VNWA Netzwerkanalysator df1rn 2011 10 05 ed
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VNWA Netzwerkanalysator df1rn 2011 10 05 ed
Netzwerkanalysator VNWA - Aufbau, Funktionsweise und erste Testmessungen Stand: 5.10.2011, Rev. 1.0, df1rn Bei meinen HF-Messungen an Tiefpässen [1], Stufenabschwächer [2], HF-Auskoppler [3], Pre-Selektoren des LIMA-SDR Rx [4], Impulsgenerator [5], SWR/Leistungsmesser [6] und verschiedenen Dummy Loads [7 - 9] haben mir der Signalgenerator DDS 20 G und das Oszilloskop Tektronix TK 7844 gute Dienste geleistet. Das stufenweise Durchstimmen der Frequenz und Ablesen der Amplituden ist jedoch zeitaufwändig. Mit dem DDS 20 G bin ich auf den Frequenzbereich bis 20 MHz eingeschränkt. Mit dem Generator HP 8601 A von G01 konnte der Frequenzbereich bis 110 MHz erweitert werden, 2 m - Band und UHF bleiben allerdings außen vor. Mit meinem Handfunkgerät VX-8DE konnte ich hilfsweise an den Dummy Loads mit dem SWR/Leistungsmesser noch in den VHF-Bändern und bei 70 cm messen [6]. Dann bin ich auf das Thema Netzwerkanalysatoren gestoßen. In einer Artikelreihe der CQ DL in 2010 wurde der Netzwerkanalysator VNWA vorgestellt [10 - 14]. Beeindruckend ist Bild 4 aus [10] in dem die Frequenzbereiche verschiedener vektorieller Netzwerkanalysatoren verglichen werden: N2PK/VNA, TAPR/Ten-Tec und miniVNA. Diese Systeme starten frühestens bei 50 kHz (N2PK/VNA) und gehen höchstens (miniVNA) bis 180 MHz. Der VNWA hingegen überstreicht einen Bereich von 1 kHz bis 1300 MHz. Der VNWA wurde von Prof. Dr. Thomas Baier, DG8SAQ, entwickelt. Die Grundzüge hat er in einer Artikelserie in der CQ DL bereits im Jahr 2007 beschrieben: "Vektorieller Netzwerkanalysator mit minimaler Hardware" [15 - 17]. In einem QEX Artikel hat er das Konzept des VNWA 2.1 vorgestellt [18]. Zunächst wurde der VNWA als Bausatz von SDR-Kits vertrieben, seit Dezember 2010 jedoch nicht mehr [19]. So habe ich mich für ein fertig aufgebautes Gerät entschieden, das mir im April von Jan Verduyn von SDR-Kits, England, in einem kleinen Paket geschickt wurde. Bild 1 zeigt die Frontansicht und Bild 2 die Rückseite des VNWA. Das Gerät musste ich natürlich aufschrauben, Bild 3 zeigt einen Blick ins Innere. Die vielen SMD-Bauteile erklären vielleicht, warum mittlerweile auf einen Bausatz verzichtet wurde. Bild 1: Ansicht der Frontseite des Netzwerkanalysators USB-VNWA v2.6 Bild 2: Ansicht der Rückseite des Netzwerkanalysators USB-VNWA v2.6 C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 1/10 Operationsverstärker 12 MHz Quarz Mischer RF DDS LO DDS TX Out Mischer RX In Bild 3: Ansicht der HF-Platine des VNWA mit den Hauptkomponenten. Aus- und Eingänge sind SMA Buchsen, auf denen hier rote Schutzkappen aufgesteckt sind. DDS Generatoren erzeugen die Signale für die Hochfrequenz (RF) und den Lokaloszillator (LO). In Bild 3 sind die Hauptkomponenten angegeben: Quarz 12 MHz, Mischer (NE 612), Operationsverstärker (TLV2462), DDS (AD9859). Unterhalb der in Bild 3 gezeigten Platine befindet sich eine weitere Platine mit Controller (ATMEGA 88-20), USB-Schnittstelle und USB-Hub. Der Quarz wird auf der dritten Harmonischen verwendet und erzeugt eine Frequenz von 35,8591099 MHz. Tabelle 1 zeigt die im mitgelieferten Installationshandbüchlein angegeben technischen Daten des VNWA. Tabelle 2 zeigt eine Stückliste des ganzen Messequipments inkl. Zubehör. Tabelle 1: Technische Daten des VNWA v2.6. Technische Daten Bezeichnung DG8SAQ Vector Network Analyser - USB-VNWA v2.6 Frequenzbereich 1 kHz - 500 MHz mit 90 dB Dynamik 500 MHz - 1.3 GHz mit reduzierter Dynamik S-Parameter S11, S12, S21 & S22, VSWR Bauteilmessung Widerstand, Leitwert, Kapazität, Induktivität, Güte Fehlerlokalisierung Zeitbereichsreflektometrie Sweep linear, logarithmisch; bis zu 8192 Punkte, einstellbare Abtastzeit: 0,2 ms - 100 ms Spektrumanalysator bis 100 MHz Werkzeuge Matching tool, complex calculator, crystal parameter tool, Sparameter calculator Abmessungen Breite x Tiefe x Höhe 10,4 cm x 8,0 cm x 4,6 cm Gewicht 0,2 kg Versorgung USB 1.1 Schnittstelle, 5 V DC, max. 500 mA max. -12 dBm (entspr. 63 µW, ueff = 56 mV, uss = 159 mV) TX Ausgangssignal max. 0 dBm (entspr. 1 mW, ueff = 224 mV, uss = 632 mV) RX Eingangssignal C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 2/10 Tabelle 2: Stückliste des Messequipments inkl. Zubehör. Nr. 1 Stück 1 2 2 3 4 1 2 5 6 7 2 1 2 Beschreibung DG8SAQ 2.6 Vector Network Analyzer VNWA module with USB lead, S/N A1550 SMA male (plug), 50 Ω termination (Amphenol Connex, P/N 132360), glatte Stirnfläche SMA male, short (Amphenol Connex, P/N 132331), Ring auf Stirnfläche cables RG 223, SMA connectors (on one side right-angle plug), length 19.5 cm SMA female (socket, jack) to SMA female (Amphenol Connex, P/N 132169) T connector (Amphenol Connex, P/N 132217) adapter SMA female to BNC female SMA = subminiature version A, DC to 18 GHz Der DDS Chip AD9859 von Analog Devices hat eine maximale Taktfrequenz von 400 MHz [20]. In typischen DDS Anwendungen wird das Ausgangssignal aufgrund des NyquistKriteriums auf ca. 40 % der Taktfrequenz beschränkt, das sind 160 MHz. Beim VNWA werden jedoch bewusst die Aliasfrequenzen verwendet. Bild 4 zeigt beispielhaft die Einhüllende des Ausgangsspektrums eines DDS Generators bei einer Taktfrequenz von fc = 100 MHz. Diese berechnet sich nach folgender Funktion: sin πf πf c (1) S( f ) = πf fc Für kleine Frequenzen f strebt diese Funktion dem Wert 1 zu. Bei Vielfachen der Taktfrequenz f c treten Nullstellen auf, in Bild 4 ist dies bei 100, 200 und 300 MHz zu erkennen. Nehmen wir an, dass bei diesem DDS mit eine Signalfrequenz von f s = 30 MHz eingestellt wird. Die Ausgangssignale sind für diesen Fall als senkrechte Linien in Bild 4 dargestellt. Neben der Grundschwingung bei 30 MHz (duchgezogene vertikale Linie in Bild 4) treten Aliasfrequenzen bei nf c ± f s , auf, wobei n eine ganze Zahl ist (strichlierte Linien in Bild 4). 1 Bild 4: Berechnete Einhüllende des Ausgangsspektrums eines DDS nach (1), der mit einer Taktfrequenz von f c = Signalamplitude [a.u] fc = 100 MHz Einhüllende Grundschwingung Aliasfrequenzen 0,1 0,01 0 50 100 150 200 250 300 350 100 MHz arbeitet. Bei einer eingestellten Frequenz von 30 MHz treten bei 170 MHz, 230 MHz, 270 MHz, 330 MHz etc. Aliasfrequenzen auf. Frequenz [MHz] Für einen Frequenzsweep werden die beiden DDS Generatoren in Abschnitten unterschiedlich getaktet. Bild 5 zeigt beispielhaft das Ausgangspektrum der DDS Generatoren von RF und LO als Funktion der eingestellten RF und LO Frequenz. In diesem Beispiel wird eine Taktfrequenz der RF von f crf = 180 MHz und eine Taktfrequenz des LO von f clo = 170 MHz angenommen. Die durchgezogenen Kurven beziehen sich auf die RF, die eingestellte RF Frequenz zeigt die untere Achse. Die strichlierten Kurven beziehen sich auf den LO, die eingestellte LO Frequenz zeigt die obere Achse. Die Differenz dieser Frequenzen ist die Zwischenfrequenz von 20 MHz. Dieser Wert ist hier so groß gewählt, um ihn im Diagramm gut sichtbar darzustellen (die tatsächlich verwendete Zwischenfrequenz liegt bei lediglich1200 Hz). Aufgrund der Aliasfrequenzen treten verschiedene C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 3/10 Differenzfrequenzen auf, jedoch nur die Differenz zwischen den beiden in blau gezeichneten Kurven ergibt die gewünschte Zwischenfrequenz von 20 MHz. Wäre die Taktfrequenz beider DDS Generatoren gleich groß, so hätte jede RF Aliasfrequenz eine Differenz von 20 MHz zur nächsten LO Aliasfrequenz. Entscheidend ist es also, die Taktfrequenzen unterschiedlich zu wählen. Mit der Soundkarte wird von allen möglichen Differenzfrequenzen die in Bild 5 zu sehen sind, nur diejenige bei 20 MHz - in Realität 1200 Hz - ausgefiltert. Der VNWA enthält keine RF-Filter. lo eingestellte LO-Frequenz f [MHz] 50 400 100 150 200 250 300 350 400 lo 3 fc- f lo rf 3 fc- f rf rf 2 fc 350 lo 2 fc- f 250 lo fc+ f lo th lo 5 images rf 2 fc- f rf fc+ f rf rf nd 2 images 200 lo f rf fc 150 st 1 images lo Zwischenfrequenz fif = f - f 100 50 0 lo 2 fc rf ge w ün sc ht es ge LO w ün Si gn sc al ht es R F Si gn al DDS Spektrum [MHz] rd 3 images 300 f lo fc- f 0 50 lo rf fc- f rf lo fc Bild 5: LO und RF Ausgangsspektren als Funktion der eingestellten LO (obere Achse) und RF Frequenz (untere Achse). Nur zwischen den beiden in blau gezeichneten Kurven ergibt sich nach der Mischung eine Differenzfrequenz von f lo − f rf = 20 MHz, der gewünschten Zwischenfrequenz. Angenommene Taktfrequenzen der DDS Generatoren: rf 170 MHz, f clo = f crf = 180 MHz. 100 150 200 250 300 350 400 rf eingestellte RF-Frequenz f [MHz] Tabelle 3 zeigt die in der Software (Version Beta 34.2 vom 18.1.2011) unter "Instrument settings" angezeigte Tabelle, wenn die Taktfrequenzen mit der Software automatisch (auto) umgeschaltet werden. Tabelle 3: Auflistung der Segmente und automatisch gewählten LO und RF Frequenzen. Schwingfrequenz des Quarzes: f Q = 35,8591099 MHz. "f/Clock" gibt den Multiplikator an mit dem fQ zu multiplizieren ist, um die Startfrequenz - siehe zweite Spalte - zu erzeugen. nLO, nRF Multiplikatoren für f Q zur Erzeugung von f lo und f rf . Multiplikator LO für LO Frequenz Start f [MHz] Seg.# 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 0 107,577 573.746 609.605 663,394 717,182 770,971 824,760 896,478 968,196 1.039,914 1.290,928 f/Clock x f Q [MHz] f/Clock 0 3 16 17 18,5 20 21,5 23 25 27 29 36 0 107,577 573,746 609,605 663,394 717,182 770,971 824,760 896,478 968,196 1039,914 1290,928 f clo [MHz] nLO 10 20 10 11 14 15 17 17 18 19 20 14 Multiplikator RF MHz für RF Frequenz f crf [MHz] nRF 358,591 717,182 358,591 394,450 502,028 537,887 609,605 609,605 645,464 681,323 717,182 502,028 C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 9 19 11 13 13 14 15 15 17 18 19 15 322,732 681,323 394,450 466,168 466,168 502,028 537,887 537,887 609,605 645,464 681,323 537,887 4/10 Für einen Frequenzsweep von 0 bis 1290.928 MHz wird also elfmal umgeschaltet, um die in den Spalten f clo und f crf angezeigten Taktfrequenzpaarungen zu erzeugen. Als Beispiel betrachten wir das Segment Nr. 3 näher. Dieses wird für den Sweepbereich von 573,746 MHz bis 609,605 MHz gewählt. Tabelle 3 zeigt die zugehörigen Taktfrequenzen f clo und f crf . Beide DDS Generatoren für LO und RF erzeugen nun ein Ausgangsspektrum gemäß der Beziehung (1) jedoch mit unterschiedlicher Taktfrequenz. Das Mischsignal ist proportional dem Produkt: sin πf lo sin πf rf π f f c c Sm ( f ) = × πf πf f clo f crf (2) Bild 6 zeigt die Signalamplitude des Mischsignals als Funktion der Frequenz berechnet nach (2). Der genutzte Frequenzbereich für das Segment 3 ist mit zwei senkrechten Linien dargestellt. Das vom VNWA tatsächlich detektierte Mischsignal habe ich gemessen, indem die Faktoren nLO und nRF für Segment 3 fest eingestellt wurden und der VNWA nicht kalibriert wurde. Der Ausgang (TX) wird direkt mit dem Eingang (RX) verbunden. Die gemessene Kurve zeigt die strichlierte Linie in Bild 6. Bis zu Frequenzen von 800 MHz folgt sie dicht der mit (2) berechneten Funktion, auch bei höheren Frequenzen ist qualitativ ein ähnlicher Verlauf erkennbar. Seg. 3: 573,746 MHz - 609,605 MHz lo rf f c ,f c = 358,591 MHz; 394,450 MHz 0 VNWA Messung, nLO= 10, nRF =11 0,1 Berechnung - 20 0,01 - 40 1E-3 - 60 1E-4 - 80 Seg. 3 1E-5 0 200 400 600 -100 Signalamplitude [dB] Signalamplitude [a.u] 1 Bild 6: Berechnetes und gemessenes Mischsignal als Funktion der Frequenz für die angegebenen Taktfrequenzen. Der für Segment Nr. 3 genutzte Frequenzbereich ist durch die senkrechten Linien begrenzt. 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Frequenz [MHz] Vor einer Messung an einem Zweitor ist der VNWA für den gewünschten Sweepbereich zu kalibrieren. Vorgegangen wird nach der SOLT Methode, d.h. es wird nacheinander mit einem Kurzschluss am TX-Ausgang (S = Short), einer offenen Leitung (O = Open), einer Last von 50 Ω am TX-Ausgang (L = Load) und einer direkten Verbindung zwischen TX-Ausgang und RX-Eingang (T = Through) im später zu verwendenden Sweepbereich gemessen. Bild 7 zeigt das zugehörige Menü der VNWA Software. Für die Kalibrierung wird das in Tabelle 2 angegebene Zubehör verwendet. Bild 8 zeigt die beiden kurzen RG 223 Leitungen. Auf dem Kabelmantel findet sich die Aufschrift "M-17/84 RG 223". Das ist eine Bezeichnung nach MIL-C 17 F für ein doppelt abgeschirmtes 50 Ω Koaxialkabel. Tabelle 4 zeigt die technischen Daten [21]. In Bild 10 sind die im Datenblatt angegebenen Dämpfungswerte (Datenpunkte als offene Kreise wiedergegeben) denjenigen des RG 58 Kabels (durchgezogene Linie) gegenübergestellt. Die Dämpfung ist beim RG 223 Koaxialkabel in einem weiten Frequenzbereich stets etwas niedriger als die des RG 58. Zum Vergleich ist die theoretisch zu erwartende Abhängigkeit des Dämpfungsbelags von der C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 5/10 Frequenz dargestellt, sie ist proportional zur Wurzel aus der Frequenz (gepunktete Linie in Bild 10). Bild 9 zeigt das weitere SMA-Zubehör. Bild 7: Menü zur Kalibrierung des VNWA. Die grünen Punkte zeigen an, dass eine Kalibrierung erfolgreich durchgeführt wurde. Neben den genannten Kalibrierschritten SOLT, gibt es noch die Punkte "Crosstalk Cal", bei dem an TX und RX keine Kabel angeschlossen werden und das Übersprechen gemessen wird und "Thru Match Cal" mit einer direkten kurzen Kabelverbindung von TX zu RX zur Ermittlung der Anpassung. Tabelle 4: Technische Daten des RG 223 Koaxialkabels [21]. Kabel Innenleiter Dielektrikum Außenleiter Außenmantel Außendurchmesser Wellenwiderstand Verkürzungsfaktor Dämpfung [dB/100 m] M-17/84 RG 223 versilberter Kupferdraht, ∅ 0,89 mm Polyethylen, ∅ 2,94 mm zwei Kupferdrahtgeflechte versilbert, opt. Bedeckung jeweils 95 % PVC ∅ 5,4 mm 50 Ω ± 2 Ω 0,66 siehe Bild 10 Bild 8: Messleitungen zum Anschluss an die TX- und RX-Buchse des VNWA. An den Enden ist jeweils ein SMA male Stecker montiert. Bild 9: Von links nach rechts: Kurzschluss, male; 50 Ω Abschluss, male; SMA female/female Verbinder, SMA T-Stück female/female - male. Nach erfolgter Kalibrierung kann es los gehen. Als erstes habe ich mir die im vergangenen Jahr aufgebauten Tiefpässe vorgenommen [1, 22]. Die Messergebnisse lassen sich auf vielfältige Art mit der VNWA Software dokumentieren und exportieren. Bild 11 zeigt das C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 6/10 Ergebnis einer Print-Funktion zur Erzeugung einer pdf-Datei mit den Messergebnissen am 5 Element Tschebyscheff Tiefpassfilter. RG 58, Bundesnetzagentur, Technische Kenntnisse Klasse A, 2007, S. 136 RG 58 MIL, VNWA Messung RG 223, Datenblatt 1/2 Dämpfungsbelag ≈ f Dämpfung [dB/100 m] 100 Bild 10: Dämpfung der Koaxialkabel RG 58 und RG 223 als Funktion der Frequenz. Die durchgezogene Kurve für RG 58 wurde dem Prüfungsfragenheft der Bundesnetzagentur, Technische Kenntnisse, Klasse A, 2007, S. 136 entnommen. Die Kreise zeigen die Dämpfung des RG 223 Kabels nach Datenblatt [21]. Die gepunktete Linie zeigt die theoretisch zu erwartende Frequenzabhängigkeit des Dämpfungsbelags. Die strichlierte Kurve ist eine Messung mit dem VNWA auf die später eingegangen wird. 10 1 0,1 1 10 100 Frequenz f [MHz] 1000 Im oberen Bildteil ist in rot die Übertragungsfunktion S21 in dB angegeben (Einheit 5 dB/Kästchen, siehe Angabe an der linken Achse oben sowie der zugehörige Referenzpegel "Ref3 0 dB" an der rechten Achse oben), in rot der Reflexionsfaktor S11 als Stehwellenverhältnis VSWR (Einheit 1/Kästchen, siehe Angabe an der linken Achse oben sowie der zugehörige Referenzwert "Ref 2 1" an der rechten Achse unten) sowie in grün die Phase von S21. Im unteren Bildteil ist S11 im Smith-Diagramm dargestellt. Bis zu neun Marker können gesetzt werden (1 - 9). Im gezeigten Beispiel ist jeweils nach der Marker-Nr. die Frequenzposition in MHz, der komplexe S11 Wert, das VSWR, der Betrag von S21 in dB sowie die Phase in ° angegeben. Beim Marker Nr. 7 ist S21 ≈ - 3 dB, die zugehörige Grenzfrequenz ist 12,09 MHz. Bis zu einer Frequenz von ca. 11,5 MHz ist das Stehwellenverhältnis < 1,5. Bei der Grenzfrequenz ist VSWR = 2,79. Die grüne Kurve zeigt den Phasenverlauf beginnend bei 0° bei einer Frequenz von 1 kHz. Die Phase nimmt auf -270° in der Nähe der Grenzfrequenz ab, wie dies auch theoretisch zu erwarten ist [23]. Die Gruppenlaufzeit kann aus der Ableitung dieser Kurve gewonnen werden: Tg ( f ) = − 1 dϕ ( f ) . 2π df Mit der VNWA Software können die Messergebnisse als Touchstone-Dateien exportiert werden [24]. Diese lassen sich wiederum in Excel einlesen. Bild 12 zeigt die Daten S21 und Phase in einer Auftragung mit dem Programm Origin. Verglichen wird die mit dem VNWA gemessene Übertragungsfunktion S21 mit meinen herkömmlichen Messungen (Datenpunkte als offene Quadrate dargestellt) [1]. Die Übereinstimmung ist sehr gut. In beiden Fällen wird eine Grenzfrequenz von ca. 12,1 MHz ermittelt. Aus dem Phasenverlauf, ϕ in Bild 12, kann die Gruppenlaufzeit Tg mit der oben angegebenen Beziehung durch Differenzierung der ϕ = ϕ ( f ) Kurve gewonnen werden, siehe äußerste rechte Achse, Einheit: Nanosekunden. Für die numerische Ableitung habe ich ebenfalls Origin verwendet. Der Verlauf der Gruppenlaufzeit entspricht dem typischen Verhalten eines Tschebyscheff-Filters [23]. C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 7/10 Bild 11: Mit der VNWA Software erstelltes pdf-Dokument des Messergebnisses am 10 MHz Tiefpass. C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 8/10 Betriebsübertragungsfunktion S21 [dB] Phase ϕ [°] Tg [ns] 200 45 0 -5 S21 ϕ -10 -15 Tiefpass 10 MHz DDS 20 G und TK 7844 VNWA -20 -25 Tg -30 -35 fg = 12,1 MHz 0 5 10 15 Frequenz [MHz] 0 180 -45 160 -90 140 -135 120 -180 100 -225 80 -270 60 -315 40 -360 20 0 20 Bild 12: Übertragungsfunktion S21 des 10 MHz Tiefpasses mit DDS 20 G und TK 7844 gemessen (quadratische Datenpunkte) und im Vergleich dazu S21 mit VNWA gemessen (duchgezogene Linie). Zusätzlich wurde mit den VNWA der Phasenverlauf ϕ gemessen aus dem die Gruppenlaufzeit Tg berechnet wurde (rechte Achsen). Betriebsübertragungsfunktion S21 [dB] Bild 13 zeigt den entsprechenden Vergleich für den 35 MHz Tiefpass [1, 22]. Hier sind oberhalb der Grenzfrequenz deutliche Abweichungen zwischen den Kurven erkennbar. Die Messung mit dem HP 8601 A (Datenpunkte als offene Kreise dargestellt) liefert oberhalb der Grenzfrequenz zu hohe Werte. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Ausgangssignal des HP 8601 A durch die sich mit der Frequenz des Signals ändernde Last des Tiefpasses nicht konstant blieb, sondern jenseits der Grenzfrequenz anstieg (ich konnte dieses Signal - wenn der Tiefpass angeschlossen ist - nicht direkt messen). Die mit dem VNWA ermittelte Grenzfrequenz beträgt 49,1 MHz. Die strichlierte Kurve zeigt das Ergebnis einer Berechnung für ein 7-Element Tschebyscheff-Filter mit den angegebenen Bauteilwerten. Tiefpass 35 MHz HP 8601 A und TK 7844 VNWA 10 5 0 -5 -10 Berechnung* L1 = L3 = 0,24 µH -15 L2 = 0,27 µH Bild 13: Übertragungsfunktion S21 des 35 MHz Tiefpasses mit HP 8601 A und TK 7844 gemessen (runde Datenpunkte) und im Vergleich dazu S21 mit VNWA gemessen (duchgezogene Linie). Die strichlierte Linie zeigt eine für einen 7-Element Tschebyscheff-Filter berechnete Übertragungsfunktion. C1= C4 = 68 pF -20 C2= C3 = 130 pF -25 -30 fg = 49,1 MHz -35 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Frequenz [MHz] rd *7 element lowpass Chebyshev, Radio Handbook, 23 ed., H. Sams, 1988, p.3-21, Tab. 5, filter no. 70 Aus dem Reflexionsfaktor S11 eines 20 m langen am Ende offenen BNC RG 58 Kabels (MIL Standard) kann der Dämpfungsbelag als Funktion der Frequenz berechnet werden C:\alter PC 2010 05 15\DARC\HF Projekte\Netzwerkanalysator\VNWA Netzwerkanalysator 2011 10 05.doc 9/10 (Dämpfungsbelag in dB/100 m = - 20 x log S11 x 2,5; 2 x 20 m x 2,5 = 100 m). In Bild 10 ist das Ergebnis als strichlierte Kurve dargestellt. Für Frequenzen oberhalb von 10 MHz stimmt das Ergebnis gut mit dem Literaturwert überein. Woher die für kleinere Frequenzen deutlich werdenden periodischen Abweichungen herrühren, kann ich noch nicht sagen. 5.10.2011, Reinhard, DF1RN [1] df1rn, Tiefpass Vergleich Experiment Berechnung 10 MHz Probe 7 Element auf 5 Element 2010 05 08.opj [2] df1rn, Stufenabschwächer 2010 01 16.doc [3] df1rn, HF-Auskoppler 2010 03 06.doc [4] df1rn, Messungen SDR Preselector 1 - 8 2010 08 31.doc [5] df1rn, Impulsgenerator - Amplituden der Harmonischen 2010 01 26.doc [6] df1rn, SWR/Leistungsmesser - Aufbau und erste Testmessungen 28.11.2010, Rev 1.1 [7] df1rn, 100 W Lastwiderstand 2010 10 31.doc [8] df1rn, Dummy Load von DL1NF Rev 2 2011 02 21.doc [9] df1rn, Dummy Load Vergleich FA-Bausatz, DL1NF, 70 W Rev 1 2011 03 12.doc [10] B. Scholz, Netzwerkanalyse und VNWA 2 (Teil 1), CQ DL 4-2010, 250-253 [11] B. Scholz, Das Rüstzeug zum Messen (Teil 2), CQ DL 5-2010, 335-337 [12] B. Scholz, Passive und aktive Bauteile messen (Teil 3), CQ DL 6-2010, 422-424 [13] B. 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