textverstehen - LESEN und VERSTEHEN

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textverstehen - LESEN und VERSTEHEN
6. und 7. Schulstufe
Trainingskurs
TEXTVERSTEHEN
Herausgegeben von der SOKO-Lesen
im Stadtschulrat für Wien
Verantwortlicher Herausgeber: Karl Blüml
Redaktion: Ursula Figl
Für den Inhalt verantwortlich: Ingrid Fertl, Ursula Figl, Karin Kosch,
Gabriela Ruck, Margit Stockreiter, Karin Thanner (Team AG LESEN-Wien)
Stand: Februar 2013
Inhaltsverzeichnis
1
Lesetechniken im Umgang mit Sachtexten
1.1
1.1.1
1.1.2
1.2 1.2.1 1.2.1.1 1.2.1.2 1.2.1.3 1.2.2
1.2.2.1 1.2.2.2 1.2.2.3 1.2.2.4 1.2.3
1.2.3.1
INFO INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Überfliegendes Lesen (Skimming)
Tiere suchen Überschriften
Tiere suchen Überschriften
Große Entdeckungen
Überfliegendes Lesen (Scanning)
Begriffe und Überschriften finden
Arztbesuche
Meerschweinchen
U-Bahnen
Intensives Lesen
Fliegen wie ein Vogel
7
7
7
8
9
9
9
11
13
14
14
15
16
18
20
20
2Markieren
22
2.1INFO
2.1.1 INFO für LehrerInnen
2.1.2 INFO für SchülerInnen
2.2
Übungen
2.2.1 Markieren von Nomen: Wie faul ist eigentlich ein Faultier?
2.2.2 Verben I: Die Eiszeiten
2.2.3 Verben II: Krokodile in Frankreich?
2.2.4 Timeline: Die Geschichte des Fußballs
22
22
23
24
24
26
28
30
3
Texte fragengeleitet erschließen
33
3.1 INFO 3.1.1 INFO für LehrerInnen
3.1.2 INFO für SchülerInnen
3.2Übungen
3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten
3.2.1.1
Ruf der Mutter 3.2.2 W-Fragen an den Text stellen 3.2.2.1 Gletscher und Mammuts
3.2.2.2
Kurioser Polizeieinsatz in Kärnten
3.2.3 Geschlossene und halboffene Fragen beantworten
3.2.3.1 Die Klagenfurter Lindwurmsage
3.2.3.2 Der Jäger des verlorenen Schatzes
3.2.3.3 Magellan, der Weltumsegler
3.2.4 Geschlossene Fragen formulieren
3.2.4.1 Ein Frühstück auf Reisen
33
33
36
38
38
38
40
40
41
41
42
44
46
49
49
4
Wechsel der Darstellungsform
51
4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.2.1
4.1.2.2
4.1.3 4.1.3.1
4.1.3.2 4.1.4 4.1.4.1 4.1.4.2
4.1.5 4.1.5.1 4.1.5.2
4.1.6 4.1.6.1 4.1.6.2
4.1.7 4.1.7.1 INFO
INFO für LehrerInnen
Mindmap
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Concept-Map
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Filmleiste INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Strukturdiagramm
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Kettenquiz INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Sprechblasen INFO für LehrerInnen
51
51
53
53
54
55
55
56
59
59
61
62
62
63
64
64
65
66
66
4.1.7.2
4.2 4.2.1
4.2.2
4.2.3 4.2.4
4.2.5 4.2.6.1 4.2.6.2 INFO für SchülerInnen
Übungen
Mindmap: Asterix – der gallische Held
Concept-Map: Bakterien
Filmleiste: Radnetzspinne
Kettenquiz: Aggregatzustände
Strukturdiagramm: Schnecken und Ringelwürmer
Sprechblasen: Schneesterne
Sprechblasen: Hebelgesetz
67
68
68
69
70
72
73
75
77
5
Text mit Bild lesen
78
5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Legoland
Ernährungspyramide
Schwingungen
Flächenpuzzle
GPS – Was ist wo?
78
78
80
82
82
85
88
89
91
6
Tabellen und Grafiken lesen und verbalisieren
93
6.1 6.1.1 6.1.1.1 6.1.1.2 6.1.2 6.1.2.1 6.1.2.2 6.2 6.2.1 6.2.1.1 6.2.1.2 6.2.1.3 6.2.2 6.2.2.1 6.2.2.2 6.2.2.3 6.2.2.4 INFO
INFO für LehrerInnen
Tabellen und Grafiken lesen
Verbalisieren von Statistiken
INFO für SchülerInnen
Tabellen und Grafiken lesen
Verbalisieren von Statistiken
Übungen
Tabellen und Grafiken lesen
Verteilung des Ackerlandes 2010 in den Bundesländern
Kurzurlaubsreisen
Hitliste der Vornamen
Statistiken verbalisieren
Bevölkerungspyramide
Einkauf von Bio-Produkten
Geburten in Österreich seit 1951
Medienbeschäftigung in der Freizeit
93
93
93
95
96
96
98
99
99
99
101
103
105
105
107
109
111
7
Fachwortschatzarbeit und Klärungsstrategien
113
7.1 7.1.1 7.1.2 7.2 7.2.1
7.2.1.1
7.2.1.2 7.2.1.3
7.2.1.4
7.2.1.5
INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Anwendung unterschiedlicher Klärungs- und Trainingsstrategien
Rasse aus der Tasse
Grenzenlos
Magellan, der Weltumsegler
Das Fahrrad
Die Wartburg
113
113
115
116
116
116
118
120
123
124
8
Zusammenfassen
125
8.1 8.1.1
8.1.2 8.2 8.2.1 8.2.2 INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Übungen
Zusammenfassen durch Markieren von Verben: Hausfreunde
Zusammenfassen durch die Reduktionsmethode: Wildwechsel im Dschungel der Stadt
125
125
127
128
128
129
9
Digitales Lesen
131
9.1 9.1.1
9.1.2 9.1.2.1 9.1.2.1.1 9.1.2.1.2 INFO
INFO für LehrerInnen
INFO für SchülerInnen
Arbeitsblätter
Suchen und finden im Internet
Checklist für Internetseiten
131
131
135
138
138
139
Trainingskurs
TEXTVERSTEHEN
in allen Gegenständen
Basisstrategien und Methoden
6./7. Schulstufe
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
die beiliegenden Materialien dienen der Leseförderung für die 6. und 7. Schulstufe. Der Kurs
ist in 9 Kapitel gegliedert, die aufeinander aufbauen. Jedes Kapitel dient dem Erkennen und
Bewusstmachen, dem Aufbau und Einsatz bestimmter Lesestrategien oder zeigt Methoden,
wie Texte in allen Gegenständen sinnerfassend gelesen und SchülerInnen gezielt schrittweise zum Kompetenzerwerb des verstehenden Lesens geführt werden können. SchülerInnen sollen dadurch lernen, passend zur Aufgabenstellung oder ihrer Leseabsicht unterschiedlich an Texte heranzugehen und selbstständig damit arbeiten und lernen zu können.
Nur dann können SchülerInnen Texte so verstehen, dass sie dem Aufbau von eigenem
Wissen und der persönlichen Weiterentwicklung und nicht nur dem Einprägen und Reproduzieren von Inhalten dienen.
Betrachtet man die Bildungsstandards D8 Bereich Lesen (https://www.bifie.at/node/325, S.2)
wird deutlich, dass die beschriebenen Kompetenzen Grundvoraussetzung für die Arbeit und
das Lernen in jedem Fach und mit allen Medien sind. Die vorliegenden Beispiele sind deshalb bewusst auf alle Fach- und Sachgebiete ausgedehnt, da Textverständnis unserer
SchülerInnen in allen Fächern die Basis für sinnvolles, erfolgreiches Lernen und damit auch
unser Lehren ist. Textkompetenz muss in allen Unterrichtsgegenständen gefördert und
gefestigt werden und darf auf keinen Fall auf das Unterrichtsfach Deutsch beschränkt sein.
Denn kompetente LeserInnen zeigen sich nicht nur durch das Beherrschen der Lesetechnik,
sondern ganz wesentlich durch ihr Textverstehen.
Lesefertigkeit bedeutet im Fach-/Sachunterricht die Fähigkeit, die Bedeutung von Wörtern zu
verstehen und die Bedeutungen im Rahmen eines Satzes und eines gesamten Textes
zueinander in Beziehung zu setzen, um den Inhalt zu erfassen.
So bedeutet Textverstehen im Fach-/ Sachunterricht auch ständige Wortschatzerweiterung,
die neben dem Erlernen grundlegender Strategien zum Entschlüsseln von Texten im jeweiligen Unterrichtsgegenstand selbst erfolgen muss. Dazu ist kein besonderer Aufwand notwendig, man braucht dazu auch keine besonderen Unterrichtsmaterialien – diese sind vorhanden: Fachlehrbücher, kopierte Arbeitsblätter, Auszüge aus anderen Fachlehrwerken, die
„Lesestars“ und jetzt auch dieser Trainingskurs.
Damit unsere SchülerInnen die Kompetenzen erlangen, die Textverständnis in allen Fächern
erfordert, bedarf es einer tatkräftigen und konsequenten Unterstützung durch KollegInnen in
allen Fächern.
4 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Alle Übungen können zum Training von Textverständnis oder als Fördermaßnahme
eingesetzt werden, dienen aber grundsätzlich als Anregung, die entsprechenden Methoden oder Strategien in allen Gegenständen an den eigenen Schulbuchtexten umzusetzen.
Die von der SOKO-Lesen und der AG Lesen des Stadtschulrates für Wien erstellten Materialien sind für alle Wiener Schulen frei verfügbar, können heruntergeladen und für den Klasseneinsatz vervielfältigt werden.
Dieser Kurs steht in einer Reihe von Arbeitsmaterialien für die Mittelstufe:
ILF2012:
Trainings- und Reparaturmaterialien für die 5. Schulstufe (www3.edumoodle.at/ILF);
geht bis hin zu den basalen Rekodierungsfähigkeiten.
Verfügbare Materialien: Interaktiver Onlinekurs; downloadbare Druckversion.
Zielgruppe: SchülerInnen, die im Wiener Lesetest für die 4. Schulstufe in die Risikogruppe
gefallen sind.
Lesestars: Trainings- und Übungsmaterialien für die 5. und 6. Schulstufe; (www3.edumoodle.at/textkompetenz9 und www.literacy.at). Downloadbare Druckversion. Nicht als zusammenhängender
Kurs konzipiert, jede Übungseinheit kann selbstständig verwendet werden. Lesen und
Textverstehen in allen Fächern, methodisch aufbereitet zum direkten Einsatz im Unterricht.
Zielgruppe: Alle SchülerInnen der Schulstufen 5 – 7. In allen Unterrichtsgegenständen.
Trainingskurs TEXTVERSTEHEN in allen Gegenständen 6./7. Schulstufe:
Dieser Kurs – siehe oben. (www3.edumoodle.at/textkompetenz9). Interaktiver Onlinekurs
und downloadbare Druckversion.
Förderkurs TEXTKOMPETENZ 8/9:
Methodisch aufgebauter Förderkurs für das Lesen und Textverstehen in allen Unterrichtsgegenständen. (www3.edumoodle.at/textkompetenz9). Interaktiver Onlinekurs und downloadbare Druckversion mit Lösungen.
Zielgruppe: leseschwache SchülerInnen der 8. und 9. Schulstufen. Geeignet zum direkten
Einsatz in Fördergruppen von SchülerInnen, die im Wiener Lesetest schlecht abgeschnitten
haben.
Ursula Figl und Karl Blüml: Team AG LESEN–Wien und SOKO-LESEN im Stadtschulrat für
Wien
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 5
1 Lesetechniken im Umgang
mit (Sach-)Texten
1.1 INFO
1.1.1 INFO für LehrerInnen
Um Texte besser und schneller verstehen zu können, ist es wichtig, dass sich SchülerInnen
zunächst verschiedene Lesetechniken bewusst machen und diese dann je nach Arbeitsauftrag oder Leseintention gezielt einsetzen können.
a) Überfliegendes Lesen wird unterschieden in:
Orientierendes Lesen (Skimming)
Mit Hilfe dieser Technik erfahren LeserInnen, worum es in dem vorliegenden Text überhaupt
geht, ohne tief in den Text einzudringen. Sie erhalten, ausgehend von Überschriften, Grafiken, Hervorhebungen oder Bildern, beim Überfliegen des Textes einen ersten Überblick und
entscheiden dann, was sie sich näher anschauen wollen. Durch Konzentration auf Schlüsselwörter werden einem umfangreichen Text schnell Informationen entnommen und der zentrale
Inhalt erfasst.
Beim Lesen der Überschriften und der Kernsätze können Annahmen über den Textinhalt
vorgenommen werden, die am Text überprüft werden.
Suchendes Lesen (Scanning)
Sollen von LeserInnen bestimmte Begriffe, Namen, Daten oder Zahlen gefunden werden,
kommt das so genannte Scanning zum Einsatz. Durch ein- oder mehrmaliges Überfliegen
der einzelnen Zeilen werden die verlangten Informationen und Antworten auf zuvor gestellte
Fragen gefunden. Diese Lesetechnik wird zum Beispiel beim Suchen in Lexika oder auf der
Suche nach Adressen oder Telefonnummern benutzt. Informationen, die nichts mit den
gesuchten zu tun haben, werden nicht beachtet.
b) Intensives (detailliertes, totales) Lesen
Der Text wird intensiv mit gezieltem Einsatz aller zur Verfügung stehender Lesestrategien
gelesen, um ihn im Detail zu verstehen und zu bearbeiten.
c) Zyklisches Lesen
Ein Text wird zunächst überfliegend und danach intensiv gelesen, der Vorgang wiederholt
sich manchmal.
4) Unterhaltendes Lesen
Lesen, weil es Spaß und Freude macht, weil es entspannend, anregend, aufregend… ist,
weil man dabei träumen und Abenteuer im Kopf erleben kann.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 7
1.1.2 INFO für SchülerInnen
Lesetechniken – Arten des Lesens
Ziel
Vorgehen
Orientierendes
Lesen
(Skimming)
Ich kann schnell herausfinden,
wovon der Text im Wesentlichen
handelt und entscheiden, ob er für
mein Thema wichtig ist.
Ich kann erkennen, wie der Text
aufgebaut ist und mir einen Überblick über die einzelnen Textteile
verschaffen.
Ich erkenne Absätze/Gestaltung des
Textes.
Ich finde (Zwischen-)Überschriften.
Ich suche Schlüsselwörter.
Ich schaue mir Abbildungen an und
überlege, welche Bedeutung sie
haben können.
Ich erkenne manche Textsorten.
Suchendes
Lesen
(Scanning)
Ich kann gezielt Textstellen mit
Ich überfliege den Text ein- oder
bestimmten genaueren Informatio- mehrmals und finde Einzelbegriffe
nen finden.
wie Namen, Jahreszahlen und
Ähnliches.
Ich markiere bewusst gesuchte
Begriffe und lese über Unwichtiges
hinweg.
Intensives
Lesen
Ich kann den Text umfassend
verstehen und ihm Sinn oder
Informationen entnehmen. Ich
kann Erklärungen, Begründungen
oder Zusammenhänge innerhalb
des Textes erkennen, Schlussfolgerungen ziehen, über den Text
nachdenken und meine Meinung
dazu äußern.
Unterhaltendes
Lesen
Lesen macht mir Spaß. Ich kann
mein Lesetempo selbst bestimmen. Meistens kann ich zügig
lesen, wobei ich den Sinn gut
erfasse.
Überfliegendes
Lesen
Ich setze bewusst, je nach Ziel,
verschiedene Lesestrategien ein.
Ich kann wichtige Informationen
erkennen und markieren.
Ich kann Fragen an den Text stellen.
Ich kann, wenn möglich, den Text in
eine andere Darstellungsform
übertragen.
8 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2 Übungen
1.2.1. Überfliegendes Lesen (Skimming)
1.2.1.1 Tiere suchen Überschriften
Überfliege die folgenden vier Texte und ordne ihnen dann die passende Überschrift aus
der Tabelle zu. Überlege, welche Wörter dir beim Überfliegenden Lesen der
Textabschnitte helfen, die passende Überschrift zu finden.
1) Elefanten kann man daran gewöhnen, dass sie sich untersuchen lassen. Bei gut betreuten Elefantenkühen ist das meistens kein Problem. Gefährlich könnte es bei männlichen
Elefanten werden, die manchmal sehr angriffslustig sind. Aber auch unser junger Bulle
„Pambo” ist nach einem gründlichen Training mit Belohnung dazu gebracht worden. Heute
hält er auf Kommando des Pflegers jederzeit zur Blutabnahme sein Ohr durch die Absperrung (am Ohr befindet sich eine dafür geeignete Ader). Auch jeden einzelnen der vier
Füße zeigt er brav vor. Bei den Elefanten müssen ja die Sohlen regelmäßig kontrolliert
und ihre Hufe beschnitten werden, genauso wie bei den Pferden.
2) In den folgenden Wochen lag Cola fast regungslos bei ihren Jungen und ließ sie trinken,
wann immer sie wollten. Wie in freier Natur, wo die Eisbärenmutter niemals allein auf die
Jagd gehen würde. Das wäre für die Jungen zu gefährlich, sie könnten einem anderen
Eisbären zum Opfer fallen. Zum Glück muss sich eine junge Eisbärenmutter aber nicht
unbedingt Nahrung beschaffen, denn ihr Körper hat genug Fettreserven für zwei, drei
Monate. Wir waren mit Cola nicht so streng und gaben ihr alle paar Tage einen Happen
Fleisch. Auch frisches Wasser bekam sie täglich, denn das würde sie sich in der Natur ja
auch holen, indem sie ringsum den Schnee ableckt. Der Nachwuchs trank bei der Mutter
und gedieh prächtig. Jetzt fressen die beiden Eisbärenkinder längst die normale Fleischkost, die auch die Mutter bekommt. Ein wachsames Auge auf ihre Kleinen hat Cola aber
nach wie vor.
3) Letztes Jahr herrschte große Aufregung bei den Tierwärtern, als zwei Löwenbabies zur
Welt kamen. Kurz nach der Geburt stellte sich heraus, dass die Mutter nur das größere
annahm und das andere vernachlässigte. Tierpflegerin Gabi übernahm die heikle Aufgabe, das kleinere mit der Hand aufzuziehen. Es wurde Floyd getauft. Anfangs musste
Gabi Tag und Nacht für Floyd da sein. Das winzige Löwenkind musste alle paar Stunden
sein Fläschchen bekommen, gefüllt mit einer Spezialmilch für Großkatzen. Danach
musste sie ihrem Schützling sanft Bauch und Rücken kraulen, bis die Luft aus dem
Magen entwich und sich Stuhlgang einstellte.
4) Früher einmal waren in Indien Elefanten beinahe so etwas wie Haustiere. Die Fürsten
ritten auf ihnen zur Tigerjagd. Bei Festen trugen weiße Elefanten Heiligtümer und
Schätze. Die grauen Riesen entschieden Kriege und schleppten wie Bulldozer Edelhölzer
aus den Urwäldern. In Thailand und in Burma gibt es noch heute Arbeitselefanten. Sie
werden in Elefantenschulen ausgebildet. Früher wurden zum Abrichten wilde Elefantenbabies eingefangen. Heute sind es Sprösslinge von bereits gezähmten Eltern. Mit fünf
Jahren werden die Jungen von ihren Eltern getrennt. Der Trennungsschmerz ist gewaltig.
Oft ist die Mutter wochenlang nicht zu beruhigen.1
Textstellen aus:
Aus dem Reich der Tiere. Ruf der Mutter. In: JÖ, September1996
G. Budin: Die Löwenmutti. In: JÖ, September2000
Helmut Pechlaner: Expeditionen mit Dr. Pechlaner: Als Tierarzt im Zoo. In: JÖ, September2000
Helmut Pechlaner: Expeditionen mit Dr. Pechlaner: Nachwuchs bei den Eisbären. In: JÖ, Juni2001
1
Tiere suchen Überschriften. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 1. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[19.9.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 9
Text
ARBEITSELEFANTEN
Text
NACHWUCHS BEI DEN EISBÄREN
Text
GABI, DIE LÖWENMUTTI
Text
ALS TIERARZT IM ZOO
10 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.1.2 Tiere suchen Überschriften
Überfliege die folgenden vier Texte und ordne ihnen dann die passende Überschrift aus
der Tabelle zu. Überlege, welche Wörter dir beim Überfliegenden Lesen der
Textabschnitte helfen, die passende Überschrift zu finden.
1) Doch auch die Dorfbewohner profitieren von den Pfauenfamilien. Diese hochbeinigen
Hühnervögel sind nämlich Meister im Töten von Kobras. Sie stellen die Schlangen im
Gras, packen sie mit dem kräftigen Schnabel und schleudern sie zu Boden, bis sie sich
nicht mehr rühren. Dann gibt es oft einen Streit darüber, wer den Leckerbissen verschlingen darf. Da wird an beiden Seiten gezogen, bis jeder eine Hälfte erwischt. Was die
Dorfbewohner an den Pfauen noch schätzen, ist ihr lauter Warnruf, sobald sich ein Tiger
oder Leopard anschleicht. Diesen Ruf kennen nicht nur alle anderen Wildtiere, auch die
Menschen auf den Feldern sind dankbar dafür.
2) Seit mehr als 100 Jahren durften Tiere erst dann nach Großbritannien einreisen, wenn sie
eine sechs Monate dauernde Quarantänezeit hinter sich gebracht hatten, bei der man
sicher ging, dass sie nicht mit Tollwut infiziert sind. Eine Prozedur, die sich so mancher
Tierhalter verkniff; wer will schon sechs Monate von seinem Flocki getrennt sein? Um das
neue Gesetz und seine Kontrolle auch gut abzusichern, wird den reiselustigen Hunden
und Katzen in Zukunft ein spezieller Mikrochip eingepflanzt, der anzeigt, dass sein Träger
die Tollwut-Einreisebestimmungen genauestens erfüllt. Hund und Menschen haben somit
ihren eigenen Pass, der es ihnen erlaubt, britischen Boden ohne Beschränkung zu betreten. Vor einigen Monaten ist Ivan, ein Münsterländer, unter den ersten tierischen Passagieren gewesen, die, mit dem Zug durch den Eurotunnel kommend, ungehindert nach
England einreisten.
3) Kaum kann ein Katzenjunges seine Augen öffnen, schnurrt es auch schon. Es schnurrt,
während es an den Zitzen der Mutter saugt. Die weiß dann, ohne hinzuschauen, dass
alles nach Wunsch verläuft. Dieses Schnurren drückt Entspannung, Wohlgefühl und
Zufriedenheit aus. Doch Katzen schnurren auch bei großem Schmerz, in den Wehen und
selbst noch in der Todesstunde. Damit geben sie Zeichen, dass sie dringend auf Hilfe und
Wohlwollen angewiesen sind. Sie schnurren dich an wie früher ihre Mutter.
4) Besonders leicht dürfte es gewesen sein, das Wildschwein an den Menschen zu binden.
Auch heute lassen sich wenige Tage alte Frischlinge bei der mutterlosen Aufzucht durch
den Menschen zähmen. Jeder, der erlebt hat, wie intelligent und anpassungsfähig diese
Tiere sind, wird bestürzt darüber sein, welche Qualen Schweine in der industriellen Massentierhaltung erdulden müssen. Hausschafe und Hausziegen haben ihre Wurzeln im
Orient. Ihre Wildtierahnen sind die heute noch frei lebenden Bezoarziegen sowie Mufflons
und andere Wildschafe. Bei diesen Tieren schätzte der Mensch den geringen Futter- und
Pflegeaufwand, für den er je nach Rasse Milch, Wolle, Leder, aber auch Fleisch bekam.
Auch hier verdrängen heute die hochspezialisierten Leistungsrassen immer mehr die
genügsamen alten Rassen.2
Textstellen aus:
J. Berti: Wenn liebe Katzen kratzen: Tiger im Haus. In: JÖ, November1996
Kurios, kurios. Einfach tierisch. In: JÖ, September2006
Helmut Pechlaner: Expeditionen mit Dr. Pechlaner: Haustier: Kultivierte Natur. In: JÖ, Oktober1996
Helmut Pechlaner: Expeditionen mit Dr. Pechlaner: Wo die Pfauen herkommen. In: JÖ, Mai1997
2
Tiere suchen Überschriften. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 2. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[19.9.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 11
Text
HAUSTIERE – KULTIVIERTE NATUR
Text
PASS FÜR HAUSTIERE
Text
TIGER IM HAUS
Text
WO DIE PFAUE HERKOMMEN
12 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.1.3 Große Entdeckungen
Leider ist der folgende Artikel durcheinandergeraten. Ordne die Teile in der richtigen
Reihenfolge. Überlege, welche Wörter dir bei deiner Entscheidung helfen.
Große Entdeckungen3
Andere Entdecker folgten bald nach. In den Jahren 1497-1498 erreichte Vasco da Gama, ein
portugiesischer Marineoffizier, als erster Europäer Indien, indem er Afrika umsegelte. Ferdinand Magellan, ein anderer europäischer Entdecker, schaffte schließlich 1519 die erste
Weltumsegelung.
Mit der Zeit fuhren die Europäer mit ihren Schiffen immer weiter: nach China, Japan, Südostasien, Australien und Ozeanien. Seefahrer, die aus diesen fernen Ländern zurückkamen,
berichteten von merkwürdigen Tieren, die ganz anders waren als die Tiere, die sie von
Europa her kannten. Das weckte das Interesse von Wissenschaftlern, diese Orte zu erforschen und Tiere und Pflanzen für die Museen in Europa mit zurückzubringen. Im 18. Jahrhundert reisten europäische Forscher bis tief in den afrikanischen Kontinent hinein; im Jahr
1910 hatten die Staaten Europas ganz Afrika kolonialisiert.
Doch wenn die Erde wirklich rund war (wie die Menschen allmählich glaubten), müssten die
Schiffe aus Europa Indien erreichen können, indem sie westwärts segelten. 1492 fuhren
Christoph Kolumbus und seine Seeleute von Spanien aus los und überquerten den Atlantik.
Doch statt Indien zu erreichen, entdeckten sie die Bahamas (Inseln in der Karibik, nahe der
amerikanischen Küste).
Es dauerte nicht lange, bis die Europäer die karibischen Inseln und Amerika (die sie die
„Neue Welt“ nannten) erkundet hatten und sich dort ansiedelten. Mit anderen Worten: Sie
nahmen das Land ein und beanspruchten es als Teil ihres Heimatlandes in Europa. Auch
ihren Glauben, ihre Sitten und Sprachen nahmen sie mit, wodurch Englisch und Französisch
die Hauptsprachen in Nordamerika wurden und Spanisch und Portugiesisch sich zu den
meistverbreiteten Sprachen in Mittel- und Südamerika entwickelten.
Während der Renaissance war der Handel mit fernen Ländern sehr wichtig für die europäischen Kaufleute geworden. Sie verkauften zum Beispiel Waren nach Indien und brachten
wertvolle Gewürze und Edelsteine von dort mit zurück. Doch die Reise über Land war sehr
schwierig und dauerte lange, weshalb die Händler Indien auf dem Seeweg erreichen wollten.
Dabei gab es ein Problem: Der große Kontinent Afrika lag auf diesem Weg!
Nach: Entdecke Europa! Broschüre der Europäischen Kommission (2005).
URL: http:ec.europa.eupublicationsyoungLetsexplore-de.doc. Stand 15.9.2006
3
Große Entdeckungen. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung.
Wien, 2007, Übung 21. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [19.9.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 13
1.2.2 Überfliegendes Lesen (Scanning)
1.2.2.1 Begriffe und Überschriften finden
Lies den folgenden Text und markiere möglichst rasch folgende Begriffe.4
deutlicher
offenbar
Unterschied
elektromagnetische
Schäden
Töpfen
Abstand
Pflanzen
Bett
Mobiltelefon
Handy-Strahlung hemmt offenbar das Wachstum von Pflanzen. Darauf lässt jedenfalls eine
Versuchsanordnung von zwei SchülerInnen schließen. Julia Scharbach und Matthias Eifler
vom Kurfürst-Balduin-Gymnasium in Münstermaifeld setzten in zwei Töpfen Dill an und
legten auf den Rand des einen Topfes ein Handy. Nach 15 Tagen war ein deutlicher Unterschied zu sehen: „Es gehen viel weniger Pflanzen auf”, sagte Julia und deutete auf den Topf
mit dem Handy, in dem jetzt nur einige wenige grüne Stängel sprießen. In einem langen
Kasten pflanzten die beiden Kresse an, legten an den Rand ein Handy und beobachteten
dann, ab welchem Abstand das Wachstum wieder zunimmt.
Gründe für das gehemmte Wachstum seien möglicherweise die Wärme der Handys oder die
davon ausgehende elektromagnetische Strahlung, vermuten sie. Die Nachwuchsforscher
haben aus dem Versuch für den Wissenschaftswettbewerb „Jugend forscht” jedenfalls ihre
Lehren gezogen: „Ich habe das Handy im Laufe des Versuchs seltener benutzt”, sagt Julia.
Und Matthias rät, das Handy auszuschalten, wenn man es in die Hemdtasche steckt oder
neben das Bett legt.
Ob die Handy-Strahlung auch beim Menschen zu gesundheitlichen Schäden führt, wird
immer noch heiß diskutiert. Experten fordern daher den bewussten Umgang mit dem Mobiltelefon.
Kreuze an, welche Überschrift am besten zum Text passt.
Pflegeanleitung für Topfpflanzen
Schülerversuch im Rahmen des Wissenschaftswettbewerbs „Jugend forscht“
Handy und Gemüse vertragen sich nicht
4
Handystrahlen. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien,
2007, Übung 11. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [19.9.2012].
14 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1.2.2.2 Arztbesuch
Du bist bei deiner Oma zu Besuch, die einen Termin beim Augenarzt vereinbaren möchte.
Sie wohnt im 10. Bezirk und möchte auch dort einen Arzt oder eine Ärztin finden.
Überfliege die folgenden Adressen und suche möglichst rasch diejenige heraus, die den
Wünschen deiner Oma entspricht. Kreuze den Namen des Arztes/der Ärztin an.
• Primarius Dr. Andreas Aicher
Berggasse 18, 1190 Wien (01) 34621240
• Prim. Univ. Prof. Dr. Alois Figl
Stargasse 19, 1010 Wien (01) 8694071
• Priv.-Doz. Dr. med. univ. Walter Pelz
Kragenstr. 6, 1010 Wien (01) 9113679
• Dr. Christina Ober
Wock-Platz 21, 1120 Wien (01) 9136510
• Prof. Dr. Andrea Krieger
• Walter Str. 3417, 1090 Wien (01) 5010053
• Dr. Danja Altberger
Wiener Hauptstr. 712, 1030 Wien (01) 21727349
• Dr. Andreas Prasser
Maurer Str. 9229, 1060 Wien (01) 5700003
• Dr. Berthold Rasinger
Kurze Straße 124, 1220 Wien (01) 10358590
• Univ.-Prof. Dr. Michaela Schmidt
Mannplatz 93, 1100 Wien (01) 5555600
• Dr. Sara Mohammed
Erlaaer Str. 297, 1050 Wien (01) 8859071
• a.Univ.Prof.Dr.med. Michaela Sturz
Sturm Gasse 54, 1180 Wien (01) 37107029
• Dr. Ivan Venca
Asserlgasse 15, 1090 Wien (01) 4105640
• Dr. Ripsime Özal
Museumsgasse 13, 1220 Wien (01) 24758087
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 15
1.2.2.3 Meerschweinchen
Du schreibst ein Referat über Meerschweinchen und benötigst nur noch Informationen
darüber, wie ihr Käfig aussehen sollte. Überfliege die beiden folgenden Artikel und
markiere die beiden Abschnitte, die dir darüber Auskunft geben.
Das Meerschweinchen
Das Meerschweinchen wird den Nagetieren zugeordnet. Es wird zwischen 22 und 35 cm
groß. Das Gewicht beträgt bei einem Männchen bis 1800 g, bei einem Weibchen bis 1100 g.
Meerschweinchen sind Rudeltiere, die zumindest einen Artgenossen als Gefährten im Käfig
brauchen. Sie gelten als sanftmütige, scheue Tiere, deren Pflege sehr aufwändig ist. Meerschweinchen sind nicht robust. Ihre Lebenserwartung liegt bei fünf bis acht Jahren.
Meerschweinchen fressen den ganzen Tag lang. Sie sind Vegetarier und dürfen keinesfalls
als Resteverwerter verstanden werden. Zwei Mal täglich brauchen sie Heu. Obst und
Gemüse sorgen für lebenswichtige Vitamine, Körner (z.B. Weizen, Hafer, Sonnenblumenkerne, Mais, Erdnüsse) sind Kraftfutter und hartes Brot schleift die ständig nachwachsenden
Zähne ab. Beim Füttern muss auf die richtige Mischung und vor allem auf das richtige Maß
geachtet werden, denn übergewichtige Meerschweinchen werden krankheitsanfällig und
träge.
Neben der täglichen Versorgung mit Futter und frischem Trinkwasser müssen sie regelmäßig
gebürstet werden, hinzu kommt die Pflege der Zähne und Krallen. Der Käfig sollte für zwei
Meerschweinchen eine Größe von mindestens 60 x 100 cm aufweisen. Ideal ist eine leicht zu
reinigende Plastikwanne als Boden und ein Oberteil aus beschichtetem Drahtgitter. Neben
der üblichen Ausstattung (Trinkautomat, kippsicherer Futternapf) sollte pro Meerschweinchen
ein Schlafhaus vorhanden sein. Der Käfig muss regelmäßig gesäubert und mit frischer
Einstreu versorgt werden. Er darf weder an einer Heizung noch in Zugluft stehen.
Meerschweinchen haben eine vielfältige Laut- und Körpersprache entwickelt: Mit mittelhohem Quieken betteln die Tiere um Futter oder um Zuwendung. Hohes Quieken bedeutet
Angst oder Schmerzen. Wenn sie gurren oder leise vor sich hin quietschen, fühlen sie sich
wohl und sicher. Zähneklappern ist eine Drohgebärde, wobei meist noch ein Vorderfuß
hochgehoben und das Hinterteil auf den Boden gedrückt wird, um größer zu wirken. Falls
man darauf nicht reagiert, kann es passieren, dass das Tier auch zubeißt. Mit Knattern und
einem wiegenden Schritt wollen Männchen Weibchen beeindrucken. Bei einem fremden
Geräusch zeigen sie ihre Beunruhigung durch leises, kurzes Gurren. Neugier lässt Meerschweinchen ihre Nase hoch in die Luft strecken, um neue Witterung aufzunehmen. Freude
und Vergnügen drücken besonders junge Meerschweinchen durch wilde Luftsprünge und
schnelles Zickzacklaufen aus.
16 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Meerschweinchen
Meerschweinchen stammen ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, wo sie auch geopfert
und gegessen wurden. Erst in Europa wurden die Meerschweinchen zum Haustier.
Meerschweinchen sind in der Regel am Tag aktiv. In freier Wildbahn leben sie in selbst
angelegten oder von anderen Tieren übernommenen Tunnelsystemen. Die sehr sozial
veranlagten Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser und müssen mindestens zu zweit,
besser aber zu dritt oder in Gruppen, gehalten werden.
Meerschweinchen gelten oft als Haustiere, die anspruchslos und pflegeleicht sind, was aber
nicht den Tatsachen entspricht. Meerschweinchen haben wie alle anderen Haustiere auch
ihre Bedürfnisse - und Ansprüche. Dazu gehören unter anderem Artgenossen, Platz, Frischfutter und Sauberkeit. Der Pflegeaufwand für Meerschweinchen setzt sich aus Futter, Reinigung und Auslauf zusammen, kann aber auch, je nach Rasse, Fellpflege beinhalten.
Meerschweinchenkäfige sollten abwechslungsreich gestaltet sein und den Tieren Platz auf
mehreren Ebenen bieten. Die Grundfläche eines Meerschweinchenkäfigs sollte mindestens
bei 120cm mal 60cm betragen, damit zwei Meerschweinchen gut im Käfig Platz haben. Da
Meerschweinchen nicht gut klettern können, reicht eine artgerechte Schutzmauer am Meerschweinchenkäfig aus, um die Tiere zu schützen. Häufig gibt es Meerschweinchenkäfige
mehrstöckig zu kaufen. So lässt sich die Grundfläche nach oben verdoppeln oder verdreifachen. Die flächengrößeren Etagen lassen sich gut für das Aufstellen von Häusern und
Versteckmöglichkeiten benutzen. Wasser und Futter können ebenfalls darauf angeboten
werden und stehen so nicht in der Bodenstreu. Jedes einzelne Meerschweinchen sollte eine
eigene Schlafgelegenheit haben, damit sich die Tiere bei schlechter Stimmung aus dem Weg
gehen oder zurückziehen können. Wasser- und Futternapf sollten auf einer durchgehenden
Ebene ohne Einstreu stehen.
Das Meerschweinchenfutter sollte abwechslungsreich und natürlich sein und hauptsächlich
aus Heu und Grünfutter bestehen. Trockenfutter wird in der artgerechten Meerschweinchenhaltung weniger verwendet.
Meerschweinchen erreichen bei artgerechter Haltung ein durchschnittliches Alter von
5 bis 8 Jahren.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 17
1.2.2.4 U-Bahn5
In den Texten über U-Bahnen in Großstädten dieser Welt kannst du erfahren, welche
Rekorde von den verschiedenen U-Bahnlinien aufgestellt werden. Lies die Texte und
vervollständige die Tabelle im Anschluss. Einmal gibt es mehr als eine Lösung. Schlage
unbekannte Wörter im Wörterbuch nach oder recherchiere im Internet.
• Die Londoner U-Bahn ist die älteste der Welt. Sie wurde im Jänner 1863 als unterirdische,
dampfbetriebene Eisenbahn eröffnet. Im November 1890 fuhr auch die erste elektrische
U-Bahn in London. Heute hat London mit 415 Kilometern das längste Streckennetz der
Welt, doch nur 44 Prozent verlaufen unterirdisch. In den Tunnels leben eine halbe Million
Ratten.
• Die Kairo-Metro in Ägyptens Hauptstadt ist das einzige voll entwickelte U-Bahn-System
Afrikas. Der erste Wagon jedes Zuges ist auf allen Strecken für Frauen reserviert. Zwei
Strecken sind in Betrieb, eine ist in Planung, vier weitere sind im Gespräch, um den chronisch verstopften Straßenverkehr der 15-Millionen-Metropole zu entlasten.
• China ist das größte Boom-Land für U-Bahn-Bauer (Schanghai, Hongkong), die Metro in
der Hauptstadt Peking war die erste im Land. Sie wurde 1969 eröffnet.
• Die Budapester Metro ist nach London die zweitälteste U-Bahn in Europa und die älteste
auf dem Kontinent. Sie wurde 1896 zur 1000-Jahr-Feier der Staatsgründung Ungarns
eröffnet. Sie gilt als Kuriosum unter den U-Bahnen, weil sie in einer Tiefe von nur drei
Metern fährt.
• Keine andere Metro ist so prunkvoll wie die in Moskau. Stalin ließ die Stationen als
„Paläste der Arbeiterklasse“ errichten. Moskau hat neben St. Petersburg auch das tiefste
U-Bahnsystem der Welt. Die Bahnsteige liegen bis zu 90 Meter unter dem Grund, da in
dieser Tiefe leichter zu bauen ist.
• Die Stockholmer U-Bahn, auch Tunnelbana genannt, gilt als eine der größten Kunstgalerien der Welt. Die Stationen der blauen Linie wurden von berühmten Künstlern gestaltet,
die das massive Granitgestein in den unterschiedlichsten Farben bemalten.
• Die U-Bahn von Tokio ist – neben Moskau und Mexiko City – die am stärksten frequentierte der Welt. Mehr als vier Millionen Menschen täglich benützen die insgesamt zwölf
Linien in der japanischen Hauptstadt. Jeden Morgen schubsen Angestellte der U-Bahn mit
weißen Handschuhen Fahrgäste in die völlig überfüllte Metro, bis keiner mehr hineinpasst.
• Die Pariser Métropolitain (kurz Metro genannt) ist berühmt für ihre Eingänge in das
U-Bahnsystem. Sie wurden aus verflochtenen Eisenträgern im Art-Nouveau-Stil gestaltet.
Heute sind noch 86 erhalten. Die Metro ist die viertälteste der Welt, sie wurde 1900 zur
Weltausstellung in Paris fertig gestellt. Mit vierzehn Linien hat die Métro das dichteste
U-Bahnnetz Europas.
Quelle: Sonntags-Kurier vom 15.2.2004
5
adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). U-Bahn. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/1465 [5.10.2012].
18 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Rekord
dichtestes U-Bahnnetz in Europa
prunkvollste U-Bahn
älteste U-Bahn der Welt
zweitälteste U-Bahn Europas
älteste U-Bahn Chinas
eine der größten Kunstgalerien
weltweit am stärksten genutzt
größtes Streckennetz weltweit
tiefstes U-Bahnsystem weltweit
einziges U-Bahnsystem Afrikas
Name der U-Bahn bzw. Stadt
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 19
1.2.3. Intensives Lesen
1.2.3.1 Fliegen wie ein Vogel
Lies den Text aufmerksam und beantworte die Fragen.
Fliegen wie ein Vogel 6
Dädalus sitzt auf einem Hügel und beobachtet den Flug der Vögel. Er denkt an Flucht, denn
er und sein Sohn Ikarus werden von König Minos auf der Insel Kreta festgehalten. So
beginnt Dädalus für sich und seinen Sohn Flügel zu bauen, mit Federn, die durch Bienenwachs zusammengehalten werden. Der Abflug gelingt den beiden tatsächlich, doch Ikarus
fliegt zu nahe an die Sonne, das verbindende Wachs schmilzt und der Bub stürzt ins Meer.
Diese Sage erzählte man vor über zweitausend Jahren. Viel länger schon studierten die
Menschen die Flugkünste der Vögel - wie sie abhoben, schwebten, zielsicher landeten. Man
konstruierte die seltsamsten Flugmaschinen und man berichtete abenteuerliche Geschichten
über gelungene Flugversuche.
Doch der erste Flug, von dem wir wissen, dass er glückte, gelang dem deutschen Ingenieur
Otto Lilienthal im Jahr 1891in der Nähe von Berlin. Er hatte lange Zeit den Bau der Vogelflügel
untersucht und herausgefunden, dass sie leicht gewölbt sind, wodurch sie sich in der Bewegung den sogenannten Auftrieb zu Nutze machen. Er schwebte beim ersten Mal mit „seinen“
Flügeln 25 Meter, nach einiger Zeit sogar 250 Meter. Der Antrieb des Fluggerätes von Otto
Lilienthal musste jedoch durch Muskelkraft erfolgen, d.h., er sprang von einer Anhöhe ab.
Auf ihrer Suche nach Verbesserungen der Fluggeräte beobachteten Forscher immer wieder
die Vorbilder in der Natur. Der Engländer Charles Ellington entdeckte, dass ein Schmetterling
bei jedem Schlag seine Flügel zusätzlich dreht, wodurch Luftwirbel entstehen und der Auftrieb verstärkt wird.
Ein weiteres Beispiel für perfektes Schweben sind die Samen des Ahorns, die sich als kleine
Schraubenflieger vom Wind davontragen lassen. Dies bestaunte schon der Forscher und
Künstler Leonardo da Vinci aus Italien, wo er bereits im Jahre 1506 Hubschrauber entwarf.
Schon 1783 nützten in Frankreich die Brüder Montgolfier eine physikalische Gegebenheit,
um ihren Flugkörper in die Luft steigen zu lassen: Sie ließen heiße Luft von einer Feuerstelle
in einen riesigen Ballon aus leichtem Stoff strömen. Da heiße Luft leichter ist als kalte, hob
sich der Ballon in die Lüfte. Die beiden Brüder aber standen in einem Korb, an dem der
Ballon befestigt war, und so konnten sie als erste Menschen die Erde aus der Vogelperspektive betrachten.
Diese Erfindung der Brüder Montgolfier, die in modernisierter Form auch heute noch benützt
wird, wurde weiterentwickelt und fand ihren Höhepunkt im Bau der sogenannten Zeppeline,
benannt nach Graf Zeppelin. An ovalen Luftballons hingen richtige Luftschiffe mit allem
Komfort für Passagiere. Im Jahr 1937 nahm der Höhenflug der Zeppeline ein tragisches
Ende: Bei seiner Ankunft in New York geriet das Luftschiff „Hindenburg“ in Brand, da es mit
leicht brennbarem Wasserstoff gefüllt war, und stürzte ab.
Angetrieben wurden diese Luftschiffe durch Propeller, wie sie bereits im Jahr 1903 in
Amerika die Brüder Wright für ihren Doppeldecker verwendeten. Mit ihrem „Flyer“ schafften
sie 36 Meter in 12 Sekunden.
Im Jahr 1939 wurde dann in Deutschland das Düsentriebwerk erfunden, das ungefähr so
funktioniert: An der Vorderseite der Düse saugt eine Turbine Luft in eine Kammer, wo Treibstoff eingespritzt und entzündet wird. Die erhitzte Luft dehnt sich aus, „düst“ auf der anderen
Seite heraus und treibt so das Flugzeug an.
Nach einer Idee von GEOlino
6
Flugpioniere. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien,
2007, Übung 9. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [29.9.2012].
20 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Schreibe das fehlende Wort in die Zeile.
a) Eine Flugmaschine zu planen und zu bauen, nennt man auch ___________________.
b) Wenn durch zusätzliche Drehung der Flügel Luftwirbel entstehen, verstärken diese
den___________________.
c) Die Ballone stiegen über der Feuerstelle in die Luft, da heiße Luft
____________________ ist als kalte.
d) Den unteren Teil eines Zeppelins kann man auch _______________________ nennen.
2) Kreuze das richtige Kästchen an.
richtig
A
Dädalus und Ikarus werden auf Korfu gefangen gehalten.
B
C
Der erste richtige Flug gelang dem deutschen Ingenieur Otto Lilienthal im Jahr 1891in der Nähe von Dresden.
Das Fluggerät von Lilienthal hatte einen Elektromotor.
D
Ahornsamen sind Schraubenflieger.
E
Die Brüder Wright flogen mit ihrem „Flyer“ 36 Meter in 12 Minuten.
falsch
3) Nummeriere die Informationen in der Reihenfolge, in der sie im Text vorkommen.
Leonardo da Vinci hatte bereits im
Jahre 1506 die Idee zu einem Hubschrauber.
Mehr als 2000 Jahre beobachteten
Menschen Vögel, um hinter das
Geheimnis des Fliegens zu kommen.
Der Zeppelin stürzte im Jahr 1937 ab.
Der erste Flugversuch gelang durch
das Abspringen von einem Berg.
Die Natur war immer wieder Vorbild für
die Forschung zur Verbesserung der
Fluggeräte.
4) Kreuze an, um welche Textsorte es sich bei diesem Text handelt.
Märchen
Fabel
Rezept
Sachtext
Erzählung
Weitere Übungen zum Intensiven Lesen findest du in den folgenden Kapiteln.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 21
2 Markieren
2.1INFO
2.1.1 INFO für LehrerInnen
Markieren ist ein Verfahren der Texterschließung, das immer im Vorfeld einer weiteren Textstrategie angewendet wird. Markieren bedeutet Auffinden von Elementen in einem Text, die für
eine anschließende Bearbeitung zur Verfügung stehen sollen. Durch farbliche Differenzierung
werden die Elemente unterschiedlichen Kategorien zugeordnet und die Beziehung dieser
zueinander visualisiert.
Arten des Markierens
• Unterstreichen
• Marker verwenden
• Einringeln
Das Erlernen des Markierens soll schrittweise erfolgen, d.h., von den kleinsten sinntragenden
Elementen (Präfixe, Suffixe, Begriffe mit Unterscheidung der Wortarten, Strukturwörter, aber
auch Zahlen und bildliche Symbole) bis zu Textabschnitten. Die intensive Auseinandersetzung
mit den sprachlichen Inhalten und Strukturen führt auch zu einer größeren Sicherheit beim
Formulieren und Schreiben von Texten.
1. Arbeitstechniken
Auffinden und Visualisieren
2. Weiterführende Arbeiten
Wortschatzarbeit
Zuordnen
Vergleichen
Formulieren
Recherche
Mindmap
Tabellen
Diagramme
Bildtexte
Interpretation
Fragen
Zusammenfassung
Expansion
In den Kompetenzbereichen des Lesens werden folgende Aufgabenstellungen durch das
Markieren erfüllt.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
Auffinden von Informationen, Ausgang der Recherche
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
Zuordnen, Vergleichen
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
Reflexion und Bewertung anhand der Visualisierung
22 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2.1.2 INFO für SchülerInnen
Markieren: Was ist wichtig?
Markierungen in einem Text helfen uns sichtbar zu machen, was wichtig ist. Das können
Begriffe, Textteile, Grafiken und dergleichen sein. Man spricht auch von Schlüsselbegriffen,
die uns den Zugang zu den wesentlichen Informationen eines Textes erschließen.
Doch was ist in einem bestimmten Text wichtig? Darüber entscheidet
• ein Arbeitsauftrag
• eine persönliche Absicht/ein persönliches Interesse
• eine anschließende Bearbeitung
Die folgenden Übungen helfen dir, die Bedeutung verschiedener Textelemente bewusst
wahrzunehmen.
Das Markieren von bestimmten Wortarten (Nomen, Verben, Adjektive…) unterstützt beim
Erarbeiten von Wortschatz im Allgemeinen, von Fachwortschatz im Besonderen. Der gezielte
Blick auf die Verben lässt uns die Vorgänge in einem Text besser erkennen, Adjektive
liefern wesentliche Zusatzinformationen.
Markieren nach persönlicher Absicht wird man zum Beispiel im Ausdruck eines Fahrplans,
um die passenden Zugverbindungen auf einen Blick wieder zu finden.
Für eine anschließende Bearbeitung markiert man - zum Beispiel für eine Timeline - alle
Zeitbegriffe.
Die Arten des Markierens sind:
• Unterstreichen
• Marker verwenden
• Einringeln
• digitales Markieren (z.B. farblich unterlegen)
Auch bei der Arbeit am Computer markierst du Elemente, die zur Weiterarbeit zur Verfügung
stehen sollen, dies können Textteile, Grafiken und dergleichen sein.
Manche Aufgabenstellungen haben eine eindeutige Lösung, oft kann es aber nur Lösungsvorschläge geben, weil bei der Aufgabenstellung auch die persönliche Auswahl entscheidend ist. So lernt man im Vergleich und in der Diskussion der Ergebnisse der Partner und
Partnerinnen seine eigenen Ansichten und Entscheidungen zu begründen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 23
2.2 Übungen
Die folgenden Übungsbeispiele sollen Möglichkeiten aufzeigen, wie man durch Markieren die
Bearbeitung einer Aufgabenstellung vorbereiten und unterstützen kann.
2.2.1 Markieren von Nomen:
Schwerpunkt: Wortschatz
Ziel: Erstellung einer Mindmap
Wie faul ist eigentlich ein Faultier?7
Faultiere kann nichts aus der Ruhe bringen. In ihrer Heimat, den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, hangeln sie sich in Zeitlupe durch die Baumkronen – viele schaffen nicht einmal 40 Meter täglich.
Die Einzelgänger schlafen durchschnittlich 15 Stunden am Tag, sie atmen langsam, ihr Herz schlägt
gemächlich, und sogar ihre Verdauung lässt sich Zeit: Einmal pro Woche lassen sie dicht über dem
Boden einen riesigen Haufen fallen, bevor sie wieder hoch in die Bäume klettern. Natürlich ganz
langsam.
Aber wozu sollen sich Faultiere auch beeilen? Ihre Langsamkeit ist schließlich ihr wichtigster Überlebenstrick! Gerade weil diese Schlafmützen stundenlang reglos im Geäst baumeln, werden sie von
vielen Feinden, etwa Greifvögeln oder Raubkatzen, einfach übersehen und sparen beim Rumhängen
außerdem noch viel Energie. Das ist auch nötig, denn die Blätter, die sie fressen, enthalten nur wenige
Nährstoffe. Selbst zur Fellpflege sind Faultiere zu faul – und sogar das hat einen Vorteil: In den Haaren
können winzige Algen wuchern, die dem Pelz einen grünlichen Schimmer verleihen. Dadurch sind die
Tiere nämlich zwischen den grünen Blättern fast unsichtbar.
Faultiere verbringen beinahe das ganze Leben im Hängen, mit dem Rücken nach unten. Ihr Körper ist
perfekt daran angepasst: Die langen Arme und Beine sind mit sichelartigen Krallen ausgerüstet, die so
stark sind, dass die Tiere selbst im Schlaf nicht vom Ast fallen.
Sie fühlen sich auf den Bäumen so sicher, dass sie nicht einmal zur Geburt ihrer Jungen ein Nest bauen
oder vom Baum steigen. Wenn die Wehen beginnen, lässt sich das Weibchen an den Armen von einem
Ast herabbaumeln, bis das Kleine auf der Welt ist. Das junge Faultier hat selbst schon so starke
Krallen, dass es sich gleich an den haarigen Bauch der Mutter klammert. Dort bleibt es die nächsten
neun Monate, bis es auf eigenen Füßen steht. Oder besser gesagt: auf eigenen Krallen hängt.
Manchmal muss ein Faultier aber doch auf den Boden des Urwalds, wenn zB der nächste Futterbaum
zu weit entfernt ist, um ihn über die Baumkronen zu erreichen. Ein Faultier kann aber auf seinen
langen Gliedmaßen und krummen Krallen nicht laufen. Deshalb muss es auf dem Bauch liegen und
sich mühsam mit den Armen vorwärts ziehen. Sobald es aber bei dem neuen Baum angekommen ist,
kraxelt es wieder ganz langsam hinauf und schläft vor Erschöpfung wieder stundenlang.
7
Übungstext entnommen und adaptiert aus den Unterlagen zur „Schulung zur Lesetrainerin/zum Lesetrainer“, PH-Wien WS 2012/2013.
24 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Lies leise den Text und markiere jene Nomen in blauer Farbe, die sich direkt auf die
Lebensweise des Faultiers beziehen.
2) Wähle jene Nomen aus, die sich den Überbegriffen in der Tabelle zuordnen lassen,
und trage diese ein! Ergänze, wenn nötig, die dazugehörigen Adjektive.
Lebensraum
Aussehen
Vorteile der
Langsamkeit
Nachteile der
Langsamkeit
3) Vergleiche deine Tabelle mit jener deiner Partnerin/deines Partners und klärt
gemeinsam Unklarheiten, z.B. mit Hilfe eines Lexikons.
4) Erstellt gemeinsam eine Mindmap mit den gesammelten Begriffen aus der Tabelle.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 25
2.2.2 Verben I
Schwerpunkt: Wortschatz, inhaltliche Differenzierung
Ziel: Zusammenfassung
Die Eiszeiten8
In den Bergen entstanden gewaltige Gletscher.
Der Schnee, der gefallen war, taute nicht mehr und bildete eine Schicht, auf die wieder Schnee fiel, der
nicht taute. So entstanden viele Schichten, wobei die oberen einen starken Druck auf die unteren
ausübten. Dadurch wurden diese zu Eis gepresst.
So wuchsen die Gletscher immer mehr und drangen schließlich von den Bergen auf das flache Land
vor. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit waren weite Teile Europas, Nordamerikas und Asiens von
solchen verfestigten Schneemassen bedeckt; in Skandinavien war die Schicht an manchen Stellen
3500 m dick!
Da der Großteil der Wassermassen zu Gletschereis gefroren war und nur ganz wenig wieder zu Wasser
auftaute, floss auch weniger Wasser mit den Flüssen in die Meere zurück. Der Meeresspiegel sank um
rund 100 m. Zwischen den vielen Inseln traten nun Landbrücken an die Meeresoberfläche und man
konnte die Inseln zu Fuß vom Festland erreichen.
Es wurden sogar Kontinente miteinander verbunden und die Menschen konnten neue Gebiete erreichen und kennen lernen. So kamen zum Beispiel die Vorfahren der Indianer von Sibirien über eine
Landbrücke nach Alaska (Nordamerika) und siedelten sich dort an. Heute ist an dieser Stelle wieder
tiefes Meer: die Beringsee.
Von Funden aus der Eiszeit ist bekannt, wie die Menschen damals gelebt haben: Sie sammelten Beeren
und fingen Wildpferde und Rentiere, selten auch ein Mammut.
Wegen der Kälte wurde ihre Nahrung knapp, also haben sie Jagdtechniken und Waffen entwickelt, um
genügend Tiere erlegen zu können. So erfanden sie zum Beispiel Pfeil und Bogen. Fleisch, das sie
nicht gleich essen konnten, dörrten oder räucherten sie an Pfählen über der Feuerstelle, sodass es
haltbar wurde.
Um sich vor dem Frost zu schützen, stellten die Menschen Kleidung aus Tierfellen her und sie bauten
Zelte und Hütten. Sie hatten aber auch Begabung für künstlerische Arbeiten. So schnitzten sie aus den
Stoßzähnen der Mammuts kleine Figuren und bemalten Wände von Höhlen mit Jagdszenen. Diese Zeit
der großen Kälte war für den Menschen sehr wichtig. Denn jetzt musste er lernen, seine Intelligenz zu
nützen, und nur so konnte er überleben.
8
Gletscher und Mammuts. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHSAbteilung. Wien, 2007, Übung 17. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[22.9.2012].
26 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Lies leise den Text und markiere alle Verben durch Unterstreichen oder Einringeln.
2) Wähle jene Verben aus, die sich der jeweiligen Spalte in der Tabelle zuordnen lassen,
markiere diese mit zwei unterschiedlichen Farben und trage sie ein. Achte auf
notwendige Ergänzungen bei Redewendungen - z.B. (Druck) ausüben - und füge diese
hinzu.
Was passiert in der Natur?
Was tun die Menschen?
3) Bilde gemeinsam mit deiner Partnerin/deinem Partner mit den gefundenen Verben
passende Sätze zum Text.
4) Wählt acht bis zehn von euren Sätzen aus und ordnet diese zu einer
Zusammenfassung.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 27
2.2.3 Verben II
Ziel: einfache Concept-Map, Zusammenfassung
Krokodile in Frankreich?
Pierrelatte ist eine kleine Stadt im Süden von Frankreich. Im
Sommer duftet es nach Lavendel, denn in der Nähe gibt es
riesige Felder, auf denen die Pflanzen mit den kleinen
blauen Blüten wachsen. Diese erntet man zwischen Ende
Juni und Anfang August und presst sie anschließend zu
wohlriechendem Öl.
Doch während die Bauern mit der Ernte beschäftigt sind,
passiert etwas Außergewöhnliches: Ganz in der Nähe hört
man die zarten Rufe von 13 Krokodilbabys, die ankündigen,
dass sie bereit sind, aus ihren Eiern zu schlüpfen. Schließlich haben sie dort 87 Tage verbracht und wollen nun nichts
wie raus.
Ja, es stimmt: In Frankreich leben Krokodile, und zwar auf der Farm von Pierrelatte, in der Nähe des
Flusses Rhône. Dort werden seit vielen Jahren Krokodile gezüchtet und deren Verhalten erforscht.
Krokodilbabys wachsen in Eiern mit lederartiger Schale heran, die das Weibchen an geschützter Stelle
in den Sand legt. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Kleinen bereits vor dem Schlüpfen aus
den Eiern nach ihrer Mutter rufen. Und zwar machten sie folgenden Versuch: Sie spielten zehn Weibchen die Rufe ihrer Jungen vor. Diese Laute hatten sie kurz vorher in einem Brutkasten aufgenommen,
wo die Babys bald schlüpfen sollten. Immerhin haben acht der Mütter sofort reagiert und liefen in
Richtung der Rufe. Andere bedeutungslose Laute, die ihnen ebenfalls vorgespielt wurden, interessierten die Mütter dagegen überhaupt nicht. Für die Jungen sind diese Rufe lebenswichtig: Gleich nach
dem Schlüpfen nimmt die Mutter sie ins Maul und trägt sie in einen nahen Fluss oder See. Auf diesem
Weg wären die jungen Tiere sonst vollkommen ungeschützt vor Feinden. Wer sich also schon im Ei
bemerkbar macht, hat gute Chancen zu überleben.
1) Lies leise den Text und markiere alle Verben mit roter Farbe.
2) Klärt gemeinsam ihre Bedeutung.
28 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3) Im folgenden Beziehungsnetz (Concept-Map) findet ihr Personen und Tiere, die in
diesem Text eine wichtige Rolle spielen. Ergänzt die Pfeile mit jenen Verben, die die
Beziehung verdeutlichen.
4) Präsentiert dieses Beziehungsnetz auf einem Flipchart.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 29
2.2.4 Timeline
Durch Markieren von zeitrelevanten Begriffen im Text wird im Anschluss eine Zeittabelle erstellt.
Ziel: Tabelle (Timeline), Zusammenfassung
1) Lies leise den folgenden Text und markiere im Anschluss alle Zeitbegriffe mit blauer
Farbe.
Die Geschichte des Fußballs9
Anfänge des Fußballspiels
Es gibt unterschiedliche und viele Überlieferungen über die Anfänge des Fußballspieles. Schon etwa
im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde in China ein fußballähnliches Spiel mit dem Namen Ts’uh-küh
ausgetragen. Von den damaligen Fußballregeln dieses Spieles ist nichts bekannt. Es gilt jedoch als
sicher, dass dieses Spiel als militärisches Ausbildungsprogramm durchgeführt wurde. Im Laufe der
Zhou-Dynastie breitete sich das Sportspiel auch im Volke aus. Der Ball war aus Lederstücken zusammengenäht und mit Federn und Tierhaaren ausgestopft. Neueste Forschungen ergaben, dass bis ca. 600
n. Chr. „Zu Qiu“ sogar Nationalsport gewesen ist und es damals schon eine Profiliga gegeben haben
könnte. In diesen Jahren wurde ein luftgefüllter Ball erfunden und Fußballregeln (Tore, Torhüter und
Spielführer) festgehalten. Etwa 100 Jahre später geriet das Spiel wieder völlig in Vergessenheit und hat
keinerlei Bezug zur Entstehung des modernen Fußballs.
In der frühen Neuzeit wurde in England Fußball gespielt, indem zwei Dörfer versuchten, einen Ball in
das gegnerische Stadttor zu befördern. Dabei war alles erlaubt, schlimme Verletzungen kamen häufig
vor. Das „Spielfeld“ lag immer zwischen zwei Dörfern, selbst wenn diese mehrere Kilometer auseinander lagen. Diese Spiele waren äußerst brutal und wurden deshalb von Kirche und Krone mehrere
Male verboten. Obwohl England als das Mutterland des Fußballs gilt, gab es auch schon in Frankreich
und Italien mit dem Treibballspiel verwandte Kampfspiele. Seit dem 15. Jahrhundert wurde in Florenz
der „Calcio Storico“ praktiziert, eine Art Fußballspiel, bei dem es recht rüde zugehen konnte.
Entstehung des modernen Fußballspiels
Zur gleichen Zeit, als die Bedeutung des Fußballspiels als Freizeitbeschäftigung der Landbevölkerung
zurückging, wurde an englischen Privatschulen und Universitäten Fußball immer populärer. Allerdings
waren die Regeln alles andere als einheitlich, was lange verhinderte, dass Fußballmannschaften
verschiedener Universitäten gegeneinander antreten konnten. 1848 verfassten Studenten der Universität Cambridge die ersten Fußballregeln. Danach bestand eine Mannschaft aus 15 bis 20 Spielern. 1857
wurde der erste Fußballklub der Welt, der Sheffield F.C., gegründet. England gilt vor allem deshalb
heute als Mutterland des Fußballs, weil 1863 in London die Football Association (FA) gegründet
wurde und das umfangreiche Regelwerk die Entwicklung des gesamten Fußballs förderte. 1866 wurde
die Abseitsregel modifiziert: Ein Spieler befand sich nur noch dann im Abseits, wenn er bei der Ballannahme weniger als drei Gegner vor sich hatte. Im Sheffield Code wurden Eckball und Freistoß eingeführt. 1870 begrenzte die FA die Zahl der Spieler auf elf. Ein Jahr später verbot der englische Fußballverband allen Feldspielern das Handspiel. Nur der Torwart durfte noch den Ball in der eigenen Hälfte
mit der Hand spielen, hatte ihn aber nach zwei Schritten wieder freizugeben.
1872 legte die englische Association eine einheitliche Ballgröße fest. Am 30. November 1872 standen
sich auf dem Hamilton Crescent bei Glasgow eine schottische und eine von Cuthbert Ottaway angeführte englische Auswahl gegenüber – das erste offizielle Länderspiel im Fußball endete torlos 0:0. Im
selben Jahr wurde mit dem FA-Cup der erste nationale Fußballwettbewerb eingeführt.
9 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Fu%C3%9Fballs [15.10.2012].
30 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Zwei Jahre später kam der Fußballschiedsrichter hinzu, der das Spiel als Unparteiischer leitete. In den
folgenden Jahren wurden die Regeln konkretisiert und erweitert: Die Querlattenunterkante in 2,44 m
(8 feet) Höhe wurde als obere Begrenzung des Tores festgelegt und eine Halbzeitpause mit Seitenwechsel eingeführt (1875). Der Schiedsrichter durfte einen Platzverweis erteilen (1877) und der
Freistoß wurde als Strafe für ein Vergehen definiert (1880). Damit der Schiedsrichter sich besser gegen
die Spieler durchsetzen konnte, verwendeten Unparteiische (erstmalig 1878 in Nottingham) eine
Trillerpfeife. Ab 1882 war der Einwurf mit beiden Händen erlaubt. Im Jahr darauf erhielt der Schiedsrichter alleinige Entscheidungsbefugnis und zur Unterstützung zwei Linienrichter (SchiedsrichterAssistenten). Das Tornetz (1890), der Strafstoß (1891), die Abstufung des Strafkataloges für ein
vorsätzliches und absichtliches Foulspiel (1897) sowie die Verlängerung (1897) wurden noch vor der
Jahrhundertwende ins Regelwerk übernommen.
1878 fand das erste Spiel bei elektrischer Beleuchtung (durch sog. Flutlichter) in Sheffield auf dem
Bramall-Lane-Platz statt. 1888 wurde die erste Fußballliga in England gegründet, erster Meister war
Preston North End. 1899 wurde in England der bezahlte Vereinswechsel erlaubt, vorerst zu einem
Höchstbetrag von 10 Pfund.
Weiterentwicklung und Fußball als globale Sportart
Am 21. Mai 1904 wurde in Paris mit der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) ein
Weltverband gegründet, der Länderspiele organisieren und die internationalen Fußballregeln aufstellen
sollte.
Österreich war mit der Einführung einer Profi-Liga im Jahre 1924 der erste kontinentaleuropäische
Staat mit einer Liga für Berufsfußballspieler. Drei Jahre später initiierte der Österreichische FußballBund mit dem Mitropacup den ersten bedeutenden internationalen Wettbewerb für Vereinsmannschaften in Europa. Der Mitropacup gilt als Vorläufer des heutigen Fußball-Europapokals.
Im Jahre 1930 wurde von der FIFA auf Initiative von Jules Rimet und Enrique Buero die erste FußballWeltmeisterschaft in Uruguay (Weltmeister: Uruguay) ausgerichtet. 13 Mannschaften nahmen an der
WM teil.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 31
2) Notiere die Zeitangaben in der richtigen Reihenfolge in die 1. Spalte und ordne den
Zeitfenstern ein bis drei wichtige Begriffe zu.
Stelle dir zur Hilfe Fragen mit Wer? Was? Wo?
3. Jhdt. V. Chr.
China / militärisches Ausbildungsprogramm
bis ca. 600 n. Chr.
3) Wählt zu zweit aus der Tabelle die wichtigsten Informationen zur Geschichte des
Fußballs und formuliert einen kurzen Text dazu (10 – 12 Sätze).
32 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3 Texte fragengeleitet erschließen
3.1 INFO
3.1.1 INFO für LehrerInnen
Literarische, Sach- und Fachtexte lassen sich durch Fragen, die von SchülerInnen an den
Text gestellt werden, gut und genau erarbeiten. Die SchülerInnen setzen sich beim Formulieren der Fragen intensiv mit dem Text auseinander, erarbeiten und lernen dabei die Inhalte
und festigen den Stoff. Diese Methode ist eingebettet in den gesamten Prozess, der sich vor
dem Lesen, während des Lesens und nach dem Lesen abspielt. In jeder Phase sind Fragen
möglich und wichtig. Als explizite Lesestrategie wird das Fragenstellen vorwiegend dazu
verwendet, während des Lesens eines Textes oder einer Textpassage Einzelinformationen
herauszufiltern, Beziehungen zwischen Textteilen herzustellen oder unter Heranziehung
externen Wissens über Inhalt und Form des Textes zu reflektieren. Für LehrerInnen werden
Schwierigkeiten, die SchülerInnen beim Textverständnis haben, sowohl auf sprachlicher als
auch auf inhaltlicher Ebene deutlich.
Der Kompetenzbereich Lesen wird in den Bildungsstandards in verschiedene Kompetenzbereiche untergliedert.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
Fragestellungen zum Detailverständnis eines Textes, deren Beantwortung das richtige
Auffinden und Wiedergeben von Einzelinformationen erfordert;
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
Fragen, die das Globalverständnis überprüfen, also der Ermittlung der Hauptpunkte oder
wesentlicher Aussagen des Textes und der Verknüpfung von Informationen dienen;
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
Fragen, die kritisches Denken erfordern, das Reflektieren und Bewerten des Gelesenen
zum Ziel haben und über den Text hinausgehen.
Man unterscheidet zwischen geschlossenen, halb-offenen und offenen Fragenformaten, die
in den drei Kompetenzbereichen unterschiedlich gut einsetzbar sind. Zu jedem Fragetypus
lassen sich Fragen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stellen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 33
Übungen zum Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
SchülerInnen stellen Fragen an den Text, die sich aus dem Text heraus beantworten lassen
und deren Antwort den FragestellerInnen nach der Lektüre bekannt sein muss. Dazu eignen
sich besonders geschlossene oder halboffene Fragenformate:
1.1. Halb-offene Fragenformate
Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert.
a) W- Fragen
W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein
muss. Sie beginnen mit
Wer?
Wann?
Was?
Wie?
Warum?
Wodurch?
Weshalb?
...
b)Halboffene Fragen
Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden.
Sie beginnen mit:
Begründe, warum…
Zeige, wie…
Beschreibe, was…
Erkläre, warum…
…
Geschlossene Fragenformate
Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen.
a) Multiple Choice
Zum Text wird eine nicht zu einfache Frage formuliert, die aus dem Text heraus beantwortet
werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur
Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind.
Kreuze die richtige Antwort an.
Vorschlag A …………….
Vorschlag B …………….
Vorschlag C …………….
Vorschlag D …………….
,
34 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
b)Entscheidungsfragen
Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen, die mit
„richtig“ oder „falsch“ zu bewerten sind, werden zum Text gestellt und müssen aus dem Text
heraus eindeutig beantwortet werden können.
Kreuze die richtige Antwort an.
richtig
falsch
Fragestellung A
Fragestellung B
Fragestellung C
Fragestellung D
c) Satzverknüpfungen
Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, werden in zwei Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge geschrieben. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu
machen, muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit
vorhanden sein.
1
2
3
4
5
A
B
C
D
E
F
G
d)Lückentexte
Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage
für einen Lückentext, in dem einige wichtige Wörter weggelassen werden. Der Text muss
verständlich bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 35
3.1.2 INFO für SchülerInnen
Texte lassen sich durch Fragen, die du an den Text stellst, gut und genau erarbeiten. Beim
Formulieren der Fragen liest du den Text genau, erarbeitest und lernst dabei die Inhalte und
festigst den Stoff.
Wenn du Texten konkrete Informationen entnehmen willst, eignen sich dafür besonders
geschlossene, halb-offene und offene Fragenformate, mit denen du Fragen in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden stellen kannst. Du stellst Fragen, deren Antwort im Text zu finden ist
und deren Antwort nach dem Lesen des Textes bekannt sein muss.
1.1. Halb-offene Fragenformate
Die Antwort ist festgelegt, wird aber vom Antwortgeber/von der Antwortgeberin formuliert.
a) W- Fragen
W-Fragen lassen sich kurz in eigenen Worten beantworten, wobei die Antwort eindeutig sein
muss. Sie beginnen mit
Wer?
Wann?
Was?
Wie?
Warum?
Wodurch?
Weshalb?
...
b)Halboffene Fragen
Halboffene Fragen können eindeutig in einem oder wenigen Sätzen beantwortet werden.
Sie beginnen mit:
Begründe, warum…
Zeige, wie…
Beschreibe, was…
Erkläre, warum…
…
Geschlossene Fragenformate
Die Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, es ist kein eigener Text zu verfassen.
a) Multiple Choice
Du formulierst zum Text eine nicht zu einfache Frage, die aus dem Text heraus beantwortet
werden kann. Es stehen neben der richtigen Antwort zumeist drei weitere Antworten zur
Auswahl, die möglich/richtig sein können und nicht sofort als falsch erkennbar sind.
Kreuze die richtige Antwort an.
Vorschlag A …………….
Vorschlag B …………….
Vorschlag C …………….
Vorschlag D …………….
36 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
b)Entscheidungsfragen
Du stellst Fragen, deren Beantwortung ein „Ja“ oder „Nein“ verlangen oder Feststellungen,
die mit richtig oder falsch zu bewerten sind, zum Text. Die Antworten müssen aus dem Text
heraus eindeutig beantwortet werden können.
Kreuze die richtige Antwort an.
richtig
falsch
Fragestellung A
Fragestellung B
Fragestellung C
Fragestellung D
c) Satzverknüpfungen
Du schreibst Satzhälften oder Aussagen, die einander zugeordnet werden können, in zwei
Spalten in unterschiedlicher Reihenfolge. Um die Zuordnung nicht zu einfach zu machen,
muss in der zweiten Spalte mindestens eine weitere, nicht richtige Möglichkeit vorhanden
sein.
1
2
3
4
5
A
B
C
D
E
F
G
d)Lückentexte
Ein vorhandener Text oder eine kurze Zusammenfassung eines Textes bilden die Grundlage
für einen Lückentext, in dem du einige wichtige Wörter weglässt. Der Text muss verständlich
bleiben und es muss eine eindeutige Lösung geben.
Du hast auch die Möglichkeit, die Lösungswörter anzugeben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 37
3.2.Übungen
Manche dieser Übungen machen dich mit Frageformaten vertraut, die du dann selbst bei anderen Texten anwenden kannst. Bei anderen Texten in diesem Kapitel stellst du die Fragen zum
Text selbst.
3.2.1 W-Fragen zum Text beantworten
3.2.1.1 Ruf der Mutter10
Lies die folgende Geschichte, die sich in Burma, dem heutigen Myanmar, zugetragen hat,
und beantworte im Anschluss die Fragen.
In den Wäldern Burmas arbeiten Elefanten als mächtige Zug- und Tragetiere. Unter den
Elefantentrainern ist Plai Kamp einer der erfahrensten. Er hat die wunderbare Geschichte
von Ma Shwe erzählt:
Es hatte schon drei Tage lang geregnet. Da hörten wir am Abend das ängstliche Geschrei
eines Elefantenkalbes. Wir eilten hinunter zum Fluss und sahen dort Ma Shwe und ihr drei
Monate altes Kalb. Das reißende Hochwasser hatte sie überrascht. Niemand von uns konnte
Hilfe bringen, denn die steile Uferböschung war vier bis fünf Meter hoch.
Ma Shwe hatte noch Boden unter den Füßen, doch ihr Kalb drohte bereits abzutreiben.
Verzweifelt versuchte die Mutter das mit ihrem Körper zu verhindern. Doch plötzlich wurde
das Kalb von den Wassermassen mitgerissen. Ma Shwe schwamm ihm hinterher. Schon
schien der schäumende Fluss das Kalb verschlungen zu haben. Doch plötzlich sahen wir,
wie Ma Shwe etwas mit ihrem Rüssel packte. Es war das Kalb, mit dem sie sich jetzt gegen
den reißenden Fluss zum Ufer kämpfte. Dort presste sie das Kalb mit ihrem Kopf gegen die
Böschung, richtete sich auf, stand auf den Hinterbeinen und schob ihr Kind auf eine Felsplatte, die eineinhalb Meter höher lag. Im nächsten Moment stürzte Ma Shwe zurück und verschwand im reißenden Strom.
Wir konzentrierten unsere ganze Aufmerksamkeit auf das Kalb. Zitternd stand es drei Meter
unter uns auf diesem schmalen Felsvorsprung. Jeden Augenblick drohte es in die tiefen
Fluten zu stürzen. Ich schickte Männer in das Lager zurück, um Seile zu holen. Damit wollten
wir versuchen, das Kalb heraufzuziehen.
Es war eine halbe Stunde vergangen, als ich durch all das Wassergetöse ein mächtiges
Trompeten vom anderen Ufer hörte. Es war Ma Shwe. Sie hatte den Fluss überquert, auf der
anderen Seite die steile Böschung überwunden und bahnte sich jetzt durch Gebüsch und
Unterholz den Weg stromaufwärts. Sie lief so schnell sie konnte und wandte ihren Kopf
immer wieder hinüber zu ihrem Kalb. Dabei stieß sie ein alles übertönendes Gebrüll aus, das
in den Ohren ihres Kindes reine Musik war. Die zwei kleinen Ohren waren aufgerichtet, um
den einzigen Laut zu hören, der jetzt wichtig war – der Ruf der Mutter.
Als Ma Shew sah, dass ihr Kind auf unserer Seite des Flusses in Sicherheit war, ließ sie
einen rollenden Laut hören. Er ist bei Elefanten das Zeichen von tiefer Zufriedenheit. Wir
zogen das Kalb herauf.
Am nächsten Morgen konnte Ma Shew den Fluss überqueren. Als sie sicheren Boden
erreicht hatte, betatschte sie mit dem Rüssel ihr Kalb, das sich mit einem leisen Schnauben
an die Mutter drängte.
Quelle: Aus dem Reich der Tiere: Ruf der Mutter. In: JÖ, Februar 2006 (gekürzt)
10 Ruf der Mutter. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien,
2007, Übung 47. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [5.10.2012].
38 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Markiere die Textstellen, die auf folgende Fragen eingehen. Achte dabei auf
Vollständigkeit. Schreibe die angegebenen Buchstaben an den Rand jener Textstellen,
welche die Antworten auf die Fragen enthalten.
a) Wo arbeiten Elefanten als Zug- und Tragetiere?
b) Warum führte der Fluss Hochwasser?
c) Wer erzählt diese Geschichte?
d) Womit packte Ma Shwe ihr Kalb im schäumenden Fluss?
e) Warum schickte Plai Kamp die Männer ins Lager zurück?
f) Welcher Laut ist bei Elefanten das Zeichen von tiefer Zufriedenheit?
Nun formuliere in eigenen Worten deine Antworten:
a) b) c) d) e) f) SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 39
3.2.2 W-Fragen an den Text stellen
Lies den folgenden Text und erledige den Arbeitsauftrag im Anschluss.
3.2.2.1 Gletscher und Mammuts11
Entstehung durch Druck
In den Bergen entstanden gewaltige Gletscher.
Der Schnee, der gefallen war, taute nicht mehr und bildete eine Schicht, auf die wieder Schnee fiel, der
nicht taute. So entstanden viele Schichten, wobei die oberen einen starken Druck auf die unteren
ausübten. Dadurch wurden diese zu Eis gepresst. So wuchsen die Gletscher immer mehr und drangen
schließlich von den Bergen auf das flache Land vor. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit waren
weite Teile Europas, Nordamerikas und Asiens von solchen verfestigten Schneemassen bedeckt; in
Skandinavien war die Schicht an manchen Stellen 3500 m dick!
Gletscher statt Meerwasser
Da der Großteil der Wassermassen zu Gletschereis gefroren war und nur ganz wenig wieder zu Wasser
auftaute, floss auch weniger Wasser mit den Flüssen in die Meere zurück. Der Meeresspiegel sank um
rund 100 m. Zwischen den vielen Inseln traten nun Landbrücken an die Meeresoberfläche und man
konnte die Inseln zu Fuß vom Festland erreichen.
Einwanderer
Es wurden sogar Kontinente miteinander verbunden und die Menschen konnten neue Gebiete erreichen und kennenlernen. So kamen zum Beispiel die Vorfahren der Indianer von Sibirien über eine
Landbrücke nach Alaska (Nordamerika) und siedelten sich dort an. Heute ist an dieser Stelle wieder
tiefes Meer: die Beringsee.
Temperaturen sinken
Von Funden aus der Eiszeit wissen wir, wie die Menschen damals gelebt haben: Sie sammelten Beeren
und fingen Wildpferde und Rentiere, selten auch ein Mammut. Wegen der Kälte wurde ihre Nahrung
knapp, also haben sie Jagdtechniken und Waffen entwickelt, um genügend Tiere erlegen zu können. So
erfanden sie zum Beispiel Pfeil und Bogen. Fleisch, das sie nicht gleich essen konnten, dörrten oder
räucherten sie an Pfählen über der Feuerstelle, sodass es haltbar wurde.
Baumeister und Künstler
Um sich vor dem Frost zu schützen, stellten die Menschen Kleidung aus Tierfellen her und sie bauten
Zelte und Hütten. Aber man fand auch künstlerische Arbeiten von den Menschen der Eiszeit. So
schnitzten sie aus den Stoßzähnen der Mammuts kleine Figuren und bemalten Wände von Höhlen mit
Jagdszenen. Diese Zeit der großen Kälte war für den Menschen sehr wichtig. Denn jetzt musste er
lernen, seine Intelligenz zu nützen, und nur so konnte er überleben.
Nach einer Idee von GEOlino
Schreibe 5 W-Fragen auf, die sich aus dem Text beantworten lassen. Die folgenden
Fragewörter können dir dabei helfen:
Wer? /Wann? /Was? /Wie? /Warum? /Wodurch? /Weshalb?
Tausche die Fragen mit deiner Nachbarin/deinem Nachbarn und beantwortet einander
gegenseitig die Fragen.
11 Gletscher
und Mammuts. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen
Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 17. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/
literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [2.10.2012]
40 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.2.2 Kurioser Polizeieinsatz in Kärnten12
Lies den Zeitungsartikel und erledige den Arbeitsauftrag im Anschluss.
„Ein Känguru ist los!“, lautete Donnerstag Früh der kuriose Funkspruch bei der Polizei Launsdorf
(Kärnten). Tatsächlich waren zwei der für unsere Breiten untypischen Tiere auf Pflegeurlaub in
Kärnten. Eines davon schaffte den Sprung über den Gartenzaun eines Tierarztes.
Sofort wurde eine große „Einfang-Aktion“ gestartet: „Der flinke Ausreißer war uns immer einen
Sprung voraus“, ärgert sich Revierinspektor Dieter Stingl. Mehr als eine Stunde lang hielt das ein Jahr
alte Känguru seine „Retter“ auf Trab. Erst mit einem Betäubungspfeil gelang es, den Ausreißer wieder
ins Gehege zurückzubringen.
Bis auf einen kleinen Kratzer an einer Pfote überstand das Kängurubaby sein Abenteuer unbeschadet.
Um über ein Ereignis möglichst genau zu berichten, versuchen Reporter in ihren Zeitungsartikeln die sogenannten W-Fragen zu beleuchten.
Stelle an den Artikel folgende W-Fragen und schreibe die Antworten in Stichworten auf.
Wer? Was? Wann? Wo?
Warum?
12 Tierisches in der Zeitung. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHSAbteilung. Wien, 2007, Übung 31. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[5.10.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 41
3.2.3 Geschlossene Fragen beantworten
3.2.3.1 Die Klagenfurter Lindwurmsage13
Lies den Sagentext und beantworte im Anschluss die Fragen.
Zur Zeit, als in Karnburg Herzog Karast regierte, wuchs dort, wo heute Klagenfurt liegt, wildes
Gesträuch im feuchten Moos. Nur auf den Bergen ringsherum wohnten Menschen. Wehe aber, wenn
sie selbst oder eines ihrer Tiere sich in den nebeligen Sumpf verirrte – sie kamen nicht mehr zurück.
Ein Ungeheuer lag dort im Dickicht versteckt und verschlang alles Lebendige. Niemand wagte sich in
seine Nähe, kein Hirte getraute sich mehr, dort unten nach einem verloren gegangenen Stück Vieh zu
suchen, selbst die tapfersten Männer fürchteten sich vor dem dumpfen Heulen, das manchmal aus dem
Moor drang.
Da ließ der Herzog am Rande des Sumpfes einen festen Turm erbauen und von weit und breit die
Knechte zusammenrufen. Vom sicheren Turme aus sollten sie das Ungeheuer bekämpfen, mit List oder
mit Gewalt. Dem Sieger versprach er die Freiheit, Land und reichen Lohn.
Einige mutige Knechte machten sich nun ans Werk. Sie banden einen fetten Stier an eine lange Kette,
an der ein Widerhaken befestigt war, und versteckten sich im Turm, von dessen kleinen Fenstern aus
sie die Gegend überschauen konnten. Das Brüllen des gefesselten Stieres hallte über den Sumpf und
lockte das Ungetüm hervor. Schon von weitem hörte man es kommen. Pfeilgeschwind schoss es daher,
mit seinen Flügeln peitschte es das Wasser, am Körper war es mit großen Schuppen bedeckt, im
schnaubenden Rachen drohten fruchtbare Zähne. Mit seinen Krallen stürzte sich das Untier auf den
zitternden Stier und begann ihn zu verschlingen.
Da aber blieb es am Widerhaken hängen und wie ein Fisch an der Angel schlug es mit dem riesigen
Schwanz um sich. Es war aber umsonst; je heftiger der Lindwurm an der Kette zerrte, desto tiefer grub
sich das Eisen in den Rachen. Er kam nicht mehr los, und die Knechte konnten ihn mit ihren eisernen
Keulen erschlagen.
Das ganze Land atmete auf, als es von seiner Plage befreit war, und die Leute siedelten sich in der Niederung an, wo der Herzog an Stelle des Turmes ein Schloss erbaute. Das Gestrüpp wurde ausgerottet,
der Sumpf trockengelegt und der Boden bebaut. Das war die älteste Ansiedlung im Klagenfurter
Becken.
Zum Andenken an diesen Kampf steht ein riesiger steinerner Lindwurm auf dem Neuen Platz in
Klagenfurt, und die Hauptstadt Kärntens zeigt heute noch in ihrem Stadtwappen den Turm mit dem
Sagentier.
13 adaptiertes Aufgabenbeispiel nach BIFIE (Hrsg.) (2011). Die Klagenfurter Lindwurmsage. Verfügbar unter https://www.bifie.at/node/314
[5.10.2012].
42 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Kreuze die richtigen Antworten an – es können auch zwei pro Satz sein.
1) Zur Zeit des Herzogs Karast
a) wohnten keine Menschen im Tal.
b) gab es dort, wo heute die Stadt Klagenfurt liegt, nur Wildnis.
c) hauste ein Ungeheuer in den Bergen.
2) In der Moorwildnis
a) waren oft Hirten unterwegs, um verschwundene Tiere zu suchen.
b) verschwanden immer wieder Weidetiere und Menschen.
c) waren Furcht erregende Geräusche zu hören.
3) Als der Herzog die Gegend von der Gefahr befreien lassen wollte,
a) ließ er viele Knechte zusammenrufen.
b) ließ er einen Turm in der Mitte des Sumpfes errichten.
c) versprach er dem Sieger die Hand seiner Tochter und sein Herzogtum.
4) Das vom Gebrüll des verängstigten Stiers angelockte Ungeheuer
a) hatte Flügel, furchtbare Zähne und Krallen.
b) hatte einen Schlangenleib und konnte Feuer speien.
c) konnte Gift verspritzen.
5) Die Knechte konnten den Lindwurm
a) mit einer Eisenspitze in den weichen Bauch stechen.
b) mit eisernen Keulen erschlagen.
c) mit der Kette an eine Angel hängen.
6) Die Hauptaussage der Sage besteht darin,
a) dass sie die Lebensgeschichte des Herzogs erzählt.
b) dass wir über Leben und Gefahren in vergangenen Zeiten informiert werden.
c) dass sie erzählt, warum die Stadt Klagenfurt einen Lindwurm in ihrem
Wappen hat.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 43
Lies die Geschichte und kreuze im Anschluss in der Tabelle an, ob die Aussagen richtig
oder falsch sind.
3.2.3.2. Der Jäger des verlorenen Schatzes14
Es ist schon dämmrig, als Franz Neururer am Abend des 5. Mai durch den Wald am Pillersattel streift,
einem der geschichtsträchtigsten Gebiete Tirols. Er ist auf der Suche nach einem Bronzebeil.
Der Wald ist dicht und wild. Moosbewachsene Felstrümmer zeugen von einem Felssturz. An einer
Stelle hat sich eine Felsplatte verkeilt und bildet ein vorspringendes Dach. Ein markanter Platz,
geschützt vor Regen oder Schnee.
Hier könnte es sich lohnen genauer zu schauen, denkt sich Neururer und schaut unter die Felsbrocken
und in Bodenspalten. Da sieht er ein Stück Metall aus dem Moos ragen. Er hebt einen Stein auf und
dann verschlägt ihm der Anblick den Atem: Hunderte Teile zerbrochener Sicheln, Beile, Schwerter
glänzen im Schein der Taschenlampe auf. „Zuerst konnte ich einige Augenblicke nicht fassen, was ich
sah. Ich wusste sofort, dass es sich um einen Fund aus der Bronzezeit handeln musste. Und plötzlich
hatte ich dieses Gefühl, für das ich immer wieder diese vielen Mühen und Strapazen auf mich nehme
- die Zeit löste sich auf und Jahrtausende spielten keine Rolle mehr. Ich nahm ein Bronzeschwert in
die Hand, das jemand vor 3500 Jahren dorthin gelegt hatte, und das seitdem niemand mehr berührt
hatte.” Der sonst so stille Franz Neururer ist ins Erzählen gekommen. Man merkt, dass es ihm ernst ist
mit der Behauptung, er lebe für die Geschichte.
„Dann habe ich das Schwert wieder zurückgelegt und alles so gelassen, wie ich es gefunden hatte”,
erzählt er weiter.
Die Experten des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck finden alles unangetastet. Stundenlang wird fotografiert und vermessen, bevor das erste Stück ehrfürchtig der Felsspalte
entnommen wird. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen: 380 Teile kommen zum Vorschein:
Bronzebeile, Schwerter, Sicheln, Schmuck. Alle Teile in bestem Zustand, manche glänzen fast wie
neu, andere sind von türkisgrüner Patina15 überzogen. Laut Wissenschaftler handelt es sich dabei um
die größte archäologische Sensation seit dem Fund von Ötzi!
Der 34-jährige Junggeselle wirkt ganz anders als Indiana Jones aus den Filmen, eher bescheiden und
still. Er lebt von einem kleinen Sägewerk, das er alleine betreibt. Obwohl man damit nicht reich
werden kann, wurde aus dem Archäologen aus Leidenschaft nie ein Schatzgräber, dem es um Gewinn
und Reichtum geht. Bei Franz wandern alle Funde sofort an die Universität und von dort gelangen sie
in die Museen. Die Liste der von ihm im Laufe der Jahre gefundenen oder entdeckten Dinge klingt
unglaublich. Sie geht von rätischen Schwertern, Schildern, Streitäxten und Schmuck bis zu römischen
Kultfiguren.
Wer könnte besser darüber Auskunft geben, was es mit den alten Sagen über verborgene Schätze auf
sich hat, als er. Nur Sonntagskinder könnten Schätze finden, heißt es, man dürfe bei der Bergung eines
Schatzes nicht sprechen und an bestimmten Tagen würde man das Schatzblühen sehen, ein seltsames
Leuchten an der Fundstelle. Franz weiß nicht, ob er ein Sonntagskind ist, gesprochen habe der
schweigsame Mann sicher nicht, und geleuchtet habe auch nichts. Er finde deshalb so viele Dinge,
weil er versucht, sich in die Menschen von damals hineinzuversetzen - wo könnten sie gelagert haben,
wo gewohnt, wo könnten sie geopfert haben? Franz ist kein Fantast, es geht ihm darum, mithelfen zu
können, Licht in unsere dunkle Vorgeschichte zu bringen. Das hat er auch bei seinen anderen Funden
bewiesen. Ein sensationeller Fund gelang ihm gemeinsam mit seinem Freund, dem Steinbildhauer
Kassian Erhart, am Gachen Blick in der Gemeinde Fließ. Sie entdeckten einen der größten Brandopferplätze der Alpen, 500 Meter entfernt von der Fundstelle des Bronzeschatzes. Der Opferplatz war von
der Bronzezeit bis in die Römerzeit hinein „in Betrieb”. Franz hat folgende Theorie: Am Brandopferplatz wurden den Göttern Tiere geopfert, aber auch Schmuck und Dinge aus dem Alltag - Sicheln,
14 Der Jäger des verlorenen Schatzes. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 18. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[2.10.2012].
15 Durch Alterung entstandener Belag
44 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Schwerter und Beile. Wie üblich wurden diese Gegenstände zerbrochen oder verbogen, um sie für die
Menschen wertlos zu machen. Über zweihundert Jahre stapelten sich die Opfergaben am Kultplatz, bis
man schließlich alles in ein großes Keramikgefäß gab und abseits in einer Felsspalte deponierte. Dort
ruhten die Weihegaben 3500 Jahre lang bis zum Mai dieses Jahres.
Die Bronzeteile werden nun restauriert. Nach Abschluss der Arbeiten wandert der gesamte Fund nach
Fließ. Da die Gemeinde Fließ Grundeigentümer der Fundstelle ist und bereits ein wunderschönes
Museum für Urgeschichte besitzt, freut man sich dort besonders. Man wird das Museum erweitern und
dem Finder Franz Neururer seine Hälfte ausbezahlen. Laut Gesetz gehört nämlich ein Schatz zur
Hälfte dem Grundeigentümer und zur anderen Hälfte dem Finder. Reich werden wird der Franz damit
nicht, obwohl der Fund für die Wissenschaft unbezahlbar ist.
Wir sitzen unter dem Felsdach. Die Fundstelle ist nun leer. Aber ringsum in den Klüften und moosüberwachsenen Spalten scheint es zu blinken und zu glitzern. Er würde auch in Zukunft durch die
dunklen Wälder am Pillersattel streifen, meint Franz, denn dieser Bronzeschatz sei vielleicht nur die
Spitze des Eisberges. Da könnte noch viel mehr zu finden sein, meint er. Im Dämmer der Felsnische
leuchten seine Augen vor Begeisterung. Es gibt es also doch, denke ich mir, das Schatzblühen.
Aus: S.Weger: Der Jäger des verlorenen Schatzes. In: JÖ, November/2001
richtig
falsch
Der Pillersattel ist eines der geschichtsträchtigsten Gebiete der
Steiermark.
Mitten im Garten unter einem Baum fand er zerbrochene Sicheln,
Beile und Schwerter.
Es handelte sich um einen Fund aus der Bronzezeit.
Experten des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
begutachteten den Fund.
Alle Teile waren in bestem Zustand, nur einige waren von rostfarbener Patina überzogen.
Es heißt, nur Sonntagskinder könnten Schätze finden.
Franz Neururer versucht, sich in die Menschen vergangener Zeiten
hineinzuversetzen.
Der Brandopferplatz am Gachen Blick ist einer der größten Österreichs.
Am Brandopferplatz wurden den Göttern Tiere, Schmuck und Dinge
aus dem Alltag geopfert.
Die Gemeinde Fließ besitzt bereits ein Museum für
Urgeschichte.
Laut Gesetz gehört der Schatz zur Hälfte dem Finder.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 45
3.2.3.3 Magellan, der Weltumsegler16
Lies den folgenden Text und beantworte im Anschluss die Fragen.
Die Weltumsegelung im Jahr 1519
Magellan gilt als erster Weltumsegler. Tatsächlich aber kehrte die Viktoria als einziges von fünf
Schiffen nach drei Jahren ohne ihn zurück. Was war geschehen?
Eigentlich wollten die damaligen Entdecker alle nur das eine - einen westlichen Seeweg zu den
reichen Ländern Ostasiens finden, denn in China, Indien und auf den Inselgruppen gab es Edelsteine
und Perlen, kostbare Seide und Damast und vor allem Gewürze. Dass Kolumbus dabei auf Amerika
stieß, war anfangs eher lästig. Der spanische König wollte daher eine sichere Umfahrungsroute um
den hinderlichen neuen Kontinent finden.
Fernando Magellan (eigentlich hieß er Fernao de Magalhaes) war Sohn einer verarmten Adelsfamilie.
Er wurde 1480 in Portugal geboren. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er Knappe am königlichen Hof
in Lissabon. Er bekam eine militärische Ausbildung und nahm schon bald an einer Fahrt zu den
Gewürzinseln teil. Als er aus dem portugiesischen Staatsdienst entlassen wurde, er hatte unerlaubten
Handel betrieben, wechselte er in den Dienst Spaniens und überredete Kaiser Karl V., ihm den Auftrag
zu geben, einen Seeweg um die damals noch unbekannte Südspitze Amerikas zu suchen. Am 10.
August 1519 begann die Reise in Sevilla. Die Flotte bestand aus fünf heruntergekommenen Schiffen:
der Trinidad, der San Antonio, der Concepcion, der Viktoria und der Santiago. Die Mannschaft bestand
aus 237 Mann. Sie hatten unter anderem 7 Tonnen Zwieback, 163 Liter Öl, 200 Fässer Sardinen und
2856 Stück getrockneten Fisch an Bord. Das Problem: es gab keine Möglichkeit der Kühlung. Man
musste die Lebensmittel pökeln oder trocknen. Dabei verlieren sie aber die lebenswichtigen Vitamine.
Noch bevor sie die südamerikanische Küste erreichten, kam es zu einer Meuterei.
Der erste Offizier wurde gefangen genommen und am 13. Dezember ging die Flotte in der Bucht von
Rio de Janeiro vor Anker. Leider erwies sich die Vermutung als falsch, der Rio de la Plata führe zur
ersehnten Meerenge. Magellan überwinterte in Patagonien, die Vorräte mussten rationiert werden. Es
kam erneut zu einer Meuterei. Die aufsässigen Kapitäne wurden hingerichtet oder an der Küste
ausgesetzt. Die Pechsträhne riss nicht ab - die Santiago erlitt Schiffbruch. Im Frühling ging die Suche
nach der Durchfahrt weiter. Voll Hoffnung fuhren sie in jede Bucht, in jede Flussmündung - erfolglos.
Die Entdeckung der später nach ihm benannten „Magellanstraße“ verdankten sie einem Zufall. Ein
furchtbarer Sturm hatte zwei Schiffe in einen Meereskanal getrieben. Die Matrosen hielten ihn für eine
Bucht, gelangten aber bald in eine zweite und eine dritte „Bucht” – die Durchfahrt war gefunden.
„Nun sanken alle in die Knie und dankten Gott und der heiligen Maria“, schrieb der Augenzeuge
Pigafetta in seinen Reiseaufzeichnungen. Und weiter berichtet er von der Durchfahrt: „Wir erblickten
des Nachts viele Feuer, die den Generalkapitän veranlassten, dem Land den Namen Feuerland zu
geben.“ Die wärmenden Feuer stammten von den Indianern dieser kalten Gegend.
Nach einem Monat stürmischer Durchfahrt erreichten sie endlich das große Meer. Magellan weinte vor
Freude. Kein Lüftchen regte sich. So gab ihm Magellan den Namen „Stiller Ozean”, „Mare Pacifico”
- zu Unrecht. Kann sich doch der „Pazifik” auch von seiner wilden Seite zeigen.
Die folgende Strecke von 5000 km über das offene Meer des westlichen Pazifik wurde für die Seeleute
zur Hölle. Die Vorräte waren zu Ende gegangen. Die Matrosen stritten sich um die letzten Ratten und
begannen Leder zu kauen. Männer starben an Skorbut. Endlich erreichten sie die Inselgruppe der
Marianen und konnten frische Vorräte aufnehmen. Als sie vor den Philippinen ankerten, waren noch
150 Seeleute am Leben. Als Magellan versuchte, die Insel Mactan für Spanien in Besitz zu nehmen,
kam es zu einem Aufstand der Inselbewohner. Magellan wurde von einem Speer durchbohrt und starb.
16 Magellan, der Weltumsegler. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 22. Verfügbar unter http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[2.10.2012].
46 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Nur eines der Schiffe, die Viktoria, erreichte von Rost und Fäulnis zerfressen am 6. September 1522
unter Kapitän Juan Sebastian Elcano und 17 weiteren Seeleuten den spanischen Heimathafen.
Sie sahen aus wie lebende Skelette, aber sie hatten als erste Menschen die Welt umrundet und waren
der lebende Beweis für die Kugelgestalt der Erde.
Noch heute erinnern die Meerenge nördlich des Kap Horn, die Magellanstraße, die Raumsonde Magellan und zwei Galaxien (die Magellanschen Wolken) an den mutigen Entdecker.
Weger, S.: Abenteuer&Entdecker: Ferdinand Magellan. In: JÖ, November/2005
a) Kreuze die zwei richtigen Antworten an.
Magellan wollte
a) im Auftrag des Königs eine sichere Umfahrungsroute um Amerika
entdecken.
b) einen westlichen Seeweg zu den reichen Ländern Ostasiens finden.
c) in China Edelsteine, Perlen, kostbare Seide, Damast und vor allem
Gewürze verkaufen.
d) Kolumbus nach Amerika nachreisen.
b)Stimmen die folgenden Feststellungen? Kreuze „richtig“ oder „falsch“ an.
richtig
falsch
Magellan wurde 1480 in Spanien geboren.
Magellan wurde nach dem Tod seiner Eltern Knappe am königlichen Hof in Lissabon.
Magellan gab dem Meer den Namen „Stiller Ozean“, „Mare
Pacifico“, weil es dort bei seiner Ankunft windstill war.
Als die Seefahrer vor den Philippinen ankerten, waren noch
1500 Seeleute am Leben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 47
c) Ergänze das fehlende Wort aus der Tabelle im Lückentext.
In China, Indien und auf den Inselgruppen gab es Edelsteine und Perlen, kostbare Seide und
Damast und vor allem___________________. Magellan bekam eine militärische
__________________ und nahm schon bald an einer Fahrt zu den Gewürzinseln teil. Im
Dienst Spaniens überredete er Kaiser Karl V., ihm den Auftrag zu geben, einen Seeweg um
die damals noch unbekannte ________________ Amerikas zu suchen. Die Reise begann
am _____________________ in Sevilla. Die Flotte bestand aus fünf
_______________________ Schiffen. Die Lebensmittel an Bord musste man pökeln oder
trocknen, dabei verloren sie aber die lebenswichtigen_________________________. Als die
Vorräte zu wenig wurden, kam es zu einer_______________________. Eines Nachts
erblickten die Männer viele Feuer, deshalb wurde das Land Feuerland genannt. Die wärmenden Feuer stammten von den ___________________ dieser kalten Gegend. Nur eines der
Schiffe, die Viktoria, _________________ am 6. September 1522 unter Kapitän Juan Sebastian Elcano mit 17 weiteren, abgemagerten Seeleuten den spanischen Heimathafen. Sie
hatten als erste Menschen die Welt umrundet und waren der lebende Beweis für die
________________________ der Erde.
Südspitze
Vitamine
Ausbildung
heruntergekommenen
Meuterei
Kugelgestalt
Gewürze
Indianern
10. August 1519
erreichte
d)Verbinde die zusammengehörigen Satzhälften.
1 Ein Speer durchbohrte Magellan,
A
weil er keine Perlen kaufen konnte.
2 Magellan wurde aus dem portugiesischen Staatsdienst entlassen,
B
da er die Nahrungsmittel an Bord nicht
kühlen konnte.
3 Der Entdecker hatte großes Pech,
C
worauf dieser starb.
4 Obwohl Magellan viel Essen an
Bord hatte, hatte er ein großes
Problem,
D
worauf er zurückschoss.
5
E
weil er verbotenen Handel betrieben hatte.
F
denn die Santiago erlitt Schiffbruch.
Suche nun einen Text in einem deiner Schulbücher und erstelle dazu Fragen nach
diesem Beispiel.
48 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
3.2.4 Geschlossene Fragen formulieren
3.2.4.1 Ein Frühstück auf Reisen
Lies den Text leise und stelle im Anschluss vier Fragen in verschiedenen geschlossenen
Fragenformaten, die sich aus dem Text beantworten lassen.
Ein Frühstück auf Reisen17
Warum Schinken, Eier, Semmeln und Kaffee oft mehrere tausend Kilometer unterwegs sind
Im Mittelalter gab’s zum
Frühstück Suppe oder Getreidebrei. Heute duftet frischer
Kaffee, dazu speist man
feinen Schinken, ein weiches
Ei, Orangensaft und Müsli.
Was man dabei oft vergisst:
Alle Produkte werden fast
ausschließlich auf der Straße
befördert und tragen so zu
Lärm und Abgasen bei. Für
jeden Österreicher werden pro
Jahr knapp 50 Tonnen Fracht
befördert – nur drei bis fünf
Tonnen davon sind für die
Grundversorgung bestimmt.
Obwohl wir in den vergangenen 30 Jahren nicht mehr
Lebensmittel verbraucht
haben, hat der Transport um
125 Prozent zugenommen.
Der Grund: Lebensmittel
machen immer weitere
Reisen, weil Lkw-Fahrten
billiger sind als große Lager.
Stammen die Frischprodukte
wie Milch, Butter oder
Schinken aus Österreich, hat
ein durchschnittliches Sonn-
tags-Frühstück 5180 Kilometer auf der Straße hinter sich.
Wählt man – oft günstigere
– Waren aus dem EU-Raum,
erhöht sich die Verkehrsbelastung auf 7230 Kilometer. Und
isst man dazu gesundheitsbewusst noch ein Müsli, sind
10.000 Kilometer schnell
erreicht.
Kaffee: Die Bohnen kommen
per Schiff aus Kolumbien.
1200 km sind es dann noch
im Schnitt von einem der
großen europäischen Häfen
über die Rösterei bis zum
Supermarkt. Die - österreichische - Milch reist 450 km,
der Zucker 60 km. Brot und
Semmel kommen meist aus
der Nähe (20 km) - außer man
greift zu Vollkornbrot aus
Deutschland, dann sind es
600 km. Heimischer Schinken und Käse haben durchschnittlich 250 Kilometer
Fahrt hinter sich. Bevorzugt
man spanischen RedondoSchinken, erhöht sich der
Transport auf der Straße auf
1800 km.
Emmentaler aus dem Allgäu
legt samt Verpackung knapp
900 km zurück, ehe er bei
Tisch schmeckt. Das Ei wird
aus 170 km angeliefert, Eier
von glücklichen Hühnern aus
Freilandhaltung reisen sogar
300 km. Paradox: Die Kartons für die Verpackung
kommen aus Wien in das
steirische Firmenlager, um
kurz darauf samt Eiern wieder
nach Wien zurückzureisen
- macht zusätzliche 200 km.
Das heimische Salz auf dem
Ei ist 350 Kilometer unterwegs, Meersalz aus Portugal
1200 km.
Orangensaft: Das Konzentrat aus brasilianischen
Orangen wird nach einer 1200
km mit dem Lkw bis zur
Abfüllanlage in Österreich
gebracht. Dazu kommen noch
1300 km, da die Tetrapacks
aus Holland geliefert werden.
Nach: Kurier, 19.Dezember 2004
17 Ein Frühstück auf Reisen. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHSAbteilung. Wien, 2007, Übung 24. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[7.10.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 49
a) Kreuze die richtige Antwort an.
b)Kreuze die richtige Antwort an.
richtig
falsch
c) Verbinde die zusammengehörenden Satzhälften.
1
2
3
4
5
A
B
C
D
E
F
G
d)Schreibe einen kurzen Lückentext mit 5 fehlenden Wörtern zu „Ein Frühstück auf
Reisen“. Schreibe die Lösungswörter in der falschen Reihenfolge unter den Text.
50 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4 Wechsel der Darstellungsform18
4.1 INFO
4.1.1 INFO für LehrerInnen
Ein vorgegebener Text wird von SchülerInnen in eine andere Darstellungsform gebracht.
18 Vgl.: Leisen, Josef: Wechsel der Darstellungsformen. Ein Unterrichtsprinzip für alle Fächer. In: Der Fremdsprachliche Unterricht Englisch 78, 2005,
S. 9-11. Verfügbar unter www.leisen.studienseminar-koblenz.de [13.04.2010].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 51
Einige Gründe sprechen für den Einsatz von wechselnden Darstellungsformen:
• Fachliche: Es muss eine den Sachverhalten angemessene Darstellung verwendet werden.
• Didaktische: Ein Sachverhalt wird in verschiedenen Formen der Darstellung leichter und
besser verstanden.
• Methodische: Ein Wechsel der Darstellungsformen ist motivierend.
• Lernpsychologische: Es werden mehrere Wahrnehmungskanäle benutzt und die verschiedenen Darstellungsformen sprechen die unterschiedlichen Lerntypen an.
• Pädagogische: Die Nutzung unterschiedlicher Darstellungsformen erlaubt eine innere
Differenzierung und lässt die arbeitsteilige Bearbeitung in Gruppen zu.
Durch die Umformung sind die SchülerInnen zu einem intensiven Dialog mit dem Text aufgefordert.
Der Lehrer/die Lehrerin kann eine Darstellungsform anbieten und eventuell die einzelnen
Arbeitsschritte mit der Klasse besprechen.
52 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.2 Mindmap
4.1.2.1 INFO für LehrerInnen
Eine Mindmap ist eine Methode, sich Notizen zu machen. Gedanken (Mind) werden in einer
Art Landkarte (Map) dargestellt. Die Gedanken sind nicht nur durch Text, sondern auch durch
eine besondere grafische Darstellungsweise veranschaulicht.
Um Informationen aus einem Text sinnvoll in einer Mindmap festzuhalten, müssen die SchülerInnen lernen, Texte zu erschließen. Dabei geht es nicht nur um ein rasches und selektives
Auffinden einzelner Informationen, sondern auch um das Verknüpfen der Inhalte, Zusammenhänge müssen erkannt und verstanden werden. Die SchülerInnen sollen lernen, einen
Text individuell zu bearbeiten und dabei textspezifisch ihre eigene Methodik zu entwickeln.
Diese Techniken sind auch später im Studium und Beruf sehr wichtig, wenn komplexe Aufgaben gelöst werden müssen.
Folgende Vorteile bietet eine Mindmap:
• Gedanken müssen nicht der Reihe nach notiert werden, sondern können jederzeit an den
passenden Hauptstrang angebunden werden. So lässt sich eine Mindmap jederzeit ergänzen und erweitern.
• Mindmaps lassen sich besonders gut auch in Partner- und Gruppenarbeit erstellen.
• Mindmaps können auch sehr einfach mit www.mindmeister.de oder www.xmind.net erstellt
werden.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 53
4.1.2.2 INFO für SchülerInnen
Stell dir die Mindmap wie einen Baum vor. Das Thema (der Hauptbegriff) bildet den
„Stamm“ des Baumes. Von diesem breiten sich in „Ästen“ und deren „Zweigen“ die Hauptgedanken (Schlüsselwörter) und die dazugehörenden Informationen aus.
Arbeite mit sogenannten „post-it“ Zetteln. Nachdem du einen Text gelesen hast, schreibst du
Schlüsselwörter, die du vorher in einem Text mit einem Textmarker markiert hast, auf diese
„post-it“ Zettel.
→→ 1. Schritt: Platziere das Thema in der Mitte eines unlinierten Papiers und ringle es ein.
→→ 2. Schritt: Entwirf die Hauptäste, indem du das Thema in Teilbereiche gliederst.
→→ 3. Schritt: Zeichne und beschrifte die Nebenäste, indem du diese an die Hauptäste anhängst.
→→ 4. Schritt: Wenn nötig, hängst du noch weitere Nebenäste an.
→→ 5. Schritt: Versieh deine Mindmap, wenn möglich, mit Zeichnungen.
Hier siehst du ein einfaches Beispiel:
54 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.3 Concept-Map
4.1.3.1 INFO für LehrerInnen
Mit Hilfe einer Concept-Map, auch Begriffsnetz genannt, kann Wissen auf überschaubare
Weise dargestellt werden. Es dient, ähnlich wie eine Mindmap, der kognitiven Zusammenfassung, geht aber über die Mindmap hinaus, indem sie auch das begriffliche Beziehungsgeflecht darstellt. Concept-Mapping hat den Vorteil, dass sich die SchülerInnen nicht mit der
Formulierung und grammatikalischen Richtigkeit von Sätzen abmühen müssen. Aufschlussreich ist auch, welchem Begriff der/die Lernende eine zentrale Rolle zugewiesen hat oder ob
Fachbegriffe oder eher Alltagsbegriffe verwendet wurden.
Die Concept-Mapping Strategie lässt sich im Unterricht vielseitig einsetzen:
• Man kann Vorwissen aktivieren.
• Sie ist ein hervorragendes Mittel zur Diagnostizierung des Vorwissens.
• Fertige Maps können zur Wiederholung und Vorbereitung für Prüfungen dienen.
• In gewissen Fachbereichen kann mit einer Concept-Map eine Vernetzung der zahlreichen
Aspekte eines Themas erreicht werden.
• Natürlich können Concept-Maps auch als Evaluationsinstrument eingesetzt werden.
• Die Entwicklung von Concept-Maps in Gruppenarbeit regt die Kommunikation und das
gemeinsame Nachdenken über Zusammenhänge an.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 55
4.1.3.2 INFO für SchülerInnen19
→→ Nimm ein unliniertes A3 Papier im Querformat.
→→ Arbeite wie bei einer Mindmap mit den „post-it“ Zetteln, auf
die du deine im Text gefundenen und markierten Schlüsselwörter schreibst.
→→ Ordne die Schlüsselwörter sinnvoll auf deinem Plakat an.
Welche Begriffe sollten in unmittelbarer Nachbarschaft
platziert werden? Ergänze die vorgegebenen Begriffe durch
eventuelle weitere wichtige Wörter aus dem Text. Ordne die
hinzugefügten Begriffe in die bestehende Begriffsanordnung
ein.
→→ Klebe deine „post-it“ Zettel auf das Plakat.
→→ Verbinde zusammengehörige Begriffe durch Pfeile und
beschrifte nun die Pfeile mit den passenden Worten (Verben, Adjektive).
Im folgenden Beispiel kannst du Schritt für Schritt verfolgen, wie man eine Concept-Map
anfertigt:
→→ Schritt 1: Ersten Textabschnitt lesen und markieren.
Wüsten sind überall auf der Erde verteilt. Ein Drittel des gesamten Festlandes besteht aus
Wüstengebieten. Dazu zählen neben Sandwüsten auch Salz- und Steinwüsten oder die
Eiswüsten an den Polarkreisen.
→→ Schritt 2: Concept-Map erstellen.
19 Vgl.: Leisen, Josef: Handbuch der Sprachförderung im Fach. Sprachsensibler Fachunterricht in der Praxis. - Bonn: Varus Verlag 2010, S. 83.
56 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
→→ Schritt 3: Zweiten Textabschnitt lesen und markieren.
Spricht man von Wüsten, so stellt man sich meistens nur eine vor, nämlich die Sahara.
Diese liegt in Afrika. Aber es gibt noch einige weitere, nämlich die Viktoriawüste in
Australien, die die zweitgrößte Wüste auf unserem Planeten darstellt. Das dritte große
Trockengebiet der Erde liegt in Mittelasien, die Gobi.
→→ Schritt 4: Concept-Map erweitern.
→→ Schritt 5: Dritten Textabschnitt lesen und markieren.
Wüstenkenner sagen, dass es in der Wüste tagsüber extrem heiß ist aber in der Nacht
sehr kalt wird. Am Tag kann es bis zu mehr als 70 Grad Celsius erreichen. Würde man
barfuß über den Sand laufen, verbrennt man sich die Fußsohlen. Sobald jedoch die Sonne
untergeht, entweicht die erwärmte Luft ungehindert in die oberen Luftschichten. Deshalb
kann es auch vorkommen, dass die Zelte der Nomaden am Morgen mit Reif bedeckt sind.
→→ Schritt 6: Concept-Map erweitern.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 57
→→ Schritt 7: Concept-Map fertig stellen.
→→ Schritt 8: Concept-Map noch einmal gedanklich ordnen und zusammenfügen.
58 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.4 Filmleiste20
4.1.4.1 INFO für LehrerInnen
Die Filmleiste scheint auf den ersten Blick eine sehr einfache Darstellungsform zu sein, lässt
sich aber methodisch in verschiedenen Schwierigkeitsgraden einsetzen:
• Die SchülerInnen erhalten die Filmleiste in der geordneten Form. Dazu werden passende
Textteile (eventuell auch Textanfänge) gegeben, die es zuzuordnen gilt.
• Die Bilder der Filmleiste und passende Textteile (auch Textanfänge) werden in ungeordneter Form ausgeteilt. Die SchülerInnen müssen zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge der Bild- und Textteile erstellen und diese dann einander zuordnen.
• Die Filmleiste wird in der geordneten Form vorgegeben. Die SchülerInnen beschreiben die
Bilder selbstständig, gegebenenfalls unter Beigabe einer Wortliste oder eines Wortfeldes.
• Die Bilder der Filmleiste werden in ungeordneter Form gegeben. Die SchülerInnen müssen
zunächst eine sachlogisch richtige Reihenfolge erstellen und anschließend beschreiben.
Der Umfang der Hilfen kann bei der Filmleiste auch folgendermaßen variiert werden:
• Man verzichtet auf die Angabe von Bezeichnungen und Fachbegriffen und lässt
diese von den SchülerInnen selbst ergänzen.
• Man lässt in der Filmleiste freie Filmfenster; die SchülerInnen sollen die Bilder
selbst einzeichnen.
• Die SchülerInnen sollen zu einer vorgegebenen Versuchsbeschreibung, zum
Beispiel aus dem Buch, eine Filmleiste erstellen.
20 Vgl.: Leisen, Josef: Unterricht Physik. Methoden-Werkzeuge. - CD-ROM. – Seelze: Friedrich Verlag, 2006.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 59
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4.1.4.2 INFO für SchülerInnen
Mithilfe der Filmleiste kannst du Bilder den Texten oder Texte den Bildern zuordnen. Du
kannst aber auch Lückentexte mit der Filmleiste kombinieren. Man kann mit dieser Darstellungsform auch sehr kreativ sein und Skizzen selbst zu den Texten entwerfen.
Hier ein Beispiel:
Bringe die Sätze in die richtige Reihenfolge und ordne den Bildern
die richtigen Sätze zu.
1) Wackelsteine sind der Rest von verwitterten Felsenburgen.
2) Vor Millionen Jahren herrschte im Granit- und Gneishochland
tropisches Klima. Durch die hohen Niederschlagsmengen kam
es zu Verwitterungsprozessen.
3) Durch weitere Verwitterungsprozesse wurden die Ablagerungen abtransportiert und die Felsblöcke freigesetzt.
4) Das zersetzte Gestein bildete eine mächtige Ablagerungsschicht, welche Granit- und Gneisfelsen bedeckte. Das ins
Erdreich eindringende Wasser formte die Felsen zu Blöcken,
wegen ihrer Form Wollsackblöcken genannt.
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4.1.5 Strukturdiagramm21
4.1.5.1 INFO für LehrerInnen
Das Strukturdiagramm ist eine abstrakte Darstellung eines Sachverhaltes. Wichtige Fachbegriffe werden in verzweigter Struktur so dargestellt, dass daraus seine Logik und innere
Struktur hervorgeht.
• Das Strukturdiagramm kann bei Beschreibungen von Geräten, Versuchen, Handlungen,
Abläufen und Prozessen eingesetzt werden.
• Es ist einsetzbar sowohl bei der Textanalyse als auch bei der Textproduktion und unterstützt das zusammenhängende Sprechen.
• SchülerInnen sind oft, unabhängig vom Sprachstand, mit dem Strukturieren von Beschreibungen überfordert. Sie neigen zur erzählenden Beschreibung (z. B. „und dann haben wir
... und dann ...“), wo eine funktionale Beschreibung des Sachverhaltes angemessen wäre
(z. B. „Der Aufbau gliedert sich in zwei Teile: ...“). Ein Strukturdiagramm leitet zum strukturorientierten Wahrnehmen an.
• Ein Strukturdiagramm bietet sich bei Beschreibungen von gegliederten Handlungen,
Prozessen und Strukturen an.
• Als sichtbare Gliederung (Tafel, Folie) erleichtert es längere mündliche Schülerbeiträge.
• Gegebenenfalls gibt man den SchülerInnen zusätzliche Formulierungshilfen, z. B. Blockdiagramme, Wortlisten, ...
• Soll das Strukturdiagramm zu einer Textproduktion führen, ist es ratsam, dass die SchülerInnen Vorarbeiten durchführen; z. B. Beschriftung der Pfeile mit Verben, Ergänzung von
Adjektiven. Durch wiederholtes Lesen sollen die SchülerInnen mit der Beschreibungsstruktur vertraut werden.
• Liegt ein geeigneter Text vor, so kann eine anspruchsvolle Aufgabe darin bestehen,
zum Text ein Strukturdiagramm zu entwerfen.
21 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. URL: http://www.studienseminar-koblenz.de/
medien/methodenwerkzeuge/18%20Strukturdiagramm.pdf [04.01.2012]
62 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.5.2 INFO für SchülerInnen
Strukturdiagramme helfen dir abstrakte Texte mit z.B. wichtigen Fachbegriffen in eine verzweigte Struktur zu bringen, sodass du den Sachverhalt besser verstehen kannst. Es bietet
sich besonders bei gegliederten Handlungen an, auch kannst du es sehr gut für mündliche
Darbietungen einsetzen.
Hier einige Varianten an Schaubildern:
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4.1.6 Kettenquiz22
4.1.6.1 INFO für LehrerInnen
• Das Kettenquiz wird als durchlaufendes Frage- und Antwortspiel mit allen SchülerInnen
durchgeführt. Die Fragen und Antworten auf den beiden Seiten der Kärtchen müssen
jeweils so zugeordnet sein, dass sich eine einzige Kette ergibt.
• Ein Schüler/eine Schülerin startet mit der ersten Frage. Der Schüler/die Schülerin, der/die
auf der Karte die passende Antwort hat, liest diese vor. Dann dreht diese(r) seine Karte um
und stellt die neue Frage, usw..
• Beim Erstellen des Kettenquiz müssen die Fragen und Antworten auf den Kärtchen so
gepaart werden, dass der Ring durchlaufend fortgeführt werden kann.
• Für den Anfangsunterricht müssen die Fragen und Antworten sprachlich einfach gehalten
werden.
• Die SchülerInnen können selber in Gruppenarbeit oder als Hausaufgabe zu einem behandelten Thema Quizkarten entwerfen, die vom/von der LehrerIn korrigiert und im Unterricht
eingesetzt werden.
• Als Vorbereitung oder zur weiteren Übung können Fragen und Antworten in zwei getrennten Listen gesammelt werden. Die Fragen werden durchnummeriert, die Antwortenliste ist
unsortiert und unnummeriert. Die SchülerInnen ordnen z. B. als Hausaufgabe Fragen und
Antworten einander zu.
• Es empfiehlt sich, die Kärtchen auf robusten Karton zu kopieren und gegebenenfalls zu
laminieren.
• Das Kettenquiz ist eine fachliche und sprachliche Übungsform, bei der sich der Lehrer/die
Lehrerin als Beobachter und Zuhörer zurückziehen kann.
• Das Kettenquiz dient als Aussprache- und Hörübung.
• Das Kettenquiz mit fachlichen Fragen aus dem Bereich des Allgemeinwissens eignet sich
auch für Vertretungsstunden.
• Die unbekannte Reihenfolge erhöht die Aufmerksamkeit.
22 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. URL: http://www.studienseminar-koblenz.de/
medien/wahlmodule_unterlagen/2004/135/Methodenwerkzeuge/30%20Kettenquiz.pdf [30.09.2012]
64 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.6.2 INFO für SchülerInnen23
23 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. URL: http://www.leisen.studienseminarkoblenz.de/uploads2/04%20Sprache%20im%20Fachunterricht%20-%20Bilingualer%20Fachunterricht/Methoden-Werkzeuge%20f%FCr%20
den%20handlungsorientierten%20Sachfachunterricht%20-%20Atelier%20Paris.pdf [07.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 65
4.1.7 Sprechblasen24
4.1.7.1 INFO für LehrerInnen
Durch Sprech- und Gedankenblasen werden wichtige fachsprachliche Formulierungen
und gedankliche Hintergründe einprägsam und attraktiv angeboten.
• Mit Sprechblasen kann ausgedrückt werden, was „zwischen den Zeilen“ gesagt oder
gedacht wird und was nicht in den Lehrbüchern steht.
• Sprechblasen dienen als Sprech- und Formulierungshilfen.
• Sprech- und Gedankenblasen sind gute Merk- und Erinnerungshilfen.
• Hilfreich sind kurze, verständliche und schlagwortartige Formulierungen, die der Schülersprache nahekommen.
• Ergänzungen, Erläuterungen und Zwischengedanken werden mit Sprechblasen festgehalten.
• Sprechblasen können bei der Tafelarbeit spontan eingesetzt werden. Besonders einprägsam wirken sie mit farbiger Kreide.
• Sprechblasen können von den SchülerInnen leicht selbst formuliert werden. Umgekehrt
können SchülerInnen auch Zeichnungen zu Sprechblasen entwerfen.
• Sprechblasen sind zur „Auflockerung“ längerer Gedankengänge und langer Lösungswege
geeignet.
24 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. URL.: http://www.studienseminar-koblenz.de/
medien/methodenwerkzeuge/3%20Sprechblasen.pdf [05.11.2012]
66 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.1.7.2. INFO für SchülerInnen
Sprechblasen werden als Zusatzmaterial zu Texten, Bildern, Formeln, usw. ergänzt. Du
darfst schreiben, was dir gerade zu dem Thema in den Sinn kommt und deine Formulierungen müssen nicht fachsprachlich sein.
Hier ein Beispiel aus der Physik, wo es um das Thema Reibung25 geht:
25 Vgl. Leisen, Josef: Lesekompetenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. Studienseminar Koblenz. URL:http://www.studienseminar-koblenz.de/
medien/methodenwerkzeuge/16%20Bildergeschichte.pdf [05.11.2012]
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4.2 Übungen
4.2.1 Mindmap
Asterix – der gallische Held26
Trage die wichtigsten Informationen über Asterix in die vorgegebene Lücken-Mindmap
ein. Erweitere die Mindmap durch weitere „Äste“ und „Zweige“!
26 Asterix – der gallische Held. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 20. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[01.10.2012].
68 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.2.2 Concept-Map
Bakterien
Bakterien sind die ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Sie existieren bereits seit ca. 3,5 Milliarden Jahren und bestehen aus nur einer Zelle, die alle Kriterien des Lebens, wie Stoffwechsel, Vermehrung, Wachstum, usw. erfüllt. Sie besiedeln alle Lebensräume unserer Erde, egal ob es feucht, trocken,
heiß oder kalt ist. Um ganz extremen Bedingungen auszuweichen, können sie auch Dauerstadien
bilden. Ein Bakterium besteht aus nur einer Zelle, die einen relativ einfachen Bau aufweist. Das
besondere Kennzeichen der Bakterien ist, dass die DNA nicht in einem Zellkern vorkommt, sondern
frei im Zellplasma liegt. Daneben kommt DNA auch in Ringform vor, den sogenannten Plasmiden, die
für die Gentechnik sehr wichtig sind. Die Formen der Bakterien können kugelig, spiralig, kommaförmig bis stäbchenförmig sein. Bakterien können sich als Parasiten, Symbionten und Fäulniserreger
ernähren. Als Parasiten befallen sie andere Lebewesen und ernähren sich von ihnen. Dies ist bei allen
Krankheitserregern aus dem Reich der Bakterien der Fall. Jedoch haben sie in der Natur eine sehr
wichtige Funktion, nämlich die der Destruenten. Als sogenannte Zersetzer spielen sie im Kreislauf der
Natur, gemeinsam mit den Pilzen, eine sehr wichtige Rolle. Diese Bakterien ernähren sich von den
Überresten toter Pflanzen, Tiere und Menschen. Sie zersetzen diese vollständig und geben so dem
Boden die Nährsalze wieder zurück. Auch in einem Zusammenleben zweier Organismen zum beiderseitigen Vorteil, Symbiose genannt, spielen Bakterien viele verschiedene Rollen. So leben in unserem
Darm Milliarden von Bakterien, die unverdauliche Bestandteile unserer Nahrung zerlegen und so für
uns nutzbar machen. Auch unsere Haut ist außen von Bakterien besiedelt, dem sogenannten Säureschutzmantel, die dafür Sorge tragen, dass sich schädliche Keime nicht zu stark ausbreiten können. Ein
Leben auf unserem Planeten ohne Bakterien ist somit nicht möglich.
Lies den Text und ergänze folgende Lücken-Concept-Map. Füge, wo du es kannst, noch
ein paar Äste hinzu.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 69
4.2.3 Filmleiste
Radnetzspinne27
Ordne die Sätze unterhalb der Filmleiste den richtigen Bildern zu:
27 Jaenicke, J., Schirl, K.: Erlebnis Natur 2, Lösungen. Wien: E. Dorner, 2006, S. 28.
70 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
1) Nun verstärkt sie diese Seilbrücke mit weiteren Fäden und lässt sich dann von der Mitte
aus an einem Faden herunter.
2) Von ihrem Sitzplatz aus „schießt“ die Kreuzspinne einen Spinnfaden in die Luft.
3) Sie verankert ihn und es entsteht eine Y-förmige Figur.
4) Im Mittelpunkt des künftigen Netzes legt sie enge Spiralen an, die Warte.
5) Das fertige Netz überwacht die Kreuzspinne von der Warte aus oder mithilfe eines Signalfadens von einem nahe gelegenen Versteck.
6) Danach errichtet sie von innen nach außen die Hilfsspirale und von außen nach innen die
Fangspirale.
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4.2.4 Kettenquiz
Aggregatzustände
Suche in deinem Physikbuch Wissenswertes über Aggregatzustände. Erstelle
gemeinsam mit deinen PartnerInnen Fragen und Antworten.
Ergänze in diesem Beispiel die fehlenden Fragen und Antworten.
1
Wie bezeichnet man den Übergang eines
Stoffes vom gasförmigen in den flüssigen
Zustand?
2
3
Wie nennt man den Übergang eines Körpers
vom flüssigen in den gasförmigen Zustand?
4
Wie nennt man den Übergang eines Körpers
vom gasförmigen in den festen Zustand?
5
Wie nennt man den Übergang eines Körpers
vom flüssigen in den festen Zustand?
6
Wie nennt man den Übergang eines Körpers
vom festen in den gasförmigen Zustand?
1
100 °C
2
Kondensieren.
3
Schmelzen
4
Verdampfen
5
6
Erstarren
7
Sublimation/sublimieren.
8
In welchem Aggregatzustand bewegen sich
die Teilchen (Moleküle, Atome) am schnellsten?
9
10
Nenne die Siedetemperatur von Wasser.
8
Im festen Aggregatzustand
9
Im gasförmigen Aggregatzustand.
10
0°C.
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4.2.5 Strukturdiagramm
Schnecken und Ringelwürmer
Schnecken und Ringelwürmer gehören zu den wirbellosen Tieren. Als Beispiele dienen oft die Weinbergschnecke und der Regenwurm. Schnecken besitzen einen wirbellosen, weichen Körper, sie
gehören zum Stamm der Weichtiere. Ringelwürmer besitzen ebenfalls einen weichen Körper, zählen
aber zum Stamm der Gliedertiere, weil ihr Körper in viele fast gleichartige Abschnitte unterteilt ist. Sie
besitzen kein sogenanntes Außenskelett. Der Körper der Schnecken ist hingegen in Kopf, Fuß und
Eingeweidesack gegliedert. Als sogenannten Außenpanzer besitzen viele Schnecken ein kalkhaltiges,
gewundenes Gehäuse, in das sie sich bei Gefahr zurückziehen können. Viele Schnecken sind Zwitter,
das heißt sie besitzen weibliche und männliche Geschlechtszellen. Zur Begattung legen sich zwei
Schnecken dicht aneinander und tauschen ihre Samenflüssigkeiten aus. Die befruchteten Eier werden
in die Erde abgelegt und nach kurzer Zeit schlüpfen kleine, fertige Schnecken. Auch die Ringelwürmer
sind oft zwittrige Wesen. Zur Paarung legen sich zwei Würmer in entgegengesetzter Richtung eng
aneinander und tauschen ihre Spermien aus. Beide Geschlechtsprodukte, nämlich Eizellen und Samenzellen werden in eine Schleimtasche abgegeben und nach einigen Wochen reifen auch hier fertige
kleine Würmer heran. Eine Besonderheit der Regenwürmer ist, dass sie verlorengegangene Körperteile
ersetzen können und zwar nur das Vorderende. Regenwürmer sind sehr hilfreich für die Natur, weil sie
einerseits den Boden auflockern und sich andererseits von abgestorbenem Pflanzenmaterial ernähren
und deshalb wertvollen Wurmhumus ausscheiden, der die Nährstoffe für die Pflanzen enthält.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 73
Ordne und ergänze die folgenden Eigenschaften von Schnecken und Ringelwürmern im
Strukturdiagramm:
74 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.2.6 Sprechblasen
4.2.6.1 Schneesterne28
28 Schneesterne. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien, AHS-Abteilung. Wien,
2007, Übung 25. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf [19.9.2012].
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 75
Formuliere diesen Text mithilfe von Sprechblasen so um, dass zwei Schneesterne
miteinander sprechen. Du kannst dich auch vom Originaltext lösen und z.B. schreiben,
was sich die beiden Schneesterne denken oder welche Probleme sie haben.
76 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
4.2.6.2 Hebelgesetz – Wann herrscht an einem Hebel Gleichgewicht?
Maus und Bär sitzen auf einer Wippe und wollen gleichberechtigt schaukeln.
Informiere dich in deinem Physikbuch über das Hebelgesetz. Ordne folgende Sätze Maus
und Bär richtig zu und markiere sie in zwei verschiedenen Farben. Füge die Sätze dann
in Sprechblasen ein.
Setz dich doch weiter nach vorne!
Du musst weiter nach hinten rutschen!
Soll ich runtersteigen und dich hochdrücken?
Ich muss weiter in die Mitte?
Ja und ich bleibe jetzt hier sitzen!
Du gehst weiter vor und ich rutsche weiter nach hinten!
Ok, ich muss weiter vorne sitzen, weil ich schwerer bin!
Warte, ich steige runter und drücke mit meiner Pfote auf die Wippe. Setz dich aber ganz weit
nach vorne!
Glaubst du es ist richtig, wenn ich so weit am Rand sitze? Hoffentlich falle ich nicht hinunter!
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5 Text mit Bild lesen
5.1 INFO
5.1.1 INFO für LehrerInnen
Mit dieser Lesestrategie werden verschiedene Sinne angesprochen und dadurch die
Vorstellungskraft der SchülerInnen je nach Lerntyp aktiviert.
Methodisch gibt es mehrere Möglichkeiten: Bild und Textaussage können einander zugeordnet werden oder miteinander verglichen werden. Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden.
Es gibt folgende Formen bildlicher Darstellungen:
Foto
Durch Fotos werden Texte anschaulicher für SchülerInnen. Bilder sollen einerseits zum
Lesen des Textes anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...),
haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu, das im Text
behandelte Thema zu konkretisieren, einen der Schülerin/dem Schüler unbekannten Sachverhalt klarer darzustellen.
Fotos im Text haben verschiedene Aufgaben:
• Fotos zum Problematisieren von Sachverhalten
z.B. Klimawandel – Gletscherrückgang
• Fotos zum Aufzeigen von Sachstrukturen
z.B. Puppenstadium eines Schmetterlings, Luftaufnahme einer orientalischen Stadt
• Fotos als Aufforderung zum Beschäftigen mit einem personenbezogenen Thema
z.B. Näherinnen in einer chinesischen Textilfabrik, Bergbauer bei der Arbeit
• Fotos zur Anwendung von neu vermitteltem Wissen
z.B. Bild eines alpinen Trogtals.
Schematische Darstellung
Um Sachinformationen einprägsamer zu vermitteln, werden oft schematische Darstellungen
beigefügt.
Man unterscheidet zwischen schematischen Skizzen und schematischen Bildfolgen.
Bei Skizzen werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet, Unwichtiges
wird weggelassen.
z.B. Aufbau einer Oase, Wirkungsweise einer Sicherung
Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in eine Folge von Bildern, die einen bestimmten
Zusammenhang gliedert. Diese Bildfolge ist in sich geschlossen und hat eine bestimmte
Reihenfolge. Z.B. Entwicklungsstadien eines Schmetterlings, Funktionsweise eines Ottomotors, Tagesablauf in den Tropen.
78 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Karten
Landkarten werden in Sachtexten zur topographischen Einordnung von Ortsangaben verwendet.
Bei Beschreibungen von Wanderrouten wird ein Ausschnitt einer genauen Landkarte (in
großem Maßstab) beigefügt.
Geht es um die überblicksmäßige Einordnung einer Ortsangabe (z.B. Landschaften,
Städte,...), so werden Karten oft schematisiert. Dabei werden in die Karte nur die für das
Textverständnis wichtigen topographischen Begriffe eingetragen.
Grafiken
In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet.
Es gibt drei Darstellungsarten:
• Kurvendiagramm
• Säulen-/Balkendiagramm
• Kreisdiagramm
Diese werden in Kapitel 7 genauer behandelt.
Karikaturen, Comics
Eine Karikatur ist ein humoristisches oder satirisch überzeichnetes Bild, das bestimmte
charakteristische Merkmale betont.
Comics dagegen sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung einen Sachverhalt wiedergeben.
Mit Karikaturen oder Comics in einem Sachtext soll einerseits auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht und andererseits zum Nachdenken angeregt werden.
Das beigefügte Übungsmaterial beinhaltet meist verschiedene Formen bildlicher Darstellungen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 79
5.1.2 INFO für SchülerInnen
Du weißt sicher, dass in einen Text oft Bilder eingefügt sind. Durch das Bild soll deine Neugier auf den Inhalt des Textes geweckt werden.
Der Begriff „Bild“ muss allerdings umfassend gesehen werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, was man unter dem Begriff „Bild“ versteht. Du musst sie auch unterschiedlich
betrachten.
Fotos
Mit Fotos werden Texte anschaulicher. Bilder sollen einerseits zum Lesen des Textes anregen (wie etwa in Tageszeitungen, Zeitschriften, Internetartikeln,...). Sie haben also motivierenden Charakter; andererseits dienen Bilder auch dazu, einen unbekannten Sachverhalt
klarer darzustellen.
Stelle dir folgende Fragen:
• Was siehst du im Vordergrund des Fotos, was im Hintergrund?
• Was befindet sich in der Bildmitte?
• Welche Landschaft (…) ist dargestellt?
• Sind Personen abgebildet? Welchen Bezug haben sie zum Gesamtbild?
• Wird im Text auf das Bild eingegangen?
• Hilft dir das Foto beim Verstehen des Inhalts des Textes?
(…)
Grafiken
In Grafiken werden statistische Daten visuell aufbereitet.
Es gibt drei Darstellungsarten:
Liniendiagramm
Säulen-/Balkendiagramm
Kreisdiagramm
Die Bearbeitung von Grafiken wird in einem eigenen Kapitel behandelt.
Stelle dir folgende Fragen:
• Um welche Art von Grafik handelt es sich?
• Was wird dargestellt?
• Wo liegen der höchste und der niedrigste Wert?
• Was sagen diese beiden Werte aus?
• Wird durch die Grafik die Aussage im Text klarer?
(...)
80 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Schematische Darstellung
Um sachliche Informationen deutlicher zu vermitteln, werden einem Text oft schematische
Darstellungen beigefügt. Es gibt folgende Arten dieser Darstellungsform:
Skizzen: Dabei werden in einem Bild nur die wesentlichen Elemente gezeichnet,
Unwichtiges wird weggelassen.
Bildfolgen zerlegen einen Sachverhalt in einzelne Bilder.
Stelle dir folgende Fragen:
• Welche Situation stellt die Skizze/Bildfolge dar?
• Ist die Skizze/Bildfolge farblich gestaltet? Haben die Farben eine besondere Bedeutung?
• Sind Personen gezeichnet?
• Sind diese für den Inhalt der Skizze/Bildfolge wichtig?
• Welche Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Bildern der Bildfolge?
• Wird im Text auf die Skizze/Bildfolge eingegangen?
• Werden Fachworte aus dem Text durch die Skizze/Bildfolge verständlicher?
Karikaturen, Comics
Eine Karikatur ist ein gezeichnetes Bild, das bestimmte charakteristische Merkmale (vor
allem von Personen) überbetont.
Comics sind eine Abfolge mehrerer Bilder, die in einfacher Darstellung den zeitlichen Verlauf
eines Sachverhalts wiedergeben.
Stelle dir folgende Fragen:
• Was siehst du auf der Karikatur/dem Comic?
• Welche Situation ist in der Karikatur/im Comic dargestellt?
• Ist die Karikatur/der Comic farblich gestaltet? Haben die Farben eine Bedeutung?
• Was sagt die Karikatur/der Comic aus?
• Sind versteckte Aussagen in der Karikatur/dem Comic enthalten?
• Soll mit der Karikatur/dem Comic etwas bewirkt werden?
• Für welchen Betrachter ist die Karikatur/der Comic gezeichnet?
• Wird im Text auf die Karikatur/den Comic Bezug genommen?
• Verstärkt die Karikatur/der Comic die Aussage des Textes?
(...)
Karten
Ist dem Text eine Karte beigefügt, geht es meist um die überblicksmäßige Einordnung einer
Ortsangabe (z.B. Landschaften, Städte,...). Dabei werden Karten oft stark vereinfacht,
Unwichtiges wird weggelassen.
Stelle dir folgende Fragen:
• Welcher Ausschnitt der Weltkarte wird dargestellt?
• Gibt es Linien (Grenzen, Flussläufe, Küstenlinien,...), die dir bekannt vorkommen?
• Sind Ortsangaben aus dem Text eingetragen?
• Ist der Kartenausschnitt farblich gestaltet?
• Hilft dir beim Bearbeiten von Text und Karte die farbliche Gestaltung?
(...)
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 81
5.2 Übungen
5.2.1 Legoland29
Lies den Text genau und bearbeite danach die Arbeitsaufgaben.
Die von Kindern in aller Welt geliebten LEGO-Steine wurden im Jahre 1932 vom dänischen Tischler
Ole Kirk Christensen in Billund erfunden. Er stellte sie damals aus Holz her. Erst 1947 nahm er auch
Spielzeugsteine aus Kunststoff in sein Programm auf. Etwa um 1965 entwickelte sein Sohn dafür ein
Stecksystem – die LEGO - Idee war geboren.
Mit diesem „Spielzeug des Jahrhunderts“ wuchs die einstige Holzwerkstatt zum weltweit tätigen
Spielwarenkonzern mit Fabriken in der ganzen Welt. Die Zentrale und die Entwicklungsabteilung
blieben aber in Billund.
1968 wurde das erste Legoland in Billund auf 3,8 ha Fläche eröffnet. Der Besucheransturm war schon
zu Beginn sehr groß; heute besuchen mehr als 1,5 Mill. Gäste pro Saison den Park. Anfangs war die
Miniaturwelt aus Legosteinen die wichtigste Attraktion des Parks. Heute ist das Legoland in Billund in
acht verschiedene Themenwelten aufgeteilt: Duplo Land, Imagination Zone, Legoredo Town, Adventure Land, Miniland, Pirate Land, Knights’ Kingdom und Lego City.
Legoland Themenparks gibt es heute auch in Deutschland, Großbritannien und Kalifornien. Ende 2012
eröffnet der neueste Legolandpark in Malaysia.
1) Markiere im Text die Jahreszahlen und schreibe diese und das Ereignis im Anschluss
in die Tabelle.
Jahr
Ereignis
29 Text und Fotos: Ingrid Fertl
82 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2) Welche Themenwelten gibt es in Legoland?
3) Versuche nun den Bildern 1 bis 4 jeweils eine Themenwelt zuzuordnen.
Bild 1: Bild 2: Bild 3: Bild 4: Bild1
Bild 3
Bild 2
Bild 4
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 83
4) Wähle nun ein Bild aus und beschreibe, was du siehst.
5) Du kennst sicher Legosteine. Erkläre, wie das Stecksystem der Legosteine
funktioniert. Wie halten die Steine zusammen? Du kannst auch eine Zeichnung
anfertigen, die du beschriftest.
84 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.2 Ernährungspyramide30
Betrachte die Grafik genau und bearbeite danach die Arbeitsaufgaben.
Eine Ernährungspyramide ist eine zeichnerische Darstellung für eine Ernährungsempfehlung. Dabei wird die optimale Ernährung veranschaulicht.
Alle Nahrungsmittel sind erlaubt; es kommt nur auf die Menge an, die man isst. Die Lebensmittel im unteren Teil des Dreiecks bilden die Basis unserer Ernährung; die Nahrungsmittel
an der Spitze sollen maßvoll genossen werden.
30 Bild: http://sv.wikipedia.org/wiki/Fil:Ern%C3%A4hrungs_Pyramide.jpg [dl 1.11.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 85
Fachleute geben folgende Ernährungstipps:
• Täglich mindestens 1,5 Liter Wasser und alkoholfreie bzw. energiearme Getränke.
• Täglich 3 Portionen Gemüse oder Hülsenfrüchte und 2 Portionen Obst.
• Täglich 4 Portionen Getreide, Brot, Nudeln, Reis - vorzugsweise Vollkorn.- oder Erdäpfel
• Täglich 3 Portionen fettarme Milch und Milchprodukte.
• Pro Woche 1 - 2 Portionen Fisch.
Pro Woche maximal 3 Portionen fettarmes Fleisch oder fettarme Wurst.
Pro Woche maximal 3 Eier.
• Täglich 1 - 2 Esslöffel pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen.
Streich-, Back- und Bratfette und fettreiche Milchprodukte sparsam.
• Fett-, zucker- und salzreiche Lebensmittel und energiereiche Getränke selten.
Zusätzlich zu diesen Ernährungsempfehlungen sollte man regelmäßig mindestens 2 -3 Mal
pro Woche Sport betreiben.
1) Kreuze bei den folgenden Fragen die richtige Antwort an.
a) ) Welche Nahrungsmittel solltest du mehrmals täglich essen?
□□ Leberkässemmel
□□ Kornspitz
□□ Eiaufstrich
□□ Gummibärli
b) Täglich solltest du mindestens 1,5 l trinken, und zwar
□□ Himbeerlimonade
□□ Energy Drink
□□ Mineralwasser
□□ Kakao
c) Warum stehen tierische Fette und Süßigkeiten bei der Ernährungspyramide ganz oben?
□□ Weil sie für die Ernährung ganz wichtig sind.
□□ Weil sie nur mäßig genossen werden sollen.
□□ Weil sie „groß und stark“ machen.
□□ Weil Schokolade glücklich macht.
□□ Weil ich es am liebsten habe.
86 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
d) Du solltest täglich 1 – 2 Esslöffel pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen zu dir nehmen.
Welches Produkt gehört nicht dazu?
□□ Leinsamen
□□ Kürbiskernöl
□□ Butter
□□ Kokosfett
e) Welches Nahrungsmittel gibt dir vor einer Schularbeit viel Energie?
□□ Eine Tüte Erdbeereis
□□ Eine Schnitzelsemmel
□□ Eine Banane
□□ Ein Schokomuffin.
f) Obst und Gemüse sollen täglich gegessen werden, da
□□ sie kein Fett enthalten.
□□ sie gut schmecken.
□□ sie sonst verderben.
□□ sie vitaminreich und daher gesund sind.
2) a) Stelle deinen persönlichen Ernährungsplan auf, in dem du für einen Tag eine
Tabelle in folgender Art anlegst. (Getränke nicht vergessen!)
Zeit
6.30 Uhr
...
Lebensmittel
Müsli + Kakao
...
b) Markiere nun in deiner Liste alle Produkte, die Getreide enthalten, rot , Getränke blau
und Süßigkeiten und tierische Fette grün.
Nun kannst du genau feststellen, welche Produkte du oft und in größeren Mengen zu dir
nimmst.
c) Stelle nun deinen eigenen idealen Ernährungsplan auf, indem du die
Ernährungspyramide zu Hilfe nimmst.
3) Schreibe auf, wie ein „gesundes“ Frühstück aussehen sollte.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 87
5.2.3 Schwingungen31
Lies den Text genau und bearbeite danach die Arbeitsaufgaben.
Vorgänge in der Natur und in der Technik, die in regelmäßigen Abständen auftreten, sind
sehr häufig.
Sie sind vertraute Erscheinungen in deinem Alltag: der Baum schwingt im Wind; der Wechsel
von Tag und Nacht; wenn du schon einmal am Meer warst, kennst du sicher auch Ebbe und
Flut; der Schall; …
Laura Kraft steht in der Abbildung auf einem Pendel.
1) Schreibe auf, woran du erkennst, dass Laura schwingt.
2) Laura Kraft schwingt gerade mit einer Uhr in der Hand. Erkläre, was das schwingende
Pendel mit einer Uhr oder der Zeitmessung zu tun hat.
3) Nenne einen Unterschied zwischen dem Auftreten des täglichen Sonnenaufgangs und
den 8 Uhr-Nachrichten im Radio.
4) Schreibe auf, welche immer wiederkehrenden (periodischen) Vorgänge du noch
kennst.
31 Bild: Ursula Matzner; Text: Ingrid Fertl
88 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.4 Flächenpuzzle32
Lies den Text zu jeder Zeichnung genau und bearbeite danach die Arbeitsaufgaben.
Die Flächenpuzzles bestehen jeweils aus vier Teilen: einem Rechteck, einem Quadrat, einem
Parallelogramm und einem rechtwinkeligen Dreieck.
Das Dreieck liegt so rechts vom Rechteck,
dass die Hypotenuse nach rechts oben geht.
Das Quadrat liegt über dem Rechteck, das
Paralleogramm darunter.
Das Parallelogramm befindet sich unterhalb
des Rechtecks, das Quadrat oberhalb davon.
Die Hypotenuse des Dreiecks, das rechts
neben dem Rechteck liegt, zeigt nach links
oben.
Links unterhalb des Rechtecks liegt das Quadrat. Das Dreieck befindet sich rechts neben
dem Rechteck, darüber ist das Parallelogramm.
Parallelogramm und Dreieck sind oberhalb des
Rechtecks angeordnet.
Das Quadrat liegt links neben dem Rechteck.
1) Verbinde die Zeichnungen mit den zugehörigen Beschreibungen. Achtung: Eine
Zeichnung bleibt übrig!
32 Text und Zeichnungen: Ingrid Fertl
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 89
2) Beschreibe die Zeichnung, die übrig geblieben ist.
3) Betrachte nun das Rechteck und Quadrat genau. Was fällt dir auf?
4) Gibt es einen Zusammenhang zwischen Quadrat und Dreieck?
5) Aus welchen Figuren ist das Parallelogramm zusammengesetzt? Beschreibe genau.
6) Erkläre, welcher Zusammenhang zwischen den Flächeninhalten der Teile des Puzzles
besteht.
7) Vergleiche die Umfänge jedes Puzzles und schreibe dein Ergebnis auf.
90 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5.2.5. GPS – Was ist wo?33
Lies den Text genau und bearbeite danach die Arbeitsaufgaben.
Mit Hilfe eines kleinen Gerätes, eines GPS-Empfängers, kann man überall auf der Erde seine Position
bestimmen. Dabei ist ist es gleichgültig, ob man sich im freien Gelände, in einer Stadt oder auf hoher
See befindet. Die Genauigkeit ist seit den Anfängen immer besser geworden. Anfangs war es ein Gerät
des Militärs, das dann auch den Einsatz für zivile Anwendungen erlaubte. Derzeit arbeitet die EU
daran, ein eigenes Satellitennetz aufzubauen, um die Genauigkeit zu steigern.
Um diese Genauigkeit zu erhalten, sind Kenntnisse der Gestalt der Erde, Gesetze der Raumfahrt und
mathematische Kenntnisse notwendig.
In der nebenstehenden Abbildung siehst du
eine einfache mathematisch-geographische
Darstellung der Erde. Die West-Ost-Richtung
wird als geographische Länge, die NordSüd-Richtung als geographische Breite
bezeichnet. In ein GPS-Gerät gibst du die
Koordinaten ein, und das Gerät zeigt die
deine Postion in einer Landkarte. Damit das
so einfach geht, müssen Satelliten die Erde
umkreisen. Sie kreisen in etwa 36 000 km
Höhe um die Erde, und „sehen“ daher nur
einen kleinen Teil der Erdoberfläche.
1) Fülle mit Hilfe der Abbildung den Lückentext aus.
Die Gestalt der Erde ist ___________________ ähnlich. Der __________________ teilt die
Erde in eine Nord- und in eine Süd _____________________________. Parallel zu ihm
verlaufen die ______________________________________. Der längste Breitenkreis ist
der ____________________________________ . Die ______________________________
verbinden den Nordpol mit dem Südpol. Jener von Greenwich wird als
_______________________________ bezeichnet. Die Entfernung eines Ortes vom Äquator
ist seine ________________ . Die Entfernung vom Nullmeridian wird seine geographische
_____________ genannt.
33
Text und Bild: Ingrid Fertl
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 91
2) Suche auf dem Atlas, wo der Punkt mit 0° Breite und 0° Länge liegt. Trage das
Ergebnis ein. 3) Suche im Atlas vier europäische Hauptstädte, für die folgende Angaben zutreffen.
40° n.B.:
50° n.B.: 10° ö.L.: 10° w.L.: (Erklärung: n.B. = nördliche Breite; ö.L. = östliche Länge; w.L.= westliche Länge)
4) GPS ist eine Abkürzung. Wofür steht GPS?
G P S Erkläre den Begriff mit eigenen Worten.
5) In Europa hat die EU ein eigenes Satellitensystem mit dem Namen GALILEO
entwickelt. Erkläre, warum beim Projekt GALILEO bis zu 24 Satelliten um die Erde
kreisen.
92 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6 Tabellen und Grafiken lesen und verbalisieren
6.1 INFO
6.1.1 INFO für LehrerInnen
6.1.1.1 Tabellen und Grafiken lesen
Ziel dieser Lesestrategie ist es, gezielt Informationen aus einer Tabelle oder einer Grafik zu
entnehmen.
In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt, daher sind Tabellen oft unüberschaubar und schwierig zu lesen. Trotzdem muss aus langen Zahlenreihen das Wesentliche
herausgelesen werden können, und die Daten müssen miteinander verglichen werden.
Tabellen lesen und interpretieren34
1. Schritt: Lesen und Klären
1 Titel
• Worum geht es bei der Statistik?
• Welche Frage(n) soll(en) beantwortet werden?
2, 3 Vorspalte, Kopfspalte
• Welche Informationen sind erfasst?
• Um welche Zahlenarten geht es? (Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozentzahlen/Indexwerte/....)
• Erscheint die Aufteilung in Bezug auf die Thematik (siehe1!) sinnvoll?
4 Quelle und Erläuterungen
• Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben?
• Welche Besonderheiten werden angemerkt?
5 Hauptteil
• Was sagt eine einzelne Zahl konkret?
• Formuliere (schriftlich) ein oder mehrere Beispiele, in denen die Zahlen in Zusammenhang
mit den Informationen aus der Kopfzeile und der Vorspalte in einem sinnvollen Satz dargestellt werden.
6 Abschluss
• Bleiben Fragen zur Darstellung offen? Welche?
• Sind offensichtliche Fehler in der Tabelle zu vermerken?
34 Vgl.: Gärtner, S.:Statistiken lesen und interpretieren. In: http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm [5.10.2011]
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2. Schritt: Darstellen
Die unter Schritt 1 erarbeiteten Ergebnisse werden mündlich (schriftlich) in ganzen Sätzen
ausformuliert dargestellt.
3. Schritt: Interpretieren
Beim Interpretieren einer Statistik geht es darum, die über die Einzelinformationen (Zahlen)
hinausgehenden Informationen zu erkennen und darzustellen. Dabei kann die Klärung der
folgenden Leitfragen behilflich sein:
• Welche Aussagen lassen sich in Bezug auf die zugrundeliegende Frage (s. 1. Schritt!) aus
der Tabelle ableiten?
• Wird eine Entwicklung deutlich?
• Gibt es markante Werte?
• Gibt es Regelmäßigkeiten / Unregelmäßigkeiten?
• Gibt es Zusammenhänge / Unterschiede zwischen den dargestellten Werten verschiedener
Zeilen/Spalten?
• Erscheinen die Informationen plausibel (d.h. werden sie erwartet, sind sie mit der eigenen
Vorerfahrung übereinstimmend) oder gibt es einander widersprechende Informationen?
• Können Besonderheiten mit Informationen außerhalb der Statistik erklärt werden?
• Welche Zusatzinformationen wären erforderlich, um Aussagen präziser treffen zu können?
• Welche Gesamtaussage kann gefolgert werden?
Grafiken lesen
Zum besseren Verständnis wird statistisches Datenmaterial in eine grafische Darstellung
umgewandelt. Durch die farbliche Gestaltung der Grafiken können die Daten ansprechend
verdeutlicht werden.
Es gibt drei Darstellungsarten:
• Liniendiagramm: gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder.
Beim Lesen der Grafik muss zuerst festgestellt werden, was auf der waagrechten und
senkrechten Achse dargestellt wird und welche Einheiten verwendet werden.
Danach markiert man einzelne Werte der Kurve und ordnet ihnen die Werte der beiden
Achsen zu.
• Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm) = Histogramm: stellt meist Häufigkeiten von
Merkmalen dar, die sich dann gut vergleichen lassen und Unterschiede deutlich machen.
Hier muss zuerst festgestellt werden, was die Säulenlänge aussagt.
• Kreisdiagramm: gibt prozentuelle Anteile wieder. Beim Kreisdiagramm muss zuerst die
Grundgesamtheit festgestellt werden. Danach kann man, wenn es möglich ist, die einzelnen Kreissektoren als Bruchteile (Hälfte, Viertel,...) angeben.
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6.1.1.2 Verbalisieren von Statistiken35
Im Kapitel „Tabellen und Grafiken lesen“ wurden die einzelnen Arbeitsschritte aufgezählt, die
das Zurechtfinden in einer Tabelle oder Grafik erleichtern sollen.
In diesem Kapitel sollen Statistiken in Worte gefasst und interpretiert werden.
Dabei wird ein spezifisches Vokabular verwendet.
Zur Angabe von einzelnen Zahlen:
oft das Verb betragen; z.B. Die Temperatur um 8 Uhr beträgt 12°C.
Zur Angabe von Entwicklungen:
• Zunahme/ Anstieg/ Wachstum:
zunehmen um; steigen von...auf; wachsen; sich vergrößern; sich erhöhen; sich verdoppeln/verdreifachen;
• Abnahme/ Rückgang/ Verringerung:
abnehmen; sinken von...auf; zurückgehen um; sich verringern; reduzieren; fallen; sich
verkleinern; sich halbieren; sich vermindern
• Gleichbleiben:
gleich bleiben; unverändert bleiben; stagnieren;
• Rangordnung:
an erster, zweiter,... Stelle stehen; es folgen; an letzter Stelle stehen;
• Vergleiche:
gleich lang/hoch wie …; mehr als/weniger als; mindestens/höchstens.
Interpretieren von Tabellen:
Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten:
• Worum geht es in der Statistik?
• Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Zeilen und Spalten?
• Wird eine Entwicklung sichtbar?
• Gibt es auffallende Regelmäßigkeiten?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
Interpretieren von Grafiken:
Folgende Fragen sind dabei vorab zu beantworten:
a) Liniendiagramm/ Säulendiagramm:
• Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse eingezeichnet?
• Wie verläuft die Kurve, bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen?
Gibt es große oder geringe Schwankungen?
• Welche Beziehungen bestehen in einzelnen Punkten der Kurve bzw. in einzelnen Säulen
zwischen den Werten auf der waagrechten und senkrechten Achse? Lässt sich eine
Gesetzmäßigkeit erkennen?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
b) Kreisdiagramm:
• Was ist die Grundgesamtheit?
• Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede?
• Ist eine Angabe in den oft verwendeten Bruchteilen (Hälfte, Viertel, Drittel,...) möglich?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
35 Vgl: Turtur,Ursula: Verbalisieren von Statistiken.In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug-Dartmann,
Mannheim, 2006. . http://www.liebaug-artmann.de/fileadmin/user_upload/pdf/9783922989615_Leseprobe.pdf, [dl 26.10.2012]
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6.1.2 INFO für SchülerInnen
6.1.2.1 Tabellen und Grafiken lesen
In einer Tabelle werden Informationen in Zahlen dargestellt und sind meist schwierig zu
lesen. Trotzdem ist es notwendig, in den langen Zahlenreihen das Wesentliche zu erkennen.
Außerdem müssen die Daten miteinander verglichen werden.
Tabellen lesen und interpretieren36
Eine Tabelle hat immer folgenden Aufbau:
Beim Lesen der Tabelle sind folgende Schritte zu beachten:
• Feststellen des Titels (1 Titel)
• Worum geht es bei der Statistik?
• Herausfinden von Informationen (2 Vorspalte, 3 Kopfzeile)
• Welche Informationen sind in der Tabelle enthalten?
• Um welche Zahlenarten geht es?
(Jahreszahlen/absolute Zahlen/Prozente/Indexwerte/....)
• Autor der Statistik (4 Quelle und Erläuterungen)
• Wer hat die Statistik verfasst bzw. in Auftrag gegeben?
• Auswahl und Beschreibung eines Zahlenwertes (5 Hauptteil)
• Was sagt eine einzelne Zahl der Tabelle aus?
• Beschreibe einzelne Zahlenwerte in ganzen Sätzen.
Vergleiche einzelne Zahlen miteinander.
36 Vgl.: Gärtner, S.: Statistiken lesen und interpretieren. In: http://www.agduesseldorf.de/unterricht/methoden/statistiken.htm [dl 5.10.2011]
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Grafiken lesen
Zum besseren Verständnis wird eine Tabelle in eine Grafik umgewandelt. Mit Hilfe der farblichen Gestaltung von Grafiken können die Daten ansprechend verdeutlicht werden.
Es gibt drei Darstellungsarten:
• Liniendiagramm:
gibt den Verlauf von Werten in gleichen Einheiten wieder.
Überlege:
• Was wird auf der waagrechten und senkrechten Achse dargestellt?
• Welche Einheiten werden verwendet?
• Nimm einen einzelnen Wert der Grafik heraus und ordnet ihm die Werte der beiden
Achsen zu.
• Säulendiagramm (Stab-, Balkendiagramm) = Histogramm:
stellt meist Häufigkeiten von Merkmalen dar.
Überlege:
• Was wird dargestellt?
• Welche Säule/ welcher Balken ist am längsten?
• Gibt es große Unterschiede zwischen den Säulen(Balken)?
• Kreisdiagramm: Gibt prozentuelle Anteile wieder.
Überlege:
• Was ist der Gesamtwert (= Grundgesamtheit)?
• Was sagt ein einzelner Kreisteil aus?
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6.1.2.2 Verbalisieren von Statistiken37
Im diesem Kapitel sollst du Statistiken in Worte fassen und interpretieren. Dabei werden
spezielle Vokabeln verwendet, die dir helfen, dich gut und richtig auszudrücken.
Angabe
Zahlenangaben
Zunahme/ Anstieg/ Wachstum
Vokabel
betragen (beträgt; betrug, hat betragen)
zunehmen um
steigen von...auf
wachsen
sich vergrößern
sich erhöhen
sich verdoppeln/verdreifachen
Abnahme/ Rückgang/ Verringerung
abnehmen; sich verringern
zurückgehen um
sinken von...auf
reduzieren
fallen
sich vermindern
sich verkleinern
sich halbieren
Gleichbleiben
gleich bleiben
unverändert bleiben
stagnieren
Rangordnung
an erster, zweiter,... Stelle stehen
es folgen
an letzter Stelle stehen
Vergleiche
gleich lang/ hoch wie …
mehr als/ weniger als
mindestens/höchstens
Interpretieren von Grafiken
Dabei sollst du folgende Fragen beantworten:
a) Liniendiagramm/Säulendiagramm:
• Was ist auf der waagrechten und senkrechten Achse abzulesen?
• Wie verläuft die Kurve bzw. wie hoch sind die verschiedenen Säulen?
Gibt es große oder geringe Schwankungen?
• In welcher Beziehung stehen einzelne Werte des Linienzuges bzw. Die einzelnen Säulen
auf der waagrechten und senkrechten Achse?
• Lässt sich eine Gesetzmäßigkeit erkennen?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
b) Kreisdiagramm:
• Was ist die Grundgesamtheit?
• Sind die Kreissektoren annähernd gleich groß oder gibt es starke Unterschiede?
• Ist eine Angabe in den oft verwendeten Worten „Hälfte“, „Viertel“, „Drittel“,... möglich?
• Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden?
37 Vgl: Turtur,Ursula: Verbalisieren von Statistiken.In: Übungen zum Wortschatz der deutschen Schriftsprache. Verlag Liebaug Dartmann, Mannheim,
2006. http://www.liebaug-dartmann.de/fileadmin/user_upload/pdf/9783922989615_Leseprobe.pdf, [dl 26.10.2012]
98 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2 Übungen
6.2.1 Tabellen und Grafiken lesen
6.2.1.1 Verteilung des Ackerlandes 2010 in den Bundesländern38
Lies die Statistik „Verteilung des Ackerlandes” und erledige im Anschluss die
Arbeitsaufgaben.
1) Was ist auf der waagrechten Achse eingezeichnet?
Welche Werte sind auf der senkrechten Achse eingetragen?
2) Was wird in der Grafik dargestellt? Erkläre in einem Satz.
3) Neben der Grafik ist eine Zuordnung der einzelnen Farben zu den Feldfrüchten
gezeichnet. Diese Zuordnung nennt man Legende. Erkläre die einzelnen Feldfruchtarten
mit Hilfe eines Lexikons oder des Internets. Führe zu jeder Fruchtart ein Beispiel an.
Feldfutter: Ölfrüchte: Hackfrüchte: Körnerleguminosen: 38 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Verteilung der Ackerflächen 2010 nach Bundesländern(25.03.2011).
Verfügbar unter
http://www.statistik.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/agrarstruktur_flaechen_ertraege/bodennutzung/index.html [12.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 99
4) Betrachte nun die Säule für Niederösterreich.
Welche Prozentanteile haben die einzelnen Fruchtarten?
5) In welchem Bundesland wird am wenigsten Getreide auf dem Ackerland angebaut?
Vergleiche dieses Bundesland mit Niederösterreich. Gib auch hier die jeweiligen
Prozentanteile an.
6) In welchen Bundesländern ist der Anteil der Getreideanbaufläche sehr hoch?
Findest du eine Erklärung dafür?
7) In welchem Bundesland ist der Anteil des Feldfutterbaus am höchsten?
Findest du eine Erklärung dafür?
8) Kreuze in der folgenden Tabelle an, welche Aussagen richtig sind und welche falsch.
richtig
a) Wien besitzt die größten Brachflächen.
b) In Tirol und Vorarlberg werden keine Kürbisse angebaut.
c) Sechs Bundesländer haben mehr als 50% Getreideanbaufläche.
d) Wien ist das einzige Bundesland mit weniger als 10%
Feldfutteranbau.
e) Jedes Bundesland besitzt mindestens 10 % Getreideanbaufläche.
100 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
falsch
6.2.1.2 Kurzurlaubsreisen39
Lies die Statistik „Kurzurlaubsreisen” und erledige im Anschluss die Arbeitsaufgaben.
1) Worüber gibt die Grafik Auskunft?
2) Was bedeutet der hellgrau gezeichnete Kreissektor? Erkläre genau.
39 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Statistiken Kurzurlaubsreisen (28.03.2012). Verfügbar unter http://
www.statistik.at/web_de/statistiken/tourismus/reisegewohnheiten/index.html [7.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 101
3) Welcher Anteil an den Reisezielen der Kurzurlaubsreisen ist am größten, welche
Anteile sind am kleinsten?
4) Wie groß ist der Anteil von „Sonstige” an der Gesamtheit?
Was bedeutet dieser Begriff „Sonstige”?
5) Beschreibe nun die im Kreisdiagramm dargestellten Werte und vergleiche sie.
102 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.1.3 Hitliste der Vornamen40
Die zehn beliebtesten Babynamen der Neugeborenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft 2011
Rang
Knabennamen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Lukas *
Maximilian *
Tobias *
David *
Jakob *
Alexander *
Jonas
Julian *
Sebastian *
Elias *
Häufigkeit
absolut in %
861
2,5
859
2,5
774
2,3
769
2,3
721
2,1
712
2,1
709
2,1
654
1,9
639
1,9
638
1,9
Rang
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Mädchennamen
Sarah *
Anna
Hannah *
Lena *
Leonie *
Julia *
Sophie *
Marie *
Emma
Laura
Häufigkeit
absolut
in %
817
2,6
785
2,5
710
2,2
701
2,2
661
2,1
614
1,9
586
1,8
570
1,8
560
1,8
531
1,7
Q: STATISTIK AUSTRIA, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
* Phonetisch gleichlautende Vornamen (= Namen, die man gleich ausspricht, aber unterschiedlich schreibt, z.B. Stefan
– Stephan)wurden zusammengefasst.
Lies die Statistik „Hitliste der Vornamen“ und erledige im Anschluss die Arbeitsaufgaben.
1) Worum geht es in der Statistik?
2) Erkläre mit Hilfe der Kopfzeile, welche Informationen in jeder Spalte gegeben werden.
3) Auf welche beiden Arten ist die Häufigkeit in der 3. und 4. Spalte angegeben?
4) Lies dir die Erklärung für „phonetisch gleichlautend“ durch und gib 3 Beispiele an.
40 Datenmaterials der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Statistiken Bevölkerung (02..08.2012).
Pressemitteilung der STATISTIK AUSTRIA dazu. Verfügbar unter http://www.statistik.at/web_de/dynamic/statistiken/bevoelkerung/
geburten/065947 [12.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 103
5) Lies nun den Text der Pressemitteilung der Statistik Austria vom 2.8.2012 genau.
Die Hitliste der Vornamen von 2011 in Österreich zur Welt gekommenen Babys wird von Sarah und
Lukas angeführt. Für die im Jahr 2011 insgesamt 78.109 Neugeborenen hat Statistik Austria die
Vornamen von 65.923 Babys (davon 31.809 Mädchen und 34.114 Knaben) mit österreichischer
Staatsangehörigkeit ausgewertet. Die frischgebackenen Eltern wählten für Mädchen 817 Mal (2,6%)
den Namen Sarah und für Knaben 861 Mal (2,5%) den Namen Lukas. Sarah, die Vorjahres-Zweite,
erreicht damit zum dritten Mal nach 2003 und 2009 Rang 1, während Lukas bereits seit 1996 ununterbrochen Spitzenreiter ist. Sarah befindet sich schon seit 1990 (Rang 9) in den Top 10 der beliebtesten
Mädchennamen, wo sie jeweils Top-Plätze erreichte (Rang 2: 2002, 2004, 2008 und 2010, sonst Rang
3, Rang 4-5: 1998, 2005 und 2007). Lukas wurde seit dem ersten Auftauchen in den Top 10 (1991)
Jahr für Jahr beliebter (1992: 8, 1993: 7, 1994: 4 und 1995: 2). Die Top-Aufsteiger 2011 sind bei den
Mädchennamen Emma auf Rang 9 (2010: 13) und bei den Knabennamen Julian auf Rang 8 (2010: 12).
6) Von wie vielen Babys wurden die Vornamen erfragt?
7) Welche Namen führen die Hitliste an? Gib auch die genauen absoluten Zahlen an.
8) Der Name führt auch heuer wieder die Hitliste der Knabennamen an. Seit wann ist der
Name Lukas Spitzenreiter in der Hitliste der Vornamen?
9) Welche Namen sind die Top-Aufsteiger 2011?
104 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.2 Statistiken verbalisieren
6.2.2.1 Bevölkerungspyramide41
Lies die Statistik „Bevölkerungspyramide” und erledige im Anschluss die
Arbeitsaufgaben.
1) Worüber gibt die Graphik Auskunft?
2) Ergänze den Lückentext.
Das Balkendiagramm ist zweigeteilt. Auf der linken Seite sind die Daten der
___________________ dargestellt und auf der rechten Seite die der
__________________________. Auf der waagrechten Achse wird die
___________________________ aufgetragen, auf der senkrechten Achse wird das
________________________ aufgetragen.
3) Markiere nun mit einem waagrechten Strich den höchsten dargestellten Wert auf der
linken und auf der rechten Seite.
4) Erkläre mit Worten die in 3) eingezeichneten Werte.
41 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Statistiken Bevölkerung (14.05.2012).
Verfügbar unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_staatsangehoerigkeit_geburtsland/
index.html [7.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 105
5) Zeichne deinen Geburtsjahrgang mit einer waagrechten Linie ein.
Wie viele Knaben und Mädchen wurden in diesem Jahr geboren?
6) Vergleiche nun die Bevölkerungszahlen für Frauen und Männer. Gibt es wesentliche
Unterschiede in der Länge der Balken von unten nach oben?
7) Im 20. Jahrhundert fanden zwei Weltkriege in Europa statt.
Erkläre mit Hilfe der Grafik, wie man die Kriege in der Bevölkerungspyramide erkennt.
8) Welche Unterschiede in der Alterspyramide kannst du zwischen Frauen und Männern
erkennen?
9) Zusätzlich ist die Grafik farblich gestaltet. Wer ist dunkelrot eingezeichnet?
106 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.2.2 Einkauf von Bio-Produkten42
Einkauf von Bioprodukten nach Geschlecht und Alter
Gliederungsmerkmale
Personen
über
15 Jahre
insgesamt
Gesamt
6.948.650
Haben Sie in den letzten 12 Monaten folgende
Lebensmittel als Bio-Produkt gekauft?
Milch und
Obst und
Brot und Gebäck
Milchprodukte
Gemüse
sowie Getreideprodukte
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
in Prozent
32,9
67,1
36,3
63,7 46,8
53,2
Bis unter 20 Jahre
20 bis unter 30 Jahre
30 bis unter 40 Jahre
40 bis unter 50 Jahre
50 bis unter 60 Jahre
60 bis unter 70 Jahre
70 und mehr Jahre
496.933
1.051.119
1.202.334
1.365.894
1.035.860
894.040
902.470
45,1
30,2
27,7
28,4
31,7
34,1
43,0
54,9
69,8
72,3
71,6
68,3
65,9
57,0
49,7
31,8
29,6
31,9
34,9
38,8
48,6
50,3
68,2
70,4
68,1
65,1
61,2
51,4
52,7
43,0
40,5
40,8
47,6
51,0
60,5
47,3
57,0
59,5
59,2
52,4
49,0
39,5
Q: STATISTIK AUSTRIA, Mikrozensus Umweltbedingungen - Umweltverhalten 4.Quartal 2007. Hinweis: Die nicht explizit
erfasste Kategorie „Weiß nicht / keine Angabe“ wurde rechnerisch den „Nein“-Antworten zugeordnet. Erstellt am:
20.04.2009
42 Auszug des Datenmaterials der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Statistiken Umwelt (29.04.2009).
Verfügbar unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_und_umwelt/umwelt/umweltbedingungen_verhalten/036376.html [7.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 107
Lies die Statistik „Einkauf von Bioprodukten” und erledige im Anschluss die Arbeitsaufgaben.
1) Worum geht es in der Statistik?
Welche Frage wurde an die Befragten gestellt?
2) Welche Informationen sind in der Vorspalte angegeben?
3) Welche Informationen sind in den Kopfzeilen (hellgrau gekennzeichnet) erfasst?
4) Welche Zahlenart wird in der zweiten Spalte verwendet?
5) Welche Zahlenarten werden in den restlichen Spalten verwendet?
6) Wer hat die Statistik verfasst?
7) Suche in der Tabelle die Zahl 40,8 und kennzeichne sie farbig. Was sagt diese Zahl
genau aus?
8) Betrachte nun die Altersgruppe „Bis unter 20 Jahren”. Schreibe die Daten für die
Produkte heraus, die in der „JA” - Spalte angegeben sind.
9) Markiere nun in der „NEIN”-Spalte jeweils die höchsten Werte mit einem roten
Buntstift.
10) Nimm eine dieser Zahlen heraus und erkläre sie genau.
11) Welche Besonderheit fällt dir auf?
108 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.2.3 Geburten in Österreich seit 195143
Lies die Statistik „Geburten in Österreich seit 1951” und erledige im Anschluss die
Arbeitsaufgaben.
1) Wie lautet der Titel der Grafik?
2) Erkläre den Begriff „Geburtenrate” mit Hilfe des Textes unterhalb der Grafik.
3) Was ist auf der waagrechten Achse dargestellt?
4) Was ist auf der senkrechten Achse dargestellt?
Auf der linken Achse:
Auf der rechten Achse:
43 Datenmaterial der STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Statistiken Bevölkerung (14.05..2012). Verfügbar unter: http://www.
statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/geburten/index.html[dl 12.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 109
Erkläre den Unterschied der beiden Zahlenarten absolut (linke Achse) und relativ (rechte
Achse).
5) Wo liegt der höchste Wert bei den Lebendgeborenen? Gib die Werte genau an.
6) Wie viele Kinder wurden 1982 geboren?
Wie hoch war die Geburtenrate 1992?
7) Fülle den Lückentext mit Hilfe der Grafik aus. Die Tabelle mit den speziellen Vokabeln
hilft dir dabei.
Betrachte die Kurve der Geburtenrate.
Seit 1951 _____________ die Geburtenrate bis, bis sie _________ den höchsten Wert
erreicht. Bis 1976 sinkt die Geburtenrate von _________ auf _____ ab. Ab 1976
___________________sie bis 1979, um dann nochmals um ___‰
__________________________. Bis 1990 bleibt die Geburtenrate _______________.1992
_______________ sie wieder auf etwas über 12 ‰. Von nun an ______________________
auf unter 10 ‰. In den folgenden Jahren ___________________ die Geburtenrate unverändert auf ______ ‰.
110 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
6.2.2.4 Medienbeschäftigung in der Freizeit44
Lies die Statistik und schreibe im Anschluss Fragen in den angegebenen Frageformaten
in die Vorlagen.
Quelle: mpfs / JIM-Studie 2011, Angaben in Prozent Basis: alle Befragten (n=1.205)
1) Welche Werte sind auf der waagrechten Achse aufgetragen? Wie viele Jugendliche
wurden befragt?
2) Schreibe 4 Fragen zur Statistik in die Tabelle, die mit richtig oder falsch beantwortet
werden können. Ein Beispiel kann dir dabei helfen.
Kreuze die richtige Antwort an.
richtig
In ihrer Freizeit telefonieren Mädchen weniger als Jungen.
falsch
x
Frage A
Frage B
Frage C
Frage D
44 http://www.mpfs.de/?id=240, [dl 18.10.2012]
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 111
3) Formuliere zwei Multiple-Choice-Beispiele zu dieser Statistik, bei denen nur eine
Antwort richtig ist. Ein Beispiel kann dir helfen.
Kreuze die richtige Antwort an.
Mädchen und Burschen beschäftigen sich in ihrer Freizeit mehr mit Büchern als mit
Tageszeitungen
x
Fernsehen
Internet
Radio
Kreuze die richtige Antwort an.
Kreuze die richtige Antwort an.
4) Schreibe 3 Sätze zu Informationen aus der Statistik, in denen du jeweils eine Lücke
lässt. Schreibe die Lösungswörter in falscher Reihenfolge unter deinen Text.
Z.B.: 14 % der Burschen lesen Zeitschriften online, aber nur ________% der Mädchen.
(Lösung: 9%)
5) Wenn du alle drei Aufgaben erledigt hast, tausche dein Blatt mit deinem Nachbarn/
deiner Nachbarin und löse deren/dessen Aufgaben.
112 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7 Klärungsstrategien und Fachwortschatzarbeit
7.1 INFO
7.1.1 INFO für LehrerInnen:
Anwendung und Training unterschiedlicher Klärungsstrategien und
Fachwortschatzarbeit
Sachtexte beinhalten eine große Dichte von Fachwortschatz, der für SchülerInnen häufig
eine große Herausforderung bedeutet.
Einübung von Techniken zur selbstständigen Erschließung unbekannter Wörter
(= Entschlüsselungsstrategien)
Im Deutschen gibt es zwei wichtige Kriterien der Wortbildung:
• Bildung von Komposita –
Kurs/teilnehmerInnen
arbeits/intensiv
• Ableitung von einem Wortstamm und Erweiterung durch Präfixe und Suffixe –
un/wichtig
erklär/bar
un/aufhalt/sam
Wenn daher Wörter in ihre Einzelteile zerlegt werden und die wichtigsten Bausteine zur
Bildung von Adjektiven aus Nomen oder Verben bekannt sind, hilft das bei der Erschließung
der Bedeutung eines zunächst unbekannten Begriffs.
Nicht alle Wörter sind allerdings problemlos in ihre Bestandteile zerlegbar. Deshalb ist es
immer ratsam, Wörter auch in größerem Zusammenhang – auf Satz- und Textebene – zu
erschließen. Erfolgreiche Wortschatzarbeit führt neue Begriffe nicht isoliert ein, sondern
semantisiert im fachlich relevanten Kontext (in Sätzen oder Texten, die den Sachverhalt zum
Inhalt haben) oder verwendet sie in bekannten Wortfeldern.
Vermittlung der Bedeutung schwieriger, unbekannter Wörter, Ausdrücke und Begriffe in
Fachtexten
a) nonverbal durch
• Visualisieren mit Hilfe von Anschauungsobjekten, Bildern, Filmen
• Vorspielen durch Gestik, Mimik, Körpersprache, Handlungen
b) verbal durch
• Aktivieren von Vorwissen und Grundbedeutungen
• Einbettung in bekannte Kontexte, Erklären aus einer Situation heraus
• Umschreibungen und Definitionen
• Ableitungen und Einordnen in ein Wortfeld
• Zerlegung
• Synonyme und Antonyme
• Finden von Ober- und Unterbegriffen
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 113
Welche Möglichkeiten Fachwortschatz zu üben gibt es?
• Übung mit dem Wörterbuch oder Online-Recherche www.duden.de/suchen/dudenonline
• Erstellen eines Glossars als Jahresprojekt
• eigenes Heft, Zettelkasten oder Plattform
• Kreuzworträtsel, Gitterrätsel, Silbenrätsel, Anagramme, Lückentexte (diese sind einfach
herzustellen mit Hilfe von Bearbeitungsprogramm „zarb“ oder www.puzzlemaker.com)
• Beschriften von Bildern und Skizzen
• Zuordnen von Fachausdruck und Erklärungen:
• z.B. Memory oder Domino = Zuordnungs-Legespiel mit Fachbildern, -formeln und
-begriffen
• Multiple-choice Übungen
• Themen-ABC: Aufschreiben aller Begriffe, die den SchülerInnen zu einem neuen Thema
einfallen
• Heißer Stuhl: Gemeinsam sammelt die Klasse an der Tafel Begriffe, Symbole oder Bilder
zum Thema und prägt sich diese in begrenzter Zeit ein. Einzelne Freiwillige stellen sich zur
Verfügung und versuchen vom „heißen Stuhl“ aus anhand der Hinweise ihrer MitschülerInnen die Begriffe, Bilder oder Symbole, die hinter ihrem Rücken an der Tafel stehen, zu
erkennen.
• Kettenquiz: Kärtchen mit Fragen werden vorbereitet. Auf der Rückseite steht jeweils eine
Antwort, die aber die Antwort auf eine Frage auf einem anderen Kärtchen ist. Ein Schüler/
Eine Schülerin liest die Frage auf seinem/ihrem Kärtchen vor, derjenige/diejenige, der/die
die Antwort hat, die zugehörige Antwort und dann die neue Frage auf dem Kärtchen.
114 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7.1.2 INFO für SchülerInnen: Klärungsstrategien
• Befasse dich zunächst mit dem Titel des Textes:
• Gibt es schon ein Vorwissen zu diesem Thema?
• Was erwartest du, in diesem Text zu lesen?
• Beachte, ob du einzelne Textteile erkennen oder Kapitelüberschriften finden kannst.
• Nutze optische Besonderheiten des Textlayouts, wie fett oder kursiv Gedrucktes.
• Auch Abbildungen können gleich zu Beginn schon eine Menge über den Textinhalt aussagen.
• Beginne mit dem, was du kennst, was du verstehst: Wörter, Bilder, Formeln …
• Setze diese Verstehensinseln zueinander in Beziehung und versuche einen Zusammenhang zu finden.
• Ignoriere kleinere Unsicherheiten, die das Gesamtverständnis nicht beeinträchtigen.
• Lies weiter, aber mach ein Symbol (etwa einen Bleistiftstrich oder ein Fragezeichen) am
Rand.
• Versuche den Sinn im Kontext zu klären. – Lies den Abschnitt davor nochmals.
• Stelle einen Zusammenhang mit Dingen her, die du schon kennst oder nimm Nachschlagewerke und Lexika zu Hilfe.
• Oft werden in Arbeitsaufgaben Umschreibungen oder Synonyme (Wörter mit gleicher oder
ähnlicher Bedeutung) für im Text vorkommende Ausdrücke verwendet – mach dir diese
Wörter durch Markieren deutlich!
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 115
7.2 Übungen
7.2.1. Anwendung unterschiedlicher Klärungsstrategien
7.2.1.1 Rasse aus der Tasse
Lies den Zeitungsartikel und kläre im Anschluss die Begriffe:
Teacup-Dogs, also Hunde, die in ein Häferl passen, liegen im Trend. So süß die Tiere mit dem angezüchteten Kindchenschema auch auf manche Menschen wirken mögen, sie sind doch alles andere als
unumstritten.
Böse Zungen behaupten, wer sich einen Teacup-Hund anschafft, könne nicht alle Tassen im Schrank
haben. Ein kurzer Blick nach Hollywood mag das unterstreichen: Film und Popsternchen wie Blake
Lively oder Miley Cyrus zeigen sich gerne mit Mini-Hunden, für die Paparazzi eine Lupe benötigen.
Besonders beliebt sind etwa Maltipoos – eine Kreuzung aus Malteser und Pudel oder Morkies, eine
Mischung aus Malteser und Yorkshire-Terrier. „Dabei handelt es sich nicht um anerkannte Züchtungen“, meint die Hunde-Expertin Katja Wolf. Hunde, die in den Handteller passen und auf ein Dasein
als lebendiges Accessoire reduziert werden, sieht sie als einen bedenklichen Trend. Die Tierärztin und
Pudelzüchterin Tanja Nicole Palme sieht im Gesundheitszustand extremer Zwergrassen die größten
Probleme. Mangels seriöser Züchter werden Teacup-Dogs auf Internetplattformen angeboten. Vom
Kauf rät Frau Palme ab, weil diese oft aus Massenzuchten stammen.
Eine deutsche Züchterin von „Teetasse“-Pudeln legt die Mindestmaße wie folgt fest: die Schulterhöhe
sollte unter 23 Zentimeter betragen. Die Idealgröße liegt von 17 bis 20 Zentimeter Schulterhöhe und
das Gewicht zwischen ein und zwei Kilogramm. Diese Untergrenze sehen Hunde-ExpertInnen sehr
kritisch.
Peter Funk, Rasse aus der Tasse. In: Freizeit Kurier, 6.10.2012 (adaptiert).
1) Füge die Wortteile so zusammen, wie sie im Zeitungsartikel verwendet werden.
Markiere die Begriffe im Text und versucht sie dann gemeinsam zu erklären.
KINDCHENHANDPOPINTERNETPUDELZWERGTIERGESUNDHEITSIDEALMASSENUNTERSCHULTER-
-ZUCHTEN
-RASSEN
-HÖHE
-TELLER
-GRENZE
-STERNCHEN
-GRÖSSE
-PLATTFORM
-ÄRZTIN
-SCHEMA
-ZÜCHTERIN
-ZUSTAND
KINDCHENSCHEMA
116 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2) Suche diese Wörter im Wörterbuch, gib die Seite an, auf der du das jeweilige Wort
gefunden hast und notiere die Erklärung:
Wort
Paparazzi
Accessoire
Kreuzung
Luxation
Expertin
Trend
Seite
Erklärung
3) Versuche nun die gefundenen Wörter zu klären, indem du überlegst, in welchem
Zusammenhang sie im Text verwendet werden. Verbinde dann die Begriffe mit den
passenden Erklärungen.
(www.duden.de/suchen/dudenonline)
1
2
Innenfläche der Hand
Website im Internet, wo sich Nutzer
etwas ansehen, anhören, sich informieren oder miteinander diskutieren
3 Ärztin, der auf die Behandlung kranker
Tiere spezialisiert ist
4 für ein Baby typische körperlichen
Merkmale (große Augen, kleine Nase,
runder Kopf, tollpatschige Bewegungen,
…)
5 beste Größe
6 gesundheitliches Befinden
7 Mindestmaß, niedrigster Wert
8 Sängerin im Bereich der Popmusik, die
bekannt werden möchte
9 bei Menschen und Tieren oberer Rand
der Schulter als größte Höhe
10 Rasse sehr kleiner Hunde
11 Aufziehen von Tieren in großen Mengen
12 Frau, die eine bestimmte Hunderasse
vermehrt und aufzieht
A
B
Tierärztin
Gesundheitszustand
C
Popsternchen
D
Schulterhöhe
E
F
G
H
Handteller
Zwergrasse
Massenzucht
Internetplattform
I
Pudelzüchterin
J
K
L
Kindchenschema
Untergrenze
Idealgröße
1 …
2 …
3 …
4 … 5 … 6…
7 …
8 …
9 …
10 …
11 …
12 …
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 117
7.2.1.2 Grenzenlos
Lies den Zeitungsartikel über die Flugzeuge der Zukunft und löse im Anschluss die
Aufgaben zur Wortschatzarbeit.
Flugzeuge im Jahr 2050 sind umweltfreundlich, leise und intelligent. Fliegen soll wieder zum Erlebnis
werden – mit Entspannungszonen, bequemen Sitzen und einem ungetrübten Rundum-Blick über die
Wolken.
Früher war Fliegen Luxus, heute heben wir alle ab. In der Luftfahrt wurde der Traum von der unbegrenzten Mobilität weitgehend verwirklicht. Aber die Zahl der Flugzeuge, die täglich am Himmel sind,
wird sich in den nächsten 20 Jahren nochmals verdoppeln auf etwa 40.000 Flieger.
Die drängendsten Fragen heute sind: Wie geht es künftig leiser und schadstoffärmer? Aber auch
bequemer und schneller soll es über den Wolken werden. Und wie wird das Fliegen von morgen
aussehen? Geht es nach Airbus, sollen Flugreisen ein ganz neues Erlebnis werden – Entspannungszonen, virtuelle Spiel- und Shoppingmöglichkeiten sollen geboten werden.
Auch flugtechnisch könnte sich bald einiges ändern. Vorbild ist die Natur. So sollen Flugzeuge auf
bestimmten Routen im Schwarm fliegen. Damit könnte man die gleichen Vorteile wie bei den Vögeln
nutzen und bis zu 15 Prozent Energie sparen durch weniger Widerstand in der Heckwelle.
Beim europäischen Luftfahrtkonzern EADS träumt man wieder von Überschallfliegern, die uns in
zweieinhalb Stunden von Europa nach Tokio bringen. Schon Realität und nur eine Preisfrage in der
Luxusklasse bei Emirates ist etwa eine Dusche in 12.000 Metern Flughöhe. Luxus gibt es auch in der
neuen 747 bei Lufthansa – die Sitze lassen sich in Betten verwandeln.
Im Flieger von morgen mit der Wohlfühlkabine plus Panoramablick sind dann die Sitze um 360 Grad
drehbar, faltbar und passen sich durch Sensoren der Körperform an. Und erst die Aussicht: Wo früher
das Cockpit war, ist nun eine Aussichtsplattform.
Nur: Wann das neue Fliegerzeitalter beginnen wird, steht noch in den Sternen.
Werner Rosenberger, Grenzenlos. In: Freizeit Kurier, 6.10.2012 (gekürzt)
1) Suche die folgenden Wörter im Gitterrätsel und markiere sie.
Luxus, Mobilität, virtuell, Route, Schwarm, Heckwelle, Konzern, Überschall, Realität,
Panorama, Sensoren, Cockpit
A
G
Z
B
H
T
A
I
R
C
X
R
K
U
Ü
K
O
N
Z
E
R
N
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Z
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Q
C
Ö
C
G
T
T
M
N
P
A
N
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R
A
M
M
D
D
W
G
T
M
Ä
H
E
T
M
Z
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R
H
F
H
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C
K
W
E
L
L
E
S
O
G
M
M
G
E
Y
N
G
F
Ä
V
I
R
T
U
E
L
L
T
118 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
2) Suche die gefundenen Wörter im Wörterbuch und trage die Seitenangabe und die
Erklärung in die Tabelle ein.
Wort
Luxus
Seite
Erklärung
Mobilität
virtuell
Route
Schwarm
Heckwelle
Konzern
Überschall
Realität
Panorama
Sensoren
Cockpit
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 119
7.2.1.3 Magellan, der Weltumsegler45
Lies den Text über die Weltumseglung im Jahr 1519.
Magellan gilt als erster Weltumsegler. Tatsächlich aber kehrte die Viktoria als einziges von fünf
Schiffen nach drei Jahren ohne ihn zurück. Was war geschehen?
Eigentlich wollten die damaligen Entdecker alle nur das eine - einen westlichen Seeweg zu den
reichen Ländern Ostasiens finden, denn in China, Indien und auf den Inselgruppen gab es Edelsteine
und Perlen, kostbare Seide und Damast und vor allem Gewürze. Dass Kolumbus dabei auf Amerika
stieß, war anfangs eher lästig. Der spanische König wollte daher eine sichere Umfahrungsroute um
den hinderlichen neuen Kontinent finden.
Fernando Magellan (eigentlich hieß er Fernao deMagalhaes) war Sohn einer verarmten Adelsfamilie.
Er wurde 1480 in Portugal geboren. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er Knappe am königlichen Hof
in Lissabon. Er bekam eine militärische Ausbildung und nahm schon bald an einer Fahrt zu den
Gewürzinseln teil. Als er aus dem portugiesischen Staatsdienst entlassen wurde, er hatte unerlaubten
Handel betrieben, wechselte er in den Dienst Spaniens und überredete Kaiser Karl V., ihm den Auftrag
zu geben, einen Seeweg um die damals noch unbekannte Südspitze Amerikas zu suchen.
Am 10. August 1519 begann die Reise in Sevilla. Die Flotte bestand aus fünf heruntergekommenen
Schiffen: der Trinidad, der San Antonio, der Concepcion, der Viktoria und der Santiago. Die Mannschaft bestand aus 237 Mann. Sie hatten unter anderem 7 Tonnen Zwieback, 163 Liter Öl, 200 Fässer
Sardinen und 2856 Stück getrockneten Fisch an Bord. Das Problem: es gab keine Möglichkeit der
Kühlung. Man musste die Lebensmittel pökeln oder trocknen. Dabei verlieren sie aber die lebenswichtigen Vitamine.
Noch bevor sie die südamerikanische Küste erreichten, kam es zu einer Meuterei. Der erste Offizier
wurde gefangen genommen und am 13. Dezember ging die Flotte in der Bucht von Rio de Janeiro vor
Anker. Leider erwies sich die Vermutung als falsch, der Rio de la Plata führe zur ersehnten Meerenge.
Magellan überwinterte in Patagonien, die Vorräte mussten rationiert werden. Es kam erneut zu einer
Meuterei. Die aufsässigen Kapitäne wurden hingerichtet oder an der Küste ausgesetzt. Die Pechsträhne riss nicht ab - die Santiago erlitt Schiffbruch.
Im Frühling ging die Suche nach der Durchfahrt weiter. Voll Hoffnung fuhren sie in jede Bucht, in jede
Flussmündung - erfolglos. Die Entdeckung der später nach ihm benannten “Magellanstraße” verdankten sie einem Zufall. Ein furchtbarer Sturm hatte zwei Schiffe in einen Meereskanal getrieben. Die
Matrosen hielten ihn für eine Bucht, gelangten aber bald in eine zweite und eine dritte „Bucht” – die
Durchfahrt war gefunden. „Nun sanken alle in die Knie und dankten Gott und der heiligen Maria“,
schrieb der Augenzeuge Pigafetta in seinen Reiseaufzeichnungen. Und weiter berichtet er von der
Durchfahrt: „Wir erblickten des Nachts viele Feuer, die den Generalkapitän veranlassten, dem Land
den Namen Feuerland zu geben.“ Die wärmenden Feuer stammten von den Indianern dieser kalten
Gegend.
Nach einem Monat stürmischer Durchfahrt erreichten sie endlich das große Meer. Magellan weinte vor
Freude. Kein Lüftchen regte sich. So gab ihm Magellan den Namen „Stiller Ozean”, „Mare Pacifico”
- zu Unrecht. Kann sich doch der „Pazifik” auch von seiner wilden Seite zeigen.
Die folgende Strecke von 5000 km über das offene Meer des westlichen Pazifik wurde für die Seeleute
zur Hölle. Die Vorräte waren zu Ende gegangen. Die Matrosen stritten sich um die letzten Ratten und
begannen Leder zu kauen. 19 Männer starben an Skorbut. Endlich erreichten sie die Inselgruppe der
Marianen und konnten frische Vorräte aufnehmen.
45 Magellan, der Weltumsegler. In: Lesestars. Herausgegeben vom Stadtschulrat für Wien und dem pädagogischen Institut der Stadt Wien,
AHS-Abteilung. Wien, 2007, Übung 22. Verfügbar unter: http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/unterrichtsmaterialien/lesestars.pdf
[6.10.2012].
120 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Als sie vor den Philippinen ankerten, waren noch 150 Seeleute am Leben. Als Magellan versuchte, die
Insel Mactan für Spanien in Besitz zu nehmen, kam es zu einem Aufstand der Inselbewohner. Magellan wurde von einem Speer durchbohrt und starb.
Nur eines der Schiffe, die Viktoria, erreichte von Rost und Fäulnis zerfressen am 6. September 1522
unter Kapitän Juan Sebastian Elcano und 17 weiteren Seeleuten den spanischen Heimathafen. Sie
sahen aus wie lebende Skelette, aber sie hatten als erste Menschen die Welt umrundet und waren der
lebende Beweis für die Kugelgestalt der Erde.
Noch heute erinnern die Meerenge nördlich des Kap Horn, die Magellanstraße, die Raumsonde Magellan und zwei Galaxien (die Magellanschen Wolken) an den mutigen Entdecker.
Weger, S.: Abenteuer&Entdecker: Ferdinand Magellan. In: JÖ, November/2005
1) Finde und markiere im Text die zu den folgenden Erklärungen passenden Begriffe und
trage sie anschließend im Kreuzworträtsel ein.
Waagrecht:
3. Form der Erde, die mit dieser Weltumsegelung bewiesen wurde =
4. Ziel von Entdeckungsreisen um 1500 =
8. Magellan nannte ihn „Stiller Ozean” =
9. Inselgruppe im westlichen Pazifik =
10. Meerenge nördlich des Cap Horn =
Senkrecht:
1. Da im Winter die Vorräte knapp waren, kam es zu einer …
2. Magellans erste Fahrt führte ihn dorthin =
5. Name des letzten der fünf Schiffe =
6. Geburtsland Fernando Magellans =
7. Karl V. war König dieses Landes =
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 121
2) Verbinde die Begriffe mit den passenden Erklärungen.
1
2
3
4
5
6
Haltbarmachen von Lebensmitteln mit
Hilfe von Salz
zweimal gebackene, trockene Dauerbackware
Krankheit, die durch einen Mangel an
Vitamin C ausgelöst wird
Aufstand gegen Vorgesetzte (besonders
auf Schiffen)
Schiffsunfall oder Untergang
Vorräte werden eingeteilt, um längere
Zeit damit auszukommen
A
Schiffbruch
B
Meuterei
C
Rationieren
D
Knappe
E
F
Pökeln
Zwieback
7
größerer Schiffsverband
G Skorbut
8
Edelknabe auf Burgen oder Höfen
H
Flotte
122 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
7.2.1.4 Das Fahrrad46
Kläre zunächst Begriffe, die dir nicht bekannt sind, mithilfe des Wörterbuches oder
recherchiere im Internet.
1) Beschrifte nun das Fahrrad, indem du Pfeile zum entsprechenden Fahrradteil machst
und das Wort dazu schreibst. Du wirst feststellen, dass manche Teile fehlen. Zeichne sie
dazu und beschrifte sie ebenfalls.
Nomen:
männlich
Sattel (Sättel)
Lenker
Dynamo
der Sattel
Fahrradrahmen
Rückstrahler
Pedalrückstrahler
Scheinwerfer
Reifen
Der Sattel
sächlich
Licht (Lichter)
Fahrrad, Fahrräder
Rad (Räder)
Pedal (Pedale)
Rücklicht
weiblich
Klingel (Klingeln)
Fahrradkette
Bremse
Speiche (Spechen)
2) Beschreibe in acht Sätzen dein Fahrrad und was du mit ihm unternehmen kannst.
Verwende dazu die Fachbegriffe und möglichst viele der folgenden Verben.
Verben:
aufsteigen, wenden, fahren, befestigen, strahlen, klingeln, abbremsen, treten, leuchten,
Fahrrad fahren, lenken, sitzen, schützen, tragen, zurück strahlen, absteigen, umdrehen.
46 Vgl.: http://daz-lernwerkstatt.de/fileadmin/interaktiv/UE/139_Das_Fahrrad/KL_vs_Fahrrad.pdf
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 123
7.2.1.5 Die Wartburg bei Eisenach47
Beschrifte die Burg mit Hilfe der Wortliste.
Wortliste:
• der Graben, die Gräben
• das äußere Tor, die äußeren Tore
• der Zwinger
• die Kemenate, die Kemenaten (= die Wohnung der Frauen)
• der Palas, die Palasse (= das Hauptgebäude der Burg)
• die Vorburg, die Vorburgen (mit den Häusern der Dienstmannen)
• das innere Tor, die inneren Tore
• der Bergfried, die Bergfriede (= der Hauptturm)
• die Zisterne, die Zisternen (= die Brunnenanlage)
• der Pferdestall, die Pferdeställe
• die Mauer, die Mauern
• die Zugbrücke, die Zugbrücken
• der Wehrturm, die Wehrtürme
• der Wehrgang, die Wehrgänge
47 Vgl.: http://www.leisen.studienseminar-koblenz.de/uploads2/04%20Sprache%20im%20Fachunterricht%20-%20Bilingualer%20Fachunterricht/
Methoden-Werkzeuge%20f%FCr%20den%20handlungsorientierten%20Sachfachunterricht%20-%20Atelier%20Paris.pdf, S.5. [11.11.2012]
124 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8 Zusammenfassen
8.1 INFO
8.1.1 INFO für LehrerInnen
Das Zusammenfassen eines Textinhalts gehört zu den von den SchülerInnen in allen
Fächern am häufigsten geforderten Leistungen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können,
müssen im Vorfeld vorbereitende Textstrategien geübt und beherrscht werden:
• Markieren
• Klärung von Unklarheiten
• Fragen stellen und Fragen beantworten
• Wechsel der Darstellungsform (Übertragen in eine andere Darstellungsform)
• Erstellen einer Gliederung
Das Zusammenfassen erfüllt in seiner Aufgabenstellung alle Vorgaben der Kompetenzbereiche des Lesens.
• Kompetenzbereich: Konkrete Informationen ermitteln
• Kompetenzbereich: Eine textbezogene Interpretation entwickeln
• Kompetenzbereich: Reflexion und Bewertung eines Textes
In einer vorbereitenden Phase werden die SchülerInnen alle Strategien ausreichend üben
und im Anschluss an jede dieser Strategien eine davon ausgehende Zusammenfassung
erstellen.
Eine entscheidende Rolle beim Üben spielt die PartnerInnenarbeit und die Kommunikation. Durch den gegenseitigen Austausch können Unklarheiten geklärt, das Verständnis für
verschiedene Standpunkte erweitert und die Fähigkeit zur Bewertung und Entscheidung
geschult werden.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 125
Zusammenfassen als Gruppenarbeit (nach: Lesen macht schlau, s.105ff.)48
1) Alle SchülerInnen erhalten den Text und lesen ihn (still und allein).
2) Nun demonstriert man am ersten Abschnitt (anhand einer OH-Folie) eine Methode des
Zusammenfassens, indem man laut denkend wichtige Aussagen markiert und seine
Entscheidung begründet.
3) Anschließend formuliert man einen Satz, der die Kernaussage enthalten sollte.
4) Nun teilt man die SchülerInnen in so viele Gruppen ein, wie der Text Abschnitte hat.
5) Jede Gruppe ist nun verantwortlich für einen Absatz und erarbeitet sich folgendermaßen
einen Kernsatz:
• Jede/r einzelne Schüler/in unterstreicht das ihr/ ihm wichtig Erscheinende.
• Im Gespräch in der Gruppe einigt man sich auf das Wesentliche.
• Jede/r Einzelne schreibt einen Satz auf, der das Wesentliche enthält.
• Im Gespräch handelt man aus, wie der „gemeinsame Satz“ lauten soll.
6) Jede Gruppe schreibt ihren Satz auf (Tafel, Whiteboard u.a.) und so entsteht eine Kurzfassung des Textes.
7) Zur Kontrolle der Verständlichkeit des Textes bittet man Außenstehende um ihre Meinung.
48 Gaile, Dorothee (Hrsg.): Lesen macht schlau - Neue Lesepraxis für weiterführende Schulen. Cornelsen, 2006.
126 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8.1.2 INFO für SchülerInnen
Für die Zusammenfassung eines Textes wählst du jene Teile des Inhalts aus, die für das
Verständnis unbedingt erforderlich sind. Du kannst auf zwei Arten vorgehen:
• Markieren der wesentlichen Begriffe oder Textteile
• Wegstreichen von Satz- und Textteilen, die für die Aussage des Textes nicht von Bedeutung sind (=Wegstreichmethode)
Bei beiden Arten müssen zuerst die W-Fragen gestellt werden, die bei der Entscheidung
über die Auswahl helfen. Damit überprüfst du, ob der Text verständlich bleibt.
Im Anschluss formulierst du die Zusammenfassung. Du kannst schrittweise vorgehen,
indem du mit den ausgewählten Begriffen des Textes kurze Sätze bildest und diese anschließend mit passenden Strukturwörtern zusammenfügst. Wenn man diesen Schritt in Partnerarbeit durchführt, wird man durch das Diskutieren und die gemeinsame Suche nach Entscheidungen besonders das Formulieren der persönlichen Ideen und Argumente üben.
Bei Texten, deren Begriffe nicht aus einem speziellen Fachvokabular stammen, kannst du
auch eine Zusammenfassung mit eigenen Worten formulieren.
Zusammenfassungen von digitalem Material erstellen:
Bei der Suche nach Informationen aus dem Internet sammelst du Textausschnitte, die deine
Fragen, die du vor der Suche formuliert hast, beantworten. Nach Vergleich und Überprüfung der gefundenen Informationen wirst du jene Teile auswählen, die du für eine Zusammenfassung verwenden möchtest. Das Markieren der Schlüsselbegriffe wird dir beim
Formulieren eigener Sätze helfen.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 127
8.2 Übungen
8.2.1 Zusammenfassen durch Markieren von Verben
Hausfreunde49
In spätestens 20 Jahren werden Roboter so normal sein wie Computer heute. Doch die Zukunft hat bereits
begonnen: Die Roboter sind schon unter uns.
Von Andreas Russ-Bovelino
Den Traum, ein menschenähnliches Wesen zu bauen, hatten schon die Griechen. Aber es war der
arabische Ingenieur Al-Dschazari, der 1205 n. Chr. den ersten humanoiden Automaten konstruierte.
Später baute Leonardo da Vinci auf seinen Forschungen auf. Der Name Roboter leitet sich vom
tschechischen „robota“, also „Arbeit“, ab und wurde vom Schriftsteller Josef Capek im Jahr 1920
geprägt. Davor hießen sie Androiden oder Automaten. Einer der berühmtesten kam übrigens aus Wien.
1769 baute der k.u.k.-Hofbeamte Wolfgang von Kempelen einen Schachautomaten in Menschengestalt, dem er eine osmanische Tracht anzog, und der als „Schachtürke“ weltbekannt wurde. Denn dem
„Automaten“ gelang es tatsächlich, einige Meister ihrer Zeit zu schlagen. Es handelte sich allerdings
um einen Schwindel – die mechanische Puppe wurde heimlich von einem echten Schachspieler
gesteuert.
Die modernen Roboter sind längst unter uns: In Millionen amerikanischen und japanischen Haushalten
pflegen sie den Rasen oder saugen in den Häusern Staub, 170.000 arbeiten in Deutschland in der
Autoindustrie. Natürlich handelt es sich nicht um digitale Menschmaschinen, wie man sie aus den
Science-Fiction-Filmen kennt, doch man kann ihnen eine Aufgabe zuteilen, die sie erledigen. Die
Robotik – die Wissenschaft der Robotertechnologie – hat sich rasant entwickelt: So gibt es Roboter für
Botengänge, Einkäufe, Kinderbetreuung und Krankenpflege, und Fachleute sind überzeugt, dass in 20
Jahren die meisten westlichen Haushalte einen elektronischen/mechanischen Helfer besitzen werden.
Diese sollen menschliches Personal nicht ersetzen, sondern unterstützen. Einer der berühmtesten
Roboter ist „Asimo“: Er hat laufen gelernt, kann Gegenstände und Gesichter erkennen, Flaschen
öffnen und gesprochene Befehle befolgen. Ein schottischer Computerexperte geht sogar so weit, dass
er annimmt, dass es in 50 Jahren Freundschaften und Hochzeiten zwischen Menschen und Computern
geben könnte.
Dass allerdings auch Roboter für menschliche Gefühle sorgen können, zeigt ein Beispiel aus der
US-Army. Ein spinnenartiger Minensuchroboter wurde erfolgreich getestet. Seine Aufgabe war es,
gefundene Minen zur Detonation zu bringen, wobei er jeweils eines seiner acht Beine verlor, sein
Schaltzentrum aber intakt blieb. Als er sich nur noch auf zwei Beinen dahinschleppte, ließ der zuständige Offizier die Aktion abbrechen. Seine Begründung: Der Versuch sei unmenschlich.
1) Markiere im Text alle Verben.
2) Wähle jene Verben aus, die für die Ereignisse im Text wichtig sind und formuliere
damit passende Sätze.
3) Wähle geeignete Sätze für eine Zusammenfassung, die 30% des Ausgangstextes
ausmacht.
49 Russ-Bovelino, Andreas: Hausfreunde(gekürzt). In: Freizeitkurier, 8. September 2012.
128 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
8.2.2 Zusammenfassen durch die Reduktionsmethode
Wildwechsel im Dschungel der Stadt50
Vielfalt. Von wegen Städter haben keinen Bezug zur Natur: Die Tierwelt ist hier oft artenreicher als auf
dem Land.
VON LAILA DANESHMANDI
Fledermäuse, die ins Schlafzimmer flattern; Turmfalken, die vor dem Küchenfenster nisten; Steinmarder, die in der Garage hausen – das gibt es alles nur auf dem Land? Keineswegs! Von wegen Stadtkinder haben zu wenige Möglichkeiten, die Natur kennen zu lernen, ganz im Gegenteil. Hier gibt es mehr
zu entdecken als Igel und Marienkäfer.
„Die Tierwelt ist speziell am Stadtrand oft artenreicher als im weiteren, nur noch land- und forstwirtschaftlich genutzten Umland“, sagt Friedrich Schwarz von der naturkundlichen Station in Linz.
„Erstaunlich, aber wahr: In manchen Stadtgärten singen mehr Vogelarten als im schönsten und ruhigsten Dorfgarten.“ So ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn man beim Spazierengehen im Wiener
Prater Rehe trifft, auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg Gämsen begegnet und in Graz sogar
einen Uhu entdeckt.
Kein Jagddruck „Wildtiere waren immer schon auch in Städten vorhanden“, erklärt Ingrid Hagenstein vom Naturschutzbund. Der Hintergrund dafür lässt sich einfach zusammenfassen: „ Die Tiere
finden in der Stadt ein gutes Nahrungsangebot, weil vieles weggeworfen wird. Außerdem fühlen sie
sich sicherer, weil sie nicht gejagt werden.“ Ein Nebeneffekt: Die Wildtiere sind oft weniger scheu.
Schwarz geht ins Detail: „Etliche Tiere betrachten menschliche Siedlungen mit ihren Häuserschluchten, Simsen und Vorsprüngen als Felsenlandschaften.“ Bei vielen dieser Stadtbewohner ist die Herkunft von den Felsentieren offensichtlich: Beim Steinmarder, den Fledermäusen, Mauerschwalben
oder beim Turmfalken.
Umgekehrt verhält es sich bei den Mäusen. Obwohl Hausmäuse sowohl auf heißen Dachböden, wie
auch in Kühlhäusern leben können, ist die häufigste Maus in Linz die Waldmaus.
Sehr anpassungsfähig sind die Haussperlinge: „Sie brüten zwar am liebsten unter Dachziegeln, nehmen aber auch mit den unwahrscheinlichsten anderen Plätzen vorlieb: Mit Ventilatoren oder Neonlampen“, erzählt Schwarz.
Selbst tierische Einwanderer haben es sich bei uns schon bequem gemacht. „Waschbären sind bei uns
nicht heimisch, aber sie haben es sich heimisch gemacht“, erzählt Josef Mikocki von der Wiener
Umweltschutzabteilung MA 22. Gemeinsam mit den Dachsen haben sie eine Vorliebe für den Abfall,
den die Menschen hinterlassen.
Gerade in der Stadt verläuft das Zusammenleben zwischen Mensch und (Wild) Tier nicht immer
friedlich. „Das Verhalten der Tiere widerspricht dem, was der Mensch sich erwartet“, sagt Hagenstein
vom Naturschutzbund. „ Schnell wird dann der Ruf nach einer Entfernung der ‚Problemtiere’ laut.“
Mikocki und seine Kollegen von der Umweltschutzabteilung sind häufig mit solchen Anfragen konfrontiert: „Es gibt eher Beschwerden als Begeisterung über an sich natürliche Phänomene. Wir beobachten das, schauen uns die Situation an und greifen nur im Notfall ein. Ansonsten darf die Natur, so
sein wie sie ist.“
Nachhilfe An erster Stelle stehe nämlich noch immer der Naturschutz. In Wien, Linz, wie auch in
einigen andern Städten, werden bei Wohnbauvorhaben etwa Einflugöffnungen und Nisthilfen für
Mauersegler und Turmfalken errichtet.
50 2 Daneshmandi, Laila: Wildwechsel im Dschungel der Stadt. In: Kurier, 6.April 2010
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 129
In diesem Text kommen Fachleute zum Thema „Wildtiere in der Stadt“ zu Wort. Markiere
in jedem Absatz jene Begriffe, die sich auf das Verhalten der Wildtiere in der Stadt
beziehen.
1) Verringere deine Auswahl auf möglichst wenige, wesentliche Begriffe. (Du kannst den
Rest des Textes wegstreichen.)
2) Trage die gefundenen Begriffe in die Tabelle ein und formuliere selbst Sätze.
Gefundene Begriffe
Tierwelt, Stadtrand
Eigener Satz
Am Stadtrand gibt es oft mehr Tierarten als auf dem Land.
3) Vergleiche nun deine Sätze mit denen deiner Partnerin/deines Partners. Wählt
gemeinsam geeignete Sätze für eine Zusammenfassung, die 30% des Ausgangstextes
ausmacht.
130 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
9 Digitales Lesen
9.1 INFO
9.1.1 INFO für LehrerInnen
Was bedeutet „Digitales Lesen“?
Mit Digitalem Lesen meint man das Lesen im Internet. Es ist eine der Kernkompetenzen des
21. Jahrhunderts, da es sowohl in der schulischen und beruflichen als auch in der privaten
Lebenswelt von Menschen aller Altersgruppen eine immer bedeutendere Rolle spielt:
• Manche Texte sind nur online verfügbar.
• Manche Aktionen sind online am besten durchführbar oder nur online möglich.
(z.B. Online-Anmeldungen)
• Elektronisches Lesen ist notwendig für soziale Interaktionen. (z.B. E-Mail)51
Für junge Menschen gilt dies in ganz besonderer Weise: Sowohl der Lernerfolg als auch die
berufliche Zukunft werden nicht zuletzt davon bestimmt werden, wie kompetent sie die
Informations- und Kommunikationstechnologien für sich nützen können.
Welche besonderen Herausforderungen stellen digitale Texte an die Leserin/den Leser?
Relevante Informationen müssen aus einer Informationsflut gefiltert werden. Dabei ist die
Beurteilung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit einer Quelle um ein Vielfaches schwieriger
als beim gedruckten Text. Manchmal bleibt sogar die Autorenschaft durch das Fehlen eines
Impressums unklar. Die bunte Palette von Online-Texten reicht von Universitäts-Websites
über private Blogs bis zu anonymen Postings in diversen Foren.
Die LeserInnen müssen mit Navigationsstrukturen und Tools umgehen können. Anders als
bei gedruckten Texten, bei denen es offensichtlich ist, wo sie beginnen und enden, begegnen
uns im Internet vorwiegend Hypertexte. Homepages bestehen aus vielen Seiten, die miteinander verlinkt sind. Wörter und Bilder verweisen zu anderen Seiten und Informationen. Die
LeserInnen müssen den Text quasi selbst konstruieren, indem sie zielgerichtet auf der Seite
navigieren. Digitales Lesen wird deshalb auch als „navigierendes Lesen“ bezeichnet.
Pisa 2009 - Digitale Lesekompetenz
Bei Pisa 2009 wurde erstmals die digitale Lesekompetenz der SchülerInnen getestet. Die
Testergebnisse für Österreich lagen sogar unter jenen für das Lesen gedruckter Texte.52
Die Ergebnisse im Detail erfahren Sie hier: https://www.bifie.at/node/284
Die Aufgaben des Electronic Reading Assessment finden Sie unter: http://erasq.acer.edu.au/
Unsere SchülerInnen gehören zu den sogenannten „Digital Natives“, also zu jener Generation, die in die digitale Informationsgesellschaft hineingeboren wurde. Trotzdem braucht es
noch viel an konsequentem und zielführendem Training, um eine der Kernkompetenzen des
21. Jahrhunderts – das sinnerfassende Lesen digitaler Texte – zu erlangen.
Safer Internet
Mit dem Recherchieren und Lesen im Internet sind – anders als bei gedruckten Texten –
immer Gefahren verbunden. Es ist aber nicht sinnvoll, dieses Medium deshalb aus dem
Lernalltag zu verbannen. Ziel unserer pädagogischen Arbeit muss es vielmehr sein, die
jungen Menschen dabei zu unterstützen, diese Gefahren zu erkennen und verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen. Es sprengt hier allerdings den Rahmen, auf diese umfangreiche und vielschichtige Thematik genauer einzugehen. Informationen für SchülerIinnen, Eltern
und LehrerInnen sowie sofort im Unterricht einsetzbare Materialien finden Sie unter
http://www.saferinternet.at und http://www.klicksafe.de/
51 Schwantner, Ursula; Schreiner, Claudia (Hrsg.) (2011): PISA 2009. Lesen im elektronischen Zeitalter. Die Ergebnisse im Überblick. Verfügbar
unter https://www.bifie.at/node/284, S.5 [20.10.2012]
52 ebd. S. 17-24
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 131
Ziele und Techniken
Informationen ermitteln
• Suchmaschinen und Suchbegriffe effizient verwenden
• Die Hauptfunktion einer Seite erkennen
• Bilder/Grafiken beachten und interpretieren
• Werbung von Information unterscheiden
Navigieren
• Erkennen der Hauptnavigationsleisten
• Überschriften und Hyperlinks erkennen
• Interne Suchfunktionen der Webseite erkennen (Suchzeile, Lupe)
• Vermutungen anstellen, welche Informationen sich hinter den Begriffen der Navigationslisten verbergen
Informationen bewerten, interpretieren und reflektieren
• Vorwissen zum Thema aktivieren
• Relevanz der Informationen beurteilen – beantworten sie die gestellten Fragen?
• Die Verlässlichkeit der Information beurteilen (Impressum, Vergleich mit anderen Webseiten)
Zur Veranschaulichung sehen Sie hier drei Fragen aus einem PISA-Beispiel (Elecronic
Reading Assessment; „Ich will helfen“)53 Es handelt sich um eine simulierte Website, zu der
Fragen beantwortet werden müssen (offene und geschlossene Fragenformate).
Informationen ermitteln
Lies Maikas Blogeintrag vom 1. Jänner.
Was sagt der Eintrag über Maikas Erfahrung mit ehrenamtlicher Tätigkeit?
a) Sie hat sich seit vielen Jahren als Ehrenamtliche
betätigt.
b) Sie ist nur als Ehrenamtliche tätig, um mit ihren
Freundinnen und Freunden zusammen zu sein.
c) S
ie hat ein bisschen ehrenamtlich gearbeitet, würde
aber gern mehr tun.
d) Sie hat sich als Ehrenamtliche versucht, glaubt aber nicht, dass es der Mühe wert ist.
53 Beispielaufgabe aus dem PISA-Electronic Reading Assessment (2009).ICHWILLHELFEN. Verfügbar unter http://erasq.acer.edu.au/index.php?cm
d=taoItemPreview&unitVersionId=56 [19.10.2012]
132 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
Interpretieren
Öffne den Link, auf den sich Maika in ihrem Eintrag
vom 1. Jänner bezieht.
Was ist die Hauptfunktion dieser Website?
a) Menschen zu ermutigen, die Produkte von
ichwillhelfen zu kaufen.
b) Menschen zu ermutigen, Geld an Menschen in Not
zu geben.
c) Zu erklären, wie man mit ehrenamtlicher Arbeit Geld verdienen kann.
d) Menschen zu informieren, was es für Wege gibt, ehrenamtlich tätig zu werden.
e) Menschen in Not zu sagen, wo sie Hilfe finden können.
Navigieren, Bewerten, Interpretieren, Reflektieren
Lies Maikas Blogeintrag vom 1. Jänner. Geh zur ichwillhelfen-Webseite und finde eine Gelegenheit
für Maika. Verwende den E-Mail-Button auf der Seite „Gelegenheiten-Details“, um Maika auf diese
Gelegenheit hinzuweisen. Erläutere in deinem E-Mail, warum du glaubst, dass diese Gelegenheit
für sie passend ist. Sende dann deine E-Mail durch Anklicken des Buttons „Senden“.
Bei dieser Frage handelt es sich um eine sehr komplexe Aufgabenstellung. Die Informationen sind
auf mehrere Seiten verteilt und müssen miteinander kombiniert werden.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 133
Übungsvorschläge
a) Arbeitsaufträge und Quellenvorgaben
Ein Auftrag, wie „Recherchiere über das Alltagsleben der Römer und fasse deine Ergebnisse zusammen“, überfordert die allermeisten SchülerInnen der 6. und 7. Schulstufe
heillos und führt zu wenig befriedigenden Ergebnissen. Es ist für diese Altersstufe sinnvoll, die SchülerInnen schrittweise an das Suchen, Navigieren, Bewerten, Interpretieren
und Reflektieren heranzuführen. Am besten gelingt dies durch möglichst konkret formulierte Arbeitsaufträge bzw. Fragen und zunächst auch durch die Vorgabe von Internetseiten, auf denen relevante Informationen zu finden sind.
b) Fragen und Suchbegriffe formulieren
Gemeinsam Fragen an das Thema stellen: Was will ich unbedingt wissen? Diese Fragen
sollten unbedingt schriftlich festgehalten werden, denn nur zu leicht verlieren sich sonst
die SchülerInnen in der Weite des Internets. Die SchülerInnen können in Gruppen vergleichen, wie viele Suchergebnisse sie mit der Eingabe unterschiedlicher Suchbegriffe erhalten (siehe: INFO für SchülerInnen, 2. Suchbegriffe).
Es ist genauso wichtig wie die schriftliche Planung, die Suchergebnisse in geeigneter
Form zu sichern (z.B. Adressen der Websites als Links in ein Dokument kopieren, eventuell Screenshots anfertigen, Favoritenordner anlegen).
c) Websites mit Hilfe einer „Checklist“ vergleichen und bewerten
d) Die SchülerInnen erstellen Arbeitsaufträge und Fragen zu altersgemäßen Webseiten.
Diese werden zwischen den Gruppen ausgetauscht und gelöst.
Für das Trainieren des Digitalen Lesens ist die Verwendung des Internets selbstverständlich
eine Grundvoraussetzung. Denken Sie bitte daran, dass viele SchülerInnen bereits über mobile
Geräte, wie iPhones und Smartphones, verfügen und diese sicher gerne für die Übungen
verwenden. Ein freier EDV-Saal ist also nicht immer die Voraussetzung für das Absolvieren des
Trainings.
134 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
9.1.2 INFO für SchülerInnen
Was bedeutet Digitales Lesen?
Mit Digitalem Lesen ist das Lesen im Internet gemeint: Webseiten, Internetforen, Weblogs
(Online-Tagebücher) E-Mails, Soziale Netzwerke (z.B. Facebook). Bestimmt hast du schon oft
im Internet gesurft, nach Informationen für die Schule oder für die Freizeit gesucht. Es ist für
deinen schulischen und privaten Alltag, aber auch für deine Zukunft wichtig, diesen Teilbereich
des Lesens zu nutzen und sicher zu beherrschen. Dieses Kapitel gibt dir ein paar hilfreiche
Tipps dazu.
1) Suche planen
• Was?
Überlege zuerst, was du wissen möchtest und stelle Fragen zum Thema. Schreibe sie auf
ein Blatt oder verwende ein Textverarbeitungsprogramm (z.B. Word). Betrachte während
deiner Suche immer wieder deine Notizen. So wirst du dich nicht so leicht „im Netz verlieren“, also dich nicht immer weiter weg vom Thema klicken.
• Wo?
Schreibe auf, wo du dich informieren willst. Du hast sicher schon Suchmaschinen wie
„Google“ verwendet. Wenn du wenig Erfahrung mit dem Suchen im Netz hast, verwende
Kindersuchmaschinen, Seiten von Bildungseinrichtungen, Schulfernsehsendern oder
Bildungsplattformen.
Hier findest du zwei Übersichtsseiten zu Kindersuchmaschinen und Schulfernsehsendern:
http://www.stichpunkt.de/beitrag/kinderseiten.html
http://www.bildungsserver.de/Schulfernsehen-2909.html
2) Suchbegriffe
Wenn du eine Suchmaschine wie „Google“ verwendest, ist der richtige Suchbegriff entscheidend.
• Mehrere Begriffe eingeben
Willst du etwas darüber erfahren, wie sich Regenwürmer fortpflanzen, dann gib nicht nur
„Regenwurm“, sondern „Regenwurm Fortpflanzung“ als Suchbegriff ein.
• Anführungszeichen setzten
Wenn du zum Beispiel nach genauen Textausschnitten, Buchtiteln oder Namen suchst,
setze diese zwischen Anführungszeichen, z.B. „Wolfgang Amadeus Mozart“. Die eingegebenen Suchbegriffe werden in exakt der Reihenfolge gesucht, in der sie in Anführungszeichen stehen. Die Groß-Kleinschreibung musst du beachten.
• Fachbegriffe verwenden
Verwende bei der Suche Fachbegriffe. Falls du mit dem Thema noch nicht vertraut bist,
überfliege einige Artikel, um entsprechende Fachbegriffe kennen zu lernen, z.B. statt
„lustige Gesichter“ besser „emoticons“ eingeben.
Versuche es mit Synonymen (Wörter mit gleicher Bedeutung). Dieses Lexikon kann dir
dabei helfen: http://www.openthesaurus.de
3) Trefferliste bewerten
Die zusätzlichen Informationen unter den Links sagen dir, ob die Seite wirklich für dich
brauchbar ist. Überfliege die Trefferseiten zuerst, ohne die von der Suchmaschine aufgelisteten Seiten zu öffnen.
Sie bestehen meist aus einem Titel, den ersten Überschriften und Wörtern der Seite und der
Internetadresse. An der Adresse kannst du manchmal schon erkennen, ob es sich um die
Seite einer Firma, ein Forum oder einen privaten Weblog handelt.
Schau dir auch die folgenden Treffer weiter unten auf der Liste an. Denn die besten Ergebnisse stehen nicht immer oben.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 135
Titel der Seite54 ………………………….>
Adresse ……………………………… ..>
die ersten Überschriften und Wörter .. .>
der Seite
4) Internetseiten beurteilen – Checklist
Das Beurteilen von Seiten ist schwierig – auch für Erwachsene, aber es gibt ein paar
Anhaltspunkte, wie man vorgehen kann.
• Skimming und Scanning
Versuche am ersten Absatz und an den Überschriften zu erkennen, ob die Seite für dich
hilfreich ist. Überfliege die Überschriften (Skimming) und prüfe, ob die gewünschten Informationen in der Navigationsleiste aufscheinen (Scanning) oder nicht.
• Bilder und Animationen „lesen“
Oft verraten schon die (animierten) Bilder einer Seite, ob sie als Informationsquelle für dich
geeignet ist. Achte dabei auf Bildüberschriften oder Untertitel.
• Fragen stellen
• Wer?
Suche nach dem Wort „Impressum“. Du findest es oft ganz unten auf der Seite. Dort
ist vermerkt, wer für die Seite verantwortlich ist. Handelt es sich um die Seite einer
öffentlichen Einrichtung, einer Schule oder einer Universität? Ist es eine private
Homepage, ein Weblog („Online-Tagebuch“) oder gibt es gar kein Impressum? Ist
das der Fall, verwende die Seite nicht.
• Wie?
Macht die Seite einen vertrauenswürdigen Gesamteindruck? Versuche schnell
herauszufinden, ob es auf der Seite sehr viel Werbung gibt und deshalb eher nicht
mit verlässlichen Informationen zu rechnen ist. Meistens befindet sie sich dort, wo
dein Blick ohnedies hängen bleibt.
• Was?
Ist der Inhalt ernst zu nehmen und glaubwürdig? Knüpfe an dein eigenes Vorwissen
zum gesuchten Thema an. Vergleiche die Informationen mit mindestens zwei anderen Seiten.
• Wann?
Ist ein Datum zu sehen, wann die Seite zuletzt bearbeitet wurde? Das ist besonders
wichtig, wenn du über aktuelle Ereignisse und Themen recherchierst.
• Warum?
Was ist das Ziel der Seite, was soll der Inhalt erreichen? Welche Personengruppe
soll angesprochen werden?
54 https://www.google.at [20.10. 2012]
136 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
5) Navigieren auf Internetseiten
Eine Internetseite besteht meistens aus vielen einzelnen Seiten, die miteinander durch
Hyperlinks, kurz Links, miteinander verbunden sind. Man nennt den Aufbau von Internetseiten deshalb Hypertext.
• Navigationsleisten
Anders als in einem Buch, bei dem man von links nach rechts und von vorne nach hinten
liest, muss man auf Internetseiten selbst herausfinden, wie man sein Lesen am besten
steuert, also wie man navigiert. Überprüfe, ob es eine Hauptnavigationsleiste, also eine Art
Steuerpult, mit wichtigen Schlüsselbegriffen zum Inhalt gibt. In den meisten Fällen befinden
sich diese Wörter entweder links untereinander oder/und ganz oben nebeneinander.
• Hyperlinks
Sowohl einzelne Wörter als auch Bilder können einen Link enthalten. Ob ein Wort verlinkt
ist, erkennt man daran, dass sich der Cursor auf dem Bildschirm in eine Hand verwandelt,
wenn man mit der Maus über den Link fährt. Meistens sind die verlinkten Wörter in einer
anderen Farbe als der übrige Text dargestellt und unterstrichen, oder es steht ein bestimmtes Zeichen vor ihnen, z.B. ein Pfeil.
• Interne Suchfunktionen
Viele Seiten haben eine eigene Suche, die „interne Suche“. Gibt man in der entsprechenden Suchzeile einen Begriff ein, werden alle Unterseiten dieser Internetseite nach diesem
Wort abgesucht. Sehr praktisch ist eine sogenannte Sitemap, die leider nicht von allen
Seiten angeboten wird. Sie zeigt dir – ähnlich wie das Inhaltsverzeichnis eines Buches - auf
einen Blick, wie das Internetangebot aufgebaut ist, welche Oberbereiche es gibt und wie
diese mit den einzelnen Seiten zusammenhängen.
6) Ergebnisse sichern
Kopiere nur die allerwichtigsten Textpassagen aus dem Internet und füge sie bei den anfangs
gestellten Fragen ein. Wenn du zu viel Text in dein Dokument einfügst, verlierst du leicht den
Überblick. Notiere besser Schlüsselbegriffe und Stichworte.
Vergiss nicht, die Internetadressen der Seiten zu kopieren/notieren. So findest du sie wieder
und du brauchst sie vielleicht bei Referaten und Hausübungen als Quellenangaben.
→→ Auf den folgenden Seiten findest du zwei Blätter, die dich bei der Suche nach Informationen und der Beurteilung von Internetseiten unterstützen sollen.
→→ Im Unterschied zu den vorhergehenden Kapiteln gibt es in der Paper-Version keine Übungen zum Digitalen Lesen. Das Training für das Digitale Lesen findet über das Internet statt.
→→ Besuche uns in unserem Online-Kurs. Dort kannst du viele Übungen des gesamten Kurses als interaktives Online-Training absolvieren.
SOKO Lesen | Stadtschulrat für Wien | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | 137
9.1.2.1 Arbeitsblätter
9.1.2.1.1 Suchen und finden im Internet
Unterwegs im Internet - Suchen und finden in 7 Schritten
Dieses Blatt eignet sich als Vorlage für die Arbeit mit Word. Es steht in unserem Online-Kurs
zum Download zur Verfügung.
Wenn du es handschriftlich ausfüllen möchtest, erstelle eine eigene Tabelle mit mehr Zeilen.
Das Thema meiner Recherche lautet:
Datum meiner Suche:
Was möchte ich wissen?
Frage 1
Frage 2
Frage 3
...
Wo suche ich zuerst?
Eignet sich für meine Fragen eine Kindersuchmaschine/
ein Bildungsportal?
z.B. www.fragfinn.de www.blindekuh.de
www.planet-schule.de
Für welche Fragen werde ich wahrscheinlich eine große
Suchmaschine (z.B. Google, Altavista…) verwenden
müssen?
Welche Suchbegriffe gebe ich ein?
Gibt es für meine Suche Fachwörter/Synonyme?
Wie gebe ich die Suchbegriffe ein?
(siehe: INFO für SchülerInnen, 2. Suchbegriffe)
Welche Seiten aus der Trefferliste werde ich
genauer erforschen?
Tipp: Kopiere die Adressen und füge sie ein.
Welche Antworten finde ich auf meine Fragen?
Tipp: Verwende für jede Frage eine eigene
Tabellenzeile. Füge die Informationen – am besten in
eigenen Worten – ein. Notiere unbedingt den Namen der
Seite, auf der du sie gefunden hast.
Frage 1: ...
Sind die Antworten richtig?
Tipp: Überprüfe, ob du dieselben Informationen
auf verschiedenen Seiten gefunden hast oder ob sie
einander widersprechen. Notiere die Informationen, die
du mit weiteren Seiten überprüfen willst.
Bin ich jetzt fertig?
Tipp: Fasse dein Ergebnis zusammen und kontrolliere, ob
deine anfangs gestellten Fragen ausreichend beantwortet
sind.
Techniken zum Zusammenfassen findest du in Kapitel 8
unseres Kurses.
138 | Trainingskurs TEXTVERSTEHEN für die 6. und 7. Schulstufe | Stadtschulrat für Wien | SOKO Lesen
9.1.2.1.2 Checklist für Internetseiten
Checklist für Informationssuche:
Internetseiten untersuchen und bewerten
Wer? Adresse, Name der Seite:
Gibt es ein Impressum?
Handelt es sich um die Seite einer öffentlichen Einrichtung, einer Schule oder einer Universität?
Ist es eine private Homepage?
□□ ja
□□ ja
□□ nein
□□ nein
□□ ich weiß
□□ ja
□□ nein
□□ ich weiß
Gibt es eine Kontaktadresse?
Wie?
Wirkt die Seite übersichtlich?
□□ ja
□□ nein
□□ ja
□□ eher
Ist sie ansprechend gestaltet?
□□ ja
Verwirrt sie das Auge durch sehr viele Bilder, Animationen und Farben?
Sind die Texte so geschrieben, dass du sie verstehst?
□□ ja
Gibt es eine „interne Suche“, eine Suchzeile für die
Inhalte der Seite?
Gibt es eine Sitemap (ein übersichtliches „Inhaltsverzeichnis“)?
Was?
□□ ja
ja
□□ eher
ja
□□ eher
ja
□□ eher
ja
□□ nein
□□ ja
□□ nein
□□ ja
□□ nein
□□ ja
□□ nein
□□ ja
□□ wenig
□□ nein
□□ ja
□□ nein
□□ ja
□□ nein
informieren
□□ ja
□□ nein
für etwas werben
□□ ja
□□ nein
Wann?
Ist ein Datum zu sehen, wann die Seite zuletzt bearbeitet wurde?
□□ ja
□□ nein
Was ist das Hauptthema der Seite?
Muss man sich registrieren oder sogar bezahlen, um
an bestimmte Informationen oder Angebote (z.B.
Spiele) zu gelangen?
Wirkt der Inhalt vertrauenswürdig?
Gibt es Werbung auf der Seite?
Ist die Werbung deutlich von Informationen zu unterscheiden?
Soll mit der Internetseite etwas verkauft werden?
Warum?
Wen soll die Seite ansprechen? Kinder, Jugendliche,
Erwachsene…
Was ist die Hauptabsicht/sind die Hauptabsichten der
Seite? Was soll erreicht werden?
unterhalten
□□ ja
nicht
nicht
□□ eher nein
□□ eher nein
□□ eher nein
□□ eher nein
□□ ich weiß
nicht
□□ viel
□□ ich weiß
nicht
□□ ich weiß
nicht
□□ ich weiß
nicht
Deine Gesamtbewertung für die Seite mit einer Schulnote: ….
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Druck: Eigendruck