2012/2013 - RWTH Aachen University
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Forschungsbericht 2012/2013 Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik RWTH Aachen University Impressum Herausgeber Dekanat Redaktion, Layout Verantwortlich Druck RWTH Aachen Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik Intzestr. 1 52056 Aachen Telefon: +49 241 80-95652 Fax: +49 241 80-92370 E-Mail: [email protected] Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Ralf Littke, Dekan Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz, Prodekan Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Christoph Schneider, Studiendekan Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bleck, Wahlsenator Dipl.-Betriebsw. Marc Debey, Geschäftsführer Dr.rer.nat Philipp Weniger Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Ralf Littke Dr.rer.nat Philipp Weniger VD Vereinte Druckwerke GmbH, 41460 Neuss-Nord Bemerkungen Alle Daten – mit Ausnahme der von der Zentralen Hochschulverwaltung zur Verfügung gestellten Zahlen zu Drittmittelausgaben sowie Studierenden- und Absolventenzahlen – beruhen auf den Angaben der einzelnen Lehr- und Forschungsgebiete sowie der Institute. Die Eintragung erfolgt ohne Gewähr. Weitere Angaben zu den einzelnen Einrichtungen sind im Internet unter www.fb5.rwth-aachen.de zu finden. Forschungsbericht 2012/2013 2 VORWORT ........................................................................................................................................... 5 DIE FAKULTÄT FÜR GEORESSOURCEN UND MATERIALTECHNIK IN ZAHLEN ............ 7 STUDIUM UND LEHRE ..................................................................................................................... 8 INTERDISZIPLINÄRE KOOPERATIONEN ................................................................................ 17 FACHGRUPPE GEOWISSENSCHAFTEN UND GEOGRAPHIE............................................... 22 Lehrstuhl für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie ....................................................................................... 26 Lehrstuhl und Institut für Applied Geophysics and Geothermal Energy, E.ON Energy Research Center .......... 30 Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Geographisches Institut ................................................................. 34 Chair for scientific computation in terrestrial systems ................................................................................... 38 Lehr- und Forschungsgebiet Reservoir-Petrologie .......................................................................................... 42 Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie und Geologisches Institut ............................................................. 45 Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie (PGG).......................................................................... 49 Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Lagerstätten des Erdöls und der Kohle ............................................. 53 Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre .............................................................................................. 57 Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschaftsgeographie der Dienstleistungen ..................................................... 61 Lehr- und Forschungsgebiet Kulturgeographie ............................................................................................... 64 Institut für Neotektonik und Georisiken ......................................................................................................... 68 Institut für Kristallographie und Lehr- und Forschungsgebiet Angewandte Kristallographie und Mineralogie 73 Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie ................................................................................................... 77 Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie ............................................................ 81 Lehr- und Forschungsgebiet für Ton- und Grenzflächenmineralogie ............................................................... 85 Lehrgebiet für Geologie – Endogene Dynamik ................................................................................................ 88 Lehrstuhl für Hydrogeophysik ........................................................................................................................ 93 FACHGRUPPE FÜR ROHSTOFFE UND ENTSORGUNGSTECHNIK..................................... 97 Lehr- und Forschungsgebiet Berg-, Umwelt- und Europarecht ..................................................................... 101 Institut für Bergbaukunde I .......................................................................................................................... 103 Lehrstuhl und Institut für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik .................................................. 107 Forschungsbericht 2012/2013 3 Institut für Maschinentechnik der Rohstoffindustrie .................................................................................... 112 Institut für Aufbereitung und Recyling ......................................................................................................... 116 Lehrstuhl und Institut für Markscheidewesen, Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau ................... 120 Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe .................................................................... 124 Institut für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer ................................................................................. 128 Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe ............................................................. 132 FACHGRUPPE MATERIALWISSENSCHAFT UND WERKSTOFFTECHNIK ....................136 Institut für Eisenhüttenkunde ...................................................................................................................... 140 Lehrstuhl für das gesamte Gießerei-wesen und Gießerei-Institut ................................................................ 145 Institut für Gesteinshüttenkunde, Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe .......................... 149 Lehrstuhl für Prozessleittechnik ................................................................................................................... 153 IME Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling .............................................................................. 158 Institut für Metallkunde und Metallphysik und Lehrstuhl für Werkstoffphysik ............................................ 162 Institut für Bildsame Formgebung ................................................................................................................ 166 Juniorprofessur für Werkstoffmodellierung – atomare Ordnungshierarchien .............................................. 170 Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik und Lehrstuhl für Hochtemperaturtechnik ...................... 172 Lehrstuhl für Werkstoffchemie .................................................................................................................... 176 Institut für Eisenhüttenkunde - Lehrstuhl für Metallurgie von Eisen und Stahl ............................................ 180 Lehrstuhl für Werkstoffmechanik ................................................................................................................. 184 Lehrstuhl für Keramik und Feuerfeste Werkstoffe und Institut für Gesteinshüttenkunde ............................ 188 Forschungsbericht 2012/2013 4 Vorwort Regelmäßig die Aktivitäten einer Fakultät in Form eines Forschungsberichtes zu dokumentieren, hat sich an der RWTH Aachen als Standard etabliert. Die Forschungsberichte geben sowohl einen Einblick in die sehr unterschiedlichen Strukturen der Fakultäten als auch eine Übersicht über die Themen, die in der Forschung bearbeitet werden. Die Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik vereinigt von den Naturwissenschaften über die Ingenieurwissenschaften bis in die Gesellschaftswissenschaften alle Wissenschaftsbereiche. Sie ist geprägt durch ein großes disziplinäres Spektrum, das sich im breiten Lehrangebot mit 11 Bachelor- und 15 Masterstudiengängen niederschlägt. Dieser Vielfalt ist eine Fachgruppenstruktur mit den drei Organisationseinheiten Geowissenschaften und Geographie (GuG), Rohstoffe und Entsorgungstechnik (FRE) und Materialwissenschaft und Werkstofftechnik (MuW) geschuldet. Die Fachgruppen sind gleichzeitig Lehreinheiten, wobei Geowissenschaften und Geographie traditionell zwei Lehreinheiten darstellen. Auch wenn zunächst der Eindruck von Themenvielfalt dominiert, finden sich alle Professuren in dem gemeinsamen Thema Ressourcen wieder. Dabei werden fünf Forschungsschwerpunkte, teilweise disziplinär und teilweise interdisziplinär, bearbeitet. Mit den Schwerpunkten Georessourcen, Ressourcentechnologie sowie Materialwissenschaft und Werkstofftechnik wird der Rohstoffkreislauf von der Ressource bis zum Werkstoff vollständig abgebildet. Da Rohstoffnutzung immer in soziale, volks- und betriebswirtschaftliche Gefüge eingreift, bliebe Forschung ohne die Aspekte des Themenschwerpunktes Umwelt und Gesellschaft unvollständig. Schließlich sind zahlreiche Fragestellungen zu Georessourcen, der Materialwissenschaft und der Werkstofftechnik nur auf sehr guter naturwissenschaftlicher Basis zu bearbeiten, sodass mit dem Forschungsschwerpunkt Angewandte Naturwissenschaften das gemeinsame Forschungsthema Ressourcen abgerundet wird. Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Georessourcen Ressourcentechnologie Forschungsbericht 2012/2013 5 Einen Überblick über die inhaltliche Zuordnung der Professuren zu den fünf verbindenden Forschungsfeldern gibt die nachfolgende tabellarische Darstellung. FRE MuW Azzam LIH Clauser EONERC Fromhold-Eisebith WIGEO Hilgers RPR Neiberger WIGEO DL Kukla GIA Lehmkuhl PGG Littke LEK Meyer IML Pfaffenbach Kulturgeo Reicherter NUG Roth xtal Rüde LFH C. Schneider Klimageo Stanjek CIM Urai GED vd Kruk FZJ Hendriks-Franssen FZJ Gordeliy FZJ Alekseev FZJ Frenz BUR Martens BBK 1 Niemann-Delius BBK 3 Nienhaus IMR Pretz I.A.R. Preuße IfM Quicker TEER Thomauske INBK Wotruba AMR Bleck IEHK Bührig-Polaczek GI Conradt GHI Epple PLT Friedrich IME Gottstein/Korte-Kerzel IMM Hirt IBF Hu GHI Pfeifer IOB J. Schneider MCh Senk IEHK Svendsen CMM Telle GHI Zander Korrosion GuG Georessourcen Umwelt & Gesellschaft Ressourcentechnologie Materialwissenschaft & Werkstofftechnik Angewandte Naturwissenschaften Wie wichtig disziplinäre Kompetenz in den verschiedenen Ebenen der Rohstoffkette zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie einer sicheren Rohstoffversorgung ist, zeigt ein jüngst gegründeter Forschungsbereich. Mit Förderung der Fa. Siemens wird das Thema Seltene Erden interdisziplinär und unter Einbindung des Forschungszentrums Jülich für den Aspekt „Bewertung von Rohstoffketten“ bearbeitet. Zusammenarbeit und Bündelung von Kräften prägt die Struktur der interdisziplinären Fakultät. Dies erfolgt sowohl innerhalb der Fakultät, wie z. B. in der Energy and Minerals Resources Group EMR, als auch die Fakultätsgrenzen überschreitend, wie z. B. in dem aluminium engineering center aec mit Beteiligung der Fakultät für Maschinenwesen oder dem Zentrum Metallische Bauweisen ZMB. Die interdisziplinäre Struktur erleichtert den Zugang zur Kooperation nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre. Gemeinsam von mehreren Fakultäten getragene Studiengänge wie Materialwissenschaften oder Umweltingenieurwissenschaften begleiten die Fakultät seit langem. Schließlich bauen auch neue Aktivitäten, wie die German University of Technology in Oman GUtech auf die interdisziplinäre Kompetenz der Fakultät. Das politisch sowohl national als auch europäisch sehr aktuelle Thema Ressourcen hat jüngst eine Initiative aus der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik begründet. 22 Professorinnen und Professoren der Fakultät haben sich in das Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie AKR eingebracht, das außerdem von Professoren der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften unterstützt wird. Mit der nach außen getragenen Kompetenzbündelung im AKR wird die Position der RWTH Aachen in der Forschungslandschaft Ressourcentechnologie nachhaltig gestaltet. Der vorliegende Forschungsbericht vermittelt Ihnen eine Vorstellung davon, wie sich unsere interdisziplinäre Fakultät organisiert hat, dabei Gemeinsamkeiten sucht, effizient verbindet und nutzt, ohne dabei die Eigenständigkeit der einzelnen Professuren aufzugeben. Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Ralf Littke (Dekan) Forschungsbericht 2012/2013 6 Die Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik in Zahlen Im Jahr 2013 wurden durch die Fakultät Drittmittel in Höhe von 29,3 Mio. € ausgegeben. Dies entspricht etwa 8 % der RWTH-Drittmittelausgaben. In nachfolgender Abbildung sind die für die Fakultät wichtigsten Geldgeber anteilig dargestellt. Drittmittelausgaben der Fakultät in 2013 Sonstige; 20% Wirtschaft; 41% DFG ohne SFB; 20% EU; 4% SFB; 6% BMBF; 8% Abbildung 1 Drittmittelausgaben der Fakultät in 2013 Demgegenüber steht der Fakultät ein Landesmitteletat von etwa 2,3 Mio. € zur Verfügung. Die Fakultät verfügt über folgende Personalressourcen: Professoren 40 11 Leerprofessuren*** WMPS* WMDS** NWMPS NWMDS Auszubildende 101 214 148 56 82 * PS: Planstellen | ** DS: Drittmittelstellen | *** 7 FZ Jülich, 2 DLR, 1 GFZ; 1 HZG Zusätzlich wird die Lehre durch etwa 100 externe Lehrbeauftragte, 22 Privatdozenten, 22 apl. Professoren und 26 Honorarprofessoren unterstützt. Forschungsbericht 2012/2013 7 Studium und Lehre Das Studienprogramm der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik umfasst alle Aspekte des Rohstoff- und Ressourcenkreislaufs von der Exploration in den Geowissenschaften, über die Förderung beim Bergbau und die Veredelung z. B. in der Metallurgie, den Materialwissenschaften, der Werkstoffund Automatisierungstechnik bis hin zu Recycling und Entsorgung. Dabei werden auch Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft, beispielsweise im Umweltingenieurwesen und in den geographischen Studiengängen, ausgearbeitet. Seit 2008 wird das gesamte Studienprogramm der Fakultät in Form modularisierter Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten. Die englischsprachigen Masterstudiengänge „Metallurgical Engineering“ und „Applied Geophysics“ zeigen die internationale Ausrichtung und die Einbindung der Fakultät in die Aktivitäten der IDEA-League. Studienangebot der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie 1) Georessourcenmanagement Der Begriff Georessourcen umfasst hierbei – mit Ausnahme der Sonnenenergie – alle Ressourcen, die der modernen menschlichen Gesellschaft als Lebensgrundlage dienen und deren umfängliche Nutzung mit einem Eingriff des Menschen in das System Erde verbunden ist. Hierzu zählen insbesondere Rohstoffe (Wasser, Boden, mineralische Rohstoffe, Energierohstoffe, Geothermie) und Nutzungsräume (Wohnen, Landwirtschaft, Industrie, Wirtschaft, Verkehr, Deponierung) sowie im weiteren Sinne auch Klima und Atmosphäre. Rohstofferschließung und Erhalt von Grundwasserreserven einerseits und Sicherung menschlicher Lebensräume sowie Wiederherstellung natürlicher Gleichgewichte andererseits sind Arbeitsfelder der Geo- Deutsch-Mexikanische Arbeiten in wissenschaften, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und ent- der Sierra Madre Oriental (Mexiko) scheidende Beiträge für die Zukunft der Menschheit leisten können. Die Komplexität und Vielschichtigkeit der damit verbundenen Fragestellungen verlangt nach vernetzten Lösungsansätzen und einer Kombination der Sachkenntnisse aus den Geowissenschaften und anderen wissenschaftlich-technischen Bereichen. Daher ist der Studiengang interdisziplinär ausgerichtet. Er basiert auf einer engen Kooperation der klassischen geologischen Wissenschaften mit der Wirtschaftsgeographie/Geographie und der Rohstoff- und Entsorgungstechnik, wobei wichtige Inhalte der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie des Bauingenieurwesens einfließen. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 2) Angewandte Geowissenschaften Die Geowissenschaften leisten einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Nutzung der Ressourcen der Erde, also der Gesteine, Mineralien und Erze, von Erdöl und Erdgas, des Wassers und geothermischer Energie und sie beteiligen sich bei der Nutzung des unterirdischen Raumes als Baugrund und Bauraum. Ihr weites Aufgabenfeld umfasst: die Aufsuchung und Gewinnung sowohl fossiler als auch regenerativer Energieträger wie Erdöl, Erdgas, Kohle sowie Erdwärme im tiefen Untergrund, die Untersuchung der Entstehung und Struktur von Minerallagerstätten, die Erforschung der Struktur und Eigenschaften von Mineralen für die Herstellung neuer Materialien, die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Baugrund und Bauwerk, die Vorhersage von Bergstürzen und Gesteinsverformung, z. B. im Zuge Kartieren in Utah großer Tunnel- und Staudammbauten, die Erschließung und nachhaltige Nutzung von Grundwasser, die Analyse geodynamischer Prozesse, die u.a. zu starken Erdbeben führen, Forschungsbericht 2012/2013 8 die Bestimmung der Verformung von Gesteinen infolge der gewaltigen Kräfte im Erdinneren. Sie bringen darüber hinaus ihr Wissen über lang- und kurzfristige Veränderungen in den Schutz unserer Natur und einen nachhaltigen Umgang mit den Rohstoffen der Erde ein. Die Lösung der geowissenschaftlichen Aufgaben verlangt nach quantifizierenden Methoden und der Erstellung von Modellen für die zukunftsgerichtete Voraussage. Die Angewandten Geowissenschaften sind somit eine quantitative Naturwissenschaft mit vielen Schnittstellen zu den Ingenieurwissenschaften. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 3) Applied Geophysics Die Aufsuchung von Georessourcen, beispielsweise Kohlenwasserstoffe, Erze oder Wasser, erfolgt in zunehmend komplexeren Untergrundsituationen. Die Angewandte Geophysik entwickelt und hält die Methoden vor, mit denen der Untergrund auf solche Ressourcen erkundet werden kann. Ihre Verfahren können auch für die Untersuchung geothermischer Vorkommen, des Bauuntergrundes und der Schadstoffausbreitung im Grundwasser eingesetzt werden. Dieser Masterstudiengang wird vollständig in englischer Sprache durchgeführt. Er ist ein "Joint Degree Programm", das in 2006 gegründet wurde Geoelektrische Feldmessungen und gemeinsam von den drei Universitäten TU Delft, RWTH Aachen und ETH Zürich als Studiengang der IDEA League getragen wird. Mit den Spezialisierungen in den Bereichen Kohlenwasserstoffexploration und -management (Erdöl, Erdgas und Kohle) oder Umwelt- und Ingenieurgeophysik (einschließlich Exploration und Management geothermischer Energieressourcen) werden die Stärken der drei Universitäten kombiniert. Das Programm fördert eine hohe Mobilität der Studierenden, die in dem zweijährigen Studium jeweils ein Semester an einer der drei Universitäten studieren und damit sich für eine dynamische globale Karriere vorbereiten können. Im vierten Semester konzentrieren sich die Studierenden auf die Forschung und Bearbeitung ausgewählter Masterthemen, viele davon bei teilnehmenden Firmen. Der Kursangebot umfasst Geophysikalische Modellierung und Inversion, Reflexionsseismologie, Seismische Abbildung, Elektromagnetische Exploration, Geophysikalisches Logging, Spezielle Geophysikalische Methoden (NMR, SIP), Geothermie, Hydrogeologie, Explorationsgeologie, Modellierung und Dynamik Sedimentärer Becken, Ingenieurgeophysik, Sequenzstratigraphie, Risiko-Analyse und noch viele anderen Kurse. Abschlüsse: Master of Science 4) Geographie Die Geographie befasst sich mit der Erdoberfläche in ihrer räumlichen Differenzierung und den menschlichen Aktivitäten in ihrer physischen und sozialen Umwelt. Sie erfasst und erklärt die Faktoren und Prozesse, die die Struktur und Dynamik natürlicher, ökonomischer und sozialer raumbezogener Systeme bestimmen. Diese Phänomene und Prozesse werden sowohl individuell als auch synthetisch analysiert, d.h. in ihrem Zusammenhang als Komponenten von Mensch-Umwelt-Systemen mit komplexen Wechselwirkungen. Exkursion Patagonien & Feuerland Physische Geographie: Analyse der abiotischen (geoökologischen) Strukturen und Funktionen von Landschaften und Stoffflüssen in Ökosystemen unterschiedlicher Dimension, Analyse der rezenten und vorzeitlichen Formen und Prozesse der Erdoberfläche und in Böden, natürlichen oder naturnahen Gewässern und ihre Entwicklungspotentiale, Analyse von Stadt- und Regionalklima, Auswirkungen der Klimavariabilität auf Wirtschaft und Umwelt. Forschungsbericht 2012/2013 9 Kulturgeographie (Bevölkerungs- und Stadtgeographie): Menschliche Handlungsweisen vor dem Hintergrund kulturspezifischer Werte, Normen und Ideale, Verteilung und Strukturen der Bevölkerung, Komponenten und Ursachen des demographischen Wandels und der Migration sowie ihre Folgewirkungen für Städte und Regionen, urbane Strukturen und Prozesse unter dem Einfluss von kulturellen, sozioökonomischen, demographischen und politisch-planerischen Bedingungen aus lokaler, regionaler und globaler Perspektive. Wirtschaftsgeographie: Analyse, Erklärung und Bewertung der Strukturen und Funktionen von Wirtschaftsräumen, ihren Potentialen und den Möglichkeiten ihrer Inwertsetzung, Ansätze der raumbezogenen Bewertung und Gestaltung von Standorten industrieller und agrarischer Produktion sowie von Dienstleistungen, Wandel und Dynamik von Wirtschaftsräumen unter dem Einfluss technischer Entwicklungen / Innovationen und politischer Maßnahmen sowie global-lokaler Faktorenge- Exkursion Schweden: Feldforschung auf der Schäreninsel Grinda füge. Abschlüsse: Angewandte Geographie: Bachelor of Science und Master of Science Wirtschaftsgeographie: Master of Science (konsekutiv zum B.Sc. Angewandte Geographie) Studienangebot der Fachgruppe Rohstoffe und Entsorgungstechnik 1) Studiengang Rohstoffingenieurwesen In diesem Studiengang wird neben der Vermittlung eines soliden technisch-naturwissenschaftlichen Basiswissens, auch der Akzent auf Fächer wie Lagerstättenmanagement, Technical English, Rohstoffund Energierecht, Gesundheitsschutz und Betriebswirtschaftslehre gesetzt. Nicht allein die Aussage, wo und wie Rohstoffe zu finden und zu gewinnen sind, sondern auch die Einschätzung, ob die Gewinnung nach wirtschaftlichen und rechtlichen Kriterien vonstattengeht, ist hier von Belang. Sowohl die Planung und die Überwachung des Abbaus sowie das Gestalten und Steuern Besuch des historischen Bergwerks Rammelsberg der Prozesse vom Rohstoff bis zum verkaufsfähigen bei Goslar Produkt, als auch weitere Verarbeitungsstufen gehören, genau wie die Vertrautheit mit Maschinen- und Anlagentechnik, der Betriebsorganisation oder dem Arbeitsschutz, zum Berufsbild des Rohstoffingenieurs. Ohne Kenntnisse zur Emissionsschutztechnik und Wahrung einer intakten Umwelt ist heute die Gewinnung von Bodenschätzen nicht mehr denkbar. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 2) Nachhaltige Energieversorgung Die nachhaltige Versorgung der Menschen mit Energie und der ökologische sowie ressourcenschonende Umgang mit Rohstoffen ist gegenwärtig und zukünftig eine wichtige Aufgabe. Um den weltweit steigenden Energiebedarf auch in Zukunft weiterhin decken zu können, werden Ingenieure benötigt, die Spezialisten für eine nachhaltige Leitstand eines Ersatzbrennstoff-Kraftwerks Forschungsbericht 2012/2013 10 Energieversorgung unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte sind. Studierende des Masterstudiengangs Nachhaltige Energieversorgung werden auf das zukunftsweisende und wachstumsträchtige Gebiet der Energieversorgung vorbereitet. An dem interfakultativen Masterstudiengang sind die drei Fakultäten Georessourcen und Materialtechnik, Maschinenwesen sowie Elektrotechnik und Informationstechnik der RWTH Aachen beteiligt. Entsprechend wird der thematische Fokus des Bereiches Rohstofftechnik durch vertiefende Inhalte aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik ergänzt. Es können durch eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten individuelle Schwerpunkte gesetzt und damit das Studium flexibel gestaltet werden. Abschluss: Master of Science 3) Entsorgungsingenieurwesen Das Studium befähigt dazu, Anlagen und Konzepte zu entwickeln, mit denen man feste und flüssige Abfallstoffe trennen, sortieren, aufbereiten, entsorgen und umweltschonend recyceln kann. Der Studiengang bildet die Schnittstelle zwischen verschiedenen Fachgebieten. Ein Entsorgungsingenieur arbeitet mit Maschinenbauern, Bauingenieuren und Betriebswirten zusammen, um z. B. mit ihnen gemeinsam eine Recyclinganlage zu planen und zu realisieren. Den Studierenden wird das nötige Know-how vermittelt, um später in der Entwicklung, Planung und Umsetzung Studentische Hilfskräfte bei der Aufbereitung von Entsorgungsanlagen alle Facetten berücksichtigen zu von Deponieaushub können. Der Studiengang Entsorgungsingenieurwesen wird seit WS 2011/2012 nicht mehr angeboten und wird durch den Studiengang Umweltingenieurwissenschaften der Fakultät Bauingenieurwesen weitergeführt. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 4) Nuclear Safety Engineering Der Studiengang richtet sich speziell an Absolventen/innen aus ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bachelorstudiengängen. Ziel des Studiengangs ist die Ausbildung von hochqualifizierten Fachkräften für den Bereich Kernenergietechnik. Gerade die interdisziplinäre Ausrichtung des Studiengangs ermöglicht dabei die Berücksichtigung des gesamten Kernbrennstoffkreislaufs von der Uranerzeugung über den Betrieb kerntechnischer Anlagen bis zu Technologien des Rückbaus und der Aufbereitung und Entsorgung radioaktiver Abfälle. Entsprechend groß ist die thematische Bandbreite des Studiengangs (u. a. Versorgung, Entsorgung, Recht, Strahlenschutz, Sicherheitsanalysen, Reaktortechnik und -sicherheit). Die fachübergreifende Auseinandersetzung mit den kerntechnischen Spezialbereichen bewirkt frühzeitig ein kritisches Verständnis für energiepolitische, ökonomische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Das Studium befähigt die Absolventen /innen zu hoher wissenschaftlicher Qualifikation und Selbständigkeit auf diesem Fachgebiet. Sie sind zu hochqualifizierten Tätigkeiten auf dem komplexen Gebiet des nuklearen Brennstoffkreislaufs sowohl in der Industrie als auch in der Forschung/Wissenschaft (z. B. Promotion) in der Lage. Ab dem Wintersemester 2014/2015 sind keine weiteren Neueinschreibungen in den Studiengang möglich. Abschluss: Master of Science 5) Umweltingenieurwissenschaften Die Studierenden werden darin ausgebildet, technische Lösungen für eine nachhaltige Gestaltung der Lebens- und Wirtschaftsräume des Menschen zu finden. In ingenieurtypischen Vorlesungen und Übungen sowie in eigenen schriftlichen Ausarbeitungen, wie Studien- und Bachelorarbeiten, sollen die Studierenden auf wissenschaftlichem Niveau Antworten auf die drängenden umwelttechnischen Fragen erarbeiten. Sie erhalten eine Grundausbildung in Mathematik, Mechanik, Thermodynamik, Hydromechanik, Chemie und Ökologie. Der Bachelor-Studiengang wird durch einen Master-Studiengang mit fünf thematischen Schwerpunkten ergänzt, die Ingenieurwissenschaften und Umweltfragen verzahnen sollen. Die Forschungsbericht 2012/2013 11 Vertiefungsrichtungen sind Energie und Umwelt im Bauwesen, Urban Water, Water Resources Management, Umweltverfahrenstechnik und Recycling. Es handelt sich um eine anspruchsvolle, technisch orientierte Ausbildung, die den zukünftigen Absolventen breite Anwendungsfelder bietet. Sie können unter anderem bei Planung, Bau und Betrieb von umwelttechnischen Anlagen, in Forschung und Lehre, bei Umweltverbänden und Verwaltungen sowie in der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science Studienangebot der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 1) Werkstoffingenieurwesen Rund 70 Prozent aller technischen Innovationen – so schätzt die Bundesregierung – haben ihren Ursprung in neuentwickelten Materialien. Ob Speicherschichten, Spezialstähle für die Architektur, Biokeramiken für die Medizintechnik oder die Weiterentwicklung von Aluund Magnesiumkomponenten für den Fahrzeugbau – all das sind Themen, mit denen sich die Werkstoffforscher beschäftigen. Speziell im Hinblick auf Leichtbau, zunehmende Umweltanforderungen sowie Rohstoff- und Ressourcenknappheit gewinnen Aspekte der Werk- Im Praktikum: moderne Metallogstoffentwicklung und nachhaltiger Herstellungsprozesse zunehmend raphie liefert vielfältige Werkstoffan Bedeutung. Das Studienangebot umfasst den Bereich der metalli- informationen schen und mineralischen Werkstoffe und deren Erforschung aus Sicht der Materialkunde und der Prozesstechnik. Neben den materialwissenschaftlichen Grundlagen stehen die verschiedenen Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren der Werkstoffe im Vordergrund. Darüber hinaus geht es auch um die Prozessoptimierung und die Emissionsreduzierung bei der Herstellung und der Rückgewinnung strategischer Metalle am Ende des Nutzungskreislaufs der Werkstoffe. Die Werkstoffforschung hat in Deutschland eine große Bedeutung und bietet zahlreiche zukunftssichere Betätigungsfelder. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 2) Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Werkstoff- und Prozesstechnik Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens deckt jeweils zu gleichen Teilen Themenbereiche eines wirtschafts- und eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums ab. Der angebotene Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Werkstoff- und Prozesstechnik ist deutschlandweit einzigartig. Schwerpunkt im ingenieurwissenschaftlichen Teil des Studiums ist die Werkstoffentwicklung. Neben dem fundierten technischen Wissen im Bereich Werkstoff- und Prozessstechnik vermittelt der Studiengang umfangreiches betriebswirtschaftliches Know-how. So sind die Absolventen des Studienprogramms optimal für die Schnittstellen zwischen technischen und wirtschaftlichen Prozessen ausgebildet. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 3) Metallurgical Engineering Um die Internationalisierung zu fördern und zu unterstützen, bietet die Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik seit 15 Jahren das internationale Masterprogramm "Metallurgical Engineering" an, um eine Möglichkeit für junge Menschen aus aller Welt zu schaffen, sich bei uns an der RWTH weiter zu qualifizieren. Die Inhalte dieses speziellen Masterprogramms orientieren sich am Masterstudiengang Werkstoffingenieurwesen, werden jedoch ausschließlich in englischer Sprache gehalten und sprechen internationale Studierende mit abgeschlossenem Bachelorstudium an. Die durch den internationalen Austausch erschaffenen Synergien wirken sich sowohl auf die Lehrenden als auch auf die Studierenden positiv aus. Die limitierten Vertiefungen in den Bereichen Prozesstechnik, Materialkunde und Stahl erlauben eine konzentrierte Nutzung der vorhandenen Lehrkapazitäten. Seit Einführung des Studiums vor 15 Jahren konnten über 300 internationale Studierende einen Anschluss der RWTH erreichen; viele Absolventen konnten als wissenschaftliche Mitarbeiter in die Forschungsarbeit der Institute integriert werden. Abschluss: Master of Science Forschungsbericht 2012/2013 12 4) Technik-Kommunikation Der interdisziplinäre Studiengang Technik-Kommunikation ist von seiner Konzeption her einzigartig in Deutschland. Durch die Kombination einer geistes- mit einer ingenieur- bzw. naturwissenschaftlichen Disziplin wird ein in der Industrie und Wirtschaft gefragtes Qualifikationsprofil generiert. Das technische Fach Grundlagen der Werkstofftechnik beschäftigt sich hierbei mit allen Fragen der Entwicklung, Herstellung, Verarbeitung und des Recyclings von metallischen und mineralischen Werkstoffen. Dabei geht es darum, den inneren Aufbau der Materialien bis hinunter zur atomaren Ebene zu erforschen und zu beeinflussen, um so ihre Eigenschaften bei der Herstellung und Entwicklung ganzer Bauteilkomponenten gezielt zu kontrollieren und weiterzuentwickeln. Durch die Ausbildung in den Kommunikationswissenschaften werden den Studierenden nun Wege und Techniken vermittelt, die es ermöglichen, die hochkomplexen Zusammenhänge und Konzepte aus der Werkstofftechnik auf unterschiedlichen Ebenen aufzuarbeiten und so einer breiten Zielgruppe zu vermitteln. Dies ermöglicht den diffizilen Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Denkwelten und macht aus den Absolventen echte Transferspezialisten für technische Sachverhalte. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 5) Materialwissenschaften Die Fachgruppe bietet Studierenden die Möglichkeit, im interdisziplinären Bachelorstudiengang Materialwissenschaften die Grundlagen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von Materialien zu erlernen und die erworbenen Fähigkeiten im Masterstudiengang individuell innerhalb zweier Vertieferbereiche auszubauen. Dieser Studiengang vereint vier zukunftsträchtige Bereiche, wie den der Georessourcen und Materialtechnik, des Maschinenwesens, der Elektro- und Informationstechnik sowie der Informatik und Naturwissenschaften. Durch das breit angelegte Grundlagenwissen im Bereich der Materialwissenschaften ergeben sich gute Einstiegsmöglichkeiten in einem breiten Spektrum an Tätigkeiten in Industrie und Forschung. Dabei liegen die Tätigkeitsfelder im Bereich der Herstellung, Verarbeitung, Anwendung und Optimierung von leistungsfähigen Materialien. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 6) CES Computational Engineering Science In Zusammenarbeit mit den Fakultäten für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (Fakultät 1), Maschinenwesen (Fakultät 4) und Medizin (Fakultät 10) wird der interdisziplinäre Studiengang CES Computational Engineering Science angeboten. Der Einsatz von Computern zur Bearbeitung technisch komplexer Probleme gewinnt immer mehr an Bedeutung. Allerdings werden weder die bloße Verfügbarkeit immer leistungsfähigerer Computer, noch die Fähigkeit, sie zur Bewältigung großer naturwissenschaftlicher bzw. technologischer Herausforderungen der Zukunft betreiben Praktikum Prozessautomatisierung zu können, hinreichend erfüllt. Die wesentliche Schwierigkeit liegt in der mathematischen Darstellung – der Modellierung – der technischen Problemstellung, um sie der Bearbeitung durch Computer zugänglich zu machen. In der Vermittlung der dazu notwendigen Fähigkeiten, die den Gebrauch von Rechensystemen in enger Verbindung mit den auf den Grundlagen aufbauenden Anwendungen erschließen, liegt das Kernanliegen dieses jungen Studienganges. Abschlüsse: Bachelor of Science und Master of Science 7) Automatisierungstechnik Automatisierungstechnik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft und als solche findet sie Anwendung in vielen Bereichen wie Medizintechnik, Luft- und Raumfahrttechnik, Logistik etc. Der Automatisierungstechniker betrachtet die Welt in Form von Systemen. Die Abstimmung einzelner Subsysteme zu einem funktionierenden Gesamtsystem ist eine der wesentlichen Aufgaben. Ein Reifen, ein Lenkrad, die Karos- Forschungsbericht 2012/2013 13 serie usw. alleine ergeben noch lange kein funktionstüchtiges Auto. Diese systemtheoretische Betrachtungsweise wird auf praktisch alle Bereiche des täglichen Lebens angewendet. Abschluss: Master of Science Studium und Lehre in Zahlen Anteil Studierende Fakultät 5 an der RWTH im WS 2013/14 816 557 RWTH 89% Fak 5 11% 622 1,585 Rohstoffe und Entsorgungstechnik Geographie Angewandte Geowissenschaften Meterialwissenschaft und Werkstofftechnik Abbildung 2: Anteil der Studierenden der Fakultät an der RWTH (ohne Lehramt) Forschungsbericht 2012/2013 14 Studierende der Fakultät 5 nach Abschluss 4,500 4,000 32 342 323 3,500 Anzahl 3,000 2,500 56 43 418 97 385 182 1,378 1,114 876 2,000 1,500 1,944 1,966 2,036 WS 2011/12 WS 2012/13 WS 2013/14 1,000 500 0 Bachelor Master Diplom Promotion Sonstige Abbildung 3: Entwicklung der Studierendenzahlen der Fakultät nach Abschluss Studierende der Fakultät nach Lehreinheit 4,000 3,500 3,000 1,464 1,500 587 618 622 1,000 500 519 557 500 823 751 816 WS 2011/12 WS 2012/13 WS 2013/14 2,500 Anzahl 1,585 1,337 2,000 0 Rohstoffe und Entsorgungstechnik Geographie Angewandte Geowissenschaften Meterialwissenschaft und Werkstofftechnik Abbildung 4: Entwicklung der Studierendenzahlen nach Lehreinheit Forschungsbericht 2012/2013 15 Absolventen der Fakultät 5 900 Anzahl 800 700 80 600 70 500 400 300 200 100 74 70 76 29 140 61 24 128 66 3 66 283 55 92 88 102 198 95 48 375 236 321 382 0 2009 Bachelor 2010 Master 2011 Diplom Magister 2012 2013 Promotionen Abbildung 5: Entwicklung der Absolventenzahlen der Fakultät nach Abschluss Wie Abbildung 5 ausweist, nimmt die Zahl der Absolventen in der Fakultät stetig zu und lässt für die nahe Zukunft aufgrund der hohen Anzahl an Bachelor-Absolventen eine weitere signifikante Steigerung erwarten. Springorum-Denkmünze Für die mit Auszeichnung bestandene Diplom-Hauptprüfung, Magisterprüfung bzw. Masterprüfung wurden 17 Absolventinnen und Absolventen mit der Springorum-Denkmünze ausgezeichnet. Borchers-Plakette Für die mit Auszeichnung bestandene Doktorprüfung wurden 21 Absolventinnen und Absolventen mit der Borchers-Plakette ausgezeichnet. Friedrich-Wilhelm-Preis Für die mit Auszeichnung bestandene Abschlussarbeit wurden 4 Absolventinnen und Absolventen mit dem Friedrich-Wilhelm-Preis ausgezeichnet. Forschungsbericht 2012/2013 16 Interdisziplinäre Kooperationen Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science (AICES) Die Graduiertenschule AICES wurde im Rahmen der Exzellenzinitiative im Jahre 2006 etabliert und im Jahr 2012 erfolgreich fortgesetzt. An AICES sind 28 Instituten aus 8 Fachbereichen /-gruppen der RWTH Aachen sowie das Forschungszentrum Jülich und das Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf beteiligt. Aus der Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik sind Prof. Christoph Clauser, Juniorprofessor Ming Hu, Prof. Dierk Raabe und Prof. Bob Svendsen in AICES involviert. In der Graduiertenschule wird an innovativen Themen geforscht, die an der Schnittstelle zwischen den Natur- und Ingenieurwissenschaften, der angewandten Mathematik und den Computerwissenschaften liegen. Ein Schwerpunkt dabei sind inverse Probleme und Multiskalenprobleme im Bereich der computergestützten Analyse technischer Systeme. Access Access e.V. ist ein privates, wirtschaftlich eigenständiges Forschungs- und Entwicklungszentrum an der RWTH Aachen. Wesentliches Unternehmensziel ist die anwendungsorientierte Forschung in Zusammenarbeit mit der Industrie, um den effektiven Transfer von Grundlagenwissen in die industrielle Anwendung sicherzustellen. Schwerpunkte sind die Entwicklung und Optimierung von Gießverfahren, die Entwicklung von Prototypen auf Basis moderner metallischer Werkstoffe für die Bereiche Luftfahrt, Automotiv oder Energie sowie die Gefüge- und Gießsimulation, die im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsprojekte und direkter Aufträge namhafter Unternehmen von Access durchgeführt werden. aec – Aluminium Engineering Center Das aec (Aluminium Engineering Center) ist ein Zusammenschluss von acht aluminiumverarbeitenden Hochschulinstituten der Fakultäten Georessourcen und Materialtechnik sowie Maschinenwesen. Innerhalb des aec arbeiten über 250 Mitarbeiter mit dem Werkstoff Aluminium. Das aec hat die Ziele, die Bildung und Weiterbildung im Bereich des Aluminiums zu verbessern, eine Basis zur interdisziplinären Forschung und Entwicklung im Bereich des Aluminiums zu schaffen und das Potential des Werkstoffes Aluminium zu kommunizieren. AKR – Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie Bei der Herstellung von Werkstoffen aus natürlichen oder anthropogenen Rohstoffen tritt die Frage nach der Ressourcen- und Energieeffizienz der Herstellungsschritte zunehmend in den Mittelpunkt. Um Lösungsansätze auf solche komplexen Fragestellungen nach einem interdisziplinären Ansatz zu entwickeln, wurde der gemeinnützige Verein „Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie – AKR e.V.“ als zentrale Anlaufstelle der RWTH Aachen ins Leben gerufen. Der Verein wird von über 20 Professuren der Fakultäten Georessourcen und Materialtechnik sowie Wirtschaftswissenschaften getragen, die sowohl technisches Wissen als auch fachliches Know-how aus den Bereichen Rohstoffrecht, Rohstoffwirtschaft sowie Ressourcentechnik aeinbringen. Mit Zugriff auf annähernd 300 wissenschaftliche Mitarbeiter(innen) ist das Aachener Kompetenzzentrum aktuell das größte seiner Art. Die Vereinsstruktur ermöglicht die schnelle und unkomplizierte Initiierung und Koordination von Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Ressourcentechnologie, bezweckt u.a. durch die Einrichtung eines industriellen Beirates eine noch intensivere Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis und erhöht die Sichtbarkeit der Forschungskompetenz der Aachener Experten. AMAP Im Bereich der Werkstofftechnik von NE-Metallen und deren Herstellung sowie Verarbeitung hat sich in den vergangenen zwei Jahren aus einer Gruppe von zehn Industrieunternehmen und vier Universitäts-Instituten der RWTH Aachen dieses Open-Innovation-Forschungscluster AMAP konstituiert. Die Kooperation kon- Forschungsbericht 2012/2013 17 zentriert sich auf Werkstoffe aus NE-Metallen, zu Beginn insbesondere auf solche mit Aluminiumbasis. Ziel des Forschungsclusters AMAP ist die Forschung, Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung auf den Gebieten der Nicht-Eisen-Metallerzeugung, der Weiterverarbeitung von NE-Metallen und der Herstellung von Produkten aus Metallen und metallischen Werkstoffen. Eine rentable Entwicklungsgestaltung für alle im Forschungscluster beteiligten Partner sowie eine Verbesserung der Ergebnisse gemeinsamer Projekte und eine bessere Risikoverteilung gemeinsamer Entwicklungen werden durch Kooperation angestrebt. Das Forschungscluster verfolgt den evolutionären Gedanken einer gemeinsamen Forschung an einem Ort, industrie- und institutsübergreifend. Diesen Ansatz setzt AMAP am Standort Aachen um. champ – Center of Highly Advanced Metals and Processes Ziel von "champ" ist die Bündelung der fachlichen Kompetenz und Geräteausstattung führender RWTH-Institute auf dem Gebiet der Herstellung, der Verarbeitung und des Recyclings von Metallen. Im Fokus der Arbeiten stehen insbesondere: innovative Hochleistungsmetalle, deren Eigenschaften für bestimmte Einsatzbereiche maßgeschneidert werden, die Entwicklung von Ur- und Umformverfahren zur Herstellung von Halbzeugen und Endprodukten, die Analyse und Optimierung von Einzelprozessen und Prozessketten von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling. Die "champ"-Mitgliedsinstitute beschäftigen etwa 300 Mitarbeiter, die für ihre Forschungs- und Entwicklungsaufgaben vielfach ebenso auf Versuchsanlagen im Produktionsmaßstab wie auf hochspezialisierte wissenschaftliche Geräte und Einrichtungen zurückgreifen. Hinzu kommt als weiteres Werkzeug die entlang der gesamten Prozesskette konsequent eingesetzte numerische Simulation. Ausgehend von dieser Basis erschließt "champ" durch enge partnerschaftliche Beziehungen zu den übrigen Instituten der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik weitere Fachkompetenz und ermöglicht so die Erarbeitung von Systemlösungen in einem breiten Themenfeld. EMR – Energy and Minerals Resources Group Die 2011 neu gegründete EMR (Energy & Mineral Resources)-Gruppe stellt mit 6 assoziierten Instituten und etwa 80 Mitarbeitern eine der forschungsstärksten universitären Gruppierungen in Westeuropa dar, die sich in ihrer Kernkompetenz mit dem Georessourcenmanagement beschäftigt. Im Vordergrund stehen die Prozessforschung und die Entwicklung genetischer Modelle von metallischen und nichtmetallischen Lagerstätten und fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas, Schiefer- und Flözgas, Kohle). Die technisch-ökonomische und ökologische Bewertung des Nutzungs- und Risikopotenzials der Rohstoffe bilden hierbei ebenso einen Schwerpunkt wie neue Konzepte zur verantwortlichen Speicherung im Untergrund. E.ON Energy Research Center (E.ON ERC) Energieforschung darf sich nicht allein auf Lösungen einzelner technischer Probleme beschränken. Notwendig sind vielmehr umfassende interdisziplinäre Ansätze und Untersuchungen zu komplexen Problemstellungen. Dementsprechend sind die Professuren des E.ON ERC über die vier Fakultäten Elektrotechnik und Informationstechnik, Wirtschaftswissenschaften, Maschinenbau sowie Georessourcen und Materialtechnik verteilt. Dabei steht in diesem Zentrum die internationale, interdisziplinäre, fakultätsübergreifende wissenschaftliche Zusammenarbeit im Vordergrund der Forschungsaktivitäten. Am Institut Applied Geophysics and Geothermal Energy des E.ON ERC wurde in den vergangenen Jahren ein neuer Ansatz zur Entwicklung und Bewirtschaftung geologischer Reservoire entwickelt. Geothermische Energiequellen können mit dieser komplexen Methodik, in der die Kombination von Messungen, Bohrungen und prognostischen Berechnungen eine wichtige Rolle spielt, auf ihr Langzeitverhalten in puncto Sicherheit und Wirtschaftlichkeit untersucht werden. Ähnliches gilt für potenzielle CO2-Speicher. Wechselwirkungen zwi- Forschungsbericht 2012/2013 18 schen flüssigen und festen Phasen werden ebenso intensiv erforscht wie die langfristigen Auswirkungen von Druck- und Temperaturänderungen auf die Löslichkeit von Mineralen im Speichergestein. Geoverbund ABC/J Der Geoverbund ABC/J ist ein Zusammenschluss der Universitäten RWTH Aachen, Bonn und Köln mit dem Forschungszentrum Jülich. Das Ziel dieser Kooperation ist die Bündelung und verstärkte Vernetzung der Kompetenzen in der geowissenschaftlichen Forschung und Lehre sowie die Stärkung der ABC/J-Forschungsregion. Im Fokus steht die Erforschung des dynamischen Systems Erde-Mensch im Kontext des globalen Wandels. Dabei repräsentieren die Geowissenschaften der ABC/J-Region das ganze Spektrum der terrestrischen Geowissenschaften. Im Geoverbund ABC/J werden gezielt Synergien genutzt, die sich aus diesem breiten Spektrum an Disziplinen und gemeinsamen Infrastrukturen ergeben. Die Etablierung großer Verbundprojekte unter Nutzung transdisziplinärer Ansätze steht in der Forschung, aber auch für die Lehre und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Vordergrund. OWI Oel-Waerme-Institut GmbH Die OWI Oel-Waerme-Institut GmbH erforscht und entwickelt als gemeinnützige, freie Forschungseinrichtung in Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Forschung Konzepte und Technologien auf dem Gebiet der Wärme- und Stromerzeugung. Der Schwerpunkt liegt auf der energieeffizienten und schadstoffarmen Nutzung flüssiger fossiler und regenerativer Brenn- und Kraftstoffe. Gegenstand der Forschung und Entwicklung sind die Bereiche Herstellungsverfahren, Stoffeigenschaften, Anwendung und Speicherung, Konzeptentwicklung sowie Technologiebewertung und -transfer. Das Ziel der Arbeiten ist die Entwicklung neuer, marktfähiger Produkte. Das OWI ist ein An-Institut der RWTH Aachen und versteht sich als Mittler zwischen Grundlagenforschung und Anwendung. Im Rahmen des Technologietransfers bearbeitet das OWI sowohl aus öffentlichen Fördermitteln finanzierte Projekte als auch industrielle Forschungsaufträge. Zu den Kunden gehören beispielsweise Hersteller von Haushaltsheizungen, Unternehmen der Automobilzulieferindustrie, der Mineralölwirtschaft und des Industrieofenbaus. RFCS – Research Fund Coal and Steel Das Ziel des europäischen RFCS-Projektes “FEATureFACE” mit einem Gesamtprojektvolumen von 3,5 Mio. EUR besteht in der Entwicklung eines zuverlässigen Umfeld-Überwachungssystems für Maschinen und Fahrzeuge in der Rohstoffgewinnung, das verschiedene elektromagnetische Technologien zur simultanen Objekt-Lokalisation nutzt. Das System bietet ein großes Potential zur Effizienzsteigerung von Abbaumaschinen und liefert einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit und zur Prozess-Optimierung. Das entlang der Wertschöpfungskette aufgestellte Konsortium unter Federführung des IMR der RWTH Aachen besteht dabei aus Universitäten, Technologielieferanten, Maschinenherstellern sowie Bergwerksbetreibern aus 4 Ländern. SFB 761: Stahl - ab initio; Quantenmechanisch geführtes Design neuer Eisenbasiswerkstoffe Im SFB 761 „Stahl ab initio“ arbeiten seit 2007 verschiedene Institute der RWTH Aachen mit dem Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf am „quantenmechanisch geführten Design neuer Eisenbasis-Werkstoffe“ zusammen. Dazu werden auch ab initio Methoden genutzt, die ausschließlich auf Naturkonstanten basieren und Informationen zum atomistischen Aufbau und letztendlich zu den Werkstoffeigenschaften liefern. Erstmals werden naturwissenschaftliche Ansätze und ingenieurmäßige Vorgehensweisen zur Entwicklung neuer Stähle kombiniert. In der von der DFG für weitere vier Jahre genehmigten zweiten Antragsphase von Juli 2011 bis Juni 2015 verfolgt die Forschergruppe folgende langfristige Aufgaben: Forschungsbericht 2012/2013 19 Entwicklung einer methodischen Vorgehensweise zur Werkstoff- und Prozessentwicklung basierend auf ab initio Ansätzen, Werkstoff-Design einer neuen Klasse von Strukturwerkstoffen mit außergewöhnlichen Eigenschaftskombinationen, Beschleunigung der Entwicklungszeit und Reduzierung des Aufwandes bei der Entwicklung neuer Werkstoffe und Prozesse SFB 806: „Our way to Europe“ Am interdisziplinären SFB 806 („Our way to Europe“) sind zwei Professoren der RWTH Aachen in vier Teilprojekten beteiligt. Federführend ist hier die Universität zu Köln; die Universität Bonn ist ebenfalls beteiligt. In Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Geologen, Geographen, Bodenkundlern und Ethnologen wird die Ausbreitung des anatomisch modernen Menschen von Afrika bis nach Europa unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Die Aachener Gruppen beschäftigen sich in einer Zusammenarbeit mit Archäologen überwiegend mit der Rekonstruktion der Paläoumweltbedingungen und Anwendung moderner geowissenschaftlicher Methoden. SFB 917: Nanoswitches In der konventionellen Halbleiterelektronik beeinträchtigen strukturelle Defekte die Qualität von Bauelementen. Im Gegensatz dazu können solche Defekte in Oxiden und bestimmten Chalkogeniden die entscheidenden nanoskaligen Funktionseinheiten sein. Drei auf diesen Phänomenen beruhende Schaltprozesse untersucht seit 2011 der Sonderforschungsbereich 917 Resistiv schaltende Chalkogenide für zukünftige Elektronikanwendungen: Struktur, Kinetik und Bauelementskalierung – Nanoswitches der DFG. Die Erkenntnisse aus den Forschungen könnten zu einem Paradigmenwechsel in der Halbleiterelektronik und zu neuen defektbasierten Bauelementen führen. In diesem ausgesprochen interdisziplinären SFB mit engen Bezügen zur Jülich-Aachener Forschungsallianz JARA-FIT (Fundamentals of Future Information Technology) arbeiten Forscher aus den Fakultäten für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (1), Georessourcen und Materialtechnik (5) und Elektrotechnik und Informationstechnik (6) der RWTH, zahlreiche Institute des Forschungszentrums Jülich (Peter Grünberg Institute) sowie mit Access ein An-Institut der RWTH Aachen eng zusammen. Tibetan Plateau: Formation – Climate - Ecoystems (TIP) und CAME: BMBF Verbundprogramm WTZ Zentralasien – Monsundynamik & Geoökosysteme Mehrere Professuren der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie sind am Schwerpunktprogramm 1372 Tibetan Plateau: Formation – Climate - Ecoystems (TiP) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Förderschwerpunkt Zentralasien (CAME) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Verbundprojekten beteiligt. Die laufenden Arbeiten behandeln neotektonisch bedingte Landschaftsveränderungen, landschaftsökologische und paläoklimatische Untersuchungen an Sedimenten und die Wechselwirkung zwischen Klimavariabilität, großräumiger klimatischer Steuerung und der Vergletscherung bzw. den Wasserhaushaltsgrößen auf dem tibetischen Plateau und in der nördlichen angrenzenden, semiariden Region Nordchinas (Gansu/ Innere Mongolei). Urban Future Outline (UFO) Urban Future Outline (UFO) ist ein Projektbündel im Projekthaus HumTec, einer Maßnahme im Rahmen der dritten Linie, der sogenannten Zukunftskonzepte der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder an der RWTH Aachen. Institute aus fünf Fakultäten der RWTH Aachen, u. a. auch federführend das Geographische Institut, behandeln in UFO in einem integrativen Ansatz Problemstellungen von Städten im 21. Jahrhunderts. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung eines holistischen Gesamtkonzepts für ein ethisch verantwortungsvolles, an Bedürfnissen von Menschen und gesellschaftlichen Rahmenbedingun- Forschungsbericht 2012/2013 20 gen orientiertes Wohnen in urbanen Umgebungen. Umgesetzt wird dies über ein Forschungsdesign, das Mobilität, Energie und Stadtquartiersentwicklung mit Fragen der Akzeptanz, Kommunikation, ethischnormativen Kontexten, Umweltverträglichkeit und Gesundheit in einer alternden Gesellschaft zusammenführt. ZMB – Zentrum Metallische Bauweisen Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen verfügt in ihren Fakultäten für Bauingenieurwesen, Maschinenwesen sowie Georessourcen und Materialtechnik über leistungsstarke Institute, die mit der Werkstoff-Forschung und anwendung in verschiedenen Fachsparten befasst sind. Die Forschungsaufgaben und die Ergebniserwartung industrieller Partner erfordern in zunehmendem Maße eine interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Fachgebiete hinweg. Ebenso ist für die Lehre eine zusammenhängende Betrachtung von Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von Werkstoffen mit einem unmittelbaren Praxisbezug erforderlich. Aus der Fakultät sind 2 Institute der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik beteiligt. Das zmb betreibt ein eigenes Forschungsgebäude im Campus Melaten, dessen Laborfläche 2012 wesentlich erweitert wurde. Forschungsbericht 2012/2013 21 Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie Professoren Junior Prof. Dr. Evgeny Alekseev Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Dr.h.c. Rafig Azzam Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Christoph Clauser Univ.-Prof. Dr.phil. Martina FromholdEisebith Univ. Prof. Dr. rer. nat. Valentin Gordeliy Univ.-Prof. Dr. Hendrikus Johannes Hendricks-Franssen Prof. Dr.rer.nat. Christoph Hilgers Professurvertreter Univ.-Prof. Peter Kukla, Ph. D. Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Frank Lehmkuhl Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Ralf Littke Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Franz Michael Meyer Univ.-Prof. Dr.phil. Cordula Neiberger Univ.-Prof. Dr.phil. Carmella Pfaffenbach Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Klaus Rudolf Reicherter Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Georg Roth Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Thomas R. Rüde Univ. Prof. Dr.rer. nat. Magdalena ScheckWenderoth Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Christoph Schneider Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Helge Stanjek Univ.-Prof. Janos Urai Univ.-Prof. Dr. Jan van der Kruk Prof. Dr. Axel Wellmann Forschungsbericht 2012/2013 Institut für Energie- und Klimaforschung (FZ Jülich) Lehrstuhl für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie Lehrstuhl für Applied Geophysics and Geothermal Energy Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie Lehr- und Forschungsgebiet Biokristallographie Lehr- und Forschungsgebiet Wissenschaftliches Rechnen in terrestrischen Systemen Lehr- und Forschungsgebiet Reservoir-Petrologie (N.N.) Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie und Geologisches Institut Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Lagerstätten des Erdöls und der Kohle Lehrstuhl und Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre u. Labor für Geochemie und Umweltanalytik Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschaftsgeographie der Dienstleistungen Lehr- und Forschungsgebiet Kulturgeographie Lehr- und Forschungsgebiet Neotektonik und Georisiken Lehrstuhl und Institut für Kristallographie (N.N.) und Lehr- und Forschungsgebiet Angewandte Kristallographie und Mineralogie Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie Sedimentbeckenanalyse (GFZ Potsdam) Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie Lehr- und Forschungsgebiet Ton- und Grenzflächenmineralogie Lehr- und Forschungsgebiet Geologie - Endogene Dynamik Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeophysik Juniorprofessur Numerical Reservoir Engineering 22 Die Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie der RWTH sieht sich mit ihrem Leitthema „Georessourcenmanagement“ und ihren thematischen Schwerpunkten in den Kompetenzbereichen Umwelt und Gesellschaft, Georessourcen und Materialwissenschaften und Werkstofftechnik innerhalb der Fakultät Georessourcen und Materialtechnik in einer verantwortungsvollen Rolle. Mit ihrem Profil, das bereits im Rahmen der eigenen Fachgruppe natur-, ingenieur- und gesellschaftswissenschaftliche Themen verknüpft, und der vielfältigen Vernetzung innerhalb der Fakultät trägt die Fachgruppe zum Leitbild der ‚Integrierten Interdisziplinären Technischen Hochschule’ RWTH bei. Georessourcen wie Energie-, metallische und mineralische Rohstoffe, Wasser, Boden und Klima bilden die entscheidenden Lebensgrundlagen der Gesellschaften und ihrer Ökonomien. Auf der Grundlage eines System- und Prozessverständnisses werden Strategien entwickelt und Handlungsoptionen für den nachhaltigen Umgang mit diesen Ressourcen aufgezeigt. Die Fachgruppe hat im Zuge ihrer Profilbildung vier Forschungsfelder im Rahmen der Kompetenzbereiche der Fakultät definiert. Dies sind die Forschungsfelder Umwelt, Gesellschaft, Raum, Wirtschaft (1); Erneuerbare Ressourcen und Umweltmanagement (2); Energy and Mineral Resources (3) und Geomaterialien (4). Forschungsprojekte der letzten Jahre zeichnen sich aufgrund der Komplexität der Forschungsaufgaben durch fachübergreifende Zusammenarbeit im nationalen und internationalen Rahmen aus. Vernetzungen der Fachgruppe GuG innerhalb der RWTH bestehen im Zuge der Beteiligung an „HumTec“ (Urban Future Outline (UFO)) und zum FZ Jülich im Rahmen der Jülich-Aachen Research Alliance in den Bereichen Energie, Simulation und Informationstechnologie (JARA-Energy, JARA-HPC und JARA-FIT). Ein weiteres Bespiel der engen Forschungs- und Lehrvernetzung mit dem Forschungszentrum ist die Einrichtung von drei Leerprofessuren und einer Juniorprofessur nach dem Jülicher Modell. Mit der Gründung des Forschungsnetzwerkes „ABC/J“ (Aachen, Bonn, Köln, Jülich) wird seit 2010 eine Profilschärfung der beteiligten Standorte vollzogen. Die Fachgruppe ist durch die Beteiligung am Transregio SFB32, dem Quartärforschungszentrum (QSGA) sowie dem SFB806 „Our Way to Europe“ in dieses Netzwerk eingebunden. Beispiele für die Vernetzung mit der Industrie sind die Beteiligungen am 2011 etablierten SiemensForschungsbereich (SFB) „Seltene Erden“ und am E.ON Energy Research Center (ERC) sowie die seit 2008 andauernde Forschungskooperation mit dem BASF-Tochterunternehmen Wintershall Holding GmbH. Weiterhin ist die Fachgruppe an Studiengängen der GUtech im Oman beteiligt und führt gemeinsam mit den Universitäten in Zürich und Delft den IDEA-League-Masterstudiengang „Applied Geophysics“ durch. Auch einige an der RWTH Aachen angesiedelte Masterstudiengänge werden mittlerweile ganz oder teilweise in englischer Sprache durchgeführt. Das Deutsch-Indische Zentrum für Nachhaltigkeit (IGCS – Indo-German Center for Sustainability) wird seit 2010 unter Federführung eines Fachgruppenmitglieds am Indian Institute of Technology (IIT) in Chennai (Madras) etabliert. Honorarprofessoren apl. Professoren Privatdozenten Prof. Dr.-Ing. Horst Düllmann Prof. Dr.rer.nat. Christoph Hilgers Prof. Dr.phil. Gerrit Köster PD Dimitrios Nicholas Argyriou, Ph.D. PD Dr.rer.nat. Stefan Back PD Dr. rer.nat. Wilfried Bauer PD Annika Dziggel, Ph.D. PD Dr.rer.nat. Jochen Kolb Prof. Dr.phil Michael Gramm Prof. Dr.jur. Willi Linkens Prof. Dr.rer.nat. Christoph Treskatis Prof. Dr.phil. Wolfgang Römer Prof. Dr.rer.nat. Wolfgang Schoop Prof. Dr.rer.nat. Jan-Claudius Schwarzbauer PD Dr.phil.nat. Gabriele Marquart PD Dr. rer. nat. Christoph Neukum PD Dr.rer.nat. Andreas Voth Personal Forschungsbericht 2012/2013 23 Professoren 18* WMP 30 WMDS 49 NWMPS 37 NWMDS 7 Auszubildende 8 *ohne Leerprofessoren Drittmittelausgaben Drittmittelausgaben der Fachgruppe GuG in 2013 Sonstige; 25% Wirtschaft; 40% DFG ohne SFB; 18% EU; 2% BMBF; 15% Abbildung 6: Drittmittelausgaben der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie 2013 in [%] Studierende Studierende der Fachgruppe GuG 1,400 7 1 1,200 5 Anzahl 1,000 97 128 115 5 17 800 445 427 377 600 400 616 657 714 WS 2011/12 WS 2012/13 WS 2013/14 200 0 Bachelor Master Diplom Promotion Sonstige Abbildung 7: Entwicklung der Studierendenzahlen der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie Forschungsbericht 2012/2013 24 Absolventen Absolventen der Fachgruppe GuG 350 300 Anzahl 250 200 150 100 50 15 70 16 17 3 2 88 12 40 129 17 4 24 6 167 180 11 11 70 104 13 114 150 105 0 2009 Bachelor 2010 Master 2011 Diplom Magister 2012 2013 Promotionen Abbildung 8: Entwicklung der Absolventenzahlen der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie Forschungsbericht 2012/2013 25 Lehrstuhl für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Rafig Azzam Personal PS* Professoren 1 Akademische Oberräte 2 Wissenschaftliche Mitarbeiter DS** 13 5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 2 1 Studentische Hilfskräfte 1 3 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Der Lehrstuhl für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie (LIH) lehrt und forscht auf den Gebieten Ingenieurgeologie, Umweltgeologie, Wassermanagement und Geodatenmanagement. Die sowohl grundlagenbasierte als auch anwendungsorientierte Forschung beschäftigt sich mit Fragestellungen der sicheren und nachhaltigen Ressourcennutzung. Die Lehre hat das Ziel einer hochqualifizierten wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Ausbildung der Studenten. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geowissenschaften (B.Sc./M.Sc.) Der Lehrstuhl ist fest in die Lehre für den Bachelor- und den Masterstudiengang „Angewandte Geowissenschaften“ eingebunden. Neben den mehrteiligen Grundlagenvorlesungen der Ingenieurgeologie werden vertiefende Veranstaltungen zu den Themen Felshohlraumbau, Umweltgeotechnik, Deponietechnik und Brachflächenmanagement angeboten. Forschungsbericht 2012/2013 C) Lehr-Exporte Für andere Studienrichtungen wie Bau-, Entsorgungs-, Umwelt-, Wirtschafts- oder Rohstoffingenieurwesen und Angewandte Geographie werden z.T. speziell aufbereitete Veranstaltungen angeboten, in denen in der Regel die Interaktionen zwischen Untergrundeigenschaften, Umweltaspekten und anthropogenen Eingriffen im Fokus stehen. Forschungsschwerpunkte Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter B) Georessourcenmanagement (B.Sc./M.Sc.) Am Studium „Georessourcenmanagement“ ist der Lehrstuhl mit Grundveranstaltungen zu Geographischen Informationssystemen sowie zur Ingenieur- und Hydrogeologie beteiligt. Dieses Wissen wird dann im Masterstudium vor allem in den Modulen Ingenieurgeologie, Management von Massenbewegungen und Flächenmanagement vertieft. A) Ingenieurgeologie der Locker- und Festgesteine Zur Verbesserung der Prozessbeobachtung und -prognose untersucht und entwickelt der Lehrstuhl neue Sensortechnologien wie drahtlose Sensornetzwerke und Laserscanning. Zudem werden neue Analyseansätze wie Data Mining und Sensorfusion erforscht. Weitere Aktivitäten beschäftigen sich mit Bodenadhäsion an Werkzeugen, hydraulischem Grundbruch, Risikoanalysen für die CO2-Einlagerung im Untergrund und Planung von Pumpspeicherkraftwerken. B) Hydrologie in der Ingenieurgeologie Der Bereich Hydrogeologie und Hydrologie befasst sich mit der quantitative Analyse von Abflussprozessen an der Erdoberfläche und damit gekoppelten Phänomenen im teil- und vollgesättigten Untergrund. Damit verbunden sind die Entwicklung von Konzepten zum Trinkwasserschutz, Betrachtung des Stofftransports und die Untersuchung der Mobilität synthetischer Nanopartikel in Boden und Grundwasser. C) Wassermanagement Nachhaltiges Wasser- und Ressourcenmanagement in Entwicklungs- und Schwellenländern wird durch eine nie dagewesene Urbanisierungsdynamik immer wichtiger und komplexer. Der Lehrstuhl untersucht in Rahmen von Projekten in Indien und China die Auswirkungen urbaner Landnutzung auf die Wasserressourcen bzw. die Interaktion von Urbanisierung und Wasserressourcen in Megastädten. 26 D) Natursteine, Natursteinverwitterung, Denkmalschutz Viele Bauwerke weltweit wurden aus Naturstein geschaffen. Die Natursteine unterliegen den komplexen Prozessen der Verwitterung. Aktivitäten des Lehrstuhls umfassen Natursteinprüfung, Qualitätskontrolle von Natursteinen als Baumaterial, Grundlagenforschung zur Natursteinverwitterung sowie Schadensdiagnose an Natursteinbauwerken. Ein wichtiges Ziel der Forschungsarbeiten ist der Beitrag zum möglichst nachhaltig wirksamen Bauwerksschutz. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Felskartierung mit LiDAR Terrestrisches Laserscanning mit LiDAR ist als mobiles Kartierverfahren seit ca. 10 Jahren verfügbar. Während in der Vergangenheit v.a. die Oberflächenvermessung und Bilanzierung von Massenbewegungen im Fokus standen, ist das Ziel der Anwendung und Forschung am LIH die Entwicklung virtueller Aufschlussmodelle um ingenieurgeologische Fragestellungen zu lösen. Neben der reinen Visualisierung und Dokumentation gehören hierzu automatische Trennflächenanalysen und Kluftkartierungen. So können z.B. Störungs- und Kluftsysteme lagegetreu zur Beurteilung ihrer Relevanz in Bauprojekten dargestellt werden. Zudem erlaubt die Betrachtung und Verfügbarkeit der Daten in 3D eine bessere räumliche Extrapolation der Daten für Planungszwecke. B) Hydrologie von Pumpspeicherkraftwerken Das Unterbecken des geplanten Pumpspeicherkraftwerks Blautal soll innerhalb eines Taleinschnittes mit dem aufgefahrenen Steinbruchabschnitt, aber ohne technische Abdichtung der Beckensohle und -flanken errichtet werden. Die Machbarkeit dieser Konstruktionsvariante muss aus hydrogeologischer und geotechnischer Sicht geprüft werden. Mit einem numerischen Forschungsbericht 2012/2013 Grundwasserströmungsmodell werden für das Untersuchungsgebiet die Auswirkungen des Vorhabens auf die Grundwasserverhältnisse simuliert und entsprechenden Maßnahmen zur Begrenzung der prognostizierten Auswirkungen bewertet. C) CO 2 RINA- CO 2 storage Risk INtegrated Analysis Eine wesentliche Herausforderung bei der Evaluierung der Nachhaltigkeit von CO2 Speicherszenarien stellt die Entwicklung einer quantitativen Bewertungsstrategie zur Ermittlung von Leckage-Risiken über Injektionspfade und Geopfade dar. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes werden numerische Modellierungen zur Risikoanalyse chemischer Veränderungen im Schnittstellenbereich Grundwasser - Boden und Atmosphäre durchgeführt, die mit stochastischen Methoden gekoppelt werden. Ziel des Projekts ist die Ermittlung und Überprüfung von Wahrscheinlichkeiten individueller Schadensszenarien zur Grundwasserkontamination und CO2 Ausgasung über die Bodenzone. D) nanoFLOW Künstliche Nanopartikel haben in den letzten Jahren mehr und mehr ihren Weg in unseren Alltag gefunden. Über Mobilität und Verbleib von Nanopartikeln in der Umwelt ist bisher allerdings nur wenig bekannt. Im Rahmen des Forschungsprojektes nanoFLOW wird das Transportverhalten von kommerziell erhältlichen Nanopartikeln im Grundwasser untersucht. Hierzu wurden Laborversuche zum Transport von Nanopartikeln in Festgestein und Boden durchgeführt und numerisch modelliert um den Transport sowohl qualitativ als auch quantitativ zu beschreiben. E) Wassermanagement in Megastädten Seit 2007 leben erstmals weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Besonders sogenannte Megastädte in Entwicklungs- und Schwellenländern weisen extrem hohe Dynamiken mit erheblichen Folgen für die Umwelt auf. Es werden in Indien, Indonesien und China verschiedene Fragestellungen wie der Einfluss der Urbanisierung auf die Grundwasservulnerabilität, Methoden zur Strukturierung und Entwicklungsprognose einer Megastadt, Wechselwirkungen zwischen Urbanisierung und Wassermanagement untersucht. Derzeit wird an der Entwicklung eines Wissensbasierten Modellie- 27 rungs- und Simulationstool für komplexe Mensch-Umwelt-Systeme für diese Fragestellungen gearbeitet. deutschlands aufgebaute IIT Madras an diese renommierte Forschungsuniversität platziert, um die Wissenschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern zu intensivieren. Das Zentrum wird vom Lehrstuhlinhaber, Prof. Dr. Azzam, und seinem indischen Kollegen, Prof. Dr. Rajan, koordiniert. F) Verwitterungsforschung in Petra / Jordanien Die Salzverwitterung ist als eine Hauptursache von Schäden an Steinbauten bekannt. Trotz langjähriger Forschung sind die Vorgänge der Salzverwitterung aber noch wenig verstanden. Das Forschungsprojekt „PetraSalt“ strebt Verwitterungsmodelle an, die die dynamischen Wechselbeziehungen zwischen Gestein, Klima, Salzbelastung und der Entwicklung von Verwitterungsschäden zuverlässig interpretieren. Als Untersuchungsobjekte dienen Felsmonumente der berühmten Weltkulturerbestätte Petra in Jordanien. Für ein hochauflösendes Monitoring der komplexen Umweltbedingungen an den Felsmonumenten wird mit einem autonom operierenden Funksensor-Netzwerk eine sehr innovative Technologie eingesetzt. G) Indo-German Centre for Sustainability (IGCS) Das Indo-German Centre for Sustainability (IGCS), das am IIT Madras angesiedelt ist, dient seit seiner Gründung im Jahr 2010 als deutschindische Plattform für den Austausch von Wissenschaftlern, Doktoranden und Studierenden, die in gemeinsamen Projekten, Schools und Workshops interdisziplinär in Themenbereichen der Nachhaltigkeit wie Wassermanagement, Energie, Abfallmanagement, Landnutzung und ländliche Entwicklung lernen und anwendungsorientiert forschen. Das im Rahmen der DAAD-Initiative „A New Passage to India“ geförderte Zentrum wurde in Anlehnung an das 1959 mit Hilfe der damaligen Regierung West- Forschungsbericht 2012/2013 28 Ausgewählte Publikationen Baier, K.; Sebesvari, Z.; Mohr, J. (2012): Trinkwasser- und Sanitätsversorgung in Varanasi und Hyderabad (Indien). Millenium-Entwicklungsziele nachgefragt. - Geographische Rundschau 64, 11, 43-47. Chen, Y-L., Ni, J., Shao, W., Azzam, R. (2012): Experimental study on the influence of temperature on the mechanical properties of granite under uni-axial compression and fatigue loading. International Journal of Rock Mechanics and Mining Sciences 56, 62-66. Heinrichs, K., Azzam, R. (2012): Investigation of salt weathering on stone monuments by use of a modern wireless sensor network exemplified for the rock-cut monuments in Petra / Jordan - a research project (2010 - 2013), IJHDE 1, 2, 191-216. Hu, H., Fernandez-Steeger, T.M., Dong, M., Azzam, R. (2012): Numerical modeling of LiDAR-based geological model for landslide analysis, Automation in Construction 24, 184 193. Neukum, C., Azzam, R. (2012): Impact of climate change on groundwater recharge in a small catchment in the Black Forest, Germany. Hydrogeology Journal 20, 3, 547-560. Nguyen, H.T., Wiatr, T., Fernandez-Steeger, T.M., Reicherter, K., Rodrigues, D. (2013): Landslide hazard and cascading effects following the extreme rainfall event on Madeira Island (February 2010). Natural Hazards 65, 1, 635 – 652. Vadillo, I., Benavente, J., Neukum, C. Grützner, C.; Carrasco, F.; Azzam, R., Cristina, L., Reicherter, K. (2012): Surface geophysics and borehole inspection as an aid to characterizing karst void and vadose ventilation patterns (Nerja research site, S. Spain). Journal of Applied Geophysics, 153-162. Walter, M., Arnhardt, C., Joswig, M. (2012): Seismic monitoring of rockfalls, slide quakes, and fissure development at the Super-Sauze mudslide, French Alps. Engineering geology 128, 12-22. Mitgliedschaften und Kooperationen Deutsche Gesellschaft für Geotechnik DGGT und Fachsektion Ingenieurgeologie International Association of Engineering Geology and the Environment IAEG International Association of Hydrogeology IAH United Nations University UNU Universität Lüttich - Belgien Chinese Academy of Sciences CAS University of Shanghai for Science and Technology USST - China Sun Yat-sen University, Guangzhou - China Indian Institute of Technology IIT Madras Indien Indian Institute of Technology IIT Kanpur - Indien National Institute of Technology NIT Rourkela Indien German Jordanian University und Jordan University, Amman - Jordanien Department of Antiquities und Petra Archaeological Park & Cultural Heritage Commission, Jordanien Promotionen Dong, Mei: Combination of Methodologies for Three-dimensional Geological and Geotechnical Modeling Exemplifying the Inner Aachen City, Germany (2013) Hu, Hui: Deformation monitoring and modeling based on LiDAR data for slope stability assessment (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % BMBF; 7% Kontakt Lehrstuhl für Ingenieurgeologie und Hydrogeologie Lochnerstrasse 4-20 52064 Aachen Telefon: +49 241 8095740 Fax: +49 241 80 92280 E-Mail: [email protected] Homepage: www.lih.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 11% DFG ohne SFB; 16% Sonstige; 66% 29 Lehrstuhl und Institut für Applied Geophysics and Geothermal Energy, E.ON Energy Research Center Semester) abgeschlossen und kann daran anschließend zum Master of Science (Regelstudienzeit vier Semester) geführt werden. Das Studienangebot umfasst neben Grundlagen in Mathematik, Chemie und Physik sowie dem „System Erde“, Vertiefungsrichtungen in den Bereichen Geophysik, Hydrogeologie, Ingenieurgeologie, Geochemie, Lagerstättenkunde und Mineralogie. Die Geowissenschaften leisten einen wichtigen Beitrag für die Nutzung der Erdressourcen (Erze, Mineralien, Erdöl und Erdgas, Wasser, geothermische Energie, etc.) und des unterirdischen Raums als Baugrund. Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Christoph Clauser B) Georessourcenmanagement (Bachelor) In diesem interdisziplinären Studiengang (Regelstudienzeit sechs Semester) werden sowohl naturwissenschaftliche Grundlagen (Mathematik, Physik, Chemie, Geowissenschaften) vermittelt als auch eine Basis in Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie Managementaspekten. Vertiefungsrichtungen sind die Themenbereiche Wasser, Energie, Boden, mineralische Rohstoffe und Georisiken. Ein Schwerpunkt ist insbesondere die nachhaltige Nutzung der Georessourcen. Personal PS* Professor 1 Assistenten 2 DS** Lehrbeauftragte 4 Wissenschaftliche Mitarbeiter 13,5 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 0,5 3,25 Auszubildende 2 Studentische Hilfskräfte 14 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Applied Geophysics and Geothermal Energy forscht schwerpunktmäßig auf den Gebieten geothermische Energie und geologische CO2-Speicherung, unter Verwendung von numerischer Simulationstechnik, Petrophysik und Bohrlochgeophysik. Das Forschungsprofil wird durch anwendungsorientierte Arbeiten bestimmt. Unser Ziel ist ein Beitrag zu sicherer Energieversorgung sowie umweltbewusster und nachhaltiger Nutzung von Rohstoffen. Schwerpunkte in der Lehre Das Institut bietet verschiedenste Veranstaltungen in den Bereichen Geophysik (inkl. Geothermik, Bohrlochgeophysik, NMR, SIP), Petrophysik, Strömungs- und Transportsimulation sowie Scientific Reading and Writing an. A) Angewandte Geowissenschaften (Bachelor/Master) Der geowissenschaftliche Studiengang wird mit dem Bachelor of Science (Regelstudienzeit 6 Forschungsbericht 2012/2013 C) Joint Master in Applied Geophysics (IDEA League) Das vier Semester umfassende Master-Programm kombiniert die Stärken der drei beteiligten Universitäten. Mögliche Spezialisierungsgebiete sind Kohlenwasserstoffexploration und -management sowie Umwelt- und Ingenieurgeophysik, einschließlich Exploration und Management geothermischer Ressourcen. Forschungsschwerpunkte Die Forschungen in den Bereichen geothermische Energie und geologische CO2-Speicherung werden in eigenständigen Arbeiten, in Kooperationsprojekten mit anderen Instituten und Forschungseinrichtungen oder auch in Zusammenarbeit mit Industriepartnern realisiert. Die Arbeiten finden überwiegend in den Gebieten numerische Simulationstechnik, Petrophysik und Bohrlochgeophysik statt. Die aktuellen Forschungsprojekte umfassen eine große thematische Breite. Auf der Laborseite wurde ein Hochdruck-Hochtemperatur Labor eingerichtet, um unter in-situ Bedingungen verschiedenste Gesteinseigenschaften zu bestimmen. 30 Bei der numerischen Simulationstechnik liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf der Entwicklung von Programmen zur 3D-Simulation von reaktiver Strömung, ein- und mehrphasigem Stoff- und Wärmetransport und zur 3D inversen Parameterschätzung, mit Anwendungen auf Porenspeicher, Hot-Dry-Rock Reservoire und CO2Sequestrierung. Weiter wird ein Formalismus entwickelt, der die Platzierung neuer Erkundungsbohrungen optimiert. Bohrlochmessungen und deren Interpretation erfolgen vornehmlich zur Ermittlung der Abfolge und Eigenschaften der erbohrten Gesteine, aber auch zur Bestimmung von Paläotemperaturen an der Erdoberfläche aus der Inversion von Bohrlochdaten und zum Quantifizieren kleinster Strömungen im tiefen Untergrund anhand ihrer Wärmetönung. Im Bereich der Gesteinsphysik sind hauptsächlich thermische und Transporteigenschaften Gegenstand der Forschung. Im Rahmen von IODP wird eine Kombination von Petrophysik, Bohrlochmessungen und numerischer Modellierung zur Erforschung des hydrogelogischen Regimes des New Jersey Shelf eingesetzt. Weitere Projekte liegen im Bereich der spektralen Induzierten Polarisation (SIP) bzw. ImpedanzSpektroskopie und Kernspinresonanz (NMR). Anwendungen sind die Bestimmung von Benetzungseigenschaften von Gesteinen, Vorhersagen von Wasser- und Gasgehalten im Untergrund, sowie hydraulischen Eigenschaften vollständig und teil-gesättigter Gesteine. Zudem gibt es Projekte im Bereich von Ozeanbohrungen oder auch archäologischen Zielen. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Optimierungsstrategien und Risikoanalyse für tiefe geothermische Reservoire – eine Machbarkeits-studie (MeProRisk-II) Der Fokus des Verbundprojekts MeProRisk-II liegt in der Optimierung von Erkundungs-, Entwicklungs- und Betriebsmaßnahmen für geothermische Reservoire. Grundlegende Ziele sind (1) die Bestimmung von hydrodynamisch und thermisch relevanten Reservoir-Parametern sowie ihren Unsicherheiten und (2) die Optimierung der Standortwahl für neue (teure) Explorationsbohrungen, die den maximalen Zugewinn an Information gewährt. Die Interdisziplinarität spielt bei MeProRisk-II eine übergeordnete Rolle. Das Gelingen des Pro- Forschungsbericht 2012/2013 jekts basiert auf einer Zusammenarbeit zwischen Geowissenschaftlern, Informatikern und Ingenieuren. Im Fokus der ersten Phase des Projekts (2007-2010) waren verschiedene Methoden zur Erfassung von Klüftung im Gestein, Bestimmung von Gesteinseigenschaften und Weiterentwicklung eines leistungsfähigen Strömungs- und Tranportsimulators. In Phase II (2012-2015) werden diese Methoden auf drei Geothermie-Projekte angewendet, womit der Nutzen dieser Methoden demonstriert wird. Schematische Darstellung des Arbeitsablaufs der Erfassung und numerischen Umsetzung eines geothermischen Reservoirs. B) Exergetisch optimierte Betriebsführung eines Gebäudes unter flexibler Einbindung eines Erdwärmesondenfeldes In dem Projekt zur exergetisch optimierten Betriebsführung eines Bürogebäudes geht es um eine langfristige und nachhaltige Versorgung des E.ON ERC Hauptgebäudes der RWTH Aachen. Dabei wird in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Raumklima und Gebäudetechnik (EBC) und dem Institut for Applied Geophysics and Geothermal Energy (GGE) neuste Gebäudetechnik mit regenerativer Energiegewinnung aus einem Feld von 40 Erdwärmesonden (EWS) kombiniert. Herzstück zur Energieversorgung des Gebäudes ist eine Turbo-Wärmepumpe die über einen Wärmetauscher mit dem Erdwärmesondenfeld verbunden ist. Das Erdwärmesondenfeld besteht aus 40 Doppel-U-Rohr Sonden. Diese sind jeweils 100 Meter tief und um einen dynamischen Betrieb zu ermöglichen in drei Schächte unterteilt. Zusätzlich sind alle EWS mit Temperaturfühlern und Durchflussventilen ausgerüstet. Im Gebäude 31 besteht die Möglichkeit über unterschiedliche Arten der Klimatechnik, wie dezentralen Fassadenventilationsgeräten für Spitzenleistungen oder Betonkernaktivierung zur Grundversorgung im Niedertemperaturbereich, entsprechend dem Bedarf der einzelnen Teilbereiche Wärme und Kälte zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus besteht ein großes exergetisch optimiertes Energieeinsparungspotential in der variablen Wärmeverschiebung innerhalb des Gebäudes von Abwärme aus Server- oder CIP-Räumen in andere Bereiche wie Büros. Die Steuerung ist automatisiert anhand von Messwerten aus Luftqualitätssensoren und Temperatursensoren die im gesamten Gebäude angebracht sind. Um die Grundlast des Gebäudes entsprechend der einzelnen Nutzungsszenarien nachhaltig und langfristig zu gewährleisten wird das Erdwärmesondenfeld komplett überwacht. Jede der einzelnen EWS ist mit glasfaseroptischer Messtechnik ausgestattet die es erlaubt mit einer Aufläsung von 10 Zentimetern die Temperatur entlang der EWS zu messen. Diese Messwerte dienen zur Kalibrierung eines Untergrundmodells, welches die Grundlage zur numerischen Simulation der Temperaturverteilung im gesamten Erdwärmesondenfeld bildet. Mit SHEMAT-Suite, einem Simulator für Wärme und Massentransport für poröse Medien, werden anhand des Untergrundmodells Prognosen hinsichtlich des Langzeitbetriebs des Sondenfelds erstellt. Somit soll ein exergetisch optimierter und energieeffizienter Betrieb des Gebäudes ermöglicht werden. Das dreijährige Forschungsprojekt ist eingebettet in das Kompetenzzentrum High-Performance Scientific Computing in Terrestrial Systems (HPSC TerrSys) des Geoverbunds ABC/J. Die Forschung erfolgt in Kooperation mit dem Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie (LFH) der RWTH Aachen. Ziel ist die Untersuchung der Grundwasserströmung und Permeabilitätsverteilung in einem tektonisch komplexen FestgesteinsAquifer mittels wissenschaftlichen Hochleistungsrechnens. Als Untersuchungsgebiet dient der Hastenrather Graben bei Eschweiler, etwa 15 km nordöstlich von Aachen am Übergang des linksrheinischen Schiefergebirges zur niederrheinischen Bucht. Der karbonische Kohlenkalk bildet den Hauptaquifer, aus dem der lokale Wasserversorger Trinkwasser fördert. Die hydraulischen Eigenschaften des Aquifersystems werden mittels statistischer Inversionsverfahren (Monte Carlo-Methode, Ensemble Kalman-Filter) geschätzt und ihre Unsicherheit quantifiziert. Als Basis dienen hydraulische und geophysikalische Daten, die in Kooperation mit dem LFH erhoben werden, sowie ein hydrogeologisches Untergrundmodell, das am LFH erarbeitet wird. Für die rechenzeitintensiven numerischen Vorwärts- und Inversionsrechnungen wird zunächst die Open-MP parallelisierte Version des Simulationspakets SHEMAT-Suite verwendet. In einem nächsten Schritt soll eine weiter entwickelte, hybrid parallelisierte Version des Simulationspakets die Anwendung auf den Supercomputern des Jülich Supercomputing Center und der RWTH Aachen ermöglichen. C) Wassermengenbilanz und Verteilung von Permeabilität in einem tektonisch begrenzten Festgesteins-Aquifer Ausgewählte Publikationen Forschungsbericht 2012/2013 32 Heuser, M., Spagnoli, G., Leroy, P., Klitzsch, N., Stanjek, H., 2012, Electroosmotic flow in clays and its potential for reducing clogging in mechanical tunnel driving, Bulletin of Engineering Geology and the Environment, 71, (4), 721—733, Springer, Berlin Jorand, R., Vogt, C., Marquart, G., Clauser, C., 2013, Effective thermal conductivity of heterogeneous rocks from laboratory experiments and numerical modeling, Journal of geophysical research B: Solid earth, 118, 5225—5235, American Geophysical Union, Washington, DC Mottaghy, D., Dijkshoorn, L., 2012, Implementing an effective finite difference formulation for borehole heat exchangers into a heat and mass transport code, Renewable Energy, 45, 59—71, Pergamon Press, Oxford Naderi Beni, A. Kühn, M., Meyer, R., Clauser, C., 2012, Numerical Modeling of a Potential Geological CO2 Sequestration Site at Minden (Germany), Envrionmental Modeling & Assesment, 17, (4), 337—351, Baltzer Science Publ., Amsterdam Naderi Beni, A., Stanjek, H., Clauser, C., 2013, The formation of iron hydroxide coatings in an Emscher Marl : inverse reactive transport modeling of reactive surface area, Environmental earth sciences, 71, (2), 763—771, Springer, Berlin Vogt, C., Iwanowski-Strahser, K., Marquart, G., Arnold, J., Mottaghy, D., Pechnig, R., Gnjezda, D., Clauser, C., 2013, Modeling contribution to risk assessment of thermal production power for geothermal reservoirs, Renewable Energy, 53, 230— 241, Pergamon Press, Oxford Vogt, C., Kosack, C., Marquart, G., 2012, Stochastic inversion of the tracer experiment of the enhanced geothermal system demonstration reservoir in Soultz-sous-Forêts — Revealing pathways and estimating permeability distribution, Geothermics, 42, 1—12, Pergamon Press, Pisa Vogt, C., Marquart, G., Kosack, C., Wolf, A., Clauser, C., 2012, Estimating the permeability distribution and its uncertainty at the EGS demonstration reservoir Soultz-sous-Forêts using the ensemble Kalman filter, Water Resources Research, 48, W08517, 15 S., Union, Washington, DC Mitgliedschaften und Kooperationen Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science, AICES Jülich Aachen Research Alliance, JARA o JARA Energy o JARA High-Performance Computing (HPC) Deutsches Forschungsbohrkonsortium e.V. (GESEP) Forschungskollegium Physik des Erdkörpers e.V. (FKPE) Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG) European Petrophysics Consortium (EPC) European Consortium for Ocean Research Drilling (ECORD) Integrated Ocean Drilling Program (IODP) Promotionen Vogt, Christian: Optimization of geothermal energy reservoir modeling using advanced numerical tools for stochastic parameter estimation and quantifying uncertainties (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Institut für Applied Geophysics and Geothermal Energy, E.ON Energy Research Center, RWTH Aachen University Mathieustraße 10 52074 Aachen Telefon: +49 241 80 49880 Fax: +49 241 80 49889 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.eonerc.rwth-aachen.de/gge Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 32% Sonstige; 57% DFG ohne SFB; 11% 33 Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Geographisches Institut Zu diesem grundständigen Studiengang des Geographischen Instituts trägt der Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie mit folgenden Lehrangeboten bei: Grundvorlesungen Industriegeographie, Agrargeographie sowie Raumordnung und Regionalplanung; Einführung Geostatistik; Vertiefungsvorlesungen und Hauptseminare zu diversen Themen im Kontext lokal-globaler Entwicklungszusammenhänge; Methoden der Visualisierung; wissenschaftliche Arbeitstechniken/ empirische Methoden; Pro- und Grundseminare mit Geländetagen; Seminar Empirische Methoden und Projektstudien; Regionalseminare mit großem Regionalpraktikum. B) M.Sc. Wirtschaftsgeographie Univ.-Prof. Dr. phil. Martina Fromhold-Eisebith Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 10 3 2 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Wie entwickeln sich Wirtschaftsregionen und welche standortspezifischen Strukturen, Funktionen und Prozesse prägen sie? In welcher Weise wirken dabei Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen und welche Förderansätze erscheinen erfolgversprechend? Solche Fragen im Spannungsfeld von raumbezogener Analyse, praxisorientierter Konzeption und Evaluation raumwirksamer Fördermaßnahmen prägen unsere Lehr- und Forschungsaktivitäten. Dabei werden regionale, grenzübergreifende ‚euregionale’, nationale sowie globale Wirkungszusammenhänge einbezogen, mit Blick auf das Zusammenspiel naturräumlicher, ökonomischer, sozialer, technologischer und politischer Faktoren. Schwerpunkte in der Lehre A) B.Sc. Angewandte Geographie Forschungsbericht 2012/2013 Das konsekutiv auf dem Geographie-Bachelor aufbauende Master-Studienprogramm Wirtschaftsgeographie wird großenteils von den Lehrenden des Lehrstuhls Wirtschaftsgeographie getragen. Der anwendungsbezogene Fokus der Ausbildung wird hier weiter verstärkt und vertieft. Dies betrifft die beiden Kernmodule Wissen, Innovation und Wirtschaftsraum sowie Regional- und Stadtmarketing, die Vorlesung Geostatistik II, das Seminar Karteninterpretation sowie Regionalseminare mit großem Regionalpraktikum. Hinzu kommen die teils mit Einbezug von Lehrbeauftragten aus der Praxis gestalteten Wahlmodule Wirtschaftsförderung und kommunales Management sowie Europäische Raumentwicklung und Grenzräume. C) Weitere Studiengänge der RWTH Aufgrund ihrer Ausrichtung auf eine integrierte, systemische Sichtweise eignen sich die Lehrangebote der Wirtschaftsgeographie gut dafür, in eine Reihe weiterer Studiengänge der RWTH eingebunden zu werden. Dies betrifft den in der Fakultät 5 angesiedelten B.Sc. Georessourcenmanagement sowie Studienprogramme anderer Fakultäten (z.B. Master Europastudien, Nebenfachoptionen in Studiengängen der Fakultäten 3 und 7). Einzelne Lehrveranstaltungen (z.B. Industriegeographie) werden teils auch von Studierenden der Ingenieurfächer als ‚nichttechnisches Wahlfach’ absolviert. Forschungsschwerpunkte A) Technologie-/ innovationsorientierte Regionalentwicklung Wissen und Innovation prägen in wachsendem Maße die Regionalentwicklung in Industrie- wie 34 Schwellenländern. Forschungen am Lehrstuhl untersuchen raumbezogene Bedingungen der Genese, des Einsatzes sowie der Wirkungen neuer Technologien, bezogen auf diverse Technologiefelder (z.B. Life Sciences, Photovoltaik). Ein spezieller Fokus liegt dabei auf Wissensnetzwerken zwischen Akteuren, ihren räumlichen Strukturen und Implikationen. Im Zuge der wachsenden Verschmelzung von Innovationsund Nachhaltigkeitsforschung zeigt sich ein Trend zu Themen der ‚sustainability transition’ und ‚environmental economic geography’. Dabei kommen neben qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung auch quantitative Ansätze zum Einsatz (z.B. formale soziale Netzwerkanalyse). B) Konzepte der Regionalentwicklung und –förderung Die wachsende Konzeptorientierung von Praktiken der Regionalförderung verstärkt die konzeptions- und evaluationsbezogene Forschung am Lehrstuhl. Unsere Arbeiten betreffen Ansätze wie Innovationssysteme, kreatives Milieu, Cluster, Wissensregion und ‚regional/ sectoral resience’ sowie, in global-lokaler Perspektive, die industrielle Transition. Ein weiterer Schwerpunkt in unserem Team betrifft die Förderthemen Tourismus und Stadt-/Regionalmarketing. Es werden einerseits konzeptionelle Ansätze kritisch diskutiert und konstruktiv weiterentwickelt, andererseits die Anwendungskontexte der neuen Konzepte untersucht sowie Ergebnisse evaluiert. C) (Grenz)Raumentwicklung der EU Was regionale Schwerpunkte bei Forschungen zu den oben genannten Themenfeldern betrifft, so analysieren wir wirtschaftsräumliche Entwicklungen vor allem in ausgewählten EU-Staaten, inklusive grenzübergreifender Regionen (Euregio Maas-Rhein mit Belgien und den Niederlanden). Ein weiterer Fokus liegt dabei auf dem Wirtschaftsraum Iberische Halbinsel. Neben der Analyse wirtschafts- und sozialräumlicher Entwicklungszusammenhänge spielen anwendungsbezogene Perspektiven eine wichtige Rolle (Regionalförderung/-marketing). Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes gewinnen gerade bei Forschungen zur EURaumentwicklung an Bedeutung. Forschungsbericht 2012/2013 D) Wirtschaftsräumliche Entwicklungen außerhalb Europas Im Kontext einer zunehmend internationalisierten Wirtschaft wächst die Bedeutung von Forschungen, welche Entwicklungen in Konkurrenzund Partnerräumen Europas in den Blick nehmen. Am Lehrstuhl liegt der Fokus zum einen auf industriellen Aufholprozessen in Teilräumen Süd-, Südost und Ostasiens (Indien, Indonesien, Taiwan). Zum anderen ziehen die Golfstaaten wachsendes Interesse auf sich, dabei speziell der Oman, wo an der German University of Technology vor einigen Jahren der Studiengang Sustainable Tourism and Regional Development implementiert worden ist. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) ARDIS - Academic Researchers Driving Innovation Systems Finanziert über ein Marie-Curie-Stipendium der EU für eine Gastwissenschaftlerin von der TU Delft aus dem Bereich Innovationsökonomie (2011-13), sind wichtige Merkmale, Rahmenbedingungen und Wirkungen der Aktivität anwendungsorientierter Wissenschaftler untersucht worden. Die Forschungen, die Experteninterviews mit standardisierten Befragungen verknüpfen, beziehen im vergleichenden Ansatz die fünf Hochschulen der IDEA League ein: Neben RWTH Aachen und TU Delft die ETH Zürich, ParisTech sowie das Imperial College London. Ziel des Projekts war zum einen, eine adäquatere Einstufung universitärer Forschungsdisziplinen in das Spektrum zwischen Grundlagen- und Angewandter Forschung vorzunehmen. In geographischer Hinsicht ging es zum anderen darum, Mechanismen der wissenschaftlichen Kooperation und Determinanten der räumlichen Ausrichtung von effektiven Kooperationsbeziehungen der untersuchten Wissenschaftler zu erfassen. Dabei werden jene Akteure als wichtige Knotenpunkte des skalenübergreifenden Technologietransfers betrachtet. Der methodische Ansatz – in allen einbezogenen Hochschulen wurden Vertreter der gleichen Forschungsdisziplinen befragt (matched pairs-Ansatz) – ermöglicht, einerseits disziplin- und andererseits standortspezifische Merkmale der Wissensvernetzung zu erfassen. B) ‚Citizens’ Rail’ – Our Train, Our Station, Our Citizens Dieses unter Interreg IV-B von der EU ko-finanzierte Projekt (2012-15) versucht, den lokalen 35 und regionalen Zugverkehr bzw. kleine Bahnhöfe durch die Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen und partizipative Bürgereinbindung zu revitalisieren. Die insgesamt acht Partnerorganisationen aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland entwickeln für fünf einbezogenen Vorhaben in jenen Ländern zukunftsfähige Ansätze der Attraktivitäts- und Nutzungssteigerung von ‚slow rail’. Dabei sind sowohl die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen im Bahnhofsumfeld als auch die jeweils differierenden politisch-organisatorischen Rahmenbedingungen des Bahnsystems und Bahnhofsbetriebs zu berücksichtigen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darauf, in vielfältiger Weise regionale Bevölkerungsgruppen in die Gestaltung und Betreuung der Vorhaben einzubinden. Das Team des Lehrstuhls Wirtschaftsgeographie ist in diesem Rahmen für die übergreifende Konzeption und Umsetzung eines Evaluierungsansatzes verantwortlich, der alle bearbeiteten Vorhaben einbezieht und interregionale Lernprozesse ermöglichen soll. Dabei werden auch Studierende über Projektstudien und eine internationale Masterclass eingebunden. C) PM-Lab. Feinstaub-Informationssystem für die Euregio Maas-Rhein Von der EU ko-finanziert im Zuge von Interreg IV-A (2010-13), hat dieses Projekt für den gesamten Grenzraum der Euregio Maas-Rhein grenzübergreifende Standards der Messung, Regulation und Vermeidung von FeinstaubBelastungen erarbeitet. Dabei wurde mit öffentlichen Partnern in den niederländischen, belgischen und deutschen Teilräumen der Euregio kooperiert sowie mit Kollegen am eigenen Institut (Klimatologie). Durch den harmonisierten Ansatz intensiviert das Projekt die Zusammenarbeit im Grenzraum und verbessert den Austausch von Messdaten und -verfahren zwischen den beteiligten Einrichtungen. Die Erfassung von maßgeblichen gesetzlichen Grundlagen zur Feinstaubbelastung sowie ausgeprägten Belastungsquellen in den Bereichen Forschungsbericht 2012/2013 Industrie und Verkehr stand im Zentrum der Arbeiten am Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie. Dabei wurden gezielt die herausragenden Feinstaub-Emittenten identifiziert und einer eingehenderen Betrachtung unterzogen. Über empirische Ansätze (Expertengespräche) wurden diese Akteure daraufhin befragt, welche weiteren Ansätze und Möglichkeiten der Reduktion von Feinstaub bestehen und unter welchen Bedingungen diese umsetzbar wären. Dies schafft die Grundlage für verbesserte politische Ansätze zum Umweltschutz. D) KreativQuartier Mülheim/ Ruhr Im Auftrag kommunaler Partner werden am Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie regelmäßig anwendungsorientierte Studien erstellt. Sie untersuchen konkret für den betreffenden Teilraum relevante Entwicklungsparameter und zukunftsfähige Gestaltungsoptionen im Schnittpunkt wirtschaftlicher, sozialer und politischer Prozesse bzw. Interessen, gestützt auf empirische Untersuchungsansätze. Für die Stadt Mülheim an der Ruhr sind so in 2013 speziell die mit der Ansiedlung und Unterstützung von Kreativ-Unternehmen verbundenen Entwicklungsoptionen erfasst und bewertet worden. Dabei ging es zum einen darum, die spezifischen Wachstums- und Standorterfordernisse branchenangehöriger Akteure zu ermitteln. Zum anderen wurden Immobilien identifiziert, die in besonderem Maße für die Bildung kooperativer Standortgemeinschaften der Kreativwirtschaft geeignet sind. Die Ergebnisse werden von der Mülheimer Wirtschaftsförderung konstruktiv für weitere Planungen eingesetzt. 36 Ausgewählte Publikationen Dewald, U. (2012): Energieversorgung im Wandel - Marktformierung im deutschen Photovoltaik-Innovationssystem. Berlin: LIT. Fromhold-Eisebith, M. & M. Fuchs (eds) (2012): Industrial Transition. New Global-Local Patterns of Production, Work, and Innovation. The Dynamics of Economic Space Series. Ashgate: Farnham. Fromhold-Eisebith, M. (2012): Clusterförderung und regional resilience – zum (unmöglichen?) Spagat zwischen Stabilität und Anpassungsfähigkeit. In: Koschatzky, K., Stahlecker, T. (Hrsg.): Clusterpolitik quo vadis? Perspektiven der Clusterförderung. Karlsruhe: Fraunhofer-Verlag, 33-53. Fromhold-Eisebith, M. & C. Werker (2013): Universities' functions in knowledge transfer: a geographical perspective. In: Annals of Regional Science, online DOI 10.1007/s00168-013-0559-z . Voth, A. (2013): Schutz und Förderung regionaler Agrarprodukte in der EU. In: Praxis Geographie 4/13, S. 40-46 . Mitgliedschaften und Kooperationen Verband der Geographen an deutschen Hochschulen - VGDH Mentor Panel der Commission on the Dynamics of Economic Spaces der International Geographical Union – IGU Landesarbeitsgemeinschaft NRW der Akademie für Raumforschung und Landesplanung – ARL Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Mitherausgeberin der Geographischen Zeitschrift und der Reihe ‚Wirtschaftsgeographie’, LIT-Verlag Promotionen Backhaus, Wolfgang: Netzwerkmanagement für Lernende Regionen am Beispiel des BMBF-Programms "Lernende Regionen - Förderung von Netzwerken (2012) Trienes, Marco: Innovation und Governance über Grenzen? Perspektiven eines grenzüberschreitenden Regionalen Innovationssystems. Das Beispiel der roten Biotechnologie in der Euregio Maas-Rhein (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 11% DFG ohne SFB; 3% Wirtschaft; 22% Kontakt Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie Seminargebäude Wüllnerstr. 5b 52056 Aachen Telefon: 0241-8093640 (Sekretariat: -93645) Fax: 0241-8092309 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.econgeo.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 EU; 64% 37 Chair for scientific computation in terrestrial systems Univ. Prof. Dr.-Ing. Harrie-Jan Hendricks Franssen Personal PS* DS** Professor 1 0 Oberingenieur 0 0 Akademischer Oberrat 0 0 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 6,5 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 0,5 0 Wissenschaftliche Hilfskräfte 0 0 Studentische Hilfskräfte 0 0 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen The chair of „scientific computation in terrestrial systems“ provides MSc courses in the areas of numerical modelling of flow and transport processes in terrestrial systems, environmental data analysis and the improvement of numerical models with help of data. The chair is occupied since September 2009. The research focuses on improving predictions with integrated hydrological models, including the subsurface and surface compartments and the interaction between the atmosphere and the land surface. An objective is also the operational implementation of real-time models to reduce the risk of natural or human hazards. The research is carried out at the research centre Julich, and financed by the Helmholtz association and acquired funding. Schwerpunkte in der Lehre A) Data Analysis in Geosciences Environmental data play a crucial role in environmental sciences. A critical analysis of data sets, detecting structures in complex multivariate data sets and deducing preliminary conclusions on the basis of a purely empirical analysis Forschungsbericht 2012/2013 are of importance for the use of data together with numerical simulations. The data analyses focus on spatial and temporal data sets, using geostatistical techni-ques (variogram estimation, simple kriging, cokriging, MultiGaussian simulation) and time series analysis (in the continuous, discrete and frequency domain). Also basic statistical techniques for exploratory data analysis are discussed. The course “data analysis in the geosciences” is offered for the MSc Applied Geosciences and the MSc Applied Geophysics. B) Flow and transport modeling Models for flow and transport processes in the subsurface can predict the yield of a drinking water well, the migration of a contaminant plume or the amount of recharge that an aquifer receives from rainfall and rivers. This lecture discusses the flow and transport equations and their numerical solutions. The interaction with rivers and methods to calculate recharge from rainfall are also topics of attention. Another important aspect is the uncertainty of the numerical modeling of flow and transport processes and the quantification and reduction of this uncertainty with help of inverse modelling methods. The course “modeling of flow and transport processes” is offered for the MSc Applied Geosciences. Forschungsschwerpunkte A) Land surface modeling The condition of the land surface (for example soil moisture contents) plays an important role in many applications. Soil moisture content is important in regional climate models as soil moisture content plays an important role in the energy partitioning (between sensible, latent and ground heat flux) at the land surface. For flood risk forecasting it is also important to know soil moisture contents, as intensive rainfall on wet soils generates faster surface runoff than on relatively dry soils. The research focuses on an improved characterization of the land surface states and the exchange fluxes of water and energy between the land surface and the atmosphere, at the mesoscale (or catchment scale). The improved characterization of these states and fluxes is heavily focused on the simultaneous assimilation of several data types at different scales: land surface temperature from MODIS, brightness temperature from SMOS, leaf area index from MODIS, latent and 38 sensible heat fluxes measured by the eddy covariance technique, evapotranspiration and groundwater recharge measured by lysimeters, soil moisture contents from TDR and cosmic ray probes, river discharge and groundwater levels. We are developing an integrated multiscale multivariate data assimilation system in combination with integrated subsurface- land surface models. B) Stream aquifer interaction Streams and aquifers show complex interactions in space and time and often aquifers receive considerable amounts of water from streams that infiltrate into the groundwater. At the same time, aquifers support stream flow, especially during longer dry periods. Not only water, but also pollutants, heat and nutrients are exchanged between streams and aquifers. This research line focuses on a better characterization of the exchange fluxes between rivers and aquifers. On one hand, a better process under-standing is aimed at, including coupled modeling of groundwater flow and heat transport, and including the role of riverbed heterogeneity and its modification during flood events. On the other hand, thermal data carry important information on the exchange fluxes between streams and aquifers. The sequential assimilation of thermal data is therefore also expected to yield an improved estimate of exchange fluxes, and groundwater levels and groundwater temperatures. In particular, we focus on the assimilation of temperature data measured by distributed temperature sensing (DTS), using fiber optic cables. C) Parameter identification of groundwater models The prediction of groundwater flow, solute transport and heat transport is strongly affected by uncertainty of hydraulic conductivities. This uncertainty can be modeled and reduced with Monte Carlo based inverse modeling techniques. Often it is assumed that the spatial variability of hydraulic conductivities shows a MultiGaussian distribution. However, there is geological evidence that in natural formations hydraulic conductivity often shows complex NonGaussian patterns. This research aims at generating multiple equally likely realisations of hydraulic conductivity taking into account such geological information, conditioned to time series of piezometric head, concentration and Forschungsbericht 2012/2013 temperature data, and also static data like hydraulic conductivity and porosity. D) Analysis of long-term time series of evapotranspiration Evapotranspiration is difficult to measure. There is therefore also still a large uncertainty on temporal trends in evapotranspiration in different regions of the world. Since about two decades a world-wide network measures evapotranspiration with the eddy covariance technique. However, this time series is still relatively short and affected by systematic and random errors. Lysimeter data give local highly accurate information on evapotranspiration and long time series are available. This project focuses on collecting long time series over the world and analyzing temporal trends in those time series. E) Real-time optimization of irrigation Large parts of the word are affected by scarcity of water resources and agricultural production is strongly dependent on irrigation. It is important that irrigation amount is optimized in order to avoid unnecessary irrigation on one hand and avoid also agricultural production losses. Optimization of irrigation can be achieved by combining model predictions, real-time information about soil water status (or plant stress), weather forecasts from ensemble predictions and an optimization routine which takes into account logistic and economical constraints. Our real-time approach was already tested operationally for citrus fields in Spain, and will be further developed and tested. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) TR-32, subproject C6 (DFG) The condition of the land surface (for example soil moisture contents) plays a key role in the water and energy budget of the vegetation, subsurface and lower atmosphere. An adequate large scale characterization of soil moisture is important to improve weather and hydrological predictions. This subproject focuses on the use of sequential data assimilation techniques to improve the characterization of the land surface. The main focus is on the multi-scale assimilation of soil moisture data, namely point measurements, field scale measurements by cosmic ray probes and larger scale measurements by passive microwave remote sensing techniques. New multi-scale data assimilation 39 techniques have been developed to jointly assimilate these different sources of information and update model parameters. B) Wasserportfolio (HGF-funding) This project focuses like TR-32 on the use of sequential data assimilation techniques to improve the characterization of the land surface. Here the main focus lies on the multivariate data assimilation, which means that various data types are jointly used to improve model predictions. This includes multiscale soil moisture data, multiscale evapotranspiration data (from eddy covariance and lysimeter) and river discharge. C) EXPEER (FP7 project from EU) This project focuses like TR-32 and the Wasserportfolio on the use of sequential data assimilation techniques to improve the characterization of the land surface, but also inverse modelling techniques are considered. This project is primarily focused on upscaling the measured carbon dioxide fluxes from the very small scale to the catchment scale. Measurements which are used for upscaling are net ecosystem exchange fluxes as measured by eddy covariance and leaf area index measured by MODIS. D) AGADAPT (funded by Climate-KIC (EU)) Our task in AGADAPT was focused on the realtime optimization of irrigation. This real-time optimization was done on the basis of model simulations, measurements and meteorological predictions which took into account prediction uncertainty. For the optimization approach, Forschungsbericht 2012/2013 hydraulic and economical constraints were considered as well. The real-time optimization was applied on orange fields close to Valencia (Spain). E) FOR2131 (funded by DFG) The research unit data assimilation will establish a united data assimilation framework for a fully coupled subsurface- land surface- atmosphere model. Our specific project focuses on multivariate data assimilation with the coupled subsurface- land surface model ParFlow-CLM. It is planned to assimilate neutron counts, brightness temperature, land surface temperature, land surface fluxes measured by eddy covariance and leaf area index. A central aspect of the research will be determining data value as function of time of year and the availability of other information. F) Ensemble Kalman Filter zur Parameterschätzung in geklüfteten und fluviatilen geothermischen Reservoiren (funded by DFG) This research is conducted jointly with the group of Prof. Clauser. We try to develop improved methods for parameter identification for coupled flow, solute transport and heat transport in the deep subsurface. In particular, Ensemble Kalman Filter Methods, which can sequentially condition to measurement data will be made more robust for conditions where model states and parameters are Non-Gaussian. The approach is applied on a test site for geothermal reservoirs in France. 40 Ausgewählte Publikationen Bauser, G., H.J. Hendricks Franssen, F. Stauffer, H.P. Kaiser, U. Kuhlmann and W. Kinzelbach. 2012. A Comparison study of two different control criteria for the real-time management of urban groundwater works. Journal of Environmental Management 105, 21-29. Han, X., Hendricks Franssen, H.J., Li, X., Zhang, Y., Montzka, C., Vereecken, H. 2013. Joint Assimilation of Surface Temperature and L-band Microwave Brightness Temperature in Land Data Assimilation. Vadose Zone Journal 12(3). Kessomkiat, W., Hendricks Franssen, H.J., Graf, A., Vereecken, H. 2013. Estimating random errors of eddy covariance data: an extended two-tower approach. Agricultural and Forest Meteorology, 171, 203-219. Kurtz, W., Hendricks Franssen, H.J., Vereecken, H. 2013. Is high resolution inverse characterization of heterogeneous river bed hydraulic conductivity needed and possible? Hydrology Earth System Sciences, 17, 3795-3813. Kurtz, W., Hendricks Franssen, H.J., Vereecken, H. 2012. Identification of time-variant river bed properties with the Ensemble Kalman Filter. Water Resources Research, 48, W10534, doi:10.1029/2011WR011743. Li, L., H. Zhou, J. Gomez-Hernandez and H.J. Hendricks Franssen. 2012. Jointly mapping hydraulic conductivity and porosity by assimilating concentration data via Ensemble Kalman Filter. Journal of Hydrology, 428-429, 152-168. doi:10.1016/j.hydrol.2012.01.037. Schöniger, A., W. Nowak and H.J. Hendricks Franssen. 2012. Parameter estimation by Ensemble Kalman filters with transformed data: Approach and application to hydraulic tomography. Water Resources Research 48, W04502, doi:10.1029/2011WR010462. Stoll, S., Hendricks Franssen, H.J., Bardossy, A. and Kinzelbach, W. 2013. On the relationship between atmospheric circulation patterns, recharge and soil moisture dynamics. Journal of Hydrology 502, 1-9. Mitgliedschaften und Kooperationen EGU (European Geophysical Union) IAH (International Association of Hydrogeologists). AGU (American Geophysical Union) AMS (American Meteorological Society) ETH Zurich, Zurich, Switzerland Danish Hydraulic Institute, Denmark University of Neuchatel, Neuchatel, Switzerland Technical University of Valencia, Valencia, Spain Portland State University, Portand OR, USA University of Stuttgart, Stuttgart, Germany University of Bonn, Bonn, Germany Monash University, Monash, Australia National Centre for Atmospheric Research (NCAR), Boulder CO, USA UC Irvine, Irvine CA, USA Institute for Agronomical Research (INRA), France Wageningen Agricultural University, Wageningen, Netherlands National Centre for Scientific Research (CNRS), Toulouse, France Promotionen Kurtz, Wolfgang: Titel Dissertation: Improved characterization of river-aquifer interactions through data assimilation with the Ensemble Kalman Filter (2013) Kontakt Institut IBG-3, Forschungszentrum Julich GmbH Anschrift Leo Brandtstrasse, 52425 Hülich Telefon: 02461 61 4462 Fax: 02461 61 2518 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.fz-juelich.de/ibg/ibg3/EN/Research/Research%20Topics/Stochastic%20analysis%20of%20terrestrial%20systems/_node.html Forschungsbericht 2012/2013 41 Lehr- und Forschungsgebiet ReservoirPetrologie ralen wird in der Polarisationsmikroskopie gelehrt. Inhalt der MSc-Veranstaltungen ReservoirPetrology und -Geology ist die theoretische und angewandte Einführung in die Eigenschaften und das Verhalten von Reservoiren, Speichern und Reservoir-Gesteinen. B) Georessourcenmanagement (MSc) & Applied Geophysics (MSc) Reservoir-Petrologie Prof. Dr. Christoph Hilgers Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter ¼ 2 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte C) Materialwissenschaften (BSc) Die Polarisationsmikroskopie für Materialwissenschaftler führt in die grundlegenden Arbeitsmethoden ein. Die Methodik dient der einfachen und schnellen Identifikation von verschiedenen Phasen und Gefügen in Werkstoffen. Forschungsschwerpunkte 4 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Lehr- & Forschungsgebiet ReservoirPetrologie, eingebunden in die Energy & Mineral Resources (EMR) Gruppe der Lehreinheit Angewandte Geowissenschaften, beschäftigt sich mit den Eigenschaften von porösen und geklüfteten Reservoir-Gesteinen und deren Änderungen vom mikroskopischen bis zum Reservoir-Maßstab. Mit einer umfassenden Charakterisierung und grundlegenden Experimenten werden Vorhersagen zu Zementationsprozessen in Gesteinen und den damit einhergehenden Stoff- und FluidMigrationen gemacht. Zur Nutzung des Untergrunds werden strategische Analysen zu Reservoiren und Speichern entwickelt. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geowissenschaften (BSc / MSc) In den BSc-Kursen werden die Grundlagen der Gesteine und ihrer Genese (Petrologie), sowie die praktische Arbeit in komplexen Kristallingesteinen behandelt. Die Identifikation von Mine- Forschungsbericht 2012/2013 Die MSc-Kurse Planning-RealizationOptimization sowie Energy Resources Management liefern eine Übersicht des Projektmanagements von der Unternehmensvision bis zur operativen Umsetzung und adressieren geogene Energien und Energiespeicher. In der angewandten und Grundlagenforschung werden unter dem Schlagwort Structural Diagenesis die Veränderungen von Gesteinen und Gesteinseigenschaften auf verschiedenen Skalen analysiert, und mit der Nutzung von Georessourcen mit folgenden Schwerpunkten gekoppelt: Heterogenitäten von Reservoiren Hierzu zählen die zeitlichen und räumlichen Änderungen von Gesteinseigenschaften und hydraulischen Verbindungen, unterstützt durch regionale 3D- Untergrundmodelle; die digitale Erfassung der 3D-Sedimentarchitektur, diskreter Bruchnetzwerke und Porositäts-PermeabilitätsVerteilungen im Gelände; die Analyse und Quantifizierung von Nukleations-prozessen, Zementationsraten und unter-schiedlicher Kristallmorphologien in Brüchen, Poren und Porenhälsen mit Experimenten. Nutzung von Reservoiren & EnergieSystemen Hierzu zählen Portfolio-, Prozeß- und strategische Analysen zu geologischen Energiespeichern und Energiehandel; generelle Prozessoptimierungen und Risikomanagement von Georessourcen. 42 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Tight-Gas Sandsteine Dichte, an der Oberfläche aufgeschlossene Sandsteinanaloge fluviatiler Systeme wurden umfassend charakterisiert und mit aktuellen Explorationsbohrungen verglichen. Eine erste Analyse der Sedimentologie, der Diagnese und der Tektonik zeigt die Rolle der interagierenden Prozesse auf. Insbesondere der Einfluss der Stratigraphie und Tektonik auf die Porositätsverteilungen und mechanischen Gesteinseigenschaften führte zu Erkenntnissen, die zu einer besseren Interpretation der Heterogenitäten im Bohrloch führten. Verteilung von Quarzkörnern (weiß) und Porosität (blau) mit heterogener Verteilung der Porenzemente im Dünnschliff. Reservoir-Heterogenität in Zyklothemen mit dichten, gasführenden Sandsteinen. Realistischer A bstand von Explorations-bohrungen dargestellt durch vertikale, gelbe Linien. B) Kleinskalige Fließbarrieren Ehemalige Wüstensande des Rotliegend, die nun als Gasreservoire in Norddeutschland exploriert werden, wurden im Hinblick auf die Reservoir-Heterogenitäten untersucht. Nicht nur die teilweise zementierte Feinschichtung der Sedimentgesteine, auch die Drucksuturen und Deformationsbänder führen zu erheblichen Anisotropien der Permeabilität. Die Analyse von Bohrkernen und geophysikalischen Bohrlochdaten führte zu einer Genese der Heterogenitäten und deren Skalierung. Dabei können neben geologischen Zeiträumen auch kurzeitige Einflüsse durch Druckänderungen des Reservoirs während der Exploration von Bedeutung sein. C) Grain Coating Die Qualität von siliziklastischen Reservoirgesteinen wird signifikant von der Gegenwart von Tonhäutchen beeinflußt. Je nach Ablagerungsmilieu des Sediments und Diagenese des Gesteins bilden sich unterschiedliche Mineralphasen wie Illit und Chlorit, die unterschiedliche Einfluss auf die Reservoireigenschaften haben können. An Analogen und in Bohrkernen werden die mineralogischen und petrophysikalischen Eigenschaften erfasst und die Reservoirqualitäten numerisch simuliert. Verteilung von Quarzkörnern, Tonhäutchen, Poren und Zementen in einem Reservoir-Sandstein als Grundlage für die Abschätzung der Reservoir Qualitäten. D) Energiespeicher Forschungsbericht 2012/2013 43 Vergleich der Produktions- und Speicherkosten für Wasserstoff und erneuerbares Methan, betrachtet für unterschiedliche Szenarien. Der zunehmende Anteil erneuerbaren Energien führt zu Energie-Überschüssen, die Zwischenspeicher benötigen. Durch Power-to-Gas (P2G) kann die überschüssige Energie zu Wasserstoff und Methan konvertiert und bei Bedarf im geologischen Untergrund gespeichert werden. Neben klassischen Poren- und Kavernenspeichern werden alternative Speicheroptionen betrachtet, und die Kosten abgeleitet. Basierend auf der NPV-Methode und unter Berücksichtigung der Unsicherheiten werden verschiedene Szenarien berechnet und die kritischen Parameter identifiziert, die für einen ROI der betrachteten Modelle notwendig sind. Bei Methan bietet sich die Speicherung in Pipelines an, während Wasserstoff in Salzkavernen am ökonomischsten gespeichert werden kann. Grundsätzlich wären für die betrachteten Modelle festgesetzte Einspeise-tarife von 10-13 ct/kWh notwendig. Ausgewählte Publikationen Hufe, A., Stanjek, H., Hilgers, C.; "Diffusion-controlled cementation experiments in porous rock analogs using potash alum and halite"; 2013; DGMK Lun, L., Dunn, P., Stern, D., Oyerinde, A., Chorneyko, D., Stewart, J., Fowler, K., Nollet, S.; "A Procedure for Integrating Geologic Concepts into History Matching"; 2012; SPE 159885-PP Nollet, S., Kleine Vennekate, G.J., Giese, S., Vrolijk, P., Urai, J.L., Ziegler, M.; "Localization patterns in sandbox-scale numerical experiments above a normal fault in basement"; 2012; Journal of Structural Geology 39 (2012) 199-209 Steindorf, P., Hoehne, M., Koehrer, B., Becker, S. Hilgers, C.; "Structural Diagenesis in Upper Carboniferous Tight Gas Sandstones – Lessons learned from the Piesberg analog study"; 2013; DGMK Mitgliedschaften und Kooperationen AAPG – American Association of Petroleum Geologists AKR e.V. – Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie ASQ – American Society for Quality FGS – Fellow of the Geological Society GV – Geologische Vereinigung SPE – Society of Petroleum Engineers Wintershall, RWE DEA, Siemens, DMT Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 20% Kontakt EMR │ Energy- & Mineral Resources Group Lehr- & Forschungsgebiet Reservoir-Petrologie Wüllnerstr. 2 Telefon: +49 241 80 98271 Fax: +49 241 80 92201 E-Mail: [email protected] Homepage: www.emr.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 3% Wirtschaft; 77% 44 Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie und Geologisches Institut Geologisches Institut Univ.-Prof. Peter A. Kukla, Ph.D. Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat 2 Wissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 6,5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 2 Studentische Hilfskräfte 64 4 *PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Geologische Institut ist eingebunden in die Energy and Mineral Resources (EMR) Gruppe der Lehreinheit Angewandte Geowissenschaften. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geowissenschaften (B.Sc. / M.Sc.) Ziel des Studienganges ist die Vermittlung von geowissenschaftlichen Grundlagen und berufsqualifizierenden Kenntnissen in den Vertiefungsrichtungen Ingenieurgeologie-Hydrogeologie-Geophysik, Geomaterialien und GeologieGeochemie-Lagerstätten. Der Lehrstuhl ist vor allem bei der Vermittlung der geologischen Grundlagen, der regionalen Geologie mit Geländeausbildung und der Sedimentologie im Bachelorstudiengang involviert. Im Masterstudiengang bilden Schwerpunkte der Lehre in der Vertiefungsrichtung „Energy and Mineral Resources“ Spezialisierungsangebote in den Bereichen Reservoirgeologie, Petroleumtechnologie, Forschungsbericht 2012/2013 Sedimentologie, Seismik, Geologische Modellierung, Portfolio Management und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Kohlenwasserstofflagerstätten. B) Georessourcenmanagement (B.Sc. / M.Sc.) Die Qualifizierung der Studierenden in diesem Studiengang zielt auf die Erlangung von Kompetenzen in betriebs- und rohstoffwirtschaftlichen, aber auch rohstoffpolitischen Themen. Der Lehrstuhl ist vor allem bei der Vermittlung der geologischen Grundlagen mit Geländeausbildung im Bachelorstudiengang involviert. Im Masterstudiengang bilden Schwerpunkte der Lehre Spezialisierungsangebote in der Vertiefungsrichtung „Energy and Mineral Resources“ in den Bereichen Reservoirgeologie, Petroleumtechnologie, Seismik, Geologische Modellierung, Portfolio Management und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Kohlenwasserstofflagerstätten. C) Nebenfachstudienangebote Module der beiden oben genannten Studiengänge werden als Nebenfach für ingenieurwissenschaftliche (Maschinenbau, Umweltingenieurwissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen) und naturwissenschaftliche (Biologie, Mathematik) Studiengänge angeboten. Forschungsschwerpunkte A) Reservoirgeologie Die integrierte, geowissenschaftliche Analyse von Reservoiren (Speichergesteinen) stellt weltweit für die Rohstoffaufsuchung und –gewinnung ein zentrales Thema dar. Die Reservoirgeologie stützt sich methodisch auf Labormethoden (Petrologie, Diagenese, Petrophysik), Feldstudien (ReservoirAnalogstudien) und numerische Modellierungsverfahren. Hierzu finden fortlaufende Forschungsprojekte mit Industriepartnern und Landesbehörden zu den Themen dichte Gaslagerstätten („Tight Gas“ und Flözgas), zyklische Speicherung verschiedener Träger von Primärenergie (Wasserstoff, Methan, Stickstoff u.a.), Kapazität von Poren- und Salzkavernenspeichern und zur Salzgeodynamik statt. B) Sedimentologie (Karbonate, Klastika, Evaporite) Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Analyse und Interpretation rezenter und fossiler Sedimente und Sedimentgesteine und deren Ab- 45 lagerungsräume mit Hilfe sedimentologischer und geophysikalischer Methoden. Ein wichtiges Forschungsfeld am Institut ist dabei die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Karbonat- und Evaporitsedimenten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der labor- und simulations-gestützten Modellierung von Ablagerungsund Diageneseprozessen bei der Bildung und Nutzung von Kohlenwasserstoff-Reservoiren. C) Seismische Interpretation, Geologische Modellierung Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Interpretation und Analyse multi-dimensionaler seismischer Daten aus sedimentären Becken, an passiven und aktiven Kontinentalrändern und in Falten- und Überschiebungsgürteln. Den Forschungsarbeiten ist die Integration einer Vielzahl geologischer and geophysikalischer Oberflächen- und Untergrunddaten in statischen und dynamischen geologischen Modellen gemeinsam, anhand derer tektonische und sedimentäre Prozesse qualitativ beschrieben und quantitativ erfasst werden können. Ein wichtiger Aspekt für die Arbeitsgruppe „Seismische Interpretation und Geologische Modellierung“ ist die inner- sowie außeruniversitäre Vermittlung der erarbeiteten Forschungsergebnisse an Studenten, Wissenschaftler, Industrie und die Öffentlichkeit. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) DFG-Projekt „Synsedimentary Faults“ Das Vorkommen schwerkraft-gesteuerter, synsedimentärer Abschiebungen und der damit verbundenen syn-tektonischen Stratigraphie ist an vielen Orten der Erde dokumentiert, und steht dort häufig im Zusammenhang mit dem Vorkommen wichtiger KohlenwasserstoffLagerstätten. Bisher haben sich nur wenige Forschungsarbeiten mit der Analyse des Zusammenspiels von Tektonik und Sedimentation dieser Systeme auseinandergesetzt; daher sind wichtige Aspekte der Entwicklung dieser Systeme derzeit nur unzureichend geklärt. Dies betrifft insbesondere ein begrenztes Verständnis 1) der relativen Bedeutung der HauptSteuerungsfaktoren für synsedimentäre Störungsaktivität und syntektonische Ablagerung, sowie die Möglichkeit der Quantifizierung dieser Faktoren; 2) der Mechanismen, die die Anlage, Aktivität sowie die Aufgabe großmaßstäb- Forschungsbericht 2012/2013 licher, störungskontrollierter Ablagerungszentren kontrollieren; dies schließt auch die strukturelle Konfiguration und räumlich-zeitliche Entwicklung syn-sedimentärer Störungen ein; und 3) der Möglichkeit der Vorhersage lithologischer Eigenschaften der tektonisch-stratigraphischen Systeme anhand geophysikalischer Untergrunddaten bei fehlender Bohrungs- oder Aufschluss-Kontrolle. Das DFG-geförderte Projekt trägt zur Klärung dieser Aspekte mit Hilfe einer Kombination geologischer Geländearbeiten, Fernerkundungsanalysen und 2D/3D seismischen Interpretationen bei. B) DFG SPP 1375 „SAMPLE“ Das mehrjährig angelegte Projekt vergleicht im Rahmen des Schwerpunktprogramms SAMPLE (South Atlantic Margin Processes and Links with onshore Evolution) anhand hochauflösender Industrieseismik die Kohlenwasserstoffführenden Kontinentalränder im Seegebiet vor Brasilien (Pelotas, Santos und Campos Becken) und im südlichen Afrika vor Namibia und Angola (Namibe, Benguela, Kwanza Becken). Die Arbeiten und Ergebnisse haben für die wichtigen Kohlenwasserstoffprovinzen beiderseits des Atlantiks eine wirtschaftliche Bedeutung. Im Projekt werden die Steuerungsfaktoren der post-breakup Kontinentalrandentwicklung und damit die initiale strukturelle Konfiguration des Kontinentalrandes, die Subsidenzgeschichte, die Sedimentationsgeschichte (Sedimenteintrag, Sedimentverteilung, Sedimenttyp) sowie Veränderungen des Meeresspiegels über die Zeit herausgearbeitet. Die Integration, Quantifizierung und relative Gewichtung des Einflusses dieser Steuerungsfaktoren in den unterschiedlichen Kontinentalrand-Segmenten wird mit Hilfe einer tektonisch-stratigraphischen Restoration ermittelt. C) DFG Projekt „Interne Salzstrukturen“ Die dreidimensionale Geometrie von Salzstöcken mit Faltungen und Boudinage kompetenter Evaporitlagen, Scherzonen, Fluideintrag und Fluidüberdrücken sind lediglich von einigen Untertagesalzbergwerken (und Endlagerstandorten) sowie wenigen Aufschlüssen an Salzstöcken, aber auch aus seismischen Daten und Bohrungen bekannt. Trotzdem werden große Salzkörper in 3D-seismischen Studien meist als strukturlose, homogene Masse gezeigt. In diesem Post-Doc („Eigene Stelle“) Projekt sollen 46 deshalb die Internstrukturen von Salzkörpern am Beispiel der Zechstein-Sequenzen in 3D Reflexionsseismikdaten der nördlichen Niederlande anhand der seismisch aufgelösten Reflektoren des Z3 Hauptanhydrits und des Plattendolomits untersucht werden. Eine vorbereitende Machbarkeitsstudie zeigt, dass salzinterne Strukturen mithilfe von Reflektoren in moderner 3D-Seismik kartiert werden können. Eine detaillierte Kartierung und Interpretation wird demnach das Verständnis der Internstrukturen in Salzkörpern vertiefen. Die Ergebnisse werden mit kinematischen Rekonstruktionen der unterund überlagernden Sedimentpakete kombiniert, was die Definition von wichtigen Parametern für Modelle der Salzdynamik im Zechstein ermöglicht. Die Rheologie der Evaporite wird aus Literaturwerten ermittelt und mit analogen Messreihen und numerischen Rekonstruktionen verglichen. Die Ergebnisse werden dann mit Geländebeobachtungen und der Seismikinterpretation abgeglichen. Das Ziel der Studie ist ein verbessertes Verständnis des Zusammenwirkens wichtiger Prozesse in Salzkörpern, z.B. (i) der Initiierung und Dynamik der Salztektonik, (ii) der Entwicklung von salzinternen Strukturen durch bruchhafte und duktile Deformation kompetenter Lagen, (iii) die Kopplung salzinterner Prozessen mit denen der Sedimente im Liegenden und Hangenden, und (iv) die Auswirkung der geschichteten EvaporitRheologie auf die strukturelle Entwicklung. Diese Studie wird außerdem einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Methoden zur Vorhersage salzinterner Strukturen vor dem Bohren und der Anlage von Untertagebergwerken liefern. D) EU Projekt (7. RP) „Blue Mining“ Das im Februar 2014 begonnene Projekt wird im Teilprojekt 3 (WP3) durch die Institute Bergbaukunde 1 und das Geologische Institut gemeinsam bearbeitet. Das übergeordnete Projektziel ist eine wirtschaftliche Machbarkeitsstudie zur umweltverträglichen Exploration und Förderung von Eisen-Mangan Knollen und Krusten und von Massivsulfiderzen im tiefen ozeanischen Bereich. Mit dem Hintergrund einer fundierten geologischen Lagerstätten-Evaluierung mittels numerischer Reservoirmodelle sollen ökonomische Fallbeispiele mit Sensitivitätsparametern auf Basis bereits vorhandener und neu gewonnener Daten gerechnet werden. Forschungsbericht 2012/2013 E) NW-Schelf Australien Das Browse Basin (Nord West Schelf, Australien) erlaubt einen außergewöhnlich guten Einblick in die eozäne bis rezente Entwicklung eines Karbonatschelfs von einer Kaltwasser-Karbonatrampe zu einer tropischen Karbonatplattform. Ein umfassender Datensatz hochauflösender 3D-Reflektionsseismik, regionaler 2D-Reflektionsseimik sowie geophysikalischen Messungen und Probenmaterial aus Industriebohrungen spiegelt diese Entwicklung wieder. Die drittmittelgeförderten Forschungsarbeiten im Meeresgebiet vor NW Australien werden insgesamt zu einem besseren Verständnis der internen Architektur und der äußeren Form von Kaltwasserund tropischen Karbonatplattformen beitragen, und dabei helfen, die sedimentäre Dynamik dieser beiden unterschiedlichen Systeme zu klären. F) Klimaforschung Etwa Zweidrittel der Weltbevölkerung Leben in den Ländern um den indischen Ozean. Die Demographie prognostiziert ein schnelles Bevölkerungswachstum in dieser Region. Wirtschaftlich sind fast alle dieser Länder von der Landwirtschaft abhängig, und reagieren sehr empfindlich auf Dürren oder Überschwemmungen. Im Rahmen des drittmittelgeförderten Projekts „Orbitalparameter, Ozean-Atmosphäre Wechselwirkungen und Nährstoffgehalt im Indischen Ozean vom mittleren Holozän bis heute“ soll herausgearbeitet werden, wie der Monsun, der das Klima im Indischen Ozean bestimmt, auf den zukünftigen Klimawandel reagieren wird. Dieses Projekt konzentriert sich auf die Rekonstruktion des Systems Indischer Ozean/Monsun vom mittleren Holozän bis heute mit Hilfe von geochemischen Proxy-Daten aus Korallen. Holozäne Korallen sind besonders gut geeignet, um die Dynamik des indischen und afrikanischen Monsuns zu untersuchen. Der Monsun ist ein saisonales Klima-Phänomen und Korallen ermöglichen eine genaue Rekonstruktion der Saisonalität. Im Verlauf des Holozäns führten Änderungen der Insolation zu Änderungen in der Saisonalität die Ähnlichkeiten mit heute beobachteten Klima-Anomalien aufweisen. Das Projekt verfolgt einen Multi-Proxy Ansatz, um Oberflächenwasserparameter (z.B. Sr/Ca: Meerwasseroberflächentemperatur) mit der Thermoklinenvariabilität zu verknüpfen (Stickstoffisotope: Auftrieb). So können die Ozean- 47 Atmosphäre-Wechselwirkungen im Indischen Ozean erfasst werden. Derzeit wird das Projekt durch die Japan Society for the Promotion of Science unterstützt. Bei der DFG wurde zudem ein Heisenberg-Stipendium beantragt. Ausgewählte Publikationen Antrett, P.; Vackiner, A.; Kukla, P..; Klitzsch, N.; Stollhofen, H.: Impact of arid surface megacracks on hydrocarbon reservoir properties. In: AAPG Bulletin. - Tulsa, Okla. : AAPG 96 (2012) 7, S./Art.: 1279-1299 Fazli Khani, H.; Back, S.: Temporal and lateral variation in the development of growth faults and growth strata in western Niger Delta, Nigeria. In: AAPG Bulletin. - Tulsa, Okla. : AAPG. - ISSN: 0149-1423. - 96 (2012) 4, S./Art.: 595-614 Felis, T.; Merkel, U.; Asami, R.; Deschamps, P.; Hathorne, E. C.; Kölling, M.; Bard, E.; Cabioch, G.; Durand, N.; Prange, M.; Schulz, M.; Cahyarini, S. Y.; Pfeiffer, M.: Pronounced interannual variability in tropical South Pacific temperatures during Heinrich Stadial 1. In: Nature Communications - 3 (2012), S./Art.: 965 Masoumi, S.; Reuning, L.; Back, S.; Sandrin, A.; Kukla, P.: Buried pockmarks on the Top Chalk surface of the Danish North Sea and their potential significance for interpreting palaeocirculation patterns. In: International Journal of Earth Sciences : GR, 1432-1149, 1437-3254. - 2013 (2013), S./Art.: 16 S. Online-First Müther, D.; Back, S.; Reuning, L.; Kukla, P.; Lehmkuhl, F.: Middle Pleistocene landforms in the Danish Sector of the southern North Sea imaged on 3D seismic data. In: Glaciogenic reservoirs and hydrocarbon systems / Ed. by M. Huuse et al. - London : Geological Society, 2012. Special publications 368, 2041-4927, S./Art.: 111-127 Rosleff-Soerensen, B.; Reuning, L.; Back, S.; Kukla, P.: Seismic geomorphology and growth architecture of a Miocene barrier reef, Browse Basin, NW-Australia. In: Marine and Petroleum Geology 29 (2012) 1, S./Art.: 233-254 Strozyk, F.; van Gent, H. W.; Urai, J.; Kukla, P.: 3D seismic study of complex intra-salt deformation : an example from the Upper Permian Zechstein 3 stringer, western Dutch offshore. In: Salt Tectonics, Sediments and Prospectivity. - Edinburgh : Scottish Academ. Press, 2012. - (Special publication / the Geological Society, London ; 363). S./Art.: 489-501 Vackiner, A.; Antrett, P.; Strozyk, F.; Stollhofen, H.; Back, S.; Kukla, P.: Reconstructing the Upper Permian sedimentary facies distribution of a tight gas field in Central Europe on the basis of a modern analog field study in the Panamint Valley, western U.S.. In: Geosphere.Boulder, Colo. : GSA - 8 (2012) 5, S./Art.: 1129-1145 Mitgliedschaften und Kooperationen Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie (AKR) Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) Deutsche Gesellschaft für Mineralöl und Kohle (DGMK) Geologische Vereinigung (GV) German University of Technology in Oman (GUtech) Nederlandse Aardolie Maatschappij (NAM) Petroleum Development Oman (PDO) Petroleum-Geoservices (PGS) Schlumberger International Wintershall Holding GmbH Promotionen Müther, Dagmar: Quaternary history and development of the western Danish North Sea sector dispayed on 3D seismic (2012) Becker, Stephan: Reservoir Quality in the A2C-Stringer interval of the late Neoproterozoic Ara-Group of the South Oman Salt Basin: Diagenetic relationships in space and time (2013) Fazli Khani, Hamed: Three-dimensional analysis of syndepositional faulting and synkinematic sedimentation, Niger Delta, Nigeria (2012) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt EMR – Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie und Geologisches Institut Wüllnerstr. 2 52072 Aachen Telefon: +49 241 8095720 Fax: +49 241 80 92151 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.emr.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 16% Wirtschaft; 24% DFG ohne SFB; 60% 48 Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie (PGG) mit dem Lehr- und Forschungsgebiet Ton- und Grenzflächenmineralogie durchgeführt. C) M.Sc. Angewandte Geographie Univ. Prof. Dr. rer. nat. F. Lehmkuhl Personal PS* Professor 1 Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 Studentische Hilfskräfte 7 DS** Im Masterstudium der Angewandten Geographie werden die Kernmodule Landschaftssystemanalyse und Fernerkundung angeboten. In der Landschaftssystemanalyse wird den Studierenden eine Einführung in die grundlegenden Konzepte, Arbeitsweisen und Fragestellungen der Landschaftssystemanalyse vermitteln. In der Fernerkundung wird ein Überblick über Methoden und Anwendungsbereiche gegeben und die Analyse komplexer geographischer Räume mit Hilfe digitaler und analoger Satellitenbilder praktisch durchgeführt. Forschungsschwerpunkte 14 4 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Der Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie (PGG) behandelt in Lehre und Forschung angewandte und grundlegende Fragen der Landschaftsentwicklung. Methodische Schwerpunkte bilden sedimentologischbodenkundliche Analyseverfahren, fernerkundliche Untersuchungsmethoden und geomorphologische Forschungsansätze. Besonderer Wert wird auf interdisziplinäre Ansätze gelegt, die sich in der langjährigen Zusammenarbeit mit Institutionen der nationalen und internationalen Forschungslandschaft sowie außeruniversitärer Partner widerspiegelt Schwerpunkte in der Lehre A) B.Sc. Angewandte Geographie / BA Geographie A) Geomorphologie und Sedimentologie Detaillierte geomorphologische Kartierungen auf Basis von Geländearbeiten sowie mit hochauflösenden digitalen Geländemodellen und die Rekonstruktion von geomorphologischen Prozessketten stehen im Focus des Lehrstuhls. In der Arbeitsgruppe werden auf Basis moderner Messtechnik (u.a. Laserbeugung) detaillierte methodische Forschungsarbeiten zur Sedimentologie durchgeführt. B) Paläoklimatologie und Geoarchäologie In verschiedenen Regionen der Welt führt der Lehrstuhl Untersuchungen zur paläoklimatischen Entwicklung und Geoarchäologie durch. Diese Arbeiten dienen dem tieferen Verständnis des klimatischen Systems und seiner Einflussfaktoren sowie der Mensch-Umweltbeziehung vor allem von der Eiszeit und bis in die Gegenwart. Der Lehrstuhl ist an diesen Studiengängen mit den Grundvorlesungen Geomorphologie und Boden- und Biogeographie sowie der Vorlesung Kartographie beteiligt. Neben Seminaren werden u.a. Projektstudien und Exkursionen mit praxis- und forschungsrelevanten Inhalten durchgeführt. B) B.Sc. Georessourcenmanagement Im Rahmen dieses Studienganges wird die Vorlesung Boden- & Biogeographie angeboten. Darüber hinaus wird als Wahlpflichtmodul im 5. und 6. Semester das Modul Boden gemeinsam Forschungsbericht 2012/2013 49 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) SPP 1372 Monsunentwicklung am nördlichen Rand des Tibet Plateaus Das Projekt ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Schwerpunktprogramms TIP (SPP 1372 Tibetan Plateau: Formation – Climate – Ecosystems) und befasst sich mit der Rekonstruktion der quartären Klima- und Landschaftsentwicklung auf dem nördlichen Tibet Plateau. Ziel des Projektes ist es, die unterschiedlichen Landformungsprozesse zu verstehen und Rückschlüsse auf die Klimaeinflüsse zu ziehen. Besonders Augenmerk liegt hierbei auf der Untersuchung der Westerlies, des Südasiatischen Monsuns und des Ostasiatischen Monsuns. Das Konzept umfasst die Bearbeitung von zwei See-Einzugssystemen mit unterschiedlichen klimatischen Einflüssen bei ähnlichen Einzugsgebieten. Alle zwei Einzugsgebiete weisen voll entwickelte Sedimentkaskaden von den Gletschern bis zum See auf (s.a.: http://www.pgg.rwth-aachen.de/tip). Das Projekt befindet sich zurzeit in der finalen Phase mit der Auswertung der vergangenen Forschungsexpeditionen. B) SPP 1372 Monsoonal variations and climate change during the late Holocene derived from tree rings and glacier fluctuations Das seit Oktober 2010 in Kooperation mit dem Team von Prof. A. Bräuning (Universität Erlangen) laufende DFG-Projekt (ebenfalls eingebunden in das SPP 1372) hat die Erforschung der monsunalen Variationen und des Klimawandels im Spätholozän im östlichen Nyainqêntanglha Shan (Südost Tibet) zum Ziel. Hierzu werden in einem Multiproxykonzept geomorphologische und sedimentologische Analysen holozäner Gletschersettings durchgeführt und mit dendrochronologischen Befunden kombiniert. C) BMBF CAME Im Juli 2011 startete das vom BMBF geförderte Projekt „Supra-regional signal pathways and long-time archives: Quaternary monsoon dynamics at the northern margin of the Tibetan Plateau”. Die Untersuchungsgebiete umfassten den nördlichen Teil des abflusslosen Gaxun-NurBeckens und den Qilian Shan-Gebirgszug am Nordostrand des Tibetplateaus. Erste Analysen zeigen ein komplexes räumliches Muster der Sedimentverteilung. Dieses Muster lässt sich auf Forschungsbericht 2012/2013 unterschiedliche Windsysteme in dem Raum zurückführen. Im nächsten Schritt werden nun die Stärken der Windsysteme im Laufe der letzten 20.000 Jahre rekonstruiert. D) SFB 806 „Our Way to Europe” Die Arbeiten im Rahmen des Teilprojektes „B1 The „Eastern Trajectory“: Last Glacial Palaeogeography and Archaeology of the Eastern Mediterranean and of the Balkan Peninsula“, ein zentrales Arbeitsgebiet im Sonderforschungsprojekt 806 „Our Way to Europe“ (www.sfb806.de), konzentrierten sich im Jahre 2012/2013 auf Feldkampagnen mit geoarchäologischen Prospektionen, der Dokumentation terrestrischer Archive und Probennahmen, sowie auf weiterführende Auswertungen der Laborergebnisse für internationale Publikationen. Hierbei arbeiten Mitarbeiter des Lehrstuhls in enger Kooperation mit Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität zu Köln zunächst räumlich in zwei Arbeitsgebieten: Der Levante (Jordanien) und Osteuropa (Rumänien und Serbien). Einer der Schwerpunkte der ersten Antragsphase bis 2013 lag auf einem Projekt zur spätpleistozänen Landschaftsrekonstruktion im südlich von Petra gelegenen Wadi Sabra. Erste sedimentologische und geochemische Untersuchungen im Kontext mit mittel- bis jungpaläolithischen Besiedlungen deuten darauf hin, dass die klimatischen Bedingungen in der südlichen Levante zum Ende des Pleistozäns zumindest temporär günstigere Lebensbedingung vorhielten, als dies rezent der Fall ist. Das Untersuchungsgebiet könnte somit als Refugialraum des anatomisch modernen Menschen gedient haben, eine These, die es weiterhin mit Labordaten und Literaturvergleichen zu verifizieren gilt. Am Anfang der seit Juli 2013 bewilligten zweiten Projektphase steht die weitere Datenauswertung mit einer Erweiterung und Konzentration auf Mittel- und Osteuropa. Es wurden erste Erkundungsfahrten nach Ungarn und SüdSerbien sowie in den Elsass durchgeführt. 50 Tongrube in Ruma (Serbien) mit Lössablagerung und deutlichem Paläoboden E) Niederrhein und Wurmtal Die beiden Promotionsprojekte „Geoarchäologische Rekonstruktion der Landschaftsgenese im Gebiet der Niederrheinischen Lössbörde - Erfassung und Differenzierung der natürlichen und anthropogenen Reliefentwicklung der letzten 6000 Jahre“, gefördert durch die Stiftung Archäologie im Rheinischen Braunkohlenrevier und „Geoarchäologische Erfassung des holozänen Landschaftssystemwandels am Beispiel der Nordeifel - Abschätzung des menschlichen Einflusses auf fluviale Systeme des Mittelgebirgsraum am Beispiel der Urft nahe Nettersheim“, konnte der Einfluss römischer Landnutzung auf unterschiedliche Landschaftseinheiten sowie die morphologischen Aktivitätsphasen der Frühen Kaiserzeit (1. Jhd.) erarbeitet und quantifiziert werden. Das durch einen Seed-Fund der RWTH Aachen University geförderte Projekt Fluviale Morphodynamik in einer bergbaulich beeinflussten Region am Beispiel der Wurm (OPSF195) bearbeitet die Veränderungen der natürlichen Morphodynamik eines Flusses unter dem Einfluss des Menschen in Form von bergbaulich induzierten Subsidenzen (Bergsenkungen) sowie das durch Mühlenstaue und Querbauwerke veränderte Erosions- und Akkumulationsverhalten. Das interdisziplinäre Projekt in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Forschungsbericht 2012/2013 Lagerstätten des Erdöls und der Kohle sowie dem Institut und Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft soll diese Veränderungen einerseits durch physikalische und numerische Modellierung der Subsidenzeffekte auf das Gewässer sowie andererseits durch die Rekonstruktion der Belastungshistorie der Sedimente mit Kontaminanten aus Industrie und kommunaler Einleitung quantifizieren. Der geomorphologisch-sedimentologische Ansatz wird dabei ergänzt durch die Expertise der Projektpartner aus dem Bereich der (Umwelt)Geochemie sowie Gewässermodellierung. Die heutigen Flusssysteme werden dabei als „humanized fluvial systems“ angesehen, deren natürliches Prozessgeschehen in hohem Maße durch menschliche Aktivität, respektive direkte und indirekte anthropogene Eingriffe, überprägt ist. Der Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung seit Beginn der Technosphäre im Bereich des Mittellaufs der Wurm folgt im weiteren Projektverlauf die Ausweitung auf den Unterlauf mit einem Fokus auf der räumlichen und zeitlichen Verbreitung von Schadstoffen unterschiedlicher Quellen, die durch Hochwasserereignisse remobilisiert werden. Die kulturraumspezifische Industriekultur, ein hohes Maß an Versiegelung sowie die Größe des Einzugsgebietes bieten hervorragende Möglichkeiten zur Rekonstruktion der zielrelevanten Parameter. Das Einzugsgebiet der Wurm mit verschiedenen morphologisch wirksamen anthropogenen Eingriffen und unterschiedlichen (bisher unspezifizierten) Schadstoffquellen. 51 Ausgewählte Publikationen Bertrams, M., Protze, J., Löhrer, R., Schyle, D., Richter, J., Hilgers, A., Klasen, N., Schmidt, C., Lehmkuhl, F. (2012): Multiple environmental change at the time of the Modern Human passage through the Middle East – First results from geoarchaeological investigations on Upper Pleistocene sediments in the Wadi Sabra (Jordan). Quaternary International 274, 55-72. Felauer, T., Schlütz, F., Murad, W., Mischke, S., Lehmkuhl, F. (2012): Late Quaternary climate and landscape evolution in arid Central Asia: a multidisciplinary research of lake archive Bayan Tohomin Nuur, Gobi desert, southern Mongolia. Journal of Asian Earth Sciences 48 125–135. Fischer, P., Hilgers, A., Protze, J., Kels, H., Lehmkuhl, F., Gerlach, R. (2012): Formation and Geochronology of Last Interglacial to Lower Weichselian loess/palaeosol sequences – case studies from the Lower Rhine Embayment, Germany. Quaternary Science Journal / Eiszeitalter und Gegenwart, 61: 48-63. IJmker, J., Stauch, G., Dietze, E., Hartmann, K., Diekmann, B., Lockot, G., Opitz, S., Wünnemann, B., Lehmkuhl, F. (2012): Characterisation of transport processes and sedimentary deposits by statistical end-member mixing analysis of terrestrial sediments in the Donggi Cona lake catchment, NE Tibetan Plateau. Sedimentary Geology 281:166-179. Lehmkuhl, F. (2012): Holocene glaciers in the Mongolian Altai: an example from the Turgen-Kharkhiraa-Mountains. Journal of Asian Earth Sciences 52, 12–20. Lehmkuhl, F., Hülle, D., Knippertz, M. (2012): Holocene geomorphic processes and landscape evolution in the lower reaches of the Orkhon River (northern Mongolia). - Holocene geomorphic processes and landscape evolution in the lower reaches of the Orkhon River (northern Mongolia). Catena 98, 17-28. Löhrer, R., Bertrams, M., Eckmeier, E., Protze, J., Lehmkuhl, F. (2013): Mapping the distribution of weathered Pleistocene wadi deposits in Southern Jordan using ASTER, SPOT-5 data and laboratory spectroscopic analysis. Catena 107: 57-70. Stauch, G., IJmker, J., Pötsch, S., Zhao, H., Hilgers, A., Diekmann, B., Dietze, E., Hartmann, K., Opitz, S., Wünnemann, B., Lehmkuhl, F. (2012): Aeolian sediments on the north-eastern Tibetan Plateau. Quaternary Science Reviews 57:7184. Mitgliedschaften und Kooperationen IALE (International Association for Landscape Ecology) Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft Niederlande: VU University of Amsterdam BGRG (British Geomorphological Research Group) USA: Department of Geology, University of Cincinnati Deutsche Gesellschaft für Geographie China: NICE, Nanjing University Arbeitskreis Geomorphologie China: Salt Lake Institute, Xining DEUQUA (Deutsche Quartärvereinigung) Promotionen Borchardt, Holger: Einfluss periglazialer Deckschichten auf Abflusssteuerung am Beispiel des anthropogen überprägten Wüstebaches (Nationalpark Eifel) (2013) Lucas, Mario Konstantin: Energiekonsum und Umweltänderungen im ländlichen China. Am Beispiel von drei Landkreisen in Zentralchina (Pingyi), in der Inneren Mongolei (Zhenglanqi) und in Tibet (Taktse) (2013) Bertrams, Manuel: Late Quaternary landscape evolution in the Wadi Sabra (Jordan) based on sedimentological and geochemical investigation Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Lehrstuhl für Physische Geographie und Geoökologie RTWH Aachen Wüllnerstr. 5b 52056 Aachen Telefon: +49 241 8096460 Fax:+49 241 8092460 E-Mail: [email protected] Homepage: www.pgg.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 5% Sonstige; 14% BMBF; 14% DFG ohne SFB; 67% 52 Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Lagerstätten des Erdöls und der Kohle Univ.-Prof. Dr.rer.nat Ralf Littke Personal PS* DS** Professor 2 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 13 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 4 1/4 Wissenschaftliche Hilfskräfte 4 Studentische Hilfskräfte 33 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Der Lehrstuhl für Geologie, Geochemie und Lagerstätten des Erdöls und der Kohle lehrt und forscht auf dem Gebiet Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas, Erdöl und Kohle. Im Mittelpunkt stehen geochemische, geologische und petrophysikalische Fragestellungen und Untersuchungsmethoden, kombiniert mit der Anwendung numerischer Simultationsprogramme. Die organischgeochemischen Methoden werden darüber hinaus zur Untersuchung wichtiger umweltanalytischer Fragestellungen eingesetzt. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geowissenschaften (Bachelor / Master) Angewandte Geowissenschaften ist ein naturwissenschaftlicher Studiengang, der mit dem Bachelor of Science (Regelstudienzeit 6 Semester) und daran anschließend mit dem Master of Science (Regelstudienzeit 4 Semester) abgeschlossen wird. Das Studienangebot umfasst im Bereich des Bachelor die Einführung in die organische Geochemie inklusive Praktika und Übungen, die Erdöl- und Erdgasgeologie sowie die Umweltgeochemie. Im Bereich des Master werden insbesondere für den Bereich der Umweltgeochemie und der Erdöl-, Erdgas-, und Forschungsbericht 2012/2013 Kohlegeologie und Geochemie vertiefende Veranstaltungen angeboten. Erdöl, Erdgas und Kohle stellen nach wie vor mehr als ¾ der Energieversorgung, weltweit wie auch in Deutschland, zur Verfügung. B) Georessourcenmanagement (Bachelor / Master) Georessourcenmanagement ist ein Studiengang, der neben dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt auch wirtschafts- und ingenieurwissenschaftliche Elemente aufweist. Hier führt der Lehrstuhl neben den naturwissenschaftlichen Fächern, die bereits unter Angewandte Geowissenschaften aufgeführt sind, auch Veranstaltungen zu ökonomischen und technischen Aspekten im Bereich des Erdöls, des Erdgases und der Kohle durch. Forschungsschwerpunkte A) Organische Petrologie / Kohlenpetrologie Im Bereich der Organischen Petrologie/Kohlenpetrologie werden Untersuchungen zur thermischen Reife (Vitrinitreflexion, spektrale Infrarotmessungen) an mikroskopisch kleinen organischen Partikeln durchgeführt. Diese Untersuchungen dienen der Bestimmung der Temperaturgeschichte von Sedimentgesteinen im Allgemeinen und Erdöl/ErdgasMuttergesteinen im Besonderen. Darüber hinaus werden die Typen des organischen Materials für Fazies/Palaeo-Environment-Studien bestimmt. Schließlich wird die Anisotropie und Reflektivität von kohligen Partikeln und Koksen untersucht. B) Petrophysik Dieser Forschungsbereich behandelt physikalisch-chemische Aspekte der Entstehung und Migration von Fluiden (Flüssigkeiten und Gasen) in sedimentären Becken. Mit Hilfe experimenteller Methoden werden Fragen des Fluidtransportes in niedrigpermeablen Gesteinen und Kohlen untersucht. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Gebiet der thermischen und mikrobiellen Erdgasbildung. C) Organische Geochemie Das Arbeitsgebiet der Organischen Geochemie beschäftigt sich sowohl mit umweltchemischen Fragestellungen als auch mit der organischchemischen Analyse von Ölen, Kohlen und an organischem Material reichen Gesteinen. Umweltgeochemische Untersuchungen behandeln 53 die anthropogene stoffliche Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser, ihren Sedimenten sowie Bodensystemen. Im Vordergrund stehen dabei molekulare Beschreibungen zu Auftreten, Verteilung und Transformation/Degradation organischer Kontaminanten. Untersuchungen an fossilen Materialien beinhalten ebenfalls molekulare Aspekte der organischen Zusammensetzung, mit dem Ziel, Information zu Ablagerungsgeschichte, -milieu und bedingungen sowie zu Qualität und Schicksal des organischen Materials aus den chemischen Signaturen abzuleiten. Beide Teilgebiete sind durch eine gemeinsame analytisch-methodische Basis miteinander verknüpft. D) Numerische Simulation Studien unter Verwendung der numerischen Simulation von Sedimentbecken dienen der Untersuchung von Erdöl- oder Erdgas-Systemen und werden zumeist in Zusammenarbeit mit inund ausländischen Explorations- und Produktionsfirmen durchgeführt. Daneben werden diese Techniken auch benutzt, um die thermische Geschichte und ggf. die KohlenwasserstoffBildung in orogen deformierten Gebieten zu untersuchen. Eingangsdaten für diese Simulation sind vielfältige geologische, geochemische und geophysikalische Daten, so dass ein quantitatives Verständnis aller relevanten Prozesse innerhalb der Becken erreicht wird. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) GASH – Gas Shales in Europe Im Jahr 2009 startete ein umfassendes und interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Charakterisierung und Quantifizierung des europäischen Schiefergas-Potentials. An dem durch das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) koordinierten Projekt beteiligten sich insgesamt 10 Industriesponsoren aus der Erdölindustrie sowie 7 Forschungsinstitute. Über einen Zeitraum von 4 Jahren wurde auf unterschiedlichsten Ebenen und Maßstäben geforscht. Zu den zentralen Zielen gehörten die Quantifizierung der petro-physikalischen Eigenschaften (Gasspeicherung & Transport), ein besseres Verständnis der Entwicklung von Schiefergas in Raum und Zeit und eine erste Einschätzung der Reserven im norddeutschen Raum. Für die petrophysikalische Charakterisierung wurden potenzielle europäische "Gas Shales" untersucht (Posidonia-, Wealden- und AlaunShale in Deutschland, Alum-Shale in Dänemark, Forschungsbericht 2012/2013 als Vergleich auch Barnett Shale, USA). Im Rahmen des Projektes wurden spezielle Versuchsverfahren entwickelt und optimiert. Zur Bestimmung der Gasgehalte wurden Sorptionsmessungen sowie Porositätsmessungen in Abhängigkeit von Druck und Temperatur durchgeführt (bis 25 MPa und 150°C). Die Ergebnisse dienen zur Abschätzung der kumulativen Gasmengen als Funktion der Teufe, thermischen Reife, Kompaktion und Wassersättigung. Außerdem wurden Permeabilitäten in Abhängigkeit des effektiven Stresses und des Wassergehaltes ermittelt, mit Relevanz bei Produktionsabschätzungen. Basierend auf diesen Daten wurden geodynamische Simulationsstudien zur Becken- und Kohlenwasserstoffsystementwicklung durchgeführt und die thermische Entwicklung sowie das Schiefergaspotential u.a. für den norddeutschen Raum abgeschätzt (Abb. 1). B) Kohlenwasserstoffsystem im südlichen Libanon Im südlichen Libanon, nördlich des Toten Meeres, gibt es rund um den Ort Hasbeya natürliche Asphaltaustritte an der Erdoberfläche, die bereits seit 400 Jahren abgebaut wurden. Einige der Asphalte rund um das Tote Meer wurden sogar seit dem Altertum genutzt und gehandelt, unter anderem zur Einbalsamierung von Mumien in Ägypten. Darüber hinaus wurde der Asphalt historisch auch als Medizin, Zement und Isoliermaterial für Boote genutzt. Im 19. Jahrhundert wurden die Asphalte aus Hasbeya nach Europa exportiert, um dort Weinstöcke vor Insekten zu schützen. Erst im 20. Jahrhundert verloren die Asphaltvorkommen ihre wirtschaftliche Bedeutung. Am Lehrstuhl für Geologie und Geochemie des Erdöls und der Kohle wurden im vergangenen Jahr Arbeiten mit dem Ziel begonnen den Ursprung dieser Asphaltvorkommen aufzuklären. Ein wesentlicher Grund für das neu erwachte Interesse liegt in den Kohlenwasserstoffsystemen vor der Küste des Libanon. Diese sind noch wenig erforscht, während in jüngster Zeit im benachbarten Israelischen Anteil des Östlichen Mittelmeeres sehr große Gasvorkommen gefunden wurden. Die Asphalte an Land können also Aufschluss über mögliche Muttergesteine für Erdöl bzw. Erdgas liefern. Eine Arbeitsgruppe unseres Institutes besuchte das Gebiet von Hasbeya nahe des fast 3000 m hohen Mt. Hermon. Umfangreiches Probenmaterial wurde nach Aachen gebracht und geo54 chemisch und petrographisch mit modernsten Methoden untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Asphalt aus einem nahe gelegenen Muttergestein stammt und nicht über lange Distanzen transportiert wurde. Diese Ergebnisse werden mit solchen aus anderen Gebieten des Libanon zurzeit verglichen und am Ende genutzt, um ein numerisches Modell der Gesteine im Untergrund und insbesondere der Kohlenwasserstoffsysteme aufzubauen. Die Untersuchung wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert und in enger Kooperation mit französischen Partnern durchgeführt. Hasbeya Region im südlichen Libanon. (A) Karbonatisches Muttergestein aus der Oberkreide. (B) Asphaltstücke aus der Nähe eines ehemaligen Asphaltsteinbruchs. C) „Quellen und Risiken der organischen und anorganischen Schadstoffbelastung von Fischen und benthischen Organismen aus der Bucht von Jakarta, Indonesien" Für Indonesien bildet Nahrung aus dem Meer nicht nur eine essentielle Versorgungsgrundlage, sondern auch eine wichtige ökonomische Ressource. Im Spannungsfeld von anthropogener Nutzung und korrespondierender Kontamination mit der Notwendigkeit einer sauberen aquatischen Umwelt für den Fischfang nimmt die stoffliche Verschmutzung von Küstenbereichen und ihren Ökosystemen eine zentrale umweltrelevante Rolle ein. Ein besonders starker Nutzungskonflikt betrifft die Bucht von Jakarta, die nicht nur erhebliche Anteile industrieller und kommunaler Emissionen des Ballungsraums Jakarta aufnimmt, sondern auch für den regionalen Fischfang von Bedeutung ist. Dabei können emittierte anthropogene Schadstoffe nach Anreicherung in Sediment, Wasser, benthischen Organismen und Fischen zu einem relevanten Risiko für die menschliche Gesundheit werden. Forschungsbericht 2012/2013 Im Rahmen des laufenden Projekts wird daher der Verschmutzungszustand der Bucht von Jakarta erfasst und die Auswirkungen auf die marinen Nahrungsmittelressourcen werden aufgezeigt. Dazu werden die Umweltpfade wichtiger organischer und anorganischer Schadstoffe von den Emissionsquellen über die Anreicherung in marinen Organismen bis hin zum menschlichen Verzehr quantitativ verfolgt. Die Flüsse, die in die Bucht von Jakarta münden, sind eine der Hauptquellen für die Verschmutzung. Erste Ergebnisse zeigen, dass der Eintrag ungeklärter kommunaler Abwässer die Wasserqualität der Flüsse Jakartas stark beeinflusst. Insbesondere organische Substanzen aus Waschmitteln und Körperpflegemitteln sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) werden durch die Flüsse in die Bucht von Jakarta eingetragen. Anhand der Verteilung des Insektenabwehrmittels Diethyltoluamid in den Küstengewässern lässt sich zeigen, dass die gesamte Bucht von Jakarta durch diese Einträge betroffen ist. Die Untersuchung von Muscheln aus den Aquakulturbetrieben der Bucht zeigt, dass sich in den Muschelgeweben dieselben PAKs angereichert haben, die auch in den Flüssen präsent sind. Das Projekt wird im Rahmen des deutschindonesischen Forschungsprogrammes SPICE III (Science for the Protection of Indonesian Coastal Ecosystems) zusammen mit dem Research and Development Center for Marine and Fisheries Product Processing and Biotechnology in Jakarta durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Traditionelle Fischerboote in der Bucht von Jakarta, Indonesien 55 Ausgewählte Publikationen Abeed, Q., Leythaeuser, D., Littke, R. (2012): Geochemistry, origin and correlation of crude oils in Lower Cretaceous sedimentary sequences of the southern Mesopotamian Basin, southern Iraq. Organic Geochemistry, Vol. 46, pp. 113126. Amann-Hildenbrand, Ghanizadeh, A., Krooss, B.M., (2012): Transport properties of unconventional gas systems. Marine and Petroleum Geology. 31, 90-99. Bruns, B., Di Primio, R., Berner, U., Littke, R. (2013): Petroleum system evolution in the inverted Lower Saxony Basin, northwest Germany: a 3D basin modeling study. Geofluids, Vol. 13, pp. 246-271 Gasparik, M., Ghanizadeh, A., Bertier, P., Gensterblum, Y., Bouw, S., Krooss, B.M. (2012): High-pressure methane sorption isotherms of black shales from the Netherlands. Energy and Fuels 26, 4995-5004. Heim S, Schwarzbauer J (2013): Reconstructing pollution history by geochronology of anthropogenic contaminants in aquatic sediment archives - a review. Environ Chem Lett 11, 255-270 Littke, R., Urai, J. L., Uffmann, A. K., Risvanis, F. (2012): Reflectance of dispersed vitrinite in Palaeozoic rocks with and without cleavage: Implications for burial and thermal history modeling in the Devonian of Rursee area, northern Rhenish Massif, Germany. International Journal of Coal Geology, Vol. 89, pp. 41-50. Riefer P, Klausmeyer T, Adams A, Schmidt B, Schäffer A, Schwarzbauer J (2013): Incorporation mode of a branched nonylphenol isomer in soil derived organo-clay complexes and its temporal behavior. Environ Sci Technol 47 (13), 7155-7162 Sachse, V. F., Delvaux, D. and Littke, R. (2012): Petrological and geochemical investigations of potential source rocks of the central Congo Basin, Democratic Republic of Congo. AAPG Bulletin, Vol. 96, Iss. 2, pp. 245-275. Mitgliedschaften und Kooperationen Geologische Vereinigung (GV-Vorsitz) DFG – Senatskommission für Zukunftsaufgaben der Wissenschaften Wissenschaftlicher Beirat GFZ Potsdam (Vorsitz) und Kuratorium NRW-Akademie der Wissenschaften und Künste Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) American Association of Petroleum Geologists (AAPG) Association of Chemistry and the Environment (ACE) University of Belgrade – Serbien IFP Energies nouvelles - Frankreich University of Queensland – Australien CSIRO Sydney – Australien Shell – Forschungsabteilung, Rijswijk, Niederlande Wintershall Holding GmbH Promotionen Weniger, Philipp: Thermal and microbial gas generation, accumulation and dissipation in coal basins: role of sorptive storage capacity evolution (2012) Abeed, Qusay Houssain: Mesozoic Petroleum Accumulations of Southern Iraq. A Petroleum System Study (2012) Gensterblum, Yves: CBM and CO2 –ECBM-related sorption in coal (2013) Ghanizadeh, Amin: Experimental Study of Fluid Transport Processes in the Matrix System of Organicrich Shales (2013) Gašparik, Matúš: Experimental Investigation of Gas Storage Properties of Black Shales (2013) Uffmann, Anna Kathrin: Paleozoic petroleum systems of northern Germany and adjacent areas: A 3D modeling study (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt EMR-Energy and Mineral Resources Group Institute of Geology and Geochemistry of Petroleum and Coal (GGPC) Lochnerstrasse 4-20 52056 Aachen Telefon: +49 241 8095757 Fax: +49 241 80 92152 E-Mail: [email protected] Homepage: www.emr.rwth-aachen.de DFG ohne SFB; 1% Sonstige; 25% Wirtschaft; 60% BMBF; 11% EU; 3% Forschungsbericht 2012/2013 56 Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre Univ. Prof. Dr. F.M. Meyer Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat 2 Wissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 6,5 3,5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 5 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Kurze Institutsbeschreibung Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Instituts für Mineralogie und Lagerstättenlehre (IML) liegt in der Erforschung von Bildungsbedingungen, Eigenschaften und mineralogischem Inventar sowie der Nutzungs- und Umweltrelevanz von Lagerstätten der metallischen und nichtmetallischen mineralischen Rohstoffe. Diese Thematik besetzt ein interdisziplinäres Feld der Angewandten Geowissenschaften und verknüpft die relevanten Disziplinen der Geochemie, Mineralogie, Geometallurgie, Petrographie und Tektonik. Das Methodenspektrum umfasst die lithologische und strukturelle Aufnahme von Erzkörpern und ihres geologischen Rahmens, petrographisch-mineralogische Bestandsaufnahmen und genetische Interpretation, Fluideinschlussanalytik, sowie die Litho- und Isotopengeochemie. Die wichtigsten lagerstättengenetischen Projekte der letzten Jahre umfassen Orogene Gold-, EisenoxidKupfer-Gold, Vulkanogene Massivsulfiderz- und Forschungsbericht 2012/2013 Porphyrische Kupfer-Gold-Lagerstätten. Das Professor Klockmann Labor für Geometallurgie verfügt mit dem Bruker D8-Advance Diffraktometer, der JEOL JXA-8900R Elektronenstrahl-Mikrosonde und der neuen QEMSCAN FEI 650 F über eine exzellente Ausstattung auf dem Gebiet der Geometallurgie, die eine Brückenfunktion zwischen Mineralogie, Aufbereitungstechnik und Metallurgie darstellt. Das besondere Interesse gilt den Hochtechnologiemetallen Tantal, Niob, Indium, Tellur und den Seltenen Erden in Pegmatiten, Karbonatiten und Buntmetallsulfiderzen. In dem Labor für Geochemie und Umweltanalytik werden beispielsweise Metallbelastungen, bzw. das geochemische Verhalten geogener und anthropogener Metallspezies an Bergbau- und Industriestandorten untersucht. Das Labor ist u. A. mit einem PerkinElmer Elan DRCe ICP-QuadrupolMassenspektrometer in Kombination mit dem NewWave UP193Fx ArF-Excimer-Laser ausgestattet, mit dem Spurenelementmessungen an Flüssigkeiten als auch in Kombination mit einem Laser-Ablationssystem an Feststoffen durchgeführt werden. Die Projektschwerpunkte liegen damit einerseits auf der Analyse und Modellierung metallogenetischer Prozesse und zugrundeliegender physikochemischer Parameter sowie der mineralogischen, geochemischen, ökonomischen und ökologischen Charakterisierung und Beurteilung metallischer und nichtmetallischer Rohstoffe. Andererseits liegen die Projektschwerpunkte in der Umwelt- und Isotopengeochemie sowie der technischen Mineralogie. Schwerpunkte in der Lehre A) Studiengänge Das IML bietet ein interdisziplinäres Lehrangebot für folgende Studiengänge (BSc, MSc) an: Georessourcenmanagement, Angew. Geowissenschaften, Angew. Geographie, Rohstoffingenieurwesen sowie Technik-Kommunikation (MA) und Applied Geophysics (MSc). B) Lehrinhalte Die folgenden Themen werden abgedeckt: Grundlagen der Mineralogie und Petrographie, Scientific Reading, Lagerstätten metallischer und nicht-metallischer Rohstoffe, Projektarbeit Lagerstätten, Erzmikroskopie, Einführung in die anorganische Geochemie, Geochemische Analytik, Anorg. Umweltgeochemie, Geländepraktika 57 + Exkursionen. Veranstaltungen in englisch (MSc-Kurse): Hydrothermal Systems, Ore Forming Processes, Sulfide Petrology and Thermochemistry, Mineral Exploration, Ore Body Modeling, Ore Systems Analysis, Economics of Mineral Resources. Forschungsschwerpunkte A) Lagerstättenforschung 1) IOCG-Lagerstätten Die Bedeutung dieser Lagerstätten liegt darin, dass neben Fe-Oxiden, Cu und Au auch SEE, Co, Bi sowie U auftreten können. Mit unseren Arbeiten in Mauretanien konnten wir erstmals nachweisen, dass die Verbindung von Au mit flüssigem Bi-Metall auch in sehr verdünnten hydrothermalen Lösungen bei Temperaturen > 350oC zu einer effizienten Au-Mineralisation führt. In Lalachang (China) wurde neben der CuMineralisation auch eine SEE-Vererzung festgestellt. 2) Orogene Lagerstätten Orogene Lagerstätten sind ein wichtiger Bestandteil für die Gewinnung von Au, Ag und Buntmetallen. Sie stellen einen Großteil der Goldreserven der Erde dar. Prozesse, die die Lagerstättenbildung kontrollieren sind Gegenstand der Bearbeitungen durch das Institut. In der Lagerstätte Hutti (Indien) konnte erstmals gezeigt werden, dass die Au-Mineralisation durch zwei unabhängige Hydrothermalereignisse gebildet wurde. 3) Submarine Lagerstätten Die Bildung von fossilen und rezenten Buntmetalllagerstätten am Meeresboden stellt einen integralen Bestandteil der Lagerstättenforschung dar, da diese Lagerstätten einen der Hauptlieferanten von Zn und Cu sowie anderer wichtiger Hochtechnologiemetalle darstellen. B) Mineralogie und Petrologie Ein Schwerpunkt bildet die Erforschung von Stoffumsätzen in magmatischen Vorkommen. Dazu zählen Karbonatite und Pegmatite, die steigende Bedeutung für die Gewinnung von Hochtechnologiemetallen besitzen. Mit Hilfe der metamorphen Petrologie lassen sich Aussagen über die Entwicklung von Gesteinen treffen. Dies ist z. B. für die Erstellung lagerstättengenetischer Modelle von Bedeutung. Forschungsbericht 2012/2013 C) Umweltgeochemie Die Umweltgeochemie befasst sich mit den stofflichen Wechselwirkungen des oberflächennahen Systems der Gesteine, Böden, Gewässer, Lebewesen und der Atmosphäre. Besondere Beachtung finden die anthropogenen Einflüsse, welche nachhaltig in die globalen Kreisläufe eingreifen. Am IML, das mit seinem Labor für Geochemie und Umweltanalytik Teil des Laborverbunds für Umweltgeochemie der Fachgruppe Geowissenschaften und Geographie ist, werden insbesondere anthropogene Einträge der Schwermetalle und Säurebildner untersucht. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Siemens Forschungsbereich Rare Earth Green Mining and Separation Der Siemens Forschungsbereich (S-FB) Seltene Erden ist eine auf vier Jahre ausgelegte Kooperation von sechs Professuren der RWTH Aachen mit Experten des Siemens Industry Sektors. Das IML erforscht im Zuge zweier Promotionsarbeiten die weltweite Verfügbarkeit und nachhaltige Versorgung von „Seltenen Erdelementen“. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Mineralogie und Mineralchemie sowie der Geometallurgie von konventionellen und unkonventionellen Lagerstätten. Diese werden hinsichtlich Ökonomie und Ökologie analysiert und anhand von geologischen und aufbereitungstechnischen Parametern evaluiert. Dabei spielen umweltanalytische Aspekte im Hinblick auf die Forderung nach „Green Mining and Separation“ eine Schlüsselrolle. B) Goldführende Sulfiderze im Siegerland Aufgrund der Bedeutung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe für den High-Tech Standort Deutschland werden lagerstättenkundliche Untersuchungen im Siegerland-Wied Bezirk des Rheinischen Schiefergebirges durchgeführt. Die Mineralisation ist an Gangsysteme gebunden, die sich mit der Anlage der Siegener Hauptstörung entwickelten. Gold kommt in Form von Nanopartikeln und diskreten Einschlüssen in Sulfiden vor. C) Hydrothermale Alteration in archaischer ozeanischer Kruste Im Rahmen des ICDP Barberton Drilling Project: Peering into the Cradle of Life werden in diesem Projekt die Prozesse der Silifizierung und BorMetasomatose in archaischer ozeanischer Krus- 58 te untersucht. Die Untersuchung findet u.a. an Sedimenten statt, die Hinweise auf mikrobielles Leben im Archaikum enthalten. D) Metamorphe Entwicklung und tektonische Bedeutung hochdruckmetamorpher Gesteine im Paläoproterozoikum In diesem Projekt wird die Druck-TemperaturZeit-Deformations Entwicklung hochdruckmetamorpher Gesteine des Paläoproterozoischen Nagssugtoqidian Orogens in Südost Grönland untersucht. In Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst von Dänemark und Grönland (GEUS) werden in diesem Projekt Druck-Temperatur-Zeit Pfade mit Hilfe von Pseudoschnitt Modellierung und U-Pb Datierungen berechnet und mit detaillierten kinematische Untersuchungen an Scherzonen kombiniert. Die Ergebnisse geben nicht nur neue Einblicke in die tektonische Entwicklung und Exhumierungsgeschichte des Orogens, sondern auch wichtige Hinweise auf die geodynamischen Prozesse während der Bildung des Superkontinents Nuna im mittleren Paläoproterozoikum. Forschungsbericht 2012/2013 E) Fraktionierung von high-tech Metallen zwischen vulkanogenen Massivsulfidvererzungen (VMS) und deren subaquatischen sowie subärischen Gossans – Vergleich mariner und terrigener Lagerstättenbildungsprozesse In diesem Projekt werden VMS Lagerstätten im nördlichen Oman petrographisch und geochemisch untersucht. Analysiert wird die Verteilung von high-tech Metallen (wie z.B. In, Se, Te, Ge, Ga) in primären, hydrothermalen Sulfiden sowie in deren subaquatischen und subaerischen Verwitterungsprodukten. Des Weiteren wird das Verhalten dieser kritischen Elemente während unterschiedlicher Stufen der Alteration in den verschiedenen Environments untersucht und mögliche Anreicherungen erforscht. F) SEE-Potential der Borborema Pegmatit-Provinz, NE-Brasilien Die Zielsetzung ist die Evaluierung des SEEPotenzials in der Borborema Pegmatit Provinz. Es werden Studien über die Mineralogie der Pegmatite, mit besonderem Augenmerk auf SEE führende Minerale und die Untersuchung des artisanalen Bergbaus durchgeführt. 59 Ausgewählte Publikationen Dziggel, Annika; Diener, Johann F. A.; Stoltz, Nicolas Benjamin; Kolb, Jochen (2012) Role of H 2O in the formation of garnet coronas during near-isobaric cooling of mafic granulites : the Tasiusarsuaq terrane, southern West Greenland. Journal of metamorphic geology 30, 957-972. Kolb, Jochen; Kokfelt, Thomas F.; Dziggel, Annika (2012) Geodynamic setting and deformation history of an Archaean terrane at mid-crustal level: The Tasiusarsuaq terrane of southern West Greenland. Precambrian Research 212-213, 34-56. Sindern, S., Gerdes, A., Ronkin, Y.L., Dziggel, A., Hetzel, R., Schulte, B.A. (2012) Monazite stability, composition and geochronology as tracers of Proterozoic events at the eastern margin of the East European Craton (Taratash complex, Middle Urals). Lithos, 132-133, 82-97. Sindern, S., Meyer, F.M., Lögering, M.J., Kolb, J., Vennemann, T., Schwarzbauer, J. (2012) Fluid evolution at the Variscan front in the vicinity of the Aachen thrust. Int J Earth Sci (Geol Rundsch) 101:87–108. Kolb, Jochen; Dziggel, Annika; Schlatter, Denis M. (2013) Gold occurrences of the Archean North Atlantic craton, southwestern Greenland : A comprehensive genetic model. Ore geology reviews 54 (2013) 29-58. Rogers, Amanda Jane; Kolb, Jochen; Meyer, Franz Michael; Vennemann, Torsten (2013) Two stages of gold mineralization at Hutti mine, India (2013) Mineralium Deposita 48, 99-114. Mitgliedschaften und Kooperationen Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie, AKR Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler, BDG Gadjah Mada University, Yogyakarta, Indonesia Geological Survey of Denmark and Greenland, GEUS Ges. f. Bergbau, Metallurgie, Rohstoff- u. Umwelttechnik, GDMB Deutsche Mineralogische Gesellschaft, DMG Mineralogical Association of Canada Mineralogical Society London Schweiz. Mineralogische und Petr. Gesellschaft Society of Economic Geologists, SEG Society for Geology Applied to Mineral Deposits, SGA Umwelt-Forum der RWTH Aachen Universidade Federal do Rio Grande do Norte, UFRN, Brasilien Promotionen Havenith, Vanessa Maria Josephine: Diageneseevolution von Ober-Rotliegend II Sandsteinen eines Tight-Gas Feldes in Ostfriesland (NW Deutschland) (2012) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 1% Kontakt IML – Lehrstuhl und Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre Wüllnerstraße 2 52056 Aachen Telefon: 0241-8095758 Fax: 0241-8092153 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.iml.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 14% Wirtschaft; 85% 60 Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschaftsgeographie der Dienstleistungen Inanspruchnahme der Dienste, Wettbewerbseinflüsse durch internationale Vernetzungen B) Verkehr und Logistik Akteurszentrierte Analyse von Verkehrssystemen, Wechselwirkungen von Raumstruktur und Verkehr, Verkehrsgenese, Verkehrspolitik und planung, Auswirkungen von VerkehrsGroßprojekten, Verkehrsunternehmen in der Globalisierung, Spannungsverhältnis von ökonomischen Anforderungen und ökologischen Zielen C) Geographische Handelsforschung Prof. Dr. Cordula Neiberger Personal PS* Professor DS** 1 Wirtschaftsgeographische Analyse von Branchenstrukturen, Verflechtungen und räumlichen Wirkungen des Groß- und Einzelhandels, theoretische Konzepte zur Erfassung und Erklärung von Restrukturierungsprozessen, Einflüsse von Globalisierung, demographischen Wandel und ökologischer Sensibilität Oberingenieur Forschungsschwerpunkte Akademischer Oberrat A) Flughafen und Region Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 0,5 0,5 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 2 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Wirtschaftsgeographie der Dienstleistungen wurde zum 1.8.2011 nach Übergang des bisherigen Leiters in den Ruhestand durch Frau Prof. Dr. Cordula Neiberger neu besetzt. Es werden zum einen die Schwerpunkte in der Lehre weitgehend fortgesetzt, zum anderen werden im Bereich der Forschung aber verstärkt Schwerpunkte im Bereich von Verkehr und Logistik gesetzt. Ein solcher Schwerpunkt soll durch eine intensivierte Auseinandersetzung mit dem Thema Wertschöpfungsketten gesetzt werden. Hierzu sind bereits neue Forschungsprojekte in Planung. Schwerpunkte in der Lehre A) Wirtschaftsgeographie der DL Dienstleistungswirtschaft in räumlichen Strukturen, Funktionen und Vernetzungen, Grundlagen für Standortwahl und Formenwandel der Dienstleistungsdarbietung, Veränderungen von Reichweiten und Formen der Nachfrage bzw. Forschungsbericht 2012/2013 Flughäfen als Motoren aktueller Wirtschaftsund Stadtentwicklung im internationalen Vergleich, Entstehung neuartiger Strukturen und Dynamiken, Bewertung mit Blick auf eine nachhaltige, postmoderne und globalisierte Wirtschafts- und Stadtentwicklung B) Globale Wertschöpfungsketten Koordination und Konfiguration arbeitsteiliger Prozesse auf regionaler, nationaler und internationaler Aggregationsebene Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Do Airports green Cities? Auswirkungen von Nachhaltigkeitsstrat egien von Flughäfen auf ihr Umfeld Nach einer ausführlichen NachhaltigkeitsDebatte in der Wissenschaft der 90er Jahre und der zunehmenden Präsenz der Diskussion um den Climate Change in der Öffentlichkeit überdenken heute auch immer mehr Unternehmen, inwieweit nachhaltiges Wirtschaften für sie von Bedeutung ist. Dieses kann sowohl in der Kostensenkung als auch der positiven Außenwirkung liegen. Insbesondere Flughafenbetreiber haben weltweit entsprechende Nachhaltigkeitskonzepte erstellt bzw. arbeiten an diesen. Ebenso bemühen sich Städte zunehmend um 61 eine nachhaltige Siedlungs- und Verkehrsgestaltung. Das Projekt setzt an diesem Punkt an, indem es der Frage nachgeht, inwieweit die Nachhaltigkeitsstrategien ausgewählter europäischer Flughäfen auch eine Auswirkung auf die städtischen Agglomerationen der Flughäfen haben können, also inwieweit durch das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete strategische Handeln von Flughäfen nachhaltiges Handeln von Stadt- und Regionalverwaltungen, Unternehmen und Privatpersonen induziert werden kann bzw. schon wird und welche räumlichen Wirkungen dies auf die Flughafenregion haben kann. Gleichzeitig soll die Einflussnahme der Städte auf die Strategien der Flughäfen mit einbezogen werden. Die gegenseitige Beeinflussung kann in Form von Verhandlungen, Kooperationen, Vorbildfunktion oder des Imports neuer Technologien liegen und sich auf verschiedene Wirkungsfelder beziehen, wie Verkehr, Energieversorgung (Bezug von Öko-Strom), Logistik (Einbringen von GreenLogistics–Standards) oder Immobilienwirtschaft (energieeffizientes Bauen). B) Wertschöpfungsketten beim Recycling von Technologiemetallen Das Recycling von Elektroaltgeräten zur Rückgewinnung von Technologiemetallen erfolgt in Wertschöpfungsprozessen, die sich als Kette oder Netzwerk von Akteuren beschreiben lassen. Die Steuerung dieser Ketten als Interaktion Forschungsbericht 2012/2013 von Koordination und der Konfiguration sind dabei bisher empirisch zumeist in der Produktion untersucht worden. In diesem Projekt liegt der Untersuchungsfokus auf der Interaktion von Unternehmen mit unterschiedlichen Steuerungskonzepten. In der Entsorgungswirtschaft agieren neben privatwirtschaftlichen auch öffentliche Unternehmen. Diese sind dem CitizenValue verpflichtet und haben meist ein anderes Verständnis von einem „Verbraucher“. Dabei ist der Verbraucher in der Recyclingkette ein wesentliches Element, da der Rohstoff in Form ausgedienter Elektrogeräte nur durch dessen bewusste Entsorgungsentscheidung dem Verwertungssystem zugeführt werden kann. Im Kern der Untersuchung stehen dementsprechend Entscheidungsträger der Entsorgungsbranche. Deren Einstellungen, Handlungen und Strategien werden mit dem Ziel ausgewertet, die Koordination und Konfiguration von Wertschöpfungsketten im Recycling zu analysieren und die wesentlichen Unterschiede zu Produktionsnetzwerken herauszustellen. Hier kann ein Beitrag zur theoretischen Diskussion um die Steuerung von Wertschöpfungsketten geleistet werden. Zudem erfolgt eine Qualitätsbewertung des Verbraucherzugangs zur Erfassung von Altgeräten in Verbindung mit einer GIS-Analyse der Erreichbarkeit von Sammelstellen. Hierdurch lässt sich ein Maß für die Performance sowohl für öffentliche als auch privatwirtschaftliche Entsorgungsunternehmen ableiten. 62 Ausgewählte Publikationen Neiberger, C. 2014: Do Airports green cities? Von der Airport City zur nachhaltigen Region. Flughafenstrategien und Regionalentwicklung. In: Planung neu denken. H. 1. www.planung-neu-denken.de Neiberger, C. und P. Neumann 2013: Unternehmensnetzwerke und Wissenstransferprozesse thüringischer Unternehmen. Ergebnisse einer Langzeitstudie. Berichte. Geographie und Landeskunde 87, H. 2, 157-173. Mitgliedschaften und Kooperationen Arbeitskreis Verkehr im VGDH (Verband der Geographen an Deutschen Hochschulen (Sprecherin)) Arbeitskreis Geographische Handelsforschung im VGDH ERSA European Regional Science Association GFR Gesellschaft für Regionalforschung DVWG Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft Drittmittelausgaben 2013 in % BMBF; 24% Kontakt Institut Anschrift Anschrift Telefon: Fax: E-Mail: Homepage: Wirtschaftsgeographie der Dienstleistungen Wüllnerstr. 5b 52062 Aachen 0241/8096062 0241/8092336 [email protected] www.diegeo.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 76% 63 Lehr- und Forschungsgebiet Kulturgeographie kum mit stadtgeographischem Schwerpunkt vorwiegend im europäischen Ausland. 4. Aufbaumodul 1 und 2 (5./6. Sem.): Vertiefungsvorlesung und Hauptseminare zur Stadtund Bevölkerungsgeographie. B) Angewandte Geographie/Wirtschaftsgeographie (M.Sc.) Modul Angewandte Stadtgeographie (für beide Masterstudiengänge der Geographie): Projektseminar zu ausgewählten Themen der sozialgeographischen Stadtforschung. Forschungsschwerpunkte Univ. Prof. Dr. phil. Carmella Pfaffenbach Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademische Rätin a.Z. 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 1 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 2 1 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Die Arbeitsgruppe Kulturgeographie beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit aktuellen Fragestellungen der Migrations- und Stadtgeographie. Der regionale Fokus liegt auf deutschen Stadtregionen sowie ausgewählten Länder in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geographie (B.Sc.) 1. Modul Stadt und Bevölkerungsgeographie (3. Sem.): Vorlesung, Grundseminar, zwei Tage Geländepraktikum. Inhalte: Grundlegende Theorien und Prozesse der Stadt- und Bevölkerungsgeographie. 2. Projektmodul Empirische Methoden (4. Sem.): Vorlesung Empirische Methoden, Projektstudie, Geländetage. Inhalte: Grundlagen empirischen Arbeitens in der Humangeographie. 3. Vertiefungsmodul Regionale Geographie (4. Sem.): Regionalseminar, großes Regionalprakti- Forschungsbericht 2012/2013 A) Auswirkungen des Demographischen Wandels Im Forschungsschwerpunkt zum Demographischen Wandel in Deutschland stehen Auswirkungen auf Raumstrukturen von Großstadtregionen, auf Lebenswelten und Lebensstile im Alter, auf städtische Arbeitswelten sowie auf die nachhaltige Sicherung von Lebensqualität in ländlichen Räumen im Vordergrund. B) Migrationsforschung in Deutsc hland In nordrhein-westfälischen Städten widmen wir uns Prozessen und Problemen der Eingliederung und Identitätsbildung von Migranten und fokussieren dabei sowohl auf hochqualifizierte Ausländer unterschiedlichster Herkunft als auch auf spezifische Gruppen. C) Migrations- und Stadtforschung im Nahen Osten und in Südasien Ein dritter Schwerpunkt widmet sich den Zusammenhängen von Migrations- und Entwicklungsprozessen und ihren Auswirkungen auf lokale soziale und politische Strukturen. D) Stadtentwicklung Im Schwerpunkt Stadtentwicklungsforschung werden Fragen der Perzeption von Stadtentwicklungsprozessen, Fragmentierungsphänomene in Städten des Südens sowie Prozesse der sozialen Raumproduktion thematisiert. 64 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Zusammenhänge zwischen internationaler Migration und Raum- und Gesellschaftsproduktion in Muscat/ Oman Internationale Arbeitsmigration stellt für die Entwicklung des Sultanats Oman seit vier Jahrzehnten ein unverzichtbares Moment dar. Den Konzentrationspunkt der Zuwanderung, insbesondere gering bis hoch qualifizierter Arbeitskräfte aus Europa und Asien, bildet die Hauptstadtregion Muscat. Infolge der außergewöhnlich hohen und raschen Wachstumsdynamik erfährt die städtische Gesellschaft einen intensiven Heterogenisierungsprozess, der im Stadtraum spezifische Fragmentierungserscheinungen forciert. Der Fokus der qualitativen empirischen Untersuchungen ist auf Biographie und Identitätskonstruktionen der Migranten gerichtet, auf die Organisation und Strukturierung der Communities (Netzwerke etc.) sowie auf deren soziales Miteinander und ihre Integration in die omanische Gesellschaft. Mit der Auswahl von Ägyptern, Indern, Sri Lankis, Bangladeschis und Europäern wird das Spektrum unterschiedlicher sozialer Positionen aufgrund der Stellung in der Hierarchie des Arbeitsmarktes widergespiegelt. Ziel des Forschungsprojekts ist es, den Entstehungskontext der Heterogenisierungs- und Fragmentierungsprozesse durch Alltagspraxis zu untersuchen, um die Möglichkeiten, Bedingungen und Interessen an sozialer und räumlicher Integration unterschiedlicher MigrantenCommunities aufzudecken. DFG-Förderung; Projektlaufzeit: 2011-2013 B) Der Einfluss des deutschen Islambildes auf die Alltagsgestaltung und raumbezogene Identitätsbildung muslimischer Araber in NordrheinWestfalen Die Frage nach der Integration muslimischer Migranten in europäischen Städten ist durch Ereignisse wie den 11. September 2001, die Kopftuchdebatte, die Diskussion über Ehrenmorde oder den Karikaturenstreit in den Fokus des medialen Interesses gerückt. Für die nordrhein-westfälischen Städte ist diese Debatte besonders akut, da hier eine große Zahl musForschungsbericht 2012/2013 limischer Migranten lebt. Bislang ist jedoch kaum bekannt, wie der in Deutschland häufig negativ konnotierte Islamdiskurs auf hier lebende Personen mit entsprechendem Migrationshintergrund aus mehrheitlich muslimischen Ländern wirkt und für sie alltags- und identitätsrelevant wird. Bereits durchgeführte empirische Studien zu Muslimen in Deutschland bezogen sich meist nur auf türkeistämmige Migranten. Das vorliegende Projekt bezieht sich auf Marokkaner als die numerisch größte arabischmuslimische Community in NordrheinWestfalen. Dabei wird zum einen das in Deutschland vorherrschende Islambild diskursanalytisch untersucht. Zum anderen werden durch qualitative Interviews und unter Einbeziehung des biographischen Hintergrundes identitäts- und alltags-relevante Auswirkungen des Islamdiskurses in deutschen Medien herausgearbeitet. DFG-Förderung; Projektlaufzeit: 2009-2012 C) Auswirkungen des demographischen Wandels und neuer Lebenskonzepte für das Alter auf die Raumstrukturen deutscher Großstadtregionen Die deutsche Gesellschaft sieht sich zunehmend mit den Folgen des demographischen Wandels konfrontiert. Die wachsenden Anteile älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung stellen nicht zuletzt für die deutschen Städte eine Herausforderung dar, da bisher wenig darüber bekannt ist, welche Lebensstile in der künftigen älteren Generation verbreitet sind, welche Wohnansprüche sie im Hinblick auf ihren Alterswohnsitz haben wird und inwiefern diesbezüglich geschlechtsspezifische Unterschiede zu erkennen sind. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die zukünftige Senioren-Generation in 65 ihren Lebenskonzepten von der heute älteren Generation deutlich unterscheidet, da sie durch Bildungsexpansion, Emanzipation und Partizipation über andere Ansprüche und Potentiale verfügt. Das Ziel des Projektes ist, die Lebenskonzepte der heute 51- bis 60-jährigen Großstadtbewohner für ihren zukünftigen Ruhestand in ihrem räumlichen Kontext und vor dem Hintergrund ihrer Altersstereotype und Geschlechterrollenmodelle zu analysieren, wobei überprüft werden soll, inwieweit die Frauen und Männer dieser Generation, die zahlreiche gesellschaftliche Veränderungen initiiert und erlebt haben, im Alter anders zu handeln beabsichtigen als die Vorhergehenden. Dies soll ein präziseres Bild über die zukünftigen Ansprüche einer voraussichtlich „anderen“ Senioren-Generation in deutschen Großstädten ergeben. Als Untersuchungsstädte wurden Aachen, Bochum, Leipzig und Berlin ausgewählt. Für einen regionalen Vergleich können auch bereits erhobene Daten aus München herangezogen werden. Die Untersuchung wird mittels einer qualitativen Befragung durchgeführt, wobei der Fokus insbesondere auf den Raumbezug der individuellen Biographien gerichtet wird. DFG-Förderung/Gender-Stipendium der RWTH Aachen; Projektlaufzeit: 2009-2013 D) Hochqualifizierte Ausländer in nordrhein-westfälischen Städten – Zur Eingliederung der Migranten in die städtischen Gesellschaften vor dem Hintergrund kommunaler Integrations- und Internationalisierungspolitiken In dem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, in welcher Weise sich hochqualifizierte Migranten in die Stadtgesellschaften eingliedern. Die Eingliederung wird zum einen aus der Forschungsbericht 2012/2013 Perspektive der Migranten und zum anderen aus Sicht der Akteure der kommunalen Integrationspolitik beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, welche Strategien die Migranten zur Eingliederung entwickeln, welche Netzwerke vor Ort geknüpft werden und wie der neue städtische Raum wahrgenommen und genutzt wird. Auf kommunaler Ebene werden die städtischen Integrations- und Internationalisierungspolitiken sowie die Entwicklung entsprechender Maßnahmen oder Angebote für diese Gruppe untersucht. Durch die Betrachtung verschiedener Berufsgruppen in den vier Untersuchungsstädten Bonn, Düsseldorf, Essen und Köln wird ermöglicht, die Eingliederungsprozesse unter verschiedenen Rahmenbedingungen zu untersuchen. Auf Basis von qualitativen Interviews wird die Situation ausländischer „Bohemiens“ (u.a. Künstler und Publizisten) und „kreativer Professionals“ (u.a. Manager, leitende Angestellte) erarbeitet. Die Perspektive der kommunalen Ebene wird durch Gespräche mit Experten aus den Stadtverwaltungen und Interessenvertretungen und zudem durch ein Monitoring der Integrationspolitik untersucht. Konzeptionell verknüpft die Untersuchung individuelle Handlungsperspektiven der Migranten mit der Ebene der kommunalen Politik. DFG-Förderung; Projektlaufzeit 2012-2014 66 Ausgewählte Publikationen Deffner, V. & C. Haferburg (2012): Raum, Stadt und Machtverhältnisse. Humangeographische Auseinandersetzungen mit Bourdieu. - Geographische Zeitschrift 100 (3): 164-180. Deffner, V. & U. Meisel (Hrsg.) (2013): StadtQuartiere. Sozialwissenschaftliche, ökonomische und städtebaulicharchitektonische Perspektiven. Essen. Deffner, V. & C. Pfaffenbach (2013): Integration auf Zeit für ein Leben in Transition: Gesellschaftlicher und politischer Umgang mit den Herausforderungen einer segmentierten städtischen Migrationsgesellschaft in Muscat (Oman). Raumforschung und Raumordnung, 71(3), S. 233-245 . Didero, M. (2012): Cairo’s informal waste collectors: a multi-scale and conflict sensitive perspective on sustainable livelihoods. - Erdkunde (66) 1, 27-44. Didero, M. & C. Pfaffenbach (2013): Neue Heimat NRW - wo marokkanischstämmige zu Hause sind. - Th. G. Schneiders (Hrsg.): Die Araber im 21. Jahrhundert. Politik, Gesellschaft, Kultur. S. 367-389 Wiesbaden. Otto, M. & D. Temme (2012): Deutsche Universitäten als Karrieresprungbrett? Zur Arbeits- und Lebenssituation ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Aachen, Bonn und Köln. - Deutsche Gesellschaft für Demographie e.V. (Hrsg.): Schrumpfend, alternd, bunter? Antworten auf den demographischen Wandel. DGD-OnlinePublikation 01/2012. S. 84-93 Bonn. Pfaffenbach, C. & C. Kramer (2013): Wie die Senioren der Zukunft wohnen. - forschung SPEZIAL Demografie, Sonderausgabe des DFG-Magazins"forschung" zum Wissenschaftsjahr 2013 - Die demografische Chance. Seite 24-27 Bonn. Pfaffenbach, C. & A. Siuda (2012): Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld der Generation 50plus in Aachen. - Europa regional. Zeitschrift des Leibnitz-Instituts für Länderkunde. 18/4, S. 192 - 206 Leipzig. Mitgliedschaften und Kooperationen Institut für Landes- und Stadtentwicklung (ILS) German University of Technology, Muscat (Oman) (GUtech) Sultan Quaboos University, Muscat (Oman) (SQU) Housing and Building National Research Center (Cairo) (HBRC) Promotionen Didero, Maike: Raumbezogene Zugehörigkeiten zwischen Diskurs und Disposition. Eine subjekttheoretische Untersuchung deutsch-marokkanischer Perspektiven auf das deutsche Islambild (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Wirtschaft; 30% Kontakt DFG ohne SFB; 70% Geographisches Institut, LuF Kulturgeographie, Templergraben 55, D–52062 Aachen Telefon: +49 241 80 97790, Fax: +49 241 80 92790 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.kulturgeo.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 67 Institut für Neotektonik und Georisiken Seit 2012 ist Prof. Dr. Reicherter wissenschaftlicher Direktor des ABC-J Geoverbundes (www.geoverbund-abcj.de), die Amtsperiode endet 2014. Klaus Reicherter ist seit 2012 DFGFachkollegiat (314) bis 2015. Gemeinsam mit dem Kollegen Prof. Janos Urai wurde Klaus Reicherter mit dem seit 2008 vergebenen Preis der RWTH für besonders familienfreundliche Chefinnen und Chefs im Rahmen des Projektes FAMOS für FAMILIE im Jahr 2013 ausgezeichnet. Er lehrt auch in Lüttich und Stockholm Masterkurse in Georisiken sowie im Studiengang KaVoMa der Universität Bonn und an der GUTech/Muscat im Oman. Im Sommersemester 2013 wurde Herrn Reicherter ein Forschungssemester bewilligt. Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Klaus Reicherter Schwerpunkte in der Lehre Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 8 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 5 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut für Neotektonik und Georisiken lehren und forschen auf dem Gebiet der Erdbebengeologie sowie der sekundären Effekte von Erdbeben (Tsunamis und Erdrutsche). Die Forschungsprojekte sind sowohl interdisziplinär als auch geophysikalisch anwendungsorientiert und/oder geoarchäologisch ausgerichtet. Wir greifen aktuelle Themen auf und leisten einen wissenschaftlichen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme sowie zur Einschätzung des Gefahrenpotentials von Naturkatastrophen. Als weiterer Schwerpunkt hat sich über die Beteiligung am SFB 806 (Univ. zu Köln) die Paläoklimatologie in den letzten Jahren herauskristallisiert. Die Finanzierung der Projekte stammt überwiegend von der DFG, dem BMBF und dem DAAD. Untergeordnet finden auch Kooperationen mit Industrie und Ämtern (z.B. BGR) statt. Forschungsbericht 2012/2013 A) Georessourcenmanagement (Bachelor / Master); Angew. Geowissenschaften (Bachelor / Master); Angewandte Geographie (Bachelor / Master); Applied Geophysics (Master) Die Schwerpunkte in der Lehre in diesen Studiengängen liegen auf Georisiken, Fernerkundung und Neotektonik. Durch vielfältige Geländeübungen, Exkursionen, Kartierkurse und geologische Praktika wird den Studierenden das Gefühl für eine geologische und geomorphologische Ansichtsweise einer Landschaft vermittelt und eine dreidimensionale Sicht der Dinge trainiert. Dazu zählt die Untersuchung des oberflächennahen Untergrunds mit hochauflösenden geophysikalischen Methoden (Georadar, Geoelektrik, MagSus) und mit Flachbohrungen mit einer geologischen Ansprache und Interpretation genauso wie die Analyse von Oberflächenformen durch satellitengestützte Fernerkundung und LiDAR. Weiterhin betreut Herr Reicherter die Studierenden im ERASMUS Programm und ist Prüfungsausschussvorsitzender des Master-Studiengangs Georessourcenmanagement und Stellvertreter im BScStudiengang. Forschungsschwerpunkte A) Georisiken (Natural Hazards) Naturkatastrophen haben das System Erde immer betroffen und müssen sorgfältig in Raum (lokal, regional, global), Zeit (Dauer), Intensität (Stärke), Wiederholraten und in der Relation Ursache-zu-Wirkung unterschieden werden. Wir konzentrieren uns auf Erdbeben, Massenbewegungen und Tsunamis, die wir mit einem multi- 68 disziplinären Geowissenschaftlerteam untersuchen. B) Erdbebengeologie Die Evaluation von Erdbeben umfasst ein weites Feld der Geowissenschaften über Ingenieurwissenschaften und Archäologie bis hin zu Sozialwissenschaften. Eine Erdbebenvorhersage ist bislang nicht möglich. In unserer Arbeitsgruppe werden paläoseismologische, neotektonische, geomorphologische und hochauflösende geophysikalische Daten kombiniert ausgewertet. Ebenso studieren wir sekundäre Erdbebeneffekte, wie Liquefaktion, Massenbewegungen und Tsunamis und deren Sedimente. Arbeitsregionen sind Zentraleuropa, der Mittelmeerraum, Oman und China (siehe auch www.paleoseismicity.org). C) Paläoklimatologie Der Sonderforschungsbereich (SFB) 806 „Our way to Europe" mit dem Schwerpunkt in Köln, aber mit Beteiligung von Aachen und Bonn, hat zum Ziel, die Wanderungsbewegungen des Menschen im Spätquartär von Afrika nach Mitteleuropa mit geowissenschaftlichen und archäologischen Methoden interdisziplinär zu untersuchen. Mittlerweile wurde die 2. Phase von der DFG bewilligt. Die Projekte des Instituts (C-Cluster) befassen sich mit Migrationsprozessen des modernen Menschen und des Neandertalers auf der Iberischen Halbinsel, die wahrscheinlich maßgeblich vom Klima und vorherrschenden Umweltbedingungen beeinflusst wurden. Die Untersuchung dieser Einflussfaktoren in direkter Nähe zu archäologischen Fundstellen wird darüber Auskunft geben, inwiefern und in welchem Ausmaß sie in einem Zusammenhang mit dem Wanderungsverhalten des Menschen nach und aus Mitteleuropa stehen. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) 2. Phase SFB 806 - Paläoklimarekonstruktion auf der Iberischen Halbinsel (DFG) Die Teilprojekte C1 und C3 konzentrieren sich auf die Veränderungen des Paläoklimas und der Paläoumwelt auf der Iberischen Halbinsel vom Pleistozän bis zum Mittleren Holozän. Dort werden insbesondere der trockene Süden Spaniens als auch der feucht-warme Süden Portugals in direkter Nähe zu archäologischen Fundplätzen (on-site) und verschiedene terrestrische Sedimentarchive (off-site) interdisziplinär untersucht. Dies erfolgt überwiegend durch Boh- Forschungsbericht 2012/2013 rungen. Die Bohrkerne werden geochemisch und geophysikalisch auf typische Proxys untersucht. Zusätzlich werden Altersmodelle mithilfe verschiedener Analyseverfahren erstellt, um eine Korrelation der Veränderungen der verschiedenen Parameter mit der Zeit zu ermöglichen. Die Untersuchung biologischer Indikatoren wie Pollen und Diatomeen unterstützt diese Modelle und ermöglicht weitere Rückschlüsse auf die Schwankungen des Salzgehaltes der Seen und die Vegetationsbedingungen. Somit können Veränderungen der klimatischen Verhältnisse bestimmt werden. Bohrung auf der Laguna Salada (Málaga, Südspanien). B) Paläotsunamis im Mittelmeerraum (DFG) Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung besteht an den Küsten des Mittelmeers durchaus ein relevantes Tsunamirisiko. Historische Quellen beschreiben wiederholt große Schäden infolge dieses Naturereignisses. Deshalb ist es wichtig, Paläotsunamis zu identifizieren und deren Ausmaße und Wiederholraten zu erforschen. Die Ausbreitung der Sedimente von historischen und prähistorischen Tsunamis ist dabei von großem Interesse. Es ist wichtig, die Erhaltungsfähigkeit dieser Ablagerungen zu kennen und auf andere Küstengebiete übertragen zu können. 69 und Datierungen der Sedimente durchgeführt. Ziel ist es, für eine Risikoabschätzung Hinweise auf die Häufigkeit und die Auswirkungen von Sturmflutereignissen auf das Gironde-Ästuar und die Marschen im weiteren Umfeld des Kernkraftwerkes zu gewinnen. Bohrarbeiten unsere Studierenden in der St-Ciers Marsch, Ostufer der Gironde im März 2013. Antike Hafenanlagen von Phalassarna (Kreta), zen tral die Hafenmole mit Anlegern, rechts die Sed imentfüllung, in der sich Tsunamiablagerungen von 365 AD befinden. In einem neuen DFG-geförderten Projekt werden antike Häfen auf der griechischen Insel Kreta auf tsunamigene Sedimente und Zerstörungen hin untersucht. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf sedimentologischen, mikropaläontologischen und geophysikalischen Methoden wie Georadar, Geoelektrik, LiDAR, etc. Mit Hilfe dieser Daten werden 3D-Modelle von TsunamiAblagerungen in Häfen erstellt. Durch die Verknüpfung unterschiedlicher Ansätze kann eine Risikobewertung für Küstenräume erfolgen. C) Sturmereignisse an der Gironde Starke Überschwemmungen, hervorgerufen durch die Orkane Lothar und Martin, verursachten im Dezember 1999 einen Störfall im Kernkraftwerk Blayais, das daraufhin abgeschaltet werden musste. Das Kernkraftwerk liegt nahe Bordeaux am Ufer des Ästuars der Gironde (SWFrankreich). Im März 2013 wurden in Kooperation mit dem Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire (IRSN, Paris) am Ostufer der Gironde flache, bis in 8 m Tiefe reichende Bohrungen abgeteuft. Neben der Bohrkernaufnahme werden dazu die Mikropaläontologie, verschiedene Parameter der Korngrößenverteilung und die magnetische Suszeptibilität untersucht. Zusätzlich werden Röntgenfluoreszenzanalysen Forschungsbericht 2012/2013 D) Seismogene Störungen auf Kreta (DFG) Die Insel Kreta befindet sich am südlichsten Rand der Afrikanisch-Ägäischen Subduktionszone und zählt zu den seismisch aktivsten Gebieten der Welt. Die Insel ist sehr gebirgig und klimatische Gegebenheiten sorgen hier für stabile Festgesteinshänge infolge relativ geringer Erosion und Sedimentation. Schematische Darstellung von Strukturen als Konsequenz aus koseismischem Versatz. Dadurch bleiben extensionsbedingte Geländestufen als Zeugen koseismischen Versatzes, der durch Erdbeben entsteht, entlang von aktiven Störungen erhalten. Mit Hilfe geophysikalischer Methoden untersuchen wir sowohl den Verlauf und die Orientierung der Strukturen an der Oberfläche als auch Deformationen und kolluviale Ablagerungen im Untergrund. 70 Georadaruntersuchungen im Oman Deformationen zwischen kolluvialen Sedimenten (links) und Festgestein (rechts) im Radargramm als Indikator für koseismischen Versatz. Letztere entstehen unmittelbar nach einem Erbeben mit Oberflächenruptur und sind vorzugsweise keilförmig auf Paläoböden entgegen der Störung gelagert. Die Mächtigkeit solcher Lagen und die Höhe und Länge der Geländestufen geben Auskunft über die Aktivität der Störung. Datierungen von Paläoböden ermöglichen die Bestimmung des Alters dieser Versätze, welche auf Wiederholraten von Ereignissen schließen lassen und folglich regionsbezogene Gefährdungsabschätzungen erlauben. E) Tsunamis im Oman (DFG) Tropische Stürme und Tsunamis haben in der Vergangenheit die Küste des Oman heimgesucht und gestaltet. Meist stehen temporäre Küsten-veränderungen im Zusammenhang mit solchen Naturgefahren. In dieser Küstenregion ist allerdings das Auftreten historischer Sturm- oder Tsunami-Ereignisse sowie deren Häufigkeit und Intensität kaum dokumentiert oder erforscht. Gemeinsam mit Dr. Gösta Hoffmann (GUtech) werden Küstenabschnitte als geologische Archive mittels Sedimentbohrungen, Schürfen sowie verschiedenen geophysikalischen Methoden (z.B. Georadar) und Fernerkundung untersucht, um Informationen über Intervalle sowie räumliche Verbreitung vergangener Ereignisse zu rekonstruieren. Forschungsbericht 2012/2013 F) Störungen in der Wüste Gobi CAME-Projekt (BMBF) Neben der hochaktuellen Forschung in seismisch aktiven Zonen der Erde stehen in unserer Arbeitsgruppe auch Verwerfungen im Fokus, deren Bewegungsraten wesentlich geringer sind. So genannte „slow active faults“ sind auf der Erde weit verbreitet, wie zum Beispiel die historisch und durch instrumentelle Erdbebenaufzeichnungen belegten Störungen in der Niederrheinischen Bucht. In einem interdisziplinären und internationalen Forschungsprojekt, angesiedelt im Ejina-Becken in der Wüste Gobi, stellt die bisher unbekannte Störungsaktivität einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der Sedimentbeckengenese dar. So werden die Sedimentationspfade nicht nur durch die Sedimentverfügbarkeit und klimatische Faktoren, sondern unmittelbar auch von aktiven Störungen beeinflusst. Das aride Wüstenklima des Ejina-Beckens und starke äolische Erosion verwischen die Spuren, die „slow active faults“ hinterlassen. Wir kartieren tektonisch relevante Lineamente mit Fernerkundungsmethoden und untersuchen diese Strukturen mit geologischen und geophysikalischen Methoden wie der H/VSpektren-Analyse und der TransientenElektromagnetik mit einem stickstoffgekühlten SQUID-Magnetometer, um mögliche Bewegungen zu detektieren. 71 Ausgewählte Publikationen Grützner, C., Reicherter, K., Hübscher, C., Silva, P.G., 2012: Active faulting and neotectonics in the Baelo Claudia area, Campo de Gibraltar (southern Spain). Tectonophysics, 554-557, 127–142. Hoffmann, G., Rupprechter, M., Al Balushi, N., Grützner, C., Reicherter, K., 2013: The impact of the 1945 Makran tsunami along the coastlines of the Arabian Sea (Northern Indian Ocean) – a review. – Zeitschrift für Geomorphologie. DOI:10.1127/0372-8854/2013/S-00134 Hoffmann, G., Reicherter, K., Wiatr, T., Grützner, C., Rausch, T., 2013. Block and boulder accumulations along the coastline between Fins and Sur (Sultanate of Oman): tsunamigenic remains? Natural Hazards, 65, 851–873, DOI:10.1007/s11069-012-0399-7. Hoffmann, N., Reicherter, K., Grützner, C., Hürtgen, J., Rudersdorf, A., Viehberg, F.A., Wessels, M., 2012. Quaternary coastline evolution of Lake Ohrid (Macedonia/Albania). Cent. Eur. J. Geosci. 4(1), 94-110, DOI: 10.2478/s13533-0110063-x. Höbig, N., Weber, M.E., Kehl, M., Weniger, G.C., Julià, R., Melles, M., Fülöp, R.-H., Vogel, H., Reicherter, K. (2012): Lake Banyoles (northeastern Spain): A Last Glacial to Holocene multi-proxy study with regard to environmental variability and human occupation. Quaternary International, In Press, Corrected Proof, available online 29 May 2012. DOI: 10.1016/j.quaint.2012.05.036 Nguyen, H.T., Wiatr, T., Fernández-Steeger, T.M., Reicherter, K., Rodrigues, D.M.M., Azzam, R., 2012. Landslide hazard and cascading effects following the extreme rainfall event on Madeira Island (February 2010). Natural Hazards 2013, 65, 635–652, DOI: 10.1007/s11069-012-0387-y. Vadillo, I., Benavente, J., Neukum, C., Grützner, C., Carrasco, F., Azzam, R., Liñán, C., Reicherter, K., 2012. Surface Geophysics and borehole inspection as an aid to characterizing karst voids and vadose ventilation patterns (Nerja research site, S. Spain). Journal of Applied Geophysics, Volume 82, 153-162. DOI: 10.1016/j.jappgeo.2012.03.006. Wiatr, T., Reicherter, K., Papanikolaou, I., Fernandez-Steeger, T., Mason, J., 2013. Slip vector analysis with high resolution t-LiDAR scanning. Tectonophysics, doi:10.1016/j.tecto.2013.07.024. Mitgliedschaften und Kooperationen Geologische Vereinigung (GV) Sociedad de Geología de España (SGE) American Geophysical Union (AGU) European Union of Geoscientist (EGU) Geological Society of America (GSA) Seismological Society of America (SSA) Centre of Quaternary Science and Geoarchaeology (QSGA) DFG-Fachkollegiat 314 (bis 2015) Wissenschaftlicher Direktor ABCJ- Geoverbund INQUA subcommission on Active Tectonics (vice president) Promotionen Hoffmann, Nadine: Tectonic Evolution of the Lake Ohrid Basin (Macedonia/Albania) (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Wirtschaft; 10% Kontakt Institut für Neotektonik und Georisiken Lochnerstr. 4-20 52056 Aachen Telefon: +49 241 8095722 Fax: +49 241 8092358 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.nug.rwth-aachen.de www.paleoseismicity.org Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 24% BMBF; 43% DFG ohne SFB; 22% 72 Institut für Kristallographie und Lehrund Forschungsgebiet Angewandte Kristallographie und Mineralogie Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Georg Roth Personal PS* Professor DS** A) Beugungs- und Streumethoden Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 6 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 4,5 1,5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 2 1 Studentische Hilfskräfte 1-2 5-9 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Kristallographie lehrt und forscht auf dem Gebiet der Strukturforschung mit Neutronen- und Röntgenstrahlen. Die Forschungsziele umfassen sowohl die methodische Weiterentwicklung von Beugungs- und Streumethoden wie auch die Anwendung dieser Methoden zur Aufklärung von Struktur-Eigenschafts-Beziehungen in modernen Materialien. Schwerpunkte in der Lehre A) Angew. Geowiss. (B.Sc. & M.Sc.) Die Kristallographie trägt den Studiengang Angewandte Geowissenschaften mit Pflichtveranstaltungen für alle Studierende im B.Sc.-Bereich sowie durch maßgebliche Beteiligung an der Vertieferrichtung Geomaterialien im B.Sc.- und M.Sc.-Bereich mit. Die Inhalte im B.Sc. umfassen die Grundzüge der Kristallographie, RöntgenPulvermethoden und Kristallchemie, im M.Sc. kommen Spezialvorlesungen zu Beugungsmethoden, zur Strukturbestimmung und zur Kristallzüchtung hinzu. Forschungsbericht 2012/2013 An den ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten Studiengängen Werkstoffingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen (FR Werkstoffund Prozesstechnik) ist die Kristallographie mit Vorlesung und Übungen zu den Grundlagen der Kristallographie beteiligt. Forschungsschwerpunkte 1 Oberingenieur B) Materialwiss. (B.Sc. & M.Sc.) Der Studiengang Materialwissenschaften wurde durch das Institut für Kristallographie (Prof. Heger) maßgeblich initiiert. Er umfasst sowohl natur- als auch ingenieurwissenschaftliche Inhalte. Die Kristallographie bietet im B.Sc. Vorlesungen zu Kristallographie, Röntgen-Pulverbeugung und Kristallchemie sowie im Masterbereich vertiefende Veranstaltungen zu Röntgen-, Neutronen- und Elektronenbeugung, Strukturbestimmung und Kristallzüchtung an. C) Werkstoffingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen (B.Sc.) Das Institut besitzt eine lange Tradition in der Entwicklung, dem Aufbau und dem wissenschaftlichen Betrieb von Einkristall-Neutronenstreu-Einrichtungen an deutschen und ausländischen Neutronenquellen. Seit 1999 betreibt das Institut eine Außenstelle an der Forschungsneutronenquelle FRM II des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums in Garching, gemeinsam betrieben von der TU München und dem Forschungszentrum Jülich, JCNS. Das Institut ist für die Weiterentwicklung und den wissenschaftlichen Betrieb des Einkristalldiffraktometers HEiDi verantwortlich. Seit 2004 wurde eine Zusatzeinrichtung zur Messung mit polarisierten Neutronen und 3-D-Polarisations-Analyse (POLI) aufgebaut, die in einem Anschlussprojekt ab 2010, im Rahmen der BMBF-Verbundforschung gefördert, zu einem separaten Gerät weiterentwickelt wird. Am ILL in Grenoble wird in Kooperation mit dem FZ-Jülich (JCNS) das Spektrometer IN12 ebenfalls im Hinblick auf den Einsatz von polarisierten Neutronen umgebaut und modernisiert. B) Strukturen neuer Materialien Präzise Informationen über Kristall- und Magnetstrukturen und deren Abhängigkeit von Temperatur, Druck, elektrischen und/oder magnetischen Feldern sind essentielle Voraussetzungen für ein besseres Verständnis der festkörperphysikalischen Grundlagen der beobachteten makroskopischen Eigenschaften und 73 damit auch für die Entwicklung neuer, besserer Materialien für mögliche Anwendungen. Die Strukturforschung im Bereich von aktuellen Fragestellungen aus den Festkörper- und Materialwissenschaften geschieht zumeist in Kooperationen mit anderen Gruppen (s. u.). C) Kristallzüchtung Eine wichtige Voraussetzung für die Anwendung von modernen Beugungs- und Streumethoden ist die Verfügbarkeit von Proben - zumeist Einkristallen - guter Qualität und ausreichender Größe. Das Institut für Kristallographie beschäftigt sich daher auch mit der Synthese neuer Materialien und der Züchtung von Einkristallen aus der Schmelze (optisches Zonenschmelzen, Flux-Züchtung) und aus Lösungen. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Einkristall-Neutronen-Diffraktometer HEiDi am FRM II in Garching Das Einkristall-Neutronen-Diffraktometer HEiDi am FRM II ist Dank der Verfügbarkeit von kurzwelligen („heißen“) Neutronen am FRM II besonders für hochaufgelöste Kristallstrukturanalysen geeignet. Typische Anwendungen sind die genaue Analyse von Wasserstoffpositionen, die Untersuchung von anharmonischen thermischen Schwingungen, Defektstrukturen und Fehlordnung sowie die Bestimmung von magnetischen Ordnungszuständen. B) Einkristall-Neutronen-Diffraktometer POLI am FRM II in Garching Die Stärke des in den vergangenen Jahren mit BMBF-Mitteln aufgebauten Diffraktometers POLI liegt in der Möglichkeit, unter Verwendung von polarisierten Neutronen und dreidimensionaler Polarisationsanalyse auch sehr schwache magnetische Beugungs-Intensitäten zuverlässig messen zu können. Damit lassen sich komplexe magnetische Strukturen von Kristallen, magnetische Domänen und ortsaufgelöste Magnetisierungsdichten in Magnetwerkstoffen mit hoher Genauigkeit bestimmen. Forschungsbericht 2012/2013 Das Einkristalldiffraktometer POLI wird nach dreijähriger Förderung durch das BMBF im Februar 2014 zum ersten Mal an seinem neuen Messplatz SR-9a mit Neutronen messen und danach in den Userbetrieb übergehen. C) Hochdruckkristallographie Während die Untersuchung der Temperaturabhängigkeit von Kristallstrukturen, deren Eigenschaften und ihrer Stabilität gut etabliert ist, sind Untersuchungen an Einkristallen unter Hochdruck aufgrund der experimentellen Schwierigkeiten weit weniger verbreitet. Bei diesen Untersuchungen wird die Probe in einer Stempelzelle zwischen zwei Diamantkristallen eingeschlossen (s. Abb.) und hohen hydrostatischen Drücken ausgesetzt. Die Volumenänderungen, die das Material dabei erfährt, betragen im Allgemeinen ein Vielfaches der temperaturinduzierten Volumenänderungen und liefern so wichtige komplementäre Informationen zu temperaturabhängigen Messungen. 74 Die Forschungen auf diesem Gebiet konzentrieren sich auf die Untersuchung von ausgewählten Verbindungen mit interessanten optischen Eigenschaften (z. B. ternäre Fluoride) und auf multiferroische Materialien (z. B. gemischtvalente Vanadate). Zusätzlich steht die Entwicklung von methodischen Algorithmen zur Auswertung der Hochdruckdaten im Vordergrund. Textiltechnik (ITA) der RWTH (Prof. Gries) zusammen. D) Multiferroische Melilithe Die Kombination von zwei verschiedenen „ferroischen“ Ordnungszuständen, z. B. von ferroelektrischer und magnetischer Ordnung, in den sogenannten Multiferroika verspricht zahlreiche zukünftige Anwendungen u. a. in der Informationstechnik. Durch die sehr ungewöhnliche Kopplung von Eigenschaften ist es möglich, die Magnetisierung durch ein elektrisches Feld zu beeinflussen (zu schalten) – und umgekehrt. Die Wechselwirkungen zwischen Kristallstruktur, elektronischer Struktur und magnetischer Struktur in solchen Verbindungen sind derzeit nur unzureichend verstanden. Die Mitarbeiter an unserer Außenstelle im MLZ Garching (FRM II) untersuchen zurzeit federführend das Modellsystem der multiferroischen Melilithe, z. B. Ba2CoGe2O7 und Ba2CuGe2O7. E) Kristallstrukturen von Polymeren Im Bereich der Polymerforschung arbeitet das Institut für Kristallographie mit dem Institut für Untersuchungsgegenstand ist z. B. der Einfluss von Schichtsilikaten auf Struktur und Festigkeitseigenschaften von Polyamid 6 Multifilamenten. F) „Conditioning“ Im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojekts „Conditioning“ engagiert sich das Institut für Kristallographie (in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich, dem Karlsruhe Institute of Technology, dem HelmholtzZentrum Dresden-Rossendorf, den Hochschulen Frankfurt und Hannover sowie den Aachener Kollegen aus der Gesteinshüttenkunde) im Bereich der Komplexierung von f-Orbital-Kationen in endlagerrelevanten Keramiken. Ausgewählte Publikationen Sohn, Yoo Jung; Sparta, Karine; Meven, Martin; Roth, Georg; Heger, Gernot: Superprotonic conductivity of in (NH4)3H(SO4)2 in the high-temperature phase. Solid State Ionics 252 (2013) 116-120. Redhammer, Gunther J.; Roth, Georg; Senyshyn, Anatoliy; et al.: Crystal and magnetic spin structure of GermaniumHedenbergite, CaFeGe2O6, and a comparison with other magnetic/magnetoelectric/multiferroic pyroxenes, Z. Kristallogr 228 (2013) 140-150. Grzechnik, Andrzej; Underwood, Christopher C.; Kolis, Joseph W.; Friese, Karen: Crystal structures and stability of K2ThF6 and K7Th6F31 on compression. Journal of Fluorine Chemistry 150 (2013) 8-13. Cairns, Andrew B.; Catafesta, Jadna; Levelut, Claire; Rouquette, Jérôme; van der Lee, Arie; Peters, Lars; Thompson, Amber L.; Dmitriev, Vladimir; Haines, Julien; Goodwin, Andrew L.: Giant negative linear compressibility in zinc dicyanoaurate. Nature Materials 12 (2013) 212-216. Seliverstov, Andrej N.; Suleimanov, Evgeny V.; Chuprunov, Evgeny V.; Somov, Nikolay V.; Zhuchkova, Elena M.; Lelet, Maxim I.; Rozov, Konstantin B.; Depmeier, Wulf; Krivovichev, Sergey V.; Alekseev, Evgeny V.: Polytypism and oxotungstate polyhedral polymerization in novel complex uranyl tungstates. Dalton Trans. 41 (2012) 8512-8514. Hutanu, Vladimir; Sazonov, Andrew; Meven, Martin; Murakawa, H.; Tokura, Y.; Bordács, S.; Kézsmárki, I.; Nafradi, B.: Determination of the magnetic order and the crystal symmetry in the multiferroic ground state of Ba2CoGe2O7. Physical Review B 86 (2012) 104401. Klapper, Helmut; Hahn, Theo: The application of eigensymmetries of face forms to X-ray diffraction intensities of crystals twinned by “reticular merohedry”. Acta Cryst. A 68 (2012), 82-109. Steinmann, Wilhelm; Walter, Stephan; Gries, Thomas; Seide, Gunnar, Roth, Georg: Modification of the mechanical properties of polyamide 6 multifilaments in high-speed melt spinning with nano silicates. Textile research journal 82 (2012), 1846-1858. Forschungsbericht 2012/2013 75 Mitgliedschaften und Kooperationen Gewähltes Mitglied im Komitee Forschung mit Neutronen, KFN Deutsche Gesellschaft für Kristallographie DGK Materials Research Society, MRS Deutsche Physikalische Gesellschaft, DPG Deutsche Mineralogische Gesellschaft, DMG Jülich-Aachen-Research-Alliance: JARA-FIT, JARA-ENERGY SFB 917 “Nanoswitches”, Teilprojekt B2 “Elektrocoloration”, gem. mit Prof. Waser Forschungs-Neutronenquelle Heinz-MeierLeibnitz der TU-München, FRM-II in Garching FZ-Jülich, Peter Grünberg Institut PGI-7, Prof. Waser, Elektronische Materialien FZ-Jülich, Jülich Center for Neutron Science JCNS-2/PGI-4, Prof. Brückel, Streumethoden FZ-Jülich, Institut für Energie-und Klimaforschung IEK-6, Prof. Bosbach, Nukl. Entsorgung; KIT-Karlsruhe, Institut für Nukleare Entsorgung; Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf; Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Kristallographie; Leibnitz-Universität Hannover, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz; RWTH Aachen, Institut für Gesteinshüttenkunde Institut Laue-Langevin (ILL), Grenoble, France; Laboratoire Léon-Brillouin (LLB), CE-Saclay, France Universität Salzburg, Fachbereich Materialforschung und Physik, Österreich University of Oxford, UK, Inorg. Chemistry Lab.; Durham University, UK, Chemistry Department Promotionen Lenser, Christian: Investigation of Resitive Switchingin Fe - doped SrTiO3 by Advanced Spectroscopy (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % DFG ohne SFB; 12% Kontakt Institut für Kristallographie, RWTH Aachen Jägerstraße 17-19 52066 Aachen Telefon: +49-241-8096900 Fax: +49-241-8092184 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.xtal.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 27% BMBF; 60% 76 Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie rametern vermittelt. Vertiefend folgen die Modellierung der Grundwasserströmung und der Stoffausbreitung ebenso wie die Brunnenerrichtung für die Versorgung mit Grundwasser. C) Georessourcenmanagement Die Schwerpunkte liegen neben methodischen Kompetenzen, wie dem Einsatz von Geoinformationssystemen, Zeitreihenanalysen und multivariater Statistik, auf dem Schutz der Grundwasservorkommen und ihrer planvollen Bewirtschaftung. Forschungsschwerpunkte A) Grundwassermarkierung Univ.-Prof. Dr. Thomas R. Rüde Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Die Grundwasserbewegung und die Ausbreitung von Stoffen werden mit fluoreszierenden Markierungsstoffen nachverfolgt. Daraus entstehen Kenntnisse für den Grundwasserschutz und die Grundwassergewinnung. B) Grundwassermodellierung Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 0,5 5 Wissenschaftliche Hilfskräfte 0,5 Studentische Hilfskräfte 15 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Die intensive Nutzung des Grundwasserraumes und der natürlichen Grundwasserressourcen erfordern Prognoseinstrumente, um die Auswirkungen auf Grundwassergewinnungsanlagen zu studieren. Grundlage für die numerischen Berechnungen sind dabei fundierte hydrogeologische Modelle. C) Stoffsysteme Das Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie arbeitet im Bereich Grundwasser. Schwerpunkt ist die Parametrisierung und Modellierung hydrogeologischer Prozesse. Damit verbindet sich die Aufgabe einer exakten Quantifizierung von Parametern, um Daten für die Bildung, Sensitivitätsanalyse und Validierung hydrogeologischer und numerischer Modelle zu erhalten. Schwerpunkte in der Lehre Die Einrichtung erhielt 2012 den Lehrpreis der Fakultät und nach 2010 erneut einen Lehrpreis der geowissenschaftlichen Fachschaft. Neben den geowissenschaftlichen Schwerpunktstudiengängen wird auch für Studierende des Rohstoffingenieurwesens, der Umweltingenieurwissenschaften und der Geographie gelehrt. B) Angewandte Geowissenschaften Arsen und Uran sind zwei vorrangige Stoffe, deren geogenes Auftreten im Grundwasser global Probleme für die Wasserversorgung aufwirft. Beide Stoffe sind eng mit der Chemie der Eisenminerale verbunden. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Grundwasserschutz in Yucatán Grundwasser stellt auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán die einzige Wasserressource dar. Zugleich unterliegt es mehreren Gefahren: ein steigender Wasserverbrauch in den Touristenzentren, die fehlende Möglichkeit Abwasser über Flüsse abzuleiten verbunden mit der Injektion solcher Wässer in tiefere, salzige Abschnitte des Grundwasserraumes und eine hohe Verschmutzungsgefahr, da das grundwasserführende Gestein nicht abgedeckt ist. Hier werden die Methoden zur grundwasserhydraulischen und hydrochemischen Untersuchung und zur Bestimmung von Transportpa- Forschungsbericht 2012/2013 77 gilt besonders im Küstenabschnitt Méridas mit seiner hohen Verschmutzungsgrad für das Grundwasser. Die Ergebnisse werden der örtlichen Wasserbehörde für ihre weiteren Arbeiten bereitgestellt. B) Tagebauentwässerung Die Braunkohlegewinnung in der Niederrheinischen Bucht erfordert eine großflächige Absenkung des Grundwassers. Die Standzeit von Entwässerungsbrunnen der RWE Power AG wird unter anderem durch die Verockerung begrenzt, die dann verstärkt einsetzt, wenn belüftetes Wasser höherer, teilentwässerter Grundwasserleiter in den Brunnenrohren nach unten läuft. Gemeinsam mit den mexikanischen Universitäten von Yucatán und San Luis Potosí wird für die Hauptstadt des Bundesstaates, Mérida, der Zustand des Grundwassers untersucht. Es wurde ein Netzwerk von Überwachungsmessstellen aufgebaut und für den Stadtraum Bereiche herausgearbeitet, von denen eine besonders große Verschmutzungsgefahr für das Grundwasser ausgeht, so dass diese enger überwacht werden. Im Vergleich zur letzten großen Studie durch den Britischen Geologischen Dienst Anfang der 1990er Jahre konnte durch die Verlagerung der Wassergewinnungsgebiete in die südliche Peripherie der Stadt der Aufstieg von salzigem Tiefengrundwasser im Stadtgebiet aufgehalten werden. Mérida ist heute ein Bereich in dem mehr Wasser in den Untergrund versickert als entnommen wird. Allerdings ist dieses Wasser von schlechter Qualität und der Untergrund wird in hohem Maße auch mit Fäkalbakterien aus häuslichem Abwasser belastet. Dies stellt die größte Herausforderung für den Grundwasserschutz dar. Die Grundwässer unter Mérida fließen mit einer allgemeinen Richtung nach Norden zur Küste. Dort tritt das Grundwasser in zahlreichen Quellen in den Küstenmangroven aus. Mit diesen Wässern wird auch eine bedeutende Fracht an Nährstoffen, wie Stickstoff und Phosphor in die Ökosysteme der Mangroven eingetragen. Dies Forschungsbericht 2012/2013 Ein Ansatz dem zu begegnen ist es, höhere Grundwasserleiter über den Brunnenringraum und nicht über eigene Filterrohrstrecken zu entwässern. Wir haben mit Markierungsversuchen gezeigt, dass die Ringraumentwässerung prinzipiell funktioniert und bei korrekter Ausführung geeignet ist, den Wasserandrang höherer Grundwasserleiter aufzunehmen. Aktuelle Arbeiten prüfen die Wirksamkeit dieser Maßnahme zur Verringerung der Verockerung von Brunnen. Durch eine höhere Brunnenbetriebsdauer lassen sich die Kosten für die Tagebauentwässerung senken. C) Nitrat im Grundwasser Landwirtschaftlich ausgebrachter Stickstoff, als Mineraldünger und Gülle, ist die Ursache für hohe Nitratbelastungen im Grundwasser. In der Niederrheinischen Bucht ist der natürliche Abbau von Nitrat durch Reaktionen mit dem Gestein von besonderer Bedeutung. Wassergewinnungen aus solchen Gesteinen zeigen statt Nitrat die Ergebnisse der Rückhaltereaktion (z.B. Sulfat). 78 landwirtschaftliche Maßnahmen – Torfzersetzung durch Entwässerung und Nitrateintrag – freigesetzt. Es wurde in einem Folgeprojekt nun gezeigt, dass auch die anderen Gebiete mit hohen Uranwerten im Grundwasser im südlichen Bayern auf die Freisetzung natürlichen Urans aus Niedermooren zurückzuführen sind. Experimente an der Versuchseinrichtung Wielenbach des LfU zeigen, dass der in Presse und Politik diskutierte Eintrag von Uran aus Phosphatdüngern in Böden zwar stattfindet, aber unter den Bedingungen in Südbayern keinen Einfluss auf Urankonzentrationen im Grundwasser hat. Von großer wasserwirtschaftlicher Bedeutung ist die Frage, wann das Rückhaltevermögen der Gesteine hinsichtlich Nitrat erschöpft ist. Für einen Wasserversorger wurde ein analytisches Werkzeug entwickelt, das es ermöglicht eine Prognose des Nitratdurchbruches durchzuführen und diese Berechnung fortwährend an veränderte Bedingungen, wie Nitrateintrag aus der Landwirtschaft oder Grundwasserentnahme an den Brunnen anzupassen. D) Uran im Grundwasser Bayerns Uran ist – neben seiner Radioaktivität – ein starkes Nierengift und seit 2011 gilt ein toxikologisch begründeter Trinkwassergrenzwert. In unserer Untersuchung für das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) im Jahr 2011 wurde dargestellt, dass im Lechtal punktuelle Uranbelastungen im Grundwasser aus Niedermoorböden stammen. Uran wird aus diesen durch Forschungsbericht 2012/2013 79 Ausgewählte Publikationen Banning, A., Demmel, T., Rüde, T.R. & Wrobel, M. (2013): Groundwater uranium origin and fate control in a river valley aquifer.Environmental Science & Technology, 47 (24): 13941–13948. Banning, A., Rüde, T.R. & Dölling, B. (2013): Crossing redox boundaries - aquifer redox history and effects on iron mineralogy and arsenic availability.- Journal of hazardous materials, 262: 905-914. Weidner, C., Henkel, S., Lorke, S., Rüde, T.R., Schüttrumpf, H. & Klauder, W. (2012): Experimental modelling of chemical clogging processes in dewatering wells.- Mine Water Environment, 31: 242-251. Banning, A., Cardona, A. & Rüde, T.R. (2012): Uranium and arsenic dynamics in volcano-sedimentary basins – An exemplary study in North-Central Mexico.- Applied Geochemistry, 27(11): 2160–2172. Henkel, S., Weidner, C., Roger, S., Schüttrumpf, H., Rüde, T.R., Klauder, W. & Vinzelberg, G. (2012): Untersuchung der Verockerungsneigung von Vertikalfilterbrunnen im Modellversuch.- Grundwasser, 17(3): 157-169. Mitgliedschaften und Kooperationen (mit Erläuterung der Akronyme) IMWA (International Mine Water Association) FH-DGG (Fachsektion Hydrogeologie in der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften) Internationales Geothermiezentrum e.V. Universidad Autónoma de San Luis Potosí, Mexiko Universidad Autónoma de Yucatan, Mexiko Gadjah Mada University Yogyakarta, Indonesien Diponegoro University Semarang, Indonesien Promotionen Banning, Andre: Natural arsenic and uranium accumulation and remobilization in different geological environments (2012) Steenpaß, Christian: Coupled modeling of water, vapor and heat in unsaturated soils - Field applications and numerical studies (2013) Putranto, Thomas Triadi: Hydrogeological and Numerical Groundwater Flow Model in Semarang/Indonesia (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 7% Kontakt Institut Anschrift Telefon: Fax: E-Mail: Homepage: Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie Lochnerstraße 4-20 52064 Aachen 0241/8095741 0241/8092280 [email protected] www.lih.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 93% 80 Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie Prof. Dr. rer. nat. Christoph Schneider Personal DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 2 10 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte Die Grundvorlesung wird ergänzt durch klimatologische Inhalte in Pro-, Grund- und Hauptseminaren. Weitere Schwerpunkte liegen in methodischen Lehrveranstaltungen zu Geographischen Informationssystemen, vertiefenden Vorlesungen zur Physischen Geographie und Projektstudien mit (gelände)klimatologischen Inhalten sowie Regionalpraktika mit meist physisch-geographischem Schwerpunkt. In den Masterstudiengängen liegt neben der Karteninterpretation der Schwerpunkt auf dem „Klima der bodennahen Luftschicht“ uno der Modellierung hydrologischer Einzugsgebiete. Forschungsschwerpunkte A) Atmosphäre und Kryosphäre PS* Professor B) Inhalte der Lehrveranstaltungen 8 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie forscht und lehrt im Bereich der Klimaforschung zur Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Kryosphäre, zur Stadtklimatologie und zur geographischen und meteorologischen Steuerung der raumzeitlichen Variabilität von Luftschadstoffen. Dabei kommen Methoden der Geostatistik, der Modellierung innerhalb geographischer Informationssysteme (GIS) und Fernerkundungsmethoden zum Einsatz. Schwerpunkte in der Lehre In Projekten in Patagonien, auf Svalbard in der europäischen Arktis und in Tibet wird in der Klimageographie an der Parametrisierung des Energie- und Massenhaushaltes von Schneeund Eisoberflächen gearbeitet. Daneben sind GIS-gestützte Arbeiten zur multidekadischen Flächen- und Volumenänderung von Gletschern vor dem Hintergrund anthropogenen Klimawandels zentrale Arbeitsfelder. B) Stadtklima und Luftreinhaltung Im Forschungsfeld der Stadtgeographie werden Fragen des Luftaustauschs durch reliefbedingte randstädtische Kaltluftabflüsse in Tälern am Stadtrand und die städtische Wärmeinsel bei Extremwetterlagen sowie die Auswirkungen des Klimawandels im 21. Jahrhundert auf die Stadtatmosphäre betrachtet. Aspekte der Luftqualität, besonders der Konzentration von Feinstaub in der Atmosphäre werden bezüglich geographischer Verteilung sowohl in der Stadt Aachen als auch in der Euregio Maas-Rhein untersucht. Die Steuerung dieser Muster durch die meteorologischen Bedingungen steht im Zentrum des Interesses. A) Einbindung in die Studiengänge Die Vorlesung Klimatologie, das Herzstück der Lehre, ist Bestandteil der Studiengänge B.Sc. Angewandte Geographie, B.Sc. Georessourcenmanagement, B.Sc. Umweltingenieurwesen und M.Sc. Rohstoffingenieurwesen. Das Modul Klimatologie und Hydrologie ist Bestandteil der M.Sc-Studiengänge Angewandte Geographie, Wirtschaftsgeographie und Ökotoxikologie. Forschungsbericht 2012/2013 81 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Dynamische Antwort von Gletschern des tibetischen Plateaus auf Klimawandel (DynRG-Tip) und Variabilität und Trends der Wasserhaushaltskomponenten in BenchmarkEinzugsgebieten des Tibet-Plateaus (WET) Im Rahmen von Projekten im Schwerpunktprogramm Tibet der DFG und dem Zentralasien Förderschwerpunkt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden auf dem Zhadang-Gletscher in Zentraltibet nördlich von Lhasa und im Grenzgebiet zwischen Tibet, Indien und Nepal im Massiv der Gurla Mandatha, jeweils auf ungefähr 5600 m über dem Meer, und an weiteren Gletschern in zusätzlichen Benchmark-Einzugsgebieten auf dem Tibetischen Plateau Massen- und Energiebilanz untersucht. Eine Modellkette (vgl. Abbildung) vom großräumigen atmosphärischen Antrieb bis zur kleinräumigen Glazialhydrologie wird durch Messdaten von mehreren Energiebilanzstationen, einem dichten Netz an glaziologischen Messpunkten zur Massenbilanz und mit Abflussmessungen im Gletschervorfeld kalibriert und verfeinert. Mit Satellitendaten des Sensors MODIS auf dem Satellit Terra werden interannuelle Variationen der Schneelinie auf den Gletschern als Proxy der Massenbilanz abgeleitet. RWTH-Messstation am Naimona’Nyi Gletscher auf 5700 m über dem Meer, Region Gurlha Mandhata in der Nähe des Lake Manasarowar (Mount Kailash). Zentral ist letztlich die Frage nach dem Beitrag der Kryosphäre zum kleinen und zum großen Wasserkreislauf auf und vom tibetischen Hochplateau. Das Prozessverständnis dient dazu die Bedeutung Tibets im globalen Wasser- und Klimasystem besser zu verstehen. B) Urban Future Outline (UFO) Urban Future Outline (UFO) ist ein Projektbündel im Projekthaus HumTec mit Beteiligten aus sechs Fakultäten der RWTH Aachen finanziert im Rahmen der dritten Linie der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder an deutschen Hochschulen. UFO behandelt in einem integrativen Ansatz die Problemstellungen von Städten des 21. Jahrhunderts. Ziel ist die Erarbeitung eines holistischen Gesamtkonzepts für ein ethisch verantwortungsvolles, an Bedürfnissen von Menschen orientiertes Gestalten urbaner Umgebungen. Umgesetzt wird dies über ein Forschungsdesign, das Mobilität, Energie und Stadtquartiersentwicklung mit Fragen der Akzeptanz, Kommunikation, ethisch-normativen Kontexten, Umweltverträglichkeit und Gesundheit in einer alternden Gesellschaft zusammenführt. Forschungsbericht 2012/2013 82 Im UFO Teilprojekt Future Ecosystem (FuEco) koordiniert durch die Klimageographie, werden die kombinierte Betrachtung aus Belastungssituationen über bestehende Ansätze hinaus in einer Mess- und Modellkette untersucht, um daraus kombinierte Belastungsindizes abzuleiten und in virtueller Umgebung (aixCAVE) erfahrbar zu machen. Neben der thermischen Komponente werden lufthygienische, akustische und akzeptanzrelevante Faktoren integriert. onssystem zu entwickeln, welches nun unter http://pmlab.irceline.be/index_de.html veröffentlicht ist. Projektförderung: EU-INTERREG-Programm in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen an der RWTH Aachen und aus Maastricht, Hasselt und Liège sowie in Kooperation mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in NRW. RWTH-Messwagen zur Erfassung biometeorologischer Komponenten im Einsatz am Elisenbrunnen in Aachen im Projekt UFO-FuEco C) PM Lab Der EU-Grenzwert für Feinstaub in der Atmosphäre wird in der Euregio Maas-Rhein vergleichsweise häufig überschritten. Andererseits zeigt sich im Grenzraum besonders deutlich, dass etwas unterschiedliche Messmethoden und sehr unterschiedliche Interpolationsmethoden entlang der Ländergrenzen zu inkonsistenten Feinstaubwerten führen, die die grenzüberschreitende Planung und Information der Bürgerinnen und Bürger behindert. Ultraschallanemometer zur Erfassung meteorlogischer Variablen, installiert an einem Laternenpfahl im Elisengarten in Aachen im Projekt UFO-Fu-Eco Euregio Maas-Rhein Bürger-Informationsplattform zur Feinstaubexposition Das Projekt PM Lab hat sich der Fragestellung angenommen die länderspezifischen Mess- und Interpolationstechniken zu vergleichen und ein GIS-basiertes grenzüberschreitendes Informati- Forschungsbericht 2012/2013 83 Ausgewählte Publikationen Franz, K., R. Hoernschemeyer, A. Ewert, M. Fromhold-Eisebith, M. Große Boeckmann, R. Schmitt, K. Petzoldt, C. Schneider, J.E. Heller, J. Feldhusen, K. Bueker & J. Reichmuth (2012): Life Cycle Engineering in Preliminary Aircraft Design. In: Leveraging technology for a sustainable world : proceedings of the 19th CIRP Conference on Life Cycle Engineering, University of California at Berkeley, Berkeley, USA, May 23 - 25, 2012 ; [LCE 2012] / David A. Dornfeld; Barbara S. Linke, ed.. - Berlin [u.a.] : Springer, 2012. - ISBN: 3-642-29068-X. Hillerbrand, R. & C. Schneider (2013): Unwissenschaftlich weil unsicher? Unsicher weil wissenschaftlich! Szenarien, Modelle und Projektionen in den Klimawissenschaften. in: Jeschke, S.,E.-M. Jakobs, A. Dröge: *Exploring Uncertainty* - Ungewissheit und Unsicherheit im interdisziplinären Diskurs. S. 151-177, Springer Gabler, Merbitz, H., F. Detalle, G. Ketzler, C. Schneider & F. Lenartz (2012): Small scale particulate matter measurements and dispersion modelling in the inner city of Liège, Belgium. International Journal of Environment and Pollution 50 (1/2/3/4), S. 234–249. . Merbitz, H., Fritz, S., Schneider, C. (2012): Mobile measurements and regression modelling of the spatial particulate matter variability in an urban area. - Science of the Total Environment, H. 438, S. 389 - 403, Möller, M., R. Finkelnburg, M. Braun, D. Scherer & C. Schneider (2013): Variability of the climatic mass balance of Vestfonna ice cap (northeastern Svalbard), 1979-2011. - Annals of Glaciology 54 (63), 254-264. Sachsen, T., G. Ketzler, C. Schneider (2012): The reduction of urban heat stress by optimized vegetation structures. 8th International Conference on Urban Climate - ICUC 2012. PDF #569, Dublin. Sauter T., M. Möller, R. Finkelnburg, M. Grabiec, D. Scherer & C. Schneider (2013): Snowdrift modelling for the Vestfonna ice cap, north-eastern Svalbard. - The Cryosphere, 7 (4), 1017-1314 Weidemann, S., T. Sauter, L. Schneider, C. Schneider (2013): Impact of two conceptual precipitation downscaling schemes on mass balance modeling of the Gran Campo Nevado Ice Cap, Patagonia. - Journal of Glaciology, 59 (218), 1106-1116. Mitgliedschaften und Kooperationen Verband der Geographen an deutschen Hochschulen (VGDH) Arbeitskreis Klimatologie der Deutschen Gesellschaft für Geographie, Sprecheramt 2009-2011 Deutsche Polarforschende Gesellschaft (DPG) Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) International Glaciological Society (IGS) Royal Meteorological Society (RMetS) European Geosciences Union (EGU) und American Geophysical Union (AGU) European Assoc. of Remote Sensing Laboratories (EARSeL) TU Berlin, Fachgebiet Klimatologie; TU Dresden, Kartographisches Institut Institute of Tibetan Plateau Research, Chinese Academy of Sciences, Lhasa (Tibet) Instituto de la Patagonia, Universidad de Magallanes, Punta Arenas (Chile) Centro Austral de Investigaciones Científicas (CADIC), Ushuaia (Argentinien) Centrum voor Gezonde en Duurzame Leefomgeving, Provincie Limburg, Maastricht (Niederlande) Institut Scientifique de Service Public (ISSeP), Liège (Belgien) Centrum voor Milieukunde, Universiteit Hasselt (Belgien) Nederlandse Organisatie voor toegepastnatuurwetenschappelijk onderzoek (TNO), Utrecht ARIA Technologies (Paris, France) Meteorological and Environmental Earth Observation (MEEO, Ferrara, Italy) Technical University of Budapest (BME) Promotionen Merbitz, Hendrik: Untersuchung und Modellierung der raumzeitlichen Variabilität urbaner und regionaler Feinstaubkonzentration (2013) Sachsen, Timo: Die Wirkung von Vegetation in randstädtischen Luftleitbahnen – Studien zur Kaltluft in der Stadt Aachen (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Fachgruppe Geographie und Geowissenschaften Geographisches Institut Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie Wüllnerstraße 5b D - 52056 Aachen Telefon: +49 241 80 96047 Fax: +49 241 80 92157 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.klimageo.rwth-aachen.deInstitut Wirtschaft; 15% EU; 2% Sonstige; 17% BMBF; 10% DFG ohne SFB; 56% Forschungsbericht 2012/2013 84 Lehr- und Forschungsgebiet für Tonund Grenzflächenmineralogie Im Masterbereich folgen spezialisierte Laborübungen und Vorlesungen zu Präparationsmethoden und zur Grenzflächenmineralogie in wässrigen Systemen. B) Georessourcenmanagement, Geographie In einem gemeinsam mit der Geographie gestalteten Modul zum Thema „Böden“ werden Prozesse in Böden behandelt. Die Veranstaltung wird ergänzt durch ein Laborpraktikum, in dem die Geographiestudenten die wichtigsten Untersuchungsmethoden in der Bodenkunde selber einüben können. Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Helge Stanjek Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 4 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte Die Forschungs-Gruppe Ton- und Grenzflächenmineralogie (CIM) untersucht Prozesse der wässrigen Zwischenschichten von Tonmineralen. Neben klassischen mineralogischen Analysen, wie der Quantifizierung von Tonmineralen mit der Röntgendiffraktometrie, werden auch Grenzflächen-Eigenschaften von Tonmineralen durch eine Vielzahl von physiko-chemischen Methoden charakterisiert. Innerhalb der EMRGruppe arbeitet das CIM im kleinsten Maßstab, der für Reservoireprozesse relevant ist. Schwerpunkte in der Lehre Angewandte ten Geowissenschaf Im Bachelorbereich erhalten die Erstsemester die Grundlagen in Allgemeiner Mineralogie, in Übungen der Speziellen Mineralogie werden die wichtigsten Minerale vorgestellt und deren Eigenschaften erlernt. Ferner wird eine einführende Vorlesung zur Tonmineralogie gelesen, in der die spezifischen Eigenschaften der industriell wichtigsten Tonminerale vorgestellt werden. Forschungsbericht 2012/2013 Tonminerale sind sehr feinteilige Minerale, die strukturell zur Gruppe der Schichtsilikate gehören. Ihr entsprechend großes Verhältnis von Oberfläche zu Volumen in Kombination mit der teilweisen Möglichkeit, Wassermoleküle in die Struktur aufzunehmen, verleiht Tonmineralen und tonmineralhaltigen Geomaterialien spezielle Eigenschaften wie Plastizität und Sorptionsvermögen. Da Tonminerale geologisch im meist wassergesättigten Bereich der Erdoberfläche entstehen, laufen praktisch alle Prozesse an den Grenzflächen zwischen Mineral und Wasser ab. Ausgewählte Forschungsvorhaben * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen A) Forschungsschwerpunkte A) Wechselwirkungen zwischen Smektiten und Heißdampf Jedes Jahr werden Smectite, die Hauptminerale in Bentoniten, in der Größenordnung mehrerer Millionen Tonnen in verschiedensten industriellen Gebieten eingesetzt, z.B. als Beimischung zu Formsanden in der Gießereiindustrie. Die Potentiale dieses geotechnischen Materials werden jedoch nicht ausgeschöpft. Die Automobilindustrie benötigt z.B. Gußteile von immer größerer Komplexität bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion. Dies erfordert ein Maßschneidern der FormsandMixturen über ihre gegenwärtigen Fähigkeiten hinaus. Im Detail ist jedoch nicht klar, warum Veränderungen, die im Gußprozess auftreten, im Labor teilweise reversibel sind, nicht aber im Umlauf der Formsande. Deshalb müssen die komplizierten Kinetiken der De- und Rehydratation von Smectiten und deren Einfluß auf das mechanische Verhalten der Formsande verstanden werden, bevor Verbesserungen erzielt werden können. 85 Die Durchführung von Gießversuchen am Institut für Gießereitechnik (IfG) bildete die Grundlage des Projektes zur Gewinnung von Probenmaterial. Dieses wurde auf seine mineralogischen und gießereitechnischen Eigenschaften hin untersucht. Da die Kinetiken der De- und Rehydratation von Smectiten während des Gießens eine entscheidende Rolle spielen, wurden die Formstoffproben am Röntgenpulverdiffraktometer SPODI und Proben aus einem gesonderten Versuch (A) an der Neutronenbeamline ANTARES (A-C) der Forschungsneutronenquelle Heinz MaierLeibnitz, FRM II in Garching untersucht (B Formkasten mit Sand). Neben diesen, bereits abgeschlossenen Untersuchungen, liegt das Hauptaugenmerk des Projektes auf der Interaktion zwischen Bentonit bzw. Smektit und heißem Wasserdampf. Im Zuge des Gießprozesses werden innerhalb des Formstoffkörpers hohe Temperaturen erreicht, die sich während des Abgusses auch in die Randbereiche der Formen ausbreiten. Mit dieser Temperaturfront geht ein Bereich erhöhten Wassergehaltes einher, der als Kondensationszone bezeichnet wird. In dieser Zone interagiert der bentonitgebundene Formstoff mit dem Heißdampf und wird nachhaltig beeinflusst. Um die Auswirkung und die Prozesse innerhalb der Kondensationszone besser verstehen zu können, wurden Smektite für mehrere Tage in klein-volumigen Autoklaven mit Heißdampf beaufschlagt und anschließend auf ihre mineralogischen und physikochemischen Eigenschaften hin untersucht. Dabei sind die Unterschiede zwischen unbehandelten und dampfbehandelten Smektiten von besonderem Interesse. B) Natural analogues for geological storage of CO 2 . Geological storage of CO2 is currently regarded as a key technology to reduce greenhouse gas emissions on the short term. Understanding the geochemical behaviour of CO2 stored in geological reservoirs, over a range of time-scales, is crucial for quantifying the risk of leakage and the geochemical evolution of the stored CO2 through the life of an individual storage site. CO2-induced interactions can be inferred from laboratory experiments, yet these only assess relatively short time scales with respect to the life of storage sites. Natural CO2 accumulations Forschungsbericht 2012/2013 offer a unique opportunity to study the longterm effects of CO2 on geological media. In the summer of 2012, the Clay and Interface Mineralogy Group participated in an international research consortium that drilled a well into a stack of leaking natural CO2 accumulations near the town of Green River (Utah, US). A total of 322m of unique CO2-altered reservoir-, cap- and fault rock core material was retrieved, and fluid samples were taken at in-situ conditions. At the moment research at CIM is focused on the characterization of dm-sized alteration zones at the reservoir - cap rock contacts. These are subsampled on a mm-scale and submitted to a thorough mineralogical, geochemical and petrophysical characteristion. The resulting spatial distribution of variation in mineralogy, mineral composition and pore structure supply the input for analytical reaction-transport simulations. Such analytical models provide a new level of understanding of CO2-induced reaction mechanisms, which is crucial for successful application of reservoir scale simulation of storage sites. (Main project partners: Shell, universities of Cambridge, Oxford, Lancaster, Utrecht, Delft, Bonn, Ohio state and Utah state, British Geological Survey, Oak Ridge National Laboratory) C) Shale gas Shale formations in many sedimentary basins contain considerable amounts of hydrocarbons. The exploitation of these reserves is technically challenging and, particularly in Europe, strongly contested by many opinion makers and lobby groups. Research at the Clay and Interface Mineralogy Group is focused on the mineralogical composition and (micro)pore structure of shales, and the effect of these properties on the sorptive gas capacity of shale formations. The aim of this research is to gain a better fundamental understanding of the mechanisms controlling the capacity and productivity of shale gas reservoirs. This knowledge is crucial for the development of low-risk and environmentally friendly production technologies. The shale gas research at CIM is done in close cooperation with the Petrophysics Group at LEK-RWTH. 86 Ausgewählte Publikationen Heuser, M., Spagnoli, G., Leroy, P., Klitzsch, N. & Stanjek, H. (2012) Electro-osmotic flow in clays and its potential for reducing clogging in mechanical tunnel driving. Bulletin of Engineering Geology and the Environment, 71, 721–733. Heuser, M., Andrieux, P., Petit, S. & Stanjek, H. (2013) Iron-bearing smectites: A revised relationship between structural Fe, cell edge length b and refractive indices. Clay Minerals, 48, 97–103. Heuser, M., Weber, C., Stanjek, H., Chen, H., Jordan, G., Schmahl, W. & Natzeck, C. (2014) The interaction between bentonite and water vapor. Part 1: Examination of physical and chemical properties. Clays and Clay Minerals, in press. Stanjek, H., Glasmann, R.J. & Hellmann, A. (2013) Smectite contents of road aggregates derived from crushed volcanic rocks and their impact on the durability of road pavements. Clay Minerals 48, 463-471. Weber, C., Heuser, M., Mertens, G. & Stanjek, H. (2014) Determination of clay mineral aspect ratios from conductometric titrations. Clay Minerals, in print. Weber, C., Heuser, M. & Stanjek, H. (2014) A collection of aspect ratios of common clays and clay minerals. Clay Minerals, in print. Weber, C. & Stanjek, H. (2014) Energetic and entropic contributions to the work of adhesion in two-component, three-phase solid–liquid–vapour systems. Colloids and Surfaces A: Physicochemical and Engineering Aspects, 441, 331–339. Mitgliedschaften und Kooperationen • • • • • Deutsche Ton- und Tonmineralgruppe (DTTG) Deutsche Mineralogische Gesellschaft (DMG) American Mineralogical Society (MSA) Clay Minerals Society (CMS) Association pour l‘etude des argilles (AIPEA) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Ton- und Grenzflächenmineralogie (CIM) Bunsenstraße 8 52072 Aachen Telefon: +49 241 8095769 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.emr.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 100% 87 Lehrgebiet für Geologie – Endogene Dynamik Masterstudiengang bilden Schwerpunkte der Lehre Spezialisierungsangebote in den Bereichen Strukturgeologie, geologische Modellierung, Reservoirgeologie, und Petroleumtechnologie. B) Georessourcenmanagement (B.Sc./M.Sc.) Univ. Prof. Dr. Janos L. Urai Personal PS* DS** Professor 1 - Akademischer Rat 1 - Wissenschaftliche Mitarbeiter - 11 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 - Studentische Hilfskräfte - 21 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Lehrgebiet für Geologie – Endogene Dynamik lehrt und forscht in den Bereichen Strukturgeologie, Tektonik und Geomechanik. Aufgrund von Industrierelevanz und wissenschaftlicher Aktualität widmen sich eine Vielzahl der abgeschlossenen, laufenden und zukünftigen Forschungsvorhaben Untersuchungen von Wechselwirkung von Festgestein und Fluiden. Reservoireigenschaften und Gesteinsmechanik werden u.A. aufgrund von Geländedaten, seimischer Interpretation und mikrostruktureller Untersuchungen charakterisiert. Labor- und Feldstudien werden von numerischen Modellen unterstützt. In den Studiengängen Georessourcenmanagment trägt der Lehrstuhl vor allem zum Verständnis der endogenen Prozesse und strukturgeologischer Merkmale bei und vermittelt grundlegende Fähigkeiten im Umgang und der Analyse geowissenschaftlicher Daten. Schwerpunkte der Lehre im Masterstudiengang bilden Spezialisierungsangebote in der Vertiefungsrichtung „Rohstoffe“ in den Bereichen Reservoirgeologie, Petroleumtechnologie und geologische Modellierung. C) Angewandte Geographie (B.Sc./M.Sc.) und Geographie (B.A.) Den Beitrag zu den Modulen im Wahlnebenfach Geologie der Studiengänge Geographie bildet vor allem die Vermittlung von Grundlagenwissen von endogenen Prozessen und strukturgeologischen Merkmalen und die Ausbildung in geologischer Geländearbeit. Hierzu zählen die Vermittlung geologischen Basiswissens und aufbauend Vertiefungen in Bereichen des Rohstoff- und Umweltmanagements. Forschungsschwerpunkte Strukturelle Entwicklung von Bruchnetzwerken. Mikromechanische Eigenschaften von Salzgesteinen. Schwerpunkte in der Lehre A) Angewandte Geowissenschaften (B.Sc./M.Sc.) Entwicklung von Störungszonen in Siliziklastika und Karbonatgesteinen. Deformationsverhalten von Tonstein. Im Rahmen der Studiengänge Angewandte Geowissenschaften (B.Sc. / M.Sc.) bietet der Lehrgebiet eine Einführung in die endogenen Prozesse des Systems Erde und trägt zum grundlegenden Verständnis von Gesteinsmechanik und strukturgeologischen Merkmalen bei. Weiterhin werden Grundlagen in der Verarbeitung und Analyse geowissenschaftlicher Daten geschaffen und die Geländeausbildung erweitert. Im Forschungsbericht 2012/2013 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Analog Experimente zur Permeabilitätsentwicklung in ton-reichen Störungszonen Im Rahmen eines Industrieprojektes wird untersucht unter welchen Bedingungen Störungen im Gestein durchlässig für Fluide wie Wasser oder Kohlenwasserstoffe sind. Dabei liegt der Fokus auf Abschiebungen in tonigen Gesteinen, bei 88 denen durch die Bewegung des Gesteins der Ton in die Störung „verschmiert“ wird und dadurch eine undurchlässige Schicht bildet. Wir benutzen Analogmodelle mit unverfestigtem Ton und Sand um unter Laborbedingungen die Entstehung dieses „Clay-Smear“ zu untersuchen. In einer wassergesättigten Box wird dazu eine Abschiebung künstlich produziert und untersucht. Zu den verwendeten Methoden gehören Fluss-Messungen, Messungen der Fluiddrücke, die durch den Fluss entstehen, sowie die detaillierte 3-dimensionale Aufarbeitung der entstehenden Strukturen. Ergebnis einer DEM Simulation in der eine sich ausbreitende Kluft von einer Kluftfüllung hoher Festigkeit abgelenkt wird. Anfang 2012 führten wir ergänzende Geländearbeiten im Oman zur Vervollständigung und Verifizierung der bisherigen Datenlage aus. Es wird die relative Zusammensetzung von stabilen Isotopen in Kluftnetzwerken untersucht, welche von der mikrostrukturellen Charakterisierung der verschiedenen Kluftfüllungs- und Störungsgenerationen in mesozoischen Kalksteinen der Oman Mountains räumlich aufgelöst wird. In Zusammenarbeit mit ExxonMobil untersuchen wir die Versiegelungsbedingungen von Klüften in Zechstein-Erdgaslagerstätten des Niedersächsischen Beckens. Ergebnis einer DEM Simulation in der eine sich ausbreitende Kluft von einer Kluftfpüllung hoher Festigkeit abgelenkt wird. C) Porosität und Mikrostruktur in gestörtem Opalinus Ton A: Horizontaler Schnitt durch den verschmierten Ton („Clay gouge“) mit einigen assoziierten Deformationsbändern. B: Aus horizontalen Schnitten produziertes 3D Modell der gesamten Störungszone mit der verschmierten Tonschicht und allen beteiligten Störungen. B) FRACS Das multidisziplinäre Projekt widmet sich der Erforschung von zementierten Klüften in der Erdkruste. Ziel ist es das Verständnis der Kluftdynamik in Wechselwirkung mit Fluiden zu vertiefen. Mithilfe der Diskreten Elemente Methode wurde die Interaktionen sich ausbreitender Klüfte mit Kluftfüllungen verschiedener Festigkeit und Orientierung untersucht. Forschungsbericht 2012/2013 In diesem Projekt werden mit modernsten Methoden der Elektronenmikroskopie kleinste Gefügeveränderungen, die durch tektonische Verformung im Opalinus Ton hervorgerufen wurden, erforscht. Die untersuchten Proben stammen aus dem schweizerischen Untertagelabor „Mont Terri“, wo die Opalinusformation als dauerhafte Lagerstätte für radioaktiven Abfall analysiert. Mit den im Projekt gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Aussagen über hydrologische und mechanische Gesteinseigenschaften abschätzen. Zudem werden Deformationsmechanismen abgeleitet, die die Gefügeveränderung hervorgerufen haben. Dabei konnte unter anderem gezeigt werden, dass strikt lokalisiert ausgerichtete Tonminerale in dünnen Scherzonen, nicht mehr als einige µm breit, ein essentieller Baustein für verschiedene Gefügestrukturen sind. 89 Die Verteilung der Porenfluide in niedrigpermeablen Gesteinen wie Salzgesteinen und Tonstein spielt in dem Deformationsverhalten dieser Materialen eine übergeordnete Rolle. Die Kombination von Kryorasterelektronenmikroskopie mit Ionenböschungsätzung erlaubt es diese Materialien zu untersuchen. Die derzeitige Forschung widmet sich insbesondere der Untersuchung von experimentell deformierten Salz-und Tongesteinen um das Verständnis der Gesteinseigenschaften, basierend auf der Mikrostruktur, im Zusammenhang mit Endlagern und der Gewinnung von Kohlenwasserstoffen zu stärken. Mikroskopische Untersuchung von Harnischen in Tonstein. E) Mikroporosität in Boom Ton In diesem Projekt wird feinkörniger Ton aus Belgien (Boom Clay) untersucht, der dort als potentielles Endlagermaterial für radioaktive Abfälle in Erwägung gezogen wird. Ziel ist es, die Porosität und den Porenraum des Sediments zu charakterisieren. Hierzu wird Rasterelektronenmikroskopie (REM) in Kombination mit ‘broad-ion-beam‘ (BIB, Ionenböschungsätzung) verwand, was es ermöglicht unbeschädigte, hochpolierte Probenoberflächen von einigen mm² Größe zu produzieren. Diese werden mit dem REM untersucht und hochaufgelöste (nmBereich) Bilder des Porenraums und der Mineralogie der Probenoberflächen gemacht. Die Bilder werden im Folgenden statistisch ausgewertet. Außerdem verwenden wir FIB- (focusedion-beam) REM, sowie Wood’s Metall Injektion zur 3D Analyse des Porenraums. Porennetzwerke können extrahiert werden und die Durchlässigkeit des Gesteins bestimmt werden. Sekundärelekronenbilder von a1: Kryo-Ionenschnitt in „nassem“ Halit, a2: nach Sublimation des Wassers als Indikator für das kristallfreie Einfrieren der Fluide, b1: KryoIonenschnitt in Boom Ton mit Porenfluiden die durch Sublimation entfernt wurden (b2). E) CONAN In-situ Kontaktwinkelmessungen in Reservoirsandstein Die mikromaßstäbliche Verteilung der Porenfluide spielt eine fundamentale Rolle bei der Förderung von Kohlenwasserstoffen aus Reservoirgesteinen. Beispielsweise können EOR (Enhanced Oil Recovery) Prozesse nur wirksam charakterisiert werden, wenn Wechselwirkungen der Fluide mit der Mineralogie und der Kornoberfläche bekannt sind. In diesem Projekt werden die 3D-Verteilungsmuster öl- und wassergesättigter Sandsteine systematisch mittels Kryo-Ionenböschungsätzung und KryoRasterelektronenmikroskopie untersucht. Diese Methode erlaubt es die in-situ Verteilung der Fluide zu bestimmen. Extrahiertes 3D Porennetzwerk in Boom Clay, basierend auf der Segmentierung des Porenraums, anhand von FIBSEM Schnitten. D) Charakterisierung fluidführender Geomaterialien mittels kryo-BIB-FIBREM Forschungsbericht 2012/2013 90 Sekundärelektonenbild eines öl- und wasserführenden Sandsteins. Die Phasen werden mit EDS (Elektrondispersive Röntgenspektroskopie) bestimmt. F) Interne Deformation von KaliumMagnesium Salzen in Zechstein Salz Das Projekt befasst sich mit Bischofit Vorkommen in Zechsteinsalzkissen bei Veendam in den Niederlanden. Die Grundlage für das Projekt ist eine chemische und mikrotektonische Analyse von Bohrkernen, eine detaillierte Interpretation von seismischen Daten und die numerischen Modellierung von Salztektonischen Prozessen. Das Ziel liegt bei einem besseren Verständnis von salzinterner Deformation bei starkem mechanischen Kontrast der heterogenen Salzschichten. Hierzu wird mit Hilfe der genannten Methoden ein detailliertes Model der Salzkissen erstellt und die tektonische Entstehung der Struktur modelliert. Die Verbindung der Modelle kann Aufschluss über Entstehung, Verformung und Transport, sowie die heutige Lage und Mächtigkeiten der Bischofit Schichten geben, die ein attraktives Magnesium Erz darstellen. Simulation der internen Deformation von Zechstein Salzen während der Bildung einer Domstruktur. Ausgewählte Publikationen Abe, S., Urai, J.L. and Kettermann, M. (2013). Fracture patterns in nonplane strain boudinage—insights from 3-d discrete element models. Journal of Geophysical Research: Solid Earth 118(3): 1304-1315. Desbois, G., Urai, J.L., Pérez-Willard, F., Radi, Z., Offern, S., Burkart, I., Kukla, P.A. and Wollenberg, U. (2013). Argon broad ion beam tomography in a cryogenic scanning electron microscope: A novel tool for the investigation of representative microstructures in sedimentary rocks containing pore fluid. Journal of Microscopy 249(3): 215-235. Hemes, S., Desbois, G., Urai, J.L., De Craen, M. and Honty, M. (2013) Variations in the morphology of porosity in the boom clay formation: Insights from 2d high resolution bib-sem imaging and mercury injection porosimetry. Netherlands Journal of Geosciences. Houben, M.E., Desbois, G. and Urai, J.L. (2013). Pore morphology and distribution in the shaly facies of opalinus clay (mont terri, switzerland): Insights from representative 2d bib–sem investigations on mm to nm scale. Applied Clay Science 71: 82-97. Komoróczi, A., Abe, S. and Urai, J. (2013). Meshless numerical modeling of brittle–viscous deformation: First results on boudinage and hydrofracturing using a coupling of discrete element method (dem) and smoothed particle hydrodynamics (sph). Computational Geosciences 17: 1-18. Klaver, J., Desbois, G., Urai, J. and Littke, R. (2012). Bib-sem study of the pore space morphology in early mature posidonia shale from the hils area, germany. International Journal of Coal Geology 103: 12-25. Li, S., Abe, S., Reuning, L., Becker, S., Urai, J.L. and Kukla, P.A. (2012). Numerical modeling of the displacement and deformation of embedded rock bodies during salt tectonics - a case study from the south oman salt basin. Salt tectonics, sediments and prospectivity. Alsop, G.I., Archer, S. G.,Hartley, A. J.,Grant, N. T.&Hodgkinson, R., Geological Society London. 363: 503-520. Virgo, S., Abe, S. and Urai, J.L. (2013). Extension fracture propagation in rocks with veins: Insight into the crack-seal process using dem modeling. Journal of Geophysical Research - Solid Earth. Forschungsbericht 2012/2013 91 Mitgliedschaften und Kooperationen DMGK (Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.) DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) PDO (Petroleum Development Oman) Exxonmobil Upstream Research Company, USA Nagra, Schweiz (National Cooperative for the Disposal of Radiactive Waste) NAM (Nederlandse Aardolie Maatschappij) Shell, Niederlande Swisstopo, Schweiz (Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) SCK CEN, Belgien (Belgian Nuclear Research Centre) Promotionen Li, Shiyuan: Numerical Studies of the Deformation of Salt Bodies with embedded Carbonate Stringers (2012) Houben, Maria Engelina: In situ characterization of the microstructure and porosity of Opalinus Clay (Mont Terri rock laboratory, Switzerland) (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt LuF für Geologie- Endogene Dynamik Geologisches Institut RWTH Aachen University Lochnerstrasse 4-20, Haus A 52056 Aachen Telefon: +49 (241) 80-95723 Fax: +49 (241) 80-92358 E-Mail: [email protected] Homepage: www.ged.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 25% Wirtschaft; 60% BMBF; 3% DFG ohne SFB; 12% 92 Lehrstuhl für Hydrogeophysik In diesem Modul vertiefen die Studierenden ihre Kenntnisse über geophysikalische Methoden der hydrologischen Charakterisierung und der Überwachung hydrologischer Parameter. Das Verhältnis zwischen geophysikalischen und hydrologischen Parametern steht dabei im Zentrum und wird anhand verschiedener Fallstudien besprochen. Die Studenten eignen sich die Fähigkeit an, für bestimmte hydrologische Fragestellungen die geeignete geophysikalische Technik oder die richtige Kombinationen geeigneter Techniken auszuwählen und Messdaten zu interpretieren. Univ.-Prof. Dr. Jan van der Kruk B) Grundlagen der Angewandten Geophysik II (Elektromagnetik, Georadar) Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 0,5 4 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Dr. Jan van der Kruk ist seit Oktober 2008 Universitätsprofessor für das Fach Hydrogeophysik an der RWTH Aachen und leitet am Forschungszentrum Jülich (FZJ) die Forschungsgruppe „Hydrogeophysikalische Bildgebung und Charakterisierung“. Die Forschungsgruppe wird mit Mitteln der Helmholtz-Gemeinschaft und mit eingeworbenen Drittmitteln finanziert. Die Forschungsgruppe „Hydrogeophysikalische Bildgebung und Charakterisierung“ forscht auf den Gebieten der Geophysik und Hydrogeophysik. Die Lehre ist praxisrelevant und auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Die Forschungsprojekte sind sowohl grundlagenbasiert als auch anwendungsorientiert ausgerichtet. Sie greifen aktuelle Themen auf und leisten einen wissenschaftlichen Beitrag zu aktuellen Problemstellungen. Schwerpunkte in der Lehre A) Hydrogeophysik Forschungsbericht 2012/2013 Dieser Kurs behandelt die Anwendung geophysikalischer Methoden zur Erkundung von Strukturen und physikalischen Eigenschaften im Untergrunde. Das Hauptgewicht liegt dabei auf der Beschreibung elektromagnetischer Messungen und Messungen mit dem Georadar sowie den dahinterliegenden physischen Prinzipen und der Interpretation. C) Geländekurs Erkundungsmethoden der Geophysik, Hydrogeologie und Ingenieursgeologie In diesem Kurs wenden die Studierenden die wichtigsten Methoden der Geophysik, Hydrogeologie und der Ingenieursgeologie an, um Daten im Gelände zu erheben. Ein Teil befasst sich mit der Durchführung von kombinierten hydrogeophysikalischen Versuchen, bei denen z.B. mit großangelegten Messungen mittels elektromagnetischer Induktionsverfahren (EMI) Muster der elektrischen Leitfähigkeit erkannt werden und in einem nächsten Schritt mit dem Georadar (GPR) gezielt und eingehend untersucht werden können, wobei die detektierten Reflektoren mit Hilfe einer Ramkernsondierung identifiziert werden können. Forschungsschwerpunkte A) Hydrogeophysik Die Hydrogeophysik kombiniert Forschungsansätze aus der Hydrogeologie und der Geophysik, um physikalisch-chemische Prozesse im Untergrund zu charakterisieren sowie eine quantitative Parameterabschätzung zu gewährleisten. Gängige hydrogeologische Charakterisierungstechniken sind kostenintensiv, zeitaufwendig, invasiv und liefern meistens nur Punktinforma- 93 tionen. Hierdurch wird die räumliche Parameterheterogenität meist nur ungenügend erfasst. Hydro-geophysikalische Methoden bieten die Möglichkeit einer schnellen, relativ kostengünstigen und minimal invasiven hydrogeologischen Charakterisierung des Untergrundes. Die gekoppelte hydrogeophysikalische Inversion nutzt geophysikalische Methoden, um für hydrologische Parameter zu invertieren und bieten somit ein großes Potential, um praxisrelevante Lösungen für aktuelle Problemstellungen bereit zu stellen. B) Geophysikalische Bildgebung und Inversionsverfahren Geophysikalische Messungen erfassen Informationen eines Mediums mittels durchlaufender Wellen. Um aus den gemessenen Daten Bodenkenngrößen zu extrahieren, werden mathematische Inversionsverfahren angewendet. Hierbei werden gemessene Daten modelliert und dadurch die Verteilung spezifischer Materialparameter im Untergrund abgeschätzt. Methoden, die den vollen Informationsgehalt der gemessenen Daten berücksichtigen, haben das größte Potential, um den Untergrund umfassend zu charakterisieren. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Großangelegte quantitative Dreischichteninversion von Elektromagnetischen Induktionsdaten Bei der elektromagnetischen Induktion (EMI) wird ein Strom durch magnetische Wechselfelder in einem elektrischen leitfähigen Untergrund induziert. Die Stärke des resultierenden Feldes hängt von dem Leitfähigkeitsvermögen des Bodens ab, wobei die Eindringtiefe des Messsignals von drei Parametern bestimmt wird: Spulenorientierung, Spulenabstand und Messfrequenz. Viele kommerzielle EMISensoren nutzen Mehrspulensysteme, um unterschiedliche Tiefenlevel zu erfassen. Dies ermöglicht prinzipiell eine Tiefeninversion. Zur genauen Positionierung werden die EMISensoren mit GPS Geräten verbunden und die Flächen-Messungen zeigen die Leitfähigkeitsstrukturen des Untergrundes (Abbildung unten) Forschungsbericht 2012/2013 Typischerweise hat der Anwender einen Einfluss auf die Messungen (z.B. fehlerhafte Feldkalibrierung) wodurch akkurate und präzise Messungen verhindert werden. Um quantitative Werte zu erhalten, wird eine zusätzliche Kalibration notwendig. Dafür wird eine unabhängige elektrische Widerstandstomographie (ERT) über Bereiche mit großen Leitfähigkeitskontrasten durchgeführt (siehe Linie P03, Abbildung oben). Die Anwendung der erhaltenen Kalibrationsparameter liefert genauere EMIDaten, die eine quantitative Tiefeninversion der elektrischen Leitfähigkeiten ermöglicht. Der Vergleich zwischen ERT und EMI Inversionsergebnissen (Abbildung oben) entlang dieses 20 m langen P03 Profils zeigt eine deutliche Übereinstimmung der meisten Leitfähigkeitsvariationen im Untergrund. Hierbei ist zu beachten, dass in der ERT Inversion 6715 Messungen (bei 0.25 m Elektrodenabstand) benötigt werden, die EMI Dreischichtinversion nur sechs Spulenkonfigurationen (= 246 Messungen bei 0.5 m Messintervallen) verwendet, um ein ähnliches Bild zu liefern. Durch die erhebliche Zeitersparnis bzw. das schnelle Messverfahren und die quantitative EMI Inversion, kann die vorgestellte Methode auch auf zahlreiche großskalige Anwendungen erweitert werden. B) Vollewellenfeldinversion von Georadardaten Traditionell sind Inversionsverfahren für Georadar strahlenbasiert und haben eine begrenzte Auflösung, da diese nur einen kleinen Teil der Informationen die im Radarsignal enthalten sind verwenden (erste Ankunftszeiten der elektromagnetischen Welle, erste maximale Amplitude des Wellenzuges). 94 Im Gegensatz dazu kann man mit der Vollenwellenfeldinversion, die das gesamte Signal betrachtet, eine höhere Auflösung der Radar-Tomogramme erzielen. Die Vollenwellenfeldinversion wurde für die drei folgenden Messmoden entwickelt: off-ground (Antennen erhöht über dem Boden), crosshole Bohrloch (Antennen in zwei verschiedenen Bohrlöchern), und Oberflächengeoradar. empfangen. Die gemessenen Daten können komplizierte Wellenfelder enthalten (siehe a). Wenn eine strahlenbasierte Inversion benutzt wird, um die Daten zu invertieren, erhält man Abbildungen der Permittivität und der Leitfähigkeit mit einer limitierten Auflösung (siehe Darstellung a) und b) unten). Die Modellierung der Daten zeigt, dass nur die ersten Ankunftszeiten übereinstimmen. Die volle Wellenfeldinversion liefert hochaufgelöste Bilder der Permittivität und der Leitfähigkeit des Untergrundes (siehe Darstellung c) und d) unten). Wenn diese Inversionsergebnisse benutzt werden um synthetische Daten zu erzeugen, zeigt es sich, dass die synthetischen Daten mit den gemessenen Daten gut übereinstimmen (siehe Darstellung c oben), was darauf hinweist, dass die Inversionsresultaten zuverlässig sind. Beim crosshole Bohrlochradar werden Signale von der Quelle in einem Bohrloch zum Empfänger in einem anderen Bohrloch ausgestrahlt und Forschungsbericht 2012/2013 95 Ausgewählte Publikationen Klotzsche, J. van der Kruk, N. Linde, J. Doetsch, H. Vereecken, 2013, 3D characterization of high-permeability zones in a gravel aquifer using 2D crosshole GPR full-waveform inversion and waveguide detection, Geophysical Journal Internation-al, 195, 932-944, DOI:10.1093/gji/ggt275. M. Oberröhrmann, A. Klotzsche, H. Vereecken, J. van der Kruk, 2013, Optimization of acquisition setup for cross-hole GPR full-waveform inversion using checkerboard analysis, Near Surface Geophysics, 11, 197-209, DOI:10.3997/18730604.2012045. A. Kalogeropoulos, J. van der Kruk, J. Hugenschmidt, J. Bikowski, E. Bruhwiler, 2013, Full-waveform GPR inversion to assess chloride gradients in concrete, NDT&E International, 57, 74-84, DOI:10.1016/j.ndteint.2013.03.003. J. van der Kruk, E.C. Slob, L. Crocco, 2013, Foreword on NSG Special issue on Advanced GPR Imaging and Inversion for hydro-geophysical and subsurface property estimation, Near Surface Geophysics, 11, 115-116, DOI:10.3997/18730604.2013014. R. Knight, J. Irving, J. van der Kruk, 2013, Studying Hydrological Properties and Processes at Scales From Centimeters to Watersheds - SEG-AGU Hydrogeophysics Workshop, Boise, Idaho, 8-11 July 2012, EOS, 94, 21, DOI: 10.1002/2013EO020008. S. Busch, J. van der Kruk, J. Bikowski, H. Vereecken, 2012 Quantitative conductivity and permittivity estimation using full-waveform inversion of on-ground GPR data, Geophysics, 77, H79-H91, DOI:10.1190/GEO2012-0045.1 J. Bikowski, J.A. Huisman, J.A. Vrugt, H. Vereecken, J. van der Kruk, 2012, Integrated analysis of waveguide dispersed GPR pulses using deterministic and Bayesian inversion methods, Near Surface Geophysics, 10, 641-652. J. van der Kruk, A. Klotzsche, S. Busch, H. Vereecken, 2012, Neueste Ergebnisse der Dispersionsinversion und VolleWellenfeldinversion von Georadar Daten, Sonderband der Mitteilungen der DGG: ”Rundtischgespräch Georadar, Sonder-band I/2012, 77-82 ISSN-Nr. 0947-1944. Mitgliedschaften und Kooperationen Society of Exploration Geophysicists (SEG) European Association of Geoscientists and Engineers (EAGE) IEEE Geoscience and Remote Sensing Society (IEEE-GRSS) European Geophysical Union (EGU) Americal Geophysical Union (AGU) Deutsche Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) ETH Zürich, Schweiz University Lausanne, Schweiz EPFL Lausanne, Schweiz University of Waterloo, Canada Boise University, USA University of Edinburgh, Great Britain Sensors & Software, Canada Promotionen Klotzsche, Anja: Full-waveform inversion of crosshole GPR for hydrogeological applications (2013) Busch, Sebastian: Full-waveform inversion of surface ground penetrating radar data and coupled hydrogeophysical inversion for soil hydraulic property estimation (2013) Drittmittelausgaben Keine Angaben (Jülicher Datenmaterial) Kontakt Forschungsgruppe „High resolution Hydrogeophysical Imaging and Characterisation“ Lehrstuhl für Hydrogeophysik Forschungszentrum Jülich Agrosphere, IBG-3 Leo-Brandt-strasse 52425 Jülich Telefon: +49 2461 614077 Fax: +49 2461 61 2518 E-Mail: [email protected] Homepage: www.fz-juelich.de/ibg/ibg-3/ Forschungsbericht 2012/2013 96 Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik Professoren Univ. Prof. Dr. Dirk Bosbach Institut für Energie- und Klimaforschung Bereich nukleare Entsorgungsforschung (FZ Jülich) Univ.-Prof. Dr.jur. Walter Frenz Lehr- und Forschungsgebiet Berg-, Umwelt- und Europarecht Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Per Nicolai Lehrstuhl und Institut für Bergbaukunde I Martens Univ.-Prof. Dr.-Ing. Christian Niemann-Delius Lehrstuhl für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik und Institut für Bergbaukunde III Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Nienhaus Institut für Maschinentechnik der Rohstoffindustrie Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz Lehrstuhl für Aufbereitung und Recycling fester Abfallstoffe und Institut für Aufbereitung, Kokerei und Brikettierung Univ.-Prof. Dr.-Ing. Axel Preuße Lehrstuhl für Markscheidewesen und Institut für Markscheidewesen Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau Univ.-Prof. Dr.-Ing. Peter Georg Quicker Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Bruno Thomauske Lehrstuhl für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hermann Wotruba Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe Forschungsbericht 2012/2013 97 Bezogen auf die Prozesskette decken die Professuren der Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik sowohl für primäre (geogene und biogene) als auch sekundäre (anthropogene) Rohstoffe die beiden ingenieurtechnischen Kernbereiche Rohstoffgewinnung und Rohstoffverarbeitung (Aufbereitung und Veredlung von Rohstoffen) ab. Neben der Effizienzbewertung und -verbesserung stehen dabei die Nachhaltigkeitsaspekte der Prozesse im Fokus. Ausgehend vom Rohstoffpotential richtet sich die Forschung der Fachgruppe auf die konkreten Nutzungsmöglichkeiten in industriellen Prozessen und Maßstäben. Damit trägt die Fachgruppe der Forschung zur globalen Herausforderung einer nachhaltigen Rohstoffversorgung Rechnung, die ohne die Beantwortung von Fragen zu den Auswirkungen der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung auf Umwelt und Gesellschaft nicht gesichert werden kann. Mit ihrem Forschungsfeld ordnet sich die Fachgruppe dem Profilbereich Material Science & Engineering (MatSE) der RWTH und mit ihren fachspezifischen übergreifenden ingenieur-, natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Themen dem Leitbild der ‚Integrierten Interdisziplinären Technischen Hochschule’ RWTH zu. In insgesamt drei Projekten der Fördermaßnahme „r³ - Innovative Technologien für Ressourceneffizienz - Strategische Metalle und Mineralien" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sind Professuren der Fachgruppe vertreten. Dabei ist auch interdisziplinär die Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik eingebunden. Ein EU-Projekt im ECO-Innovation Programm wird federführend koordiniert („SATURN: Sensor-sorting Automated Technology for advanced Recovery of Non-ferrous metals“). Darüber hinaus wird im EU Projekt I²Mine („Innovative Technologies and Concepts for the intelligent mine of the future“) an neuen Methoden und Technologien für untertägige Bergwerke der Zukunft geforscht. Auch die Entwicklung von modernen Sicherheitstechnologien wird im EU Rahmen verfolgt (z.B. im RFCS Projekt FEATureFACE). Zwei Institute und ein Lehr- und Forschungsgebiet der Fachgruppe sind im Projekt „i²Mine“, dem größten, durch das 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm geförderten Bergbauprojekt, tätig. Im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung wird ebenfalls ein durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördertes Verbundvorhaben koordiniert (Energieeffiziente Abluftbehandlung – EnAB). Die Forschungsergebnisse der Fachgruppe finden international Anklang, wie unter anderem eine Kooperation mit dem australischen Cooperative Research Center for Mining zeigt. Honorarprofessoren Prof. Dr.-Ing Peter Clarner Prof. Dr.rer.nat Hans-Georg Fasold Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Hermann Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hahn Prof. Dr.-Ing. Hans Jacobi apl. Professoren Prof. Dr.-Ing. Mathias Jürgen Bauer PD Dr.-Ing. Franz Becker Prof. Dr.-Ing. Paul Burgwinkel Prof. Dr.rer.pol. Jürgen Kretschmann Prof. Dr.-Ing. Martin Junker Prof. Dr.-Ing. Dipl.Wirt.-Ing. Martin Kirschbaum Prof. Dr.jur. Wolfgang Klett Prof. Dr.jur. Herbert Limpens Prof. Dr.jur. Hans Jürgen Müggenborg Prof. Dr.rer.nat. Eiko Räkers Prof. Dr.-Ing. Walter Thiels Prof. Dr.-Ing. Reinhard Wesely Personal Forschungsbericht 2012/2013 98 Professoren 9* WMPS 23 WMDS 41 NWMPS 28 NWMDS 3 Auszubildende 26 *ohne Leerprofessoren Drittmittelausgaben Drittmittelausgaben der Fachgruppe FRE in 2013 Sonstige; 23% Wirtschaft; 44% DFG ohne SFB; 4% BMBF; 15% EU; 14% Abbildung 9: Drittmittelausgaben der Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik 2013 in [%] Studierende Studierende der Fachgruppe FRE 1,000 25 700 165 79 94 600 129 800 Anzahl 18 15 66 900 81 43 364 200 500 400 300 514 200 432 391 WS 2012/13 WS 2013/14 100 0 WS 2011/12 Bachelor Master Diplom Promotion Sonstige Abbildung 10: Entwicklung der Studierendenzahlen der Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik Forschungsbericht 2012/2013 99 Absolventen Absolventen der Fachgruppe FRE 200 11 180 160 49 Anzahl 140 17 120 42 100 8 80 60 0 24 46 11 44 12 1 40 20 5 29 36 1 8 103 98 2011 2012 2013 Diplom Promotionen 74 34 2009 2010 Bachelor Master Abbildung 11: Entwicklung der Absolventenzahlen der Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik Forschungsbericht 2012/2013 100 Lehr- und Forschungsgebiet Berg-, Umwelt- und Europarecht wicklung, die Genehmigung von Anlagen und Vorhaben sowie die Haftung und Verantwortung auch für Spätfolgen. B) Entsorgungsingenieurwesen Den Studierenden soll das nötige Wissen für die Entwicklung, Planung und Umsetzung von Entsorgungsanlagen mitgegeben werden, wobei rechtliche Hintergründe ebenso einzubeziehen sind. Diese werden durch die Vorlesungen „Umwelt-, Genehmigungs- und Entsorgungsrecht“, „Öffentliches Recht und Europarecht“ und „Genehmigungs- und Umweltrecht 2 und 3“ vermittelt. Univ.-Prof. Dr.jur. Walter Frenz Mitarbeiter PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 Wissenschaftliche Hilfskräfte 0,5 Studentische Hilfskräfte 0,5 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Lehr-und Forschungsgebiet Berg-, Umweltund Europarecht lehrt und forscht auf den Gebieten des Europa-, Berg- und Umweltrechts. Die Forschungsprojekte sind sowohl grundlagenbasiert als auch anwendungsorientiert ausgerichtet. Sie greifen aktuelle sowie prinzipielle Themen auf und leisten einen wissenschaftlichen Beitrag, sowohl zu theoretischen als auch zu praktischen Problemstellungen. Schwerpunkte in der Lehre A) Rohstoffingenieurwesen Das Studienangebot umfasst die Bereiche Bereitstellung, Nutzbarmachung, Verarbeitung, Gewinnung, Aufbereitung von Rohstoffen und Lagerstättenmanagement. Die dafür notwendigen Rechtskenntnisse werden durch die Vorlesungen Rohstoff- und Energierecht 1, 2 und 3 vermittelt, die Teil des B.Sc. und des M.Sc. sind. Spezialgebiete vermittelt die Vorlesung „Rohstoff- und Energierecht 4“. Schwerpunkte bilden die Einflüsse des europäischen Rechts (UVP, Umweltverbandsklage), die nachhaltige EntForschungsbericht 2012/2013 C) Georessourcenmanagement Die rechtlichen Grundlagen und spezifischen Kenntnisse werden durch die Vorlesungen „Genehmigungs- und Umweltrecht 1“, „Öffentliches Recht und Europarecht“ im B.Sc., Genehmigungs- und Umweltrecht 2“ und „Genehmigungs- und Umweltrecht 3“ im M.Sc. vermittelt. D) Angewandte Geographie / Wirtschaftsgeographie Das Studium soll schwerpunktmäßig Kompetenzen vermitteln, die naturwissenschaftlichtechnische sowie sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse auf den Raumzusammenhang hin anwendbar machen. Rechtliche Inhalte werden zur Ergänzung im M.Sc. durch die Vorlesungen „Genehmigungs- und Umweltrecht 1“ und „Öffentliches Recht und Europarecht“ vermittelt. E) Umweltingenieurwissenschaften Das Bachelor-Studium der Umweltingenieurwissenschaften soll den Studierenden die Fähigkeit vermitteln, mit lösungsorientierten Ansätzen ökologische und technische Fragestellungen zu bearbeiten, um die vielgestaltigen Herausforderungen unserer Zeit kreativ anzunehmen. Dabei spielt immer wieder das Recht eine zentrale Rolle. Die rechtlichen Inhalte werden durch die Vorlesungen „Genehmigungs- und Umweltrecht 1“ und „Genehmigungs- und Umweltrecht 2“ vermittelt. Forschungsschwerpunkte A) Europarecht Recht unterliegt stetiger Entwicklung. Immer mehr schiebt sich das europäische Recht in den Vordergrund; die maßgeblichen Entscheidungen werden weitgehend in Brüssel getroffen. Daher liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit im Europarecht. Zu ihm wurde ein auf sechs Bände an- 101 gelegtes Handbuch vorgelegt, das nunmehr nach und nach in die 2. Auflage geht. Band 1 „Europäische Grundfreiheiten“, Band 2 „Europäisches Kartellrecht“, Band 3 „Beihilfe- und Vergaberecht“, Band 4 „Europäische Grundrechte“, Band 5 „Wirkungen und Rechtsschutz“, Band 6 „Institutionen und Politiken“. B) Umweltrecht Im Umweltrecht bearbeiten wir vor allem das Abfall- und das Anlagenzulassungsrecht; aber auch das Bodenschutzrecht. Von vermehrter Bedeutung ist das Energierecht. Den Schnittpunkt von Umwelt- und Energierecht bildet das Recht der erneuerbaren Energien (Kommentar Frenz/Müggenborg zum EEG, 3. Auflage 2013) sowie das Emissionshandelsrecht (Kommentar Frenz, Auflage 2012) Weitere Themen sind das Genehmigungs- und Umweltrecht, das Steuerrecht, das Staats- und Verwaltungsrecht sowie das Kommunal- und Vergaberecht. C) Bergrecht Die Forschungsschwerpunkte liegen dabei im Planungsrecht, in der Spätfolgenverantwortung und der nachhaltigen Entwicklung. Zentral ist das BBergG, zu dem ein Kommentar konzipiert wurde. Von besonderer Aktualität war das Fracking. Ein weiteres zentrales Thema war der Habitatschutz. Hier wurde die Rechtsprechung der Obergerichte und des Bundesverwaltungsgerichts ausführlich analysiert und sowohl für eine Kommentierung (Frenz/Müggenborg, Bundesnaturschutzgesetz, 2011) als auch für ein ganz konkretes Projekt aufgearbeitet. Hier ergeben sich auch wichtige Berührungspunkte mit den Naturwissenschaften, welche den Schutzumfang und die Reichweite eines Habitatschutzgebietes näher beleuchten. Die dabei gefundenen Ergebnisse gilt es dann in ihren rechtlichen Konsequenzen einzufangen. Weiter ging es um den Gewässerschutz, und zwar ebenfalls bezogen auf eine Kommentierung (Berendes/Frenz/Müggenborg (Hrsg.), Kommentar zum Wasserhaushaltsgesetz, 2011) als auch auf eine konkrete bergbaubezogene Problemlage, nämlich die Renaturierung von Halden. Ausgewählte Publikationen Frenz (Hrsg.), Bergrechtsreform und Fracking (Tagungsband des 13. KBU – Kolloquium zu Wirtschaft und Umweltrecht – Schriftenreihe der GDMB, H. 131), Clausthal-Zellerfeld 2013. Frenz/Müggenborg (Hrsg.), EEG – Erneuerbare-Energien-Gesetz-Kommentar, 3. Aufl., Berlin 2013. Frenz/Preuße (Hrsg.), Frackingdiskussion und kein Ende (Tagungsband des 15. ABK – Aachener Altlasten- und Bergschadenkundliches Kolloquium – Schriftenreihe der GDMB, H. 132), Clausthal-Zellerfeld 2013. Frenz (Hrsg.), Energieleitungen (Tagungsband des 12. KBU – Kolloquium zu Wirtschaft und Umweltrecht – Schriftenreihe der GDMB, H. 127), Clausthal-Zellerfeld 2012. Frenz, Handbuch Europarecht Bd. 1: Europäische Grundfreiheiten, 2. Aufl., Berlin/Heidelberg 2012. Frenz, Emissionshandelsrecht. Kommentar zum TEHG und ZuV 2020, 3. Aufl., Berlin/Heidelberg 2012. Frenz/Preuße (Hrsg.), Unkonventionelle Gasgewinnung in NRW (Tagungsband des 14. ABK – Aachener Altlasten- und Bergschadenkundliches Kolloquium – Schriftenreihe der GDMB, H 130), Clausthal-Zellerfeld 2012. Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt LFG: Anschrift: Anschrift Telefon: Fax: E-Mail: Homepage: Berg-, Umwelt- und Europarecht Wüllnerstr. 2 52062 Aachen +49-241-80-95691 +49-241-80-92632 [email protected] www.bur.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 100% 102 Institut für Bergbaukunde I management, Grubenrettung sowie untertägige Abfallentsorgung und Energiespeicher ab. Schwerpunkte in der Lehre Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Per Nicolai Martens Personal PS* Professor 1 Akademischer Oberrat 1 Oberingenieur 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 4 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 6 DS** 8 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Primärer Gegenstand von Forschung und Lehre des im Jahr 1880 gegründeten Instituts für Bergbaukunde I (BBK I) ist die Bereitstellung mineralischer Rohstoffe, angefangen beim Aufsuchen, Bewerten und Modellieren von Lagerstätten über Technik, Organisation und Planung von Bergwerken bis hin zu Umweltaspekten bei der Rohstoffgewinnung sowie der Abfallentsorgung unter Tage. Darüber hinaus befasst sich das Institut mit der Analyse von Rohstoffmärkten. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Lehrangebots des BBK I bildet die Gewinnung mineralischer Rohstoffe unter Tage. Zusätzlich wird Wissen in den Bereichen Sprengtechnik, Schachtabteufen, Betriebswirtschaft, Gebirgsmechanik, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz den Studierenden vermittelt. Die aktuelle Forschungstätigkeit des Instituts deckt neben weiten Feldern der Rohstoff- und Geotechnik sowie der Rohstoffwirtschaft auch die Bereiche Lagerstättenerschließung, Prozessoptimierung, Sanierung von Bergbaustandorten, Nachhaltige Entwicklung, Stoffstrom- Forschungsbericht 2012/2013 A) Rohstoffingenieurwesen (B.Sc./ M.Sc.) Der Studiengang Rohstoffingenieurwesen wird mit dem Bachelor of Science (Regelstudienzeit: sechs Semester) und daran anschließend mit dem Master of Science (Regelstudienzeit: vier Semester) abgeschlossen. Nach der Vermittlung mathematischer sowie natur- und ingenieurwissenschaftlicher Grundlagen entscheiden sich die Studierenden am Ende des vierten Fachsemesters für eine Fachrichtung, um ihre Kenntnisse in einem Spezialgebiet zu vertiefen. Zur Auswahl stehen die Vertiefungsrichtungen „Gewinnung“ und „Prozesstechnik“. B) Angew. Geographie, Georessourcenmanagement (B.Sc./ M.Sc.), Technik-Kommunikation (M.A.), Umweltingenieurwissenschaften (B.Sc./ M.Sc.), Nachhaltige Energieversorgung (M. Sc.) Das BBK I bietet Studierenden der Studiengänge „Angewandte Geographie“, „Georessourcenmanagement“, „Umweltingenieurwissenschaften“ sowie „Nachhaltige Energieversorgung“ verschiedene Veranstaltungen als Haupt- und Nebenfächer an. Inhalte der Veranstaltungen sind neben der Vermittlung von Grundlagenwissen aus den Bereichen Bergbau und mineralischer Rohstoffwirtschaft insbesondere die Bereiche untertägiger Bergbau, Umwelt und Nachhaltigkeit. C) European Mining Course (EMC)/ Erasmus Mudus Seit 1996 ist das BBK I am „European Mining Course (EMC)” beteiligt. Der EMC umfasst ein achtmonatiges, internationales Studienprogramm, welches sich vornehmlich an Rohstoffingenieure richtet. Organisiert wird der European Mining Course von den Universitäten TU Helsinki, RWTH Aachen University und TU Delft. Während der acht Monate studieren die Teilnehmer - darunter Studierende der genannten Universitäten sowie Gäste - an den Universitäten und werden in Themenbereichen wie beispielsweise „Gebirgsmechanik“, „Projektmanagement“ und „Rohstoffindustriebetriebslehre“ in englischer Sprache ausgebildet. 103 Forschungsschwerpunkte A) Mineralische Rohstoffgewinnung Die Prozesse der untertägigen Gewinnung mineralischer Rohstoffe zur Deckung des weltweit wachsenden Energie- und Rohstoffbedarfs sind die Kernkompetenzen des BBK I. Die Rohstoffgewinnung umfasst alle Vorgänge zur Extraktion mineralischer Rohstoffe aus der Erdkruste. Aktuelle Forschungsschwerpunkte liegen neben der Erstellung von Machbarkeitsstudien insbesondere in den Bereichen Erschließung von Lagerstätten, Aus- und Vorrichtung, Abbauplanung, Wettertechnik und Prozessoptimierung. einen erheblichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt leistet. Auch im direkten Umfeld der Ha Long-Bucht, die seit 1994 zum UNESCO Weltnaturerbe zählt und mit dem Tourismus über eine bedeutende Einkommensquelle verfügt, befinden sich Steinkohlentagebaue, durch deren Betrieb die Umwelt stark beeinträchtigt wird. Weitere Probleme bereiten die durch den Bergbau entstandenen Bergehalden: Die starken Regenfälle in der Monsunzeit haben Böschungsrutschungen und Erosionen zur Folge, was die Haldenstabilität beeinträchtigt. B) Nachhaltige Entwicklung im Rohstoffsektor Vor dem Hintergrund der Orientierung wirtschaftlicher Tätigkeiten an dem Leitbild Nachhaltiger Entwicklung („Sustainable Development“) nimmt der Rohstoffsektor eine bedeutende Stellung ein, da die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen teilweise mit gravierenden Eingriffen in Ökosysteme verbunden ist. Die aktuelle Forschung des BBK I umfasst neben dem konzeptionellen Bereich der Entwicklung von Nachhaltigkeitsindikatorensystemen (SDI) verschiedene Projekte im Bereich Sanierung und Nachfolgenutzung von Bergbaustandorten. C) Rohstoffwirtschaft Angesichts wachsender Nachfrage und steigender Rohstoffpreise bei gestiegenen Anforderungen an die ökologische und soziale Verträglichkeit von Rohstoffprojekten muss sich die Rohstoffindustrie neuen Herausforderungen stellen. Das BBK I beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der nationalen und internationalen Rohstoffwirtschaft, z.B. im Rahmen der Erstellung verschiedener Marktstudien. D) Technologie und Wissenstransfer Insbesondere die jährlich ausgerichteten Fachkolloquien der AIMS-Reihe (Aachen International Mining Symposia) haben sich in der Bergbaubranche zu einer weltweit anerkannten Veranstaltungsserie entwickelt und zählen zu den führenden Plattformen des internationalen Knowhow-Transfers. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Haldensanierung und Staubminderung in Vietnam Für Vietnam stellt der Steinkohlenbergbau einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, der Forschungsbericht 2012/2013 Das BBK I hat im Rahmen der „Research Association Mining and Environment in Vietnam“ (RAME) die Federführung bei der Sanierung der Bergehalden sowie bei der Erarbeitung von Staubminimierungskonzepten in der Region übernommen. Die BMBF-finanzierten Projekte waren auf jeweils drei Jahre angesetzt und wurden 2013 abgeschlossen. B) Schneidende Lösetechnik Schneidende Lösetechnik gehört aufgrund zahlreicher Vorteile, wie z.B. einer kontinuierlichen Arbeitsweise, gebirgsschonendem Lösen und geringem Personalaufwand, zu den produktivsten Gewinnungs- und Vortriebsverfahren im Bergbau unter Tage. Das BBK I führte eine Studie durch, die bei einer eingehenden Untersuchung derzeitiger Abbauverfahren in ausgewählten Kalibergwerken der K+S KALI GmbH ansetzte und mit der Anfertigung detaillierter Prozess- und Kostenanalysen hinsichtlich der schneidenden Lösetechnik im Jahr 2013 beendet wurde. C) Machbarkeitsstudie „Vollflächiger Abbau“ / Entwicklung von Konzepten zur Festengewinnung Zur Erhöhung des Nutzungsgrades von Rohstofflagerstätten ist es erforderlich, effiziente Abbauverfahren zu entwickeln, die auch gegenwärtig nicht verwertbare Rohstoffvorkommen 104 oder zurückgelassene Lagerstättenteile nutzbar machen. Ziel der aktuell durchgeführten Studie ist die Entwicklung von Konzepten zur Festengewinnung sowie von Konzepten für ein vollflächiges Abbauverfahren einschließlich einer technischen und wirtschaftlichen Machbarkeitsuntersuchung im deutschen Kalibergbau. D) I²Mine – Innovative Technologies and Concepts for the Intelligent Deep Mine of the Future I²Mine ist eines der größten, laufenden F&EProjekte im Bergbaubereich. In dem Forschungsvorhaben sind insgesamt 10 Länder mit 27 Partnern aus Industrie, Universitäten und Forschungsinstituten beteiligt. Die gesamte Laufzeit beträgt vier Jahre. Im „Bergwerk der Zukunft“ werden – verglichen mit heutigen Tiefbaubetrieben – neue Gewinnungskonzepte erforderlich, denn nur „umwelteffiziente“ Bergwerke werden den Zugang zu europäischen Lagerstätten verbessern, die Wettbewerbsfähigkeit steigern, Europas Versorgung mit Rohstoffen nachhaltig sichern und die Importabhängigkeit verringern. Hierzu nimmt sich das I²Mine-Projekt speziell den Herausforderungen von Bergbau in großen Teufen an. Das BBK I bearbeitet im I²Mine-Konsortium zwei Forschungsbereiche: Integrierte Abbau- und Aufbereitungskonzepte werden entwickelt und simuliert, um den Einsatz mobiler und abbaunaher Bergevorabscheidung in Verbindung mit Versatz zu ermöglichen. Im Bereich Grubenrettungswesen werden Managementleitfäden sowie technische Konzepte für langandauernde Missionen zur Rettung verschütteter Bergleute entwickelt. Forschungsbericht 2012/2013 E) Nachhaltige Nutzung komplexer Salzlagerstätten Im Rahmen einer interdisziplinären Studie werden am BBK I die Explorationsdaten eines Steinsalzbergwerkes der K+S AG in ein 3D-Lagerstättenmodell umgesetzt. Die intern komplex deformierte Salzlagerstätte weist relativ reine Steinsalzhorizonte auf, die aufgrund hoher Produktstandards bzw. fehlender Aufbereitungsmöglichkeit bisher nicht oder nur in sehr geringen Mengen mit abgebaut werden. Neben rein geologischen Fragestellungen, wie u.a. der Frage nach der Entstehung der internen Deformationsstrukturen und deren Zusammenhang mit der Wertstoffverteilung, werden daher auf Basis der Modellierungsergebnisse auch bergbau- und produktionsspezifische Fragestellungen bearbeitet; um ganzheitliche bzw. auf die gesamte Prozesskette bezogene Konzepte für eine nachhaltigere Nutzung der Lagerstätte zu entwickeln. F) Konventionelles Schachtabteufen: Optimierung der Lade- und Förderarbeit Das konventionelle Abteufen eines Tagesschachtes, also das Teufen mittels Bohr- und Sprengarbeit, ermöglicht die Erschließung untertägiger Rohstofflagerstätten. Der Zyklus des konventionellen Teufverfahrens beinhaltet die Prozessschritte Bohren, Sprengen, Laden und Fördern sowie Einbringen von Gebirgssicherung und Ausbau. Den bei weitem größten zeitlichen Anteil an der Gesamtzykluszeit haben hierbei die Prozessschritte Laden und Fördern, so dass hier im Hinblick auf eine Leistungssteigerung das größte Optimierungspotential liegt. Ziel der Studie ist es, in Zusammenarbeit mit Thyssen Schachtbau, die mechanisierten Ladeund Fördertechniken im konventionellen Schachtbau zu optimieren bzw. teilweise durch pneumatische Verfahren zu ersetzen, um dadurch eine Steigerung der Teufleistung zu erzielen. 105 Ausgewählte Publikationen Martens, Per Nicolai: Editorial. In: Fourth International Symposium Mineral Resources and Mine Development 22 - 23 May 2013 / RWTH Aachen University, Institute of Mining Engineering I. Cooperation partners Euromines ... [Hrsg.: P. N. Martens]. - 1. Aufl. - Essen: VGE-Verl., 2013. - (Aachen international mining symposia : AIMS ; 12 Sakamornsngua, Kridtaya; Katz, Tobias; Kretschmann, Jürgen: Challenges for Adapting the Sustainable Development Concept in Thailand’s Minerals Industry. In: SDIMI 2013 : Sustainable Development in the Minerals Industry ; 6th international conference ; 30 June - 3 July 2013, Milos Conference Center - George Eliopoulos, Milos Island, Greece. Santorini, Greece : Heliotopos Ltd., 2013. - (Milos Conferences). Art.: 652-658 Dammers, Markus; Schropp, Christian; Martens, Per Nicolai; Rattmann, Ludger; Robben, Christopher: Near-to-face processing - An approach towards improved primary resource efficiency. In: SDIMI 2013 : Sustainable Development in the Minerals Industry ; 6th international conference ; 30 June - 3 July 2013, Milos Conference Center - George Eliopoulos, Milos Island, Greece. - Santorini, Greece : Heliotopos Ltd., 2013. - (Milos Conferences). Lehnen, Felix; Martens, Per Nicolai; Rattmann, Ludger: Evaluation of European mine rescue and its need for Internationalization. In: Fourth International Symposium Mineral Resources and Mine Development 22 - 23 May 2013 / RWTH Aachen University, Institute of Mining Engineering I. Cooperation partners Euromines ... [Hrsg.: P. N. Martens]. - 1. Aufl.. - Essen: VGE-Verl., 2013. - (Aachen international mining symposia : AIMS ; 12). Martens, Per Nicolai; Katz, Tobias; Özdemir, Ismet; Förster, Arne; Fuchsschwanz, Marakus: A Contribution to Sustainable Development in Vietnamese Hard Coal Mining by Mine Dust Mitigation and Waste Rock Dump Stabilization. In: SDIMI 2013: Sustainable Development in the Minerals Industry ; 6th international conference ; 30 June - 3 July 2013, Milos Conference Center - George Eliopoulos, Milos Island, Greece. - Santorini, Greece : Heliotopos Ltd., 2013. - (Milos Conferences). Art.: 351-356 Katz, Tobias; Sommer, Karl Christoph; Martens, Per Nicolai: Developing and applying a methodology for the scientific classification of publications on Carbon Capture and Storage (CCS). In: World of mining, surface & underground. Clausthal-Zellerfeld : GDMB-Verlag GmbH. Art.: 180-188 Martens, Per Nicolai; Rattmann, Ludger; Janßen, Sebastian; Kratz, Thorsten: Fortschritt und Innovation im Strebbau. In: Mining + geo : Fachzeitschrift für Bergbau, Rohstoffe, Geotechnik und Tunnelbau. - Essen : VGE-Verl. Art.: 375-385 Martens, Per Nicolai [Hrsg.]: Rockbolting and rock mechanics in mining : seventh international symposium, 30-31 May 2012 / RWTH Aachen University, Institute of Mining Engineering I. [Hrsg.: P. N. Martens]. - Essen : VGE-Verl. 11 Aachen International Mining Symposia (AIMS), 2012. - 471 S., Ill. graph. Darst. Mitgliedschaften und Kooperationen Aalto University, Helsinki, Finnland Delft University of Technology, Delft, Niederlande European Technology Platform on Sustainable Mineral Resources (ETP SMR) Fachvereinigung Auslandsbergbau und internationale Rohstoffaktivitäten (FAB) Montan-Universität Leoben, Leoben, Österreich Fachverband Bergbaumaschinen (VDMA) HLRC Hjalmar Lundbohm Research Center SE (Steering Committee) Luleå, Schweden Research Association Mining and Environment in Vietnam (RAME) Society of Mining Engineers (SME) Society of Mining Professors (SOMP) Promotionen Caspeler, Klaus Peter: Entwicklung eines neuartigen Arbeitsverfahrens zum Entfernen asbesthaltiger Beschichtungen nach arbeitswissenschaftlichen Kriterien unter Berücksichtigung berufsgenossenschaftlicher Vorgaben (2012) Trappe, Thomas: Pasten Verfahren - Entwicklung eines neuen Verfahrens zum sicheren Entfernen von asbesthaltigen Anstrichen" (2012) Ahmad, Shakeel: A Contribution to Open Pit Hard Coal Mine Waste Rock Management - Comparing Sidehill with Layered Dumping" (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 2% Kontakt Institut für Bergbaukunde I (BBK I) Wüllnerstraße 2 52072 Aachen Telefon: +49 241 80-95667 Fax: +49 241 80-92272 E-Mail: martens @bbk1.rwth-aachen.de Homepage: http://www.bbk1.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 BMBF; 15% Wirtschaft; 46% EU; 37% 106 Lehrstuhl und Institut für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik Univ.-Prof. Dr.-Ing. Christian Niemann-Delius Personal PS* Professor 1 Oberingenieur 1 DS** Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1,5 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 2 4 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 10 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen In Lehre und Forschung widmet sich das Institut für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik der übertägigen Gewinnung von Rohstoffen im Locker- und Festgesteinsbereich. Besondere Bedeutung kommt der sozialen und ökologischen Relevanz von Rohstoffprojekten zu, welche im Hinblick auf eine Minimierung des Ressourcenverbrauchs und der Umwelteinwirkungen nachhaltig zu gestalten sind. Die Lehre ist traditionell stark praxisorientiert. Auch die Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf aktuelle projektbezogene Fragestellungen, durch deren Beantwortung innovative Lösungskonzepte für die Rohstoffindustrie erarbeitet werden. Die Forschungstätigkeit wird geprägt durch eine intensive Kooperation mit Industrieunternehmen. Als Forschungspartner trägt der Lehrstuhl zur ständigen Fortentwicklung der Rohstoffindustrie bei. Schwerpunkte in der Lehre A) Bachelor-/ Masterstudiengang Rohstoffingenieurwesen Forschungsbericht 2012/2013 Rohstoffingenieurwesen ist ein konsekutiver ingenieurwissenschaftlicher Studiengang, der mit dem Bachelor of Science (Regelstudienzeit 6 Semester) und dem darauf aufbauenden Master of Science (Regelstudienzeit 4 Semester) abgeschlossen wird. Das Studienangebot des Instituts unter Leitung von Prof. Christian Niemann-Delius erstreckt sich auf den gesamten Bereich der übertägigen Rohstoffgewinnung. Beginnend mit den Grundlagenveranstaltungen der allgemeinen Tagebautechnik und Bohrtechnik, in denen das fachspezifische Basiswissen vermittelt wird, leistet der Lehrstuhl mit Spezialveranstaltungen wie z.B. „Raumplanung und Genehmigungsverfahren“, „Tagebau, Umwelt und Wasser“ sowie „Tagebauplanung“ einen wesentlichen Beitrag zum Studienangebot der Fachgruppe für Rohstoffe und Entsorgungstechnik. B) Studiengänge Angewandte Geographie und Wirtschaftsgeographie Am Bachelor-/ Masterstudiengang Angewandte Geographie und dem Masterstudiengang Wirtschaftsgeographie ist der Lehrstuhl mit den Lehrveranstaltungen „Tagebau, Umwelt und Wasser“, „In-situ Sicherung von Altlasten“, Planung, Bau und Betrieb übertägiger Deponien“ sowie „Raumplanung und Genehmigungsverfahren“ beteiligt. Das Institut für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik erbringt hiermit einen Beitrag zu einem nachhaltigen Umweltmanagement und den Aufgaben der Raumplanung, welche u.a. für den Aspekt der langfristigen Rohstoffsicherung von besonderer Bedeutung ist. C) Entsorgungsingenieurwesen Im Rahmen des Bachelor- / Masterstudiengangs Entsorgungsingenieurwesen bietet der Lehrstuhl die Veranstaltungen „Planung, Bau und Betrieb übertägiger Deponien“, „In-situ Sicherung von Altlasten“ sowie „Tagebau, Umwelt und Wasser“ an. „Tagebau, Umwelt und Wasser“ wird auch für den interdisziplinären Studiengang Georessourcenmanagement sowie den neu eingeführten Studiengang Umweltingenieurwesen angeboten. Forschungsschwerpunkte A) Prozessoptimierung Die Gewinnung von Rohstoffen ist eine Kette von Einzelprozessen, welche durch komplexe Wirkungszusammenhänge miteinander ver- 107 knüpft sind. Bergbauliche Vorhaben heben sich von anderen Industrieprojekten durch bestimmte Charakteristika deutlich ab. Dazu zählt unter anderem eine besondere Standortgebundenheit durch die Lagerstätte. Eine ständige Optimierung der Einzelprozesse und des gesamten Vorgangs der tagebaulichen Rohstoffgewinnung ist aus Gründen der Nachhaltigkeit aber auch der Wirtschaftlichkeit notwendig. Die Ableitung wirksamer Maßnahmen und die Erschließung von Optimierungspotentialen erfordern aus den genannten Gründen eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Die vom Lehrstuhl untersuchten Aspekte erstrecken sich von der Gewinnungstechnologie über die Folgenutzung der in Anspruch genommenen Flächen bis hin zu genehmigungsrechtlichen Restriktionen und der Rohstoffvermarktung. B) Erfassung und Bewertung von Emissionen Die übertägige Rohstoffgewinnung ist naturgemäß mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft und Emissionen unterschiedlichster Art verbunden. Sie steht daher, nicht nur in dicht besiedelten Gebieten, in zunehmendem Maße in der öffentlichen Kritik. Innerhalb dieses Themenfeldes forscht der Lehrstuhl hinsichtlich der faktischen Umweltrelevanz des einzelnen Gewinnungsbetriebes. Sind Emissionen nachgewiesen, entwickelt der Lehrstuhl Maßnahmen zur Emissionsminderung und überprüft diese im Hinblick auf ihre Wirksamkeit. C) Lagerstättenmodellierung und Bewertung Eine möglichst realitätsnahe Modellierung und Visualisierung von Lagerstätten basierend auf Explorationsdaten ist die Grundlage unternehmerischer Entscheidungen in der Rohstoffindustrie. Darüber hinaus stellt die Lagerstättenmodellierung die Basis der bergmännischen Planungen und Tätigkeiten dar. Neben der Anwendung von etablierter Planungssoftware auf einzelne Problemstellungen entwickelt der Lehrstuhl neue Konzepte zur Planung einer erlösoptimierten Rohstoffgewinnung. Zum Einsatz gelangen hier erstmalig metaheuristische Algorithmen, die es erlauben dreidimensionale Lagerstättenmodelle, Abbaustände und Massenbilanzen mit geringer Rechenzeit zu generieren. Ausgewählte Forschungsvorhaben Forschungsbericht 2012/2013 A) Feinstaubmessungen und Ausbreitungsrechnungen in Steine und Erden Betrieben Spätestens nach der Umsetzung der europäischen Luftreinhaltepolitik in nationales Recht sind auch Tagebaubetriebe als potentielle Feinstaub-Emittenten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Neben der Überwachung der Feinstaub-Immissionen steht die Frage nach den Verursachern im Vordergrund. Feinstaubmessungen ergeben nur punktuelle Daten. Für weitergehende Beurteilungen müssen diese aber für ganze Flächen vorliegen. Eine gute Methode stellen in diesem Zusammenhang Ausbreitungsrechnungen dar. Grundlage der Ausbreitungsberechnungen sind Messkampagnen, die zunächst die Quellstärken potentieller Emittenten erfassen. Das Ausbreitungsmodell simuliert deren Wirkungsbereich. Dies geschieht in einem beliebig groß gerasterten Rechengitter und zeigt die zu erwartende Feinstaubkonzentration in den gewünschten Abständen zur Quelle als stündliche Werte. Auf diese Weise können Tages-, Wochen- sowie Jahresgänge der Feinstaubbelastung erfasst und bei Bedarf direkt mit den meteorologischen Verhältnissen verglichen werden. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen nicht nur die kleinräumige Erfassung von Immissionen und die Simulation ihrer Ausbreitung, sondern auch die Fragen: Woher kommt der Feinstaub und wer ist der Verursacher? Inwieweit tragen Tagebaue insgesamt zur Feinstaubbelastung bei? Welche Betriebsteile bzw. Produktionsprozesse sind als besonders kritisch einzustufen? Welche emmisionsmindernden Maßnahmen können getroffen werden und wie wirken sie? Zur Klärung dieser Sachverhalte gehört zunächst eine genaue Prüfung der Vorortsituation zur Einschätzung der Vorbelastung sowie des Emissionspotenzials eines Untersuchungsgebietes. Parallel zu den Staubmessungen werden örtliche klimatische Daten wie Temperatur, Windstärke und -richtung, Luftfeuchte etc. dokumentiert. Bei den Staubmessgeräten handelt es sich um Aerosol-Spektrometer. Diese erfassen die PM10-, PM2,5- und die PM1- Konzentrationen 108 in bis zu 15 Partikelgrößenkanälen. Die Messwerte geben die Quellstärke wieder und bilden die Grundlage für Ausbreitungsrechnungen nach den gesetzlichen Vorgaben. Durch diesen methodischen Ansatz und die Realisierung von Untersuchungsprogrammen vor Ort werden sich wissenschaftlich fundiert Antworten auf die genannten Fragestellungen finden lassen. Diese bilden die Grundlage für eine sachliche Diskussion zur Feinstaubproblematik innerhalb des Bereiches der Rohstoffgewinnung über Tage. B) Green Quarry – Potenzialanalyse zum Einsatz kontinuierlicher Fördertechnik in deutschen Festgesteinstagebauen Steine und Erden sind Rohstoffe deren wirtschaftliches Potenzial sich aus der Gewinnung und Verarbeitung großer Massen ergibt. Da diese Massen im Tagebau meist über einige hundert Meter vom Abbaubetriebspunkt bis zum Förderbezugspunkt transportiert werden müssen, kommt dem innerbetrieblichen Transport im Festgesteinstagebau eine besondere Bedeutung zu. Mit einem Energieaufkommen von 9%, bezogen auf den Bruttoproduktionswert, stellt die Festgesteinsgewinnung eines der energieintensivsten produzierenden Gewerbe in Deutschland dar. Der innerbetriebliche Transport macht zudem 50% der Gesamtkosten und 40% des gesamten Energiebedarfs bei der Gewinnung von Festgesteinen aus. Im Gegensatz zu diskontinuierlich arbeitenden Transportgeräten, wie Muldenkippern, arbeitet die Bandförderanlage Elektromotoren. Bandförderanlagen weisen nur ein Fünftel des spezifischen Energiebedarfs pro geförderte Tonne gegenüber Muldenkippern auf. Somit können die CO2-Emissionen im innerbetrieblichen Transport um 49,5% reduziert und lokal sogar komplett vermieden werden. Der Großteil der Tagebaue, in denen die Gewinnung von Festgesteinen stattfindet, ist von vergleichsweise geringer Größe. Ebenso verhält es sich mit dem Umfang der jährlichen Fördertonnage. Solche Einsatzbedingungen sprechen grundsätzlich gegen den Einsatz kontinuierlicher Fördertechniken. Die wirtschaftlichen und technischen Einsatzbeschränkungen für kontinuierliche Fördertechniken, welche die Anwendung von Bandförderanlagen beinahe ausschließlich auf den Einsatz im Lockergestein beschränkten, basieren jedoch auf Daten und Erfahrungen aus Forschungsbericht 2012/2013 frühen Anwendungen dieser Technologien. Der technologische Fortschritt im Allgemeinen und im Besonderen die technische Weiterentwicklung mobiler Brechereinheiten in den letzten zwei Jahrzehnten haben jedoch indes, zumindest aus technischer Sicht, den Einsatzbereich kontinuierlicher Fördertechniken erweitert und so auch Potenziale zum Einsatz in Festgesteinstagebauen geschaffen. Die Frage die offen bleibt ist jedoch, ob es grundsätzlich und, wenn ja, unter welchen Einsatzbedingungen, auch wirtschaftlich möglich ist kontinuierliche Fördertechniken in Festgesteinstagebauen einzusetzen. Das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ökonomische und ökologische Potenziale durch den Einsatz kontinuierlicher Fördertechniken in Festgesteinstagebauen zu quantifizieren und den Betreibern deutscher Festgesteinstagebaue die Möglichkeit zu geben, diese Potenziale fallspezifisch erkennen und ausschöpfen zu können. Zu diesem Zweck wird ein Einsatz-Guide erstellt und ein Kalkulationstool entwickelt, welche diese Potenziale beziffern und Empfehlungen zum Einsatz der, je nach Anforderung, geeigneten Betriebsmittel in der richtigen Konstellation geben. Das enorme wirtschaftliche Risiko durch die Umrüstung des kostenintensivsten Prozessschritts der Festgesteinsgewinnung kann so von den betroffenen Unternehmen genommen werden. Dies ermöglicht diesen, durch den Einsatz von kontinuierlichen Fördermitteln, unerschlossenes wirtschaftliches und ökologisches Potenzial zu beanspruchen. Zur Erschließung und Umsetzung der beschriebenen Potenziale müssen einige Herausforderungen bewältigt werden. Um diese strukturiert angehen zu können, werden im Forschungsvorhaben die folgenden Handlungsfelder bearbeitet: • Analyse und Typisierung verschiedener Festgesteinstagebaue • Analyse technologischer Gegebenheiten und Einsatzplanung • Wirtschaftliche und ökologische Kalkulation und Verfahrensvergleich • Erstellung eines Bewertungstools und eines Einsatz-Guides • Verifizierung der Ergebnisse und Erweiterung des Betrachtungsbereichs 109 • Verallgemeinerung und Verbreitung der Ergebnisse Um die Übertragbarkeit der theoretisch erarbeiteten Ergebnisse auf den praktischen Anwendungsfall zu sichern, werden auf Grundlage einer Industriekooperation herausgearbeitet. Die technologische Planung für spezifische Betrachtungsfelder wird durch entsprechende Kooperationspartner unterstützt. Die Planung im Bereich Brechertechnologie und Fördertechnik wird von der Metso Minerals (Deutschland) GmbH validiert und die Berechnung und Quantifizierung der erforderlichen Sprengparameter wird von Movement and Blasting Consulting begleitet. C) Entwicklung eines Betriebskonzeptes für Surface Miner mit Bandanlage Die wirtschaftlichste Methode, um Rohstoffe im Tagebau zu transportieren, ist die Nutzung von Bandanlangen. Ein auf Schwerlastkraftwagen (SKW) basierendes System ist zwar hinsichtlich der Gestaltung von Förderwegen und Schwankungen der Förderkapazität flexibler, jedoch sind die Kosten für Wartung & Instandhaltung sowie die Personalkosten für dieses Transportsystem deutlich höher. Als mobiles selektives Gewinnungsgerät arbeitet der Surface Miner bisher ausschließlich in Kombination mit SKWs. Damit die Vorteile von Bandanlagen auch in Kombination mit dem Surface Miner zur Gel- Forschungsbericht 2012/2013 tung kommen, wird ein Bandkonzept entwickelt, welches ähnliche Mobilität gewährleistet. Als Vorbilder können mobile Bandanlagen aus dem Untertagebereich dienen. Diese können nach entsprechenden Änderungen auch im Tagebaubetrieb eingesetzt werden. Der Fokus liegt zusätzlich auf der Entwicklung eines Abbausystems, welches den Betrieb einer Bandanlage ermöglicht ohne dabei die Produktivität des Surface Miners zu beeinträchtigen. Um dieses umzusetzen werden sowohl an der Bandanlage als auch am Surface Miner erhebliche bauliche Veränderungen vorgenommen. Auslegerlänge und -anstellung sowie die Querstabilität des Surface Miners müssen angepasst werden. Die mobile Bandanlage wird hinsichtlich Transportkapazität, Beweglichkeit im Tagebau, Schieflageverhalten und Fahrgeschwindigkeit verändert, um nur einige Beispiele zu nennen. Neben den gerätetechnischen Veränderungen wird das Zusammenspiel zwischen Bandanlage und Surface Miner verändert, indem die verschiedenen Positionen der beiden Geräte zueinander innerhalb des Abbausystems analysiert und optimiert werden. Die Fähigkeit von Surface Minern Lagerstätten mit geringen Wertmineralgehalten und Wechsellagerung abzubauen, wird durch die Kombination mit Mobilbandanlagen weiter gesteigert. 110 Ausgewählte Publikationen Bai, Fuchen; Niemann-Delius, Christian 2012. „Untersuchung zur Bewertung der nachhaltigen Entwicklung der Kohleindustrie Chinas. Mining Geo - Fachzeitschrift für Bergbau, Rohstoffe, Geotechnik und Tunnelbau, Heft 1/2012, S. 4352, ISSN: 2193-9810 Vossen, Peter; Niemann-Delius, Christian, 2011. „Vermarktungsmöglichkeiten von Feinkorn aus Betrieben der Steine und Erden Industrie“, 10. Baustoffkolloquium, 8.bis 9.März 2011, Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Fachgebiete Baustoffe/Bauchemie und FMPA Böhner, Rebeca; Niemann-Delius, Christian; Hennig, Alexander, 2011. „The use of salt solutions to reduce PM10 on paved roads in open-pit mining“, World of Mining-Surface & Underground, Heft 5 (2011), ISSN 1613-2048, S. 275-279 Hennig, Alexander, 2011.„Energieeffizienz in Festgesteinstagebauen – eine Potentialanalyse“, Bergbau - Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt, Heft 8 (2011), S. 346-348, ISSN 0342-5681 Hennig, Alexander; Niemann-Delius, Christian; Skrypzak, Thorsten, 2011. „Festgesteinsgewinnung im Tagebau vs. Kombination von Tagebau und Tiefbau – Eine Kostenbilanz“, Glückauf - die Fachzeitschrift für Rohstoff, Bergbau und Energie, Heft 9 (2011), S. 403-410, ISSN 0340-7896 Niemann-Delius, Christian; Sattarvand, Javad, 2011. „A new Multi-objective Long-Term Open-Pit Production planning in non-metallic industrial mineral open pits”, 22. World Mining Congress (WMC), Istanbul, 11. bis 16. September 2011 Niemann-Delius, Christian; Sattarvand, Javad, 2011. „A New Metaheuristic Algorithm for Long-Term Open Pit Production Planning“, 35th APCOM Symposium/Wollongong, NSW, 24. bis 30. September 2011 Sattarvand, Javad, 2011. „Optimized production planning in non-metallic industrial mineral open pits“, 20th International Symposium on Mine Planning and Equipment Selection (MPES 2011), 12. – 14.10. 2011, Almaty (Kasachstan) Hennig, Alexander; Niemann-Delius, Christian; Skrypzak, Thorsten, 2010. „Festgesteinsgewinnung im Tagebau vs. Kombination von Tagebau und Tiefbau - Eine Energiebilanz“, Glückauf (4/2010) 146, 159-163, ISSN 0340-7896 Niemann-Delius, Christian; Ranft, Henning, 2010. „Surface Miner application in Australian iron ore - Past till present”, 10th International Symposium Continuous Surface Mining, 13. bis 15. September 2010, TU Bergakademie Freiberg, S. 154-157, ISBN 978-3-86012-406-2 Niemann-Delius, Christian; Böhner, Rebeca, 2010. „Untersuchungen zur PM10-Minderungswirkung von Salzlösungen auf Fahrwegen im Tagebau“, 10th International Symposium Continuous Surface Mining, 13. bis 15. September 2010, TU Bergakademie Freiberg, S. 381-384, ISBN 978-3-86012-406-2 Mitgliedschaften und Kooperationen Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein e.V. (DEBRIV) Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Forschungsvereinigung Mineralische Rohstoffe e.V. Gesellschaft für Bergbau, Metallurgie, Rohstoffund Umwelttechnik e.V. (GDMB) Ring Deutscher Bergingenieure e.V. (RDB) Deutscher Hochschulverband Umwelt-Forum der RWTH Aachen Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie AKR e.V. Promotionen Böhner, Rebeca: Untersuchungen zur Feinstaubbelastung durch Tagebaue der Steine- und Erdenindustrie (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Fachgruppe für Rohstoffstoffe und Entsorgungstechnik Lehrstuhl und Institut für Rohstoffgewinnung über Tage und Bohrtechnik Lochnerstraße 4-20 52064 Aachen Telefon: 0241 / 80 95683 Fax: 0241 / 80 92250 E-Mail: [email protected] Homepage: www.bergbaukunde.de Forschungsbericht 2012/2013 Wirtschaft; 27% Sonstige; 57% EU; 16% 111 Institut für Maschinentechnik der Rohstoffindustrie Ergänzt wird das Angebot durch zahlreiche fachspezifisch vertiefende Veranstaltungen wie z.B. Betriebsmittel für die Rohstoffgewinnung, Automatisierung im Untertagebergbau, Antriebstechnik des Schwermaschinenbaus, Anlagenüberwachung und Instandhaltung sowie Maschinentechnische Planung von Betriebspunkten. Einzelne Veranstaltungen werden auch über die Aachen International Academy angeboten. Auch in der Lehre setzen wir auf innovative Konzepte. Beispielhaft sei hier das Exploratory Teaching Space Projekt „Der intelligente Umdruck“ genannt. Forschungsschwerpunkte Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Nienhaus A) Überwachung, Diagnose, Instandhaltung Personal PS* DS** Professor 1 Oberingenieur 1 Akad. Dir., Akad. Oberrat 3 Wissenschaftliche Mitarbeiter 5 18 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 8 1 Wissenschaftliche Hilfskräfte 0 1 Studentische Hilfskräfte 16 13 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Seit mehr als 60 Jahren lehrt und forscht das Institut für Maschinentechnik der Rohstoffindustrie (IMR) auf den Gebieten der Maschinen und Anlagen für die Rohstoffgewinnung und die Hüttenindustrie sowie an der Entwicklung innovativer Lösungen für industrielle Problemstellungen. Eine Mischung aus Grundlagenforschung, zahlreichen Praxisprojekten und interdisziplinären Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen als auch mit industriellen Kooperationspartnern sind dabei unser Erfolgsrezept. Schwerpunkte in der Lehre Die Lehre am IMR hat eine große Bandbreite und Bedeutung. Das Angebot umfasst Grundlagenveranstaltungen, wie Technische Darstellungen und Pläne, Grundlagen der Mechanik, Allgemeine Maschinenkunde und Grundlagen der elektrischen Maschinen. Die Inhalte sind dabei besonders auf die Schwer- und Sondermaschinen des Bergbaus und des Hüttenwesens ausgerichtet. Forschungsbericht 2012/2013 Betriebsmessungen an Schwermaschinen und Anlagen aus der Praxis sind im IMR gleichzeitig Basis für Problemlösungen und wissenschaftliche Erkenntnis. „Wireless Sensing“ ist der jüngste Bereich der Forschung, in dem autarke Sensor Systeme entwickelt werden, die auch unter schwierigsten Bedingungen Belastungsmessungen durchführen. Langjährige wissenschaftliche Erfahrung liegt auf dem Gebiet der Körperschall- und Schwingungsdiagnose vor. Zahlreiche Prüfstände für Maschinenkomponenten ermöglichen gezielte Ergänzung der Feldversuche und Verifizierung von Simulationsergebnissen. Die Schnittstelle der Überwachung und Diagnose zur Instandhaltung wird durch die messwertgestützte Simulation des Betriebsverhaltens und die Einbindung in Instandhaltungs-Planungs-Systeme gebildet. Ersatzteilmanagement, Dokumentationen und elektronische Kataloge sind ein weiteres Arbeitsgebiet. B) Modellierung und Simulationen Einen großen Umfang nimmt die dynamische Simulation elektrischer und mechanischer Antriebssysteme für Schwermaschinen des Bergbaus und der Hüttentechnik ein. Ergänzt wird dieser Bereich durch die MehrkörperSimulationen von kinematischen und kinetischen Systemen, wie z.B. Auslegerkinematik von Baggern und Raupenfahrwerken. Simulationssysteme zur Optimierung der Produktionskapazität von Gewinnungsbetrieben und 3D-basiertes Infrastruktur- und Informationsmanagement für den Bergbau sind die 112 Schwerpunkte der Entwicklungen für die operative Ebene der Unternehmen. C) Sensorik und Automation Die "Informatisierung" des Rohstoffgewinnungsprozesses beginnt beim ersten Kontakt mit der Lagerstätte und verfolgt die Idee des "Smart Mining", insbesondere bei der Gewinnung. Sie ist als Element des Zukunftsprojekts "Industrie 4.0" zu sehen sowie ein wesentlicher Beitrag zu nachhaltigen Gewinnung und Nutzung von Rohstoffen. Der Schwerpunkt der Arbeit des IMR liegt in diesem Bereich in der Erarbeitung von Konzepten für die Entwicklung von autonomen und trennscharfen Gewinnungssystemen und der Entwicklung der dazu notwendigen Sensorik-Elemente: Navigation von autonomen Geräten im untertägigen Bergbau, Online-Materialerkennung und -analyse an Gewinnungs- und Fördergeräten durch Sensorsysteme, wie z.B. laserinduzierte Fluoreszenz, laserinduzierte Plasma-Spektroskopie, InfrarotSpektroskopie und andere mechanische und elektrische Verfahren, Überwachung des Umfeldes von fahrenden und bewegten Maschinen durch Radarsysteme, IR- "Time of Flight" Kameras, Laser-Systeme und zahlreiche weitere Verfahren. D) Schneidtechnik Die Arbeitsgruppe Schneidtechnik forscht im Bereich der maschinentechnischen Gewinnung mineralischer Rohstoffe und ermittelt dabei die beim Gewinnungsprozess wesentlichen Einflussgrößen und beschreibt diese modellhaft. Durch die Entwicklung neuartiger robuster Sensorsysteme gelingt es, bisher nicht zugängliche Informationen aus der Interaktion von Werkzeug und Rohstoff sowie den daran beteiligten Maschinenkomponenten zu erfassen. Auch hier ist die "Informatisierung" des Prozesses die Triebfeder der neueren Forschung. Ein wesentliches Optimierungsproblem bei Methoden und Maschinen der schneidenden Gesteinszerkleinerung ist die Maximierung des Lösemassenstroms bei minimalem Energieaufwand sowie möglichst hohem Wertstoffgehalt und möglichst geringer Verschleiß der Werkzeuge. Daneben ist die Materialerkennung des Schneidgutes und die Überwachung von Prozessparametern, z.B. Werkzeugverschleiß durch neuartige Sensortechnologien und Auswerteverfahren ein Entwicklungsziel. Forschungsbericht 2012/2013 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) I²Mine I²Mine („Innovative Technologies and Concepts for the Intelligent Deep Mine of the Future) steht für Entwicklungsaktivitäten, die den traditionellen Bergbau reformieren. Neue Konzepte sollen zukünftig die kompletten bergwerklichen Prozesse, inklusive der Aufbereitung, untertage und mit erheblich reduzierter Emission ablaufen lassen. Das IMR beteiligt sich an der Entwicklung von Technologien und Methoden zur selektiven Gewinnung und Umfelderfassungssystemen zur Erhöhung der Sicherheit und Produktivitätssteigerung. I²Mine ist mit insgesamt 26 Partnern aus 10 Ländern der EU eines der größten FuE Projekte aus dem Bergbaubereich, das jemals durch das 7. Rahmenprogramm der Europäischen Union finanziert wurde. (Projekt Nr. 280855) B) SESI Das Forschungsprojekt SESI befasst sich mit der Integration von Zustandsüberwachung und Echtzeit-Simulation zur Bauteilzustandsprognose in der Instandhaltung im Sinne eines „selbstlernenden Systems“. Zur effizienten Nutzung der Informationen erfolgt, in Kooperation zwischen IMR und dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, die Entwicklung eines Planungs- und Steuerungskonzeptes für den Bereich der Instandhaltung. Die in Prüfstandsversuchen gewonnenen Erkenntnisse und verifizierten Methoden zur Modellerstellung und Zustandsbewertung werden anschließend im betrieblichen Umfeld eines KMU zur Demonstrationsreife gebracht. Dabei steht die vereinfachte Methodik zur Modellerstellung und Implementierung eines aus der Anlagenhistorie lernenden Systems basierend auf Rückmeldungen von Wartungs- und Instandhaltungsaufträgen aus einem Instandhaltungsplanungssystems (IPS) im Forschungsfokus des IMR. Das IGF-Vorhaben 17650 N / 2 der Forschungsvereinigung Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. - FIR an der RWTH Aachen wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. C) i-MaSS 113 Die Vorhersage der Lebensdauer von Maschinen ist bedeutsam, um Schäden und den damit verbundenen vollständigen Systemstillstand zu vermeiden. Die in der Praxis bisher etablierte telemetrische Messsensorik wird zum Erfassen der realen Betriebsbelastungen bei diesem Projekt auf einem einzigen elektronischen Bauteil untergebracht und kann unter anderem Lasten identifizieren, speichern sowie deren Spektren klassieren. Der Nachteil der konventionellen Messmethodik ist die unflexible und anfällige Verbindung per Kabel zur Auswerteapparatur. Damit beschränkt sich der Einsatzbereich dieser Technik schon auf wenige spezielle Anwendungen. Der i-MaSS-Sensor ist auf Basis von Mikrosystemtechnik entwickelt worden und benötigt nur ein Minimum an Einbauvolumen und keinerlei Verkabelung. Erste Messungen mit einem Sensorprototyp in den vier Anwendungsfällen lieferten bereits vielversprechende Ergebnisse. Gefördert wird das Projekt durch die Ziel2 Förderplattform des Landes NRW mit Mitteln der EU. D) LEX Um die Automatisierung der Steuerung von Gewinnungsmaschinen voranzutreiben, beschäftigt sich das IMR unter anderem damit, bekannte Technologien, die im Labor bereits zum Stand der Technik gehören, auf ihre Eignung an Gewinnungsmaschinen zu untersuchen. Eine Möglichkeit ist es, die laserinduzierte Plasmaspektroskopie (LIBS) zu nutzen, um die stoffliche Zusammensetzung des gewonnenen Stoffstroms zu ermitteln. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass eine Identifizierung von z.B. Kohle und Nebengestein grundsätzlich möglich ist. Diese Informationen können dazu verwendet werden, die Steuerung der Gewinnungsmaschine zu beeinflussen. Aufgrund der besonders hohen Gefahr von Schlagwetter (CH4) in untertägigen Steinkohlebergwerken ist diese Nutzung jedoch nicht ohne besondere konstruktive Maßnahmen möglich, da für die Untersuchung mit LIBS ein gepulster Laser verwendet wird, der die Zündenergie von Methan weit überschreitet. Daher wurde im Rahmen des DFG-Projekts mit der Kennziffer NI 631/2-1 eine Konstruktion entwickelt, mit der das zu analysierende Material zunächst in eine explosionsgeschützte Kapselung transportiert und eine mögliche Explosion am Streb unterbindet. Im Rahmen von Versuchen wurden Parameter für den Stofftransport in eine explosionsgeschützte Kapselung ermittelt und der Prüfstand sukzessive angepasst. Ausgewählte Publikationen Nienhaus, Karl; Bartnitzki, Thomas; Fietz, Nina (2013). Studies on the feasibility of laser-induced breakdown spectroscopy in explosion proof atmospheres. IFAC MMM 2013 International Symposium : 15th IFAC Symposium on Control, Optimization and Automation in Mining, Mineral and Metal Processing ; 25-28 August 2013 in San Diego, Calif.. - Laxenburg : IFAC, S. 22. Hilbert, Marc; Schütz, Markus; Boos, Domenic; Bernet, Christian; Baltes, Ralph; Bartnitzki, Thomas; KleineRüschkamp, Lydia; Küch, Christiane; Jacek, Andreas; Nienhaus, Karl (2013). i-MaSS: Approach for Vibration Measurements on Rotating Machine Parts in Gearboxes of Wind Turbines. 26th International Congress on Condition Monitoring and Diagnostic Engineering (COMADEM 2013), 11–13 June 2013, Helsinki, Finland. Klein, Christopher; Emmerich, Christian; Nienhaus, Karl (2013). Acoustic Emission und Körperschall in der Wälzlagerdiagnose als Konkurrenten und Partner. 3. VDI-Fachtagung Schwingungsanalyse & Identifikation 6.-7.3. 2013. Düsseldorf VDI-Verl., S. 55-66. Nienhaus, Karl; Hilbert, Marc (2012). Thermal analysis of a wind turbine generator by applying a model on real measurement data. Applied Measurements for Power Systems (AMPS), 2012 IEEE International Workshop on, 2628 Sept., S. 1-5. Nienhaus, Karl; Berg, Jan; Hahn, Martin; Neumann, Kai; Warcholik, Manuel; Zingsheim, Moritz (2012). Survey of Novel Sensor Technologies for Underground Mining Apllications. 21th International Symposium on Mine Planning and Equipment Selection 2012. - Irvine, CA, USA : The Reading Matrix Inc., S. 472 - 488. Nienhaus, Karl; Bartnitzki, Thomas; Kuchinke, Christoph (2012). Overview of methods and machinery for rock fracturing in the mining industry. 4. Internationales Kolloquium zur sprengstofflosen Gesteinsgewinnung, TU Bergakademie Freiberg, 14. – 17.11.2012 Ort: Freiberg. Nienhaus, Karl; Boos, Franz Domenic; van den Heuvel, Bruno (2012). Development of a parameter for the speed control of belt conveyors based on the frequency and nature of varying operational conditions. World of mining, surface & underground, (64), S. 285 - 294. Mitgliedschaften und Kooperationen Corporate Research Centre for (CRCMining), Australien FVI, Forum Vision Instandhaltung e.V. Forschungsbericht 2012/2013 Mining Gesellschaft für Bergbau, Metallurgie, Rohstoffund Umwelttechnik (GDMB) VDMA, Fachvereinigung Bergbaumaschinen 114 Bundesverband WindEnergie e.V.(BWE) Universität Brasov (Kronstadt) European Technology Platform on Sustainable Mineral Resources (ETP SMR) Australian Commonwealth Scientific and Research Organization (CSIRO), Australien Promotionen Vijayakumar, Nandhakumar: Computer based Prototype of Heavy Duty Drive Systems by Electromechanical Co-simulation" (2012) Gaastra, Marina: Online-Elementanalyse in der Rohstoffgewinnung - Entwicklung und Konzeptionierung von Anwendungen der laserinduzierten Plasmaspektroskopie zur Echtzeitbestimmung mineralischer Rohstoffe am Beispiel unter- und übertägiger Gewinnungsgeräte" (2012) Hahn, Martin Hermann: Abbildendes Radarsystem für die Rohstoffindustrie" (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Institut: Anschrift: Anschrift: Telefon: Fax: E-Mail: Homepage: Sonstige; 24% IMR, Institut für Maschinentechnik der Rohstoffindustrie Wüllnerstrasse 2 52056 Aachen +49 241 8095680 +49 241 80 92311 [email protected] http://www.imr.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 6% Wirtschaft; 45% BMBF; 1% EU; 24% 115 Institut für Aufbereitung und Recyling Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Pretz Personal PS* Professor 1 Oberingenieur 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 4 DS** 13 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 25 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Aufbereitung und Recycling lehrt und forscht auf dem Gebiet des Recyclings sowie der Aufbereitung auch komplex zusammengesetzter Rückstandsgemische. Lehre und Forschung sind an der Praxis von mechanischer Abfallbehandlung und Recyclingprozessen ausgerichtet. Wir erklären die Zusammenhänge zwischen stofflichen Eigenschaften von Gemischen und den zu ihrer Trennung eingesetzten Prozessen, bewerten Prozesse hinsichtlich ihrer Effizienz, Recyclingprodukte in ihrer Qualität und vollständige Prozessketten von der Rohstoffgewinnung bis zum sekundären Rohstoff bezüglich ihrer ökologischen Effekte. Schwerpunkte in der Lehre Unser Lehrangebot umfasst folgende Fächer: Forschungsbericht 2012/2013 a) Aufbereitung fester Abfallstoffe und Recyclingtechnologien b) Rohstoffe und Recycling c) Biologische Abfallbehandlung d) Planung von Abfallbehandlungsanlagen e) Sensortechnik in der Rohstoffwirtschaft f) Modellierung von Aufbereitungsprozessen g) Metallrecycling h) Kunststoffrecycling (LA) i) Papierrecycling (LA) Die Lehrangebote richten sich sowohl an Bachelor- als auch Masterstudierende aus den Studiengängen Umweltingenieurwissenschaften, Entsorgungsingenieurwesen (auslaufend) und Rohstoffingenieurwesen. Hörer aus den Studiengängen Georessourcenmanagement, Wirtschaftsgeographie und Maschinenbau (Verfahrenstechnik) werden ebenfalls angesprochen. In den Masterkursen liegt der Schwerpunkt in der selbständigen Bearbeitung komplexer ingenieurtechnischer Aufgaben durch die Studierenden, die intensiv durch die Lehrenden betreut werden. Forschungsschwerpunkte A) Sensortechnik zur Sortierung, Rohstoffansprache und Prozesssteuerung Der Einsatz von Sensoren zur Messung von Stoffmerkmalen sowohl mit Transmissions- als auch mit Reflektionsverfahren ist in der Aground Lebensmittelindustrie seit langem erprobt. In angepasster Ausführung stellt die Technologie auch die Grundlage für moderne Recyclingverfahren dar. Da stoffliche Eigenschaften von modernen Werkstoffen durch Legierungen, Compoundierungen, Multilayerkonzepte und Mehrkomponentensysteme immer komplexer werden, steigen die Anforderungen an sensorische Erkennungssysteme stetig. Hier setzt unser Beitrag an: komplexe Materialien sensorisch zu erkennen und diese Möglichkeit zur Sortierung von Stoffgemischen so einzusetzen, dass hochwertige und weitgehend sortenreine Rezyklate als Rohstoffe angeboten werden können. Auch für die Beurteilung von Aufbereitungsprozessen stellt die Komplexität von entsorgten Gebrauchsgütern eine hohe Hürde dar, da eine qualitative Materialbeschreibung allein mit Mitteln chemischer Analyse in vielen Fällen keinen gangbaren Weg darstellt. Die Kenntnisse aus der sensorgestützten Sortierung lassen sich auch zu analytischen Zwecken einsetzen. So können die Eigenschaften von Einzelpartikeln in 116 großer Anzahl „gelesen“ und anschließend mit statistischen und/oder Methoden der Bildverarbeitung interpretiert werden. Dies findet in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Bildverarbeitung der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik statt. Das I.A.R. ist Mitveranstalter der internationalen Fachkonferenz „Sensor-based Sorting“, die Neuentwicklungen und Anwendungen im Bereich der automatischen Sortiertechnik bei der Aufbereitung von Primär- und Sekundärrohstoffen zu thematisier. B) Rückgewinnung von Rohstoffen aus feinkörnigen Abfallfraktionen Feinkörnigen Abfallfraktionen < 10 mm kommt aufgrund ihres hohen Massenanteils und in vielen Fällen auch des enthaltenen Rohstoffpotentials eine immer höhere Bedeutung im Recycling zu. Enthalten diese feinkörnigen Fraktionen rückgewinnbare Metalle, rechtfertigen bereits geringe Konzentrationen im Bereich von wenigen Gramm je Gewichtstonne häufig eine Extraktion. In Restabfällen sind in der Fraktion < 10 mm zudem hohe Gehalte biogener Stoffe enthalten, die sich zur Nutzung als biogene Brennstoffe eignen. Unser Forschungsfokus liegt auf der Anreicherung feinkörniger Inhaltstoffe aus Abfallgemischen wie Siedlungsabfall, Rostaschen aus der Abfallverbrennung, Elektronikschrott sowie zahlreichen Reststoffen aus der mechanischen Abfallbehandlung. C) Bewertung der Effizienz von Recyclingprozessen Recyclingprozesse müssen sich oft aufgrund begrenzter Wertstoffausbeuten für den hohen Aufwand für lange Prozessketten rechtfertigen. Durch aufwendige Bilanzierung realer Prozesse zur Extraktion von verwertbaren Inhaltstoffen aus Abfallgemischen werden technische Transferfaktoren für die wichtigsten Kernprozesse gewonnen. In Verbindung mit einer messtechnisch unterstützten Einzelprozessaufnahme lassen sich Gesamtprozesse in ihrer Effizienz beurteilen, wobei der kumulierte Energieaufwand (KEA) eine charakteristische Kennzahl ist. Variationen in den Verfahren werden sowohl experimentell als auch rechnerisch zur Ermittlung von Optimierungspotentialen vorgenommen. Forschungsbericht 2012/2013 D) Modellierung von Aufbereitungsprozessen im Recycling Die ökobilanzielle Lebenszyklusbetrachtung gewinnt als Instrument für die Bewertung von Verfahren und Produkten zunehmend an Bedeutung. Gerade in der Abfallwirtschaft bietet sich ein großes Potenzial, durch geeignete Maßnahmen den sogenannten "Carbon Footprint" einer Gesellschaft zu reduzieren und die Ressourcen-Effizienz zu steigern. Voraussetzung für die Schaffung einer Grundlage für Entscheidungsträger ist eine vollständige Untersuchung und Bewertung aller relevanten Prozessketten. Insbesondere die Bilanzierung von Prozessen zur Aufbereitung heterogener Abfallgemische stellt eine große Herausforderung dar. Ein Schwerpunkt der Forschungstätigkeiten ist daher das Erfassen von Daten zur Bilanzierung realer Prozesse. Daraus abgeleitet werden Modelle, anhand derer unterschiedliche abfallwirtschaftliche Szenarien hinsichtlich ihrer Stoffund Energieflüsse und damit hinsichtlich ihrer ökologischen Wirkung miteinander verglichen werden können. Ein Zugriff auf gering konzentrierte Ressourcen aus Abfällen verlangt die aufbereitungstechnische Behandlung sehr großer Mengen, um schließlich Konzentrate in ausreichender Menge für die Untersuchung weiterer, z. B. metallurgischer Prozessschritte erzeugen zu können. Damit verbunden wird der Untersuchungsmaßstab in Richtung Technikumsanlagen verschoben. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Biogene Brennstoffe aus Restabfall Ziel des durch die EU geförderten Vorhabens ist die technisch wirksame Abtrennung des organischen Anteils aus Siedlungsabfällen und die Nutzung als klimaneutraler Biomassebrennstoff in einer für das Projekt zu errichtenden Demonstrationsanlage in Trier. Als gesamtverantwortlicher Konsortialführer verwaltet das I.A.R. ein Projektbudget von rund 4,5 Mio. € und arbeitet mit Partnern aus Deutschland, Spanien und Italien zusammen. B) Getränkekartonrecycling Niederlanden in den 117 Im Zuge einer breit angelegten niederländischen Studie zum Potenzial des Getränkekartonrecyclings in den Niederlanden hat das I.A.R. unterschiedliche Recyclingwege bis hin zum Faserstoffrecycling bilanziert. Durch die Erkenntnisse dieser Studie kann erstmals die gesamte Recyclingkette belastbar aufgezeigt werden. C) Metallrecycling aus Müllverbrennungsaschen durch sensorgestützte Sortierung Eine optimierte Rückgewinnung von NEMetallen aus Müllverbrennungsaschen kann neben Energie- und CO2-Einsparpotenzialen auch die Versorgungssicherheit der deutschen Industrie mit Technologiemetallen erhöhen. Dazu müssen die technologischen Schnittstellen optimal aufeinander abgestimmt sein – von der mechanischen Aufbereitung über metallurgische Prozesse bis zum verhüttungsfähigen Produkt. Durch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling (IME) werden abgestimmte Konditionierverfahren durch angepasste Zerkleinerungs-, Klassier- und Sortierverfahren entwickelt. D) Optimierung der Altpapiersortierung Im Rahmen dieses Projektes soll eine automatische Qualitätsbewertung des In- sowie Outputs einer Altpapiersortieranlage entwickelt werden, die mit einer Controlling-Software zur Steuerung unterschiedliche Anlagenparameter verknüpft wird. Hauptaufgabe des I.A.R. ist es, Datengrundlage zur Parametrierung der Anlagenkenndaten, insbesondere für die Klassierung auf einem Scheibensieb, zu liefern. Systembe- Forschungsbericht 2012/2013 dingt muss hier im Maßstab 5 t/h gearbeitet werden. E) Landfill mining Im Verbundprojekt erforscht unser Institut die Rückgewinnung von Ressourcen aus Siedlungsabfall- und Schlackedeponien. Eine auf die Rohstoffzusammensetzung abgestimmte Vorkonditionierung erlaubt dabei eine direkte Anreicherung von Wertstoffen auf der Deponie, um Logistikkosten für die nachgelagerten Verfahrensschritte zu reduzieren. F) Erschließung ungenutzter Abfallfraktionen zur Rückgewinnung strategischer Rohstoffe Fachliches Ziel der Forschungskooperation ist die ressourcenwirtschaftlich optimierte und umweltgerechte stoffliche und energetische Verwertung bisher unzureichend genutzter Abfallfraktionen. Die hochschultypenübergreifende Forschungskooperation vernetzt dabei Doktoranden der RWTH Aachen mit Doktoranden der FH Münster. G) Energieeffiziente Abfluftbehandlung mechanischbiologischer Abfallbehandlungsanlagen Das vom Bundesministerium für Wissenschaft und Technologie geförderte Verbundvorhaben verfolgt die Steigerung der Energieeffizienz sowie des Verfahrenswirkungsgrads von mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA). Dies wird zum einen durch Senkung des Energieverbrauchs der Abluftbehandlung und zum anderen durch Steigerung des energetischen Potentials einzelner Massenströme erreicht. Der Energieverbrauch für die Abluftbehandlung soll durch den Einsatz alternativer Abluft-behandlungsmethoden gesenkt werden. Zeitgleich wird durch eine modifizierte Betriebsweise der mechanischen Aufbereitung das energetische Potential der Teilströme, die nicht der biologischen Behandlung zugeführt werden, gesteigert. H) Siemens-Forschungsbereich: S-FB Seltene Erden 118 Das Institut für Aufbereitung und Recycling ist Teil des neuen Siemens-Forschungsbereichs (SFB) „Rare Earth – Green Mining and Separation“ an der RWTH Aachen. Die Siemens AG und die RWTH Aachen realisieren gemeinsam den weltweit ersten externen „Siemens-Forschungsbereich“. Für dieses anspruchsvolle, auf vier Jahre angelegte Forschungsvorhaben, stellt die Siemens AG insgesamt sechs Millionen Euro zur Verfügung. Das I.A.R. wird sich im Rahmen des Forschungsprojektes mit der Rückgewinnung der Metalle der Seltenen Erden aus komplexen Bauteilen beschäftigen. Ausgewählte Publikationen Bauerschlag, N.; Wagner, A.; Kaufeld, S.; Pretz, T.: Biowaste quality and its effect on the fertilizer value of compost, In: The Twenty-Seventh International Conference on Solid Waste Technology and Management Philadelphia, PA, USA, March 11 - 14, 2012. - Chester: Journal of Solid Waste Technology & Management, 2012. - (Proceedings of the International Conference on Waste Technology & Management; 27). - ISSN: 1091-8043, S./Art.: 222-228 Clausen, A.; Pretz, T.: Advanced automated sorting & future waste management: Perspectives for resource and carbon efficiency, In: DAKOFA ISWA 2nd Waste & Climate Conference 19-20 April 2012 Copenhagen, Denmark. - DAKOFA ISWA Waste & Climate Conference, 2012, S./Art.: 13 S. Pretz, T.; Raulf, K.; Schockert, Y.: Neue Wege in den Sensortechnologien; Müll und Abfall 44 (2012) 2, 72-79 Rüßmann, D. J.; Heinrichs, S.; Feil, A.; Pretz, T.; Gisbertz, Kilian; F. B.: Erhöhung der Wertschöpfung bei der Aufbereitung von NE-Metallen aus Müllverbrennungsrostaschen mittels sensorgestützter Sortierung, In: Jahrestagung 2013 'Aufbereitung und Recycling' : 13. und 14. November 2013 Freiberg / Gesellschaft für Verfahrenstechnik UVR-FIA e. V. Freiberg, Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie. - [s.l.], 2013 Schindler, R.; Schmalbein, N.; Steltenkamp, V.; Cave, J.; Wens, B.; Anhalt, A.: Smart trash: Study on RFID tags and the recycling industry. European Comission, Report (2012) Senk, D.; Meyer, F. M.; Pretz, T.; Abrasheva, G.: Strategies for fulfilment of critical raw materials demand in Europe, In: Social Value of Materials, Revue de métallurgie. - 109 (2012) 5, S./Art.: 333-339 Zobel, S.; Gries, Thomas; Rüßmann, D.; Feil, A.; Pretz, T.: Comminution and characterization of carbon staple fibers produced from rejects, In: Chemical fibers international: CFI. - 63 (2013) 2, S./Art.: 98-101 Mitgliedschaften und Kooperationen Aluminium engineering center Aachen (aec) Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie e.V. (AKR) Siemens-Forschungsbereich Wageningen University and Research Center (WUR) Kennisinstituut Duurzaam Verpakken, NL Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheit und Energietechnik (UMSICHT) Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) Technical University of Kosice: Department of non-ferrous metals and waste treatment JFE Steel Corporation, Japan University of Southern Denmark: Institute of Chemical Engineering, Biotechnology and Environmental Technology Promotionen Huang, Jiu: Feasibility Research on Sorting of Black and Dark Dyed Waste Plastics Using Impact Acoustic Emission (2013) Eule, Benjamin: Processing of Co-mingled Recyclate Drittmittelausgaben 2013 in % Material at UK Material Recycling Facilities (MRF's) (2013) Sonstige; 20% Kontakt Institut für Aufbereitung und Recycling Wüllnerstr. 2; 52056 Aachen Telefon: +49 241 80-95700 Fax: +49 241 80-92232 E-Mail: [email protected] Homepage: www.iar.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 9% Wirtschaft; 41% BMBF; 14% EU; 16% 119 Lehrstuhl und Institut für Markscheidewesen, Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau bergbaus (Ewigkeitslasten) und die unkonventionellen geogenen Energieträger (Grubengas, CBM, Shale Gas und Geothermie) sind wichtige Zukunftsfelder des Markscheidewesens. Das Lehrangebot des Institutes richtet sich aktuell an Studierende der Bachelor- und Masterstudiengänge „Rohstoffingenieurwesen“ und an Studierende der Masterstudiengänge „Georessourcenmanagement“ und „Nachhaltige Energieversorgung“. Schwerpunkte in der Lehre Rohstoffingenieur (Bachelor) Univ.-Prof. Dr.-Ing. Axel Preuße Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 2 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 3 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Markscheidewesen, Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau deckt in seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit ein interdisziplinäres, bergbauspezifisches Themenfeld ab, das sich über die gesamte Lebensdauer eines Rohstoffgewinnungsbetriebes und darüber hinaus mit der Planung, Überwachung und Dokumentation befasst. Ausgehend von den markscheiderischen Kernkompetenzen markscheiderisch/geotechnische Vermessung, Geodatenmanagement/Kartografie, Bergschadenkunde, Lagerstättenbearbeitung und Genehmigungsverfahren arbeitet das Institut nicht nur im klassischen Rohstoffsektor, sondern in zunehmendem Maße auch darüber hinaus. Insbesondere moderne Monitoring-Systeme zur Erfassung bergbaubedingter Bodenbewegungen, die Prognose dieser Bewegungen in aktiven Rohstoffgewinnungsprojekten, die Folgen des Alt- Forschungsbericht 2012/2013 Fachliches sowie mathematisch- naturwissenschaftliches Grundlagenwissen wird den Studierenden im Verlauf des Bachelorstudiengangs vermittelt. Ein Teilgebiet der fachlichen Ausbildung ist das Markscheidewesen. Ein Einblick in die markscheiderischen Tätigkeiten im bergbaulichen Betriebsablauf wird in den Gebieten Grundlagen Markscheidekunde und Grundlagen Bergschadenkunde gegeben. Dieser Einblick wird durch praktische Übungen und deren Auswertungen vertieft. Eine weitere Grundlage bildet die markscheiderisch/geotechnische Vermessung. Diese Kompetenz wird den Studierenden sowohl theoretisch als auch praktisch, im Hinblick auf den Umgang mit geodätisch markscheiderischen Instrumenten, vermittelt. Zudem wird ein Einblick in den operativen Einsatz markscheiderisch/geotechnischer Instrumente durch die Mitarbeit in ausgewählten Vermessungsprojekten des IFM gewährt. Auch die theoretische und praktische Handhabung von Geoinformationssystemen, mit dem Ziel interdisziplinäre Ausgabenstellungen eigenständig und analytisch bearbeiten zu können, ist Gegenstand der Lehre. Rohstoffingenieur (Master) Im Masterstudiengang können in der Studienrichtung „Rohstoffgewinnung“ Wahlblöcke des Markscheidewesen belegt werden. In diesen wird auf alle Kernkompetenzen des Markscheidewesens intensiv eingegangen. Ziele sind die Vermittlung einer Vorstellung über Anwendungsbereiche, das Definieren von Fragestellungen für den Einsatz solcher Verfahren an den Explorationsexperten sowie die Erstellung projektbezogener Kosten-/Nutzen-Relationen in den Grundzügen. Zudem werden den Studierenden praxisnahe Einblicke in photogrammetrische Messverfahren, analoge Photogramm- 120 metrie sowie satellitengestützte Fernerkundungsmessmethoden ermöglicht. Auch die Übertragung derart gewonnener Daten in ein digital unterstütztes Risswerk ist Gegenstand der Lehrinhalte dieses Masterstudiengangs. Generell sollen die Studierenden mit Abschluss des Masters selbstständige Vermessungsprojekte planen und durchführen können. In der Studienrichtung „Prozesstechnik“ wird im Wahlpflichtbereich Bio- und Geoenergie, die Veranstaltung Grubengas und Geothermie des IFM’s angeboten. Georessourcenmanagement (Master) In der Vertiefungsrichtung „Rohstoffmanagement“ des Masterstudiengangs „Georessourcenmanagement“ werden den Studierenden Kenntnisse im Bereich Georisiken in der Rohstoffgewinnung vermittelt. Insbesondere die Auswirkungen der Bodenbewegungen auf die Tagesoberfläche und Unstetigkeiten in Bereichen ehemaligen unter Tage Bergbaus, der Grubenwasserwiederanstieg nach Stilllegung von Bergwerken, Fragen des Altbergbaus sowie Georisiken im Bereich Geothermie sind Gegenstand dieser Veranstaltung. Zudem werden Vorausberechnungen von Bodenbewegungen durchgeführt. Nachhaltige Energieversorgung (Master) Grundlage dieses neuen Masterstudiengangs ist ein Bachelorabschluss in den Studienrichtungen Rohstoffingenieurwesen, Maschinenbau oder Elektrotechnik. Dieser Studiengang ist auf das zukunftsträchtige Gebiet der nachhaltigen Energieversorgung, mit Blick auf einen schonenden Umgang mit vorhandenen Ressourcen und der Umwelt, gerichtet. Ein Schwerpunkt dieses zukunftsorientierten Studiengangs zeichnet sich durch das Gebiet der Geoenergie, im Wahlpflichtbereich Rohstoffe, aus. Innerhalb dieses Gebietes liefert das Institut für Markscheidewesen, Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau das gesamte Modul Geoenergie. Gegenstand dieses Moduls sind theoretische und praktische Kenntnisse im Bereich alternativer geogener Energien, Flözgas und angewandte Geophysik. Vermittelt werden u.a. Kenntnisse zur Erkundung und Bewertung der Lagerstätte, genehmigungsrechtliche Aspekte bei der Erschließung und Gewinnung von Flözgas, Shale Gas und Geothermie, aber auch Auswirkungen auf die Umwelt. Insbesondere Forschungsbericht 2012/2013 die Auswirkungen auf die Umwelt bei der Erschließung und Gewinnung von Shale Gas & Geothermie stehen derzeit noch einer weiteren Verbreitung dieser zukunftsträchtigen Energieformen entgegen. Wichtiger Schwerpunkt der Veranstaltungen sind deshalb Umweltaspekte und Möglichkeiten zur Lösung vorhandener Bedenken. Forschungspunkte und Tätigkeitsschwer- - GMES-basierte Geoservices für den Bergbau zur Unterstützung von Exploration und Erkundung sowie des integrierten Monitorings für Umweltschutz und Betriebssicherheit. - Machbarkeitsstudien zur Gewinnung von Flözgas (CBM) als alternativer Energieträger und zur Grubengasnutzung aus stillgelegten Bergwerken. - Studie zur technischen und betriebswirtschaftlichen Bewertung der Auswirkung des Grubenwasserwiederanstiegs im Ruhrgebiet nach Stilllegung des Steinkohlenbergbaus. - Geothermie (markscheiderische und rechtliche Betreuung von geothermalen Tiefbohrungen). - Analysen von Risswerkinformationen bezüglich etwaiger Einflüsse auf der Tagesoberfläche. - Durchführung bergschadenkundlicher Überwachungsmessungen für im Einwirkungsbereich des Bergbaus liegende Industriebetriebe und Kommunen. - Tagebauaufmaße, Hauptbetriebsplananfertigung und Risswerksnachtragungen in Betrieben der Steine- und Erdenindustrie. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) GMES4Mining − GMES-basierte Geoservices für den Bergbau zur Unterstützung von Exploration und Erkundung sowie des integrierten Monitorings für Umweltschutz und Betriebssicherheit Im Rahmen des Verbundprojektes GMES4Mining (Offizielles Europäisches Programm zur Einrichtung einer Europäischen ErdbeobachtungsInfrastruktur) werden von Fernerkundungs- und In-situ-Sensoren gewonnene Daten genutzt um innovative multisensorale Analyseverfahren und Geoinformationstechnologien zu entwickeln und zu technologieübergreifenden Geoservices 121 für Bergbauprojekte zu bündeln. Hiermit sollen Erkennung und Überwachung von Oberflächeneigenschaften und Bodenbewegungen optimiert werden und somit Prozesse der Lagerstättenaufsuchung und das Monitoring für den Umweltschutz und die Betriebssicherheit unterstützt werden. Weltweit starten viele neue Bergbauvorhaben mit erheblichem Explorationsbedarf; jedes davon beeinflusst zwangsläufig die Umwelt. Daher ist in allen Projektphasen ein großes Augenmerk auf den Umweltschutz zu legen. Während dies bei Bergbauvorhaben im EU-Raum, insbesondere also auch in NRW, durch moderne rechtliche Regelungen und effektive behördliche Aufsicht sichergestellt ist, ist die Bedeutung des Umweltschutzes in anderen Ländern teilweise noch untergeordnet. Die Nutzung von bodengestützten Datenerfassungsverfahren und operationell verfügbaren Fernerkundungsdaten ist bei der Dokumentation und Überwachung bergbaulicher Aktivitäten bereits Stand der Technik. Vielversprechende neue Messsysteme stellen ihre Eignung im Hinblick auf bergbauliche Fragestellungen in Aussicht, allerdings fehlen bislang integrierte Nutzungs- und Auswerteansätze. GMES4Mining stellt die Entwicklung neuer multisensoraler Analyseverfahren in den Vordergrund. Dabei werden zum einen luft- oder satellitengestützte quasi-kontinuierliche Spektren, multitemporale Betrachtungen und terrestrische geophysikalische und geologische Daten kombiniert um eine qualitativ hochwertige Bestimmung von Ökosystemparametern und verbesserte Modellierung von geosphärischen Prozessen vornehmen zu können. Zum anderen wird eine integrierte Erfassung bergbaubedingter Bodenbewegungen aus den Daten moderner Radarsatelliten, Ergebnissen geodätischer, zunehmend kontinuierlich messender Verfahren und den sehr neuen Möglichkeiten zur bergbaulichen Nutzung der bodengestützten Radarinterferometrie angestrebt. Letztendlich ist die Integration aller Daten zu einem Gesamtsystem von enormer Bedeutung, um die Auswirkungen bergbaulicher Vorhaben besser und genauer dokumentieren zu können. B) “CBM Münsterland” – Flözgasgewinnung in NordrheinWestfalen Das F&E-Projekt „CBM Münsterland“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Mark- Forschungsbericht 2012/2013 scheidewesen, Bergschadenkunde und Geophysik im Bergbau und des Geologischen Instituts der RWTH Aachen. Im Auftrag des Landes NRW, der Minegas GmbH und der Mingas-Power GmbH prüft diese Forschungsgruppe die grundsätzliche Eignung der Ruhrlagerstätte, des nördlichen Ruhrgebiet und des Münsterlands für Flözgasgewinnungsaktivitäten (Flözgas = „Coal Bed Methane“ (CBM)) Das wissenschaftliche Erlaubnisfeld „CBMRWTH“ hat eine Größe von 3.460 km² und wurde von der RWTH Aachen als Antragstellerin mit dem Ziel erworben, eine ingenieur- und geowissenschaftliche Erkundung der Untergrundverhältnisse im Bereich des Münsterländer Beckens durch geologische, geophysikalische und lagerstättenkundliche Untersuchungen durchzuführen. Die Ergebnisse der Projektphase IIA („Investitionsrisikoabschätzung“) basieren auf den ingenieur- und geowissenschaftlichen Erkenntnissen aus Phase I. Durch die Auswertung aktueller Gasförderprojekte wurde die technische Machbarkeit einer Flözgasgewinnung unter den geologischen Randparametern innerhalb des Untersuchungsraumes belastbar nachgewiesen. Gegenstand der Phase IIA war die Durchführung einer Sensitivitätsanalyse. Dabei wurde qualitativ und quantitativ ersichtlich, welche Parameter Einfluss auf das Zustandekommen oder Scheitern eines Flözgasprojekts haben. Ungeklärt blieben dennoch die Abschätzung von Speicherkapazität und –volumen und des Lagerstätteninhalts sowie eine Vorhersage von Frac-Rissen in ihrer Ausdehnung und Orientierung. Hier bedarf es weiterer Forschung. Da einige technische, aber vor allem auch die geologischen Parameter eine hohe Standortabhängigkeit aufweisen, umfasst die Sensitivitätsanalyse eine Standortauswahl mit potentiellen Bohrstandorten, für die jeweils die entsprechenden geologischen und technischen Parameter hinterlegt sind. Das Ziel der folgenden Projektphase IIB ist die Entwicklung belastbarer Zielgrößen für die entscheidenden Parameter, die sich im Rahmen der Sensitivitätsanalyse als kritische Einflussgrößen ergeben haben. Ein wesentlicher Teil dieser Untersuchungen soll sich mit umweltrelevanten Fragestellungen, wie z.B. einer möglichen Beeinträchtigung des Grundwassers durch Flözgas-, Aufsuchungs- und Gewinnungsmaß- 122 nahmen sowie dem möglichen Auftreten von seismischen Erschütterungen beschäftigen. Herausforderungen, die rechtlichen Konsequenzen und Verpflichtungen des Steinkohlenbergbaus sowie die Kosten der zu erwartenden Folgelasten beschreiben. Das aktuelle Forschungsvorhaben betrachtet diese Bereiche nicht einzeln, sondern führt eine verknüpfende Betrachtung durch. Ein wichtiges Ziel ist es, unterschiedliche Grubenwasserwiederanstiegsszenarien auf ihre interdisziplinären Konsequenzen hin zu überprüfen und in einem weiteren Schritt ein Optimierungsinstrument zur Berechnung optimaler Szenarien zu entwickeln. C) Studie zur technischen und betriebswirtschaftlichen Bewertung der Auswirkung des Grubenwasserwiederanstiegs im Ruhrgebiet nach Stilllegung des regionalen Steinkohlenbergbaus. Die Stilllegung des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet zieht Folgeprozesse nach sich, als deren Hauptursache der Wiederanstieg des Grubenwassers identifiziert werden kann. Zum jetzigen Zeitpunkt existieren verschiedene Abhandlungen und Gutachten, die die technischen Ausgewählte Vorträge und Veröffentlichungen Krämer, J.: Erschließung von unkonventionellen Erdgasvorkommen - Forschungsprojekt „CBM-Münsterland“ RWTH Aachen. Vortrag im Ausschuss für Umwelt, Ordnung, Sicherheit und Verkehr der Stadt Bochum, 24. 1. 2013. nd Preuße, A.: Faculty of Georessources and Materials Engineering. Vortrag im Rahmen des 2 Council of Sino German-Center, 07.-14. Mai 2013, Xuzhou, China. Preuße, A.: Unconventional Gas Projects in Germany (Coal Bed Methane / Coal Gasification). Vortrag im Rahmen des Symposium on “Innovations and Advances in Mineral Resource Exploration, Identification, Extraction, Processing, and Sustainable Mining”, 14.-20. Juni 2013, Islamabad, Pakistan. Krämer, J.: Geothermal Project “SuperC“ - Planning and Realization. Summer School “Renewable Energy: Policy and Development”, Universität Bonn, Northwestern University, Arcadia University, 11. Juli 2013, Aachen. Preuße, A.; Kukla, P.; Hilgers, C.; Krämer, J.: Auswirkungen der Frackingdiskussion auf die Forschung. Vortrag anlässlich des 15. Aachener Altlasten- und Bergschadenkundliches Kolloquium, 16. Juli 2013, Aachen. Veröffentlicht im Tagungsband ISBN 973-3-940276-53-7. nd Papst, T.: Economic impact of ascending mine waters in Germany. Veröffentlichung anlässlich des 32 International Conference on Ground Control in Mining, 27. Juli - 04. August 2013, Morgantown, West Virginia, USA. Preuße, A.; Kateloe, J.; Sroka, A.: Subsidence and Uplift Prediction in German and Polish Hard Coal Mining, Markscheidewesen, 120. Jahrgang, Ausgabe 1-2 2013, S. 23 -32. Preuße, A.; Frenz, W.; Kukla, P.; Mösle, B.: Unkonventionelle Erdgasvorkommen in NRW: Forschungsbedarf und rechtliche Brennpunkte, Markscheidewesen, 119. Jahrgang, Ausgabe 2-3 2012, S. 37-40. Räkers, E.: Eröffnungsansprache der DGG Tagung, Leipzig, DGG – Mitteilungen, Ausgabe 2/2013, S. 13-15. Mitgliedschaften Deutscher Markscheider-Verein e.V. (DMV): Mitglied im Vorstand und Herausgeber der Fach- zeitschrift "Markscheidewesen" Vize-Präsident der International Society for Mine Surveying (ISM) Vorsitzender der Grubengasinitiative NRW; eine Arbeitsgruppe der EnergieAgentur NRW Kontakt IFM - Lehrstuhl und Institut für Markscheidewesen Wüllnerstrasse 2 52062 Aachen Telefon: 02 41 – 80 95 687 Fax: 02 41 – 80 92 150 E-Mail: [email protected] Homepage: www.ifm.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 AGH Krakau, Polen China University of Mining and Technology (CUMT), China Shandong University of Mining and Technology (SUST), China TU Clausthal; TU Freiberg Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 38% Wirtschaft; 62% 123 Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe Staubmesssonden sowie verschiedene Volumenstrommesser. Für pyrolytische Verfahren stehen verschiedene Retortenöfen sowie ein Drehrohrreaktor bereit. Die Laborausstattung wurde im letzten Jahr um ein CHN-Analysator von Leco und ein GC-MS Triple QuadrupolMassen-spektrometer der Firma Bruker ergänzt. Schwerpunkte in der Lehre Univ.-Prof. Dr.-Ing. Peter Quicker Personal PS* Professor 1 Oberingenieur 1 DS** Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 1 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 6 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 14 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das TEER lehrt und forscht auf den Gebieten der thermischen, physikalischen, chemischen und biologischen Konversion von fossilen, nachwachsenden und sekundären Energierohstoffen. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir dabei der Emissionsreduktion und Energieeffizienz. Zur Durchführung von experimentellen Studien verfügt das TEER über ein Verbrennungstechnikum und zwei Labore zur Charakterisierung von Brennstoffen, Verbrennungsrückständen und Gasen. Neben einer Vorschubrostfeuerung (150 kW) werden gerade Prototypen einer Wirbelfeuerung (100 kW) und eines Biomassegleichstromvergasers getestet, sowie eine Pelletfeuerung (65 kW) für den Einsatz von alternativen biogenen Brennstoffen modifiziert. Die Messstände können jeweils variabel mit verschiedenen Modulen zur Bilanzierung und Emissionsüberwachung ausgestattet werden. Dazu zählen neben der chemosensorischen und spektroskopischen Abgasmessung, optische und gravimetrische Forschungsbericht 2012/2013 A) Nachhaltige Energieversorgung (Master) Das TEER betreut den Masterstudiengang Nachhaltige Energieversorgung. Verschiedene Aspekte der Konversion und Versorgung mit fossilen sowie erneuerbaren Energieträgern werden in diesem Masterstudiengang behandelt. Das Studienangebot umfasst die Vermittlung von Inhalten aus dem Bereich der Veredlungsverfahren von Energierohstoffen wie Kohle, Erdöl und Biomasse und der hierfür notwendigen verfahrenstechnischen Hintergründe. Durch die Beteiligung der Fakultäten für Maschinenbau und Elektrotechnik wird das Studienangebot um Themen wie die Kraftwerkstechnik, Übertragungs- und Speichertechnik, sowie Aufbau und Netzbetrieb von Windenergieanlagen u.v.m. erweitert. B) Rohstoffingenieurwesen (Bachelor/ Master) Im Bachelorstudiengang werden den Studierenden sowohl natur- und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen als auch Grundkenntnisse der Rohstoffgewinnung und -aufbereitung vermittelt. Nach vier Semestern können die Studierenden eine Vertiefungsrichtung (Gewinnung bzw. Prozesstechnik) auswählen und im Masterstudiengang fortsetzen. Das TEER bietet hierbei verschiedene Fächer zu Konversions- und Veredelungsverfahren von biogenen und fossilen Energierohstoffen und ein Seminar zur Planung von Energieerzeugungsanlagen an. Weiterhin unterrichten unsere Gastdozenten aus Industrie und Wirtschaft praxisbezogene Inhalte aus dem Bereich der Energierohstoffe, beispielsweise die Fächer Energiewirtschaft und Gastransport. C) Umweltingenieurwesen (Bachelor/ Master) Das TEER ist auch an der Lehre des Bachelorund Masterstudiengangs "Umweltingenieurwissenschaften" beteiligt. Im Bachelorstudiengang werden die Fächer Thermische Abfallbehand- 124 lung und Energierohstoffe und -technik angeboten, im Masterstudiengang die Vorlesung Nachwachsende Energierohstoffe und Bioenergie. D) Erweiterung der Lehrangebote Das TEER bemüht sich durch Erweiterungen des Lehrangebots die Studienbedingungen für die genannten Studiengänge zu verbessern und der hohen Studierendenanzahl im Umweltingenieurwesen und den stark steigenden Studierendenzahlen in der nachhaltigen Energieversorgung gerecht zu werden. Zu den Erweiterungen gehören regelmäßige Tutorien in den Fächern Technische Chemie, Energierohstoffe und -technik sowie Thermische Abfallbehandlung. Das Exkursionsangebot wurde auf 4 vorlesungsbezogene Fahrten erweitert und um ein 4tägiges Angebot des Lehrgebiets in der Exkursionswoche ergänzt. Die Vorlesungen Petrochemie und Raffinerietechnik, Eigenschaften und Charakterisierung von flüssigen Energieträgern, Energiewirtschaftslehre sowie das Planungsseminar werden nun im Sommer- und Wintersemester angeboten. Dabei wird das TEER von zwei neuen Gastdozenten unterstützt: Herrn Prof. Dr. Peter Britz und Herrn Dr.-Ing. Oliver van Rheinberg E) RessourcenKolleg.NRW Seit Mai 2013 beteiligt sich das TEER an der strukturierten Graduiertenausbildung im Rahmen des RessourcenKolleg.NRW. Diese Forschungskooperation zwischen der RWTH Aachen und der Fachhochschule Münster befasst sich mit der Rückgewinnung und Verwertung werthaltiger Metalle aus gemischten, verbundstoffreichen Abfallfraktion bei gleichzeitiger stofflicher und/oder energetischer Nutzung des Kunststoffanteils der Abfälle. Forschungsschwerpunkte A) Biomasse Im Fokus der Forschung stehen biogene Rohund Reststoffe, die aufgrund ihrer Zusammensetzung bisher für eine energetische Nutzung gar nicht oder nur selten zum Einsatz kommen. Als problematische Parameter erweisen sich dabei beispielsweise niedrige Heizwerte und Energiedichten, hohe Wasser-, Asche- und Schadstoffgehalte. Diesen Problemen wird mit innovativen Lösungsansätzen begegnet. Ansatzpunkte sind sowohl die rohstoffliche Modifikation, d.h. die Anpassung der Brennstoffe durch Forschungsbericht 2012/2013 geeignete Vorbehandlungsmethoden, als auch die verfahrenstechnische Optimierung der verwendeten Konversionsanlagen. Ein weiterer Schwerpunkt im Hinblick auf die energetische Biomassenutzung ist die Emissionsminimierung. Feinstaub- und Stickoxidreduktion sind hier die wesentlichen Ziele. B) Thermische Abfallbehandlung Auch bei der thermischen Abfallbehandlung ist die Abgasreinigung noch immer ein wichtiges Thema. So sind beispielsweise durch die Verbreitung von neuen Materialien und Werkstoffen (z.B. Produkte mit Nanotechnologie) neue Herausforderungen zu erwarten. Weitere Arbeitsfelder ergeben sich bei der Aufbereitung von Sekundärrohstoffen. Absehbar ist die Notwendigkeit, seltene metallische Rohstoffe, die häufig in Verbundmaterialien anfallen, zurückzugewinnen. Mechanische Verfahren gelangen dabei an ihre Grenzen. In diesem Bereich wird der Einsatz pyrolytischer Prozesse untersucht, um einerseits die Verbundstoffmatrix aufzubrechen und andererseits die energetische Nutzung der enthaltenen brennbaren Komponenten zu realisieren. Künftig könnten solche Verfahren auch für die Aufbereitung abgelagerter Abfallfraktionen interessant sein. C) Fossile Energieträger Fossile Energieträger werden auch in Zukunft einen bedeutenden Anteil an unserer Energieversorgung stellen, insbesondere im industriellen Umfeld. Die Forschungsarbeiten des TEER konzentrieren sich dabei insbesondere auf den Rohstoff Kohle. Die labortechnische Ausstattung erlaubt eine umfassende Brennstoffcharakterisierung. Hinsichtlich der Aufbereitung bestehen insbesondere bei den pyrolytischen Prozessen langjährige Erfahrungen. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) r 3 - Strategische Metalle Das im August 2012 angelaufene Forschungsprojekt hat eine ganzheitliche Untersuchung der Möglichkeiten zum Rückbau bestehender Siedlungsabfall- und Schlackedeponien sowie zur Nutzung der darin enthaltenen Rohstoffe zum Ziel. Die Bearbeitung des Forschungsprojektes erfolgt dabei im Verbund mit verschiedenen Instituten der Technischen Universitäten Braunschweig, Clausthal, Aachen und weiteren Forschungseinrichtungen wie dem ifeu und dem 125 Öko-Institut. Das Projekt wird durch die Tönsmeier Dienstleistung GmbH geleitet. Seitens des TEER konzentrieren sich die Untersuchungen auf die energetischen Nutzungsmöglichkeiten von Materialströmen, die aus Deponien entnommen wurden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die pyrolytische Behandlung von Verbundstoffen. Hierdurch soll eine weitestgehende Metallrückgewinnung aus diesen Fraktionen realisiert werden. zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus diesen Aschen/Schlacken ist eine Betrachtung konventioneller technischer Verfahren vorgesehen. D) UBA: Alternative Verfahren Im Rahmen der Studie „Sachstand zu den alternativen Verfahren (Pyrolyse, Plasmapyrolyse oder Vergasung) für die thermische Entsorgung von Abfällen“ im Auftrag des Umweltbundesamtes soll eine verbesserte Datenbasis zum Stand der Technik erstellt werden. Die Resultate sind die Grundlage für weitere rechtliche und technische Maßnahmen zur Abfallverwertung im Zusammenhang mit der Hebung zusätzlicher Potentiale zur Ressourcenschonung im Rahmen der Kreislaufwirtschaft. B) MiniBioKWK Ziel des Projekts ist die Überführung eines Prototyps zur dezentralen Vergasung von Restholzpellets für die Bereitstellung von Strom und Wärme mit einer Leistung von 30 kWth/15 kWel in die Serienreife. Aufgrund seiner geringen Leistung ist dieser vollautomatisierte Biomassevergaser für den nichtindustriellen Einsatz in Wohnobjekten und im Kleingewerbe geeignet. Die Basis des Vorhabens bildet eine Pilotanlage der Firma Spanner Re² GmbH zur Vergasung von Restholzpellets mit einem elektrischen Wirkungsgrad von ca. 25 %. E) NanoEmission Das Projekt »Untersuchung des Emissionsverhaltens von Nanopartikeln bei der Abfallverbrennung« beschäftigt sich mit der Untersuchung des Abscheideverhaltens von nanopartikelhaltigen Konsumgütern sowie deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bei der thermischen Verwertung. C) UFOPLAN Im Rahmen des UFOPLAN Vorhabens „Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft durch weitergehende Gewinnung von Rohstoffen aus festen Verbrennungsrückständen aus der Behandlung von Siedlungsabfällen“ werden technische Optionen zur Steigerung der Rückgewinnung von Metallen und mineralischen Rohstoffen aus festen Verbrennungsrückständen untersucht und bewertet. Vor diesem Hintergrund sollen die Wertstoffpotenziale sowohl trockener als auch nass entaschter MVA-Aschen/Schlacken aufgezeigt werden. Für die Ermittlung der Möglichkeiten Forschungsbericht 2012/2013 126 Ausgewählte Publikationen Schulten , M.; Peña, G.; Seabra, S.; Quicker, P.: Investigations on the application of bio-char as an alternative for foundry coke. In: Eldrup, A.; Baxter, D.; Grassi, A.; Helm, P. (Hrsg.): Papers of the 21st European Biomass Conference. Florenz, Italy, 2013, S. 1401-1406 Quicker, P.: Thermochemische Verfahren zur Erzeugung von Biokohle. In: Wiemer, K.; Kern, M.; Raussen, T. (Hrsg.): Bio- und Sekundärrohstoffverwertung VIII. Witzenhausen : Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH, 2013, S. 325-336 Schulten, M.; Gerhards, H.; Quicker, P.: Alternative biomass for the substitution of fossil resources and wood in industrial and energetic applications. In: Dechema (Hrsg.): Pro-ceedings of 3rd International Conference on Energy Process Engineering - Transition to Renewable Energy Systems. Frankfurt am Main, 04.-06.06.2013, S. 31-36 Quicker P., Rotheut M., Athmann U., Schulten M.: Abgasreinigung mit Natriumhydrogencarbonat – Analyse und Bewertung. In: Energie aus Abfall, Band 10, K.J. Thomé-Kozmiensky, Michael Beckmann (Hrsg.), TK Verlag Karl ThoméKozmiensky, Neuruppin, 2013, S. 615-651 Quicker, P.; Schulten, M.: Biokohle: Erzeugung und technische Einsatzmöglichkeiten. In: Müll und Abfall. Aufl. 44 Nr. 9, 2012, S. 464-475 Mitgliedschaften und Kooperationen Normenausschuss Kommission Reinhaltung der Luft (NA 134), Richtlinienausschuss VDI 3460, Emissionsminderung Thermische Abfallbehandlung (Obmann) Normenausschuss Kommission Reinhaltung der Luft (NA 134), Richtlinienausschuss VDI 3933, Emissionsminderung Erzeugung von Biomassekarbonisaten (Obmann) Scientific and Technical Council der Confederation of European Waste-to-Energy Plant (CEWEP) Kontakt Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe Wüllnerstraße 2 52062 Aachen Telefon: +49 241 8095705 Fax: +49 241 80 92624 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.teer.rwth-aachen.de Richtlinienausschuss VDI 3925, Werkzeuge zur Bewertung von Abfallbehandlungsverfahren Kuratorium der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. Verein Deutscher Kokerei Fachleute e.V. VDKF Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V. DGMK Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft Koordinierungsgruppe Energie in der Wasserund Abfallwirtschaft DWA Drittmittelausgaben 2013 in % Wirtschaft; 11% BMBF; 18% Sonstige; 69% DFG ohne SFB; 2% Forschungsbericht 2012/2013 127 Institut für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer werden vor allem die Bereiche der Ver- und Entsorgung abdeckt. Lehrangebote gibt es bspw. zur Gewinnung und Aufbereitung von Uranerz, zu Prinzipien der Energieversorgung sowie Methoden zur Energieerzeugung, zu Rechtsgrundlagen für Genehmigungsverfahren im atomrechtlichen Bereich, zur nuklearen Simulation kerntechnischer Prozesse sowie zum Rückbau und zur Behandlung und Entsorgung radioaktiver Abfälle. Forschungsschwerpunkte Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Bruno Thomauske Personal Professor PS* DS** 1 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 12 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 1 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 8 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das 2008 gegründete Institut für Nuklearen Brennstoffkreislauf (INBK) der RWTH Aachen beschäftigt sich als interdisziplinäre Forschungseinrichtung mit der Entwicklung innovativer technischer Lösungen für den gesamten nuklearen Brennstoffkreislauf. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Rückbau und Endlagerung. Schwerpunkte in der Lehre Das 2013 umbenannte Institut für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer (NET) ermöglicht als verantwortliche Lehreinheit mit dem Masterstudiengang Nuclear Safety Engineering seit dem WS 2010/11 die Ausbildung von hochqualifizierten Nachwuchskräften auf dem Gebiet der Kernenergie und des nuklearen Brennstoffkreislaufs. Der Studiengang wird in Kooperation mit der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen, dem Lehrstuhl für Simulation in der Kerntechnik sowie dem Forschungszentrum Jülich angeboten. Die Schwerpunkte der Lehre liegen in der Vermittlung vertiefender Kenntnisse im Bereich des nuklearen Brennstoffkreislaufs. Thematisch Forschungsbericht 2012/2013 A) Nukleare Entsorgung und Rückbau Seit 2011 ist in Deutschland entschieden, dass die in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke bis spätestens 2022 den Betrieb beenden. Dies bedeutet, dass diese Kernkraftwerke sukzessive zurück zu bauen sind. Auch die vorhanden Forschungs- und Demonstrationsreaktoren müssen zurückgebaut werden. Im Jahre 2013 erfolgte die politische Einigung, die Endlagersuche - ausgehend von einer weißen Deutschlandkarte neu zu beginnen. Unter diesen Rahmenbedingungen ist die Arbeitsgruppe Nukleare Entsorgung und Rückbau tätig in den Aufgabenbereichen Endlagerung, Sicherheitsanalysen, geotechnische Barrieren, Waste Management (von der Entstehung der Abfälle über die Thematik Zwischenlagerung bis hin zur Endlagerung) sowie Rückbau kerntechnischer Anlagen. B) Waste Management & Technology Transfer In diesem Forschungsschwerpunkt geht es um die Entwicklung von Methoden zur zerstörungsfreien Prüfung radio- und chemotoxischer Inhaltstoffe in Abfällen sowie um die Behandlung radioaktiver Abfälle zur Verminderung der Halbwertszeit langlebiger Radionuklide. C) Nukleare Simulation In der nuklearen Sicherheits- und Entsorgungsforschung kommen in besonders hohem Umfang numerische Verfahren und Simulationstechniken zum Einsatz. Die Arbeitsgruppe "Nukleare Simulation" befasst sich mit der Entwicklung und Anwendung hochdimensionaler Rechenprogramme zur Simulation kerntechnischer Prozesse im komplexen Bereich des nuklearen Brennstoffkreislaufs, der Reaktor- und Sicherheitstechnik. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Rückbau kerntechnischer Anlagen 128 Das Institut für Nuklearen Brennstoffkreislauf (INBK) der RWTH Aachen verfügt über vielfältige Kompetenzen und Erfahrungen zur Unterstützung von Rückbauaktivitäten. Besonders im Bereich Nukleare Simulation werden Methoden genutzt und fortlaufend weiterentwickelt, die bereits im Rahmen des Rückbauprojektes FRJ2/FZJ angewendet wurden. Die dort erzielten Ergebnisse sind mittlerweile Grundlage des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens. Daneben beschäftigt sich das Institut mit der Erfassung von Abfallströmen in Kernkraftwerken, die sich aus Aktivierung und Kontamination ergeben. Neutronenfluss- & Aktivitätsatlas Auf Basis realer Geometrien werden dreidimensionale Reaktormodelle erstellt, die anschließend mit Monte-Carlo-Neutronentransportcodes simuliert werden. Durch den Einsatz sowohl des institutseigenen Clustersystems als auch des in Jülich untergebrachten HighPerformance-Computers JUROPA ist es möglich, hochaufgelöste Neutronenflußwerte zu gewinnen und als dreidimensionalen Neutronenflußatlas zu kompilieren. Dieser dient auch als Ausgangsbasis für weitere Berechnungen, die im Institut durchgeführt werden können. Es ist weiterhin möglich, einen detaillierten Aktivitätsatlas für Anlagen oder auch Einzelkomponenten zu erstellen, welcher Angaben bezüglich Gesamtaktivität, Nuklidvektoren und Aktivierungswärme zu unterschiedlichen Zeitpunkten als Parameterstudie enthält. Da detaillierte und komplexe Geometrien bzw. Anlagen berechnet werden können, spielt dabei die Visualisierung eine besondere Rolle. Diesbezüglich finden Arbeiten zur dreidimensionalen Darstellung der Daten, beispielsweise als virtueller, zerlegbarer Reaktor statt. Nutzen Die entwickelten Verfahren dienen der Zielsetzung, den Rückbau kerntechnischer Anlagen im Planungsstadium zu unterstützen. Durch so gewonnene Informationen können bereits im Vorfeld der Planung genaue Daten über Aktivität und Isotopenmengen bereit gestellt und damit Rückbauaktivitäten zielgerichteter und optimierter umgesetzt werden. Die Verfahren dienen weiterhin der Erfassung der nuklearen Abfälle und reduzieren außerdem bei Nutzung des Dosisatlas die Belastung und Gefährdung der Arbeiter. Sie sind weiterhin geeignet, eine Forschungsbericht 2012/2013 Grundlage für die Genehmigungsverfahren darzustellen B) Neutron Imaging System for Radioactive-Waste Analysis (NISRA) Die Entsorgung radioaktiver Abfälle wird in Deutschland schon seit langem kontrovers diskutiert. Diese Diskussion hat durch den Beschluss zum vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2022 an zusätzlicher Brisanz gewonnen. Zur Beurteilung der Endlagerfähigkeit müssen radioaktive Abfälle bzgl. ihres Radionuklidinventars und ihrer stofflichen Zusammensetzung charakterisiert und geprüft werden. Die Entwicklung hierfür geeigneter Methoden ist ein zentraler Forschungsbereich des Instituts für Nucleare Entsorgung und Techniktransfer (NET) der RWTH Aachen. Im Mai 2012 ist am NET ein neues Verbundvorhaben gestartet, mit dem eine innovative Messund Diagnosetechnik zur besseren Charakterisierung radioaktiver Abfälle im Bereich der Entsorgung erforscht werden soll. Die Kooperationspartner des Verbundprojektes haben sich zum Ziel gesetzt, eine kompakte Radiographieanlage zu entwickeln und zu erproben, die mit Hilfe von schnellen Neutronen arbeitet. Ein solches System wäre komplementär zu existierenden Radiographie- bzw. Tomographieanlagen, die Röntgen- bzw. Gamma-Strahlung oder thermische Neutronen als Durchleuchtungssonde benutzen. Schnelle Neutronen haben gegenüber Photonen den Vorteil einer größeren Eindringtiefe in Materialien mit hohen Dichten. Im Vordergrund steht neben dem Bau der experimentellen Radiographieanlage im Besonderen die Entwicklung eines an die Problemstellung adaptierten Detektorsystems und der dafür erforderlichen Rekonstruktionsalgorithmen. Diese Algorithmen sollen insbesondere zur Korrektur der Strahldivergenz der schnellen Neutronen dienen, da kein Kollimator, wie sonst üblich, verwendet wird. 129 Die Neutronenradiographie als bildgebendes Verfahren wird schon seit den frühen 70er Jahren in der Forschung und auch als Dienstleistung für die Industrie eingesetzt. In den meisten Fällen werden Objekte kleiner und mittlerer Größe untersucht (z.B. 10-20 cm große Skulpturen). Seit einigen Jahren richtet sich der Fokus immer stärker auf die Untersuchung großer Objekte, wie z. B. arbeitende Verbrennungsmotoren. Die Entwicklungen fanden bisher primär in Großforschungseinrichtungen statt, weil nur Forschungsreaktoren (z. B. FRM-2 in Garchingen) und Beschleunigeranlagen (z. B. SINQ am PSI in der Schweiz) in der Lage sind, qualitativ hochwertige Neutronenstrahlen zu erzeugen. Der Betrieb dieser Anlagen ist mit sehr hohen Kosten verbunden und benötigt ein gut geschultes und breit aufgestelltes Bedienpersonal. Das im Projekt zu entwickelnde Verfahren bietet bei erfolgreicher Implementierung zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen: Charakterisierung radioaktiver Abfälle, Recycling von Elektroschrott, Qualitätskontrolle in der Metall- und Elektroindustrie oder von Turbinenlaufrädern. Es kann unter anderen bspw. für die Endlagerung vernachlässigbar wärmeentwickelnder Abfälle eingesetzt werden. Am Projekt sind neben dem Institut für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer von Seiten der RWTH noch das Lehr- und Forschungsgebiet für Simulation in der Kerntechnik – Center for Computational Engineering Science (CCES), vom Forschungszentrum Jülich das Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-6) und das Zentralinstitut für Elektronik (ZEL) sowie als Industriepartner die Siemens AG – Corporate Technology – Corporate Research and Technologies (CT) beteiligt. Das Projekt wird im Rahmen der Bekanntmachung „Grundlegende F&EArbeiten in der nuklearen Sicherheits- und Entsorgungsforschung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zum Kompetenzerhalt“ durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt mit ca. 2 Mio. € über eine Laufzeit von 3 Jahren gefördert. Mit dem Verbundvorhaben wird ein wertvoller Beitrag für die wissenschaftliche Gemeinschaft im Bereich der Neutronenradiographie und den Kompetenzaufbau und -erhalt im Bereich der „Nuklearen Messtechnik“ geleistet. Forschungsbericht 2012/2013 C) Multi Element Detection Instrumental Neutron Activation (MEDINA) Das Forschungszentrum Jülich und das NET entwickeln in enger Kooperation ein innovatives Messverfahren mit der Bezeichnung MEDINA Multi-Element Detection based on Instrumental Neutron Activation, eine zerstörungsfreie Methode zur Identifizierung und Quantifizierung toxischer Elemente in radioaktiven Abfällen. Die Grundlage hierfür bildet die Prompt-GammaNeutronen-Aktivierungsanalyse unter dem Einsatz eines Neutronengenerators. Zur Beurteilung der Endlagerfähigkeit müssen radioaktive Abfälle bzgl. ihres Radionuklidinventars und ihrer stofflichen Zusammensetzung charakterisiert und geprüft werden. Die Entwicklung hierfür geeigneter Methoden ist ein zentrales Forschungsvorhaben des Institutsbereichs "Nukleare Entsorgung und Reaktorsicherheit" am Forschungszentrum Jülich (FZJ) und des Instituts für Nukleare Entsorgung und Techniktransfer (NET) der RWTH Aachen. Ziel von Forschung und Entwicklung ist es, für die Radionuklid- sowie für die Stoffdeklaration zerstörungsfreie Mess- und Prüfverfahren zu entwickeln und diese den Abfallablieferungspflichtigen sowie den Organen der Produktkontrolle zur Verfügung zu stellen. Durch die Umsetzung der wasserrechtlichen Erlaubnis für das Endlager Konrad ist in jüngster Zeit besonders die verpflichtende Erfassung und Bilanzierung von nicht radioaktiven wassergefährdenden Inhaltsstoffen zu einem wichtigen Forschungsgebiet geworden. Nachdem in einer umfangreichen Studie mit einer Testeinrichtung die Machbarkeit bei großvolumigen Objekten gezeigt werden konnte, wurde MEDINA für die Anwendung bei 200-l Fässern weiterentwickelt. Die Anwendung eines solchen Multi-ElementAnalyseverfahrens vermeidet die Probeentnahme und die anschließende nasschemische Analyse der Probe. Daher entstehen keinerlei Sekundärabfälle. Der Verzicht auf die nasschemische Analyse resultiert in deutlicher Zeit- und Kostenersparnis. Dies führt zu einer Reduzierung der Strahlexposition des Analytikpersonals. 130 Das integrale Messverfahren MEDINA berücksichtigt den Inhalt des gesamten Abfallfasses. Die problematische Frage der Repräsentativität einer Probenahme, die bei allen zerstörenden Verfahren aufkommt und häufig ignoriert wird, stellt sich daher nicht. Dies reduziert die GeAusgewählte Publikationen samtunsicherheit der Analyse unter Einbeziehung aller systematischen Aspekte deutlich und steigert die Qualität bzw. das Vertrauensniveau der Messung. Bis dato ist MEDINA der einzige praktikable Lösungsansatz zur zerstörungsfreien Charakterisierung von Altabfällen. Schwerpunkte der Beteiligung bei MEDINA seitens des INBK liegen bei der experimentellen Validierung inhomogener Matrices, der Eignung des Analyseverfahrens zur stofflichen Produktkontrolle im Endlagerungsverfahren Konrad und der Entwicklung eines numerischen Algorithmus zur Auswertung der mit MEDINA aufgenommenen zeitsegmentierten rotationsabhängigen Gamma-Spektren. Kettler, J.; Mauerhofer, E.; Steinbusch, M. Detection of unexploded ordnance by PGNAA based borehole-logging. Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry; 2012, DOI: 10.1007/s10967-012-2215-y Kettler, J.; Thomauske, B. Transmutation langlebiger radioaktiver Abfallprodukte. Handbuch Energiemanagement, EW Medien und Kongresse GmbH, 2012 Ma, J.-L.; Carasco, C.; Perot, B.; Mauerhofer, E.; Kettler, J.; Havenith A. Prompt gamma neutron activation analysis of toxic elements in radioactive waste packages. Applied Radiation and Isotopes, 2012, Volume 70, Page 1261 – 1263 Winter, D.; Häußler, A.; Abbasi, F.; Simons, F.; Nabbi, R.; Thomauske, B.; Damm, G. High Detailed Reactor Modelling for the Simulation of the Activity Distribution and Radiation Field at the German FRJ-2 Research Reactor. atw – International Journal of Nuclear Power, Vol. 58, Issue 11, Page 639-642 Winter, D.; Nabbi,, R.: Thomauske, B. Untersuchungen zur optimierten Nutzung der spektralen Verhältnisse in Siedewasserreaktoren mit neuen Brennstoffkonzepten. atw – International Journal of Nuclear Power, 58, 10, Page 576-578 Havenith, A.; Kettler, J.; Lethen, J. Aus- und Fortbildung in der Kerntechnik – Kompetenzerhalt in Zeiten der Energiewende. atw – International Journal of Nuclear Power, Vol. 58, Page 253 - 254 Charlier, F.; Thomauske, B. VSG - Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben / Optionen zur Rückholung von Abfallbehältern. Tagungsband Jahrestagung Kerntechnik 2013, Berlin Charlier, F. Die Rückholbarkeit von Behältern mit radioaktiven Abfällen in Steinsalz-Formationen. Kernenergetisches Symposium Dresden, 16. Oktober 2013 Mitgliedschaften und Kooperationen JARA, Jülich Aachen Research Alliance; SNETP (Sustainable Nuclear Energy Technology Platform) Enen (European Nuclear Education Network) Promotionen Shetty, Nikhil Vittal: Study of Particle Transport in a High Power Spallation Target for an AcceleratorDrittmittelausgaben 2013 in % Driven Transmutation System (2013) Kontakt Institut für Nukleare Entsorgung Techniktransfer (NET) Elisabethstr. 16 52062 Aachen Telefon: +49 241 80 96520 Fax: +49 241 80 696520 E-Mail: [email protected] Homepage:www.net.rwth-aachen.de Sonstige; 15% Wirtschaft; 25% DFG ohne SFB; 4% BMBF; 56% Forschungsbericht 2012/2013 131 Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe Univ. Prof. Dr.-Ing. Hermann Wotruba Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 7 1,5 1 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 17 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe (AMR) lehrt und forscht auf den Gebieten der Aufbereitung primärer Rohstoffe. Dies umfasst im Wesentlichen die Analyse, Charakterisierung, Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung und Entwässerung von Industriemineralen, Rohstoffen für die Zementund Kalkindustrie, Steine und Erden, Kohle und unterschiedliche Erze. Durch die enge Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Unternehmen ist die Lehre und auch die angebotene Weiterbildung praxisrelevant als auch auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Die Forschungsprojekte sind sowohl grundlagenbasiert, als auch anwendungsorientiert ausgerichtet. Sie greifen aktuelle Themen auf und leisten einen wissenschaftlichen Beitrag zu aktuellen industriellen und gesellschaftlichen Problemstellungen. Schwerpunkte in der Lehre mineralischer Rohstoffe, ausgehend von der Rohstoffcharakterisierung, über Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, bis zur Trocknung. Nach vier Semestern ist eine Vertiefung mit der Fachrichtung Prozesstechnik möglich. Hier werden unter anderem Aufbereitungsverfahren für ausgewählte Rohstoffe (z.B. Kohle, Kupfererz, Eisenerz, Kalisalz, etc.) im Detail technisch und wirtschaftlich betrachtet, sowie praktische Erfahrungen im Umgang mit Aufbereitungsmaschinen im Technikum des AMR gesammelt. Im Masterstudium folgt eine weitere Vertiefung auf dem Gebiet der Prozesstechnik. Auslegung, Planung und Wirtschaftlichkeitsberechnung von Aufbereitungsanlagen werden ebenso behandelt, wie spezielle und komplexe Aufbereitungsverfahren für Erze und Industrieminerale. Hervorragende Praktiker aus der Industrie geben als Gastprofessoren in den Vorlesungen "Aufbereitungsverfahren in der Naturstein- Kalk- und Zementindustrie" sowie "Produktion von Kies und Sand" ihr Wissen an die Studenten weiter. Die Veranstaltungen werden durch Exkursionen zu Betrieben ergänzt und sind dadurch besonders praxisnah. Forschungsschwerpunkte A) Trockene Dichtesortierung Die Einsparung von Ressourcen steht im Fokus aller Industriebereiche und ist eine der zentralen zukünftigen Aufgaben. Die wichtigsten Ressourcen sind Energie und Wasser. Während die Knappheit und Verteuerung von Energie mittlerweile weltweit spürbar ist, kommt es bei der Wasserversorgung derzeit lediglich zu regionalen Engpässen. Durch eine steigende Weltbevölkerung, fortschreitende Industrialisierung, und durch die Effekte der globalen Erwärmung wird sich diese regionale Knappheit weiter ausbreiten. Der Bergbau und insbesondere die Aufbereitung verbrauchen große Mengen an Prozesswasser. Neue trockene Aufbereitungsverfahren können große Mengen an Wasser einsparen, ohne die Effizienz der Aufbereitungsprozesse zu verringern. Weiterhin eröffnen sie die Möglichkeit auch in ariden Gebieten und Regionen mit Permafrost Rohstoffe aufzubereiten und damit dort die Gewinnung von Rohstoffen zu ermöglichen. Das Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer lehrt den Studierenden des Studiengangs Rohstoffingenieurwesen im Bachelorstudium die Grundlagen der Aufbereitung Forschungsbericht 2012/2013 132 Prototyp „Aka-Flow“- eine trocken arbeitende Setzmaschine B) Sensorgestützte Sortierung von mineralischen Rohstoffen Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des AMR ist die sensorgestützte Sortierung. Sie ist ein trockenes Sortierverfahren, das im Korngrößenbereich von 1mm bis 300mm eingesetzt werden kann. Die sensorgestütze Sortierung kombiniert eine Vielzahl von aus der Analyse bekannten Detektionsmethoden in einem weiten Bereich des Frequenzspektrums (von Röntgenstrahlung, Ultraviolett über den lichtoptischen Bereich bis hin zu Nahinfrarot und thermischem Infrarot) und nutzt sie in Verbindung mit Bildauswertungsverfahren zur Trennung von mineralischen Rohstoffen. Dabei können je nach Detektor bis mehrere zehntausend einzelne Partikel pro Sekunde erkannt, klassifiziert und ausgeschleust werden, was Durchsätze bis zu etwa 300t/h pro Meter Maschinenbreite ermöglicht. Die sensorgestützte Sortierung ermöglicht zum Beispiel das Abtrennen von tauben Nebengesteinsbrocken vor der Mahlung, die Verminderung des Einsatzes von Prozesswasser und Reagenzien, die Aufbereitung von bislang nicht wirtschaftlich abbaubaren Lagerstätten, sowie die Wiederaufbereitung von alten Bergbauhalden. Das Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe ist derzeit die weltweit führende universitäre Forschungseinrichtung auf diesem neuen und die Aufbereitung revolutionierenden Gebiet und erhält darin kleinere und größere Forschungsauftrage, sowohl von nationalen und internationalen Bergbauunternehmen, als auch von Maschinenherstellern. Das AMR verfügt über den weltweit einzigen halbindustriellen Sortierer mit 6 unterschiedlichen, kombinierbaren Sensoren (Stand der Technik sind zwei Sensoren). Die Gewinnung und Aufbereitung mariner Ressourcen sind in den Fokus von Forschung, Politik und Wirtschaft gerückt. Aufgrund der enthaltenen Wertmetalle und der daraus resultierenden Möglichkeit einer gesicherten Rohstoffversorgung der Industrieländer werden derzeit weltweit Forschungsvorhaben unternommen, mit dem Ziel wirtschaftliche und umweltverträgliche Konzepte für den Abbau, die Logistik und die Verarbeitung mariner Rohstoffe zu entwickeln. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), hat das AMR in Zusammenarbeit mit dem Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling (IME) beauftragt, Studien zur mechanischen Aufbereitung und einer metallurgischen Weiterverarbeitung von polymetallischen Manganknollen durchzuführen. Die aus 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe gehobenen Knollen stammen aus dem deutschen Lizenzgebiet in der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik. Die dominierenden Mineralphasen in den Manganknollen sind Manganoxide, FerroHydroxyde und Aluminosilikate, die bei einer Korngröße von < 10 µm verwachsen sind. In diesen Mineralphasen bestehen verschiedene elementare Vergesellschaftungen mit Kupfer, Kobalt, Nickel, Molybdän und Vanadium. So sind beispielsweise Kupfer und Nickel in den Manganphasen gebunden, wogegen Kobalt und Vanadium vorwiegend in den Eisenmineralen vorzufinden sind. Neben der Sicherstellung eines effizienten Zerkleinerungsprozesses, werden die Möglichkeiten zur Sortierung und Konzentraterzeugung am AMR untersucht. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Aufbereitung von Manganknollen Forschungsbericht 2012/2013 Manganknollen aus der Clarion Klipperton Zone 133 B) I²Mine – Technologies and Concepts for the Intelligent Deep Mine of the Future Der primäre Rohstoffsektor steht vor der Situation stetig sinkender Wertstoffgehalte mit gleichzeitig zunehmender Komplexität der Erze. Um eine Nutzung solcher Erze effizient und nachhaltig zu gestalten sind neue, innovative Ansätze bei der Gewinnung und Aufbereitung der Erze erforderlich. Aus diesem Grund wurde durch das European 7th Framework Program das I²Mine (Innovative Technologies and Concepts for the Intelligent Deep Mine of the Future) Projekt ins Leben gerufen, um diesen Herausforderungen entgegenzutreten. Innerhalb des Projektes werden Konzepte für das „unsichtbare Bergwerk“ der Zukunft entwickelt. Insgesamt sind 26 Institute aus 10 europäischen Staaten in dem Forschungsvorhaben involviert. Das Lehr- und Forschungsgebiet Aufbereitung mineralischer Rohstoffe (AMR), das Institut für Bergbaukunde 1 (BBK1) und der Sensorsortierhersteller TOMRA arbeiten zusammen in der Arbeitsgruppe mine-to-mill integration. Ein Teil der Untersuchungen soll dabei die Potentiale und Auswirkungen der sogenannten Ressource Forschungsbericht 2012/2013 to Product Integration verdeutlichen. Dafür soll ein Vergleich des innovativen Ansatzes gegenüber konventionellen Bergwerken und Aufbereitungstechnologien genutzt werden. Konzeptübersicht I²Mine 134 Ausgewählte Publikationen Robben,Mathilde; Knapp, Henning; Wotruba, Hermann: Applicability of near infrared sorting in the minerals industry, Charlton, Chichester / NIR Publ. (2012), NIR news, Band: 23, Ausgabe: 6 Ferreira Feil, Norton; Hoffmann Sampaio, C.; Wotruba, Hermann: Influence of jig frequency on the separation of coal from the bonito seam - santa catarina, brazil, Amsterdam / Elsevier (2012) Fuel processing technology Band: 96 Kleine, Christoph; de Korte, G. Johann; Wotruba, Hermann; von Ketelhodt, Lütke; Robben, Mathilde: Recent developments in dry coal sorting with X-Ray transmission, XXVI International Mineral Processing Congress - IMPC 2012 New Delhi, India Wotruba, Hermann; Weitkämper, Lars: Aufbereitung metallurgischer Schlacken, Berliner Recycling- und Rohstoffkonferenz, 4. und 5. März 2013 Schropp, Christian; Knapp, Henning; Neubert, Kilian: Potential of NIR hyperspectral imaging in the minerals industry, Karlsruhe / KIT Scientific Publishing, OCM 2013 - Optical Characterization of Materials - conference proceedings Mitgliedschaften und Kooperationen AKR – Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie e.V. International Mineral Processing Council Gesellschaft für Bergbau, Metallurgie, Rohstoffund Umwelttechnik e.V. Amira International Universidade Federal do Rio Grande do Sul UFRGS, Brasilien Promotionen Heinicke, Felix: Beitrag zur Modellierung der Zerkleinerung in Gutbettwalzenmühlen (2012) Werdelmann, Jens: Zur Gewinnung nicht flotierbarer Wertstofffraktionen in der Salzaufbereitung mittels selektiver Agglomeration (2012) Robben, Christopher: Characteristics of sensor-based sorting technology and implementation in mining" (2013) Kontakt RWTH Aachen Lehr und Forschungsgebiet Aufbereitung Mineralischer Rohstoffe (AMR) Lochnerstr. 4-20 Haus C 52064 AACHEN Tel.: +49 241 80 96246 Fax: +49 241 80 92635 [email protected] Forschungsbericht 2012/2013 Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 3% BMBF; 7% EU; 7% Wirtschaft; 83% 135 Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Professoren Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bleck Univ.-Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-Polaczek Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Reinhard Conradt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.h.c. Karl Bernhard Friedrich Univ.-Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hirt Univ. Prof. Dr. Olivier Guillon Prof. Dr. Ming Hu Univ. Prof. Dr. Florian Kargl Univ. Prof. Dr. Wolfgang Kaysser Univ.-Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel Univ. Prof. Dr. Reinhard Odoj Univ.-Prof. Dr.-Ing. Herbert Pfeifer Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Reh Univ.-Prof. Jochen Schneider, Ph.D. Univ.-Prof. Prof.h.c. Dr.-Ing. Dr.h.c. Dieter Senk Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Robert Svendsen Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Rainer Telle Lehrstuhl und Institut für Eisenhüttenkunde Lehrstuhl für Gießereiwesen und Gießerei-Institut Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe und Institut für Gesteinshüttenkunde Lehrstuhl für Prozessleittechnik Lehrstuhl für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling und Institut für Metallhüttenkunde und Elektrometallurgie Lehrstuhl und Institut für Bildsame Formgebung Institut für Energie- und Klimaforschung Bereich Werkstoffsynthese und Herstellungsverfahren (FZ Jülich) Juniorprofessur für Werkstoffmodellierung - atomare Ordnungshierarchien Institut für Materialphysik im Weltraum (DLR) Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) Lehrstuhl für Metallphysik und Institut für Metallkunde und Metallphysik Institut für Energie- und Klimaforschung Bereich Nukleare Entsorgung und Reaktorsicherheit (FZ Jülich) Lehrstuhl für Hochtemperaturtechnik und Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik im Hüttenwesen Institut für Werkstoff-Forschung (DLR) Lehrstuhl für Werkstoffchemie Lehrstuhl für Metallurgie von Eisen und Stahl Lehrstuhl für Werkstoffmechanik Lehrstuhl für Keramik und feuerfeste Werkstoffe und Institut für Gesteinshüttenkunde Lehrstuhl für Korrosion und Korrosionsschutz Univ.-Prof. Dr.-Ing.habil. Brita Daniela Zander „Werkstoffe und Werkstofftechnologien – sowohl klassische als auch neuartige – sind die Basis und der Motor für Produkte und Produktinnovationen: Die wichtigsten werkstoffbasierten Branchen in Deutschland erzielen einen jährlichen Umsatz von nahezu 1 Billion Euro und beschäftigen rund 5 Millionen Men- Forschungsbericht 2012/2013 136 schen.“ (acatech). Erst seit wenigen Jahren trägt dieses Fachgebiet in Deutschland die einheitliche Bezeichnung „Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ und trägt damit der untrennbaren Symbiose aus naturwissenschaftlich geprägtem Studium der Materialherstellung, seiner Struktur und Eigenschaften und der hierauf aufbauenden ingenieurwissenschaftlich orientierten Entwicklung von Werkstoffen, Verarbeitungsverfahren und Werkstoffanwendungen Rechnung. Die Fachgruppe hat sich daher im Jahr 2012 entsprechend umbenannt. Den wichtigsten Forschungsthemen folgend, schlagen die Professuren die Brücke zwischen den naturwissenschaftlichen Grundlagen, den Rohstoffen, der Metallurgie und den Verarbeitungstechniken bis hin zum Recycling. Anwendungsfelder sind Werkstoffe, Prozesse und Bauweisen für die Energietechnik, Verkehrstechnik, Medizintechnik und die Infrastruktur. Die kontinuierliche interdisziplinäre Kooperation mit Partnern aus unterschiedlichen Fakultäten spiegelt sich auch in den aus der Fachgruppe koordinierten DFG-Verbundprojekten (z. B.: SFB 144, SFB 370, TFB 63, SFB 289 mit TFB, SFB 761, SPP 1146, ...), einer intensiven Beteiligung an einer Vielzahl industrieorientierter Verbundprojekte und erfolgreichen Ausgründungen (ACCESS e.V., ZMB e.V., OWI gGmbH, GTT GmbH, …) wider. Jüngstes Beispiel ist das Industriecluster AMAP, bei dem in Anlehnung an die RWTH-Campus Idee etwa 10 führende Unternehmen auf dem Gebiet der Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von NE-Metallen in Aachen aktiv werden. Die Fachgruppe kooperiert in Forschungsprojekten, bei der Nutzung gemeinsamer Infrastruktur und in der Lehre eng mit nahestehenden Institutionen (z. B. FZ-Jülich, MPIE, DLR, u.a.). Neben europäischer Zusammenarbeit bestehen intensive internationale Kooperationen u.a. mit führenden Hochschulen in den USA, Brasilien, Russland, China, Japan, Korea und den ASEAN-Staaten. Mehr als 16,5 Mio. € Drittmittel/Jahr sind die Voraussetzung zur Finanzierung der international anerkannten und sichtbaren Leistungen in Forschung und Lehre, dies entspricht 76 % der wissenschaftlichen Mitarbeiter und 36 % des technischen und Verwaltungspersonals. Honorarprofessoren apl. Professoren Privatdozenten Prof. Dr.-Ing. Norbert Bannenberg Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann Prof. Dr.-Ing. Ulrich Brill Prof. Dr.-Ing. Rainer Cremer Prof. Dr.-Ing. Dipl.- Wirt.Ing. Jürgen Rainer Hirsch PD Dr.-Ing. Olaf Engler PD Dr.-Ing. Wolfram Fürbeth PD Dr.mont. Helmut Kaufmann PD Marcus Tobias Kirschen, Ph.D. PD Dr.-Ing. Torsten Markus PD Dr.-Ing. Hayo MüllerSimon PD Denis Music, Ph.D. PD Dr.rer.nat. Michael Spiegel PD Dr.rer.nat. Thomas Weirich PD Dr.rer.nat. Myrjam Winning PD Dr.-Ing. Stefan Zaefferer Prof. Dr.rer.nat. Klaus Hack Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen Prof. Dr.-Ing. Frank Kleine Jäger Prof. Dr.sc.techn. Georg Locher Prof. Dr.-Ing. Hans-Ulrich Lindenberg Prof. Dr.-Ing. Harald Peters Prof. Dr.rer.nat. Dmitri Molodov Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Odenthal Prof. Dr.-Ing. Dierk Raabe Prof. Dr.-Ing. Klaus Peter Schmöle Prof. Dr.-Ing. Lorenz Ratke Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Spohr Prof. Dr. Stefan Reh Prof. Dr.-Ing. Gunnar Still Prof. Dr.-Ing. Georg Rombach Prof. Dr.iur. Michael Trimborn Prof. Dr.-Ing. Dipl.Wirtsch.-Ing. Carl-Dieter Wuppermann Prof. Dr.-Ing. Michael Schütze Prof. Dr.-Ing. Eberhard Steinmetz Prof. Dr.rer.nat. Erwin A.T. Wosch Forschungsbericht 2012/2013 137 Personal Professoren 14* WMPS 50 WMDS 123 NWMPS 85 NWMDS 46 Auszubildende 48 *ohne Leerprofessoren Drittmittelausgaben Drittmittelausgaben der Fachgruppe MuW in 2013 Sonstige; 17% Wirtschaft; 41% DFG ohne SFB; 25% EU; 2% BMBF; 3% SFB; 11% Abbildung 12: Drittmittelausgaben der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik 2013 in [%] Studierende Studierende der Fachgruppe MuW 2,000 1,800 1,600 1,200 12 179 141 1,000 370 Anzahl 1,400 31 209 54 17 191 83 569 487 800 600 814 877 931 WS 2011/12 WS 2012/13 WS 2013/14 400 200 0 Bachelor Master Diplom Promotion Sonstige Abbildung 13: Entwicklung der Studierendezahlen der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Forschungsbericht 2012/2013 138 Absolventen Absolventen der Fachgruppe MuW 350 300 34 35 Anzahl 250 47 200 73 108 38 150 35 100 54 50 27 28 18 43 2009 2010 0 44 51 70 121 113 2011 2012 Diplom Promotionen 34 134 35 Bachelor Master 2013 Abbildung 14: Entwicklung der Absolventenzahlen der Fachgruppe Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Forschungsbericht 2012/2013 139 Institut für Eisenhüttenkunde Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bleck Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Direktor 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 5 41 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 15 17 Wissenschaftliche Hilfskräfte 0 0 Studentische Hilfskräfte häufig in Kooperation mit derzeit 11 Dozenten aus der Industrie oder externen Forschungsinstituten durchgeführt werden; In jüngster Zeit wurde im Rahmen des Leonardo-Projektes der RWTH Aachen die Vorlesung „Probleme und Chancen der Globalisierung – die Stahlindustrie als Beispiel“ neu eingeführt. Eine weitere neue Vorlesung ist „MMM – Microstructure, Microscopy, Modelling“, in der neue Erkenntnisse aus dem SFB „Stahl – ab initio“ mit dem Schwerpunkt der modernen Gefügebeschreibung und Modellierungswerkzeuge behandelt werden. Viele Veranstaltungen werden durch Praktika ergänzt, für die separate Prüfstände zur Verfügung stehen; teilweise wird auf Forschungsaggregate zurückgegriffen. Zur Vorbereitung, Unterstützung und Vertiefung der Vorlesungsinhalte sind mittlerweile fünf Skripte in Buchform zum Selbstkostenpreis erhältlich. 78 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Eisenhüttenkunde lehrt und forscht auf den Gebieten der Stahlherstellung und –verarbeitung sowie der Anwendung metallischer Werkstoffe. Dabei sind die Lehre und auch die angebotene Weiterbildung praxisrelevant auf hohem wissenschaftlichen Niveau. Die Forschungsprojekte sind sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientiert ausgerichtet. Im Bereich Werkstofftechnik werden in vier Arbeitsgruppen themenbezogene aktuelle Fragestellungen aufgegriffen und ein wissenschaftlicher Beitrag zu industriellen Problemstellungen geleistet. Schwerpunkte in der Lehre Das Institut engagiert sich in den Studiengängen Werkstoffingenieurwesen (Bachelor und Master), Materialwissenschaften, Wirtschaftsingenieurwissenschaften (Fachrichtung Werkstoffund Prozesstechnik), Metallurgical Engineering sowie Technik-Kommunikation. Schwerpunkte sind die Grundlagen der Werkstofftechnik der Metalle sowie zahlreiche Spezialangebote zur Werkstoff-Entwicklung und –Anwendung, die Forschungsbericht 2012/2013 Im CAMPUS-System werden zusätzlich „Lehrräume“ eingerichtet, so dass die Vorlesungsunterlagen auch digital zur Verfügung stehen. In Kooperation mit dem Institut für Bildung des VDEh wird am IEHK das Zusatzstudium Stahl angeboten. Dieses findet über ein Jahr verteilt in vier Wochenkursen am Institut statt und gibt Ingenieuren und Technikern aus der Industrie eine Übersicht über die Prozess- und Werkstofftechnik der Stähle. Forschungsschwerpunkte Die Forschungsthemen werden in vier Arbeitsgruppen bearbeitet. In der Werkstoffbehandlung werden Vorgänge und Eigenschaften während der Herstellung und Weiterverarbeitung von Stählen untersucht. Die Werkstoffcharakterisierung konzentriert sich auf die Eigenschaftsermittlung mit modernen Prüfmethoden bis hin zu messtechnischen Entwicklungen. Die Werkstoffmechanik beschäftigt sich mit Fragestellungen zur Werkstoff- und Strukturintegrität. 140 Mit neu entwickelten Modellierungsansätzen kann das Verfestigungsund Versagensverhalten metallischer Werkstoffe in mechanisch beanspruchten Bauteilen beschrieben werden. Bei der Werkstoffsimulation steht die integrative, numerische Modellierung von Gefüge und Eigenschaften entlang von Prozessketten im Vordergrund. ICMPE (Integrative Computational Material and Production Engineering) zielt auf eine integrative, gefügebasierte, numerische Modellierung von Prozessen und Prozessketten. In allen Arbeitsgruppen steht als Ziel eine Korrelation von Gefüge und mechanischen Eigenschaften, um Vorhersagen über das Werkstoffverhalten treffen zu können und letztlich gezieltes Werkstoffdesign zu betreiben. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Erdbebensicheres Bauteildesign Die Erdbebensicherheit von Komponenten der Infrastruktur wird durch die Anwendung europäisch harmonisierter Auslegungsvorschriften nachgewiesen. Durch Anwendung neuer schädigungsmechanischer Modellierungsansätze, die aufgrund ihres phänomenologischen Charakters eine ausreichende Recheneffizienz zur Simulation komplexer Bauteile aufweisen, kann das Versagensverhalten großer Bauteile unter zyklischen Belastungen mit großer plastischer Dehnungsamplitude quantitativ beschrieben werden. Die Anwendung dieser neu entwickelten Modelle soll zukünftig zur Ableitung realistischer Sicherheitsfaktoren führen, die den Einsatz höher- und hochfester Baustähle ermöglichen. Die experimentelle Validierung des sogenannten „ultra low cycle fatigue“ Modells erfolgt auf Basis der im Bild dargestellten Erdbebensimulationen an innendruckbelasteten Rohrbögen. B) Rechnergestützte Entwicklung eines aluminiumfreien, mikrolegierten Einsatzstahls für Großgetriebe Eine Simulationsplattform für die integrative Modellierung von Werkstoffen und Prozessketten wird genutzt, um einen aluminiumfreien Einsatzstahls mit verbessertem Reinheitsgrad für Großgetriebe in der Windindustrie zu entwickeln. Zur Validierung wird der entwickelte Stahl auf Laborebene hergestellt, ein Kegelrad geschmiedet und die Eignung zur Hochtemperatur-Aufkohlung experimentell nachgewiesen. Die Verbesserung der Lebensdauer von einsatzgehärteten Getriebebauteilen hat für Windanlagenhersteller eine hohe Priorität und nur die zuverlässige Vermeidung von Frühausfällen stellt einen wirtschaftlichen Betrieb von Windkraftanlagen sicher. Die Lebensdauer von Getriebebauteilen ist von vielen Einflussgrößen abhängig, die während Werkstoffherstellung, Umformung oder Wärmebehandlung eingestellt werden. Ein werkstofftechnisch begründeter Ansatz zur Verbesserung des oxidischen Reinheitsgrads stellt die Reduzierung des Aluminiumgehaltes dar, wodurch im Werkstoff die Wahrscheinlichkeit von lebensdauerreduzierenden Aluminiumoxiden und somit eines Frühausfalls der Windkraftanlage sinkt. Die Entwicklung des aktuellen aluminiumfreien Legierungskonzeptes zielt auf die Substitution von Aluminium-Nitriden durch NiobCarbonitride. Grundlage für die Modellierung ist eine Simulationsplattform zur Berechnung von Prozessketten, die Berechnungen auf allen relevanten Betrachtungsebenen von der Nanoskale der Ausscheidungen über die Mikroskala des Gefüges bis zur Makroskale der Bauteile und damit die Optimierung von Legierungen und Prozessparametern ermöglicht. Zur Validierung des rein numerisch entwickelten Legierungskonzeptes wurde eine Laborschmelze erstellt, zu einem Stab prozessiert und bzgl. Reinheitsgrad und Feinkornbeständigkeit bei hohen Aufkohlungstemperaturen untersucht. Eine besonders gute Feinkornbeständigkeit zeigt die modifizierte Variante nach Blindhärten bei 1050 °C 12 Stunden oder auch bei 1100 °C 1 Stunde nach einer Prozesskette mit FP-Glühen. Experimentelle Erdbebensimulation an einem innendruckbelasteten Rohrbogen. Forschungsbericht 2012/2013 141 Verkürzte Prozesskette durch Wärmebehandlung aus der Schmiedehitze kombiniert mit HochtemperaturAufkohlung und Nachweis der Feinkornbeständigkeit. C) Neue Schmiedestähle aus dem Labor Die Entwicklung von Schmiedestählen mit dem Ziel der Optimierung von Bauteileigenschaften, der Vereinfachung und Kostenreduzierung der Prozessrouten oder der Substitution kritischer Legierungselemente stellt einen der Schwerpunkte der Forschungsarbeiten des IEHK dar. In mehreren, thematisch aufeinander abgestimmten Projekten, werden in enger Zusammenarbeit mit Partnern der Stahl– und Schmiedeindustrie und der Wissenschaft Lösungsansätze für wirtschaftliche und für die jeweiligen Einsatzzwecke optimierte Schmiedestähle erarbeitet. Der neue Schmiedewerkstoff HDB Stahl (höchstfest duktil bainitisch) wurde zur Realisierung einer effizienten Prozesskette in Verbindung mit einer Erhöhung der Festigkeit für hoch beanspruchte Strukturbauteile entwickelt. Ziel ist es, hohe Festigkeiten, wie sie bisher z.B. durch martensitische Gefüge dargestellt werden, mit den Zähigkeitseigenschaften von AFPStählen zu kombinieren. Die Prozesskette zur Herstellung von Schmiedebauteilen aus HDB Stählen, die konventionell durch mehrere Erwärmungsschritte charakterisiert wird, soll durch eine direkte Ausnutzung der Schmiedehitze ökonomisch optimiert werden. Bereits seit Jahrzehnten sind austenitische nichtrostende Stähle aus vielen Bereichen des alltäglichen Lebens nicht mehr wegzudenken. Jedem bekannt ist der Einsatz im sanitär- oder Küchenbereich, wo die Korrosionsbeständigkeit die treibende Kraft darstellt. In den letzten Jahren sind aber die hervorragenden Eigenschaften als Konstruktionswerkstoff in den Vordergrund gerückt. Ein Grund dafür ist die sehr gute Kombination aus hoher Festigkeit und gleichzeitig guter Umformbarkeit. Hinzukommt, dass diese Werkstoffgruppe in Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung in der Lage ist, verformungsinduziert eine Phasenumwandlung, die auch unter dem Begriff TRIP-Effekt bekannt ist, zu durchlaufen. Dieser Effekt kann gezielt zur Eigenschaftsoptimierung während der Umformung, bspw. im Crash genutzt werden. Allerdings kann dieser auch unter ungünstigen Bedingungen zu einer Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften führen. Dies erfordert eine genaue Charakterisierung des Werkstoffes, um im Anwendungsfall wirklich das Optimum des Werkstoffes nutzen zu können. Unter Variation von Dehnrate und Temperatur kann der optimale Einsatzbereich definiert werden. Typische Dehnraten im Crash [EuroNCap] Fließkurve (durchgezogene Linie) und dazugehörige Verfestigungskurve (gestrichelt) im dynamischen Zugversuch Vergleich von HDB Stahl mit konventionellen Stählen D) Sicherheit beim Crash Forschungsbericht 2012/2013 E) SFB 761 „Stahl ab initio“ - Nanostrukturen Stähle mit erhöhten Mn-Gehalten und Hochmanganhaltige Stähle (HMnS) weisen eine außerordentlich hohe Verfestigung und daraus resultierend eine hervorragende Kombination von Festigkeit und Umformbarkeit auf Diese Eigenschaftskombination wird durch die komplexe Gefügestruktur erreicht. Charakteristisch für HMnS ist, dass sie aus einer einzelnen austenitischen Phase oder aus einer mehrphasi- 142 gen Matrix mit hohem Austenit-Volumenanteil bestehen. Sie sind durch metastabile Gefüge gekennzeichnet, die sich während der Verformung verändern und kontinuierlich verfeinern können. Entsprechend der dominierenden Phänomene kann eine Einteilung erfolgen: In bainitischen Stählen entwickeln sich ultrafeine Gefügestrukturen als Folge von Umwandlungen, die gleichzeitig mit Ausscheidungen auftreten. Der TRIP (Transformation Induced Plasticity)Effekt basiert auf der verformungsinduzierten Umwandlung von Austenit zu Martensit. Bei TWIP (Twinning Induced Plasticity)-Stählen setzt während der Verformung eine Zwillingsbildung im nm-Bereich ein. In MBIP (microband induced plasticity) ruft planares Versetzungsgleiten aufgrund der Bildung intermetallischer Phasen die Verfestigung hervor. Die Kontrolle der vorherrschenden Verformungsmechanismen ist somit der Schlüssel zur Steuerung der Werkstoffeigenschaften. Nanostrukturierte Gefüge von hochfesten Stählen mit verschiedenen Verformungsmechanismen. Diese Stähle haben eine solch feine Gefügestruktur, dass sie mit Untersuchungsmethoden im µm-Bereich nicht mehr ausreichend charakterisiert werden können. Eine vollständige Beschreibung muss auch Eigenschaften der Mikrostruktur im nm-Bereich berücksichtigen. Ausgewählte Publikationen Falk, H.; Falk, M.; Norden, M.; Huber, F.; Bleck, W.: Measurements of gas phase reactions at steel surfaces using a mass spectrometer probe, Metallurgical Analysis, 2012, (32) 4, S.18-22 Labudde, T.; Ingendahl, T.; Wildau, M.; Saeed-Akbari, A.; Hoffmann, S.; Bleck, W.: Charakterisierung der Verformungsmechanismen bei hoch Mn-legierten Stählen unter einachsiger Zugbeanspruchung. Materials Testing 55 (2013) Nr. 9, S. 636642 Lian, J.; Sharaf, M; Archie, F.; Münstermann, S: A hybrid approach for modelling of plasticity and failure behaviour of advanced high-strength steel sheets. International Journal of Damage Mechanics 22 (2013) 2, S. 188-218 Münstermann, S.; Lian, J.; Bleck, W: Design of damage tolerance in high-strength steels. International Journal of Materials Research 103 (2012) 6, S. 755-764 Ramazani, A.; Mukherjee, K.; Schwedt, A.; Goravanchi, P.; Prahl, U.; Bleck, W.: Quantification of the effect of transformation induced GNDs on the flow curve modelling of DP steels, International journal of plasticity, 43 (2013) April, S. 128-152 Rieger, T.; Herrmann, K.; Carmele, D.; Meyer, S.; Lippmann, T.; Stark, A.; Bleck, W.; Klemradt, U.: Quenching and Partitioning - an in-situ approach to characterize the process kinetics and the final microstructure of TRIP-assisted steel; Advanced Materials Research 409 (2012). Zürich: Trans Tech Publications 2012, S. 713-718 Schmitz, G.J.; Prahl, U.: (eds): Integrative Computational Materials Engineering – Concepts and Applications of a Modular Simulation Platform, Wiley, 2012, ISBN: 978-3-52733-081-2 Vajragupta, N.; Uthaisangsuk, V.; Schmaling, B.; Münstermann, S.; Hartmaier, A.; Bleck, W.: A micromechanical damage simulation of dual phase steels using XFEM. Computational Materials Science 54 (2012), S. 271-279 Mitgliedschaften und Kooperationen AixViPMaP, Aachen Virtual Platform for Materials Processing Profilbereich Materialwissenschaften und Werkstofftechnik der RWTH ZMB, Zentrum Metallische Bauweisen an der RWTH Aachen Exzellenzcluster: integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer, RWTH Aachen University DGM, Deutsche Gesellschaft für Materialkunde DVM, Deutscher Verband für Materialprüfung DVS, Deutscher Verband für Schweißtechnik ICAMS, Interdisciplinary centre for advanced materials simulation GfKorr, Gesellschaft für Korrosionsschutz e.V. WAW, Wissenschaftlicher Arbeitskreis Werkstofftechnik M2i – Materials to Innovation, Niederlande TU BA Freiberg Northeastern University, China University of Science and Technology Beijing, China University of Thessaly, Griechenland POSTECH, Korea Colorado School of Mines, USA Indian Institute of Technology, Kharagpur MPI für Eisenforschung, Düsseldorf Promotionen Ellenschläger, Andreas: Bildung von Ablagerungen durch Biodiesel in einem Führungsspiel und deren versuchstechnische Bewertung (2012) Forschungsbericht 2012/2013 143 Klesen, Christian Peter: Über die Struktur und das Korrosionsverhalten nanopartikelbasierter keramischer Beschichtungen auf Stahl (2012) Guo, Xiaofei: Influences of Microstructures, Alloying Elements and Forming Parameters on Delayed Fracture in TRIP/TWIP-Aided Austenitic Steels (2012) Suwanpinij, Piyada: Multi-scale Modelling of Hot Rolled Dual-phase Steels for Process Design (2012) Schulze, Sebastian Leif: Charakterisierung der Binderstrukturen im Schaumgrünling und Sinterverhalten von hochlegierten Schlicker Reaktions-Stahlschäumen (2012) Shash, Ahmed Yehia Mohamed: Influence of carbide morphology and composition on the high temperature mechanical properties of high alloy steel grades (2012) Keul, Christoph Alexander: Einstellung, Charakterisierung und Eigenschaften von bainitischen Mikrostrukturen in Schmiedestählen mit mittlerem Kohlenstoffgehalt (2012) Feng, Yujie: Strengthening of steels by ceramic phases (2013) Schruff, Christian: Ressourceneffizienter Einsatz hochfester Stähle durch schädigungsmechanische Bemessung unbefeuerter Druckbehälter (2013) Ma, Ning: Prediction of springback for ultra high strength steel sheets (2013) Ramazani, Ali: Microstructure based failure model of DP steels (2013) Twardowski, Raphael: Mikrostrukturelle Beschreibung von Verformung und Schädigung hochmanganhaltiger Stähle mit TRIP- und TWIP-Effekt (2013) Schwabe, Jonas Karl Moritz: Entwicklung von dichtereduzierten Feinblechstählen für Automobilanwendungen (2013) Hosten, Andrea: Numerische Modellierung dynamischer Belastungen von Stählen (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt IEHK - Lehrstuhl und Institut für Eisenhüttenkunde Intzestraße 1 52072 Aachen Telefon: +49 241 8095782 Fax: +49 241 8092224 E-Mail: [email protected] Homepage: www.iehk.rwth-aachen.de Sonstige; 21% Wirtschaft; 38% DFG ohne SFB; 19% BMBF; 2% SFB; 15% EU; 4% Forschungsbericht 2012/2013 144 Lehrstuhl für das gesamte Gießereiwesen und Gießerei-Institut terdisziplinärem, teamorientiertem und wissenschaftlichem Charakter vermitteln den Studierenden, besonders auch im Hinblick auf die berufliche Praxis, eine ganzheitliche Methodenund Wissensbasis. Forschungsschwerpunkte A) Innovative Gießverfahren Forschungsgegenstand ist hier die Neu- und Weiterentwicklung zukunftsweisender Gießtechnologien. Schwerpunkte liegen beispielsweise in der Erforschung von (hybriden) Leichtbaukonzepten, der gerichteten Erstarrung oder der Mikrostrukturierung von Oberflächen. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-Polaczek B) Legierungsentwicklung Personal Professor 1 Akademische Oberräte 2 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 17 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 9 4 Optimierte Bauteile und Verfahren erfordern weiterentwickelte Gusswerkstoffe, die mit modernsten Methoden entwickelt werden. Hierzu gehören thermodynamische Berechnungen und innovative Gefügeanalytik, aber auch experimentelle Verifikationen der geforderten Eigenschaften. Gastwissenschaftler 2 C) Numerische Simulation Studentische Hilfskräfte 14 Zur Genese innovativer Ein- und Mehrphasensimulationen werden für verschiedene Medienkombinationen sowohl thermo-mechanische als auch mathematisch-physikalische Modelle entwickelt und untersucht. Ziel ist die Vorhersage und Optimierung sowohl makroskopischer, als auch mikroskopischer Werkstoffeigenschaften. PS* DS** * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Gießerei-Institut (GI) ist eine der führenden Forschungs-und Bildungseinrichtungen für Gießereitechnik weltweit. Aus dem Selbstverständnis der >Einheit von Forschung und Lehre<, resultiert nicht nur eine gleichermaßen grundlagen- sowie anwendungsorientierte Forschung, sondern auch eine in Theorie und Praxis fundierte Ingenieurausbildung. Die enge Kooperation mit dem An-Institut Access e.V. sowie dem am Gießerei-Institut verorteten Lehrstuhl für Korrosion und Korrosionsschutz gewährt allen drei Einrichtungen ein hervorragendes Forschungsumfeld mit modernster Anlagentechnik und Analytik. Schwerpunkte in der Lehre Das Gießerei-Institut engagiert sich mit einem umfangreichen Fächerangebot in Bachelor- und Masterstudiengängen der RWTH. Eine gießereitechnische Vertiefung bieten die Studiengänge >Werkstoffingenieurwesen<, >Wirtschaftsingenieurwesen< und >Metallurgical Engineering<. Die Lehrveranstaltungen vermitteln sowohl das Basiswissens als auch die vertieften Zusammenhänge gießtechnologischer Prozesse und Werkstoffe. Zahlreiche ergänzende Praktika mit inForschungsbericht 2012/2013 C) Bionik Angelehnt an natürliche Konstruktionsprinzipien werden unter anderem mikrostrukturierte Oberflächen und strukturoptimierte Schwämme erforscht und gefertigt. Ziel ist die Optimierung der Schlüsseleigenschaften von technischen Sicherheitsbauteilen und Implantaten. Ausgewählte Forschungsvorhaben A)„Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer“, Phase II Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Phase des Exzellenzclusters „Integrierte Produktionstechnik für Hochlohnländer“ ist das GießereiInstitut auch in der zweiten Phase in zwei Teilprojekten beteiligt. Im Teilprojekt A3 wird eine Methodik zur automatisierten Auslegung und Optimierung von Druckgießwerkzeugen mit besonderem Fokus auf Gießsystem und Werkzeugtemperierung erarbeitet. Der in der ersten Phase entwickelte Optimierungsalgorithmus 145 wird optimiert und mittels Gießversuchen validiert. Die Arbeiten im Teilprojekt C3 sollen das hybride Mehrkomponentendruckgießen weiter entwickeln und die Ergebnisse der ersten Projektphase auf ein komplexeres Bauteil übertragen. Die Fertigung der hybriden Bauteile erfolgt auf einer am Gießerei-Institut vorhandenen, modifizierten Druckgießmaschine. B) Auftauchverfahren zur Fertigung einkristalliner Turbinenschaufeln Im Rahmen des DFG-Forschungsschwerpunktes „Entwicklung eines Auftauchverfahrens zur Herstellung einkristalliner Turbinenschaufeln“ soll die gerichtete Erstarrung mittels einer neuen Verfahrenstechnik optimiert werden. Hierbei wird durch Herausziehen / Auftauchen eines Einkristallimpflings aus einer überhitzten Superlegierung ein von oben nach unten gerichtetes Kristallwachstum erzeugt. Dies hat im Vergleich zu den traditionellen Verfahren der gerichteten Erstarrung erhebliche Vorteile. Zum einen kann durch die Realisierung einer dünneren Formschale und einem damit einhergehenden höheren Temperaturgradienten an der Erstarrungsfront ein feineres Mikrogefüge erzielt werden. Zum anderen minimiert das von oben nach unten gerichtete Einkristallwachstum die Frecklesbildung, den Hauptgussfehler bei Turbinenschaufeln. C) Al-Legierungsoptimierung Die Legierungsentwicklung am Gießerei-Institut befasst sich verfahrensübergreifend mit der Werkstoffentwicklung. Unterstützt durch das Förderprogramm „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, fokussiert Forschungsbericht 2012/2013 ein mit Kooperationspartnern aus der Industrie durchgeführtes Vorhaben die Weiterentwicklung von 6000er und 7000er AlKnetlegierungen, aus denen u.a. Profile oder Draht, z. B. zur Produktion von Schrauben, hergestellt werden. Die gängigen für diese Bauteile verwendeten Legierungen verfügen für einige neue Anwendungsbereiche jedoch über unzureichende Gebrauchseigenschaften. Auf Basis von thermochemischen Berechnungen sollen die Legierungszusammensetzungen auf die gewünschten Eigenschaften optimiert, sowie Abschreck- und Aushärtbarkeit untersucht und validiert werden. Ziel ist die Einsparung unnötiger Prozessschritte zur Kostenersparnis. D) GenCast – Verbundguss auf dem Weg zur Prototypenfertigung Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen des ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) geförderte Verbundgussprojekt GenCast hat das Ziel, eine Verfahrenskombination aus Metallguss und selektivem Laserschmelzen zur Herstellung von Hochleistungswerkzeugen und -bauteilen aus Metall/Metall-Werkstoffkombinationen zu entwickeln. Auf dem jetzigen Stand der Forschung können bereits Probekörper im Verbund aus Werkzeugstählen und Kupfer sowie Gusseisen im Form- bzw. Stoffschluss hergestellt werden. Für diese Werkstoffkombinationen sollen erste Funktionsprototypen produziert und im Fertigungsbetrieb erprobt werden. E) Frecklesvorhersage erweitert um Schatteneffekte bei der gerichteten Erstarrung Freckles sind Gussfehler, die zumeist an der Oberfläche gerichtet erstarrter Superlegierungen wie CMSX-4 auftreten. Dabei handelt es sich um Ketten von Fehlkörnern, die durch Abscheren von Dendritenarmen aufgrund thermosolutaler Konvektion zustande kommen. Im Rahmen eines Grundlagenprojektes wurde ein bestehendes Freckleskriterium erweitert, so dass nun auch Schatteneffekte einbezogen werden. Schatteneffekte treten an den Flächen einer Gießtraube auf, die den Heizern abgewandt sind, d.h. im Zentrum der Gießtraube. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass die kritische Vergleichszahl zur Frecklesbildung an der Schattenseite um bis zu 25% überschritten wird. Validierungsexperimente zeigen, dass die 146 Freckles tatsächlich auch an diesen Stellen auftreten. a) b) c) d) F) Natürliche hierarchische Strukturen als Vorbilder für technische Bauteile Im Mittelpunkt des im DFG-Schwerpunkt SPP1420 geförderten Projekts stehen die Schalen der Pomelo Frucht und der Makadamia„Nuss“. Beide zeigen außergewöhnliche Eigenschaften, wie eine hohe Energiedissipation während des Aufpralls oder eine sehr schwer aufzubrechende Schale, welche durch eine spezielle Anordnung der vorhandenen Bausubstanz auf verschiedenen Skalenebenen, der sog. „Hierarchischen Struktur“, realisiert werden. Gemein- sam mit Biologen der Universität Freiburg und Materialwissenschaftlern der TU Berlin untersucht das Gießerei-Institut die unterschiedlichen hierarchischen Ebenen der natürlichen Vorbilder und überträgt die Struktur-FunktionsPrinzipien auf technische Bauteile. So konnte zum Beispiel aufgezeigt werden, dass das Absorptionsvermögen metallischer Schwämme entscheidend durch eine Faserverstärkung und Gradierung der Porendichte verbessert wird. Potentielle Anwendungen der bio-inspirierten Strukturen stellen Verpackungen für Gefahrengüter und Sicherheitsbekleidung dar. Ausgewählte Publikationen Bogner, S.; Hu, L.; Hollad, S.; Hu, W.; Gottstein, G.; Bührig-Polachek, A.: „Microstructue of a eutectic NiAl-Mo alloy directionally solidified using an industrial scale and a laboratory sale Bridgman furnace”, International Journal Materials Research, (Z. Metallkunde), 103, 2012, S. 17-23 (ISSN 1862-5282) Bührig-Polaczek, A.; Michaeli, W.; Spur, G.: „Handbuch Urformen“, Reihe „Handbuch der Fertigungstechnik“, Carl Hanser Verlag 2013, ISBN: 978-3-446-43406-6 Freyberger, S.; Oehl, F.; Vroomen, U.; Buehrig-Polaczek, A. : “On relation of development of speed of ultrasound in hardening polyurethane coldbox binders”. In: International journal of cast metals research. -London: Maney [u.a.] ISSN: 0953-4962, 1364-0461, 1743-1336. -26 (2013) , 5, S./Art.: 279-282 Ivanova, E.; Bührig-Polaczek, A.: „Investigation of the suitability of PA12-models made in the rapid prototyping process for the production of graded topology-optimized sponge structures in the investment casting“, Proceedings of CellMat Conference 2012, (ISBN 978-3-00-039965-7) L. Hu, W. Hu, G. Gottstein, S. Bogner, S. Hollad, A. Bührig-Polaczek: Investigation into microstructure and mechanical properties of NiAl-Mo composites produced by directional solidification, Materials Science and Engineering A, 539 (2012) 211-222. Ma, D.; Wu, Q.; Bührig-Polaczek, A.: „Some new observations on freckle formation in directionally solidified superalloy components“, Metallurgical and Materials Transaction B, Vol. 43B, 2, 2012, S. 344-353, (ISSN 1073-561) Schenke, G.; Joop, D.; Vroomen, U.; Bührig-Polaczek, A.: „Hybride Fertigungsverfahren zur Umsetzung gussintensiver Leichtbaukonzepte: Grundlagenforschung und Prozessentwicklung am Giesserei-Institut der RWTH Aachen University“; DGM Verbundwerkstoffe 2013: 19. Symposium Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde; Tagungsband; 03. – 05. Juli 2013, Karlsruhe–ISBN: 978-3-00-042309-3. Schüler, P.; Fischer, S.; F.; Bührig-Polaczek, A.; Fleck, C.: “Deformation and failure behavior of open cell Al foams under quasistatic and impact loading” : Materials Science&Engineering A587 (2013) 250–261 Forschungsbericht 2012/2013 147 Mitgliedschaften und Kooperationen Mitglied des Vorstandes „Deutscher Gießereifachleute e.V.“ (VDG) Sprecher des Vorstandes des Studientages Materialwissenschaften und Werkstofftechnik e.V. Sprecher des Vorstandes des Fakultätentages Materialwissenschaften und Werkstofftechnik Sprecher der Akademischen Interessensgemeinschaft Gießereitechnik (akaGuss) Gründungsmitglied des „aluminium engineering center e.V.“ (aec) Mitglied des Vorstandes „Wissenschaftlicher Arbeitskreis der Universitäts-Professoren der Werkstofftechnik e.V.“ (WAW) Mitglied des Stiftungsrates der Eisenbibliothek Mitglied des Stiftungsbeirates der Stiftung Sayner Hütte Mitglied im Editorial Board des „International Journal of Cast Metals Research“ Mitglied im Editorial Board von „Foundry Research “ Technische Universität Berlin Technische Universität Clausthal Technische Universität Kassel Technische Universität München Universität Freiburg Montanuniversität Leoben, Österreich Jiangsu University, Jiangsu, P.R. China Aluminum Casting Research Center (ACRC), Worcester Polytechnic Institute, USA Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Schweiz Promotionen Küthe, Fabian: Prozessoptimiertes Druckgießen von Stählen im teilflüssigen Zustand (2012) Bulla, Annemarie Karin: Messungen der fest-flüssig Grenzflächenenergie in ternären Systemen (2012) Hagemann, Katrin: Gießtechnische Herstellung offenporiger Implantate aus Ti6Al7Nb (2012) Oberschelp, Christian: Hybride Leichtbaustrukturen für den Karosseriebau - gusswerkstofforientierte Anwendungsuntersuchungen für das Druckgießen (2012) Hollad, Simon Daniel: Eignung des Verfahrens der gerichteten Erstarrung zur Herstellung von Gasturbinenschaufeln aus der intermetallischen NiAl-Legierung FG75 (2013) Lu, Hao: Development of the thin shell casting technology for downwards directional solidification (2013) Lao, Bin: Druckgegossene Metallhybridstrukturen für den Leichtbau-Prozess, Werkstoffe und Gefüge der Metallhybriden (2013) Freyberger, Stephan: Bestimmung der Härtungskinetik gashärtender Kernherstellungsverfahren zur numerischen Prozesssimulation (2013) Ivanov, Todor Stefanov: Herstellung mikrostrukturierter Oberflächen im Feingießverfahren (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Lehrstuhl für das gesamte Gießereiwesen und Gießerei-Institut Intzestr. 5 D-52072 Aachen Telefon: +49 (0)241 80-95880 Fax: +49 (0)241 80-92276 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.gi.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 BMBF; 2% Wirtschaft; 20% Sonstige; 33% DFG ohne SFB; 45% 148 A) Einführung in die Werkstofftechnik: Glas (Bachelor) Institut für Gesteinshüttenkunde, Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe Die Vorlesung behandelt die Natur des Glaszustandes im allgemeinen, die Strukturchemie und die Materialeigenschaften silicatischer Gläser sowie den industriellen Glasherstellungsprozess von der Rohstoffakquise bis zur Formgebung. B) Vertiefungsfächer I. Werkstofftechnik Glas (Phys. Chemie und Technologie des Glases) II. Thermodynamik und Reaktionskinetik nichtmetallischer Werkstoffe Name Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Reinhard Conradt Personal Professor 1 Oberingenieur 1 III. - Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 5 Inhalte zu den Vertiefungsfächern entnehmen Sie bitte: www.ghi.rwth-aachen.de Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 2 2 PS* DS** Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 5 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Der Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe des Instituts für Gesteinshüttenkunde hat sich die Aufgabe gestellt, eine Brücke von den werkstoffwissenschaftlichen und physikochemischen Grundlagen glasbildender Systeme zu den industriellen Schmelz- und Verarbeitungsprozessen zu schlagen. Schwerpunkte in der Lehre In der Lehre werden die Grundlagen der Werkstoffkunde oxidischer Gläser, der Physik und Chemie von Oxidschmelzen, der Mechanik viskoelastischer Medien, sowie der industriellen Schmelz-, Verarbeitungs- und Veredlungsprozesse vermittelt. Ergänzt wir dies Angebot durch Vorlesungen zur Thermodynamik nichtmetallischer anorganischer Werkstoffe, zur Kinetik der chemischen Reaktionen in Schüttgütern und zwischen Glas(schmelze) und Umgebungsmedium sowie zu speziellen Themen aus Produktionstechnik, Anlagenbau, der Chemie von Hochtemperaturschmelzen und der Herstellung und Anwendung von glasbasierten Verbundwerkstoffen. Forschungsbericht 2012/2013 Anlagen in der Glasindustrie Technologie des Flachglases Chemie der Glasschmelze Fügen mit Glas Forschungsschwerpunkte Die gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte umfassen experimentelle und theoretische Arbeiten zum thermodynamischen Zustand glasbildender Oxidsysteme inklusive der Modellierung der thermochemischen und -physikalischen Eigenschaften vielkomponentiger Gläser und Glasschmelzen und der daraus abgeleiteten, gezielten Entwicklung von Gläsern und Fügeloten mit vorgegebenen Eigenschaftsprofilen. Weitere Schwerpunkte sind die Chemie und Tribochemie der Glasoberfläche, die Thermodynamik, Kinetik und Prozesstechnik abschmelzender Haufwerke aus primären und sekundären Rohstoffen sowie die wärmetechnische Analyse industrieller Schmelzprozesse. A) Thermochemie Theoretische Kompetenz Thermodynamische Modellierung der Eigenschaften vielkomponentiger Oxidgläser und -glasschmelzen: Bildungswärmen, freie Bildungs-enthalpien, chemische Potentiale einzelner Oxide; Entropien, Viskositäts-Temperaturfunktion. Experimentelle Kompetenz Messung kalorischer Größen von Raumtemperatur bis 1600 °C; DSC, Einwurf-, Lö- 149 sungskalorimetrie, Calvet-Kalorimetrie, Differential-Thermoanalyse und hochpräzise, langzeitstabile Thermogravimetrie. Verdampfungsprozesse, Dampfdruckmessung, chemischer Potentiale in Schmelzen, DTA-TG in Kombination mit Massenspektrometrie (Jet-Kopplung). Thermoanalytik. Thermooptik. Viskosimetrie. B) Prozesstechnik Theoretische Kompetenz optischen Gläsern, Spülmaschinenfestigkeit von Haushaltsgläsern, Biokompatibilität von Glas im Kontakt in vivo. Chemisch-mechanische Politur (CMP) optischer/feinoptischer Gläser, Prozessverhalten von Poliermitteln, Charakterisierung der Poliersuspensionen. Nasschemische Oberflächenanalytik mit Tiefenauflösung im Bereich < 10 nm („nano-Ätzen“) D) Glaskeramische Verbundwerkstoffe Theoretische Kompetenz Wärmetechnische Prozessanalyse; Massen-, Wärme-, Leistungs-, Entropiebilanzen für Glasschmelzwannen. Entwicklung von zeitabhängigen Bilanzmodellen. Experimentelle Anwendungen Experimentelle Charakterisierung von HochT-Reaktionen in vielkomponentigen Haufwerken: thermische, chemische, kalorische Eigenschaften; Strahlungswärmeübergang. Messung und Visualisierung von Schmelzvorgängen: Einschmelzen, Auflösungsvorgänge, Verdampfung, Läuterung (druckabhängig). Primär-, Sekundärrohstoffe und Recycling; Rohstoffsubstitution; Wirkungsweise organischer, keramischer und metallischer Fremdstoffe auf die Glasqualität. Vermeidung der Bildung von Kondensaten in Abgasstrecken und Filteranlagen. C) Glasoberfläche Theoretische Kompetenz Thermodynamische Modellierung komplexer wässriger Systeme unter Berücksichtigung anorganischer und organischer Sustanzen. Modellierung der Adsorptionsgleichgewichte an Glasoberflächen im Kontakt mit o.g. wässrigen Lösungen. Modellierung der hydrolytischen Stabilität und der Korrosionsgeschwindigkeit beliebiger Oxidgläser in o.g. wässrigen Lösungen. Experimentelle Anwendungen Korrosionsverhalten technischer Gläser; Langzeittests; hydrolytische Stabilität von Forschungsbericht 2012/2013 Modellmäßige Anpassung der chemischen Zusammensetzung von oxidischen Gläsern an ein vorgegebenes Eigenschaftsprofil („reverse engineering“): thermomechanische Eigenschaften, chemisches Verhalten im Grenzflächenkontakt zu Metallen, Keramiken und reaktiven Atmosphären. Experimentelle Anwendungen Maßgeschneiderte Werkstoffentwicklung. Entwicklung von Glaslotsystemen für Verbunde: Keramik / Keramik, Keramik / Metall, Metall / Metall. Entwicklung gasdichter glaskeramischer Schichten für Metalle (Al, Stahl). Entwicklung und Optimierung faserverstärkter glaskeramischer Verbundwerkstoffe. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Effiziente Abgasreinigung von Borosilicatglas-Schmelzanlagen (AiFNr. 17069 N) Ziel des Vorhabens ist es, die Reinigung borhaltiger Abgase hinter Glasschmelzwannen so zu optimieren, dass die Emissionen dauerhaft auf ein Minimum reduziert weren. Dabei ist insbesondere die Problematik der Rekombinationen von staubförmigen zu gasförmingen Borverbindungen zwischen Sorptionsstufe und Filter zu beachten. Die Arbeiten basieren auf den zuvor gewonnenen Ergebnissen aus Emissionsmessungen und Minderungsversuchen an Abgasreinigungsanlagen im Borsilicatbereich sowie den bisherigen thermochemischen Berechnungen (HVG) und aus Untersuchungen der Kondensationskinetik im Labormaßstab (RWTH-GHI). Als Randbedingung muss darauf geachtet werden, 150 dass gesetzlich gefoderte Emissionsbegrenzungen für Staub, HCl, HF oder SO2 ebenfalls eingehalten werden. Auch das Auftreten flüssiger aggressiver Kondensate im Abgassystem muss in jedem Fall vermieden werden. Mit Hilfe der Berechnungen und Kondensationsversuche sollen die Prozessbedingungen für eine stabile Abgasreinigung sicher erkannt werden. Ebenso werden die abgeschiedenen Stäube und ggf. Gemengebestandteile auf ihre relevanten Inhaltstoffe analysiert. B) Initiatoren lokaler Glaskorrosion (DFG CO 249/9-1) Ziel der Untersuchung ist die Aufklärung der Identität von lokalen Initiatoren für Glaskorrosion. Offensichtlich sind bestimmte Stellen der Oberfläche besonders empfindlich gegen Wasserangriff. Die Frage ist, ob diese Stellen intrinsische Inhomogenitäten unter der Oberfläche sind, oder ob Adsorbate aus lokaler Übersättigung auf der Oberfläche liegen. Vor allem ist die chemische Natur der Initiatoren nicht bekannt. Dazu soll an Modellgläsern mit drei Oxidkomponenten der Zustand nach der Entstehung der Oberfläche in unterschiedlicher Atmosphäre, nach dem Kontakt zu Luftfeuchtigkeit und nach Exposition in wässrigen Medien analysiert werden. Modellrechnungen sollen zum einen Aussagen zur Natur (Dichte, Vernetzungsgrad) und zur chemischen Struktur der exponierten Oberflächen liefern. Durch SAXS-Messungen sowie durch Nanoindentation werden an ausgewählten Proben die Aussagen zur Natur der oberflächennahen Schichten experimentell geprüft. Weiterhin wird geklärt, welche Glasbestandteile als Initiatoren für Reaktionen mit Wasser in Frage kommen. Diese sollen dann, – zum Vergleich und zur Verfikation mit den sich von selbst einstellenden Verhältnissen – als Impfkeime aufgesetzt werden. C) Ultra Strong Glasses: Modell zur Vorhersage thermomechanischer Volumeneigenschaften vielkomponentiger oxidischer Gläser auf der Basis eines kombinierten quantenmechanischen und thermodynamischen Ansatzes (DFG SPP 1594 CO 249/11-1) Anstoß für das vorliegende Thema ist der Wunsch, ein tiefes wissenschaftliches Verständnis des Zusammenhanges zwischen der chemischen Zusammensetzung, der Struktur und den Forschungsbericht 2012/2013 thermomechanischen Eigenschaften von Gläsern zu erzielen. Ziel ist die Entwicklung eines Modells, das es erlaubt, den Zusammensetzungsraum auf Bereiche mit herausragenden mechanischen Eigenschaften hin quantitativ zu erkunden, sowie die Anwendung dieses Modells bei der Werkstoffentwicklung. Das Modell ist für die Vorhersage mechanischer Volumeneigenschaften vielkomponentiger oxidischer Gläser angelegt. Ausgangspunkt ist die Arbeitshypothese der Entsprechung von NahordnungsStrukturen in solchen Gläsern und Strukturen, die in den isochemischen kristallinen Systemen vorkommen. Diese Hypothese ist im Bereich der thermochemischen Eigenschaften gut bestätigt. In bezug auf mechaniche Eigenschaften ist sie jedoch noch ungenutzt, zum Teil aufgrund des fehlenden Verständnisses der Zusammenhänge, zum Teil wegen fehlender Daten der Kristalle. Die Brücke von den Einkristallen zu den vielkomponentigen Gläsern wird durch einen kombinierten Ansatz geschlagen. Das ist erstens ein quantenmechanischer (ab initio) Ansatz; er zielt auf die Eigenschaften und Strukturen der Kristalle sowie auf das Verständnis des Zusammenhanges zwischen beiden Kategorien ab. Das ist zweites ein thermodynamischer Ansatz; er zielt darauf ab, die Unterschiede zwischen einkomponentigen Kristallen und Gläsern durch phänomenologische Größen zu quantifizieren und die Superposition solcher Daten für vielkomponentige Gläser zu ermöglichen. Als „viel“ im Sinne des Projektes werden > 5 funktionale Oxidkomponenten angesehen, wie man sie in den meisten Industrieprodukten antrifft. Als Ausgangsbasis dient das System MgO-CaOAl2O3-SiO2-P2O5. Die geplanten experimentellen Arbeiten zielen als erstes ebenfalls auf die phänomenologische Bestimmung der Unterschiede zwischen einkomponentigen Gläsern und Kristallen. Da diese sich besonders sensibel in den Wärmekapazitäten bei tiefen T widerspiegeln, sollen an ausgewählten Proben entsprechende mikrokalorimetrische Messungen (in externer Kooperation) durchgeführt werden. Die Messung elastischer Modulen einkomponentiger Gläser dient dem gleichen Ziel. Hier soll eine akkustische Methode eingesetzt werden. Mit derselben Technik werden auch die modellmäßigen Vorhersagen für die Vielkomponentensysteme intensiv überprüft. Die Eignung des Modells für den Einsatz in der Werkstoffentwick- 151 lung soll am Ende des Projektes für einige Fälle demonstriert werden. D) Synthese und Feingussstrukturierung bioaktiver Gläser und deren Einfluss auf die Wechselwirkung zwischen Implantatoberfläche und angrenzender Zellen (DFG CO 249/14-1) Ziel ist es, in der gemeinschaftlichen Entwicklung alle relevanten Aspekte einer resorbierbaren Implantatoberfläche eines gezielt strukturierten, bioaktiven Glases ausgehend von Werkstoff über Herstellungsprozess bis hin zur biologischen Wirkung integrativ zu untersuchen und zu bewerten. Die gezielte Mikrostrukturierung wird dabei in vier Strukturaspekte aufgeschlüsselt. Diese umfassen als erstes die Größe des einzelnen Strukturelementes, die Geometrie/Form des Elementes, deren Abstandskorrelationen zueinander, sowie die Präzision bei der Formgebung der einzelnen Strukturelemente. Die Auswirkungen dieser vier Strukturaspekte auf knochenbildende Zellen stehen dabei im Fokus der Untersuchungen. Dabei kommen sowohl Einzeluntersuchungen zum Zuge, bei dem jeder Projektpartner einzelne Aspekte untersucht, als auch gemeinsame Arbeiten, bei der erst die Zusammenführung von Ergebnissen zu einem Fortschritt führen. Insbesondere die Einstellung und Analyse der Wirkung der Oberflächenstruktur erfolgt in enger Kooperation der Projektpartner. Für den Erfolg einer mikrostrukturierten Oberfläche stehen Werkstoffparameter wie Oberflächenspannung des Glases und Benetzungsverhalten zum (ebenfalls oberflächenstrukturierten) Formstoff sowie Prozessparameter wie Druck und Temperatur und deren Einfluss auf die Zellbesiedelung in enger Wechselwirkung. E) Absenkung des Energiebedarfes bei der Schmelze von Behälterglas (Industriekonsortium) Ziel des Vorhabens ist es, den spezifischen Energiebedraf der industriellen Glasschmelze im Bereich der Behälterglasproduktion auf ein Niveau < 3 GJ/t entsprechend 830 kWh/t zu drücken. Basierend auf einer Analyse des Betriebsverhaltens einer großen Zahl von Schmelzanlagen werden Konzepte entwickelt, die auf eine Erhöhung der Umsatzgeschwindigkeit der intrinsischen thermochemischen Prozesse zielen. Ausgewählte Publikationen R. Conradt: Thermal versus Chemical Constraints for the Efficiency of Industrial Glass Melting Furnaces, In: Processing, Properties, and Applications of Glass and Optical Materials, Ceramic Transactions Vol. 231, 2012, p. 25-36, R. Conradt: Chemische Beständigkeit. In Buch: Glastechnik Band 1 – Werkstoff Glass / Glass Technology – Glass: The Material. Deutsches Museum, (2012) p. 80-98, ISBN 978-3-940396-35-8. Schusser, M.J. Pascual, A. Prange, A. Duran, R. Conradt: Characterization of a soldering system consisting of a glass from the system CaO-Al2O3-B2O3-SiO2 and wollastonite, Ceramics International 39 (2013), p. 3753-3758. Takada, R. Conradt, P. Richet: Residual entropy and structural disorder in glass: A two-level model and a review of spatial and ensemble vs. temporal sampling. J. Non-Cryst. Solids 360 (2013) p. 13-20. Mitgliedschaften und Kooperationen American Ceramic Society Deutsche Glastechnische Gesellschaft (DGG) e.V. Hüttentechnische Vereinigung der Deutschen Glasindustrie e.V. Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema) e.V. International Commission on Glass Promotionen Neumann, Amelie: Vermeidung von flüssigen aggressiven natriumhaltigen Kondensaten in Elektrofiltern hinter Glasschmelzwannen (2012) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Institut für Gesteinshüttenkunde und Lehrstuhl für Glas und keramische Verbundwerkstoffe Mauerstr. 5 52064 Aachen Telefon: 80-94966 Fax: 80-92129 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.ghi.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 37% Wirtschaft; 45% DFG ohne SFB; 19% 152 Lehrstuhl für Prozessleittechnik Schwerpunkte in der Lehre A) Lehrveranstaltungen Der Lehrstuhl bietet Lehrveranstaltungen sowohl für den Grundlagenbereich als auch den Vertiefungsbereich an. Im Grundlagenbereich sind dies z.B. die Veranstaltungen Dynamik technischer Systeme, Prozessmesstechnik und Optimierung, im Vertiefungsbereich z.B. die Veranstaltungen Prozessautomation, Modelle der Leittechnik, CAE-Systeme und Data Mining. B) Projektpraktikum Prozessautomation Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 4 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 2 5 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 2 15 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Der Lehrstuhl für Prozessleitechnik vertritt das Gebiet der Prozessautomation in Forschung und Lehre. In der Lehre werden sowohl allgemeine Grundlagenveranstaltungen zur Dynamik und zur Messtechnik als auch spezielle vertiefende Vorlesungen zur Automatisierungstechnik, zur Modellbildung und zur Optimierung angeboten. In einem realitätsnahen, industriell instrumentierten Praktikum lernen die Studierenden die aktuellen Systemkonzepte und Technologien kennen. Ein theoretischer Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls ist die Beschreibung von leittechnischen Konzepten mit Metamodellen und die Handhabung dieser Metamodelle mit formalen Methoden. Ein Anwendungsschwerpunkt ist die Entwicklung von neuartigen Informationskonzepten zur durchgängigen Unterstützung des Engineerings, der optimierten Prozessführung und des Anlagenmanagements im Lifecycle einer Produktionsanlage. Der Lehrstuhl arbeitet eng mit Herstellern und Anwendern in der Prozessindustrie zusammen und unterstützt durch aktive Mitwirkung die nationale und internationale Normung im gesamten Bereich der Automatisierungstechnik. Forschungsbericht 2012/2013 Dem Lehrstuhl steht eine mit industrieller Sensorik und Aktorik ausgerüstete prozesstechnische Praktikumsanlage zur Verfügung. Diese Anlage kann wahlweise durch vorhandene Leitsysteme der Firmen ABB, Emerson, Honeywell, Invesys, Siemens und Yokogawa gesteuert und überwacht werden. Zusammen mit den Simulatoren sowie den Engineering- und AssetManagement Systemen steht den Studierenden ein umfangreiches Versuchsfeld für praxisnahe Projektpraktika zur Verfügung. C) Studienangebot Als Querschnittsfach richtet sich die Automatisierungstechnik an Studierende verschiedener Fachrichtungen, so z.B. im Bachelorbereich an Studierende des Werkstoffingenieurwesens, des Wirtschaftsingenieurwesens, des Computational Engineering Science und des Rohstoffingenieurwesens und im Masterbereich an Studierende der Automatisierungstechnik, des Werkstoffingenieurwesens oder des englischen Studiengangs Metallurgical Engineering. Forschungsschwerpunkte A) Modellierung und formale Methoden Ein traditioneller Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls ist die Analyse und Weiterentwicklung von modellgetriebenen Entwicklungsprozessen. Grundlage ist die Spezifikation einer Metamodelllandschaft zur formalen Beschreibung von Strukturzusammenhängen im Umfeld der Automatisierungstechnik. Am Lehrstuhl wurde in theoretischen Untersuchungen ein Konzept entwickelt, um Modelle selbst als aktive Komponenten zu modellieren. Auf einer solchen gedanklich aktiven Plattform können Modelle anderen Modellen Dienste anbieten. Ein 153 weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung von Sprachmitteln, um Modellinformationen einfach und konsistent auszutauschen. B) Assistenzsysteme zur Unterstützung der automatisierungstechnischen Ingenieurprozesse Inhalt dieses anwendungsbezogenen Forschungsfeldes ist die Entwicklung von assistierten und teilautomatisierten Prozessen zur Unterstützung des Automatisierungsingenieurs bei der Durchführung von Engineering- und Betriebsbetreuungsaufgaben. Ziel ist die qualitative Verbesserung, die Effizienzsteigerung und die Flexibilisierung sowie Standardisierung der Ingenieurprozesse. C) Plattformentwicklung und prototypische Implementierung Es gehört zum Selbstverständnis des Lehrstuhls, grundsätzlich sowohl die Funktionalität als auch die praktische Anwendbarkeit der entwickelten Methoden und Lösungen durch eine prototypische Implementierung zu verifizieren. Dazu wurde die ACPLT-Plattform entwickelt. Die ACPLT-Plattform beruht auf einem, in den Zielsystemen hinterlegten, aktiven Metametamodell, das eine modellgetriebene Entwicklung in der Laufzeitumgebung unterstützt. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) PandIX Kontakt: Andreas Schüller <[email protected]> PandIX ist ein Metamodell zur Beschreibung der funktionalen Struktur einer verfahrenstechnischen Anlage. Ausgangspunkt ist das Verständnis der Anlage als ein System aus Rohrleitungen, Behältern, Apparaten, Aktoren, Sensoren und PLT-Stellen. PandIX geht im Gegensatz zu dem generisch auf alle Arten von Aufbausystemen anwendbaren CAEX-Modell auf die speziellen Zusammenhänge und Elemente der verfahrenstechnischen Anlagen ein und erlaubt auf einem hohen Standardisierungsgrad eine einfache und formale Beschreibung der Anlagenfunktionen. Die Grundgedanken zum PandIX-Modell wurden in einem Projekt zusammen mit Oliver Drumm und Markus Remmel von der Siemens AG entwickelt. PandIX beschreibt nur die Aspekte, die aus Sicht der Prozessautomation von primärem Interesse sind. Es unterstützt sowohl eine graphische Darstellung der Anlagenstruktur als einfaches Forschungsbericht 2012/2013 P&I-Diagramm als auch die Darstellung im CAEX-Format. Das PandIX-Metamodell ist nicht nur die Grundlage eines Austausch-Formats, sondern kann auch die Basis eines aktiven Modells bilden. In dieser Veröffentlichung stellen wir einen Modellserver vor, der ein Online-Framework für verschiedene automatisierungstechnische Funktionen bildet. Dadurch ist ein dienstbasierter Zugriff auf R&I-Informationen zur Laufzeit möglich. Besonders für ein modellgetriebenes HMI sind diese Informationen notwendig. B) Serviceorientierte Modelle von Merkmalsystemen Kontakt: David Kampert <[email protected]> In einem laufenden DFG-Projekt werden zwei Hauptziele verfolgt: Die Konzeption und Entwicklung eines über alle Abstraktionsebenen hinweg durchgängigen und operativ realisierbaren Modells eines Merkmalsystems und die Konzeption und Entwicklung eines allgemeinen Dienstsystems, in dem alle im gesamten Lebenszyklus des Merkmalsystems auftretenden verwaltungstechnischen und betrieblichen Interaktionsformen einheitlich abgebildet werden. Ausgangspunkt ist die Entwicklung eines allgemeinen Metamodells für Merkmalsysteme. Das Metamodell umfasst eine Strukturbeschreibung, in der der allgemeine Aufbau eines Merkmalsystems festgelegt ist und eine Dienstschnittstelle, in der das Verhalten des Merkmalsystems abgebildet ist. Das Verhalten des Merkmalsystems wird vollständig durch sein Dienstsystem bestimmt. Sämtliche Interaktionen - sowohl die Verwaltung des Systems selbst als auch den operativen Betrieb betreffend werden ausschließlich über die Dienstschnittstellen abgewickelt. Diese Vorgehensweise ist naheliegend und aus anderen Bereichen bekannt, für das Merkmalsystem ist sie jedoch neu. Sie bietet eine Reihe von Vorteilen, so zum Beispiel eine formale Spezifikation der Manipulationsmöglichkeiten, eine über alle Modellebenen einheitliche und vollständige Spezifikation, eine leicht verständliche Beschreibung und eine einfache Implementierung im operativen betrieblichen Umfeld. Mit einem integrierten Merkmalsystem, wie es hier angestrebt wird, wäre ein semantisch eindeutiger, automatisierter Umgang mit merkmalbasierten Beschreibungsinformationen möglich. Die Konsequenzen für Normung, Planung und Betrieb wären enorm: homogene, durchgängige Funktionalität 154 steht gewerkeübergreifend zur Verfügung. Durch die Realisierung in Diensten ist keine zentrale, monolithische und an ein festes Modell oder Format gebundene Realisierung eines Merkmalsystems notwendig, wie dies heute typischerweise bei normierten Modellen der Fall ist. C) Automatisierte dynamische Synthese von Kontextmodellen zur Pumpenüberwachung Kontakt: David Kampert <[email protected]> Im Rahmen einer industriellen Zusammenarbeit des Lehrstuhls für Prozessleittechnik mit der Erdölraffinerie Emsland (ERE) der Deutschen BP in Lingen wurde das Ziel formuliert, über ausgewählte Pumpen der Raffinerie automatisiert möglichst viele Informationen zu gewinnen, die etwas über den Zustand der Pumpen aussagen. Dabei sollten die erforderlichen Pumpenparameter modellgestützt aus vorhandenen Messungen ermittelt werden. Das Problem hierbei ist, dass die Pumpen selber keine zugeordneten Messungen besitzen, sondern die relevanten Messungen sich je nach Schaltzustand der Anlage ergeben und sich die dazu passenden Modelle automatisch dynamisch konfigurieren müssen. Die entwickelte Überwachungsanwendung folgt einem aus sechs Softwareschichten bestehenden Entwurfsmuster, das systematisch die vorhandenen Anlageninformationen so aufbereitet, dass sie von entsprechenden Überwachungsfunktionen einheitlich genutzt und visualisiert werden können. Dabei sind höher liegende Schichten von tieferen Schichten abhängig und beziehen von diesen Informationen, nicht aber umgekehrt. Dadurch lässt sich die Anwendung modular aufbauen und leicht erweitern. D) M4P.AC – modulare Anlagenkonzepte Kontakt: Lars Evertz <[email protected]> Um die Time to Market neuer Produkte zu verkürzen und Investitionskosten bei neu errichteten Anlagen zu senken, wird vermehrt eine modulare Anlagenbauweise angestrebt. Damit soll der Planungsaufwand einer neuen Anlage durch ihre Komposition aus geeigneten, bereits entwickelten und – so zu sagen von der Stange – erwerbbaren Modulen verringert werden. Die Modularisierung von Anlagen ist bislang weitestgehend von der Verfahrenstechnik ge- Forschungsbericht 2012/2013 trieben. Noch mangelt es an geeigneten Konzepten zur Automatisierung einer modularen verfahrenstechnischen Anlage. Um solche Konzepte erforschen und validieren zu können, wird am PLT die modulare Anlage M4P.AC errichtet. Die Module der M4P.AC (Modular, Mobile, Multi Purpose, Multi Experience Plant) sind Säulen von sechseckiger Grundfläche. Sie erlauben somit eine dichte Packung und bieten genug Kontaktfläche zur Übergabe von Medien. Jedes Modul erfüllt mindestens eine verfahrenstechnische Grundoperation und ist autonom arbeitsfähig. Alle Module beherbergen ihre eigene Automatisierungshardware und Strukturinformationen. Durch die durchgängige Nutzung einer dienstorientierten Architektur wird eine hohe Flexibilität hinsichtlich verschiedener Softwarestrukturen erreicht. Dies erlaubt die Implementierung und Validierung verschiedener Automatisierungskonzepte für modulare Anlagen. E) ACPLT Laufzeitumgebung Kontakt: Sten Grüner <s.grü[email protected]> Der Erfolg eines Konzepts hängt nicht zuletzt von dessen technischer Umsetzung ab. Die Automatisierungstechnik stellt besondere Anforderungen an die Laufzeitsysteme wie z. B.: Echtzeitfähigkeit, Determinismus, Unterstützung der IEC 61131-3-kompatiblen Sprachen, Unterstützung heterogener Hard- und Software und Integration in bestehende Infrastruktur. Die ACPLT-Laufzeitumgebung erfüllt diese Anforderungen, indem sie auf ANSI C, strikte zyklische Ausführungsreihenfolge der Komponenten und Implementierung der Funktionsbausteinsprache als Basiskapselungsmechanismus setzt. Für die Kommunikation wird das offene Protokoll ACPLT/KS in binärer, sowie XML Form eingesetzt. Zusätzlich verfügt jeder Server über eine HTTP-Schnittstelle. Das hochportable System ist nicht nur auf unterschiedlichen Hardware-Plattformen (x86, ARM, µ-Controller), sondern auch auf unterschiedlichen Betriebssystemen (Windows, GNU/Linux) einsatzfähig. Aufgrund dieser Vielseitigkeit eignet sich das System für den Einsatz auf vielen Ebenen der Automatisierungspyramide. F) ACPLT Sequential State Chart (SSC) Kontakt: Florian Palm <[email protected]> 155 Sequential State Chart (SSC) ist eine Ablaufsprache, die zur Beschreibung von Prozeduren in der industriellen Automatisierungstechnik geeignet ist. Gleichzeitig ist es aber auch möglich, SSCs im Engineering als weiteres Werkzeug zur Projektierung einzusetzen. Die intuitive Syntax sorgt dafür, dass SSCs auch ohne tiefere Kenntnisse der Automatentheorie angewandt werden können. Dem SSC liegt das Konzept eines Zustandsautomaten zugrunde, mit dessen Hilfe es möglich ist, Abläufe durch Zustände und Transitionen zu beschreiben. Die Zustände und Transition sind in ein „Execution Frame“ eingebettet. Dieser Rahmen fungiert als Schnittstelle zur restlichen Steuerungs- oder Beschreibungsstruktur und fördert die Modularisierung und klare Strukturierung. Die Schnittstelle des „Execution Frames“ ist ähnlich wie bei Funktionsbausteinen über Einund Ausgänge organisiert. G) Browser-basierte PLSVisualisierung Kontakt: Holger Jeromin <[email protected]> Die Technologie ACPLT/HMI erlaubt eine Visualisierung von beliebigen Modellen innerhalb der ACPLT Technologien. Die Darstellung selbst wird innerhalb eines gebräuchlichen InternetBrowsers realisiert. Die Vorschrift für den Zusammenbau der Darstellung ist im Server als vollständiges Modell hinterlegt. Eine Interaktion durch den Bediener ist durch Gesten möglich. Diese sind äquivalent zu den Grafikprimitiven (Rechteck, Kreis, Ellipse, Text) als Objektstruktur innerhalb des Servers einsehbar. Das Modell der Darstellung ist formal beschrieben und kann daher automatisiert, zum Beispiel, über Regeln verändert werden. Ein System von Vorlagen erlaubt eine einfache Nutzung vorgefertigter Grafikelemente wie zum Beispiel für Pumpen und Ventile. Da die Vorlagendefinitionen explizit im Zielsystem abgelegt sind, erlauben sie gleichzeitig eine direkte Analyse der Logik der Vorlage. Damit kann eine vorhandene Vorlage einfach vom Anwender für seine Zwecke angepasst werden. ihrer Variabilität sind sie für verschiedenste Anwendungen im mobilen und stationären Bereich geeignet. Als Anwendungsbeispiele sind vor allem der Automobilbau, aber auch Heizungsanlagen, Notstromaggregate und Blockheizkraftwerke zu nennen. Da die Speicherung und der Transport von Wasserstoff aus verschiedenen Gründen problematisch sind, wird eine Vor-Ort-Erzeugung des von der Brennstoffzelle benötigten Wasserstoffs angestrebt. Eine Möglichkeit ist hierfür die Erzeugung von Wasserstoff aus Kohlenwasserstoffen (z.B.: Erdgas oder Diesel), die sogenannte Reformierung. Die Vorteile liegen dabei in der zur Verfügung stehenden Transportinfrastruktur, dem im Vergleich zur Verbrennung höheren Wirkungsgrad und der Möglichkeit der einfachen Synthetisierung von Kohlenwasserstoffen. Am Lehrstuhl wird zurzeit ein solches ReformerBrennstoffzellen System aufgebaut, das mit Methan betrieben wird. Der modulare Aufbau des Systems, die vielfältigen, nichtlinearen Zusammenhänge und die abnahmeseitig getriebenen (elektrische Last an der Brennstoffzelle wechselt) Betriebszustände sind von hohem Interesse für regelungstechnische Untersuchungen und eine Herausforderung für die Prozessführung. Weiterhin sind Untersuchungen und Methoden nötig, mit denen man die Anzahl der Sensoren reduzieren und dennoch den Prozess effizient betreiben kann. Hier bieten prozessbegleitende Simulationen einen Ansatz, um aus wenigen Messwerten auf weitere Prozesswerte zu schließen. H) Fuel Cell Energy (FCE) Kontakt: Kai Krüning <[email protected]> Brennstoffzellen sind ein wichtiger Bestandteil in unserer zukünftigen Energieversorgung. Mit Forschungsbericht 2012/2013 156 Ausgewählte Publikationen Epple, Ulrich: Agentensysteme in der Automatisierungstechnik/ Peter Göhner Hrsg.. - Berlin [u.a.] : Springer Vieweg. ISBN: 978-3-642-31767-5, 3-642-31767-7, 978-3-642-31768-2, S./Art.: 95-110 DOI: 10.1007/978-3-642-31768-2 Grüner, Sten; Epple, Ulrich: Paradigms for Unified Runtime Systems in Industrial Automation. In: Proceedings of the 12th European Control Conference (ECC) : July 17 -19, 2013, Zuerich, Switzerland. - Zürich, 2013. - ISBN: 978-3-95241734-8, S./Art.: 3925-3930 Kampert, David; Epple, Ulrich: A Service Interface for Exchange of Property Information. In: IECON 2013 : 39th Annual Conference of the IEEE Industrial Electronics Society. - Piscataway, NJ : IEEE, 2013. - ISBN: 978-1-4799-0223-1, S./Art.: 6920-6925 Kampert, David; Epple, Ulrich: Kernmodelle für die Systembeschreibung - Ein Konzept zur Vereinfachung = Core models for system documentation - A proposal for simplification. In: Atp-Edition : automatisierungstechnische Praxis. München : Oldenbourg Industrieverl.. - ISSN: 2190-4111, 0178-2320. - 54 (2012) 7/8, S./Art.: 40-48 Krüning, Kai; Epple, Ulrich: Plug-and-produce von Feldbuskomponenten - Allgemeines Framework dargestellt am Beispiel Profinet IO In: Atp-Edition : automatisierungstechnische Praxis. - München : Oldenbourg Wissenschaftsverlag. ISSN: 0178-2320, 2190-4111. - 11 (2013), S./Art.: 50-56 Schüller, Andreas; Epple, Ulrich: PandIX – Exchanging P&I diagram model data. In: ETFA 2012: IEEE 17th International Conference on Emerging Technologies and Factory Automation ; September 17-21, 2012, Krakow, Poland. - Piscataway, NJ : IEEE, 2012. - ISBN: 978-1-4673-4737-2 Schüller, Andreas; Epple, Ulrich; Elger, Jürgen; Müller-Martin, Andreas; Löwen, Ulrich: Business Processes and Technical Processes A comprehensive meta model for execution and development. In: 2013 11th IEEE International Conference on Industrial Informatics (INDIN) : Bochum, Germany ; 29-31 July 2013. - Piscataway, NJ : IEEE, 2013. - ISBN: 978-1-4799-0751-9, S./Art.: 30-35 DOI: 10.1109/INDIN.2013.6622853 Schüller, Andreas; Epple, Ulrich: PandIX – Exchanging P&I diagram model data. In: ETFA 2012: IEEE 17th International Conference on Emerging Technologies and Factory Automation ; September 17-21, 2012, Krakow, Poland. - Piscataway, NJ : IEEE, 2012. - ISBN: 978-1-4673-4737-2 Mitgliedschaften und Kooperationen Namur (Normen-Arbeitsgemeinschaft Messund Regeltechnik) VDI/VDE GMA (VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik) DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) VDEh (Verein Deutscher Eisenhüttenleute) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Lehrstuhl für Prozessleittechnik RWTH Aachen University Turmstrasse 46 52064 Aachen Tel. +49 (0) 241 80-94339 Fax +49 (0) 241 80-92238 www.plt.rwth-aachen.de [email protected] Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 28% Wirtschaft; 72% 157 IME Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Bernd Friedrich Personal PS* DS** „Thermische Gewinnungs- und Raffinationsverfahren“, „Hydrometallurgie“, „Ressourceneffizienz beim Metallrecycling“, „Technologie flüssiger Aluminium-Schmelzen“ und „Planung und Wirtschaftlichkeit metallurgischer Anlagen“. Bereits im Bachelor-Studium kommen die Studenten durch das Basisfach "Metallurgie und Recycling", über Labor-Praktika wie auch im Seminar "Methoden der Projektbearbeitung" mit dem IME in Berührung. Unsere Absolventen sind in der Lage, Herstellungsverfahren für metallische und nichtmetallische Werkstoffe mit optimalen Eigenschaften zu entwickeln. Im englisch sprachigen Master-Studium „Metallurgical Engineering“ bieten wir analoge Vorlesungen, Übungen und Abschlussarbeiten an. Der so ausgebildete Master-Ingenieur hat die Befähigung, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge bei Entscheidungsprozessen berücksichtigen zu können. Professor 1 Forschungsschwerpunkte Oberingenieur 1 Viele der aktuellen Forschungsprojekte des IME ordnen sich den beiden folgenden Hauptarbeitsgruppen zu. Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 22 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 8 14 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 28 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das IME vertritt die metallurgische Prozesstechnik mit dem Schwerpunkt „Nichteisenmetalle“ in Forschung und Lehre. Kernziele sind eine praxisbezogene Ausbildung von Prozessingenieuren sowie die Entwicklung nachhaltig umweltschonender und kosteneffizienter Verfahren zur Herstellung metallischer, insbesondere nichteisenbasierter Werkstoffe. Besondere Schwerpunkte bilden das Recycling sowie die Entwicklung und Optimierung von Prozessen für komplexe Hochleistungsmetalle. Hierbei werden neu entwickelte Verfahren, ausgehend von anwendungsorientierten Grundlagenarbeiten experimentell bis in den DemonstrationsMaßstab erprobt. Schwerpunkte in der Lehre Im Rahmen der Masterstudiengänge „Werkstoffingenieurwesen“ und „Wirtschaftsingenieurwesen“ wird die Vertiefung „Nichteisenmetallurgie“ durch folgende Module angeboten: Forschungsbericht 2012/2013 Vakuummetallurgie Zur Synthese hochreiner metallurgischer Werkstoffe kommt induktives Schmelzen (VIM), Elektroschlackeumschmelzen (ESU), Vakuumlichtbogenumschmelzen (VAR) sowie Elektronenstrahlschmelzen zum Einsatz. Durch vorgeschaltete metallothermische Reaktionen ist es möglich, hochschmelzende Metalle ohne Einsatz von Kohlenstoff als Reduktionsmittel herzustellen. Unter Schutzgas können Metalle, die eine hohe Affinität zu Sauerstoff und Stickstoff aufweisen (z. B. Titan, Nickelbasislegierungen) umgeschmolzen und gereinigt werden. Pyrometallurgie Die Recyclingmetallurgie ist Leuchtturm unserer Arbeit. Reaktoren bis in den Tonnenmaßstab werden zur Verarbeitung von Elektronikschrott, verbrauchter Katalysatoren aber auch industrieller Reststoffe wie Stäube, Schlämme oder Schlacken erprobt. Durch geschickte Kombination verschiedener Abfälle, Reduktionsmittel und Hilfsstoffe in angepassten Prozessfensterbereichen kann die Ressourceneffizienz maximiert werden. Verschiedene hydrometallurgische Behandlungsverfahren er-möglichen er- 158 gänzend das selektive Herauslösen von WertMetallen. Ausgewählte Forschungsvorhaben „Seltene Erden“ Das IME forscht an der nachhaltigen Gewinnung von Selten-Erd-Elementen aus Primär- und Sekundärrohstoffen. Die Forschung beinhaltet hierbei sowohl die pyrometallurgische Vorbehandlung, als auch die hydrometallurgischen Schritte der Laugung und Separation, sowie der Gewinnung mittels Schmelzflusselektrolyse. Während der Stand der Technik die Verarbeitung von radioaktivem Material in Verbindung mit hohen Chemikalienverbräuchen, Deponierestoffen und Abgasemissionen beinhaltet, liegt der Fokus am IME auf ökologisch verbesserten Verfahren, sowie der Erschließung unkonventioneller Rohstoffe, welche die Verfügbarkeit von Selten-Erd-Elementen außerhalb Chinas sichern. Zudem soll durch die Wahl entsprechender Erze die Problematik radioaktiver Begleitelemente gelöst werden. Während thermische Schritte hierbei vorrangig die Vorbereitung des Materials hinsichtlich der Abtrennung störender Begleitelemente und der Konditionierung der Verbindungen haben, zielt die Hydrometallurgie zum einen auf eine möglichst selektive Laugung ab, welche den Chemikalienverbrauch senkt und zum anderen Extraktionsverfahren, die den momentan betriebenen Aufwand erheblich verringern. Die darauffolgende Schmelzflusselektrolyse sieht vor allem eine verminderte Abgasemission bei hohem Automatisierungsgrad vor. Durch das Zusammenspiel der einzelnen Verfahren ergeben sich so aus ökologischer und ökonomischer Sicht wesentliche Vorteile gegenüber dem Stand der Technik. Metallurgie mariner Rohstoffe Forschungsbericht 2012/2013 Marine Rohstoffe gelten als Rohstoffquellen, die in jüngster Zeit wieder in den Fokus der Forschung kommen. Insbesondere im Bereich der Förderungstechnik, speziell der von Manganknollen, ist zurzeit ein großes Aufgebot an Forschungsaktivitäten zu beobachten. Die anschließende Aufbereitung und metallurgische Weiterverarbeitung hingegen stellen immer noch eine große Herausforderung dar, da noch keine erprobten Prozessrouten für dieses Material existieren. Im Rahmen eines Projektes mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist eine Studie für Manganknollen durchgeführt worden, die einen Überblick über die bisher erforschten Prozessrouten gibt. Des Weiteren sind vielversprechende Prozessschritte experimentell untersucht und validiert worden. Neu ist der Fokus neben den Hauptwertmetallen (Ni, Cu, Co) auf in geringeren Mengen enthaltene Metalle (Mo, V). Es zeigt sich, dass einige durchaus durchführbare Prozesse mit akzeptablen Ausbeuten zur Metallextraktion existieren, diese allerdings ein großes Optimierungspotential aufweisen. Zusätzlich muss ein Up-Scaling der Prozessketten stattfinden, um Aussagen über Kosten, Wirtschaftlichkeit und reale Ausbeuten zu treffen. Generell ist vielen entwickelten Prozessen gemein, dass große Mengen an Rückständen und/oder Abwasser produziert werden, deren weiterer Verbleib in der Vergangenheit selten untersucht worden ist. Wechselwirkungen in Al-Schmelzen Seit Beginn des Jahres 2013 beschäftigt sich das Open-Innovation-Forschungscluster AMAP (Advanced Metals and Processes) u.a. mit den Projekten „Schmelzereinheit“ und „Aluminiumrecycling“. Das IME ist an diesen Forschungsprojekten mit 4 Promotionen beteiligt. Das Projekt „Schmelzereinheit“ zielt auf die Entwicklung von Messverfahren zur Detektion von nichtmetallischen Einschlüssen in Aluminiumschmelzen. Das Ziel besteht darin, das optimale Messprin- 159 zip zu definieren, Verfahrensansätze u analysieren und hinsichtlich ihrer Eignung im Produktionsumfeld zu bewerten. Grundlegende Arbeiten erfolgen im Bereich Charakterisierung, Sedimentation und Agglomerationsverhalten relevanter Einschlussforen. Das Projekt „Aluminiumrecycling“ zielt auf die Verbesserung des gesamten Prozesses, insbesondere Ausbeute von Aluminium, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit. Einer der Forschungsschwerpunkte am IME ist es, den Einfluss von Pyrolyse- und Verbrennungsgasen auf die Krätzebildung, welche beim Recyceln von organisch kontaminierten Schrotten entstehen, zu bestimmen. Bei den organischen Verunreinigungen handelt sich in der Regel um Öl und Beschichtungssysteme, wie beispielweise Lacke und Kunststoffe. Diese Anhaftungen können durch eine thermische Vorbehandlung in separaten Ofenreaktoren entfernt werden. Die direkte Verarbeitung von Schrotten mit der Möglichkeit einer Organikpyrolyse in der Schmelzphase verursacht die Freisetzung von Pyrolysengasen direkt im Schmelzofen. Diese Gase reagieren mit Aluminium unter Bildung von Aluminiumoxid (Al2O3) und -Carbid (Al4C3). Zur Beschreibung der auftretenden gas/flüssig Reaktionen und den dadurch hervorgerufenen Aluminiumverlusten soll ein Modell aufgestellt werden, das auch auf experimentellen Daten im IME-Demonstrations-Kipptrommelofen (1 bis 2 t Aluminiumkapazität) basiert. Metallothermie Die aluminothermische Reduktion stellt besonders in Bezug auf Refraktärmetalle und deren Legierungen einen nicht ersetzbaren Forschungsbericht 2012/2013 pyrometallurgischen Gewinnungsprozess dar. Die Kombination der zwei charakteristischen Merkmale dieser Reaktion, der große Betrag an freiwerdender Energie sowie die sehr hohen Reaktionsgeschwindigkeit, führen zu einem selbstgängigen Fortschreiten der Reaktionsfront durch die gesamte Reaktionsmischung. Die Zusammenstellung der Reaktionsmischung bedarf einer ausführlichen thermochemischen Modellierung der Reaktionsenthalpien sowie Berücksichtigung weiterer Enthalpiebeträge wie Schmelzenthalpien und Mischungsenthalpien. Der Einfluss prozessrelevanter Parameter wie Formfaktor und Größe der Partikel sowie die Einstellung des Absetzverhaltens der Metallphase über Zugabe von Booster oder Flussmittel basieren ausschließlich auf empirischen Ermittlungen. Im Rahmen einer von der DFG geförderten Forschergruppe zum Thema „Prozessstufenminimierte Herstellung von Titan und Titanlegierungen“ wird die aluminothermische Reduktion von Titandioxid untersucht. Titan-AluminiumLegierungen stellen aufgrund dreier herausragender Eigenschaften (hohe Festigkeit, geringe Dichte und exzellente Korrosionsbeständigkeit) eine innovative Werkstoffgruppe dar. Aufgrund der kostenintensiven Herstellung sind Titanwerkstoffe noch auf Nischenanwendungen begrenzt. Die Verfügbarkeit von Titanrohstoffen minderer Qualität, aber höherer Verfügbarkeit und niedrigeren Kosten kann aber eine hohe Marktdurchdringung ermöglichen. Der Fokus der Untersuchungen liegt hierbei nicht nur auf dem Einsatz alternativer und konditionierter TiRohstoffe sondern auch insbesondere auf die Wechselwirkungen der Partikel untereinander und die Übertragbarkeit auf andere WerkstoffSysteme. 160 Ausgewählte Publikationen Akbari, Semiramis; Friedrich, Bernd: Closing the Mg-Cycle by Metal and Salt Distillation from Black Dross, Erzmetall, Vol. 66 (2013) Georgi-Maschler, Tim; Friedrich, Bernd; Weyhe, Reiner; Heegn, Hanspeter; Rutz, Michael: Development of a recycling process for Li-ion batteries, Journal of Power Sources, Vol. 207 (2012) Gisbertz, Kilian; Friedrich, Bernd: Auf kurzem Weg - Das Aachener Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie fördert den Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis, ReSource, Vol. 25 (2012) Kemper, Christoph, Friedrich, Bernd; Balomenos, Efthymios; Panias, Dimitrios: Thermodynamic analysis and experimental validation of carbothermically produced AlSi-alloy, Erzmetall, Vol. 66 (2013) Maurell-Lopez, Sebastian; Ayhan, Mehmet; Eschen, Marcus; Friedrich, Bernd: Autotherme Metallrückgewinnung aus WEEE-Schrott, Recycling und Rohstoffe, Band 5, Konferenzband, TK-Verlag, 2012 Milivojević, A. M.; Stopić, Srećko, Friedrich, Bernd; Stojanović, B.; Drndarević, D.: Forward stepwise regression in determining dimensions of forming and sizing tools for self-lubricated bearings, Metall, Vol. 67 (2013) Radwitz, Sebastian; Morscheiser, Johannes, Friedrich, Bernd: The Influence of Selected Slag Properties and Process Variables on the Solidification Structure during ESR, ICRF - 1st International Conference on Ingot Casting, Rolling and Forging, Proceedings, June 2012, Ingot Casting – Remelting 2 Spiess, Peter, Friedrich, Bernd: Experimental Research on the Absorption of Fluorine in gamma-TiAl during Electroslag Remelting, LMPC 2013, 22-25.09.2013, Austin, USA, Mitgliedschaften und Kooperationen (mit Erläuterung der Akronyme) AKR e. V. - Aachener Kompetenzzentrum Ressourcentechnologie AMAP GmbH - Cluster Vorstufe „Advanced Materials And Processes” DFG - Forschergruppe Titan mit Uni Clausthal und Freiberg aec - Aluminium Engineering Center; Werkstoffforschung CHAMP - Centre of Highly Advanced Metals and Processes Umwelt- und Werkstoffforum der RWTH Aachen GDMB - Gesellschaft für Bergbau, Metallurgie, Rohstoff- und Umwelttechnik e. V. Donetsk National Technical University, Ukraine National Technical University of Athens, Griechenland Erasmus-Kooperationen mit Izmir, Istanbul, Maribor und Athen Promotionen Singh, Hira Prasad: Implementation of a Novel Technology for the Recovery of Cobalt from Copper Smelter Slags (2012) Zeng, Guizhi: Development of a Zinc-Tin Electroplating Process from Deep Eutectic Solvents based on Choline Chloride and Ethylene Glycol (2012) Möller, Claudia Andrea: Möglichkeiten der elektrolytischen Titanherstellung unter Verwendung von TiO2 + C Mischungsanoden (2013) Reitz, Jan Bertil: Elektroschlackedesoxidation von Titanaluminiden (2013) Ruschmann, Florian: Basic parameters of a three-layer electrorefining process for solar grade silicon (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 10% Kontakt Institut: IME Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling der RWTH Aachen Anschrift: Intzestraße 3, 52056 Aachen Telefon: ++49 241 80 95851 Fax: ++49 241 80 92154 E-Mail: [email protected] Homepage: www.ime-aachen.de DFG ohne SFB; 11% BMBF; 11% Wirtschaft; 63% EU; 4% Forschungsbericht 2012/2013 161 Institut für Metallkunde und Metallphysik und Lehrstuhl für Werkstoffphysik Univ.-Professor Dr. rer. nat. Dr. h. c. Günter Gottstein (bis September 2013) Univ.-Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel (seit Juni 2013) Personal PS* DS** Professor 1 Oberingenieur 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 18 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 9 3 Studentische Hilfskräfte 23 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Die Forschung und Lehre am Institut für Metallkunde und Metallphysik (IMM) beschäftigt sich mit den grundlegenden Beziehungen zwischen Struktur und Eigenschaften von Werkstoffen und den zugrundeliegenden physikalischen Vorgängen. Die Eigenschaften moderner metallischer Werkstoffe werden weniger durch ihre chemische Zusammensetzung als vielmehr durch die räumliche Anordnung von Elementen und Defekten, ihre Mikrostruktur, bestimmt. Am IMM können diese mit einer Vielzahl von Methoden vom Nano- bis in den Millimeterbereich und auch in-situ untersucht und verstanden werden, um so Werkstoffe und Modelle zu verbessern. Schwerpunkte in der Lehre Die Lehrveranstaltungen des IMM decken einen weiten Themenbereich von den grundlegenden Forschungsbericht 2012/2013 materialphysikalischen Vorgängen bis hin zur konkreten technischen Anwendung, Charakterisierung und Optimierung von Werkstoffen ab. Unser Lehrangebot richtet sich damit an Bachelor- und Masterstudenten der Studienrichtungen Werkstoffingenieurwesen Wirtschaftsingenieurwesen (Schwerpunkt Werkstoff- und Prozesstechnik) Materialwissenschaften (B. Sc.) Metallurgical Engineering (M. Sc.) Computational Engineering Science (Schwerpunkt Werkstoffphysik). Im Einzelnen werden folgende Vorlesungen und Übungen zum Teil in Zusammenarbeit mit externen Lehrbeauftragten regelmäßig auf Deutsch und/oder Englisch angeboten: Materialkunde/ Werkstoffphysik I&II (d/e) Herstellung, Verarbeitung und Eigenschaften der Nichteisenmetalle Moderne Probleme der Materialwissenschaften Theoretische Metallkunde I / II Advanced Physical Metallurgy Heterogene Gleichgewichte Micromechanics of Materials Introduction to Texture Analysis Spezielle Kapitel der Metallkunde Aluminium Weiterverarbeitung Angewandte Metallkunde des Aluminiums Geschichte der Metalle Eigenschaften und Anwendung metallischer Verbundwerkstoffe Das IMM ist außerdem an mehreren Ringvorlesungen und Seminaren beteiligt. Insbesondere werden auch metallphysikalische Praktika unterschiedlichen Umfangs für die deutschen und englischen Studiengänge durchgeführt. Forschungsschwerpunkte A) Grenzflächendynamik Die Mikrostruktur als Basis der Werkstoffeigenschaften wird grundlegend durch ihre Grenzflächen bestimmt. Am IMM werden die zugrundeliegenden Mechanismen bei der Korngrenzenbewegung und ihre Abhängigkeit von Grenzflächenstruktur, Chemie und Mikrostruktur untersucht. Experimentell kommen hierbei neben der Kristallzüchtung insbesondere Röntgen- und Elektronenstrahlen und speziell entwickelte in-situ Verformungs- und Heizapparaturen zum Einsatz. 162 B) Plastizität und Nanomechanik Die hohe Festigkeit vieler Konstruktionswerkstoffe wird durch die gezielte Verstärkung mit intermetallischen Phasen erreicht. Deren mechanische Eigenschaften sind jedoch aufgrund ihrer meist komplexen Kristallstruktur und Sprödigkeit als Einzelphase bisher kaum verstanden. Neue nanomechanische Methoden erlauben nun systematische Studien. Sie bieten so die Möglichkeit, unser Verständnis drastisch zu verbessern, um damit zukünftig das Potential dieser riesigen Werkstoffklasse besser ausnutzen zu können. C) Nanostrukturen Die Strukturierung von Werkstoffen auf der Nanoskala bietet vielversprechende Eigenschaftsverbesserungen. Am IMM richtet sich das Augenmerk hierbei sowohl auf feinkörnige Werkstoffe als auch Verbunde für den Hochtemperatureinsatz in Turbinen, wie in-situ Komposite auf Basis von NiAl. Im Vordergrund stehen dabei ihre Grenzflächenstrukturen und mechanischen Eigenschaften, die mittels TEM und mechanischer Prüfung bei erhöhten Temperaturen untersucht werden. D) Magnesium und Texturen Magnesiumlegierungen sind aufgrund ihrer geringen Dichte von hohem Interesse für den Leichtbau. Für ihren wirtschaftlichen Einsatz muss jedoch die Kaltumformbarkeit verbessert werden. Am IMM werden hierfür die Einflussmöglichkeiten auf die Gefüge- und Texturentwicklung während der Verformung und Rekristallisation untersucht. Ziel ist dabei die gezielte Einstellung der mechanischen Eigenschaften als Funktion der Korngröße, Textur und Ausscheidungsverteilung. E) Werkstoff- & Prozessmodellierung Die am IMM experimentell untersuchten physikalischen Prozesse der Erholung, Rekristallisation, Verfestigung und Ausscheidung stellen die wesentlichen Vorgänge in der industriellen Fertigung dar. Sie bestimmen die Mikrostruktur und damit die Materialeigenschaften. Ein wesentlicher Bestandteil der Werkstoffoptimierung liegt daher in der Vorhersage der Textur und Mikrostruktur entlang der Gesamtprozesskette. Am IMM wird hierzu neben der physikalischen Modellbildung vor allem die Entwicklung und Anwendung moderner Simulationswerkzeuge vorangetrieben. Forschungsbericht 2012/2013 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Wärmebehandlung hochmanganhaltiger TWIP-Stähle Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 761 ‚Stahl – ab initio‘ wird am IMM die Gefügeentwicklung in Fe-Mn-C-/Fe-Mn-Al-C-TWIPStählen während der Glühung im Teilprojekt ‚Wärmebehandlung‘ untersucht und modelliert. Da die Verformung, z.B. das Kaltwalzen bei der Blechherstellung, einen signifikanten Einfluss auf das Materialverhalten während der anschließenden Wärmebehandlung hat, ist die Charakterisierung des verformten Zustands unerlässlich. Es wurde herausgefunden, dass die Mikrostruktur- und Texturentwicklung in TWIPStählen stark vom Einsetzen der mechanischen Zwillingsbildung bei mittleren Walzgraden und der Scherbandbildung bei hohen Walzgraden abhängt. Die während der Wärmebehandlung stattfindende primäre Rekristallisation führt zu einer Textur, die einer abgeschwächten Walztextur entspricht. Die Intensität dieser Rekristallisationstextur kann über den Volumenbruchteil der Verformungsscherbänder geändert werden. Ein weiterer Forschungsaspekt stellte den Einfluss der Wärmebehandlung auf die finalen mechanischen Eigenschaften heraus. Eine gezielte Erholungsglühung, ermöglicht eine Erhöhung der Duktilität mit gleichzeitiger Beibehaltung einer hohen Streckgrenze. Die optimalen Prozessparameter konnten durch Texturuntersuchungen ermittelt werden. B) Kornvergrößerung in polykristallinen Werkstoffen Im Rahmen des DFG „Reinhard-Koselleck Projektes“ Massiv Parallele Werkstoffsimulation werden am IMM Algorithmen zur Simulation von Mikrostrukturen entwickelt, die eine effiziente Nutzung moderner Computerarchitekturen und Parallelisierungskonzepten ermöglichen. Darunter werden sowohl Modelle zur Verformungs-, Rekristallisations- als auch zur Kornwachstumssimulation konzipiert, die die Mikrostruktur und somit die Veränderung der Materialeigenschaften durch die jeweiligen Bearbeitungsvorgänge prognostizieren können. Das Kornwachstum ist die Vergrößerung der Kristallite eines Vielkristalls, die während der Wärmebehandlung nach der primären Rekristallisation stattfindet. Um das Kornwachstum effizient simulieren zu können, wurde eine sog. 163 Level-Set-Methode entwickelt, die die Beschreibung aller Charakteristiken und Abhängigkeiten einer Mikrostruktur ermöglicht. Eine Besonderheit des Modells ist die Beschreibung der Oberflächenbewegung durch die Evolution einer impliziten Funktion. Es können dabei Anisotropien abgebildet werden, die sowohl Oberflächenenergien und –mobilitäten als auch Energien von Berührpunkten höherer Ordnung beschreiben. Mit Hilfe dieser Methode soll der Einfluss der genannten Größen auf die Mikrostrukturentwicklung von Metallen während der Wärmebehandlung erforscht werden. Simulierte Mikrostrukturen zur Untersuchung des Effekts der Textur auf den Kornwachstumsprozess, hier insbesondere der S-Lage (lila) auf die Goss-orientierten Körner (Gelb). C) Verformung von Magnesiumlegierungen Aufgrund der hexagonalen Kristallstruktur ist die plastische Verformung von Magnesiumlegierungen im Allgemeinen äußerst komplex. Dies liegt daran, dass dabei mehrere sehr unterschiedliche und miteinander wechselwirkende Mechanismen gleichzeitig aktiviert werden müssen. Neben dem Versetzungsgleiten in unterschiedlich "glatten" Kristallebenen zählt hierzu auch die Zwillingsbildung. Um diese Vorgänge zu verstehen, wurden Experimente durchgeführt, in denen die Aktivierung der Mechanismen gezielt gesteuert wurde. Dies ermöglichte eine Separation auftretender Effekte. Zur genauen Interpretation der Messungen wurde das vorhande ne Modell "GIA" zur Texturvorhersage derart erweitert, dass es die hexagonale Struktur, die unterschiedlichen Gleit- und Zwillingssysteme und die in dieser Kombination auftretende Verfestigung berücksichtigt. Dieses Modell "GIA-TW" zeigte sich in der Lage, alle Experimente in Hinblick auf Verfestigung und Texturentwicklung gut und widerspruchsfrei abzubilden, so dass die Verformung von Magnesiumlegierungen jetzt besser verstanden ist und gleichzeitig ein Modell zur technischen Anwendung vorliegt. Ausgewählte Publikationen L. A. Barrales Mora, G. Gottstein, L. S. Shvindlerman: Effect of a finite boundary junction mobility on the growth rate of grains in two-dimensional polycrystals; Acta Materialia 60 (2012) 546-555. X. Li, F Jiao, T. Al-Samman, S. Ghosh Chowdhury: Influence of second-phase precipitates on the texture evolution of Mg-AlZn alloys during hot deformation; Scripta Materialia 66 (2012) 159-162. L. Hu, W. Hu, G. Gottstein, S. Bogner, S. Hollad, A. Bührig-Polaczek: Investigation into microstructure and mechanical properties of NiAl-Mo composites produced by directional solidification, Materials Science and Engineering A, 539 (2012) 211222. D. A. Molodov, C. Günster, G. Gottstein, L. S. Shvindlerman: A novel experimental approach to determine the absolute grain boundary energy; Philosophical Magazine 92 (2012) 4588-4598. T. Al-Samman: Modification of texture and microstructure of magnesium alloy extrusions by particle-stimulated recrystallization; Materials Science and Engineering A 560 (2013) 561-566. C. Haase, S. Ghosh Chodhurry, L. A. Barrales Mora, D. A. Molodov, G. Gottstein: On the relation of microstructure and texture evolution in an austenitic Fe-28Mn-0.28C TWIP steel during cold rolling; Metallurgical and Materials Transactions A 44 (2013) 911-922. J. Hirsch, T. Al-Samman: Superior light metals by texture engineering: Optimized aluminum and magnesium alloys for automotive applications; Acta Materialia 61 (2013) 818-843. J. E. Brandenburg, L. A. Barrales Mora, D. A. Molodov, G. Gottstein: Motion of a grain boundary facet in aluminum; Acta Materialia 61 (2013) 5518-5524. Forschungsbericht 2012/2013 164 Mitgliedschaften und Kooperationen Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V., DGM Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V., DPG Stahlinstitut VDEh Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, acatech Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz Advanced Metals and Processes, AMAP GmbH TMS: The Minerals, Metals, and Materials Society MRS: Materials Research Society APS: American Physical Society IOP: Institute of Physics Promotionen Song, Jia: Microstructure and Mechanical Properties of NiAl Composites (2012) Gloßner, Sheila Marie: Experimentelle Ermittlung und Modellierung von spannungsabhängiger Erholung in Aluminiumlegierungen (2012) Mu, Sijia: The Effects of Twinning on Deformation Texture (2013) Günster, Christoph Michael: Magnetically and Capillary Driven Grain Boundary Motion in Zinc Bicrystals (2013) Li, Xiaohui: Enhanced Ductility of Mg Alloys Containing Rare Earth Elements (2013) Liu, Zhenshan: Through Process Modeling of Phase Evolution in Work Hardening Aluminium Wrought Alloys (2013) Zhou, Jian: Molecular dynamics simulation of grain boundary migration (2013) Witte, Marco: Texture Optimization of Ni-5at%W for Coated Conductor Applications (2013) Berghammer, Rolf: Influence of the Precipitation State on the Thermal Stability of Severely Deformed Aluminum Alloys (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 1% Kontakt Institut für Metallkunde und Metallphysik RWTH Aachen University 52056 Aachen Germany Wirtschaft; 32% DFG ohne SFB; 53% Gebäude/Deliveries: Kopernikusstraße 14, 52074 Aachen, Germany Telefon: Fax: E-Mail: Homepage: +49 (0)241 80-26855 +49 (0)241 80-22301 [email protected] www.imm.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 SFB; 14% 165 Institut für Bildsame Formgebung Prof. Dr.-Ing. G. Hirt Personal PS* Professor DS** 1 Forschungsschwerpunkte Oberingenieur Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 5 24 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 9 13 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 38 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Bildsame Formgebung lehrt und forscht seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf dem Gebiet der Umformtechnik. Dies umfasst die Massiv- und Blechumformung von der Halbzeugfertigung bis zum umgeformten Bauteil. Neben Umformmaschinen im Industriemaßstab (Walzen, Freiformschmieden, Ringwalzen, Blechumformung) verfügt das Institut über anspruchsvolle Materialprüftechnik und umfassende Erfolge in der Entwicklung und Anwendung numerischer Simulationsmethoden für die Werkstoffmodellierung und Prozesssimulation. Schwerpunkte in der Lehre In der Lehre werden in Vorlesungen, Übungen, Praktika und Projektarbeiten umformtechnisches Grundwissen sowie vertiefende Kenntnisse zu wissenschaftlichen Methoden und SoftSkills vermittelt. Im Einzelnen werden folgende Veranstaltungen zum Teil in Zusammenarbeit mit externen Lehrbeauftragten regelmäßig angeboten: Einführung in die Umformtechnik (Hirt) Forschungsbericht 2012/2013 Grundlagen und Lösungsmethoden der Umformtechnik (Hirt) Prozessketten der Umformtechnik (Hirt) Neuere Entwicklungen in der Umformtechnik (Hirt) Methoden der Projektbearbeitung (Hirt) Modellierung von Umformprozessen (Franzke) Einführung in die FEM (Bambach) Introduction to Metal Forming (Hirt) Fundamentals and Solving Methods in Metal Forming (Hirt) Externe Lehraufträge: Walzwerktechnik (Dr. Pawelski) Verarbeitung und Anwendung von Bandmaterial für die Elektroindustrie (Prof. Wuppermann) Zu den Forschungsschwerpunkten des IBF zählen sowohl die unterschiedlichen Verfahren und Prozessketten zur Herstellung von Halbzeugen als auch deren Weiterverarbeitung zum einsatzfähigen Produkt. Angesprochene Anwendungsbranchen sind insbesondere die Verkehrstechnik (Fahrzeugtechnik, Luftfahrt), die Energietechnik, der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Medizintechnik und Mikrofertigung. Für diese Bereiche entwickelt das Institut häufig in enger Kooperation mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft neue Verfahren und Produkte unter Nutzung moderner Versuchsanlagen in industriellem Maßstab. Darüber hinaus nutzt und entwickelt das Institut anspruchsvolle Simulationsmethoden für die Werkstoff- und Prozesssimulation. Hierfür erfolgt eine umfassende Charakterisierung des Werkstoffverhaltens und der Gefügeentwicklung mit modernsten Prüfverfahren für die Umformbedingungen der Blech- und Massivumformung. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Schnelle Walzmodelle für das Grobblechwalzen Die genaue Voraussage von Walzkraft und Walzmoment so der Gefügeentwicklung ist für die Prozessauslegung und Prozessführung seit jeher von großer Bedeutung. Für die industrielle Praxis wurde am IBF im Rahmen diverser Kooperationen ein sehr schnelles Modell in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Das Modell „RoCaT“ (Rolling Calculation Tool) ist in der Lage integrale Prozessgrößen, wie Walzkraft 166 und Moment, sowie Verteilungen von Formänderung, Temperatur und Korngröße im Walzgut für komplette Stichpläne innerhalb von Sekunden zu berechnen. Das Modell ist derzeit für das reversierende Walzen von Grobblech in sämtlichen Walzgutdicken ausgelegt. Eine wesentliche Neuerung des auf der elementaren Theorie basierenden Modells ist das eigens entwickelte Schermodell. An umfangreichen FE-Simulationen parametriert, ist es in der Lage, die elementare Streifentheorie an diskreten Rechenpunkten über der Walztafeldicke mit Werten für die Scherung zu ergänzen. Dieses ermöglicht einerseits die Visualisierung der lokalen Formänderungsverteilung im Walzspalt in schnellen Modellrechnungen, sowie die höhenaufgelöste Berechnung der Austenitkorngröße auf Basis von lokalen Formänderungswerten. Die Parametrierung der hinterlegten Materialmodelle geschieht in der Regel durch Werkstoffcharakterisierung im Labor. Für industrienahe Anwendungen bietet sich die inverse Parameteranpassung mit Hilfe von Messdaten aus dem Produktionsprozess an. Durch die kurzen Berechnungszeiten des Modells in Kombination mit seiner hohen Vorhersagegenauigkeit sind Forschungsbericht 2012/2013 auch solche Anwendungsfälle umsetzbar, die es erfordern invers - und damit iterativ in einem Optimierungsschema - zu einer Kraftvorhersage zu kommen. B) Freiform-Leichtbaufassaden In Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Bildsame Formgebung (IBF) und dem Lehrstuhl für Tragkonstruktionen (TRAKO) der RWTH Aachen wurde ein Baukonzept für selbsttragende Freiform-Leichtbaufassaden entwickelt. Dieses Baukonzept ermöglicht es, durch die Kombination aus Tesselierung und Faltung komplex geformte Hüllflächen durch Einzelteile zu approximieren und soweit zu versteifen, dass auf eine materialintensive Unterkonstruktion weitestgehend verzichtet werden kann. Die auf Basis der inkrementellen Blechumformung (IBU) entwickelte flexible Fertigungskette eignet sich für die Produktion der Fassadenelemente und ermöglicht sogar die Realisierung von FreiformEntwürfen mit einer Vielzahl individueller Einzelteile. Die praktische Umsetzbarkeit des Baukonzeptes für selbsttragende Freiformstrukturen, z.B. für den Dach- und Fassadenbereich, konnte am Beispiel des realisierten Musterbauwerks gezeigt werden. Dabei wurden alle erforderlichen Schritte vom Entwurf über Planung und Fertigung bis hin zur Montage erprobt und optimiert. Das gesamte Musterbauwerk wurde aus nichtrostendem Stahlfeinblech gefertigt und überspannt eine Fläche von ca. 30 m² (4,4 m x 7,0 m) bei einer Gesamthöhe von 3,6 m. Das enorme Leichtbaupotential des Baukonzeptes konnte dabei durch ein Flächengewicht von weniger als 16 kg/m² bestätigt werden. C) Herstellung und Weiterverarbeitung hochmanganhaltiger TWIP-Stähle für den Einsatz als crash-relevante Bauteile im Automobil 167 Hochmanganhaltige TWIP-Stähle zeichnen sich durch außergewöhnliche mechanische Eigenschaften aus, welche sie sehr interessant für den Einsatz als Strukturwerkstoffe im Automobil machen. Da diese Werkstoffe mit konventionellen Verfahren nur sehr aufwendig herstellbar sind, untersucht das IBF das Dünnbandgießen nach dem Zweirollenverfahren, das die endabmessungsnahe Warmbandherstellung direkt aus der Schmelze ermöglicht. An der vertikalen Bandgießanlage des Instituts für Bildsame Formgebung wurden verschiedene hochmanganhaltige Legierungen erfolgreich zu Warmband vergossen. Während die rissfreie Oberfläche eine hohe Qualität aufweist, ist das Bandinnere durch eine inhomogene Kornverteilung und ausgeprägte Mikroseigerungen infolge der dendritischen Erstarrung geprägt. Eine speziell entwickelte thermo-mechanische Nachbehandlungsroute ermöglicht es, die Seigerungen aufzulösen und ein rekristallisiertes Kaltband mit homogener Kornverteilung einzustellen. Dazu werden die Warmbänder mit einem Kaltwalzgrad von 50 % auf eine Enddicke von 1 mm gewalzt und anschließend einer 30-minütigen Glühbehandlung unterzogen. Die rekristallisierten Kaltbänder wurden zu hexagonalen Halbschalen gebogen und zu Forschungsbericht 2012/2013 Crashboxen verschweißt. Diese wurden in einem Fallturm mit einer Energie von 5 kJ belastet und mit Crashboxen aus industriell eingesetzten Stählen verglichen. Am Beispiel der Legierung Fe-17Mn-0.3C-1.5Al ist zu sehen, dass die Crashbox nahezu um die Hälfte gestaucht wurde, um die gesamte Energie aufzunehmen. Als Bewertungkriterium dienen die aufgenommene Energie, die gemessene Kraft und der zurückgelegte Stauchweg. Diese Werte zeigen die hervorragenden Crash-Eigenschaften des bandgegossenen, hochmanganhaltigen Stahls, welche denen eines industriell gefertigten Dualphasenstahls DP800 entsprechen. 168 Ausgewählte Publikationen M Daamen, S. Richter, G. Hirt. „Microstructure Analysis of High-manganese TWIP Steel produced via Strip casting“ Key Engineering Materials, Vol. 554-557, 21.-24. April 2013, 16th annual ESAFORM Conference on Material Forming, Page 553-561 (ISBN 978-3-03785-719-9) T. Henke, M. Bambach, G. Hirt. „Quantification of uncertainties in grain size predictions of a microstructure-based flow stress model and application to gear wheel forging“, CIRP Annals (2013), Vol. 62/1, Page 287-290 (ISSN 00078506) V. Jenkouk, J. Seitz, G. Hirt. „Ringwalzen nicht-rechteckiger Querschnitte“ 28. ASK Umformtechnik, 07.-08. März 2013, Aachen, Page 55-64 (ISBN 3-86130-955-6) D. Bailly, G. Hirt, R. Herkrath, M. Trautz. “Selbsttragende Leichtbaufassaden aus Edelstahl durch inkrementelle Blechumformung” 28. ASK Umformtechnik, 07.-08. März 2013, Aachen, Page 175-186 (ISBN 3-86130-955-6) J. Pöplau, T. Romans, M. Bambach, G. Hirt. “Riblet-rolling of clad ALCU4MG1 sheets – passive drag reduction in aeronautics” 9th International Rolling Conference, 10.-12. Juni 2013, Venedig/Italien (ISBN 9788885298958) V. Jenkouk, G. Hirt, M. Franzke, T. Zhang. „Finite element analysis of the ring rolling process with integrated closedloop control” CIRP Annals (2012), Vol. 61/1, Page 267-271 (ISSN 0007-8506) Mitgliedschaften und Kooperationen CIRP: The International Academy for Production Engineering WGP: Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik AGU: Arbeitsgemeinschaft Umformtechnik Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft acatech: Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Journal of Materials Processing Technology (Editorial Board) International Journal of Material Forming (International Advisory Board) zmb, aec, champ, Simpro, JaraEnergy Promotionen Baadjou, René: Grundlagenuntersuchungen zur Herstellung thixogeformter Stahlverbundbauteile (2013) Zhao, Kunning: Micro hot coining of high strength metals using electric conductive heating (2013) Lopez Santaella, Mauricio: Thermo-mechanical fatigue of hot forging tools - prediction, analysis and optimization methods through six-sigma (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 15% Wirtschaft; 34% Kontakt Institut für Bildsame Formgebung (IBF) Intzestraße 10 52072 Aachen Telefon: +49 241 8095907 Fax: +49 241 8092378 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.ibf.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 DFG ohne SFB; 38% SFB; 10% EU; 3% 169 Juniorprofessur für Werkstoffmodellierung – atomare Ordnungshierarchien Prof. Dr.-Ing Ming Hu Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 2 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 1 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Rechenbetonte Nano-Ingenieurwesen der fortschreitende Werkstoff für neue Energie Nanotechnik Schwerpunkte in der Lehre A) Computer Simulation der Werkstoff Die Kurse verbinden die Grundtheorien der atomistischer (die Molekulardynamik) Simulation und typische Anwendung auf Modellierung thermodynamische Eigenschaft, z.B., von gründliche thermodynamische Quantität Rechnung bis modele komplizierte Wechselwirkung an dem Stoff und der Flüssigkeit; von Ausgeglichenheit des Massivbau bis die Phasenänderung und das Phasengleichgewicht, etc. Durch diese Kurse, können die Studenten die Fähigkeit für molekulare Simulation verstärken und in zukünftige Studie und/oder Forschung anwenden. B) Einführung in die Molekulardynamik Simulation Die Kurse fangen mit den Grundtheorien der Molekulardynamik Simulation (statistische Physik) an. Der Algorithmus, das Atompotenzial und die Grenzbedingung der Atomsimulation folgen nach. Endlich sind die Kursfokusse die typische Anwendung auf Modellierung Mechanik-/ Thermotransporteigenschaften des Werkstoffs, inkl. StoffVerformung (Plastizität, Versetzung, Bruch), der Wärmeaustausch in kleinem Umfang. Forschungsschwerpunkte Forschungsbericht 2012/2013 A) Wärmeaustausch für Energieumsetzung im Nanobereich Im Energienanotechnik, Die Thermotransports Erscheinung wurde inklusive thermoelektrische Werkstoff (mit hoch ZT Koeffizient) untersucht. B) Zweidimensionale Werkstoff für hoch Leistung Nanoelektronik Grundforschung über Nanoelektronik Physik (Karbon und nicht Karbon) wird durchführen, auf Schwerpunkte der Thermotransport und Nanostruktur Thermodynamik, z.B. der Graphen Stoff für hoch Leistung Nanoelektronik und mehrlagenweise Graphen Quantum Brennstützen für die fortschreitende Energieumformung. C) Grenzflächenwärmeaustausch für fortschreitenden Thermomanagement „Neben-Grenzzone“ Thermotransport, der Kritischer Roll auf allgemeine Wärmeableitungseffizienz während Hochleistung Elektronik Abkühlen spielt, wird optimiert. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Thermoelektrische Eigenschaft des Halbleiter Nanodraht In der Welt, wird ungefähre 90% Leistungen durch fossilen Brennstoff Brennen erzeugt. In der Wärmekraftmaschine wird die Effizienz ca. 30-40% erreicht, d.h. es gibt annähernd 15 Terawatt Wärme Verlust ins Umwelt. Thermoelektrische Module kann wahrscheinlich die Restwärme in Elektrizität verwandeln. Die Effizienz benötigt thermoelektrische Bild von Merit ZT der Stoffbestände. Der ideale thermoelektrische Werkstoff sollt ein elektrischer Leiter sein. Wegen des widerstreitenden Bedarfs, wird die Herausforderung des Werkstoffs gestellt. Nanostrukturen mit mindestens einer Dimension in der Größenordnung von Phononen mittlere freie Weglänge kann Phononen Streuung erhöhen dadurch Verringerung der thermischen Leitfähigkeit. Raue Si-Nanodraht Arrays haben Versprechen als leistungsstarke, skalierbare thermoelektrische Materialien gezeigt. Neue Konzepte der Nanostrukturen mit erheblicher Reduzierung auf dem Wärmeleitfähigkeitsverstopfen werden aufgestellt, die begründet auf die Depression und Lokal der langwelligen Phononen Moden an der Grenzfläche und Hochfrequenz nicht Verbreitung Diffundieren Moden. Entsprechend Ergebnisse werden bereits veröffentlicht über das Thema. Daher die Schwerpunkte der zukünftiger Arbeit sind neue Methodenuntersuchung und Einrichtung für Wärmeleitfähigkeit Reduzieren der thermoelektrische Werkstoff. 170 B) Zweidimensionale Silicon als hoch Effizienz Thermoelektrik Das Graphen mit zweidimensionaler Bienenwabe gittern hat viele ausgezeichnete Physikeigenschaften. Seit 2004 entwickeln die Untersuchungen über Graphen sich schnell. Die Entwickelung verursache noch die Aktivität und Ausführung für neue Physikerscheinung. Trotzdem, es gibt noch groß Problem an Halbmetalle, null Bandlücke Halbleiter und die Inkompatibilität mit Sibegründeter Technik. Geometrie der Bienenwabe Gittern betreffet die Eigenschaft, d.h., wenn Karbon zu andere Atom gewechselt wird, zieht der Werkstoff vielleicht neuartige Physikerscheinung an. Die Erstergebnisse haben angezeigt, dass Silikon mit hoher Elektronenbeweglichkeit das oben Problem auflösen kann. Da hat Silikon niedrige Wärmeleitfähigkeit und ähnlich wie Karbon Bienenwabe Struktur. Da der Thermotransport an Ringkappe Struktur verstopft wird, die super elektrische Transportfähigkeit kann Silicon mehr Möglichkeit öffnen lasst. Thermoelektrik ist ein attraktiver Weg, der teilweise den Problemen weltweit wachsenden Energiebedarf und Abhängigkeit von Geräten lösen kann. Der kann typisch Restwärme in der Elektrizität umwandeln. Der Weg ist direkt benutzbar und einfach transportbar, als höchster thermodynamischer Energieform. Ein ideale Thermoelektrik Werkstoff muss die beide Eigenschaften der Phonon Glas (sehr niedrig Wärmeleitfähigkeit des Gitters nähert sich der Grenze amorphen) und Elektron Kristall (hoch Elektronenbeweglichkeit). Zweidimensionales Silicon füllt die Voraussetzung aus, das somit eine sehr aussichtsreiche Position in der neuen Generation der Thermoelektrik nimmt. Mit dem Stand der Technik zielt dieser Vorschlag darauf ab, dass die theoretische Untersuchungen der thermoelektrischen Eigenschaften von Nanostrukturen Silikon in verschiedenen Formen als potentiell hocheffiziente thermoelektrische Werkstoff durchzuführen. Das allgemeine Ziel des Vorschlags ist, um die Grundschwingung über Thermoelektrik Eigenschaften der Nanostrukturen Silikon als Entwicklungstechnik zu fortschreiten. Um die Wärmeleitfähigkeit und Boltzmann Transport Gleichung der Elektronikeigenschaft zu rechen werden die Nahverbindet und gegenseitig abhängig Molekulardynamik Simulation vorgeschlagen. Die Ergebnisse der Untersuchungen haben das Fortschreiten für Grundverständnis der Einrichtung Thermo-/Elektrik Transport über Silikon/Silikon entsprechend Zweidimensionale Werkstoff angezeigt, das Energiebedarf beitragen wird. C) „Neben-Grenzzone“ Wärmetauschen für fortschreitend Thermomanagement. Elektronisches Bauelement ist wärmstes Element an meisten Modern Elektroniksysteme. Der Restwärme wird durch Fortleiten, Breiten und Konvektion zu dem Fluid, die Verringerung in der Temperatur als Wärmereisen von der Quelle bis Fluid hat. Meisten Forschungen konzentrieren auf die Entwicklung des Wärmetransports und Entfernung wenn die Wärme von der Rückseite Substrat ausgestiegen hat. An meisten Hochleistung Halbleiter und Photon Teilen kann die Hitzebeständigkeit mit „Neben-Grenzzone“ wie groß als die Beständigkeit des Restelements in dem System sein. Infolgedessen der Fortschreiten über „Neben-Grenzzone“ Thermotransport spielt wichtige Roll auf ganz Wärmedissipation Effizienz an Hochleistung Elektronikkühlen. Ausgewählte Publikationen Xiaoliang Zhang, Ming Hu, and Dawei Tang,* “Thermal Rectification at Silicon/Horizontally Aligned Carbon Nanotube Interfaces”, Journal of Applied Physics, 113, 194307 (2013). Yuhang Jing, Ming Hu,* and Licheng Guo, “Thermal Conductivity of Hybrid Graphene/Silicon Heterostructures”, Journal of Applied Physics, 114, 153518 (2013). Kontakt Institute of Mineral Engineering Mauerstrasse 5 52064 Aachen Telefon: 0241 80 98331 Fax: 0241 80 92271 E-Mail: [email protected] Homepage: https://www.ghi.rwth-aachen.de/www/pages/simulation/index.pdf Forschungsbericht 2012/2013 171 Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik und Lehrstuhl für Hochtemperaturtechnik Industrieofenbau und Wärmetechnik bietet als Basisfach im Bachelor-Studiengang die Grundlagen der Transportphänomene (Wärmeübertragung und Strömungsmechanik) an. Im Masterstudium wird eine Vertiefung in die Prozessund Anlagentechnik (Industrieofentechnik, Lichtbogenofentechnik, Prozesstechnik) angeboten. Außerdem wird von dem IOB ein Teil der Simulationstechnik (Bachelor) und der Systemtechnik (CFD im Master) abgedeckt. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Herbert Pfeifer Personal PS* DS** Professor 1 Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 13 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 6 2 Wissenschaftliche Hilfskräfte 1 Studentische Hilfskräfte 32 Auszubildende 3 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik lehrt und forscht auf den Gebieten der Industrieofentechnik und der Prozesstechnik bei hohen Temperaturen (Herstellung und Verarbeitung von Werkstoffen bei hohen Temperaturen wie Stahl, Nickelbasis-Legierungen, NEMetalle und Carbonfasern). Die Lehrveranstaltungen und die Weiterbildungsveranstaltungen und auch die Forschung haben den Anspruch, sowohl praxisrelevant als auch grundlagenorientiert zu sein. Schwerpunkte in der Lehre A) Werkstoffingenieur (Bachelor/ Master) Werkstoffingenieurwesen ist ein ingenieurwissenschaftlicher Studiengang, der mit dem Bachelor of Science (Regelstudienzeit 6 Semester) und daran anschließend mit dem Master of Science (Regelstudienzeit 4 Semester) abgeschlossen wird. Das Studienangebot umfasst den Bereich der metallischen und mineralischen Werkstoffe und deren Erforschung, Herstellung, Verarbeitung und Recycling. Das Institut für Forschungsbericht 2012/2013 B) Wirtschaftsingenieurwesen (Fachrichtung: Werkstoff- und Prozesstechnik) Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens deckt jeweils zu gleichen Teilen Themenbereiche eines wirtschafts- und eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums ab. In dem an der RWTH Aachen angebotenen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Werkstoff- und Prozesstechnik deckt das IOB im ingenieurwissenschaftlichen Teil des BachelorStudiums die Theorie der Transportprozesse ab. Im Master stehen alle anderen Lehrangebote des IOB den Studierenden zur Auswahl. C) Umweltingenieurwesen sowie Rohstoffingenieurwesen und Entsorgungsingenieurwesen In diesen Studiengängen, die von der Fakultät 3 sowie Fachgruppe Rohstoffe und Entsorgungstechnik angeboten werden, wird die Vorlesung Angewandte Wärmetechnik (Grundlagen der Technischen Thermodynamik) als Pflichtveranstaltung angeboten. C) Metallurgical Engineering In diesem englischsprachigen Studiengang werden die Vorlesungen Transport Phenomena 1 und 2 und Industrial Furnaces durchgeführt. Forschungsschwerpunkte A) Industrieofentechnik Die Industrieofentechnik bzw. Thermoprozesstechnik befasst sich mit der Erwärmung von metallischen Werkstoffen in industriellen Ofenanlagen. Der Themenbereich gliedert sich in zwei Schwerpunkte: Verbrennungstechnik und Mechanik. Ziel der Verbrennungstechnik ist die Steigerung der Energieeffizienz, Verringerung von Schadstoffen und CO2-Emissionen und die Verbesserung der Produktqualität durch spezielle Ofenatmosphären. Außerdem werden Verbrennungsprozesse hinsichtlich einer schnellen und homogenen Erwärmung optimiert. Ziel des 172 Bereiches Mechanik ist die Minimierung von thermischen, strömungstechnischen und klassischen mechanischen Belastungen von Ofenkonstruktion und Gut, welche bei hohen Temperaturen nur noch einen Bruchteil Ihrer zulässigen Belastbarkeiten bei Raumtemperatur aufweisen. Übergreifend über beide Schwerpunkte wird die strömungstechnische Auslegung von Industrieöfen betrachtet. B) Strömung in metallurgischen Prozessen In metallurgischen Reaktoren treten komplexe Mehrphasenströmungen auf, deren Kenntnis und Optimierung wichtig ist für die Prozessqualität (Temperaturhomogenität, Reinheitsgrad, Partikelbewegung). Die Strömungsuntersuchungen erfolgen mit experimentellen Methoden (physikalische Wassermodelle und verschiedenartiger Lasermesstechniken wie LDA, PIV und LIF) und numerischen Verfahren (CFDSimulation). Im Fokus stehen Anlagen der Metallurgie (Pfanne, Tundish, Stranggießkokille, ESU und AOD-Prozess). C) Stoff- und Energiebilanzen Stoff- und Energiebilanzen sind wichtige Werkzeuge bei der Analyse und Optimierung sowohl einzelner Aggregate und als auch vollständiger Prozessketten. Das Elektrostahlverfahren und der Elektrolichtbogenofen stellen die Schwerpunkte der bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiet dar. Anwendung finden hier Abgasanalytik und allgemein Messtechnik zur Bestimmung von Massen- und Energieströmen in Kombination mit thermodynamischen und strömungsmechanischen Simulationen. Ziele der Arbeiten sind Einsparungen beim Energieeinsatz, Minderung der CO2-Emissionen durch biogene Einsatzstoffe und des Ressourceneinsatzes im Elektrostahlverfahren. Ein weiterer Bereich der Forschungsarbeiten umfasst Untersuchungen zu Schadstoffemissionen (NOx). Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Erweiterung der Einsatzgrenzen flammloser Oxidation Hohe Luftvorwärmtemperaturen kommen zur Steigerung der Effizienz beim Betrieb von Gasbrennern zum Einsatz, führen jedoch ohne flankierende Maßnahmen zu einer Steigerung der thermischen NOx-Emissionen. Als Gegenmaßnahme kommt z. B. die räumlich verteilte Ver- Forschungsbericht 2012/2013 brennung infrage. Dadurch werden die für die thermische NOx-Bildung typischen Temperaturspitzen in der Flamme vermieden, und es entsteht eine temperaturhomogene Reaktion, die flammlose Oxidation. Ziel des Projekts ist es zu erforschen, bis zu welchen kleinsten Leistungen das Prinzip der flammlosen Oxidation aufrechterhalten werden kann. Die hierzu notwendigen Untersuchungen werden an einem zu diesem Zweck entwickelten Versuchsofen durchgeführt. B) Volumenstrommessung in Hochkonvektionsöfen Bei einem Wärmebehandlungsprozess in konvektionsdominierten Anlagen (Hochkonvektionsöfen) spielen die Volumenströme eine wesentliche Rolle. Die Ist-Volumenströme im Betriebszustand sind jedoch meist unbekannt. In Rahmen des durch die AiF geförderten Projektes „Volumenstrommessung“ ist es gelungen, kontinuierlich arbeitende Volumenstommesseinrichtungen zu entwickeln. Der Volumenstrom wird mittels eines in der Einlaufdüse des Ventilators eingebrachten Messkreuzes ermittelt. Der Einlaufbereich wurde mit Laseroptischen Messverfahren (Laser Doppler Anemometrie) untersucht, um eine gezielte Positionierung und Kalibrierung der Messstellen für das Messkreuz zu ermöglichen. Foto: L. Wels Messung des Geschwindigkeitsprofils in der Einlaufdüse mittels Laser Doppler Anemometrie C) Modellierung der Behälterschwingung beim AOD-Prozess Beim AOD-Prozess (Argon Oxygen Decarburization) wird hochlegierter Stahl durch das Ein- und Aufblasen von Sauerstoff und Inertgasen durch mehrere Seitenwanddüsen und eine Blaslanze entkohlt, dabei kommt es zu unerwünschten niederfrequenten Schwingungen. Das entwickelte Oszillationsmodell betrachtet das Konvertersystem als gedämpftes Federpendel. Das Fluidinduzierte Moment wird 173 mittels einer CFD-Simulation der Strömung bestimmt und an das Oszillationsmodell übergeben, welches die resultierende Auslenkung des Konverters an das CFD-Modell zurückgibt. Dieses gekoppelte Modell ist in der Lage, die charakteristischen Frequenzen sowie die Intensitätsverhältnisse der Behälterschwingung wiederzugeben. Durch die Betrachtung der Systemanregung können Rückschlüsse auf die Ursachen der Behälterschwingung gezogen werden. Prinzipskizze des Oszillationsmodells D) Simulation Bandgießen Die Strömung im Pool einer Bandgießanlage wird am IOB sowohl numerisch, mittels CFD, und experimentell an Wassermodellen untersucht. Die Verwendung von Wasser ist auf Grund der ähnlichen kinematischen Viskosität legitim, wodurch die Strömungen vergleichbar sind. Bei den Untersuchungen im 1:1Wassermodell werden durch Lasermesstechnik, der sogenannten PIV-Methode, die Geschwindigkeiten in definierten Ebenen innerhalb des Pools bestimmt. Durch VideoanalyWassermodell Bandgießanlage, se kann zudem das schematisch Verhalten an der Pooloberfläche untersucht werden. Die CFDSimulation bietet außerdem die Möglichkeit den Einfluss der Strömung auf die Temperaturverteilung zu analysieren. E) Nachhaltige Elektrostahlproduktion Im Rahmen des vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) geförderten Projektes mit dem Acronym RECYCEOS arbeitet das IOB in Zusammenarbeit Partnern aus der Industrie und Forschung an der Entwicklung eines Agglomeratsteins aus Gießpfannenschlacke und Biokohle. Ziel des Vorhabens ist es, durch den Einsatz von Biomasse und die Rückführung der Gießpfannenschlacke in den Elektrostahlprozess den Verbrauch an primären Rohstoffen (Kohle und Kalkstein) zu reduzieren und das Verfahren so ressourcenschonender zu gestalten. Am IOB werden hierzu unter anderem Versuche zum Einsatz der Agglomeratsteine im PilotLichtbogenofen durchgeführt und Versuche in industriellen Lichtbogenöfen begleitet und ausgewertet. F) Herstellung von Carbonfasern Das Ziel2-Projekt MegaCarbon hat die Weiterentwicklung der qualitäts- und produktivitätsbestimmenden Herstellungsschritte zur wirtschaftlicheren und nachhaltigeren Carbonfaser¬erzeugung zum Ziel. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf eine Steigerung der Produktionsgeschwindigkeiten, eine Senkung des Energiebedarfs sowie eine Steigerung der Kapazität durch neue Produktionstechniken gelegt. Das IOB hat hierzu im Rahmen des Projektes Versuche zur Stabilisierung und Carbonisierung von Carbonfasermaterial durchgeführt. Die erstellten Versuchsstände erlauben dabei sowohl die Durchführung diskontinuierlicher als auch quasi-kontinuierlicher Versuche. Strömungsgeschwindigkeiten im Längsschnitt Forschungsbericht 2012/2013 174 Ausgewählte Publikationen Giesselmann, N.; Rückert, A.; Pfeifer, H.; Tewes, J.; Klöwer, J.: Numerical Simulation of the Electroslag Remelting Process in Order to Determine Influencing Parameters on Ingot Defects, Proceedings of the ISIJ-VDEh-Jernkontoret Joint Symposium, 15.-16. April 2013, Osaka, Japan Wuppermann, C.; Rückert, A.; Pfeifer, H.; Odenthal, H.-J.: Physical and Mathematical Modeling of the Vessel Oscillation in the AOD Process, ISIJ International, 53 (2013) Nr. 3, S. 441-449 Lenz, W.; Pfeifer, H.: Berechnung von Thermospannungen in Wärmebehandlungsanlagen mittels gekoppelter numerischer Verfahren, Chemie Ingenieur Technik, 85 (2013), Nr. 8, S. 1312-1316 Demus, T.; Echterhof, T.; Pfeifer, H.; Schulten, M.; Noel, Y.; Quicker, P.: Investigations on the use of biogenic residues as a substitute for fossil coal in the EAF steelmaking process, 10th European Electric Steelmaking Conference, 25.-28. September 2012, Graz, Austria Beneke, F.; Nacke, B.; Pfeifer, H.: Handbook of Thermoprocessing Technologies, Volume 1: Fundamentals, Processes, Calculations, Vulkan Verlag, (2012), 2. Auflage, ISBN 978-3-8027-2966-9 Schnitzler, M.; Bölling, R.; Pfeifer, H.: Analysis of combustion efficiency using laser-induced fluorescence measurement of OH-radicals, TMS 2012, 11.-15. März 2012, Orlando, FL, USA Wuppermann, C.; Giesselmann, N.; Rückert, A.; Pfeifer, H.; Odenthal, H.-J.; Hovestädt, E.: A Novel Approach to Determine the Mixing Time in a Water Model of an AOD Converter, ISIJ International, 52 (2012) Nr. 10, S. 1817-1823 Echterhof, T.; Pfeifer, H.: Nitrogen Oxide Formation in the Electric Arc Furnace - Measurement and Modeling, Metallurgical and Materials Transactions B, 43 (2012), Nr. 1, S. 163-172 Mitgliedschaften und Kooperationen Combustion Institute - deutsche Sektion Forschungsgemeinschaft Industrieofenbau FOGI im VDMA Öl-Wärme-Institut an der RWTH Aachen, OWI Gesellschaft für Hochtemperaturtechnik, GVC-HTT Verein Deutscher Eisenhüttenleute, StahlinstitutVDEh Promotionen Rückert, Antje: Mathematische Modellierung der Transportprozesse beim Elektroschlackeumschmelzen (2012) Bahrmann, Rüdiger Günter: Experimentelle und numerische Untersuchung von Strömungsphänomenen in Dünnbrammenkokillen (2013) Wuppermann, Christian Friedrich: Mathematische Modellierung der fluidinduzierten Behälterschwingen beim AOD-Prozess (2013) Hellenkamp, Björn Martin Quirinus: Analyse von Spannungen in einem metallischen P-Strahlheizrohr mittels Fluid-Struktur-Interaktion (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt IOB - Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik Kopernikusstraße 10 52074 Aachen Homepage: www.iob.rwth-aachen.de Telefon: +49 241 8025935 Fax: +49 241 80 22289 E-Mail: [email protected] Sonstige, 43% Wirtschaft, 55% BMBF, 0% EU, 0% Forschungsbericht 2012/2013 SFB, 0% DFG ohne SFB, 2% 175 Lehrstuhl für Werkstoffchemie synthetisiert. Die kombinatorische Dünnschichtsynthese erlaubt durch die Abscheidung von mehreren Plasmaquellen die Synthese von dünnen Schichten mit mehrdirektionalen Konzentrationsgradienten. Univ.-Prof. Jochen M. Schneider, Ph. D. Schematik zum quantenmechanisch geführten Werkstoffdesign bei MCh. Die Pfeile deuten den iterativen Charakter des Designprozesses an. Personal PS* Professor 1 Oberingenieur 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 5,5 Studentische Hilfskräfte DS** 14 Schwerpunkte in der Lehre 10 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Forschungsphilosophie: Quantenmechanisch geführtes Werkstoffdesign Forschungsziel: Beiträge zum fundamentalen Verständnis, welches für die Synthese und Anwendung multifunktionaler Werkstoffe mit maßgeschneiderten chemischen und mechanischen Eigenschaften benötigt wird, zu leisten. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt dabei auf dem Verständnis der Korrelationen zwischen den Synthesebedingungen und der strukturellen und chemischen Schichtevolution zur gezielten Einstellung der Elastizität und der Phasenstabilität. Forschungsstrategie: Durch Kombination theoretischer und experimenteller Methoden sollen grundlegende Zusammenhänge der Werkstoff-Plasma-Wechsel-wirkungen erarbeitet und so Beiträge zur wissenschaftlichen Grundlage generiert werden, die das gezielte Werkstoffdesign im Hinblick auf elastische Eigenschaften und Phasenstabilität ermöglicht. Auf der Basis zahlreicher Berechnungen werden vielversprechende Werkstoffe ausgewählt und dann Forschungsbericht 2012/2013 Diese Methode erlaubt die gleichzeitige Synthese einer Materialbibliothek auf einem Substrat, wobei die Farbgradienten in Bild 1 die Zusammensetzungsgradienten verdeutlichen sollen. Die anschließende ortsaufgelöste Analyse von Zusammensetzung, Struktur, elastischen Eigenschaften und Phasenstabilität stellt zusammen mit den theoretischen Daten die Basis für das quantenmechanisch geführte Werkstoffdesign dar. A) Veranstaltungen MCh ist in der Lehre mit den folgenden Veranstaltungen vertreten: • Materials Chemistry I, • Materials Chemistry II, • Grundzüge der Oberflächentechnik, • Oberflächenfunktionalisierung und • Quantum Mechanics for Engineers. B) Studiengänge Die oben genannten Vorlesungen, Übungen und Praktika sind Pflichtveranstaltungen in den folgenden Studiengängen: • Werkstoffingenieurwesen, B. Sc., • Wirtschaftsingenieurwesen (Fachrichtung Werkstoff- und Prozesstechnik), B. Sc., • Materialwissenschaften, B. Sc., • Technik-Kommunikation, B. Sc. Forschungsschwerpunkte Die Forschungsschwerpunkte bei Materials Chemistry (MCh) liegen auf dem wissensbasierten Werkstoffdesign für die folgenden Anwendungsfelder: 176 A) Werkstoffe für die Energieumwandlung B) Werkstoffe für Schneid- und Formwerkzeuge Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Schwerpunktprogramm 1594: „Topological Engineering of Ultra-strong Glasses“ Ziel des SPP ist es, durch die Erarbeitung physikalisch-chemischer Simulationswerkzeuge das gezielte Werkstoffdesign nahgeordneter anorganischer und metallischer Materialien hinsichtlich Steifigkeit, Festigkeit und Bruchzähigkeit zu ermöglichen und, basierend auf dem ab initioVerständnis der Wechselwirkung zwischen Spannungsfeldern und topologischen Aspekten, bruchzähe Gläser mit Festigkeiten im GPa-Bereich zu entwickeln. B) Schwerpunktprogramm 1473: „Trockenumformen – Nachhaltige Produktion durch Trockenbearbeitung in der Umformtechnik“ Der zentrale Beitrag dieses Schwerpunktprogramms besteht in der Realisierung neuer schmierstofffreier Umformverfahren durch eine zielgerichtete Oberflächenbehandlung der Werkzeuge, z. B. durch quantenmechanisch geführtes Schichtdesign zur Reduzierung der chemischen Interaktion wzischen Werkzeug und Werkstück. C) „Erforschung von hochwirksamen, RuO 2 basierten, thermoelektrischen Dünnschichten mittels“ Das Ziel dieses Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen chemischer Zusammensetzung, Struktur und Transporteigenschaften von RuO2 und RuO2 legiert mit Nb, Pd und einem Lanthanoid, zu erforschen. basierten Kontrolle Plasmaprozessen. von Nichtgleichgewichts- E) DFG SPP 1568: "Design and Generic Principles of Selfhealing Materials" Zielsetzung des SPP ist die interdisziplinäre Erarbeitung fundamentaler, materialunabhängiger Designprinzipien und -strategien zur Entwicklung adaptiver Hochleistungswerkstoffe für technologische und medizinische Anwendungen. F) SFB 761: „Stahl – ab initio: Quantenmechanisch geführtes Design neuer Eisenbasis Werkstoffe“ Hier wird das Werkstoff-Design einer neuen Klasse von Strukturwerkstoffen mit außergewöhnlichen Eigenschaftskombinationen durch die Entwicklung einer methodischen Vorgehensweise zur Werkstoff- und Prozessentwicklung basierend auf ab initio Ansätzen verwirklicht. G) Schwerpunktprogramm 1473: „Materials with New Design for Improved Lithium Ion Batteries“ In diesem Forschungsprogramm werden die Zusammenhänge zwischen Thermodynamik, Kinetik, Kristallchemie und Mikro-/Nanostruktur von Werkstoffen für Lithium-Ionen-Batterien wissenschaftlich untersucht. Ziel ist die Erarbeitung eines tiefgreifenden Verständnisses des Zellensystems aus aktiven Massen, Elektrolyten, Stromkollektoren und –separatoren als Grundlage der Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien der nächsten Generation. D) SFB-TR 87: „Gepulste Hochleistungsplasmen zur Synthese nanostrukturierter Funkt ionsschichten“ Ziel des SFB-TR 87 ist die Entwicklung einer Methodik zur eigenschaftsorientierten und diagnose- Forschungsbericht 2012/2013 177 Highlights Materials Chemistry publiziert ausschließlich in international anerkannten, referierten Zeitschriften nach den Regeln des Vancouver-Protokolls. Ab initio study of Ti0.5Al0.5N(001)—residual and environmental gas interactions D. Music and J.M. Schneider, Materials Chemistry, RWTH Aachen University New Journal of Physics 15 (2013) 073004 (11pp) In der vorliegenden Arbeit konnten die mittels quantenmechanischer Rechnungen vorhergesagten Wechselwirkungseffekte von TiAlN mit Umgebungsgasen experimentell nachgewiesen werden. In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die Inkorporation von Sauerstoff in VAlONDünnschichten in das Nitrid-Untergitter in der Bildung von Leerstellen auf dem Metall-Untergitter resultiert. Aufgrund von kombinierten ab initioRechnungen und Beugungsanalysen konnte erstmals gezeigt werden, dass Vorhersagen der Elastizität und des Geleichgewichtvolumens nur bei korrekt beschriebener Defektstruktur sinnvoll sind. Forschungsbericht 2012/2013 178 Ausgewählte Publikationen K.P. Shaha, H. Rueß, S. Rotert, M. to Baben, D. Music, and J.M. Schneider: Nonmetal sublattice population induced defect structure in transition metal aluminum oxynitrides, Applied Physics Letters 103 (22) (2013) 221905-1. F. Nahif, D. Music, S. Mráz, H. Bolvardi, L. Conrads, and J.M. Schneider: The effect of Si alloying on the thermal stability of Al2O3 films deposited by filtered cathodic arc, Surface & Coatings Technology 235 (2013) 250-258. H. Bolvardi, J. Emmerlich, S. Mráz, M. Arndt, H. Rudigier, and J.M. Schneider: Low temperature synthesis of Mo2BC thin films, Thin Solid Films 542 (2013) 5-7. J. Emmerlich, N. Thieme, M. to Baben, D. Music, and J.M. Schneider: Stability, elastic properties and fracture toughness of Al0.75X0.75B14 (X = Sc, Ti, V, Cr, Y, Zr, Nb, Mo) investigated using ab initio calculations, Journal of Physics: Condensed Matter 25 (33) (2013) 335501-1. D. Music, and J.M. Schneider: Ab initio study of Ti0.5Al0.5N(001)--residual and environmental gas interactions, New Journal of Physics 15 (7) (2013) 073004-1. M. to Baben, L. Raumann, and J.M. Schneider: Phase stability and elastic properties of titanium aluminium oxynitride studied by ab initio calculations, Journal of Physics D: Applied Physics 46 (8) (2013) 084002-1. S. Reeh, D. Music, T. Gebhardt, M. Kasprzak, T. Jäpel, S. Zaefferer, D. Raabe, S. Richter, A. Schwedt, J. Mayer, B. Wietbrock, G. Hirt, and J.M. Schneider: Elastic properties of face-centred cubic Fe-Mn-C studied by nanoindentation and ab initio calculations, Acta Materialia 60 (17) (2012) 6025-6032. M. to Baben, L. Shang, J. Emmerlich, and J.M. Schneider: Oxygen incorporation in M2AlC (M = Ti, V, Cr), Acta Materialia 60 (12) (2012) 4810-4818. C. Hostert, D. Music, J. Bednarcik, J. Keckes, and J.M. Schneider: Quantum mechanically guided design of Co43Fe20Ta5.5X31.5 (X = B, Si, P, S) metallic glasses, Journal of Physics: Condensed Matter 24 (17) (2012) 175402-1. D. Music, J. Breunung, S. Mráz, and J.M. Schneider: Role of RuO3 for the formation of RuO2 nanorods, Applied Physics Letters 100 (3) (2012) 033108-1. Mitgliedschaften und Kooperationen AVS, DGM, EFDS Linköping & Uppsala University, Schweden MU Leoben & TU Wien, Österreich LBNL & WPAFB, USA Promotionen Reeswinkel, Thomas: Self-lubricious tool coatings for ecological metal cutting (2012) Hostert, Carolin: Towards designing elastic and magnetic properties of Co-based thin film metallic glasses (2012) to Baben, Moritz: Oxygen incorporation in MAX phases and TiAlN and elastic properties of nanolaminates (2012) Takahashi, Tetsuya: On the growth and mechanical properties of non-oxide perovskites and the spontaneous growth of soft metal nanowhiskers (2013) Pećanac, Goran: Thermo-mechanical investigations and predictions for oxygen transport membrane materials Tokariev, Oleg: Micro- and Mcro-Mechanical Testing of Transparent MgAl2O4 Spinel Jiang, Yan: Growth and thermal stability of V-AlC thin films and infiltration and oxidation resistance of Al2O3 infiltrated iron foam (2013) Reeh, Stephanie: Elastic and plastic properties of fcc Fe-Mn based alloys (2013) Chang, Keke: Phase equilibria, thermodynamic and electrochemical properties of cathodes in lithium ion batteries bases on the Li-(Co, Ni)-O system (2013) Nahif, Farwah: The effect of Si and Y additives on the phase stability of Al2O3 thin films (2013) Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Lehrstuhl für Werkstoffchemie MATERIALS CHEMISTRY (MCh) Kopernikusstraße 10 52074 Aachen Telefon: +49 (0)241/80-25967 Fax: +49 (0)241/80-22295 E-Mail: [email protected] Homepage: www.mch.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 Sonstige; 9% SFB; 56% DFG ohne SFB; 35% 179 Institut für Eisenhüttenkunde Lehrstuhl für Metallurgie von Eisen und Stahl Feinerze angereichert und stückig gemacht. Die wichtigsten Verfahren sind: Brechen, Mahlen, Mischen Agglomerieren durch Sintern und Pelletieren Recycling beinhaltet die Aufbereitung und den Wiedergebrauch verwertbarer Materialien. Grundlage hierfür ist das Abfallwirtschaftsgesetz zur Abfallvermeidung, zur Verwertung oder Deponierung. Ziel des Gesetzes ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen. Andere Rohstoffe sind Kohlen, Legierungsmittel und Schlackenbildner. Etwa 45 Mio. t Erz und 15 Mio. t metallurgische Kohle werden jährlich in Deutschland verarbeitet, hinzu kommen ca. 15 Mio. t Stahlschrotte. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. (CZ) Dieter Senk Personal PS* Professor DS** 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter 3 10 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 3 3 Wissenschaftliche Hilfskräfte 2 Studentische Hilfskräfte 11 Stipendiaten 3 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Eisenhüttenkunde der RWTH Aachen gehört im Bereich der Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnik zu einem der führenden Ausbildungs- und Forschungszentren in Deutschland und weltweit. Darin deckt die Forschung der Metallurgie den gesamten Bereich von der Roheisenerzeugung bis hin zur Erstarrung von Stahlsorten ab. Schwerpunkte in der Lehre A) Rohstoffe und Recycling Die Eisen- und Stahlmetallurgie wird gelehrt in den Studiengängen Werkstoffingenieurwesen (B.Sc. und M.Sc.), Wirtschaftsingenieurwesen für Werkstoff- und Prozesstechnik (B.Sc. und M.Sc.), Metallurgical Engineering (M.Sc.) und Metallurgie- und Werkstofftechnik (Dipl.). Wichtiger Ausgangsstoff für die Erschmelzung von Eisen und Stahl sind die Eisenerze aus Übersee. Vor der Verhüttung muss das Erz aufbereitet werden. In der Erzvorbereitung werden die Forschungsbericht 2012/2013 B) Eisen- und Stahlmetallurgie Unter der Primärmetallurgie wird die Eisen- und Rohstahlerzeugung verstanden. Dieser Prozess erfolgt über die Hochofen-, Schmelz- und Direktreduktions- und Blasstahlroute oder die Elektrolichtbogenofenroute auf der Ressourcenbasis von Erzen und Rücklaufmetallen. Der Begriff Sekundärmetallurgie umfasst die Behandlung des flüssigen Stahles nach dem Abstich aus dem Konverter oder dem Elektroofen; in der Sekundärmetallurgie werden die chemischen Zusammensetzungen, der Reinheitsgrad und die Gießtemperaturen der Stahlsorten eingestellt. C) Stranggießen und Blockgießen von Stahl Sobald die gewünschte Stahlschmelzenqualität eingestellt ist, wird sie in einem Gießprozess in die feste Phase überführt. Dazu steht eine Reihe von Gießverfahren zur Verfügung. In der weltweiten Stahlindustrie sind dies heute überwiegend Strangguss zur Herstellung von Brammen als Vormaterial für Flachprodukte sowie Vorblöcke und Knüppel für Langprodukte. Daneben werden deutliche Mengen Spezialstahl auch in Blockkokillen gegossen. Um unnötige Umformarbeit zu vermeiden, wurden endabmessungsnahe Gießprozesse wie Dünnbrammenstrangguss, Bandguss und Vorprofilguss ("Beam Blanks") entwickelt. Die Beherrschung der Stahlgießtechnik beruht auf dem interdisziplinären Zusammenspiel zwischen Metallurgie, Wärmetechnik, Keramiktechnik, Maschinenbau sowie Messund Prozessleittechnik. Die kontrollierte Erstar180 rung stellt einen wesentlichen Schritt bei der Sicherstellung der späteren Produkteigenschaften dar. D) Energie und Umwelt Nachhaltiges und zukunftsverträgliches Wirtschaften - Sustainable Development - ist dadurch gekennzeichnet, dass Energie- und Materialressourcen hocheffizient eingesetzt werden, die Stoffeinträge in die Umwelt weiter vermindert und damit die Belastung der Umwelt minimiert werden. Ziele sind dabei Erweiterung des Recyclings, die ressourcenschonende Herstellung und die Langlebigkeit der Produkte. Forschungsschwerpunkte A) Rohstoffe und Recycling Bei zukunftsverträglichem Wirtschaften sollen die Bedürfnisse der Gegenwart so erfüllt werden, dass die Bedürfnisse der nachfolgenden Generationen nicht eingeschränkt werden. Ziel der Forschungsgruppe ist es, besonders neue Technologien und Lösungen zu finden, die Reststoffe sowie niedrigqualitative Rohstoffe effizient nutzen können. Am Lehrstuhl werden mit Hilfe von Technikumsanlagen die ablaufenden Prozesse im Labor- und Pilotmaßstab untersucht und simuliert. Auch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien befinden sich im Untersuchungsprozess. Das Recycling neuartiger Stahlsorten stellt einen Forschungsschwerpunkt dar. B) Eisen- und Stahlmetallurgie Die Gruppe Eisen- und Stahlmetallurgie untersucht verschiedene Verfahren, die zur Gewinnung und Erzeugung von Eisen- und Stahlwerkstoffen aus den aufbereiteten Erzen führen. Die Forschung der Gruppe hat zum Ziel, zu weiterentwickelten und zu neuen Prozessen der Stahlerzeugung beizutragen. Ihre Aufgaben werden in Primär- und Sekundärmetallurgie unterteilt. Die Forschungen zur Primärmetallurgie sind stark ressourcenorientiert. Besonders die Verarbeitung von staubartigen Ressourcen wird untersucht und weiterentwickelt. In der Sekundärmetallurgie stehen die Entfernung von gelösten Gasen und nichtmetallischen Partikeln im Vordergrund. C) Gießen von Stahl Ist die Stahlschmelze optimal eingestellt, wird sie in einem Gießprozess in die feste Phase überführt. Stranggießen ist ein kontinuierliches Gießverfahren zur Herstellung von Walz- und Forschungsbericht 2012/2013 Schmiedeprodukten, Blockgießen erfolgt im Einzelgussverfahren. Die Arbeit der Gießgruppe beschäftigt sich mit der optimalen Wahl der Gießmaschinen und der Gießparameter für schon bestehende und neu entwickelte Stahlwerkstoffe. Die Forschung befasst sich mit dem Ausscheidungsverhalten mikrolegierter Stähle, der Heißduktilität und festigkeit, der Optimierung des Gießpulvers und der mathematischen Simulation des Stranggießprozesses. Ziel ist die realitätsnahe Modellbildung und die Voraussage der Auswirkungen von Variationen beim Gießprozess. D) Energie und Umwelt Ausgangspunkt des Umweltschutzes ist die Erhaltung des Lebensumfelds der Menschen und ihrer Gesundheit. Bei nachhaltigem Wirtschaften muss die Belastung der Umwelt minimiert werden. Ziel ist dabei der produktorientierte Umweltschutz, z.B. die Verminderung der Feinstaubemissionen. Energie ist ein wesentlicher Produktionsfaktor in der Eisen- und Stahlindustrie, so dass der Energieeinsparung besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Steigender Energiebedarf und begrenzte Ressourcen führen zu neuen Konzepten. Am Lehrstuhl für Metallurgie von Eisen und Stahl wird zurzeit z.B. auf den Gebieten zur CO2Emission und der Verwendung nachwachsender Rohstoffe geforscht. Ausgewählte Forschungsvorhaben A) Energieeffiziente dynamische Vakuumbehandlung von Metallschmelzen (EffiDynVak) Ziel des BMBF-Forschungsvorhabens ist es, die Energieeffizienz an Vakuumanlagen der deutschen Stahlindustrie zu steigern. Im Fokus stehen dabei die metallurgische Prozess- ebenso wie die Anlagentechnik. B) Behandlung des Einschmelzproblems von hochmanganhaltigen Stählen bei erhöhtem Aluminiumgehalt Ziel dieser Arbeit im Rahmen des Sonderforschungsbereiches SFB 761 ist es, die optimalen metallurgischen Bedingungen während des Recycling von hoch-mangan- und aluminiumhaltigen Stählen zu ermitteln. C) Entwicklung der Eisenherstellung basierend auf Abgas-Recycling und 181 Wasserstoff-Nutzung für die Erzreduktion Die notwendige Absenkung der CO2-Emissionen ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft der Eisen-und Stahlerzeugung. Die Hauptaufgabe dieses Projekts ist es, die CO2Emissionen in der Eisen-und Stahlerzeugung durch eine effiziente Nutzung von Kuppelgasen in den Reduktionsprozessen zu mildern. In diesem Zusammenhang werden intensive Studien bezüglich der Nutzung von Koksofengas und Konvertergas bei der Reduktion von EisenerzAgglomeraten durchgeführt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen die Verbesserung der SinterReduzierbarkeit unter simulierten Bedingungen mit Koksofengasinjektion in den Hochofen. Darüber hinaus können sowohl Koksofengas und Konvertergas effektiv als Reduktionsmittel in den Direktreduktionsverfahren verwendet werden. gießtechnik wird im Rahmen des SFB 761 für hoch-mangan- und aluminiumhaltige Schmelzen bezüglich Gefüge, Reinheitsgrad und Wechselwirkung mit den Gießhilfsmaterialien weiter entwickelt. Blöcke mit Langsamerstarrung werden gegossen (VErst 3mm/h). Blöcke bis zu 0,5 t Gewicht werden gegossen. G) Grundlagen der Stahlerstarrung Mit Hilfe der Phasenfeldmethode simuliert eine Arbeitsgruppe die Bildung der Erstarrungsstruktur. In Zusammenarbeit der Teilprojekte A8 und B1 sowie weiterer Teilprojekte im SFB 761 werden insbesondere Strömungsvorgänge und Änderungen der Grenzflächenspannung modelliert; auch Al-Gehalte werden im System Fe-MnC berücksichtigt. Die Grenzflächen-Spannungen werden selbst im Labor des Instituts ermittelt. D) Heißduktilität und Ausscheidungsverhalten von Bor in mikrolegierten Stählen Im Zuge des RFCS – PMAP („Influence of Composition and Continuous Casting Parameters on the Precipitation of Microalloyed Particles of B Microalloyed and Mn Alloyed Steel Grades”) Projektes wird unter anderem der Einfluss von Mikrolegierungselementen unter verschiedenen Stranggießeinstellungen untersucht. Dabei soll generell die Vergießbarkeit von mikrolegierten Borstählen mit Mangangehalten, die in weiten Grenzen variieren, untersucht werden. E) Anwendung C-haltiger Materialien in der Wirbelschicht und im Hochofen Ziel einer Industrie-Kooperation ist die Untersuchung der Anwendbarkeit unterschiedlicher kohlenstoffhaltiger Materialien auch aus dem Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. Dabei steht die Erzeugung von Synthesegas im Vordergrund. Ähnlich gelagert ist die Untersuchung von torrefizierter Biomasse für den Einsatz im Hochofenprozess (ZIEL2-NRW). F) F&E-Projekt „Erstarrung Blockguss“ Blockuntersuchungen mit Hilfe der PDA-OES zur Reinheitsgradbestimmung: Ziel ist die Identifikation von unerwünschten Einschlüssen und die Analyse der Anzahl sowie der Zusammensetzung dieser Einschlüsse mit neuartigen Methoden der Einzelfunkenauswertung. Die Block- Forschungsbericht 2012/2013 182 Ausgewählte Publikationen D. Senk: Continuous Casting – Continuous Development, Proc. International conference on Science and Technology of Ironmaking and Steelmaking, STIS 2013, 16.-18.12. (2013), Jamshedpur, Indien E. A. Mousa, A. Babich, D. Senk: Utilization of Coke Oven Gas and Converter Gas in the Direct Reduction of Lump Iron Ore. Metallurgical and Materials Transactions B (2013) Oct., ISSN 1073-5615, online Z. Chen, D. Senk, F. Firsbach: Quantitative water-modeling of ingot solidification by using NH4Cl solution, Proc. Steelsim 10.-12.09. (2013), Ostrava, Tschechien Z. Chen, D. Senk: Investigation on the A-segregation channel instable development in large ingot casting, Proc. Steelsim 10.-12.09. (2013), Ostrava, Tschechien X. Zhang, Z. Chen, D. Senk, S. Maqbool: Numerical and Experimental Investigation of Fluid Flow in Large Ingot Uphill Casting Proces, Proc. Steelsim 10.-12.09. (2013), Ostrava, Tschechien E. A. Mousa, M. Bahgat, A. A. El-Geassy: Reduction of iron oxide compacts with simulated blast furnace top and shaft gases to mitigate CO2 emissions, Ironmaking and Steelmaking Journal, Vol. 40, No. 6, 2013, pp. 452-459. P. v. Schweinichen, Z. Chen, D. Senk, A. Lob: Effect of Different Casting Parameters on the Cleanliness of High Manganese Steel Ingots Compared to High Carbon Steel, Metallurgical and Materials Transactions A: Volume 44, Issue 12 (2013), Page 5416-542 A. Babich, D. Senk: Coal use in iron and steel metallurgy, The coal handbook: Towards cleaner production Volume 2: Coal utilisation”, by D. Osborne, Oxford Cambridge Philadelphia New Delhi, Woodhead Publishing Ltd., 2013, pp. 267311. D. Senk, A. Babich: Eisenmetallurgie. Eisenreduktion und Schachtöfen, Verlag Stahleisen GmbH, 2013, pp. 432 G. Abrasheva, D. Senk, R. Häußling: Shipping containers for sustainable habitat perspective, Revue de Métallurgie 109 (2012) Nr. 5, S. 381-389 S. Arnsfeld, C. Rodriguez Correa, S. M. Choi, A. Babich, D. Senk, H.W. Gudenau: Investigations of the reaction kinetics th of torrefied biomass for metallurgical applications, ICSTI 2012, 6 International Congress on the Science and Technolnd th ogy of Ironmaking, 42 Ironmaking and Raw Materials Seminar, 13 Brazilian Symposion on Iron Ore, 14.-18.10.2012, Rio de Janeiro, Brasilien. Sao Paolo: ABM 2012, S. 1492-1502/ 22252.pdf (CD-ROM). S. Born, D. Senk, A. Babich, H.W. Gudenau, T. Stefan: Investigations on the Injection of DRI/LRI and Char into the Blast th nd Furnace. ICSTI 2012, 6 International Congress on the Science and Technology of Ironmaking, 42 Ironmaking and th Raw Materials Seminar, 13 Brazilian Symposion on Iron Ore, 14.-18.10.2012, Rio de Janeiro, Brasilien. Sao Paolo: ABM 2012, S. 2301-2307/ 22430.pdf (CD-ROM). th M. Peymandar, D. Senk: Foamability of high manganese steelmaking slags for an electric arc furnace. 10 EEC, European Electric Steelmaking Conference, 25.-28.09.2012, Graz, Österreich. Graz: ASMET 2012, S. 726-738 (CD-ROM). Mitgliedschaften und Kooperationen ThyssenKrupp AG/RWTH - Kooperation Stahlinstitut VDEh (Verein Deutscher Eisenhüttenleute), Mitglied in diversen Ausschüssen Stahlinstitut VDEh (Verein Deutscher Hüttenleute), Mitglied des erweiterten Vorstandes Promotionen Nagy, Richard Csongor: Beitrag zum endabmessungsnahen Gießen - Analyse eines Stranggießprozesses für Dünnbrammen mit Parallelogrammquerschnitt (2012) Rzehak, Dominik: Beschleunigte Entkohlung von Stahlschmelzen im Vakuum durch Kombination von Sauerstoff und Metalloxiden (2013) Schöne, Dominik: Praxisnahe Entwicklung eines dynamischen Konvertermodells unter besonderer Berücksichtigung betrieblich bedingter Einflussfaktoren und statistischer Modellauswertungen (2013) Formanek, Lothar Roland: Reduktion von Ilmenit im Labor-Drehrohrofen mit Kohle als Reduktionsmittel (2013) Klock, Rainer: Hochofenbetrieb mit periodischer Sauerstoffinjektion (2013) Kontakt IEHK – Institut für Eisenhüttenkunde Lehrstuhl für Metallurgie von Eisen und Stahl Intzestraße 1 52072 Aachen Telefon: +49 241 80-95792 Fax: +49 241 80-92368 E-Mail: [email protected] Homepage: www.iehk.rwth-aachen.de Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 24% Wirtschaft; 47% SFB; 25% EU; 5% Forschungsbericht 2012/2013 183 Lehrstuhl für Werkstoffmechanik tion vom Werkstoffverhalten auf zwei oder mehr Zeit- oder/auch Längenskalen betrachtet, wobei hier der Fokus besonderes auf den Mechanismen auf Ebene der Mikrostruktur von Interesse ist. Im Rahmen einer mehrskaligen Modellierung werden Homogenisierungmethoden und Kristallplastizität ebenfalls angerissen. B) ) Kristallplastizität Dieser Schwerpunkt geht über den der Mikromechanik hinaus, in der eher eine Einführung in die einzelnen Modellierungsansätze gegeben wird. Im Rahmen der Vorlesung über die Kristallplastizität wird speziell auf die Formulierung dieser Methode eingegangen. Die Kristallplastizität ist im Rahmen der Mikromechanik im Sinne von Mechanismen der Gitterdefekte zu verstehen. Die Studenten sollen durch diese Vorlesung die Befähigung erhalten die Kristallplastizität in diesem Kontext zu verstehen und numerisch umzusetzen zu können. Prof. Dr. rer. nat. Bob Svendsen Personal PS* Professor DS** A) Mikromechanik 1 Oberingenieur Akademischer Oberrat Wissenschaftliche Mitarbeiter Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 3 0,5 1 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Die Schwerpunkte in Lehre und Forschung des Lehrstuhls für Werkstoffmechanik liegen in der mehrskaligen Modellierung und Simulation der Verformungsverhalten (z.B. Mikrostrukturentwicklung) vornehmlich metallischer Werkstoffe. Schwerpunkte in der Lehre A) Mikromechanik Im Rahmen dieses Schwerpunktes soll eine Einführung in moderne Methoden zur Simulation von deformierbaren Festkörpersystemen bei kleinen und großen Verformungen und vor allem in die Methode der Finite Elemente (FEM) gegeben werden. Insbesondere wird die algorithmische Formulierung von Materialmodellen aus der Sicht der Werkstoffwissenschaft, phänomenlogischer Materialtheorie und der Computational Mechanics besprochen. In diesem Kontext wird die Modellierung und Simula- Forschungsbericht 2012/2013 Die mehrskalige Modellierung von mechanischen Prozessen in Werkstoffen ist ein wichtiger Ansatz um das Verhalten ganzheitlich zu verstehen und modellieren zu können. B) Kristallplastizität Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte Forschungsschwerpunkte Die Kristallplastizität geht streng genommen zur Mikromechanik, ist allerdings ein spezieller Schwerpunkt des Lehrstuhls. Hierbei wird die Plastizität eines Werkstoffs auf die Mechanismen der Kristallstrukturentwicklung zurückgeführt. C) Phasenfeldmodellierung Die Phasenfeldmethode wird im Rahmen der Forschung am Lehrstuhl für Werkstoffmechanik hauptsächlich eingesetzt um Kornwachstumsvorgänge und die Entwicklung von Mikrostrukturen in metallischen Werkstoffen zu modellieren. D) Materialmodellierung Die Modellierung des Materialverhaltens von vornehmlich metallischen Werkstoffen ist ein zentrales Thema des Lehrstuhls. Dieses umfasst die algorithmische Formulierung und numerische Umsetzung von thermodynamisch konsistenten Modellen im Rahmen von großen und kleinen Verformungen. 184 Ausgewählte Forschungsvorhaben A) SFB TRR 136 – Thermo-mechanischchemisch gekoppelte Prozessmodellierung mikrostruktureller Werkstoffmodifikation Für die Entwicklung der Prozesssignatur ist das Verständnis des thermo-mechanisch-chemisch gekoppelten mikrostrukturellen Verhaltens und dessen Einfluss auf die fertigungsinduzierte Werkstoffmodifikation, die zur gezielten Einstellung von Funktionseigenschaften benötigt wird, von entscheidender Bedeutung. Eine thermomechanisch-chemische Modellierung trägt des Weiteren zu einer neuartigen naturwissenschaftlich basierten Darstellung fertigungstechnischer Prozesse bei. Dabei ist davon auszugehen, dass die Berücksichtigung des Verhaltens auf der Gefügeebene ein fundiertes Verständnis und eine stärker werkstoffphysikalisch und -chemisch orientierte Modellierung der im SFB/TRR verwendeten Werkstoffe erlaubt, als es eine ausschließliche Betrachtung auf der Makroebene ermöglichen würde. Die grundlegende Annahme des SFB/TRR nutzend, dass alle Fertigungsprozesse energiegetrieben sind und prinzipiell nach dem gleichen physikalischchemischen Grundprinzip ablaufen, soll die in TP M03 aufgebaute Modellierung für sehr viele unterschiedliche Fertigungsprozesse einsetzbar sein. Es ist zu erwarten, das die Einbindung chemischer Prozesse wertvolle Erkenntnisse über Abtrags- und Oberflächenentstehungsmechanismen und die sich daraus ergebenden Funktionseigenschaften liefert. Ziel des Projektes ist es zunächst, basierend auf Gefügedaten aus hochauflösenden REM- und TEMUntersuchungen (TP C02) an 42CrMo4 ein räumlich und zeitlich diskre siertes Modell auf der Gefügeebene aufzubauen. Hierbei soll die Phasenfeldmethode mit einer speziellen FiniteElemente-Technologie sowie geeigneten Zeitintegrationsalgorithmen verknüpft werden. Bei der Modellierung wird, je nach Ergebnis der experimentellen Untersuchungen, besonderes Gewicht auf die realistische Wiedergabe von Versetzungsdichten, Scherbändern, Korngrößenveränderungen, Rekristallisation bzw. Phasentransformationen gelegt. Ein Schwerpunkt dabei ist außerdem die Betrachtung der Randschicht bis etwa 300 nm Tiefe. Im späteren Verlauf der Förderphase sollen chemische Reaktionen sowie Transport- und Diffusionsprozesse einbezogen werden (TP C05). Um die BeeinflusForschungsbericht 2012/2013 sung des Werkstoffes durch unterschiedliche Prozesse miteinander vergleichen und schließlich einen Beitrag zur Prozesssignatur (TP M01) liefern zu können, ist es erforderlich, realistische Prozessrand- und ‐anfangsbedingungen in die Modellierung einzubeziehen. Zweites wesentliches Ziel des Projektes ist daher der Skalenübergang zu einem Modell auf der Polykristallebene, das mit den in den TP F01 (Festwalzen), F04 (Hartzerspanen), F05 (Präzisionszerspanen) und F07 (laserbasierte Abtragprozesse) entwickelten Modellen für die jeweils betrachteten Prozesse interagiert. Letzteres soll über den Austausch lokaler Verläufe von z.B. Temperaturen und Spannungen erfolgen, mit Hilfe derer sich die Werkstoffbeanspruchung während des Prozesses darstellen lässt. Dieser Schritt soll es außerdem ermöglichen, die in TP C01, C03 und M02 erabeiteten experimentellen Informationen zur Entwicklung von Eigenspannungen, Änderungen der Härte, der lokalen Streckgrenze und des E‐Moduls in die Modellierung einzubeziehen. Das Projekt zielt auch auf der Polykristallebene, ergänzend zu den Modellansätzen auf der atomaren (TP C05), der Gefüge- (vorliegendes TP M03) und der Prozessebene (z.B. TP F01, F04, F05, F07), auf ein grundlegendes Verständnis des in den TP C01, C02, C03 und M02 experimentell untersuchen Zusammenhanges zwischen Werkstoffbeanspruchung und Werkstoffmodifikation und der dabei ablaufenden physikalischen und chemischen Vorgänge im Material. B) FOR 1509 - Mikrostrukturelle Interaktionen und Umklappvorgänge in Ferroelektrika Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines mehrskaligen Laminat- und Homogenisierungbasierten Modells zur Beschreibung der Interaktion zwischen Körnern, Defekten, Polarisation und Versetzungsmikrostrukturen in ferroelektrischen Ein- und Polykristallen unter dem Einfluss technologischer Prozesse. Insbesondere werden Modellierungsansätze für Ein-, Mehr-, und Polykristalle entwickelt. Auf der Ebene von Einkristallen kommen Laminat-basierte und ratenabhängige Formulierungen der Mischungstheorie für die Modellierung von sowohl energetischen als auch dissipativen Prozessen – die mit der Polarisation, Defekten und Versetzungsmikrostrukturen sowie deren Entwicklung assoziiert sind – zum Einsatz. Im Anschluss wird diese Einkristallformulierung in ein Mehrkris185 tallmodell integriert, welches Korngrenzeneffekte berücksichtigt, um insbesondere die Interaktion zwischen einzelnen Körnern sowie deren Einfluss auf die Polarisation und Defektstruktur zu simulieren. Schließlich wird das Mehrkristallmodell mit einem Orientierungsverteilungsfunktion-basierten Ansatz kombiniert, um die Texturentwicklung auf der makroskopischen technologischen Ebene beschreiben zu können. C) SFB 761 – TP A10 Inhomogenes Fließen Das Ziel des vorliegenden Projektes besteht darin, nicht-lokale phasenfeldartige Materialmodelle für das inhomogene Fließen von hoch Mn-legierten Stählen (HMSen) bei großer Verformung zu entwickeln und für die Simulation von Umformprozessen anzuwenden. Hierzu werden nicht-lokale Ansätze zur Modellierung der Energetik und der Kinetik der Mikrostrukturentwicklung in Abhängigkeit von Einflussgrößen wie z.B. der Stapelfehlerenergie, der Temperatur, der Verzerrung, der Verzerrungsrate und den Belastungsbedingungen formuliert. Dies erfolgt mit Hilfe der generalisierten Stapelfehlerenergie, des generalisierten PeierlsNabarro Modells, der Versetzungstheorie und der nicht-lokalen Kristallplastizität. In diesem Rahmen können u. a. die Interaktionen der Mikrostrukturen mit sich selbst sowie mit Grenzen und Interfaces erfasst werden. Die Erwartung besteht, dass solche Interaktionen einen wesentlichen Einfluss auf das Verformungs- und Verfestigungsverhalten von HMSen ausüben. Längerfristig sollen die erarbeiteten Modelle als Forschungsbericht 2012/2013 Basis für die Formulierung von Stabilitätskriterien für die Mikrostruktur und deren Entwicklung verwendet werden. D) Thermomechanische Analyse des PLC-Effekts In verschiedenen Al-Legierungen wird während der Umformung der so genannte PLC-Effekt beobachtet, bei dem eine für verschiedene Anwendungen unerwünschte dynamische Verformungsinstabilität (PLC-Band) hervorgerufen wird. Die im vorliegenden Antrag vorgesehenen Untersuchungen haben das Ziel, Möglichkeiten zur Unterdrückung dieses Effekts durch eine gezielte Werkstoffanpassung und die Wahl von Bearbeitungsparametern aufzuzeigen. Die gewählte Herangehensweise ist durch eine enge Kopplung von Experiment, Modellbildung und Simulation gekennzeichnet, wobei das Problem nicht rein mechanisch, sondern unter Berücksichtigung der durch mechanische Dissipation bedingten Erwärmung des Werkstoffs behandelt wird. Die inhomogenen Temperatur- und Deformationsfelder, die bei der Entstehung und Ausbreitung von PLC-Bändern auftreten, werden als Funktion der Vorbehandlung des Werkstoffs und der Verformungsbedingungen sowohl experimentell untersucht als auch thermomechanisch modelliert und simuliert. Hierbei wird das Ziel verfolgt, eine realitätsnahe Beschreibung des PLC-Bandverhaltens und dessen Abhängigkeit von verschiedenen internen und externen Parametern zu erreichen, um das Umformverhalten der Werkstoffe bei der Bauteilherstellung und die ortsabhängige Neigung zur Fließfigurenbildung vorherzusagen zu können. 186 Ausgewählte Publikationen B. Klusemann, B. Svendsen, H. Vehoff, Modeling and simulation of deformation behavior, orientation gradient development and heterogeneous hardening in thin sheets with coarse texture, International Journal of Plasticity, M. Hütter, B. Svendsen, Quasi-linear versus potential-based formulations of force-flux relations and the GENERIC for irreversible processes: comparisons and examples, Continuum Mech. Thermodyn. Volume 25, Issue 6, pp. 803-816 G.-H. Huang, B. Svendsen, Model of mismatched contact for dislocation generation during coalescence of grains, Philosophical Magazine Letters, Volume 93 No. 4, pp. 246 - 253 B. Klusemann, B. Svendsen, S. Bargmann, Analysis and comparison of two finite element algorithms for dislocation density based crystal plasticity, GAMM Mitteilungen, Volume 36, Issue 2, pages 219–238, October 2013, B. Klusemann, T. Yalcinkaya, M. Geers, B. Svendsen, Application of non-convex rate dependent gradient plasticity tot he modeling and simulation of inelastic microstructure development and inhomogeneous material behavior, Computational Materials Science, Volume 80, pp 51 – 60 C. Barthel, B. Klusemann, R. Denzer, B. Svendsen, Modeling of a thermomechanical process chain for sheet steels, International Journal of Mechanical Sciences, Volume 74, September 2013, pp. 46-54 T. Clausmeyer, G. Gerstein, S. Bargmann, B. Svendsen, A.H. van den Boogaard & B. Zillmann, Experimental characterization of microstructure development during loading path changes in bcc sheet steels, Journal of Materials Science, Volume 48, No 2, pp 674 – 689 B. Klusemann, B. Svendsen, Vehoff, Investigation of the deformation behavior of De-3%Si sheet metal with large grains via crystal plasticity and finite element modeling, Computational Materials Science, Volume 52,No. 1, pp. 25-32 Mitgliedschaften und Kooperationen AICES (RWTH Aachen University) GAMM (Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik) EUROMECH (European Mechanics Society) MPIE (Max-Planck-Institut für Eisenforschung) Material Mechanics, Lund University, Schweden Material Mechanics, TU Eindhoven, Niederlande Drittmittelausgaben 2013 in % Kontakt Lehrstuhl für Werkstoffmechanik Schinkelstraße 2 52062 Aachen Telefon: 0241 80 99156 Fax: 0241 80 92007 E-Mail: [email protected] Homepage: www.cmm.rwth-aachen.de Forschungsbericht 2012/2013 SFB; 51% DFG ohne SFB; 49% 187 Lehrstuhl für Keramik und Feuerfeste Werkstoffe und Institut für Gesteinshüttenkunde Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Rainer Telle Personal PS* DS** Professor 1 Oberingenieur 1 Akademischer Oberrat 1 Wissenschaftliche Mitarbeiter 2 8 Nichtwissenschaftliche Mitarbeiter 9 2 Wissenschaftliche Hilfskräfte Studentische Hilfskräfte 10 * PS: Planstellen ** DS: Drittmittelstellen Das Institut für Gesteinshüttenkunde befasst sich mit mineralischen Roh- und Werkstoffen, deren atomistischer Struktur und thermochemischen Beschreibung, der Aufbereitung und Formgebung zu keramischen, feuerfesten oder glasigen Erzeugnissen sowie mit der Einstellung definierter mechanischer und funktioneller Raum- und Hochtemperatureigenschaften. Die Entwicklung und Begleitung industrieller Prozesse runden Forschung und Lehre über die gesamte Know-howKette ab. Schwerpunkte in der Lehre A) Werkstoffingenieurwesen Das Angebot für den Studiengang „Werkstoffingenieurwesen“ umfasst im Bereich der mineralischen Werkstoffe deren Herstellungstechnik und Anwendungstechnik mit Vertiefungsmöglichkeiten in der Silicatkeramik und den Feuerfesten Werkstoffen. Spezialveranstaltungen behandeln die Sinterkinetik und Gefügeinterpretation, die Bruchmechanik und mechanische Verstärkung spröder Werkstoffe, die mineralogischen und thermochemischen Grundlagen der Roh- und Werkstoffe sowie Korrosion, Tribologie und ke- Forschungsbericht 2012/2013 ramische Verbundwerkstoffe. Insgesamt soll den Studierenden die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstofflagerstätte bis hin zur Serienproduktion von Bauteilen in Vorlesung und Praktika vermittelt werden. Im Bereich Feuerfeste Werkstoffe und Bauweisen stehen das Verhalten hoch schmelzender und korrosionsbeständiger Keramiken und Feuerbetone für Anlagen der Eisen- und Nichteisen-Metallurgie, der Glas-, Keramik- und Zementindustrie, der Energietechnik und der thermischen Reststoffentsorgung im Vordergrund. Zusammen mit Dozenten des Universitätsklinikums werden Vertiefungen im Bereich Biomaterialien und Medizintechnik angeboten. Lehrbeauftragte aus dem Forschungszentrum Jülich bieten vertiefte Einblicke in die Werkstoffe der Energietechnik, insbesondere Ionen- und Mischleiter für die Hochtemperatur-Brennstoffzelle und schnelle Sequestration von Sauerstoff aus Kraftwerksabgasen. Weitere Themen sind keramische Membranen und Nanotechnologie. B) Materialwissenschaften Die Materialwissenschaften sind ein Studiengang der auf die Grundlagen der Materialentwicklung und stoffliche Zusammenhänge eingeht. Dieses Studium ist somit sowohl in den Natur- als auch in den Ingenieurwissenschaften beheimatet. Für den Master werden spezielle Veranstaltungen wie Verbundwerkstoffe mit Schwerpunkt Faserverbundwerkstoffe und Hartmetalle oder Tribologie mit Schwerpunkt Tribochemie und Hartbearbeitung von Keramiken zur Vertiefung angeboten. C) Wirtschaftsingenieurwesen Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens deckt jeweils zu gleichen Teilen Themenbereiche eines wirtschafts- und eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums ab. Hierbei treten Aspekte des Marktes, aber auch der Zuverlässigkeit und der Versagensstatistik keramischer Werkstoffe in den Vordergrund. D) Maschinenbau Das Maschinenbaustudium verzeichnet an der RWTH Aachen die meisten Einschreiber. In einer speziell mit Dozenten der Metallkunde und der Kunststoffe abgestimmten Veranstaltung zur Werkstoffkunde werden den 1200-1450 Studierenden die Grundlagen keramischer Werkstoffe und ihre Herstellungs- und Anwendungsaspekte vermittelt. Im Vordergrund stehen das mechanische Werkstoffverhalten, Bruchstatistik und Verstärkungskonzepte. 188 Forschungsschwerpunkte A) Mineralische Roh- und Werkstoffe 1) Kristallstruktur und thermochemische Grundlagen Die Kristallstruktur und das Gefüge keramischer Werkstoffe sind der Schlüssel für die gezielte Einstellung funktioneller Eigenschaften. Die thermochemischen Grundlagen geben ergeben Erkenntnisse über die Phasenstabilitäten bei hohen Temperaturen, Drücken und in Abhängigkeit von Umgebungsmedien. Sie enthalten daher Hinweise für die Synthese, die Verdichtung durch Sinterung sowie für das Verhalten unter hohen Temperaturen und in korrosiven Gasen, Flüssigkeiten oder in Festkörperkontakt. Die Erschließung von Phasendiagrammen von hochkomponentigen Oxid-, Carbid-, Nitrid- und Boridsystemen unter besonderer Berücksichtung von Mischkristallsystemen ist daher ein Schwerpunkt. Zur Methodik gehören Hochtemperatur-Röntgenbeugung (>2300oC), aeroakustische Schwebeschmelzverfahren (3000oC), Raster- und Transmissionselektronenmikroskopie sowie thermodynamische Simulationsverfahren. 2) Rohstoffqualifizierung Natürliche Rohstoffe sind oftmals großen Qualitätsschwankungen ausgesetzt, müssen aber in kontinuierlichen und teilweise vollautomatischen Prozessen sicher einzusetzen sein. Hier steht die Entwicklung von dotierten oder speziell aufbereiteten Rohstoffen im Vordergrund mit dem Ziel, eine schnellere, zuverlässigere und endkonturnähere Formgebung zu erreichen, Brenntemperaturen zu erniedrigen, Sinterprozesse zu beschleunigen und Ausschuss zu reduzieren. Neben den genannten strukturellen Untersuchungsmethoden der gehören hierher Verfahren zur Oberflächencharakterisierung, chemischen Analytik und Porosimetrie. Zur Aufbereitung stehen zahlreiche Mahlaggregate, Sprühtrockner vom Labor- bis zum Pilotfertigungsmaßstab sowie Sinteröfen wie z.B. ein kontinuierlich arbeitender Rollenofen bis 1600oC zur Verfügung. Als innovativer Formgebungsprozess wird die Geopolymerisation von Meta-Tonen, Meta-Kaolinen und mineralischen Füllern untersucht. Der Brand entfällt dabei durch Selbsthärtungsprozesse. B) Hochleistungskeramik 1) Strukturwerkstoffe Forschungsbericht 2012/2013 Im Fokus der Forschung stehen mechanische Eigenschaften von „Ultra-High-Temperature Materials“ mit Schmelzpunkten deutlich oberhalb 2000oC und Anwendungspotential oberhalb 15001700oC. Hierzu gehören Selten-Erd-stabilisierte ZrO2-Keramiken ebenso wie Refraktärspinelle mit weiteren wichtigen Funktionseigenschaften wie hoher elektrischer Leitfähigkeit sowie Mullitbasierte Mischkristalle. Zusammen mit dem DLR Köln-Porz und dem Forschungszentrum Jülich, IEK1, werden Langfaserverbundwerkstoffe mit Matrixsystemen aus ZrO2 und Seltenen Erden entwickelt und erprobt. Für Übergangsmetallboride im System Ti-Zr-Cr-W-MoB werden neuartige Verstärkungsmechanismen exploriert wie z.B. in-situ-Wachstum von Nanofolien, die als Nanolaminate zu Pullout und Rissablenkung beitragen. Umgekehrt wird das tribologische/ tribochemische Verhalten von Schneidwerkzeugen mit undefinierter Schneide sowie das gefügeabhängige Verhalten keramischer Bauteile bei der konventionellen Hartbearbeitung und während des Laser-unterstützten Drehens untersucht. Methoden hierzu sind alle Hochtemperaturprüfverfahren für mechanische Eigenschaften. 2) Biokeramiken In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Aachen werden bioaktive und bioinerte Werkstoffe für Knochenersatzbauteile sowie mechanisch belastbare Implantate entwickelt. Im Bereich calciumphosphat-basierter Keramiken geht es um die Optimierung der Resorbierbarkeit der Bauteile mittels Gefügedesign (Bereitstellung knochenähnlicher Porosität bzw. Oberflächenrauheit zur verstärkten Osteozyten-Aktivität und Vaskularisierung) sowie Zudotierung aktivierender Proteine wie BMP (Anregung der Osteoblasten-Aktivität). Bei Gelenksprothesen steht die Qualifizierung von SiC- und Si3N4-basierter Werkstoffe für den Gewebekontakt im Vordergrund. 3) Generative Fertigungsverfahren Im Bereich der Fertigungstechnik stehen Methoden zur generativen Herstellung komplexer keramischer Bauteile im Vordergrund. Neben den üblichen Pulverbett-basierten Verfahren zur Generierung von resorbierbaren Knochenersatzteilen wird das Direkte Tintenstrahldrucken entwickelt. Der Lehrstuhl ist beim thermischen Tintenstrahldruckverfahren seit 2002 weltführend und besitzt umfassende Stoff- und Verfahrenspatente. Hier ist es gelungen, dreidimensionale Teile aus ein- oder mehrphasiger Keramik sowohl als Proto- 189 typen bzw. kundenspezifisch herzustellen als auch für Prüfzwecke in Serien zu mehreren Tausend Stück mit herausragender Festigkeit, Bruchzähigkeit und Zuverlässigkeit herzustellen. Es können wässerige Suspensionen mit den derzeit höchsten Feststoffkonzentrationen reproduzierbar verdruckt werden. Derzeitiges Optimierungsziel sind der Mehrphasendruck von Keramiken und Metallen mit definierten Gradienten sowie der Vierkomponentendruck mittels einer nach eigenen Entwicklungen gefertigten industriellen Druckanlage. Anwendungen liegen im Bereich der Medizintechnik, der mikrostrukturell verstärkten Gefüge, der Funktionswerkstoffe, der Elektronik und Elektrotechnik. C) Feuerfeste Werkstoffe 1) Geformte Erzeugnisse Die Behandlung von Feuerfeststeinen erfolg in intensiver Kooperation mit der Anwenderindustrie der Branchen der Eisen- und Stahl- sowie Nichteisenmetallurgie, der Glaserzeugung, der Keramikherstellung, der Zementindustrie, der Verbrennungs- und Kraftwerkstechnik, insbesondere der thermischen Entsorgung. Zumeist sind es Schadensfälle, deren grundlegendes Verständnis weiterführende Entwicklungen nach sich zieht. Aktivitäten liegen bei SiC-Steinen der Müllverbrennung, Brennkammerkacheln der stationären Gasturbine, Zustellungen von Aggregaten der Druckkohlestaubfeuerung sowie Brenner für die Reformertechnologie. 2) Ungeformte Erzeugnisse Feuerbetone gewinnen seit Jahren immer mehr an Bedeutung als Zustellungsmaterialien. Die Entwicklungen befassen sich mit hochfesten temporären Bindern, Formulierungen von Körnungen, Einbringung hochtemperatur-elastischer und korrosionsbeständiger Matrixphasen sowie deren statische und dynamische Prüfung. 3) Hochtemperaturwollen Zur Isolation von Hochtemperaturaggregaten sind feuerfeste Faserzustellungen erforderlich. Diese werden im Hinblick auf dynamische thermomechanische, korrosive und medizinische Eigenschaften hin entwickelt, optimiert und in ihrer Lebensdauer verfolgt. Hierzu gehört eine qualifizierte REM- bzw. HT-RBA-Charakterisierung des Kristallisations- und Versagensverhaltens. Kohlevergasung wurden Prüfverfahren neu entwickelt, mit der die Eignung und Verlässlichkeit dieser Materialien unter extremen Betriebsbedingungen beurteilt werden kann. Die Untersuchungsmethoden umfassen nasschemische und Röntgenfluoreszenzanalyse, Atomabsorptionsspektroskopie oder Ionenchromatographie, Röntgenbeugungsanalysen sowie Rasterelektronenmikroskopie gekoppelt mit chemischer Analytik. Thermomechanische Eigenschaften wie Heißbiegefestigkeit, Feuerfestigkeit oder Wärmeleitfähigkeit sowie HT-E-Modul werden ermittelt. Des Weiteren kann das Spannungs-Verformungsverhalten bis zu hohen Temperaturen verfolgt werden. Neben der Temperaturwechselbeständigkeit und dem Thermoschockverhalten wird das Korrosionsverhalten unter Einwirkung von Gasen, Flugstäuben, Aschen, Schlacken und metallischen Schmelzen sowie Säuren geprüft. Ausgewählte Forschungsvorhaben Erschließung von Phasensystemen mittels aero-akustischer Levitation Die aero-akustische Levitation stellt das einzige Verfahren zur tiegelfreien, berührungslosen und kontaminationsfreien Synthese und Untersuchung fester und flüssiger, oxidischer und silicatischer aber auch nichtoxidischer Materialien dar, für die im Gegensatz zu metallischen Schmelzen eine Levitation über magnetische Felder ausgeschlossen ist. Die Methode eröffnet völlig neue Möglichkeiten der kontaminationsfreien Behandlung flüssiger Phasen und der Präparation hochreiner Materialien über einen großen Temperaturbereich bis zu Temperaturen von 3000°C. In einem DFG-Vorhaben wurde das Dreistoffsystem Al2O3SiO2-ZrO2 untersucht. Dabei konnte die im Jahre 1951 vorhergesagte Mischungslücke in der Schmelze des Randsystems SiO2-ZrO2 nicht nur an abgeschreckten Proben verifiziert, sondern auch die Emulsionsbildung direkt mittels Hochgeschwindigkeitskamera verfolgt werden. Die Abbildungen zeigen ein Video-Still der schwebenden etwa 2,5 mm großen Schmelzperle sowie eine REM-Aufnahme eines Anschliffs (Maßstab = 1mm). 4) Feuerfestprüfung Für die spezifischen Anforderungen der Stahlindustrie, der thermischen Entsorgung sowie der Forschungsbericht 2012/2013 190 Eine turbulente Marangoni-Konvektion führt unter Zugabe von Al2O3 zu einer nanoskaligen Emulsion, die ihrerseits vollständig zu ZrO2, Korund und Cristobalit erstarrt. Ferner wurden die Mischungslücke im System Al2O3-ZrO2 und die erhöhte Al2O3-Löslichkeit des Mullits bei Temperaturen >1750oC bestätigt. Das ternäre System konnte konsistent mit vier nonvarianten Gleichgewichten beschrieben werden. Ausgewählte Publikationen Momozawa, A., Telle, R., Controlled precipitation of W 2B4 platelets and of β-WB nanolaminates for the in-situ reinforcement of ternary TiB2-W2B4-CrB2 ceramics, J. Europ. Ceram. Soc. 32 (2012) 85-95 Traon, N., Tonnesen, Th., Telle, R.: The Understanding of the Microstructural Changes of Refractory Castables after Thermal Shocks trough Damping Measurements, Refractories Worldforum 4 [2] (2012) 121-126 Newirkowez, A., Cappi, B., Telle, R., Schmidt, H.: (Ti,W,Cr)B 2 Coatings Produced by DC Magnetron Sputtering. Thin Solid Films 520 (2012) 1775 Özkol, E., Zhang, W., Ebert, J., Telle, R.: The Potential of the “Direct inkjet printing” method for manufacturing 3Y-TZP based dental restorations. J. Europ. Ceram. Soc. [32] (2012) 2193-2201 Zhou, L.-Y., Telle, R.: Synthesemechanismen von Siliciumcarbid im Acheson-Prozess, Teil 1: Primäre SiC-Bildung, cfi/Ber. Dt. keram. Ges. 89 [8-9] (2012) D11-D19; Teil 2: Sekundäre SiC-Bildung, cfi/Ber. Dt. keram. Ges. 90 [6-7] (2013) D1-D7 Nordine, P.C., Sickel, J., Merkley, D., Finkelman, St., Telle, R., Kaiser, A., Prieler, R.: A Levitation Instrument for Containerless Study of Molten Materials, Review of Scientific Instuments. 83 [12] 125107 (2012) 1-14 Tonnesen, Th., Simon, R., Telle, R.; Refractory Corrosion Mechanisms in Biomass Gasification and Incineration Procth esses. Refractories for Industrials, ECREF Europ. Centre Refr. GmbH (Hrsg.), Proc. 56 Int. Colloq. On Refractories, th th Aachen, Sept 25 -26 , 2013, (2013) 112-116 Mitgliedschaften und Kooperationen Deutsche Keramische Gesellschaft e.V., DKG (Vorstand und Präsidium) Forschungsgemeinschaft der Deutschen Keramischen Gesellschaft e.V., FDKG Deutsche Gesellschaft für Feuerfest- und Schornsteinbau American Ceramic Society Federation of International Refractories Research and Education, FIRE Promotionen Özkol, Emre: Evaluation of the direct inkjet printing method for the fabrication of three-dimensional ceramic components (2012) Zhou, Liying: The Acheson Process Revised - A Thermodynamic and Experimental Investigation of the Industrial Scale Production of Silicon Carbide (2013) Zeichner, Achim: Entwicklung einer Ofenrollenbeschichtung für das Presshärten (2013) Zhang, Wen: Dynamic Modeling of Crack Propagation in Ceramic Laminate-Toughened Composites with Weak Interfaces by Using Discrete Element Method (2013) Kontakt Institut GHI – Lehrstuhl für Keramik und Feuerfeste Werkstoffe, Institut für Gesteinshüttenkunde Anschrift Mauerstrasse 5, 52064 Aachen Telefon: +49 241 8094668 Fax: +49 241 80 92226 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.ghi.rwth-aachen.de Drittmittelausgaben 2013 in % Sonstige; 15% Wirtschaft; 55% DFG ohne SFB; 18% BMBF; 12% Forschungsbericht 2012/2013 191 Fakultät für Georessourcen und Materialtechnik RWTH Aachen University www.fb5.rwth-aachen.de