Ausbildungsbausteine im Handwerk?

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Ausbildungsbausteine im Handwerk?
Handwerk
> Bildung
Beratung
Ausbildungsbausteine im Handwerk?
ErfahrungsberichtehandwerkskammernaherProjekte
Impressum
Redaktion
DieterWestendorff
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburgmbH
Linnéstr.5
79110Freiburg
www.foege-hwk.de
KonzeptionundHerausgeber
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburgmbH
HandwerksbildungszentrumBielefeld Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)derHandwerkskammerHalle(Saale)
Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)ROHR-KLOSTERderHandwerkskammerSüdthüringen
IFGO-ODAVGmbH–AkademiedesHandwerks–FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
Copyright
DiesePublikationeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwendungaußerhalbderengen
GrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohnedieZustimmungderHerausgeberunzulässigundstrafbar.
InsbesonderedarfkeinTeildieserPublikationohnevorherigeschriftlicheGenehmigungdesHerausgeberinirgendeinerForm(unterVerwendungelektronischerSystemeoderalsAusdruck,FotokopieoderunterNutzungeinesanderen
Vervielfältigungsverfahrens)überdenpersönlichenGebrauchhinausverarbeitet,vervielfältigtoderverbreitetwerden.
GestaltungundProduktion
werbeagenturaufwindGmbH,Bahlingen
Stand
Dezember2013
DiebeteiligtenProjektesindTeilvonJOBSTARTERCONNECTundwerdeneinschließlichdieserPublikationausMitteln
desBundesministeriumsfürBildungundForschungsowieausMittelndesEuropäischenSozialfondsgefördert.
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Inhalt
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
VORWORTE
HandwerkskammerFreiburg
andwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld
H
HandwerkskammerHalle(Saale)
HandwerkskammerSüdthüringen
IFGO-ODAVGmbH–AkademiedesHandwerks–
FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
EINFÜHRUNG
DieterWestendorff
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg–Projekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“
Anwendungsbereich III – Berufsvorbereitungsjahr und Berufsfachschulen
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ERPROBUNGSBEISPIELE
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Anwendungsbereich I – Altbewerberinnen und Altbewerber
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„EQ-ABST“–EinstiegsqualifizierungmitneuenQualitätsmaßstäbenimKammerbezirkFreiburg
ArnoldBethke
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg–Projekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“
AusbildungsbausteineinderEinstiegsqualifizierung
VeraGrämmel
HandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld–Projekt„Talente-SchmiedeHandwerkOWL–
MitAusbildungsbausteinenzumErfolgimHandwerk!“
AusbildungsbausteineinderbetriebsnahenBerufsausbildung
NadineLudwigundNormanBalke
HandwerkskammerHalle(Saale)–Projekt„Neustart“
Anwendungsbereich II – Benachteiligtenförderung und Berufsvorbereitung
BaE–kooperativnachAusbildungsbausteinendesBIBBimMaler-undLackiererhandwerk
ElkePollaschekundArnoldBethke
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg–Projekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“
S
chnittstellenimÜbergangssystem–AusbildungsbausteineinderBvB
SimoneGeisthardtundMichaelSchilling
HWKSüdthüringen–Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)ROHR-KLOSTER
BOB–Bauten-undObjektbeschichterinderBenachteiligtenförderung
AutorenAlexandraReutherundMartinPietschmann
IFGO-ODAVGmbH–AkademiedesHandwerks–FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
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ErprobungvonAusbildungsbausteinendesIndustriemechanikersinSüdthüringer
Berufsfachschulklassen
SimoneGeisthardtundMichaelSchilling
HWKSüdthüringen–Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)ROHR-KLOSTER
Anwendungsbereich IV – Nachqualifizierung an- und ungelernter Erwachsener
SchrittfürSchrittzumAnlagenmechaniker–Sanitär–Heizung–Klima
ChristineKulisch
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg–Projekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“
AusbildungsbausteineinderNachqualifizierungbergenChancenundberuflicheSicherheit
AngelikaCzajor
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg–Projekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“
AusbildungsbausteineinderNachqualifizierung
VeraGrämmel
HandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld–Projekt„Talente-SchmiedeHandwerkOWL–
MitAusbildungsbausteinenzumErfolgimHandwerk!“
AUSBLICK Ausbildungsbausteine im Handwerk? – Möglich!
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RedaktionDieterWestendorff
ProjektverbundkammernaherProjekteinJOBSTARTERCONNECT
GLOSSAR
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AUTORINNEN UND AUTOREN
FördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburgmbH
HandwerkskammerOstwestfalenLippezuBielefeld
Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)derHandwerkskammerHalle(Saale)
Bildungs-undTechnologiezentrum(BTZ)ROHR-KLOSTERderHandwerkskammerSüdthüringen
IFGO-ODAVGmbH–AkademiedesHandwerks
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FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
DANKSAGUNG
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Werner Gmeiner
Vorworte
Vorworte
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HandwerkskammerFreiburg
HandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld
DieHandwerkskammerFreiburgbeteiligtsichseitgeraumerZeitanderEntwicklungundUmsetzungeinerVielzahlvoninnovativenAnsätzenzurNachwuchssicherungimHandwerk,gerne
auchdurchdieErprobungneuerMethodeninderberuflichenBildung.
Die Zielrichtung des Programms JOBSTARTER CONNECT des Bundesministeriums für Bildung
undForschung(BMBF),AusbildungsbausteinedesBundesinstitutsfürBerufsbildung(BIBB)in
verschiedenenAnwendungsbereichenderberuflichenBildungundWeiterbildungzuerproben,
passtedaherhervorragendzudenvorhandenenBestrebungenderHandwerkskammerFreiburg.
EinanerkannterBerufsabschlussistnochimmerdiegrößteChanceaufeinselbstbestimmtes
underfülltesLeben.DaherengagiertesichdieHandwerkskammerFreiburgindiesemProgramm
desBMBFmiteinemeigenenProjekt:„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“welcheseine
ErprobungderAusbildungsbausteinedesBIBBinvierHandwerksberufenvornahm.
DemProjekt„ABST“istesgelungen,vielfältigepositiveErfahrungenbeiderAnwendungundder
UmsetzungvonAusbildungsbausteinendesBIBBinderPraxiszusammeln.Hierzuhatentscheidend die Entwicklung von handlungsorientierten und praxisnahen Überprüfungsmethoden
beruflicherKenntnissebeigetragen,dievonderHandwerkskammerFreiburgdurchBausteinbescheinigungenanerkanntwurdenunddenUnternehmenunddenTeilnehmer/innenderErprobungeinaussagekräftigerBelegfürdieerworbenenQualifikationensind.Vonvielenrelevanten
PartnerninderRegionwerdendaherdieChancenvonAusbildungsbausteinendesBIBBinder
beruflichenBildungunddabeiinsbesondereimBereichderNachqualifizierungzurVorbereitung
aufdieExternenprüfungmittlerweilepositivbewertetundihreAnwendungunterstützt.Dabei
derUmsetzungdesBQFG(„Anerkennungsgesetz“)ebenfallserstepositiveErfahrungenzurAnwendungderAusbildungsbausteinedesBIBBvorliegengehenwirvoneinerdauerhaftenNutzungderAusbildungsbausteineimBereichderHandwerkskammerFreiburgaus.
MeinbesondererDankgiltdenbeteiligtenFirmendesHandwerks,denInnungenundKreishandwerkerschaften,diemitdemProjekt„ABST“kooperierten,ihreTürenfürdieProjektanliegenoffenhieltenundmitgroßemEinsatzanderUmsetzungdesProjektes„ABST“beteiligtwaren.
DieKonjunkturumfragenzeigten,dasostwestfälisch-lippischeHandwerkerwartetindenkommendenMonateneinepositiveEntwicklung.AberwiewirdesdemHandwerk2020unddanach
gehen?HeutigePrognosenlassenerwarten,dassdieZahlderjungenLeutezwischen15und20
Jahren,dieinderRegeleineDualeAusbildungwählen,zwischen2003und2020imKammerbezirkum16,05Prozentzurückgehenwird.
DasHandwerk,istalsomitderHerausforderungeineserheblichenFachkräftemangelskonfrontiert.VordiesemHintergrundbeteiligtsichdieHandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeldseitdem01.Mai2010andemvomBundesministeriumfürBildungundForschung(BMBF) Michael Heesing
insLebengerufenenProgrammJOBSTARTERCONNECT.DieHandwerkskammersetztezusammen mit dem HBZ Brackwede Fachbereich Bau e.V. das Verbundprojekt „Talente-Schmiede
HandwerkOWL“um.
Die„Talente-SchmiedeHandwerkOWL“ermöglichtees,AusbildungsabbrechernundjungenErwachsenenohneBerufsabschluss,sichüberAusbildungsbausteinezuqualifizieren,umschließlicheineGesellenprüfungzuabsolvieren,alsFachkraftdemArbeitsmarktaktivzurVerfügungzu
stehenundeinensicherenArbeitsplatzzuhaben.AuchTeilnehmendeanBerufsvorbereitenden
Bildungsmaßnahmen, Einzelbetrieblichen Umschulungen und Einstiegsqualifizierungen sind
alsZielgruppeangesprochen.
EinbesondererDankgiltdenAusbilderinnenundAusbildernderverschiedenenHandwerksbetriebevorOrt,diedenTeilnehmendenermöglichten,sichdieInhaltederspeziellvomBundesinstitutfürBerufsbildung(BIBB)entwickeltenAusbildungsbausteineanzueignen.Dabeilernten
sie sich wechselseitig kennen und schätzen;„Eine neue Form der Zusammenarbeit“, die dem
gesamtenHandwerkzugutekommt.DarüberhinausermöglichtderEinsatzvonAusbildungsbausteinendenBetrieben,ihreQualifizierungzusystematisierenundinsgesamtzuverbessern.
WernerGmeiner
GeschäftsführerBeruflicheBildungderHandwerkskammerFreiburg
MichaelHeesing
HauptgeschäftsführerderHandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld
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Dr. Jürgen Rogahn
Vorworte
Vorworte
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HandwerkskammerHalle(Saale)
HandwerkskammerSüdthüringen
GutausgebildeteFachkräfteundentwicklungsfähigeAuszubildendesindfürdenWirtschaftsbereichHandwerkeinewichtigeVoraussetzungzurZukunftssicherung.InFolgederdemografischenEntwicklungwirdeszunehmendschwieriger,diesesFachkräftepotenzialzusichern.Um
dem sich bereits vor längerer Zeit abzeichnenden Problem vorzubeugen, hatten Handwerker
aus dem Kammerbezirk und die Handwerkskammer Halle im Jahr 1998 den Handwerklichen
AusbildungsvereinimKammerbezirkderHandwerkskammerHalle(Saale)e.V.gegründet.Dieser
ermöglichteseitdemweitmehrals5000JugendlicheneinebetrieblicheAusbildung.Umauch
neueWegezugehen,arbeitenwiralsHWKHalledarüberhinausinverschiedenenGremien,wie
beispielsweisebeimBundesinstitutfürBerufsbildung(BIBB)aktivanderUmsetzungundErprobungneuerundinnovativerModelleundMethodenfürdieBerufsausbildungmit.
DasvorvierJahrenvomBundesministeriumfürBildungundForschung(BMBF)ausgeschriebene
ProgrammJOBSTARTERCONNECTzurErprobungvonAusbildungsbausteineninderberuflichen
BildungverfolgtegenaudieseZielrichtung.DeshalbbeteiligtesichdieKammermitdemProjekt
„Neustart“inKooperationmitdemAusbildungsverein,umAusbildungsbausteinederbetriebsnahenAusbildunginachtBerufsfeldernzuprüfen.
IndiesemProjekt„Neustart“istesinnerhalbdervierjährigenProjektlaufzeitgelungen,wertvolleErfahrungenbeidermöglichenAnwendungderAusbildungsbausteineaufdemFeldderbetriebsnahenAusbildunginderPraxiszusammeln.GroßenAnteildaranhabendieUnternehmen
desHandwerks,diesichaktivindieProjektumsetzungeingebrachthabenundderHandwerklicheAusbildungsverein.
DarüberhinausnutzenwirprojektübergreifenddiezuerprobendenAusbildungsbausteineerfolgreichimBereichderNachqualifizierungvonErwachsenenüber25Jahre,diekeinereguläre
Ausbildunganstreben.AuchausdiesemGrundsehenwirAusbildungsbausteinealseinprobates
MittelaufdemWegzumAbschlusserwerbundzurHeranführungandasreguläreBildungssystem.SiebereitetenzielgerichtetundhandlungsorientiertaufdieZulassungzurPrüfungundin
FolgedemErwerbeinesBerufsabschlussesvor.
WirbedankenunsnochmalsbeidenbeteiligtenBetriebenfürdieguteZusammenarbeitinnerhalbdesProjektes.
AuchdieRegionSüdthüringenstehtvorderFrage,wiediedemografischeEntwicklungundder
wachsendenFachkräftebedarfgemeistertwerdenkönnen.
VieleJugendlichedurchlaufenbeimÜbergangvonSchuleinAusbildungmehrfachverschiedene
berufsvorbereitendeMaßnahmen–ohneAnerkennungfürihrespäterenBerufabschlüsse.Dabei
verlierensiewertvolleZeitundMotivation.Aufgrunddessenisteswichtig,ausbildungswillige
JugendlichemöglichstschnellindiedualeAusbildungzuintegrierenundberufsvorbereitende
Zeitenanrechenbarzugestalten.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschriebene Programm Rudolf Wirsing
JOBSTARTER CONNECT zur Erprobung von Ausbildungsbausteinen in der beruflichen Bildung
verfolgtegenaudieseZielrichtung.AusunsererSichtistderEinsatzvonAusbildungsbausteinen
zielführend,umÜbergangszeitentransparentundanrechenbarzugestaltenunddenerfolgreichenundnachhaltigenEinstieginbetrieblicheAusbildungzuerleichtern.
DieHandwerkskammerSüdthüringenerprobteimZeitraumvon2009bis2013imRahmendes
BundesprojektesJOBSTARTERCONNECTbundeseinheitlicheAusbildungsbausteineinberufsvorbereitendenMaßnahmen.DurchdenEinsatzvonverantwortlichenKoordinatorensowieunter
NutzungvorhandenerNetzwerkesolltedieErprobungdazuführen,ÜbergängeinAusbildung
effizientundeffektivzugestalten.
DasAbsolvierenvonAusbildungsbausteinen,diesichanberufstypischenArbeits-undGeschäftsprozessenorientieren,begünstigtundfördertdieHerausbildungberuflicherHandlungsfähigkeitderzukünftigenAuszubildendenundleisteteinenentscheidendenBeitragzurStärkungder
BerufsreifederJugendlichen.MitdemAbschlusseinesAusbildungsbausteinsdurcheineKompetenzfeststellung nach festgelegten Standards werden berufliche Kompetenzen transparent
dargestelltunderleichterndurchIhreSystematikdenEinstieginbetrieblicheAusbildung.Eine
BescheinigungvonabsolviertenAusbildungsbausteinendurchdiezuständigeKammersignalisiertdenUnternehmen,dassderJugendlichebereitsberuflicheHandlungsfähigkeitennachgewiesen hat und somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mitbewerbern genießt.
DieshabenunsverschiedeneUnternehmenunsererRegionbestätigt.
WirbedankenunsbeiallenKooperationspartnernfürdieguteZusammenarbeitinnerhalbdesProjektes.
Dr.JürgenRogahn
HauptgeschäftsführerderHandwerkskammerHalle(Saale)
RudolfWirsing
AbteilungsleiterBildungderHandwerkskammerSüdthüringen
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Vorworte
IFGOGmbH–AkademiedesHandwerks
FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
Thomas Koller
DieHandwerkskammerfürOberfrankenistmitihrerFördereinrichtungIFGOGmbH–Akademie
desHandwerksseitJahrzehntenalsMotorfürInnovationenundneueTechnologienbekannt.Seit
2007giltzudeminnovativenKonzeptenausdemBereichderNachwuchsförderungundFachkräftesicherungimHandwerkinunseremHauseeinbesonderesAugenmerk.Dieswarfürunsauch
derAnsporn,neueMethodenzurFörderungbisherungenutzterPotenzialevonJugendlichenund
jungenErwachsenenzuerproben.
Das Ziel des Programms JOBSTARTER CONNECT des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
(BMBF),mittelsbundeseinheitlicherAusbildungsbausteineLösungsansätzezuentwickelnundzuerproben,dieaufeinefrühzeitigeIntegrationindiedualeBerufsausbildungabzielen,passtesomitsehrgutin
unserNachwuchsförderungskonzept.Esistunswichtig,dasskeinJugendlicheraufdemWegzueinem
Berufsabschlussverlorengeht.Daherwarenwir,dieIFGOGmbHunddieHandwerkskammerfürOberfrankenmitihremFachbereichJugendberufshilfemitunseremProjekt„BOB“bestrebt,anderSchnittstelleBenachteiligtenförderung/betrieblicheAusbildungeineBrückeindiereguläreAusbildungzueröffnen.
MitderErprobungderAusbildungsbausteine1bis4imBerufdesBauten-undObjektbeschichtersinden
FördermaßnahmenBvBundBaE-integrativderBundesagenturfürArbeitwaresunserZiel,vorundwährendeineraußerbetrieblichenAusbildunginhaltlichaufdasKonzeptderAusbildungsbausteineumzustellen,umsoeinebessereVerzahnungmiteinernachfolgendenbetrieblichenAusbildungzuerreichen.
MitunseremProjekt„BOB–Bauten-undObjektbeschichterinderBenachteiligtenförderung“istuns
diesgelungen.WirhabenhandlungsorientierteundpraxistauglicheVerfahrenmitdenregionalenAkteurenentwickelt,diemitdemFesthaltenaneinereinheitlichenAbschlussprüfungkompatibelsind.
JederAbschlusseinesAusbildungsbausteineswurdemiteinerKompetenzfeststellungdokumentiert.
DieseVerfahrenwurdenvonderHandwerkskammerfürOberfrankengemäßderBAVBVOanerkannt.
NebendenChancenhabenwirauchGrenzenbeiderinhaltlichenUmstellungaufAusbildungsbausteineerkannt.DieseErfahrunghabenwirinunseremBeitragfürSiezusammengefasst.
MeinDankgiltandieserStellevorallemmeinemProjektteamunddenregionalenPartnernvor
Ort,dieunserProjektstetstatkräftigunterstützthaben.
ThomasKoller
GeschäftsführerderIFGOGmbH–AkademiedesHandwerks
FördereinrichtungderHandwerkskammerfürOberfranken
Einführung
Einführung
Dieter Westendorff
1. Prolog
UnverzichtbareGrundlagejederLebensplanungisteinesolideundumfassendeberuflicheBildung.DiesgiltfürJugendliche,dienachderSchuleeinenAusbildungsplatzsuchengenausowie
fürErwachsene,diealsAn-undUngelernteeinerBeschäftigungnachgehenodereineBeschäftigungsuchen.AuchdieUnternehmensindüberalleBranchenhinwegaufgutqualifizierteFachkräfteangewiesen,umimWettbewerbbestehenzukönnen.
DasHandwerkinDeutschlandistinbesondererWeiseanderGewinnungvongutqualifizierten
Fachkräfteninteressiert.SinddochdieHandwerksberufeindenvergangenenJahreneinemrasantenWandelihrertraditionellenBerufsbilderunterworfen,dieseEntwicklungwirdsichauch
inZukunftfortsetzen.
VonderaktuellendemografischenEntwicklung,alsodemRückgangvonSchulabgängerinnen
und Schulabgängern, den potentiellen Auszubildenden, ist das Handwerk aus verschiedenen
Gründen besonders betroffen. Häufig finden die duale Ausbildung und insbesondere die BerufedesHandwerkszuwenigInteressebeidenSchulabgängerinnenundSchulabgängern.Die
mittlerweilebreitgefächertenKarrieremöglichkeitenimHandwerkunddieDurchlässigkeitder
beruflichenBildungsgängesindbeidenSchülerinnenundSchülern,trotzerheblicherAnstrengungenderletztenJahreaufdiesemGebiet,immernochzuwenigbekannt.
AllesGründe,warumsichHandwerkskammerninDeutschlandinvielfältigerWeiseanderEntwicklung von innovativen Ansätzen zu Nachwuchs- und Fachkräftesicherung beteiligen und
damitihrerVerantwortungalsInteressenvertreter,insbesonderederklein-undmittelständisch
geprägtenHandwerksbetriebe,gerechtwerden.
EineMöglichkeit,diesegewünschtenZielezuerreichen,könntedieErprobungunddieAnwendungvonAusbildungsbausteinendesBIBBfürdasHandwerksein.DaherfanddieErprobung
der so genannten Ausbildungsbausteine, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im
Jahr2008überdasFörderprogrammJOBSTARTERCONNECTmöglichmachte,auchdasInteresse
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Einführung
dieserfünfHandwerkskammern,diesichanderErprobungaktivbeteiligten.DiedabeigemachtenErfahrungenderkammernahenProjektesindGegenstanddesvorliegendenErfahrungsberichtes,unterEinbeziehungderregionen-undbranchenspezifischenBesonderheitendesjeweiligenKammerbezirks.
BeteiligtanderErprobungderAusbildungsbausteinedesBIBBundanderErstellungdiesesvorliegendenErfahrungsberichteswaren:
Handwerkskammer Freiburg
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg mbH
Linnéstraße5,79110Freiburg
www.foege-hwk.de
www.hwk-freiburg.de
www.abstweb.de
Einführung
2. JOBSTARTER CONNECT
JOBSTARTERCONNECTisteinAusbildungsstrukturprogrammdesBundesministeriumsfürBildungundForschung(BMBF)undwirdseit2008ausMittelndesEuropäischenSozialfondsgefördert.VordemHintergrunddesdemografischenWandelszieltdasFörderprogrammaufdie
Sicherung des Fachkräftebedarfs und eine Verbesserung der Übergänge in das duale AusbildungssystemdurchdieErprobungbundeseinheitlicherAusbildungsbausteine.
Standorte von Projekten der ersten und zweiten Förderrunde:
Schleswig-Holstein
MecklenburgVorpommern
Hamburg
Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
Handwerksbildungszentrum Bielefeld
Kleiberweg3,33607Bielefeld
www.handwerk-owl.de
Bremen
Handwerkskammer Halle (Saale)
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle (Saale)
StraßederHandwerker2,06132Halle
www.hwkhalle.de
www.facebook.com/hwkhalle
NordrheinWestfalen
Handwerkskammer Südthüringen
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) ROHR-KLOSTER
Kloster1,98530Rohr
www.hwk-suedthueringen.de
IFGO-ODAV GmbH – Akademie des Handwerks
Fördereinrichtung der Handwerkskammer für Oberfranken
Kerschensteinerstr.7,95448Bayreuth
www.ifgo-odav.de
Niedersachsen
Brandenburg
Berlin
SachsenAnhalt
Sachsen
Hessen
RheinlandPfalz
Saarland
BadenWürttemberg
Thüringen
Bayern
Legende
laufende Projekte der
1. Förderrunde
2. Förderrunde
beendete Projekte der
1. Förderrunde
2. Förderrunde
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Einführung
DasBundesinstitutfürBerufsbildung(BIBB)hatimAuftragdesBMBFaufderBasisderjeweils
geltenden Ausbildungsordnungen bundeseinheitliche und kompetenzbasierte Ausbildungsbausteinefür14Berufsbilderentwickelt(siehedazu:www.jobstarter.de)
Handwerk
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
Fachverkäufer/-inimLebensmittelhandwerk
Anlagenmechaniker/-infürSanitär-,Heizungs-undKlimatechnik
Elektroniker/-inFachrichtungEnergie-undGebäudetechnik
Maler/-inundLackierer/-in
Bauten-undObjektbeschichter/-in
Industrie und Handel
Kaufmann/-frauimEinzelhandel
Verkäufer/-in
Kaufmann/-fraufürSpeditionundLogistikdienstleistung
FachkraftfürLagerlogistik
Fachlagerist/-in
Industriemechaniker/-in
Elektroniker/-infürBetriebstechnik
Chemikant/-in
Was kennzeichnet die Ausbildungsbausteine des BIBB?
S
iesindzeitlichgestaffelteTeilinhaltedergeltendenAusbildungsordnungeines
Ausbildungsberufes.
SieorientierensichanberufstypischenArbeits-undGeschäftsprozessen.
SieumfasseninderSummedasgesamteBerufsbild.
DiePrüfungsregelungendergeltendenAusbildungsordnungenbleibenunverändert.
DasBerufsprinzipbleibterhalten:ErstdasAbsolvierenallerBausteinebegründet
dieBeruflichkeit.
Siesindkompetenzorientiertunddaraufausgerichtet,wasJugendlichenachAbschluss
desBausteinskönnen.
Einführung
Folgende vier Anwendungsbereiche wurden als Teilbereiche der beruflichen Bildung zur
Erprobung der Ausbildungsbausteine in der Praxis vorgesehen:
A
nwendungsbereich I (u25)
Ausbildungsbausteine zur Qualifizierung von Altbewerberinnen und Altbewerbern. AngesprochenwerdenJugendliche,diebetrieblicheAusbildungsvorbereitungsangebotewieEinstiegsqualifizierungen(EQ)oderanderweitigePraktikawahrnehmen.
A
nwendungsbereich II (u25)
Ausbildungsbausteine an der Schnittstelle Benachteiligtenförderung/betriebliche Ausbildung richten sich anTeilnehmende in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen und öffentlichgefördertenaußerbetrieblichenAusbildungeninsbesonderederBundesagenturfür
Arbeit(BA)undderLänder.
A
nwendungsbereich III (u25)
AusbildungsbausteineindenschulischenAngebotenBerufsvorbereitungsjahr,BerufsgrundschuljahrundBerufsfachschule.DorterfolgtdieErprobungimRahmenderjeweiligenländerspezifischenAusgestaltungenundRegelungen.
A
nwendungsbereich IV
In der Nachqualifizierung werden die Ausbildungsbausteine im Rahmen der beruflichen
WeiterbildungundvonFörderprogrammenwiez.B.„WeiterbildungGeringqualifizierterund
beschäftigterältererArbeitnehmerinUnternehmen“(WeGebAU1)oder„InitiativezurFlankierungdesStrukturwandels(IFlaS2)“erprobt.ZielistzumeinendieZulassungderAn-und
Ungelernten zur Abschluss- bzw. Gesellenprüfung im Rahmen verschiedener Formen der
Einzel-oderGruppenmaßnahmen(z.B.Umschulungen)oderzumzweitendie„Zulassungin
besonderenFällen“zursogenanntenExternenprüfungnach§37BbiGoder§45HwO.
15
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Einführung
Einführung
Welche Ziele verfolgt das Programm JOBSTARTER CONNECT?
3. Ausbildungsbausteine des BIBB
V
erbesserungderÜbergängevonAltbewerberinnenundAltbewerbern
indiedualeAusbildung
bessereVerzahnungbestehenderTeilbereichedesBerufsbildungssystems
stärkereAusrichtungaußerbetrieblicherundschulischerAngeboteauf
diedualeAusbildung
bessereAnrechenbarkeitbereitserworbenerKompetenzen
EntwicklungvonAnsätzenzurVerkürzungderAusbildungszeit
VerbesserungderZugängevonAn-undUngelerntenzueinemanerkannten
BerufsabschlussdurchdieExternenprüfung
DieAusbildungsbausteinedesBIBBsollenihreWirksamkeitdurcheinigeentscheidendeMerkmaleunterBeweisstellen.
Ganzwichtigist,dasssiebundeseinheitlichsind.Damitwirdsichergestellt,dasssieinderPhase
derErprobungundauchinderperspektivischenAnwendungnichtlokalbegrenztundverwertbarbleiben.Siesindkompetenzorientiertundlernortunabhängig.Dasheißt,eskommtdarauf
an,wasdieJugendlichenundErwachsenenkönnen–undnichtdarauf,obsiediesesWissenin
einemBetrieb,einerSchuleoderbeieinemBildungsdienstleistererworbenhaben.Wenndieses
WissensystematischdurchAusbildungsbausteinevermitteltundbescheinigtwird,könnendie
Jugendlichen und Erwachsenen unabhängig vom Lernort darauf aufbauen. Selbst diejenigen,
die vorzeitig aus den Lehrgängen, Weiterbildungen und außerbetrieblichen Angeboten ausscheiden, können im Idealfall auf eine Anrechnung des Erlernten vertrauen, wenn eine neue
Qualifizierungaufgenommenwird.Gleichesgiltfürerwerbsmäßige,familiäreoderdurchandereUmständeverursachteUnterbrechungenvonBildungsgängen.
InderNachqualifizierunggilt:EinebeschäftigungsbegleitendeWeiterbildungmitAusbildungsbausteinendesBIBBalsVorbereitungaufdieExternenprüfungistauchinTeilschrittenmöglich.Zeitender
QualifizierungkönnenunterbrochenwerdenvonZeitenderreinenErwerbstätigkeit,schonerworbeneundidealerweisedurchdiezuständigeStellebescheinigteberuflicheHandlungskompetenzensind
längereZeitundortsunabhängigverwertbar.DiesunterstütztdieMobilitätderzukünftigenFachkräfteentscheidend.DurchdieKompetenzorientiertheitderAusbildungsbausteinesindinformellerworbeneberuflicheHandlungskompetenzenderAn-undUngelerntenbesserabgrenzbarundkönnenbei
derBildungsplanungBerücksichtigungfinden.Nachqualifizierungenwerdensozeitlichundinhaltlich
aufdasNotwendigeundSinnvollebegrenzt.DiesesPrinzipistauchinGruppenmaßnahmenanwendbar,wiedieErprobungspraxiszeigte.IndividuelleBildungsgänge,wegvom„Gießkannenprinzip“werdenmöglich.DaherverstärkenAusbildungsbausteineinbestehendenBildungsangebotendieHandlungsorientiertheitundstrukturierendieQualifizierungsangebotemithilfevonTeilqualifikationen.
SomitstellenAusbildungsbausteineundihreAnwendungdieIntentionenunddieunterschiedlichen
AusrichtungenderregionalenBildungsangebotedesÜbergangssystemsundderNachqualifizierung
nichtinfrage.Esgingundgehtauchzukünftignichtdarum,effektiveundsinnvolleAngebotezuverdrängenoderalleMaßnahmenundBildungsgängeüberAusbildungsbausteinezuvereinheitlichen.
17
18
Einführung
Aber,AusbildungsbausteinekönnendurchihreStandardisierungdenunterschiedlichenAngeboten
des Übergangssystems und der Nachqualifizierung künftig eine transparente und vergleichbare
Strukturgeben.SiesindmotivationsförderndfürdieTeilnehmendenundnachvollziehbarfürdieUnternehmen.SiebieteneinenAnsatzzusätzlicheFachkräftereservenzuerschließen.
NeueInstrumenteinderberuflichenBildungbringenauchneueHerausforderungenmitsich.Eine
engeregionaleAbstimmungmitdenKammern,denAgenturenfürArbeit,denJobcentern,Bildungsdienstleistern,SchulenundvorallemdenBetriebenwarunerlässlich,umdieAusbildungsbausteinezu
erproben.FünfhandwerkskammernaheProjektedesProgrammsJOBSTARTERCONNECTsetztendie
AusbildungsbausteineindiePraxisumundimplementiertendiesesneueInstrumentindasjeweilige
bereitsvorhandeneQualifizierungsangebot.
EinezentraleRollespieltehierbeidieKompetenz-undHandlungsorientierungderAusbildungsbausteine.Sowarenz.T.neueCurriculazuerstellenunddieAusbildungneuzuplanenundmitallenBeteiligtenabzustimmen.AusbildungsplanungvomEndehergedacht,nämlichvomLernergebnisundder
Zielkompetenzher,erforderteauchdieEntwicklungneuerVermittlungskompetenzendesLehr-und
AusbildungspersonalsderunterschiedlichenLernorte.
EinezusätzlicheHerausforderungbestanddarin,geeigneteVerfahrenzurFeststellungundDokumentationdererworbenenberuflichenHandlungskompetenzenzuentwickeln.DieseswareinPunkt,der
fürdiekammernahenProjekteeinebesondereBedeutunghatte.DieTeilnehmendenderErprobung
solltennachMöglichkeitamEndeeinesBausteinseineaussagekräftigeBescheinigungüberdieerworbenenKompetenzenerhalten.AngestrebtwurdeeineBescheinigung,dievondenzuständigenStellen,
alsodenanderErprobungbeteiligtenHandwerkskammern,vergebenwurdeundlegitimiertwar.
DiesistdenhiervertretenenkammernahenProjektengelungenundbelegtsoeindrücklichdieimProjektverlaufgemachtenpositivenErfahrungenunddiegewachseneAnerkennungindenjeweiligen
KammerbezirkenfürdieSinnhaftigkeitderAusbildungsbausteinedesBIBBinderberuflichenBildung
alseinzusätzlichesInstrumentzurQualitätssicherungderdualenAusbildung.DassAusbildungsbausteinedesBIBBdieGanzheitlichkeitderdualenBerufsbildungsgängeunterstützenundkeineZersplitterungineineVielzahlvonEinzelmodulenbedeutenmuss,konnteeindrucksvollbelegtwerden.
AufdennunfolgendenSeitensollversuchtwerden,dieErprobungderAusbildungsbausteinederfünf
handwerkskammernahenProjekteinkurzenprägnantenundaussagekräftigenBeiträgendarzustellenunddieüberwiegendpositivenErfahrungenzubelegen.
Erprobungsbeispiele
ERPROBUNGSBEISPIELE
A
nwendungsbereich I (u25)
Altbewerberinnen und Altbewerber
A
nwendungsbereich II (u25)
Benachteiligtenförderung und Berufsvorbereitung
A
nwendungsbereich III (u25)
Berufsvorbereitungsjahr und Berufsfachschulen
A
nwendungsbereich IV
Nachqualifizierung an- und ungelernter Erwachsener
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
Anwendungsbereich I
Altbewerberinnnen und Altbewerber
„EQ-ABST“ – Einstiegsqualifizierung mit neuen Qualitätsmaßstäben im Kammerbezirk Freiburg
Arnold Bethke
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg
Projekt „ABST – Flexibel ausbilden im Handwerk“
DieEinstiegsqualifizierung(EQ)wurdealsvorbereitendesundqualifizierendesbetrieblichesBildungsangebotimZugedesAusbildungspaktesentwickelt,umausbildungssuchendenJugendlichendenÜbergangvonderSchuleindieAusbildungzuerleichtern.EshandeltsichbeiderEQ
umeinbetrieblichesLangzeitpraktikumvonmindestenssechsundbiszu12Monatenineinem
anerkanntenAusbildungsberuf.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
Im,mittlerweilesogenannten„EQ-ABST“,wurdedenTeilnehmendenzuBeginnderMaßnahme
ein/-eBildungsberater/-indesProjektes„ABST“zurSeitegestellt,derengmitdenJugendlichen
sowie deren Ausbilder/-innen und den Lehrkräften der Berufschule kooperierte. Gemeinsam
wurden Bildungspläne nach Ausbildungsbausteininhalten erstellt, sowie bestehende Defizite
impersönlichenBereichidentifiziert,ummöglichenLernhemmnissenentgegenzuwirken.Ziel
war es, den Teilnehmenden definierte berufliche Handlungskompetenzen in Form einzelner
Ausbildungsbausteine näher zu bringen. Die Handwerksmeisterinnenund Handwerksmeister
undauchdiejeweiligenAusbilderinnenundAusbildererklärtensichbereit,dieVorgabender
verschiedenenzupraktizierendenHandlungskompetenzenzudokumentieren.DieserMehraufwand innerhalb eines„Praktikums“ war für einige Handwerksbetriebe zunächst ungewohnt,
ausderbetrieblichenSichteigentlichnichterforderlichundwurdedaherskeptischbewertet.
NachjedemTeilabschnittimpersönlichenBildungsplanderJugendlichenwurdenKompetenzfeststellungen,sogenannteBausteinüberprüfungen,durchgeführt,diebeiErfolgzueinerZertifizierung der erlernten Handlungskompetenzen seitens der Handwerkammer Freiburg und/
oderderBerufsschulenführten.DieÜberprüfungderKompetenzenfandteilweiseimUnternehmenoderauchaufderBaustellestatt.SieführtezutransparentenErgebnissen,insbesondere
inderFachpraxis,sodassschließlichauchvieleSkeptikerüberzeugtwerdenkonntenundder
Mehrwertvon„EQ-ABST“deutlichwurde.
DieseFormdesPraktikums,normalerweisenachQualifizierungsbausteinenfürdasEQgegliedert,solldenJugendlichenallefachspezifischenAufgabenvonAuszubildendenimerstenLehrjahr näher bringen. Neben der Praxis im Betrieb erhalten die Jugendlichen fachtheoretischen
UnterrichtinderBerufsschuleundnehmenauchandenüberbetrieblichenLehrgängen(ÜbA`s)
derGewerbeAkademienderHandwerkskammerFreiburgteil.DaherkanndieDauereinerEQ
aufeineanschließendeAusbildungimselbenBerufangerechnetwerden.
Jugendlichen mit erhöhten Vermittlungshemmnissen, wie z. B. Lernbeeinträchtigungen oder
sozialen Benachteiligungen, steht laut Gesetz eine sozialpädagogische Betreuung während
derEQzu.GenauaufdieseKlientelwurdeninnerhalbdesProjektes„ABST“diespeziellenEQ`s
nachAusbildungsbausteinendesBIBBfürdieBerufeLebensmittelfachverkäufer/-in,Maler-und
Lackierer/-in,Elektroniker/-inundAnlagenmechaniker/-inSHKzugeschnitten.ZunächstmusstensowohldieBetriebealsauchdieAgenturenfürArbeitunddieberuflichenSchulenalsUnterstützerfürdiesenneuenAnsatzgewonnenwerden.DabeiwurdedeutlichaufdenErprobungscharaktereinerAnwendungderAusbildungsbausteinedesBIBBhingewiesen.
Projektmitarbeiterin Petra Zieboll (links)
und Teilnehmende an einem Workshop
im Rahmen des „EQ-ABST“
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
EinweitereswichtigesKriterium,dasdenNutzenderBausteinüberprüfungbetrifft,solltenicht
außerAchtgelassenwerden:dieFörderungderReflexionsfähigkeit.DieErgebnissederÜberprüfungenstelltenaucheinemaßgeblicheHilfestellungfürdiejungenErwachsenendar,umsich
selbst,ihrenWertundihreFähigkeiteninBezugaufanstehendeArbeitsverhältnisserealistisch
einschätzenzukönnen.DiebetreutenJugendlichenselbsthabendiesenAspektmehrfachbetont.
DaswareinerderGründe,warumvon„ABST“inregelmäßigenAbständenbereichübergreifende
WorkshopsmitdenjungenErwachsenendurchgeführtwurden.DieThemendieserWorkshops
konntensowohlvondenjeweiligenAusbilderinnenundAusbildernalsauchvonden„EQ-ABST“-
Teilnehmendenselbst(mit)-bestimmtwerden.NatürlichwurdennebenderReflexionsfähigkeit
anderepersönlicheundsozialeKompetenzengefördertundauchganzpraktischeThemen,wie
dasFührenderBerichtshefte,behandelt.HierwurdeWertdaraufgelegt,dassdieJugendlichen
lernten,imBerichtsheftnichtnurzubeschreiben,welcheTätigkeitensieausgeführthatten,sondernaufzuzeigen,wassieneuerlernthatten,sodassderZuwachsanHandlungskompetenzim
Vordergrundstand.
WichtigfürdenErfolgvon„EQ-ABST“nachAusbildungsbausteinenwar,dassdieBildungsplanung, Begleitung und Überprüfung von Handlungskompetenzen einen höheren Stellenwert
erhieltenalsdiesozialpädagogischeBetreuung.DiesesKonzeptgingauf,dennweitüberzwei
Dritteldervon„ABST“unterstütztenJugendlichenkonntenachderTeilnahmean„EQ-ABST“ins
zweiteAusbildungsjahrübernommenwerden.Somiterwiessich„EQ-ABST“durcheineindividuelle Bildungsplanung, ein hohes Maß an Praxis sowie die Unterstützung der persönlichen
Bildungsberater/infürdiejungenErwachsenenalsChance,allebisherigenHindernissezuüberwindenunddarüberhinauserfolgreicheineAusbildungzubeginnen.
Damit stellt die Implementierung von Ausbildungsbausteinen in der Einstiegsqualifizierung
eineguteMöglichkeitdar,bestehendenProblematiken,wie„Mitnahmeeffekte“durchBetriebe
oderVernachlässigungvonAusbildungsinhalten,gezieltentgegenzuwirken.DieEinbeziehung
vonAusbildungsbausteinendesBIBBsichertundverbessertdieQualitätdieserQualifizierungsmaßnahmeundbescheinigtdieerworbenenKompetenzen.DieAnwendungvonAusbildungsbausteinendesBIBBverbessertdenÜbergangindiedualeAusbildungdurchgezielteundhandlungsorientierteFörderungderFachkompetenzundträgtdazubei,dassjungeMenschen,auch
diemitgeringerenStartchancen,gefestigtundsicherihreAusbildungbeginnenkönnen.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
Ausbildungsbausteine in der Einstiegsqualifizierung
Vera Grämmel
Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld – Projekt „Talente-Schmiede Handwerk
OWL – Mit Ausbildungsbausteinen zum Erfolg im Handwerk!“
Situation und Umsetzung in der Region
Das Projekt „Talente-Schmiede Handwerk OWL – Mit Ausbildungsbausteinen zum Erfolg im
Handwerk!“isteinVerbundprojekt,dasdieHandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld
zusammenmitdemHBZBrackwedeFachbereichBaue.V.seitMai2010durchführt.Ostwestfalen-Lippe(kurz:OWL)istdieöstlichsteRegionNordrhein-Westfalens,deckungsgleichmitdem
Regierungsbezirk Detmold. Im Kammerbezirk OWL bestehen insgesamt rund 12.000 AusbildungsverhältnisseimHandwerk.Prognosenbesagen,dassdieZahlderjungenLeutezwischen
15und20Jahren,dieinderRegelineineDualeAusbildungeinmündet,zwischen2003und2020
inOWLum16%zurückgehenwird.DersichfürdienächstenJahrenabzeichnendeFachkräftemangel ist der Grund für die Beteiligung derVerbundpartner, Handwerkskammer und HBZ
Brackwede,anderErprobungdervomBundesinstitutfürBerufsbildungentwickeltenzertifiziertenAusbildungsbausteine.
Ausbildungsbausteine in der Einstiegsqualifizierung (EQ)
DieVerbundpartner wollen die Ausbildungsbausteine des BIBB im betrieblichen Arbeits- und
Ausbildungsalltagdauerhaftverankern.DieErprobungfindetdaherschwerpunktmäßiginBetriebenstatt.DieamProjektbeteiligtenHandwerksbetriebewerdenumfassendüberdasAusbildungsbausteinkonzeptinformiertundinderUmsetzungvondenProjektmitarbeitendenbegleitet.AllePartner-UnternehmenverfügenübereineAusbildungsberechtigungundinderRegel
überlangjährigeAusbildungserfahrung.
Die Erprobung findet in sechs Handwerksberufen statt: Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik, Maler/-in und Lackierer/-in, Bauten- und Objektbeschichter/-in,
Elektroniker/-inFachrichtungEnergie-undGebäudetechnik,Fachverkäufer/-inimLebensmittelhandwerk,Kraftfahrzeugmechatroniker/-inundMaler/-inundLackierer/-in.
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
ZielderErprobungisteineVerbesserungderQualifizierungimRahmenderEinstiegsqualifizierung(EQ)unddieFörderungderÜbernahmeinAusbildung.DaherwerdenvorallemBetriebe
angesprochen,diebereitsEinstiegsqualifizierungennachQualifizierungsbausteinenfürdasEQ
durchführen.DieErprobungenderAusbildungsbausteinedesBIBBstartetensomitauchinlaufendenMaßnahmenundlassenvergleichendeBeobachtungenzu.
VieleBetriebebegrüßendasBausteinkonzeptdesBIBBundmeldenzurück,„dasseshelfe,die
Qualifizierungbesserzustrukturieren“.Siesindbereit,auchnachderProjektförderphasedamit
zuarbeiten.WenigeBetriebesteigenaberwiederausderAusbildungsbaustein-Systematikaus,
weilderenTagesgeschäftdenZeitaufwand,derfüreineinnerbetrieblicheAusrichtungderEQ
aufAusbildungsbausteinedesBIBBnotwenigscheint,nichtzulässt.HierwirddieNotwendigkeit
vonErprobungsprojektenwieJOBSTARTERCONNECTdeutlich.BesondersBetriebe,dienochüber
wenigAusbildungserfahrungverfügen,müssenbeiderAnwendungneuerAusbildungsansätze
begleitet und unterstützt werden.Viele Betriebe signalisieren, einen erneutenVersuch unternehmenzuwollen,zukünftigPraktikanachAusbildungsbausteinendurchzuführen.
BesondershilfreicherweistsichdasAusbildungsbausteinkonzept,wenneszurWeiterführung
nacheinemMaßnahmewechselkommt,zumBeispielbeimWechselvonBerufsvorbereitender
BildungsmaßnahmeBVBindieEinstiegsqualifizierungundderletztendlichenEinmündungin
einebetrieblicheAusbildung.DieAnschlussfähigkeitderverschiedenenMaßnahmeformeninnerhalbdesÜbergangssystemshatsichdurchdieAnwendungderAusbildungsbausteinemerklicherhöht.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
Ausbildungsbausteine in der betriebsnahen Berufsausbildung
Norman Balke
Handwerkskammer Halle (Saale) – Projekt „Neustart“
Rahmenbedingungen (lokale Besonderheiten)
InunseremKammerbezirkderHandwerkskammerHalle(Saale),demsüdlichenSachsen-Anhalt
(Saalekreis, Burgenlandkreis, Landkreis Mansfeld-Südharz, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, LandkreisWittenberg, Stadt Halle, Stadt Dessau-Roßlau) gab es zu Projektbeginn (2009) noch immer eine hohe Anzahl von Altbewerber/-innen. Diese über geeignete Ausbildungsformen zu
Facharbeiter/-innenundGesellen/-innenzuqualifizieren,gewannzunehmendanBedeutung,
dasichdieAusgangssituationbesondersbeiderZahlderAltbewerber/-innendemographisch
bedingt verringern würde. Deshalb nahmen wir in unserer Projektregion Teilnehmer/-innen,
dieihreAusbildungüberdasAusbildungsplatzprogramm2009,unddasLandesergänzungsprogramm 2009 welche im Rahmen des Paktes für Ausbildung festgeschrieben wurden und die
Auszubildendenfinanziellunterstützten2009indasProjektauf.DurchdieseMittelkonnteeine
betriebsnaheAusbildungfinanziellabgesichertunddieErlangungeinesvollwertigenBerufsabschlusses ermöglicht werden. Innerhalb dieser betriebsnahen Ausbildung wurden die jungen
ErwachsenenineinemregionalansässigenBetriebausgebildet,besuchtendieBerufsschuleund
die notwendigen überbetrieblichen Lehrunterweisungen in unserem Bildungs- undTechnologiezentrum(BTZ).
Akquise der Teilnehmer/-innen (Herkunft, Bildung, …)
DieAkquisederTeilnehmer/-innenerfolgtegemeinsammitunseremKooperationspartner,dem
„HandwerklichenAusbildungsvereinimKammerbezirkHallee.V.“,derfürdieZeitderAusbildung
alsAusbildenderdenAusbildungsvertragmitdenTeilnehmendenschlossundsieingemeinsam
mit dem Projektteam gewonnene Betriebe zur praktischen Ausbildung integrierte. Unser Ziel
wares,55Teilnehmer/-innenfürdieAusbildungnachAusbildungsbausteinenzugewinnenund
diesebiszumerfolgreichenBerufsabschlusszubegleiten.DieseTeilnehmer/-innenzahlerreichtenwirbereitsnachdemerstenJahrundkonntennachRücksprachemitdemBundesinstitutfür
Berufsbildung(BIBB)biszumProjektende94Teilnehmer/-innenfürdasProjektgewinnen.
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
ZurTeilnehmer/-innengewinnung wurden gemeinsam mit den regionalen Agenturen für ArbeitinHalle(Saale),Merseburg,Dessau-Roßlau,Wolfen-BitterfeldundLutherstadtWittenberg
BewerbungsgesprächemitdenzuständigenVermittlern/-innenderAgenturenfürArbeit,den
Projektmitarbeitern und den zukünftigenTeilnehmer/-innen vereinbart. Die Bewerber/-innen
legtenzudenTerminenihreBewerbungsunterlagenvorundzeigtenihreVorstellungeninBezug
aufdieangebotenenBerufe(sieheunten)auf.ImAnschlusswurdenindenzuvorgewonnenen
regionalansässigenBetriebenErprobungspraktikavereinbartunddiejungenErwachsenenbekamendieChancezueinempersönlichenVorstellungsgespräch.Innerhalbdiesereinwöchigen
PraktikasolltensichBetriebunddie/derzukünftigeAuszubildendekennenlernen.DarüberhinaussolltedenTeilnehmendenauchdieMöglichkeitgebotenwerden,sicheingenaueresBild
vomgewähltenAusbildungsberufmachenzukönnen,umAbbrüchenbereitsimVorfeldvorzubeugen.BesonderesAugenmerkbeiderAuswahlderAusbildungsbetriebelegtenwiraufeine
territorialeNähezumWohnortderTeilnehmenden,umvonvornhereindieErreichbarkeitdes
AusbildungsplatzesmitdemÖPNVohnelangeAnreisensicherstellenzukönnen.
AlleTeilnehmer/-innenhatteneineabgeschlosseneSchulausbildungunddieAusbildungsreife
bereits erlangt.Teilweise waren bereits mehrere Ausbildungen abgebrochen worden. Gründe
dafürwarenu.a.,dassderWunschberufnichtzurVerfügungstand,falscheVorstellungenvom
BerufvorhandenwarenoderdurchSchwangerschaftinnerhalbeinervorherigenAusbildungkeineMöglichkeitaufeineFortführungderAusbildungbestand.
Berufe
Als Handwerkskammer lag unser Fokus für die Erprobung der Ausbildungsbausteine auf den
zurVerfügung stehenden sechs Handwerks- sowie zwei weiteren Splittingberufen. Durch die
Anzahl von acht unterschiedlichen Berufsbildern eröffnete sich für uns die Möglichkeit, den
TeilnehmendeneinbreitesSpektrumanbietenzukönnenundeineErprobungderAusbildungsbausteine in unterschiedlichenTätigkeitsfeldern durchzuführen. Innerhalb der Projektlaufzeit
begleitetenwir94TeilnehmendeüberdenZeitraumderBerufsausbildungnachAusbildungsbausteinen. Folgende Berufe wurden nach Ausbildungsbausteinen in der ersichtlichenVerteilungerprobt:
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
Beruf
12/2009
12/2010
12/2011
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
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19
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Fachverkäufer/-inimLebensmittelhandwerk
8
5
5
Anlagenmechaniker/-infürSanitär-,Heizungs-undKlimatechnik
2
3
3
Elektroniker/-inFachrichtungEnergie-undGebäudetechnik
7
6
7
Maler/-inundLackierer/-in
10
9
8
Bauten-undObjektbeschichter/-in
–
–
10
FachkraftfürLagerlogistik
4
3
8
Fachlagerist/-in
3
3
4
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Kooperationspartner
UmgemeinsameKompetenzenvorOrtbündelnzukönnen,schlossenwireineKooperationmit
dem „Handwerklichen Ausbildungsverein im Kammerbezirk Halle e.V. (HAV)“. Dieser Partner
zeichnetesichinbesondererWeisedurchseineWirtschaftsnäheundseinenErfahrungsschatz
innerhalbeinerbetriebsnahenAusbildungaus.GemeinsamverfügenwirüberlangjährigeErfahrungeninderArbeitmitJugendlichenimBereichderBerufsorientierung,Berufsvorbereitung
und Ausbildung. Aus dieser Kooperation
heraus entstand eine flächendeckende
undnachhaltigeVerankerungundVernetzungimregionalenAusbildungs-undArbeitsmarktimsüdlichenSachsen-Anhalt.
Gemeinsam sind wir eng in den relevanten Netzwerken des regionalen Ausbildungs-undArbeitsmarkteseingebunden.
Zur Umsetzung der Zielstellungen und
Inhalte des Projektes „Neustart“ unterhielten wir enge KooperationsbeziehungenundArbeitskontaktezuInstitutionen
Zertifikatsübergabe nach einer
bestandenen Ausbildungsbausteinprüfung im Ausbildungsbetrieb (Fachverkäuferin im
Lebensmittelhandwerk)
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
(Beratungsstellen,regionalenAgenturenfürArbeit,Schulen,Vereine),NetzwerkenundUnternehmen.DieUnternehmen(insbesonderekleineundmittlereUnternehmen)undWirtschaftsverbände bildeten dabei das Zentrum der Ausbildungs- und Arbeitsmarktverankerung. Eine
flächendeckende Präsenz förderte die aufgebauten Kontaktstrukturen zu Unternehmen und
KooperationspartnerninderProjektregion.
2011 schlossen wir eine Kooperation mit der BBZ-Elbe GmbH in Lutherstadt Wittenberg, um
dieAusbildungsbausteineauchimVergleichzuunsererbetriebsnahenAusbildungineinerintegrativen, überbetrieblichen Berufsausbildung für Bauten- und Objektbeschichter/-in sowie
Fachlagerist/-inzuerproben.
Kompetenzfeststellung (Organisation & Methodik)
InunseremProjektwurdendieAusbildungsnachweisheftealsGrundlagefürdieFeststellungder
Kenntnisse(Kompetenzen)genutztunddurchdiepersönlichen,fachbezogenenGesprächemit
den zuständigen Ausbilder/-innen der Unternehmen, den Meister/-innen in der überbetrieblichenLehrunterweisungsowiedenLehrer/-innenderzuständigenBerufsschulenergänzt.Da
alleAusbilder/-innenindenBetriebenunddieMeister/-innenindenüberbetrieblichenLehrunterweisungeneinenAusbildungsberechtigungsnachweisbesitzen,nutztenwirdiepersönlichen
Gespräche,umanHanddesVerlaufsderAusbildungundderfachlichensowieausbildungsspezifischenEinschätzungderAusbilder/-innenzurFeststellungdereinzelnenKompetenzenunserer
Teilnehmer/-innen.StelltensichgeringeAbweichungeninBezugaufdieAusbildungsbausteininhaltedar,vereinbartenwirmitdenUnternehmenundder/demAuszubildendeneinerelevante,bausteinbezogeneArbeitsaufgabe,indersichdie/derAuszubildendeaufGrundlagederalltäglichen Arbeitstätigkeit mit den noch fehlenden Inhalten auseinandersetzte. Dies legte er/
sieschriftlichniederunddokumentiertesomitseine/ihreKompetenzen.ErfüllteerdieAufgabe
entsprechenddenErwartungenundorientiertandenAusbildungsbausteinen,gingenwirdavon
aus,dassdieEinträgeimAusbildungsnachweisheftnuraufgrunddestäglichenArbeitsablaufes
aufgeführtwurdenundübergabendievonderAbteilung„BeruflicheBildung“derHandwerkskammerHalle(Saale)ausgestelltenZertifikateüberdieerfolgreicheAbsolvierungdesentsprechenden Ausbildungsbausteines. Eine gesonderte praktische Kompetenzfeststellung war aus
betrieblicherSichtaufgrundderAusbildungineinemUnternehmenderWirtschaftnichtnotwendig.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich I
UmaberauchunserKnow-HowalsHandwerkskammerunddasWissenunsererMeister/-innen
undAusbilder/-innenbeiderErstellungvonKompetenzfeststellungsverfahrenmiteinbringen
zukönnen,engagiertenwirunsimNordverbundgemeinsammitdemBildungswerkderNiedersächsischenWirtschaftgemeinnützigeGmbH(BNW)undderFördergesellschaftderHandwerkskammer Freiburg mbH bei der Erstellung von Kompetenzfeststellungen für den Ausbildungsberuf zum/zur Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in den
Ausbildungsbausteinen1und2.
Fallbeispiele und Zitate
VonSeitenderTeilnehmer/-innendesProjekteswurden
unsgegenüberunterschiedlicheVorteileaufgezeigt,die
auchdurchdieStrukturbeabsichtigtwurden.Sowurde
unteranderemgeäußert,dassdieBetreuungdurchdie
Mitarbeiter/-innen als besonders positiv wahrgenommenwurde.„WennHerrW.undHerrB.nichtgewesen
wären, dann hätte ich die Lehre abgebrochen.“ bzw.
„Durch die Unterstützung des Projektteams habe ich
esgeschafft,dieAusbildungzuverkürzenundmache
jetzt schon meinen Meister.“ oder „Durch die Organisation einer Prüfungsvorbereitung durch HerrnW.
undHerrnB.mitdemHAVhabeichdieAngstvorder
Prüfung verloren und meine Ausbildung erfolgreich
abgeschlossen.“ Auch die Zertifikate motivierten
dieTeilnehmendendazu,aktivundzielorientiertdie
Ausbildungzuverfolgen„DassahauswieeineUrkunde,dashatmirimmersoeinenkleinenSchubs
gegeben.“äußertesicheinerdererfolgreichenTeilnehmer.
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Anwendungsbereich II
Benachteiligtenförderung und Berufsvorbereitung
BaE – kooperativ nach Ausbildungsbausteinen des BIBB im Malerund Lackiererhandwerk
Elke Pollaschek und Arnold Bethke
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg –
Projekt „ABST – Flexibel ausbilden im Handwerk“
Anfang September 2011 begann eine Gruppe junger Erwachsener bei der Fördergesellschaft
derHandwerkskammerFreiburgeineaußerbetrieblicheBerufsausbildung(BaEkooperativ)als
Bauten- und Objektbeschichter/-in. Die Kosten der Ausbildung wurden von der Kommunalen
Arbeitsförderung(KoA)imOrtenaukreisübernommen.DiezukünftigenAuszubildendenabsolvierten während der BaE verschiedene Betriebspraktika und erhielten fachpraktischen UnterrichtindenWerkstättenderGewerbeAkademieLahrderHandwerkskammerFreiburgsowiedie
VermittlungvonFachtheorieanderBadischenMalerfachschuleLahrimBerufsschulunterricht.
DanebengabesfachpraktischeAnteilederAusbildunginKooperationsbetrieben,dieinhaltlich
undzeitlichgeplantundperKooperationsvereinbarungen,analogzudenInhaltenderAusbildungsbausteinedesBIBB,beiAusbildungsbeginnfestgelegtwurden.
Neu war innerhalb der Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg die Kooperation
der BaE mit dem Projekt„ABST“ aus JOBSTARTER CONNECT und die Ausrichtung der BaE auf
dieInhaltedererstenzweiAusbildungsbausteinezumMalerundLackiererbzw.Bauten-und
ObjektbeschichterdesBIBB.DasgesamteBerufsbildMalerundLackiererwirdininsgesamt6
AusbildungsbausteinendesBIBBabgebildet.DieengeKooperationzwischendenFachkräften
derBaEunddesProjektes„ABST“brachtederBaEnachAusbildungsbausteineneinestärkereGewichtunginderindividuellenBildungsplanungderJugendlichenundderBetriebe,daüberdie
AusbildungbsausteinedesBIBBeinesystematischeAusrichtungderBaEaufdieVermittlungvon
beruflichenHandlungskompetenzenermöglichtwurde.LernformenundMethoden,dieeigen-
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
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ständiges,lösungsorientiertesHandelninkomplexenSituationenförderten,alsohandlungsorientiertangelegtwaren,standenimMittelpunktdesKompetenzerwerbs.DengrößtenTeilder
praktischenErfahrungenerhieltendiejungenErwachsenendurchPraktikainausgewähltenMalerbetrieben,ansässigimOrtenaukreis.WährenddieserPraxisphasenwurdenLernfortschritte
derAuszubildendenregelmäßigzusammenmitdenFirmenvondenBildungsbegleiter/-innen
(Kümmerern)desProjektes„ABST“dokumentiertumdenKompetenzerwerbderTeilnehmenden
zeitnah zu belegen. Die Bildungsbegleiterinnen und Bildungsbegleiter von„ABST“ arbeiteten
darüberhinausengundintensivmitallenbeteiligtenKooperationspartnernwiedenFachleuten
derBerufsschulen,derGewerbeAkademien,sowiedenAuszubildendenselbstzusammen.
DieamBeginnderErprobungimHerbst2011durchdasProjekt„ABST“erstelltenKompetenzfeststellungsverfahrenwurdennachjedemabsolviertenAusbildungsbausteinangewendetum
dasKönnenderTeilnehmendenzuermittelten.DiesehandlungsorientiertenPrüfungsaufgaben
undArbeitsaufträge,diedieAuszubildendenzubearbeitenhatten,lehntensichandieübliche
berufstypischeArbeitspraxisindenUnternehmenanundenthieltenalleInhaltedesjeweiligen
AusbildungsrahmenplanesundRahmenlehrplanes.SomitkonnteerfolgreichdieAusbildungsbausteinsystematikindieBaE-Maßnahmeimplementiertundbetriebsnaherprobtwerden,was
zuvielenSynergieeffektenbeidenbeteiligtenPartnernführte.SowarendiejungenErwachse-
Loran Kalu (3.v.l.), Dominik Pecora
(5.v.l.) und Stephanie Kienzler
(2.v.r.) erhielten die Bausteinbescheinigungen der HWK
Freiburg aus den Händen des
Leiters der GA Offenburg/Lahr Dr.
Dirk-Frederik Gebert (4.v.r.). Mit
ihnen freuten sich die damalige
Geschäftsleiterin der Fördergesellschaft Frau Inge Tritz (1.v.r.),
Bildungsberaterin Elke Pollaschek
(3.v.r.) und die Vertreter der Kooperationspartner, Herr Werner
Feger, Ausbilder an der GA Lahr
(4.v.l.), Herr Ralf Dyck, Schulleiter
der Badischen Malerfachschule
Lahr und Herr Udo Hitzke,
Obermeister der Malerinnung
Ortenau.
Foto: Kammer
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
nenbeispielsweisebesserdarüberinformiert,wassieschonkonntenundwassienochlernen
mussten,waswiederumverstärktzumotivierenderundselbständigerArbeitsweiseführte.
BeierfolgreicherÜberprüfungamEndeeinesBausteinswurdenerworbeneHandlungskompetenzendurchBausteinbescheinigungenbestätigtunderhieltensodieAnerkennungdurchdie
zuständigeStelle,dieHandwerkskammerFreiburgundderKooperationspartner,Gewerbeschulen,GewerbeAkademienundUnternehmen.
ImFebruar2012warderZeitrahmenzurVermittlungderInhaltedeserstenvoninsgesamtzwei
Ausbildungsbausteinenbeendet.DieAuszubildendenbekamendieMöglichkeit,ihrebisdahin
erworbenenKompetenzenimRahmeneinerBausteinüberprüfungunterBeweiszustellenund
zupräsentieren.DieBausteinbescheinigungenwurden in festlichem Rahmen und im Beisein einiger
Verantwortlicherübergeben.
Bei den Jugendlichen, die zum Ende der Maßnahme die Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis
anstrebten, wurde insbesondere von den übernehmendenFirmendiesehrpraxisnaheUmsetzungder
BaE im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren
gewürdigt, so dass auch Jugendliche mit noch immer schwachen Leistungen im berufstheoretischen
Bereich ein Übernahmeangebot durch die Kooperationsbetriebebekamen.
Offenburger Tageblatt vom 08.09.2012.
Bericht zur BaE Maler und Lackierer nach
Ausbildungsbausteinen des BIBB
Schnittstellen im Übergangssystem –
Ausbildungsbausteine in der BvB HWK Südthüringen
Simone Geisthardt und Michael Schilling
HWK Südthüringen – Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) ROHR-KLOSTER
AufGrunddessichabzeichnendenFachkräftemangelsimKammerbereichundderallgemeinen
demographischenEntwicklungbeteiligtsichdieHandwerkskammerSüdthüringenseitlängererZeitanderEntwicklungundErprobungvonneuenWegeninderNachwuchssicherungund
Erprobung neuer Methoden in der beruflichen Bildung. Durch die Beteiligung am Programm
JOBSTARTER CONNECT des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), welches
zumZielhat,AusbildungsbausteineinderberuflichenBildungzuerproben,ergabsichderAnsatzfürunsimAnwendungsbereichII,speziellindenBerufsvorbereitendenMaßnahmen.
DerAnsatzwar,beiJugendlichenaus„Warteschleifen“,welchedieAusbildungsreifenochnicht
erlangthatten,innerhalbeinerberufsvorbereitendenMaßnahme(BvB)vorhandeneDefiziteabzubauenundsieineinebetrieblicheAusbildungzuüberführen.
Ein Beispiel dafür ist Danny Fritsche.
DannyhattenachseinemerfolgreichenHauptschulabschlussdenWunsch,Anlagenmechaniker
fürSanitär-,Heizungs-undKlimatechnikzuerlernen.NachzahlreichenBewerbungenfander
einenAusbildungsbetrieb.NachderProbezeitwurdeDannygekündigtundkamalsBerufsvorbereitungsteilnehmer(BvB)indasBSIHildburghausen,einemNetzwerkpartnerderHandwerkskammerSüdthüringen.NachGesprächenmitihmundseinenElternunddemerfolgtenEintritt
in das Projekt JOBSTARTER CONNECT wurde durch den„Regionalen Ausbildungsberater“ ein
PraktikumsbetriebakquiriertundderBesuchimzuständigenBerufsschulzentrumvereinbart.
SeinPraktikumführteDannyinderFirmaAUMA-TECSuhl,einemittelständigeFirmafürSanitär-,
Heizungs-undKlimatechnik,durch.DieseFirmaverfügtübereineeigeneAusbildungswerkstatt,
indieDannydurchdenAusbilderHerrMessnervollintegriertwurde.InZusammenarbeitmit
dem regionalen Ausbildungsberater und dem Ausbilder wurden Dannys Kompetenzen, unter
ZugrundelegungderAusbildungsbausteinedesBIBB,festgestelltundanalysiert.DurchdasAb-
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
arbeitenvonLehr-undLernaufträgen,diewiederumdenAusbildungsbausteinendesBIBBentsprachen,welcheinZusammenarbeitmitdemBetrieb,demBerufsbildungszentrumunddem
Ausbildungsbegleiter erstellt wurden, konnte Danny maßgeblich zur Ausbildungsreife geführt
werden.ErabsolviertewährendderBerufsvorbereitendenMaßnahmediebeidenBausteinedes
BerufsAnlagenmechanikerSanitär-,Heizung-undKlima,diedem1.Lehrjahrentsprechen.Somit
warderGrundsteinfüreineAnschlussausbildunggelegt.AufGrundseinergutenLeistungen,die
übereinefachpraktischeÜberprüfungimBetriebsichergestelltwurden,konntendieAusbildungsbausteinedurchdieHWK-SüdthüringenanerkanntwerdenundnachderBestätigungderBerufsschulebegannDannyseinebetrieblicheAusbildungim2.LehrjahrinderFirmaAUMA-TECSuhl.
Danny wurde von der Firma AUMA-TEC Suhl nach
erfolgreicher Beendigung seiner Ausbildung mit
gutem Abschluss als Anlagenmechaniker für SHK-
TechnikübernommenunderhielteinenArbeitsvertrag.ZumheutigenZeitpunktistDannyweiterhinin
derFirmaundfühltsichdortwohl.
Rückblickend betonen Frau Riedel (Geschäftsführerin der Firma AUMA-TEC Suhl) und ihr Ausbilder,
Herr Messner, dass sich die Anwendung der Ausbildungsbausteine des BIBB in der Praxis bewährten,
weil diese durch ihre Handlungsorientiertheit einen
wesentlichen Beitrag zur Erlangung der beruflichen
Reife des Jugendlichen geleistet haben. Das Ziel,
Maßnahmeteilnehmer/-innen aus der BvB mittels
neuer methodischer Ansätze erfolgreich auf eine betrieblicheAusbildungvorzubereiten,seierfülltworden.
Danny bewertet rückblickend seine Berufsvorbereitung nach Ausbildungsbausteinen des BIBB als gute
MöglichkeitfüreinenerfolgreichenEinstiegindiebetrieblicheBerufsausbildung.
Handwerkerzeitung Thüringen, Januar 2013
BOB – Bauten- und Objektbeschichter in der
Benachteiligtenförderung
Alexandra Reuther und Martin Pietschmann
IFGO-ODAV GmbH – Akademie des Handwerks –
Fördereinrichtung der Handwerkskammer für Oberfranken
I. Kurzbeschreibung des Projektes (Abstract) BaE integrativ und BvB
Voraussetzungen und Ziele:
Insgesamtwargeplant,38TeilnehmerinnenundTeilnehmeranderErprobungvonAusbildungsbausteinendesBIBBzubeteiligen.ImProjektverlaufwurdedieZahlderTeilnehmendendaher
spürbaraufgestockt.InderBaEwurdendieAusbildungsbausteine1bis4mitachtTeilnehmendenundinderBvBnurBaustein1desBerufsbildesmitinsgesamt44Teilnehmendenin2Durchläufenerprobt.DarüberhinauswurdeeineBetriebsbefragungzurAkzeptanzvonAusbildungsbausteinen des BIBB in 72 Maler- und Lackiererbetrieben in Oberfranken durch persönliche
Interviewsdurchgeführt.DarausergabensichzweiEmpfehlungsalternativen:
Ergebnisse in der BvB:
1. FürTeilnehmer/-innen, die unmittelbar keine regulären Ausbildungsplätze erhalten – eine
vorgelagerteEignungsanalyseschonamEndederSchulzeitdurchführen–undEinordnung
dergeeignetenTeilnehmendenineineBaEintegrativ.
2. FürTeilnehmer/-inneninnerhalbeinerBvB–denErwerbvonTeilqualifikationen(s.Qualibausteine) oder ganzer einzelner Ausbildungsbausteine – Durchführung von Kompetenzfeststellungsverfahren,welchedieFachtheorieundderenkonsequenteVermittlungimVorfeld
umfassen.DiesonachgewiesenenKompetenzensind(DECVET-Kompatibel–sieheGlossar)
zudokumentieren.
Den hohen Hürden hinsichtlich der Handhabung der Heterogenität in einer BvB durch die
Ausbilder/-innenangemessen,empfehlenwirdarüberhinaus,mitHilfevonLängsschnittkompetenzen die Ausbildung jeTeilnehmer/-in zu planen und zu dokumentieren. Dies wäre auch
geeignet, um den Zugang von Teilnehmer/-innen zum Kompetenzfeststellungsverfahren zu
steuern.
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36
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Ergebnisse in der BaE integrativ:
InderBaEintegrativalsMaßnahme,dieVollausbildungvermittelt,sindkeinenennenswerten
HürdeninderErprobungderAusbildungsbausteinezuverzeichnen.Wirempfehlen,dieDurchführung eines Kompetenzfeststellungsverfahrens in Anlehnung an die Verordnung über die
Maler-undLackiererausbildung(BGB2003,TeilINr.30).Immerhin79%derbefragtenBetriebe
befürwortendieAnrechenbarkeitvonimdualenSystemerworbenenQualifikationenunterder
Bedingung,dasssichdieAusstellungvonZertifikatendurchMeister/-innenimÜbergangssystemnachdenQualitätsstandardsderKammernundderInnungenrichtet.
Übergeordnete Ergebnisse:
In einer Werkstattausbildung überzeugen die Vorteile einer stärkeren Binnendifferenzierung
durch Ausbildungsbausteine und deren Kompetenz- bzw. Prozessorientierung voll und ganz.
EinedieGanzheitlichkeitdesBerufeszerstörendeModularitätistnichterkennbar,dadieAusbildungsbausteineregelgebundenaufeinanderaufbauen.DieseAnsichtteilen76%derbefragten
Betriebe.SolässtsichbeispielsweisemitKompetenzkatalogeneineWerkstattausbildungsehr
zielgenauplanen.GeradeinderBvBwarenimVereinmitdemEinsatzkompetenzorientierter
LernmediensofortmotivatorischeEffektesichtbar.Immerhin83%derbefragtenBetriebewürdenkünftigBerichtsheftebevorzugen,indenensiemitHilfevonexplizitenKompetenzkatalogenmitdenAuszubildendenz.B.jährlichzurKompetenzverfolgungmitBewertungsskalaZielgesprächeführen.Dabeiweisen90%derBetriebe,denimRahmenderErprobungerarbeiteten
operationalisiertenKompetenzkatalogeneinensehrhohenStellenwertimEinsatzalsLeitfaden,
GedächtnisstützeoderChecklisteohneVerordnungscharakterzu.ZweifelsfreiistaucheinÜbergabeproblemvonderVerordnungsebeneindiePraxis,bedingtdurchdenParadigmenwechsel,
Performanz/Kompetenzbzw.Input/Output,erkennbar.
II. Der erworbene Erfahrungsschatz durch die Projektarbeit mit Ausbildungsbausteinen
Zunächst wurde im Rahmen des Projekts sichtbar, dass es ähnlich wie an den Berufsschulen
keineTraditionenzugebenscheint,inWerkstattausbildungenexpliziteAusbildungspläneeinzusetzen.GanzpraktischeZielvorgabewares,ausbildungsbausteinkompatibleAusbildungspläne
zuentwickeln.ImUnterschiedzuherkömmlichenAusbildungsplänenbenenntdieserzusätzlich
ausdrücklichdaszudengewähltenArbeits-undKundenaufträgenpassendehandlungsorientierteWissenundbenenntdiezutrainierendenKompetenzen.DerAusbildungsrahmenplander
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
geltendenAusbildungsordnungbesitztjedochnichtdienotwendigeGranulierung,umalltagsnahVerwendungfindenzukönnen.ImMittelpunktdesProzessesstehtdaherdieDenkweise:
MitwelcherfachpraktischenAufgabelässtsicheineKompetenzunterdengegebenenRahmenbedingungeneinerWerkstattausbildungbestmöglichausbilden?Eszeigtesichschließlich,dass
geradedieAusbilder/-innendenWunschäußerten,konkreteMaßnahmenzuergreifen,diebisherlaufendeAusbildungzuändern.Üblichistes,nachdemMeister/Schüler-Prinzipauszubilden:Vorführen,dannNachmachen.
DaherwurdenzweiWegebestritten:
1. DasLesenderKompetenzkatalogemitdenAuszubildendenimStützunterricht.
2. DiebeispielhafteErstellungvonkompetenzorientiertenLernhilfenaufderBasisdes
StandardarbeitsprozessesmitLösungschecklisten.
3. DieErstellungvonkonkretenkompetenzorientiertenAusbildungsplänenje
Ausbildungsbaustein.
Fazit zum Einsatz „Kompetenzorientierter Lernaufgaben“:
InsbesondereindergeplantenBvB-ModellklassewarensofortdeutlichemotivatorischeEffekte
ablesbar.DerüberwiegendeTeilderGruppeließsichdurchdiefestenLernstrukturenmitziehen.
Spontane Rückmeldungen auf den Lernordner mit seinen verschiedenen Bestandteilen lauteten:„Cool!“. Ebenso wurde innerhalb der BaE integrativ versuchsweise ein Arbeitsauftrag mit
kompetenzorientiertenLernhilfenunterstützt:DerAusbilderberichtetespätervonstrahlenden
Gesichtern derTeilnehmer/-innen. Der Aufwand, eine solche Lerngruppe durch die Erstellung
vonLernhilfenzuunterstützen,istjedocherheblichundsolltenichtunterschätztwerdenundist
wohlimRahmendesregulärenZeitbudgetseines/einerBvB-Ausbilders/-innichtzubewältigen.
Fazit „Längsschnitt-Kompetenzen“:
Im Maler- und Lackiererberuf spielt die Längsschnitt-Kompetenz„Technische Merkblätter zur
LösungvonFachproblemenlesenundeinsetzen“einezentraleRolle.DieserUmstandwirdinder
KonstruktionvonLern-undArbeitsaufgabenzuNutzegemacht.DerständigeEinsatzundBezug
derAusbilder/-innenindertäglichenAusbildungspraxisaufdietechnischenMerkblätterstellt
wesentlichselbstorganisiertesLernenmitfreienEntscheidungssituationensicher.
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38
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Beispiele Kern-Kompetenzen (handwerkliche Verfahren)
AB1
DieLernendenführenMaskierarbeitenallerRandbereiche,insbesondereüberGlas,Klinker,Metallund
Fensterrahmen,mitHilfevonPE-FolienodergeeignetenKlebebändernscharfabgesetztdurch.Dazu
ermittelnSiedengeeignetenKlebeband-TypundüberprüfenmitProbeklebungendieHaftungund
möglicheUnterwanderungenmitBeschichtungsstoffen.SieentfernenAbklebungenlangsam,gleichmäßigundineinemstumpfenWinkelwegvonderKante.
AB2
BeiSpritzverfahrenhaltendieLernendengleichmäßigenAbstandzurOberfläche,sprühenschonvor
demRandderFlächebeginnend,lackierenbeiInnenkantenvonbeidenWandseitenhinein,zunächst
im Kreuzgang, erst horizontal, dann vertikal und überlappend stets„Nass-in-Nass“ und achten auf
einenSchutzvorLuftzug.
AB3
AneinemÜbergangz.B.zwischenDachschrägeundMauerwerks-oderBetonwandstellendieLernendeneinenAnschlusszwischenKlimamembranundVerputzungderWandher,indemsiedieKlimamembranineinerSchlaufelockerausstreichendaufderMauerimAbstandvonca.20cmfesttackern,
darüber einen Putzträger z.B. in Form eines Streckmetalls bündig zur Mauerkante festnageln und
schließlichvollflächigeinputzen.
AB4
DieLernendenunterscheidenzwischenPutz-bedingtenRissensowiePutzgrund-undKonstruktions-
bedingtenRissenundwendengegebenenfallseinenRissbreitenmaßstaban.
AB5
BeiBrandabschottungenimWDVSoberhalbvonAußenwandöffnungenverklebendieLernendenstatt
derfürdieFlächegewähltenDämmplatten20cmhoheStreifenausMineralwollevollflächigundauch
aufderSturzunterseitemitseitlichemÜberstandlinksundrechtsdesSturzesvonmindestens30cm.
Beispiele
Längsschnitt-Kompetenzen (Anwendung von Prozess- und Methodenwissen)
AB1
DieLernendenlesendietechnischenMerkblätterdereingesetztenGrundbeschichtungsstoffe,setzen
diedortdokumentiertenVorgabeninderPlanungeinundinderUmsetzungum,indemsiesichandie
dortdokumentiertenVorgabenhalten.
AB2
Die Lernenden lesen technische Detailzeichnungen und unterscheiden zwischen verschiedenen
SchnittdarstellungensowieKonventionenzurBeschriftungundBemaßungundschließenausihnen
aufdieEigenschaftenvonMontagebauteilen.
AB3
DieLernendenlesendieLeistungsbeschreibungenvonKundenaufträgen,verstehenverkehrsübliche
BezeichnungenundtechnischeSpezifikationenoderfragennachbzw.recherchierenihnenunbekannteBegrifflichkeiten.
Beispieltabelle zur Unterscheidung von Fachkompetenzen und Längsschnittkompetenzen in den verschiedenen Ausbildungsbausteinen
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Fazit „Kompetenzfeststellungsverfahren“
Die Zweifel an einem Kompetenzfeststellungsverfahren, welches das Potential eines/-r Teilnehmers/-in in den Mittelpunkt stellt, an Stelle einer traditionellen Notengebung waren anfangsbeidenAusbilder/-innensehrgroß.FürdieAusbilder/-innendientedieAusrichtungan
den technischen Normen als Anker, Qualitätsmerkmale zu bestimmen. Inzwischen hat sich
bei ihnen die Erfahrung eingestellt, dass traditionelle Notengebung das Beziehungsgeflecht
Teilnehmer/-in–Ausbilder/-inbelastet.DasbeschriebeneVerfahrenbietetdahernachAnsicht
derMeister/-innendieChance,AuszubildendeindasVerfahrenmiteinzubeziehenunddie„Prüfungskriterien“vollumfänglichoffenzulegen.DieoftzweifelsohneschwachenLeistungender
Teilnehmer/-innen setzen im Bewertungsprozess häufig eine Abwertungsspirale in Gang, die
durchdasbeschriebeneKompetenzfeststellungsverfahrenversachlichtunddurchdenanschließendenAuswerteprozessderKompetenzprofileinGänzegestopptwerdenkann.
AbbildungdesProzesseszurErstellungeinesBeobachtungsbogensim
Kompetenzfeststellungsverfahren:
aus
DIN-Normen,
technische
Anleitungen etc.
aus „tacit
knowledge“ der
Meister:
Ergänzung von
QualitätsIndikatoren.
• Definition
des QualitätsIndikators
Definition der
fachpraktischen
Aufgabe
aus
Kompetenzkatalog:
Zuordnung
der relevanten
Kompetenzen
Durchführung der
Handlung
• Beobachtung
des Indikators
• Wertung des
QualitätsIndikators
Beurteilung der
Handlung
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich II
III. Grundlegende Anforderungen an die MitarbeiterInnen eines Bildungsträgers
UmdieArbeitsweisen,diezurEinführungderAusbildungsbausteinenotwendigsind,ausübenzu
können,sindfolgendeKompetenzenbeiAusbilder/-innenzustärkenundweiterzuentwickeln:
Ausbilder/-innenleiteneininKunden-undArbeitsaufgabengegliedertes„Curriculum“unter
AngabederzugehörigenWissensbausteinevondenAusbildungsbaustein-Vorgabenab.
Ausbilder/-innenbenennendieKompetenzen,diezudenKunden-undArbeitsaufgabengehörenundfassensiezuKompetenzkatalogenzusammen.
Ausbilder/-innenentwickelnz.B.Leittextaufgaben(6-Stufen-Methode)fürdieausgewählten
Kunden-undArbeitsaufträgeundwendendiesekompetenzorientiertan.
Ausbilder/-innen unterscheiden Fachkompetenzen und Längsschnitt-Kompetenzen und
verfolgendieKompetenzentwicklungihrerTeilnehmer/-innenüberdenAusbildungsverlauf
kontinuierlichundzielgerichtet.
Ausbilder/-innenerstellenKunden-undArbeitsaufträgefürdasKompetenzfeststellungsverfahrenaufderBasiseinesKompetenzkatalogesunterAnwendungvonBeobachtungskriterien(Qualitätskriterien).
Ausbilder/-innen erstellen für das Kompetenzfeststellungsverfahren am Handlungswissen
orientierteWissenstests.
Ausbilder/-innenunterscheidenbeiderBeobachtungderTeilnehmer/-innenimKompetenzfeststellungsverfahrenzwischenprozessorientierterundproduktorientierterBeobachtung.
DieAusbildungsbausteinedesBIBBsindeinerklärungsbedürftigesProdukt,dasaufderSchneidungvonProzessenundderenKompetenzorientierungberuht.DiesforderteinneuesDenken,
welches vorauszusetzen, nicht selbstverständlich ist. Bildungspersonal wie Bildungsorganisationen sind demnach gefordert umzudenken, neueVerfahren für ihre Bildungseinrichtung zu
entwickelnunddieneuenVerfahrenschließlichinGangzusetzen.
BvB Ausbildungsbaustein 1
„Untergründe vorbereiten“ – Arbeitsauftrag „KS Mauerwerk innen verputzen“
September 2010 mit Ausbilder Sven Birkelbach“
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42
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich III
Anwendungsbereich III
Berufsvorbereitungsjahr und Berufsfachschulen
Erprobung von Ausbildungsbausteinen des Industriemechanikers
in Südthüringer Berufsfachschulklassen
Simone Geisthardt und Michael Schilling
HWK Südthüringen – Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) ROHR-KLOSTER
AufGrunddessichabzeichnendenFachkräftemangelsimKammerbereichundderallgemeinen
demographischen Entwicklung beteiligt sich die HWK Südthüringen seit längerer Zeit an der
EntwicklungundErprobungvonneuenWegenzurNachwuchssicherungundderErprobunginnovativerMethodeninderberuflichenBildung.
DurchdieBeteiligungamProgrammJOBSTARTERCONNECTdesBundesministeriumsfürBildung
undForschung(BMBF),welcheszumZielhat,AusbildungsbausteineinderberuflichenBildung
zuerproben,ergabsichfürunsderAnsatzdurchdieAnerkennungvonAusbildungsbausteinen
Ausbildungszeitenzuflexibilisieren.
AufGrundsinkenderTeilnehmer/-innenzahleninderEinstiegsqualifizierung(EQ)undBerufsvorbereitenderMaßnahme(BvB),richtetedieHandwerkskammerSüdthüringendenFokusauf
dieErprobungderAusbildungsbausteinedesBIBBanderSchnittstelleschulischerBerufsausbildungnachdemBerufsbildungsgesetzbzw.derHandwerksordnung,speziellaufdiezweijährige
Berufsfachschule.IndiesenBerufsfachschulklassenwurdendererste,zweiteunddritteAusbildungsbaustein(voninsgesamt8)desBerufsbildesIndustriemechaniker/-inerprobt.
Es wurden Kooperationsvereinbarungen mit den Berufsschulzentren BBZ-Schmalkalden und
dem SBSZ-Hildburghausen geschlossen, da dort die technischen und personellen VoraussetzungenzurUmsetzungderAusbildungsbausteinedesBIBB,mitihrenkompetenz-undhandlungsorientiertenAnsätzen,gegebenwaren.DieLehrer/-innenstelltenzusammenmitdenre-
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich III
43
gionalen Ausbildungsbegleiter/-innen mit viel Engagement die bisherigen Unterrichtsinhalte
entsprechendderAusbildungsbausteinendesBIBBumundpasstendiesedenLernfelderndes
fachtheoretischenUnterrichtsan.
DiesstelltezwareinensehrhohenArbeitsaufwanddar,waraberamEndesehrerfolgreich.Es
wurden Kompetenzfeststellungen entwickelt, um die jeweiligen Bedarfe jedes einzelnenTeilnehmers(ausschließlichmännlicheTeilnehmer)amBeginnderBerufsfachschuleanalysierenzu
können.AnhandvonhandlungsorientiertenLehr-undLernaufträgenkonntendiefestgestellten
Defizite,inTeilschrittennachAusbildungsbausteinenabgebautwerden.AndenbeidenBerufsschulzentrenhatteeingroßerTeilderTeilnehmer/-innennachdenbeidenSchuljahrenalledrei
Ausbildungsbausteinebestanden,diedurcheineBescheinigungbestätigtwurden.DieerworbenenHandlungskompetenzenwurdenimRahmenvonfachpraktischenUnterweisungenüberintegrierteÜberprüfungsszenariennachgewiesen.BeidenmeistenSchülernwurdedieseBescheinigungalsBestätigungihrerKompetenzenindenBewerbungsunterlagenfüreinebetriebliche
Ausbildungverwendet.
IneinerBefragungenvonLehrer/-innenundbeteiligtenBerufsfachschülernwurdedeutlich,dass
dieAusbildungsbausteinedesBIBBindemBerufsbilddesIndustriemechanikersvollanwendbar
sind und einen Mehrwert für die Unterrichtsgestaltung darstellen. DieTaktung nach Ausbildungsbausteinen des BIBB erlaubte eine Vermittlung beruflicher Inhalte in transparenten
Teilschritten,sodassLernfortschrittedeutlichdokumentiertundbescheinigtwurdenundsichsomitmotivierendaufdiebeteiligtenJugendlichen,
Lehrer/-innen,undAusbilder/-innenauswirkte.
DieTeilnehmermündetenalleineinebetrieblicheoderschulischeAusbildungein.DurchBefragungenindenAusbildungsbetriebenwurde
deutlich,dassdieTeilnehmer,dieanderBausteinausbildung teilgenommen haben, mehr Handlungskompetenzen aufweisen, als vergleichbare
Teilnehmer/-innenausherkömmlichenKursen.
Feierliche Übergabe der Bescheinigungen über absolvierte Ausbildungsbausteine an die Teilnehmenden der Berufsfachschulklasse Industriemechaniker. (rechts: Michael Schilling, Projektmitarbeiter)
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
Anwendungsbereich IV
Nachqualifizierung an- und ungelernter
Erwachsener
Schritt für Schritt zum Anlagemechaniker – Sanitär-Heizung-Klima
Christine Kulisch
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg –
Projekt „ABST – Flexibel ausbilden im Handwerk“
Vor dem Hintergrund zunehmenden Fachkräftemangels im Handwerk besteht im Kammerbezirk Freiburg Qualifizierungsbedarf unter anderem im Berufsbild des Anlagenmechanikers
Sanitär-,Heizungs-undKlimatechnik,einemHandwerksberufmithoherKomplexität,derdrei
Berufsbildervereint.ImRahmenvomProjekt„ABST–FlexibelausbildenimHandwerk“gabes
zunächstdieIdee,eineNachqualifizierungnachAusbildungsbausteinendesBIBBinFormeiner
Gruppenmaßnahmezukonzipieren.AngesprochenwerdensolltenArbeitslosebzw.vonArbeitslosigkeit bedrohte Menschen, die durch eine modulare Qualifizierungsmaßnahme zum anerkanntenBerufsabschlussgeführtwerdensollten.
Akquise der Teilnehmer/-innen und Kooperationspartner
InZusammenarbeitmitderAgenturfürArbeitFreiburgunddemJobcenterFreiburgwurdeeine
Informationsveranstaltung für Interessierte durchgeführt. Von 12 Interessierten meldeten sich
neunverbindlichan.EshandeltesichausschließlichumMännerzumGroßteilmitMigrationshintergrundundteilweiseohnegewerblich-handwerklicheErfahrungenimAltervon26bis47Jahren.
BetriebediebereitwarensichanUmschulungenzubeteiligenwurdenmitUnterstützungderörtlichInnunggewonnen.DerzuständigeBildungsberaterdesProjektesABSTkonnteüberdenKontakt
mitdemInnungsobermeisterderSHK-InnunginFreiburgundeinemBesuchderInnungsvorstandsitzung,denVorstandundeinigeBetriebealsPartnerfürdieseFormdermodularenNachqualifizierungnachAusbildungsbausteinendesBIBBgewinnen.DieRichard-Fehrenbach-Gewerbeschule
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
inFreiburgzeigtealsKooperationspartnerinfürdieschulischenInhaltederQualifizierunggroße
Bereitschaft,eineextraKlassefürdieNachzuqualifizierendeninsLebenzurufen.Daallerdings
nachDurchlaufallerVorschrittevonden12InteressiertenletztlichnursechsgeeignetePersonen
übrigblieben,konntediebausteingestrickteKlassenformleidernichtumgesetztwerdenundso
integriertensichdieErwachsenenmitBeginnderNachqualifizierungnotwendigerweiseineine
bestehende Berufsschulklasse des zweiten Lehrjahres. Anhand der klar strukturierten Inhalte
derAusbildungsbausteinedesBIBBwurdejedochunterstützenderUnterrichtzumNachholen
derInhaltedeserstenLehrjahresorganisiert.DiesfinanzierteebenfallsdieAgenturfürArbeit
FreiburgimRahmenvonweiterbildungsbegleitendenHilfeneinesexternenBildungsdienstleisters.AußerdembewilligtedieAgenturfürArbeitFreiburgdenbeteiligtenBetriebeneineWeGebAUFörderung(s.Glossar)undsokonntedieNachqualifizierungimSeptember2011beginnen.
Kompetenzüberprüfungen führen zur Bildungsplanung
ImRahmeneinerhandlungsorientiertenEignungsüberprüfungdurchdieSHK-AusbilderderGewerbeAkademieFreiburgmittelsvorausgehenderEinzelgesprächeundTeilnahmederKandidatenanüberbetrieblichenLehrgängenwurdensechsgeeigneteTeilnehmerausgewählt.Darüber
hinaus wurde den Betrieben angeboten, vor der endgültigen Aufnahme eines Nachzuqualifizierenden, ein zweiwöchiges Betriebspraktikum durchzuführen, um die Kandidaten mit ihren
beruflichen Handlungskompetenzen besser kennen zu lernen. Diese Beobachtungen flossen
indieindividuelleBildungsplanungderTeilnehmendenmitein.MitdenUnternehmen,derBerufsschulebzw.demBildungsdienstleisterwurdeeinaufdieAusbildungssteinedesBIBBabgestimmterBildungsplanerstellt.DiesersaheineverkürzteVermittlungsdauerderBIBBBausteine
einsbissiebenvor,miteinerGesamtdauerderNachqualifizierungvon28Monaten.
AbBeginnderMaßnahmewurdendieberufsbezogenenKompetenzenentsprechendderAusbildungsbausteinevermittelt.JenachMöglichkeitenderBetriebewurdendieBausteinüberprüfungenamEnde
einerKompetenzvermittlungodergestreckt,d.h.zueinemspäterenZeitpunkt,durchgeführt.
Durchführung der Bausteinüberprüfungen
DiezuüberprüfendenKompetenzenderjeweiligenAusbildungsbausteinewurdengemeinsam
mitdenzuständigenAusbildernindenBetriebenbesprochenunddieAufgabenstellungmitder
aktuellen Auftragslage abgewogen.Wenn einTermin fest stand, wurden die entsprechenden
PrüfunterlagendurchdenBildungscoachvon„ABST“fürdiekonkreteAufgabenstellungerstellt
unddembeobachtendenAusbilder,denbeteiligtenBeobachtern(vierAugenPrinzip,inAnlehnungandenOrientierungsrahmen,sieheGlossar)unddenzuÜberprüfendenvorabausgehän-
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
digt.DerAusbilderhattedieVorarbeiten,wieselbständigesRichtenderWerkzeugeundMaterialien, unter seiner Beobachtung und Bewertung. Die Auftragsdurchführung fand immer in
AnwesenheitvonmindestenseinemweiterengeschultenBeobachterstatt.Kundengespräche
zur Übergabe nach der Durchführung des Auftrags wurden meistens im Rollenspiel mit dem
Beobachter durchgeführt. Das anschließende Fachgespräch führten die Ausbilder unter einer
EinbeziehungdesArbeitsablaufplanesdurch.UnterAusschlussdesÜberprüftenwurdeinKonferenzallerBeobachterdieBewertungimBeobachtungs-bzw.-BewertungsbogenunddieVorlage
desvollständigenBerichtsheftesfestgehalten.AbschließendwurdedasErgebnisderÜberprüfungunterEinbeziehungderSelbsteinschätzungsbögenmitdemÜberprüftenbesprochen.
Herr Badallaj (links) und
Herr Uchendu, Teilnehmer der
Nachqualifizierung nach Ausbildungsbausteinen des
BIBB während einer Bausteinüberprüfung auf der Baustelle
Bescheinigung beruflicher Handlungskompetenzen durch die Handwerkskammer Freiburg
DieBewertungderBausteinüberprüfungorientiertesichamPunktesystemderHandwerkskammer Freiburg, wobei der praktischeTeil mit 70% und das Fachgespräch mit 30% ins Gewicht
fielen.ZurBestätigungeinerbestandenenÜberprüfungdurchdieAbteilungAus-undWeiterbildungderHandwerkskammerFreiburgmusstenzuBeginnderErprobungenstetseineKopiedes
vollständigenBerichtsheftesdesvermittlungsrelevantenBausteins,eineKopiederNachweise
derüberbetrieblichenLehrlingsunterweisungenandenGewerbeAkademien,einNachweisder
BerufsschulebetreffenddervermitteltenbausteinbezogenenKompetenzenundevt.Zwischenzeugnissevorgelegtwerden.DurchdasgewachseneVertrauenderKammerindasVerfahrender
Bausteinüberprüfungendurch„ABST“konntediezusätzlicheNachweispflichtderbausteinbezogenenVermittlungsnachweise,imVerlaufdesProjektfortschritts,reduziertwerden.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
Stimmen zur Umsetzung der Bausteinüberprüfungen
FüreinigeAusbilderwaresinteressant,dieTeilnehmerinderweitestgehendeigenverantwortlichenDurchführungeinesAuftragesbeobachtenzukönnen,daimbetrieblichenAlltagAufträge
inderRegelarbeitsteiligdurchgeführtwerden.SokonnteüberdieAusbildungsbausteinedeutlicherderLeistungsstandbeurteiltwerdenbesondersinHinblickaufZwischen-bzw.Abschlussprüfung,wasauchinspirierendfürdenAblaufderbetrieblichenAusbildungwirkte,wieauchbei
derFa.E.StatherGmbHvomGeschäftsführerChristianStather,zuhören:
„… wo ich jetzt da unten im Heizraum mit dabei war und sehe, wie er sich dann doch mal
in einer Prüfungssituation verhält bzw. unter Druck, der Kunde steht hinten dran, habe ich
mir für mich überlegt, ob ich das nicht mit allen Lehrlingen unabhängig mal mach`. Einfach
mal runter in den Keller schicken und sagen: „Pumpe wechseln!“, im letzten Lehrjahr und mal
sehen, wie er sich anstellt unter der Situation…“
Allerdingsstelltesichz.B.beiderÜberprüfungdesAusbildungsbausteins3heraus,dassdessenDurchführungnichtaneinerbeliebigenBaustelleoderbeijedemKundendurchgeführtwerdenkann,wenn
mandieBeobachterkriterienunddiebeschriebenenKompetenzenbeachtet.ChristianStather:
„Man muss es anpassen. Um das mit dem Potentialausgleich mal als „blödes“ Beispiel zu nehmen, man muss halt schauen, dass es dann auch wirklich dazu passt, man wirklich dann die
Kriterien (der Bausteinüberprüfung, Anm. der Autorin) richtig zu ordnen kann. … utopisch, wir
hätten die Prüfung jetzt nie beim Kunden machen können, … und die Vorstellung, wir hätten
zu dritt da beim Kunden neben dran gestanden, … eben bei Kundendienstsachen, da kann ich
nicht zu viert da auflaufen. Das muss entweder , wie bei uns möglich, intern geprüft werden
oder man sagt in der Gewerbe Akademie, die haben ja auch Prüfstellen, und man trifft sich
dann da und macht da `ne Prüfung.“
ZuBedenkenwurdevonHerrnChristianStatherauchgegeben,
„...dass das (mit der Bausteinüberprüfung, Anm. der Autorin) natürlich ein enormer Kostenfaktor ist. Unser Lehrling ist den ganzen Tag hier und ich bin jetzt auch schon ein paar Stunden hier. Dass man sich mal was überlegt. Aber sonst machen wir das gerne…“
FüralleTeilnehmerderBausteinüberprüfungenlagderGewinnebensodarin,zuerleben,wiesieeigenverantwortlichmiteinemAuftragumgehenunddieUmsetzung„meistern“.Soistdiesneben
derBestätigungderKompetenzenauchfürHerrnBadallaj,UmschülerderFa.E.Stather,wichtig:
“Die Selbsteinschätzung. Dass ich weiß, ungefähr, wo ich stehe. Wie gesagt, es ist dann halt
doch was anderes, wenn man beim Kunden ist und der Kunde steht hinter einem. …“
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Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
Fazit
DieNachqualifizierungnachAusbildungsbausteinendesBIBBistbisjetzteinvollerErfolg.Im
Februar2014erhaltendiesechsTeilnehmendenvoraussichtlichihrenBerufsabschluss.Zuihnen
gehörenfünfMännermitMigrationshintergrund,die, trotzderzusätzlichensprachlichenHerausforderung, die fachlichen Kompetenzen entsprechend des Fortschritts der Qualifizierung
erworbenhabenunddiesu.a.mitHilfederBausteinüberprüfungenauchnachweisenkönnen.
SowohlfürdieTeilnehmendenalsauchfürdieBetriebewardieDurchführungderBausteinüberprüfungenmiteinemerheblichenzeitlichenMehraufwandverbunden.Umsomehrdankenwir
denBetriebenfürihreBeteiligungandenErprobungen.Anzumerkenist,dassderimOrientierungsrahmen(sieheS.55ff)gewünschteganzheitlicheAspektderjeweiligenBausteinüberprüfungimbetrieblichenAblaufnichtdurchgängigdurchführbarwar.SoberateninderRegeldie
MeisterihreKundenbetreffendderzuwählendenMaterialien,wieauchderenBestellunginihrenHändenliegt.DarüberhinauswerdenimSHKBereichhäufigKundendienstefürdieerforderlichenelektrischenAnschlüssebeauftragtunddürfenbeimKundennurdurchdieseoderPersonenmit„Elektroschein“ausrechtlichenGründendurchgeführtwerden.FürdenNachweisdieser
bausteinbezogenenKompetenzenmussaufandereAusführungsortezurückgegriffenwerden.
Bei den „höheren“ Bausteinen handelt es sich außerdem häufig um Arbeiten, die aufgrund
schwerer oder sperriger Materialien nicht alleine, teilweise noch nicht einmalalleinigdurchdenBetrieb,durchgeführtwerdenkönnen.HiersindKooperationenzurAuftragsdurchführungunumgänglichundesmüssennoch
mehrÜberprüfungsaufgabenentwickeltwerden,diediebausteinbezogene
KompetenzeineseinzelnenAusbildungsbausteinsabprüfenkönnen.
Anlage I zur Bescheini
gung über das Absolviere
gun
BiBB
n eines Ausbildungsbaustein
usteins
s des
Übersicht über die Ausbildung
sbausteine des BiBB
5
aus dem Beruf
Die folgende Grafik gibt
tausbildung
Die Ausbildungsordnung
für
die Ausbildung vor. Diese den Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker
gibt einen Zeitrahmen
Gesamtzeit wird auch
Gesa
trahmen von 3 Jahren
bei einer Ausbildung auf
abgedeckt.
für
Grundlage der Ausbildungs
bausteine
Übersicht über die Ausbildungs
bausteine:
b
1. Be- und Verarbeiten
versorgun
versorgungs
2. Montieren und Demontiere
technischer Bauteile und
Baugruppen
n von
vo Rohrleitungen
3. Bearbeiten und Ausführen
einfa
einfacher
Kundenaufträge aus dem
Bereich und Herstellen
SHK
elektrisc
elektrischer
Anschlüsse
4. Erstellen und Inbetriebneh
men von
v sanitären Einrichtunge
sowie von Trinkwasser
n und Anlagen
erwärmu
erwärmungs
anlagen
5. Erstellen und Inbetriebneh
v Heizungsanlagen
sowie von Brennstoffve men von
rsorgung und Brennstoffla
rsorgungsgerungssystemen
6. Erstellen und Inbetriebneh
men v raumlufttech
nischen Anlagen, alternativen
und regenerativen Energiesyst von
e
emen
7. Steuern, Regeln und
Instandhalt n versorgungs
Instandhalte
technischer Anlagen und
Systeme
Hinweise für eine sinnvolle
Reihenfolge bei der Vermittlung
der Bausteine:
eine:
und Baugruppen“
Lfd.
Nr.
1
(24-28 Wochen)
Woc
(24-28 Wochen)
Woc
2
(24-28 Wochen)
Woc
(32-36 Wochen)
Woc
(16 -20) Wochen)
Wo
Die Lernende
Lernenden bearbeiten
Werkstücke aus unterschiedl
n eines Ausbildungsbausteins
Metallen und Kunststoffen
ichen
manuell, trennen Bleche,
des BiBBProfile
Rohre,
und Ha
Halbzeuge von Hand,
formen sie um und bearbeiten
Be- und Verarbeiten
Werkstücke au
auf Form und Maß. Sie
versorgungstechnischer
stellen Innen- und
Bauteile
Außengewinde her.
7
Beschreibung der Kompetenze
n
Die Lernenden finden
sich in einer betrieblichen
Struktur
zurecht. Sie kennen die
Inhalte eines Ausbildungsv
wesentliche Bestimmunge
ertrages und
n des Arbeits- und Tarifrechts
Die Lernenden sind sich
der
Gesundheitsschutzmaßna Notwendigkeit von Sicherheits- und
hmen
Vorkehrungen für notwendige bewusst. Sie treffen
Schutzmaßnahmen und
sie bei der Be- und Verarbeitung
wenden
von versorgungstechnischen
Bauteilen und Baugruppen
an.
Verarbeitung von versorgungst Sie erkennen bei der Be- und
echnischen Bauteilen
Baugruppen mögliche
und
Umweltbelastungen. Beim
Materialien, Stoffen und
Umgang
Abfällen handeln sie umweltschon mit
In ihrem Umfeld achten
end.
sie auf wirtschaftliche
und
umweltschonende Energieund Materialverwendung.
(32-36 Wochen)
Woc
Bezug zu
ARP
(Berufsbild-Nr.)
I 1 a-e I 2 a-d
I 3 a-d I 4 a-d
Die Lernenden beschaffen
sich
Informationen zur Herstellung selbstständig die erforderlichen
und Anpassung von Bauteilen
Baugruppen anhand von
und
technischen Zeichnungen
Arbeitsplänen und anderen
,
auftragsbezogenen Unterlagen.
werten die Unterlagen
Sie
aus und klären offene
Fragen zum
Arbeitsprozess mit anderen.
Auf dieser Grundlage
planen sie ihr Vorgehen
und erstellen
Skizzen und Stücklisten
für versorgungstechnische
Baugruppen.
Bauteile und
8
Die Lernenden st
stellen die Funktionsbe
reitschaft von
eingesetzten We
begleitend
Werkzeugen und Maschinen
sicher, warten sie und
halten sie instan
instand.
I 5 a-h
Die Lernenden do
dokumentieren
Verarbeitung von versorgungs ihre Arbeitsschritte zur Be- und
Baugruppen. Sie überprüfen technischen Bauteilen und
und bewerten die Qualität
Arbeit anhand vo
ihrer
von Vorgaben.
1, 2a, 3
.
Die Lernenden führen
erforderliche Prüfungen
bei der Be- und
Verarbeitung von versorgungst
echnischen Bauteilen
Baugruppen durch und
und
handhaben dabei verschiedene
Messzeugen und Prüfmitteln
Werkstücke aus unterschiedlicfachgerecht. Sie reißen
hen Materialien an und
körnen sie
1, 2a, 3
I 8 a-e
1, 2a, 3
.
Die Lernenden bearbeiten
Werkstücke aus unterschiedl
Materialien ma
ichen
maschinell mit handgeführte
RLP
n und ortsfesten
Maschinen. Sie stellen
die Maschinen ein und
handhaben sie
fachgerecht. Si
Sie spannen Werkstücke,
Bauteile und Werkzeuge,
richten sie aus und bearbeiten
sie mit verschiedenen
insbesondere d
Methoden,
durch Schleifen, Bohren,
Senken, Trennen und
Biegeumformen
en.
Sie bereiten ihren Arbeitsplatz
vor, wählen die erforderliche
Materialien, Werkzeuge
n
und Geräte aus und stellen
sie bereit.
4
I 9 a-e
I 10 a-g
I 11 a-e
1, 2a, 3
(Lernfeld-Nr.)
9
3
(16-20 Wochen)
Woc
Nach der geltenden AO
sind die Ausbildungs
Aus
inhalte
Zwischenprüfung. Dies
wurde bei der Festlegung der 18 – 78 Ausbildungswochen Gegenstand
enstand der
berücksichtigt.
Die Lernende
Lernenden verbinden
Werkstoffe versorgungs
Bauteile und Baugruppen
technischer
mithilfe von Schraubverb
durch Kleben
indungen,
Kleben, Pressen, Weichund Hartlöten sowie durch
Schmelzschw
weißen form-, kraft- und
stoffschlüssig.
6
Anlage II zur Bescheinig
ung über das Absolviere
1, 2a, 3
I 12 a-g
I 5 e, g I 6 d I 7
a-c
4
1, 2a, 3
Ausbildungsbausteine in der Nachqualifizierung
bergen Chancen und berufliche Sicherheit
Angelika Czajor
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg –
Projekt „ABST – Flexibel ausbilden im Handwerk“
Situation und Umsetzung in der Region
DasProjektderFördergesellschaftderHandwerkskammerFreiburg„ABST–flexibelausbilden
imHandwerk“konzentriertesichinseinenAktivitätenaufdieMitteunddenNordendesKammerbezirks. Die Region beinhaltet den Stadtkreis Freiburg, die Landkreise Emmendingen und
Breisgau-Hochschwarzwald und im Norden den Ortenaukreis. DieWirtschaft ist stark mittelständisch geprägt. Die vierteljährliche Konjunkturumfrage Ende 2012 ergab keine Rekordumsatzzahlen, aber eine stabile Geschäftslage. Die angespannte Situation der NachwuchssicherungundderFortbestandvielerBetriebebliebjedochweiterhineinAugenmerk,sodassbeider
KammerFreiburgextraeinAusbildungsserviceeingerichtetwurde.AuchdasProjekt„ABST“mit
beiden Anwendungsbereichen I und IV leistete seinen Beitrag zur Fachkräftesicherung im Jugend-undErwachsenenbereichimHandwerk.DieErprobungneuerWegederberuflichenAusbildungundQualifizierungwarenProjektauftrag.
Ausbildungsbausteine des BIBB in einer Nachqualifizierung im Lebensmittelhandwerk –
Fachverkauf Bäckerei
Durch die Gewinnung der Bäckereikette K&U als Kooperationspartner, konnte die Erprobung
vonAusbidlungsbausteinendesBIBBimLebensmittelhandwerkumgesetztwerden.DerMangel an jugendlichen Auszubildenden lenkte im Unternehmen K&U nach umfassenden Beratungsgesprächen von„ABST“ die Aufmerksamkeit auf all die an- und ungelernten erwachsenen Angestellten der Firma. Das Förderprogramm der Arbeitsagentur WeGebAU (s. Glossar)
ermöglichtedenfinanziellenRahmenfüreinemodulareNachqualifizierung.DieBesonderheit
dernachAusbildungsbausteinendesBIBBausgerichtetenbetrieblichenUmschulungbestand
darin,dassdieTeilnehmendennichtunvorbereitetinszweiteLehrjahreinstiegenunddieInhalte
deserstenLehrjahresselbständigerarbeitenmussten.Sondern,dieKompetenzüberprüfungund
dieAnerkennungderermittelteninformellenKompetenzenzumBeginnderNachqualifizierung
ermöglichten hingegen, dass entlang dem Bausteinraster alle Ausbildungsinhalte vollständig
49
50
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
innerhalbvon24Monatevermitteltwerdenkonnten.SomitbestimmtendieindividuellvorhandeneninformellerworbenenKompetenzenderTeilnehmendendieDauerunddieUmsetzung
dermodularenNachqualifizierung.DieVollständigkeitderVermittlungallertheoretischenund
praktischenThemendesgesamtenBerufsbildesbliebabererhalten.DarüberfandeineklareAbstimmungzwischenderSchuleunddemBetriebstatt.Koordiniertvon„ABST“ trafensichdie
beteiligtenProjektpartnerinregelmäßigenArbeitstreffen,umdasgemeinsamenVorgehenbei
derQualifizierungzugewährleisten.
DieimBerichtsheftmonatlichfestgehaltenenundvondenAusbilderinnenvonK&Udurchgeführtenundunterschriebenen„Prüfgespräche“unddievonderGewerbeschuleKehlunddem
Projekt„ABST“ unterschrieben Bausteinbescheinigungen gaben als Dokumente Zeugnis über
dieerworbenenberuflichenHandlungskompetenzenab.Außerdementstandderspeziellfürdie
„Senior-Azubis“ entworfene „Senior-Ausbildungszeitstrahl“ nach Ausbildungsbausteinen des
BIBBalsInstrumentderPlanungundÜberprüfungdermodularenNachqualifizierung.
Firmeninterner Ausbildungsrahmenplan
nach Ausbildungsbausteinen des BIBB
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
51
Qualifikation und Anerkennung im Berufsleben und in der Wirtschaft
Festzuhaltenist,dassallekonzeptionellenUmsetzungenderBausteininhalteimAusbildungsalltag von allen Akteuren eine große Bereitschaft abverlangte, die auch mit zusätzlichem ArbeitsaufkommenundVeränderungeniminnerbetrieblichenSystemverbundenwar.
Dassdiesermöglichtwurde,dazukannmanallenAkteurennurgratulieren.ImSeptember2012
und2013bestandenalleTeilnehmendendieserArtderNachqualifizierungdenberuflichenAbschluss,nunmehrdrei„Senior-Azubi-Klassen“.Fast60FrauenundMännernwurdenuninsgesamtdurchdieseberuflicheQualifikationnachAusbildungsbausteinendesBIBBdieberufliche
ExistenzimUnternehmengesichert.
FrauCorinnaKrefft-Ebner,AusbildungsleiterindesK&UAusbildungs-Kompetenzteamsäußerte
inderSchlussbetrachtungderBausteinerprobungdeshalb:
„Der ganzheitliche Ansatz der Ausbildungsbausteine des BIBB hat uns voll überzeugt. Das war
uns als Unternehmen wichtig. Durch die Anerkennung ihrer in ihrem bisherigen Berufsleben
erworbenen Kompetenzen fühlten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Qualifizierung respektiert und zusätzlich motiviert. Die erfolgreichen Abschlüsse sprechen für sich“.
Zwei Jahre nahmen 19 Frauen und drei Männer an einer nach Ausbildungsbausteinen des BIBB strukturierten Nachqualifizierungsmaßnahme im
Fachverkauf des Lebensmittel-Handwerks „Bäckerei“ der Bäckereikette K&U
teil. (Rechts außen Angelika Czajor, Projektmitarbeiterin)
Das Senior-Azubi-Nachqualifizierungskonzept der Bäckereikette K&U nach
Ausbildungsbausteinen des BIBB bekam die Anerkennung der Wirtschaft –
K&U erhält 2011 den Demografie Exzellenz Award Baden-Württemberg.
Die Ausbildungsleitung, vertreten durch Frau Krefft-Ebner (Mitte vorn) dankt
aus diesem Anlass dem Projekt „ABST – Flexibel ausbilden im Handwerk“.
52
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
Ausbildungsbausteine in der Nachqualifizierung
Vera Grämmel
Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld – Projekt „Talente-Schmiede Handwerk
OWL – Mit Ausbildungsbausteinen zum Erfolg im Handwerk!“
Situation und Umsetzung in der Region
Das Projekt „Talente-Schmiede Handwerk OWL – Mit Ausbildungsbausteinen zum Erfolg im
Handwerk!“isteinVerbundprojekt,dasdieHandwerkskammerOstwestfalen-LippezuBielefeld
zusammenmitdemHBZBrackwedeFachbereichBaue.V.seitMai2010durchführt.Ostwestfalen-Lippe(kurz:OWL)istdieöstlichsteRegionNordrhein-Westfalens,deckungsgleichmitdem
Regierungsbezirk Detmold. Die Region ist geprägt durch eine hohe Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung.DerBevölkerungsanstiegisthauptsächlichaufdieZuwanderungvonSpätaussiedlerinnenundSpätaussiedlernzurückzuführen.OWListtraditionelldurchdasHandwerk
geprägt.LautKonjunkturberichtFrühjahr2013derHandwerkskammererwartendieBetriebefür
denHerbst2013eineunveränderte(53%derUmfrageteilnehmenden)odersogarverbesserte
(37%)Geschäftslage.HerausforderungenzeigensichallerdingsimBereichderFachkräftegewinnung.Prognosenbesagen,dassdieZahlderjungenLeutezwischen15und20Jahren,dieinder
RegelineineDualeAusbildungeinmündet,zwischen2003und2020inOWLum16%zurück
gehenwird.DersichfürdienächstenJahrenabzeichnendeFachkräftemangelistderGrundfür
dieBeteiligungderVerbundpartner,HandwerkskammerundHBZBrackwede,anderErprobung
dervomBundesinstitutfürBerufsbildungentwickeltenzertifiziertenAusbildungsbausteine.
AusbildungsbausteineinderNachqualifizierung
Die Verbundpartner erproben die Ausbildungsbausteine in der Nachqualifizierung in sechs
Handwerksberufen:Anlagenmechaniker/-infürSanitär-,Heizungs-undKlimatechnik,Maler/-in
undLackierer/-in,Bauten-undObjektbeschichter/-in,Elektroniker/-inFachrichtungEnergie-und
Gebäudetechnik,Fachverkäufer/-inimLebensmittelhandwerk,Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
undMaler/-inundLackierer/-in.SiewollendieAusbildungsbausteineimbetrieblichenArbeits-
und Ausbildungsalltag dauerhaft verankern. Die Erprobung der Ausbildungsbausteine findet
daher hauptsächlich in den Betrieben statt. Mehrheitlich verfügen die Partner-Betriebe über
langjährigeAusbildungserfahrungen.
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
DieBeteiligungamProjektermöglichtdenBetriebenihreohnehinschonguteAusbildungs-und
Nachqualifizierungspraxisweiterzuverbessern.DafürhabendieVerbundpartnereinvierschrittigesKonzeptentwickelt.
DieHandwerksbetriebewerdenimerstenSchrittmitderUmsetzungdesBausteinkonzeptes
vertrautgemacht.
ImzweitenSchrittwerdensieimUmsetzungsprozessbegleitet.
ImdrittenSchrittwerdensiedurchÖffentlichkeitsarbeitzumErfahrungsaustauschangeregt.
DervierteSchrittistdieVerstetigunginderbetrieblichenPraxisinderNachförderphase.Ein
typischesBeispielausderbetrieblichenZusammenarbeitzeigtdaskonzeptionelleVorgehen.
EinFallbeispiel:ImSommer2012meldetesichLarissaPanasko,eine34-jährigeAbiturientinaus
Kasachstan, bei der Handwerkskammer zu Bielefeld, da sie eine Berufsausbildung nachholen
wollte. Frau Panasko hatte zwar Erfahrungen im Verkauf, aber die Voraussetzungen für das
NachholendesBerufsabschlussesüberdieExternenprüfung(§45BBiG)warennichtgegeben.
VonSeitenderHandwerkskammerwurdedahereinebetrieblicheUmschulungimAusbildungsberufFachverkäuferinimLebensmittelhandwerkFachrichtungKonditorei,mitanschließender
Abschlussprüfung,vorgeschlagen.DieAgenturfürArbeitBielefeldermöglichteeinviertägiges
Praktikum in einem Fachbetrieb. Dadurch wurde ohne Probleme ein Umschulungsbetrieb gefunden.DirkWindau,BetriebsinhaberundAusbildungsmeistervomCaféWölkeausBielefeldSennestadtundLarissaPanaskounterschriebeneinenUmschulungsvertrag.DieQualifizierung
starteteam01.August2012.DirkWindau,BetriebsinhaberundAusbildungsmeisterhattebereits
vieleJugendlicheausgebildet.EineUmschulungwarabernochunbekanntes„Neuland“fürihn.
DasgesamteBerufsbildinverkürzterZeitzuvermitteln,löstedochUnsicherheitaus.
SimoneWeiss,ProjektmitarbeiterinderHandwerkskammer,erläuterteingemeinsamenGesprächen das Baustein-Konzept nach Ausbildungsbausteinen des BIBB. Sie stellte Checklisten zur
Verfügung,diezeigten,überwelcheKenntnisseundberuflicheHandlungskompetenzenLarissa
Panaskowannverfügensollte.GleichzeitigkonntensodieberuflichenHandlungskompetenzen
vonFrauPanaskoausfrüherenBeschäftigungenverifiziertunddenBausteineneinsundzwei
zugeordnet werden. Die reguläre Ausbildungsdauer im Fachverkauf beträgt 36 Monate, eine
betrieblicheUmschulungdauert24Monate.DaderEinstiegineinebetrieblicheUmschulung
imFachverkaufimzweitenAusbildungsjahrmöglichwar,wurdegemeinsamdieChecklistedes
3.Ausbildungsbausteinsdurchgesprochen.„Ausbildungsbausteinezeigen,was,wann,wiever-
53
54
Erprobungsbeispiele | Anwendungsbereich IV
mitteltwerdenmuss.Dasistäußersthilfreich,wennesnochkeineeigenenUmschulungserfahrungenimUnternehmengibt“,soBetriebsinhaberWindau.
BereitsimApril2013bescheinigtederBetriebLisaPanaskodie„erworbeneHandlungskompetenzimAusbildungsbaustein3–Warenverkaufen“.Grundlagedafürwareneinausführliches
FachgesprächsowieeineÜberprüfungssituationimberuflichenAlltag,überdiedieHandlungskompetenzendesBausteins3beobachtetwerdenkonnte.
Umschülerin und Betrieb werden von der Handwerkskammer Bielefeld weiter durch die Baustein-Qualifizierungweiterbegleitet.ÜberdieErfahrungenberichtetdieHandwerkskammerim
RahmenihrerÖffentlichkeitsarbeit,umweitereBetriebezugewinnen.AbHerbst2013willder
BetriebauchPraktikafürTeilnehmendeausBerufsvorbereitendenBildungsmaßnahmenermöglichen,dienachdemBausteinkonzeptarbeiten.
Ausblick
AUSBLICK
Ausbildungsbausteine im Handwerk? – Möglich!
Redaktion Dieter Westendorff
1. Projektverbund kammernaher Projekte in JOBSTARTER CONNECT
DiePraxisbeispieledieserPublikationillustrierendiegroßeBandbreitederHerausforderungen,
diesicheinstellenunddiebewältigtwerdenmüssen,wennneueInstrumentederberuflichen
BildungzurErprobungfreigegebenwerden.ImFallvonJOBSTARTERCONNECTliegennunErgebnissevor,dienaturgemäßunterschiedlichausfallen,fanddieErprobungdochinvielenverschiedenenRegionenmitunterschiedlichenZielgruppenundfürverschiedeneBerufsbilderstatt.Alle
Kammern,natürlichauchdieHandwerkskammern,habenalszuständigeInstitutioneneinbesonderesInteresse,sichmitihreneigenenBildungsdienstleisternansolcheinerErprobungzu
beteiligenundsiekritischzubegleiten.DiefünfkammernahenProjekte,derenPraxisberichte
hiervorgelegtwerden,habenausdengemachtenErfahrungenihreSchlüssegezogenundsehen
sichnuninderLage,einvorläufigesResümeezuziehenundAnregungenfürdenzukünftigen
UmgangmitAusbildungsbausteinendesBIBBindenbereitserprobtenundeventuellneuhinzu
kommendenBerufenzugeben.
2. Zentrale Aspekte des Orientierungsrahmens JOBSTARTER CONNECT
Von links: Dirk Windau, Lisa
Panasko , beide Café Wölke,
Simone Weiss, Projektmitarbeiterin Handwerkskammer
Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
EinesderwichtigstenThemenbeiderAnwendungvonAusbildungsbausteinendesBIBBinderPraxiswirdauchinZukunftdieFragederKompetenzüberprüfungamBeginn,währendundamEnde
einesAusbildungsbausteinsinnerhalbderverschiedenenBildungsgängesein.DieserHerausforderungstelltensichdieErprobungsprojektevonJOBSTARTERCONNECTinnerhalbverschiedener
Arbeitsgruppen, an denen auch die kammernahen Projekte intensiv beteiligt waren. Die bisher
vorliegenden Ergebnisse bei der Entwicklung von Überprüfungsszenarien für alle vorhandenen
AusbildungsbausteineindenverschiedenenBerufensindnochnichtabgeschlossen.Diebisheute
gemachtenErfahrungensindimsogenanntenOrientierungsrahmenzusammengefasst,derhier
aufgrundseinerBedeutungfürdieErprobungsprojekteinseinenGrundzügendargestelltwird.
55
56
Ausblick
Ausblick
D
er Orientierungsrahmen dient der Entwicklung und Durchführung von berufs- und ausbildungsbausteinbezogenenVerfahrenderKompetenzfeststellung.
F ürdieDurchführungderKompetenzfeststellungistdas„Vier-Augen-Prinzip“vorgesehen,was
bedeutet,dassdiesevonjeweilszweiPersonendurchzuführenist.
E
rberücksichtigt,dassLernergebnisseanunterschiedlichenLernortenundindenverschiedenenAnwendungsbereichenerworbenundfestgestelltwerdenkönnen.
E
inederbeidenbeauftragtenPersonensollzuvorauchanderDurchführungderAusbildungsbaustein-Qualifizierungbeteiligtgewesensein.MitdiesemVorgehensollermöglichtwerden,
dassdieKompetenzfeststellungindenpädagogischenQualifizierungs-bzw.AusbildungsprozesseingebettetwerdenkannundmöglicheBeurteilungsfehlerwährenddieserÜberprüfung
derKompetenzenverhindertwerden.
AufdiefolgendenGrundprinzipienundMindeststandardshabensichdieanderEntwicklungdes
OrientierungsrahmensbeteiligtenProjektegeeinigt:
D
ieVerfahrenzurKompetenzfeststellungsollensicherstellen,dassdieLernendendieKompetenzeneinesAusbildungsbausteinsauchwirklicherworbenhaben.
N
urwenndasgegebenist,könnendasZielundderZweckderKompetenzfeststellung–den
BetriebenunddenzuständigenStelleneinenzuverlässigenNachweiszurVerfügungzustellen
–erreichtwerden.
T
eilnahmevoraussetzungfürdieKompetenzfeststellungistdiekontinuierlicheTeilnahmean
derAusbildungsbausteinqualifizierung(„bildungsganggebundene“Kompetenzfeststellung).
H
insichtlichderanzuwendendenVerfahrenundMethodenwirdvorgegeben,dassdieFeststellungderKompetenzeni.d.R.zumEndederQualifizierungineinempunktuellen(stichtagsbezogenen)Verfahrenerfolgensoll.GestreckteKompetenzfeststellungsverfahrensindbeilängeren,umfangreicherenAusbildungsbausteinenaberebenfallsmöglich.
BezüglichderAufgabenstellungenistzubeachten,dasskomplexeHandlungssituationenvorgegebenwerden,diesichanbetrieblichenArbeits-undGeschäftsprozessenanlehnenundeinevollständigeHandlungabdecken.
DieBewertungderKompetenzfeststellungsollanalogzurBewertungspraxisderKammerndurchgeführt und auf Basis von Beobachtungs- bzw. Bewertungsbögen vorgenommen werden. Die
KompetenzeneinesAusbildungsbausteinssollenzudemberufsspezifischgewichtetwerden–ggf.
könnenauchK.o.-Kriterienfestgelegtwerden.
V
ondemVier-Augen-PrinzipkannnachdenVorgabendesOrientierungsrahmensjedochabgewichen werden, wenn die mit der Kompetenzfeststellung beauftragte Person die Ausbildungsberechtigung in dem betreffenden Beruf und eineWeiterbildung für die Entwicklung
undDurchführungderKompetenzfeststellungnachweisenkann.
SoweitdiebeiDrucklegungdieserBroschüreerarbeitetenStandardsdesOrientierungsrahmens
JOBSTARTERCONNECTzurKompetenzüberprüfung,dieausSichtderkammernahenProjektebereits jetzt wesentliche Anforderungen der zuständigen Stellen (HWK) an eine aussagekräftige
KompetenzfeststellungberuflicherHandlungskomptenzenerfüllen.
EinigederinJOBSTARTERCONNECTvertretenenkammernahenProjekteundPersonenwarenauch
inderFörderinitiative„PerspektiveBerufsabschluss“desBundesministeriumsfürBildungundForschung(BMBF)miteigenenProjektentätigundhabendortanderEntwicklungdes„Referenzrahmens“fürStandardsindermodularenNachqualifizierungderZentralstellefürdieWeiterbildung
imHandwerk(ZWH)mitgewirkt.EsgabundgibteinenkonstruktivenAustauschzwischenbeiden
FörderinitiativendesBMBF,umzuabgestimmtenStandardsfürdenEinsatzvonAusbildungsbausteinenzukommen(siehedie2012vonFrauDr.BeateKramerverfassteundvonderZWHherausgegebeneBroschüre:„GoodPracticeundStandardsinderNachqualifizierungfürdieZulassung
zurExternenprüfung“).DiezwischenbeidenFörderprogrammenstattfindendeZusammenarbeit
hatsichauchinderErarbeitungdesOrientierungsrahmensvonJOBSTARTERCONNECTniedergeschlagen,wasfürdieVerbreitungderAnwendungvonAusbildungsbausteinen,insbesondereim
Handwerk,wichtigist.
57
58
Ausblick
Ausblick
3. Erfahrungen
AusSichtderfünfkammernahenProjektesprichteinigesfüreinenzukünftigenEinsatzvonAusbildungsbausteinendesBIBBinderberuflichenBildung:
Ausbildungsbausteine des BIBB in der beruflichen Bildung führen nach den Erfahrungen der fünf
kammernahen Projekte zu mehr Transparenz und Flexibilität aller erprobten Bildungsgänge.
Sicherung und Erhöhung der Ausbildungsqualität durch die Kompetenzorientiertheit und
Prozessorientierung der Ausbildungsbausteine.
ieKompetenzorientierung,dieinderdualenAusbildungimHandwerkbereitsangelegtist,
D
wird durch die Anwendung der Ausbildungsbausteine weiter gesteigert. Und dieser Effekt
wirddurchdieProzessorientierungunddieimOrientierungsrahmen(s.obenbzw.Glossar)von
JOBSTARTER CONNECT beschriebenen Überprüfungsformen der dazugehörigen beruflichen
HandlungskomptenzeneinesBausteinsnochbesondersverstärkt.
Fachkräftesicherung durch Einbeziehung bislang zu wenig genutzter Potentiale.
iemodulareFormderAus-undWeiterbildungsteigertdieMotivationallerBeteiligtenund
D
senktdieHürden,auchbeiwenigergutenschulischenundberuflichenStartvoraussetzungen
derTeilnehmenden,einenvollwertigenBerufsabschlussanzustreben.DurchdieAnwendung
derAusbildungsbausteinewerdenBildungsdefizitezuBeginnundimVerlaufderberuflichen
BildungfrühzeitigsichtbarunderlaubeneinedifferenzierteEinflussnahmedurchdieLernorteundderenunterstützendeReaktionundIntervention.VorallemimÜbergangssystemmit
schwächerenZielgruppen,gehtesinderAusbildungspraxisoftumleichtvermittelbareKleinschrittigkeit,wasmitdemEinsatzvonAusbildungsbausteinenbesserumsetzbaristalsinlinearenSystemenohneTeilschritte.
Ausbildungsbausteine erhöhen die Durchlässigkeit innerhalb der verschiedensten beruflichen
Maßnahmeformen im Übergangssystem und darüber hinaus.
bergänge in die reguläre duale Ausbildung sind unter Anrechnung der erworbenen HandÜ
lungskompetenzenmöglich.Nach-undAnpassungsqualifizierungfindenuntergezielterKlassifizierungbereitserworbenerberuflicherKenntnisse,auchinformellerArt,statt.
ieAusrichtungaufbetrieblicheHandlungsfeldermachtdenInhaltderQualifizierungfürBeD
triebealsAusbildungsinhalterkennbar.DieBausteinsystematikermöglichtUnterbrechungenim
Qualifizierungsprozess,beidenenklarerhaltenbleibt,wasanberuflicherHandlungsfähigkeitbereitsvorliegt.DiesesistinsbesondereinderNachqualifizierungeinwesentlichesKriterium.
In den Erprobungsregionen der kammernahen Projekte erkennen zuständige Stellen (Kammern)
„(Ausbildungs-)Bausteinbescheinigungen“ als Nachweis beruflicher Handlungskompetenzen an
und beteiligen sich aktiv an der Umsetzung beruflicher Bildungsgänge in modularer Form.
EswurdenindividuelleVereinbarungenmitdenzuständigenStellengetroffen,welcheBedingungenfüreineAnerkennungerfülltseinmüssen.
DieseArgumentegeltenfürdievierZielgruppenvonJOBSTARTERCONNECTgleichermaßen.Handlungs- und Prozessorientierung, Kompetenzorientiertheit und die bundeseinheitliche Gültigkeit
der Ausbildungsbausteine des BIBB sind nach Meinung der kammernahen Projekte hierfür die
wichtigstenVoraussetzungen.
Die anfängliche Skepsis bei den beteiligten Handwerkskammern zur Anwendung der AusbildungsbausteinedesBIBBamBeginnderErprobungistnachderErprobungeinergrundsätzlichen
AkzeptanzdurchdiezuständigenStellengewichen.DieAusbildungsbausteineunterstützendas
BemühenderKammernumQualitätssicherungvonberuflicherBildungundumdietransparente
undverwertbareBeurteilungerworbenerKompetenzenmittelsaussagekräftigerÜberprüfungsformenundNachweise.
Als ein wesentlicher Erfolg der Erprobung kann sicherlich gelten, dass in allen fünf beteiligten
KammerbezirkensogenannteBausteinbescheinigungenentwickeltwurdenundzumEinsatzkamen.SiesindmitKammerstempel/-siegelversehen,diedieerworbenenberuflichenHandlungskompetenzenausSichtderzuständigenStellenbescheinigenundzurAnrechnungaufweiterführendeAusbildungs-undNachqualifizierungsverläufeführen.VonallenbeteiligtenAkteurender
ErprobungwurdedieausgestellteBausteinbescheinigungmitihrerhohenTransparenzüberden
erbrachtenNachweisberuflicherHandlungskompetenzenalsaussagekräftigeErgänzungzuden
herkömmlichkonzipiertenBildungsgängenundderenWertesystemenempfunden.
59
60
Ausblick
4. Rahmenbedingungen der zielgruppenspezifischen Aussagen
DieUmsetzungvonberuflichenBildungsgängenmitAusbildungsbausteinendesBIBBerforderteallerdingsveränderteRahmenbedingungen,dieregionen-undbranchenspezifischgeschaffen
bzw.gestaltetwerdenmussten.GeradeimBereichderNachqualifizierung,aberauchinderBvB,ist
dieIntegrationderAusbildungsbausteineindiebestehendenBildungs-undFörderungsstrukturen
häufignichtproblemlosmöglichgewesen.SowohlbeiderImplementierungundderZertifizierung
vonBildungsangebotenalsauchbeidereigentlichenQualifizierungnachAusbildungsbausteinen
desBIBBmusstendurchdiebeteiligtenBildungsdienstleisterundderenBildungberater/-innenin
denkammernahenProjekteninnovativeAnwendungspraxisentwickeltwerden.
QualifizierungenbeiBildungsdienstleisternunterliegenhäufigderSkepsisvonSeitenderzuständigenStellen.NichtimmerfindethierausSichtderKammernundderdurchsievertretenenUnternehmeneineQualifizierungstatt,diedienötigenBezügezumbetrieblichenAlltagslebenherstellt.
DiebetrieblicheNichtakzeptanzgegenüberdenTeilnehmendenausüberbetrieblichenTrägermaßnahmenhältleideroftauchbeibestandenerAbschlussprüfungan.DieKompetenzorientiertheit
der Ausbildungsbausteine des BIBB erfordert eine stärkere Ausrichtung und Neustrukturierung
vonBildungsgängenimÜbergangsbereichundinderNachqualifizierungaufvorhandenebetrieblicheAbläufeundwirktsodieserSkepsisvonSeitenderUnternehmenentgegen.
IndiesemSinnelassensichauchinderUmsetzungberuflicherBildungdurchBildungsdienstleister
positiveEffektedurchdieAnwendungderAusbildungsbausteinedesBIBBfeststellen:
DieEinstiegsqualifizierung(EQ)nachAusbildungsbausteinendesBIBBbesitzteinnochstärkereszeitlichesAnrechnungspotentialalsdieherkömmlicheEQ.DurchdieBeteiligungderKammernkannüberdieAnwendungvonqualitätsgesichertenKompetenzfeststellungsverfahren
durchdieUnternehmenklarbeurteiltwerden,obdieEQaufeinenachfolgendeAusbildung,
hinreichendAnrechnungspotentialaufweist.
BeiBaEundBvBwerdendieindividuelleEignungderTeilnehmendenzuBeginnderQualifizierungerhoben.DerGradvonberuflichenHandlungskompetenzenunddieDefiziteimHinblick
dieAusbildungsreifevonTeilnehmendenkannüberAusbildungsbausteinedesBIBBaussagekräftigfestgestelltwerden.InfolgedessenkönnendieTeilnehmendengezieltmitInhaltender
Ausbildung–ambesteninderbetrieblichenUmsetzung–gefördertwerden.
Ausblick
SchulischeBildungsgängeerfahreneinestärkereAusrichtungaufbetrieblicheBedarfeanhand
vonhöherenPraxisanteilen.DieOrientierunganKompetenzenbildeteinefüralleBeteiligten
nachvollziehbare Schnittstelle und ermöglicht eine abgestimmte und flexiblere Umsetzung
desAusbildungsrahmenplanes(Fachpraxis)unddesRahmenlehrplanes(Fachtheorie).
DasNiveauvonNach-undAnpassungsqualifizierungsteigtdurchdieStrukturierungundUmsetzungnachAusbildungsbausteinendesBIBBinabgegrenztenTeilschrittendeutlichan.BesonderenWertwirddurchdieAnwendungderAusbildungsbausteinenunaufdieVermittlung
allerTeiledesgesamtenBerufsbildesgelegt.EineverbesserteIntegrationderTeilnehmenden
undderQualifizierungsprozesseindiebetrieblichenAbläufeistzubeobachten.Hierkommt
die(teilweise)flexibelangeordneteReihungderAusbildungsbausteinezumTragen,dabetrieblicheHandlungsabläufeauftragsabhängigsind.
FürdieanderErprobungbeteiligtenUnternehmen,aberauchfürdieTeilnehmendenwardarüber
hinauseineReihevonpositivenEffektenbeiAnwendungvonAusbildungsbausteinenfestzustellen:
DieTeilnehmendenderErprobungsprojektewarenmotivierteralsindenherkömmlichenBildungsgängen,dafürsieselbstderjeweilserreichteKenntnisstandtransparentersichtlichund
ihreindividuellenLernfortschrittekonkretfassbarwaren.
ÜberdieAnwendungvonmodularerNachqualifizierungkannLerneninTeilschrittenundmit
AnerkennungberuflicherHandlungskompetenzendurchdieKammernermöglichtwerden.Bei
AbbrucheinerQualifizierungdrohtsomitkein„Totalverlust“dererreichtenQualifizierung.Eine
AnrechnungaufnachfolgendemodulareundnichtmodulareBildungsgängeistinderRegel
möglich, wobei die Tatsache, dass die berufliche Bildung (noch) nicht generell nach Ausbildungsbausteinenstrukturiertist,derWirksamkeitvonAusbildungsbausteinenimHinblickauf
eineAnrechnungderzeitGrenzensetzt.
ImRahmenderAnerkennungberuflicher(ausländischer)Qualifikationen(BQFGab01.04.2012)
könnenAusbildungsbausteinedesBIBBeinewichtigeRollebeiderDurchführungvonQualifikationsanalysenundderDurchführungvonGleichwertigkeitsprüfungenderzuständigenStellen
(Kammern)zurVergleichsprüfungspielen.AusbildungsbausteinekönnenbestimmenddiegeforderteundnötigeTransparenzvonEntscheidungenimAnerkennungsverfahrenunterstützen.
61
62
Ausblick
FünfkammernaheProjekteausJOBSTARTERCONNECT,ProjektedesÜbergangssystemsundder
NachqualifizierunggelangteninihrenErprobungenzuErgebnissen,diediepositivenEffektebei
derAnwendungvonAusbildungsbausteinendesBIBBbelegen.
Kritische Anmerkungen und Befürchtungen, veröffentlicht im Positionspapiers des DHKT-AusschussesBerufsbildungvomApril2013,wasdieAnwendungvonAusbildungsbausteinendesBIBB
undderenAuswirkungenangeht,konntenimRahmendieserErprobungkammernaherProjekte
nichtbestätigtwerden.
Ob außerbetriebliche Ausbildungsangebote zukünftig zurückgefahren werden können, wird
erstdieZukunftzeigen.Zubefürchtenist,dasssichBeobachtungenvergangenerZeitenwiederholen,dassauchbeiausgeglichenemAusbildungsstellenmarktregionaleundBranchenbedürfnissenicht1:1übereinstimmenundschwächereJugendlichenichtautomatischvondem
höherenAngebotanAusbildungsstellenprofitieren.
Ausbildungsbausteinekönnen(auchvorobigemHintergrund)zielgruppenspezifischeAnsätze
zurFörderungbenachteiligterJugendlicherunterstützenundderenWirksamkeiterhöhen.Die
Qualifizierungsbausteine aus der Berufsvorbereitung (EQ) bilden, neben wichtigen anderen
Unterschieden,wiez.B.Kompetenz-undProzessorientierung,gegenüberdenAusbildungsbausteinendesBIBB,mehrheitlichdieQualifikationenundKompetenzendeserstenAusbildungsjahresabundsinddaheralsVergleichzuAusbildungsbausteinendesBIBBnichtgeeignet.
TeilqualifikationenalsabschließendesZielberuflicherBildungwurdenundwerdenimRahmen
derErprobungvonJOBSTARTERCONNECTnichtangestrebt,sondernkönnenfürspezielleZielgruppenwichtige(Teil-)SchritteaufdemWegzueinemanerkanntenBerufsabschlusssein.
DenBewertungendesDHKT-AusschussesBerufsbildungfürdenBereichderNachqualifizierung
kannnurzugestimmtwerden.AuchdiefünfkammernahenProjekteerwartenhierzukünftig
sinnvolleEntwicklungenfürdieNachwuchssicherungimHandwerkunddieQualifizierungvon
An-undUngelerntenmitundohneBeschäftigunghinzueinemanerkanntenBerufsabschluss.
Ausblick
5. Fazit
TrotzvieleroffenerundnochzulösenderDetailfragen,sindwesentlicheFragestellungenderErprobungvonAusbildungsbausteinen,ausSichtderhandwerkskammernahenProjekte,positivbeantwortetundAusbildungsbausteinedesBIBBhabensichalsinderPraxisanwendbarundvorteilhaft
erwiesen. Die bundesweite Erprobung und Umsetzung verschiedener beruflicher BildungsgängenachAusbildungsbausteinendesBIBBinderPraxiskannklaralsErfolggewertetwerden.Die
SchneidungweitererBerufsfelderinModuleundderenErprobungistvordemHintergrundder
hieraufgezeigtenErgebnissederProjektevonJOBSTARTERCONNECTzuempfehlen.
DieFrage,obAusbildungsbausteineimHandwerkgeeigneteInstrumenteberuflicherBildungim
ÜbergangssystemundinderNach-undAnpassungsqualifizierungsind,kann–auchvordemHintergrundnochzuentwickelnderLösungenverschiedenerpraktischerUmsetzungsfragen–eindeutigmitjabeantwortetwerden.DaherlautetdasFazitderkammernahenProjekte:
Ausbildungsbausteine im Handwerk? – Möglich!
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Glossar
Glossar
Abschlussprüfung
DieAbschlussprüfungwirdinallenanerkanntenAusbildungsberufenvordemvonderzuständigenStelleerrichtetenPrüfungsausschuss(Gesellenprüfungsausschuss)durchgeführt(§§37ff.
BBiG).UnterBerücksichtigungderAusbildungsordnungsollinderAbschlussprüfungfestgestellt
werden,obderzuPrüfendediegefordertenFertigkeitenindenentsprechendenAusprägungsgraden beherrscht, die notwendigen theoretischen und praktischen Kenntnisse besitzt sowie
mitdemimBerufsschulunterrichtvermitteltenLehrstoffvertrautist.
Altbewerber/-in
DieserBegriffbeschreibtausbildungssuchendeJugendliche,diesichvergebensindenVorjahren
umeinenAusbildungsplatzbeworbenhaben.
Ausbildungsbausteine
Ausbildungsbausteine sind abgegrenzte und bundesweit standardisierte Einheiten innerhalb
der Gesamtstruktur eines Ausbildungsberufsbildes. Sie sind lernergebnisorientiert gestaltet
undbildeninsgesamtdierelevantenberufstypischenundeinsatzgebietsüblichenArbeits-und
Geschäftsprozesseab.
BaE (kooperativ)
Hierbei handelt es sich um eine berufliche Ausbildung außerhalb betrieblicher Einrichtungen
(kooperatives Modell). Das bedeutet, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung beispielsweise
beieinemBildungsträger,einerBerufsschuleoderähnlichenEinrichtungenabsolvieren.DieAuszubildendenbesuchendieBerufsschuleundführenihrepraktischeAusbildungimkooperativen
ModellinnerhalbeinesBetriebesdurch.FlankierendwirddenAuszubildendenStützunterricht
sowieeinesozialpädagogischeBetreuungangeboten.
BaE (integrativ)
ImGegensatzzumkooperativenModell,findetinderintegrativenAusbildungsform,diepraktische Ausbildung vorwiegend in den Räumlichkeiten des Bildungsträgers bzw. der entsprechendenausführendenEinrichtungstatt.UmeineVerbindungzurAusbildunginnerhalbeines
Wirtschaftsunternehmens bzw. eines Betriebes herstellen zu können, finden innerhalb dieser
AusbildungsforminregelmäßigenAbständenbetrieblichePraktikastatt.
Glossar
Berufsbildungsgesetz (BBiG)
DasBerufsbildungsgesetz(BBiG)regeltinDeutschlanddieBerufsausbildung,dieBerufsausbildungsvorbereitung,dieFortbildungsowiedieberuflicheUmschulung(§1Abs.1).DasBerufsbildungsgesetzbestimmtfernerdieVoraussetzungendesBerufsausbildungsverhältnisses.
Berufliche Handlungskompetenz
Fähigkeit,mitdereinIndividuumberuflicheAufträgebewältigtunddiepersönliche,soziale,methodischeundfachlicheKompetenzbeinhaltet.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
DasBMBFistmaßgeblichfürdieGesetzgebungindenBereichenderaußerschulischenberuflichenBildung,derWeiterbildungundderAusbildungsförderungverantwortlich.
BvB
InnerhalbeinerBerufsvorbereitendenBildungsmaßnahmewerdenJugendlichevorrangigaufdie
EingliederunginAusbildungvorbereitet.IhnenwirdhierdieMöglichkeitgegeben,ihreFähig-und
FertigkeitenhinsichtlicheinermöglichenBerufswahlzuüberprüfen,zubewerten,sichinderVielzahlderBerufezuorientierenundeineBerufswahlentscheidungzutreffen.EineBvBfindetinder
RegelbeieinemBildungsträger,einerBerufsschuleodereinerähnlichenEinrichtungstatt.
DECVET
ImHerbst2007wurdedurchdasBundesministeriumfürBildungundForschungdiePilotinitiative„DECVET–EntwicklungeinesLeistungspunktesystemsinderberuflichenBildung“gestartet.
ImFokusderInitiativestehtdieDurchführungvonPilotprojektenzursystematischenErprobung
einesLeistungspunktesystemszurErfassung,ÜbertragungundAnrechnungvonLernergebnissenbzw.KompetenzenvoneinemTeilbereichdesberuflichenBildungssystemsineinenanderen.
Ziel der Initiative ist es, mögliche Anrechnungspotenziale an den Schnittstellen rund um das
duale System zu identifizieren und zu erproben und dadurch einen Beitrag zur Erhöhung der
horizontalenundvertikalenDurchlässigkeitzuleisten.
Weitere Informationen unter: http://www.decvet.net/
HwO
DasGesetzzurOrdnungdesHandwerks(kurzHandwerksordnungbzw.HwO)regeltdieHandwerksausübung,dieberuflicheBildungundWeiterbildungsowiedieSelbstverwaltungimHandwerk.DarüberhinaushandeltessichbeiderHwOumeinSpezialgesetzzumBerufsbildungsgesetzbezüglichderBestimmungenzurBerufsbildungimHandwerk.
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Glossar
IFlaS
HierbeihandeltessichumeinefinanzielleFörderung,welcheüberdieBundesagenturfürArbeit(BA)finanziertwird.DieFörderung„InitiativezurFlankierungdesStrukturwandels(IflaS)“
ermöglichtarbeitslosenoderunmittelbarvonArbeitslosigkeitbedrohtenGeringqualifizierten
denErwerbanerkannterBerufsabschlüssebzw.berufsanschlussfähigerTeilqualifikationenund
erleichtertBerufsrückkehrendenbzw.WiedereinsteigendendieRückkehrineinesozialversicherungspflichtigeBeschäftigung.
Weitere Informationen unter: http://www.arbeitsagentur.de/nn_166482/zentraler-Content/
HEGA-Internet/A05-Berufl-Qualifizierung/Dokument/HEGA-12-2012-VA-IFlaS.html
Kompetenz
Sie wird im Sinne von Handlungsfähigkeit verstanden und stellt eine individuelle Disposition
zurBewältigungspezifischerAufgabenundSituationendar.AlsGrundlageaktuellerDiskussionen dient vorwiegend die von der KMK vorgeschlagene Differenzierung zwischen Personal-,
Sozial-sowieFach-undMethodenkompetenz,diezusammenzurberuflichenHandlungskompetenzführensollen.NachderKMK-DefinitionausdemJahr2000bezeichnetKompetenzdenLernerfolginBezugaufdeneinzelnenLernendenundseineBefähigungzueigenverantwortlichem
Handelninberuflichen,gesellschaftlichenundprivatenSituationen.
Linten, Markus; Prüstel, Sabine: Auswahlbibliographie „Kompetenz in der beruflichen Bildung: Begriff, Erwerb, Erfassung, Messung“. URL http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a1bud_auswahlbibliographie-kompetenz-in-der-beruflichen-bildung.pdf Stand: 08.10.2013, S. 3
Kompetenzfeststellungsverfahren
Bezogen auf die Ausbildungsbausteine soll durch die Kompetenzfeststellung die berufliche
Handlungskompetenz des einzelnen Auszubildenden stichtagbezogen, auf Basis der lt. Ausbildungsbaustein zu vermittelnden Kompetenzen, festgestellt werden. Sind die Ergebnisse
ausreichend, wird innerhalb der kammernahen Projekte durch die entsprechende Stelle der
HandwerkskammerneinZertifikatüberdenbestandenenAusbildungsbausteinundderenentsprechendeInhalteausgestellt.DieseZertifikatesindnichtaufeinePrüfunganrechenbar.
Nachqualifizierung
SiebereitetdieTeilnehmendenunterBerücksichtigungindividueller,einschlägigerVorleistungenaufdieberuflicheAbschlussprüfungnach§45Abs.2Berufsbildungsgesetz(BBiG)bzw.§37
Abs.2Handwerksordnung(HwO)vor.NacherfolgtermodularerQualifizierungnimmtderTeil-
Glossar
nehmendeaneinerExternenprüfungteilunderlangtbeierfolgreichemBestehendenAusbildungsabschluss.
Orientierungsrahmen
ErdefiniertdieGrundprinzipienzurEntwicklungberufsbezogenerKompetenzfeststellungsverfahreninnerhalbderAusbildungsbausteineundbeinhaltetdieMindestanforderungenderentsprechendenZertifikatezurDokumentationeineserfolgreichenAbschlussesdesentsprechendenAusbildungsbausteines.
Qualifizierungsbausteine
QualifizierungsbausteinesindinhaltlichundzeitlichabgegrenzteLerneinheiten,dieausInhalten des ersten Lehrjahres eines anerkannten Ausbildungsberufes entwickelt werden und zur
AusübungeinerTätigkeitbefähigensollen,dieTeileinerAusbildungineinemanerkanntenAusbildungsberufist.DurchdieQualifizierungsbausteineunddiedamitverbundeneVermittlung
vonGrundlagenfürdenErwerbberuflicherHandlungsfähigkeitsollenJugendlicheaneineBerufsausbildungineinemanerkanntenAusbildungsberufherangeführtwerden.
Teilqualifikationen
TeilqualifikationensindeinheitlichstrukturierteEinheiten,dieunterhalbdesFacharbeiterbriefs
zu standardisierten Zertifikaten führen; sie sind an typischen betrieblichen Arbeits- und Geschäftsprozessenausgerichtet.SiedeckeninderSummealleBerufsbildpositionenausAusbildungsordnung,AusbildungsrahmenplanundRahmenlehrplanderBerufsschulenab.DasAbsolvierenallerTeilqualifikationeneinesBerufskannüberdenWegderExternenprüfungdenErwerb
einesBerufsabschlussesermöglichen.
Weitere Informationen unter: http://www.arbeitsagentur.de/nn_26840/zentraler-Content/A05Berufl-Qualifizierung/A052-Arbeitnehmer/Allgemein/Forschungs-Entwicklungsprojekt.html#d1.2
WeGebAU
Hierbei handelt es sich um eine finanzielle Förderung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Im
FokusstehenungelernteBeschäftigteundgeringqualifizierteBeschäftigteinkleinenundmittlerenUnternehmen.ZielderFörderungistderErwerbeinesanerkanntenBerufsabschlusses.Die
(Nach-)QualifizierungkannauchinTeilschrittenerfolgen.
Weitere Informationen unter: http://www.arbeitsagentur.de/nn_508552/zentraler-Content/A05Berufl-Qualifizierung/A052-Arbeitnehmer/Allgemein/Weiterbildung-WeGebAU.html
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Autorinnen und Autoren
Autorinnen und Autoren
Autorinnen und Autoren
Handwerksbildungszentrum
Bielefeld
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ)
der Handwerkskammer Halle (Saale)
VeraGrämmel
NadineLudwig
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg mbH
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) ROHR-KLOSTER
der Handwerkskammer Südthüringen
DieterWestendorff
SimoneGeisthardt
AngelikaCzajor
MichaelSchilling
ElkePollaschek
IFGO-ODAV GmbH – Akademie des Handwerks
Fördereinrichtung der Handwerkskammer für Oberfranken
ChristineKulisch
ArnoldBethke
MartinPietschmann
AlexandraReuther
NormanBalke
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Danksagung
Danksagung
DerVerbundhandwerkskammernaherProjektemöchtesichandieserStellebeiallenInstitutionenundUnterstützernbedanken,diediefünfProjektewährendderZeitderErprobungvon
AusbildungsbausteinendesBIBBbegleitethabenundmitihrerUnterstützungzumErfolgder
ErprobungindenverschiedenenRegionenundzurErstellungdieserBroschürebeigetragenhaben,insbesonderebeiden
andwerkskammern
H
Kreishandwerkerschaften
Innungen
Unternehmen
AusbilderinnenundAusbildern
beruflichenSchulenundderenLehrkräften
GewerbeAkademien,Berufs-undTechnologiezentren
MaßnahmeteilnehmerinnenundMaßnahmeteilnehmern
AgenturenfürArbeit
Jobcenter
sowiederZentralstellefürdieWeiterbildungimHandwerke.V.(ZWH)
UnserbesondererDankgiltdenMitarbeiterinnenundMitarbeiternderProgrammstelle
JOBSTARTERCONNECTbeimBIBB:
HerrnChristophAcker,HerrnBerndWeiterer,FrauLisaRotthoweundHerrnStephanDietrich
undInterVal–BerlinfürdieEvaluationdesProgramms.
VielenDankauchandiewerbeagenturaufwindGmbHinBahlingenfürdieGestaltung
dieserBroschüre.
Handwerkskammer Freiburg
Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg mbH
Linnéstraße5,79110Freiburg
www.foege-hwk.de
www.hwk-freiburg.de
www.abstweb.de
Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld
Handwerksbildungszentrum Bielefeld
Kleiberweg3,33607Bielefeld
www.handwerk-owl.de
Handwerkskammer Halle (Saale)
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle (Saale)
StraßederHandwerker2,06132Halle
www.hwkhalle.de
www.facebook.com/hwkhalle
Handwerkskammer Südthüringen
Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) ROHR-KLOSTER
Kloster1,98530Rohr
www.hwk-suedthueringen.de
IFGO-ODAV GmbH – Akademie des Handwerks
Fördereinrichtung der Handwerkskammer für Oberfranken
Kerschensteinerstr.7,95448Bayreuth
www.ifgo-odav.de