BIG APPLE

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«If you can make it there...»
«If you will make it there, you can make it anywhere», heisst es in einer 1979 von Frank Sinatra performten New York-Hymne. Die Ansage ist zwar in erster Linie auf das Show-Business gemünzt, sie gilt
aber uneingeschränkt auch für den Einzelhandel. Konzepte, die im
Big Apple erfolgreich sind, bestehen in aller Regel überall auf der
Welt. Deshalb ist New York in etwa gleichauf mit London und auch
die erste Adresse für Trendscouts in Sachen Retail, Shop Design,
Visual Merchandising und Architektur.
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um die
SHOPPING-
Fotos: Regula Wirth, thinkstock
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ie Stadt, die niemals schläft, ist der
Nabel der globalen Retail-Szene. Nahezu alle wichtigen Marken und Detailhandels-Player sind mit ihren aktuellsten
Konzepten vor Ort präsent. Gut zu sehen
ist auch, dass die Amerikaner nach wie vor
unangefochtene «Weltmeister» in Sachen
Inszenierung und Visual Merchandising
sind. New York ist auch Schauplatz wichtiger Einzelhandelsveranstaltungen. Zuletzt stand Ende Juni beim Global Consumer Goods Forum das Thema Vertrauen
im Mittelpunkt. Unter den etwa 1000 Delegierten aus 40 Ländern wurde auch Migros-Chef Herbert Bolliger gesichtet. Im
Dezember, wenn zig-tausende Europäer
zum Weihnachts-Shopping in die Metropole an der Ostküste aufbrechen, stehen
die grossartig inszenierten Schaufenster
im Fokus. Mit mehreren Flügen von Zürich nach New York täglich, ab etwa 800
Franken, sind die Flugverbindungen hervorragend. Die Auswahl an Hotels, für
Trendtouren am besten direkt in Manhattan, ist riesig, die Preise variieren saisonabhängig stark und gelten in der Regel
pro Zimmer. Der nach dem 9-stündigen
Flug bequemste Transfer vom JFK-Airport nach Manhattan ist das Taxi, dafür
wird eine «Flat Rate» von etwa 60 Dollar
für die knapp 60-minütige Fahrt angeboten. Zur Orientierung in der Stadt sind
nebst Internet und Stadtplänen vor allem
die RED MAPS (redmaps.com) eine gute
Sache. Diese speziell für Trendscouts und
Shopper konzipierten City Guides listen
Faszinierende Fassaden sind als weithin sichtbare Landmarks
kennzeichnend für die New Yorker Shopping-Szene.
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«Broadway-Treppen» sind ein angesagter Trend bei der Gestaltung
von Stores.
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um die
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penibel jeden Laden und andere Locations auf. Für New York gibt es sie in einem 5er-Set (Manhattan, Chelsea/High
Line, Midtown, SoHo/NoLIta, Brooklyn)
um knapp 50 Dollar. Eine lohnende Investition.
MIDTOWN, UPPER MADISON,
TIMES SQUARE, MACY`S
Ein guter Ausgangspunkt für NY-Trendtouren ist ein Hotel in Midtown südlich
des Central Parks. Gutes Schuhwerk und
die U-Bahn sind ebenfalls eine gute Voraussetzung. Ein Taxi ist nur für «ExtraTouren» notwendig. Wenn man nun drei
Tage Zeit hat, so ist es eine gute Idee, die
Besichtigungen in eine Nord- und eine
Süd-Tour zu organisieren. Der dritte Tag
kann für Projekte ausserhalb der Hauptrouten genutzt werden. Oder Sie treten
als Schnäppchenjäger auf den Plan. Ein
idealer Ort dafür ist das Factory Outlet
Center Woodbury Common mit seinen
über 220 Läden, darunter ein Grossteil
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Hotspots der New Yorker Shopping-Szene: (1)
Mitdown mit 5th Avenue, (2) Upper Madison
Avenue (Upper East Side), (3) Times Square, (4)
SoHo, (5) NoLIta (North of Little Italy), (6) Chelsea
(Meatpacking District)
der globalen Brands. Woodbury Common liegt etwa ein Autobusstunde ausserhalb von New York City, eine Busverbindung gibt es vom Busbahnhof Port
Authority (625 8th Avenue, Gate 310).
Zurück aber zu unseren Trendscout-Touren. Unsere Nord-Tour umfasst Midtown
im Bereich der weltberühmten 5th Avenue sowie die parallel laufenden Strassenzüge von der 59. (direkt am Central
Park) bis zur 34. Strasse (Macy`s). In den
letzten Jahren haben sich innerhalb we-
Immer wieder ein Vorbild für die Hohe Schule des guten Visual
Merchandising: Niketown.
niger hundert Meter gerade an der 5th
Avenue die grossen Fashion-Player mit
ihren jeweils mehreren tausend Quadratmetern Verkaufsfläche umfassenden
Häusern wie eine Perlenkette angereiht:
Armani, Abercrombie & Fitch, Dolce &
Gabbana, Tommy Hilfiger, Uniqlo, Hollister, Zara, H & M. Natürlich sollten
auch Abstecher in den weltberühmten
Apple Store, in die permanent runderneuerte Nike Town und in den Anthropology-Store im Rockefeller Park nicht
In zahlreichen Stores sind digitale Tools zur Verknüpfung der realen mit
der digitalen Ladenwelt im Einsatz.
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Authentische Materialien, meist roh und unbehandelt, prägen den Auftritt
vieler Geschäfte.
fehlen. Ein kleiner «Ausflug» in den Upper Madison Aveneue eröffnet uns die
faszinierende Luxus-Welt der Polo Ralph
Lauren-Stores, so nebenbei können wir
einen Blick (oder auch einige Stunden)
in das Warenhaus Bloomingdale`s werfen. Zurück im Süden (Höhe 42nd) kommen Eisenbahnfreaks wie Apple-Fans in
der Grand Central Station gleichermassen auf ihre Rechnung. Der Apple Store
dort unterstreicht den Trend zur Nutzung alter, historischer Bausubstanz.
Das riesige Warenhaus Macy`s hat in den
letzten Jahren eine Renaissance erlebt
und zuletzt durch die Eröffnung der
Christian Binder
Der Ladenbau- und
Retail-Experte ist
geschäftsführen­der
Gesellschafter der
Christian Bin­der AG
– einem Ladenbauund Innenausbaubetrieb aus Zofingen. Herr Binder gilt als hervorragender
Kenner der Schweizer und internationalen
Detailhandelsszene. Er steht Ihnen sehr
gerne, gemeinsam mit Regula Wirth, mit
weiteren Informationen für Ihre Trendscout-Aktivitäten zur Verfügung.
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Unter dem Motto «Konkurrenz belebt das Geschäft» präsentiert sich
Uniqlo in der 5th Avenue im unmittelbaren Umfeld der Mitbewerber.
weltgrössten Schuhabteilung (3000 m²)
von sich reden gemacht. Eine ganz andere, kleinteilige Welt bietet sich uns im
Dover Street Market mit seinem sehr authentisch wirkendem Ambiente. Am
Abend tauchen wir in die Glitzer- und
Lichterwelt des Times Square ein. «Retailtechnisch» lohnen sich hier besonders ein Besuch des Toys»R»Us und des
M&M`s-Stores mit seinen bunten Süssigkeiten. Vor allem aber ist der Times
Square auch Ausgangspunkt zum Besuch
einer Broadway-Show – Last Minute-Tickets inklusive.
DIE SÜD-TOUR: SOHO, NOLITA,
MEETPACKING DISTRICT
Die Erschliessung neuer Viertel scheint
in New York einem immer gleichen Plan
zu folgen. Vernachlässigte Ecken werden
von alternativem Künstlern und anderen
Zeitgenossen abseits des Establishments
liebevoll und mit grossem Engagement
revitalisiert – niedrige Mietkosten und
hohe Lebensqualität sind dafür vorerst
ein gerechter Lohn. Das Viertel wird zum
Geheimtipp. Jetzt tritt das Establishment
auf den Plan und «kultiviert» die Szene.
Auf coole Kneipen und schicke, kleine
Shops folgen die System-Gastronomie
und die grossen Retail-Adressen, schliesslich die Flagships. Die Mieten steigen ins
Unermessliche. Ganz in diesem Sinne hat
sich Ladenlandschaft in und rund um
SoHo, also südlich der Houston Street,
entwickelt. Die «üblichen Verdächtigen»
haben sich auch hier längst etabliert.
Wegen der weniger mächtigen Gebäude,
vieler kleiner, authentischer Shops und
Lokale sowie der Nähe zu Little Italy und
Chinatown hat sich SoHo seinen Charme
aber weitgehend erhalten. Die «Karawane» ist inzwischen weitergezogen. Nach
NoLIta (North of Little Italy), in den
Meatpacking District und sogar über den
East River nach Brooklyn. Gerade der
Meatpacking District hat sich von einem
Geheimtipp zu einer urbanen, mit tollen
Shops und feiner Gastronomie durchzogenen Flaniermeile entwickelt. Der
Fleischgeruch aus den ehemaligen Kühlhäusern hat sich verzogen, die Mietpreise allerdings wurden nach oben katapultiert. Hier dockt an der Gansevoort mit
dem «High-Line-Park» eine neue New
Yorker Attraktion an. Auf einer 20 Meter
breiten und 4,7 Kilometer langen, früheren Bahntrasse können sich New Yorker und Touristen unter Bäumen entspannen und das Leben an sich
vorbeiziehen lassen.
TOLLE FASSADEN UND
FILIGRANER LADENBAU
Aus aktuellen Beobachtungen und
Trendtouren in New York lassen sich
einige wesentliche Ladenbau- und Shop
Design-Trends ablesen. Beeindruckend
Ecknauer+Schoch ASW
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Am Times Square geht am Abend im wahrsten Sinne des Wortes das Licht an.
version internet
sind zahlreiche Fassaden, die meist kon- konnt mit Storytelling und dekorativer
sequent zur Vermittlung der Markenbot- Inszenierung verbunden. Vor allem die
schaft genutzt werden und nicht zuletzt grossen Marken setzen ihre Corporate
am Abend entsprechende Signalwirkung Identity auch konsequent am POS um.
haben. Häufig sind an der Fassade und Erstaunlicherweise sind energieeffiziin den Stores selbst riesige Screens im ente Lösungen bei der Beleuchtung nur
Einsatz. Generell ist die Verknüpfung selten zu sehen. Offensichtlich haben
mit digitalen Tools weit fortgeschritten. hier die relativ niedrigen Energiepreise
Schaufenstergestaltung und Visual noch keinen allzu hohen Leidensdruck
Marketing ziehen sich bis ganz die in die ausgelöst.
Läden hinein. Dekoration artikuliert
Auf jeden Fall ist New York nach wie vor
sich als Kunstform.
jene Metropole, in der die Konzepte
Abgesehen von den Flagships der
internationaler Brands zualLuxusmarken scheinen die
lererst auf ihre globale TaugQualitätsanforderungen an den
lichkeit getestet werden.
Ladenbau deutlich niedIn den einzelnen Gein
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riger als in Europa.
schäftsvierteln findet aber
um die
Systemladenbau ist weitgeauch ein permanenter
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hend out, gefragt sind indiund brutaler Ausleseviduelle Lösungen. Angesagt
prozess der Standorte
sind Vintage-Look und der
und Konzept statt. Manche
Einsatz von Milieurequisiten.
Leerstände, selbst an noch so
Häufig wird auf hohem Niveau improminenten Adressen, zeugen daprovisiert, nicht selten mit originellen von. Die Ladenfluktation ist generell
Materialien aus dem Gerüstbau, dem sehr hoch, nur die wirklich besten StraSanitärhandel und anderen Handwerks- tegien setzen sich durch. Dann allerbereichen. Man erkennt die «Hand- dings gilt: «If you make it there, you can
schrift» von Bühnenbildnern. Viele Ma- make it anywhere.» Überzeugen Sie sich
terialien werden in ihrer natürlichen selbst!
Form ohne weitere Bearbeitung eingesetzt – Holz, Metall, Eisen, Kupfer usw.
Autor: Christian Binder
Kaum zu sehen sind die in Europa häufig verwendeten Kunststoffplatten. Perfektes Visual Merchandising wird ge- www.ch-binder-ag.ch
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