Bio- und Gentechnologie in den Medien
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Bio- und Gentechnologie in den Medien
Bio- und Gentechnologie in den Medien Darstellung und Information durch Medien Arbeit im Rahmen des Seminarkurses "Gentechnologie" von Andrea Frei JGS 13, Schiller-Gymnasium Heidenheim, 1999-2000 Inhalt Einleitung ..................................................................................................................... 3 I. Audiovisuelle Medien ............................................................................................ 5 1. Kino- und Fernsehfilme ................................................................................... 5 2. Fernsehserien ................................................................................................... 8 3. Dokumentationen .......................................................................................... 10 II. Printmedien ........................................................................................................ 12 III. Internet .............................................................................................................. 14 Quellen ....................................................................................................................... 16 2 Einleitung Diese Arbeit beschäftigt sich, wie anhand des Titels ersichtlich, mit der Darstellung von Biound Gentechnologie in den Medien sowie den Informationen, die die untersuchten Medien liefern, wenn sie dieses Thema behandeln. Untersucht werden hierbei audiovisuelle Medien (d.h. Kinofilme wie auch Fernsehen im Allgemeinen), Printmedien und das Internet. Das Medium "Radio" und Verwandtes soll hier außen vor gelassen werden, da sich die Recherche äußerst schwierig gestaltet und das Medium in Bezug auf Dokumentation und Berichterstattung heute keine große Rolle mehr spielt. Natürlich muss sich diese Arbeit auf wenige Beispiele beschränken - einerseits, weil die entsprechenden Materialien manchmal schwer zu finden sind, aber auch, weil eine komplette Ausleuchtung der Varianten, wie über dieses Thema berichtet werden kann, den Rahmen sprengen würde. Obwohl der Seminarkurs, in dessen Rahmen diese Arbeit erstellt wurde, primär das Thema "Gentechnologie" behandelt, wird hier auch das Thema "Biotechnologie" miteinbezogen. Der Grund dafür ist, dass der Großteil der Deutschen, die sich nicht im Sinne ihres Berufs mit diesem Thema beschäftigen, keinen Unterschied zwischen Biotechnologie einerseits und Gentechnologie andererseits kennt. Für die meisten rangiert der Fall des geklonten Schafes "Dolly" unter der Kategorie "Gentechnik", weil dieser Begriff vermutlich der bekanntere von beiden ist. "Gentechnik" erstreckt sich für den durchschnittlich informierten Bürger vom Klonen bis zur Genmanipulation. In Wirklichkeit bezeichnet die Biotechnologie das gesamte Themenfeld, in dem es um die Bearbeitung biologischer Probleme mit Hilfe von Technologie geht - ein "Unterthema" dieses Feldes ist die Gentechnologie. Der Fall "Dolly", der sich auf das Klonen eines Schafs beschränkt, dessen Erbgut aber nicht verändert, sondern nur vermehrt wird, gehört demnach zur Biotechnologie. Dasselbe gilt für das Züchten von Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften durch Anwendung der Vererbungslehre, da diese Methoden nur auf der Auswahl und Rekombination von bestehendem Erbgut basieren. Die Gentechnologie fängt erst dort an, wo das Erbgut zu einem bestimmten Zweck künstlich verändert wird. Auch die Medien machen meistens keinen Unterschied zwischen der Biotechnologie und ihrem Untergebiet Gentechnologie - sei es aus mangelnder Information der Verfasser oder dem Zwang, sich kurz zu fassen. Daher soll hier ebenfalls keine Begrenzung auf Gentechnologie gemacht werden. Erweist ein Medium die Kompetenz, zwischen beiden genannten Bereichen zu trennen, so wird dies natürlich gesondert erwähnt. Wird hier von Gentechnologie gesprochen, so ist die Biotechnologie - sofern nicht gesondert erwähnt - gedanklich mit einzubeziehen. Die Medien können aufgrund der Vielfältigkeit der Medienlandschaft nur stichprobenartig untersucht werden. Die ausgewählten Filme, Bücher, Zeitungsausschnitte usw. erheben keinen Anspruch darauf, besonders repräsentativ zu sein. Die Stichproben müssen sich darauf beschränken, exemplarisch für manch andere, nicht mit einbezogene Bücher oder Filme zu sein. Dass dabei auch Medien vernachlässigt bleiben, die nicht mit untersuchten Medien vergleichbar sind, ist leider unumgänglich. Die ausgewählten Bücher, Filme etc. werden unter bestimmten Aspekten betrachtet, die für dieses Thema am bedeutendsten erscheinen. − Gehört die Auseinandersetzung mit dem Thema Gentechnologie zu den gewohnten Themen dieses Mediums, oder ist sie ein seltener "Ausrutscher"? Informiert es lediglich über die sensationellsten Neuerungen auf diesem Gebiet, oder beschäftigt sich das Medium traditionell mit diesem Thema? 3 − Verhält sich das Medium weitgehend neutral oder wird offen oder unterschwellig eine Meinung vertreten oder versucht, auf die Meinung des Konsumenten bezüglich Gentechnologie Einfluß zu nehmen? Wenn ja, auf welche Weise geschieht dies, und welche Meinung soll erzeugt werden? − Informiert das Medium bevorzugt über die positiven oder die negativen Seiten der Gentechnologie, oder betrachtet es die Angelegenheit von beiden Seiten? Wird dadurch eine bestimmte Ansicht propagiert? − Wie populär ist das Medium? Richtet es sich eher an die breite Öffentlichkeit, wie z. B. eine Tageszeitung, oder an bestimmte (Rand-)Gruppen? Wirkt sich das auf die Berichterstattung aus? − Welchen Ausblick auf die Zukunft wirft das Medium in Bezug auf die Gentechnologie? "Schöne neue Welt", in der die Menschen verantwortungsbewusst mit der Gentechnologie umgehen können, oder Zwang und Terror der Gentechnologie? Diese Frage scheint mir sehr bedeutsam in Hinblick darauf, dass die Gentechnologie zweifellos eine Technologie der Zukunft ist - sie wird in Zukunft weitere Fortschritte machen und ist somit wichtig für eine Zukunftsvorstellung. Dass jegliche Kritiken der einzelnen Medien, ob sie nun positiv oder negativ ausfallen, subjektiv sind, sollte als selbstverständlich angesehen werden. 4 I. Audiovisuelle Medien 1. Kino- und Fernsehfilme Gattaca Die Erde in naher Zukunft: Die Firma "Gattaca", die sich mit Reisen zu Planeten und Monden unseres Sonnensystems beschäftigt, stellt nur die Besten der Besten ein. Vincent Freeman gehört nicht zu den Besten - als "Gotteskind", ein auf natürlichem Wege Gezeugter, hat er nicht den optimalen Start ins Leben erwischt. Eine sofort nach seiner Geburt angefertigte Genanalyse diagnostiziert ein 99%iges Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben - laut Analyse wird Vincent nur etwa 30 Jahre zu leben haben. Als solcher "Invalide" hat er keine Chance, sich beruflich zu verwirklichen, im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, einem "Validen", der auf die nun "normale" Weise gezeugt wurde - per Vorauswahl im Reagenzglas und in Bezug auf Krankheitsrisiken genetisch optimiert. Aber Vincent lässt sich nicht kleinkriegen. Er träumt davon, in den Weltraum zu reisen. Über einen illegalen Vermittler läßt er einen Deal einfädeln: Jerome Morrow, ein genetisches Prachtexemplar, hat einen Fehler - er ist durch einen Unfall querschnittsgelähmt. Er leiht Vincent seinen Körper - stellt Proben von Blut, Urin, Haut und Haaren her, damit Vincent in der Identität des Jerome Morrow die täglichen Identitätstests überstehen kann. Vincent wird zum "Degenerierten" - er spielt nicht mit den Karten, die ihm ausgeteilt wurden. Jahrelang geht dieses "Spiel mit falschen Karten" gut - doch als eine Woche vor Vincents Abflug zum Saturnmond Titan bei Gattaca der Missionsleiter ermordet wird und eine Wimper des echten, "invaliden" Vincent am Tatort gefunden wird, droht alles aufzufliegen. "Gattaca" (Columbia Tristar, 1997) ist der wohl ambitionierteste Film, der sich mit dem Thema Gentechnik beschäftigt. Er ist bisher der einzige, der sich zentral mit den ethischen Problemen der Gentechnik auseinandersetzt, ohne sie als "Mittel zum Zweck" eines Films zu sehen, der das Thema dann nur B2: Jerome Morrow, der Valide am Rande behandelt. Obwohl der Film an den Kinokassen kein Kassenschlager war, ist es bemerkenswert, dass er für ein meist an die breite Masse gerichtetes Medium wie das Kino das Thema recht unpopulistisch behandelt. Actionszenen sind sehr dünn gesät, und auch die Liebesgeschichte zwischen Vincent und seiner Kollegin Irene ist nicht das zentrale Thema des Films, sondern wirkt nur als Ergänzung. Bei genauerer Betrachtung zeigt der Film einige Symbole, die auf das Thema Gentechnik hindeuten, so zum Beispiel die Wendeltreppe in Vincents und Jeromes Haus; sie sieht aus wie eine DNA-Doppelhelix, die der gelähmte Jerome erschöpft hinaufkriechen muss. Auch der Name "Gattaca" besteht nur aus den vier Buchstaben der DNA-Basen. Die Gentechnik, die in dem Film geschildert wird, ist unspekulativ und sehr an der Realität orientiert - es wird nicht frei am Erbgut manipuliert, geklont und an Monstren gebaut, vielmehr werden Embryonen gezielt auf Krankheitsrisiken untersucht, ausgewählt und durch Ausschalten von krankmachenden Genen "optimiert" - also nichts, was heute nicht in der Theorie denkbar wäre. Das Bild, das hier von der Gentechnik gezeigt wird, ist allerdings sehr negativ gehalten. Auch wenn zweifellos die genetisch optimierten "Validen" durch höhere Intelligenz, Kraft und wenig Krankheitsrisiken ein schöneres Leben führen, hat der Protagonist Vincent, auf dessen Seite man sich als Zuschauer schlägt, von der Gentechnik nur Nachteile. Die Vorteile der anderen verkehren sich für ihn zum Nachteil, denn er hat an der "schönen neuen Welt" durch seine Fehler nicht teil. 5 In "Gattaca" wird eine naheliegende Zukunft gezeigt, in der es die Menschheit nicht geschafft hat, ethisch verantwortlich mit der Gentechnik umzugehen. Der Druck auf die Eltern ist groß, dem Nachwuchs den bestmöglichen Start ins Leben zu geben - wer will denn schon, dass das eigene Kind später zu den Benachteiligten zählt? Das Recht auf Nichtwissen wird schon bei der Geburt umgangen - schon in der ersten Minute nach seiner Geburt wurde über Vincent das Urteil "invalid" gefällt. Ein Gesetz zum Schutz des Nichtwissens existiert, aber niemand beachtet es. Vincent kann sich niemals frei entfalten - überall lauern Blut-, Urin-, Haar- und Speicheltests. Bevor ein Bewerbungsgespräch überhaupt beginnt, kommt die Urinprobe zum Zug. Vincents Gene entscheiden für ihn, was er machen kann und darf, jeder misst ihn an seinen Krankheitsrisiken, die ihm jede Chance auf Selbstentfaltung und seinen Traum, in den Weltraum zu reisen, verbauen. So bestimmt der Umgang mit den "Invaliden" das Bild der Zukunft. "Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied" - so sieht auch der Zuschauer unwillkürlich diese "schöne neue Welt". Man wird in die Rolle des Benachteiligten dieser Gesellschaft versetzt und gewinnt eine Vorstellung, wie sich jemand fühlt, der nur an seinen Genen gemessen wird und nicht an seiner Persönlichkeit. Mörderischer Doppelgänger - Mich gibt es zweimal Vincent Springer, glücklich verheirateter Familienvater und Sicherheitsbeamter, bricht an seinem Arbeitsplatz zusammen. Man diagnostiziert bei ihm einen Gehirntumor, er hat nur noch wenige Monate zu leben. Da bekommt er ein geheimes Angebot von einem Mann namens Dr. Straub von der Firma "Celltrans" - er will Vincent klonen. Der völlig verzweifelte Mann willigt ein - so kann sein Klon nach seinem Tod der Familie erhalten bleiben, da alle Erinnerungen auf den Klon übertragen werden. Gesagt, getan: Der Klon kehrt in dem Glauben, er komme von einer Amerikareise, zu "seiner" Familie zurück. Der echte Vincent bekommt währenddessen im Labor durch Zufall mit, dass er überhaupt keinen Gehirntumor hat. Er nimmt die Laborassistentin Anja als Geisel und flieht. Auf dem Weg zum BKA läßt er seine Geisel frei - doch die Polizisten glauben ihm seine Geschichte nicht und nehmen ihn fest. Während eines Verhörs begreift er, dass die Polizisten von "Celltrans" gekauft wurden, und flieht wieder. Dr. Straub versucht, ihn aufzuhalten und ihm weiszumachen, dass er in Wirklichkeit der Klon sei, bei dem "etwas falschgelaufen" sei. Außerdem habe er juristisch gesehen keinerlei Rechte, sei Eigentum der Firma "Celltrans". Vincent ist kurz davor, ihm zu glauben, reißt dann aber wieder aus. Er nimmt die Laborassistentin wieder als Geisel, überredet sie aber, ihm zu helfen, weil er verstehen will, warum er geklont wurde. Sie gesteht ihm, "Celltrans" arbeite für den Geheimdienst und habe in der Forschung 20 Jahre Vorsprung. Im Labor findet Anja heraus, dass bei dem Klon "Vincent 2" die genetischen Aggressions-Hemmschwellen abgeschaltet wurden und ein zusätzliches AggressionsGen eingebaut wurde - der Klon ist eine unberechenbare Mordmaschine. Vincent begreift, dass die Angelegenheit mit der Europol-Konferenz zu tun haben muss, deren Sicherheit er wenige Tage später geleitet hätte. Er dringt in sein Büro ein und holt sich die Daten der EuropolKonferenz - vorher muss er aber einen Kollegen namens Dieter niederschlagen, der ihn zu erschießen droht. Gemeinsam mit Anja wertet er die Daten aus - sie erkennt einen Herrn Beck wieder, den Leiter des Geheimdienstes. Beck habe sich mit Straub im Labor gestritten, weil Beck das Klonprogramm von "Celltrans" beenden lassen wollte. Vincent trifft sich mit seinem Klon. Der Klon ist davon überzeugt, dass Beck wahnsinnig sei - er müsse ihn "aus dem Weg räumen". Dann taucht jedoch Dieter wieder auf, erschießt Anja und versucht, Vincent zu töten. Dr. Straub bringt den Klon in Sicherheit, doch der begreift nun, dass er nicht das Original ist - auch wenn er seine Frau und seinen Sohn liebt wie das Original. Straub droht ihm, er würde seine Familie töten, wenn der Klon sich weigert, das Attentat auf Beck bei der Konferenz durchzuführen. Vincent 1 und 2 tauchen schließlich beide an der Konferenz auf, um ihren Platz bei den Sicherheitsvorkehrungen einzunehmen. Der Klon packt sein Gewehr aus und zielt auf Beck, aber bevor Vincent ihn davon abhalten kann, erschießt er nicht Beck, sondern Straub und Dieter. Vincent erschießt seinen Klon, doch dann begreift er, dass der Klon auf die beiden anderen geschossen hat. Der Klon stirbt, Vincent kann zu seiner Familie zurückkehren. Der am 25. April 2000 um 20.15 Uhr auf SAT 1 ausgestrahlte Fernsehfilm mit dem etwas reißerisch anmutenden, ellenlangen Titel ist eine Auftragsproduktion von SAT 1. 6 Anfangs mutet der Entschluss Vincents, sich klonen zu lassen, um seine Familie nicht im Stich zu lassen, noch verständlich, sympathisch und positiv gegenüber der Gentechnik. Aber der Titel lässt unschwer erkennen, dass da noch mehr kommen wird. Die Sichtweise verkehrt sich ins Negative, als Vincent erkennt, dass er das Opfer eines Komplotts geworden ist. Sein Klon wurde zudem noch genetisch verändert und somit psychisch manipulierbar gemacht - das Aggressionsgen sorgt für eine milde Form der Monstererschaffung (eine Weiterentwicklung des Monster-Gedankens erfolgt in "DNA - Experiment des Wahnsinns", siehe weiter unten). Vincents Klon ist natürlich nicht für die Dauer geschaffen - vermutlich sollte er nach Erledigung seines Mordauftrages selbst aus dem Weg geschafft werden. Der Klon ist durch seine künstlich erhöhte Gewaltbereitschaft eine Gefahr für die Allgemeinheit - das zeigt sich in einer Szene, als der Klon "seine" Ehefrau ins Kino ausführen möchte und plötzlich grundlos einen Mann vor der Kinokasse krankenhausreif schlägt. Der Klon ist aber trotzdem nicht der "Buhmann" des Films, er ist nicht das Böse, das es zu vernichten gilt. Er kann nichts dafür, böse gemacht worden zu sein. Dr. Straub selbst argumentiert, man habe nicht gedacht, dass ein Klon so perfekt würde - mit der Entwicklung eines Seelenlebens habe man nicht gerechnet. Diese Seite des Films spielt mit den Fragen und Unsicherheiten bezüglich eines geklonten Lebewesens: Hat ein Klon eine Seele? Woher kann man Gewissheit nehmen, das Original zu sein? Das Problem wird teilweise durch die "Übertragung" der Persönlichkeit in Form von Erinnerungen von Original zu Klon umgangen. Der Klon ist seinem Original in jeder Hinsicht ähnlich - bis auf die erhöhte Gewaltbereitschaft. Er liebt "seine" Familie so sehr wie das Original (das bereit war, sich um der Familie willen klonen zu lassen), hat die gleiche Persönlichkeit. Diese Integrität der Persönlichkeit wird nicht einmal durch die Gewaltbereitschaft wirklich angetastet - der Klon erweist sich im Endeffekt doch in gewisser Weise als "gut", indem er Straub und Dinter, die seine Familie bedrohen, erschießt; allerdings hätte das Original den Konflikt vermutlich anders gelöst als mit dem Gewehr. Die Welt in "Mörderischer Doppelgänger" ist in kühlen Farben gehalten, die Vincents Umwelt kalt und unpersönlich wirken lassen. Inwiefern der Name "Vincent" und die kühle Ausgestaltung der Szenerie an das zu vermutende Vorbild "Gattaca" erinnern sollen, ist eine Sache der Interpretation - allerdings sind die Parallelen zwischen beiden Filmen auffällig. Der Film ist für ein vergleichsweise populäres Medium (die "Prime Time" auf einem Privatsender zwingt zur Beachtung der Einschaltquoten) gut gemacht und in sich sehr schlüssig. Er orientiert sich mehr am Genre des Thrillers, dabei kommen allerdings auch die oben genannten philosophischen Elemente nicht zu kurz. Der Zukunftsausblick dagegen hält sich sehr in Grenzen, da der Film eindeutig in der Gegenwart spielt (SAT 1 geizt als Auftraggeber nicht mit Hinweisen zum eigenen Programm, wie Nachrichten, Boxkämpfe u.ä.). Darüber, wie die Zukunft in Sachen Gentechnik also aussehen wird, hält sich der Film sehr bedeckt. Die Gentechnik, die hier gezeigt wird (da der Klon zusätzlich genetisch verändert wird, geht es nicht nur um Biotechnologie), ist an der Realität orientiert und, sofern nicht real, zumindest sehr gut theoretisch vorstellbar. Mit den ethischen Fragen setzt sich der Film allerdings nicht erkennbar auseinander. DNA - Experiment des Wahnsinns Nach einem Flugzeugabsturz treibt Edward Douglas auf einer Rettungsinsel im Meer vor Java. Bevor er verdurstet, wird er von dem Arzt Montgomery gerettet, der ihn auf die Insel von Dr. Moreau bringt. Dort kommt er so schnell nicht weg, und bald merkt Douglas, dass es auf der Insel nicht mit rechten Dingen zugeht. Der Nobelpreisträger Dr. Moreau, ein berühmter Genforscher, der seit langem als verschwunden gilt, führt ein eisernes Regiment über die Bewohner der Insel. Die Insulaner, die er seine "Kinder" nennt, sind groteske Mischwesen aus Mensch und Tier. Moreau betont, er wolle durch seine Experimente eine neue, friedlichere Menschenrasse schaffen, die das Beste von Mensch und Tier enthalte, aggressionslos, friedlich und vegetarisch. Er konditioniert seine Geschöpfe durch schmerzerzeugende Implantate. 7 Als ein katzenhaftes Mischwesen ein Kaninchen reißt, lässt Moreau über die Katze Gericht halten. Einer seiner "Söhne", ein Hundewesen, erschießt aber das Katzenwesen. Bei der Verbrennung der Leiche entdeckt das "Hyänenschwein", wo das Schmerzimplantat liegt, und reißt es sich heraus. Einige Wesen tun es ihm gleich. Dann dringt die wütende Meute in Moreaus Haus ein und tötet ihren "Vater". Nach einer Gewaltorgie findet Douglas schließlich auch heraus, dass Moreau ihn nicht retten wollte, sondern seine Gene dazu benutzen wollte, um die "Rückartung" - die Rückverwandlung seiner Geschöpfe in Tiere - aufzuhalten. Moreau ist tot, ebenso seine katzenhafte Tochter, der Arzt Montgomery und die vom Hyänenschwein angeführte Meute. Moreaus Untergebener, der "Verkünder des Gesetzes", bleibt mit einigen geläutert zurück, als Douglas auf einem Floß abreist. Douglas verspricht, zurückzukehren und einen Weg zu finden, ihre Rückverwandlung aufzuhalten, aber der Verkünder des Gesetzes winkt ab. Er sieht ein, dass Moreaus Geschöpfe keine Menschen sind, und möchte sich lieber wieder zum Tier zurückverwandeln. "DNA - Experiment des Wahnsinns" basiert auf der Novelle "Die Insel des Dr. Moreau" (Originaltitel: "Moreau's Island") von H. G. Wells. Diese Novelle hier zu interpretieren würde den Rahmen der Arbeit sprengen, aber soviel sei gesagt: Der Film "DNA -Experiment des Wahnsinns" wird allgemein als mit die schlechteste der Verfilmungen dieser Novelle angesehen. Daher kann eine Kritik am Film schlecht auf die Novelle selbst bezogen werden - sie würde dem Niveau der Novelle nicht gerecht. Die Gentechnik, die im Film dargestellt wird, bezieht sich in keinster Weise auf etwas, was heute machbar oder auch nur vorstellbar wäre. Sie bleibt blass und tritt in den Hintergrund, in der Novelle zugunsten des Niveaus - im Film dagegen zugunsten sinnloser Gewaltdarstellung. Über die Projektion einer möglichen Zukunft im Film bezogen auf die dargestellte Gentechnik lässt sich keine Aussage machen. Die Gentechnik spielt hier nur eine Nebenrolle. Das Urteil über den Film an sich sei den Kinospezialisten überlassen, bezogen auf die Gentechnik ist "DNA - Experiment des Wahnsinns" schlicht platt und sinnlos. 2. Fernsehserien Star Trek Die Science-Fiction-Serie "Star Trek", in Deutschland meist besser bekannt als "Raumschiff Enterprise", beschäftigt sich neben klassischen Science-Fiction-Themen nicht selten auch mit aktuellen Themen wie auch zum Beispiel der Gentechnik. Dabei stehen meist (natürlich in die Geschichte mit eingebunden) philosophische und ethische Fragen im Brennpunkt. Zum diesem Thema fallen zwei "Star Trek"-Episoden besonders ins Auge - "Der schlafende Tiger" (Original: "Space Seed") aus der ersten und ältesten "Raumschiff Enterprise"-Serie sowie die Folge "Dr. Bashirs Geheimnis" (Original: "Dr. Bashir, I presume") aus der Serie "Star Trek - Deep B3: Khan Noonien Singh Space Nine". In "Der schlafende Tiger" wird ein Teil der Vorgeschichte der Zeitlinie vorgestellt, in der "Star Trek" im 23. und 24. Jahrhundert spielt. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, so berichtet die Episode, versuchte ein genetisch aufgebesserter Mensch namens Khan Noonien Singh, ein Produkt von Gentechnik und Eugenik, die ganze Erde unter seine Gewalt zu bringen. Sein Intellekt wurde durch Gentechnik künstlich erhöht - und mit ihm sein Machthunger. Mit ihm und gegen ihm kämpften noch andere genetisch Aufgebesserte um die Macht. Als er 1996 entmachtet wird, flieht er mit etwa hundert seiner Getreuen in einem "Schläferschiff", wo sie bis zu ihrer Entdeckung im 23. Jahrhundert durch das Raumschiff Enterprise im Kälteschlaf ruhen. Wie die Menschen der "Vergangenheit" auf diese "Eugenischen Kriege" und die Gentechnik reagierten, zeigt sich in der Episode "Dr. Bashirs Geheimnis": Julien Bashir, der hochintelligente Stationsarzt der Raumstation "Deep Space Nine" im 24. Jahrhundert, bekommt un8 freiwillig Besuch von seinen Eltern. Dabei stellt sich heraus, dass Bashir ein Geheimnis hütet, denn er wurde als Kind genetisch aufgebessert - was in der Föderation, dem Staat der Zukunft, strengstens verboten ist. Denn, so einer von Bashirs Vorgesetzten: "Für jeden Julien Bashir, der geschaffen werden kann, steht ein Khan Singh auf Abruf bereit." Die folgende Analyse dieser Episode, der ich nur voll und ganz zustimmen kann, stammt von Martin Seebacher (www.sftv.ch): "Diese Folge von Deep Space Nine ist eine der wenigen Episoden einer TV-Serie, die sich intensiv, aber dabei nicht reisserisch und voreingenommen mit dem Thema Genmanipulation am Menschen auseinandersetzt. Damit hebt sich "Dr. Bashir, I Presume" wohltuend von den üblichen Horrorszenarien über gentechnisch erschaffene Monster und Krankheiten ab, die üblicherweise bei dieser Thematik dominieren. Statt dessen bekommt der Zuschauer eine Folge mit Tiefgang serviert, in der man viel über die Möglichkeiten, aber auch die Gefahren der Gentechnologie erfährt. [...] Man spürt von den ersten Sekunden an das Unbehagen, das Bashir in Gegenwart seiner Eltern befällt.[...] Erst als Bashirs Eltern unabsichtlich das Geheimnis über die gentechnische Aufbesserung ihres Sohnes verraten, ist klar, warum er ein gestörtes Verhältnis zu ihnen hat. In einigen herausragenden Dialogen wird nun dieses auch heute schon heikle Thema behandelt. Bashirs Äusserungen gegenüber O'Brien verraten viel über seine bisher verheimlichte Seite; seine Furcht vor Entdeckung und Ausgrenzung durch die Gesellschaft, die in ihm ein unnatürliches Wesen, ein Monster sehen könnte. Die Ablehnung der (menschlichen) Gesellschaft gegenüber gentechnischen Eingriffen in das menschliche Erbgut ist logisch und nachvollziehbar, schliesslich musste die Menschheit im STAR TREK Universum schon einmal um das Überleben gegen genetisch manipulierte Supermenschen kämpfen. Seitdem sind nur mehr korrigierende Eingriffe in das Erbgut erlaubt, um DNA-Schäden zu reparieren und Krankheiten zu heilen. Bashir sieht sich von seinen Eltern verraten. Seiner Meinung nach haben sie sich für ihren geistig und körperlich zurückgebliebenen Sohn B4: Dr. Julien Bashir geschämt und nur deshalb die Aufbesserung veranlasst. In seinen Augen wurde der wirkliche "Jules" getötet, bevor er eine echte Chance bekommen hatte. Er verachtet seine Eltern für diesen Schritt, da sie ihr defektes Kind quasi gegen ein neues umgetauscht haben. Er sieht in ihnen nicht mehr seine Eltern, sondern seine Architekten. Bashirs Mutter Amsha kann ihren Sohn aber überzeugen, dass sie ihren Sohn nicht aus Scham über seine "Unzulänglichkeiten," sonders aus Liebe zu ihm aufbessern ließen. [...] Bashir will am nächsten Tag Sisko seinen Austritt aus der Sternenflotte mitteilen, da genetisch veränderte Menschen nicht in der Sternenflotte dienen dürfen. Doch Bashir wird überrascht: Sein Vater hat einen Handel mit einem Admiral der Sternenflotte abgeschlossen. Bashir darf im Dienst bleiben, aber sein Vater übernimmt die volle Verantwortung und geht für zwei Jahre in eine Strafkolonie [...]. Bashirs Eltern haben ihrem Sohn noch einmal ihre Liebe bewiesen, indem der Vater die Verantwortung für sein Handeln übernimmt und damit die Karriere seines Sohnes rettet. Die Folge besticht durch ihren sachlichen Umgang mit der Thematik. Die Motive von Bashirs Eltern sind durchaus nachvollziehbar. Wünschen wir uns nicht alle das Beste für unsere Nachkommen? Gesetzt die Möglichkeit der gezielten Aufbesserung des Erbgutes: Würden wir der Verlockung widerstehen können, unsere Kinder aufzubessern, wenn sie der gesellschaftlichen Norm nicht genügen? Eines Tages wird die Menschheit über die Möglichkeit verfügen, gezielt in das Erbgut einzugreifen. Doch wie weit darf oder soll man bei den Eingriffen gehen? Sicher ist nur, dass die Menschheit früher oder später schon aus rein medizinischen Gründen regelrecht dazu gezwungen sein wird, in das Erbgut ihrer Nachkommen einzugreifen: Durch die immer fortschrittlichere Medizin steigt die Lebenserwartung, und auch die Überlebenschancen von Menschen mit schweren Erbkrankheiten erhöhen sich stetig. Durch diese neuen Möglichkeiten können solche Menschen, die früher schon in jungen Jahren gestorben wären oder gar keine Überlebenschance gehabt hätten, die defekten Gene an ihre Nachkommen weitergeben, wozu sie noch vor wenigen Jahrzehnten oder Jahren gar nicht in der Lage gewesen wären. Hier wird man eingreifen müssen. 9 Aber bei welchen Fehlern, bei welchen Merkmalen soll die Medizin sonst noch korrigierend eingreifen? Ist eine unterdurchschnittliche Intelligenz eine Krankheit, die korrigiert werden muss? Ist eine kleine Körpergrösse ein Defekt? Oder etwas so Banales wie die Anlage für Kurzsichtigkeit oder ein Hang zum Übergewicht? Wer bestimmt, was gut und was schlecht ist?" Akte X Die Mystery-Serie "Akte X" beschäftigt sich in mehreren Episoden mit dem Thema Gentechnik, allerdings ist es hier unmöglich für jemanden, der die Serie nicht bis ins Detail kennt, diese Episoden zu interpretieren. Der Grund dafür ist, dass das Konzept der Serie derart verworren und verschachtelt ist, so dass man als "Außenseiter" kaum Durchblick hat. Gentechnik verbindet sich bei "Akte X" meist, durch das Konzept der Mystery- und ScienceFiction-Serie bedingt, mit Geschichten wie der Erschaffung von Monstren, geheimen Experimenten der US-Regierung oder Versuchen von Außerirdischen, die Erde zu kolonisieren oder zu infiltrieren. Allein von diesen Geschichten aus gesehen, bei denen das Thema der Gentechnik durch "Akte X" berührt wird, ist kaum anzunehmen, dass hier ein positives Bild von der Gentechnik geschaffen oder eine großangelegte Auseinandersetzung mit positiven wie negativen Seiten der Gentechnik begonnen wird. Im Gegenteil, die Beliebtheit der Serie basiert größtenteils auf dem Konzept, Spannung aufzubauen, die Zuschauer zu gruseln, zu schocken und zu verwirren und gleichzeitig plausibel und wissenschaftlich zu klingen. Auf dieser Basis - der Serie sei es verziehen - kann natürlich keine großartige Diskussion des Themas Gentechnik stattfinden. B5, B6: Klon-Embryonen? 3. Dokumentationen Akte 2000/17 Die Dokumentationssendung "Akte 2000", die von SAT 1 gewöhnlich um 22.15 Uhr ausgestrahlt wird, enthielt in ihrer 17. Ausgabe am 25. April 2000 einen etwa achtminütigen Beitrag zum Thema Gentechnik. Er bezog sich dabei speziell auf die Diagnose-, Therapie- und Vorsorgemöglichkeiten der Medizin durch Gentechnik. Warum dieser Beitrag gesendet wurde, ist unklar, denn er enthält trotz B7: Moderator Ulrich Meyer "sensationeller" Aufmachung keinerlei neue Informationen. Offen wird hier eine sehr positive Meinung von diesem Gebiet der Gentechnik erzeugt, da in dem Beitrag fast ausschließlich Hinweise auf die Möglichkeiten zur Vorbeugung und Heilung schwerer Krankheiten durch die Gentechnik gegeben werden; die möglichen Nachteile werden ignoriert. "Schöne neue Medizin" nennt es der Sprecher aus dem Hintergrund. Das Populärmedium "Akte 2000" schöpft seine Möglichkeiten voll aus - damit das Auge beschäftigt ist. Teilweise besteht der Bericht aus schönen, aber sinnlosen Animationen, die keinerlei Informationsgehalt haben. Auf die Grundlagen wird wenig eingegangen, die kurzen Erklärungen wirken mehr als Alibi denn als wirkliche Wissensmehrung; daher sind die Informationen nur rudimentär. Themen wie "Retroviren", "Basenpaare", "Krebs durch fehlerhaftes Gen" werden nur erwähnt, nicht erklärt. Auch der Zukunftsausblick ist uneingeschränkt positiv - ethische Dilemmata werden nicht einmal am Rande gestreift. Die Redakteure waren wohl der Meinung, der Film im Vorprogramm ("Mörderischer Doppelgänger" - s. o.) hätte die Meinung der Zuschauer von der 10 Gentechnik zu sehr negativ beeinflusst, was man mit diesem achtminütigen Kurzbeitrag ausgleichen müsse. Die genannten "Fakten" strotzen teilweise nur so von Fehlern oder unsinnigen Vereinfachungen. Es wird beispielsweise durch die Aussagen des Sprechers unterschwellig die Hypothese aufgestellt, der Mensch sei nur durch seine Gene bestimmt - der Einfluss der Umwelt, der z. B. in der Krebsforschung in Beziehung mit der genetischen Veranlagung noch nicht geklärt ist, wird völlig ignoriert. Ebenso wird die Meinung erzeugt, 100 % der aktuellen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Alzheimer oder Krebs seien genetisch bedingt. Die Gefahren des Wissens um solche genetischen Risiken werden nur am Rande gestreift und teilweise auch gar nicht erwähnt. Ein genetisches Risiko wird in der Darstellung des Themas gleichgesetzt mit einer tatsächlichen Erkrankung - dagegen lässt nur einer der interviewten Ärzte, Prof. Richard Grosse, bei genauer Betrachtung wissen, dass Risiko nicht gleichbedeutend ist mit Schicksal. So denkt beispielsweise dann auch die befragte Tochter einer Krebskranken, wenn sie das fehlerhafte Gen ihrer Mutter geerbt habe, werde sie auch sicher erkranken. Zu den populistischen Aufmachern gehören auch die Behauptung des Moderators: "In fünf Jahren werden nur noch halb so viele Menschen an Krebs sterben." Argumente oder Belege werden nicht geliefert - so bleibt die Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Die Animationen selbst, die den Beitrag teils untermalen, sind zum Teil faktisch falsch: ein Kommentar aus dem Off spricht von einem Tumor an den Eierstöcken, während in der Animation gleichzeitig ein Tumor an der Gebärmutter-Außenwand gezeigt wird. Auch in die Interpretation eines Fehlers in einem Gen hat sich ein Irrtum eingeschlichen - der Sprecher verkündet die falsche Anordnung eines "Bausteins", gezeigt wird dagegen die Vertauschung des Basenpaars von AT nach CG. Der Bericht schließt mit der Behauptung, man sei "weit entfernt" vom Klonen eines Menschen. Warum das so sein soll oder worauf diese Behauptung fußt, bleibt im Dunkeln. Erstens ging es in dem Bericht in keinster Weise um das Klonen von Menschen, und zweitens straft der jüngste Beinahe-Erfolg koreanischer Wissenschaftler bei der Klonierung menschlicher Embryonen den Beitrag Lügen. Alles in allem ist der Beitrag ein eher unerfreuliches Kapitel in Sachen Gentechnik, das dem Anspruch des Themas nicht gerecht wird. 11 II. Printmedien Die gedruckten Medien, neudeutsch auch Printmedien genannt, sind ein so umfangreiches Feld, dass darüber eine eigene Abhandlung geschrieben werden müsste. Ich begnüge mich deshalb damit, zwei Beispiele zu bringen: einen typischen Ausschnitt einer Tageszeitung sowie Materialien eindeutiger Gentechnik-Gegner. Tageszeitung In einem jüngeren Beitrag (Anfang Mai 2000) der Heidenheimer Neuen Presse (HNP) wurde über Diskussionen auf dem Deutschen Ärztetag in Köln bezüglich des Embryonenschutzgesetzes berichtet. Gentests bei Embryos? Fischer weist Vorstoß der Ärzte zurück Berlin/Köln - Dürfen im Reagenzglas gezeugte Embryos auf genetische Veränderungen im Erbgut untersucht werden? Darüber gibt es heiße Diskussionen auf dem Deutschen Ärztetag in Köln. Ein klares Nein kommt von Gesundheitsministerin Fischer: "Wir würden damit Medizinern und potenziellen Eltern gestatten, über lebens- und nicht lebenswertes Leben zu entscheiden." Der Vorsitzende des Marburger Bunds, Montgomery, sieht ernste Anzeichen für einen "ethischen Dammbruch". Dagegen ist der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, für eine Erlaubnis, wenn es für den Nachwuchs ein hohes Risiko einer schwerwiegenden genetisch bedingten Erkrankung gibt. Dies hatte die Ärztekammer auch in einem Diskussionsentwurf für eine Richtlinie vorgeschlagen. Danach soll nur untersucht werden, wenn das Elternpaar ein hohes genetisches Risiko aufweist. Bei einem ungünstigen Ergebnis soll der Embryo nicht in den Mutterleib eingepflanzt werden. Bisher ist dies durch das Embryonenschutzgesetz verboten. Die Bestimmung des Geschlechts des Kindes wird ebenso ausgeschlossen wie Risiken auf Grund des Alters der Eltern. Auch soll es ein strenges Antrags- und Überwachungsverfahren der Ärztekammern geben. Die Befürworter verweisen darauf, dass es um wenige Dutzend Fälle pro Jahr gehe. Das Verfahren sei in zehn EU-Staaten zulässig. Auch könnten Eltern ohne diese Möglichkeit eine "Schwangerschaft auf Probe" eingehen und bei Gesundheitsrisiken das Kind abtreiben lassen. Fischer dagegen will eine Gesellschaft, die auch Unvollkommenheit für lebenswert halte. Der Artikel ist, wie für Tageszeitungen üblich, so neutral wie möglich gehalten, um dem Leser keine Meinung aufzudrücken. Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass wenn die möglichen Folgen des Themas wie hier nur am Rande gestreift werden können, das Thema nicht so ernst genommen wird, wie es nötig wäre - und der Artikel möglicherweise so schnell vergessen ist, wie er gelesen wurde. Anti-Gentechnik-Materialien - Greenpeace Die Haltung der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist unversöhnlich gegenüber der Gentechnik. Greenpeace meint zwar meist am Rande, man sei nicht grundsätzlich gegen die Gentechnik, zur Heilung schwerer Krankheiten sei die Gentechnik durchaus legitim allerdings erscheinen solche Sätze im Vergleich mit dem Tenor der Materialien als unwichtig. Zu erschreckend und gefährlich sind die Möglichkeiten der Gentechnik nach Greenpeace, und so wettert die Organisation auf allen Kanälen gegen sie. Populistische Sprüche wie "Soja - So nicht" sollen die Leute dazu anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen - aber wenn, dann bitte in der Denkweise von Greenpeace. 12 Es ist natürlich gut, wenn Greenpeace auf die Gefahren ihrer zwei Lieblings-GentechnikThemen, der Patentierung von Leben und dem Einsatz von gentechnisch manipulierten Nutzpflanzen in der Landwirtschaft, ununterbrochen hinweist. Die Art und Weise, wie sie das tun, ist allerdings typisch für Greenpeace - und der beidseitigen Auseinandersetzung der Leute mit dem Thema nicht unbedingt förderlich. Aktionen wie das Zumauern der Eingänge am Gebäude der Europäischen Patentbehörde, die durch einen Fehler Patente auf Leben verteilen konnte, sollen aufmerksam machen, aber auch die Öffentlichkeit auf die Seite der Gentechnik-Gegner wie Greenpeace ziehen. Die Tatsache, dass Forschung und Patente nun mal zur Pharmawirtschaft und damit zur Möglichkeit "der Heilung schwerer Krankheiten" dazugehören, scheint Greenpeace recht egal zu sein - Hauptsache, die Leute schauen auf und sehen: Die Gentechnik ist gefährlich. In den Artikeln werden ständig die Gefahren der Gentechnik angesprochen, Gegenargumente wie zum Beispiel, dass das von Greenpeace verteufelte Roundup-Herbizid, gegen das die "Gen-Sojabohne" resistent ist, schwächer ist als manch anderes spezialisiertes Herbizid und damit umweltverträglicher, wird nur am Rande erwähnt: dem sei nicht so, Roundup sei hochgefährlich. Worauf diese Annahme basiert, bleibt größtenteils das Geheimnis von Greenpeace. Dieser Stil zieht sich durch die gesamten Materialien wie Protestbriefe, Zeitschriften und Protest-Postkarten - einfach unterschreiben und absenden. Da tritt die eigene Beschäftigung des Lesers mit dem Thema eindeutig in den Hintergrund. B8: Ein patentiertes Baby 13 III. Internet http://www.greenpeace.de − Spezialthemen "Patente auf Leben" und "Grüne Gentechnik" − sehr populistisch - Anti-Gentechnik-Einstellung http://www.spe.sony.com/Pictures/SonyMovies/ movies/Gattaca/ − Interessante Features - "Zeuge dein Wunschkind" − sehr auf den Film "Gattaca" bezogen, ansonsten ("Wunschkind-Berechnung") teils recht interessant − Themen "Gentechnik am Menschen" http://www.LifeScience.de/ − Gentechnik immer von beiden Seiten betrachtet - Analyse von Vor- und Nachteilen − Thema "Gentechnik zum Nutzen der Menschen" (Medizin), aber auch allgemein Bio- und Gentechnologie http://www.biogene.org − Gentechnik-kritisch, aber ausgewogen − Thema "Gentechnik in der Landwirtschaft" http://www.novartis.de/novartis/html/d/genforum /therapie.htm − Pro-Gentechnik-Einstellung bzw. sehr vorsichtig kritische Haltung − Themen "Gentechnik in den Pharmawissenschaften" und "Gentechnische Therapien" 14 http://www.tierschutz.de/themen/gentechnikgenpharming.html - contra Gentechnik bzw. Gen-Pharming, vorsichtige Be trachtung der positiven Aspekte - Thema "Gen-Pharming" (Gewinnung von Arzneimitteln durch genetische Veränderung von Tieren http://www.muenster.de/ http://www.muenster.de/~gentech/ - Schüler-Homepage - informativ und gut erklärt - Themen sehr breit gefächert – „Gentechnik allgemein“ 15 Quellen Bildmaterial: B1, B2 -> http://www.spe.sony.com/Pictures/SonyMovies/movies/Gattaca/ B3, B4 -> http://sdce.de B5, B6 -> http://www.fox.com/frameset.html?content=/thexfiles/index2.htm B7 -> http://www.bingo-ev.de/~jp2252 B8 -> http://www.greenpeace.de Nicht genannte Bilder sind Bildschirm-Schnappschüsse der jeweiligen Homepage. Schriftliche Quellen: S. 9 f. Kritik der "Star Trek"-Episode "Dr. Bashirs Geheimnis": © 1998 Martin Seebacher S. 8 ff. StarTrek ® is a registered trademark and related marks are trademarks by Paramount Pictures. ALL RIGHTS RESERVED. S. 12 Tageszeitungs-Beitrag: Heidenheimer Neue Presse, Anfang Mai 2000 16