. KlaMu 03/04 innen Kopie

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klasse musik
Sweet Sixties
M1
Geschichte des Twist
Der amerikanische Modetanz aus dem Umfeld des
Rhythm & Blues setzte in den 1960er-Jahren eine generationsübergreifende Tanzwelle in Gang, die den
„Beat“, den rhythmischen Puls, als wesentliche Neuerung einführte. Das Wort „twist“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „drehen“, „winden“, auch „verdrehen“. Übertragen auf das Modell des Beattanzes spielt
der Name auf die Bewegungen der Tänzer an, die ihre
Körperhälften in entgegengesetzte Richtungen drehen.
Dementsprechend müsste der Twist im eigentlichen
Sinne weniger als Tanz, sondern eher als Bewegungsweise verstanden werden, die Elemente anderer Tänze
integriert, so z. B. des Shimmy, des Hula-Hopp, des
Rock ’n’ Roll oder des Charleston.1
Anfänge
1958 war es der Afroamerikaner Hank Ballard, der mit
dem Song Twist einen Achtungserfolg landete. Dieser
blieb jedoch zunächst noch ohne weitere Wirkung auf
die Musikszene, denn die „schwarzen“ Charts waren
damals noch streng von den „weißen“ getrennt.2 Erst
Chubby Checker, ebenso Schwarzafrikaner, gelang zwei
Jahre später mit einem Remake des Titels der Durchbruch in den US-Charts. Als „King of the Twist“, wie er
sich in der Folgezeit gern selbst bezeichnete, genoss
Checker eine gewisse Popularität und konnte mit einigen Twist-Schlagern Erfolge feiern (darunter auch Let’s
twist again).
Ähnlich wie Chubby Checker nahmen auch andere Sänger und Popgruppen Ideen aus der Musikszene der
60er-Jahre dankbar auf, so z. B. Joey Dee (The Peppermint Twist) und Sam Cooke (Twistin’ the Night Away).
Der Titel Twist and Shout, ursprünglich von den Isley
Brothers (1962), wurde von den Beatles auf ihrem Debüt-Album gecovert und avancierte erst in dieser Version ein Jahr nach seinem Erscheinen zu einem Erfolg.
Mode
In der zur Twist-Bewegung (Zeitraum 1960 bis 1964) dazu gehörigen Mode waren bei den Damen Stöckelschuhe, Lippenstift und hochtoupierte „Bienenkorbfrisuren“
auffällig, bei den Herren weiche Pullis, enge Hosen,
Brisk-Tolle und „Schnabelschuhe“.
Tanz
Die Grundbewegungen des Twist sind einfach, geradezu elementar. Als grundlegende Figur gilt der so genannte „Korkenzieher“, bei dem mit geschlossenen
Knien nach links und rechts eine Kniebeuge ausgeführt
wurde.3 Chubby Checker beschrieb die Tanzform auf
die ihm eigene Weise: Man solle sich einfach so bewegen, „als ob man sich mit einem Handtuch den Rücken
abtrockne und eine brennende Zigarette zunächst mit
dem linken, dann mit beiden Füßen austrete.“4
Beim Verdrehen der Körper mit Zick-Zack-Tritt der Füße
haben die Tanzpaare keinen Körperkontakt, die Bewegungen werden auch nicht mehr spiegelbildlich zum
Partner ausgeführt. Wichtig ist vor allem das Reagieren
auf den Beat der Musik.
1 vgl. dazu auch die Ausführungen zum Charleston bei Friedrich Neu-
mann: „Die 20er-Jahre“, in: klasse musik 1/2004, S. 26 f.
2 vgl. Claudia Jeschke: „Tanz. VI. 20. Jahrhundert“, in: Die Musik in
Geschichte und Gegenwart, 2. völlig neu bearbeitete Ausgabe, Bd. 9,
Kassel 1998, Sp. 290 ff.
3 Das große Lexikon der Musik, Bd. 8, hg. v. Marc Honegger/Günther
Massenkeil, Freiburg 1992, S. 203.
4 zit. nach Jeschke, a. a. O., Sp. 295.