000000290868 - Bundesamt für Energie BFE
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Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Bundesamt für Energie BFE Jahresbericht 2011 Schwebstoff-Monitoring und Verschleiss an Peltonturbinen Suspended load monitoring and Pelton turbine wear \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx Auftraggeber: Bundesamt für Energie BFE Forschungsprogramm Wasserkraft CH-3003 Bern www.bfe.admin.ch Kofinanzierung und Industriepartner: - swisselectric research Seilerstrasse 3 Postfach 7950 CH-3001 Bern http://www.swisselectric-research.ch - Gommerkraftwerke AG (gkw) Michligschrota 2 CH-3995 Ernen http://www.gkw-ag.ch - Andritz Hydro AG Obernaustrasse 4 CH-6010 Kriens http://www.andritz.com/de/ANONID4F1C646C2FA9E078/hydro.htm - Rittmeyer AG Inwilerriedstrasse 57 CH-6340 Baar http://www.rittmeyer.com Auftragnehmer: ETH Zürich Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) Gloriastrasse 37/39 CH-8092 Zürich www.vaw.ethz.ch Forschungspartner der VAW: Hochschule Luzern, Technik und Architektur Kompetenzzentrum für Fluidmechanik und Hydromaschinen Prof. Dr. Thomas Staubli Technikumsstrasse 21 CH - 6048 Horw http://www.hslu.ch/fmhm Autoren: Prof. Dr. Robert Boes, VAW, [email protected] Dr. Ismail Albayrak, VAW, [email protected] David Felix, VAW, [email protected] BFE-Bereichsleiter: BFE-Programmleiter: BFE-Vertragsnummer: Dr. Michael Moser Dr. Klaus Jorde SI/500638-01 Für den Inhalt und die Schlussfolgerungen sind ausschliesslich die Autoren dieses Berichts verantwortlich. 2/7 \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx Zusammenfassung Bei Wasserkraftwerken, insbesondere an Hoch- und Mitteldruckanlagen in teilweise vergletscherten Einzugsgebieten (Fig. 1), bei welchen gefasstes Wasser ohne Aufenthalt in einem Speichersee turbiniert wird, kann der Hydroabrasiv-Verschleiss an Turbinen (Fig. 2) und Stahlwasserbauteilen infolge schwebstoffhaltigem Triebwasser erhebliche Betriebskosten und Ertragseinbussen verursachen [3]. Da bei Stauanlagen mit aktuellen Verlandungsproblemen auch die Möglichkeit des gezielten Turbinierens von schwebstoffhaltigem Wasser vermehrt geprüft wird und infolge des beobachteten Rückzugs von Gletschern und Permafrost im alpinen Raum mehr Sedimente anfallen, gewinnt die Thematik weiter an Aktualität. An einer bestehenden Hochdruck-Wasserkraftanlage im Wallis (KW Fieschertal), die über keinen Speichersee verfügt und bei welcher seit Inbetriebnahme im Jahr 1975 starker Hydroabrasiv-Verschleiss beobachtet wird, soll die Schwebstoffführung des Triebwassers mittels neuartiger Messtechnik (in situ Laserdiffraktometer) [1] kontinuierlich erfasst werden. Die Schädigung der Peltonturbine, d.h. der Materialabtrag an den Bechern und Düsenspitzen, und die Reduktion des Wirkungsgrads werden durch mehrere Inspektionen bzw. Messungen dokumentiert und mit der Einwirkung, d. h. der Schwebstoffführung des Triebwassers, korreliert, um Berechnungsansätze zur Prognose des Hydroabrasiv-Verschleisses zu überprüfen und zu erweitern. Da Kraftwerksbetreiber an möglichst robusten, kostengünstigen und aussagekräftigen Messsystemen zur Überwachung der im Zufluss und im Triebwasser enthaltenen Schwebstoffe (Konzentration und Partikelgrössenverteilung, Fig. 5) interessiert sind [2], sollen neben dem Laserdiffraktometer verschiedene andere optische und akustische Systeme miteinander verglichen und Empfehlungen für die Anwendung der Messsysteme an Wasserkraftanlagen formuliert werden. Aus der verbesserten Kenntnis der Einflussfaktoren des Hydroabrasiv-Verschleisses lassen sich Gegenmassnahmen und Strategien zur Verminderung von Abrasionsschäden ableiten und die Anlagenkonzeption bzw. der Anlagenbetrieb durch Betrachtung des Gesamtsystems, welches aus baulichen Anlagen und elektromechanischer Ausrüstung besteht, wirtschaftlich optimieren. Fig. 1: Beispiel eines alpinen Einzugsgebiets mit teilweiser Vergletscherung und hoher Sedimentverfügbarkeit (Blick auf den Fieschergletscher, 2011, Bild: VAW). Fig. 2: Beispiel von Abrasionsschäden an den Bechern eines Pelton-Laufrads (Ausstellungsobjekt beim der Wasserkraftanlage Emossion, VS, Bild: VAW, 2010). 3/7 \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx Projektziele In dieser Forschungsarbeit soll mit Hilfe einer Fallstudie an einer bestehenden Hochdruckwasserkraftanlage in der Schweiz, an der starker Turbinenverschleiss auftritt, das Prozessverständnis in Bezug auf den Hydroabrasiv-Verschleiss durch Schwebstoffe im Triebwasser (Fig. 3 und Fig. 4) verbessert werden. Die Schwebstoffe im Triebwasser sollen kontinuierlich unter Berücksichtigung der Korngrössen erfasst und mit der periodisch gemessenen Abrasion an Peltonturbinen und der Wirkungsgradabnahme korreliert werden. Es soll ein möglichst vollständiger Messdatensatz erstellt werden, welcher auch zur Kalibrierung von numerischen Modellen eingesetzt werden kann. Die Messresultate sollen in einem zweiten Teilprojekt mit bestehenden Berechnungsansätzen zur Prognose des Hydroabrasiv-Verschleisses und soweit möglich mit Daten von Verschleissuntersuchungen an anderen Wasserkraftanlagen verglichen werden, um zur Weiterentwicklung von Prognosemodellen für den Hydroabrasiv-Verschleiss beizutragen. Dadurch soll letztlich die Effizienz der Wasserkraftnutzung gesteigert werden. Als Beitrag für einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb von Wasserkraftanlagen sollen verschiedene Messsysteme, mit welchen die Schwebstoffführung des Triebwassers (Konzentration und Partikelgrössenverteilung, Fig. 5) in Echtzeit überwacht werden kann, evaluiert, im Labor und am Prototypen getestet und Empfehlungen für den Einsatz solcher Messgeräte an Wasserkraftanlagen erarbeitet werden. Fig. 3: Sedimente aller Korngrössen am Gletschertor des Fieschergletschers, wenig oberhalb der Wasserfassung des Kraftwerks Fieschertal (Sept. 2011, Bild: VAW). Fig. 4: Beispiel eines Bergflusses mit starker Geschiebe- und Schwebstoffführung (Mündung des Wisswassers in den Rotten, bei Fiesch, August 2010, Bild: VAW). Fig. 5: Beispiel von mineralischen Partikeln, die kleiner sind als das übliche Bemessungskorn eines Entsanders und folglich in Laufwasserkraftwerken turbiniert werden (Feinsand < 0.25 mm, mit Zentimetermassstab als Grössenvergleich, Bild: VAW). Fig. 6: Laserdiffraktometer LISST 100X-C, welches für die kontinuierliche Erfasssung der Schwebstoffe im Triebwasser eingesetzt wird. Es können Partikel zwischen 2 und 500 m in 32 Grössenklassen erfasst werden (Bild: www.sequoiasci.com). 4/7 \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx Durchgefü ührte Arbeiten A n und erreicht e te Erge ebnisse e Seit d dem Projekktbeginn im August 201 11 wurden folgende f Arrbeiten durcchgeführt: Studium von bereits s in diesem Fachbereic ch durchgefführten Arbeeiten (Fachartikel, techniscche Berichte e früherer U Untersuchun ngen) Zusamm menstellen massgebend m der Parame eter und bes stehender B Berechnung gsmodelle ([5], [6] und u [7]) Projektorganisation, Ablaufplan nung und Abstimmung A mit andereen Forschun ngsprojekten n, u.a. im Rahmen R derr Projektstarrtsitzung mit allen Beteeiligten Evaluatio on bzw. Bes schaffung vvon Messge eräten und Wasser-Pro W obennehme ern, insbesondere eines in sittu-Laserdiffrraktometers s (Fig. 6) Vorbereiitung der La aborversuch he Abklärun ngen zu bes stehenden M Mess- und Überwachungseinrichttungen am PrototypP Kraftwerrk, zu vorha andenen Ab bfluss- und Meteodaten M n Koordina ation des La aufradeinsa atzes, Planu ung der Mes ssungen unnd der Daten nerfassung am Proto otypen (Fig. 7) g. 7: Schem matisches Lä ängenprofil der zu unte ersuchenden Wasserkrraftanlage (Kraftwerk Fig Fiescherta al, Gommerk rkraftwerke)) mit Darstellung der vo orgeseheneen Untersuc chung. rten Arbeite den bisher durchgefüh d en ist ein Beginn der Messungen M am Prototy ypkraftwerkk Mit d im So ommerhalb bjahr 2012 wie w geplant möglich. Nattionale Zusam mmenarrbeit Für e ein solchess interdiszip plinäres Fo orschungsprrojekt, das an einer P Prototypanlage durch-gefüh hrt werden n muss, istt die Betei ligung meh hrerer Partner und deementsprec chend eine e inten nsive Zusam mmenarbeit erforderlich h. Die Hochschule Luz zern, Komp petenzzentrum für Fluid dmechanik und Hydrom maschinen,, ist als Forschungs F partner für folgende Aspekte A be eteiligt: Opttische und akustische e Messtecchnik zur Errfassung vo on Schwebs stoffen, Lab bortank mitt Rührwerk,, Wirkungs-5/7 \\homes7 7.vaw.baug.ethz.ch\h homes\MSDesktop\F Felix_2011 Schwebsttoffmonitoring und Tu urbinenabrasion_BFE E.docx grad-Monitoring der Peltonturbinen, digitale Erfassung der Geometrie der Laufradbecher und Düsenspitzen. Das Forschungsprojekt wird finanziell im Wesentlichen von swisselectric research unterstützt. Engineering-Mitarbeiter von swisselectric-Mitgliedsunternehmen (z.B. BKW) sind am Projekt beteiligt. Der Betreiber des Kraftwerks, an welchem die Untersuchung durchgeführt wird, beteiligt sich an den Kosten des Forschungsprojekts und trägt die Produktionsausfälle, die für die periodischen Turbineninspektionen im Sommerhalbjahr erforderlich werden. Weiter beteiligen sich zwei Industriepartner am Forschungsprojekt: Andritz Hydro AG, Kriens, für Peltonturbinen und Rittmeyer AG, Baar, für Sedimentmonitoring mit akustischen Methoden [4]. Internationale Zusammenarbeit Im November 2011 wurden an einem Workshop in Oslo zwischen der VAW und skandinavischen Wasserkraftingenieuren und Behörden Erfahrungen über den Umgang mit Sedimenten an Wasserkraftanlagen ausgetauscht. Der Workshop wurde von Statkraft, dem grössten Energieversorgungsunternehmen Norwegens, welches auch an zahlreichen Wasserkraft- und Sedimentforschungsprojekten im Ausland beteiligt ist, durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Sedimentproblematik eine zunehmende Bedeutung hat und ein grosser Bedarf an Forschungsarbeiten in diesem Bereich besteht. Die im vorliegenden Forschungsprojekt eingesetzten Methoden und Messgeräte entsprechen dem internationalen Stand der Technik. Ausblick 2012 Im ersten Quartal 2012 werden die am Prototypen (im Feld) zum Einsatz kommenden optischen und akustischen Messsysteme zur Erfassung der Schwebstoffe im Labor getestet. Dazu werden in einem Tank verschiedenartige Schwebstoffpartikel mit steigender Konzentration in Wasser angemischt und in Schwebe gehalten. Mir den verschiedenen Messsystemen und mit Schöpfproben, die im Labor ausgewertet werden, werden die Konzentration und sofern möglich die Korngrössenverteilung der Schwebstoffpartikel bestimmt und anschliessend verglichen. So kann das Verhalten der Messgeräte unter kontrollierten Bedingungen erforscht werden. Im April 2012 soll mit den Messungen an der Prototypanlage (Fieschertal) begonnen werden. Der Schwerpunkt der Messkampagne liegt auf der detaillierten Erfassung der Schwebstoffführung des Triebwassers, welche zeitlich stark variiert. Dafür werden die Messeinrichtungen wie Trübungs- und Streulichtsonden, das Laserdiffraktometer und der automatische Wasserprobennehmer in der Drosselklappenkammer bzw. in der Zentrale installiert. Weiter ist ein System zur Zusammenführung der verschiedenen Messwerte und Steuersignale (auch aus dem Kraftwerksleitsystem) und zur Datenübertragung und -speicherung aufzubauen und zu betreiben. Es ist vorgesehen, die Geometrie der Becher des Peltonlaufrads und der Düsenspitzen mit einem optischen Digitalisierungssystem periodisch zu erfassen. Weiter soll die Schichtdicke der Beschichtung der Laufradbecher periodisch gemessen werden, um anschliessend den Materialabtrag quantifizieren zu können. Im Herbst 2012, wenn der Schwebstofftransport infolge kühlerer Witterung abnimmt, werden Auswertungen der erhobenen Daten durchgeführt. Basierend auf den Erkenntnissen der ersten Schwebstoffsaison sind weitere Messungen in der zweiten Saison zu planen. Gegen Ende 2012 ist die Arbeit an einer ersten wissenschaftlichen Veröffentlichung vorgesehen. 6/7 \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx Referenzen [1] Y. Agrawal, O.A. Mikkelsen & H.C. Pottsmith: Sediment monitoring technology for turbine erosion and reservoir siltation applications, Proc. Hydro 2011 - Practical solutions for a sustainable future. Aqua-Media International Ltd. Prague, Czech Republic, 2011. [2] M. B. Bishwakarma & H. Støle: Realtime sediment monitoring in hydropower plants. J. Hydr. Res. 46(2): 282–288, 2008. [3] R. Boes: Kontinuierliche Messung von Schwebstoffkonzentration und –korngrössenverteilung im Triebwasser und Quantifizierung der Hydroabrasion an einer Peltonturbine. Wasser Energie Luft, 102. Jahrgang, Heft 2: 101–107, 2010. [4] P. Gruber et al.: Monitoring water conditions by analyzing ultrasonic signal parameters, Proc. Hydro 2011 - Practical solutions for a sustainable future. Aqua-Media International Ltd. Prague, Czech Republic, 2011. [5] J. H. Gummer: Combating Silt Erosion in Hydraulic Turbines. Hydro Review Wordwide, 17(1), 2009. [6] K. Winkler et al.: Understanding hydro-abrasive erosion, Proc. Hydro 2011 - Practical solutions for a sustainable future. Aqua-Media International Ltd. Prague, Czech Republic, 2011. [7] Sulzer Hydro: Ein semi-empirisches Abrasionsmodell zur Vorhersage von hydro-abrasivem Verschleiss an X5 CrNi 13/4 Stahl. Bericht STT.TB94.020, 1996. 7/7 \\homes7.vaw.baug.ethz.ch\homes\MSDesktop\Felix_2011 Schwebstoffmonitoring und Turbinenabrasion_BFE.docx