24 Oktober 2014

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24 Oktober 2014
NR. 53, 24. OKTOBER 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
RUMÄNIEN
NACHWUCHS
IM FOKUS
VENEZUELA
NOEL SANVICENTE
SOLL’S RICHTEN
REPUBLIK KOREA
LEE DONG-GOOK
TRIFFT WEITER
Manuel Neuer exklusiv
“Du kriegst als Weltmeister
nichts geschenkt”
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
16
23
37
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
Costa Rica
Vom WM-Aufschwung ist in der Primera Divsión
wenig zu spüren. Trotzdem ist die Effizienz und
der Erfolg des Leaders Alajuelense beachtlich.
S epp Blatter
Das moderne Torhüterspiel hat den Fussball
schneller gemacht. Zu einer wichtigen
Anpassung kam es 1992. “Ich darf mit Stolz
sagen”, so FIFA-Präsident Blatter, “dass ich
zur Rückpass­regel einen entscheidenden
Input gegeben habe.”
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USA
Kyle Beckerman und
der verschwundene
Rasta-Trend.
Klas Ingesson
Die Krebs-Diagnose erschütterte sein Leben.
Heute versucht der Familienvater und Trainer
des schwedischen Klubs IF Elfsborg, jeden Tag
zu geniessen.
“Du kriegst als Weltmeister
nichts geschenkt”
Das Bild von Manuel Neuer wurde im
Februar 2014 anlässlich eines Shootings
von Ausrüster Adidas gemacht.
adidas / Hamish Brown
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen
und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
2
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
T H E F I FA W E E K LY
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Noel Sanvicente
Venezuelas neuer Nationalcoach will das Land an seine
erste WM führen.
imago (2), Miguel Vallenilla, Jeonbuk Hyundai Motors FC
6
Alles auf die Jugend
Rumänische Kinder und Jugendliche sollen
wieder für den Fussball begeistert werden.
Einfach ist diese Aufgabe nicht, weil sich die
Prioritäten im Land verschoben haben.
Perikles Monioudis besuchte das “Haus des
Fussballs” in Bukarest und ging der Frage
nach, wie der rumänische Fussball aus der
Krise finden soll.
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
17
Republik Korea
Im Ausland flau, ist Lee
Dong-gook in der heimischen
Liga eine Wucht.
24
Manuel Neuer
Der Weltmeister-Torhüter im
Exklusiv-Interview über seine
Rolle als Trendsetter.
FIFA
Klub-Weltmeisterschaft
10. bis 20. Dezember 2014, Marokko
FIFA
U20-Weltmeisterschaft
30. Mai bis 20. Juni 2015, Neuseeland
FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft
6. Juni bis 5. Juli 2015, Kanada
T H E F I FA W E E K LY
3
Wir bringen alle
Fans zusammen
Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung
in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats
youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
UNCOVERED
Sehnsüchtig
1
990, 1994 und 1998 nahm das rumänische Nationalteam nicht nur an der Weltmeisterschaft teil, es drang auch mit gutem Fussball dreimal in die K.-o.-Phase vor. Mit dem Ende der Generation um Gheorghe Hagi aber erlosch das
Feuer. Nun, nach Jahren in der Krise, hat das Land angefangen, intensiver nach
jungen Talenten zu suchen. Der Verband tut dies auch im Ausland, wo seit dem
Umbruch 1989 viele rumänische Familien leben. Perikles Monioudis führte in
Bukarest Gespräche mit den Verantwortlichen und schreibt über die Schwierigkeit des Neuanfangs (ab Seite 6).
M
anuel Neuer scheint seinen Job mit Leichtigkeit zu erledigen. Auch deshalb
wird der 28-Jährige regelmässig auf seine Rolle als moderner Torhüter
angesprochen. “Man muss die richtigen Entscheidungen treffen und sie
hundertprozentig durchziehen”, sagt er. “Dass damit Risiken verbunden sind,
ist mir bewusst.” Roland Zorn im exklusiven Gespräch mit dem deutschen
Nationaltorhüter (ab Seite 24).
S
epp Blatter spricht in seiner Kolumne (Seite 23) gar von einem “Neuer Massstab”. Der FIFA-Präsident: “Auf keiner Position hat sich der Fussball in den
letzten zwanzig Jahren stärker entwickelt als bei den Torhütern. Neuer war
nicht nur der beste Torhüter der WM, sondern für mich auch der beste Spieler.” Å
Cristi Preda
Alan Schweingruber
Abschiedsspiel 2001 Gheorghe Hagi mit seinem damals zweijährigen Sohn Ianis.
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RUMÄNIEN
Alles auf
die Jugend
Vadim Ghirda / Keystone / AP
6
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RUMÄNIEN
Der rumänische Fussball will
wieder eine Macht werden.
Der Verband, die Federatia
Romana de Fotbal, setzt dabei
auf die Nachwuchsarbeit.
Perikles Monioudis, Bukarest
B
Grösste Fahne
der Welt
Rumänischer
Weltrekord auf
dem ClinceniFlugplatz im
Süden Bukarests.
ukarest im warmen Oktober 2014: Ein in alle Richtungen
weithin sich erstreckender, hellblauer, da und dort ins
­Weisse spielender Himmel, darunter die stark befahrenen
Alleen und Boulevards der rumänischen Hauptstadt, von
hohen, herbstlich-gelb leuchtenden Kastanien gesäumt.
Man kommt im Auto, werktags, öfter nur mühsam voran
zwischen den Prachtbauten und Monumenten aus einer
anderen Zeit und den zu gewissen Teilen heruntergekommenen Gebäuden dazwischen. In den Seitenstrassen der
Millionenmetropole ist es ratsam, auf die Schlaglöcher zu
achten. Schlingernd, und den einen oder anderen Schlag
gegen die Stossdämpfer hinnehmend, im Sonnenschein die
Dambovita entlang, ist man versucht, einen Moment lang die Augen zu
schliessen – und sich der Vorstellung hinzugeben, man führe auf einem
Dampfer über ein Meer, ein Weltmeer, warum nicht über den Atlantik?
Die SS Conte Verde verliess im Juni 1930 Genua, an Bord die rumänische Fussball-Nationalmannschaft. Zur allerersten FIFA-WM reisten
mit Belgien, Frankreich, Jugoslawien und dem rumänischen Team vier
Auswahlen aus Europa mit dem Schiff nach Montevideo. Aus unterschiedlichen Gründen verzichteten etwa Deutschland, England, Italien,
Österreich oder Spanien auf die Teilnahme – manche Verbände scheuten
den Aufwand, andere lagen mit der Idee einer WM in Uruguay oder gar
dem Konzept vom professionellen Fussball im Unfrieden. Der damalige
FIFA-Präsident Jules Rimet ging, die WM-Trophäe im Gepäck, gemeinsam mit dem französischen Team in Villefranche-sur-Mer an Bord. Er
hatte sich zuvor stark dafür eingesetzt, dass Frankreich mittun konnte,
bearbeitete nicht zuletzt auch die Arbeitgeber der Spieler. Der rumänische König Carol II., nur Wochen zuvor eingesetzt, trieb das Unternehmen rumänische WM-Teilnahme ebenfalls mit ganzer Kraft voran. An
Deck dann verordnete Carol II. dem Team einen fast schon militärischen
Drill für die zwei Wochen dauernde Überfahrt. Manche brachten diese
seine Strenge mit seiner deutsch-englischen Herkunft in Verbindung.
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RUMÄNIEN
Lange Reise
Das rumänische
Nationalteam
auf der SS Conte
Verde mit
Ziel Montevideo
(1930).
Symbolfigur Belodedici
Das rumänische WM-Team von 1930: Grosse, auf die Wand aufgezogene
Schwarzweiss-Fotos zeugen im Bukarester “Haus des Fussballs” von der
ersten Errungenschaft des 1909 gegründeten rumänischen Verbands FRF
(Federatia Romana de Fotbal). In unmittelbarer Nähe des National­
stadions, im Schlagschatten der neuen Arena, dort, wo die Autofahrt
zunächst endet, sitzt vor der Wand mit den Schwarzweiss-Fotos Miodrag
Belodedici. Anderthalb Generationen nach der WM-Teilnahme von 1930
geboren, gehörte der elegante Libero zu jenen Spielern, die für das zweite Hoch des rumänischen Fussballs verantwortlich zeichneten.
­Belodedici, 55-maliger Nationalspieler, errang 1986 mit Steaua Bukarest
den E
­ uropapokal der Landesmeister, sozusagen die Champions League,
in Sevilla gegen den FC Barcelona (nach Elfmeterschiessen). Der Triumph
im Landesmeisterpokal 1986 bleibt bis heute der grösste Erfolg des rumänischen Klubfussballs. 1991 gelang Belodedici der neuerliche Gewinn
dieser Trophäe, mit FK Roter Stern Belgrad. Ab 1992 folgten vier Jahre
in Spanien, unter anderem bei FC Valencia und Villareal CF.
Belodedici war auch massgeblich am dritten Hoch des rumänischen
Fussballs beteiligt, als die “Tricolorii” an der WM 1994 in den USA
bis ins Viertelfinale vorstiessen – die beste Kampagne eines rumänischen WM-Teams bis zum heutigen Tag. Die legendäre Auswahl um den
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T H E F I FA W E E K LY
phantasiebegabten Gheorghe Hagi, um Dan Petrescu, Ioan Lupescu,
Gheorghe Popescu, Viorel Munteanu, Ilie Dumitrescu, Florin Raducioiu
oder Torhüter Bogdan Stelea scheiterte gegen Schweden im Elfmeterschiessen. Die tragische Figur war dabei Belodedici, dessen Strafstoss
von Thomas Ravelli pariert wurde.
Miodrag Belodedici wirkt aufgeräumt. Die höfliche, lockere Legende
des rumänischen Fussballs ist kein Mensch, der sich zu wichtig nimmt.
In der FRF arbeitet er als Berater des Präsidenten. Auf die Frage, wann
nach 1930, 1986 und 1994 mit dem nächsten Höhepunkt im rumänischen
Fussball zu rechnen sei, antwortet er: “Nach dem Umbruch 1989 hat der
Protz eines
untergegangenen
Systems
Starker
Kontrast
zum Charme
Bukarests.
FIFA Archiv, Anna Nance / Reduxx / laif
Andere orientierten sich am Resultat: In der Gruppe 3 gewann Rumänien gegen Peru (3:1), unterlag allerdings dem Gastgeber und späteren
Weltmeister Uruguay dann doch 0:4.
Den ersten rumänischen WM-Treffer erzielte der damals 21-jährige
Adalbert Desu, der als Bela Dezso in Gatalja (Österreich-Ungarn) geboren
wurde und für die Zeit der WM keinen Lohn von seinem Klub FCM
­Resita erhalten hatte. Im Streit darüber wechselte der Offensivspieler im
linken Mittelfeld nach dem Turnier zu Banatul Timisoara. Desu war kein
langes Leben beschieden. Er starb an einer Lungenentzündung im Alter
von 28 Jahren.
RUMÄNIEN
In Richtung
Euro 2016
Die “Tricolorii”
am 11. Oktober
2014 vor dem
Heimspiel gegen
Ungarn (1:1).
Daniel Mihailescu / AFP, Anna Nance / Reduxx / laif
Fussball in Rumänien an Wert verloren. Das hat gesellschaftliche Gründe. Viele Menschen haben die neue Freiheit genutzt und das Land verlassen, sind nach Spanien oder Italien gezogen.” Gerade in den ländlichen
Gebieten Rumäniens seien die jungen Leute weggegangen. Früher habe
man da sehr viel Sport betrieben, vor allem Fussball gespielt. Heute sind
die Klubs privat organisiert. “Nun müssen die Kinder bezahlen, wenn sie
vernünftig Fussball spielen wollen.”
Belodedici ist eher kritisch, was eine schnelle innere Erneuerung
des rumänischen Fussballs anbelangt. “Es wird sehr, sehr schwierig, im
­europäischen Klubfussball wieder eine gewisse Rolle spielen zu können.
“Viele Menschen haben die
neue Freiheit genutzt
und das Land verlassen.”
Die Klubs sind Privatunternehmen, die Besitzer erwarten Resultate, und
zwar umgehend. Sie haben gezeigt, dass sie nicht gross daran interessiert sind, die Jugend zu fördern. Das sollten sie aber tun, mit Trainingszentren und einer grossen Anzahl Spiele, damit die Jungen wachsen
können. Auch wenn sich das nicht sofort auf den Tabellenstand des
Profiteams niederschlägt.” Die FRF hat an der nördlichen Stadtgrenze
zu Bukarest, in Mogosoaia, ein Trainingszentrum errichtet, wo sich auch
die Jugendteams vorbereiten und international messen können.
“So wollen wir das Spielniveau der Jungen kontinuierlich steigern.
Da sind auch schon welche darunter, die bei Juventus, der Roma, in
Spanien und anderswo angekommen sind, wenn auch nicht als Stammspieler. Sie werden dort zunächst einmal ausgebildet.”
Post­
modernes
Bukarest
Eine verfallene Fassade
mit Graffiti.
Sichtungen im Ausland
Im “Haus des Fussballs” bereitet sich der frühere Fussballer (42 Länderspiele) und Coach Aurel Ticleanu auf die Reise nach Getafe im
Süden Madrids vor. Der Leiter der Scouting-Abteilung der FRF und
Technische Verantwortliche der Jugendauswahlen will dort junge
Spieler sichten, die rumänische Wurzeln haben und vielleicht für eine
der FRF-Jugendauswahlen spielen wollen. “Wir schauen uns dort
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9
RUMÄNIEN
E
Eingespielt
und verschworen
s war im Mai 1992, als die
­Nationalmannschaft der Färöer-Inseln in Bukarest zu Besuch
war. Das erste Qualifikationsspiel zur WM 1994 stand an,
und als es am Ende 7:0 für
Rumänien hiess, war die Freude in der
Hauptstadt zwar spürbar, aber eine richtige Feier mochte keiner starten. Das lag
weniger am unspektakulären Wochentag
(Mittwoch), als am Gegner, gegen den
nichts anderes als ein deutlicher Heimsieg
eine Überraschung gewesen wäre.
Vielleicht aber hatte sich der eine oder
andere rumänische Fan im ­Stillen doch ein
Glas Champagner eingeschenkt, in der
Vorahnung, dass dieses 7:0 der Beginn einer unvergesslichen Ära im rumänischen
Fussball bedeutete. Mit 15 Punkten und
29 Toren schloss die Mannschaft um den
genialen Gheorghe Hagi, damals in Italien
bei Brescia unter Vertrag, die Qualifikation
auf Platz 1 ab. Vor Belgien und der
Tschechoslowakei. Vor allem aber reiste
Rumäniens Nationalmannschaft mit einem neuen Selbstvertrauen an die Weltmeisterschaft in den USA. Das ­Ensemble
galt als eingespielt und verschworen. „Ich
würde nicht sagen, dass wir die beste Nationalmannschaft in der Geschichte Rumäniens waren“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler Ioan Lupescu rückblickend.
“Das Team von 1970, als mein Vater noch
aktiv war, spielte ebenfalls guten Fussball.
Aber wir waren 1994 sehr stark. Wir haben tollen Fussball gespielt und konnten
an der Weltspitze mithalten. Daran erinnern sich die Leute in Rumänien heute.”
Vielleicht spielten im Achtelfinale gegen das Team Argentiniens, das mit einer
Serie von 33 Spielen ohne Niederlage in
die USA reiste, auch die Umstände eine
Rolle: Diego Maradona wurde wegen einer positiven Dopingprobe aus dem Kader
­gestrichen, und Claudio Caniggia fehlte
wegen einer Muskelverletzung. Aber: Die
rumänische Mannschaft demonstrierte
mutigen und fantastischen Kombinationsfussball und besiegte Argentinien 3:2.
Viele Experten schätzen diese Partie als
die beste der WM 1994 ein. Lupescu, heute für die UEFA tätig: “Wir haben an diesem 3. Juli für emotionelle Momente gesorgt. Nicht nur in Rumänien, sondern
auch an anderen Orten der Welt. Das ist
schön.” Im Viertelfinale scheiterte Rumänien im Elfmeterschiessen – am anderen
Aussenseiter aus Schweden.
Die Akademie von Hagi
Gheorghe Hagi, damals in der Blütezeit
seiner Karriere, wurde nach der WM vom
FC Barcelona verpflichtet. Später wechselte er zu Galatasaray Istanbul, wo er
fünf Jahre spielte und seine grossartige
Laufbahn beendete. 2009 gründete Hagi
Eine Bank Der Mittelfeldspieler Ioan Lupescu kam 1994
in allen fünf WM-Spielen zum Einsatz.
eine Fussball-Akademie für Kinder und
Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren.
Das Zentrum der Schule liegt in Ovidiu,
unweit von seinem Geburtsort Sacele entfernt. “Ich hatte in meiner Kindheit das
Glück, immer und überall Fussball spielen
zu können”, sagt Hagi. “Das möchte ich
den Jungen mit dieser Akademie auch
bieten. Schritt für Schritt möchten wir die
Spieler ausbilden.“
Da sind mittlerweile Spieler aus der
Ioan Lupescu
Akademie, die es in die A-NationalmannDas beste WM-Spiel?
schaft geschafft haben. Diese ist auf guIm ersten Gruppenspiel siegte Rumäniens
Mannschaft gegen Kolumbien 3:1. Man
tem Weg, sich für die Europameisterschaft
verlor darauf zwar gegen starke Schweizer (unter Erfolgscoach Roy Hodgson)
2016 zu qualifizieren. Eine erste aussagekräftige Prognose lässt sich aber frü1:4. Aber nach dem 1:0-Erfolg gegen Gastgeber USA endete die Gruppenpha- hestens am Abend des 29. März 2015 machen. Dann wird die Hälfte der
se für Rumänien erneut auf Platz 1. Spätestens da war allen klar, wozu dieses EM-Qualifikation abgeschlossen sein. An dem Abend gastiert übrigens ein
eher unbekannte Team imstande war. „Wir hätten jeden schlagen können“, ­altbekanntes Team in Bukarest: Die N
­ ationalmannschaft der Färöer-Inseln.
sagte Hagi später in einem Interview.
Alan Schweingruber
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“Wir waren 1994 sehr stark.
Wir konnten mit der
Weltspitze mithalten.”
RUMÄNIEN
In Mogoşoaia
Ideale Trainingsbedingungen
für die Teams
der FRF.
Daniel Mihailescu / AFP, Dana Grigorcea
90 Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren an. Wir hoffen, dabei ein
paar sehr gute Spieler ausmachen zu können.” Gesichtet wird auch im
Inland. “Wir haben 21 Referenten, die im ganzen Land für den Verband
scouten. Sie schauen sich die Jugendpartien an, begutachten jeden
Spieler z­ wischen 14 und 19 Jahren. Die besten von ihnen, und zwar
15 Prozent aller Jugendspieler, werden für den Verband aufgeboten.
Das sind etwa 150 Jugendliche im Jahr. Sie werden mir, aber auch
Miodrag Belodedici oder Ion Vladoiu (28-maliger Nationalspieler, Red.)
vorgestellt sowie natürlich den Trainern der Jugendteams.” Ticleanu
zeigt sich überrascht von der gros­sen Anzahl an Talenten. “Unser
Flagge
zeigen Das
rumänische
Team
geniesst
zu Hause
einigen
Rückhalt.
“Will man den Fussball
entwickeln, muss man
in die Jugend investieren.”
Trainer der 15-Jährigen berichtete mir von rund 50 jungen Spielern,
die das Niveau für die Auswahl in ihrer Altersklasse haben.”
Und dennoch konnten die Talente in Rumänien, einem Staat mit
20 Millionen Einwohnern, in den vergangenen zwei Jahrzehnten im
Fussball nicht in Anschlag gebracht werden. “Meine Aufgabe ist es, ­junge
Leute für den Fussball zu begeistern. Das ist schwerer als früher”, sagt
Ciprian Paraschiv, Leiter der Entwicklungsabteilung in der FRF. “Wir
müssen in die Basis investieren. Die Jungen stossen aber nicht einfach
so dazu. Sie haben viel mehr Möglichkeiten als früher – das Internet,
Computer. Will man den Fussball entwickeln, muss man in die Jugend
investieren.” Das sei in den letzten Jahrzehnten nicht geschehen. “Denn
ein Profiklub benötigt fünf, sechs oder gar 15 Jahre, um ein Talent auszubilden. Einen Profi aus dem Ausland zu verpflichten, der das Team
sofort verstärken kann, ist die viel einfachere Lösung.”
Langsame Rendite
Wie lassen sich die Klubs davon überzeugen, mehr in die Jugendarbeit
zu investieren? “Daran arbeiten wir hart, denn wir wollen, dass das
­geschieht. Ein Vorschlag von unserer Seite ist, dass jedes Profiteam mit
drei U21-Spielern in der Startelf antritt. Für die Klubs heisst das, sie
T H E F I FA W E E K LY
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RUMÄNIEN
Legende mit
Verantwortung
Miodrag
Belodedici vor
dem Nationalstadion in Bukarest.
Ein Auge für
die Jugend
FRF-Scout
Aurel Ticleanu
war selber
Nationalspieler
und Coach.
Ein Haus für
den Fussball
Der Sitz des
rumänischen
Fussballverbands wurde
2005 eröffnet.
Vater und Sohn Hagi
“Jeder Grossanlass ist eine gute Möglichkeit für uns, für den Fussball
zu werben”, sagt Paraschiv in seinem Büro im 2. Stock. “Wir bewerben
uns für die Futsal-Euro 2018. Wir haben eine professionelle 1. Liga und
eine 2. Liga im Futsal. Die Spiele der 1. Liga werden zeitgleich im Fern­
sehen übertragen. Das einzige rumänische Nationalteam, das sich in
den vergangenen zehn Jahren dreimal für die Euro qualifizieren konn­
te, ist das Futsal-Team. Nun brauchen wir eine neue Halle.”
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T H E F I FA W E E K LY
Wie steht es um den Fussball der Frauen? “Meine Hoffnungen sind
gross. Die rumänische Frauenauswahl im Handball ist absolute Welt­
spitze. Warum also nicht auch im Fussball? Ich sehe hier ein grosses Po­
tenzial. Unser Nationalteam hat junge Spielerinnen. Im kommenden Jahr
wird es erstmals eine nationale Jugendliga mit 21 Teams geben für 12 bis
15 Jahre alte Spielerinnen. Sie wird in fünf Turnieren ausgespielt. Was
verbessert werden muss, ist das Zuschaueraufkommen”, so Paraschiv.
Im 2005 eröffneten nationalen Ausbildungszentrum in Mogosoaia,
wo vier Partien der U19-Euro 2010/11 ausgetragen wurden, grüsst an die­
sem sonnigen, warmen Herbstnachmittag der Wärter an der Pforte. Im
Ausbildungszentrum in
Mogoşoaia
Auf dem
Parkplatz
steht ein
überlebensgrosser
BrazucaMatchball.
Cristi Preda (3), Dana Grigorcea
könnten später einmal ein Einkommen erzielen, auch aus dem Transfer
dieser einst ganz jungen Spieler. Doch die Mentalität zu verändern, ist
hart. Die Klubs verpflichten lieber einen ausländischen Spieler von der­
selben Qualität, aber womöglich unter den besseren finanziellen Bedin­
gungen, als den einheimischen Spieler.”
Der rumänische Profi-Klubfussball konnte in den vergangenen Jah­
ren mit spektakulären Manövern aufwarten. Der FC Unirea Urziceni
errang 2009, gerade einmal im dritten Jahr seiner Zugehörigkeit zur
Liga 1, die Meisterschaft und nahm anschliessend an der Champions
League teil. Sein Besitzer beschloss daraufhin im Sommer 2011, den Klub
nicht mehr für einen Wettbewerb zu melden, schlug alles los und behielt
das Vermögen daraus. George “Gigi” Becali, die treibende Kraft hinter
Steaua Bukarest, stellte Liga-1-Teams Prämien in Aussicht, falls sie gegen
bestimmte Gegner gar nicht erst antreten. Zurzeit sitzt er eine Haftstra­
fe wegen Freiheitsberaubung ab.
Paraschiv fährt fort: “In Englands Premier League gilt die Regel, dass
ein ausländischer Spieler unter anderem eine bestimmte Anzahl Einsät­
ze im Nationalteam seiner Heimat vorzuweisen hat, bevor er einen Ver­
trag bekommt.” Ziel aller Bemühungen der FRF sei vorab, dass das Nati­
onalteam sich wieder für die grossen Turniere zu qualifizieren vermag.
In den vergangenen 30 Jahren nahm Rumänien an vier der acht Europa­
meisterschaften teil. Die “Tricolorii” waren zuletzt 1998 in Frankreich an
einer Weltmeisterschaft mit dabei.
RUMÄNIEN
Der Apfel fällt
nicht weit
vom Stamm
Der 15-jährige
Ianis Hagi (m.)
als Kapitän der
U17-Auswahl.
Innern steht ein überlebensgrosser Brazuca-Matchball auf dem Parkplatz,
dahinter erstrecken sich zwei sehr gepflegte Rasenplätze und ein etwas
kleinerer Kunstrasenplatz. Der Wärter hat die Spiele des für viele besten
rumänischen Fussballers, Gheorghe Hagi, gesehen, und er hat hier, in der
ländlichen Abgeschiedenheit, ganz in der Nähe des wundervoll wiederhergestellten, von 1698 bis 1702 von Prinz Constantin Brancoveanu erbauten Schlosses am Mogosoaia-See das Training von Hagis 15-jährigem
Sohn Ianis, Kapitän der U17-Auswahl, verfolgt. Ianis ist diesen Sommer
von der Fussballakademie seines Vaters zum Liga-1-Klub FC Viitorul
­gewechselt, wo sein Vater seit September als Trainer sein Amt versieht.
Die A-Nationalmannschaft hat zuletzt nach dem – spielerisch me­
diokren – 1:1-Remis gegen Ungarn und – nach vier Umstellungen in der
Startelf – dem 2:0-Sieg in Finnland sowie dem Auftaktsieg in Griechenland (1:0) gute Karten, sich wieder einmal für eine EM-Endrunde, die
Euro 2016 in Frankreich, zu qualifizieren. Vor wenigen Tagen gab Coach
Victor Piturca, Torjäger des legendären Steaua-Teams von 1986, dennoch
seinen Rücktritt bekannt – und seinen Wechsel zu Al-Ittihad nach Saudiarabien. “Wir haben keine Infrastruktur, wir haben vier von fünf
Spielfeldern verloren, und in Rumäniens Strassen spielt keiner mehr
Fussball. Die Jugend hat keinen Appetit mehr auf Fussball”, sagte er im
vergangenen November noch. “Wir haben keine herausragenden Spieler”, fügte er hinzu. Der grosse Gheorghe Hagi, der im Übrigen mit seinem Filius in der Öffentlichkeit strenger umgeht als mit anderen Fussballern, dürfte das bestreiten wollen. Å
Cristi Preda, Mihai Barbu / Reuters
FIFA hilft in Rumänien
Strecken
für den
blau-gelbroten Ball
Ein Sportplatz im
Zentrum
Bukarests.
Diverse Projekte konnten dank Unterstützung der
FIFA in den letzten Jahren realisiert werden. Für das
technische Zentrum in Buftea investierte der Weltverband 400 000 US-Dollar (2010, u.a. Naturrasenfeld, Kunstrasenfelder und Umkleidekabinen), für den Bau des Hauptsitzes in Bukarest (2001) ebenfalls 400 000 US-Dollar. Für den Ausbau
von Trainingsanlagen in Buftea, Mogosoaia und Constanta flossen
500 000 US-Dollar. Zudem investierte die FIFA in den letzten vier Jahren
218 000 US-Dollar in den rumänischen Frauenfussball.
T H E F I FA W E E K LY
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SPLIT TER
I
n der Uganda Premier League wird Ernst gemacht: Beim einstigen Serienmeister SC Villa wurde neulich das Tragen von Dreadlocks verboten.
Präsident Immanuel Misagga liess dazu folgendes verlauten: “Wir wollen das Bild eines disziplinierten Teams abgeben.” Dass man trotz Rasta­
zöpfen auch als Fussballer erfolgreich sein und sogar an einer Weltmeisterschaft spielen kann, bewies unlängst der neue Shootingstar der
US Soccer Boys: Kyle Beckerman. Trainer Jürgen Klinsmann schien dessen Frisur nicht gross zu stören. Jedenfalls wäre es vermessen, das Aus im
Achtelfinale gegen Belgien an Beckermans Haarpracht festzumachen. Er sass bei diesem Spiel ohnehin auf der Bank. Vielleicht doch wegen der
Haare? Wahrscheinlich eher aufgrund seiner Gelb-Vorbelastung. Å
Dominik Petermann
Julio Cortez / Keystone / AP
F
ussball bedeutet Hoffnung. Dies gilt umso mehr für die Teilnehmenden an der Strassenfussball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen, die derzeit in Santiago de Chile stattfindet. 63 Teams aus
49 Nationen treten bei der zwölften Auflage des Turniers an, das 2003
ins Leben gerufen wurde. Beim “Homeless World Cup” steht für die
über 500 Spielerinnen und Spieler jedoch nicht der Titel­gewinn im
Vordergrund – es geht vielmehr darum, einen Weg aus der Armut,
Isolation oder Drogensucht zu finden und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Auch wenn letztlich nur eine Mannschaft auf
dem Treppchen ganz oben stehen kann, dürfen sich die meisten
­A kteure als S
­ ieger fühlen. Untersuchungen belegen, dass rund 80 Prozent der Teilnehmenden nach dem Turnier ihr Leben besser in den
Griff bekamen – sei es durch Drogenentzug, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, eine feste Wohnung oder eine ­ehrenamtliche Aufgabe
in einem Verein. Ein modernes Fussballmärchen wurde in der Vergangenheit bereits geschrieben: Der Portugiese Tiago Manuel Dias Correia, genannt Bebé, lief einst für die O
­ bdachlosen-Nationalmannschaft
auf und schaffte es in den ­professionellen Fussball. 2010 wurde er vom
englischen Rekordmeister Manchester United unter Vertrag genommen. Heute spielt er für Benfica Lissabon. Å
Tim Pfeifer
R
om ist eine wundervolle Stadt. Man kann sich da auf der Spanischen Treppe bräunen, vor dem Eingang zur Vatikanstadt die
rein- und rausfahrenden Karossen bestaunen oder sich einfach
in ein gemütliches Gartenrestaurant setzen und die Spaghetti seines
Lebens essen. So war das auch letzten Dienstag, als Tausende
Münchner die Ewige Stadt besuchten. Entspannung pur, wo man
nur hinschaute. Das hatte natürlich seinen Grund. Am Abend spielte das grosse Bayern München im Stadio Olimpico. Viele Weltmeister zu Gast bei ehemaligen Weltmeistern. Als in der Heimstätte der
AS Roma die Scheinwerfer angingen, war dann aber Schluss mit der
Entspannung. 1:0, 2:0, 3:0 … man kennt es, wenn die Deutschen spielen. Gab’s ja schon im WM-Halbfinale in Brasilien. Trotzdem ist die
Analogie erstaunlich. Fünf Tore in knapp einer halben Stunde, 5:0
zur Pause, 7:1 am Schluss. Die Herausforderung des Abends bestand
für die Münchner lediglich noch darin, den hohen Sieg am Schluss
zu analysieren, ohne dabei überheblich, arrogant oder ironisch zu
wirken. Pep Guardiola, Trainer der Bayern, löste die Aufgabe so: “Wir
haben zu wenig Ballbesitz gehabt … Wir haben ein bisschen gelitten … Wir haben in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit gar
nichts gut gemacht.” In die Zwischenräume baute er ein paar positive Ansätze ein. Mehr Diplomatie geht nicht. Å
Alan Schweingruber
T H E F I FA W E E K LY
15
BLICK IN DIE LIGEN
N
Costa Ricas Primera División
Eine Liga oh ne
i h r e W W-He l d e n
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel”
in Berlin.
Es hat schon grössere Aufführungen gegeben in der
Kathedrale des costa-ricanischen Fussballs.
So nennen sie ganz unbescheiden das Estadio Alejandro Morera Soto, in dem der Klub
Liga Deportiva Alajuelense daheim ist.
S
I
29 Meisterschaften hat der Verein aus Alajuela schon gewonnen, und einiges spricht dafür,
dass der Briefkopf in ein paar Wochen um
einen weiteren Titel bereichert werden darf.
Alajuelense spielt nicht unbedingt schön,
aber dominant. Und erfolgreich. Das 2:1 über
Municipal de Pérez Zeledón war der zehnte
Sieg im zwölften Spiel des Torneo de Invierno.
In der Tabelle der Primera División beträgt
der Vorsprung auf den Verfolger Universidad
de Costa Rica zwar nur drei Punkte. Aber in
Wirklichkeit ist die Angelegenheit doch sehr
viel deutlicher. Wegen der Verpflichtungen in
der Champions League der CONCAFCAF ist
Alajuelense gleich mit drei Meisterschaftsspielen im Rückstand.
D
Costa Rica zählte als Viertelfinalist zu den
ganz grossen Überraschungen bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. In der Liga ist vom
Aufschwung nicht ganz so viel angekommen.
Kaum einer der WM-Helden spielt in der
Heimat. Kapitän Bryan Ruiz verdingt sich in
der zweiten englischen Liga beim FC Fulham
und hofft auf einen Wintertransfer in die
deutsche Bundesliga zu Werder Bremen.
Torhüter Keylor Navas hat sich in Brasilien
für einen Vertrag bei Real Madrid empfohlen.
Und Stürmer Joel Campbell kämpft um
Wertschätzung beim FC Arsenal.
Alajuelense kann immerhin mit dem Vertei­
diger Johnny Acosta aufwarten, er stand bei
der WM in zwei Spielen auf dem Platz. Beim
Sieg über Zeledón hielt Acosta sich eher im
Hintergrund. Die Nachwuchsspieler Luis
Sequeira und Jean Carlo Agüero schossen
die Tore für die Schwarz-Roten aus Alajuela.
Beide nutzten die ihnen von Óscar Ramírez
gegebene Chance. Der Trainer von Alajuelense
schonte einige Stammspieler für das folgende
Spiel in der Champions League gegen die
Mexikaner von Cruz Azul. Å
Luis Sequeira (links) Alajuelas Nachwuchshoffnung und Torschütze beim 2:1-Sieg über
Pérez ZeledÓn.
16
T H E F I FA W E E K LY
E
Randall Campos Muñoz / Imágenes en Costa Rica
I
Entschlossen im Abschluss Lee Dong-gook zieht an der Strafraumgrenze wuchtig ab.
Koreas K-League Classic
L e e i s t e i n e Wu c ht
Roland Zorn ist Fussballexperte
Jeonbuk Hyundai Motors FC
und lebt in Frankfurt am Main.
Auf den grossen Bühnen des
Weltfussballs hat er nur eine
Nebenrolle gespielt. Beim SV
Werder Bremen reichte es in der Saison
2000/01 nur zu sieben Bundesliga­spielen für
Lee Dong-gook, beim FC Middlesbrough
brachte er es in der Premier-League­-Spielzeit
2007/08 auf 23 Spiele. Tore? Fehlanzeige.
Auch bei den zwei Weltmeisterschaften, an
denen er 1998 und 2010 teilnahm, fiel der je
einmal eingewechselte Koreaner nicht weiter
auf. Wo der inzwischen 35 Jahre alte Stürmer
aber aufblüht, ist daheim in der K-League
Classic in der Republik Korea. Dort führt der
Angreifer des Tabellenersten Jeonbuk
Hyundai Motors auch in diesem Jahr wieder,
wie so oft zuvor, die Torschützenliste mit
13 Treffern nach 32 Spieltagen an. Lee ist mit
165 Toren in 370 K-League-Spielen der beste
Torschütze, den es je in dieser 31 Jahre alten
asiatischen Profiliga gab. Auch in der Nationalmannschaft, in die der von den Verbandstrainern auch schon mal übersehene Mittelstürmer in diesem Sommer zurückkehrte, ist
der 1,87 Meter lange Lee eine Wucht: 33 Tore
in 103 Länderspielen sind ein Markenzeichen
für die Extraklasse eines besonders heimatverbundenen Profis, dem der Makel des
“schlampigen Genies” anhängt.
drei Kollegen während der Asien-Meisterschaft für ein Jahr nicht bei den Reds mitspielen. Rückschläge, die er weggesteckt hat.
Für seinen Klub, dem er seit 2009 angehört,
ist der beste Torschütze der K-League Gold
wert, steuert doch Jeonbuk Hyundai Motors
auf die dritte Meisterschaft zu.
Einen Spieltag vor dem Ende der regulären
Saison und kurz vor dem Beginn der Meisterrunde der sechs besten Mannschaften aus der
zwölf Teams umfassenden K-League beträgt
der Vorsprung auf die Suwon Bluewings
sieben Punkte. Ein Polster, für das nicht
zuletzt der vortreffliche Lee Dong-gook
gesorgt hat. Å
Lee war vom damaligen
Nationalmannschafts­t rainer Guus Hiddink
2002 für die WM im eigenen Land nicht in
die erste Auswahl berufen worden und
durfte 2007 wegen eines Trinkgelages mit
T H E F I FA W E E K LY
17
DAS INTERVIEW
“Ich bin sehr streng”
Als einziges Nationalteam der südamerikanischen Konföderation hat
Venezuela noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Das soll sich
mit der Verpflichtung des neuen Trainers Noel Sanvicente ändern.
Herr Sanvicente, mit welchen Zielen gehen
Sie an Ihr neues Projekt?
Noel Sanvicente: Ich komme mit der
Absicht, dem Land eine Freude zu bereiten,
und diese Freude ist die Qualifikation für die
WM 2018. Das ist wohl das schwerste Ziel.
Auf dem Weg nach Brasilien 2014 scheiterte
Venezuela knapp. Wie ist die Gemütslage in
der Mannschaft?
Es geht weiter. Mein Team ist noch sehr
jung. Wir müssen aber auch von der Erfah­
rung profitieren, welche die Mannschaft
mit dem vorherigen Trainerstab gesammelt
hat. Das war eine exzellente Arbeit. Zusam­
men mit unserer eigenen Arbeit geht es nun
darum, den letzten nötigen Schritt zu ma­
chen. Wir wissen, dass der Weg nach Russ­
land schwie­r iger sein wird, da Brasilien an
der Qualifi­k ation wieder teilnimmt. Und
die kleineren Teams sind noch stärker
­geworden. Wir müssen alle überzeugt an
die Arbeit gehen.
die Schule und die Nachwuchskategorien
zuständig sind. Aber wenn man offen ist,
kann man immer lernen. Viele Spieler sagen,
ich sei für sie wie ein Vater. Ich bin streng,
aber zu einem späteren Zeitpunkt erkennen
die Spieler, wie viel sie bei mir gelernt haben.
Arbeiten Sie eng mit der Nachwuchsabteilung
zusammen?
Klar. Wo ich gearbeitet habe, gewannen
die Jugendmannschaften regelmässig die
Meisterschaften. Ich will Talente finden und
alle Organe im Verband stärken. Wir dürfen
keine Mühen scheuen, um das Beste aus
diesem herrlichen Ausbildungszentrum
herauszuholen, das uns zur Verfügung steht.
Sie haben vor allem im Vereinsfussball Erfahrung gesammelt. In der Nationalmannschaft
herrscht ein ganz anderer Rhythmus. Wie
gehen Sie mit dieser Veränderung um?
Welchen Fussballstil wollen Sie einführen?
Wir versuchen, oft mit Videos zu arbeiten
und uns jeden Tag im Verbandssitz zu treffen.
Momentan gibt es eine Menge an Büroarbei­
ten, an die ich mich erst noch gewöhnen
muss. Ich muss mich anpassen, auch wenn
mir das schwerfällt. Wir versuchen, maxi­
malen Nutzen aus den spielfreien Zusammen­
künften zu ziehen. Wir lernen uns so besser
kennen und führen die Trainingsmodule ein.
Ich stelle ihnen meine Ideen vor, damit bei
unserem nächsten Treffen alles klar ist und
wir die wenigen Tage um die Spiele best­
möglich nutzen können.
Meine Mannschaften waren immer
aggressiv im Angriff und stark im Bereich der
Balleroberung. Ich möchte ein dynamisches
Team haben.
Welcher Aspekt hat in Ihren Trainingseinheiten
grössere Bedeutung: die Kondition oder die
Taktik?
Worin unterscheidet sich Ihr Beitrag von dem
des vorherigen Trainerstabes?
Die Frage können eigentlich nur die
Spieler beantworten. Ich kann nur sagen,
dass wir uns sehr um sie kümmern und auf
die kleinsten Details achten, damit sich
jeder wohl und sicher fühlt, wenn er das
Feld betritt.
Ihr Spieler Fedor spricht von einer neuen
Moral, seit Sie das Team übernommen haben.
Das ist schön. Ich strebe immer nach
Verbesserung und korrigiere die Arbeit der
Spieler. Ich sehe mich auch als Ausbilder,
selbst wenn für diesen Bereich eigentlich
18
T H E F I FA W E E K LY
Ich denke, dass die Spieler in ihren
Vereinen an ihrer körperlichen Leistungs­
fähigkeit arbeiten müssen. In der National­
mannschaft geht es darum, das Beste aus der
Arbeit am Ball herauszuholen und zu lernen,
was ich von ihnen will: die Bewegungen, das
Spielsystem. So lernen wir, wie wir spielen
wollen. Aber auch ein Ernährungsberater
wird ihnen einige Richtlinien geben und mit
den Vereinen in Kontakt stehen, um die
körperliche Trainingsarbeit zu optimieren.
Ihre Spieler sagen, dass Sie hohe Ansprüche
stellen, aber ihnen auch Freiheiten geben.
Wie halten Sie dieses Gleichgewicht?
Bei der Arbeit bin ich sehr streng, aber
ausserhalb des Platzes bin ich eher ein
Freund. Solange sie gewissenhaft ihren Job
machen und sich innerhalb der Vorgaben
bewegen, ist für mich alles in Ordnung.
Und wenn sich ein Spieler nicht daran hält?
Ich bin sehr direkt. Ich sage den Spielern,
was mir gefällt und was nicht. Die Regeln
sind nicht dazu da, um zu diskutieren,
sondern um sie zu befolgen. Die Spieler
müssen sich trotzdem frei fühlen. Und die
beste Form, um sie zu fordern, ist die Kom­
munikation. Solange wir offen, ehrlich und
aufrichtig sind, werden wir keine Probleme
miteinander haben. Å
Mit Noel Sanvicente sprach Tamara Castro
Name
Noel Sanvicente Bethelmy
Geburtsdatum, Geburtsort
21. Dezember 1964, San Félix (Venezuela)
Position als Spieler
Stürmer
Stationen als Spieler
1980–1986 Mineros de Guayana
1986–1993 C.S. Marítimo de Venezuela
1994–1996 Minervén Bolívar FC
1996 Caracas FC
Nelson Pulido
Stationen als Trainer
2002–2010 Caracas FC
2010–2011 Deportivo La Guaira
2012–2014 Zamora FC
seit 2014 Nationalteam Venezuela
Nationalteam Venezuela
10 Einsätze zwischen 1989 und 1990
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Or t: Kpeve, Ghana
Datum: 16. Mai 2014
Z e it : 9. 2 2 U h r
20
T H E F I FA W E E K LY
Nyani Quarmyne / Panos Pictures
T H E F I FA W E E K LY
21
Den Fussball überall und
für alle entwickeln
Mitreissende Turniere
organisieren
Der Gesellschaft und der
Umwelt Sorge tragen
Für das Spiel. Für die Welt.
Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet:
Das Spiel entwickeln
Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000
in die weltweite Fussballförderung investieren.
Die Welt berühren
Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen
Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern.
FIFA.com
Eine bessere Zukunft gestalten
Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten
Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft,
die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft
weit über den Fussball hinaus verpflichtet.
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
Die Meinungen der FIFA.com-User über die
besten Torhüter und ihre Qualitäten:
Ich erinnere mich spontan an zwei legendäre
Torhüter. Erstens Jorge Campos, der für
Mexiko kickte. Er hatte quietschbunte Trikots
und spielte manchmal sogar als Stürmer mit.
Und zweitens Róbinson Zapata, wie Higuita
ein Kolumbianer, der es sogar schaffte, bei
seinem Abschlag ein Tor zu erzielen.
Keylor Navas und Tim Howard sind schlicht
grossartig! Manuel Neuer ist natürlich ­auch
ausserordentlich gut, aber die ersten beiden
beeindruckten mich einfach noch etwas mehr.
07isa.kadir.10, Türkei
Ein
“Neuer Massstab”
Philipp, Deutschland
Kahn ist und bleibt einfach eine Ausnahme­
persönlichkeit! Ich vermisse ihn als Spieler
sehr, aber es ist umso schöner, dass er als
Fussballexperte fürs Fernsehen arbeitet und
man in den Genuss seiner Kommentare und
Analysen kommen darf. Nach wie vor ist
Kahn für mich einer der grössten Torhüter
weltweit und noch immer der beste Torhüter
Deutschlands. Auch wenn unser Neuer
ebenfalls ein ganz grosser Torhüter ist!
05474902010d, Deutschland
Sogar die deutschen Ersatztorhüter sind
besser als die Torhüter aus anderen
Ländern. Erinnern wir uns zum Beispiel an
Adler, Hans Jörg Butt und natürlich Neuer!
Die wirklich
guten Torhüter
sind die
flexibelsten
Spieler überhaupt.
jj.plucky, Indien
Rui Patrício erhält auf der Welttribüne zu
wenig Beachtung – er ist ein aussergewöhn­
licher Torhüter! Man muss bedenken, dass
ein Stürmer mal einen Fehler machen darf,
die wichtigste Eigenschaft des Torhüters ist
aber die Konstanz. Patrício macht einfach
keine groben Fehler!
cherie13, Frankreich
Ein berühmter Trainer sagte einmal:
“Ich verstehe den Torwart nicht. Ich verstehe
nicht, wie man sich auf den Platz stellen und
90 Minuten auf den Ball warten kann, wenn
man gerne Fussball spielt.” Doch ein guter
Torwart spielt meiner Meinung nach im Kopf
jeden Spielzug mit und ist aufmerksamer als
alle anderen.
ljbejing, VR China
Ein Torhüter muss sich mehr als alle ande­
ren dem Spiel anpassen, wahrscheinlich sind
die wirklich guten Torhüter die flexibelsten
Spieler überhaupt. Den Ball von sich wegzuschlagen, ist aber in meinen Augen immer ein
Fehler, den leider selbst die Besten machen.
Das Risiko, dass der Ball in die “Arme” der
Gegner getrieben wird, ist einfach zu gross.
singi78, Schweiz
Vincent Enyeama ist mein Favorit! Denn er
erzielte sogar mehrere Tore und überzeugt auf
Vereinsebene wie auch in Länderspielen, weil
er äusserst flexibel ist. Ich hoffe, er wird seine
Erfolgsquote noch weiter ausbauen!
fisayo2k1, USA
Keylor Navas und Tim Howard sind
schlicht grossartig!
I
n dieser Woche trafen sich in Zürich die Torhüter-Instruktoren der FIFA zu einem Seminar. Im Zentrum stand die Vereinheitlichung
der weltweiten Torhüterausbildung. Auf keiner
Position hat sich der Fussball in den letzten 20
Jahren stärker entwickelt als bei den Torhütern.
Waren die Schlussmänner früher fast ausschliesslich für Abwehr- und Defensiv-Arbeit
verantwortlich und konnten allenfalls durch
Zeitschinden das Geschehen “aktiv” beeinflussen, änderte sich ihr Auftrag ab 1992 markant. Auslöser war die Einführung der Rückpassregel, die es dem Torhüter untersagt, den
Ball nach einem Zuspiel (mit dem Fuss) durch
einen Mitspieler aufzunehmen. Mit gewissem
Stolz darf ich sagen, dass ich nach der WM 1990
einen entscheidenden Input zu dieser wegweisenden Modifikation gegeben habe.
Seither sind von den Torhütern auch spielerische Qualitäten gefragt. Man kann sogar
sagen, dass der Keeper im modernen Fussball
die Rolle des elften Feldspielers übernehmen
muss. Seine spieltaktische Bedeutung wird
auch dadurch gesteigert, dass er als einziger
Mann das Spiel beider Teams im Blickfeld hat.
Deshalb übernehmen immer mehr Torhüter
die Rolle des Kapitäns. Ich würde noch weitergehen und den Torhüter zum Assistenten des
Trainers befördern.
Wie matchentscheidend die Torhüter sind,
wurde uns an der WM in Brasilien in Erinnerung
gerufen. Zwar stand das Turnier im Zeichen des
Offensivspektakels, doch gleichzeitig war es
auch die WM der herausragenden Torhüter. Ich
denke dabei an die polyvalenten Schlussmänner
aus Südamerika – aber vor ­a llem an Manuel
­Neuer aus Deutschland. Er war nicht nur der
­beste Torhüter des Turniers, s­ ondern für mich
auch der beste (Feld-)Spieler. Der “Neuer Massstab” gilt seit diesem Jahr für alle Keeper.
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
MANUEL NEUER EXKLUSIV
Name
Manuel Neuer
Geburtsdatum, Geburtsort
27. März 1986, Gelsenkirchen
Stationen
Schalke 04, Bayern München
Grösste Erfolge
Weltmeister 2014
Sieg Champions League 2013
Deutscher Meister 2013, 2014
Pokalsieger 2011, 2013, 2014
24
T H E F I FA W E E K LY
MANUEL NEUER EXKLUSIV
“Meine Gefühle
vor dem Spiel sind
meistens falsch”
Der 2:1-Sieg gegen Algerien gilt als Deutschlands Schlüsselspiel an
der WM – auch dank Manuel Neuer. “Ich musste da ins Risiko gehen.”
Ein exklusives Gespräch mit dem vermeintlich besten Torhüter der Welt.
Herr Neuer, zittern Sie als Weltmeister noch
vor grossen Fussballspielen?
Manuel Neuer: Nein, aber das war auch vor
dem Titelgewinn nicht so. Ich muss meinem
Gegenüber ja vor Augen führen, dass niemand
an mir vorbeikommt. Die Ruhe und das
Selbstvertrauen, die ich in die Spiele mitnehme, gelten nicht nur dem Gegner, sondern
auch meinen Kollegen, die auf mich bauen.
Mike Meyer
Von Ihnen wird inzwischen nahezu alles
verlangt: Sie sollen der beste Torhüter der Welt
sein und dazu der perfekte elfte Mitspieler. Ist
das nicht manchmal zu viel verlangt?
Das Aufgabenspektrum, das sich mir
stellt, ist nicht immer einfach zu bewältigen.
Über die an mich gerichteten Ansprüche aber
mache ich mir keine grossen Gedanken. Ich
versuche, den Ansprüchen an mich selbst
gerecht zu werden. Ausserdem weiss ich, dass
mir hier und da auch mal Fehler unterlaufen
können. Bester Torhüter der Welt? Das wird
immer mal wieder geschrieben, doch ich
selbst sage das nie. Mir geht es vor allem
darum, mein Spiel ständig zu verbessern, mag
die Latte auch noch so hoch hängen.
Wie wirken Sie denn auf Ihre Abwehrkollegen
ein, denen Sie Anweisungen zum richtigen
Stellungsspiel geben müssen?
Im Gegensatz zu früheren grossen deutschen
Torhütern wie Oliver Kahn scheinen Sie nicht in
die Kategorie “Einzelkämpfer” oder “einsamer
Held”zu gehören. Warum nicht?
Vernünftige Kommandos gehören zum
Torhüterspiel dazu. Ich kann und will meine
Kameraden ja nicht zusammenstauchen und
sie verunsichern. Also müssen meine dirigierenden Worte knapp, richtig und verständlich gewählt sein. Auch deshalb muss ein
Torhüter heute über ein grosses Spielverständnis verfügen.
Persönliche Erfolge bringen doch nichts,
solange sie nicht mit dem Erfolg der Mannschaft korrespondieren. Ich betrachte mich
vor allem als Mannschaftsspieler. Ich bin ja
auch abhängig von meinen Vorderleuten. Wie
hoch sie stehen, wo sie angreifen. Entsprechend muss auch ich ausserhalb meines Tores
Position beziehen, um in das Spiel einbezogen
werden zu können. Das Ganze ist immer ein
Zusammenspiel, das ich gar nicht alleine
entscheiden kann und das zum Glück fast
immer passt.
Wie macht Sport denn am meisten Spass?
Nur, wenn man etwas zusammen macht.
Weihnachten allein zu feiern, ist ja auch
nicht schön.
Beim Weltmeister und Deutschen Meister setzt
Ihr Torhüterspiel Massstäbe. Es kommt vielen
wie eine Revolution vor und wird von Bundestrainer Joachim Löw als Torhüterspiel der
Zukunft geadelt. Empfinden Sie sich selbst
auch als internationalen Trendsetter?
Ich verstehe mein Torhüterspiel seit Jahren
so, wie ich es jetzt praktiziere. Mein Spiel hat
sich nicht fundamental verändert. Die Plattform war halt eine andere bei der Weltmeisterschaft mit der geballten globalen Aufmerksamkeit. Dabei ist unser Achtelfinalspiel gegen
T H E F I FA W E E K LY
25
Mike Meyer
MANUEL NEUER EXKLUSIV
26
T H E F I FA W E E K LY
MANUEL NEUER EXKLUSIV
Algerien (2:1-Sieg nach Verlängerung, Red.) in
Erinnerung geblieben, bei dem ich oft weit
vor meinem Tor wie ein Feldspieler eingreifen musste. Da sind Leute auf mich aufmerksam geworden, die mich vorher nicht so
kannten. In der Bundesliga weiss man schon
lange, wie vielseitig ich meine Rolle interpretiere. Dass ich gegen Algerien so ins
Risiko gehen musste, hat zu diesem Spiel
gepasst, in dem unsere Mannschaft sehr
hoch stand und Algerien mit seinen schnellen Spielern auf Konter aus war.
Wird von einem Torhüter in solchen Spielen
mit vielen Zweikämpfen auch ausserhalb des
Strafraums nicht ein ungewöhnlich gutes
Timing gefordert?
Auf jeden Fall muss man die richtigen
Entscheidungen treffen und sie hundertprozentig durchziehen. Dass damit auch Risiken
verbunden sind, die zu Toren, Elfmetern oder
Platzverweisen führen können, ist mir bewusst. Bliebe ich aber auf halbem Wege stehen,
hätte ich keine Chance mehr, rettend einzugreifen. Dann wäre ich einfach auszuspielen.
30. Juni, Porto Alegre Manuel Neuer erkennt die Gefahr rechtzeitig und sorgt dafür, dass …
Trainieren Sie bei den Bayern auch ab und zu
im Feld mit?
Leonhard Foeger / Reuters (2), Fabrizio Bensch / Reuters
Wir üben ja manchmal das Positionsspiel
mit Sieben gegen Drei. Da bin ich ab und zu
mit dabei. Das ist auch wichtig. Dabei kann ich
meine Technik schulen, meine Passqualitäten,
das schnelle Weiterleiten des Balls. Früher
trauten sich die Feldspieler kaum, den Ball
zurückzuspielen, weil sie nicht wussten, was
der Torhüter mit dem Ball macht. Heutzutage
gilt man auch als Anspielstation. Das ist gang
und gäbe geworden.
Beim AlgerienSpiel sind Leute auf
mich aufmerksam
geworden, die
mich vorher nicht
kannten.
… die Torchance von Algeriens Islam Slimani ungenutzt bleibt.
Haben Sie während der Spiele mehr Ballkontakte mit der Hand oder mit dem Fuss?
Ich glaube, es sind mehr mit dem Fuss.
Wären Sie Feldspieler, für welche Klasse würde
es bei Ihnen reichen?
Die vierte Liga, in Deutschland also die
Regionalliga. Das würde ich mir auf jeden Fall
In sicheren Händen Neuer hält den Ball vor den etwas ungestümen Algeriern und seinen Teamkollegen.
T H E F I FA W E E K LY
27
Fußball verbindet.
Fußball ist Frieden.
© 2014 Visa. All rights reserved.
Oscar Arias
Friedensnobelpreisträger
MANUEL NEUER EXKLUSIV
zutrauen. Ich wüsste aber nicht, auf welcher
Position ich spielen würde.
Anders als so mancher Kollege sind Sie im Tor
bei all Ihrer Klasse kein Showman.
Weil ich immer versuche, das Naheliegende zu machen und einfach zu spielen.
Hilft es Ihnen auch, dass Sie sich, obwohl ein
Star des internationalen Fussballs, nie wie ein
Star aufführen, sondern immer bodenständig
und natürlich geblieben sind?
Sich wie ein Star zu benehmen, bringt ja
auch nichts. Ich kann in einem Fünf-Sterne-Hotel übernachten, kann aber auch zelten gehen.
Wie lange hält das Hochgefühl, Weltmeister zu
sein, eigentlich an?
Das bleibt man für immer. Ich laufe aber
nie wie ein Weltmeister durch die Gegend.
Das passt nicht, und ausserdem geht es im
Fussball immer weiter. Du kriegst als Weltmeister nichts geschenkt. Å
Mit Manuel Neuer sprach Roland Zorn
Erinnern Sie sich mehr an Ihre grossartigen
Paraden oder an Ihre gelegentlichen Schnitzer?
Ich bin nicht jemand, der sich die
Top-Ten-Paraden auf Youtube anschaut. Da
habe ich ja nichts von. Interessanter sind
Situationen, in denen ich mir die Frage stellen
kann, was hast du richtig, und vor allem, was
hast du falsch gemacht? Das zu analysieren
und sich dann zu verbessern, erscheint mir
notwendig. Als junger Torhüter habe ich mir
die Sendung “Eurogoals” angeschaut, bei der
alle auf die schönen Tore der Spieler achten. Ich
habe auf die Torleute geschaut und darauf, wie
sie sich in diesem Moment verhalten haben.
Gibt es bei der Dynamik des heutigen Torhüterspiels zwischen den klassischen Arbeitsaufträgen auf der Linie oder im Strafraum und den
Zusatzaufgaben als elfter Feldspieler überhaupt noch Momente im Spiel, während derer
Sie sich entspannen können?
Eigentlich bin ich als Torhüter nie aus
dem Spiel, auch nicht in solchen, bei denen
ich eher selten aktiv eingreifen muss. Gerade
solche Spiele mit vielleicht nur zwei, drei
Bewährungsproben sind vom Kopf her sehr
anstrengend, weil man die ganze Zeit auf der
Höhe sein muss. Man schaltet ja nie ab. Es ist
wie bei einer Vorlesung in der Uni. Wenn man
einmal nicht richtig zuhört, ist man raus aus
dem Stoff.
Als Feldspieler
würde ich mir
die vierte Liga
zutrauen.
tnt-graphics AG
Gibt es auch Spiele, in denen Sie früh spüren:
Mir passiert heute gar nichts?
Ich habe schon zig Gefühle vor den Spielen
gehabt, und die sind meistens falsch. Oft
genug habe ich beim Aufwärmen gedacht,
heute kann gar nichts anbrennen. Dann stehst
du auf dem Platz und wunderst dich. Ein zu
gutes Gefühl zu haben, kann sehr trügerisch
sein. Für einen Torhüter geht es immer bei null
los, auch wenn ich einen Fehler gemacht habe.
Ich kann damit u
­ mgehen. Ausserdem pfeift
deswegen ja kein Schiedsrichter das Spiel ab.
FIFA-Torhüter- Gipfel analysier t neueste Trends:
http://tinyurl.com/mzcsyav
W o s i c h d i e W M - To r h ü t e r a u f h i e l t e n
<1%
1-2%
>2%
MANUEL NEUER
DEUTSCHLAND
TIM HOWARD
Grafik links
Die Laufwege von
Manuel Neuer und drei
anderen Torhütern im
Vergleich.
USA
Grafik unten
Die Bereiche aller
WM-Torhüter im
Verhältnis zum gesamten Feld (beinhaltet alle
WM-Spiele der Keeper).
GIANLUIGI BUFFON
ITALIEN
IKER CASILLAS
SPANIEN
B e r e i c h e d e r W M - To r h ü t e r i n P r o z e n t e n
0%
10%
15%
20%
25%
30%
Ryan (Australien)
Bravo (Chile)
Benaglio (Schweiz)
Buffon (Italien)
Joe Hart (England)
Tim Howard (USA)
Hugo Lloris (Frankreich)
Ospina (Kolumbien)
Navas (Costa Rica)
Cillessen (Niederlande)
Júlio César (Brasilien)
Beto (Portugal)
Courtois (Belgien)
Romero (Argentinien)
Karnezis (Griechenland)
Muslera (Uruguay)
Ochoa (Mexiko)
Sung-ryong (Republik Korea)
Rais Mbolhi (Algerien)
Kawashima (Japan)
Dauda (Ghana)
Itandje (Kamerun)
Akinfeev (Russland)
Valladares (Honduras)
Enyeama (Nigeria)
Begović (Bosnien und Herzegowina)
Barry (Elfenbeinküste)
Casillas (Spanien)
Dominguez (Ecuador)
Haghighi (Iran)
Pletikosa (Kroatien)
Neuer (Deutschland)
T H E F I FA W E E K LY
29
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FREE KICK
Die erfolgreichsten
U17-WM-Teams
Die Zehn-PunkteListe fürs Leben
Alan Schweingruber
G
anz nach dem Prinzip “Man lebt nur ­einmal”
erstellen viele Menschen einmal im Leben
eine ganz besondere Liste. Der Titel: “Zehn
Dinge, die ich in meinem Leben noch machen
möchte.” Ganz subjektiv, im Wahn oder bei
­einem Glas Rotwein, lässt sich da allerhand
draufkritzeln. Zum Beispiel: Eine Liste erstellen mit den neun Dingen ... Oder: Eine Fussball-WM besuchen. Für hartgesottene Fans:­
Ein Finale einer Fussball-WM besuchen.
Die Liste kann beliebig erweitert werden.
Fünf oder sechs Vorsätze mehr bereichern das
Leben, solange die Punkte laufend abgearbeitet
werden. Entsteht wegen unerledigter Dinge
nämlich ein schlechtes Gewissen, landet die
Liste womöglich schon nach einem halben Jahr
im Abfall. Das ist nicht der Sinn der Sache. Es
ist dann wie beim Stürmer, der sich am Anfang
der Saison vornimmt, Torschützenkönig zu
werden und in den ersten drei Spielen nicht
trifft. Er strauchelt und strauchelt, bis er
schliesslich seinen Stammplatz verliert. Im
schlimmsten Fall muss er den Klub verlassen.
Also: Zehn Punkte, die auf dem angenehmen Weg realisierbar sind und auch im ­Rahmen
der Möglichkeiten liegen. Auch scheinbar unattraktive Pläne können das Leben verändern. Es
gibt die erstaunliche Geschichte des arbeits­
losen Mannes Mitte 40, der an einem nebligen
Sonntagmorgen das Spiel der dritten Mannschaft besuchte. Er stand als Zuschauer alleine
am Spielfeldrand, weil sich keiner für die Partie
interessierte. Als er das grosse Talent eines jungen Einwechselspielers erkannte, funktionierte er sich zwei Tage später zum Spieleragenten
um und wurde binnen dreier Jahre zum Millionär. Es wäre spannend zu wissen, ob sich der
Mann vor dem Spielbesuch auch eine Liste
­ rstellt hatte. Und ob der Ausflug an besagtem
e
nebligen Sonntagmorgen auf der Liste war.
Mal angenommen, Sie schaffen es nicht,
den reichen Mann als Ihren Einflüsterer für
die Liste zu gewinnen, dann wäre es ratsam,
die zu notierenden Punkte nicht zu strategisch
zu überdenken. Gerade bei langfristigen Projekten wie einem WM-Besuch bewähren sich
in der Regel nüchterne Analysen weniger: “Brasilien ist weit weg, die Reise würde teuer werden, und ich spreche kein Portugiesisch.” Vertrauen Sie I­hrem Bauchgefühl: “Es ist WM.
Und Rio de Janeiro ist schön.”
Ebenfalls von Vorteil ist es, zwischendurch
einen etwas leichteren “Auftrag” in die Liste
einzubauen (siehe erster Abschnitt, Beispiel 1).
So verschafft man sich Luft für die wirklich
grossen Herausforderungen. Sehnsüchte und
Wünsche verändern sich im Leben. Demnach
ist es gut möglich, dass bereits nach der ersten
Erledigung neue Türen aufgehen und sich
­Möglichkeiten ergeben, die vielleicht gar nicht
auf der Liste stehen. Wie im Fall des 20-jährigen Hochstaplers Nicolás. Er hatte sich in Spanien anfangs als Berater der Regierung, dann
als Mitarbeiter des Geheimdienstes ausgegeben. Am Schluss war “der kleine Nicolás” sogar
auf Fotos beim Händedruck mit König Felipe
VI zu sehen. Letztes Wochenende wurde der
­Betrüger gefasst. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
1
Brasilien
143 Punkte
44 Siege
14 Teilnahmen
2
N
igeria
131 Punkte
40 Siege
10 Teilnahmen
3
A
rgentinien
97 Punkte
28 Siege
12 Teilnahmen
4
G
hana
91 Punkte
27 Siege
8 Teilnahmen
5
M
exiko
84 Punkte
26 Siege
11 Teilnahmen
6
Spanien
83 Punkte
25 Siege
8 Teilnahmen
7
D
eutschland
65 Punkte
19 Siege
8 Teilnahmen
8
USA
64 Punkte
19 Siege
14 Teilnahmen
9
Australien
55 Punkte
16 Siege
11 Teilnahmen
10
Uruguay
40 Punkte
12 Siege
6 Teilnahmen
11
Italien
36 Punkte
10 Siege
7 Teilnahmen
Quelle: FIFA
(FIFA, Report: Alltime Ranking U17-World
Cup, 21.10.2014)
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Birmingham, England
1908
Getty Images
Hunde in T-Shirts springen nach einem Wasserball.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Berlin, Deutschland
2006
laif
Roboterhunde spielen Fussball.
T H E F I FA W E E K LY
33
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
46
48
49
50
51
52
52
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
34
→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html
Rang­veränderung Punkte
Deutschland
Argentinien
Kolumbien
Belgien
Niederlande
Brasilien
Frankreich
Uruguay
Portugal
Spanien
0
0
0
1
-1
0
2
-1
2
-2
1669
1565
1420
1388
1375
1307
1191
1184
1175
1119
Italien
Schweiz
Chile
Kroatien
Algerien
Costa Rica
Mexiko
Griechenland
Ukraine
England
Rumänien
Tschechische Republik
USA
Slowakei
Elfenbeinküste
Bosnien und Herzegowina
Ecuador
Island
Österreich
Russland
Tunesien
Dänemark
Kap Verde
Wales
Ghana
Slowenien
Schottland
Ägypten
Schweden
Kamerun
Senegal
Nigeria
Nordirland
Polen
Israel
Türkei
Serbien
Albanien
Trinidad und Tobago
Ungarn
Iran
Japan
Togo
Peru
Guinea
Panama
Südafrika
Mali
Bulgarien
DR Kongo
Republik Irland
Kongo
Finnland
Montenegro
Usbekistan
Republik Korea
Gabun
Norwegen
Honduras
Antigua und Barbuda
Burkina Faso
Guatemala
Libyen
Jordanien
Armenien
Paraguay
Sierra Leone
2
-2
-1
5
5
-1
-1
-4
5
-2
5
6
-6
16
-3
-1
-6
6
10
-7
0
-5
8
-5
-2
17
-8
23
-7
2
-5
-5
28
26
19
-8
-12
-3
37
4
-7
-4
73
-7
-7
-1
10
1
-13
13
1
-14
2
-21
-7
-3
16
8
-13
10
-23
-15
-5
-5
-23
-16
-2
1064
1063
1060
1002
989
974
954
946
920
919
876
870
862
861
842
837
826
816
810
792
780
763
716
715
685
683
674
658
646
637
635
632
625
621
615
614
614
604
598
561
560
559
559
558
552
546
542
533
532
521
519
512
510
504
498
496
487
481
480
478
469
466
440
434
432
423
421
T H E F I FA W E E K LY
Rang
05 / 2014
06 / 2014
07 / 2014
08 / 2014
09 / 2014
10 / 2014
1
-40
-80
-120
-160
-200
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
88
88
88
92
93
94
95
96
97
97
99
99
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
113
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
126
128
129
130
131
132
132
134
134
136
137
138
138
140
141
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Sambia
Vereinigte Arabische Emirate
Dominikanische Republik
Irak
El Salvador
Oman
Uganda
Venezuela
Benin
Angola
Estland
VR China
Marokko
Katar
Litauen
Haiti
Australien
Ruanda
Zypern
Mosambik
Saudiarabien
EJR Mazedonien
Lettland
Simbabwe
Botsuana
Bolivien
Bahrain
St. Vincent und die Grenadinen
Belarus
Sudan
Palästina
Malawi
Tansania
Äthiopien
Kuba
Namibia
Jamaika
St. Kitts und Nevis
Kenia
Georgien
Lesotho
Moldawien
Kuwait
Niger
Kanada
Liberia
Libanon
Äquatorial-Guinea
Aserbaidschan
Luxemburg
Burundi
Philippinen
Guinea-Bissau
Neuseeland
Kasachstan
Aruba
Tadschikistan
Afghanistan
Vietnam
Myanmar
Turkmenistan
St. Lucia
Mauretanien
Tschad
Malediven
Madagaskar
Zentralafrikanische Republik
10
-6
27
9
-10
-7
-5
-19
-8
14
-7
9
-1
8
11
26
-10
-2
-11
12
-15
13
0
-9
-11
-9
0
1
-17
26
-6
-11
5
21
10
0
-13
2
-5
-7
-3
-14
4
-14
-2
3
-3
-11
-31
1
2
5
0
-13
-5
-3
2
1
6
6
3
-15
0
3
3
3
-7
Absteiger des Monats
418
413
405
393
392
391
389
388
375
373
369
369
369
369
364
360
359
356
348
341
341
340
340
330
323
310
308
302
301
298
297
292
291
289
286
284
284
279
273
271
266
262
261
258
251
249
246
238
233
233
232
229
226
225
218
218
214
214
208
207
197
197
195
194
183
180
178
145
146
147
148
149
150
151
152
153
154
155
156
157
157
159
159
161
162
163
164
165
166
167
168
168
170
171
172
172
174
175
176
177
178
179
180
180
182
182
184
185
186
187
188
189
190
191
192
193
194
194
194
197
198
199
200
201
202
203
203
205
205
207
208
208
Grenada
Barbados
Curaçao
DVR Korea
Suriname
Kirgisistan
Syrien
Guyana
Neukaledonien
Laos
Liechtenstein
Malaysia
Indonesien
Malta
Puerto Rico
Indien
Singapur
Guam
Hongkong
Swasiland
Thailand
Tahiti
Belize
Gambia
Nicaragua
Montserrat
Seychellen
Bermuda
Komoren
Sri Lanka
São Tomé und Príncipe
Bangladesch
Turks- und Caicos-Inseln
Jemen
Nepal
Salomon-Inseln
Dominica
Pakistan
Osttimor
Macau
Kambodscha
Südsudan
Färöer
Chinese Taipei
Samoa
Vanuatu
Mauritius
Fidschi
Mongolei
Bahamas
Amerikanisch-Samoa
Tonga
Amerikanische Jungferninseln
Brunei Darussalam
Papua-Neuguinea
Eritrea
Cayman-Inseln
Andorra
Somalia
Britische Jungferninseln
Dschibuti
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
San Marino
-8
15
1
2
-2
1
1
1
-16
15
17
-2
-1
-2
-2
-1
-12
2
1
-4
-7
-4
-4
-2
2
-2
1
-2
2
2
2
5
3
6
4
2
-13
-7
11
2
14
-1
-8
-10
-2
-2
-2
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0
2
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1
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0
0
0
0
0
176
172
171
168
167
158
154
148
142
141
136
134
129
129
119
119
115
111
109
103
102
100
99
90
90
86
81
80
80
76
72
68
66
62
61
53
53
51
51
49
46
43
42
39
37
33
32
30
29
26
26
26
20
15
13
11
10
9
8
8
6
6
2
0
0
THE SOUND OF FOOTBALL
Genesis’ Befreiungsschlag
Genesis galten als führende Lichter des P
­ rogressive Rock.
Mit “Match of the Day” stellten sie den Kompass um.
Hanspeter Kuenzler
Sion Ap Tomos,
“S
end him off Ref!/Where are your specs Ref!” war kein
Refrain, wie man ihn von Musikanten erwartet hätte,
die als Helden des Progressive Rock (“Prog”) gefeiert
wurden. Schliesslich schienen sich die Stars von “Prog” – ELP,
Yes oder Jethro Tull – zum Ziel gesetzt zu haben, den bescheidenen Rock­song mittels unmöglichen Rhythmen und rätselhaften Texten auf das Niveau von Beethoven zu hieven.
Auch Genesis hatten dem eine Fülle von schrägen Kostümen zugefügt und Texte gesungen, die zwischen subtilen
Alltagsbeobachtungen und schwergewichtigen Existenzfragen pendelten. Fussball hatte bis dahin nicht zum Bild gehört.
Der oben zitierte Refrain gehört zum bis dahin eher
unüblichen Song namens “Match of the Day” und ist auf der
EP “Spot the Pigeon” zu finden. Im Mai 1977 verhalf die EP
Genesis zur bis dahin höchsten Position in den britischen
Singles-Charts – Rang 14.
Gestandene Fans waren entsetzt: Singles galten als
banal, weil sie kommerziell waren. Kurz vorher waren Genesis bereits mit ihrem achten Album “Wind & Wuthering”
in den Top 10 gelandet. Dies, obwohl der charismatische
Sänger Peter Gabriel abgesprungen war und dafür der
kumpelhafte Schlagzeuger Phil Collins das Mikrophon
übernommen hatte. Die Band stand am Scheideweg. Denn
Progressive Rock galt nach dem Fegefeuer der Punks als
verloren und uncool – Gabriel war das einzig wirklich “coole” Genesis­-Mitglied gewesen.
Zurück zur Hit-Single “Match of the Day”: Der Song war
eine Ode nicht nur ans samstägliche Rendezvous im Stadion,
sondern auch ans gleichnamige TV-Programm, mit welchem
BBC am Samstagabend seit 1964 die Highlights des Tages
abfeiert. Und so löste die Platte mit den relativ simplen Lyrics
ein kleines Erdbeben aus. Im Gegensatz zu Gitarrist Steve
­Hackett hatten Phil Collins, Mike Rutherford und Tony
Banks nämlich kein Problem damit, Refrains zu singen, die
auch ein Schulbub verstand. Hackett suchte das Weite, die
anderen drei nahmen das Album “… And Then There Were
Three” auf und r­ egierten danach 15 Jahre lang die Popcharts
der ganzen Welt. Æ
T H E F I FA W E E K LY
35
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
instinct
takes over
#predatorinstinct
adidas.com/predator
TURNING POINT
Name
Klas Ingesson
Geburtsdatum, Geburtsort
20. August 1968, Ödeshög
Stationen als Spieler
1987–1990 IFK Göteborg
1990–1993 KV Mechelen
1993–1994 PSV Eindhoven
1994–1995 Sheffield ­Wednesday
1996–1998 AS Bari
1998–2000 FC Bologna
2000 Olympique ­Marseille
2001 US Lecce
Nationalteam Schweden
57 Spiele, 13 Tore
“Die Diagnose war
ein K.-o.-Schlag”
Der Schwede Klas Ingesson geniesst jeden Tag als Trainer
von IF Elfsborg. Seit er 2009 an einer unheilbaren
Krebsart erkrankte, findet der Familienvater im Fussball
willkommene Abwechslung.
Nicklas Elmrin / DUKAS
F
ussball ist mein Leben, das war schon immer so. Ich hatte als Spieler eine schöne
Karriere, spielte in England, Italien und
wurde mit Schweden 1994 an der WM in
den USA Dritter. 2001 beendete ich meine
Laufbahn, mit 32 Jahren. Hätte ich heute
noch einmal die Wahl – ich würde länger spielen.
Aber ich war damals ein anderer Mensch, die
ewig gleichen Abläufe langweilten mich.
2009 veränderte sich mein Leben komplett. Weil ich seit Längerem an Rückenbeschwerden litt, suchte ich einen Arzt auf. Ich
lag im Krankenhausbett, als der Arzt mir sagte: “Klas, bei dir ist ein Multiples Myelom diagnostiziert worden.” Ich hielt das für eine gute
Nachricht. Zwar eine Krankheit, aber kein
Krebs, erzählte ich meiner Frau am Telefon.
Dann kam der Arzt zurück ins Zimmer und
klärte mich über die anstehende Chemotherapie auf. Ich fragte: “Welche Chemotherapie?
Ich bin nicht krebskrank.” Als der Doktor sagte: “Doch Klas, es ist Krebs”, fühlte sich das an
wie ein K.-o.-Schlag. Alles um mich herum
wurde schwarz. Mir war klar: Ich würde sterben, und es würde schnell gehen.
Es gab zwei Optionen: Entweder würde ich
den Tod widerstandslos akzeptieren – oder ich
würde kämpfen. Ich wollte nicht sterben. Dafür
liebe ich das Leben und meine Familie zu sehr.
Seit der Diagnose führe ich ein bewussteres
Leben. Früher war ich ungeduldig. Ich versuchte, so wenig wie möglich über die Krankheit zu
lesen. Wenn einem Google angibt, wie klein die
Überlebenschancen sind, bekommt man
­womöglich Depressionen. Mir ist es auch lieber,
wenn die Ärzte mir nicht alles erzählen. Was
mir viel half, war, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Das Multiple Myelom ist eine Knochenmarkkrankheit, sie zerfrisst nach und nach
das Muskelgewebe. Als ich 2013 den Posten
bei ­E lfsborg übernahm, ging ich an Krücken.
Später brauchte ich einen Rollator und schliesslich sogar einen Rollstuhl. Für mich ist das der
härteste Part: Dass ich nicht mehr körperlich
aktiv sein kann. Ich erwarte nicht, dass ich je
wieder Fussball spielen kann. Aber es wäre
schön, wieder zehn Meter gehen zu können,
ohne hinzufallen. In der Kabine habe ich mir
so den Arm gebrochen. Meine Knochen sind
sehr schwach geworden.
Inzwischen habe ich zwei Stammzellentransplantationen hinter mir. Ich fühle mich
den Umständen entsprechend, aber ich weiss
nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt im Fussball
– und im Leben. Ich bin dankbar, dass ich nicht
zu Hause rumsitzen muss. Es ist für mich ein
perfekter Tag, wenn ich aufs Trainingsgelände
fahren kann und mich nicht zu erschöpft fühle.
Wir haben ein junges Team, die Arbeit mit den
Spielern hält mich frisch.
Ich denke, den Spielern etwas mitgeben zu
können für ihre Karriere, sie besser zu machen.
Sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein,
werde ich gehen. Bis es so weit ist, geniesse ich
jede Minute. Å
Aufgezeichnet von Nicola Berger
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
S H A L L B E FE LT
Feel the Beauty
BE MOVED
THE NEW 4K LED TV
“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Misshandelte Eckfahnen, ein Sprungtest und ein einmaliges
WM-Trikot – raten Sie mit!
1
Wer spielt hier im gestreiften Trikot bei einer WM in den 70er-Jahren?
Präsident:
Joseph S. Blatter
FBrasilien
MNiederlande
JItalien
RFrankreich
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Alan Schweingruber,
Sarah Steiner, Tim Pfeifer
2
Für wen wurden insgesamt die höchsten Transfersummen gezahlt?
Art Direction:
Catharina Clajus
Bildredaktion:
Peggy Knotz
Produktion:
Hans-Peter Frei
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin,
Susanne Egli, Alissa Rosskopf
Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
A
3
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, Thomas Renggli,
David Winner, Roland Zorn
E
O
U
Test für das Gütesiegel “FIFA Approved”: Der Fussball wird aus zwei Meter Höhe auf eine
Stahlplatte fallengelassen. Wie hoch muss der Ball zurückspringen? Rund …
S
D
N
L
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Nicola Berger, Tamara Castro,
Dominik Petermann, Andreas
Wilhelm
50 cm
80 cm
110 cm
140 cm
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
4
Vier WM-Spiele, vier unschuldige Eckfahnen. Welche Eckfahne musste zuletzt dran glauben?
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Kontakt:
[email protected]
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
A
L
K
E
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: SPOT
Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 29. Oktober 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected]
Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung
einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil.
Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur
Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf
T H E F I FA W E E K LY
39
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
Welcher Angreifer hat
Sie in den jüngsten Freundschaftsspielen
am meisten beeindruckt?
35+23+22875
7%
5%
8%
UMFR AGE DER WOCHE
Welcher Gruppenerster der aktuellen
Qualifikation für den CAF Afrika Cup 2015
hat Sie am stärksten überrascht?
35%
22%
23%
≠ ≠ ≠ ≠ ≠ ≠ Zur Auswahl stehen:
·Algerien
·Kamerun
·Südafrika
·Ghana
·Gabun
· Kap Verde
·Tunesien
Abderrazak Hamdallah (Mar)
Carlos Bacca (Col)
Karim Benzema (Fra)
Joao Plata (Ecu)
Stimmen Sie ab unter:
Fifa.com/newscentre
Eduardo Vargas (Chi)
Diego Tardelli (Bra)
“Tévez hat das Niveau erreicht, das Zidane bei Juventus hatte.
Er ist einzigartig. Ein vergleichbares Phänomen gibt es nicht.”
Marcello Lippi, italienischer Fussballtrainer
106 082
Fans passierten am ersten
Spieltag der neuen Saison
in der australischen
A-League die Stadion­
15
Tore in den ersten acht
Spielen der spanischen
Tore in sieben Ligaspielen
tore und stellten
Primera División: Cristiano
wären schon für einen
damit einen neuen
Ronaldo hat Geschichte geschrie-
Stürmer eine gute Quote. Sie
Zuschauerrekord auf. Der
ben. Der Top-Torjäger von Real
ist aber umso bemerkenswer-
FC Sydney etwa konnte
Madrid übertraf den bisherigen
ter, wenn man weiss, dass
zum Derby gegen die
Rekord für diesen Zeitraum um
Rogério Ceni Torhüter ist. Der
Western Sydney Wande-
genau ein Tor. Ronaldos
Schlussmann hat seinen Rekord für
rers 41 213 Zuschauer
aktuelle Torquote von 2,14 pro
Spieler auf dieser Position noch
begrüssen – so viele wie
Partie wird bemerkenswerter-
einmal ausgebaut – auf 123 Tore.
noch nie zuvor bei
weise sogar nur von acht der
Ceni steuerte einen herrlichen
einem Spiel in den 26
97 Mannschaften in den fünf
­Freistosstreffer zum 2:1 von ­
Jahren des Bestehens
europäischen Topligen
São Paulo über Bahia bei.
des Allianz Stadium.
übertroffen.
Bechir Ramzy / Anadolu Agency / AFP, Getty Images (3)
4
Z AHLEN DER WOCHE