Siena - Enit
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31-07-2009 8:41 Pagina 1 www.terresiena.it MERSE_cop_TED PROVINCIA DI SIENA COMUNI DI: CHIUSDINO MONTICIANO MURLO SOVICILLE APT SIENA Via dei Termini 6 – 53100 Siena tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041 [email protected] www.terresiena.it valdimerse MERSE_TED 29-07-2009 Terre di Siena 17:26 Pagina 1 MERSE_TED 29-07-2009 17:26 Pagina 2 val di merse DIE PROVINZ SIENA DIE GEMEINDEN VON CHIUSDINO MONTICIANO MURLO SOVICILLE DER VERKEHRSVEREIN SIENA HEISSEN SIE IM SIENESER LAND WILLKOMMEN MERSE_TED 29-07-2009 17:26 Pagina 3 Val di Merse Terre di Siena MERSE_TED 29-07-2009 17:26 Pagina 4 Eine innerliche Schönheit 6 Entdeckungsreise 8 Die Zeichen des Menschen 12 Spuren einer tausendjährigen Geschichte 18 Inseln aus Stein 24 Eine Reise in den Geschmack 28 Ferien im Merse-Tal 32 Durch Städte und Museen 34 Veranstaltungskalender 38 Um noch mehr zu erfahren 39 MERSE_TED 29-07-2009 17:26 Pagina 5 firenze siena toscanaitalia Terre di Siena Val di Merse chiusdino monticiano murlo sovicille MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 6 San Gimignano Radda in Chianti Poggibonsi Castellina in Chianti Colle di Val d’Elsa Gaiole in Chianti Monteriggioni Casole d’Elsa Siena Castelnuovo Berardenga Rapolano Terme Sovicille Radicondoli Asciano Sinalunga Monteroni d’Arbia Chiusdino Murlo Monticiano Trequanda San Giovanni d’Asso 5 Torrita di Siena Buonconvento Montepulciano Pienza Montalcino Chianciano Terme San Quirico d’Orcia Sarteano Castiglione d’Orcia Chiusi Cetona Radicofani Abbadia San Salvatore Piancastagnaio San Casciano dei Bagni MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 7 Eine innerliche Schönheit Murlo MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 8 Auf dem “Planet” Toskana, nach Wein duftend, mit einer zauberhaften Landschaft, veredelt mit Plätzen und Türmen, Villen und Burgen, da gibt es das sieneser Land. Und das wiederum besteht aus vielen verschiedenen Landstrichen mit einem eigenen Charakter, einem Mikrokosmos, bestehend aus Menschen, Geschichten, Atmosphäre, die dazu beitragen, ihm eine eigene, ausgeprägte Identität zu verleihen. Das Merse-Tal gehört zu diesen Landschaftsbildern, die dem Hinterland der Stadt des Palio einen weithin sichtbaren Stempel aufdrücken. Wir schicken uns an, auf eine Reise bar jeglicher Vorurteile zu gehen. Das Merse-Tal ist eine von Mutter Natur vorgezeichnete Straße, welches sein Ansehen nicht allein seinem berühmten Namen verdankt. Deshalb stellt sich dieser Teil des sieneser Landes gern ohne Visitenkarte vor und das in der Ära der Komunikation, in der alles ein Etikett haben muß und wo man auf den Reisen legendären, manchmal ungewissen Zielen hinterherläuft. Dieses Land zieht einen Willkommensgruß in der Form eines Händedrucks und mit sofort Vertrauen einflößenden, offenen Augen vor. So als ob man von einem Menschen, der uns von seinen inneren Werten erzählen möchte, eine formale Vorstellung erwarten würde. Die inneren Werte eines Ortes wie die eines Menschen stellen eine Entdeckung dar, die auf diskrete und leise Art erfolgt. Es ist eine Frage des Feelings; manchmal genügt ein kurzer Moment, manchmal braucht es Zeit. Das Merse-Tal hat einen zurückhaltenden Charakter und die Reisenden verlieben sich in es, weil es schattig-scheu und sonnig-aufgeschlossen zugleich sein kann. Seine intime Reinheit und intakte Einsamkeit sind teils verwirrend und stellen eine Einladung ausschließlich für den dar, der sich mit einer gehörigen Portion Neugierde auf Reisen begibt. Keiner wird jedoch enttäuscht, denn das Merse-Tal ist von innerlicher Schönheit. Und nicht nur das; auch sein Äußeres leuchtet aus eigener Kraft: verschwommen und zart in seinen Wäldern, blendend mit seiner Kathedrale, die stumm zum Himmel schreit. 7 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 9 Entdeckungsreise 8 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 10 ANTIKE SPUREN FÜR EINE FUTURISTISCHE REISE Große Weiten und intime Reize sind der Leitfaden einer idealen Straße, die sich heimlich in eine unbekannte und vom großen Tourismus nicht beachtete Toskana hineinschmuggelt. Wir befinden uns im Südwesten Sienas. Der bewaldete Höhenzug der Montagnola schaut auf die Täler der Farma und der Merse hinab, die wiederum auf der Suche nach der Hauptader des Ombrone sind, der Wasserstraße, der es gelingt, sich durch die “borstige” Maremma einen Weg zum Meer zu öffnen. Das Merse-Tal ist eine grüne Lunge, zwischen den Mediterranen Düften der Maremma und den großen Weiten zwischen Himmel und Erde in Richtung sieneser Crete und Orcia-Tal. Es ist eine natürliche Brücke zwischen dem Amiata-Berg und den Colline Metallifere-Bergen, zwischen dem Meer und Siena. Ein Durchgangsland also. In der Vergangenheit war es der Fluchtweg aus der von der Malaria heimgesuchten Künstenlandschaft zu den gesünderen und reicheren Gebieten im Landesinnern. Seine außergewöhnliche Einsamkeit hatte starke Anziehungskraft für Eremiten, Denker und Reisende auf der Suche nach Frieden. Aber nicht nur das! Der antike Hang zur Industrialisierung dieses weiten Tales hat eine starkes Band zwischen den Menschen und dem Territorium hervorgebracht, mit der Nutzung des Waldes, den “Fabriken” zur Eisenverarbeitung, den Kornmühlen und der Wollbearbeitung. Die Spuren der Vergangenheit sind offensichtlich und die Steine des Mittelalters wurden hier nicht zu Salons für Touristen, sondern sind heute noch perfekt in ein grünes Meer integrierte Inseln, in denen noch Altes bewahrt bleibt. Das Mittelalter des dritten Jahrtausends, das aus kleinen Plätzen, Bögen und aus widerwillig in authentische Ferienzentren umgewandelten Dörfern besteht, ist hier noch nicht angekommen. Einen Espresso in der Bar von Monticiano trinken, ein belegtes Brötchen in einer Trattoria in Chiusdino genießen, die Zeitung auf der Piazza von Sovicille lesen, auf den Sonnenuntergang warten, 9 MERSE_TED 10 29-07-2009 17:27 Pagina 11 Aus dem Reisetagebuch Hinauf und hinunter auf den Straßen der Toskana. Hier sind einige Augenblicke aus einer Reise auf dem Fahrrad von der Maremma zum Sieneser Land durch die Montagnola. Bei Pievescola lassen wir die Hügel der Colline del metallo und das Elsa-Tal hinter uns. Das Tal, das tief ins grüne Herz der Montagnola vorstößt, dringt in eine Oase des Friedens ein, um sich in der Stille der Wälder zu verstecken. Simignano ist ein Dorf aus Stein, ein Geheimnis, das zu entdecken ist ... Die letzten Spitzkehren von Ancaiano führen zu einer sanften Landung in der Ebene, die den sieneser Hügel ankündigt. Das Licht der untergehenden Sonne entzündet das sieneser Land, das hier die Wärme und die Farbe des Feuers hat. Der Anstieg endet kurz vor der Burg von Crevole, einem Adlernest im Grünen. Eine kurze Pause vor der Abfahrt Richtung Vescovado und Murlo, das etruskischen Ursprungs ist und das gleichzeitig auf die Wälder des Merse-Tales und auf das Land und die Weiden des Arbia-Tales blickt. Hier beginnt eine Reise innerhalb der Reise in Richtung Olivello: vier Häuser im Paradies. Du drehst dich rundherum und siehst nur Natur, du schaust in dein Inneres und du verspürst Lust, hierzubleiben, wenigstens für eine Nacht. Die Schotterstraße führt hinunter bis zum Flüßchen Crevolone, nicht weit von den Ruinen des Conventaccio, dem Geist aus rosa und schwarzen Steinen dessen, was einmal eine Augustiner-Einsiedelei gewesen war. Die Zeitreise führt weiter nach La Befa, einem Art Wilden Westen der Toskana: einige Dutzend Einwohner und ein Bahnhof an der Linie Grosseto Siena, wo der Zug nur auf Anfrage hält. Von hier führt ein Weg zum alten Bergwerk von Murlo. Den ganzen Tag bin ich nur zwei Menschen begegnet: John und Tasha aus Fairbanks, Alaska. Sie reisten zu Fuß: “uns gefällt es, Italien zu Fuß zu entdecken und diese Gegend, die so verschieden von unserer Heimat ist, hat in ihrem DNA den Charakter ferner Orte, die im Geist der Pioniere zu entdecken sind”. Und wenn die beiden, die aus Alaska kommen, das sagen, so muß man daran glauben... MERSE_TED 29-07-2009 Fluß Farma 17:27 Pagina 12 der die Mauern von Murlo rot färbt, bedeutet, die Gegenwart dieser Orte auszuleben, wo das Alltägliche und das Normale noch unverfälscht sind. Eine Reise im Tal der Merse bietet einen direkten Kontakt mit dem Territorium, mit seinen Menschen, im Zeichen einer entwaffnenden Einfachheit: das sind Extra-Werte, die nur derjenige erfährt, der auf Reisen sich nicht nur oberflächlich interessiert. Es ist eine antike und zugleich futuristische Reise; denn der Tourist von heute reist auf vorprogrammierten Wegen in Richtung präziser Ziele. Das Merse-Tal ist dagegen ein Territorium, das die Bewegungsfreiheit unterstreicht. Der Geist einer solchen Reise ist antik, weil man sie mit genau der gleichen Sehnsucht nach Neuentdeckungen macht, die auch die Reisenden der “Grand Tour” beseelte. Der Antrieb der Touristen des 18. Jahrhunderts bestand in ihrer Suche nach den Spuren der Vergangenheit mit Hilfe der Archäologie: das Alte wurde Antik und unbedeutende Steine verwandelten sich in eine Zeitreise. Das Merse-Tal ist eine Landkarte, die sich durch ein Spiel mit der Zeit entdecken läßt. Die Spuren der Vergangenheit werden zu einer Reise, bei der der Besucher nicht von der Angst gepackt wird, auch alles in kurzer Zeit zu sehen. Es handelt sich vielmehr um eine Einladung für ein Wochenende oder zu einem Urlaub auf Schusters Rappen oder es einfach zu genießen, auf einem Dorfplatz, mitten im Wald, am Kiesbett eines Flusses anzuhalten, um ein Feeling zum Territorium herzustellen. Für die Mutigsten gibt es auch Gelegenheiten zu großen Abenteuern auf der Suche nach Einsiedeleien, Burgen, Türmen, die der Welt zu entfliehen scheinen und nur auf einsamsten Wegen erreichbar sind. Durchgangsland bedeutet aber auch Kontakt und Kontamination. Nur so läßt sich der vielfältige Charakter des Merse-Tales erklären: zum einen undurchdringlich, wild und spröde wie die Maremma, zum anderen harmonisch, locker und leuchtend wie das sieneser Umland. 11 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 13 Die Zeichen des Menschen 12 Die Montagnola und der größte Teil des Merse-Tales haben ein dominierendes Umwelt-Element: den Wald. Von oben aus gesehen, erstreckt sich diese Gegend wie ein grünes Meer, offensichtlich undurchdringlich mit ab und zu herausragenden Burgen, Türmen und Kastellen, die an vergangene Zeiten erinnern. Große Lichtungen und Wasserläufe bringen Bewegung in die Landschaft, die von intakter Umwelt und natürlich auch von einem guten Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt erzählt. Heutzutage ist der Wald ein Synonym für eine Naturlandschaft, die es zu schützen und aufzuwerten gilt. In diesem Gebiet ist der Wald jedoch Zeuge für Geschichte und menschliche Schicksale. Generell sind Pfarrkirchen, Burgen und Dörfer aus Stein offensichtliche Spuren des Menschen. In diesem Fall ist es jedoch der Wald selbst, der mehr als alles andere, die Zeichen des Menschen konserviert, bezeugt und weitergibt. Bis vor einigen Jahren noch spielte der Wald im Leben der Halbpächter eine äußerst wichtige Rolle, die hier eine wertvolle Ergänzung zu ihrer Arbeit auf den Feldern fanden. Waldarbeiter zu sein, bedeutete, eine wichtige Spezialisierung zu besitzen, die in schwierigen Zeiten für die Landwirtschaft, das Überleben vieler Familien ermöglichte. Die Aktivitäten, die das Leben der Menschen im Wald kennzeichneten, ging vom Fällen der Bäume und Holzsammeln bis zur Produktion von Holzkohle. Das Leben bestand aus vielerlei Aktivitäten und - über die wirkliche Präsenz des Menschen hinaus - hat der Wald über Jahrhunderte eine Kultur aufgenommen, die aus tiefgreifendem Wissen, Gefühlen und Traditionen bestand und die heute noch die Seele dieses Territoriums darstellen. Baudenkmäler sind wichtig, der genius loci versteckt sich jedoch zumeist da, wo der Lebenszyklus sehr intensiv war oder noch ist. Und im Wald verspürt man viel mehr als auf dem Lande den Sinn des Lebens durch die Veränderung: Geburt, Leben und Tod sind der dünne, unsichtbare Faden, an dem das gesamte Ökosystem hängt. Heute gibt es Naturschutzgebiete, weil die Tätigkeit des Menschen eine Gefahr für das Gleichgewicht zwischen Flora und Fauna darstellt. Früher war das Zusammenwirken zwischen der Arbeit des Menschen und der Natur ein Beispiel für Harmonie. Und die Wälder des Merse-Tales und der Montagnola sind das Ergebnis dieses Zusamenwirkens, das den Ablauf von Lebenszyklen auf einer gegenseitigen Austausch-Basis zwischen Mensch und Pflanze garantierte. Das Leben im Wald begann saisonbedingt im Herbst, als man tagelang Pilze und Kastanien sammelte, aber auch MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 14 13 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 15 Bäume und Sträucher Zu den typischen Bestandteilen der natürlichen Wälder gehört die allgegenwärtige Steineiche (Quercus ilex), eine immergrüne Eiche, eine typische Spezies des Mittelmeerraumes, die kalkhaltige Böden bevorzugt, während auf weniger trockenen, tieferen Böden die Wälder bevorzugt aus Zerreichen (Quercus cerris) und Kastanien (Castanea sativa) bestehen; die letztere auch besonders durch das Eingreifen des Menschen, der einige Gebiete in reine Kastanienwälder für die Produktion von Eßkastanien umgewandelt hat. Was die Sträucher anbelangt begünstigt das Mittelmeer-Klima die duftende Präsenz der ausgedehnten Ginster-Felder (Citysus scoparius), der Ziströschen (Cistus salvifolius, Cistus incanus) und der Erika (Calluna vulgaris, Erica arborea, Erica scoparia). An den Flußufern finden wir Sträucher und Bäume, die auch in sauerstoffarmer Umgebung gedeihen, wie Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Weiden und Pappeln. Im Unterholz wachsen Efeu (Hedera helix), Veilchen (Viola alba), Mäusedorn (Ruscus aculeatus), Schneebälle (Viburnum tinum), verschiedene Arten von Lianen und zwei Arten von Alpenveilchen, eine blüht im Frühjahr (Cyclamen repandum) und die andere im Herbst (Cyclamen hederifolium). Die aufgeforsteten Gebiete sind leicht auszumachen aufgrund der Präsenz der Strandkiefern (Pinus pinaster). In der Vergangenheit hat man solche Eingriffe vorgenommen, um Kastanienwälder, die von einer Borkenkrankheit befallen waren, zu ersetzen. 14 Das Waldmuseum Um in die Geschichte und die Umwelt, die für den größten Teil des Territoriums des Merse-Tales steht, eintauchen zu können, ist ein Besuch im Waldmuseum unumgänglich. Es ist in einer alten Scheune untergebracht und führt uns die enge Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt vor Augen. Geschichten, Zeugnisse, Gegenstände der Waldarbeiter und der Köhler beschreiben auf einfache, und doch eindrucksvolle Weise das Leben in diesem Ökosystem, so wie es sich bis vor einem halben Jahrhundert abspielte. Teil des Museums sind fünf ausgeschilderte Wanderwege: le Carbonaie (die Kohlenmeiler) (4 km), il Romitorio (die Einsiedelei) (5 km), il Fiume (der Fluß) (4 km), la passeggiata del Conte (der gräfliche Spaziergang) (1,5 km) und Castiglion che Dio sol Sa (Ortschaft) (21 km). Es handelt sich hier um angenehme Ausflüge mit anthropologischen, botanischen, faunistischen und landschaftlichen Hintergründen, die uns die Möglichkeit geben, auf dynamische Art die Realität Wald und die damit verbundenen Aktivitäten kennenzulernen. Interessant sind auch die thematischen Ausflüge. “Der Mensch und der Wald” gibt Einblick in die Arbeit der Halbpächter, Waldarbeiter und Köhler auch dank des didaktischen Anschauungsmaterials wie dem “Heft des Quintilio” oder die Stimmen und Erlebnisse im Wald von Orgia. “Der Wald als Labor” besteht aus einem Ausflug auf einem der Wanderwege mit Erklärung bestimmter botanischer, faunistischer, geologischer, ökologischer Aspekte (z.B. Der Wald und die fünf Sinne, Bio-Hinweise, das Ökosystem Wald). Gut gemacht und von großem praktischen Nutzen ist der Museumsführer mit der Beschreibung der Umwelt und den illustrierten, mit detaillierten Karten versehenen Wanderwegen. MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 16 15 Eicheln für die Schweine. Der Winter war die Zeit des Holzfällens und des Sammelns von Reisigholz für den Kamin und zum Brotbacken. Wurzelstöcke des Arbutus unedo wurden für die Dreschmaschine gebraucht und - wenn welche übrigblieben - diese an den Pfeifenmacher verkauft. Im Winter wurden die Bäume gefällt, das Holz aufgeschichtet und abtransportiert. Im Bereich dieser Aktivitäten gab es auch regelrechte Spezialisierungen. Die “Palaioli” schnitten die “Pali” oder Pfosten für die Holzstöße und die “Vetturini” (Fuhrknechte) transportierten das Holz mit Hilfe unermüdlicher Mulis. Der Frühling begann mit anderen Arbeiten, wie dem Abrinden der Bäume, der Gewinnung von Kork, dem Sammeln von Reisigkohle, wild wachsenden Kräutern und Spargel. Auch die Kinder hatten gute Gründe, sich in den Wald zu begeben: sie suchten nach Holzstücken, um ihre Spielsachen herzustellen. In den heißen Monaten überließ man dann den Wald seiner frischen Einsamkeit. Die wirklichen Kinder des Waldes waren jedoch die Köhler, die schwarzen Männer, die Nomaden der Wälder, die in Hütten wohnten und von Mal zu Mal die besten Gebiete für die Holzkohlenproduktion suchten. Keiner wußte besser als sie, die Stimmungen und den Charakter des Habitat Wald zu interpretieren. Und sie kannten die uralte Kunst, Holz in Kohle zu verwandeln. Sie bauten Meiler mit geometrischer Präzision nach einem komplexen Ritual, das einen langsamen Brennvorgang des um einen Zentral-Pfahl aufgeschichteten Holzes ermöglichte. Die kuppelartige Konstruktion wurde dann mit Erdschollen und dürrem Laub bedeckt. Der langsame Brennvorgang dauerte 4 oder 5 Tage und zum Schluß kamen die Fuhrleute begleitet von den “Imballini” (Verpacker), die das genaue Gewicht der Holzkohle kontrollierten. Die Holzkohle war über Jahrhunderte ein außerodentlich gutes Brennmaterial, aufgrund der hohen Temperaturen, die sie erreicht, ohne zu rauchen. Die neue, industrielle Produktion und die Nutzung anderer Energiequellen hat die stille Kunst Holzkohle zu machen ausgelöscht. Männer, die Holzkohle herstellen, gibt es zwar immer noch. Sie sind jedoch die letzten Zeugen einer Welt, die im Aussterben ist. Sie sind die letzten Poeten, MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 17 Tocchi 16 die alte Bräuche weitergeben. Das bedeutet, daß es noch einige Köhler gibt, während die Lebensart des Köhlers ausgestorben ist. Die Männer mit dem schwarzen Gesicht, die in der Vorstellung zu den Geheimnissen des Waldes zählten, wurden als die Beherrscher des Feuers und frei von allen sozialen Einschränkungen beschrieben. Zu den anderen Aktivitäten, die auch noch im Wald heimisch waren, gehörte die Herstellung von ungelöschtem Kalk in speziellen Öfen zum Brennen des in den Gruben der Umgebung gewonnenen kalkhaltigen Materials. Und schließlich das Trocknen der Kastanien: nach der Ernte wurden die Kastanien in kleinen Hütten ausgebreitet (den sog. Trockenböden), wo sie ein leichtes Feuer, das viel Rauch entwickeln mußte, im Laufe von zwei, drei Monaten trocknete. Anschließend wurden die getrockneten Früchte zu Mehl gemahlen, das als Basis für eine arme, jedoch sehr variable Küche diente. Der Vorhang fiel vor der Geschichte des Menschen im Wald, die Vegetation erstickt die Ruinen der Trockenböden und Brennöfen, das Nomadenvolk ist von der Zukunft eingeholt worden. Aber der genius loci bleibt und die Kultur des Waldes ist noch aus der sprachlichen Vielfalt und den Ortsnamen herauszulesen, die mit großer Klarheit noch von dem Wissen um Pflanzen, Wegen, Tieren, Kräutern, Quellen und Flüssen erzählen. Heute begleitet die Stille des Waldes die leichten Schritte der Pilzsucher und Kastaniensammler. Die Geschichte und das Leben des Waldes wird im Waldmuseum von Orgia vor Augen geführt, mit dem Natur, Geschichte und die Veränderungen dieses Territoriums dynamisch beobachtet werden. Der Mensch hat zwar seine Beziehung zum Wald verändert, vom naturalistischen Standpunkt aus betrachtet behielt jedoch die Vegetation der Montagnola und des Merse-Tales ihre Identität, die in drei verschiedene Arten zu unterteilen ist: das landwirtschaftlich genutzte Land, die natürlichen und die aufgeforsteten Wälder. MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 18 Der Naturpark des oberen Merse-Tales Die Quellen des Merse-Flusses befinden sich in der Nähe von Poggio Croce di Prata (848 m ü.M.) im Gebiet von Massa Marittima (Gr). Der Fluß ist ca. 70 km lang und biegt, nachdem er bei der Abtei San Galgano vorbeigeflossen ist, nach Norden in Richtung Brenna und Orgia, wo er die Wasser des Flüßchens Rosia aufnimmt, danach biegt er wieder nach Süden bis er in den Ombrone bei Pian di Rocchi mündet. Die Umwelt, in der sich dieser Wasserlauf bewegt, ist von besonderem Wert, auch mit Hinsicht auf die Vegetation. Das Territorium des Fluß-Oberlaufes ist der “Naturpark des oberen Merse-Tales”, ein Naturschutzgebiet, das zu den regionalen Naturschutzparks gehört. Ein Ausflug in den Naturpark ist sicherlich eine Gelegenheit zu einer “full immersion” in die Natur. Besonders hervorzuheben sind die Gebiete zwischen Brenna und Masso degli Zingari, vorbei an Casetta Rossa, dem Gut Mallecchi und Casa Vecchia bis zu den wilden Schluchten der Merse. Es wird angeraten, den Ausflug in Begleitung eines Führers zu unternehmen oder sich mit einer detaillierten Karte des Territoriums auszustatten. Die buca dei falchi (Grotte ) Es ist auch möglich in das karstige Herz des Merse-Tales vorzustoßen. Der Ausflug findet auf dem Gebiet der Gemeinde Monticiano statt. In Iesa beginnt ein Weg, der zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad bewältigt werden kann, und der durch ein Gebiet von großem naturalistischen Wert zwischen den Flüssen Farma und Merse führt. Die Buca dei Falchi ist eine Karst-Grotte, die von Vincenzo Pascucci und Guido Bianciardi entdeckt wurde. Sie umfaßt vier Räume über eine Länge von 150 m und einem Höhenunterschied von 20 m. Ein Besuch in Begleitung eines Führers vermittelt uns die magische Atmosphäre aus Echo und Stille der Welt der Stalagtiten und Stalagmiten. Das Fremdenverkehrsamt Pro Loco von Monticiano (E-mail: [email protected]) organisiert auf Anfrage geführte Rundgänge mit erfahrenen Höhlenforschern und stellt die gesamte Ausrüstung zur Verfügung. 17 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 19 Spuren einer tausendjährigen Geschichte Torri, Abtei Santa Mustiola, Kreuzgang 18 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 20 BEWEGUNGSENERGIEN IN EINER TRANSIT-KULTUR In der Antike war das Gebiet des nördlichen Etruriens und des Landesinnern zwischen der Hügelkette der Colline Metallifere, der Maremma und dem Chiana-Tal ein rauhes, wenig freundliches Land und die Hauptverbindungswege führten über die Kammlinien der Hügel und Berge oder durch die Flußtäler. Nicht von ungefähr reicht das Gedächtnis des Ombrone bis in die Altsteinzeit zurück, während Obsidian-Funde aus Jungsteinzeitlichen Kulturen stammen: im Gebiet von Murlo fand man eine Hammeraxt aus Porphyr und eine Vase aus der Frühgeschichte. Der Fluß, gespeist durch die Wasser der Merse, war mit kleinen Schiffen befahrbar, wie es uns von Plinius in seinen Naturalis Historiae (III,8) geschildert wird, wo er ihn mit “navigiorum capax” bezeichnet. Die “historische Hauptstadt” dieses Gebietes ist ohne Zweifel das etruskische Murlo, das seine Wurzeln in der Gegend um Poggio Civitate und in der Wasserstraße des Ombrone hat. Ganz in der Nähe liegen dann die Kupfer-Bergwerke von Poggio Abbù und Vallerano, das Industriegebiet der Jungsteinzeit. Die Nekropolis von Poggio Aguzzo, immer noch im Territorium von Murlo, ist der Beweis für eine nicht unerhebliche demographische Ausdehnung entlang dem Ombrone-Fluß, der die Küstengebiete von Roselle mit dem Landesinnern Etruriens, mit Chiusi und Castelluccio di Pienza verband. Die fürstliche Residenz von Poggio Civitate vermittelt uns einen Eindruck über die Wohnverhältnisse in diesem Gebiet, die auf autonomen, sich selbst genügenden “”Burg-Ansiedlungen” basierte. Es handelt sich hier um einen Zeitsprung zurück von fast drei Jahrtausenden. Das plötzliche Verlassen dieses “Burg-Dorfes” erfolgt um das Jahr 500 v.Chr. und ist bis heute ungeklärt. Eine glaubwürdige Vermutung seitens der Forschung spricht von einem freiwilligen, nicht gewaltsamen Verlassen von Poggio Civitate. Ein Besuch des Antiquariums von Poggio Civitate in Murlo kommt 19 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 21 Murlo, Antiquarium di Poggio Civitate 20 Das Antiquarium von Poggio Civitate Das Etruskische Museum befindet sich im mittelalterlichen Dorf Murlo und zeichnet sich durch die wichtigen Funde aus dem Gebiet von Poggio Civitate aus. Die Entdeckung von Poggio Civitate hat einen entscheidenden Beitrag zu den Forschungen über die etruskische Zivilisation geleistet, da bei den Ausgrabungen nicht etwa eine Ansiedlung oder eine Nekropolis ans Tageslicht kamen, sondern ein fürstlicher Palast des 7. Jh. v.Chr. und die Werkstatt eines Handwerkers. Zwei Bauphasen wurden bei den Gebäuden festgestellt, eine orientalisch beeinflußt und die andere archaisch, datiert zwischen dem 7. und 6. Jh. v.Chr. Architektonische Elemente wie Dachziegel und Giebelschmuck zeugen davon, daß das orientalisch beeinflußte Gebäude (das ältere im Vergleich zum archaischen) eine vollständige Dachbedeckung hatte. Die Entdeckung der Werkstatt legt Zeugnis darüber ab, daß hier Bau-Keramiken, Geschirr und wertvolle Gegenstände produziert wurden. Um das Jahr 600 v.Chr. wurden beide Strukturen durch einen Brand zerstört und 580 v. Chr. wieder aufgebaut: das Herrenhaus in rechteckiger Form mit einem großen Innenhof und Laubengängen. Zu den Funden gehören: eine Sammlung an Keramiken, einige davon aus Griechenland, Teller-Bruchstücke, Amphoren, Krüge, ionische und lakonische Becher, auserlesene Bucchero-Keramiken sowie Elfenbein-Skulpturen. Bei den architektonischen Dekorations-Elementen stechen besonders Giebelplatten in menschlicher und tierischer Form hervor. Die Ausgrabungen im archaischen Gebäudekomplex brachten auch Funde aus Metall wie kleine persönliche Gegenstände aus Bronze zur Zierde von Kleidungsstücken oder zur Einrichtung, sowie auch Gegenstände aus Eisen ans Licht. Die Ausstellung wird vervollständigt durch die Grabbeigaben der Gräber von Poggio Aguzzo (650 - 600 v.Chr.) mit besonders schönen Keramiken und herrlichen Bucchero-Arbeiten. MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 22 einer Zeitreise gleich. Hier konnte man dank verschiedener Funde, im besonderen architektonischer Elemente, die Gebäude teilweise rekonstruieren. Im Anschluß hinterließ die Präsenz des Menschen in diesem Gebiet wichtige Spuren. Offensichtlich ist jedoch, daß im Laufe der Jahrhunderte menschliche Präsenz und eine intakte Natur eine Form des Zusammenlebens gefunden haben, die sich auf Gleichgewicht und angemessene Raumverteilung stützte. Reiche, mächtige Familien und die Kirche prägen die Zeit des frühen Mittelalters, als die Grafen Gherardeschi und die Bischöfe von Volterra nach diesen Gebieten ihre Hände ausstreckten. Im 13. Jh. gab es schon ein Netz von Dörfern, die aufgrund der zahlreichen Eichenwälder von der Schweinezucht lebten. Daneben war das Wasser ein anderer großer Reichtum dieser Gegend, der Motor, der die Kornmühlen drehte. Das Wasser der Merse war für das mächtige, während der Sommerzeit aber wasserarme Siena nicht mit Gold aufzuwiegen. Alles Getreide wurde in den Mühlen des Merse-Tales gemahlen. Der Bau von Mühlen hatte sogar zweierlei Nutzen. Abgesehen vom Getreide, erfolgte in den Mühlen auch die Verarbeitung der Wolle. Nicht von ungefähr hatten die Wollverarbeiter aus Siena hier ihr “Industriegebiet”. Zwei Hauptverkehrsstraßen verhinderten eine komplette Isolation des Merse-Tales. Beide begannen in Siena und führten gen Westen: die Straße zur Oberen Maremma, die bis zum 19. Jh. für den Vieh-Auftrieb benutzt wurde und die berühmte Strada Massetana, die das sieneser Umland mit den Hügeln der Colline Metallifere und den entsprechenden Bergwerken verband. Deshalb gab es im Merse-Tal nicht nur eine über das gesamte Territorium verteilte seßhafte Bevölkerung, sondern auch die Kultur des Durchgangsverkehrs, Bewegungsenergien, die das Land und die Bewohner stark beeinflussten. Pfarrkirchen, Gasthäuser und Hospize sind die Zeugnisse für den Durchzug von Pilgern und Reisenden. Eine Ikone dieser Kultur ist das Zisterzienser-Kloster San Galgano, 21 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 23 Vorindustrielle Archäologie im Merse-Tal In verschiedenen Zonen des Merse-Farma-Beckens sind noch die Reste der Werkstätten zu sehen, in denen man im Mittelalter die Wasserenergie nutzte und die eine Art “vorindustrielles Produktions-System” darstellten. In der Nähe der Burg von Monticiano sowie am Fluß Farma im Territorium von Roccastrada entstanden gegen Ende des 13. Jh. zahlreiche Eisenhütten, in denen hydraulische Räder die Balggebläse, die Luft in die Schmelzöfen bliesen, und die schweren Schmiedehammer zur Bearbeitung der heißen Metallmassen betrieben. Im Gebiet um Chiusdino entstanden nach dem Jahr tausend Burgen, die sich auf den Abbau der lokalen Mineralvorkommen (Miranduolo) spezialisierten sowie mächtige Klöster, die Dutzende von Korn- und Walk-Mühlen für die Woll-Verarbeitung bauten (S. Galgano, S. Maria di Serena). In der Nähe von Murlo hat die Metall-Verarbeitung deutliche Spuren hinterlassen, die bis auf die Zeit der Etrusker zurückführen (Poggio Civitate), während es im Mittelalter zahlreiche, von Klöstern und adeligen Familien betriebene Mühlen gab. Außerdem hatten zur Mitte des 13. Jh. die Abtei S. Trinità in Torri und die Stadt Siena an der Flußstrecke zwischen Brenna und Orgia im Territorium von Sovicille gemeinsam eine Reihe großer Mühlen gebaut, die die Stadt mit Mehl versorgten. Dafür vollbrachten die Mönche eine Meisterleistung im Wasserbau, indem sie den Fluß stauten und einen mehrere Kilometer langen Kanal bauten, der auch heute noch in Funktion ist. Außerdem wurden imposante, befestigte Gebäude errichtet, ausgestattet mit vielen Wasserrädern, Doppel-Mühlsteinen und Maschinen zur Verarbeitung von Wollstoffen. Dieses “Mühlen-System” wird schon in den kommenden Monaten mit Hilfe eines ausgeschilderten Weges, der von Montarrenti bis zur Mühle von Palazzo führt, zu besichtigen sein. Er stellt den ersten in einer Reihe von Wanderwegen dar, die im Rahmen des Projektes “Zeichen der Geschichte” vorgesehen sind, das vom Konsortium TeA zusammen mit der Universität Siena zur Wiederentdeckung der antiken Produktionsstätten in den Tälern von Farma und Merse ins Leben gerufen wurde. Maria Elena Cortese 22 MERSE_TED 29-07-2009 Petriolo, Mauern 17:27 Pagina 24 das heute noch wie durch Zauberhand zwischen Zeit und Raum zu existieren scheint, an der Merse zwischen den Hügeln von Chiusdino und Monticiano. Abgesehen von dem Zauber der Kathedrale bedeutete diese “Station” die Urbarmachung und Nutzung des umliegenden, fruchtbaren Bodens und die Verbreitung der christlichen und geistigen Botschaft, welche die Zisterzienser-Mönche mit “ora et labora” vorlebten. Der Wind weht jedoch nicht immer aus der richtigen Richtung und das Mittelalter war auch die Bühne, auf der sich militärische Streifzüge abspielten, die Plünderung und Terror verbreiteten; es gab Pest-Epidemien und Zeiten großer Schwierigkeiten, die dieses Land in seinen Urzustand der Verlassenheit zurückversetzten. Das was der Mensch mühsam geschaffen hatte, das zerstört und verläßt er auch wieder. Das 19. Jh. erscheint hier als eine Art “the day after” und da nach der Logik der Erneuerung und Veränderung von Mutter Natur alles stirbt und wiedergeboren wird, so ist auch das Merse-Tal - eine Insel im Herzen der Toskana - in diesen Kreislauf eingebettet. Zum Glück fielen die “Straßenräuber” des 20. Jh. nicht mit Zement im Namen der Modernisierung und einer blinden, gewalttätigen Entwicklung würdig der schlimmsten mittelalterlichen Zustände über dieses Gebiet her. Unnütz wäre es zu verheimlichen, daß es Versuche gegeben hat und daß man immer auf der Hut sein muß, um die Isolation dieser Ecke der Toskana zu verteidigen, in der die Einsamkeit nicht den bitteren Beigeschmack der Verlassenheit hat, sondern die Quintessenz der Integrität und des Gleichgewichtes. 23 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 25 Inseln aus Stein 24 Die Freude und die Faszination des Entdeckens sind der Leitfaden einer Reise ins Tal der Merse, in dem man nur zu leicht außergewöhnliche Orte finden kann. Emotionen der Kindheit kehren wieder: man unterhält sich mit den Steinen, mit den Ruinen, die uns Bruchstücke der Geschichte erzählen, die aber vor allem die Phantasie anregen, die über das reine Wissen um geschichtliche Ereignisse hinausgeht. Es sind Orte, die in der Vergangenheit das Echo von Gebeten hörten, aber auch den beißenden Geruch der Schlachten wahrnahmen; heute sind sie aber in absolute Stille und Frieden getaucht und schenken uns die Möglichkeit, als Reisender eine ganz besondere Atmosphäre zu erleben, jene Simmungen, die sich nur in noch heilen, vom Massentourismus noch nicht erstickten Welten finden. Alle diese “geheimen” Orte des Merse-Tales werden vom großen Strom der Touristen regelmäßig ausgelassen. Jeder kann hier seiner eigenen Schatzsucherkarte folgen und eigene Entdeckungen machen. Abtei San Galgano MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 26 GEHEIME ORTE IN EINEM GRÜNEN OZEAN Die Zisterzienser-Abtei San Galgano ist das eigentliche Symbol dieses Landstriches. Vom historischen und architektonischen Standpunkt aus betrachtet, handelt es sich hier um eine der wichtigsten religiösen Bauten im sieneser Land und stellt, gleich nach der Abtei Fossanova in Latium, zusammen mit der in der Nähe gelegenen Kapelle Monte Siepi eines der besten Beispiele für die Zisterzienser-Gotik in Italien dar. Der Zisterzienser-Orden wird 1098 in Citeaux in Burgund gegründet mit dem Ziel einer rigoroseren Anwendung der Benediktiner-Regel, die immer lascher gehandhabt wurde. Zisterzienser-Klöster wurden in ganz Europa gebaut, zumeist an den Hauptverbindungsstraßen, an der Straße nach Citeaux. 1218 ist Baubeginn an der Abtei San Galgano, ganz in der Nähe von Chiusdino und Monticiano, an der Massetana-Straße, und nur ein paar Schritte von der Merse entfernt. Vom architektonischen Standpunkt erforderte die Regel ausgesprochen formale Schlichtheit, inspiriert durch die moralische Strenge in den Idealen des Hl. Bernhard. Nicht durch Zufall wird die Abtei an dem Ort gebaut, der schon durch die Präsenz der Kapelle Monte Siepi geheiligt ist. Eine Kapelle, gebaut gegen Ende des 12. Jh. an dem Ort, wo der junge Eremit Galgano Guidotti, der im Jahr 1181 starb und 1185 heiliggesprochen wurde, gelebt hatte. Siebzig Jahre nach der Grundsteinlegung wird die Abtei geweiht. So begann im Merse-Tal, das hier großzügig und sonnendurchflutet ist, ein reges Leben, nicht nur auf religiösem Gebiet. Auf die Trockenlegung der Sümpfe in der Umgebung folgte die Eindämmung der Wassermassen der Merse zur Energie-Gewinnung. Es scheint, als ob es in der Abtei eine Korn- und eine Walkmühle zur Verarbeitung von Wollstoffen gegeben hätte. Alles in allem hatte die Abtei jedoch nur ein sehr kurzes Leben. Schon im 14. Jh. begann mit einer Hungersnot (1329) und der folgenden Pest-Epidemie (1348) der Niedergang des Klosters. Das 16. Jh. sah dann den materiellen Abstieg der Abtei, als das Bleidach verkauft wurde. Im Jahre 1576 lebte in San Galgano noch ein einziger Mönch, der “nicht einmal eine Kutte trug”, während der Zahn der Zeit am Kloster nagte, das nicht mehr die Kraft hatte, auf eigenen Füßen zu stehen. Gegen Ende des 18. Jh. schlägt der Blitz in den Kirchturm ein, es stürzen die letzten Decken-Gewölbe ein und das Kloster wird endgültig verlassen und entweiht. In Wirklichkeit beginnt hier die Geschichte der Abtei, so wie wir sie heute bewundern. Es gibt keine Mönche mehr, es wird kein Rosenkranz mehr gebetet, es gibt auch keinen Altar mehr, aber es liegt über allem eine mystische Einsamkeit, durchdrungen von einer Spiritualität, die so durchsichtig ist wie der Himmel als Dach. Es gibt zwar keine Religion mehr in der Abtei, aber ein tief religiöses Gefühl. Man spürt deutlich die Kraft dieses leeren Raumes, “der von einem Menschen bewohnt wird, dem das Kreuz nicht genügt, der in seinem Innersten nach einem Gott sucht”, so wie es Giorgio Gaber gesungen hat, bevor er uns endgültig verließ. Es ist ein Ort, der große Ehrfurcht einflößt und sollte deshalb auf Zehenspitzen besichtigt werden. Leider oder zum Glück ist er sehr leicht zu erreichen, so daß auch die lärmende Welle eines “mittelalterlichen” Tourismus hier anschlägt. Man kann nur anraten, dann hinzufahren wenn die Sonne schon tief am Horizont steht und Autobusse und Reisegesellschaften noch fern sind. In der Nähe der Abtei ist die Einsiedelei Monte Siepi das Ergebnis verschiedener Bauphasen (14. Jh.) um einen runden Original-Baukörper. Dazu gehört mit Sicherheit auch die rechteckige Kapelle, die von Ambrogio Lorenzetti von 1334 is 1336 mit den Geschichten des Hl. Galganus ausgemalt wurde. Im Innern der Kapelle findet man interessante Motive beginnend beim halbkugelförmigen Gewölbe bestehend aus konzentrischen, zweifarbigen Ringen aus Ziegelsteinen und Travertin. Die Kreisform symbolisiert das Himmelsgewölbe und steht für Perfektion und Unendlichkeit durch das Fehlen jeglicher Ecken und dadurch, daß jeder Punkt vom Zentrum gleich weit entfernt ist. Die Reise auf der virtuellen Straße zwischen den einsamen Steinen des Merse-Tales hält eine Vielzahl von Emotionen bereit, eine Reise mit solch suggestiven Etappen, daß man die authentische Natur des Merse-Tales mit der Hand zu berühren meint. Berühmt sind die in die Stille der Montagnola eingebetteten Pfarrkirchen Pernina und Trecciano sowie die Pfarrkirche von Ponte allo Spino in Sovicille. Ihre Architektur zeugt von einer Verbindung 25 MERSE_TED 29-07-2009 17:27 Pagina 27 zwischen den großen Kulturströmungen der italienischen Romanik mit der nördlich der Alpen. “Edlere” Steine sind die der Villa Cetinale mit ihrer Klause des 18. Jh. sowie die Burg Celsa. Manchmal zwingt uns der Reiz eines Ortes zu einer Pause, um diese oder jene Pfarrkirche sehen zu können, manchmal muß man sich jedoch zu Fuß bewegen, um mit der Umwelt eins zu werden. Dies ist der Fall in den Gässchen von Montestigliano und bei der Brücke der Pia, immer noch in der Montagnola. Eine Schotterallee mit Zypressen ist reine Toskana, während man auf der Eselsrückenbrücke tausend Jahre mit wenigen Schritten zurücklegt. Es handelt sich um eine uralte Konstruktion, die wahrscheinlich um das Jahr 1000 wieder aufgebaut wurde, um die Klause Santa Lucia und die Burg Spannocchia zu erreichen. Es genügt daran zu denken, daß hier schon zu Zeiten der Etrusker die Verbindungsstraße zwischen dem Merse-Tal und der Maremma hindurchführte. Die Brücke der Pia führt jedoch auch in das Land der Legenden und der romantischen Erzählung über die Pia de' Tolomei, schöne Edelfrau und unglückliche Gattin des Nello d'Inghiramo de' Pannocchieschi, die hier auf ihrem Weg ins Exil in der Maremma vorbeigekommen sein soll, so wie es uns Dante in seinem V. Gesang des Purgatoriums erzählt. Das wahre Schmuckstück dieses Gebietes befindet sich jedoch im Dorf Torri: der Kreuzgang der Abtei Santa Mustiola. Er ist vollständig erhalten und erstreckt sich auf drei Ebenen: die erste Ebene ist romanisch, polichrom, die zweite aus dem 13.-14. Jh. aus Ziegelsteinen, die dritte ist aus Holz aus dem 14.-15. Jh. Die Ebene in romanischem Stil besteht aus kleinen Bögen auf Säulchen, abwechselnd aus Travertin und “Alberese Nero” (Art schwarzer Marmor) aus dem Steinbruch von Vallerano. Der mehrfarbige Eindruck wird noch durch das Vorhandensein eines rosa-farbenen Kalksteins im Säulenfuß 26 Die Geschichte des HL. Galganus Galgano Guidotti war ein junger Adeliger aus Chiusdino, geboren 1148. Nach zwei Traumbildern entschloß er sich, alles hinter sich zu lassen und die Einsamkeit eines Eremiten-Lebens zu wählen. Im ersten Traum bat der Erzengel Michael seine Mutter, ihn als Ritter auszustatten, damit er ihm in solchen Gewändern folgen solle. Im zweiten träumte Galganus, dem Erzengel Michael über eine lange, schwierige Brücke zu folgen bis zu einer blühenden Wiese, dort schien die Reise unterirdisch weiterzugehen bis nach Monte Siepi, wo er in einem runden Haus die zwölf Apostel vorfand. Gegen den Willen seiner Mutter und seiner Verlobten entschied er sich dann, als Eremit auf dem Hügel von Monte Siepi zu leben. Sein in einen Stein getriebenes Schwert wurde zu seinem Kreuz. Das Eremiten-Abenteuer dauerte jedoch nur ein Jahr. Er starb am 3. Dezember 1181 im Alter von 33 Jahren und wurde vier Jahre später von Papst Luzius III heiliggesprochen. Das Wunder des in den Stein getriebenen Schwertes stellt Parallelen zwischen der Geschichte des Hl. Galganus und dem sog. “Graals-Zirkel” her, bei dem das Zusammenschmieden eines gebrochenen Schwertes als Beweis für heldenhafte Qualitäten stand. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 28 verstärkt, ein Kalkstein, der dem in der Einsiedelei von Montespecchio im Gebiet von Murlo sehr ähnelt. Die Ruinen des Conventaccio (Einsiedelei Montespecchio) sind zusammen mit Castiglion che Dio sol sa (Castiglion Balzetti) jedoch die Steine, die am besten die Isolation des Merse-Tales vor Augen führen. Schon der Name allein Castiglion che Dio sol sa, was so viel heißt wie die Burg weiß Gott wo, veranschaulicht die Atmosphäre dieser Wildnis und seiner befestigten Burg, die scheinbar jegliche Verbindung zum Rest der Welt ablehnt und wie ein Eremit die Stille sucht.An dem Punkt, wo das Merse-Tal anscheinend den Wald verläßt und auf das Land um das Tal der Arbia blickt, türmt sich die Burg von Crevole auf. Die Ruinen durchdringen den dichten Wald; versuchen den Himmel zu erreichen und lassen sich von den Elementen verzehren. Die Burg, die in einer Bulle Klements III erwähnt wird, existrierte schon im Jahre 1189 und es scheint, als ob hier nicht allzu friedliebende Menschen lebten. Im “Libro degli Sbanditi der Stadt Siena” (Register der Verbannten) wird die Verurteilung von 21 Personen aufgrund eines bewaffneten Überfalls auf Campriano dokumentiert. Die erste große Zerstörung geht auf das Jahr 1554 zurück. Ab diesem Zeitpunkt haben Verwahrlosung und das große Erdbeben von 1795 diesen Ruinen ihren Stempel aufgedrückt, die einfach nicht verschwinden wollen. Aus Richtung Süden, zwischen den Hügeln von Monticiano und Chiusdino erreicht uns der wilde Duft der Maremma. Hier wird das Land weiter und einfache Dörfer aus Stein verstecken sich in Kastanien-, Zerreichen- und Korkeichen-Wäldern. San Lorenzo a Merse, Tocchi, Scalvaia, Luriano... die Reise geht weiter, der Wald wird zu einem unendlichen Forst, die stummen Steine haben uns noch viele Geschichten zu erzählen. Giallo di Siena Die Hügel der Montagnola Senese sind die Wiege des gelben Marmors von Siena, eine der wertvollsten und seltensten farbigen Marmosorten Italiens, der besonders im Mittelalter Verwendung fand. Bei zivilen Bauten benutzte man ihn zusammen mit dem Verrucano und den Schiefer-Arten, während religiöse Bauten ganz aus Marmor errichtet wurden. Die Marmorbrüche waren in der Gegend von Montarrenti, Tonni und Marmoraia. Die Pfarrkirchen von Pernina, Pievescola und Marmoraia sind Töchter der Montagnola, d.h. ganz aus diesen wertvollen Marmorsorten erbaut. Ab dem 14. Jh. wird der Marmor der Montagnola beim Bau des Domes von Siena und anderer prestige-reicher Bauten, wie der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz und dem Dom von Orvieto verwendet. Zu den wertvollen Materialien dieser Zone gehört auch der rote Marmor von Gerfalco (Gr), der grüne von Vallerano - Murlo (das ist der grüne Marmor am Dom zu Siena) und die Marmorsorten von Montarrenti: rosa, grau und eben der gelbe. Der rote Marmor von Gerfalco, der grüne von Vallerano und der rosa-farbene der Montagnola werden nicht mehr abgebaut, abgesehen von kleinsten Mengen durch die Dombauhütte für Restaurierungs-Arbeiten am Dom zu Siena. Die weißen Marmorarten wurden für architektonische Ornamente benutzt, während der gelbe Marmor eher bei künstlerischen Arbeiten wie die vielfarbigen Einlegearbeiten im Dom zu Siena oder bei internen Verblendungen Verwendung fand. Der wertvollste unter den gelben Marmorsorten ist sicherlich der von Broccatello mit goldfarbenen Reflexen sowie dunklen oder violetten Flecken und manchmal feinsten Maserungen in graphischen Kompositionen phantastischer Bilder mit suggestiven chromatischen und dekorativen Effekten. Zu den Bauten, bei denen der gelbe Marmor Verwendung fand, gehören das Casino von San Remo, das Büro des Gouverneurs im neuen Sitz der Banca d'Italia, außerhalb von Rom und einige Armani-Geschäfte. Zu den RestaurierungsObjekten gehören das Königsschloß von Sans Souci in Potsdam (in dem der Friedensvertrag von 1945 unterzeichnet wurde), die Kathedrale von Amalfi und der Basis-Fußboden des Turms von Pisa. Das goldene Zeitalter des gelben Marmors von Siena geht vom 17. bis zum 18. Jh. Sein Niedergang beginnt mit dem Siegeszug des Marmors der Apuanischen Alpen. 27 MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 29 Eine Reise in den Geschmack 28 MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 30 DIE ESSENZEN DES WALDES UND DER GESCHMACK AUTHENTISCHER TRADITIONEN Düfte und Geschmack des Merse-Tales haben ihre Wurzeln in einem Land, welches selbst bei einer von großer Armut geprägten Vergangenheit immer die Möglichkeit, einer einfachen und doch reichhaltigen und nahrhaften Küche bot. Alte Weisheiten wurden von Haus zu Haus, von Familie zu Familie weitergegeben und auch heute noch bedeutet, sich zu Tisch zu setzen, einen Ritus zu durchleben, der etwas tiefgreifend Menschliches hat. In Zeiten der Globalisierung kann man Gerichte aller Herren Länder praktisch überall essen. Großes Interesse besteht an exotischen Speisen. Im Merse-Tal zu essen hat etwas exotisches, nur daß man hier sich nicht räumlich bewegt, sondern in der Zeit, indem man antike Geschmacksrichtungen entdeckt, die im heutigen Alltag bei immer weniger Zeit längst vergessen sind. In den berühmten Tempeln des Geschmacks läuft man exzentrischen Kompositionen und der Bearbeitung von neuen Geschmacksrichtungen hinterher. Auf dem Herd und in den Tellern des Merse-Tales gibt es keine Aufbereitung, sondern nur die Geheimnisse einer eng an das Territorium und seine Menschen gebundenen Tradition. Das Ergebnis ist ein unverfälschter Geschmack, der die Qualität der Zutaten hervorhebt. Das Cinta-Senese-Schwein Man kann es nicht im Stall halten, es liebt die Weite und ist davon besessen, sich waschen zu müssen, um sauber zu bleiben. Wir sprechen hier von einem Schwein! ja, Sie haben richtig gelesen. Wir sprechen hier vom “edelsten” aller Schweine, ohne Zweifel einem Kind des sieneser Landes. Die Cinta senese stammt aus den Hügeln um den Montemaggio in der Montagnola und dem Chianti. Die Rasse ist uralt, man bedenke nur, daß die Cinta schon lange vor den weißen Rassen Nordeuropas (Yorkshire, Landrace etc.) existrierte. Sicher ist, daß diese Schweine im sieneser Land seit dem Mittelalter gezüchtet wurden, wie das Fresko von 1338 des Ambrogio Lorenzetti “Die Auswirkungen der Guten Regierung auf die Stadt und das Land”, das sich im Rathaus von Siena befindet, beweist. Hier sieht man unverwechselbar ein schiefergraues Cinta-Schwein mit dem weißen Streifen um die Brust. Sein mageres, trockenes Fleisch wurde von den feinsten Schweinemetzgern immer hoch geschätzt zur Produktion von Schinken, Vorderschinken, Salami und Würstchen, aus dem Fett gewinnt man ein sehr gutes Schmalz. Aus dem Fleisch der Cinta werden in der Toskana die typischen sieneser Wurstprodukte wie Capocollo, weißer Pressack, Schweinebacken und Finocchiona (Fenchel-Fleisch) gewonnen. Auch heute noch wird es halbwild oder in kontrollierter Freiheit gezüchtet, da es sich um ein sehr dynamisches und lebhaftes Tier mit ausgeprägter Vorliebe für die Weide handelt. In den 50er Jahren begannen mit der Einführung der weißen Schweinerassen die Kreuzungen, die auch heute noch aktuell sind. Da man weiße Rassen nur mit reinrassigen Cinta-Schweinen kreuzen kann, ist es unumgänglich die sieneser Rasse zu schützen und aufzuwerten, die noch vor einigen Jahren kurz vor dem Aussterben stand. Einige Schweinezüchter haben sich dazu entschlossen, diese einheimische Rasse wieder einzuführen. Mit Hilfe der Region Toskana, der Provinz Siena und anderer staatlicher Stellen treiben sie ihr von Erfolg gekröntes Projekt voran und verhindern damit das Aussterben. 29 MERSE_TED 30 29-07-2009 17:28 Pagina 31 Da der Wald in diesem Gebiet vorherrscht, hat das bebaute Land in viel geringerem Maße zur traditionellen Küche beigetragen. Wald bedeutet Kastanien, Pilze, wildwachsende Kräuter, Rehe, Hasen und Wildschweine. Die alltägliche Küche im Merse-Tal war immer gleichzusetzen mit der sog. “armen” Küche mit Rezepten auf der Basis von Kräutern, Wurzeln und wildwachsenden Früchten. Die Kastanien waren das Rohmaterial für die Produktion eines sehr guten, süßen Mehles, ideale Basis für Polenta und Nudeln. Die Pilze, vor allem Steinpilze, werden gebraten oder frittiert. Unter diesen Voraussetzungen stellen die Suppen und Gemüse-Eintöpfe einen wichtigen Teil der Gastronomie dieses Territoriums dar. Abwechslung im Geschmack gewährleisten eine große Anzahl von Garten-Gemüse zusammen mit wildwachsenden Sorten. Zu den “Pappa” (Brotsuppen) gehört die traditionsreichste “Panzanella” aus altbackenem Weißbrot, Tomaten, Basilikum, Zwiebeln, Kräutern und Extra Vergine Olivenöl: schmackhaft und erfrischend in der heißen Jahreszeit. Typisch für den Herbst und den Winter ist die Pilzsuppe mit weißen Bohnen. Fleisch war immer etwas Besonderes und nicht tagtäglich auf dem Tisch vertreten. Aus Rindfleisch, dem sog. “großen” Fleisch wurde Brühe gekocht und das gekochte Fleisch als “Rifatta” nochmals zusammen mit Gemüse und Waldprodukten im Topf geschmort. Schweinfleisch war traditionsgemäß eher auf dem Tisch der lokalen Familien zu finden. Über Jahrhunderte hinweg war die Aufzucht eines Schweines eine Art jährlicher Ritus, der mit dem Schlacht-Tag in der Regel im November seinen Höhepunkt erreichte. Der Tod des Schweines war ein Fest, bedeutete er doch, daß man sich für ein weiteres Jahr Schinken, Salami, Arista (Kotelett-Stücke), Capocollo (als Schinken getrocknete Genickstücke) und Würstchen sicherte. Der Opferritus war von großer Bedeutung in einem Wirtschaftssystem, das auf dem Lebensunterhalt basierte auch mit Hinsicht auf die Tatsache, daß ein erfahrener Schweineschlächter alle Teile des Schweines verarbeiten konnte und auch heute noch kann. Man denke nur an den “Buristo” (Art schwarzer Pressack), der aus der Schwarte und dem gekochten Kopffleisch besteht, das mit Schweineblut und eingeweichter Brotkrume zu Wurst verarbeitet wird. In enger Beziehung zum Wald leben bedeutet auch, jagen zu lernen, nicht als Sport oder Freizeittätigkeit, sondern um unabhängig zu sein. Hasen, Wildschweine und Rehe gehören zum Basis-Wildbret des Merse-Tales. Nicht von ungefähr ist ein typisches Gericht der lokalen Küche der “Unto”, d.h. geschmorter Hase und Wildschwein. Das sind die Wurzeln der Küche in den Wäldern der Montagnola und auf den Hügeln von Chiusdino und Monticiano. Und wenn es stimmt, daß die Gastronomie ein Ebenbild des Lebens von Einzelpersonen, aber auch von ganzen Völkerschaften wie kleinen Gemeinden ist, dann stellen die Worte von Giancarlo Giannelli, dem Wirt und Poeten, ein authentisches und immer noch aktuelles Zeugnis dar, der das Dorf Tocchi in der Nähe von Monticiano mit folgenden Worten beschreibt: “Es gibt da noch eine Ansammlung von Häusern, weit weg von der Hauptstraße, versteckt wie ein kleines Vogelnest, damit niemand das langsame Dahinplätschern der täglichen Gesten stört. Nur ein leises Rauschen, das sich mit der reinen Luft, die man hier atmet, vermischt begleitet den Tag bis die Nacht kommt, in der die Tiere zu Hauptdarstellern werden, vom Grunzen der Wildschweine bis zum Lauf auf Zehenspitzen der Rehe. Bis dann der Tag wiederkommt und man die gleichen Personen wiedersieht, die einem immer als erstes einen guten Morgen wünschen. Hier spricht man immer noch von tragenden Kaninchen, vom guten Mond, von einem Dutzend Eiern und vom Stachelschwein, das einem alles aufgefressen hat. Was mir aber am besten gefällt ist, daß am Sonntag-Vormittag der Duft der Soßen, der frittierten Speisen, der Kuchen aus den Häusern strömt; denn der Sonntag ist der Festtag und die Männer drücken sich immer noch vor dem Kirchgang. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 32 La minestraccia (Bohnensuppe) Im nachfolgenden ein Rezept für alle von Giancarlo Giannelli, dem Wirt und Poeten des Merse-Tales, aus seinem Buch “Il sapore dei ricordi” (Der Geschmack der Erinnerungen). In einem Kochtopf weiße Bohnen, Salz, Knoblauch und Salbei langsam erhitzen, aber nie richtig kochen lassen. In einer Henkelpfanne dann Zwiebeln und Stangensellerie in reichlich gutem Olivenöl anbraten. Sobald das Gemüse glasig wird und zerfällt, einige Knoblauchzehen, viel Rosmarin und Salbei dazugeben. Etwas einkochen lassen und dann einen Löffel Tomatenmark als Farbtupfer dazugeben. Etwa eine halbe Stunde köcheln lassen und –damit nichts anbrennt- nach und nach Brühe der weißen Bohnen zugeben. Mit einem Passiergerät die Bohnen zu einer nicht zu dünnen Creme verarbeiten und einige ganze Bohnen dazugeben. Auch die Zwiebelsoße durchpassieren, das Ganze zur Bohnencreme geben und mit Salz abschmecken. Dinkel und in kleine Stücke zerbrochene Spaghetti kochen. Beim Servieren in der Pfanne etwas Pfeffer und Olivenöl dazugeben. Es gibt natürlich viele Varianten, aber das vorliegende Rezept ist für mich das beste, auch weil es so meine Mutter machte, die darauf bestand, daß man beim “umrühren” singen muß, damit es besonders gut gelingt. Und so mache ich es auch, zu Ehren ihrer Poesie und ihrer kulinarischen Kunst. 31 MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 33 Ferien im Merse-Tal 32 Das Merse-Tal offeriert erneut für den Tourismus seine schon einmal in der Geschichte eingenommene strategische Position. Touristen und Reisende können - wie die Pilger und Wanderer von einst - von hier aus leicht die anderen Gegenden um Siena und die anderen “Länder” der Toskana erreichen, vom Amiata-Berg bis zur Maremma, vom Elsa-Tal bis zur Crete und dem Orcia-Tal. Und nicht nur das! Dieses Gebiet ist das direkte Tor in Richtung Siena. Der Stadtkern ist nur zehn Auto-Minuten von Sovicille entfernt. Die schönere Reise ist jedoch vielleicht die, die uns Tor und Tür zu den Geheimnissen und Mysterien der Montagnola und den Landschaften um die Flüsse Farma und Merse öffnet. Es ist eine einfache Reise, die mit einer Einstellung wie die “on the road”-Philosophie unternommen werden sollte: Straßen und Landschaften in Bewegung, nur um sich frei zu fühlen. Diejenigen, die den 70er Jahren nachtrauern, könnten auf einer alten Citroen-Ente, weich, leicht und mit guter Federung, ins Träumen geraten. Abgesehen von der Nostalgie, das Merse-Tal ist das Paradies der Ferien in freier Natur. Mit dem Fahrrad, zu Fuß, zu Pferd kann man ohne größere Schwierigkeiten Orte erreichen, die nur scheinbar weit weg sind. Ein Leben in der freien Natur also mit Ausflugsmöglichkeiten, die sowohl für einen ruhigen Familien-Tourismus oder auch für sportliche Reisende auf der Suche nach Abenteuern geeignet sind. Die Fußgänger haben nur die Qual der Wahl: ein breitgefächertes Netz an Wanderwegen überzieht eine außerordentlich lebendige und üppige Natur zwischen Wasserläufen, Wäldern und freiem Land auf den Spuren einer Geschichte, die man aus den Steinen der Pfarrkirchen, Burgen und Dörfer herauslesen kann. Die Fahrrad-Touristen müssen nur zwischen einem Mountain-Bike und einem Straßen-Rad wählen: Schotterstraßen und herrliche Asphalt-Wege kennen keinen Verkehr und führen mit Leichtigkeit ins Herz dieser reinen, authentischen “Toskana”. Es gibt jedoch nicht nur Straßen und Wege für diejenigen, die Ferien mit Bewegung gleichsetzen. Das Merse-Tal ist auch das ideale Ziel für solche, die eher eine beschauliche Reise vorziehen und nach stillen Orten Ausschau halten, um ein feeling mit dem Territorium einzugehen. Enttäuscht werden jedoch diejenigen, die auf der Suche nach künstlich geschaffenem Vergnügen sind. Vergnügungs-Fabriken gibt es im Merse-Tal nicht, wie es auch keine Hyper-Märkte und Souvenir-Läden gibt. Urlaub im Merse-Tal kann eine Rundreise sein oder man kann von einem Ort aus Ausflüge machen. Die Aufnahmemöglichkeiten für Gäste sind in diesem Gebiet sehr abwechslungsreich und perfekt in die Umgebung integriert: einfache bed&breakfast-Anbieter und Zimmervermieter, gemütliche Ferien auf dem Bauernhof, die den Geist der ländlichen Gastfreundschaft respektieren, und charmante Residences vervollständigen das sehr gute Angebot an Unterbringungsmöglichkeiten. Die Wasser der Farma und Petriolo “Und im November nach Petriolo zum Baden, mit dreißig Mulis, beladen mit Geldsäcken: man breite seidene Tücher auf der Erde aus; silberne Becher und große Fässer aus Zinn ...” Petriolo waren die von Papst Pius II bevorzugten Thermalquellen. Der Fluß Farma zeichnet die natürliche Grenze zwischen den Provinzen Siena und Grosseto, ist aber vor allem die Demarkationslinie zwischen zwei geschichtlich gesehen äußerst unterschiedlichen Realitäten: auf der einen Seite die Zivilisation der Kaufleute und auf der anderen Seite die Waldwirtschaft und der Bergbau. Der Fluß entspringt in den Hügeln der Colline Metallifere, fließt dann in die Merse und schließlich in den Ombrone. Er entspringt in einer intakten Natur und begegnet auf seiner Reise ins Tal den heißen Wassern der historischen Thermen von Petriolo. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 34 Fahrrad-Tourismus für alle Äußerst nützlich für alle Radtourismus-Begeisterten ist die Publikation Terre di Siena - Val di Merse in bici. Guida a11 percorsi cicloturistici in Val di Merse (das Merse-Tal mit dem Fahrrad, Führer mit 11 Fahrrad-Routen im Merse-Tal) mit der Routen-Beschreibung, detaillierten Karten sowie Höhenangaben, Adressen und nützlichen Informationen über das Territorium. Zu bekommen in den örtlichen Touristenbüros oder beim “Gruppo Ciclistico Val di Merse”, Via Massetana 52, I-53010 Rosia (Si), Tel. 0577 344 001; www.rosiabike.it, E-mail: [email protected]. Ein weiterer unerläßlicher Anhaltspunkt, äußerst praktisch und von großem Nutzen bei der Organisation von Ferien mit dem Fahrrad in der Provinz Siena ist die Web-Seite www.terresienainbici.it, ein idealer Ausgangspunkt für die Planung eines Ausfluges mit dem Fahrrad oder einer richtigen Reise im Herzen der Toskana. Sie wendet sich an ein breites Publikum, von Familien mit Kindern auf der Suche nach leichten Strecken bis zu erfahrenen Radlern, die nach schwierigeren, technischen Strecken Ausschau halten. Außer einer kurzen Beschreibung des Territoriums und seiner Straßen durch jemand, der gewöhnt ist, sich auf dem Fahrrad zu bewegen, hält sie auch die Möglichkeit bereit, unter einer großen Anzahl an Strecken zu wählen auf der Basis von Parametern wie Straßentyp, Radart, Schwierigkeitsgrad, Umgebung. Aufgrund experimenteller Versuchsfahrten im Territorium sind zirka 50 Tagestouren und 2 Etappenfahrten ausgewählt worden: die Tour des sieneser Landes (390 km), eine Rundfahrt, die durch die gesamte Provinz führt, und die Strecke der “Eroica” (200 km). Menschen und Pferde im Merse-Tal “... in unseren Dörfern gibt es viele schöne Frauen und sie sanft zu lieben, ist ein Privileg. Aber ein gutes Pferd hat keinen Preis: niemals kommt sein Lauf in der Steppe zum Erliegen, niemals verirrt es sich im Sturm und in der Nacht, niemals verrät es dich ...” die Worte dieses Gedichtes des antiken Volkes der Schiiten beschreiben besser als jede Abhandlung das spezielle Band, das seit jeher den Menschen an das edelste aller Tiere bei Völkern bindet, die mit der Definition “Pferde-Völker” bezeichnet werden können. Und seit der Antike gehören die Menschen, die die Hügel um Siena bevölkerten, so wie es in den Funden aus der Etruskerzeit dargestellt ist, zu den “Pferde-Völkern”. Das Merse-Tal zu Pferd bereisen, bedeutet eine wertvolle Erfahrung zu machen, bedeutet die normalen Gewohnheiten aufzugeben und in Zeit und Raum der Vergangenheit einzudringen; bedeutet eine Reise ins Land der Träume. Man bereist jene Hügel, wo schon die berühmten Falkner des großen Hohenstaufen-Kaisers Friedrich II den Himmel nach Reihern und Stockenten absuchten, welche heute noch zusammen mit dem Mäusebussard, dem Schlangenadler und anderen hier zu Hause sind, um ihre wertvollen Jagdfalken hochzuschleudern, so wie es 1232 während des Besuchs des Kaisers in der Abtei San Galgano geschah, wo diese Tradition heute noch lebt. Zu Pferd stoßen wir hier auf verlassene Burgen in von Gott und der Welt vergessenen Ecken mit bezeichnenden Namen wie “Castiglion che Dio Sol Sa” (die “Burg-weiß-Gott-wo”), auf Türme, die sich zäh an Felsen und Grate klammern, auf Klausen in der Stille des Waldes und so immer weiter bis zur nächsten Biegung ins Reich der Nachttiere und der Legenden, deren absolute Herren wir für die kurze Zeit unseres Ausrittes werden, bis hin zu den mittelalterlichen Ortschaften im Tal wie Brenna, Torri, Lestine, in denen das Klappern der Hufe auf den gepflasterten Straßen - manchmal eng, schmal und verlassen, manchmal auch breit und einladend - widerhallt, mit den rosafarbenen Mauern der Bauernhöfe aus der Lothringer-Zeit in Montestigliano. Es genügt ein Ausflug zu Pferd entlang der Flüsse Farma und Merse oder in die Wälder der Montagnola, um unserem tagtäglichen Einerlei zu entfliehen und eine neue Dimension Mensch zu entdecken. 33 MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 35 Durch Städte und Museen CHIUSDINO 34 Chiusdino liegt in herrlicher Position: auf der einen Seite das MerseTal, auf der anderen die Hügel der Colline Metallifere, zwischen Wäldern und Weiden. Die Lage und die Struktur der mittelalterlichen, befestigten Burg führen uns seine Verteidigungs-Strategie gegenüber den Razzien der Söldnerheere und den Gefahren, die aus dem Tal drohten, vor Augen. Chiusdino gehörte zuerst zum Einflußbereich der Bischöfe von Volterra und später (13. Jh.) zur Stadt Siena. Die ältesten Siedlungsteile befinden sich auf dem höchsten Punkt des Hügels mit dem Zugang dort, wo heute die Kirche San Martino steht. Später, nach der Burg-Erweiterung, wurde es zu einem wichtigen Haltepunkt für die Reisenden auf der Via Massetana und schließlich hat man den Ort mit einem neuen Mauerring mit drei Toren umgeben, in Richtung Siena, Montieri und dem Tal. Im Ort stehen die Kirche San Martino “vor den Mauern”, die Probstei-Kirche S. Michele, neben dem Geburtshaus des Hl. Galganus, sowie die Kirche der Bruderschaft des Hl. Galganus mit einem interessanten Bas-Relief (1466) mit dem Hl. Galganus, der das Schwert in den Fels stößt. Zur Gemeinde Chiusdino gehören die Zisterzienser-Abtei San Galgano und die Einsiedelei Monte Siepi. In der Umgebung sollte man das Burg-Dorf Frosini, die antike Residenz der Grafen della Gherardesca (1004), Luriano, Castelletto und die Burg Montalcinello besichtigen. Das Gebiet um Chiusdino ist besonders für einen naturverbundenen Tourismus geeignet. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 36 35 MONTICIANO Natur, Geschichte und Traditionen sind die Themen des herrlichen Territoriums von Monticiano, einem einsam gelegenen, mittelalterlichen Dorf, zu dessen Gemeinde ein Gebiet gehört, das zugleich wild und unversehrt, rauh und gastfreundlich ist. In den umliegenden Wäldern stehen jahrhundertealte Eichen und Kastanien. Der Ort liegt auf einem Hügel über dem Merse-Fluß, ganz in der Nähe der Abtei San Galgano, das mit einem herrlichen Spaziergang erreicht werden kann. Ein besonderer Schatz dieses Gebietes sind die kristall-klaren Wasser der Farma, die -bevor sie in die Merse fließt und dann in den Ombrone mündet-, die natürliche Grenze zwischen den Provinzen Siena und Grosseto zeichnet. Im Ort kann man die Kirche Sant'Agostino bewundern, mit dem Kapitel-Saal des ehemaligen Klosters, der mit Fresken von Bartolo di Fredi, Guidoriccio Cozzarelli und Giovanni di Paolo ausgestattet ist. Die gotische Kirche ist eine der ältesten Klosterkirchen des Augustiner-Ordens. Von großem Interesse sind auch der Palast Callaini und das Antike Hospiz, welches in eine Kirche umgewandelt wurde. Unter dem Stützbalken des Seitentores befindet sich eine eigenartige Dekoration mit einer Schlange, die eine Lilie im Maul hält. Sehenswert sind der Ortsteil San Lorenzo a Merse mit der antiken Burg und der romanischen Kirche, das kleine Dorf Castello di Tocchi, die Ruinen der Befestigungsanlagen von Castellaccio, Monte Quoio und Renna. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 37 MURLO 36 Ein Burg-Dorf auf einem zirka 300-m-hohen Hügel über dem Tal des Flusses Crevole, umgeben von dichten Wäldern. Es handelt sich um Grenzland zwischen dem Gebiet des Merse-Tales, zu dem es gehört, und der Crete im Arbia-Tal in phantastischer Position mit Ausblick auf das Ombrone-Tal und den Hügel von Montalcino. Der Ursprung des Ortes geht auf die etruskische Zivilisation zurück, wie die Funde von Poggio Civitate und Poggio Aguzzo klar beweisen. Die Burg von Murlo mit ihrer typischen befestigten Struktur geht auf das Mittelalter zurück (12. Jh.), als Murlo Hauptort der Lehensgebiete der Bischöfe von Siena oder Bischofssitz war. Der Grundriß, so wie er uns heute erscheint, bezeugt die Veränderungen gegen Ende des 16. Jh., also nach dem Fall der Republik Siena und führt uns die Burgstrukturen mit darübergebauten, kleinen Häusern, die sich um den Bischofs-Palast scharen (heute Sitz des Archäologischen Museums), die Gefängnisse und die Kathedrale vor Augen. In die Burg führen zwei Tore. In der Nähe von Murlo liegt Vescovado, ein größerer Ort, der durch das Zusammenlegen von zwei Dörfern Andica und Tinoni entstand, die zu Beginn des 19. Jh. noch eigenständig waren. In der Kirche von Vescovado befindet sich ein Gemälde von Benvenuto di Giovanni Thronende Muttergottes mit Heiligen (1475). Antiquarium Poggio Civitate piazza della Cattedrale, Murlo Tel. und Fax 0577 814099 [email protected] Es ist die Vergrößerung des berühmten Antiquarium von Murlo und beherbergt im Moment die Reste eines großen etruskischen Herrenhauses aus dem 7. Jh. v.Chr. mit architektonischen Dekorationen, Statuen, Terrakotta- und Bronze-Stücke von großem Interesse. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 38 SOVICILLE Sovicille liegt zirka 10 km westlich von Siena an der antiken Via Maremmana, die das sieneser Hinterland mit der tyrrhenischen Küste verband, in einem historisch wichtigen Gebiet, das schon in der Steinzeit besiedelt war, was durch die prähistorischen Funde bezeugt wird. Bedeutsam sind auch die Funde aus der Etrusker- und Römer-Zeit. Im Gebiet von Sovicille finden wir die typischen Merkmale des gesamten Merse-Tales: dicht bewaldete Hügel und bebaute Felder in den fruchtbaren Flußtälern. Die wichtigsten Ortsteile sind Rosia und San Rocco a Pilli. Die kunsthistorischen Schätze des Territoriums sind von absoluter Bedeutung mit einer großen Anzahl von romanischen Pfarrkirchen und Abteien wie San Giusto a Balli, Pernina, Molli, Ponte allo Spino, Torri mit dem bemerkenswerten farbigen Kreuzgang der Abtei Santa Mustiola, San Lorenzo a Sovicille. Unter den Villen sind besonders Cetinale nach einem Projekt des Architekten Carlo Fontana, Celsa mit dem italienischen Park und Villa Linari des 18. Jh. hervorzuheben. Sovicille ist der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge in das Gebiet der Montagnola und das nahegelegene Elsa-Tal. 37 Museo Etnografico del Bosco von Orgia (Völkerkunde- und WaldMuseum) Tel. 0577 342097, oder Ufficio Cultura del Comune di Sovicille Tel. 0577 582323 und 0577 582336; [email protected] Objekte, Werkzeuge und Dokumenten-Material über das Leben und die Arbeit im Wald und das Halbpachtsystem. An das Museum angeschlossen ist ein didaktisches Multimedien-Labor. MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 39 Veranstaltungskalender Festival im Merse-Tal Juli - August 38 MONTICIANO CHIUSDINO Stadtteilfest und Bier-Fest Mai - Juni mittelalterliche Festtage in Chiusdino Juni Walzer der Tagliatelle - Iesa Juni Festival von Chiusdino Juli - August Tournier “Palla Eh!” - Scalvaia Juli Konzerte der Chigiana Musikakademie in der Abtei San Galgano Juli - August Esels-Palio - Iesa September Tournier “Palla Eh!” Fest des Ciaccino Ciciano Erstes August-Wochenende Pilz-Fest Monticiano und Ortsteile Oktober MURLO Mostra Mercato Antiquitäten und Handwerk Zweiter Sonntag im August Kuchen-Fest Montalcinello Erste September-Woche Drossel-Fest und Schlaraffenland-Fest Vescovado di Murlo Oktober Olivenöl-Fest Dezember Fest auf dem Hügel Casciano di Murlo Mai SOVICILLE Ernte-Fest Casciano di Murlo Juli mittelalterliches Fest Torri Mai - Juni Musik-Woche Juli - August Sommer in Rosia Juli - August Etruskisches Bankett August San Lorenzo-Markt August MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 40 Um noch mehr zu erfahren INFORMAZIONI TURISTICHE APT SIENA Piazza del Campo, 56 Tel. 0577 280551 Fax 0577 281041 www.terredisiena.it [email protected] CHIUSDINO Ufficio Informazioni Turistiche Ambientali Abtei San Galgano Tel. und Fax 0577 756738 [email protected] Comune Piazza Plebiscito 2 Tel. 0577 751055 [email protected] MONTICIANO Ufficio Informazioni Pro Loco Via Senese, 12 Tel. 0577 756312 Comune Ufficio Cultura Piazza S. Agostino, 1 Tel. 0577 756439 [email protected] Kontakte und Adressen der “richtigen Türen”, an die man klopfen sollte, um nützliche Ideen und Hinweise vor der Abfahrt und während der Reise durch das Tal der Merse zu erfahren. MURLO Ufficio Informazioni C/o Antiquarium Poggio Civitate Castello di Murlo Tel. und Fax 0577 814099 [email protected] Informazioni Turistiche Comune Via Tinoni, 1 Vescovado di Murlo Tel. 0577 814213 SOVICILLE Informazioni Turistiche Via Roma Tel. und Fax 0577 314503 www.prolocosovicille.it [email protected] Comune Piazza Marconi, 1 Tel. 0577 582111 39 MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 41 Eine Initiative des APT Siena und der Gemeinden von Chiusdino Monticiano Murlo Sovicille Verlagsentwurf APT SIENA Verlagskoordinierung Terre di Siena Luigina Benci Texte Enrico Caracciolo Besonderer Dank gilt Maria Elena Cortese Übersetzung Monika Buchstaller-Brogi Photo Enrico Caracciolo, Bruno Bruchi Titelphoto Bruno Bruchi Druck Grafiche Bruno srl/Siena MERSE_TED 29-07-2009 17:28 Pagina 42 Einsiedelei Montesiepi, Gewölbe 100.000/2003 31-07-2009 8:40 Pagina 1 www.terresiena.it MERSE_cop PROVINCIA DI SIENA COMUNI DI: CHIUSDINO MONTICIANO MURLO SOVICILLE APT SIENA Via dei Termini 6 – 53100 Siena tel. +39 0577 42209 - fax +39 0577 281041 [email protected] www.terresiena.it valdimerse