung
gießungdieser Zeilen an ein ehrliches deutsches Talglicht, genant
Eusebius Fieritz.
Wie schön ist nicht die Flucht, die freundschaft auszuüben
Mit wahrer Zärtligkeut ein ödles Hörz zu lüben!
Gottlieb Rönneburg.
Bei meiner Abreuse nach Stockholm
meinem Freunde gewittmet zum
Vergnügen der Zurückerünnrung.
Das ist der Bruderliebe und Freundschaft schönstes Denkmal,
Wann, von dem Thränennebel süßer Wehmuth umflort,
Der Vergangenheit lugendgebilde einst vor uns stehn,
Und der Erinnerung Flügel mild über dem Geiste schweben.
Eduard Amberg.
Es freit mir, neben Ambergen zu kommen
Junge!
dieser Amberg.
Die Rose vttblit
Der Friling fiit
Aber
Fremdschaft nit.
—
unsere
— ein guter
Heinrich fridrich klein.
Theuerster fremd! Sie haben mich
ersucht, ein baar zeilen
Vernemen
Sie die entfindungen,
zu schreiben:
findungen,welche ich mir vorgenommen auf dem Aldar der
Fremdschaft hinzulegen, ohne jedes andere gefiel, als nur das,
welches wir unter derselbe versteh«. Ich weis, das sie mich
gefast haben, brauche daher nichts weiter auf dem Aldar der
Freindschaft hinzulegen, als die Bitte, der Erinnerung nicht
zu vergessen von Ihre Freindin Wilhelmine Strems.
Symbolum.
Der Gänsedieb in Nieder -Schönhausen.
lenin ihr Stammbuch
Geliebter Bruder Haase,
Das Leben gleicht einer Seifenblase;
Das mußt Du am besten wissen,
Denn Du bist bei der Seife beflissen.
Gottfried Usedom.
Adam und Eve
Die kochten Beede Seefe
Adam Hase, bei Dir ist eS ewig
Kochdunstig und seefig.
Ferdinand Schilling.
—
—
Sanft ruhe Deine Pottasche am blauen Montag!
Dein treuer Kollege
Oswald Engelhardt Strunk.
Ueber das weite Meer
Mußt Du, Geliebter, fliehn!
Alles ist öd und leer,
Möchte gern mit Dir ziehn!
Ach,
Sonne Pracht
Kannst Du mit mir nicht sehn,
Weil über Deiner Nacht
Andre Sterne stchn!
Hier unterbrach ein stilles Weinen den Gesang. Geschrieben
benin dem Augenblicke, wo Sie sich entschloffen hatten, nach
Albertine N. N.
Amerika zu wandern.
unsrer
Was willst Du in der Fremde thun?
Es ist ja hier, schön, schön!
Hier siedest Du ruhig Deine Saife,
In Amerika freßt Dir der Laive!
so
so
Dein
treuster Freund
Spitz.
Ob auf des Olympos Höhen in rosiger Glut
Aurora dem purpurnen Bette entsteigt,
Und die rauschenden Wogen den Reigen beginnen
Ob auch Phöbus in Arkadien ruht
Und sich Thetis zum Untergang neigt,
Immer bleibe mein Adam Hase bei frohen Sinnen!
Stets der Deinige
Christoph Kneisting,
wirklicher Natur-Dichter, gegenwärtig mit
der Herausgabe seiner Gedichte beschäftigt.
—
Der Mensch ist wie ein Stiebet,
Im Alter geht's ihm übel —
Oberleder erst entzwei,
So ist das Flicken ganz vorbei.
Elias Pittman, SchuhMacher und Poet dazu,
gegenwärtig mit der Verfertigung eines Stiefels beschäftigt.
Ist's
Ich weiß nicht, was ich schreiben sol
Bruder Hase, lebe recht wol!
Dein Freund Vernburger, Töpfer.
Ich weiß nicht, was ich schreiben
soll,
Der Bernburger ist wohl toll!
Der Vetter Danziger, Kupferschmidt.
Der Kessel straft das Ofenloch,
Berahmet stind sie beide doch!
Langejacke, Kattundrucker.
Lieber Freund! Du hast mich ersuchen lassen, Dir ein
Paar Worte in das Stammbuch einzuschreiben, indem Du mich
für witzig genug dazu hältst. Ich kann indessen auf Deine
Bitte nicht eher eingehen, als bis Du mir ein Pfund gute
wohlriechende Barbierseife verehrest.
Dein Freund und Bruder Schneppe,
genannt der Kinnforstenvertilger.
Mit Speck fängt man Mäuse, mit Seife einen Barbier.
Theodor Giesicke.
Horch,
horch! die Stunde
schlägt, wo wir uns müssen trennen,
ich muß ins Postamt rennen!
Dein Freund und Bruder
Schneppe genannt
der Kinnforstenvertilger.
das mir gütigst
verehrte Pfund Barbierselfe meinen
Drum, Bruder Haas', adje,
Für
innigsten
Dank!
Ich wollte ihnen doch auch was schreiben, der
Zeilen Dorothea Hillprich.
Durchlesung dieser
Ha, ha, ha, ha! Hillprichs Dörthe, du hast
Alles gesagt, drum schweige ich stille.
Hase weiß schon, wer ich bin
Hasen fiiehn zwar vor den Jägern,
Aber nicht vor solchen mit mehreren Hosenträgern.
Jäger.
Handschuhmacher
und Hosenträgerverfertiger.
Vergiß mein nicht!
Nicht mein vergiß!
Mein nicht vergiß!
Vergiß nicht mein!
Mein vergiß nicht!
Nicht vergiß mein!
Das sind sechs Verschiedene, davon such Dir das beste aus,
Und lebe ewig ewig wohl, Du altes HauS!
Gebhardt S
Schluchten und Berge mögen uns trennen,
Freunde werden wir uns immerdar nennen!
Adje!
ich muß ins Postamt
rennen!
Wilibald Theodor Sperling.
Ksch, ksch! will er woll runter von de Kirschen! Er is
ja ein ausgefeimter Spitzbube, er hat ja den Schneppen seinen
besten Gedanken gestohlen. Bruder Hase, der muß grimminalitor
litorbelangt werden.
Ferdinand Neinert.
Ueber den Sperling ärger ich mich sehr
Mach Dich doch über den Spitzbuben her,
Schlacht' ihn und brat ihn und lad auf die Mast
Sieben und siebenzig Schneider zu Gast.
Dein sideler Valentin.
den Schneider ungehobelt! . . . Mosje
Valentin.' Nimm nicht vorübel, lieber Hase, daß ich in Dein
was schreibe, ich kann mir nicht helfen, ich
Stammbuch
eins
geben.
Bei Ansicht dieser Zeilen erinnere Dich
mußte ihm
Lasse Er doch
so
zuweilen Deines Dich liebenden Freundes
Jakob Siebenklau, Kleiderverfertiger.
O Siebenklau, Du hast Dir achtklauig, das heißt doppelt
ochsig blamirt. Der Tischler soll Dir ungehobelt lassen, wie
Du bist! O santa pimperlizitas, Du eenfältiger Fracktischler!
Louis Lenkwitz.
so
Rosen und Nelken
Und Veilchen verwelken,
Aber mit Zuversicht
Unsere Freundschaft nicht.
Eleonore X. N.
—
Schon da gewesen! Ich werde mich bemühen, etwas
Neues zu sagen:
Der Steinsetzer rammt die Steine,
Der Wagehals bricht die Beine,
Das Korn drescht man in der Scheune,
Die Vögel singen im Haine,
Die Becker besingen die Rheine,
Und Mancher betrinkt sich im Weine —
Aber
unsere Freundschaft
nicht.
Gotthold
Wieberling.
-- -- -
Die Bielert bekommt an Schlafgeld Rest 2 thl. 25 sgr. pf.
32
Für dreimal Frühstück Neun pf.
5
Der Schuhmacher für das letzte Bestecken
Gedenke mein, vergiß mein nicht!
Johann Färber.
Neimann für seine Flöte Rest
Die Bielert noch für das Halstuch
zu
- -
15 sgr. pf.
6
1
säumen
3 tbl. 18 sar. 9 vf.
RL. Dieses mein Stambuch soll mit lieb und werth bleiben,
Und thu' ich darein auch meine Notizen einschreiben.
Adam Haase.
Rechnung eines dienenden Factotums.
Dem Arbeitsmann Babnse,
Der uns das Holz gehackt
Und in der Holzkabuse
Hernacherns ufgepackt . . .
Ein altes Bettelweib . . .
Und eine neue Karre . . .
Drei Strippen an die Stiebel . . .
Schnaps vor den jungen Herrn . . .
Ihm wurde weh und übel,
Ein Glas in die Latern . . .
Zehn Latten fest zu hammern . . .
Dem Schneider für den Rock . . .
Und von die beste Klammern
Vor die Madam ein Schock...
Die Aekse scharf zu wetzen,
Sie war schon gar zu stump . . .
Stacheten inzusetzen
Ums Kellerloch herumb . . .
Die Taschen auszubessern
In die Karete drin . . .
Die alte Frau Professern
Das Pfennigsmagazin . . .
Dem Amtsrath seinem Knechte
Der uns das Wild gebracht,
Dazu die beiden Hechte,
Was das zusammenmacht . . .
Den Dohrwcg angepinselt . . .
Dem Hund ein Haus gebaut
Weil die Karnaille winselt
Und immerwährend gnaut . . .
Die Schalusie zu sticken
In Frölens Schlafkafnet . . .
Nach Schöneberg zu schicken
Den Kerl mit daS Paket . . .
Vor eine blechne Büchse . . .
Ordnung regiert die Welt
Und auch die rusche Wichse . . .
Nun bitt' ich um das Geld,
Die Scheer vom Scherenschleifer
Die schieb' ich hier noch ein ...
Johann Tobias Pfeiffer.
So wirds woll richtig sein.
Jupiters Qual.
(Mythologische Erzählung im Berliner Volksdialekt.)
Menipp, een Philosoph, der Eitelkeiten Spötter,
Bestieg kaum den Olymp, den Sitz der hohen lötter,
Als ihn lott Jupiter zu seinem Throne zog,
Woruf er justement der Menschen Wünsch' erwog.
Um nu dem schlauen Kopp Beschäftigung zu jeben,
Befahl er ihm, de Himmelsklappe ufzuheben.
Doch wie verschrak Menipp! wie brauste ihm det Ohr!
Een Mordspittakel stieg jetzt aus der Welt empor.
„Menipp", sprecht Jupiter, „hier kannste deitlich hören,
Mit welchen Bitten mich de Sterblichen beschweren."
Der Weise horcht' und nahm ooch in der Stimmen Schaar
Die Wörter.- Neichthum, Ehr' un langet Leben wahr.
Alleen, da das Gebrabbele vernehmlicher geworden,
Bemerkt' er seinen Fremd vom Philosophen-Orden,
Hykandern aus Athen, der bei dem lötterrath
Um eenen Modebart und frische Weisheit bat.
Een Schiffer, welcher Salz nach Hamburg uffgeladen,
Gelobte Jupiter«, wenn solches ohne Schaden
An Ort und Stelle kam, een joldnes Säulenbild.
Der Dritte schrieg ihn an, een Machen, welches wild
Un unerbittlich war, ihm liebreich zuzuneigen
Un ihr eenmal recht derb als lots den Text zu zeigen.
„Laß", sprach lott Jupiter, „des Mächen doch in Ruh,
Will sie partu dich nicht, wat quälst immer zu!"
se
lott een brüllendes Geplärr,
Als Wenns een Wolkenbruch mit Blitz und Donner war.
Een knechtisch Volk bat ihn, im Beisein des Tyrannen,
Von diffem alles Leed und Unheil zu verbannen.
Menipp, der höchst verstaunt den Eifer hier bemorken,
Womit der Unterthan des Wiethrichs Stolz bestorken,
Hört in dem Ogenblick in diesem Volksgemuschle
Een fluchendes Getös mit Murmelir- Getuschle.
Die Heichler klagten nu den lott der lötter an,
Daß ihn sein Donnerkeil nich von der Welt gethan.
Des kribbelte den lott, er blus mit Zorn un Schelten
Sich seinen Kaffee kalt un ließ die Wünsche jelten.
Druf sah man een Gewölk, das in die Höchte stieg.
„Schau", rief der lott, „dort zeucht een Feldherr in den Krieg;
Ick soll een janzet Heer ihm zu Gefallen schlachten
Un uf den Pulverqualm und die Soldaten achten.
Der Ausverschämte jlobt, er sei was befsersch werth,
Als hundertdausend Mann ... Nanu, wat der bejehrt:
Et is een Schuft, dem ich ins jonische Gewässer
Aus Noth und Schiffbruch riß: alleen er wird nich besser,
Und der Meineidige duht sich noch untersteh«,
Ufs Neu in die Gefahr um meinen Schutz zu ftehn?
Wat will der Junge dort? Er winscht, vom Joch des Lebens
Den Onkel frei zu sehn: alleen er winscht vergebens.
Er möchte gern, des Onkels Dahler würden sein,
Der Niederträchtige soll sich daruf nich frein!" —
Indessen pustet es, wie sanfte Blumendüfte
Und süßer Thymian durch die bewolknen Lüfte,
Woraus een janzet Chor vermischter Seufzer brach,
Hier unterbrach
den
—
Und diesem folgt een Schwerch von bittern Klagen nach.
der bestund in Wunden, Qual und Flammen,
Verzweiflung, Angst un Dood verbanden sich
Menipp stund in dem Wahn, es käme dies Gebraus
Vom spanfchen Fehmgericht und seinem Marterhaus.
Doch man bedeutet ihm, daß es von Paphos rihrte,
Wo man de weiße Frau und manchen Alp verspielte.
So werd' ich, sprach der lott, mit Winschen janz bepackt
Und Keenen mach' ich's recht — det is doch janz vertrackt!
Daher will ich anjetzt den Winden ufferlcgen,
Sie iberall, wie Stoob, mit sich hinwech zu fegen.
Nur neilich bat mich noch een hundertjähr'ger Mann,
Der een Hallunke is und prächtig winseln kann:
Ick möcht ihn, eh' er sich zu der Verstorbnen Schatten
Gesellte, noch Een Jahr zur laljenfrist gestatten,
Und dieses steht der Schalk seit zwanzig Jahren her.
Seit seinem Fünfzigsten verlangt er jar nischt mehr,
Als Kind und Bielkenkind annoch versorgt zu schauen,
Ick willigte dadrein: Nu—fängt er an zu bauen
ob er ooch schwach und krumm,
Un dreibt sich immerzu
Als wie der jingste Kehrt uf die Geriste rum.
Und sonne dolle Zucht könnt man bei meiner Ehr
Gewiß vertragen nicht, wenn man keen lott m'ch war.
Hiermit schlug Jupiter kurz vor der Mittagsruh
Mit ungeheiern Knall die Himmelsklappe zu.
Ihr Inhalt
zusammen.
Kuriose
(Der
Supplik.
Urschrift getreu.)
Hochgeborne, Hochedle und Hochgelahrte,
Insonders Hochzuehrende
Wir lesen beym Ourtio I^il». X. cap. 5, daß
M. gcfraget worden, wem er sein Reich hinterließe? Er geantwortet:demselben,soder
wortet:demselben,soderbeste seyn würde; die Application
Hochehr. Hr. auf den Cöllnsch. OrFanistendienst, das bedarf
keiner subtilen Application. Es sind heute gerade 8 Tage, da
Ew. Hochcdl.
ich die Teuscherey entdeckt, cauwr
Petliuuß
I^ullic^k
Uoßter
mit seinen mittelsten Sohn bey seinerinderHlarien
nerinderHlarien- Kirche abgelegten l?lol)» begangen, und
würde hinter die Wahrheitzukommenes
auch gemeinct Ew. Hochedel.
meinen
und
seinen Sohne zu einer rechtenprobeveranstalten,da
heitzukommenesmit
tenprobeveranstalten,daes ohne allen Betrug zuginge, damit
beyden Söhnen Chörmäßig oder
offenbar würde, wer von
Thormäßig klusilialischen Witz oder Musik -kahlen Grütz in
Kopf habe, oder nach Bllloluouiß Ausspruch ein guter Meister
oder ein Hümpler (5. v. Bwliäuß) sey, l?lov. oap. XVI. 10.
Allein weil die allgemeine Rede jetzt gehet (pulilica l'am» iw
LULUllat) daß Hr. Oanwr I^üäiclco mit recht Bernplüscher
Weisheit die Sache subtil eingefackelt, alle Steine des AnstoßesausdemWege
stoßesausdemWegezu räumen, daß er u«l,il. Beu»tui vorgeschlagen,erwolteseinen
geschlagen,erwolteseinenSohn in
und Fasten, da
die Orgel etl. Wochen ruhet, nach I^oipxiss zu den berühmten
Bachen schicken, der ihn noch weiter nadilitiren sollte, und Sie
ohne dem resolviret, auch in der ?etri- Kirche eine neue Orgelzubauen,da
gelzubauen,daein Jahr oder 2 wohl zu gehören, könnte
sein Sohn sich interiw in der Fremde verkoetiouiren. Ich
aber noch hoffe, daß nach alter onßorveuco tres person»« cliOdiles iumm» si von o»näe!»e noch zur Probe werden angestel etwerden(dennes
so
-
unsern
so
so
stelletwerden(dennessind bis 6ato würkl. nur erst 2 zur
Probe aufgestellet worden) nemlich Hr.
Sohn (wenn
ja
seine zuvor exercirte Stücke eine Probe heißen sollen) 2,
0A»1
Hr. Llliu^er bey deßen Probe Hr. Kantor I^üäicke
wctiret, als eine falsche Unruhe in der Uhr gehet, und pr»eßto
liiriFirte wenn piano stand, maßen der dritte von Havelberg
gespielet,
Hr. «osk? nicht eine Probe sondern nur
weil keine k'i^urne Musik dabei gemacht, noch ihm sonst ein
vorgegeben worden, auch seinem Cbor»! spielen iemandausEw.
zur
lenniemandausEw.HochEdl. U»F. t^olle^io beygewohnet,
wozu meinem Sohn auch Anfangs Hoffnung gemacht worden,
da ich den 5. bu^j. von Sr. HochEdl. den H. geh. k. BeuniuF
bei seiner Wiederkunfteinmachen,und
an Sr. HochEhrw. den Hrn. probst
derkunfteinmachen,undihm andeuten mußte,
daß »mplissimus Beuat«B nunmehr einen Tag zur Probe der
Oauäiäateu ansetzen wolte, davon sich ihrer 2 könnten hören
laßen, welche gute Resolution aber wegen des or^an^ten zu
Prentzlau » Oautore I^uäioke kläglich hintertrieben ward, weil
er besorget, es möchte sodann für seinen Sohn windig aussehen
Als ersuche nochmals Ew. HochEdl. N»^. gehorsamst, meinen
Sohn auch zur Probe hochgeneigt zu Ȋmittiren, weil hoffentl.
noch reg inte^ra und Kantor Qüäicko mit seinem obgedachten
iuveuto riliieulu inauäito promoveuäi lilium in okiieiuiu e desiasticumabzuweisen,undsie
desiasticumabzuweisen,undsiebeide in des Hrn. Uatbesons
I^xemplnr orAumßtvu Probe tz. XIV. et XV. p»A. 67. hinzuweisen(dawerdensie
zuweisen(dawerdensiebeide Schuhe vor ihre Füße finden)
und dem Vater den heilsamen Rath zu geben, daß er seinen
Sohn, der bisher nur als ein FreFariuß mileß in bello Arnumt icalizuFeldegedienet,
umtticalizuFeldegedienet,erst nach etl. Jahr in eastris wu.
saruW »üb vexillo p»II»lii 3sich den Nußielllischen Wind beßer
um die Ohren wehen laßen solle, weil er zur Zeit noch zu j«ng
so
zu roh mit an der Göttertafel der Virtuosen zu erscheinen,
wenn er jetzo vor dem Apollo auf dem ?»rnaßßo sich stellen
und blank stehen solte, so würde er ihn nicht einmal zum Muster-schreibermachen,sondernzur
ster-schreibermachen,sondernzurAntwort geben: Man krönet
und
8«ci08 semi eoecos et Bemi äoctos ex 80<:iet»to
lnusie» vi opinioni» et iv «pem kuturae b»bilitatiß, sondern
hier keine
die 01-^anizten vi eruäitioni» praesentis: hier heißt es nicht:
weil ich noch jung, so will ich dies, was mir noch fehlet, künftigzuI^eipxiAoder
tigzuI^eipxiAoderanderswo noch wohl lernen, gestalt es von
dir auch heißen möchte: Kos Bumimuß peouniam, »t mittiuuis
in
— Uarclii»»,, lzui»
«wne receptivum u«u recipit»amolumimprimeuti»,
cipit»amollumimprimeuti»,Beä »a moäum Bu»e receptivitatiß;mannkannzwar
or^aniztllm
tatiß;mannkannzwaram Kalbe sehen (8»u8 comp»r»ißou)
was vor ein Ochse daraus werden will, aber bei jeden Klußi«
liebenden Bu!jjecto nicht, ob er ein Btella I- mae oder II- äao
ma^uituäiniz werden, oder ein schimmernder Fix- Stern (den
man nicht anders denn durch ein gut perßpeetiv erblicken kan)
bleiben werde; denn die Uußic ist ein Baum, der seine FruchtbarkeitvondemTau
barkeitvondemTaudes Himmels nimmt, und nicht von dem
ist ein Gcw^ daß sich nicht
Mist der Erden. Dieses
Reguln
last,
eintrichtern
daß man jure u»turae et
menschl.
äiplomate äiviuo besitzen muß, denn von Kispern Holtz fallen
keine eichene Spähne, wie die Glocke ist der Klang, und ein
gutes Feuer machet einen guten Koch, ein schmauchendes aber
einen Sudler; und ein glimmendes slußioFeuer oder vracbm»
von diesem O«ov einen Hudler, in einem kalten Ofen backt
man kein Brodt. Es heißet von dir und deinesgleichen: 0»ui8
tsstinaus ooecoß parit catulo», und ein Kücken kann nicht
eher brüten eh es Eyer geleget. Dieses ist die Ursach, warum
viele orK»mßten, Olavir- Stuben, Eulen-Nester darin alte
blinde Eulen wieder junge aushecken, und aus ihrer inkorm»tiontanquamex»Bino
so
so
tiontanquamex»Bino1>»j»uo lauter »unerwtiv Virtuosen
kommen. Drum lerne nach SyrachS Regel c»n. XVUI. v.
19. vor selbst ehe du andern lehrest, oder du wirst, wenn du
als ein Zwerg auf Niesen-Schultern stündest, l». e. an einer
Keßläeu2) an einer Haupt-Kirche vociret würdest, dennoch
nicht größer, sondern in allen klugen Augen uomiue et omiue
I^üteke bleiben.
So, Hochgeehrteste H. würde des
äeeisum auf
dem karuasLo etwa lauten, wenn er oi-Flmiswm uostrum I^üäe^euiamjunioremauf
äe^euiamjunioremaufden Zahn fühlen solte, und ich setze
darzu, Jedermann schenket einem künstl. Organisten in der
Kirche sein Ohr, denn wie man einem guten Prediger nachläuft,
also auch einem guten OrFHuisteu, und wo sich die Seele in
der Kirche an einer geistreichen Predigt sättigt und vergnüget,
da muß auch das Ohr durch einen barmherzigen Organisten
nicht Hunger leiden. Unsere Mark ist ja noch nicht abgebrandt
an Organisten, und dürfen wir ja noch nicht sagen: uteuöum
noetuis udi clesunt lusciniae, man muß mit Eulen beitzen,
wenn man nicht Falken haben kann, oder, wie die Fuhrleute
sprechen, mit Heckerling futtern, wo kein Haber vorhanden.
Solte dieser Jüngling in Bnem kuturao emeullatiouis angenommenwerden,und
nommenwerden,undihm diese Oouäition entweder gegen
einen schriftl. Revers seniori» I^üäiekeuii oder gar in seine
wäre dis ein Lxemplum
vocatiou niedergeschrieben werden:
heraus, als wenn ein
eben
exemplo
und
käme
»ine
fast
in
examiue abgewiesen,
ungelehrter O»uäill2tus Wuistei-ii
und noch 1 Jahr nach der vuiveläitaet hingewiesen würde,
besser zu Btuäiereu> und hernach sich wieder zu melden, und
aufs neue examimreu zu laßen; Aber ein solcher bekömmt
doch sogleich keine Voeatiou, und müste I^üäieko junior sodann
sich aufs neue dem examim Nusieo unterwerffen, weilen er
so
so
der NUBic»liscllon Gülde noch das rechte Meister Stück schuldig eblieben(den
diggeblieben(denner in feiner ersten Probe am 1.
mit
Brillen gehandelt) ob solches aber der edl. Oi-Fanisten-I'lo.
Kession zur Ehre oder Schande gereichen werde, davon will ich
schweigen. Sollte nun dem Schüler I^iiäicken (denn er k>e»
quentiret noch die Schule, und ist bisher gleich andern im MantelimChor
telimChorweit herum singen gegangen,) diese Oouäitiou
nicht anstehen, und er getrauet sich jetzt mit meinem Sohn aufstel enzulaßen,
stellenzulaßen,so erwartet dieser letztere noch einen geneigten
Wink und Befehl, weil ich nicht glauben kann, daß dem SchülerI^üclickenjemahls
lerI^üclickenjemahlswas versprochen, vielweniger verschrieben
gewesen, und er durch sein bisheriges Orgelspielen in der Kirche
sich noch ein wenig exorcil-et, sonsten tönte er gar nichts.
Solte aber ein widriges Lcl»o zurückschallen, der Prentzlausche
OlFÄuist wäre mit sein Hlemorial zu späte gekommen (da das
Datum seines Uemoriäls zeigen wird, daß er einer von den
gewesen) und es hier nach dem Sprichwortheißet,die
ersten
wortheißet,dieKunst reitet gemeinigl. auf dem Esel, und
kommt allenthalben zu späth, hergegen die Esel tragen die Post
zur Beförderung, mag mein von Oauwr I^üäicks unter
Uarieu- Glocken -Thurm schnupfirter Sohn, auch der von demselbenaufder
selbenaufderOrgel prostituilte H. Llliu^vz-, und auch der
bei der Nase vexirte H. kosk? gedenken und frey sagen:
Uoßpo äatur Ais»; je krümmer Holtz je besser Krücke; 60II»
kortuua kaveuto vei vimiue uavi^at. Wem das blinde Glück
wohlwill, dem kälbert auch wohl ein Ochs, <zuo «zuis stupiäior
«o korwuÄtior, die elendeste Sau findet die beste Eichel. Solte
nun, sage ich, bey gestalten oder vielmehr ungeftalten SachenmeinemSohn
chenmeinemSohndie geringste Hofnung zur Probe nicht
übrig bleiben: macht er hiermit gegen Ew. HochEdl. Senat
eln groß kovoeeuoe, und bedanket sich vor dero ihm den 16.
so
so
so
IlHug gegebenen
übergebenes klemorial
und bittet nur um sein vom 1. «luv.
ihm wieder zurück zu geben, wogegen
ich verharre
Ew. Hochedl.
gehorsamster
den 25. su!i 1723.
B
m. n. r^
nn.
Original
eines Maurergesellen.
Hochverehrungswärthe, wohl und edelgebohrne Zisihldeputatoren
tatorenund Gerichtsjustizien allhier! Ich bin der hiesige Mauergesell
gesellHeinrich Ferdinand Kleinvogel aus Deutsch -Eylau gebiertigt,
biertigt,36 Jahr alt, Evangelist, Besitzer der kriegerischen Denkmünze
münzevon Anno 1814 nach beiliegenden Entlassungsschein in
ehrenvoller Vollendung meiner milthärischen Laufbahn bei einem
mehrjährigen Bau in Halberstatt beschäftigt in späterer Zukunft
durch den allhiesigen Herbergsvater verschrieben und verheirathet
thetmit Johanna Dorothea gebornen Frihberger, Bürger und
Schumachermeiftertochter allhier in zufriedenem Verhältnisse des
ehelichen Standes versetzt und durch die Allgütigkeit des himmlischen
lischenSeegens Vater von sieben lebendigen Kindern in Treue,
Rechtschaffenheit, Fleißigkeit als Schutzverwandter der hiesigen
Ringmauer ansehnlich verehrt und im Studium der Mauerkunst
kunstmathematisch unterrichtet und mit den nöthigen architechnistischen
nistischenKenntnißwissenschaften in einen brauchbaren Grade
versehen.
Folgendermaaßendes bewandm'ß der Sache führt mich zu
Sie mit einer Anklage injurischer Verbalbeleidigung und ehren 'hrenderAnzüglichkeiten
n'hrenderAnzüglichkeitenwider den allhiefigen Hausbesitzer und
Grundeigenthümer ohne Profession, mit Namen Stelzer in der
1. . . gaffe No. 12, welche sich derselbe gegen mich verschuldet
hat. In selbigen Hause bin ich mit stillschweigender Verlängerungbewohnbar
gerungbewohnbarals Eigenmiethling im Hofe, eine Trepfe
hoch hinsichtlich von eine Stube, Kammer, Kochgelaffenheit
und allgemeinschaftliche Mitbenutzung des anwesenden Trockenbodensvon
bodensvonvierzig Thaler kontraktlich ausgemachter Miethe
nebst Müller- und Schornsteinfeger-Gebührlichkeit mit einbegriffen.Das
fen.DasQuartier ist ohne Kultur gesprochen unter der QHaut erbärmlich und nur aus Samaritanergesiehl und Gegenliebeals
liebealsMensch zum Menschen, in so viel, wie Stelzer MenschlicheMoralisation
licheMoralisationin seinem Innern besitzt, zu bewohnen. Denn
ich brauche keinen Verstand als studirter Mauer, um zu beuriheilen,daß
iheilen,daßin fünf Jahren das podagramatikalische Vordergestelleseines
gestelleseinessogenannten Hauses nebst dem schiefen Seltengebeidedesjenigen,
beidedesjenigen,welches sich das Aasil meines Daseins zu
sein schmeichelt, ohne Pardon der Gewalt des Einsturzes gefangengeben
fangengebenmuß, wie solches bereits an einer Herabsenkung
der mittelsten Balkenlage vor Jedermann deitlich sichtbar ist.
Erempel des Beweises. Meine Decke. Ich trage auf
Ansichtlichkeit der Baukommission an. Die Schauderhaftigkeit
ist unwürdig der Geduld und des Anblickes empörend, da der
über mich wohnende Stiefelputzer Neimann, welchen ich zum
Zeugen anatomire, bezeigen kann, daß durch das Putzen der
ihm übertragenen Fußbekleidungen die Decke wippert, so daß
durch die Bewegniß derselftigen 6v äato am 24. Februar des
Nachts um 12 Uhr siebzehn Pfund Schutt neben der Wiege
meines jüngsten Sohnes Hugo, welcher dem Schlummer hingegebenwar,
gegebenwar,herabfuhlen, so daß derselbe hätte meichelnächtlich
ertötet werden gekönnt, wenn das Schicksal einem Finger breit
weiter vorgerückt geworden wäre. Glaubwürdige Zeigw: meine
eingeseegnete Schwestertochter aus Beskow, Friederike Hellenore
Wiedegast, neben Hugo schlafend von dieses Getöse auferwacheudund
cheudundfragend: Was ist das! Ich ward von den Gesiehlen
des Zorns verboft als Vater im Augenblicke des hätte geschehenkönnenden
henkönnendenVerlustes meines geliebten Hugos und theilte
die gerechte Verbitterung meines Tempraments mit meiner in
die Kammer gebettete Frau, welche durch das krachende Getöse
in ihren Schlummer emporfuhr und in einen dreistündigen
Weinkrampf die Gesiehle einer furchtbaren »erschrockenen Mut erunverken bar
terunverkennbareröffnete und sich nicht eher vollendigte bis ich
die Wiege meines Hugo mitsammt Hugo ihr in der Kammer
hereinschleppte, worauf der Stiefelputzer Neumann herunterkam
und uns durch höhere Vorstellungen beruhigte. Ich war aber
in meinem Innern zu sehr aufgestäkert und zernichtet, als daß
ich zu dieses Vorfall hätte stille schweigen gekönnt. Ich begab
mich daher am Morgen des 23ften February zum Hauswirth
Herrn Stelzer ins Vordergebeude, eine Trepfe hoch, kloppte an
und wurde aufgemacht.
Herr Stelzer saß ohne Ahnung der nächtlichen Schauderthatseines
thatseinesvon mir bewohnten Kameels mit seiner Frau bei
das erschte Frihstick. Ich forderte ihn auf mit mir zu gehen,
und zu sehen den Umstand der fabelhaften Einfälle, und ich
erlaube mir, das öffentliche Geständniß hier zu bemerken, daß
ich bei dieser Gelegenheit herausplatzte, Herr Stelzer verkaufen
Sie Ihre von den Zahne des Schicksals baufällig gebissene Ci«
chorien- Mühle an einen Kroaten und machen Sie nicht ihre
Miethsleite länger unglücklich, für welche Verbalige ich mich
erkläre, zwei Thaler in deposito zu erlegen. Herr Stelzer, den
Ueberreft einer Dreierschrippe vertilgend, näherte sich mir bis
zur
unserer
Fußspitzen und sagte: „Herr Kleinvogel,Sie
Karambolirung
vogel,Siemissen bescheiden kommen und nicht als Flegel!"
Ich erwiederte: „ich bin kein Flegel nicht, wohl aber Ihr Grundstück,welches
stück,welchesohne um Permission zu bitten über die Häupter
der Lebendigen zusammenfällt. Sie sind der Besitzer dieses Flegelsund
gelsundregieren denselftigen." Ich bitte diese Wahrheit mit
dem Lichte der Gerechtigkeit zu beleuchten.
In Begebenheit dieses fuhr Herr Stelzer fort zu sprechen:
Ich wäre eine elende Kalkschwalbe und ich sollte mich packen,
sonst wirde er mir rausschmeißen! Ich sagte: Sie schmeißen
mich nicht raus, davor bin ich gut, denn das verträgt Ihr
Haus nicht, welches schon durch die gegenwärtige Wortwechselung
lungfieberhafte Aufwallungen zeigt. Daher rathe ich Ihnen
als praktischer Kenner Ihres kamschadalischen Pallaftes, sich
ruhig zu verhalten, meine Decke zu repariren und mir vor die
dadurch verursachte HäuSlichkeitsverungenirung zu entschädigen.
Ich erhielt hierauf noch mehrere Kalkschwalben zur Erwiederung
wiederungund die Frau des angeklagten Stelzer schimpfte mir
zweimal einen Esel.
Meine Ehre ist unvermögend, die Schwalben und Esel
ohne Satisfaktion in die Brusttasche zu verwahren, ohne den
Schöpfer dieser Thiere vor den Schranken der Gerichte zu ziehenund
henundihm dadurch gewiffermaaßen zu bedeuten, daß ich als
Freiwilliger mit eigenthümlicher Selbstekippirung vor dem Vaterlandegefochten
terlandegefochtenund als Mauergeselle in dem Rufe der Achtsamkeitmeiner
samkeitmeinerMitgenoffen die Kelle der Erbauung rechtlich
und zünftig führe und mich Niemals Einer unter die Kathogeriederjenigen
geriederjenigengezählt hat, welche schwalbenhaft in Lehm arbeitenoder
beitenoderPack-Esel und Handlanger-Dienste übernehmen.
Vielmehr kann ich durch glaubhafte Dokkemente den Beweis
vollführen, daß ich bei mehreren Bauten innerhalb des Weichbildesdie
bildesdiestrenge Verrichtung der Polier -Bernfenheit zur vol kom enstenZufriedenheit
kommenstenZufriedenheitdes Respektive» Ban-Anterprimenörs
mir
unterstanden und in
erwartungSerreichte Aasfihrung
entledigthabe.
Mein Antragsanliegen geht dahin, den angeklagten Stelzer
zerin meine Gegenwart zu verhören und ihn laut Verhör und
Schriften der Acta nach den Paargrafen deS Preischen Gesetzalmanachs
almanachsdie allgehörige, bestmöglichste Strafe zuzudiktiren
und ihn im nnvermoglichen Falle das Gefängniß genießen zu
lassen, auch mir wegen der kroatischen Verbalige mit zwei Thaler
lerergebenst zu belegen. Bis dahin versterbe ich in unaussprechlicher
der Mauergeselle
8 ... den 26. Februar 18 . .
Heinrich Ferdinand
Kleinvogel.
Das verhängniszvolle Ballkleid.
(Berliner Lokalschnurre.)
Personen:
Florette, Hausmädchen beim Hofrath 3.
Tobias, Hausdiener ebendaselbst.
Roland, Färbcrgehülfe, FlorettenS Geliebter.
Rispe, HorndrechSlergesell.
Schramm, Barbier.
Schrowack, Tischlergefell.
Das Stück spielt in dem kleinen Nebenzimmer eines Tanzsaales, darln ist ein
kleiner Toilettentisch, em Sp,egel und ein Stuhl. Da tin Picknicksball statt
findet, so hört man aus dem etwas fern liegenden Saale !o eben die Musik
einer
Florette.
Polonaise und das Geräusch
—
der
Tanzenden.
(Ballmaßlg gekleidet
der Kopfputz überladen und ge»
Sie ist, eine Nahnadel mit einem Faden in der Hand, eifrig
mit der Instandsetzung ihres beim Tanz beschädigten sehr «leganlen Ballklei»
jleichen! Dieses
de« beschäftigt.) Iott! Erschrecklich
schmacklos.
ohne
ksstbare
Kleid l Welch unersetzlicher Schade! Wo fang ich an mit de
Verbesserung I O mein je, mein je! Himmel! und bejoffen ist
es ooch mit Weißbier un Anis . . .
Roland stritt ein. El reiht sich verlogen die Tolle.) Na, Flore, wie
is es denn ? Noch is die PoUnäse in lauge — wie weit bist de denn ?
Florette (UnwlMq.i Maschire, Färber, un lasse eine mit
Schwach bcladene Jungfrau mit ihren Jammer alleine . . . —
Roland. Wo biste denn Jammer-Jungfer geworden?
Fw-rette. Aelendiger lokuS, wo man wahnsinnig ist
anfs Vorderblatt is'n. jroßer —Bierfleck, über die Huste is de
Tallje geplatzt. Verdammt!
Hloland. Bor'n Schönfärber, der drei Jahr in Liverpol
gearbeit't, eine Kleinigkeit. 6o<l <lam! sagt der Engländer!
de
Ich färbe dir den Bicrsteck in de Vergessenheit; und was
—
betrifft,
wird mit de Nägenadel korrirt das
Zerrissenheit
Schlimmste bei dtr Sache is de zerrissene Pollnäse—und hattst
du keenen Purzelbohm geschossen, war alles jut!
Florette. Bringe mir «ich auf mit Dummheiten! Du
weeßt, daß mir Schramm und Rispe niedergerissen haben.
Roland. (Indem die Musik der Polonaise verstummt.) Da! da
—
haben wir's 6oä ä»w! de Pollnaise is alle geworden. Et
wird ja noch mehr gedanzt wenden!
so
so
—
se
so
(Schramm, Rispe und Schrowack treten ein.)
Schramm. Hier is woll die Oese von de Pollonöse uffgeris en?
gerissen?— de löttin Flora heftet ihr Gewand, wie ich sehe.
Rispe. (Hat sich Floretten genähert und sucht sie zu beruhigen.)
Schrowack. (Zu Roland.) Alter Roland, juter Junge,
— vormals
malsdrei Jahr in Liverpol, du hast verdammtes Pech doch
lasse set jut sind! sei verjnigt!
Roland. Geehrter Schrowack, das ist starker Toback -^
eine in der erschien Fest-Pollnäse zerrissene Geliebte zu besitzen
nein, Schröwack, das hält kein Engländer aus. Koä ün«!
—
—
Schrowack. Na, sag' mal, Töngtüriö, Kollör-Kodderer,
rer,wie is denn das mit das bewußte Kleid gekommen?
ich bin darüber jänzlich bewußtlos gieb mir eine richtige Farbe
—
davon!
Schramm. Ich will dir die Sache manknander zersetzen,
höre zu, Schrowack.
Schrowack. (Zu Schramm, ihu abwehrend.) Halt's Liegenmaul,
maul,Menfchenkopp-Abraspeler! denn du bist benehmt als Fabeldichter.
beldichter.(Zu Noland.) Verzähle du man, du bist ein wahrheitsliebender
Roland. Höre das Facit: Rispe, das Hornmetiö, welcher
chersich eben segen meine Geliebte reene brennt, stoßt, wie
ein honetter Ochse, bei de Pollnäse meine Geliebte gegen einen
wackligen Tisch in Winkel, worauf Weißbier und Anls befindlich,
lich,so daß dieses Alles in Buwm» Bumm»rum von de Flore
umgeschmissen wird, Flore selbst hernieder zur Erden fällt und
Flore besoffen wird; außerdem is de Tahe über die Hüfte aus'nander
'nandergeplatzt! Koä llam!
Rispe. (Springt hastig herbei.) Q ho! Ich habe wenige oder
jar kein Theil bei diesen Bejebuiß. Schramm ist der Verursacher
so
sacherdes Ganzen. Hier steht er, er muß selbst bekennen!
—
Schramm. Ränkevolle Kreatur, nimm dir in Acht vor
mir! Laßt Floretten selbst reden und meine Unschuld wird ans
Licht treten! hätte ich sie nicht mit aller Kraft festgehalten, denn
war se ville schlimmer weggekommen, sie hätte Hals und Beene
brechen kennen l
Schrowack. Schweige, lappländisches Elenthier, welches
du rennst durch die Gefilde von Deitfchland mit de FeldapHeke
untern Arm! Deine Bader-Einfalt ist hinlänglich bekannt bei
Allen, welche d«in Bleiweißpinsel und deine schartige Futter.
Nmge berihrt!
Ohnversiändiger, durchgefallener Chirurgus
—
fünfter Station, du Haft jedesmal, wo eine unschuldige Freude
als lötterfunken geblitzt, solche balbirt, in das Verjnigen deiner
Mitmenschen Schrammen gerissen und bist auch hier der Störer
rerund Rasirer der allgemeinen Freude!
Schramm. Zorniger Schrowack! Lasse dir mit die feste
Assekuranz versichern, ich trage kein Drachma Schuld an der
-
-
-
Erliwerpoler Rolandsbrauts Ballgewandes Vernichtung ! Ich
bin praktischer Salon-Fassionabel und weiß mir gegen Damen
zu benehmen!
Es is reene zum
Dollwerden! Wen soll ich nu in Anspruch nehmen?
Der
(Zu
Florette.)
biste,
Flore,
Wie
is
bedeitend.
weit
Schaden
soll
— oder
ick nu fortjehn und dir sitzen lassen
willste
heitc
noch
—
een Dänseken mit mich riskiren?
Florette. (Schmollend.) Mach, was de willst Färber, meine
Freudenblume is verblieht. Ick bitte eenen um Alles in der
Welt, wo soll ick bei des gerungenirte Vorderblatt noch Lust kriegen,
Roland.
gen,mir
(Sich
vor den
Kopf schlagend.)
—
sehn zu lassen!
Schrowack. Aber Kinder, was soll denn nu aus diese
infame verplemperte Mordjeschichte am letzten Ende noch werden?
den?— Es wird anjetzt eine Ekkesäse beginnen, und statt daß
wir antreten sollten, halten wir uns ins Departementskabinet
mit das Bndjed eines Kleedes auf, ich dächte, wir vertagten
diese kummervolle Sitzung . . .
Roland. Ja will sie denn?
Flore hat nich Luft,
länger zu fioriren und jeht mich der ganze Spaß flöten!
NiSpe. So sehr ich mir schon Mühe jejeben habe — ich
—
so
<ann se auch nich ufmuntern.
Roland. (Zu Florette.) Hör mal Flore! laß dir bedeiten:
Wie du mir sagst, so kehrt deine Herrschaft erscht morjen von
de Reise retour und wenn die erscht da ist, denn jute Nacht,
Verjm'gen! Nu dächt' ick doch woll, wir lebten noch de letzten
freien Ogenblicke in äuleimus jubilate, da du doch in deinen
Staat und Kopp-Putz die eigentliche Krone von des janze Festöng
stöngbildest, nich wahr, Flore, Korona von Soluzzo?
Rispe. (Zu Florette.) Es is ja blos eine Grille von Sie,
jetzt moppsen un ick habe Ihnen doch aus Freundschaft
Sie
deß
schaftgegen Rolanden de himmlischesten juteften Worte gegeben !
Auf des Kleid seht man ja nich mehr de Probe von des Vorgefallene,
gefallene,die Borste in de Talje is zusammengenägt, der Biersteck
—
steckist entfernt und . . .
Schrowack. (Zu Florette.) Ach, es is ja Alles im besten
Stande! das schönste Kleid haben Sie doch von alle miteinander,
der,so ville, wie hier sind.
Roland. Ja, es kost' ooch fünfzehn Dahler sieben un
dreißig Silbergroschen . . .
(Nach dem Saale eilend.) Na, ich wer mal mein
Wiederherstellung
des Vergnigens versuchen.
zur
Roland. Na, ja, drei Barbierbecken -UfhängenS berechtigter
tigterQuacksalber, Wiederhersteller, thue das, denn wirscht du
heite mein Freund, und ich verspreche dir ooch, dich nicht zu
Schramm.
Möglichstes
färben.
Schramm
Glühwein auf einem Prasentir«
es Floretten). Hier Mein Fräulein, genießen
gliehendiges Rebenblut und die jute Stimmung
zurück. Er
teller
nießenSie
(kehrt mit einem Glase
präsentirt
—
Schrowack. Ach du armer Deibel! Vor das GlaS
heeße Kirschbrüh mußt du morjen vier Barte absäbeln. Glänzender
wird wiederkehren.
(nimmt das Glas Glühwein und will es eben zu Munde
als sie nnt einem Schrei des Entsetzens es wieder auf den Prosen«
denn es
tirteller stellt und die Hände über dem Kopf zusammenschlagt
tritt herein)-
Florette
führen,
—
Tobias, der Hausknecht
(in nachläßiger Haustracht, mit auf,
einen derben Knittel in der Hand.
Er stellt sich
vor Floretten hin und sie von oben bis unten messend, betrachtet er sie mit
gestreiften Hemdsermeln,
durchbohrenden
Blicken).
Florette. Tobias! Erbarmen!
Roland und die Uebrigen wehen verblüfft).
Tobias (zu Florette). Also hier, hier muß ich Sie finden,
aufgedonnert wie ein Erntekranz, das strahlende Firmament
— Den Ogenblick marschiren Se zu Hause!
ufn Kopp?!
So eben sind Hofraths von de Reise zurickgekehrt, de Frau
Hofräthin hat sich fast de Lunge nach Ihnen ausgeschrieen, ick
habe Sie in alle Ecken un Enden gesucht un wenn ick nich
zufällig einen juten Freund getroffen hätte, der eS mich sagte,
daß Sie hier sind, so wißte man jar nich, wo man Sie noch
allerwegens suchen sollte. Die Köchin wußte es nich mal, wo
Sie sind! Na, das wird eine saubre Geschichte werden. (Er
betrachtet Floretten naher.) Alle Deibel! Is es Wahrheit oder
träum ich: Sie haben ja die Frau Hofräthen ihr Staatskleed
an! O weh, o weh! Sagen Se mich in aller Welt, Flore,
wie sind Se'n dazu gekommen? — ... Sie schweigen? —
(Laut.) Ich frage Sie, wie Sie dazu gekommen sind?
(ängstlich). O lotte doch, lieber Tobias, ich Hab'
— ichFlorette
Hab' eS mich hömlich aus'n Spinde genommen! Lieber
goldner, einziger Tobias, was fang' ich Aermfte an!
Tobias. Hier is was zu tobiaffen — ich kann Ihnen
nich helfen, Jungfer! Thue nichts Böses, denn widerfährt dir
—
—
nichts Böses.
—
so
Roland. Also
stehn die Sachen? Det is ja eine
Blamage.
Eine
Färbergeliebte ins hofräthliche Gewand!
saubre
jemals
man
was gesehen! Das ist noch nie da
wand!Hat
so
nich sieht, der jlaubt
— es nahm mir sehr
Wunder . . .
gewesen! Wer's
eS
nicht. Drum auch
Tobias. Na, wie wird'S, Mamsell, fort, fort! DaS
Stück ist aus! (Er zieht die Sträubende, die noch einen zärtlichen Blick
—
auf Roland wirft, der ihn aber mit einem grimmigen erwiedert, ohne alle
Umstände hinaus. Alle sehen einander gassend an
nicht wissend, was
sie dazu sagen
sollen.)
Schrowack. Chirurgus fünfter Klasse und Miederhersteller,
steller,was sagst Du dazu?
Schramm. Unterkietig, unheilbar.
(Es ertönt im Saale die
Musik einer
Ekossaise.)
Rispe. Schändlich, niederträchtig, schauderhaft und...
und... und sehr bemerkenswürdig! Kommt, Kinder, laßt
uns das ein andermal bejudiciren — de Ekkofsäse nimmt ihren
renAnfang.
Schrowack und Rispe gehen ab.)
Noland (allein. Er steht eine lange Wcile in tiefer Niedergeschla«
genheit
seufzt einigemale und schlagt sich mit der Faust vor die Stirn.)
Drei Jahr in Liverpol gearbeit't, aber . . . (schüttelt mit dem Kopy
(Schramm,
—
l3oä ä»m!
(Geht ab.)
Der Teutel in der Ochsenhaut.
Ein alter Bauer, der mit Ehren trug seinen
eisgrauen
Bart,
Und sich durch Fleiß und Müh' ein Kapitälchen gespart,
Das er, um sicher vor diebischem Angriff zu leben,
Dem Amtmann des Dorfes in Verwahrsam gegeben,
Schlief ohne Sorgen bei unverschlossenen Thüren,
Und thät lange Zeit keine Störung verspüren;
Bis er einst in der Mitternacht
Durch einen lauten Rumor erwacht.
Es raffelt mit Ketten und ein gehörnter Geselle
Tritt vor sein Bett und brummt: „Ich bin der Fürst der Hölle!"
Zittre, Du sparender Henker an Deinem Leib,
Der Du im Gaunersinn lebest ohne Freund und Weib,
Was Du erkratzt mit habgierigen Krallen,
Das ist der Hölle unwiderruflich verfallen!
Der Bauer stammelt: „Alle goden Geister
Loben ünsen Harrn und Meister!
Schwarter Offe, wenn Du de Düwel bist,
So hebb' Erbarmen met mi, ick bin een frommer Christ,
Und wat ick erspoart im Schweiß mines Angesichts,
den de gebrichts!"
Dät arwen miner Schwester Kinner
Darob der Teufel einen galanten Kratzfuß macht
Und höhnisch aus rauher Kehle den Bauer verlacht:
„Du lügst, verstockter und frecher Sünder,
Sprich nicht von Deiner Schwester Kinder!
Deiner Schwester Kinder will ich geben Brod und Butter,
Aber Deine Thaler gebühren mir und meiner werthen Großmutter!
—
alter Sammler, was Du hast,
Sonst bist Du sofort der Hölle ein willkommner Gast!
Gieb Geld! oder Du reitest mit mir durch die Lüfte
Hinab in jene ewig lodernden Klüfte!"
Der Bauer denkt: Was kanns mir noch nützen,
Lieber vom Gelde gelassen, als in der Hölle schwitzen!
Drum steht er: „Ick hebbe allewiele nischt to HuS,
Doch kommst Du morgen um die Tiet bi mi, min lewer Soa«
toanus,
Bi wine Seel un Lewen,
Denn will ick Dich dät Ganze gewen,
De Harr Amtmann hat et in Berwoahrung nommen,
Schaff her, Du
Und wenn ick'n drum bibde, denn war ick et ok wedder bekommen!"
„Ein Wort, ein Mann", hat der Herr Teufel gesprochen,
Während es pestilenzialisch nach Schwefel gerochen
„Doch komm' ich und Ihr seyd nicht besser, wie heut, berathen,
Dann sollt ihr wahrhaftig im Höllenpfuhl braten!"
So trollt der Gehörnte klirrend von hinnen,
Dem Bauer wurd's kraus und wirr in den Sinnen.
Am Morgen drauf läuft er zum Amtmann hin:
„Harr Amtmann, doa ick benüdigt bin
Min Kawfdahl, möcht ick et Hebben sojlieck,
Alles mennanner, Stück up Stück!"
— Ho, Alter, Ihr thut ja, als wenn das
federleicht war',
Da gehört eine Kündigung doch wohl vorher!
Wozu in aller Welt,
Braucht Ihr auf einmal das ganze Geld?
„Harr Amtmann, ick hebb' et dem Soaton versproken,
De Fokkatäwus het den Broaden geroken,
Und wenn ick em nich taohle Hut Nacht de ganze Summe,
So is et richtig, dät ick inne Hölle brumme.
Denn he kommt wedder, dät is gewiß,
So woahr, as wie de Himmel öwer uns is.
He war schon jistern met mi awfgeritten,
Und ick müßt all Hut inne Hölle sitten,
Hat he sich nich erbormt dörch min väleS Bitten."
Gut, Alter, Ihr sollt erhalten das Geld,
Weil mir das Geschäft mit dem Teufel gefällt,
Doch erlaubt mir, daß ich mit Euch darf gehn,
Und bei Euch bleiben, um den Burschen zu sehn-,
Denn potStausend und alle Welten,
—
so
so —
—
—
—
So was bekommt man
zu schauen gar
selten.
—
„Scharmant, Harr Amtmann, jü warn sich verwunnern schier,
He is wie een Offe, half Mensch, half Thier;
Sehr lew is et mi, det jü mi besöken,
Denn grul ick mi nich so, will mi de Düwel necken!"
So geschah'S. In der andern Nacht,
Kam der Teufel richtig, wie gedacht.
Der Amtmann hielt sich versteckt,
Mit des Bauers Bette zugedeckt,
Und der Bauer zählte, stumm, wie ein Fisch,
Sein blankes Kapital dem Teufel auf den Tisch.
Doch wie dieser den Mammon will packen,
Da beginnt es zu knarren und zu knacken,
Und aus dem Bett, einen Knüppel in der Hand,
Springt der Amtmann schnell und gewandt.
Er faßt den Satan bei der Gurgel und schreit:
„Schurke, Dir mach' ich den Teufelsspuk leid!
Bekenne vernehmlich und laut,
Wer Du bist, Teufel in der Ochsenhaut?"
Der Satan krümmte sich jetzt wie ein Wurm auf der Erde,
Und bekannte sich als Nachbar des Bauers in stehender Gebehrde.
Drauf ward er geschleppt als Betrüger und Schelm
zum
Gerichte,
Und büßte für den Frevel der Gaunergeschichte,
Und durchs ganze Land ward er geführt und beschaut
Zur Warnung fürs Volk als Teufel in der Ochsenhaut.
Manches
über
Manchen.
—
Manches Ding war' anders traun!
Wollt' man es bei Licht beschann.
Mancher thut mit Kleidern prahlen,
Kann den Schneider nicht bezahlen.
Manchen will der Hochmuth plagen,
Hat doch Hunger in dem Magen,
Mancher klagt von Noth und Jammer,
Dabei strotzt die Vorrathskammer.
Mancher Faulpelz nährt sich ehrlich,
Aber Mancher glaubt es schwerlich.
Manchem Engel, suß durch Blicke,
Sitzt der Teufel im Genicke.
Mancher zieht die großen Glocken,
Kann kein'n Mops vom Ofen locken.
Manche, die in Schleiern wandeln,
Könnten oft mit Hadern handeln.
Mancher führt den Weisheitslöffcl,
Hat ein' Thraulamp' unterm Scheffel.
Mancher giebt die größten Feten
Und sein Goldkram steht bei Päthen.
Mancher Held fraß zehn Franzosen,
Giebt dem Weibe doch die Hosen.
Mancher räth zum Wassertrinken,
Thut im Weinfaß bald versinken.
Mancher Arzt mit Pferd und Wagen
Kann nur „gute Nacht" uns sagen.
das Brod den Andern,
Und muß selbst zum Thor 'nauS wandern.
Mancher nennet Alles eitel,
Doch ihm wackelt schon der Scheitel.
Mancher nimmt
Mancher möcht' die Wahrheit geigen,
Darf die Fidel doch nicht streichen.
Drum, so will ich endlich schweigen,
Könnt' ich auch noch
Manches
zeigen.
Die Galoppade und der Walzer.
Galopp.
Beflügelten Schrittes, an Mägdeleins Brust,
Zu springen, zu hüpfen, o liebliche Lust!
Sich hebend zu schweben im raschen
Wie pocht da das Herzchen:
Galopp:
hopp hopp hopp hopp hopp!
Walzer.
Doch edler, sanfter wendet sich im Walzer tanze
Die holde Maid an ihres Trauten Brust,
Die schönste Rose in der Hören buntem Kranze
Schafft zauberisch des Walzers sitt'ge—Lust;
Im biedern Takte frisch und frei
Eins, zwei drei!
Galopp.
den festlichen Saal!
Wie flattert im Schwünge das Kleid und der Schawl,
Wie fächelt der Luftzug das Haar im Galopp,
Wie gaukelt die Schleife hopp hopp hopp hopp hopp!
Galopp!
Husch hinunter
Walzer.
Es rinnet ans dem Götterqnell gemeff'ner Freuden
—
Die Welle rieselnd in das Zeitenmeer
Aus ihrem reinen Glänze drohen keine Leiden,
Der Walzer schreitet annmthsvoll daher,
Im biedern Takte frisch und frei,
Eins, zwei drei!
Galopp.
Der Busen, sich hebend der wogenden Gluth,
Die Adern, hochschwellend der purpurnen Fluth,
Die Sinne, sich wirbelnd im raschen Galopp,
Hüpft ringsum mit Alles hopp hopp hopp hopp hopp!
Walzer.
Es kann der Walzer nicht des Busens Funken fachen
Zur süßen Hölle, die verhehrend stammt,
Aus Stunden nur, die in bescheidnem Reize lachen,
Fließt uns die Wonne, die vom Himmel stammt;
Komm, Walzer, zaubre sie herbei —
Eins, zwei drei!
Galopp.
So geht es den Saal wohl hinab und herauf.
Wie lieblich, o Jugend, dein hüpfender Lauf!
O, wahr' auch der Tugend im Jugend galopp,
Dann immer Galopp auch, hopp hopp hopp hopp hopp!
—
Walzer.
Doch Eins zwei drei
und Eins zwei drei ist wahrlich besser,
Dem Takte, Mädchen, bleibe du getreu!
Dem hehren Götterschwunge, dem Sekundenmeffer,
Dem Walzertanze, ewig schön und neu
Voll biedern Taktes frisch und frei,
Eins, zwei drei!'.
Die treue Kuh.
(Nach einer
wahren Begebenheit.)
Nach einem Dorf der alten Mark ein Rindviehhändler kam,
Der in dem KrügerhauS daselbst die Nachtherberge nahm.
Die Frage nach dem Viehbestand der Dorfbewohner dort,
War gleich am andern Morgen früh sein allererstes Wort.
„Da nach dem schönsten Rindvieh nur stets ginge sein Bestreben,
So wolle er bei einem Kauf die höchsten Preise geben."
Der Krugbesitzer will dem Gast als Wirth gefällig sein,
Durchspäht im Dorfe jeden Stall, ob gutes Hornvieh drein ;
Doch von den Bauern allzumal, viel im Dorf zu nennen,
Will sich auch nicht ein Einziger von seinem Rindvieh trennen,
So daß der Krüger denn zuletzt dem Rinderhandelsmann
Anbietet seine eigne Kuh, die er entbehren kann.
Des braven Thiers Beschaffenheit zeugt von dcm guten Futter,
Man handelt wie ein ludenpaar um diese Kälbermutter,
Doch werden sie nicht Handels eins, trotz des Besitzers Loben,
Drum wird bis andern Morgen früh der Handel aufgeschoben;
Nichts Arges ahnend, legen drauf, entfernt von jedem Kummer,
Der Krüger und sein Weib und Kind sich ruhig hin zum
so
Schlummer.
Er träumt von seiner guten Kuh die ganze liebe Nacht
Und ist von dem romant'schen Traum sehr zeitig aufgewacht.
Er rafft sich aus den Posen auf beim falben Licht der Sterne
Und schleicht sofort ins Kuh-Hotell mit seiner Stall-Laterne,
Weil er, das Auge thränenvoll, sein menschlich Herz voll
Grämen,
Von der geliebten Kalbsmama will zärtlich Abschied nehmen,
Denn da er grade Gelder braucht, es kam zum Pachtzins eben,
Will er für den gebot'nen Preis sie doch dem Manne geben . . .
Allein eS fährt ein lammerblitz durch alle seine Glieder,
—
Denn ob er um und um sich blickt, er sieht die
Kuh nicht
wieder;
Auch ist der kuhkaufluft'ge Gast von feiner Streu verschwunden,
Und dieser böse Unfall schlägt in's Herz des Krügers Wunden.
Er schreit, von Schreck elektrisirt vom Kopf bis auf die Sohlen:
„Ach der verruchte Schubiack hat mir die Kuh gestohlen!!"
einen Troß mit Prügeln und mit
Stangen,
Und sendet diesen schleunig aus, den Dieb nebst Kuh zu fangen.
Es werden Feld und Wald durchkreuzt, doch nirgends hört
man „Muh!"
Kompagnie
die
geschätzte
Und
kehrt wieder ohne Kuh.
Der Krugbesitzer härmte sich sammt den geliebten Seinen,
Und dacht' er an's verlor'ne Vieh, sing er an zu weinen;
Bis eines Tag's, wo von dem Thurm die Vesperglocke hallt,
Ein Muhgeblök mit lubelschrei laut durch das Dörfchen schallt,
Und die
lang' vermißte Kuh, von Jung und Alt umringt,
Krüger in den Hof bis nach dem Stalle springt.
Zu
Dem guten Mann nebst Weib und Kind geht wieder auf die
Sonne,
—
Sie netzen ihre treue Kuh mit Thräncn ihrer Wonne;
Doch höh're Wonne fühlen sie, als dem geliebten Schatze
Am Halse hängt, mit Geld gefüllt, gar eine Lederkatze.
Mit lautem Jauchzen öffnen sie den schwer gespickten Ranzen,
Aus dessen Inn'rem kling und klirr, fünfhundert Gulden
Der
Schulze waffnet
so
so
unserm
tanzen.
Der e»8U8 prodlewaticus, dran jeder Kopf sich stößt,
Ward bald durch einen Frachtfuhrmann sehr glücklich aufgelöst;
Krüger ein, erzählt mit diesen Worten:
Der kehrt bei
unserm
„Ich komme jetzt von Lüneburg und sah nicht weit von dorten
Am Wege seitwärts einen Kerl in solchen Krämpfen liegen,
Wie Menschen die, Ihr wisset schon, das böse Wesen kriegen.
Da er's vorher vielleicht geahnt, mocht er aus guten Gründen,
Die Kuh, der er die Katze gab, an einen Baum wohl binden.
So stand sie nun, die Kuh am Baum, die, als ich näher kam,
Vor meinem scheuen Sattelhengst sogleich den Reißaus nahm,
Ich sah sie, wie ein Ziegenbock vorbei an meinem Wagen,
Als wenn sie einen Koller hätt', durch Dick und Dünne jagen.
Ich bog sogleich dem Patient die beiden Däume auf,
Wenn Einer die Kränke kriegt, hemmt dies des Nebels Lauf.
Und als der Mensch nun zu sich kam, da sing er an zu flennen
Und bat um Gottes Willen mich: „„ich sollt' der Kuh nachrennen,
so
Sie schleppe an dem Halse mit sein sämmtliches Vermögen,
Fünfhundert Gulden seien ja im Ränzel drin gelegen'.""
Als ich hierauf erwiedert ihm: „Ihr seid wohl nicht bei Trost,
Holt selber Euer Eigenthum!" da ward er ganz verbost,
Versuchte auch von ohngefähr mit Kniff und Schabernaken
Von diesem ganzen Unglücksfall die Schuld auf mich zu packen,
Und meinte recht in kluger Art, er würde mich schon fangen,
Sich wohl erkund'gen, wer ich sei und mich sodann belangen.
Ich grinste wie ein Fastnachtsschalk und lachte derb dazu,
Und sah's ihm an der Nase an: das war nicht seine Kuh!
Und sagte trocken: „„Guter Mann, Ihr sitzet auf dem
Knubben,
getrost,
wo's Rindvieh bleibt, auch die fünfhundert
Laßt nur
Puppen!""
Er würgte diese Pille auch schier mit Geduld hinab,
Und wie der Fuchs vom Hühnerstall, schob er verdrießlich ab.
Der holt sich seine Gulden nicht, ich weit' auf Kopf und
Kragen,
Der hat das ganze Kuhgeschäft auf ewig in dem Magen!
Ach, wollte doch der Galgenstrick mich morgen früh verklagen:
Ich gab' was drum und wollt' ihm noch die Wahrheit besser
sagen!
Allein, wahr der Himmel blau, er wird es bleiben lassen,
Denn mit der heiligen Justiz ist wahrlich nicht zu spaßen!"
so
Schreiben eines jüdischen Juwelierladenburschen
an seinen Vater Mailach Lieb Schlochimmer
in
Parchwitz.
Mein Tat', ich künn nischt unterlassen,
Als Lodenbursch baim lowelier,
An klaines Briefche abßufassen,
Un wie mersch gaiht, ßu schreiben Dir.
Der lowelier, der thut mer plogen,
Er Bieht den Fell mir übersch Ohr,
Er thut mer gor münchmol ach schlogen
Worum? ich künn doch nischt dervor!
Befeehlt, ich soll aS lüd' nicht säuern,
Soll plappern, wie ä fainer Krist,
Sau wie bei Isak, Wolff und Meyern
Jetzt de Mennier und Maude ist.
—
Doß ich in Parchwitz auferßogen
As Mailach Lieb SchlochimmerS Sohn,
Und hob en Israliten-Mogen,
Do wüllen se nischt wissen von.
Kein Parchus krieg ich nischt ßu essen,
De Matz kämmt gor nischt affeu Tisch —
Mit Berkeln werd das Fleesch gemessen,
De Greeten krieg' ich von den Fisch.
noch ganz ßu Schanden,
Wos wamste
Schobernack:
Ich soll mit Beesen in den Händen
Ich
queele mer
ßu den
Den Loden feegen Tag um Tag!
Ich soll mich as Pern'ser klaiden,
Im Hoore soll Pümmode sein,
Soll Kümplements-Koressen schneiden,
Sein Schicksal in den Loden drein.
Und übersch Bärtche, Gott ßu klogen,
Won ner ä grauß Mollör bestimmt,
Mer hat mer grausam drüm betrogen,
Denn der Belbier Hot mersch genümmt.
mcr geschoren —
Und der
Frisair Hot
Ist das nicht ä verßweifelt Ding?
Das Hangelöckche vor de Ohren,
As mir zu baiden Saiten hing.
Und mein Tolor, der lange, schäme,
Dorein ich fest mir wickeln künnt',
Ist abgesaibelt, daß de Beine
Nu ganz un gor ßu sehen sind;
Und gor ein kurzes lammer-Röckche,
Mit Permissiaun, ßu sogen fast,
As wie ä ormes Sü'nder-läckche,
Hot machen man daraus gelaßt.
Mer nennt es hier ßu Land an Schnieftet,
Er ist sau eng, daß er mer kneift,
Und maine schäme Stulpenstiefel
Seyn an den Trödeljüd verkauft.
Man küngenirt mer Bum Erschrecken,
Spezziren dörf ich gor nischt gaihn,
Ich muß de Spaisetofel decken
Und hintern Stuhl als Diener staihn.
Jüngst ObendS gaiht der Herr ßu Biere
Ins Wainhaus draussen vor das Thor,
Ich mußte ihm voran merschire
Mit des Loternche vorne vor.
so
Wie mer viel Stroßen dorchstreichten,
Schreit eine Stimme hinter mir:
„Mai Söhnche, du kannst prächtig leuchten,
Gefäll'ger Mensch, ich danke dir!"
Ich dreh mer um. und seh mit
Sckrecken,
Daß mir main Herr ist
Dem ich geleucht't der Hot mit Necken
Mir af de falsche Stroß' geführt.
Nu frog ich Alle, die do künnnen:
„Verßeihn Se mir, ist Sie bekennt,
Wohin main Herr den Weg genümmen,
escheppirt,
Der von's Loternche fortgerennt?"
Doch Kainer künn mir Askünft geben,
Se lachen mir abschailich aus,
Ich schimpf offs Raisidenzien-Leben,
Un find' doch gor nischt mehr ßu Haus,
Bis mir aus reine Menschenpfiichten
Der Wächter, dem ich eS geklogt,
Mein traurig Herz mir afßurichten,
Mir af den rechten Weg gebrocht.
As ich bin angelangt ßu Hause,
Hat man mir fürchterlich verlacht,
Geschimpft ä Kalb im Tempel Mause
Und eine Fauzen mir geschlagt.
Drum schainer, liebenswürd'ger Toten,
Ich künn nischt länger bleiben hier,
Mer schekkenirt mer hier nach Noten,
Holt wieder bald nach Parchwitz mir!
Im goldnen Hersch, o grauße Fraide,
Staiht eine Fohrgeleegenheit,
Willst du, daß ich von hier wer scheide,
Sau schreib citissimai Bescheid.
Doch schicke mir ä wormes Pelzche,
Doß ich im Wogen nicht erfrier,
Ä woll'nes Schall ach üm mein Hälsche,
Weil ich den Schnupfen schon verspür!
Ach schickt mir eppis vor den Schnobel,
Ich siehle grausom Eppetit,
Den hier verhungert man ganz nobel,
De Vornehmheit, die bringt es mit.
Mir queelt das Heimweh in dem Herzen,
Vor gräßlicher Verßweistung schon,
Und ich verbleib in Sehnsuchtsschmerzen
Dein Mailach Lieb SchlochimmerS Sohn.
Das geraubte Schwein.
Es hatten drei,
zu bösen Streichen
verschwor'ne
Meister von Suiten
Erzschelme
Eines wohlhabenden Krämers Favoriten,
Ein geschlachtetes Schwein, auf dem Korne,
Das war in des Krämers Hof an einen Pfahl gehangen,
und
Und als der Krämer zur Ruh gegangen,
In der Nacht,
Da kamen sie sacht,
Und drangen ein,
Und raubten das Schwein.
Am Morgen wollte der Krämer seinen Augen nicht trauen
Am Pfahle thät er sein Schwein nicht wieder erschauen,
Und er rang die Hände verzagend,
Seinen Verlust beklagend
Und lief voll des Verdrusses
Zum Vorsteher des SicherheitsausschuffeS.
Dieser befahl bei gestalten
Sachen, im Ort Hausvisitation zu halten
Und bewegte zu diesen gemeinnützigen Thaten
Zwei lahme, verkümmerte Stadtsoldaten.
Die erzählten es jedem Kind,
Und die Diebe bekamen Wind.
Diese pflogen nun Rath untereinander über das Schwein
so
Und sie kamen eines Schwankes überein:
Sie legten des Schweines leiblichen Rest
In ein Bett und umhüllten es fest,
Sie zogen ihm über den Kopf eine Haube fein,
So galt nun für eine verstorbene Muhme das Schwein.
Item: sie stellten vor das Bett einen Tisch mit Salben
Oelen,
Und Medizinstachen durften nicht fehlen.
Im Zimmer zündet man an
Wachholder
und Thimian,
Und als die Abgesandten traten herein,
Zu suchen nach dem gestohlenen Schwein,
Da fanden sie gar tiefe und schwere Trauer im HauS
Und einer von den drei Schelmen rief weinend aus:
„O Muhme, wo bist dn? — in den unbekannten Fernen
Ueber den Sternen
Weilt dein Geist!
Ach, wie der Schmerz uns zerreißt!"
Und sie konnten ihre Wehmuth nicht bezähmen
Und sie umarmten sich schluchzend in unendlichem Grämen.
Den lahmen Stadtsoldaten drang der Mitbrüder Schmerz
Tief in das Herz,
Sie standen gerührt und weinten,
Und meinten:
„Hier werd wull kee Schwein
Ni hinne sein!"
Und mit trauerndem Blick
Sprach der Soldaten einer tröstend über das Mißgeschick:
„Der Junge koan und der Ale muß,
Der Tud is eine horte Nuß.
Ihre Fro Muhme hoot aber ihren Frieden gefunda,
Und de Zeit heelt olle Wunda!
Meine Harrn: bedenken S'a mol a wink,
Es iS halt a unobä'nderlich Ding,
Und bir Alle müffa daselba Weg giehn,
Wo ihre Fro Muhme geganga is hin.
und
Se is doch an somfta Tud gesturba
Und hoot a Himmel erwurba!"
„Mit mchten sanft," spricht einer der Schufte geschwind,
Frau Tante am Faulfieber gestorben sind.
Und wir haben geräuchert, wie Sie riechen,
Damit wir nicht auch das Faulfieber kriegen!"
Diese grausige Kunde
Aus des Trauernden Munde
Erfüllt die bewaffneten Stadt-Veteranen
Mit bleichem Entsetzen und schwarzem Todesahncn,
Und mit dem Jammergeschrei: „Du mei lieber
Gerechter im Himmel! dos faule Fieber!"
Und sie rennen und rennen
Was sie nur können,
Voll Schrecken und Graus
Zum Hause hinaus.
Doch die Schelme verkehrten das Weinen in Lachen
Und sagten: Nun wollen wir uns einen Schweinebraten
machen!
Der Bauer im Amt.
Ein alter Bauer kam in's Amt
In seinen Angelegenheiten;
Da wurde er von Schreibern ganz verdammt
—
Traktirt mit Ungeschliffenheiten
Auch sollte Supplikant sich setzen vor der Hand,
Obgleich kein Stnhl im Zimmer stand.
Der Bauer sieht sich um und spricht:
„bier is
et fast,
so wie in miene Schün',
ook keine Stühle nicht,
Doch desto mehr sin Flegel drin."
Do
stoahn
Der Harkenschütz.
Der Bauerjunge Michel harkte seinen Acker,
Da läuft ein Hase überquer,
Der Michel legt die Harke an und zielt, als wenn's die Büchse
war',
und Michel schreit: „da liegt der Racker!"
gleicher
Zeit sich hören ließ ein Knallen,
Doch zu
Springt rasch der Jäger vor und spricht: „Mein Häschen ist
gefallen!"
„He Dommboart," schreit der Michel auf, „he is woll goar
besoffen,
mien,
de
is
is
von miene Harke jo getroffen!"
De Hoas
Der Hase
stürzt
da
Der
Groschen.
Herr Aron Veith, ein alter Negoziant,
Begegnete einem Bettler mit hohler Hand.
Herr Veith warf einen Groschen ihm hinein
Und sprach: Möge dieser Groschen tausendfältige Früchte
bringen ein,
Se mol — das wird ungelogen
Drei und dreißig Tholer und zehn Silbergroschen betrogen!
Das wird — warten
Der verwegene Glockentreter.
(Frei berlinisch,
Hans
Tollkiehn,
nach Göthe's „Todtentanz.")
den Roochfang gefegt,
—
später
ist
de Glocke im Tritt bewegt,
welcher früher
Ein Glockentreter jeworden
Des heeßt er hat
Uf den seeligen Kirchturm von Sanct Peter.
Der Glöckner nun hatte de Mitternacht lieb,
Dieweil er vormals een schwärzet Handwerk trieb,
Drum wurmisirt' er's Nachts uf'n Kirchhofe.
So ist er denn eenstmals in de Mitte der Nacht
Herummer in Mondschein mank de Gräber jeloffen.
Es war justement eine Himmelslampenbeleuchtungs- Pracht,
Denn dem Vollmonde stunden de Oogen weit offen;
Und de Doodigen hatten eenen Ball arrangirt,
Der sollde werden uf'n Kirchhof vollführt
Und aus de Gräber krabbelten de Geribbe.
Se drügen weitschwefige Kleeder von weißen Musselin,
Mit furchtbar lang zoddliger Schleppe,
Se brausten und sausten mit graulichen Sprüngen dahin
Und grienten und wackelten mit de Koppe —
Se danzten in lustigen Klingklang-Gewirr
Wie Berliner Currendesparbüchsen-Geklirr
Und schössen Kobolz und Purzelböhme.
„Was is doch", spricht Tollkiehn, „so'n Knochengebäu,
Des Seelenfutterales beraubet!
Des klippert und klappert und kökelt dabei
Im Wind, wie een Böhm, der entlaubet.
Da lob ich mir,
wie Hanne, mein Weib,
Wir haben noch manches Pfund Fleesch
Leib
Und das Blut rennt warm durch die Pulse."
so
usm
so cen Schattenbürgcr hat's grausam
Muß uf'n Kies sich drücken de Knochen,
Wo unsereener seinen weechen Körper pflegt
„Doch
schlecht,
Tief in de Daunen reinter verkrochen.
He! da verliert ooch een Doder sein Duch!
Hans Tollkiehn, faff' Muth und versuch —
Des Laken, des mußt du dir koofen!"
Er holt sichs und erjreifet das Hasenpanier
Hintern Kirchthurm ins winklige Dunkel,
Und weil er keen Herz hat von Löschpapier,
Beschaut er den Ball noch im Mondes -Gefunkcl.
der grauliche Schwärm
klappernd,
wandeln
Arm in Arm
Doch endlich verzieht sich
se
Und
Und verschwinden, husch! unter de Erde.
Een windiges Klapperbeen, eenzig und allein,
Das turkelt und tappst noch herummer,
— denn das war sein,
Es schnüffelt das Laken
Und paukt an de Thurmdühr mit lauten Gebummer,
Und schult in de Winkels und kraucht und fischt,
Bis es den Glockentreter jlicklich erwischt
Und bealkst ihn mit knöchernen Fingern.
Hans Tollkiehn spottet: „Du, schneide dir nicht,
Bin lange Zeit Schornsteenfeger gewesen!"
Druf klettert er den Thurm ruff im Mondeslicht,
Als führt' er noch Kratze und Besen.
Der knöcherne Knicker ist aber nicht zach,
Und jampelt und jrappst und haspelt ihm nach
Und krabbelt und folgt uf de Hacken.
Mein Glöckner pretscht vorwärts, er rutscht und rutscht
Und rutscht über Steener und Balken und Bretter,
Von des Klapperbeens Verfolgung geputscht
Erreecht er de Glockenstuhl-Letter,
Hält feste
dct Laken
— denn
am Zippel zieht
Der Feind, der's zu entreißen sich
Und schnaubt aus den Doodenkopp
bemüht
Rache.
—
Jedoch der betretene Glockentreter tritt — nicht sacht
Uf de Glocke mit'n Absatz vom Sticbel!
Eens, zwee, drei, vier, fümf, sechs, sieben und Acht!
Und das erlösete ihn vom Uebel.
Es sei Morjen, hat das Geribbe gedacht,
Der Morjen aber benimmt den leistern die
Und wie een Nußsack purzelt es runter.
Macht
Und als der Glöckner wieder unten im Kirchhoff ist,
Liegt der Doodige dood ihm zu Fuße.
Er aber lobt seinen Himmel als dankbarer Christ
Und betrachtet den Duch jetzt mit Mußc.
„I nu, es seind doch woll an dreizehn Ellen Musselin,
Des jiebt uf Ehre eene propp're lardien'!...
Ich nehm's von de Dooden, denn ... ich bin nur Glockentreter!"
so
Der
Grobschmidtsgesell.
schlesische„Goldschmidtssscsell".)
(Auf
Goethes
Es is doch meine Nupperin")
A ollerliebstes Madel,
Eim Krämerloaden sitzt drin,
Verkooft do Zwern und Noadel.
se
*)
Nachbarin.
Ich puch ufS heeße Eisen druf,
Mach' ich a Reef um's Nadel,
Ach schlüge doch so puff, puff, puff,
Doas Harzla ei mem Madel!
A Rummel, dan
verstieht
se schier,
S'is fein, als wie vum Adel,
se
Bem Handel schläht ucksig für,
DoaS weeß es ganze Stadtel.
Ich schloah ooch eben für und für
Mönch Eisa vor de Pfardel,
dabei verliebt zu ihr,
Zum Schotz eim Kramerladel.
Ich schau
Und kümmt der Feierobend still,
Huckt bem Spinneradel,
Ich weeß wull, woas spinna will,
Se spinnt zur Huckst"), das Madel.
se
se
Und wenn sa's Radla traten tutt,
Blinz' ich uf's runde Wadel,
Do möcht' ich glei vor Liebeswutth
Mol koschpern") mit dam Madel.
Und wenn fe na dam Guschla"") fährt
Mit ihrem Spinne-Fadel,
Do wünsch' ich: War ock mir
A Schmatzet vu dam Madel.
*) Hochzeit.
**) kaspern, schäkern.
***) Msulchen.
bescheert
Mit
Nichten.
Im Garten sah ich einen Herrn,
Geschmückt mit einem Ordensstern,
Nebst zweien jungen, schönen Damen,
Die grade mir entgegen kamen.
Ich stand, mein Glas —
auf sie zu richten,
Doch ich erkannte sie mit Nichten!
Drauf fragt ich einen Stutzer fein:
„Wer mögen wohl die Leutchen sein?"
Der Stutzer rümpfte seine Nase,
Gerieth in zorniger Ertase
Und sprach: Was das nun für Geschichten!
—
Ein Onkel ist's vielleicht mit Nichten!
Ich eilte wieder nun heran
—
Und schaute keck die Damen an-,
Die eine blond, die andre sudlich,
Doch beide ungeheuer niedlich.
Mir ward ein Blick von jener Lichten,
—
Doch vom brünetten Kind mit nichten!
Nun siel mir ganz natürlich ein:
„Du könntest um die Blonde frei'n!"
Schnell reift die Neigung zu Entschlüssen,
Fußen;
Ich flehte bald zu ihren
— Sie mögen richten!
„Ja oder Nein!
Mit nichten!
Und gab sie mir ein Nein?
—
—
Ein Kuß, ein Schwur! Der Himmel weiß,
Wir liebten uns einander heiß.
Auf einen Lieut'nant der Ulanen,
Es war ein Graf mit vielen Ahnen,
—
Der um sie warb
woll't sie verzichten
Mit nichten!
Ihr fraget ob sie wohl
—
—
Sie liebte ihn
ich wich zurück,
Und heißer Liebe Himmelsglück
Verwandelte in meinem Herzen
Sich in der Wehmuth bitt're Schmerzen.
Nur Tod kann solche Qual beschwichtcn!
Ich leben ohne Sie? — Mit Nichten!
Im
Garten, wo ich
still entzückt
Die Grausame zuerst erblickt,
Da stießt ein Strom, und seine Fluthen,
Sie kühlen der Verzweiflung Gluthen.
Ich weilt' am Strand bei—dunklen Fichten,
Bereit, mein Dasein zu
vernichten.
Schon warf in kühner Todeslust
Ich das Gewand von meiner Brust,
Da flüstert es, wie Hauch der Götter,
Ein Mädchen rauschet durch die Blätter.
Kehrt sie zurück zu ihren Pflichten?
—
es die Blonde denn? Mit nichten!
Mir näher wandelt die Gestalt
Und hebt den Flor, der sie umwallt.
—
Ach, was ich nie geahnet hätte
An meine Brust sinkt die Brünette.
War
Ha! da begann's in mir zu lichten!
— Mit Nichten!
Und nun noch sterben? nun?
Warum geht's denn nu?
Wie uns're höchst sublime Welt
Doch wunderlich und launisch ist,
Da man vom Menschen gar nichts hält,
Wenn er nicht täuscht mit Schein und List.
Kannst du den graden Weg versuchen?
Ja Kuchen!
Drum wähl die krummen Wege du,
— warum geht's denn nu? —
Und
Biet'st schüchtern du dem reichen Mann
Ein Werk zur Unternehmung an,
Er weißt dich ab mit stolzem Hohn,
Und wärst du Plato's Enkelsohn.
Kannst du auf jenen Mann denn fluchen?
Ja Kuchen!
—
—
bebrillt
schnurrbärtig du,
Sei keck
warum geht'S denn nu? —
Und
—
Willst du um Krösus Tochter stein?
Da möchte äußerst schwierig sein!
Wenn du sie dreimal hast gesehn,
du ihr Liebe zwar gesteh«!
sagst
du's dann wohl dem Papa noch?
Doch
Ei ja doch!
Schieb's nur der Mutter in den Schuh,
Und — warum geht's denn nu?
Kannst
—
Ein Jüngling macht sich sehr beliebt,
Wenn er sich äußern Anstand giebt,
Ein fchulgerechtes Kompliment
Gilt öfters mehr, als ein Patent.
Kommst du denn fort mit bloßem Witze?
Prost Mutze!
Lern' tüchtig tanzen noch dazu,
—
—
warum geht'S denn nu?
Und
Den Lorbeer reicht ein Recensent
Nur Solchen, die er anerkennt;
Doch hast du ihn nie honorirt,
So wirst du nicht rccognoscirt.
Er ruft dir zu: „Du Mensch voll Sünde,
Verschwinde!" —
du klug
Jetzt —bist
Und
jetzt spendest du
—
warum geht's denn nu?
Ein holder Werther kam gar gern
Zur jungen Frau des alten Herrn;
Der krumme Alte zürnte nie,
So daß der Spott des Publici
Die Rendezvous nur schwierig machte.
Nur sachte!
Herr —Werther ist Cousin partout.
warum geht's denn nu?
Und
Frau Pfiffig macht aus wahrem Schund
Zehngroschenbutter Pfund auf Pfund;
Den lieben Klumpen, alt und grau
—
Kauft Keiner doch da spricht die Frau:
„Der olle Zielen schläft, seid stille,
Man
stritte!
Ich deck'n
— jetzt mit Blätter zu,
Und
worum jeht'S denn nu?"
Mit einem Weinwirth stand eS flau,
Weil er nicht rechnete genau,
Und weil er selber lebte fiott,
Gericth er fast in den Vank'rott,
Bis daß er machte seinen Rebbis
Mit eppiS
Bekannten Nektar pour I» Kuh,
— warum geht'S denn nu?
Und
Herr Schmülche bietet Wooren aus,
Doch schlägt er leider gor nischt 'raus,
Weil's Lädche liegt so sehr versteckt,
Wird es von Keenen nischt entdeckt.
Er schleicht herum as wie ä Träumer,
O wei mer!
Druf—macht er ä Geschrai, ä Gesäure und 'ne Brüh!
Und
worum
gaiht's denn nü?
Die häusliche Deklamationsübung.
Personen:
Malchen.
Herr X.!
Frau T.
Du Rackermächen, Male,
Wo Deibel dreibst Dir rum!
Schonst
morjen is in Saale
Teklamatorium.
Sag,
kannst'«
Was Du
Sollst
das Gedichte,
zum Amosiren
morjen teklariren?
Malchen.
(Erscheint mit einem Buche in der
Hand
— laut
memorirend.)
„ Wann, o Schicksal, wann wird endlich
Mir mein letzter Wunsch gewährt:
Nur ein Hüttchen still und ländlich,
Nur ein kleiner eigner Heerd."
Frau X.
Ne, des is wahrhastig schändlich,
Was von Dir man jitzt erfährt,
Is des hier nich orntlich, rentlich?
Was so'n Dichter ufbejehrt!
Dadurch wirscht Du unerkenntlich,
Und in Dämel janz verkehrt,
Wer Dir schonst behiittken ländlich,
Hast noch Keen'n, der Dir ernährt!
Malchen.
Schändlich, rentlich und erkenntlich!
Ob des woll hierher jehört!
(Memorirt.)
„Nur ein Hüttchen,
still
und ländlich,
Nur ein kleiner eigner Heerd,
Und ein Freund, bewährt und weise,
Freiheit, Heiterkeit und Ruh."
Fran X.
Male, Du, paß uf, ick schmeiße
Sammt des Buch Dir raus nanu,
Merke, deß ick Mutter heiße
Un Du blaffst mir gegen, Du?
Des Gedicht von Petersch Reise
Des hat Fuß und Ueberschuh,
Det is eens von Art und Weise,
Aber sonn'S is vor de Kuh.
—
Malchen.
doch det Gebeiße,
Brabble doch nich immer zu,
DeS Gedicht iS vor die Kreise,
— was weeßt Du?
Die jebildet
Mutter, lahß
(Memorirt.)
„Ach, und Sie", das seufz' ich leise,
„Zur Gefährtin Sie dazu."
Frau X.
Ach, nu fährt's in juten Gleise,
Schmeuchlerin, sprech doch Du!
Woll, mit Speck da fängt mckn Mäuse,
Nu man jüh ! Wie kommt'S denn nu ?
—
so
Malchen (memorirt.)
„Wenn ich noch ein Gärtchen hätte,
"
Bauten wir's mit eigner Hand
Frau X.
Na nu leg' ick mir zu Bette!
Bei des deire Weezenland!
Wachst mir hier nicht eine nette
Pommeranze in de Hand?
Meine Erbbejräbnißftätte
Kost schon dreißig in Korant.
Ja, ick Hab' et ooch so fette,
Um een Bisken Mist und Sand
Soll ick woll de Erbsenkette
leben noch als Unterpfand!
Wo Du mit die Menuette
Hinzielst, weeß ick janz scharmant
—
—
Malchen.
Stoob!
Du duhst, als hätte
Weeßt'n
Des Gedicht uf mir Verstand
Denn Du hast, jleich eenem Brette
—
Vor dem Dämel eine Wand.
(Memorirt.)
„Statt geschorener BoSkette
Und der Hagebuchenwand,
Dämmert uns ein Dach von Latten
Dicht mit Rebengrün bedeckt."
Frau X.
Na nu kommt se jar mit Latten,
Und mit Grünzeug angetreckt,
Hast woll bei
de Wiesenpadden
Eenen Pasilljong entdeckt?
Frau Mama soll ihr jestatten
Daß sie Sommersch draußen steckt!
In de Bauer-Kasematten
Werd was Rechtes ausgeheckt!
Malchen.
I worum nich? Mit'n latten
Is es usm Land perfekt.
—
( Memorirt.)
„Tief im Silbertannenschatteu
Vor des Neides Blick versteckt.
Statt Kanal' und Gartenteiche,
Nur ein Röhrenbrunnentrog,
Statt Alleen und Tarussträuche
Früchte, die ich selbst erzog."
Das gefällt mich
Mutter reiche
Mich doch mal den Kaffee ooch.
—
Fr an X.
Des jefällt Dich? Philax, weiche!
Des is een verrickter Schmooch!
Quasselt des von KaktuSstrciche
Von de Plump und Erpeltrog!
Des Gedicht ist eine Leiche,
Oder's jappst uf't letzte Loch!
Wenn ich des so recht vergleiche
Mit des Lied, wie heeßt es doch?
Robert, eh' ich von Dir streiche,
Male Du, wie war des noch?
Malchen.
Gieb mich doch den Kaffee gleiche
—
(Memorirt.)
„Nur ein Röhrenbrunnentrog
Oder war ick bei die Streiche?
—"
(Memorirt.)
„Früchte, die ich selbst erzog,
Durch ein Gatter, nur von Pfählen,
Durch
den Vorhof, eng und klein,
Eilt ich, statt nach Marmorsälen,
In ihr trautes Kämmerlein!"
Frau X. (holt
eine Tasse Kasse).
Mamsell Dochter, das Befehlen
Rath ick, laß Sie künftig sein!
Heite, bei des Probenählen
Bring' ich mal den Kaffee rein!
Wird Se Morjen orntlich kehlen,
Wer ick mir als Mutter frein.
Wenn de zackermentschten Thelen
Widder mank nicht möchten schnitt.
Denn der Schlächter wird
Bringt gewiß'n
nicht fehlen,
Hund herein.
Malchen.
Laß den Schlächterhund doch grölen,
Beißt er mir man nich ins Bein,
Denn der Schlächter wird mir wählen,
Wenn der Tanz werd drander sein
(Memorirt.)
„Bei des heitern Morgens Frische,
Hörten wir im Buchenhain
Dort am Wasser im Gebüsche
Nachtigallen Melodei'n."
«rinkt
-
Herr 35. (trttt ärgerlich ein.)
So recht, Kaffee uf den Dische!
Und das liebe Döchterlein
Das studirt die fchwärmörische
Rollen sich zu morjen ein!
Laß doch man die ollen Büsche
Un die Nachtijallen sein,
Greift man lieber zu die Wische-
Wusche- Wasche -Lappen fein!
Frau X.
Geh doch, oller Brummbär, mische
Dir nich in de Probe rein,
Und Du Male
bei't Gebische
geblieben
sein.
Wuscht Du ftehn
—
Malchen.
Vater dreibt mir ins Gedränge,
Macht man Kunkelfufion
—
Kaffee.)
(Memorirt.)
„Auch begönne sie Gesänge,
Wäre Filomei' entstohn."
Herr X.
Fort, marschir,
sonst giebt es Sänge!
(Malchen geht ab.)
Frau X.
se is ja schon
die
Mit
Filomel' entstohn!
Nu, mein lott,
Herr X.
Geh Du ooch man Deine Gänge! . . .
Vor die Teklamation,
(Treibt
seine
Frau,
sie nach dem Takte auf den Buckel klopfend, hinaus.)
Strimpe stoppen,
Stub' ausfegen, Rock auskloppen,
Flaschen spühlen und ooch proppen,
Betten machen, denn zu Koppen
Lieg' ich wie uf Stroh von Hoppen
Ihr sollt' mich nicht länger foppen!!
Laß ihr sticken,
—
Nie
ohne. —
Genuß ist die Würze des Lebens
Genieß' und du lebst nicht vergebens!
Drum gebrech' es dir nimmer des Fleisches, wie deS Gemüses !
Nie ohne dieses!
Doch wögen nicht minder dich—laben
Des Bachus erquickende Gaben
Der Rebe Blut der Glanz Deines Kelches !
Nie ohne welches.'
—
Ein scherzender Kreis Dich umfange
Von Freunden, in trautem Gesänge
Ein Liedchen Dir weihend, ein fröhliches, schönes!
Nie ohne jenes!
Nur öde das Leben Dir bliebe,
Verbände sich Lust nicht mit Liebe
Ein Weibchen erbarm' sich des einsamen Strolches!
—
Nie ohne solches!
Und müßtest Du Mangel erleiden,
So könnte Dich Liebe nicht weiden,
Geld strahl Dir wie Gestirn des Himmelsgewölbes!
Nie ohne selbes!
Genuß ist die Würze des Lebens,
Genuß sei der Lohn Deines StrebenS,
Und Selbes und Solches und Jenes und Welches und Dieses
Nimm und genieß es!
Der
(Ein
Ptannenkuchen.
Fastnachte
-Enthusiasmus.)
Eines Meisterpinsels kühne Wunderwerke
Reißen zur Begeist'rung hin;
Tänzerinnen, Bildner, Mimiker und Dichter
Fesseln zaub'risch Herz
und Sinn.
—
Nur bei ihm, dem inhaltsschweren
Pfanneukuchen
Nur bei ihm verweilt man nicht,
Den der kalte Mensch mit dem profansten Sinne
Warm zu schmausen hält für Pflicht!
—
Du, o du, die braune Rose ohne Dornen,
Lieblich duftend, rund und voll,
Die empor aus eines Bäckers SeegenSquelle
—
Für des Näschers Gaumen quoll!
Du, o du, ein Globus mit Kristallgebirgen,
Und den Minen, voll von Mus,
Du, des Paradiesbaums schmalzdurchdrung'ner Apfel,
Süß, wie eines Mädchens Kuß! —
Du erhebest zu Betrachtungen mein Auge,
Blick' ich durch's Vergröß'rungsglas —
Tief versunken in dem großen Schaumomente
Frag' ich: Wie und Was ist das? —
Pfannenkuchen! sag', was bist du? Teig vom Teige,
Ach, und doch unendlich mehr!
schreit' ich durch die Zauberpforten
Kühn dich brechend,
— komm
nur her)
DeS Entzückens
—
He, Johann! — Impertinenter Müßiggänger!
Wo des Weges holte Er
Diese Klöße von Patronentaschenleder?
Schaff' Er eine Folter her!
Die vier Träumer.
Als Kaiser Karl der Fünfte auf der Jagd
Zu tief sich in den Wald gewagt,
Gerieth er in eine der Räuberspelnnken,
Darin auf einem Lager vier Halunken
Sich hingestreckt, die mit tiefen
Schnarchen sich gebehrdeten, als wenn sie schliefen.
Da sie eS für gut hielten, sich aufzuraffen,
Machte sich der Erste mit des Kaisers Uhr zu schaffen,
Zog sie ihm aus dem Wams und sagte:
„Mir hat geträumt, daß Eure Sackuhr mir behagte."
Der Zweite vermeldete: „Ich träumte,
ES paffe Euer Rock mir"
darauf er nicht säumte,
DeS Kaisers Kleid zu rauben.
Der Dritte sprach: „Ihr möget mir glauben,
— mir war es in des Traumes Wirren,
Oder nicht
Als hört' ich Eures Säckels Batzen klirren."
So nahm er dem hohen Gast
Die volle Börse in raubgieriger Hast.
Der Letzte endlich: „Ich bin der Bescheidenste von Vieren,
Mir soll nach meinem Traum der Rest nur gebühren,
Drum will ich blos Euch Visitiren."
Er that's und gewahrte an des Beraubten Brust eine Schleife,
Daran hing eine güldene Pfeife.
„Halt!" siel der Kaiser ein, „erlaubt,
Daß, eh' Ihr das Pfeifchen mir raubt,
—
Ich dessen—Kraft Euch lehr'."
Er pfiff drauf stürzten in WindeSeil daher
Aus der Ferne die Knappen und Knechte
Des hohen Gebieters, und dieser hebt seine Rechte
Und spricht: „Mir geruhte, zu träumen: ich fischete
Die ließ ich
In
des
zum
vier
Hechte,
Schmause den Raben, den Galgengästen,
Teufels Küche rösten."
Und seine Knechte ergriffen die Vier
Und hingen sie gleich vor des Hauses Thür
An einen alten Baum,
Und die vier Träumer träumten einen langen Traum.
Sokrates und Xantippe.
(Ein Vckerzspiel, vornehmlich geeignet zum Vortrage für im
Deklamationsfach routinirte, ganz junge Leute.)
Sokrates,
in deutscher
lenschuhe.
altvaterischer
Pürgertracht
—
Zopf
—
Schnal«
S<tNtth>h>e, in einer Haustracht, ebenfalls im Rococo « Geschmack.
Sokrates.
Mein Tippchen, lebe wohl, um zwölf komm' ich zum Effen,
Vom Auditorium, und Du kochst unterdessen.
lEr holt eine Brille aus oer Tasche, wischt sie ab und setzt sie auf.)
I^»uänmuB opticum! Vortrefflich sind die Brillen,
Schwach wird mein Augenlicht schon in den Kuckerillen;
Und Scharfsicht brauch' ich doch, daß mich nicht überlisten,
(Er
streichelt
Xantippen.)
Versteh', mein liebes Weib, die Heuchler und Sophisten.
Fantippe.
Ach, ich verstehe wohl, Du großer WeisheitS-Nabob,
Was Du mir sagen willst — Du bist der wahre Jakob,
Wie's Gras im Felde wächst, das freilich stehest Du,
Für Küch' und Haus jedoch spielst Du die Blindekuh.
Sakrales.
(Nimmt
die Brille ab
u,,d
steckt sie wieder ein.)
Sehr schön gesagt von Dir als Frau des Philosophen,
Aefthetisch, meiner Seel, trotz einem Kachelofen!
Doch sibi babeat! Wir wollen uns nicht streiten,
Was wirst Du, liebes Weib, zum Mittag mir bereiten?
— wir speisen mit den Bildern:
Kund und zu wissen sei
Dein sorgenloser Sinn ist gar nicht mehr zu schildern!
Sokrate«.
Mein Kind, was zagest Du? ES leben noch die Götter,
Kein Sperling kommt ja um in Regen, Sturm und Wetter.
so
Erhält der Himmel selbst einen kleinen Spatz,
So ist gewiß der Mensch sein allerliebster Schatz.
Trotz' ich den Göttern denn mit Aberwitz und Hohne,
Wenn ich bei leerem Napf mir Holz und Tiegel schone? —
Der gute Jupiter auf des Olympos Throne
(Cie
halt ihre Schulze
auf.)
Wirst in die Schürze mir nicht eine Kaffeebohne.
Was soll die Frau wohl thun? — Kann sie das Haus
verwalten,
Sobald der Mann sein Geld nicht will zusammenhalten?
Wenn er es sitzen läßt im lieben Nathhauskeller,
So zaubert mir kein Zeus die Bratwurst auf den Teller.
Sokrates.
Wie ist die Welt doch schlimm durch Weiber erst geworden,
Denn die verleiden uns den heilgen Eh'standsorden !
Du hast die Einsicht nicht, daß mir nach Plackereien
Des schweren Tagewerks gebührt, mich zu zerstreuen.
Hat eine Frau Vernunft, so kann sie nicht verlangen,
Daß ihr der Mann nur stets soll an der Schürze hangen.
<Tantippe.
Lauf Du zum Kuckuck hin — das soll mich wenig kümmern,
Hört' ich nur nicht zu Haus die Maus' im Brodschrank wimmern!
Du denkest nur an Dich und an gelehrte Sachen,
Und fragest viel danach, was Weib und Kinder machen'.
Laufst in der Stadt umher, belehrest jeden Lassen,
Und wenn Du Hunger hast, soll ich daS Essen schaffen.
Sskrates.
That ganz ungemein gefährlich,
beinah',
als ging' eS gar zu spärlich.
Gebehrdest Dich
Du machst eS in der
Herr AlcibiadeS ist ein honetter Zahler,
diesem zwanzig Thaler.
Erst neulich bracht' ich Dir von
— Wo
Wo blieb das schöne Geld?
hast Du eS gelassen?
Nun red'st Du obendrein, als thät' ich es verprassen!
<Tantippe.
Mein weiser Herr Gemahl, Du bist ja sehr gerieben,
—
Du fragst mich gradezu: Wo ist das Geld geblieben?
Daß »ans lilyou Du kommst mit zwei, drei, vier, fünf Gästen,
Für die ich ebenfalls muß braten, schmoren, rösten;
Wo Jeder dann nachher das Bäuchlein streicht, aufsteht.
Sich seinen Schnabel putzt, in's Fäustchen lacht und geht . . .
Das sind für solche Herrn, die stets Kalender machen,
Für einen SokrateS ja nichts, als Nebensachen.
Sokrates.
— kannst weibisch auch nur
ein
Du bist
schwaches Weib
so
schwatzen.
Du möchtest allein das Geld zusammenkratzen,
Mit einem Butterbrod mich in die Fichten jagen,
Recht wuchern und den Zins zum Kapitale schlagen,
Auf daß, wenn Du einst stirbst es bliebe Deinen Kindern,
Damit sie werden hübsch zu lauter faulen Sündern.
Die edle Gastfreundschaft ist jedes Weisen Zier,
Im Herzen tief verhaßt ist ihm der Habsucht Gier.
Uie Kaeret nqua sagt, irr' ich nicht, der Lateiner,
Hier steht der Ochs am Berg, verdeutscht eS Unsereiner
Du ladest Fremde ein zur Leib- und Seelen-Mast,
Und bist Du baar und blank, sind Weib und Kind Dein Gast.
Das wird vielleicht gelehrt auf Euren Fakultäten
Ach, Eure Weisheit bringt Minerva zum Erröthen.
—
Sokrates.
Nun sei nur endlich still und laß das Zorngekeife,
Ich tanz nun einmal nicht nach eines WeibeS Pfeife.'
Tanz' doch, wenn Dirs gefällt, nach Plundermatzens
Flöie!
Sokrates.
Basta, Biloutium! Es schweige die Trompete!
—
Wozu der lange Salm —Dein Geld ist ausgegeben;
Im Beutel ist noch mehr wir werden immer leben!
Es ist ein zänkisch Weib des Hauses größtes Uebel,
Und merke Dir den Vers, ihn zeigt die Kinder-Fibel:
„Der Xerres peitscht das Meer, daß es gehorchen sollte,
—
Das Meer ist lange gut wenn nur X an tipp' nicht grollte,
Und ihrem Herrn Gemahl erst besser folgen wollte."
F'antippe.
Ich weiß, daß leider ich schon in der Fibel steh,
Und öfter auch sogar im Kiker an der Spree,
Doch wer mich näher kennt, mein lieber Sokrates,
Rühmt mich als brave Frau, die Bessern glauben es.
Auch weiß ich, daß es heißt: Sie schreibt sich mit dem
X,
Der Mann ist seelensgut, allein Sie tauget nir.
Die groben Schelme die, dies zu dichten wagen,
Wird man in Pluto's Reich auf's Lügenmaul schon schlagen!
Die Schüler sind eS nicht, die Deine Lehr' ermessen
.. .
Und leider öfters hier mit an dem Tische
so
(Weinend
essen
und mit der Schurze die Augen trocknend)
Die Pöbel-Infamie, ein bied'res Weib zu kränken,
Kommt von Sophisten her, das kann ich mir schon denken!
Denn diese Nation, sie zielt uns nach dem Leben,
Sie möchte Dich und mich mit Schierlingsgift vergeben!
Sokrates.
(Versöhnt,
sie leis' umfassend.)
— doch laß die Erde
hast Du Recht, mein Weib
siegen!
Um Recht und Wahrheit wird kein Himmel uns betrügen!
wie meine Feinde —
Ich weiß, die Fibel lügt, gut,
—
nicht bös verzeih — wir bleiben Freunde.
Bist —wirthlich, doch
—
Und Tippchen höre zu — erheitre Dein Gesicht,
(Er zieht eine volle Börse aus der Wasche uud aicbt sie ihr.)
Nimm hin das Honorar für Phädon's Unterricht
— back uns Nudeln heut — das ist mein Leibgericht.
Und
Da
so
—
Das will ich gerne thun
ich werde braun sie rösten,
Doch ich beschwöre Dich, verschone mich mit Gästen!
Sokrates.
Das Stück hat ausgespielt — ich werd's «6 notarn schreiben-.
Sie sollen Alle mir drei Schritt vom Leibe bleiben.
I^antippe.
(Mit einem
Schwer sind fürwahr
Hinblick auf die Zuhörer.)
im Haus des Weibes Sorg' und
Mühen,
Mit Unrecht wird man oft als böse Frau verschrieen.
Ist man denn bös, wenn man in sorgsam thät'ger Weise
Des Mannes Schritte lenkt zum Heil ins rechte Gleise?
Sokrates.
O nein! Doch bleibt es auch heut bei der Nudelspeise! —
Der sittigen Zecher Trinklied.
t^kin Teitenstück zu dem bekannten komischen Tafelliede
„ Die Frosche und Unken tc.")
Die Enten, sie watscheln
Und humpeln und patscheln;
Sie können nur panschen,
Am Futtertrog rütteln,
Den Mastbrei vermanschen,
Den Papplöffel schütteln;
In Wurmhöhlen stökern,
Kanäle durchschnüffeln,
Mit gierigem Schnökern
Im Miste karnüffeln;
Bequakkern gar arg
Fast jeglichen Quark:
Mit Quackquack, Quackquack,
Und Quickquack, Quickquack.
Die Gansel seyn tratschig,
Sie wackeln talpatschig;
Vom
Mcierhof dudelt
Eins hinter dem andern,
Den Langhals genudelt,
Zur Fremde sie wandern.
Sie wandern nach Basel
Im Regen, o Wehe!
Und recken das Nasel
Nach Manna zur Höhe.
Sie kommen zurück
Und bleiben Gackgick,
Und Gigack, Gackack,
Und Gagrack, Gigrack!
Wir aber sind sittig,
Weht rosiger Fittich
Uns gleich um die Nasen.
Was kümmern uns Gansel
Und watschelnde Basen
—
Und dämliche Hansel?
Wir lassen sie quaken
Und wühlen und scharren
Und lassen sie schnaken
Und immerzu quarren!
Wir stoßen an's Glas
—
Beim Liede und das
Ist Trinkschwank, Klingklang,
Und Pinkpank, Singsang!
Die schlimmen und die angenehmen Gäste.
Personen:
Der Baron.
Jean, sein Bediente.
Baron.
(Im Schlafrock und Pantoffeln, sitzt auf einem Grosistuhl und raucht Ta«
back. Er hat ein Zeitungsblatt in der Hand u»d liest darin in den jewti»
ligen Zwischenper»oden. Jean, in Lwree, steht neben ihm und erwartet
seine Befehle 1
Jean, es ahnt mir, daß wir heut den Beschwerden
Vieler Meldungen begegnen werden.
Viel Gäste, aber wenig angenehme,
versetzen uns in's Unbequeme.
(Von außen klingelt es.)
schon,
Gott weiß, welcher Schlingel
Da schellt es
Die meisten
Der Erste ist an der verwünschten Klinael.
Geh doch hinaus, man le»u und siehe zu,
Wer so zeitig mich stört in der Ruh.
Jean
(geht).
Baron.
Vermaledei'tes Leben! Man sitzt bis über die Ohren
In Schulden und wird zum Erbarmen geschoren!
Kaum beginnt der Erste im Monat zu lichten,
So kommen dutzendweis' herbei die Mahner meiner Pflichten!
Jean (tritt wieder ein).
Der petit Burß von der Tailleur
die Leibrock pour mou BeiFuour,
Welker soll sein fertik eit,
Und wollen kommen su sehn Ic liarou,
Ick abe gesproken: der sein nickt in der maisou,
At der kleine Mann geruf: B»ere bleu!
I^e üaron sein dock
Aus tou^oUl-8
Aber ick ab gesagen: Du
schweick!
Und abe der Leibrock bealten sogleik.
su
su
Baron.
war besorgt und aufgehoben,
Der Herr muß seinen Diener loben!
Lou! der
(Es klingelt.)
Heidi! Sieh, welcher gute Christ
Das wieder ist!
Jean
(geht ab und
kehrt
zurück).
la bondeur! ein' stattlik Dam', purpur sein ihre Kleide,
Sie nennen sich die Freifrau von der Freude.
Hlou BeiFueur, ick bitt' um der parolo,
Was ick mit der Damen maken soll.
Die Freude ist's?
— Baron.
Die Hab' ich
wahrhaftig vonnöthen,
Die lasse mir gleich in das Vorzimmer treten,
Und warten, bis um Neune,
Wo ich im Glanz vor ihr erscheine.
(Es klingelt.)
Jean.
O du verdammte Ding,
Makt schon wieder klingkling!
(Geht ab und
kehrt zurück.)
Monsieur Mauses sein ier,
Mit die Reverspapier
Will sie wollen I'ar^eiit oder will sie wollen verklag,
Makt eine fürkterlik Frauä Spektak.
Baron.
Der Jude mit dem Schuldenschein?
Den lassen wir nicht herein!
Uebermorgen will ich für ihn zu sprechen sein!
Auf mein Ehrenwort, ich zahle ihm dann,
Sage dies dem guten Mann!
Jean.
üon! mein Err Baron!
(Es klingelt scharf.)
Baron.
Beim Himmel!
Das ist ein vertraktes Gebimmel!
Welcher Esel muß
das sein!
Jean (geht und kehrt wieder).
Ein schön Figur im blauen Gewand,
Die Freundschaft genannt.
Ei, sieh da!
—
Barn«.
Die Freundschaft, sie ist mir
vonnöthen,
Die lasse mir gleich in das Vorzimmer treten,
Und warten bis um Neune,
Wo ich im Glanz vor ihr erscheine.
(Es klingelt.)
Ei, du mein Immle,
Jean.
Das verflukti Gebimmle!
(Geht ab uud
kehrt
wieder.)
Ein kroße Mann in blau Nabit,
Führt eine dicke Bakel mit,
Und seigt, mir zu fress, viel Appetit.
Wer sein sie, ab ick gefragen,
L'Ejsekütör aben sie gesagen,
Und präsentir ein Bittet vor Sie,
Su sleppen lo üal-on in die t^ouciel^eno!
Ick spreck: O wie schade,
I^o Illlrou
sein
ti-es wülacle,
Verßiehn Sie ein momeut bis morgen früh,
Mein Err spazzier nikt gern in die t^oucier^erie.
Drauf ist der kroße Mann gemackt »Haus:
„Hlou cttmplimvut an die Err L»ruu!"
Varon.
Scharmant! Vor dem Aergsten Hab ich nun Ruh!..
Wer klingelt nun?
klingelt.)
— Jean,(Essieh
doch zu!
Jean (geht und kehrt wieder).
Ah, ah, ein niedlik Aaryon mit Pfeil und FlitzebogeN/
Kommt ßu stiegen freindtlik angeflogen —
I/awour ist sein Name,
Will mit Ü2ron spielen Dame,
Ick abe gebittet, UouLibur I'^mou«- tret
Sie uuterdeß ier in der Kabinet.
Baron.
Die Liebe? O himmlisch! die Liebe,
Wer da ungerühret wohl bliebe!
Willkommen ihr Genien der edelsten Triebe,
Der Freude, der Freundschaft, der Liebe!
O sage den dreien,
Wie sehr wir uns freuen,
Und wie schmerzlich ich erwartet sie hätte,
Hilf mir dann rasch bei der Toilette.
(Er übergiebt
Jean die volle
Börse.)
Und hier hast Du Geld und kauf'
Des köstlichsten Weines vollauf!
Der Schneider kann passen,
Der Moses mich zufrieden lassen
Und der Erecutor ein anderes Mal mich fassen.
Am Ersten des Monats, da ist man kein Thor,
Da gehen die Freude, die Freundschaft und Liebe mir vor.
Jean.
Halt und Warm.
(Humoristisches Lehrgedicht.)
Stets berühren sich Extreme
In dem großen Welt-Systeme;
Wäre Alles Gleich und Gleich,
Und wir wären Alle reich,
Würde uns das Gold erdrücken
Lange Weil' und Ueberdruß
Würden das Gefühl ersticken
—
Bei dem schnöden Ueberstuß.
War' im Walde nirgends Licht,
Säh'n wir seine Bäume nicht;
Gab es nichts als Sonnenschein,
Müßten wir im Schweiß ermatten,
Würden wir Schlemihle sein
Ohne Seelenruh' und Schatten!
Darum hat der Herr der Welt
Unterschiedes hingestellt,
Was als künstliches Getriebe
Alles ineinander greift,
Daß die Allmacht Allmacht bliebe,
Schwaches zur Vollendung reift.
Was im Großen, Allgemeinen
Feststeht als Erforderniß,
Das bewährt sich doch im Kleinen
Und im Einzelnen gewiß.
Wie die Welt durch Reich und Arm
Und durch Tag und Nacht besteht,
So der Mensch — bei Kalt und Warm
Nimmermehr zu Grunde geht.
Weder Kalt noch Warm ist lau,
Was nicht kühlt, noch wärmt, sehr flau!
Durch den Hammelpelz um Pfingsten,
Durch ein dünnes Kleid, wennS friert,
Wird der Mensch nicht im Geringsten
Auf dem Leibe protegirt.
Dringt das Blut in süßer Luft,
Wann das Auge Schönes schaut,
Dringt es stürmend nach der Brust,
Und das Herz bewegt sich laut,
Von der kühnsten Leidenschaft entbrannt,
Da versiegen schnell, wie fortgebannt,
—
Der entfernten Pulse Triebe
Kalte Hände — heiße Hiebe,
Lebten ewig wir im Kalten,
War' es gar nicht auszuhalten,
Dafür ist im fernsten Norden
Mancher Bär geschaffen worden,
Daß der Mensch, geboren frei,
Nicht verdammt als Eisbär sei.
Aber Wärme, die als Hitze
Strengem Froste beut die Spitze,
—
Frommet nicht denn ihre Gluthen
Sind der Hölle Flammenruthen,
Warm nur soll die Kohle glühn,
Die als Trieb von Gott gegründet
Und ein heil'ger Schönheitssinn
In dem Busen dir entzündet.
Denn die Flammen, hoch und lodernd,
Die ein wilder Sturm gefacht,
Sinken bald zu Asch', und modernd
Weilt an ihrem Heerde Nacht.
Warm ist'S Herz, doch die Vernunft
Gleicht der kalten Weberzunft,
Wenn sie prüfet, was das Herz
Beginnt, und was es will,
Bleibt uns fern der Hölle Schmerz,
Alle Stürme schweigen M.
Warm sei jedes Freundes Brust,
Warm der Glaub' an Welt und Gott,
Warm der Liebe seel'ge Luft,
Warm der Reichthum bei der Noth.
Aber kalt sei dein Verstand,
Ruhig, ruhig dein Gemüth —
Ruhig Blut wird kalt genannt,
Kalt sei also dein Geblüt,
Daß eS lodernd nie mög' rollen,
Doch zur Wärme leicht erglüht,
Wenn Verstand und Herz eS wollen.
Drum erbitte Jeder sich,
—
Solches nützt ihm sicherlich
—
Von Natur, und von dem Schneider
—
Kaltes Blut und warme Kleider.
(Trinklied
Der nüchterne Flüchtling.
nach der Melodie: „Grad' aus dem Wirthshaus
Grad' aus der Tabagie
Komm' ich heraus,
Wandle mit großer Müh'
letzo nach HauS.
Brunnen, du Wassermann,
Komme doch mit,
Plumpe, ich seh' dir'S an,
Du bist im Tritt.
Abendbahn,
Dunkle Natur!
Düstere
Kräht nicht ein Wetterhahn
Zu wir: don jour?
Eisernes Hähnelein,
«.")
Reges Genie,
Du mußt beturkelt sein
Närrisches Vieh!
Großer Marienthurm,
Zierde der Stadt,
wie'n Regenwurm
an
dem
Drath!
Hoch
Langer Drath, sage mir,
Spillrige Mutz,
Sage, wie ist denn dir?
Hast wohl 'n Spitz?
Bammelst
Ist
das
nicht
wunderbar,
Alles ist schief,
Prellstein am Thor sogar
Grausam kursiv!
Und ich alleine nur
Nüchtern allhie?
Flucht' mich drum gleich retour
Zur Tabagie.
(Trinklied
Was wir sein wollen.
nach der Melodie: Der Taucher öffnet «ohlgeumth
Der Kräusler hat vor alter Zeit
Haarbeutel fabriciret,
Die längst erlosch'ne Kunst wird heut
Von uns hier ererciret.
Chor: Im hellen Glase perlt der Wein,
Wir wollen gar zu gern Peruckenmacher sein.
ze.)
Die Schnurren schafft Polischinell
Mit achtem Mutterwitze,
Wir kriegen Schnurren leicht und schnell
Durch Bachus Geist und Hitze.
Schnurrsirmeister, Gott vom Wein,
Du
Chor:
Wir wollen gar zu gern Gesellen von dir sein.
Der Bader schlägt den Schaum behend,
Läßt auch die Kunden baden,
Champagner schäumt — wer drinnen stand,
Sein Bad könnt' ihm nicht schaden.
Chor: Laßt uns kuriren durch den Wein,
Wir wollen gern durch ihn an uns die Bader sein.
Der Wallsischfang in Helgoland
Ist wahrlich sehr zu loben,
Durch solchen wird ja, wie bekannt,
Der Handel sehr gehoben.
Der
Thran ist nützlich, bringt viel ein,
Chor:
Schenkt ein, trinkt aus, wir wollen Wallsischfänger sein
Poetischer Galimathias.
Der Lenz gab Blumen uns und Blätter
Er lächelte wunderhold,
Der Lampenputzer war sein Vetter,
Und dieser stand in kargem Sold;
Aus seinem Eifer quoll Verklärungslicht,
Doch gutes Brennöl sinkt im Preise nicht.
so
Zum fernen Meeresstrand hinüber
Rang meiner Sehnsucht Morgenroth,
Denn schon ging Mitternacht vorüber,
Bei Liezmanns war das größte Brod,
Aus des VulkaneS Purpurstammenheerd
Durch kühne Zaubermacht herauf beschwört
Da plötzlich tont's aus Domeshallen
Laut, wie der Brandung Schaumgebraus,
Ein Maurer vom Gerüst gefallen,
Schlug seiner Flasche Boden aus;
Cythere, welche schlummernd hingestreckt,
Wird durch des Sturzes Frevel aufgeweckt.
Nicht fern davon schwirrt Goldgefieder,
Im Rosenkelch ein Kolibri,
Und seinen Karren ziehet wieder
Ein unverdrossenes Müllervieh.
Ich rief: „Ein Ja aus deinem Engelmund
Macht mir das tief erkrankte Herz gesund."
„Ich küsse den geweihten Boden,
Und sterbe, wo dein Fuß geweilt!"
Im Magazin für Kunst und Moden
War schon das letzte Stück verkeilt
Und eine Droschke rollt durch'S Welten. All
In das Hotel roi äe Portugal.
Gemach! selbst in Tyrannenketten
Blieb meines Geistes Freiheit mir,
Ich fuhr empor von Schauderstätten
Und schwebte durch die Nacht zu Ihr!
Zu Ihr! und wenn der letzte Stern erlischt:
Ein Glanz Pomranz mit Bitterem vermischt!
An Ihrer Brust, in Ihren Blicken,
Schließt sich mein höchster Himmel auf,
Die Götter theilen mein Entzücken,
Ich setze noch'n Kümmel drauf,
Und trunken schau ich Ihr in's Angesicht,
Erbarmen! Meine Minna kennt mich nicht!
Vorüber ziehn die Wolken droben,
Und die Gefährtin meiner Nacht,
Beruhigt nicht des Busens Toben,
Den Schmerz, vom großen Bär verlacht.
Ich sinke weinend nieder in den Staub
Und Engel zürnen meines Friedens Raub.
Doch tiefer in des Haines Dunkel
Zog ich dahin mit meinem Gram,
Bis eine runzliche Runkunkcl
Mich mit in ihre Klause nahm;
Durch'S Telescop traf forschend sie mein Blick
Und schaudernd sank ich in mich selbst zurück.
Ich pflückte Blumen an dem Wege,
Den einsam seufzend ich durchstrich,
Da fand ich was in dem Gehege,
DaS den gebacknen Birnen glich,
Und weit fort warf ich jene Qual der Brust,
Und — starb entzückt an meines Lachens Lust.
Der Enthusiast und das Hausmädchen
Das Hausmädchen
(kommt mit einem
Eimer an der Hand).
Ach, da looft een rechter scheener
Allerliebster junger Herr,
Kik, wat muß denn des vor Eener
Sind woll von ungefähr?
so
(Sie
setzt
den Eimer hin.)
Globe jar, er naht mir näger,
I pots dausend sapperment,
Wirklich kommt er wie een Jäger
Immer döller angerennt.
Komm Du man, de Henriette
Hat een Häppken Bildung fort,
Von de Hofraths- Etikette
Profetirt man manches Wort
Per Enthusiast
(erscheint, drückt ein angenehmes
Erstaunen durch
für sich).
(Hebebrdcn
Daß Cupido sich erbarme,
Welch Ereigniß seltner Art!
Diese herrlich runden Arme,
Dieses Weiß mit Roth gepaart!
(Er
streicht sich den
Vart.)
Das Hausmädchen
(für
sick.i
Ach, der Mensch hat was Beliebtes,
Dieser Bart und des lesicht!
Ne, bei lott, Eenen jiebt es
Keenen mehr uf Erden nicht!
so
Per Enthusiast
(nahe herantretend).
Guten Morgen, meine Schöne,
aus
— spricht
Holdes, anmuthsvolles Kind,
Welches Deutschlands
tapfre
Söhne
Mit des Zaubers Garn umspinnt!
Das Bausmädchen.
Ei dou Hour, ick bitte Ihnen
Bestens um Entschuldigung,
Für die Mödchens welche dienen,
Is des zu viel Hochachtung.
Der Enthusiast.
Wie?'. Es ist auf dieser Erde
Dienen Ihres Daseins Loos?
Und Sie tragen die Beschwerde,
Diese Bürden, schwer und groß?
(Er
zciat auf
den Eimer.)
Das Hausmädchen.
Ja, des is ein Emmer Wasser,
Ach, das ist man Kleinigkeit!
Der Enthusiast.
Ha! und welchem schnöden Prasser
Ist Ihr reger Dienst geweiht?
Das Hausmädchen.
Driben in de Nommer Neine
—
Bei den Hofrath Hirsebrei
Die Behandlung is sehr feine,
Weil ich ehrlich bin und trei.
Der Enthusiast.
Rühmlich ist's wenn Sie der Tugend
Ihre junge Seele weih'n
der Krone Ihrer Jugend
Ist's der schönste Edelstein.
In
Das Hausmädchen.
Wer wird sein lewiffen ängften
Mit des dumme Schwenzeljeld!
Ehrlich währt ja doch am längsten,
Treie Hände schätzt die Welt.
Der Enthusiast.
Ach, wenn eingeprägt dies
Jedem Herzen tief und fest!
(Zärtlich
ihre Hand
stände
ergreifend.^
Eine doch der treuen Hände
Ist es, die sich küssen läßt.
(Er küßt
ihr die
Hand.)
Das Hausmädchen.
Schmeuchlen, des verstehn die Herren
Ungemeun jewaltig sehr,
Witt man sich dajejen sperren,
Heißt es, deß man spröde war.
Der Enthusiast
(ihre
Hand noch
festhaltend).
Wie, o liebenswürd'ge Kleine,
Kommt es, daß Sie ihrem Amt
Gleichsam trotzend, 'ne feine
Hand bewahren, weich, wie Sammt?
so
I
Das Hausmädchen.
macht woll: ick bestreie,
Dieses ist sehr gut dafür,
Mich de Hand mit weezner Kleie,
Wenn ich morjens wasche mir.
des
Der Enthusiast.
Ist das eine Art Melange,
Halb gemahlen, halb gebrannt?
Das Hausmädchen.
Bitte sehr, als Mischkulangfe.
Ist es jar nich mir bekannt,
Doch mein Herr von Komplisangse,
Haben auch 'ne weiche Hand.
Der Enthusiast.
Kann wohl sein, doch diese Kunde
Gab ein Wesen in der Welt
Mir es je mit schönem Munde,
Bis Ihr Urtheil Sie gefällt?
Das Hausmädchen.
Ach, ich bitte, unbedeitend
Kann ein Wort von mich nur sind.
Der Enthusiast.
Ja, fürwahr, nur glutverbreitend
Ist ein Wort vom schönsten Kind
Das Hausmädchen.
Ach, die Schönnste bin ich leider
Doch jewiß noch lange nicht!
Der Enthusiast.
Ha, das sagen Frevler, Neider,
Aber nicht, wer Wahrheit spricht!
(Zieht
sie naher an
sich,)
Pas Kansmädchen.
lott, Sie werden offensive!
Wenn des der Herr Hofrath ficht!
Der Enthusiast.
Sei der Hosrath defensive,
Denn mein ganzes Herz erglüht!
(Er raubt einen fluchtigen Kuß.)
Das Hausmädchen (schalkhaft).
Küssen, ach, das ist zu Dille,
All
zu ville unterbleibt!
Per Enthusiast.
Schönste, ach, es ist ja Fülle,
Die man mit dem ue schreibt.
Pas Hausmädchen
(Ergreift den Eimer um
Heite
zu gehen).
muß ich Stuben scheuern,
Adjö,
ich empfthl mich Sie!
Per Enthusiast.
Meinem Hang nach Abentheuern
Folgend, ich von bannen zieh —
(Mit einer, ihr nachgeahmten A^entuirung.)
Adjö,
ich empföhl mich Sie.
Das Hausmädchen Nur sich).
Nein, wie der sich doch kann haben!
Aber's kleedt ihn wundernett,
Wenn mein lottfried von die laben
Doch ein Achteldehl man hätt'l
Ist beinah' von die lestaltung —
Wie zu Haus der Herr Musje
—
Und in seiner janzen Haltung
—
Kurz ein acht latein'sches D.
(Geht ab.)
Per Enthusiast.
Göttlich! nein! welch kleiner Gimpel!
Mittelmäßig tolerant,
Einfach, niedlich, etwas simpel,
Aber dennoch int'reffant
Wangen hat sie von Auroren,
Und im Aug' ist Ida'S Blick —
Nürnbergsch Händchen, Naschen, Ohren
Und
Berlinsche Grammatik.
—
Der Fuhrmann in Nöthen.
(Komische Legende.)
Ein Fuhrmann blieb zu seinem Schrecken
Bei schlechtem Weg und bei der Nacht
In einer sumpfgen Grube stecken
Mit seiner ziemlich schweren Fracht.
Doch büßten für des Schicksals Tücken
Die schindeldürren Kracken schwer,
Den Peitschenstock auf ihrem Rücken,
Gab's Frikassee und Rippenspeer.
Es schwebt kein Geist im Reich der Schatten,
Den
Fuhrmann nicht citirt,
Und jeder Fluch kam ihm zu statten,
Den er in Kneipen prositirt.
unser
Gleichwie Prometheus Fels und Fessel,
Trotz aller Teufel, Höll' und Pest,
Hielt doch der rabenschwarze Kessel
Sein ihm verfallneS Opfer fest.
Der
Aermste trieft an jedem Gliede,
Beschmutzt sich wie ein Wiedehopf,
Und von dem Fluchen endlich müde,
Streicht ein Gedanf ihm durch den Kopf:
Er reicht den Pferden etwas Futter,
Nimmt aus der Pulle einen Schluck,
Schmaust einen Kanten Brod mit Butter
Und läuft zum heilgen Nepomuk.
Nicht fern, an eines Flusses Brücke
Stand dessen Bild aus Stein gehau'n,
Und keß von vieler Frommen Blicke
Schon manches Jahr sich dort beschaun.
Der Fuhrmann naht mit den Gebehrden
Der Demuth und Religion,
Und steht vom Himmel zu der Erden
Um Schutz den heiligen Patron.
Der hört des Supplikanten Klagen
Und schüttelt schweigend seinen Kopf
Und, statt ihm Hülfe zuzusagen,
Winkt Schippen er dem armen Tropf.
Nun stand nicht fern in einem Winkel
Das Bild des heilg'en Florian,
Doch that des Volkes starrer Dünkel
Ihm nicht besond're Ehre an.
Fuhrmann
denkt: „in deinen Nöthen
du
Willst ihm nicht vorübergehn,"
Bestürmt ihn drauf mit drei Gebeten
Der
Und wiederholt sein Hülfefiehn.
Sankt Florian, vom Mißgeschicke
Des armen Teufels tief gerührt,
Nickt mit dem Kopf
durch güt'ge Blicke
Er dem Gesuche beferirt.
—
stiegt der Ausbund aller Christen
Zurück an den bewußten Ort,
Und findet Wagen, Pferde, Kisten
Gerettet aus dem Pfuhle dort.
Drauf
Ein Mönch, der unfern Fuhrmann beten
Bei seinem Stiftspatron gesehn,
Half unterdeß still aus den Nöthen,
Als wär's durch Nepomuk geschehn.
Weil'S Vieh noch war gestärkt durch Haber,
Ward dies nicht schwer dem Klostermann.
Der Fuhrmann weiß es nicht, glaubt aber,
Es kam vom heil'gen Florian.
Drum, als er hält in nächster Schänke.
Wo auch der Mönch war eingekehrt,
Und wo von Bauern voll die Bänke,
Erzählt er's laut und Alles hört.
Er lobt mit großem Ruhmgepränge
Den Florian mehr als genug,
Und treibt den Frater in die Enge,
Denn dieser hält's mit Nepomuk.
In Kloster-Ränken
gut beschlagen,
Fiel nun dem Mönch' ein Wippchen ein:
„Ihr Leute, hört, ich will's Euch sagen,
„ Wie Alles mag gekommen sein."
Ihr wissen,
„Beschützt die Welt vor Flammen nur,
„Sankt Florian, das müßt
„Doch Nepomuk wird helfen muffen
„Aus allen Schrecken der Natur."
„Wohl kommt's, da er im Fluß geendet
„Sem irdisch Dasein, wie es heißt,
„Daß er an Florian sich wendet,
„Sobald er uns aus Qualm reißt."
„Denn Florian thut Waffer brauchen,
„Wenn er dem Feuer widersteht,
„Dies zieht er fort mit langen Schlauchen,
„Bis Nepomuk im Trocknen geht."
„Drum wies er den Klienten eben
„An seinen Nachbar Florian,
„Bevor er, Nepomuk, sein Streben
„Bewiesen an dem Frachtfuhrmann."
— man applaudirte
schwieg er
Hier
still
Der Mönch hielt seine Büchse dar,
Wonächst, als man nun kollektirte,
Der Fuhrmann sehr spendabel war.
Der Nepomukoertheid'ger dankte,
Und steckte seine Büchse ein,
Jedoch aus seinem Kittel langte
Er jetzt ein ledern Beutelein:
„Noch etwas für den Assistenten
„Sankt Nepomuks erbitt' ich mir;
„Bei seinen gar zu schwachen Renten
„Ziemt Florian ein klein Gebühr."
Man gab auch dies dem schlauen Finken,
Ganz ohne Murren, ohne Muck,
Und ruft, wenn Karr'n im Dreck versinken,
Jetzt Florian, wie Nepomuk.
Eine
aus dem Gebiete der Magie.
Holzhauer Knubbe in der Budike zum luftigen
hat.)
Tagebock
Geschichte
(Wie sie der
vorgetragen
Es ist bekannt und bedarf weiter keiner Erwähnung, wie
die Leute auf Bällen und andern Assambleen,
bisweilen
sich
jewöhnlich
weil da
sehr dünne angezogen sind un bei des
Danzen un Ranzen sehr leicht in Schwitz kommen, so sehr
verkälten können, daß
eenen janz jehorigen Pipps wegkriegen.
So jing es vor ohngefähr 50 Jahren in eenem ohnweit
von hier gelegenen Dorfe dem Kalbe eenes dortigen Bauers,
welches sich beim erschten AuSdreiben uf die von dem kalten
Morjenthau des jungen Lenzes bethante und von dem Mainebel
belbenebelte Gemeindewiese, woselbst ein stanzender Ball
Schampelpeter der anwesenden Ziegenböcke, Ziegen, Ochsen,
Kühe und deren Töchter und Söhne stattfand, einen bedeitenden
denSchnuppen zugezogen hatte, woraus sich späterhin ein sojenan teS
jenannteSKathedral- Fieber entspunn, welches äußerscht lebensjefährlich
jefährlichwurde und sowohl die Frau Mutter Kuh, als ooch
den Herrn Bauer und die Madame Bäuerin mit nicht jeringen
genBesorgnissen ersillte. Der dortige Vieh-Phisikus und
Schafshirte wendete seine janze Kunst an, um den Patienten
uf de Beene zu bringen, alleen da alle seine sonst sehr lobenswerthe
wertheQuacksalbaderei hier jänzlich erfolglos blieb,
rieth
er, des Kalb von irgend Jemanden, der in de Sympathie bewandert
wandertwäre, besprechen zu lassen, indem seiner unmaßgeblichen
chenMeenung nach das gedachte Kalb behext sein müßte,
welches er um so fester gloobe, da im Dorfe een Paar olle
Runkuukeln wären, die es mit'n Deibel hielen und es besonderschuf
derschufde Kälber geminzt hätten.
Diese Auseinandersetzung erschien dem Bauer und seiner
se
se
so
und gelehrt, und da sie sich besannen,
daß sie die erwähnten ollen Kunkelliesen, welche vor kurzen
bei ihnen gebettelt, nischt verabreecht hatten,
fanden die
Vermuthukg ihres viehsikalischen Hausarztes unumstößlich richtigundse
tigundsesannen nu jetzt vor allen andern daruf, einen fympatheol gischenDokterauszumiteln,
patheologischenDokterauszumitteln,als plötzlich sich im Dorfe
die Kunde verbreetete, daß eine herumziehende Zijeunerbande
einjetroffen sei, um Hierselbst in de Häuser lastrotten zu jeden
und davor aus de Kichen de Kaftrollen zu nehmen. Da es
jedoch bekannt war, daß sich dieses fagabundirende Rumdreiberjesindelmital erlei
berjesindelmitallerleiDeibelsspuk, leistercitirung und andern
rannte der Bauer
laukeleien und Fisematenten befaßte,
jleich nach de Commnnal-Lehmkute, wo die Zijeunerbande ihr
Zelt ufjeschlagen hatte; er ließ sich bei dem Direktor derselben
unterthänigst anmelden und wurde vorjelaffen. Derselbe, ein
wahres Muster von Lumpacivagabundus, mit Krimskrams,
Kuhglocken, alte lammerfetzen und Lumpen behangen und
mit einem struppigen Bart gesegnet, kam dem Bauer mit der
Miene eines gelehrten Mannes entgegen und fragte nach seinemBejehr,bat
nemBejehr,batihn ooch, sich weiter nicht vor seine Unterjebenezuschenieren,
Gattin
sehr verninftig
so
se
so
benezuschenieren,wobei er uf eenen zusammengewürfelten
Klut Weiber und Kinder hinwies, wovon, was äußere Elejanz
betraf, ein Indiviehdugum immer döller aussah, als det andere.DerSupplikante
dere.DerSupplikantetrug sein Anliegend vor und schilderte
den Zustand seines unjlicklichen Kalbes mit Thränen im Ooge
und bat um Errettung desselben vor leld und jute Worte.
Der Zijeunerdirektor legte seinen, einer Mohrrübe nicht unähnlichenSpießfingeruf
lichenSpießfingerufdas ziemlich ansehnliche Rubinvorjebürje
seines verdeibelten Antlitzes, welche Prozedur von sämmtlichen
Zijeunersubjekten nachgemacht wurde und nach einigem Besinnensagteer:
nensagteer:Ich bin der Herr von Bassakar aus Ungern und
verspreche Euch uf Cavalier- Parole, das Kalb binnen vier und
zwanzig Stunden radikal herzustellen, daß es noch die sämmtlichenVergnügungendes
lichenVergnügungendesSommer -Semesters ohne alle Besorgnißmitmachenkan .
sorgnißmitmachenkann.Morjen frih um vier Uhr finde ich
mich mit einigen meiner Assistenten in Eurer Behausung ein,
um die Vezauberung vorzunehmen und Ihr habt vor unfern
Empfang und jutes Frihstick Sorge zu tragen.
tief, wie es sein
Der Bauer machte ein Kompelment,
erlaubte,
versprach
Order zu pariren, empfahl
steifer Puckel
sich und eilte nach Hause, um sein Entzücken über die erhalteneWeisung
teneWeisungseiner Frau Gemahlin mitzutheilen, welche daribersehr
bersehrerfreit war. Vorläufig wurde der Kuhstall und das
Wohngebäude an den Eingängen mit Loobwerk und Klatschrosenverziert
senverziertund nachgehends sorgte man vor Anschaffung des
nöthigen Branntweins und einer geröcherten Leberwurscht nebst
Brod und Buttermilch zur Bewirtbung der hohen läste. Diese
erschienen ooch richtig zur bewußten Stunde in einen Ornat,
welches, um eS kurz zu schildern, einer vollkommenen Trödelbudeglich.
budeglich.Der Bauer kißte den Direktor de Hand und hieß
ihn willkommen, während die Madame Bauern ihre läste zum
Effen und Drinken nöthigte, wiewohl eine Nöthijung jar nicht
nöthig war, indem die Zijeuner,
viere an der Zahl,
das ihnen zum Genüsse darjedotene mit der Genügsamkeit der
so
so
zusammen
Bullenbeißer bis uf den letzten Brocken verschluckten. Hieruf
stocherte sich der Direktor die Zähne mit der label und fragte
den Bauer, ob er keene Pustille hädde. Der Bauer seggt: Ne,
die hebb ick nich ... Ob er keenen Erbschlissel häbde? . . .
Ne, den hebb ick ooch nich... Ob er keene laljenwurzel
hädde? . . Ne, min Herr, de laljenworzel hebb ick ooch nich
<
... Na,
I
ob er un sein Weib den Brautstaat noch besäßen?...
Huchtiet- Klunkern hängen noch in det Spinde.
ja woll, de
Nun jut, hieß es, die gebt, denn etwas Ehrwürdiges, wo irjend
een Seegen druf ruht, missen wir durchaus haben, wenn der
Zauber gedeihen soll. Der Bauer brachte alsobald seinen schokladenfarbigenBräutjamshabit,
kladenfarbigenBräutjamshabit,einen Menuetten -Schwenker
mit jroße stählerne Knöppe besetzt und den Brautanzug seiner
Frau, welcher aus einem Reifrock von scharlachrothen CanefaS
bestand, zum Vorschein und überjab es uf Befehl einem der
welcher ihm als Cassirer bezeechnet wurde. Darauf
zog der Direktor mit Kreide unter unverständlichen Zauberfurmel-Gemurmeleinen
mel-GemurmeleinenKreis uf de Diele un in die Mitte
desselben mußten der Bauer und sein Weib hineintreten. Ihr
bleibt so lange darin stehn, hieß es, bis draußen an dem Kalbe
der Zauber vollbracht ist; ooch wurden de Fensterladen verrammeltund
rammeltundde janze Clerisei begab sich nun sammt dem bewußtenHochzeits ta te
Zijeuner,
wußtenHochzeitsstaatehinaus, um die Beschwörung vorzunehmen.
Sehr deitlich hörte das in ihrem Zauberkreise befindliche
Ehepaar, wie draußen das Zijeunervolk umherpracherte, murmelte,
melte,klingelte und allerlei kauderwelsches Geschwätze trieb,
was sich endlich nach Verlauf von zehn Minuten in einen
stillen Dusel verwandelte.
Dem Bauerweibe wurde zuerscht die Zeit lang und se fung
ohngefähr nach einer halben Stunde an.- „Gottlieb, ick loof
footsens rut, ick holl et m'ch ut." Der Mann jedoch ermahnte
seine Frau zur Geduld und sagte: „ Kathrins, wirnöteni möten vt«
Hollen, et halpt nischt, bis de Zigeunerhauptmann rinkommt
un uns seggt, dät de Bannsprok an ünse Kalwf vulltogen is!"
Er reechte bei diesen Worten seinem Weibe eine Prise und sie
gab sich vorläufig zufrieden.
So verjing eene Stunde, zwee, drei Stunden und noch
standen sie im Zauberkreise, verjeblich uf Erlösung harrend.
Die Nachbarschleite verwunderten sich, daß bei dem Bauer noch
um sieben Uhr sammtliche Fensterladen zu waren und man
jloobte, es wäre die juten Leute wat zugestoßen. Man polterte
daher an und machte Spittakel.
Da endlich hielt es das Ehepaar vor rathsam, aus dem
Zauberkreise zu treten und die Nachbarschleite hereinzulassen.
Da sie ahnten, daß sie besalbt wären, erzählten sie mit Thränen
nendas Vorgefallene und Alles stürmte nach dem Kuhftalle,
wo sie sich durch den Ogenschein deitlich überzeigten, daß das
Kalb zum Deibel war, das heißt, es war nich gestorben, sondern
dernmit Leib und Seele abwesend. Von den Zijeunern nebst
dem Brautstaate war ebenfalls keene Spur vorhanden.
Sogleich sandte der wohllöbliche Senat des Dorfes bewaf nete
waffneteKommissionen nach allen Richtungen zur Verfolgung
glicklich, dieselben in der Vogelsdorf er
der Diebe aus und man war
gelsdorfferHaide zu erwischen. Der Herr Direktor kriegte keinen
nengeringen Schreck, als man ihn bei de Klinke packte; er
meente zwar, daß er Willens sei, das Kalb auf dem Grabe
eenes armen SinderS —zu besprechen, welches er hier in der
allein man hörte uf dieses Wippchen
Nähe zu finden hoffe
weiter,
zog
sie zur Verantwortung und Strafe
fondern
nicht
vor den Criminell.
Die Bauersleute kriegten ihren Brautstaat und ihr Kalb
wieder und da dieses durch den Transport in de frische Luft
gesund jeworden war,
meente der Bauer: „Ick segge immer:
so
so
mer:de Düwels-Bannsprok
hat doch
geholpen!"
Moses
Bimmel an
seine
Theire Kalle!
— — ES gob schain're
Kalle.
Beiten,
Wie de ünsern Gott, wer künn's bestreiten?
DamolS, als lakobche noch gelebt!
Wann auch die Vaurfohren wollten schweigen,
Jedes Steinche müßt' es doch beßeigen,
Welches off den Stroßenpstaster Nebt!
Schode drüm, es ist doch fort, verloren,
De Künßentrirung ünsrer Leit',
Und wir leben gleich den Lügidoren
In de Lander rüm Berstrait.
Einsam lof' ich mit des schwere Päckche,
der Hand mein Wanderspezzierstöckche,
Mit de TücherS, Westen und Kattun.
Andre rumpeln im Karreitenwogen
Von de schainste Gäulche's fertgeßogen,
Während ich ßu Fuß gaih her und hin.
WoS ich eingenümmen, die Poor Heller,
Muß ich geben in das Werthshaus fort,
Wos mer legt mir af den Teller,
Das verkrümelt sich im Bort.
In
Und die allerschwersten SchicksolS-Strofeu —
Daß ich kümm af solchen Stroh ßu schlofen,
Welches leer, wie ich, gedroschen aus.
Jedes Körnche ist doraus geschlogen,
Statt der Nachtigollen süße Klogen
Hör' ich förchtbar waimern oft die Maus.
Schainste Kalle, af das harte Bette
Kümmt kan Schlof, mir ßu erstem,
Weil ich denk: „ Wenn wer gestauhlen hätte
Kalle, Dich! und's Päckche mein!'"
Liebenswörd'ge, die ich förchtbor liebe,
Wann Dein Herz mir ewig bleiben bliebe!
Un der grauße Rebbis weer gemacht!
O weer vor Deinen Mauses Bimmel
Noch ä Bweiter Himmel in den Himmel,
Wie des TimpelS Salomaunis Pracht!
Und ich eteblirte anen Loden
In mein Voterland ßu Polnisch Liff'
Und verkoofte nie gor nischt mit Schoden,
Und es werd doch gaihn gewiß!
so
Schain'res mag sich anderschwo begeben,
Denn in Polnisch Liffa künn mer leben!
—
Bleib' mer dorüm Bugethon!
Kalle!
Weil Du thust mer in Gedanken liegen,
As de werscht 'n graußen Schluckoff kriegen,
—
Wirscht Du mir verßeihn das weiß ich schon !
Schmucke Kalle, schlucke, weimre, schreie!
As Du Bärtlich mir ein Opfer giebst!
Wenn Du nur mit ächter wohrer Treie
Deinen armen Schlucker liebst!!
Das kleine
Mädchen.
Ihr geht mir stolz vorüber,
Ihr werthen, großen Herrn!
Ich bin ein kleines Mädchen
Und folg' den Eltern gern.
Ich
spiel' nicht
Muß schon
mehr mit
zur
Puppen,
Schule gehn,
Kann lesen, schreiben, stricken —
Ist
das
nicht wunderschön?
Ich dächte doch, daß dieses
Wohl aller Ehren war,
Und dennoch schaut Ihr Großen
Nicht einmal nach mir her.
Das muß mich sehr verdrießen,
Sogar mir kränkend sein,
Bin nicht mehr, wie Ihr sehet,
So sehr erbärmlich klein.
Nun blickt Ihr freilich wieder
Mich ein bischen an,
Doch das ist nur Verstellung,
Weil ich gemahnt daran!
Na wartet nur, Ihr Großen,
Ihr sollt es wahrlich sehn,
so
Ich
werde, groß geworden,
Euch schon den Rücken drehn.
—
Denn ach!
ich glaube immer,
Dann bleibt's beim Alten noch
Denn bin ich größer worden,
— zu alt mir doch !
Seid Ihr
—
Frühlingsentzückung einer Berliner Höchin.
Herrlich ist es in dem Freien, wenn der Frühling ufferfteht,
Un de Knospe, de vielblätt'na/e platzt,
WennS Himmelsgezelte keene streesige Leinwand offenbart,
Sondern reeneS Berliner Waschblau preffentirt.
Ueber de Zäune flattern Kalitten mit Pastell bemahl'n,
In de Sonne flunkert ihr schangschirter Tafft,
Usn Pflaumbohm druffelt der Maikäber still vor sich hin,
Und das Heupferd jeht zur Grill' uf Morjenbesuch.
Klapperklipperklippklapp tönt der Windmittenjruß,
de Fliehtet rum!
Und mit Schum!
Strump
der
Ohne
steht Storch im pitschnassen Sump,
sausen
hohnlächelt der geriss'ne Schelm.
An den Ochsen und Kühen bimmelt die Klocke: klingkling!
Un de Kuhhirtentrumpete bläst'n Tusch.
In de unermefsne Himmelshöhn schwirrt Lerchengesang!
Ziehrrieber, Ziehnieber, zirr de wisch, zief!
Wer aus die schöne Naduhr ihre Brunnenröhre schöppt,
Klappernd
Misset jerne den eenfältigen Prunk.
Froh durchlummert er de Gefilde, wenn ooch seinen Fuß
Keene blinkernde Schuhschnalle umwölbt.
— Spinnegewebe sind
Perlen achtet er vor nischt
—
er löchelt kalt
Ring
oder die joldne Schnupptobackdos'
Uf den funkelnden
In des jroßduhrichen Schm'epels Hand.
Brabants Spitzen
Jerne mißt er de Stadt, blickt uf den Mummeschanz
Und uf de Freffante mit Hohn.
Nimmer reizt ihn de Rehkeile, keen Bohmkuchengerüst
Keen Fifat und keen Kantatengeplärr.
Aberft Seelengefiehle trinkt sein verbiesterter Blick;
Ihn entzücken des kiehnernen KieferbohmS
Dannezacken, der stangenkletternde Specht
Un de loldsische des Bassöngs.
Un det Silber funkelt aus den leuchtenden Morjenstrahl
Un de Perle aus den dröselnden Dau,
Und der bammelnde Zephyr blaset den Stoob
Aus die Falten des Angesichts.
In
Herze hinein, schäkert
Fink, sink, sink, sink!
det
der Vogelgesang:
Zwitscherwitsch, witsch, witsch, zuck, zuck, Witt, Witt,
Kommst, kommsa, Hitschi, tschi, tschi!
-
Das Souvenir.
( Redouten Abentheuer.)
Um den sinftern Unmuth zu verscheuchen,
Den der Liebe Kränkung mit bereitet,
Warf ich mich in das Gewühl der Masken,
In den Strudel wilder Faschingsfreuden,
Grollend, eine düstere Gestalt,
Von dem schwarzen Domino umwallt.
Dumpfe Schwermuthsnacht in meiner Seele,
Lehnt' ich traurig mich an einen Pfeiler,
In das bunte Meer hinstarrend, ließ ich
Seine Wogen mir vorüberrauschen,
Achtend nicht der Götterchöre Ruf,
Der des lubelreigens Zauber schuf.
Ach, Louise, die ich angebetet,
Schwebte dort als schmelzumftrahlte blaue
Feenkönigin am Arm des Granden!
Meinen Scharfblick trog sie nicht, die Schnöde!
Wußte sie, die Lieb' und Treu verkannt,
schwarze Domino empfand!
Alles, seufzt' ich, hüllt auf dieser Erde
—
Sich in golddurchwebte Truggewänder
Doch gemach, es fällt der Falschheit Hülle
Und als Larven zeigen sich die Engel;
In dem Herzen des Enttäuschten laut
Stürzt der Thron, den Hoffnung aufgebaut!
Solches sprach ich, in mich selbst verloren,
Als sich lieblich von Gestalt und Wesen
Was der
Eine Türkin meinen Blicken zeiget,
Die geschmückt im seidnen Purpurkleide,
Das wie Licht der Morgenröthe blinkt,
Lächelnd sich in meine Träume schwingt.
„Schöne Maske, lindre meine Qualen,
Gieb im schönen Orient mir wieder,
Was der rauhe Norden mir getödtet,
Lehre mich des Selam zarte Sprache
Und geschützt vor deines Sultans Zorn,
Laß mich ruhn an deiner Reize Born!"
Und sie fühlt ein liebendes Erbarmen,
Zeigt auf ihres Turbans goldnen Halbmond,
Läßt des Rosenöles Duft mich saugen,
Kindlich schmiegt sie sich an meine Rechte,
Und berauscht von ihrer Anmuth Glanz,
Schweb' ich hin mit ihr im leichten Tanz.
Aber von des Wonnetaumels Schwelle,
Die ich kaum betreten, reißt ein Pole
Grausam mir die Türkin aus den Armen
Und entflieht mit ibr zur bunten Menge.
Ha, da fällt ein Zeichen hin von ihr —
Und ich heb' es auf: ein Souvenir!
Diesen Talisman, der die Gefühle
Jener Türkin birgt, mit süßem Schmerze
Dryck' ich dreimal ihn an meine Lippen
Und bedecke ihn mit heißen Küssen.
Wo die Kronenkerzen strahlen, hier
Oeff'ne hastig ich das Souvenir.
Und ich lese, staune, lese wieder:
„Hausnotizenbuch von Friederike —
Eine Hammelkeul' a Pfund drei Groschen,
"
Ein Pfund Bratwurst für fünf Silbergroschen. ..
Schließlich buchstabier' ich armer Tropf
Ganz verblüfft noch — einen Ochsenkopf.
Die beiden Stotterer.
Ein Chirurg, der, leider muß ich's sagen,
Im Eramen durchgefallen war,
Hielt's für rathsam, Seifenschaum zu schlagen,
Scheerte, spielte Zahnarzt, schnitt das Haar.
Klugheitsmangel aber war nicht eben
Schuld dran, daß er durchsiel mit der Kunst,
Sondern seiner Zunge lahmes Streben,
Das im Mund ihm jedes Wort verhunzt.
Eines Tages stürzt' ins Kundenzimmer
Aufgeregt, ein hagrer, blaffer Mann,
Der mit einem kläglichen Gewimmer
Seinen Mund aufsperrend, laut begann:
„Zieht, zihzi, zihzi, zihü, hühen
Ziehn Sie Siesie Zähä Zähä ha
Zäha Zihi, Zäho, Zäzä ziehen
Ziehn Sie Zähä, Zähä, Zahn' aus, he?"
Anfangs glaubt der Bader,
daß ein Sparren,
Gehirn,
Diesem Menschen sitze im
Später, daß er halte ihn zum Narren,
Drum erwiedert er mit düst'rer Stirn:
„Sprere, rehre, rechen, sprechen künftig
Sprechen Siesie hihi hiho hier
Väher, verre, verni nini nünftig
Mima mimi mitmi mitmi mir,"
„Sohonsi zeihei, zeig' ich ohne Spaßen,
Wo der Zimnnm, mimmim, Zimmermann
Hier das Loho, Lolo, Loch gelassen!"
Drauf fängt jener Stammler wieder an:
„Ach Sie schehe, schesche, schersche, scherzen
Wowo, wohol, wohlmi mitmi mir?
Mir vergehe, gegeh, gehts vor Schmerzen
In dem hoho hohlen Zahne hier!"
Endlich kommt's dem Bader doch zu Sinnen,
Daß der Mensch sein Leidensvetter sei,
Wickelt um den Zahnbrechfchlüssel Linnen,
Macht vom bösen Feind den Kunden frei.
Immer hat sich Gleich und Gleich verbunden,
Auch die Stott'rer wurden Freund und Freund/.
Mit der Tochter seines reichen Kunden
Hat der Bader später sich vereint.
Stottern ist zwar oft ein schwer Gebrechen
Und es macht den Pfad des Lebens rauh,
Doch der Bader kam durch solches Sprechen
Unverhofft zu einer reichen Frau;
Läßt drum ruhig böse Buben ziehen,
Die ihm in das Fenster brüllen: „Hä!
Zäha, Zihi, Zäho, Zäzä ziehen
Ziehn Sie Zähä, Zähä, Zahn' aus, he?!"
Blümchen Schmiel
an
Moses
Bimmel.
Mauses, Deinem Brief der intreffante
richtig
Ist mir
heit geworden, ßu erhalten,
Dorum schreib' ich gleich Dir postristante
Antwort, wie sich de Kü'mmerzche's hier gestalten.
Deinem Grom der Liebesforcht vor meiner Treie
Losse aus des Innre schwinden, theirer Mauses,
Ich künn fest versichern Dir, doß ich mir freie,
As de wirscht mit mir ein Chef des Handlungshauses.
Loss' Dir meine Schicksols-Leiden jetzt verkünden,
So ich hob' gemüßt geduldig überwinden,
AS Du wirscht es später in de Beitung finden,
Ich verßehle Dir die Wohrheit mit den Gründen.
In der Handelsbude, wie Du weißt, ßu wissen,
Halt ich mir ä Kohlentöppche Bum Erwarmen,
Doch ä Sturmwind, der de Bude umgerissen,
Hat gefohren in de Kohlen Bum Erbannen;
Theirer
Und de
Feierloderfiammen sein gestiegen
Kleider
mit de Brandung ßu erfassen,
Meine
Und die Funken flogen rü'm um mir ßu stiegen,
Und ich höbe mir nischt mehr gewüßt ßu lassen.
As de Spritzen sein gekümmen anßufohren,
Diese Spritzen spritzten off mir druff ßu spritzen,
Daß ich bin bespritzt gewest bis an de Ohren,
Denn schössen ärger, wie die Scheibenschützen.
Pitschesitschepatscheseigenaß beschnuppert,
Wor ich von de Spritzern gemartert gräßlich,
Ümgetorkelt, ausgeglitscht und hingeglippert,
Und mein
Bustand wor ganz unermeßlich!
An ä faines Fedche hing mein junges Leben,
Denn an meinen Leibe wor keen Foden trocken,
Um mir rüm, rings rümmer, Alles Hot gekleben,
Und ich bin gewesen bis zum Tod ve/schrocken.
Dieses, guter Mauses, sind Begebenheiten,
Die man künn erkennen as ein Werk, ßu prüfen,
Ob das kalte Flußbad in der Liebesßeiten
Heiße Herzen löscht, wann sie vons Waffer triefen.
Nimm, edler Mensch, sogor im Wasserfalle,
Welcher Behn precent mehr planscht, als Feierspritzen,
Wird vor Dir erkalten Deine heiße Kalle,
Du läßt aber auch Dein Blümche Schmiel nicht sitzen.
Vielgeliebtestes Anbeterche von mir,
Schätzche, theires goldnes, ich empfehl mich Dir!
se
nasser
Das lustige Schützenfest.
In einem Städtchen, wo die Gänse barfuß gehn,
Und Störche lmf dem Kirchthurm nisten,
jüngst am Schießfest der Gardisten
Ein höchst kurioser Strauß gescheht!,
Wohl werth, daß er als Supplement
In einem Chronikbuch geschrieben stand.
Zwar würde Jedermann darüber lachen viel,
Doch ein Verstandeskasten ohne Riegel
Entdeckt selbst ein erhab'nes Ziel
Im Narrenschnack des Eulenspiegel.
Ist
AlleBäum, paueis volo te . . .
Es war das ganze Ninive
Und der Senat des Nestes
Vereint zum Zweck des großen Schützenfestes.
Voll war der Platz, das Feld, die Brauerei —
Denn von dem Lande strömten noch herbei
Viel Bauern, Pferd'- und Ochsenknechte
Und manches dralle Kind vom schöneren Geschlechte.
Es stoß der Nahrungsstoff wie im gelobten Land,
Man hatte Pfefferkuchen, Bräuhahn, Brantewein,
Auch Braten, und die Knochen warf man in den Sand^
Und welcher Heidenlärm war in der Schenke drein!
Die Lustigkeit, erlöst von jedem Zügel,
Erging sich in lascivem Tanz;
Ein altes Paukenfell, gebräunt von Schmutzesglanz,
Bekam die allerschönsten Prügel,
Auch Flöt' und Fiedel schrie'n und nach den schnellen Takten
Schwang sich der Hans mit Grethen um, daß ihm die Buchsenknackten.
Dazwischen gingen derbe Schüsse
Daß laut es knallt' und blitzte,
los,
Vom Schützenkorps, daß in der Schießspelunke schwitzte
Und auf den blinden Kuckuck schoß.
Oft glich ihr Flintenlauf nur einem krummen Wurme,
Sie zielten häusig schief und dumm
Und trafen, schwer im Sturme,
Den Windgott Blasius in sein Posterium;
Bis daß es endlich einem lahmen Wicht,
Der dem Senat das Schuhwerk stickte,
Trotz seinem blöden Angesicht
DeS Kuckucks Herz zu treffen glückte.
Bei lautem Tusch der Trommeln und Schalmeien
Erhoben jetzt die Kehlen sich, den König auszuschreien.
Der anspruchslose Schustermeister,
Der Tag für Tag sich mußte schinden
Beim lieben Pech und Roggenkleister,
Vermochte kaum, sich in sein Glück zu finden,
Als man ihm Münz- und Mcssingkram und derlei buntes
Ding
Und einen Blumenkranz um seinen Vratenstipper hing.
Jetzt quillt, wie aus des Troja- Gaules Bauch,
Ein wirbend Heer mit Dampf und Tabackrauch
Aus der beliebten Schänke, und zu Füßen
Stürzt man dem König, ihn zu grüßen,
Und Alles rüstet sich, in Reih' und Glied zu treten,
Die Musikanten nah'n mit Flöten und Trompeten,
Um unter lautem Musiciren
Den König in die Stadt zu führen.
Da plötzlich kommt ein sogenannter Schwarzviehtreiber
Mit einem Rudel Schweine an,
Die, scheu vom Lärme, zwischen Männer, Kinder, Weiber
Sich grunzend brechen ihres Frevels Bahn.
Das Volk zerstiebt nach allen Seiten
Und Angst und Schrecken sich verbreiten:
Hier zerrt ein Schwein ein Bauerweib am Rock,
Ein andrer Grunzcr tanzet dort gleich einem Ziegenbock
Und schnappet einem Knaben fort den Pfeffcrmann;
Ein wahnbethörtes Ferkel springt dem Scheibenträger Schmöker,
Der einem Pope gleicht, auf seinen krummen Höcker
Und beißt in hämischer Banditentücke
Den armen Teufel ins Genicke;
Ein Säulein naht mit tiefen Minne-Serenaden
Sich liebevoll des Bürgermeisters dicken Waden
Und will vor Sehnsucht sie verschlingen,
Doch cansul äirisseus entflieht mit raschen Srüngen.
Kurz, überall ist in das Vieh mit starren Haaren
Ein ungezügelter und böser Geist gefahren.
Nur Einer steht, mag auch der Schrecken wüthen,
Ein treuer Kämpe seiner Stadt,
Der in dem Feld, wo Pulverstammen glüh'ten,
—
?ru patri» geblutet
hat
Er stehet fest, gleich einem schwarzen Jäger,
Es ist der Schützengilde Fahnenträger.
In seiner Faust hält krampfhaft er der Stadt erhab'ne Zier
Und läßt im Winde wehn der Bürger stolz Panier.
„Es bringt", ruft er, „kein Ungethüm der Hölle
So mich, wie mein Palladium von dieser Stelle!
Hurrah! Es flieht kein tapf'rer Veteran
Vor eines zornentbrannten Ebers Zahn!!
Und was die Stadt bewahrt in grausen Schicksalsnächten,
Die Fahne halt' ich fest in der geweihten Rechten!
Ja, giebt der Erde man mein Blut zu trinken,
Wird doch die Fahne nicht der bleichen Hand entsinken!!"
So ruft er laut, und ohne Weichen
Beschützet er des Bürgerruhmes Zeichen.
Da rennt mit einemmal in blinder Gier das größte aller
Schweine
Dem kühnen Redner zwischen seine Beine;
Gleich wie Arion vom Delphine fortgezogen,
Trägt
ihn das Kobenroß hin durch der Menge Wogen;
Ein neuer Rochus Pumpernickel, doch mit kühn'ren Blicken,
Sitzt er verkehrt auf dieses EberS Rücken,
Und hoch, für alle Welt zu sehn,
Läßt er die stolze Fahne wehn,
Und immer vorwärts geht des Ritters Ritt,
Und Alt und Jung und Groß und Klein rennt mit,
Hui, durch die Stadt, hopp, hopp, hurr, hurr!
Doch vor der Nathhausschwelle heißt es: Burr!
Hier wird der Ritter schon mit Bangen
Vom würdigen Senat empfangen,
Mit einem feierlichen Gruß
Giebt
Held die Fahne ihm und seinen Pegasus.
sprudelnd
Lob strömt von des Consuls Lippen
Ein
jenes
ihn,
Ungemaches Klippen
der
Auf
Getrotzt im Kriegermuth
Mit seines Amtes höchstem Gut.
Man ruft ein Bravo, schwenkt die Hüte und die Mützen,
Und selbst der König aller Schützen
Naht gnädig dem Vasallen, dem getreuen,
Ihm seiner Ehrenzeichen eins zu weihen,
Und ein Banket im Conferenzensaal
Beschließt das Fest mit Lust und leck'rem Mahl.
unser
Das Schwein ward von dem Treiber gleich erkauft,
Sodann Buzephalus getauft,
Nach dem Beschluß der Senatoren
Zum Gnadenpstegling auserkohren
Und eine Lebensrente mit Bedacht
Ihm auf Communekosten ausgemacht.
Noch lebt Buzephalus und spricht,
Nach ihm ertheiltem Unterricht
Schon Wui und Nöff, indem es zart
Damit sein Dankgefühl den Pflegern offenbart.
Die
Brüderschaft.
( Eine Fabel.)
Ein Ignorant, der durch Intriguen
Sich ein solides Amt errang,
Thät immerfort im Weinhaus liegen,
Woselbst er sich sehr oft betrank.
So fiel er einst in trunk'nem Sinne
In eine Furche gar nicht sacht,
Und hielt in dieser Straßenrinne
Sein ruhig Schläfchen über Nacht.
Am andern Morgen kam ein Hammel,
Beschnüffelte den Trunkenbold,
Und sprach mit meckerndem Gestammel:
„Steh' auf, der Morgen lacht schon hold!"
Der Träumer doch vermeint noch immer
Im Weinlokal sich gut zu thun,
Und steht in kläglichem Gewimmer:
„Mein Brüderchen, laß mich noch ruhn!"
Der Hammel sprach: „Du hast getroffen
Nur schwach die Wahrheit, Bruder Du,
Ich bin nur dumm, Du bist versoffen
Und dümmer noch, wie ich dazu."
(!«uceäl>, Schöps,
bist nur Stiefbruder
Freund der Völlerei,
Der Dümmst' ist Mensch, doch unterm L....
Ist, wer ein Säufer noch dabei!
Von jenem
Schmeicheleien
im Gheleben.
Er zu Ihr.
Mein herrlich Weib, Du Abglanz von der Sonne,
Du Blumenstrauß, Du Füllhorn meiner Wonne,
Du Paradiesesbaum, Du Himmelsspur,
Du zartes Wesen höherer Natur,
Du Seraphine, Du olympischer Fasan,
Du, meiner Nächte Flammenstern, mein Talisman,
Du, meines Daseins Stab, Du meine Königin,
Voll Sanftmuth, Weisheit, Schönheitssinn,
Prismatische Kristallgestalt,
Du Reizes-Album, Du hinreißende Gewalt,
Du meines Lebens Leben, meiner Träume Bild,
Mein Tugendschirm und mein Achillesschlld,
Mein Frühlingsodem, goldner Zephyrsfächer,
Sei mir gegrüßt, — ich komm' vom Kreis' der Zecher.
Sie zu Ihm.
Du leichter Vogel, feuchte Kellerschwalbe,
Du Pergamentenrolle, blaffe, falbe,
Perückenstock mit grünem Mondlichtsscheitel,
Du meiner frohen Stunden Puderbeutel,
Du Stein auf meinem Herzen, Last am Nacken,
Du Inbegriff von Schmelz- und Siedeschlacken,
Gebrochner Krückstock meiner Tage,
Mein Dämon, meine Höllenplage,
Mein finstrer Spuk im bösen Traum,
Du einquartirter Feind in meines Daseins Raum,
Du Trichter, Wein-Amvhitheater,
Du Pulverthurm, Du Aetnakrater,
Du Feldmarschall von allen Sorgenbrechern,
Verlasse mich! und kehr' zurück zu Deinen Zechern!
ln
Bcllwulilj,iB
Studenten -schwank.
war oft der Musensohn Adreas,
Ein Ausbund der Studentenwelt,
An Abentheuern reicher noch, wie Held Aeneas,
Plagt' er den Altcn stets um Geld.
Papa, obgleich er selbst ein solcher Hecht gewesen,
Verdroß das Ding zuletzt infam,
Und giebt zur Antwort ihm, statt der gehofften Spesen:
Hon lmbeo pecuuiltlu.
Der Sohn, wohl wissend, daß Papa ein Freund von Schwänken
Und ausgefeimten Spaßen sei,
Entschloß sich drauf, des Alten starren Sinn zu lenken
Mit einer schnurr'gen Teufelei.
So schwingt sich über Ungemaches Schlucht und Klippen
—
Ein leichter, froher Gemsenbock
Er schickte dem Papa vier alte Stiefelstrippen
Und einen Hängsel von dem Rock.
schrieb: Mein Vater, wiss', es blieb von einem Franken,
Der damals gegen Rußland zog,
Nichts, als die Nase, die im Haus der Kranken
Mit Schnupftaback man füttert noch;
Und
So meine Kluft: Von Stiefeln blieb nichts, als die Ohren,
Vom Gottfried noch der Hängestrick,
Das Andre ging in Kronos Rachen mir verloren,
Und keine Macht bringt es zurück.
Nun schicke mir, mehr will ich nicht zu bitten wagen,
So viel an Kies, damit ich an
Die Strippen Stiefeln, an den Hängsel Schoß und Kragen
—
Mir wieder setzen lassen kann.
—
Der Alte flucht dazu doch muß er tüchtig lachen
Und schickt dem Witzbold portofrei
— den Sachen
Sogleich zurück corpus äelieti
zu
Fügt er die nöth'ge Münze bei.
Der Reitter und sein Rosz *).
Einst ritt ein greiser Krieger
Ein treues, braves Roß,
Es war dem alten Sieger
Sein liebster Kampfgenoß.
*)
Dieses Gedicht habe ich der gütigen Mittheilung Carl Lindow'S
zu danken und räume ich diesem seinem ansprechenden Erzeugnisse mit
Vergnügen einen Platz in diesen Blättern ein.
F. E. M.
Es konnte sicher reiten
Auf ihm
der tapfre Held,
Er konnte wacker streiten
Auf ihm im blut'gen Feld.
—
Wie auch die Donner krachten
—
Das Noß getreu ihn trug
Und viele wilde Schlachten
Mit ihm der Krieger schlug.
Er hat es auch geritten
Bei Ligny in der Schlacht
— wie er auch gestritten —
Wo
Ihm nicht das Glück gelacht.
Es focht der Greis verwegen
—
Auf seinem treuen Roß
Da stürzt der alte Degen,
Es siel sein Kampfgenoß,
Durchbohrt von eines Franken
Blutgier'gem Lanzenstich
Warf es im Todeswanken
Den Krieger unter sich,
Und schützt getreu den Krieger —
Todeskampfe schon —
Den ruhmgekrönten Sieger
Vor Feindes Spott und Hohn.
Im
Der Franken wilde Tröffe
Gcwahr'n den Erzfeind nicht,
Der hinter seinem Rosse
Verbirgt sein Angesicht.
Und fragt Ihr, wer der Reiter?
Wer war der Kampfgenoß?
Fürst Blücher hieß
der Streiter,
Und Hans das treue Roß.
Die tiefgefühlte Trauer.
Ein Gärtnerknecht, dem Trunke stark ergeben,
Verlor durch einen Schlagfiuß schnell sein Leben;
Ihn fand des Gärtners Frau, die stets die Knechte weckt,
Des Morgens in der Früh im Bett todt hingestreckt.
Dies klagte sie mit kummervollen Blicken
Der derben Vieh- und Küchenmagd Mariken.
Doch diese stampft mit sinstern Zornesmienen
mit ihren Holzpantienen
Recht tüchtig
Und schreit: Dat is den Kehrt ganz recht,
De het nu sicne Tappen,
W'rum het mi de fule Knecht
Nich halpen Rüben schrapen!
aus
Der faule Michel und sein
Ein feindliches Piket Dragoner
Brummeisen.
Ward von den Preußen unverzagt
Bei Nachtzeit mit Musketendonner
Aus einem Dorf hinausgejagt.
Ein Marketenderweib der Franken
Ließ in dem Schreckensaugenblick
An einem Zaun mit Dorn und Ranken
Ihr neugebornes Kind zurück.
Der kleine Balg, der schwer betrübte,
Lag zappelnd in dem Gras und schrie,
Worauf er obendrein noch übte
Das erste Werk der Alchymie.
Ihn fand
ein Bauer, den das
so
Wehe
Des armen Wesens gerührt,
Daß er, in kinderloser Ehe,
Es seinem Weibe offerirt.
Nichts war der guten Liese lieber,
Als dieser wunderbare Fund,
Die Pfieger freuten sich darüber,
Es war ein Bengel frisch und rund.
Da an dem Zaun, wo er gelegen,
sich eines Zeisigs Nest befand,
So ward der Findling dieserwegen
Hans Michel Zeisig auch genannt.
Der dralle Knabe
Als wenn er'n
Wie eine Bremse
Und brummen,
konnte schlingen,
junges Wölflein war,
könnt' er singen,
wie ein kleiner Bär.
Ein wenig älter, war das Lallen,
So wie das Geh'n ihm eine Last,
Am Schlafen fand er Wohlgefallen,
Er druffelte beständig fast.
Drum lernt' er wenig in der Schule;
Wenn's lackenfett vom Bakel gab,
Kühlt' er in einem Entenpfuhle
Sich seinen blauen Buckel ab.
—
wuchs er groß von edlerm Triebe
Fand —sich in ihm die einz'ge Spur,
So
Musik ihr weiht' er sich mit Liebe,
Doch galt es dem Brummeisen nur.
Wohl ärgert er mit solchem dummen
Kinnbackeneisenharfenspiel
Und solchem Säuseln, Summen, Brummen
Die braven Pfleger allzuviel.
Bei seiner Lieder reichen Fülle,
Die ihren Ohren widerlich,
Als: „Guter Mond, du gehst stille"..
„Mein lieber Michel liebet mich"..
so
Und dann vom Ritte der drei Reiter..
„Ueb' immer Treu und Redlichkeit
Bis in dein kühles" und weiter
Versäumte Michel viele Zeit.
so
Wenn er beim Schnuten-Trommelschlägen
Nicht angetrieben das Gespann,
Kam er mit seinem Butterwagen
Oft viel zu spät zum Markte an-,
Beim Dreschen lief er aus der Scheuer,
Und brummte sich im Winkel was;
Kurz, immer war's die alte Leier,
Er brummte, schlief und soff und
fraß.
Und weder Schelten half, noch Keilen,
Noch ein verständig sanftes Wort,
Er trotzte Schmähungen und Beulen
Und spielt's Brummeisen immerfort.
Als einst er aus dem Futtersacke,
Auf dem er saß und Brummer blies,
Von einem frechen Diebespacke
Den Haber ruhig stehlen ließ;
Da riß doch die Geduld den Alten,
Sie prügelten den Michel aus,
Und jagten ihn im eiseskalten
December zu dem Loch hinaus.
Er ziehet nun, umringt von Jüngern
Im Dorfe bettelnd hin und her,
Und musicirt mit starren Fingern
Das Lied: „Wenn's immer doch war".
so
Er kann's vor Frost nicht aus mehr halten
Und spielt im Edelhofe laut:
„Wer nur den lieben Gott läßt walten,
Der hat auf keinen Sand gebaut!"
Dies hört der Gutspatronin Zofe,
Die sagt's dem Herrn — der ruft ihn 'rein,
Und spricht: „Du sollst an meinem Hofe
Dem Großknecht untertänig sein!"
Der Michel ist nun Stallknechts -Junge,
Soll aber gar nicht brummen hier,
Sonst schlägt man mit der Wagenrunge
Recht derb ihm auf die Hinterthür.
Statt diesen Wink in Acht zu nehmen,
Zu richten nach dem Stall den Sinn,
Brummt er: „Wer sollte sich denn grämen,
So lang' nach Lenz und Jugend blnhn!"
Dies Brummen grollt den Stallverwalter,
Von ihm wird es dem Herrn geklagt,
Der Micheln sammt dem Brumme -Psalter
Mit großem Zorn zum Teufel jagt.
Der Brummer mit dem Dudel- Eisen
Sich jetzt die nächste Stadt erkor,
Spielt dort die allerschönsten Weisen
Der Füsilier-Hauptwache vor;
Uud dies gefällt ganz ohnegleichen
Dem Officier und Corporal,
Die ihm ein Recompensum reichen,
Dafür brummt Michel noch einmal.
Sie fragen drauf, ob er ein Streiter
Des Vaterlandes werden möcht',
Der Michel meint: „Was war' denn weiter,
Meintwegen, mir ist Alles recht."
Man stellt ihn zum Rekrutengliede,
Giebt ihm Montur, ganz wunderschön,
Vom Selbstbeschau'n wird er nicht müde,
Denkt: „Michel freu' dich 's wird schon gehn!"
Er muß nun tüchtig ererciren,
LinkSmn, Rechtsum und grade aus,
Doch bald muß er ins Loch spaziren,
Brummeisen kuckt zur Tasch' heraus.
Im Brummloch, denkt er, kannst Du brummen,
Das ist beim Himmel ganz scharmant,
Allein er irrt — er muß verstummen,
Man reißt ihm's Eisen aus der Hand.
Da fängt er kläglich an zu heulen,
Die Strafe scheint ihm gar zu scharf,
Und seufzt: „Da kann man nicht mehr weilen,
Wo man nicht einmal brummen darf."
Drauf spricht der Hauptmann barsch und heiter,
Mit acht soldatischer Natur:
„Ich gebe Dir, Du Bärenleiter
Für's Eisen gleich die Taschenuhr."
Der Michel schreit: „Vor Freuden lauf' ich
Herr Capitain, durch's Feuer schier,
Denn für die Taktik Tiktack kauf ich
Brummeisen hundert wohl dafür."
„'s ist mit dem Erzmaultrommelschläger",
Spricht Capitain, „nichts auf der Welt,
Als daß er wie der Rattenjäger
Von Hameln, zieht durch Stadt und Feld!"
Und kurz und gut,
es war nicht möglich.
Daß man vom Brummen ihn gewöhnt.
Und er versah dadurch fast täglich
Den Dienst und ward bestraft, verhöhnt.
denn zum Geier,
Das war und blieb das alte Lied,
Drum brummt er, als er fühlt sich freier,
Zuletzt jagt man ihn
Gleich den versoffnen Fahnenfchmidt.
Zum Bettler war
er jetzt gesunken,
Des Narren Loos war sein Geschick,
Im Dorfe brummend bei den Unken,
Träumt er
zur Kindheit sich zurück.
Da fühlt er einst den ärgsten Hunger,
Stomachus brummte mehr als er,
Denn bei dem närrischen Gelunger
Blieb Bettelsack und Magen leer.
Da in der Nähe lag ein Garten,
Worin es Obst die Menge gab,
Schlich er hinein und alle Arten
Von Früchten pflückt er dort sich ab.
Er führet eben sie zum Mnzchen,
Als ihn von fern der Wächter sieht,
Er droht und Michel macht ein Tänzchen,
Und schnell er über'n Zaun entflieht.
Von außen läuft derselbe Graben,
Wo er geboren jetzt voll Schlamm,
Und ohne dies bedacht zu haben,
Platscht er hinein bis an den Kamm.
—
Der Wächter eilt, ihm nachzulaufen,
Und schreit- „Halt, Schurke, Gartenbock.'
Erst sollst Du Paddentunke saufen,
Dann speis' ich Dich mit meinem Stock!"
Er zieht den Michel aus der Grube,
Haut ihn, als war' sein Rücken Blech,
Und dann nimmt noch der rohe Bube
Ihm Vettelsack und Aepfel weg.
Der Michel schluchzt am Zaungehege,
Verzweiflung sich mit Wehmuth paart,
Nicht um den Schmutz, nicht um die Schläge,
Nicht, weil er hier geboren ward.
Nein, um das Eisen seiner Freude,
Womit er oft den Schmerz verbannt,
Zu seinem tiefsten Herzeleide
Verlor er hier sein Himmelspfand.
Er sucht es weinend, kann's nicht finden,
Durchwühlt den Graben mit der Hand,
Da stößt er in des Schlammes Gründen
Auf einen harten Gegenstand.
Er Hebt'S empor, o Herr im Himmel,
Es ist ein Beutel, voll Metall,
Als er ihn öffnet — grün von Schimmel
Sind es Dukaten all und all.
In seinem
Haupt beginnt'S
zu tagen,
Ein höhres Walten sich ihm zeigt,
Der Allmacht Güte, so die Plagen
Uns stillt, wann Noth am höchsten steigt.
„Ich diente ja dem Herrn und brummte",
Spricht er, „so manches fromme Lied,
Drum kam es, daß ich mir ersummte
Die Summe, d'raus mein Glück mir blüht!"
„Vielleicht hat meine gute Mutter,
Im Krieg manchmal erwirbt es sich,
Dies hingelegt für mich zu Futter
Und Keiner fand's, als Michel, ich!"
„Die Pfleger haben's ja beschworen,
Hier war mein erstes Morgenroth . . .
Ihr Alten habt mich brav geschoren,
Mag's auch! ich leb' und sie find todt!"
Er that nun gar nicht brumm'sch, der Michel,
Und wurde ein gemachter Mann,
Geboren nicht zu Hart' und Sichel,
Legt er nun einen Handel an:
Natürlich fehlten nicht die Eisen,
Mit denen es sich brummen läßt,
Durch seiner Lieder schöne Weisen
Versüßt er sich den Lebensreft.
Spricht man: „War' doch ein Weibchen Deine!"
Entgegnet er gewandt und schön:
„Brummeisen? Ne! davon nach Neune,
Ich bin damit bereits versehn."
Trompeterlied der braunen Husaren.
Hussaffa, Sarras, Sassarum!
Wir preußischen braunen Husaren,
Wir treiben die feindlichen Schaaren,
Wir treiben sie alle zu Paaren,
Wir haben ein braunes Geblüt,
Wir haben ein lustig Gemüth
Doch wen unser Säbel getroffen hat,
Der siel wie das herbstliche braune Blatt.
—
Tradradäng, tradradäng, trararum,
Tradradäng, tradradäng, trara!
Huffaffa, Sarras, Saffarum !
Wir preußischen braunen Husaren,
Wir lieben die bräunlichen Waaren,
Die Mädel mit schwarzbraunen Haaren,
Sie lieben uns wieder und schaun,
Wir sind so verwegen und braun —
Doch die sich geschmieget an uns're Brust,
Die drückten wir braune vor Liebeslust.
Tradradäng, tradradäng, trararum,
Tradradäng, tradradäng, trara!
Hufsaffa, Sarras, Saffarum,
Wir preußischen braunen Husaren,
Wir bleiben ja stets, wie wir waren,
Und immer gewesen vor Jahren,
Man wäscht ja den Mohren nicht weiß,
Wir bleiben braun, tapfer und heiß —
Doch wer noch geritten in's Feuer hinein,
Wird brauner und brauner geworden sein.
Tradradäng, tradradäng, trararum,
Tradradäng, tradradäng, trara!
Hussassa, Sarras, Sassarum,
Wir sind ja die alten Husaren.
Wir treiben die Feinde zu Paaren,
—
Die Feinde, die haben'S erfahren
Wir haben die braune Montur,
Und braun ist vom Blut uns're Spur,
Und wo wir gehauset wohl in der Schlacht,
Da haben die Klinge wir braun gemacht.
Tradradäng, tradradäng, trararum,
Tradradäng, tradradäng, trara!
Braut.
Strunzels
(Berliner Romanze.)
„De Sonne muß zu Bette jehn,
Der jute Mond steht uf,
Und immer bleibt een schwerer Steen
Uf meinen Herzen druf.
Es is ja
Den meine
Drei Jahre
Keen Muks
der Hulaner fort,
Seele liebt,
sind's, daß er keen Wort
nich von sich
giebt.
Er is am Ende justement
In die Pattallje drin,
O könnt' ich doch in des Moment
Mit Dampft zu ihm fliehn!"
So sang
zu des Gwitarrenspiel
Hulaner Strunzels
Braut,
Wann still
Thau des Morjens siel,
War ooch ihr Jammer laut.
der
Umnebelt von die Träumerei'«
Lief sie gedankenschwer
Bei Mondschein in den Walde drein
Wie doll und blind umher.
Und unter eenen Fichtenbohm
Hielt sie ihr Nachtquartier
Und schnarchte in den schwersten Drohm
Bis Morjens Klocke vier.
Es war
so stille, wie een Grab,
Nich mal 'ne Finke sang,
Als es uf eenmal trabb trabb trabb
Aus die Entfernung klang.
Ihr Herze sprang
wie im Salon
Bald steyrisch und bald rusch,
Da reitet eine Schwaderon
Hulaner durch
den
Busch.
Und een Wachtmeester stieg vons Pferd
Und näjerte sich ihr:
„lut'n Morjen, Schätzken, lieb und werth,
Seid alleine hier?
so
Vertrauet uns, wir schützen Euch,
Wenn Euch der Unmuth quält!"
Er hob sie uf sein Roß sojleich
Und fragte, wat ihr fehlt.
„Wachtmeester, ach, wo kommt Ihr her?"
Sprach sie mit scheuem Blick;
Er sprecht: ich komm' von ungefähr
Aus Bauzen jetzt zurück.
„Aus Bauzen, i pots schwereleth!
Wat macht mein Strunzel dort?
Wachtmeester, ach, wißt Ihr Bescheed,
Sagt mich von ihm een Wort."
— Der Strunzel der is mausedodt,
Des heeßt vor Sie, mein Schatz,
Sonst blieht er wie een Kessel roth,
Is munter uf den Platz!
Er hat de allste Dochter jetzt
Vom Seefensieder Talg,
Er is in juten Stand versetzt,
Hat schon een kleenes Balg.
„O wehe mir! und mich verjaß
Der böse lahenstrick?
O Strunze!, mein, wer jlobte das?
Des is mein Unjellick!"
Still Fräulein, da, trinkt eenen druff,
so
—
Un härmt Euch m'ch schwer
—
De Sonne schläft der Mond steht uff,
Giebts nicht Hulaner mehr?
Seit ich Euch fand, ist meine Ruh
Wie fortgeblasen schier
Kommt, zieht mit mir
ick habe uu°
Een BauerMt, nich weit von hier.
—
—
„Wachtmeester, nein! des kann ich nicht!
Des duh ick nimmermehr!
Een Mädchen, des die Treie bricht,
Versindigt sich zu schwer!
Verlacht er jleich der Treie Schwur,
Und sterb' ich ooch vor Schmerz,
So schlägt doch selbst im Tode nur
Vor Strunzeln dieses Herz!"
Jetzt, als man hatte hinter sich
Schon längst den Fichtenwald,
lung's immerfort in jraden Strich,
Am Wirthshaus Pacht man Halt.
Wachtmeester kikt ihr ins Gesicht
Mit schalkhaft stiller Lust Sie fasst ihm ooch ins Oogenlicht
Und — liegt an Strunzels Brust.
Der
stumme Friedensstörer.
Ein Ehepaar, das invitirt
zu einem Schmaus,
Verließ geputzt im Sonntagsstaat das Haus.
In seiner Rechten trug der Mann den Rohrstock zum Spazieren,
Die Frau mußt' er deshalb zu seiner Linken führen;
Dies will Madam sich nicht gefallen lassen
Und spricht: „Hör' mal, Du mußt mir anderfch fassen,
Denn des läßt so gemeen un jammervoll,
Deß ick an Deine linke Seite bummeln soll:
Drum, ick versich're Dir, ick seh es wirklich lieber,
Du jehft sofort mich uf de andre Seite riber;
Ick bitte Dir, duh' mich doch disse Liebe schenken,
Wat sollen sonst de Leite von uns denken?"
Er aber replicirt: „VerehrungSwird'ge Lotte,
Es war' woll janz einjal, ob Hule oder Hotte,
Doch Hab' ick meinen Stock und jeh' ich nicht allein,
So muß derselstige mit mir zur Rechten sein;
Denn loof ick links von Dich an Deinen wulst'gen Reefenrock,
So frag' ich die jelehrte Welt: Wo bleibt hernach mein Stock?"
Drauf sagt die Frau: „Du bist voll Eegensinn, mokkant,
So nimm den dummen Stock doch in die linke Hand!"
..„Hm, Frau, wat fällt Dich in? Den Stock in meiner
Linken,
Sott ick als linkscher HanS an Deiner Linken hinken?
so
Was hat nu een Weib trotz aller ihrer Kniffe
Doch von de Stockmanier vor dämliche Bejriffe!
Der Mann »veo öu Stock gehöret ewig an die Rechte,
Hier is er aus, der Vorzug von des weibliche Geschlechte!"
Dies leuchtet doch der Frau nicht im geringsten ein,
Und kurz, sie will durchaus nicht bejlitten sein,
Indem doch wohl des Mannes Rechterseits- Geführe,—
Weit billiger der Frau, wie seinem Stock gebühre.
Der Mann, hierdurch bewegt, zu wechseln seinen Stand,
Tritt mit vcrbiff'nem Grimm der Frau zur linken Hand,
so
Jedoch kann er sich nicht bequemen,
Den Stock zur linken Hand zu nehmen,
Drum spricht die Frau, gehindert in dem Schritte:
„Nu jeht Dein Stock jar in de Mitte.'
Ick frage Dir, wo is des Sitte?"
...„Pots Schwerejacht! jeht es denn andersch an?!"
Schnaubt jetzt der aufgebrachte Mann.
. . . „Es jinge woll, hätt'st Du vernimft'germaßen
Den ollen Zimmermannsbleistift zu HauS jelaffen!"...
...„Na, höre Lotte, Du kannst jöttlich spaßen,
Ick soll dct ächte Rohr verachten un Haffen?
Ick, der ick Meester bin un Bürjer noch dabei,
—
Ick ohne Stock? Det jäb' een schön Geschrei!
Des möchte woll am Ende von mich heißen:
Kickt mal, der läßt sich ooch vom Mops in Stiebet beißen!
Ick soll als braver Mann mir nieh uf Etwas stitzen,
Wo Knechts- und lungenkrob mit Fischbeen rummer flitzen?"
So lautete die Stock-Philosophie des Herrn,
Doch als die Gattin bleibt von seiner Ansicht fern,
Macht er sie fühlbar ihr und stößt mit Willen
Den Stock auf ihres Fußes Elsterbritten.
so
„ümm! Pots Hihneroogendonnerwetter!"
Deibel und sein Vetter
Schreit sie, „deß Dich
Von meine linke Seite holt,
Und Dir mit sammst den Stock ins Höllenfeier fchmolt!
Nimmst Du den ollen Priegel nich zur linken Seite rum,
So loofe Du alleen, ick kehre jerne um,
Ehr ick bei Dich noch breche des Genicke
Durch die verdammte Landsturm-Pike!"...
Der Mann nimmt jetzt verboost den Knittel in die Linke,
Doch fragt sie bald darauf, warum er denn so hinke,
Und sie, gleich einem faulen Roß
Beständig in die Rippen stoß?
Da brüllt der Mann denn wieder los:
„Des is jo janz natirlich, des, un kann nich andersch kommen,
Denn linker Hand den Stock, is mich de Kraft benommen,
Ick schwanke hin und her wie een versoffner Bruder,
Der schwere Ladung hat und doch keen Steuerruder,
Drum hättst Du dort mir jehn jelassen,
So thät des Allens besser passen!"
...„Na, weeßt Du wat mein Kind," beruhigt ihn die Frau,
„Gieb mich den Stock man her, ick nehm's nich genau,
Verstech ihn mank de Falten, sehfte wohl,
so
Als wie der Hase in den Kohl;
Denn jlob' ick doch nu janz bestimmt,
Deß det Gebrabbel mal een Ende nimmt.
Mit diesen Worten ist Madam bemüht,
— doch es zieht
Den Stock ihm zu entreißen,
Der Mann daran und sie zieht wieder,
Und Beiden zittern fast vor Zorn die Glieder,
—
Das weicht vom Stock der Knopf das Pärchen purzelt nieder,
Der Mann blauzt auf den Stein, sie auf den Straßenkehricht,
Und Beide schimpfen laut einander toll und thöricht!
Sie grinsen wild sich an und raffen schnell sich auf,
Sie hält den Stab empor und er den bloßen Knauf,
Indeß sie weint, flucht er gleich einem Lanzenknecht,
Und Beide schrein sich zu: „Ha, das geschieht Dich Recht!"
— sie, als besteckter Engel,
Er setzt den Stock
Ergreift von Wehnmth schwer den nächsten Pumpenschwengel,
Er mit dem seidnen Tuch polirt den Stock recht fein,
Sie spült ihr Hinterblatt vom Sündenfalle rein.
Dann brechen Beide auf, doch da die Uhr schon zwei,
So haben sie versäumt die ganze Schmauserei,
Und stillen schlechtgelaunt des Magens Ungeduld
— Stock nur Schuld.
Mit einem kargen Rest, woran der
zusammen
Dies kleine Schwänkchen giebt die weise Lehre,
Daß für die Ehen stets es besser wäre,
Es mischte nie ein Dritter sich in ihr Geheg',
Da selbst ein Stock sie stört auf ihrem Friedensweg.
Briefwechsel zwischen
einem Grenadier und
einer Berliner Köchin.
Er an Sie.
lumpfcr
meinen
An
Schatz Anette Bröhmstrupp hier.
Anbettungswirthliche, vor mich unbäntig theier,
Du liebste Bröhmstrupp, ach ! wo sehr betribst Du mir,
Ich grame mir ins Harz und fucks mir ungeheier,
Dieweyl Du doch nicht mihr jitzt auf der Woschbank kummst,
Und laßt Dir nicks mihr sahn nich mal in die Kasarme.
Ich weiß kein Ohrsach nicht, waßwegens, deß Du brummst,
Und stockenstille schwökst, wodröber ich mir Harme.
Ich kohm binnah daroff, daß Du was Andersch hast,
Und Du nu nich mehrs wöllst ein Grennothörgemeinen,
Und ich anjizzo bin vor Deinem Harz ein Last,
Indaffen thot mir woll ein Licht dadrö'ber scheinen,
VonS letzte Vorfall noch do ob des Windmöllsberch,
Da hast Du mir verbost mit Schnipfigkeit und Witzen
Wei der Trajuner hat Dich zehnmols mehrs gefallt,
Als wie ein Anfantrist, wo keine Spurn an sitzen;
Und Hab Dir doch traktört nach meine Kräfte gut
Mit fönes roth Lakör, auch Bier und Schinkerstollen,
Was bei des Traktoment sehr völ besagen thut,
Soldaten mein ich hier, wann sie bestehen wollen.
Weil Du nu stulzer bist auf den Trajuner jitzt,
So kumm ich aber noch völ stulzer Dir entgegen,
Weil auch ein Grennoihör Ripptazion besitzt
Und schreibe Hören Sie von nu an dassentwegen-,
Ein Ohrsach von die Sach gebohrt doch jeden Mensch,
Ich kunnt von Ihr ja nicht des ob des Berch erfahren,
Weil Sie dasalbften ja nödertrichtig höhnsch
Und obschtinoksch und korz und kalberschnutig waren.
Ich dachte gleichs bei mich, daß das Hakche hat,
Doch wollt' ich ob des Berch nich völ Rawallge schlagen,
Ich sah's Ihr aber an, Sie hätten mir satt,
Hihnermagen.
Als wie ein Schiffet Gritz mit
Allein ich denk anjitzt, es gebt noch Mädche mehr,
Die schünner noch wo Sie und mit völ bissre Harzen,
Denn die Muntörung ist nicht schlächt von Grennethör,
Und schämt kein Mädche sich, mit salbige zu scharzen.
Vor meineswegens auch, Sie mögen immerzu
Beharren auf Ihr Trutz und Ihre maulsches Puchen,
)a, ich versicher Ihn, ich lasse Ihr in Ruh
so
so
saure
so
Verloren ist vorbei wie ein Stick Fafferknchen,
Der aufgefraffen ist, a bische gut geschmackt,
Hernacherns nach die Zeit, da kauft ma sich ein andern,
Der noch voll bisser ist, wo Mandeln aufgestackt —
Ein Mädche schafft man an, das andre läßt man wandern,
Doch da das Alte woll, was Einer einmol hätt,
Am allerbisten ist vor immer zu behalten,
So sah ichS garne sahn, wann es noch lieben thät
Ihr Harze meines Harz, dernacherns wärsch beim Alten.
Und verbleib ich schon ganz ewig dauerlich
Wie Sie von mich bekennt in tausendfaltger Lieben
Und unveränderlich Ihr Johanns Heinderich
Dorbdöbelskind, Grennthör, steht in die Kumpny sieben.
so
Sie an Ihn.
Dorbdöbelskind, lieb' Herz, hochedler Grennethier!
Als ich mit Ihnen jung am Sonntag vor acht Dagen
Spazieren uf den Berg, bei Würstens, wo Sie Bier
Un Schnaps mich vorjesetzt, da dahten Sie mir fragen,
Ob eine Leidenschaft, die man die Liebe nennt,
Vor einen Gegenstand mit Säbel und mit Sporen,
Det heeßt von Kavall'rie in meinen Herzen brennt,
—
Und ob denselben ich zum Liebsten auserkoren ?
Vorn erschien Augenblick, da war ick janz verwirrt,
Denn diese Frage fuhr direkte uachs Gewissen,
Und dadrum war ich ooch dadrüber sehr schenirt,
Un Hab' aus diesen Grund de Antwort ooch verbissen.
—
Sie merkten es mich an, daß ich verlegen war
—
Eensylbig wurden Sie
Sie kickten in det Blaue,
dabei,
jähnten
Und
das war mich sonderbar.
ooch
Ick merkte ebenfalls die kribbliche und laue
Gesinnungsart von Sie, jedoch ich schmollte nicht,
Ich stellte mir janz jut, mein Kleid von weißen Mükle,
Des deckt' ich mit'n Duch und stach mich in's Gesicht
Wat sie mir präsentirt, die große Schinkenstulle,
Zwars hatt' ick später noch, wie wir den Berg still
Herunter duddelten, mich ernstlich vorgenommen,
Mit Sie zu mopsen ooch, det war mein fester Will,
Allein nu bin ick erscht recht zu mich selbst gekommen,
Und lese den Roman von Siegwarth seine Liebe,
Und finde, daß der Mensch viel Ähnlichkeit mit Sie.
Dies ändert meinen Sinn, veredelt meine Triebe,
Und setzt mir schwermuthsvoll in die Melankolie.
Ich bring' zum Opfer dar, vor Sie, Herr Grennethier,
Die Offenherzigkeit verborgtener Gesiehle,
Ja, des is wirklich wahr, es liebte Eener mir
Von die Tragoner hier — doch bitt' ich, aus dem Spiele
Bleib' man mir ganz mit ihm. Zwars könnt' ich ihn gut leiden,
Ja, dies, Herr Grennethier, das muß ich Sie gesteh«,
An diesen Milidör daht sich manch Oge weiden,
Vorzüglich in Salons war er sehr gern gesehn.
Jedoch in diese Stadt der heißen Liebeszonen
Will ich im Ehestand viel lieberscht Grenn'thier-Straß
Als wie in der Dragonerstraße sein und wohnen,
Denn ein Kavallrist versteht gar wenig Spaß.
Sie haben nu Ihr Thun, Sie haben ooch Ihr Lassen,
Ick bin darauf gefaßt, es komme, wie es will,
Ick lebe nur vor Sie und will vor Sie erblaffen,
Und bis uf Wiedersehn schweig' ich nu gänzlich M
Annette Böhmstrupp hier beim Koofmann Power ill.
so
so
Er an Sie.
Ich bin von des Bescheid, als der schön zu lesen,
Gleichwie ein neier Mensch nochmals geborn gewesen.
Und harre nu darauf, daß Sie zu Morgen Abend
Mich auf Kasarme hier mit ein Besuch erlabend,
Wo wir dadröber noch Manches könnten sprachen,
Auf daß wir wieder uns an Sunntag lustig machen.
DeS Abends treffen Sie mir auf die Woschbank drieben
Dorbdöbelskind, Grennthör, steht in de Kumpny sieben.
so
so
Hie an Ihn.
bestimmt und bringe
Ich
Von Herrschafts Tafel
komme janz
auch recht vill
mit, als: Saure lurk mit Dill,
Schweinskopp mit Trüffeln, so wie een Schluck Husar von
Schill,
ooch,
den ick noch braten will,
Ein Stück vom Hammel
Und bis uf Wiedersehn schweig' ick nu jä'nzlich still.
Anette Bröhmstrupp hier beim Kofmann Powerill.
Kauderwelsche Predigt eines FranziskanerMönches.
Andäckti Versammelichung! Wir sein geworden belehrt von
die Katholizist Err Magister le^ens Sankt Lucas in der neunfehntikeSchapiter
fehntikeSchapiterVers eine bis vier, daß die Feuer»! Eu clief
von die Söllner su leriko, welker genannt SakäuS is gesein
eine kanze kleine Mann a I» tnmbour Veit, gleikwol kroß in
der FinangSvermöken,
reik als die Rothßild. Diesen Sakäus
aben gewollen sehen die Durkmars von eine kroße Fest -Pro s es iongzu
sessiongzuEhren der eiliken Franziskus durk leriko. Darum
sein die SakäuS gekrocken auf eine Maulbeerbaum, so da gestandenist
so
Auptftraß', wo der Prossessiongerbei
sessiongerbeigeßogen gehaben. Und als wir aben darum und
dieseswegen ßu betrakten und die Amployirnng der Nutzgebrauk
von die Erplikaßiong ßu malen, Numero Eins:
Was sein eine Maulbeerbaum?
standenistan die reckte Seit von die
Numero Bwei:
Die Ursacken, warum SackäuS auf eine Maulbeerbaum
beerbaumrauf gekroken geworden ist:
Ick fangen an mit Numero Ein, wo ick muß wieder
nummerir,
erftlik, was fein eine Maul?
Bweitens, was sein eine Beer?
Bum dritten, was sein eine Baum?
Eine Maul sein bisweil eine stimme Sack, darum, weil
man eißt eine kroße Mund eine Maul. Die Ketzern aben eine
kroße Maul, als müssen wir verackten dieselben, da aus der
Maulen kommen die slekte Wort, welke malen Verdruß und
eoutrllir verkehrten Lehr. Auk aben item die stimmen mo8<l»>
mes in der Aus wider die wessieurs äusik eine ganz abscheilik
kroße Raisonnir-Maul, welke beständig stucken und schimpern.
Solker Madam kroßen Maul müssen sein verdammt in der
Dellen, wo die Diabels werden stoppern der kroße Raten, »vee
<lu keu. Dieseswegen sagen der Pater Abram santa Clara:
Die kroße Snauz, die viel brumm,
In Kük und Aus und Keller rum,
Die werden still sein und verstumm,
Wenn sie in Teifelklauen kumm!
Also fallen ick unvermerkt auf der wilden Bestie, welke
brummen un sein ßu verkleiken solker kroßmauliker Menske,
als da sein die Wallfisch, die Draken, die Elefangs, die LöwS,
und — die Bare; daß ick nickt brauten detahir die Bär vor
so
so
so
-
sit allein, sondern Busammen mit der andern Wort, lacit Maulbeere,welke
beere,welkeaber sein ganz der konträre Gegentheil von Bär
maul, denn die Bärmaul sein grimmik und die Maulbeere
sein sieß eine Frukt, welke gewacksen sein auf der Baum. Was
aber ist eine Baum, brauken ick nickt ßu detaljir, weil schon
Adam und Eva geweißen gehaben, was eine Baum sein und
muffen bedaure erzlik wir, daß die verboten geworden seiender
Aeppernbaum nickt sein gewesen eine Maulbeerbaum, aber der
<le p»l- nock nickt etablirtßu
Maulbeerfruckt sein in der
blirtßudie damaliger Beit. Um wieder ßu atrappir die Värmaulund
maulundMaulbeer,
ist nock ßu moniren : dieseSwegen, wann
der Bärmaul brummen und wir verackten, dennock aber wir
wären durkaus nickt böse würden ßu sein schuldik und verbunden,wenn
den,wennder Maulbeer auk brummten und stimm sein,
er dies wollen wollte,
indem
stehn es ihm ganz frei,
von liest bovi,*) weil der Maulbeer
denn qullä licet
die hohe Baum sitzen; Bnmal ick sprecken sogar von mir
selber: l)t iu^euue, yuoä verum est, fittear, «um uätura propbUßior»a
pbUßior»alzu»m fortitsse <!eceät, et liu^uae libvri«.
nttvuuqu»!» expeöiat. "")
Und wann Ihr, mein
ris>
Andäkti, dieses nickt versteh«, rufen ick: l), quao to äemeuti»eepit!"")
so
so
so
ans
so
Und das sein in sumwa eine Maulbeerbaum! Wir kommen
menßu Numero Bwei ßu betrakten:
Die Ursaken, warum Sakäus auf eine Maulbeerbaum
baumgekrocken geworden ist,
Frei übertragen: Was dem Großen zusteht, dessen darf sich der Niedere
nicht bedienen.
**) Fr. über«.: Auch muß ich offen gestehen, daß ich von Natur zu Scher«
zen mehr geneigi, als es sich vielleicht geziemen möchte, eine losere Zunge
habe, als es bisweilen zuträglich ist.
***) Fr. übern.: O, welche Beschränktheit hält dich gefangen:
*)
ßu detaljir:
erftlik, die Ursaken,
Bum Bweiten, warum?
Die Ursaken, dieseswegen der SakäuS auf der Baum gestiegen,
stiegen,sein sehr, sehr leikt ßu betreff, als da sind seine kleine
Figur, seine Luft, ßu schaue auf der Baum die Proffessiong und
item seine gewaltik Appetit auf Maulbeeren. Dadurk wollen
eigentlik der Sakäus seine Baum-Ersteigerung
viel bedeit,
wie der kleine Mens muß sik bisweile krößern maken, als sie
sein; und warrasti, der Eiliken") sein Viele klein gewesen
gesein, doch nakehr dieselben sein unkeeier kroß geworden, als
vor welken wir aber müssen allen eiliken Respekt:
in speeie
so
so
Nemeutn Üectvre caput.
Die paurqum, die Warum, ha! das sein eine ganz andre
Sack, als der Ursack, denn der Ursack, nickt ßu verweckseln mit
Sackuhr, spazier »vauee, dock die Warum kommen intendrein.
Das liegen deitlik in der Worten selber, wir wollen derselben
sogleik nock viel besser durk der Beispiel beweisen: Als der Sakäus
käusfein gewesen versehn in die Frack avec l'ar^eut, Bein er
und aben gedrücken von der Baum
ßu werden geworden ßu
Ast,
als
der
Sakäus
seine
worauf
seine Bein gestand, daraus
geworden
der
gebeugen
und
Buleft gebrokken, knack?
sein
Ast
und der Sakäus haben gemackt eine Purßelbock von die Baum,
darum wir fragen: Warum? und wir fragen und antworten
hugleik: Warum aben der Sakäus keine Gaul bestiegen, da
— Ei, wie vorwitzik! — Es sein
er dock sein gewesen so reit?
ja in der Welt viele solke Sakäuffen, welke sparen die kroße
swer
*) Heiligen.
**) Wenn du vorbeigehst
neige deill Haupt.
und ihre ratarn pro «tuöio, im^eusi» et l»bolvor
voreiliken Franziskaner-Kloster, und lieber leiden furkterliken
Ungemak und Entbehrm'ssen, Elend, Unger, Erzeleid, Geißelung
lungund Smerßen, dieweil der eiliken Augustinus sprecken:
Reikthümer
8i put»», to uoullum l,»bvi-e tribulationes, nouäum coepisti
viel, als Ihr muffen durk
«880 cbriBtiauus ") das eißen
der Klostervermäcktniß in der Immel sieigen und nickt, wie
Sakäus mit die schwere Geldbeutel in das Rocktasch, sonst fall
sik von der Immel eben runter, wie Sakäus von die Maulbeerbaum
beerbaum— Sakäus sein aber lieber von der Baum gepurzeln,
als von der Immel, darum
haben er keine Equipage sik
angeschaffen, sondern der Reikthum der eiliken FranziskanerKloster vermalt. Grade sollen Ihr auk maken. Amen, das
eißt: Es soll geschehe
so
so
so
so
Einige nothwendige Bemerkungen in Betreff der
vorstehenden Mönchspredigt.
Zur Zeit des klösterlichen Flores erschienen, wie bekannt,
in allen Theilen Deutschlands Bettelmönche, um für die
Stifte und Klöster zu kollektiren und das Volk, wo es sich auch
immerhin treffen ließ, in Wald und Feld, auf der Landstraße,
in Häusern und Kapellen, ja in den Feldlagern der Krieger,
worauf namentlich Schiller durch seine Kapuzinerpredigt im Wallenstein
lensteinzurückführt, durch allerlei öffentliche Reden und Ermahnungen,
nungen,zur frommen Beisteuer aufzumuntern, und nebenbei
für gewisse Richtungen der Kirchenpolitik geneigt zu machen.
Da solche vagabondirenden Klosterbrüder oft aus dem entferntesten
stenSüden herüberkamen und daher mit der deutschen Sprache
*)
**)
Fr. übertr. Der Ertrag deiner Mühen.
Fr. übertr.. Durch Trübsal nur gelangst
du dahin,
Christ zu sein.
so
wenig oder gar nicht vertraut, dennoch zu predigen wagten,
kann man sich denken, daß die meisten solcher Predigten, die
man überdies mit Latein, der herrschenden Klostersprache reichlich
lichverbrämte, von dem Auditorium selten anders, als eine
bloße religiös mystische Einkleidung der Almosengesuche und
als verkappte Bettelei aufgenommen, verstanden und beurtheilt
wurden, wenngleich viele jener Rhapsodien, in welchen der Scharfsinn
sinnund die abstrakte und verschlagene Denkungsweise der Klostermänner
stermännerund jene studirte Auslegungskunst, womit sie die
kirchlichen Satzungen und den blinden Aberglauben der Menge
ihren Ordenszwecken gemäß, zu verarbeiten verstanden, vorzuherrschen
herrschenpflegte, wohl der Aufmerksamkeit der Zuhörer und der
Aufbewahrung und lleberlieferung häufig nicht unwerth erschienen
nensein mögen.
Einige scherzhaste Anspielungen abgerechnet, welche die Lizenz,
zenz,das Komische durch Zeitwidersprüche zu erhöhen, rechtfertigen
tigenmag, hat der Verfasser nach den obenerwähnten ihm vorgeschwebten
geschwebtenBegriffen, durch Erfindung des vorigen Artikels die
Predigt eines südländischen Franziskaner-Mönches in
gebrochenem Deutsch zu geben versucht, mit dem Wunsche, daß
sie den Zweck gesellschaftlicher Belustigung nicht verfehlen möge.
Obwohl nun die Anbringung lateinischer Floskeln, die
überhaupt ihres bündigen und kernigen Inhalts wegen in vielen
scherzhaften Vorträgen von glücklichem Erfolge sind, sich hier
um so weniger vermeiden ließen, weil solche das Grundgepräge
einer Mönchspredigt bilden; so bleibt es doch — falls der Artikel
von Jemandem in einer Gesellschaft vorgetragen werden möchte,
welcher die Blüthen aus Latiums Gefilden keinen besonderen Reiz
gewähren — unbenommen, das Lateinische und das wenige
sonst noch darauf bezügliche daraus fortzulassen, indem dadurch
durchkeine bedeutende Verkürzung des Vortrags entstehen würde.
Des Burgherrn Zauberbann oder das wilde
(Berlinisches Scherzgedicht.)
—
Nu stille man
ick will een bisken schmusen
Von des, wat sich begeben hat
Vor Altersch, wo die starken Winde blusen
Und Kolter noch nich danzen dhat.
Herr Rule Moloch war— een jroßer Ritter,
na, des war mal breet!
Sein Schlachtschwert
De Beene stachen in det Eisenjitter,
Sein Panster war mit Drath vernäht.
Sein Burgschloß lag in eene düstre Höhle,
Wie Hammelsteesch im Wirsekohl;
Und wer da gung, dem drang die Furcht zur Seele,
Deß Mephistophiles ihn hol'.
De Heren, leister und de Kobolds danzten
Det Nachts um de Stacheten rum,
Un uf de hohe Felsenspitzen ranzten
De Deibels sich ganz lahm un krumm.
Die Sterne schwulten durch 'ne schwarze Fichte
In Moloch'S Burg zum Fenster rin.
Der bleeche Mond verzergte sein Gesichte,
Sein fchiefet Maul gung her und hin,
Een schwarzer Packan gnurrte untersch Bette,
Und fletschte seinen Mörderzahn;
Der Ritter lag uf seine Schlummer-Stätte,
Und stach sich seine Pfeife an.
Er roochte Seegras von Geruch
Un schnuppte aus'n Doodenkopp;
sehr
llnde,
Heer.
Det brete Schwert hung in det Kleederspinde,
Und hinter Moloch hung sein Zopp.
Der Packan war sein eenzigsteS Vergnügen,
Er aß mit ihm aus eenen Trog,
Weil er uf den beriehmten Kreuzeszügen
Mit difsen Hund eenst rummerzog.
Hier lebte Moloch fern von des Getümmel
Der Welt in die Eensamigkeit,
Hier paffte er, hier pfiff er seinen Kümmel
Un dachte der Vergangenheit.
Nur Eens verdurb ihm seine Lebensstunden:
Vom Tempelritter Edeward,
Den er vermählt mit Frölen Kunyunden,
War ihm vill' Herzleed ufgespart.
Man höre nur!
— Schon rumpelt's uf de Treppen —
Der Moloch kloppt den Stummel aus,
Un kikt un horcht un duht kaum Athem schöppen
„Heda! is keener nich zu Haus?!"
Schreit's draußen un mit wilden Röberblicke
Kommt Edeward, sein Schwiegersohn;
de zottliche Perücke
Verheddert hängt —
Um seinen Kopp
wie Absalon.
—
— „Dich
„Was Deibel
führt"
schnaubt Moloch
Mank die Gespenster in mein Schloß?!"
Doch Edeward spricht: „posito, eS träte
Een Lindwurm, wie mein Schimmel jroß,
Mit siebenfachen Kopp, mich in de Quere,
Den riß' ick Schlunk un lurgel aus,
Und kam een Wulf, den spiest' ick mit's Gewehre
De Nieren aus den Leibe raus."
so späte
Und weiter fährt er fort: „Een Erzhalunke
Hat mich heut uf den Zahn gesiehlt,
In eene janz infam'ge Raubspelunke
Hab' ich mein lut un leld verspielt.
Nu bist Du allemal derjen'ge Olle,
Der niemals ohne dieses ist.
Drum bitt ick Dir, schmeiß Kies in meine Molle,
Doch spute Dir — kurz is de Frist!"
„O Spiegelberg! wer sollte Dir nich kennen?"
Fängt Rulemann von Moloch an —
„Du duhst mit Leidenschaft uf's Dreiblatt brennen,
Uf Raubjagd un uf Kegelbahn!
Un fort mit Schaden geht, was Du gewonnen,
Keen Spiel is niemals nich zu trau'n!
Mit Galgenfeide biste janz umsponnen,
Der Schwarze hat Dich in de Klau'n!"
Doch Jener spricht: „Wat nützt det Störche schmolen,
Rück' lieber mit de Groschen's raus!
Straf' mich der Bock! ick bin bis uf de Sohlen
Entblößt, wie eene Kirchenmaus!" —
Druf schreit der Olle: „Du Verschwender'
Hier wachsen de Pomranzen mich!
Fort hebe Dich von mir, Du Satansbänder,
Sonst brech' ick det Genicke Dich'.'."
Die Antwort heeßt: „Du, mach mir keene
—
Sonst siehlste meinen Flammberg hier!"
Da schlägt der olle Mann een Fingerschnippken,
Un brüllt wie'n Löwe aus de Dühr:
„Nicht Euch, fünfhundert Türkenseelen,
Die ick bei Belgrad eenst gewann!
Wippken,
Herrausser krabbelt aus de leisterhöhlen,
Und zwiebelt mich den Dochtermann!!"
Hurr, hurr, husch, husch, nu fahren die Gespenster
Wie Dampf-Kaleschen hin und her,
Grasdeibels, kleene, kiken in de Fenster,
Und schneiden Fratzen ooch dazu,
Es spielen Schwerter, Lanzen, Schipp und Spaden
Mit Wachtelpfeifen Blindekuh.
Die Meerkatz tanzet und der Bär;
Nußknacker kneifen ihn in seine Waden.
Druf kommt een Affe, der mit Suppenkellen
Kesselpauke knillt,
eene
Uf
Aus welcher aus verschiedentlich^ Stellen
Das Türkenblut, wie Warmbier quillt.
Da reißt mein Ed'ward aus, wie Hänschenleder,
Un giebt dem Klepper Hieb und Sporn.
Alleen det Kroob ist leicht, wie Flaumenfeder,
Die leister huppsen immer vorn.
Er siucht mit tausend Bumben und Granaten,
De Hunde blaffen laut damank,
Bis er von Schweeß bedeckt, wie'n Schweinebraten
In Sump und Moor beinah versank.
Doch hier pflanzt ihre blutige Standarten
Beim Irrwischlicht die Hölle uf,
Un Kuckuk, Fuchs und Ratte spielen Karten,
Un plierig glubt die Eule druf.
Und drummer rummer
saust
die wilde Hetze
Bei Schlachtmusik durch's Orenhorn,
Ooch macht een Zickenbock Danzmeestersätze
Un meckert laut un spitzt de Ohr'n.
Noch jetzt lustwandelt Nachts die Kunijunde
Mit Moloch um die Burg herum,
jetzt prescht's wilde Heer zur leisterstundc
dem
Mit
verwunschnen Ed'ward rum.
Noch
Marike an den Liebesgott.
(Berlinisches Scherzgedicht.)
loldner Hosenmatz, du Stiegelitze,
Kleener schülerhafter Schwiemelfritze,
Leichtgefiichtelter Karessenschmidt!
Aller Menschenherzen Schützenkönig,
Niedlich, drollig, drubbelbeenig,
Lilliput'scher Dokter Hitentit!
-
Brummbaßjeigen Fiddelbogenspanner,
Intrijanter Seelenruhverbanner,
Frihlingsmorjenrother Pappilljong !
Schlauer Minnejagdrevier-Besitzer,
Dicker draller Knallcrballerstitzer,
Du, der schönnsten löttin junger Sohn!
Spaß'ger Vogel mit dem Zauberschwunge,
Ros'ger Liebesbahnen Kegeljunge,
loldbeschwingte Himmelsstedermaus !
Holder liebenswirdiger Bedrieger,
Welterobrer, Löwenkraftbesieger,
Lenzumringtes Flammenherzen-Daus!
Schießebolzenbündel-Kiependräger,
Abenth eurer und Redoutenfeger,
Treuer Knappe vom Romanenheld'.
Dagsgefährte, Bild von meinem Drohme,
Wonnesüßer Himmelbetten -Gnome,
Du Spion im jroßen Liebesfeld!
bist es, den ick meene,
recht scheene,
Heldenzwinger,
Kleener
höre mir!
Amor, du, du
Amor, ach, ick bitte dir
Wart' in deinen Fluge man een bisken,
Komme her — ick jebe dich een Küßken,
Höre nur mein Herzgebet an dir!
Theirer Knabe, such' doch meinetwegen
Deinen ollen Ahnherrn zu bewegen,
Bitt' ihn, daß er mir zum Vogel macht!
Nicht zur Eule, ne, zur Nachtenjalle,
Denn uf diese Weis' in jeden Falle
Werd' ick leichter von dich fortgebracht!
Setze mir uf Wilhelms Laube nieder,
Weil an differ Laube ihre Lieder
Seine Nachtenjall ooch hören läßt;
Wo er, wenn er Abends drein gesessen,
Oeftersch sie gelobt so ungemeffen,
Deß er menchmal sie fast ufgefreßt.
Wenn uf eenmal von zwee Nachtenjallen
Laut ein zockzock, zickzock werd erschallen,
Amor, na, denn seh' ick jar nich hin!
Seine Ohren wird er höllisch spitzen
Und wie werden seine Oogen blitzen,
Flieg' ick denn Hernachens bei ihm rin
Wenn ick als verwandelte Marike
Ihn
scharf firire und ooch picke,
cr
Hascht sicher mich und koset mir!
O wie scelig werd' ich ihn umhuppsen,
Ihm ooch schalkhaft aus de Hände schluppsen
Uf den Kopp, und pfeifen ihm was für.
denn
Drum, Cupido, suche meinetwegen
Deinen großen Ahnherrn zu bewegen,
Daß er mir zur Fillomele macht!
Schste, wenn er mir thut
verwandeln,
Eene Tute mit Rosin' und Mandeln
Sei davor von mich dir zugedacht!
so
Ein Berliner Lokalschwank in Briefen.
Erster Brief.
Vielgeliebte Rinaldine '. Ich wünsche Dir den besten guten
Morgen, Du altes braves rothbäckiges Ranunkel-Gesichte! Wie
geht es Dich denn in Deinen mütterlichen Vaterlande Dramburg
burg— hast Du noch keinen Mann nich? Was kost denn das
Quart Holzessig in Dramburg? Ich habe Dir ein großes Abendtheuer
theuervon mich mitzutheilen, welches aber eigentlich in die Nacht
passirt is und aus welcher sich eine merkwürdige Catasterstrofe
entwickelt hat. Hör zu, ich will sie Dich verzählen, Du kannst
sie, wenn Du willst, in das Dramburger Modenjournal drucken
Ich diene noch immer bei des olle Haushofmeester-Gestelle,
welches wegen seinen papgeigrünen Schlafrock in die ganze Straße
unter den Namen des neuen Sonntagskindes bekennt is; die
Madam is eine wahre Sieben und siebenzig, aber sie kann mir
nischt anhaben, denn ich thue meine Schuldigkeit. Neben dem
Hause meiner Herrschaft hinter dem Garten is jetzt ein sehr
feiner Salon, wo die schönsten jungen Menschen zusammen kommen;
men;in Jacke un Stiebel darf keiner kommen, alles ctappenmäßig
mäßigund wer sich ungcbachert beträgt, wird ausgesetzt, wie
ein neugebornes Findelkind von seiner Rabenmutter. Man nennt
zwar diesen Ort die goldne Futtcrschwinge, auch die verbogene
Schoßkelle, aber darum keine Feindschaft nicht, schön bleibt
schon und gemeen bleibt gcmecn. Sonntags, Montags und Donnerstags
nerstagsist daselbst Tanzmusik, von die besten Musikanten, die
Gott geschaffen hat. Das Traurigste für mich ist dann, wenn
ich es da in meiner Küche durch den Schornstcen so bummern,
sideln und trompeten höre und ich kann nich dabei sind. So
befand ich mir auch eines Donnerstags Abends auf meinem
großen Feuerheerde, wo ich der Musik horchend einige Paas
probirte und dabei eine so furchtbare tanzlustige Sehnsucht krigte,
daß ich um jeden Preis beschloß, die verbogene Schoßkclle mit
meiner Gegenwart zu beehren, ich waschte nur in die Eule ganz
eulfertig, murkste mir so feine an, als ich nur konnte, schmiß
mir die Zaloppe über, nahm die Schuh in die Hand, und da
die Thicre nicht knarren darf, flinte ich auf die Strimpe Wuppdich,
dich,zum Fenster raus und fok, fok in die verbogene Schoßkelle
rin, wo ich immer als Dame sehr willkommen gewesen bin.
Ich machte meine Verbäuchung, und siehe da, es waren aller
Augen auf mir gerichtet, sie sehen mir groß an und einer sagt:
ein anderer: da ist
da kommt Zicthen aus den Busch
ein dritter: na, die
eene junge Noochschwalbe ausgeflogen
die
gut,
die
wachsen Nachtviolen uf's Gesichte. Der
macht sich
kam
mit einen Bittern zu mich ran und sagte:
kleine Bcrnburgcr
„Na Leichcnbittcr, trinken Se mal, Ihnen is wohl ihrer Mutter
Kuhbruder Schwestersohnes Tochter mit Tode abgedampft, daß
Sie solche marmorirte Trauer angelegt haben!"
Kots schwcrelcth, ich wußte erscht gar nicht, was diese Spizzcn
zcnzu bc-dcutcn hätten, da suhl mir wie ein Blitz die Erinnerung
rungein, daß ich auf dem Feuerheerde Tanzprobe abgehalten
hatte und daß ich mir da leicht hatte bemuddeln können, zwarsch
ich hatte mir gewaschen, aber mit Brunnenwasser ohne Söfe
Na, mit einen Wort, ich stand mit einmal wie von Donner
nergeriehrt vor den kleinen Bcrnburger und sagte.- „Sehen Sie
nischt an mich?"... Er sagt: „Ne, Liebeken, im Harz ist es
finster." Bcrnburgcr, sage ich drauf, wie ist das, sie haben mir
wohl vor Narren? Nein, sagt er, ganz und gar nicht, morgen
wird der Schornsteen gefegt!
Das war mir doch zu toll, ich trete auf der andern Seite
vor den Spiegel und beantlitze mir. Ach du mein Himmel,
da seh ich denn mit Entsetzen, daß ich
schwarz bin, wie
Trollbergen
von
Ich
mache mir ohnmächtig,
sein Leibmohr.
Prinz
mächtig,lasse mir hinfallen, man fängt mir auf, aber plötzlich
lichschmeißt mir Einer ein Stück brennenden Feuerschwamm
in die Hand mit den Worten: Schwarzdrusel, lassen Sie die
Pfeife nicht ausgehn! Ich fahre auf und komme zu mir selber,
ber,will entstiehn, aber da reißt mich der blasse Weißgerber
Naumburger an der Saale in den Lannerschen Galopp mit
solcher Gewalt, daß ich mir nicht losmachen kann. Ach mir
war schrecklich! Bald hieß es: „Da danzt der weißgarene Fritze
mit de Pillnaer Bitterwasserkruke!" bald: „Da drehn sich ein
—
Paar Preußsche Wegweiser rum! kennt ihr meine Farben?"
weiter. Mein Tänzer sieht mir darauf genau ins Gesicht,
und
sicht,kriegt einen barbarischen Schreck und was hat er zu thun?
Er galloppirt mit mir gradewegs aus der Schoßkelle heraus
vor die Thür und sagt: Es thut mir leid, gute Nacht!
so
so
Reinaldine, die Erinnerung an diesen Augenblick
furchtbar, daß die Feder meiner Hand entfällt —
ich muß schließen; im künftigen Briefe die Fortsetzung und
Vollendung. Unveränderlich Deine allervertrauteste Seelenfreundin
Theire
ist mir
so
freundinKaroline
w. N.
Zweiter Brief.
So eben habe ich wieder Kräfte gesammelt, um meine
Verzählung weiter zu beginnen.
Du hast mir außerhalb der Schoßkelle verlassen, höre weiter,
ter,göttliche Reinaldine und Du wirscht erstaunen. Ich hatte
glücklicherweise den Hausschlüssel mitgenommen, schließe das
Haus auf und trete ein, renne aber auch gleich gewaltsam
an Jemanden an, daß ich zurückpralle. Ich frage: Wer is
das? — „Sind Sie es Karline?" fragt eine bekannte Stimme,
me,es war der mir schon seit langer Zeit erfolglos nachstellende
mir aber nicht bethörende und meine Tugend unantastbare
Siegellackfabrikant Niemann aus demselben Hause. Ich sage:
„Was Deibel, Herr Nicmann, was dreiben Sie sich denn hier
rum?"... Na fängt er an, das ist eine saubere Geschichte,
Sie werden schön ankommen! Ich frage: Wo so? und drauf
erzählt mir Nicmann Folgendes:
Ich, als Niemann nehmlich, sagte er, befinde mich noch
um 12 Uhr auf dem Hofe und sehe das Küchenfenster von
Ihnen offenstehen. Da ich eine große Liebe zu Ihnen hege
spröde begegnen, dachte ich bei mir:
und Sie mir immer
da!
hier könntest du dir ein kleines Späßchen machen
Siehe
und das Karlinchen durch das Fenster, den einzigen mir noch
überraschen
offenen Eingang, mit einem unverhofften
— ich seheBesuch
um,
überall
und Wuppdich, spring ich hinein
mich
aber wen ich nicht finde, das ist Karlinchen ; ich tappe überall
so
so
so
umher, verdahle mich endlich in Ihre nebenan gelegene Kammer,
mer,aber auch diese ist leer. Ich denke, die Karline muß
doch kommen, du wirst hier ein bischen verziehn; ich setze mich
hin und warte und warte. So vergeht wohl eine gute halbe
Stunde, da mit cmemmalc klingelt es heftig über meinem
Kopp — ich denke, sappcrment, die Sache wird bimmlich und
unangenehm — was sollte ich machen? — Entfliehen, dachte
ich, nein, das kannst du nicht, der Mond ist aufgegangen, es
weiter;
kann dich jemand aus dem Fenster springen sehen und
ter;ich bleibe also ruhig sitzen, es mochte nun kommen, wie
es wolle. Nachdem es noch einpaarmal geklingelt . . .
Ich, als ich, falle hier in de Verzählung ein: Herr Niemann,
mann,mein lott, worum haben
denn nich an de Wand
gebullert, das is mcin Signal...
so
se
Niemann fahrt fort
zu verzählen:
Was weiß ich von Ihren
Vuller-Signale, theire Karline, genug, ich trotze meinen Schicksale
— hören
salemit Kaltblütigkeit, sagt er, ncmlich Nicmann
Se weiter — ich vernehme ein leises Getapse, ein silzpariserischcs
schcsgedämpftes Scharschircn, welches mir immer näger und
nägcr kommt, mir stehen die Haare zu berge und die Verzweiflung
lunggiebt mir ein, mich als schlafender Mensch zu verhalten,
spiele Schlaf und schnarche, wie eine vierschneidige Vrettmühle.
„Watsch, watsch", da krieg' ich mit einmal ein paar gepfefferte
Backpfeifen, daß mir die Ohren klingen. „Verschnobbtes Biest!"
trillert eine vor mir stehende gespensterhafte lange Figur. „Schon
—
ich habe de Magenkrämpfe und
zweimal habe ich geklingelt
will Thee und kann nich mal das Feucrzeig finden!" Ich wimmerte
merteund drückte mich noch mehr in den Winkel zurück um
nicht noch erkannt zu werden. Die Ahnensrau, deren Magenkrämpfe
krämpfezunehmen mochten, verläßt mich nun glücklicherweise
mit dem Befehle, ihr sogleich Thee hineinzubringen.
so
mit blauem Auge
Meinen Himmel dankend, daß ich
davonkomme, ergriff ich denn doch nu meine Flucht wieder dort
hinaus, wo ich hereingekommen war und harre nun hier bis
diesen Augenblick, um ihnen, meine theire Karline davon
in Kenntniß zu sehen. Ich, als ich, sage hier: Bester goldncr
Herr Nicmann, was fang' ich nu an? — I, sagt er, wenn
Se mich'n Kuß geben, will ick Ihnen mit einen guten Natb
dienen.
Ich geb2 Niemann das Verlangte mit Zulage und er fährt
fort: Karline, Sie thun, als haben Sie die Ohrfeigen bekommen,
men,und überhaupt, als wären Sie nicht ich, Niemann, sondern
dernals wären Sie die geohrfeigte Karline, Sehn Sie, das ist
sehr klug! Sie sind jetzt in Ihren Staat bei'n Kommissarius
gewesen und haben die Backpfeifen anhängig gemacht — sie
wollen aus den Dienst, wo sie gemißbehandelt geworden sind.
Und ich, als Niemann, liebe Sie unaussprechlich, ich lege Ihnen
hier dieses feierliche Vekenntniß ab, und bitte flehentlich um
Ihre Gegenliebe.
Ich schrei: Niemann, ich bitte Ihnen nm's Himmelswillen,
ich
zerbreche unter Ihren Händen wie eine Stange Siegellack
— lassen
Sie mir in diese verhängnißvolle Strofe los, oder Sie
kriegen noch ein Paar von die empfangene Sorte. Er versteht
Küsse, küßt mir und verschwindet mit einen Seufzer — aber ich
fasse Kurage und nehme mir vor, das zu befolgen, was Niemann
mannmich gerathen. —Doch, geschätzte Rinaldine, der Bogen
ist wieder vollgekliert ich muß schließen. Nächsten Posttag
aus
mehr!
Adje!
Dritter Brief.
Guten Morgen! — Also ich gehe getrost bei die Madam
hinein, welche furchtbar weimert, Magenkrämpfe hat und „Thee!
Thee!
— Waschbär! —
—
Siebenschläfer! —Dudelliese!
! — Wanne
— Schlummerkopp
merkopp!— Thee
Stürze !" schreit und mit Hände
und Beene zappelt. Ich sage: Frau Haushofmeestcrn, guten
Morgen, Sie werden entschuldigen, ich bin dein Komzarius gewesen,
wesen,denn solche Behandlung lass' ich mir nicht gefallen, es
ist gegen die Gesinde-Ordnung!
Sie: Du bist schwarz, wie du da bist ins Gesichte, dahin
gelaufen, du Schmutzhammcl! der wird sich schön gefreut haben,
du siehst ja aus, wie der Schmidt vor Tage, gehe mir aus den
Augen, du ungewaschene Creatur und glaubst du dein Recht zu
haben,
verklage mich, aber rechne nur nicht auf Kostgeld.
Ein faules Mädchen, wie du, die man mit Posaunen aus ihrem
Husarenschlafe wecken möchte, verdiente noch ganz andere Bestrafung!
strafung!u. w.
Na, was will man denn machen? — Ich habe klein beigegeben,
gegeben,bin wieder freundlich gegen die Madame gewesen und
der Siegellackverfertiger hat seine Schwalben weg.
—
Nu aber noch ein vor mir sehr kritischer Punkt ich kann
Dich den Kerl, den Niemann vor den Tod nich leiden, er ist
mir in der Seele zuwider, weil er, weil er — aufrichtig gesagt,
weil er Siegellack gießt und das bringt verdammt wenig ein.
Und dann hat er noch nicht ein einzigesmal zu mich gesagt:
wie stehts, wollen wir nich mal de Schoßkelle
Freuleun Karolina,
—
kellebesuchen? Nein, das is nicks, Reinaldine! Mir liebt
der Damenschneider aus Merseburg, den Du auch kennst, ein
ganz scharmanter Kerl, der ewig Kneppe hat und schon einige
mal mit mich de Schoßkelle betreten hat!
Nu aber droht mir der Niemann mit Verrath, wenn ich
Was soll ich nun wohl
ihm keine Gegenliebe nicht gebe.
Lieber
laff' ich mich verrathen von einen Siegellackfabrikanten,
machen?
fabrikanten,als daß ich vom Schneider loslasse! Doch nein,
so
so
s.
—
—
werde es selber
mich selbst angeben, nächstens werde ich der
Madame erklären: Frau Haushofmeestern, wissen Sie was
Neies? — die Ohrfeigen sind nicht meine, sondern Niemann
seine, und so und so und das und das ist die Sache. Nicht
wahr? Neinaldine! Na, es wird sich bald entscheiden und dann
erhältst Du wieder Nachricht von Deiner Dich liebenden Busenfreundin
er
braucht
mich nicht zu verrathcn.' Ich, ich
—
thun
ich
werde
R. 8. Der kleine Bernburger hat den Zettel von seinem
Meister gekriegt — er lauft jetzt also ohne Arbeit herum. Ich
freue mir über keinen Menschen fein—Malör — aber über den
sems kann ich mir einen Ast lachen der hat mich genug geärgert
ärgertund blamirt in die Schoßkelle. Erst neulich begegnete
er mir und sagte: „Na haben Sie sich denn nu gewaschen?"
Ich sage: Sie kommen mir man in die Schoßkelle: Sie kriegen
genAachen und Malmedy von meinem Schneider!
Vierter Brief.
Guten Morgen, theure Reinaldine! Was kost denn das
Quart Holzessig in Dramburg? — Ich hätte Dir ja gar nichts
geschrieben, wenn ich das nicht wissen wollte, der Hausknecht
aus die Schoßkelle hat mich schon zehmal drum befragt, Sie
wollen Heringe in de Schoßkelle einlegen. Thu mich den Gefallen
fallenmit umgehender Post. Deine Dich liebende Karoline.
A. 8. Wenn Du mir Antwort schreibst,
schicke mich
doch das neie Lied retur : O Dannebohm, Du Schweizer Degen!
so
Der kleine Spasz, oder Wölffet Brandt und
Salomo
(
Jüdischer Schwank )
Laßt Euch schäme Lehren geben,
Von mir Simon Wolffel Brandt,
Wie der Undank herrscht :m Leben,
Wie der Mensch oft werd verkannt'
S'wor cen Lottene- Einnehmer,
Halb een lud' und halb een Christ,
Un Bugleich a Schofelkramer,
Wlc nicht mehr ßu finden ist
Als er alt geworden Neinzig,
Storb er off ecn Vundche Stroh,
Hinterläßt sein Sohnche einzig,
Welcher heißet Salomo
Doch ist dieser arme Mauscher
Anstatt salomonsch gewitzt,
In sein Koppche gor nischt kauscher,
Weil dorm a Vogel sitzt.
Wann man einmol ihn gesehen,
Und ihm ins Gesicht geblickt,
Mußt mer ooch sogleich gestehen:
Soll mer Gott' der ist verrickt'
As er kummt ßu mir gebettelt,
Sprech' ich ßu ihm: Salomo:
Oft Hot drüber man gespöttelt,
Daß Dein Täte
lag
off Stroh
Sohnche, laß Dir sogen,
Salmche, hör', ich kenn de Welt,
Solcher Schein hat oft betrogen,
Ooch im Miste find't mcr Geld.
Hör' mn
Wenn de kummst ßu Hause, Salmehe,
Lochre, schnuppre, feffentir,
Kuntrullire jedes Halmche,
Was de findst, dos brcnge mir
Der Verrückte sprecht mit Lachen:
Tat' gestorben, war schon alt,
Was Du sogst mir werd' ich machen,
Suchen, kummen, bringen, bald'
—
Und er läuft ßu Haus geschwinde
Und durchstöbert Stück vor Stück,
Kummt in einer Holben Stunde
Mit'n Sack voll Geld Burück
Ei, ei, schreit er, dieser Packen
Ist gefinden heut von mir
In den Tat' sein Stroh-Bcttsacken —
All das Geld verkauf ich Dlr
„Wie viel willst De denn verlangen?"
Hob' ich freundlich ihn gefrogt.
Druf des Salmche's Blicke hangen
Auf das Packche und er sogt:
„Andersch kunn' ich Dir'fch nicht lasse,
Als vor Bwanzig Grosch' Courant,
Davor kriegst Du hier die Masse,
Welche schwer unegt off der Hand."
Söhnche, sprech ich, Du bist theier,
Mit Dein Säckche Klimperkretz,
Doch ich geb's bis off den Dreier,
Weil Du bist ä armer Petz!
Hessen künnt' ich finden,
Gob ihm Bwei Preuß'sch Drittelftück,
Ich erhielt vorauf den runden
Schainen fetten Pack— welch Glück!
Keinen
Salmche, sprech' ich, höre Junge,
As Du nu auch schweigen mußt,
Sonst verdörrt Dich Deine Bunge,
Wann Du mich verrothen thust!!
Denn worum, der schlechte Handel
Macht mir lächerlich, Dlr nicht,
Und mein Schwoger Moses Mandel
Spuckt mer in das Angesicht.
Hierauf
Sohn, reich mir Dein Tatzche,
Schwöre stumm ßu sein as Fisch,
Salmche schwur — ich zählt' das Schätzche,
Wie er fort war, off den Tisch;
bedächtig, Bähle fleißig,
Rüttle, schüttle aus den Sack,
— Tholer dreißig!
Lauter Zwölftel
Wenig vor das grauße Pack!!
Bähl'
Doch vor Bwanzig gute Groschen
Is doch der Presit noch schäm,
Und es bleiben ä Poor Floschen
Noch ßu trinken guter Wein!
Doch der Jung' , der nicht gescheidte,
Hot mer in de Patsch gerannt,
Seinem Vormund Hot mit Freide
Sein Geschäftche er bekannt.
Wos ich ihm hob eingeleiert,
Hot er wie ä Papagey
Seinem Vormund vorgesäuert,
Und gesprochen: „Ei, ei, ei!
Bin ich nicht ä kluger Junge?
Doch ich schweige immerßu,
Sonst verdörrt mich meine Bunge,
Wenn ich es verrothen thu!
Drum, von Wölffels schlechten Handel
Do verßähl ich Keinen nicht,
Weil sein Schwoger Mauses Mandel
Sonst ihm spuckt ins Angesicht."
Jetzt der Vormund kämmt geflogen
'Rein ßu mir, schreit Bornig laut:
Wölffel Brandt! Du Host betrogen
Den Verrickten, daß mer graut!
„Nu?! Wiesau?!" hob' ich geschriegen,
„Hob' ich denn den Nochlaßwerth
Nischt mit List Herausgekriegen,
Und
zu schützen nur
begehrt?
Hob' ich denn nischt brav des armen
Waisen Salomo gedenkt,
Bwanzig Groschen aus Erbarmen
Obendrein ihm noch geschenkt?!
der Beitel,
noch Zins Bum Capitol,
Salomo, dem Alles eitel,
Nehmt doch hin! hier ist
Schlogt
Gebt ihn
nicht noch einmol!
Doch verßeiht, ich hob' an Spesen
Abgeßogcn Tholer drei —
Das Geschäft ist schwer gewesen,
S'is keen Scegcn nischt derbei!"
Also kamen wir offs Reine . . .
— Gott'
Man blcmirt mir dennoch
S'is nischt rothsam, daß man seine
Nächsten rettet aus der Noch!
Schlechte Menschen wüllcn wissen,
Daß ich durch den klainen Spoß
Hundert Tholcr woll gerissen
ja
Mai.' de Schlechtigkeit is groß!
Denn ich künn as wohr bcßeigen,
Daß im Sack— nur dreißig wor'n,
Waren's mehr woßu verschweigen? —
S'wär auf Ehre unverlor'n!
-
Korpus Iuris und Itzig Pimperle
(Studenten
Schnurre.)
Itzig Pimperle, ein edler
Lappenjüd und Rumpeltrödler
Mansche! und Studentenschaute,
Der die Spötter oft erbaute,
Saß durch einen Erbrezeß
Schwer verwickelt im Prozeß.
Ohne Kraft, sich selbst zu rathen,
Suchend einen Advocaten,
Warf er bald sich an den Busen
Sperbers, eines Sohns der Musen,
Stellte vor ihm lang und breit
Seine Angelegenheit.
Sperber spricht: Mein bester Itzig
Euer Casus ist gar spitzig,
Und ich weiß bei meinem Hieber
Nichts ex c»i»ite darüber;
Dazu kommt noch, daß anjetzt
l^lirpuZ
ist versetzt.
„Nu, wos künn beim Perzessiren
Körpis Joris intressiren? —
Laßt'n sein versetzt, meinthalben
Fortgeßogen mit de Schwalben,
Denn mir gaiht der fremder Mann
Körpis Joris gor nischt an!
Wenn mir nicht rothcn wüllen,
Mein Gesuch mir nicht erfüllen,
Will ich weiter nischt nicht wissen,
Wcrde selbst mer helfen müssen!" —
se
Hiermit läuft der Lappcnlord
Zornig von dem Sperber fort.
Doch er ist kaum auf der Straße,
Hält er'n Finger auf die Nase,
Um sich, eh' er geht von hinnen,
Eines Beff'ren zu besinnen,
Und er kehrt im Augenblick
Zu dem Studio zurück.
„Mein Herr Gönner, noch ä Wörtche,
Etwas sitzt mer doch im Bärtche:
As ich wollte nehmlich frogen,
Ob Se mir nicht künnen sogen,
Wo Herr KörpiS Joris jetzt
Eegentlich ist hinversetzt?" —
Halt, denkt Sperber im Momente,
Ob das mir nicht geben könnte
Pulver in die lokusstinte,
Und er sinnt auf eine Finte,
Kuckt nachdenkend in die Höh':
„Höret, Itzig Pimperle!
Corpus
Ist auch
zum Exempel
der Magister Rämpel,
Der, geschickt im Praktisiren,
Euch gewiß wird assistiren,
Und er wohnt, dies fällt mir ein,
Auf dem Markte Num'ro Neun.
—
Geht zu ihm allein verschweiget,
Daß ich dies Euch angezeiget,
Freilich wird er etwas grollen
Und durchaus mcht haben wollen
sei,
Daß er eur^us
Doch Ihr bleibet fest dabei!"
—
Itzig rennt nun zum Magister,
Dieser ist ein Stockphilister,
Der, umringt von Schmökerwust,
—
Nie zu scherzen, zeiget Luft
Deshalb neckt bald so, bald so,
Ihn ein lust'ger Studio.
Grimmig fährt der Herr Magister
Als verdroff'ner Polyhistor
Unfern Trödeljuden an:
„Rasch, was will er, lieber Mann?"
Hob gehört, Se wern verßeihn,
Daß Se Körpis Joris sein . . .
„Körpis Joris? — Solches nomen
—
Ist für mich ein fremdes «wen
Schaut doch ins Quartier-Register,
Ich heiß' Rämpel, bin Magister,
Und der Mensch, den Ihr genannt,
Ist mir leider nicht bekannt..."
— Herr Magister wällen spoßen,
Und sich nicht betiteln lojsen,
Doch ich thu bestimmt es weißen,
Daß Se Körpis Joris heißen.
Wollte frogen Sie um Roth
In
de Perzessirungsnoth
Wann Se schitteln ooch mit's Köppche,
Wett' ich off een goldnes Knöppche,
Ja, ich schwör off Steen und Bein,
Daß Sie Körpis Joris sein!
Und ich steh' um Abr'homs Bort,
Geben Sie mir That und Wort!
Wie?! Er ist wohl nicht bei Tröste,
Fällt darauf der schwer erboste
Alte Rämpel zornig aus,
Faßt den Itzig, wirft ihn 'raus:
„Mag er doch zum Henker gehn,
Laß er hier sich nicht mehr sehn!"
Doch der Itzig kehrt zurücke,
Faßt den Rämpel beim Genicke:
As ich wüllt' ergebenst frogen,
Ob Se mer m'ch kannten sogen,
Wo Herr Henker wohnt allhier,
Daß ich ßu ihm hin spezzier?...
Drauf erwiedert ihm der Denker:
„In Kamtschatka wohnt der Henker!"
Itzig geht — doch auf der Gasse
Stoßt er brummend, voll vom Hasse,
Auf den Sperber, der ihn fragt,
Ob die Sache abgemacht.
„Gottes Wunder! ich soll wandern,
—
Von dem Einen ßu dem Andern
Körpis hat, weil's ihn genirt,
Mir Bum Henker raikü'mm'dirt.
Wicder'n Kerl, den ich nicht kenn,
—
Wie ßu diesem komm ich denn?
Is des ooch ein Körpis Joris?
Hot der ooch Pendelten -Moris?
Und wo wohnt er: in Kamtschotte,
Sogt der graube Hottentotte.'"...
Sperber horcht, es platzet ihm
Seine Lachlust ungestüm.
Itzig, der es hieraus spüret,
Daß ihn Sperber hat geführet,
An dem Narrenseile brav,
Schreit: „Ich bin ä graußeS Schaaf,
Daß ich nach de Pfeife tanz—
Bonn Stodentenfoselhans!
Sperber traget just zwei Hieber,
Reicht ihm einen, sagt: „Mein Lieber,
Glaubt, ich bin kein Skaramusch,
Und ein Faselhans ist Tusch!"
Itzig nimmt's Rapier, schmeißt's hin
Und er schwört mit keckem Sinn:
„Jedes Hoor soll von mir fallen,
Kein Kanonche soll mehr knallen,
Wenn ich wieder kümm gerennt
Bei ein einzigen Student!"
— ob er's gleich beschwor,
Aber
Kam er wieder nach, wie vor.
Der drollige Staarmatz.
Ein Gastwirth, der den Schnäpschen,
Dem Grünwald ganz besonders zugethan,
Trug eine rothe Nase und ein grünes Käppschen,
Und schaffte einen Staar sich an,
Da fand er sein Vergnügen dran.
Dem Vogel, der mit musikal'schem Sinn begabt,
Lehrt er das Lied: „Wer niemals einen Rausch gehabt,
Das ist kein braver Mann."
Doch da der Vogel niemals müßig,
Ward seinem Herrn das Pfeifen überdrüßig
Und drum beschloß er, ohne Weilen
Den fieiß'gen Sänger zu verkeilen.
nun fand vor Allen
Er bot ihn aus
Ein junges Weib, die ihren Mann verloren,
An diesem Thierchen Wohlgefallen,
—
Weshalb sie es zum
Eigenthum erkoren.
Weil einer Wittfrau keine Rosen sprießen,
So sollt' es ihr die Zeit versüßen;
Zumal, da sie nicht mochte sich bequemen,
Noch einmal einen Mann zu nehmen.
Allein der Vogel zeigte Mucken,
Trotz, daß sie ihm viel Futter gab,
Und fette Würmer zum Verschlucken,
Stumm blieb er dennoch, wie ein Grab.
Sie sah ihn immerwährend schlingen,
Doch hörte sie ihn niemals singen!
Da wurde sie denn bös und schalt ihn Racker,
Er schimpfte heftig wieder Racker,
Jedoch das Singen hatte er durchaus im Magen,
Er zeigte dazu kein Behagen.
Da könnt' es denn nicht anders kommen,
Die Frau hat einen Mann genommen,
Denn lange Weil' zeugt Ungeduld,
— der Staar nur schuld!
Und daran war
Der Mann, o weh, das war ein Brennerknecht,
Und der verstand das Pfeifen recht;
Fast täglich kam er wild und kraus
Mit einer derben Schnurre in das Haus
Und überschritt der Züchte Schranken
Und reizte seine Frau zum Zanken,
Die ihn, und dies war ganz gerecht,
Schalt
den
versoff'nen Vrennerknecht.
Er bellte wieder wie ein Vullenpacker,
Der kleine Staarmatz schimpfte „Racker!"
So streiten Mann und Frau einst sich:
„Meint Stärchen Dich denn oder mich?"
Und von dem Streit kommt es
Auf's
Haupt der
zu Schlägen,
Frau strömt ein Gewitterregen,
Und das Gesicht des Manns
zerkratzen
Des Ehewcibchens zarte Tatzen.
Er ist betrunken eu <nuon.
Und setzet, wie ein grinsender Nußknacker
Sich zu dem Staar und spricht: „Mein Sohn,
Wen meinst du denn mit deinem Racker?"
Der Staar, schon halb im Schlummer,
Reißt seine Augen auf, bekuckt den Mann,
Und siehe da, es weicht der Kummer,
Er sieht ihn für den Gastwirth an,
Roth ist die Nase wie ein Vlüthenknopf,
Ein grünes Käppchen trägt er auf dem Kopf'
So roth und grün war Jener auch begabt!
Er fühlet wieder Frohsinn in der Brust,
Und stimmet an mit Sängerlust:
„Wer niemals einen Rausch gehabt,
Das ist kein braver Mann!"
. . . Aha, aha, schreit drauf der Mann,
Der wackre Vogel, hör' ihn an!
Er pfeift mir Lob, der muntre Kilian,
Daß ich, wie er, noch Einen pfeifen kann ! . . .
Die Frau erstaunt, daß jetzt dem Staar
Das Liedchen eingefaffen war,
Und über dieses Wunder wird vergessen
man giebt dem Matz zu fressen,
Das Ungemach
legt sich nieder,
und
Versöhnet sich
Man wird sich gut und liebt sich wieder,
Und Staarmatz, froh in dem Gemüth,
Singt oft sein allerliebstes Lied.
—
Und schimpft die Frau ihr Ehgespann,
Wenn es am Schnapse sich gelabt,
Stimmt gleich der Vogel wieder an:
„Wer niemals einen Rausch gehabt,
Das ist kein braver Mann!"...
Dadurch hemmt sich des Zankes Lauf
Und alle Fehde höret auf.
Ich
(
und mei
Schlesiscber
Pfeifla.
Volksdialekt.)
De ncimodsche Fröle, die beißt immerzu,
Roocht Ecncr a brinkcl heisthoftigen Knoster,
Do dorf ma nie quolma ei christlicher Ruh,
Sie nennt goar dos Roocha a schandboares Loster.
Es warn 'r de Hoadern am Fansterla gahl,
Drum wcrd sc verdruffen und schnauzig und pufsig,
Se külstert, 's Vrüstla doas werd 'r zu schmoal,
Es warn 'r de Klunkern eim Schrankla oh muffig.
Ooch sahn es die zimperlich zierliche Harrn,
Die nie kee Vcrgniegen om Roocha nich finden,
Wull wagen da vurnahma Muris nich garn,
Wogt Eener bemm Kratschmer ") sei Pfeifla zu zünden
Und endlich behauptet a ziemlicher Theel,
Das Noochen bei Huhen kam goar aus der Sitte.
Bald hätte der Kramer a Toback ock feel
Vor'n lätschliche ") Pauer ei plundricher Hütte.
*)
Kretschmer,
Gastwirt».
**) Lälschlich, siegelhaft.
Meintholba sei sulches oh richtig und woahr,
Ich bleibe memm Pfeista getreulich ergaben,
Ich plustre mei Wulkla su bläulich und kloar,
Vertreibe de Dinste, de biesa, dernaben.
Bald schmeck' ich mei Pfcifla ei freier Natur,
Bald bloas' ich da Knittersack still aus'm Fanster,
Ich fühl m'ch eim Ormstuhl vu Surgen de Spur,
Verjoah' ich mer schmoochend de diesen Gespanster.
— gleich wupp
Denn spür' ich eim Kuppe de Grillen
Do eil' ich mit Knoster sie risch zu meliren,
Ich stuppe nei ei a Punzlauer Kupp,
Und suche roochend ei's Weite zu führen.
se
se
So sitz' ich eim Gorne vu hellblohen Zwcrn,
Umgaben vom Micken abwahrenden Schleier,
Do biet' ich 'm Schicksoal de trutzige Stern,
glicklich — de
der Geier!
Do dünk'
ich mich
Noth holt
Goar wuschberlich ") looft da das Laba dahin,
Wie Wulken vom Toback de Monden, de Jahre,
Und schloah ich mei Pfeista mir erscht aus'm Sinn,
So bih ich, o globt es, nie farn vu der Boahre.
Ich warde oh nimmermehr Uebels thun,
Dieweil mich mei Pfeista zum Ende bereitet,
Drum luß' ich mei Pfeista eim Winkel ni ruhn,
Und nähme zu Harza, woruf es mir deutet.
Denn klopp ich's Obends mei Pfeista mir aus,
Und schmeiß ich de Asche vum Toback zur Arden,
*)
Wuschbcrlich, ver^nM.
So denk ich ons kleene und finstere HauS,
Do, wu ich halt salber zu Asche muß warben
Der
Tischler
und
seine Gesellen.
Es giebt in eines Tischlers Leben Augenblicke,
Wo er gedankenvoll den Spahn aus seinem Hobel bläst
Und tief ergriffen von des Sterblichen Geschicke
Den Blick auf seinen Brettern schweifen läßt.
So trat dem Tischlermeister Fabian
Auch jüngst ein solches Denken an,
Es ruht die Stirn in seiner Hand
Und er gebietet Stillestand,
Er räuspert sich und spricht, und die Gesellen schweigen
„Ich werde Euch ein Bild des Menschenlebens zeigen:
Was ist der Mensch mit Haut und Haaren?
Ein kleines Päckchen von den Waaren
Der unbekannten bessern Welt,
Wozu der Tischler stets zwei Kasten fertig hält,
Worin die Waare wohl konditioniret liege,
—
Der eine Kasten ist die Wiege.
— ein Kasten,
Der andre Kasten ist
Worin die Lebenssorgen rasten."
—
Hier schweigt er still doch voll von Hohn
Ob jenem schnurrigen Sermon,
Hat man, indeß der Meister ihn gereimt,
Ihm seine Hosen an das Brett geleimt.
Als er die Säge drauf zur Arbeit will erfassen,
Und ihn der feste Leim nicht will vom Brette lassen,
Reißt wüthend er sich los und spricht:
Spott, den duld' ich nicht —
Du Christian, setz' den Leim auf Kohlen,
Solch einen
Und Gottlieb soll die Wache holen!
Der sunntagsche Schurzladerflicker.
(Tchlesischer Volksdialekt.)
Gohtlieb Hausbrudt aus Striegau, a Schustergeselle,
Meester Staffens Warkstelle,
Ei de Schusterei steißig und wohl erfohren,
Und a Karl, wie Milch und Blutt ei a zwanziger loahren,
Mit am Gesichte vu der schü'nnsten Aoart,
Woar ei
Und am pichkohlräpelschworzen Voart,
Nu hott' a erscht vor Kurzem ongekumma,
Schu de Meesterschtuchter ufs Kurn genumma,
ereegnen tutt,
Und wie sich doas halt
Se woar em oh a bisset gutt.
Aber der ahle Staffen woar goar a huffärtiger Maan,
A wullde sei Kathrindel keenem Pichrappen gähn.
Doch woar a mohl dar Ahle zu Viere,
Do ging der Striegauer vor de Thüre,
Und unterm Lindenbohm de holbe Nacht
Hot a sich bei der Kathrindel roangemacht,
Und hoahn sich ee Guschla no'n andern gegahn,
Doas sing gutt zu warden aon.
Kathrindel meente: „'s is halt a horter Knoten,
Doch hust de oUe Deine Künste ufgeboten,
Und Du kaonst mich denn no ni kriegen,
Striegauer, denn muß es ei der Vorsahung liegen!
Ich dächte halt, Du stächst es noch und noch memm Ahlen."
so
se
„Wie de verminnst")," sproach Gohtlieb
— „ich war nich
Und war wider ihn sprechen: Meister mit Gunst
Und Ehren zu reden vu der Kunst,
Denn do bihn ich a Muster,
Woas doas aonbelangt, heißt doas als Schuster!
Kathrindel, es sohl sich bahle entscheiden
Ob a Poar werd aus uns Beiden!
Der Meester Hot doch kee steenern Harze nicht,
Und kee Gewissen, oa de Rippen gepicht!"
Der Sunntag woar gekumma,
Do hotte der Striegauer sei Schurzlader fürgenumma,
— de Andern fürt,
De Werkstoad woar laar
Und der Striegauer woar mutterseelen alleene durt,
Und a studirte und sommelte Scharben,
Wie a wullte um de Kathrindla warben.
Do traot der Meester rei,
Und soahte: Striegauer,
alleene? ei, ei!
Doch dar spricht wider ihn: „Nimmt Sie doas Wunder,
Ich flick mer mei Schurzlader jitzunder!"
Und der zweete Sunntag woar gekumma,
Do hood a wieder sei Schurzfell fürgenumma,
Und als der Meester troat herein
Und frug: Woas thun Se denn alleene sein?
Sproach a wider ihn: Sahn Se nich da zerriffna Plunder?
Ich flick mer mei Schurzlader jitzunder!
Und der dritte Sunntag koam roan,
Do hoot a desgleichen gethoan,
Und wieder hoot a gespruchen zum Ahlen:
su
*) Verminnst,
vermeinst.
verfahlen,
Ich flick mer mei Schurzlader, 's
werd gutt hahlen").
Aber am vierten Sunntoage koam a noach Tisch,
Und do wurb a bemm Mecster um de Kathrindel risch
Und a zeigt 'm die Thoaler blank und Hort,
Die a bemm sunntagschen Schurzladerflicken d'rspoahrt.
„Ei!" soahte der Ahle, „doas klingt fein und helle,
Se scheinen mer a wackrer Geselle!"
Doch der Striegauer ließ sich verlauten:
Woas Se vu mir ei dieser Zeit schau'ten,
Doas thoat ich ollewege,
Denn ich handle und überlege,
Und wenn die Andern 's Sunntags tichtig rausgerückt,
Do höh ich m'r d'rhehme mei Schurzlader gestickt.
Mir flifft reenes Schusterblutt ei der Ader,
Und eh' ich bei am Pfuscher wurmisir,
Ne, woahrhoftig, do derfür
Flick ich m'r lieber olle Tage mei Schurzlader!
„Topp!" sproach der Meester, „Se sullen de Kathrindla hoahn,
Sie sein mei Schwiegersuhn — denn Se sein a praver Moan!"
Do fiel der Striegauer dem Madel um a Hols beglickt,
Und sproach: Dich hoah ich m'r ewig uf's Schurzlader gestickt!
Des Schneiders Lorbeer.
Schneider Höheres gegeben,
Ward dem
Als ein Lorbeerkranz, der feine Stirne deckt,
Der, entsproßt aus thatenreichem Leben,
Seine Brust zum stolzen Selbstgefühle weckt?
*)
Hahlen,
halten.
Kaum steckt' ich die Nadel in das Kissen,
Denn vollendet war der Arbeit letzter Rest,
Dringt ein Donnerkeil mir ins Gewissen
Und ich denke sturmbewegt ans — Motten fest.
ich zieh' hinaus in den Spektakel,
Schlürfe eine kühle Blonde in dem Saal,
Dann, bewaffnet mit dem Knotenbakel,
Schreit ich kampfbegierig durch der Waller Zahl.
Vorwärts, tiefer reitend in die Schwemme,
Seh ich feindlich meinen besten Feind umringt,
Und in einer solchen Prügelklemme,
Wo man wüthend Stock' und Schemmelbeine schwingt!
Und als wenn zum plötzlichen Verderben
Nordsturm, Bäume brechend, in dem Walde braust,
Brüll' ich, um den Siegsruhm zu erwerben,
Und
Wie ein Löwe, schnaube, schwinge meine Faust;
Dadurch bracht' ich meinen Freund ins Reine,
Doch als nun ein Gerber hebt den Stock,
Rutsch' ich furchtlos durch des Gerbers Beine,
Und entsteuche mit zerreuß'nem Rock.
Ward dem Schneider Höheres gegeben,
Als ein Lorbeerkranz, der seine Stirne deckt,
Der, entsproßt aus thatenreichem Leben,
Seine Brust zum stolzen Selbstgefühle weckt!
Hochtrabender Unsinn.
Es lüftet sich der öden Nächte Silberschleier,
Gewürzt vom süßen Himmelsäther-Blumenduft,
Von meiner Stunden Gottheit Fackel wallt das Feuer
Vom Throne der Vernunft in ihrer Ahnung Gruft,
Und lichtumstrahlt in steckenreiner Frühlingssonne
Tönt liebliche Musik vom Ufer der Garonne.
Ein Meeresroß bespühlt mit kalten Wellenschlägen
Den Jugend-Nachen, der auf meinen Pulsen schwankt,
Und führt mit Stürmen, die sich in der Brust bewegen,
—
der Liebe Macht umrankt
Mich auf das Eiland, von
—
Die Wunde glüht aus wüstem Rachen brüllt der Wahn,
Doch Zaubergriffel zeichnen Sternen ihre Bahn!
— die kühnen Falkenschwingen rauschen,
Der Nebel sticht
Der Greisenscheitel wirft die Winterstocken hin,
Und wiederfindend, die in meiner Seele lauschen,
Erkenn' ich jauchzend, daß ich noch ein Jüngling bin!
Im Nu entronnen aus der Träume Nebelschwarm,
—
Theil' ich mit Pittakus des Perianders Harm!
Da fällt vom sieggewohnten Streich der Mondessichel
Das Licht des Daseins in die athmende Natur,
Und tiefer gräbt der Schöpfung hehrer Weltgrabstichel
Die Ewigkeit in ihre stille Zeitenuhr;
Und alle Bürden schlummern sinnesfessellos
Von keiner Reue Oual gedrückt, in Kronos Schooß.
Die Leidenschaft entfleucht den sturmergriffnen Flammen
Und an der Höllenpforte sproßt ein Lorbeerzweig,
Im wilden Grimme stürzt das Paradies zusammen,
Tief in den Tropenwäldern wird der Tiger bleich,
Vom Blitz zermalmt, krümmt sich das Krokodil im
Und über Libanon zieht murmelndes Getose!
Moose
nahn durch graue Abcndschauernebel- Schatten
Sanft von Aurorcns Rosensittichen berührt,
Des stolzen Englands krieggerüstete Fregatten,
Von heldcnkühnen Admirälen angeführt,
Nnd dumpfer klingt im fernen Süden- Nord- Ost-Sturme
Die Vesperglocke von dem hohen Stephansthurme.
Doch m'edcrfahrcnd von Urania's Meteoren —
Zerreiß' ich alle Ketten hemmender Gewalt
Ha! brennen laß ich in der Opfergluth der Horcn
Wie Mucius, die Hand, die ich im Zorn geballt!
Und sinke, wann ich meiner Thaten Bahn vollbracht,
In meiner Ruhe namenlose Schlummernacht.
-
Scherzhaftes
Allerlei.
Eckensteher Einfälle.
X. Ick ärjere mir, det ick Eckensteher geworden und beblecht
so
I. Schafkopp, werde doch M er schäum, denn
de mit Silber beschlagen.
wirscht
Wöhlich. Lieber Vürdemann, sprich, wie is dich denn
Perleberg
zu Deine olle Muhme nach
— aber ick mußbekommen?
Bürdemann. I recht jut
woll jeftehn,
lieber College Wöhlich, uf die Hinreise Hab' ick mir nich so
amisirt, als hernach, wie ick zurückgekohren bin. Zum
Frühjahr mach' ick Widder eine Reise dahin.
—
Wöhlich. So? Na, da will ick Dich 'n juten
— Rath
jeden, wie Du Dir dann mehrfach amisiren kannst
Bürdemann. Und das wäre?
Wöhlich. Da Du Dich uf der Rückkehr mehr amisirt
de Reise
so
hast, als uf de Hinreise,
rath ick Dir nemlich, versteh mir
recht, daß Du man eenmal hinreisest, aber mehrer emale
zurückkehrscht.
Zu Wöhlichs Füßen fällt ein Mädchen nieder, die an der
Ecke ausgeglitten ist. Wöhlich hilft ihr mit den Worten auf:
Ick bitte, stehn sie uf, ick bin em Mensch, wie Sie.
(X. und I. im Schnapsladen.)
X. Worum drinkst Du denn vor beständig Anis?
I. Das ist meine Leibsorte und kommt mir ooch jesetzlich
zu. Ick bin verheirathet und das Schnapsjeld —is von meiner
dieses hat
Frau ihren Ingebrachten. Einem Ehemanne
mir ein Reefen- Darms jesagt— muß A-nisbrauch von dem
Vermögen seiner Frau jesetzlich zukommen, sonst is der Mann
uf Scheidung berechtigt; daher drink ick Anis.
Wöhlich ist beschäftigt, einer vom Postwagen abgestiegenen
nenfremden jungen Dame ein Packet nachzutragen. Er bemerkt,
merkt,daß ein heftiger Wind sich mit dem Schleier der Dame
lustig macht; will sich daher als einer der ersten Großstädter,
mit welchen sie zu verkehren genöthigt ist, galant gegen sie zeigen,
gen,indem er mit vieler Ziererei sich also an sie wendet.- Ick
bitte äußersch, meun Fräulein, erjreufen Sie den Schleuer,
sunst nemmt Ihnen der Wind densölftigen ab und führt ihn
auf einer Stelle, wo ihn der Studente aus den Föhensöh fortbotanisirt.
Die beiden komischen Druckfehler.
Jemand sagte in einer öffentlichen Todesanzeige unter
anderem:
„Der Hingeschiedene wurde beim unermüdeten Arbeiten
von der Bahn seines Lebens abgerufen. Wer seinen rühmlichen
Eifer und die Höhe seines Moralstandes kannte, der wird die
Größe meines Verlustes ermessen :c."
Durch bloße Verschiebung nebeneinander stehender Buchstaben
stabenin den Worten „Arbeiten" und „Moralstand" war die
Anzeige mit ihren Druckfehlern also zu lesen:
„Der Hingeschiedene wurde beim uncrmüdeten Abreiten
von der Bahn seines Lebens abgerufen. Wer seinen rühmlichen
Eifer und die Höhe seines Morastlandes kannte, der wird
die Größe meines Verlustes ermessen."
Sentimentaler Briefwechsel zwischen einer Köchin und
einem Schlossergesellen.
Sie an ihn. Berliner! Ich bin sehr böse uf Dir!
Warum? Du hast mir, wie ich erfahren habe, uf die Schlosserhcrberge
serhcrbergesehr blamirt. Die Andern nemlich haben Dir gefragt,
fragt,was Du jetzt vor 'ne Liebste hast, da hast Du gesagt:
„Eene Köchin ohne Anhang, noch schwärzer, wie een Rochfang."
Ich verbitte mir solche Schosen, oder Du bleibst vor Dich und
Klcmen-Tine.
ich bleibe vor mir. Atjeh!
Er an sie. Gelübte Klemen-Thine! Du bist ein rechter
so
Dusel, daß Du Dir was inreden läßt. Wenn ich nun auch
Alles glauben wollte, was mich die Leite von Dich verzählen.
So sagt mich die Amme neulich auf'm Fischmarkt: Wissen
Sie, sagt se, Berliner, sagt se, was die Thine sagt,
vor'n
Liebsten hat? — „Einen faulen Feiler, aber'n fressrigen Eiter!"
Sieh mal, wenn ich Dir, liebe gute Thine, zu diesen Witze fähig
highielt, hätt ich Dich schon längst die Leviten gelesen. Aber
halt ich Dir, aufrichtig gesagt, vor zu dumm will ich
nicht grade sagen, aber dreiviertel von Gans. Ich verbleibe
mit Paß und Alles bis zum Frihjahr in Luxemburg.
Wilhelm Schraubstock.
wasse
so
so
—
Sie an ihn. Schraubstock. Fort mit das verdrauliche
Du. Hören Sie! ich duze mir nicht mehr mit Sie. Sie legens
gensdrauf an, Sie wollen mir los sein. Hören Sie! Wenn
Sie mir vor dumm halten, sehn Sie den Mond vor'n Bierdeckel
deckelan und die Kaff'rolle vors Zeughaus. Sie sollen mich
den Roochfang bezahlen. Wissen Sie das?— Haben Sie mir
so
als Roochfang kennen gelehrt? Nein, Sie haben mir in die
Dabogie kennen gelehrt von die beste Seite. Lassen Sie mir,
Klemen-Tine.
ich bin unversönlich !
—
Sie, wem Sie
Er an
Davon
nachher! Duzen
Wenn ich des gesagt habe,
Duzend.
ich
gesagt.
Sie
es
Haben
nicht geraucht nach den ersten
so habe ich
Iallopp? Schwarzköpsig find Sie, das müssen Sie selbst sagen.
Uebrigens bin ich ja noch schwärzer, als wie Sie und rauchen
thu ich auch, nemlich Toback.
Wenn ich aber schwarz bin, so wasche ich mich in Unschuld
mit Seefe.
Wilhelm Schraubstock.
Sie an ihn. Jetzt nehme ich keinen Brief mehr von
Sie an, sondern ich sende ihn retur und schreibe darauf: Absender
Verschonen Sie mir gänzlich.
senderWilhelm
— Sie können Schraubstock.
mir höchstens annigiren. Wie kann ich auch
so dumm seyn, meine lugendgesiele an einen Schlossergesellen
zu verschwenden, das verdenkt mir der Tischler schr. Sie können
nenweiter nischt, wie schruppen und keinen Schrubbert brauch
Klemen-Tine.
ich nicht. So stehts?
Er an sie. Ich weiß, daß Sie diesen Brief sogleich aufgebrochenhaben,
gebrochenhaben,da ich mir die Adresse von Kaufdiener habe
schreiben lassen. Tine, Sie dachten woll, der Brief käme vom
Tischler. O schneiden Sie sich nicht! Und übrigens, wenn Sie
den Tischler wirklich kriegen, denn haben Sie auch was rechts,
sie.
wollen,
bin nicht ihr
der wird
Ihnen höchstens aufmöbeln — Sie find recht
dumm, wcnn fie glauben, daß ich mich darüber ärgere,
daß Sie mir gegen einen Tischler auswechseln. Thun Sie das !
— Sie werden es aber bereuen.
Ich will Ihnen dagegen vorschlagen,Sie
schlagen,Siewählen einen Grobschmidt zum Liebsten. Denn
sehn Sie, Sie sind doch eine Tine, und da sie viel mit das
Feuer zu thun haben, sind Sie eine Feuer -Tine, und da
könnte der Schmidt eiserne Reifen drum legen, dann würden
Sie recht lange halten.
Verkennen Sie nicht die gute Meinung Ihres pensionirten
so
Wilhelm Schraubstock.
Liebsten.
Wirklich vorhandene komische Grabschriften.
Ruhe sanft o liebe SeelenS-Blumen-
Freundin und so Dich alle Welt
vergist, so thut es doch mein
Heilandt und dein Liebenswürdiger
digerVater nicht, mit dem
Gedanken bitte ich, schlüsse
Gott meine Augen mich.
Hier ruht im Herrn der invalide freiwillige FreicorpsSchütze Gottfried Krausebart. Er ist auf der ErpektantenListe zum Nachtwachtmeister notirt. Nunmehr ist er abgerufen,
um zu schlafen. Sanft ruhe seine Asche.
Von des Lebens Gütern allen
Ist
w.
der
Ruhm
das
Höchste
doch,
Ist der Leib in Staub zerfallen,
Bleibt der große Name noch.
X. Bäckermeister geboren den ?c. gestorben am
3c.
Unter der Abbildung eines Herzens, worauf ein lachende
lokuslarve:
weiß, daß iht Dein Hertze Lacht,
Abbildung
eines Knochenmanns, der nach einer
Unter der
Taube hascht:
Hat Dich der Tod auch Umgebracht!
Der Herr hat Dir ja Wolbedacht
Unter der Abbildung eines Engels:
Zu einem Engelcin Gemacht.
Ich
Host
O Herz, mein Herz, Was weinest Du
Er ging ja ein zur fissen Ruh,
—
Von die er einst erstehen thut
Drum zaches Herz, faß Frischenmuth!
Gotteswille ist nicht zu ergrinden. ledennoch
der
Zwar
die tiefbetriebte Wittib desselben nach 30jährigen Wandel
in ehelicher Eintrachdt auf himmlischem Wiederfinden.
Hier schlummert mein Gebein
—
In stiller Sampfter ruh
Ich Hab den Todes -Schrein
Mir selbst gemacht dazu.
Jacob Eberhardt F . . . Schreinermeister.
Darunter steht mit anderer Handschrift gekritzelt:
Die Lüg ist nit gut bedacht,
Der Meister F... hat gar nischt gemacht,
—
Ich hab'n gemacht, Johann Knust
Und er hat blos den Hobel ausgepuft.
Johannes
Knust, Schreinergeselle
aus Königingrätz.
Allhier ruht :c. :c.
Lebe, Widu, Wandu, Stirbst,
Winschen, Wirst, Gelebt, Zuhaben.
Mit, Dieses,Walsbrug, Hat, Ergelebt,
Und, Auch, Gestorben.
lugcndschönheit glänz
Ziehpressen krans
Wird beweint betribt,
Alle, wer ihm libt!
In
Frau
A. A. geboren am :c. gestorben am
2c.
Mein Helffer und Mein Hort!
Das war ihr Letztes Wort.
Hierunter hatte Jemand geschrieben:
So hat halt immerfort
Die Frau das letzte Wort.
Aus dem Kirchhofe zu Z. bei O. befand sich noch vor einigen
genJahren ein vom Alter halb zerbröckelter Leichenstein, auf
welchem von der eingegrabenen Gedenkschrift nichts mehr zu
erkennen war, als der Name des Verewigten, dessen Buchstaben
die selbst auf den Trümmern der Vergangenheit rege Vegetation
mit schönem, grünem Stein-Mose ausgefüllt hatte. Man las
deutlich: Leberecht Grün.
Ein Lämmlein auf der Weiden,
Ein Blümlem in der Haiden
Thut von der Erde scheiden.
Ein Lämmlein auf der Weiden,
Ein Blümlein auf der Haiden
Geht ein zu hohen Freuden!
Dem Würmlein um Johanne,
Dem Lichtlein seine Flamme
—
Ist früh schon ausgegangen
Das Würmlein um Johanne,
Das Lichtlein wird die Flamme
Im Himmel wieder fangen!
Robert N. w. geboren am :c. gestorben am lc.
Randglosse:
Was doch aus einem Robert
Profane
nicht alles werden kann! Zwei Lämmer, zwei Haideblumen,
zwei lohanm'swürmer und zwei Lichter!
sich der Morgen ihres Lebens kaum geröthet,
Liebreiz schmückte ihrer Jugend Fülle,
sie vom Gram der Liebe schon getödtet,
In ihrer Blüthe sank die schöne Hülle
wach kurzen Leiden in die dunkle Gruft,
der sie einstens die Posaune ruft.
Hier gab die Erde einem tapferen preußischen Grenadier
Nach heißem Tage ein stilles und kühlendes Nachtquartier.
In einer schleichen Provinzialstadt ward gewöhnlich einem
Tischler, der die Grabkreuze und andere hölzerne Monumente
anfertigte, auch das Aufpinseln der Grabschriften übertragen.
So hatte man ihm einst folgende Inschrift für ein Kreuz auf
dem Grabe eines alten Bürgers, von kindlich gutem Charakter,
vorgeschrieben :
Hier ruht u. w.
s.
Er betritt den Himmel mit ächter Kindschaft.
Der Tischler indeß kopirte:
„Er betritt den Himmel mit ächter Kundschaft."
So glaubte er, muffe es unbedingt heißen, weil der Ver<
storbene ein zünftiger Garnwebermeister gewesen sei.
Ehrentitel.
Ein Kammacher und ein Schuhmacher befanden sich
in einer Bürgertabagie. Weil der letztere dort häusig mit
Schuster angeredet wurde, und er diesen Titel gewöhnlich ablehnte,
lehnte,so meinte der Kammacher, er wisse einen recht schönen
Titel für ihn, er habe ihn aufgeschrieben. Er brachte darauf
einen Zettel hervor, worauf man las:
„Kniehberiehmter Schuhentstehenlaffender Zauberer, privilegirter
girterSchlorrengießer und Hacken-Modelleur, Pedal-Bildhauer,
kunstbestiffener Pfriemfechtmeester und Klopphammeraliste."
Der Schuhmacher aber auch nicht faul, titulirte jetzt den
Kammacher folgendermaßen:
„ Hornraspelspahn Röcherpulver Lieferante, hornviehsikalischer
-
-
scherHauptstn'egelzinkcn-Fabrikante und dickleibiger KammDampf- Schneidemühlenbcsitzer, General -Orenstirn- und Kuhkop sdiadem-Verarbeiter,
rauen-Haarflechten-Pallisaden-Fortifikations-Inspektor,
cheitclbestreichungs-Instrumenten-Baumeifter,
fter,so wie außerordentlich furchtbarer Schild-Padden-Garderoben-Räuberhauptmann
Das Glück.
Bettelmusikant,
der ein hölzernes Bein hatte und auf
Ein
ein Auge erblindet war, erfreute sich eines Tages vor dem Hause
eines reichen Mannes einer guten Einnahme. Dies erfuhr ein
anderer Hausirmusikus, der sich sogleich auch dorthin verfügte,
jedoch nichts einnahm, weil man ihn, als einen gesunden
3"arm, abgewiesen und ihm einen rühmlicheren Erwerbszweig
angerathen hatte. Hierüber ärgerlich, rief er aus: „So muß
eö kommen, und
ist es allemal: Wer das Glück hat, führt
die Braut heim, Jener hat Alles, was man sich nur wünschen
kann — er hat sein eenes blindes Ooge, er hat seinen schönen
so
Stelzfuß, seine hübsche Krücke und das bringt ihm was ein —
und was hat Unsereiner? — Nichts von Alle dem, Nichts
und wahrlich, ich hätte das Alles schon eher verdient, wie Der!"
Eigenthümliche Rangverhältnisse.
l Wahre Anekdote.)
Bei einer feierlichen Gelegenheit geriethen eine schöne Frau
und ein von der Natur vernachlässigtes, nichts desto weniger
höchst ehrgeiziges, scheelsüchtiges Mädchen in einen gewissen
Rangstreit mit einander, indem die letztere, jener Dame den
Vortritt nicht gestatten wollte. Diese, des ihr verweigerten Rechtes
tessich zwar bewußt, gab endlich doch nach, um sich nicht zu
compromittiren, sagte aber zu der Mamsell, indem sie sich hinter
terdieselbe verfügte: „Nun es mag—drum sein ich bleibe
dessenungeachtet doch, wer ich bin."
Ich muß auch bleiben,
wer ich bin! erwiederte das Mädchen. „Ganz recht," siel die
—
Frau ein, „ich bleibe eine verheiratete Frau und Sie? Sie
bleiben eine Jungfer."
—
Kurioses Liebesbriefchen.*)
(Genau nach der Orlginalhandschrift.)
Einigepaar zeihlen er laupt mir dise zeit an dir zu Schrauben,ich
ben,ichlipte und war soh glicklich und gitze lipst du Sie, die
in meiner sele unverwiftlig denn daS
ich verhaße in meiner sele,
—
ohnertragpar
geviel ist
Blontener
ich weis Bwar, es ist
— einKomm
mein
Engkel, erohbert bei Henkel. Windtbeitel!
verjöhe
Windtbeitel!
Dir
im
und
laß!
ich
hertzen
hertzen
schaß
voll libes schmcrtzen. Eine Blume Hab i gefunda und ha sie
stickt und has an die munda und busa gedrickt. O du Windbeitel!AuS
*)
Ist mir von dem Empfanger, nachdem er seinen Namen
gestrichen, zum Gebrauch übersandt worden.
auf der Adresse
F. E. M.
beitel!AuSmeinen Augen kannst du es schaugen, kannst du
es lesen, daß Wilhelm mein Schaß ist gewesen und i habe an
Haß af meinen Schaß und weil i ihn gehaßt, Hab i ihn geschaßt.O
schaßt.Odu Windbeitel! Mit die feder kann ich kaum schreiben,was
ben,wasich um dir muß leiden
Denn du da driben du
weist gar zu wol
Wie ich dir lieben tu
sehnsuchtenvol.
jetzund ich üben nu
entsagung sol.
wo bis geblieben du?
dein herz is hohl;
Das Hab ich geschrieben nu!
So lange wie die Rote
Rosen sein Blihnd,
Wirscht du bis zum tote
gclipet sind,
So lange die lange
Blonte lebt,
wird meine wange
von dir, du Windtbeitel, nicht mehr erstrebt!
Dieß ist das leßte Malle, Was ich dir Schreibe, es ist
Alle. O Treuloser Hammelkopp! Zum Schlüsse werd' ich
grob.
A«Ä-
Z. Ich
wollte mir nicht anders nennen, du wirst
mir schon kennen.
An den gertner Herrn zc. zu erfragen bei den Renntgeh :c.
Lindenftratze Nüm. :c. in Berlin.
Das kuriose
l
Zwei
Familienverhältnisz.
Holzbauer, von ihrer Arbeit ausruhend.)
— So
sitze doch nich
so niedergeschlagen, lieber Freund,
won'bcr simmlirscht'n atteweile? —
„Ueber mein quatsches Familienverhältniß."
— Quatsch? na wie denn quatsch? —
so
„Ja, ick wollde Dir des woll aus'nandersetzen, abers ick
globe, Du verstehst mir doch nich!"
— Mach Dir man verftänderich,
Warum denn des nich?
rich,ick wer mir schons Versteherich machen.
„Na, denn sperr orulum. Ick wohnte, wie Du weeßt,
frieherhin, eh ick nach de Artulleriestraße zog, in de Schießgaffe;
—
—
gaffe;ich und mein Vater, wir beide zusammen, versteh mir
recht, wohnten in de Schießgaffe. Nu merke Dir Vater und
Sohn. Eben da wohnte ooch 'ne Wittwe, noch jung von
Jahren mit ihre Stiefdochter. Nu paß uf, nu kommt et:
ick werde mir also mit diese Wittwe verheirathen und mein Vater
termit ihre Stiefdochter. Durch dieses janz natürlich werd
also die Wittwe Stiefmutter von meinen Ollen werden.
Meine Frau werd mir also justement mit eenen kleenen Jungen
generfrein, und durch dieses janz natürlich werd sie Mutter
und Großmutter zugleich. Siehst Du, da nu der Sohn
von einer Urjroßmutter natürlicherweise Großvater sein muß,
"
is mein Junge sein eegner Großvater! —
— Sehr merkwürdig, aber hibsch; denn muß der
— Großvater
vaterAlles duhn, was Dein Junge haben will.
so
Berlin,
Druck von A. W. Hayn.