- Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

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- Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (Berliner VVN-BdA) e.V.
Ausgabe 52 – Januar 2013
Kein Mensch auf der Welt ist illegal!
Die Flüchtlinge, die schon seit Ende Oktober 2012 vor dem Brandenburger Tor gegen ihre Behandlung in der Bundesrepublik
Deutschland protestieren, dekorierten ihren eigenen Weihnachtsbaum mit ihren politischen Wünschen und Forderungen.
Wir, die Berliner VVN-BdA, erklären uns solidarisch mit ihnen und unterstützen ihre Forderungen mit Nachdruck.
Foto: Björn Kietzmann
Inhalt
• Gedenktafel für die »Blutburg«
• 1933: Terror und Widerstand
• Vom Auszug des Geistes
• Ehrung für »Rote Kapelle«
• Die Kinder des Widerstandes
• Material zur Schönholzer Heide
• Arbeitshaus Rummelsburg heute
• Neonazis in Rudow
• Heinz Galinski im Januar 1948
• Denkmal für Euthanasieopfer
• Zuflucht in Mexiko
Die Blutburg in der Friedrichstraße
Gedenktafel soll an die SA-Folterstätte in der Friedrichstraße 234 aus dem März 1933 erinnern
Am 3. Februar 1945 machte ein amerikanischer Luftangriff weite Teile Kreuzbergs
und Mittes quasi dem Erdboden gleich.
Nur ganz wenige Häuser sind nördlich
des Halleschen Tores erhalten geblieben. Eines davon ist das Haus Friedrichstraße 17, nach seinen früheren Besitzern auch »Gutschowhaus« genannt.
Zurzeit stehen in dem Haus hochwertige Eigentumswohnungen (Quadratmeterpreis ca. 4.000 €) zum Verkauf.
Geworben wird mit dem denkmalgeschützten Haus, seiner Architektur und
Geschichte, etwa dass sich hier die Akademie für magische Kunst des Zauberers Friedrich Wilhelm Conradi-Horster
befunden hat. Dass sich mit dem Namen
Gutschow noch etwas anderes verbindet, wird verschwiegen.
Die Gebrüder Hermann und Paul Gutschow betrieben einen umfangreichen
Lebensmittelhandel. Dazu gehörten
auch die Hinterhöfe des den Brüdern
ebenfalls gehörenden gegenüberliegenden Hauses in der Friedrichstraße
234. Diese Höfe stellten die NSDAP-Mitglieder Gutschow der SA ab Sommer
1932 unentgeltlich zur Verfügung. Sie
wurden zunächst als Exerzierschuppen
genutzt und bald zu einem SA-Heim mit
Schlaf- und Aufenthaltsräumen, Küchen
und Sanitärbereich um- und ausgebaut.
Rund 200 Mann waren hier untergebracht. Ab Anfang März 1933, beginnend
mit dem Abend der Reichstagswahl, bis
mindestens in den Mai erlangte dieser
Ort als sogenannte Blutburg traurige Berühmtheit.
Die Menschen wurden teils direkt aus
ihren Wohnungen, teils aus Sammelstellen wie der SA-Unterkunft Wiener Straße
dorthin gebracht. Eine größere Gruppe
von ca. 70 Männern wurde zunächst in
der Polizeikaserne Friesenstraße misshandelt und kam dann ins Polizeipräsidium am Alexanderplatz, wo sie am
nächsten Morgen von der SA abgeholt
wurde, um dann zu Fuß über Unter den
Linden und die Friedrichstraße zur weiteren Misshandlung in die Blutburg getrieben zu werden. Insgesamt dürften
es mehrere hundert gewesen sein, die
hier ein tagelanges Martyrium erleiden
mussten. Genaue Zahlen sind unbekannt, aber Dutzende gaben 1946 im
Ermittlungsverfahren gegen Kurt Buch-
müller, dem Adjutanten der Blutburg und
übelsten der üblen Schläger, ihre Erlebnisse zu Protokoll. Es waren durchweg
Mitglieder oder Anhänger von KPD und
SPD (alleine 20 SPD-Anhänger wurden
direkt aus dem Vorwärtshaus gefangen
genommen). Sie berichteten auch, dass
sich Juden unter den Mitgefangenen
Teile des Hauses der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben. Wir sind deswegen
von der K.P.D. boykottiert wurden. Wir
verlangen keinen Dank, aber wir glauben, dass man uns die Anerkennung
nicht versagen sollte und man auch uns
endlich in großer Not hilft«, schrieben
Augenzeugenbericht von Arnold Bartsch 1946: »Ich wurde am 5. März 1933
durch die SA aus meiner Wohnung Stresemannstraße 296 verhaftet und
zur sogenannten Blutburg, Friedrichstraße 234, gebracht. Nachdem ich auf
dem Weg dorthin geprügelt und durch Fußtritte misshandelt wurde, stieß
man mich in das sogenannte Vernehmungszimmer hinein. Ein untersetzter
großer SA-Mann führte die Vernehmungen und an den Wänden standen
die SA-Leute, um gleich bei irgendwelchen Äußerungen auf ihre Opfer zu
stürzen. Der mich vernehmende SA-Mann steckte mir meine Parteinadeln wie Sowjetsterne an, welche sie bei meiner Verhaftung aus meiner
Wohnung beschlagnahmt hatten, und schrie mir zu: ›Seht das Kommunistenschwein!‹ Danach stürzte die SA-Meute auf mich zu, schlug mich
zu Boden und bearbeitete mich derart mit Füßen, Fußtritten usw., dass
ich mich nicht mehr bewegen konnte. Andere Inhaftierte brachten mich
dann in den ersten Stock in ein größeres Zimmer, wo die übrigen Häftlinge
lagen. In diesem Zimmer gingen die Folterungen und Misshandlungen des
Nachts und auch am Tage weiter. Wir mussten aufstehen, wer nicht konnte,
wurde hochgeprügelt, und auf dem Hof Stellung nehmen, mit dem Gesicht
zur Wand. Man befahl uns, das Vaterunser und das Deutschlandlied zu singen. Danach mussten wir uns wieder umdrehen. Die SA-Meute hantierte
mit den Karabinern, entsicherte und wollte uns damit weich machen. Die
Misshandlungen und Folterungen erfolgten während meiner ganzen zwölftägigen Inhaftierung.«
befanden, die noch erniedrigender behandelt wurden. Alle berichteten, dass
sie nach unterschiedlich langer Quälerei ohne weitere Erklärung freigelassen
wurden. Viele waren längere Zeit arbeitsunfähig und trugen irreparable Gesundheitsschäden davon. Nach diesen
Augenzeugen gab es etliche Tote, namentlich bekannt ist jedoch keiner.
Kurt Buchmüller, der übrigens auch
verantwortlich für die Besetzung des
Kreuzberger Rathauses und die Absetzung des Bürgermeisters Carl Herz war,
wurde wegen seiner Verbrechen in der
Blutburg zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er aber nur bis 1954 in Torgau
absitzen musste.
Die Gebrüder Gutschow waren 1939 in
großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
»Wie bekannt ist, haben wir schon lange
vor der Machtübernahme unsere Existenz aufs Spiel gesetzt, indem wir große
sie an die Baupolizei. Auch nach 1945
blieb den Gebrüdern Gutschow selbstverständlich ihr Besitz erhalten. Die Ruine des Hauses Nr. 234 wurde in den
fünfziger Jahren abgerissen und in den
Siebzigern durch einen Neubau ersetzt.
In den Achtzigern konnte man im antifaschistischen Stadtplan der VVN-VdA
und in einer Broschüre der Kreuzberger
SPD über die Geschichte dieses Ortes
etwas erfahren, er blieb aber mehr oder
weniger vergessen. Die VVN-VdA hat
deswegen die Initiative ergriffen, mit einer Gedenktafel an die Opfer der Blutburg zu erinnern. Die SPD KreuzbergFriedrichshain hat daraufhin im Oktober
in der BVV einen entsprechenden Antrag
eingebracht, der jetzt den üblichen Verfahrensweg geht. Wir hoffen, dass diese
Tafel noch in diesem Jahr, 80 Jahre nach
den Ereignissen, enthüllt werden kann.
Frieder Böhne
Nr. 52
Erinnern an Terror und Widerstand
Die Machtübertragung an Hitler mitsamt der die verfassungsmäßigen
Grundrechte außer Kraft setzenden
Verordnungen sowie die brutale Verfolgung von »marxistischen« Parteien,
Organisationen und Personen führte
zu einer vor dem 30. Januar 1933 nicht
vorstellbaren Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung. Die SPD
und KPD gehörten weltweit zu den
größten Arbeiterparteien und die Gewerkschaften zu den mitgliederstärksten Interessenvertretungen der Arbeiter und Angestellten. Die getrennten
antifaschistischen Manifestationen
Hunderttausender in den letzten Monaten und Wochen der Weimarer
Republik konnten den Sturz in das
»Dritte Reich« nicht mehr aufhalten.
Die ideologischen Gräben zwischen
den Nazigegnern schienen unüberwindbar. Für den sich ankündigenden
deutschen Faschismus an der Macht
bestanden in den Arbeiterparteien und
den Gewerkschaften kaum eigene,
geschweige denn gemeinsame Handlungskonzepte zu einem entschlossenen Massenwiderstand. Mit einer
beispiellosen Terrorwelle – SA-Stürme
hatten bereits vor 1933 die »Gegner«Listen erstellt – überrollten die Nazis
das Land.
Betroffen waren zunächst vor allem
die KPD, SPD, SAP und die von ihnen
beeinflussten Organisationen. Ihre legale Tätigkeit und ihre Veranstaltungen wurden bereits im Februar 1933
erheblich eingeschränkt. Bereits vor,
aber verstärkt nach dem Verbot der
KPD sind Tausende ihrer Mitglieder
und Funktionäre willkürlich verhaftet,
gefoltert und auch ermordet worden.
In dieser Zeit hofften noch Funktionäre
der SPD und in den freien Gewerkschaften, ihre Tätigkeit legal fortsetzen
zu können. Nach ihrem Verbot im Mai
und Juni 1933 wurden viele ihrer Funktions- und Mandatsträger entlassen,
öffentlich verhöhnt, bedroht, geschlagen, ermordet und in Konzentrationslager weggesperrt.
Trotz des unübersehbaren und -hörbaren Terrors, der verbreiteten Angst
und Lähmung sowie dem Gleichschaltungsprozess, der Millionen Deutsche
erfasste, begann sich der Widerstand
Nr. 52
Foto: dhm
Das Jahr 1933 bleibt eine immerwährende Mahnung – auch im 21. Jahrhundert
Demonstration gegen die faschistische Gefahr in Deutschland, Sommer
1932 und Anfang 1933
vor allem in den »roten Hochburgen«,
den Wohnquartieren der Arbeiterschaft, zu regen.
In den ersten Wochen nach der
Machtübertragung verteidigten Einwohner insbesondere in den Großstädten und Industriemetropolen wie
Berlin ihre Straßen gegen siegestrun-
kene SA-Sturms und organisierten
spontane Demonstrationen gegen
braune Übergriffe.
Während Sozialdemokraten und
Funktionäre der freien Gewerkschaften
überwiegend in losem Kontakt blieben, versuchten Kommunisten, ihre
Partei und ihr nahestehende Organisationen unter den Bedingungen der
Illegalität neu aufzubauen. Mithilfe von
»Fünfer«- oder »Dreier«-Gruppen hielten sie Kontakt zueinander, verbreiteten illegale Flugblätter, Zeitschriften,
Zeitungen, entfernten Hakenkreuzfahnen, hissten rote Fahnen auf weit
sichtbaren Fabrikschloten und malten
antifaschistische Losungen an Häuserwände, Mauern und Brücken. Sie trugen Karl Liebknechts Botschaft »Trotz
alledem« weiter und setzten Zeichen,
dass die Gegner im Inneren noch aktiv sind und sich vom braunen Terror
nicht einschüchtern ließen. Widerstehen war möglich und notwendig.
Die Ablehnung und die Bekämpfung
der Hitlerdiktatur durch Zehntausende
aus der Arbeiterbewegung war weit
mehr als »unangepasstes Verhalten«,
Unzufriedenheit, Distanz, kultureller
Eigensinn, loyale Widerwilligkeit oder
auch widerwillige Loyalität, als defensive, renitente Milieuwahrung. Die
in ihrer sozialistischen, kommunistischen, anarchistischen oder trotzkistischen Herkunft wurzelnde Überzeugung bestärkte die Aktivisten und ihre
Mitstreiter in ihrem ideologischen Dissens und gab ihnen die innere Kraft für
Aufbegehren, Selbstbehauptung, Protest, Auflehnung und Verweigerung.
Trotz Niederlagen verteidigten sie
mitten im Siegestaumel, umgeben von
Gleichschaltung und Gleichgültigkeit
ihren humanistischen antifaschistischen Lebensanspruch, halfen sie
Bedrohten und Verfolgten. Sie ließen
sich nicht mitreißen von der braunen
Propaganda, im Gegenteil, sie wollten
aufklären und trugen die eigene Unruhe und Empörung über die Lügen
und die Verbrechen nach außen. Sie
durchbrachen das Schweigen, das
Weghören und Wegschauen und hatten in diesem Kampf große Verluste zu
erleiden.
Hans Coppi
Braindrain oder der Auszug des Geistes
Nachdenken über die Vertreibung einer Elite oder den Standortwechsel der Kenner und Könner
Braindrain sagt man heute, wenn ein
Land seine Intelligenz verliert durch Abwanderung oder Abwerbung in andere
Länder, wo sich bessere Arbeits- und
Lebensbedingungen bieten. Das ist mit
Schäden verbunden für das Land, das
da mal Heimat war. Eben diese Schäden nicht erkannt zu haben, ist einer der
vielen Beweise für den menschenverach­
tenden Größenwahn des Hitlerregimes.
Wieso haben die, die so gut die Gewinne
vom Töten der Juden ausrechnen konnten, nicht berechnet, was der Verlust ihrer
Geisteselite Deutschland kosten würde?
Auszug des Geistes führte als Begriff
Walter A. Berendsohn (Foto unten) in unsere Sprache ein, und er hatte ihn selber
Ausgewandert in die USA: Albert Einstein und Lion Feuchtwanger (rechts).
schmerzlich getroffen. Mit seinem Buch
»Die humanistische Front« von 1939
wurde er der Begründer der deutschen
Exilliteraturforschung. Germanist, von
Hause aus, dem, seiner antifaschistischen Einstellung und seiner jüdischen
Herkunft wegen, Lehrerlaubnis, Universitätsanstellung, Doktor- und Professorentitel, Staatsbürgerschaft und Eigentum
entzogen wurden. Seine Bemühungen
um Wiederanerkennung seiner Universitätstitel reichen nach dem Exil in
Dänemark und Schweden bis ins Jahr
1983, als ihm die Hamburger Universität
nach mehrfacher Ablehnung im Alter von
99 Jahren den Ehrendoktortitel verlieh.
Walter A. Berendsohn konnte in Europa
bleiben, sich unter großen Gefahren in
Dänemark durchhungernd, 1943 vor den
Nazis nach Schweden flüchten und sich
auch dort notdürftig über Wasser halten.
Doch Europa war mit jedem Sieg Hitlers
für die, von denen hier die Rede ist, lebensgefährlicher. 95.016 von ihnen flohen nach 33 nach Übersee, wenig, verglichen mit den 56 Millionen Menschen
in den letzten beiden Jahrhunderten. Die
Zahl 95.016 freilich enthält einen nie dagewesen großen Prozentsatz von Geistesarbeitern. In den USA allein landeten
7.622 Akademiker aus Deutschland und
Österreich. Und da Forschung und Wissenschaft die beiden Jahrhunderte seit
1800 in besonderer Weise prägten, ist
der »Auszug des Geistes« nach 33 ein
Ereignis, wie es in der Geschichte bis dahin nicht vorkam.
Die USA profitierten enorm davon. Wissenschaftszweige entstanden, die es
dort vorher so noch nie gegeben hatte. In
besonderer Weise galt das für die Musik.
1.015 Musikschaffende werden gezählt,
69 Komponisten, 107 Dirigenten, 330 Instrumentalisten. Die Musikwissenschaft
kam zur Blüte durch Leute wie Eisler,
Schönberg, Adorno, 275 an der Zahl.
Und das, obwohl sich die USA durch das
Einwanderungsgesetz von 1924 Schranken setzten und ab 1929 weit unter den
eigenen Quoten blieben, was, wie man
heute annimmt, der Weltwirtschaftskrise
geschuldet war.
Spell your name – heißt ein amerikanisches Schlagwort. Welche Namen wir
hingegen auch immer nennen, wir reden
von jüdischen oder politischen Flüchtlingen, oft von beiden zugleich. Und sie gehörten zur geistigen Elite Deutschlands
oder Österreichs und hatten nun regen
Anteil an der wissenschaftlichen und
künstlerischen Entwicklung der USA.
Das heißt, es betraf gerade die, die, wie
bei Brecht und Hannah Ahrendt zu lesen,
nicht Emigranten, also Auswanderer, waren, sondern Flüchtlinge, verbannt und
vertrieben, mit sehr realen Gefahren für
Leib und Leben, und auch in der Fremde
riskierend ein Leben ohne Pass, Schutz,
Arbeit, Ansehen, Wohnung, Geld. Dabei
ist hier die Rede von berühmten Leuten,
Promis, würde man heute sagen, solchen mit einem »name«, wie man damals
in Amerika sagte. Brechts Erfahrung in
einem seiner vielen Exilgedichte: »Wohin
ich gehe, hör ich, Spell your name. Ach,
dieser name gehörte zu den Großen«.
Der Theaterwissenschaftler Kurt Pinthus, der als Jude auf den vorderen Plätzen der schwarzen Listen unter Hitler
stand, kam mit zehn Dollar in Amerika an
und teilte zehn Jahre lang das Schicksal
arbeitsloser, ehemals berühmter Theaterleute wie Jessner und Weigel und erfuhr, dass »es leichter ist, in dem Land
zu hungern, in dem man geboren wurde
und das man kennt«.
Gina Pietsch
Nr. 52
Auf den Spuren der Roten Kapelle
Jugendliche gedenken der Namensträgerinnen und Namensträger ihrer Schulen
Über 120 Gegner des Naziregimes waren im September und Oktober 1942
von der Gestapo-Sonderkommission
»Rote Kapelle« festgenommen worden.
Die meisten Frauen befanden sich in
Einzelzellen im 5. Stock des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz. Einige Männer, darunter auch mein Vater, waren
im Hausgefängnis der Gestapozentrale und die meisten anderen im Wehrmachtsgefängnis Spandau inhaftiert.
Das Reichskriegsgericht – das höchste
Militärgericht – verurteilte am 19. Dezember 1942 im ersten Prozess elf Angeklagte, darunter Arvid Harnack, Harro
und Libertas Schulze-Boysen, Elisabeth
und Kurt Schumacher, Ilse Stöbe und
John Graudenz zum Tode. Hitler hob die
verhängten Zeitstrafen für Mildred Harnack und Erika von Brockdorff auf und
verfügte eine erneute Verhandlung vor
einem anderen Senat, der auftragsgemäß die Todesurteile fällte.
Das Kriegsgericht hatte verstanden:
Weitere 33 Todesurteile folgten, darunter für 16 Frauen. Die 19-jährige Liane
Berkowitz hatte sich im Mai 1942 an
einer Zettelklebeaktion gegen die Propagandaausstellung »Das Sowjetparadies« beteiligt. Ihre Eltern waren 1922
aus der Sowjetunion geflohen. Sie empfand durch die Ausstellung das Ansehen
des russischen Volkes beschmutzt. Das
oberste Kriegsgericht verhängte am 18.
Januar 1943 gegen die hochschwangere
Schülerin Liane Berkowitz (Foto) wegen
der »außerordentlichen Gefährlichkeit
ihres hoch- und landesverräterischen
Treibens« gemäß § 4 der Gewaltverbrecherordnung die zulässige Todesstrafe.
Der Vorsitzende des 2. Senates wurde
nach 1945 in Westdeutschland für diesen Justizmord nicht belangt.
Die »Rote Kapelle« war ein von den
Verfolgern geprägter Fahndungsname.
Dahinter verbarg sich jedoch nicht, wie
die Gestapo behauptete, eine »bolschewistische Hoch- und Landesverratsorganisation«. In weltanschaulich auch unterschiedlichen Freundeskreisen hatte
sich schon Mitte der dreißiger Jahre ein
regimekritischer Zusammenhalt herausgebildet. Hier kamen Widerstandskämpfer und dem Nazi-Regime kritisch gegenüber stehende Menschen ins Gespräch.
Sie entdeckten Berührungspunkte und
Nr. 52
Gemeinsamkeiten. Da wurde eine andere Sprache, ein anderer Ton angeschlagen, ausländische Rundfunksender abgehört, illegale Literatur, Flugblätter und
Positionspapiere zirkulierten. Der ins
überschaubare Private zurückgenom-
staltung an Widerstandskämpfer(innen)
der »Roten Kapelle«, deren Namen ihre
Schulen in Achim bei Bremen, in Karlshorst, Lichtenberg und Löwenberg tragen.
Am Mittwoch, dem 16. Januar, beginnt
um 17 Uhr die Veranstaltung in der Aula der Mildred-Harnack-Schule in der
Schulze-Boysen-Straße 12. Ab 16 Uhr
stellen sich die Schulen an Infotischen
vor. Alle Interessenten sind herzlich einHans Coppi
geladen. Anzeige
mene Meinungsaustausch wurde zum
entscheidenden Kommunikationsmittel.
All dies führte zu einer Immunisierung
gegenüber der faschistischen Ideologie. Vertrauen und Verlässlichkeit, Hilfe
füreinander und für andere prägten die
Zusammenkünfte. Arbeiter, Angestellte, Unternehmer, Intellektuelle, Schüler,
Studenten, Künstler, Ärzte, Soldaten und
Offiziere, darunter Kommunisten, Sozialisten, Parteiunabhängige und Christen
diskutierten politische und künstlerische Fragen. Sie halfen politischen und
jüdisch Verfolgten sowie Zwangsarbeitern, dokumentierten die Gewaltverbrechen und riefen in Flugschriften und
Zettelklebeaktionen zum Widerstand
auf. Es bestanden Kontakte zu Widerstandsgruppen in Berlin und Hamburg,
zu französischen Zwangsarbeitern und
zu Vertretern der amerikanischen und
sowjetischen Botschaft. Arvid Harnack
und Harro Schulze-Boysen informierten
über die Vorbereitungen des Angriffs auf
die Sowjetunion und versuchten, kriegswichtige Informationen an Vertreter des
sowjetischen und des englischen Nachrichtendienstes zu übermitteln.
Unter dem Motto »Widerstand und Zivilcourage – auf den Spuren der Roten
Kapelle« erinnern Jugendliche in einer
von ihnen vorbereiteten Gedenkveran-
ist das Informationsblatt der Berliner VVN-BdA und erscheint dreimal
im Jahr. Die Abgabe ist kostenlos.
Anschrift:
Berliner VVN-BdA e.V.,
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin,
Telefon: 030-29 78 41 78,
Fax: 030-29 78 43 78,
mail: [email protected]
Redaktion:
Dr. Hans Coppi
Jutta Harnisch
Satz und Layout:
Juliane Haseloff
Druck:
Union Druckerei Berlin
Namentlich gezeichnete Beiträge müssen
nicht dem Standpunkt des Herausgebers
und der Redaktion entsprechen.
wald-Dora, Harald Wittstock, Kämpfer
und Freunde der Spanischen Republik
1936-1939, André Goldstein, Bezirksstadträtin Dagmar Pohle und Petra Pau,
Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages.
Treffen mit Anfal-Überlebenden
Neue Stolpersteine im Wedding
Auf Initiative der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V. wurden
am 23. Oktober zwei Stolpersteine für
antifaschistische Widerstandskämpfer
und Buchenwaldhäftlinge im Wedding,
vor der Groninger Str. 22 für Albert Kayser und vor der Afrikanischen Str. 140 für
Albert Kuntz, verlegt.
Am 7. November fand ein Treffen von
Vertretern der Berliner VVN-BdA mit einer Delegation Überlebender der Massaker an der kurdischen Bevölkerung
1988 im Nordirak statt. Die unter dem
Codewort »Anfal« groß angelegte Militäroperation des damaligen irakischen
Regimes unter Saddam Hussein richtete
sich vor allem gegen die ländlichen kurdischen Gebiete.
Innerhalb weniger Monate wurden Tausende kurdischer Dörfer zerstört, mehr
als 100.000 Männer und junge Frauen
wurden verschleppt und kehrten nie zurück. Ihr individuelles Schicksal ist bis
Kurt-Julius-Goldstein-Buche
Anlässlich des 98. Geburtstages am
­3. November stiftete die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V. im
Kurt-Julius-Goldstein-Park in Hellersdorf einen Baum zur Erinnerung an den
jüdischen Kommunisten, Spanienkämpfer und Überlebenden der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald.
Der Baum – eine Rotbuche – soll Zei-
chen sein und von dem Willen künden,
das Vermächtnis des antifaschistischen
Widerstands zu bewahren und im Kampf
gegen Neofaschismus nicht nachzulassen. An der feierlichen Einweihung des
Baumes am Sonntagvormittag nahmen etwa 70 Personen teil. Es sprachen Peter Hochmuth, LAG Buchen-
Die Berliner VVN-BdA
Der Vorstand
Andreas Barth,
Klaus-Frieder Böhne
Dr. Hans Coppi (Vorsitzender)
Wilhelm Girod
Michael Landmann
Gisela Lingenberg
Gina Pietsch
Mathias Wörsching
Geschäftsführer
Markus Tervooren
Die Geschäftsstelle
Berliner VVN-BdA
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Telefon: 0 30/ 29 78 41 78
Telefax: 0 30/ 29 78 43 78
E-Mail: [email protected]
Internet: http://berlin.vvn-bda.org
Leitung: Jutta Harnisch
Die Geschäftszeiten
Montag - Freitag
9.00 Uhr bis 17.00 Uhr
heute ungeklärt. Frauen mit Kindern
und ältere Menschen wurden monatelang inhaftiert, viele starben an Hunger
und Erschöpfung. Im September 1988
wurden die Überlebenden amnestiert
und in Umsiedlungslagern unter irakischer Militärkontrolle angesiedelt. Die
Anfal-Überlebenden, zumeist Frauen,
engagieren sich heute für eine aktive
gesellschaftliche Auseinandersetzung
mit den Verbrechen der Vergangenheit,
für die Aufklärung der Schicksale ihrer
verschwundenen Angehörigen, für authentische Erinnerungsforen und -orte
und angemessene Entschädigung. Der
diesen Prozess begleitende entwicklungspolitische Verein Haukari e. V. vermittelte das Gespräch, bei dem es den
kurdischen Gästen um die Erfahrungen
der VVN als Interessenvertreterin der
Verfolgten des Naziregimes ging. Die
Anfal-Überlebenden berichteten von
ihren Schicksalen und Erfahrungen. Es
war ein sehr bewegendes, interessantes
und aufschlussreiches Gespräch, das
alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer
sehr berührte.
Die Gliederungen
als Bezirksorganisationen
BO Hellersdorf/Marzahn
BO Mitte
BO Prenzlauer Berg
BO Weißensee/Hohenschönhausen
BO 8. Mai
als Kreisvereinigungen
BdA Hohenschönhausen/
Weißensee e. V.
VVN-BdA Köpenick e. V.
VVN-BdA Lichtenberg e. V.
BdA Treptow e. V.
VVN-BdA Friedrichshain-KreuzbergMitte e. V.
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
VVN-VdA e. V.
mit den lokalen Gruppen
Reinickendorf (Nord)
Südwest (Süd)
als korporative Mitglieder
Antifaschistische Initiative Moabit
Antifa Hohenschönhausen
Antifaschistische Initiative Nord-Ost
Bankverbindung
Postbank Berlin ·
Kontonummer: 315 904 105 ·
BLZ: 100 100 10
Nr. 52
Konferenz »Die zweite Generation«
Erster Austausch der Nachfahren von antifaschistischen Widerstandskämpfern und Emigranten
Dass Geschichte durch persönliche Geschichten getragen wird, ist kein Novum.
Auf dieser Tagung knüpften Nachfahren
jüdischer und nichtjüdischer Antifaschisten am Band aus elterlichen und eigenen
Biographien. Das unterschied sich nicht
nur nach Geburtsjahren und -orten,
auch politisch und lebensgeschichtlich
nach Ost- und Westdeutschland. Ihre
Kindergegenwart war davon geprägt
worden, nicht selten über Jahrzehnte
belastet, was manche zur eigenen politischen Aktivität führte und andere von
jeder politischen Handlung Abstand
nehmen ließ. Mit dem Film »Kinder
des Widerstands. Vier Menschen und
das Erbe des 20. Juli« von Bernhard
Pfletschinger wurde die von der Berliner VVN-BdA in Kooperation mit »Helle Panke« vorbereitete Tagung eröffnet.
In der Podiumsdebatte sprachen Hans
Coppi, Andrée Fischer-Marum und Alice Cyborra, geborene Gingold über ihre
Familiengeschichten, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Hans Coppi,
geboren 1942 in Berlin, Kind von hingerichteten Widerstandskämpfern, kam
wie Andrée Fischer-Marum, geboren in
Marseille 1940 mit kommunistisch-jüdischen Emigranteneltern, früh in die
SBZ/DDR. Im Zusammenhang mit den
stalinistischen Säuberungen der frühen
fünfziger Jahre wurden die Marums mit
ihren Kindern aus Berlin in die Provinz
verbannt, während Hans Coppi bei den
Großeltern aufwuchs. Alice Cyborra berichtete von der Kindheit in Frankfurt/
Main, dem politischen Druck, dem ihre
Familie ausgeliefert war, vom Zusam-
Nr. 52
menhalt der erneut verfolgten jüdischen
wie nichtjüdischen Kommunisten, und
wie deren politisches Erbe zur eigenen
Lebensaufgabe wurde. Bewegend waren die Einwürfe der Zuhörenden, deren
ähnliche und andere Erfahrungen, wie
in der frühen Bundesrepublik Widerstandskämpfer als Vaterlandsverräter
angesehen und ausgegrenzt wurden.
Wie eine Ergänzung des Films muteten
die Beiträge der Wissenschaftler Heinz
Sünker, Armin Nolzen und Dieter Nelles
an, die Forschungen über 120 Familien
des politischen Widerstands und die
Sozialisation des Nachwuchses vor und
nach 1945 im Raum Wuppertal vortrugen. Danach berichteten Christa Bröcher und Klara Tuchscherer, geborene
Schabrod, über die Diskriminierung und
erneute Verfolgung ihrer in der VVN or-
ganisierten Eltern. In London, so Merilyn
Moos und Irene Fick, sah die Kindheit
und Jugend der Nachfahren deutscher
Emigranten anders aus. Sie hatten sich in
»second generation«-Netzwerken organisiert. In der Suche nach der verschwiegenen Vergangenheit waren Ähnlichkeiten zu deutschen Familien erkennbar.
Helene Maimann aus Wien (Foto unten)
verdeutlichte den Zusammenhalt von
meist jüdischen Emigrantenkindern, die
auch wegen der stärkeren Politisierung
in der Kindheit zu teils einflussreichen
Persönlichkeiten des kulturellen Wiener
Alltags wurden. Eine nachträgliche Zusammenführung, so Irene Runge, war
der jüdische Treffpunkt »Wir für uns«, der
von 1986 bis 1989 bei der Ostberliner
Jüdischen Gemeinde die Nachfahren
säkularer jüdischer DDR-Kommunisten
und Sozialisten vereinte. Als Jüdischer
Kulturverein unterstützte er nach 1989
vor allem die elterliche erste Generation bei der Verarbeitung der politischen
Wende. Wolfgang Herzberg definierte
die erforderlichen mentalen Voraussetzungen und Folgen, die dauerhaften
Verletzungen und die Unmöglichkeit der
Auflösung dieser historischen Widersprüche bei der zweiten Generation. Die
Nachfahren des sowjetischen Exils sind
bereits seit einigen Jahren auf dieser
Spur. Von deren Problemen berichtete
Oswald Schneidratus, bevor die Tagung
mit dem Ausblick auf ein weiteres Projekt
der zweiten Generation endete. Micha
Brumlik und Irene Dieckmann fassten
erste, sie auch überraschende Erkenntnisse über die widersprüchliche Alltäglichkeit der Nachfahren jener zusammen,
die aus dem westlichen Exil in die DDR
kamen, um den Sozialismus auf deutschem Boden zu errichten. Wie bei jeder
Tagung dienten die Pausengespräche,
zustimmende und protestierende Zwischenrufe, das gemeinsame Essen, die
Freude des Wiedersehens, die Chancen,
von den Lebensgeschichten der Anderen zu erfahren, dazu, das Band fester
zu verknüpfen.
Irene Runge
Bei »Helle Panke« erscheint in der
»Schriftenreihe Pankower Vorträge« im
März/ April 2013 der Tagungsband.
Die Schönholzer Heide in Pankow
Lokalgeschichtliche Arbeitsmaterialien zur NS-Geschichte und zum Gedenken in Berlin-Pankow
Die Schönholzer Heide, ein kleines
Waldgebiet am Rande Pankows, wird
heute von vielen Menschen als Ausflugsort genutzt. Über die wechselvolle
Geschichte des Parks ist jedoch nur
wenig bekannt. Eine Projektgruppe hat
sich dieser Geschichte gewidmet und
zusammen mit Pankower Jugendlichen
einen Film zum Thema erarbeitet, der
nun durch drei thematische Bausteine
für die schulische und außerschulische
Bildungsarbeit ergänzt wird.
Die Heiderallye
Das Zwangsarbeiterlager
Die Zwangsarbeit bewegte sich in einem
permanenten Spannungsfeld zwischen
wirtschaftlichen Erfordernissen und nationalsozialistischer Ideologie. Die rassistischen Bestimmungen, die sich neben
den Erlassen der Behörden auch anhand
lokaler Firmendokumente nachzeichnen lassen, werden in diesem Baustein
mit den Erfahrungen der Betroffenen in
Form von Biografien und Interviewauszügen kontrastiert.
Das Modul zum Thema Widerstand
dokumentiert verschiedene Handlungsebenen widerständigen Verhaltens. So
Quelle: privat/Museumsverbund Pankow
Mittels verschiedener historischer Quellen, beginnend im späten 19. Jahrhundert, begeben sich die Jugendlichen vor
Ort auf Spurensuche. Diese beginnt mit
der frühen Nutzung des Parks als überregionales Erholungsgebiet und zeich-
Suche führt weiter zu der inmitten des
Parks gelegenen Kriegsgräberstätte und
zu Spuren der Nutzung des Parks in der
DDR.
1942: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Schönholzer Heide auf
dem Weg zur Arbeit
net das Wachsen des Bezirks im Zuge
der Industrialisierung nach. Die Zeit
des Nationalsozialismus begann in der
Schönholzer Heide mit dem Aufbau des
Vergnügungsparks »Traumland« und
endete mit einem der größten Zwangsarbeiter- und Zwangarbeiterinnenlager
Berlins. Vom »Luna-Lager«, deren Insassen/Insassinnen in der »Deutschen
Waffen- und Munitionsfabrik« (DWM)
Zwangsarbeit leisten mussten, steht
heute nur noch ein alter Bunker. Die
organisierte Josef Lenzel, Pfarrer einer
lokalen Gemeinde, Gottesdienste für
polnische Zwangsarbeiter/Zwangarbeiterinnen und geriet deshalb in das Visier
der Gestapo.
Nach seiner Verhaftung im Januar 1942
wurde er in das KZ Dachau deportiert, wo
er nach kurzer Zeit umkam. Interviews,
die der Museumsverbund Pankow mit
einigen ehemaligen Zwangsarbeitern
und Zwangarbeiterinnen vor einigen
Jahren führte, erzählen vom Widerstand
gegen die menschenunwürdigen Bedingungen.
Während sich die DDR als antifaschistischer Staat per se für die »Entschädigung« der NS-Zwangsarbeit von vornherein nicht zuständig sah, waren die
zivilen Zwangsarbeiter und Zwangarbeiterinnen vom Bundesentschädigungsgesetz der BRD ausgenommen.
Erinnern und Gedenken
Der dritte Baustein widmet sich der Erinnerungs- und Gedenkpolitik und der
neueren Geschichte des Bezirks. Die Beschäftigung mit der Kriegsgräberstätte
ermöglicht es, neben der Auseinandersetzung mit gestalterischen Elementen
und den damit verbundenen Intentionen
auch auf aktuelle Facetten neonazistischer Geschichtsinstrumentalisierung
zu schauen. Das Sowjetische Ehrenmal
in der Schönholzer Heide wird mit dem
Ehrenmal in Treptow verglichen. Dabei
lässt sich herausarbeiten, dass das Treptower Ehrenmal vor allem als Symbol
des Sieges gebaut wurde, das Schönholzer Ehrenmal hingegen der Trauer
gewidmet ist. Die Gedenkfeierlichkeiten
am Schönholzer Ehrenmal zu Zeiten der
DDR ermöglichen einen Einstieg in den
Zusammenhang von Gedenkpolitik und
gesellschaftlichem Selbstverständnis.
Die neu entstandenen Erinnerungsorte
im Bezirk verdeutlichen eine Ausdifferenzierung auf verschiedenen Ebenen: Zum
einen steht, anders als in der DDR, nicht
mehr allein der kommunistische Widerstand gegen das nationalsozialistische
Regime im Fokus. Zum anderen sind Erinnerungsorte an andere Ereignisse der
Lokalgeschichte, wie dem Fall der Mauer, hinzugekommen. Auch hier bleibt die
Frage nach der geschichtspolitischen
Funktion des Gedenkens aktuell.
Obwohl die Materialien vorrangig für
die Bildungsarbeit im Bezirk konzipiert
wurden, lassen sie sich auch an anderen
Orten verwenden, da die behandelten
Themenkomplexe vielerorts Teil der Lokalgeschichte sind. Die Materialien und
der Film können in digitaler Form sowie
als Ordner mit Kopiervorlagen gegen
Spende bestellt werden. Kontakt: [email protected]
Projektgruppe Schönholzer Heide
Nr. 52
»Asoziale« stigmatisiert bis heute
Kritische Anmerkungen zu den Informationsstelen zur Geschichte des Arbeitshauses Rummelsburg
(...) Vor ca. sechs Jahren begann der
Arbeitskreis »Marginalisierte – gestern
und heute«, auf die Geschichte und historische Bedeutung dieses Ortes hinzuweisen und dazu inhaltliche Aufarbeitung
mit dem Schwerpunkt Naziverbrechen
zu betreiben. Zu diesem Zeitpunkt war
dieses Areal schon zum größten Teil privatisiert, luxussaniert, enthistorisiert und
vergessen worden. Erst vor kurzem wurden, nicht ohne Druck von außen, ein
angemessenes Gedenken im Bebauungsplan festgeschrieben und innerhalb
kürzester Zeit die von der BVV Lichtenberg 2007 beschlossenen Gedenktafeln
erstellt. (...)
Kontinuitäten zu beschäftigen. (...) Es erscheint, verfolgt man die aktuellen Entwicklungen sozialer Ausgrenzung, heute
wichtiger denn je, an die Schicksale der
so genannten Asozialen zu erinnern. (...)
Früher wie heute wird mit dem Ausgrenzungskriterium Nichterwerbstätigkeit
bzw. Arbeitslosigkeit »Schmarotzertum«
und »Faulheit« verbunden. Dankbar
Seit dem 1. Januar 1934 konnten Gerichte eine Einweisung in Arbeitshäuser
anordnen, und zwar auf unbestimmte
Zeit. (...) Ende 1939 waren hier bis zu
2.000 Menschen inhaftiert. Wie viele
davon an den Folgen von Zwangsmaßnahmen oder unmenschlicher Behandlung gestorben, in Konzentrationslager
deportiert und ermordet wurden, ist
bisher nicht bekannt. Bekannt ist aber,
dass 1937 alle jüdischen Insassen von
den anderen isoliert wurden. Es wurden
Sonderabteilungen für Homosexuelle
und sogenannte psychisch Abwegige
eingerichtet. Anfang 1942 wählte eine
Gutachter-Kommission nach Aktenlage
mehr als dreihundert Rummelsburger
Insass_innen zur Tötung aus, bei weiteren 700 sprach sich mindestens ein
Gutachter ebenfalls für deren Tötung
aus. Zum Glück wurden diese Pläne
nicht umgesetzt. Nach derzeitigem Forschungsstand ist bekannt, dass über
200 Menschen aus den Rummelsburger
Arbeitshäusern zumindest zwangssterilisiert worden sind. (...)
Stigma »Asozialität«
Die Nazi-Verbrechen an den so genannten Asozialen sind bis heute kaum
aufgearbeitet. (...) Wie bei kaum einem
anderen Verbrechen der Nazis findet
sich in Bezug auf die Verfolgung all jener, die als »asozial« stigmatisiert wurden, so wenig Bereitschaft aufzuklären
und sich mit den bis heute vorhandenen
Nr. 52
Foto: D. Stegemann
Die Nazi-Verbrechen
Informationstafel zum ehemaligen Arbeitshaus Rummelsburg, eingeweiht
am 14. Dezember 2012
wird von der herrschenden Klasse das
Stigma »Asozialität« aufgegriffen, um
gesellschaftliche Probleme zu individualisieren, also dem Einzelnen die Schuld
für seine soziale Lage in die Schuhe zu
schieben. Somit werden Repression und
die Abgrenzung gegenüber anderen Lebensweisen und -auffassungen legitimiert. (...)
Von den Nazis als »Asoziale« stigmatisierte, verfolgte und ermordete Menschen sind bis heute nicht als Opfer des
Nazi-Regimes anerkannt und bis auf
wenige Ausnahmen auch nie entschädigt worden. ... Deshalb bekräftigt der
Arbeitskreis erneut die Forderung, ein
längst fälliges Umdenken in der Entschädigungspolitik einzuleiten und die
Erweiterung der Einstufungskriterien der
von Naziverbrechen Betroffenen durchzusetzen. Dass sind wir den Ermordeten
und den Überlebenden, insbesondere
den wenigen heute noch lebenden Opfern der Nazis, schuldig.
Gedenkpolitik heute
Der Arbeitskreis begrüßt die Bemühungen des Senats von Berlin und des
Bezirksamtes Lichtenberg für ein würdiges Gedenken auf dem Areal des ehemaligen Arbeitshauses Rummelsburg,
kritisiert diese aber als unzureichend.
Die Ankündigung der zusätzlichen,
zeitlich begrenzten Aufstellung dreier
Litfaßsäulen auf diesem Areal für 2013
im Rahmen des Projektes »Zerstörte
Vielfalt« anlässlich der Machtergreifung
der Nazis vor 80 Jahren kann die Verzerrung der historischen Dimensionen
durch die Installation lediglich zweier
Informationstafeln, eine für nach 1945
und eine für die gesamte Vorgeschichte
einschließlich der Naziverbrechen, nicht
kompensieren. (...) Deshalb fordert der
Arbeitskreis auch weiterhin eine dritte
Tafel, die explizit die Naziverbrechen gegen so genannte Asoziale dokumentiert
und thematisiert ...
Wir hoffen und fordern ..., dass es zukünftig eine bessere Zusammenarbeit
und Kommunikation mit und zwischen
allen interessierten Akteur_innen gibt
und der Runde Tisch seinem Namen und
eigentlichen Intention gerechter wird...
Auszüge aus der Rede von
Dirk Stegemann,
Arbeitskreis »Marginalisierte – gestern
und heute« anlässlich der Einweihung
von zwei Informationstafeln zum
ehemaligen Arbeitshaus
Rummelsburg am 14. Dezember 2012
Buchenwaldfahrt
Die LAG Buchenwald-Dora e. V. lädt
vom 13. bis 14. April zu einem Treffen
der Nachkommen in der Gedenkstätte
Buchenwald ein. Abfahrt des Busses:
13. April, 11.00 Uhr, Straße Am Ostbahnhof, Ankunft: 14. April ca. 20.00
Uhr. Infos und Anmeldung bei der LAG
oder in der Geschäftsstelle der Berliner
VVN-BdA bis 10. März 2013.
Neonazis nicht das einzige Problem
In Rudow sind Flüchtlinge unerwünscht - und antirassistische Fussballfans
»Asylbewerberheim«, sondern es wurde
klar, dass man prinzipiell keine Asylbewerber in Rudow will. Trotz mehrmaliger
Hinweise wollte das CDU-Podium unter
fadenscheinigen Ausflüchten die anwesenden Neonazis nicht von der Veranstaltung ausschließen.
Foto: Berliner VVN-BdA
In der Nacht zum 9. Oktober 2012 verübten Neonazis einen Anschlag auf ein
»Flüchtlingslager« in Waßmannsdorf,
unweit des Neuköllner Stadtteiles Rudow. Fensterscheiben wurden eingeworfen, ein Glasbehälter mit brauner
Farbe verfehlte nur knapp zwei schlafende Frauen. Die Fassade wurde mit
einem großen Hakenkreuz und dem
Schriftzug »Rostock ist überall - NW
Berlin« besprüht - eine Anspielung auf
den vor 20 Jahren verübten Brandanschlag auf ein »Asylbewerberheim« und
die mehrtägigen Pogrome in RostockLichtenhagen. Das Kürzel »NW Berlin«
steht für das neonazistische Netzwerk
»Nationaler Widerstand Berlin«, gegen
das seit längerem schon polizeiliche Ermittlungen laufen.
Ebenfalls am 9. Oktober hatte die Neuköllner CDU zu einer »Bürgerversammlung« mit dem provokanten Motto »Asylbewerberheim in Rudow?«eingeladen, zu
der ca. 150 Menschen kamen. Die CDU
ist gegen die Nutzung eines Grundstückes für ein provisorisches »Asylbewerberheim« in der Rudower August-Fröhlich-Straße, weil dort ab 2014 ein lang
geplanter Schulneubau errichtet werden
soll. Mehrere Neonazis, unter ihnen der
Neuköllner NPD-Vorsitzende Sebastian
Thom, saßen im Publikum und beobachteten das Szenario genüsslich, denn
die Grundstimmung der Veranstaltung
kann man als rassistisch bezeichnen.
Ein Vertreter des Berliner Flüchtlingsrats
wurde regelrecht niedergebrüllt, als er
seine Position darstellen wollte. Augenzeugen und -zeuginnen sprachen von
einer sehr aggressiven Stimmung und
vielen rassistischen Beiträgen. Im Fazit
der Veranstaltung ging es gar nicht mehr
um Schulneubau contra provisorisches
Die NPD wirbt für ihre rassistische
Kampagne – links der Berliner NPDVorsitzende Sebastian Schmidtke
Exemplarisch für die weitverbreitete
rassistische Grundstimung in Rudow ist
auch die Akzeptanz von Personen, die
der neonazistischen Szene angehören.
Aktive Rudower Neonazis haben hier
große Freundeskreise und können sich
im gesellschaftlichen Leben in Rudow
relativ unwidersprochen bewegen. Auch
der Traditionsverein TSV Rudow bleibt
von dieser Problematik nicht verschont.
Der Rudower Thomas Sch. wurde bei
und nach seinem Auftritt als Platzordner beim Berlinliga-Spiel des TSV gegen
Tennis Borussia am 30. Oktober 2011
von Antifaschisten/Antifaschistinnen
genauer unter die Lupe genommen.
Augenscheinlich war er gut bekannt mit
den zahlreichen rechten/rassistischen
Hooligans der »Buckower Szene« und
Ich möchte mitmachen!
Ich möchte Mitglied der VVN-BdA werden.
Ich möchte mehr über die VVN-BdA wissen.
Für Beitritte
Name:
geb. am:
Beruf:
Telefon:
Adresse:
Ich möchte zu Veranstaltungen eingeladen werden.
e-mail:
10
der »Wannseefront«, die bei dem Spiel
anwesend waren. Der Freundeskreis
von Thomas Sch. ist groß, denn er ist
in Rudow aufgewachsen und seine Eltern sind Teil der »deutschen Rudower
Community«. Zu seinem Freundeskreis
gehören auch die in Berlin aktiven Neonazis von NPD und dem Netzwerk »NWBerlin«. Thomas Sch. versucht, sein extrem rechtes und rassistisches Denken
immer wieder als eine Meinungsäußerung unter vielen darzustellen, wie auf
seinem Facebook-Profil: »Bitte seid mir
nicht böse, aber ich möchte kein Asylbewerberheim in Rudow haben. Das hat
auch keinen rassistischen Hintergrund.
Das ist einfach eine Meinung...«
Auch sollte sich die Vereinsspitze des
TSV Rudow über den Co-Trainer der 1.
F-Junioren Steve M. Gedanken machen.
Bezüglich seines Facebook-Profils muss
man auch ihm rassistische Denkweisen
attestieren. Antifaschistinnen und Antifaschisten scheinen dagegen für ihn zum
Feindbild zu gehören, denn bezogen auf
sie bedient er sich dort einer Ausdrucksweise, die eigentlich nur von Neonazis
benutzt wird. Kein Wunder, denn zu seinen Freunden zählen aktive Neonazis.
Steve M. vertritt die Ansicht, dass Politik
im Fußballstadion nichts zu suchen habe und begründet damit sein Anliegen
an den TSV-Vorstand, beim nächsten
Heimspiel gegen TeBe die Fans von TeBe mit einem Hausverbot zu belegen, da
sie »Politik ins Stadion« trügen.
So dürfte das Rückrundenspiel der Berlin-Liga zwischen TSV Rudow und Tennis Borussia am 14. Februar interessant
werden, denn die TeBe-Fans werden
zahlreich anreisen und reichlich antirassistische, antifaschistische und schwule
Patrick Engel
Politik mitbringen. Bitte einsenden an:
Berliner VVN-BdA
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Nr. 52
Das erste Gebot dieser Stunde
Rede von Heinz Galinski auf der Kundgebung nach Gründung der Berliner VVN am 18. Januar 1948
ben. Die Erfahrungen der Vergangenheit
warnen. Die demokratische Verfassung
der Weimarer Republik hat ihren Feinden
das Sprungbrett hingelegt. Nicht noch
einmal darf es sich wiederholen, daß die
Foto:Archiv VVN-BdA
Beschluß der alliierten Kommandantur
erfolgt. Die am 16. und 17. Januar 1948
durchgeführte Generalversammlung findet heute ihren festlichen Ausklang in
der ersten öffentlichen Kundgebung des
Berliner Vorstandes der VVN.
Angesichts der reaktionären Entwicklung in Deutschland bedarf es heute
keines Wortes mehr zur Begrüßung einer solchen Organisation. Sie ist eine
Notwendigkeit im Abwehrkampf gegen
Nazismus und Antisemitismus: Die Berliner VVN wird so lange unsere vollste
Unterstützung finden, als sie auf dem
ihr vorgeschriebenen Weg mit aller Entschiedenheit weitergeht und strengste
Neutralität in allen politischen und religiösen Fragen wahrt. Gerade wir haben
aufgrund unseres Kampfes und unserer
Leiden in den Hitlerjahren nicht nur das
Recht, sondern auch die Pflicht, in der
ersten Reihe für die Demokratisierung
Deutschlands zu kämpfen. Das Vertrauen, das uns die vier Besatzungsmächte
durch die Genehmigung der VVN bekundet haben, ist ein Auftrag für uns und zugleich eine Anerkennung, der wir uns in
jeder Weise würdig zu erweisen haben.
Die Demokratisierung Deutschlands ist
eine Schicksalsfrage. Niemand, der in
unseren Reihen kämpft, hat ein anderes
Ziel vor Augen, als die Demokratisierung Deutschlands mit allen Mitteln zu
fördern. Nur müssen wir uns über den
Weg klar sein, den wir zu beschreiten ha-
Anzeige
Heinz Galinski wäre am 28. November
2012 100 Jahre alt geworden, die Berliner VVN begeht am 16./17. Januar 2013
den 65. Jahrestag ihrer Gründung. Aus
diesen Anlässen dokumentieren wir die
Rede, die Heinz Galinski auf der ersten
öffentlichen Kundgebung nach Gründung der Berliner VVN am 18. Januar
1948 im Berliner Admiralspalast gehalten hat.
»Ich begrüße Sie anläßlich der ersten
Kundgebung der Berliner VVN. Ich begrüße die Vertreter der Besatzungsmächte,
Frau Stadtrat Ehlert als Vertreterin des
Berliner Magistrats. Frau Stadtrat Ehlert
hat immer für die Verfolgten des Naziregimes das größte Verständnis gehabt. Ich
betone ausdrücklich: Wir wollen keine
Gegensätzlichkeit zu den kommunalen
Ausschüssen der Berliner Betreuungsstellen. Ich begrüße besonders herzlich
unseren Kameraden Probst Grüber als
Vertreter der VVN in der Sowjetischen
Besatzungszone, als Vertreter der westlichen Zonen der VVN die Kameraden
Lore Wolf, Kameraden Kein und den Kameraden Lorcher, ferner die Vertreter der
Kulturorganisationen und der politischen
und gesellschaftlichen Organisationen
Berlins. Im Gegensatz zu den vier Zonen,
in denen die Vereinigung der Verfolgten
des Naziregimes schon seit geraumer
Zeit ihre Tätigkeit ausüben konnte, war
sie in Berlin bisher noch nicht bestätigt.
Die Zulassung ist nunmehr durch einen
Nr. 52
Freiheiten der Demokratie in dieser unerhörten Weise mißbraucht werden, um
Krieg nach außen und Mord nach innen
zu propagieren. Das erste Gebot dieser
Stunde lautet: Schützt das Land. Nur
wenn wir der Staatsgewalt einmal sicher
sein werden, können wir im Geiste der
Demokratie großzügig sein.
Wir haben uns wiederholt gegen offene
und versteckte Angriffe in der deutschen
Presse zur Wehr setzen müssen. Gerade
diese mangelnde Bereitschaft, den gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu führen, ist für uns erst
recht ein Anlaß, in der VVN alles nur Erdenkliche zu tun. Diese Vereinigung wird
alles andere sein als ein Veteranenverein
alter Kämpfer. Den Opfern und ihren Hinterbliebenen sind es die Überlebenden
schuldig, wachsam zu sein und, wenn
es nötig ist, einzugreifen. Deshalb wird
die Stimme der VVN von jetzt ab deutlich
von jedem zu hören zu sein.«
11
»Der so viel für uns getan hat«
Eine Ausstellung des Aktiven Museums zu Gilberto Bosques und dem Exil in Mexiko
Foto: Aus dem Katalog zur Ausstellung
Wie in aufgeklappten Koffern präsentiert
die Ausstellung »Letzte Zuflucht Mexiko« Lebensläufe, Bilder und Dokumente
von 25 deutschsprachigen Exilanten –
angekommen in einem gastlichen Land,
und doch nur auf Besuch. Sie verdankten ihre buchstäblich in letzter Minute
erfolgte Rettung der antinazistischen
Außenpolitik des lateinamerikanischen
Landes unter seinem Präsidenten Lázaro Cárdenas (1934-1940) und dem engagierten Wirken solcher Diplomaten
wie Gilberto Bosques. Der Generalkonsul in Marseille half zwischen 1940 und
1942 zahlreichen deutschen und österreichischen Flüchtlingen, die in Südfrank­
reich festsaßen, mit Visa, Unterkünften
und Schiffspassagen. Darunter waren
Schriftsteller wie Anna Seghers, Ludwig
Renn und Bodo Uhse, aber auch der
Komponist Hanns Eisler, die Schauspielerin Steffie Spira, der Arzt und Spanienkämpfer Fritz Fränkel und viele andere,
vornehmlich Künstler und Intellektuelle.
Viele von ihnen kamen nach 1945 vor
allem in die sowjetisch besetzte Zone.
Alexander Abusch, Georg Stibi, Walter
Janka oder Paul Merker spielten bei der
Kongress der Bewegung Freies
Deutschland am 8. und 9. Mai 1943
im Hotel Regis in Mexiko-Stadt.
antifaschistisch-demokratischen Umgestaltung und später in der DDR eine nicht
unbedeutende Rolle. Andere sind heute
– zu Unrecht – in Vergessenheit geraten,
Ein Ort schweigt nicht mehr
Denkmal für die von den Nazis ermordeten Kranken in Buch
12
Seit fast zehn Jahren bemüht sich eine kleine Gruppe Bucher Einwohner um
Rosemarie und Johanna Pumb um die
Fotos: (c) Kappa Photo
Am 18. November 2012 wurde in Berlin-Buch, an der Hobrechtsfelder Chaussee 158 direkt vor dem ehemaligen Dr.Heim-Krankenhaus, ein Denkmal für
ermordeten ehemaligen Patienten der
Bucher Krankenanstalten enthüllt.
Über einhundert Menschen kamen.
Pfarrerin Cornelia Reuter (Foto) erinnerte
an die ab 1940 aus der Krankenhausstadt Buch durch die Mordaktionen der
Nazis ums Leben gekommenen überwiegend Behinderten und psychisch
Kranken. Sie wurden entweder in die Tötungsanstalten abtransportiert und dort
ermordet oder kamen als Opfer medizinischer Versuche oder durch gezielten
Einsatz von Medikamenten in Buch zu
Tode. Sie mahnte, sich der Geschichte
zu stellen, denn Schweigen ermögliche
keine Versöhnung.
»Täter- und Opfergeschichte« der Bucher Kliniken, dem ehemals größten Krankenhausstandort Europas. Ihr kürzlich
erschienenes Buch »Ein Ort schweigt.
Die Geschichte der Krankenanstalten
wie Rudolf Feistmann. Der Schriftsteller
und Journalist musste im Zuge der NoelField-Affäre 1950 demütigende Verhöre
über sich ergehen lassen, verzweifelte
am Misstrauen seiner Partei und beging
Selbstmord. Hein Hollender, der im Zusammenhang mit den Maßregelungen
der »Westemigranten« ohne Begründung entlassen wurde, konnte mehrere
Jahre keine Arbeit finden. So werden
am Beispiel der Remigranten historische
Zäsuren des Antifaschismus und der Arbeiterbewegung sowie die widersprüchliche Entwicklung der Anfangsjahre in
der DDR sichtbar.
Die empfehlenswerte Ausstellung des
Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin ist bis zum 14. April
2013 bei freiem Eintritt täglich von 10
bis 22 Uhr in der Akademie der Künste am Pariser Platz zu sehen und wird
ab Januar durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt. Der mit vielen
Dokumenten und Fotos ausgestattete
Katalog zur Ausstellung kostet 20 Euro – eine lohnende Ausgabe für alle, die
sich mit Antifaschismus und Geschichte
beschäftigen wollen. Jutta Harnisch
Berlin-Buch zwischen 1933 und 1968«
ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Medizingeschichte des 20. Jahrhunderts
geworden. Es geht auch der Frage nach
der moralisch-ethischen Verfassung von
Ärzten und Pflegepersonal und ihrer fast
widerspruchslosen Anpassung im deutschen Faschismus nach. In der DDR wiederum sollte wegen des »guten Rufes«
kein Makel auf die Krankenhausstadt
fallen, die während des Faschismus dort
begangenen Verbrechen wurden in der
Öffentlichkeit nicht thematisiert.
Das Denkmal wurde von den Bildhauern Silvia Fohrer und Rudolf Kaltenbach
erschaffen und von ihnen sowie von Rosemarie Pumb und Olaf Zeuschner gestiftet. Für Rosemarie Pumb ist es »das
erste Denkmal im Ort, das nach fast einem Menschenleben an die während der
NS-Zeit verübten Verbrechen gegen die
Menschlichkeit erinnert und gleichzeitig
die Frage nach der eigenen Kraft zum
Widerstand sowie zur eigenen Bereitschaft, Schwächere zu schützen, an den
Lothar Eberhardt
Betrachter stellt«. Nr. 52
Auf der Flucht um die halbe Welt
Autobiografie von Lore Krüger im Schkeuditzer Verlag erschienen
»Mein Leben in meiner Zeit« war die ursprüngliche Überschrift, die Lore Krüger
dem Manuskript ihrer Lebenserinnerungen gab. Dass sie einen so unprätentiösen Titel gewählt hatte, entsprach ganz
ihrem Wesen. Freundlich, bescheiden,
dem Gegenüber zugewandt, dabei mutig, selbstbewusst, kämpferisch, außerordentlich klug und mit künstlerischen
Begabungen versehen, war sie hoch
geschätzt unter Freunden, Partnern,
Kampfgefährten, bei DRAFD, FIR, VVN
und den Jugendlichen, denen sie aus
ihrem Leben erzählte und das Vermächtnis der antifaschistischen Widerstandskämpfer nahe zu bringen versuchte.
Aus einer bürgerlichen jüdischen Familie stammend, verließ sie Deutschland schon kurz nach Machtantritt der
verhassten Nazis. Ihr abenteuerliches
Leben im Exil führte sie über England
nach Spanien, Frankreich, Mexiko und
schließlich in die USA. In Paris studierte sie, die gelernte Stenotypistin und
ausgebildete Porträtfotografin, Marxismus und schrieb ihre Diplomarbeit bei
László Radvanyi. Außerdem lernte sie
dort den Kommunisten und Spanienkämpfer Ernst Krüger kennen, den sie
heiratete und mit dem sie und ihre zwei
gemeinsamen Kinder schließlich das
faschistisch besetzte Europa verlassen
konnten. Ende 1946 kehrten die Krügers
nach Deutschland zurück. Lores Name
ist heute weithin mit literarischen Übersetzungen einer Vielzahl von Werken­ u.a.
von Mark Twain, Robert L. Stevenson,
unbemerkt – der Schkeuditzer Verlag
(GNN) das Buch unter dem Titel »Quer
durch die Welt. Das Lebensbild einer
verfolgten Jüdin« herausgegeben. Ob
Lore mit diesem Titel einverstanden gewesen wäre, sei dahingestellt. Dass es
ihr selbst nicht mehr vergönnt war, ihr
Manuskript zu überarbeiten und fertig
zu stellen, erweist sich allerdings als beJutta Harnisch
dauerlich. Lore Krüger (r.) mit Gisela Petruschka bei
einer Veranstaltung der DRAFD 2007
Daniel Dafoe, Henry James und Joseph
Conrad ins Deutsche verbunden. Am ­
3. März 2009, wenige Tage vor Vollendung ihres 95. Lebensjahres, starb sie.
Das Erscheinen ihres Buches war eigentlich schon für 2010 angekündigt.
Auch wir hatten bereits einen Termin
für die Buchvorstellung im Rahmen unseres Antifa-Jour fixe fest eingeplant.
Doch lange Zeit passierte nichts. Offenbar erwies sich die Überarbeitung ohne
die Verfasserin schwieriger als gedacht.
Schließlich hat Mitte 2012 – beinahe
Lore Krüger: Quer durch die Welt. Das
Lebensbild einer verfolgten Jüdin.
­Schkeuditzer Buchverlag, Schkeuditz
2012, 160 Seiten, 14,00 Euro, ­
ISBN 978-3-935530-96-5.
Von Widerstand und Heimatverlust
Schlesien zählte in den Nachkriegsjahr­
zehnten zu jenen Themen, die weitgehend den Vertriebenenverbänden überlassen wurden. Als eine Geburtsstätte
des Widerstands gegen das Kapital
blieb Schlesien bestenfalls durch den
Aufstand der schlesischen Weber 1844
in einer breiteren Öffentlichkeit präsent –
vor allem über Heines und Hauptmanns
Werke. Als ein Ort antisemitischer Verfolgungen, aber auch als ein wichtiges
Zentrum des Widerstands gegen die
Nazidiktatur ist Schlesien hingegen fast
vollständig vergessen.
Hier werden die aus Breslau stammenden, rassistisch und politisch Verfolgten Fred und Martin Löwenberg
sowie ihre Familie und Mitkämpfer dem
Vergessen entrissen. Quellenmaterial
Nr. 52
und viele Details über die antifaschistische Arbeit, über Heimatverlust und
die neue Zugehörigkeit Schlesiens zu
Polen fließen ein. Erstmals wird auch
ein Täterprofil des gefürchteten Gestapo-Beamten Josef Kluske aus Breslau
erstellt, dessen Prozess in der Bundesrepublik während des Kalten Krieges
eingestellt wurde. Das Buch erschien im
Juni 2012.
Cornelia Domaschke, Daniela FuchsFrotscher, Günter Wehner (Hrsg.): Widerstand und Heimatverlust. Deutsche
Antifaschisten in Schlesien. Texte Bd.
73, dietz-Verlag, Berlin 2012
ISBN: 978-3-320-02278-5
h t t p : / / w w w. r o s a l u x . d e / p u b l i c a tion/38511/widerstand-und-heimatverlust.html
13
Wir gratulieren!
Unseren Jubilaren gratulieren wir
ganz herzlich zum Geburtstag und
wünschen Gesundheit, Optimismus
und Lebensfreude!
Zum 95.:
5.4. Irene Ripperger, Pankow
18.4. Karl Lammel, Pankow
Zum 90.:
6.1. Margot Wheeler, Marzahn
7.1. Ingeborg Lange, Köpenick
9.1. Anni Dörmer, Friedrichshain
1.2. Horst Brie, Pankow
22.2. Bruno Gattel, Treptow
23.2. Prof. Dr. Moritz Mebel,
Friedrichshain
25.2. Dr. Kurt Blecha, Hellersdorf
19.3. Oskar Fischer, Marzahn
24.3. Edith Otto, Lichtenberg
2.4. Vitali Makarow, Mitte
11.4. Albrecht Weihe, Lichtenberg
Zum 85.:
3.1. Margarete Heyl, Treptow
7.1. Gerhard Oehme, Friedrichshain
7.2. Werner Pless, Köpenick
10.2. Joan Oehme, Friedrichshain
11.2. Dolores Wagner, Marzahn
13.2. Dr. Peter Vogl, Pankow
27.2. Vera Friedländer,
Hohenschönhausen-Weißensee
11.3. Victor Grossman,
Friedrichhain
Zum 80.:
10.1. Paskalis Kalimeris, Hellersdorf
11.2. Kurt Hillmann, Pankow
12.2. Ulla Plener, Mitte
20.2. Dodo van Randenborgh,
Köpenick
1.3. Irene Brunner, Marzahn
1.3. Erika Hofmann, Lichtenberg
25.3. Ruth Czichon, Treptow
16.4. Ruth Strohschein, Pankow
Veranstaltungen von Januar bis April 2013
Berliner VVN-BdA e. V.
VVN-BdA Friedrichshain e.V.
BdA Treptow e. V.
13. Januar, 9.00 Uhr
Teilnahme an der Gedenkdemonstration für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Infostand in der Gudrunstraße, Ecke Kriemhildstraße
Seniorenfreizeitstätte der AWO »Silberfüchse«, Palisadenstr. 46, Beginn
jeweils 14.30 Uhr
Begegnungsstätte PRO, Kiefholzstr.
275, 12437 Berlin
Jour fixe
Immer am dritten Montag im Monat,
immer um 18.30 Uhr, immer im Café Sibylle, Karl-Marx-Allee 72, 10243
Berlin, U5 Strausberger Platz
21. Januar
Susanne Hantke im Gespräch – die
Neuausgabe von Bruno Apitz’ Buch
»Nackt unter Wölfen«
18. Februar
Walter Kaufmann erzählt aus seinem
Leben und liest aus seinem Buch »Im
Fluss der Zeit – Auf drei Kontinenten«
18. März
In memoriam Georgia Peet-Taneva –
Freunde erinnern sich aus Anlass ihres
90. Geburtstages
16. Januar
Ein Friedrichshainer erzählt aus seinem Leben. Mit Norbert Podewin
6. Februar
Probleme der Rechtsentwicklung in
Deutschland. Mit Sebastian Wehrhahn
6. März
Veranstaltung zum Frauentag
VVN-BdA Köpenick e. V.
16. Februar, 15.00 Uhr
Jahreshauptversammlung,
Pflegedienst Schwester Christiane,
Alt-Köpenick 34, 12555 Berlin
15. April
Zu Unrecht vergessen: Erich Weinert
zum 60. Todestag
20. März, 18.00 Uhr
Gedenken an Maria Jankowski, Paul
Ehrlich und andere Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, die bei
der »Märzaktion« der SA 1933 schwer
misshandelt wurden
Maria-Jankowski-Park
Termine zur Pflege der VdN-Gräber auf
dem Friedhof
20. und 27. April,
4. und 11. Mai
23. April, 17.00 Uhr
Kundgebung zum 68. Jahrestag der
Befreiung Köpenicks
Platz des 23. April, 12555 Berlin
14
20. Februar, 16.00 Uhr
Kurt Maetzig zum Gedenken. Ein Porträt von Dr. Katrin Sell. Anschließend
Vorführung des Films »Vergesst mir
meine Traudel nicht« (DEFA 1957)
VVN-BdA Lichtenberg e. V.
15. Januar, 11.00 Uhr
Gedenken zum 100. Geburtstag von
Herbert Tschäpe,
Herbert-Tschäpe-Str. Ecke Oderbruchstraße, 10369 Berlin
3. Februar, 11.00 Uhr
Gedenken zum 110. Geburtstag von
John Sieg, John-Sieg-Straße 1, 10365
Berlin
16. Februar, 11.00 Uhr
Gedenken zum 70. Todestag von Mildred Harnack, Beginn der Harnackstr.,
10365 Berlin
8. März, 11.00 Uhr
Gedenken zum 110. Geburtstag von
Robert Uhrig, Robert-Uhrig-Str. Ecke
Paul-Gesche-Str., 10315 Berlin
10. März, 11.00 Uhr
Gedenken an die in den Märzkämpfen 1919 ermordeten Revolutionäre an
Nr. 52
der »Blutmauer«, an der elf Spartakuskämpfer ermordet wurden,
nahe dem Rathaus Lichtenberg, im
nördlichen Teil der Möllendorffstraße
12. März, 14.00 Uhr
Helferberatung in der KULTschule,
Sewanstr. 43, 10319 Berlin
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
23. Januar, 15.00 Uhr
Stefan Liebich (Die Linke) spricht zur
aktuellen Situation in Syrien und zur
Rolle der westlichen Staaten, Jugendfreizeiteinrichtung »Schabracke«,
Pestalozzistr. 8a
BO Prenzlauer Berg
17. April, 15.00 Uhr
Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung
am 10. Mai 1933. Es spricht Günther
Drommer
VVN-VdA e. V.
19. Januar, 14.30 Uhr
Jahresauftaktveranstaltung. Texte und
Filmausschnitte zur Machtübertragung 1933 an die Nazis. Musik: Gruppe Querbeet.
Galerie Olga Benario, Richardstr. 104,
12043 Berlin (U7 Karl-Marx-Str., Ausgang Neuköllner Oper und durch die
Passage)
20. Februar, 15.00 Uhr
Peter Kirchner: Erinnerung an die »Fabrikaktion« in der Rosenstr.
3. Februar, 11.00 Uhr
Gedenkkundgebung für den am
1. März 1931 von der SA ermordeten
Otto Grüneberg. Es spricht Heiner
Wöhrmann (Gedenkstätte Deutscher
Widerstand)
Schlossstraße 22, Berlin-Charlottenburg
16. April
Gedenken zum 127. Geburtstag des
KPD-Vorsitzenden und Antifaschisten
Ernst Thälmann am Denkmal im Thälmann-Park, Prenzlauer Berg
9. Februar, 11.00 Uhr
Gedenken an die Ermordung von John
Schehr (geboren am 9. Februar 1896)
und Genossen durch die SA am 1. Februar 1934
Seniorenfreizeitstätte Grellstraße 14,
10405 Berlin
Ehre ihrem Andenken!
Wir trauern um die im Jahr 2012
verstorbenen Kameradinnen und
Kameraden
Dora Dick, Zehlendorf
VVN-BdA Friedrichshain/
Kreuzberg/Mitte e. V.
Dr. Adam König
Ruth Lütge
Sylvia Weißhuhn
VVN-BdA Köpenick
Dora Kalb
Gerhard Sosnowski
Erwin Schulz
Willi Tröger
VVN-BdA Lichtenberg e. V.
Johanna Behrendt
Alfons Dengel
Nr. 52
Gedenkstein am Schäferberg, Königsstraße, Berlin-Zehlendorf
VVN-VdA e. V./Spandauer
Bündnis gegen rechts
10. März, 14.00 Uhr
Ehrung für Erich Meyer, der am
12. März 1933 ermordet wurde,
Friedhof in den Kisseln, Pionierstr. 82156, Spandau
VVN-VdA e. V.
(Gruppe Reinickendorf)
Die Veranstaltungen der Gruppe Reinickendorf finden jeweils am 3. Donnerstag des Monats um 15.00 Uhr im
Roten Laden,
Schlossstr. 22, 13507 Berlin, statt.
Antifa Hohenschönhausen
14. Januar, 18.30 Uhr
Lesung aus dem Buch »Neue Nazis«
im Rahmen des emanzipativen Infocafés »Manic Monday«, anschließend
Diskussion und veganes Essen. JFE
Linse, Parkaue 25, Nähe S- u. U-Bhf
Frankfurter Allee
Ursula Döring
Rosemarie Herzog
Ottilie Nick
Erika Rentzsch
Horst Speckien
Margarete Tepper
BO WeißenseeHohenschönhausen
Dr. Linda Ansorg
Alice Michelson
Hilde Riedel
Gerd Wexberg
BdA Treptow e. V.
Janina Blankenfeld
Ruth Boge
Gertrud Busse
Hella Händler
Dr. Erik Hühns
Herbert Mühlberger
Rolf Petzold
Martha Rudolph
Gudrun Zantopf
BO Prenzlauer Berg
Horst Gessner
Bruno Gießmann
Rudolf Hannemann
Margarethe Krebs
Dr. Wilhelm Mann
Wilhelm Rietze
Margarete Rau
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
Gisela Liebknecht
Soja Pecher
VVN-VdA e. V.
Werner Gutsche
Fritz Teppich
BO Mitte
Georgia Peet-Taneva
Lucie Rosenberg
Hildegard Tusker
Hans Wachtel
BO Marzahn/BO Hellersdorf
Klaus Butte
Marie Dymke
Ursula Trötscher
15
Veranstaltungen zum Gedenktag an die Opfer des
Nationalsozialismus am 27. Januar
VVN-BdA Berlin-Pankow e. V.
25. Januar, 18.00 Uhr
Lichterkette. Redebeiträge von Mathias Wörsching (Vorsitzender VVN-BdA
Berlin-Pankow e. V.) und Jens-Holger
Kirchner (stellvertretender Bezirksbürgermeister von Pankow, Bündnis90/
Die Grünen), anschließend Kulturprogramm in der Kirche Pankow mit Walfriede Schmitt und Karsten Troyke
Treffpunkt: ehemaliges jüdisches Waisenhaus Pankow,
Berliner Str. 120/121
27. Januar, 11.00 Uhr
Rundgang zu Stätten des jüdischen
Lebens in Pankow, Treffpunkt vor dem
ehemaligen jüdischen Waisenhaus
Pankow, Berliner Str. 120/121
AK Marginalisierte – gestern und
heute
VVN-BdA Lichtenberg e.V.
BdA Treptow e.V.
27. Januar, 10.00 Uhr
Im Zusammenwirken mit der BVV
und dem Bezirksamt Lichtenberg:
Ehrung an den Stelen zum Arbeitserziehungslager Wuhlheide, Am Tierpark
125, 10319 Berlin, am Gedenkstein
der ehemaligen Synagoge, KonradWolf-Str. 92, 13055 Berlin und am Ehrenmal neben der Erlöserkirche, Nöldnerstr. 43, 10317 Berlin
23. Januar, 18.00 Uhr
Zum Holocaust-Gedenktag: Vor 80
Jahren – Machtübergabe an die Nazis.
Kurs auf Terror, Verfolgung und Ausschaltung von Andersdenkenden. Das
»Columbiahaus« – das vergessene KZ.
Agnes Detert berichtet.
Begegnungsstätte PRO, Kiefholzstr.
275, 12437 Berlin
27. Januar, 13.00 Uhr
Im Zusammenwirken mit der BVV und
dem Bezirksamt Lichtenberg: Ehrung
an den Stelen im Fennpfuhl, 10369
Berlin
VVN-BdA FriedrichshainKreuzberg e. V.
27. Januar, 15.00 Uhr
Ehrung am VVN-Gedenkstein auf dem
Loeperplatz, 10369 Berlin
27. Januar, 10.30 Uhr
Gedenkveranstaltung zur Befreiung
des Konzentrationslagers Auschwitz
und dem Internationalen HolocaustGedenktag gemeinsam mit dem Bezirksamt. Stele, Koppenstraße Ecke
Singerstraße
VVN-BdA Köpenick e. V.
BO Prenzlauer Berg
27. Januar, 11.00 Uhr
Kundgebung zum Gedenken an die
Opfer des NS-Regimes am Denkmal
für die Opfer der Köpenicker Blutwoche, Platz des 23. April
27. Januar, 10.30 Uhr
Ehrung an der Stele »Zum Gedenken
an die vom Faschismus ermordeten
Widerstandskämpfer« Danziger Str./
Ecke Diesterwegstraße.
27. Januar, 11.00 Uhr
»Unnütz«, »Unangepasst«, »Unwert«
– angeblich »asozial«?
Zwangssterilisationen und Euthanasie im Rahmen der »Asozialenverfolgung« durch die Nazis und die
Nichtaufarbeitung nach 1945. Mit der
Medizinhistorikerin Dr. Susanne Doetz,
Margret Hamm (AG Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten). Ilse Heinrich (als »Asoziale«
ins KZ Ravensbrück deportiert), Dirk
Stegemann und Ulla Jelpke, MdB (angefragt). Moderation: Petra Fuchs.
Eine Veranstaltung im Bündnis mit
AG Bund der »Euthanasie«-Geschädigten und Zwangssterilisierten (AG
BEZ), Berliner VVN-BdA e. V, Stiftung
Haus der Demokratie e. V., Naturfreunde Berlin e V. und weiteren Organisationen., Haus der Demokratie und
Menschenrechte, Robert-HavemannSaal, Greifwalder Str. 4, 10405 Berlin
Die Linke
30. Januar, 18.00 Uhr
Erinnern, um zu widerstehen! Veranstaltung zum Gedenken an den 80.
Jahrestag der Nazi-Machtergreifung.
Filmtheater Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30, 10178 Berlin