- Planet Schule

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Filmskript zur Sendung
„Auf der Suche nach dem frischen Fisch“
Sendereihe: Ware Tier
Stammnummer: 4682401
Ein Film von Christian Rohde
00:07
Frisch aus der Dose oder als paniertes Stäbchen - manchmal am heimischen Herd erhitzt oder nett
garniert im Restaurant. Die Deutschen essen immer mehr Fisch. Doch woher kommt der? Fängt ihn
etwa ein weißbärtiger Käpt'n mit seiner Kindercrew? Kommt er von romantischen Kuttern aus
Nord- und Ostsee? Oder einfach, aus der Tiefkühltruhe?
00:33
Ware Tier
Auf der Suche nach dem frischen Fisch
Ein Film von Christian Rohde
01:03
Es ist fünf Uhr 30. Fischer sind Frühaufsteher. Auch wenn die Morgenstunde kaum noch Gold im
Mund hat, sondern es schlichtweg kalt ist. Fischkutter wühlen das Hafenwasser von Burgstaken
auf. Hier beginnen wir mit unserer Suche.
01:19
Dieter Pahlke trinkt seit 20 Jahren jeden morgen Kaffee, der einen umhaut. Alles für die Jagd auf
den frischen Fisch.
01:27
Pahlkes Kutter heißt Kurfürst. Er hat ihn von seinem Vater übernommen. Der Fisch sichert jetzt
ihm sein täglich Brot.
01:36 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Wir werden nach dem Dorsch die Netze wegsetzen. Das sind spezielle Dorschnetze. Und dann
wollen wir hoffen, dass da ein Tagesfang zusammenkommt.
01:51
Noch sind die Netze auf der Rolle, reitet die Kurfürst gemächlich auf langer Welle. Fischer Pahlke
hat die Weite vor Augen und den Fisch im Sinn.
02:00 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Ja, ist immer spannend. Immer spannend, was nachher drinnen ist im Netz. Abenteuer pur und nu
wollen wir mal hoffen, dass wir ein bisschen Glück haben heute.
02:18
Dann kommt Wind auf.
02:20 Insert /NordAtlantik /Fischtrawler
02:28
Das hier ist kein Abenteuer. Die Tenor, ein norwegisches Fabrikschiff und ihr Kapitän. Der ist Herr
über unzählige elektronische Übererwachungsgeräte. Echolote sollen den Fisch aufspüren - im
Auftrag des Nahrungsmittelkonzerns Unilever. Und eines ist sicher — sie werden ihn finden.
02:56
Aus solchen Hunderte Meter langen Netzen, kommt das, was später in deutschen Tiefkühltruhen
Schlemmerfilet mit zarter Kruste oder simpler: Fischstäbchen heißt. Nach und nach werden die
Maschen an Deck gezogen. Man beginnt zu ahnen, um welche Mengen es hier geht. Das Netzende,
der Stert ist an Bord, und mit ihm die Fische,
Abertausende Stück Seelachs, Alaska Pollock und etwas Rotbarsch. Mit einem Hol bis zu 60
Tonnen.
03:35.
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„Auf der Suche nach dem frischen Fisch“
Sendereihe: Ware Tier
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Ein Film von Christian Rohde
Ein Fischstäbchen zu verdrücken dauert wenige Sekunden. Ein kleines paniertes Stück Fisch aus
der Tiefkühltruhe, weißes Fleisch mit brauner Kruste. Ist es Markenware, lächelt von der
Verpackung ein Kapitän in blauer Uniform.
03:51
Im Unterdeck des Fabrikschiffs grüßt nur der Lärm des Förderbandes, der Geruch von
geschlachtetem Fisch, die Kälte des Trockeneis: Willkommen in der Wirklichkeit, willkommen im
Reich von Käpt'n Iglo.
04:18
Den Pulsschlag unter Deck bestimmen Maschinen. Jede von ihnen filetiert bis zu 100 Fische in der
Minute. Messer ziehen die Filets vom Rückgrat, bevor sie die Haut vom Fleisch reißen.
04:32
Dann Qualitätskontrolle. Was einst ein gutes Stäbchen werden will, darf keine Gräten, Adern oder
Flossen mehr haben. Deutsche Kunden mögen das nicht, wo sie doch Einsneunzig für den Packen
Fischstäbchen zahlen. Aus guten Filets wird das restliche Wasser gepresst. Übrig bleiben genau
7,484 Kilogramm Fischfilet, geformt zu einem Block. Der wird nun tiefgefroren, damit die Tenor
weiterjagen kann um Seelachs in Aktenkofferfisch zu verwandeln.
05:10
800 Tonnen solcher Pappkartons voll gefrorenem Fisch werden es sein, bevor die Tenor zurück in
den Hafen fährt. Von dort geht die Reise für den Fisch weiter, genauso wie für uns.
05:23 Insert /Bremerhaven — Fischfabrik
05:29
Keine Schiffe am Kai. Anlandung per LKW ist billiger und besser zu planen für den größten
Fischverarbeiter Deutschlands.
05:43
So sehen Fische aus, kurz bevor sie zu Schlemmerfilet und Stäbchen werden. Doch davor stehen
Waage und Maßband.
05:50 Iris Huntenburg
Sieben vierundsechzig, vier dreiundachtzig, zwei fünfundfünfzig.
06:04
Frauen in weißen Kitteln sichern bei Frozen Fish International die Produktionsqualität und sind
ziemlich penibel, wenn es um Fische im Block geht.
06:13 Iris Huntenburg, Lebensmittel-Technologin
Wichtig ist zum einen das Gewicht natürlich. Und dann brauchen wir natürlich auch maßhaltige
Blöcke und schön rechtwinklige Blöcke. Sieht man hier auch, der ist schön rechtwinkelig, weil,
wenn man nachher Portionen daraus sägt, zum Beispiel Fischstäbchen, ja so kleine Fischkerne, und
der Block ist schief und krumm, ich übertreib jetzt mal, dann funktioniert das nicht, dann ist so ein
Block halt nicht liniengängig.
06:45
Exakt 378 Fischstäbchen werden aus einem Block gesägt. Würde man die Tagesproduktion
aneinander legen, wären es 300 Kilometer Fisch. Stäbchen an Stäbchen von Hamburg nach Berlin.
Nach dem Sägen: Panade nass, Panade trocken, vorfrittieren, schockfrosten. Vom Block zum
Stäbchen dauert es gerade 45 Minuten.
07:17
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75.000 Tonnen Tiefkühlfischprodukte verlassen das Werk in Bremerhaven pro Jahr. Damit der
Absatz weiter steigt, belasten hauseigene Geschmackstester ihren Gaumen bis an die Grenze des
Zumutbaren.
07:32 Florian Baumann, Leiter Qualitätssicherung
OK. Dann wollen wir mal die beiden Fischstäbchen verkosten, die wir im Ofen gegart haben. Ich
nehme mir mal einen herunter, der nächste...
07:41
Morgens und mittags wird verkostet, jeden Tag, jede Woche, und das schon seit über 20 Jahren.
Fischstäbchen müssen immer gleich schmecken, wissen die Experten. Kleinste
Geschmacksabweichungen straft der sensible König Kunde sofort ab. Das weiß man hier und
formuliert, wie ein Stäbchen zu schmecken hat.
08:09 Florian Baumann, Leiter Qualitätssicherung
Na ja, das Beste für einen Fisch ist ein Fischstäbchen zu werden. Also, dass man nicht nur den
nackten Fisch hat, der ist ja relativ unsympathisch, insbesondere für Kinder. Das Kind stellt sich
also einen glitschigen, stinkigen, mit Haut und Schuppen und Gräten Fisch vor. Wir haben alle
Probleme, die der Konsument mit Fisch hat, hier herausgenommen. Und das ist das Geheimnis des
Fischstäbchens.
08:32
Der Geschäft mit dem Fisch aus der Tiefkühltruhe läuft gut. Der Rohstoff aus dem Meer allerdings
wird knapp. Der weltweit zweitgrößte Lebensmittelkonzern Unilever hat sich deshalb selbst
versprochen, nur noch Stäbchen aus Fischen zu machen, deren Bestand nicht bedroht ist.
Schließlich will man auch morgen noch Fisch fangen, um ihn zu panieren und dann zu verkaufen.
Doch das Tiefkühllager des Konzerns ist geduldig. Gerade fünf Prozent der Produkte kommen aus
bestandserhaltender Fischerei.
09:13
Kurz vor Sieben auf der Ostsee, zurück auf der Kurfürst.
Pahlke und seine Crew kämpfen mit dem Scheerbrett. Es klemmt. Es muss das Netz aufhalten,
dass sie jetzt setzen wollen. Pahlke weiß, dass alle sagen, es sei kein Fisch mehr da, die See sei
leer. Glauben mag er daran nicht.
09:35 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Früher hat man mit einem Netz gefischt, heute fischen einige mit zwei Netzen, und die ganze
Technik und die ganzen Sachen. Es ist einfacher einen Fisch zu finden und weniger ist es dadurch
natürlich auch geworden, aber da ist noch genug Nachwuchs da. Schlechte Zeiten gab es immer.
09:55
Die Fischer wissen, dass Forscher, Umweltschützer und grüne Politiker seit Jahren ein komplettes
Fangverbot für Dorsch in der Ostsee und Kabeljau in der Nordsee fordern. Die Begeisterung
darüber hält sich in Grenzen
10:08 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Es ist mein Beruf den Dorsch zu fangen. Wenn wir aufhören sollen zu fischen, was sollen wir
machen. Hat Frau Künast auch gesagt, wir sollen Hausboote draus machen. Aber und dann? Das
geht auch nicht. Das ist unsere Existenz hier.
10:25
Statt Fangverbot gibt es Fischquoten. Pahlke und seine Männer dürfen nur genau festgelegte
Mengen rausholen. Zu wenig finden sie. Zu viel, sagen die anderen. So geht das schon seit Jahren.
Bei Currywurst zum Frühstück sinniert Pahlke über die gute alte Zeit.
10:45 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
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Wir sind keine freien Fischer mehr. Man darf nicht mehr das, was man will. Und früher war das
eben so, man konnte hinfahren, wo man wollte. Und der Fischer richtet sich schon alleine ein,
wie er das macht. Wenn er sieht, da ist wenig Fang, dann fährt er woanders hin. Und holt
nicht noch den letzten dann raus.
11:06
Selbst wenn es so wäre, das Geschäft mit dem Fisch läuft offensichtlich längst woanders
11:13 Insert /Frankfurt am Main /Frachtterminal
11:19
Flug SH 8297 aus Kenia. An Bord: keine Passagiere, sondern 10 Tonnen Seehecht aus
Südafrika.
11:29
Die müssen so schnell wie möglich in den größten Kühlschrank Europas - das "Perishable Center
Frankfurt Main". 60 Kühlaggregate auf 9000 Quadratmeter sorgen dafür, dass Fisch aus aller
Herren Länder frisch bleibt.
11:45
Der Chef der sogenannten "Fish Area" behauptet 600 Kilometer von der See entfernt Erstaunliches.
11:53 Rolf Giersmann, Chef Fischkühlhalle
Na doch, das ist schon ein Hafen, weil der Frankfurter Flughafen ist mittlerweile der größte
Fischereiumschlagplatz Europas. Wir machen allein hier über unser Lager über 30.000 Tonnen
Flugfisch. Reiner Flugfisch. Das ist also schon eine ganz schöne Ecke.
12:11
Flugfisch heißt jener Fisch, der irgendwo auf den sieben Meeren gefangen wird und dann per
Flugzeug hierher fliegt. Tatsächlich schlägt der Frankfurter Flughafen mehr Fisch um, als
Bremerhaven, Cuxhaven und Hamburg zusammen.
12:28
Giersmann kommt selbst aus Cuxhaven, macht seit 30 Jahren in Fisch, wie er sagt, und weiß: Das
Geschäft hat sich in den vergangenen Jahren verändert - und zwar
dramatisch.
12:42 Rolf Giersmann, Chef Fischkühlhalle
Gut, als Norddeutscher hat man früher gesagt, Fisch ist ein Rotbarsch, Kabeljau und Seelachs,
Scholle, Feierabend. Was anderes haben wir gar nicht gekannt. Heute geht man eben dazu über,
eine Dorade zu essen oder einen Wolfsbarsch und 'ne Meerbrasse oder beim Italiener einen Pulpo
oder einen Sepia, und man kann diese Ware ja heutzutage überall kaufen. Sie ist innerhalb von 24
Stunden an jedem Ende der Welt zu haben. Durch die Logistik heute überhaupt kein Problem mehr.
Es ist fantastisch.
13:17
Diese gelben Kisten sind direkt aus dem Senegal eingeflogen worden. Die Amtsveterinärin des
Flughafens kontrolliert, ob die Ware Fisch vorschriftgemäß abgesetzt wurde. Nur was
ordnungsgemäße Papiere hat, darf auf europäischen Boden.
13:33 Petra Hierholzer, Amtliche Tierärztin Flughafen Frankfurt
Wir sind der "First Point of Entry" in Europa. Daraufhin wird der Fisch hier untersucht, und dann ist
er frei für Europa. Das heißt, er kann hier verkauft werden, er kann in Spanien in Italien in
Portugal, sonst wo verkauft werden.
13:50
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Doch Papiere allein überzeugen mitunter nicht. Die Tierärztin nimmt in Augenschein, überprüft, ob
der Fisch den sechsstündigen Flug aus Afrika auch gut überstanden hat.
14:05 Petra Hierholzer, Amtliche Tierärztin Flughafen Frankfurt
Aus dem Senegal kommen die verschiedensten Fische, unter anderem eben dieser sehr schöne
Baracuda, der auch einen sehr frischen Eindruck macht. Das Fleisch ist fest, die Augen sind relativ
klar. Wir haben auch Fisch aus Neuseeland und Australien. Und der kommt auch in hervorragender
Qualität hier an
14:39
Flugfischer Giersmann hat noch etwas ganz Besonderes zu bieten. Nicht nur diese Steinbeißer,
sondern Fisch, den es eigentlich gar nicht zu kaufen geben darf.
14:50 Rolf Giersmann, Chef Fischkühlhalle
Und hier haben wir jetzt einen Stör. Das ist auch Zuchtware mittlerweile. Da die Wildstöre ja unter
Artenschutz gestellt sind, nicht mehr gefischt oder gefangen werden dürfen, oder nur noch ganz
ganz begrenzt, aber ja nach wie vor irgend eine Nachfrage da ist, ist man heute mittlerweile dazu
übergegangen, diese Tiere auch schon zu züchten.
15:13
Übrigens: nach Bremerhaven rollen heute 32 Styroporkisten Flugfisch. Bis zum frühen Nachmittag
hat man im Binnenland für die Stadt an der See die Ware kommissioniert, verpackt und auf die
Reise geschickt. Natürlich nicht per Schiff, sondern mit dem LKW.
15:30
Ein gutes Geschäft für den Hafen ohne Seeanschluss. Per Flugzeug über Frankfurt wird in Zukunft
noch mehr Fisch in deutsche Läden kommen. Nicht von der norddeutschen Küste und seinen
romantischen Kuttern.
15:42 Rolf Giersmann, Chef Fischkühlhalle
Sie wissen sicherlich auch, dass heute in der Nordsee nicht mehr so viel gefangen wird. Es ist
überall Fangbeschränkung, die Menge ist nicht mehr da. Wenn ich bedenk', ich komm aus
Cuxhaven, und wenn man 1970, da bin ich angefangen, da hatten wir noch 25Trawler und
ungefähr 100 Kutte, und heute sind in Cuxhaven, glaub ich, nur noch drei Kutter, und das war es.
Und da sieht man wie das große Sterben an der Küste doch vonstatten geht.
16:20
Wieder auf der Ostsee. Sechs Stunden schleppt die Kurfürst ihr Netz schon hinter sich her.
16:29
Der rote Strich über schwarzem Grund bedeutet für den Fischer nichts Gutes. Das Echolot zeigt die
Wahrheit. Wenig Fisch in der See. Zweckoptimismus:
16:43 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Na ja, 500 Kilo, die muss ich haben mindestens, und was mehr ist, ist natürlich gut.
16:53
Gegen 14 Uhr beginnt der erste Hol. Zuerst die Taue und die Ketten. Noch kann keiner wissen, was
im Netz sein wird. Der Kapitän hat jetzt ohnehin wenig Zeit darüber nachzudenken, ob noch genug
Fisch in der Ostssee schwimmt. Er muss steuern und einholen gleichzeitig.
17:15
Nach und nach kommt das Netz an Bord. Nur keine Hektik, keinen Fehler machen, damit der Fang
nicht noch verloren geht
17:25
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Dass es nicht richtig viel ist, sieht die Mannschaft sofort. Zu viel Kleinfisch und anderes Zeug,
Beifang halt.
Zufriedenheit über einen guten Hol, über genügend Fisch im Netz klingt sicher anders.
17:47 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Fisch ist genug da. Zwar nicht an jeder Stelle, und so wie jetzt hier momentan ist es ein bisschen
kleinerer Fisch. Aber im allgemeinen. Es ist ein bisschen schwieriger wie sonst, wie früher, aber da
ist noch Fisch.
18:07
Der einzig richtig große Dorsch soll wohl Mut machen. Aber auch im zweiten Netz zwar viel
Gezappel, doch der meiste Frischfisch ist viel zu lütt, viel zu klein.
18:23
Wir suchen anderswo weiter nach dem frischen Fisch in rauen Mengen.
Über 25.000 Kilometer zieht sich die Küste Norwegens entlang der See. Das Land ist eine der
bedeutendsten Fischfangnationen der Welt. Doch je weniger in der offenen See zu holen ist, desto
attraktiver wird die Zucht.
18:40 Insert / Bergen - Institut für Meeresforschung
18:47
Norwegische Forscher haben es geschafft, Kabeljau zu züchten. Der Fisch, der aus Nord- und
Ostsee fast verschwundenen ist, soll in Zukunft massenhaft in Käfigen produziert werden. So wie
Lachs schon heute. Kabeljau- und Dorschzucht sind der nächste Schritt der blauen Revolution, wie
Forscher die massenhafte Fischproduktion in Aquakulturen gerne nennen.
19:16 Ole Torrissen, Meeresforscher
Die Zahl der wildlebenden Fische ist begrenzt. Und die Fischer haben schon das Maximum aus den
Weltmeeren herausgeholt. Wenn wir noch mehr Fisch essen wollen, ist Fischzucht unsere einzige
Chance.
19:30
Schon heute stammt ein Drittel der globalen Fischernte aus Aquakulturen. Norwegen, weltgrößter
Exporteur von Seafood, spielt hier ganz vorne mit. Die Zucht von atlantischem Heilbutt zum
Beispiel ist an Norwegens Küsten längst etabliert. Im Forschungsbecken werden Zuchtwerte
verbessert: Schnelleres Wachstum, höhere Reproduktionsraten, besseres Fleisch. Das Ziel, wie bei
allen massenhaft gezüchteten Tieren: Höhere Erträge.
19:58 Öle Torrissen, Meeresforscher
Wir haben versucht das gesamte Potential der norwegischen Küste zu berechnen. Bei 20 Millionen
haben wir aufgehört. Also, 20 Millionen Tonnen Fisch können wir hier mindestens produzieren.
20:15
Insert / Gardsund Fjord — Lachsfarm
20:19
40 Kilometer von Stavanger, immer den Fjord landeinwärts, bekommen wir zu sehen, was gemeint
ist, mit Blauer Revolution und moderner Fischerei. Der Fischer von heute sitzt vor einer
Überwachungskamera und füttert seine Tiere per Knopfdruck.
20:44
Nur ein Geräusch und diese Schläuche erinnern an eine landwirtschaftliche Produktionsanlage.
20:57
Rohre spucken in Schüben runde Pillen aus. Futter für Tausende und Abertausende Lachse.
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Ein Film von Christian Rohde
21:06
Das Futter allerdings ist das größte Problem moderner Fischzucht. Für ein Kilogramm Zuchtlachs
allerdings werden bis zu fünf Kilo Fisch aus dem Meer verfüttert. Denn die Futterpellets sind vor
allem zurechtgepresster Fisch mit Zusatzstoffen. Medikamente sind weniger enthalten als früher,
dafür mehr Farbstoffe. Karotine, damit der Lachs schön rosa wird.
21:25
Die Fischfarmer reklamieren für sich, die effektivste Art der Tierzucht zu betreiben. Schließlich
produzieren sie mit der gleichen Menge Fischmehl drei- bis viermal mehr tierisches Eiweiß als eine
Geflügelfarm.
21:38 Sven, Lachs-Farmer
Dieser Käfig hat 120 Meter Durchmesser. Darin mästen wir ungefähr 500 Tonnen Lachs.
Wir haben hier ungefähr acht bis neunhunderttausend Fische. Man kann sagen, wir produzieren
den Lachs genau so wie Schweine
22:10
Statt einem Schweintransporter kommt ein Lachsboot, dass die Tiere zum Schlachthof fährt.
Werden die Netze enger gezogen, kann man sehen, wie viel Fisch in so einen Käfig passt. 100
Tonnen wollen die Farmer allein heute abfischen.
22:31
In den Lachskäfig ist vom Boot aus ein spezielles Saugrohr abgelassen worden. Die Lachse werden
so quicklebendig über das Rohr in den Bauch des Transportbootes eingesogen.
22:50
Die Überwachung des Abtransportes findet per Monitor statt. Ein Mann auf der Brücke reicht aus,
um den Transfer zehntausender Lachse zu steuern.
23:07
In knapp drei Stunden ist die Ladung an Bord. Der Lebendtransport hat natürlich seinen Grund,
sagt man uns. Der Verbraucher will den Lachs so frisch wie möglich. Im Wassertank bleibt er das,
bis zum Augenblick der Schlachtung.
23:24
Und bis zum Schlachthof sind es keine zwei Seemeilen.
23:55
Dieser Mann ist Produkt-Manager bei Rifisk. Einem der größten Lachsproduzenten Norwegens.
24:02 Andre Giskegjerde, Lachsfabrikant
Es ist wirklich eine ganz Menge. Wir produzieren ungefähr 100 bis 140 Tonnen Fisch pro Tag. Zum
Vergleich: Das sind acht große LKW - vollbeladen mit Lachs.
24:18
Das Geschäft laufe super, sagt der Lachsfabrikant. Dass der rosa Fisch in Deutschland so billig zu
haben ist wie nie, sei für seinen Schlachthof kein Problem. Schließlich machten Firmen wie Rifisk
über die Masse ihr Geschäft. Doch wohin wird das führen?
24:37 Andre Giskegjerde, Lachsfabrikant
Schwierig zu sagen, aber das Geschäft mit der Fischzucht ist in Norwegen dabei die Ölindustrie zu
überholen. Das zeigt das Potential, aber nur wenn wir weiter guten gesunden Fisch züchten.
25:03
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Am norwegischen Institut für Meeresforschung bei Bergen ist die Fischzucht nur ein Bereich. In
naher Zukunft werden Krebse, Krabben, Muscheln, sogar Seeigel in Meereskäfigen produziert,
glauben die Wissenschaftler.
25:19 Öle Torrissen, Meeresforscher
Wenn man die Fischzucht als Ganzes betrachtet, ist sie die weltweit am schnellsten wachsende
Lebensmittelproduktion. Die Umsätze mit der Fischzucht steigen jedes Jahr um acht Prozent. Das
ist außerordentlich viel.
25:38
Insert /Küste vor New Hampshire – Forschungskäfig
25:47
Die neueste Form der Fischzucht kommt aus den USA und trägt ihr Ziel im Namen: "Open Ocean
Aquaculture", zu deutsch: Fischzucht im offenen Meer. Noch tauchen die Forscher der University of
New Hampshire selbst ab, um Fische in Käfige zu setzen und sie zu füttern.
26:12
Das Forschungsziel freilich lautet: Fischzucht in riesigen, im Meer frei schwimmenden Netzen
möglich zu machen. Rund 30 Jahre nach dem Beginn der Fischzucht im Meer, steht die Industrie
vor einer Zeitenwende: Sie erobert das offene Meer als Weideland. Den Ozeanen blüht, was dem
Land schon vor Jahrhunderten widerfuhr: Sie werden eingezäunt.
26:40
Die Forschungskäfige der Universität sind dabei von bescheidenem Ausmaß. Die amerikanische
Firma "Ocean Spar Technologies" will sogenannte "Ocean Drifter" bauen, schwimmende Netze in
Turnhallengröße. Sie sollen mit den Strömungen über die Meere treiben, unterstützt von Antriebsund Steuermotoren. Die Ingenieure träumen, Fisch zu mästen, während die Netze quer über den
Atlantik treiben, von New York City nach Lissabon.
27:13
Das ist zwar mehr Vision als Wirklichkeit, doch zeigt es die Dimensionen, in der die Branche denkt.
Die Fischproduktion der Zukunft ähnelt Hühnerbatterien unter Wasser. Der Fisch wird zum
Mastvieh aus dem Meer.
27:29 Insert / Vor den Balearen – Thunfischjagd
27:36
70 Kilometer pro Stunde kann so ein Thunfisch schwimmen, wenn man ihn lässt.
27:44
Diese Männer haben anderes im Sinn. Ein 1700 Meter langes und 200 Meter hohes Ringnetz soll
den Sprinter der Meere einfangen.
28:04
Die Jagd auf Thunfisch ist die profitabelste Form des klassischen Fischfangs geworden. Seit dem
Sushi-Essen als schick gilt, ist die Fangmenge weltweit rasant angestiegen.
28:16
60 Tonnen passen in so ein Netz.
28:22
Wie schon lange üblich, werden die großen bis zu zwei Meter langen und 200 Kilogramm schweren
Tiere direkt nach dem Fang auf See geschlachtet.
28:38
Dazu freilich muss der Fisch an den Haken. Blutige Schwerstarbeit. Der Thunfisch derweil erstickt
im engen Netz oder erdrückt seine Artgenossen durch sein Gewicht.
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28:52
Dann geht's nach oben. Auf dem Beiboot wartet das Messer.
29:13
Damit die Ware lange frisch bleibt, lässt man die toten Thunfische ausbluten. Danach kommen sie
auf Eis. 337 Stück werden es am Ende der Jagd sein.
29:30
Einen Teil des Fangs lässt man am Leben. Nicht aus Mitleid, weil die Fische noch zu klein sind. Sie
sind zur Mast bestimmt.
Die lebende Fracht kommt in einen schwimmenden Käfig, der sie Richtung Festland bringt.
29:47
Die Reise kann ein paar Tage dauern. Doch sie lohnt sich. Schließlich können die gemästeten
Fische später dann verkauft werden, wenn der Markt die höchsten Preise bringt.
29:59
Doch mit der Mast gibt es ein Problem: In Gefangenschaft vermehren sich Thunfische nicht.
Umweltschützer sagen, dass jährlich über zweiundzwanzigtausend Tonnen Jungfische aus dem
Mittelmeer in Käfige an die Küste geschleppt werden. Das Meer leert sich.
30:14 Paolo Guglielmi, Umweltschützer WWF
Wenn man den Thunfisch weiter so jagt, wie bisher, wird es immer mehr Fischkäfige geben, und in
fünf Jahren wird der Thunfisch aus dem Mittelmeer verschwunden sein.
30:33
Gemästet wird der Thunfisch mit Sardinen und Makrelen. Man braucht viele. Je fetter der Thunfisch
wird, desto mehr bringt er im Verkauf.
30:56
Thunfischhandel ist mittlerweile ein internationales Geschäft. Kontrolliert von japanischen Firmen.
Deren Einkäufer versorgen sich auf der ganzen Welt und verkaufen die Ware dann von Tokio aus.
Gourmetrestaurants in Japan zahlen für einen gemästeten Thunfisch Klasse A so viel wie für einen
neuen Ferrari.
31:18
Und auch wir Deutschen essen immer häufiger Thunfisch. Ob ölig aus der Dose, gebraten als rotes
Filet oder gerollt als Sushi.
31:37
Über der Ostsee kreischen Möwen. Und wo Möwen sind, da lauert der Tod auf den Fisch.
31:53
Auf der Kurfürst hat das große Schlachten begonnen. Würden Fische quieken wie Schweine, manch
ein Fischer hätte seinen Beruf längst an den berühmten Nagel gehängt, sagt einer aus der
Mannschaft. Doch es ist wie es ist: So ein Dorsch bleibt stumm unterm Messer, und Fischer Dieter
Pahlke hat andere Sorgen, betrachtet die Sache empirisch.
32:16 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Das Problem ist, wir müssen 38 cm Mindestmaß haben. Und das ist grad so ein Mittelmaß. 35iger,
die müssen wir alle wegschmeißen.
32:25
Alles, was nicht die richtigen Maße hat, geht wieder über Bord. Das ist gesetzlich so
vorgeschrieben.
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32:33 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
37 hat der, jetzt 35 - alle weg.
32:42
Meeresforscher sagen: Weil die Altfische längst abgefischt sind, gibt es zu wenig Nachwuchs. Und
der geht als Beifang ins Netz. Nachkommen können diese Minidorsche keine mehr produzieren.
32:58
Tatsächlich gehen zu kleine Fische massenhaft über Bord. "Discard" heißt der Abfall in Fachkreisen.
Bei manchem Fang eine gottlose Verschwendung.
33:07 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Heute 50 Prozent glaube ich.
33:13
Neuerdings fahren Fischer Netze mit Quadratmaschen, damit weniger Beifang mit hoch kommt.
Doch so richtig funktioniert das bei Dorsch nicht. Zurück in der See wird der mit großer
Wahrscheinlichkeit den nächsten Tag nicht erleben. An Deck schätzt man die Chancen 50 zu 50.
33:29 Matrose
Teilweise überleben die, aber teilweise fressen die auch die Möwen.
33:34
So viel biologischer Abfall kann langfristig das Ende vom Dorschfang auf der Ostsee sein.
33:50
Wer in Zeiten von Flugfisch und Kutternot etwas ganz Besonderes aus dem Warenstrom
herausangeln will, muss seine Bestellung nach Pointe de la Torche zu einem Fischer namens
Philippe Briant senden. Seit er 19 ist, fährt er zum Fischen, ohne Netz. Der Mann angelt per Hand
und entsprechend teuer - für deutsche Spitzenköche: Loup de Meer — Wolfsbarsch.
34:20 Phillip Briant, Edelfischer
Wenn ich die Leine einziehe, dann muss ich mich immer bewegen und dabei rollen, solche
Bewegungen, damit ich etwas fange.
Die Bewegung ist eine andere, wenn der Fisch am Haken hängt. Sonst gewöhnt sich der Fisch an
die Leine.
34:43
Leider beißen heute nur Schellfische. Der Wind steht schlecht, zu sonnig ist es auch, der
Wolfsbarsch will nicht an den Haken. Die Geschäfte laufen trotzdem gut. Gourmets aus
Deutschland bezahlen viel Geld für einen handgeangelten Fisch, für das Gefühl sich zu
unterscheiden von der Masse und der Massenware.
35:00 Phillip Briant, Edelfischer
Wolfsbarsche mit der Leine zu fangen ist schon lukrativ. Ich verdiene ganz ordentlich damit. Und
wenn der Fisch sich mal gerade nicht gut verkauft, dann fahre ich eben nicht raus. Schließlich
fische ich nur auf Bestellung. Und damit die Kundschaft zufrieden ist, gehe ich professionell und
besonders sorgfältig mit dem Fisch um. Das ist auch wichtig für mich.
35:35
An einem guten Tag holt Phillip mit der Hand 300 Kilo Wolfsbarsch raus. Die hundert Fische bringen
bei der Auktion zehnmal so viel wie die gleiche Menge Dorsch oder Kabeljau.
35:48
In der Auktionshalle von Le Guilvinec wird Seeteufel für den Verkauf vorbereitet.
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Sendereihe: Ware Tier
Stammnummer: 4682401
Ein Film von Christian Rohde
35:55
Jedes Tier, obere Gewichtsklasse und obere Preisklasse, gegessen wird später nur das Filet vom
Schwanz
36:08
Nacht für Nacht landen hier Trawler Fisch an. Die Franzosen fangen offensichtlich noch in rauen
Mengen. Kaiserbarsch zum Beispiel. Morgen früh soll auch der unter den Hammer kommen.
36:21
Die Auktionshalle ist so groß wie zwei Fußballfelder. So hat es früher auch in Cuxhaven oder
anderswo an der norddeutschen Küste ausgesehen. Heute rufen deutsche Händler hier in
Frankreich an, wenn sie frischen Fisch auf Eis für ihre Kunden ordern.
36:41 Bernard Jolivet Fisch-Exporteur
Das ist jetzt Wolfsbarsch, Anglerware, das sieht man an den Clips am Ohr hier. Der Fisch ist ganz
ganz frisch. Er ist dieses Wochenende geangelt worden. Da kann man hier sehen, wie die Kiemen
sehr rot sind. Der Fisch ist ganz stark. Das ist wirklich - wie sagt man das auf deutsch - Handwerk.
37:10
Dieses Handwerk hat in Frankreich offensichtlich noch einen goldenen Boden. Die handgeangelten
Wolfsbarsche erzielen Höchstpreise. Wäre der Fisch einem Trawler ins Netz gegangen - nicht die
Hälfte wäre er wert. Obwohl der Geschmack sich nicht unterscheidet.
37:28
16 Euro zehn bringt das Kilo dem Fischer heute. Händler wie Bernard schicken den Wolfsbarsch
nun auf Reisen, zuerst nach Paris.
37:37
Bernard Jolivet, Fisch-Exporteur
Ja, das geht direkt über ein Depot in Rungis, und dann direkt weiter nach allen Richtungen nach
Deutschland. Von Bremerhaven nach München – überall.
37:51
Und wieder wird ein LKW aus der Ferne Fisch an die deutsche Küste fahren. Eine Nacht hat er Zeit
dazu. Wir folgen seinem Weg.
38:03 Insert / Bremerhaven, Fischmanufaktur
38:09
In diesen Hallen hat die Nase das Kommando. Auch die Fischgroßhändler der Firma Deutsche See
bestellen regelmäßig handgeangelten Wolfsbarsch, direkt bei Phillip, dem französischen Fischer.
Nun muss der Fisch beweisen, dass er eine Delikatesse ist und seinen Preis auch wert.
38:36 Thomas Schaub, Qualitätsmanager
So, das ist jetzt aus der Bretagne, ist das geangelte Ware in einer sehr hohen Güte. Das ist das
beste was sie im Prinzip bekommen können.
38:52
Klare Augen und ein farbiger grüner Geruch, wie der Qualitätsmanager versichert.
39:04 Thomas Schaub, Qualitätsmanager
Zum Beispiel nach Meerwasser, nach Moos nach Tang. Das sind alles grüne Gerüche, die Sie beim
Fisch auch wiederfinden. So als wenn sie am Meer stehen und eine frische Brise riechen. Irgendwo
auch durch Algen oder so, auch die Luft noch ein bisschen geschwängert. Das ist im Prinzip ein
grüner Geruch.
39:19
©
Planet Schule 2009
Seite 11
Filmskript zur Sendung
„Auf der Suche nach dem frischen Fisch“
Sendereihe: Ware Tier
Stammnummer: 4682401
Ein Film von Christian Rohde
Dem Fisch wird es egal sein. Auch ob er per Angel oder im Trawlernetz zu Tode kam.
39:35 Insert / Hamburg - Gourmet-Restaurant
39:40
Diese Köche bereiten Menüs für Feinschmecker. Klassisch französische Küche. Der Chef erklärt das
Delikate an so einem Fisch - Wolfsbarsch – handgeangelt.
39:54 Hans Neuner, Küchenchef
Das erkennt man einfach an der Qualität. Wenn man hier so drüberschaut: der hat keine
Druckstellen, nix. Weil er eben nicht in einem Netz drinnen liegt, wo hunderttausend andere Fisch
drinnen liegen, wo die sich dann gegenseitig zerdrücken oder so. Sondern der ist einzeln
rausgeholt. Wenn man hier draufdrückt, kommt sofort wieder zurück, super klares Auge, Kiemen
einwandfrei rosa: besseren Fisch, besseren Loup de Meer werden wir nicht kriegen.
40:20
Aus einem Fisch werden zehn Filets geschnitten. Viel Verschnitt kann sich der Gourmetkoch nicht
leisten. Dafür hat der den Händler dann doch zu gut bezahlt.
40:38 Hans Neuner, Küchenchef
Ich würde es schon als Delikatesse ansehen, wenn man sieht, dass ein Kilo im Einkauf 22 Euro
kostet, dann würde ich schon sagen, das ist eine Delikatesse, oder für mich zumindest. Auf jeden
Fall. Hier müssen noch die Gräten gezogen werden, weil der Gast natürlich keine Lust hat auf
irgendwelchen Gräten herumzubeißen.
41:05
Dass dieses edle Tier nicht ganz billig ist, versteht sich von selbst
41:12 Hans Neuner, Küchenchef
Na ja, man muss ja die Arbeit dazurechnen, die ganzen Beilagen, allein der Fisch ist wie wir gesagt
haben nicht günstig. Also, für 28 Euro spielt man schon mit, würde ich schon sagen.
41:22
Guten Appetit dem, der sich erlesene Frische leisten kann.
41:41
Auf der Kurfürst indes schaufelt man die Arbeit von zehn Stunden in Kisten. Der Dorsch muss nach
Gewichtsklassen verpackt werden für den Verkauf nachher an Land.
42:05 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Ja, 500 Kilo von dem einen Hol. Hätte mehr sein können, aber wir müssen damit zufrieden sein
jetzt.
42:15
Von Romantik und Abendsonne werden die Fischer der Kurfürst nicht leben können. Erst recht
nicht, wenn der Dorsch immer weniger wird in der See und trotzdem das Kilo für Cent- Beträge auf
den Markt kommt. Das ist die wirtschaftliche Erkenntnis bei unserer Suche nach dem frischen
Fisch.
42:38 Dieter Pahlke, Ostsee-Fischer
Die Dorschpreise sind auch im Keller, und das wissen die ganzen Firmen, die Händler, wie die
Sachlage ist, und dann können die den Preis auch machen, und wir bekommen eben bloß ein Appel
und ein Ei dafür.
42:54
Die Zeit der Kutterfischer scheint vorbei. Die Zukunft gehört schwimmenden Fischfabriken mit
frischem Fisch als Massenware für den Massenverzehr.
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Planet Schule 2009
Seite 12