C. Campo - S. Golisch, Gedichte

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C. Campo - S. Golisch, Gedichte
CRISTINA CAMPO
G E D I C H T E
(Aus dem Italienischen übertragen von STEFANIE GOLISCH)
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Quaderni di Traduzioni, V, Marzo 2011
Cristina CAMPO / Stefanie GOLISCH
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Stefanie Golisch
Meine ganze Kraft ist meine Einsamkeit
Zu Cristina Campo
Nulle chose ne peut avoir pour destination ce qu’elle n’a pas pour origine.
Nichts kann zum Ziel haben, was nicht als Natur in ihm angelegt ist.
Simone Weil
Auf die Frage, weshalb sie nur so wenig publiziert habe, antwortet Cristina Campo
(1923-1977) gegen Ende ihres Lebens spröde, wenn nicht gar abweisend, sie habe wenig
geschrieben und noch weniger schreiben wollen. Diese Selbstaussage führt ins Zentrum
eines Lebens und Werkes, das man, ganz im Sinne der Schriftstellerin, als unauflösliche
Einheit begreifen muss. Campo, die weitgehend die exklusive Existenz einer
Privatgelehrten führte, hat sich kaum in der literarischen Öffentlichkeit ihrer Zeit, die sie
unverhohlen verachtete, exponiert. Das Schreiben war ihr Leben, ohne dass sie es je als
Beruf hatte auffassen müssen.
Von Haus aus finanziell unabhängig, konnte sie es sich leisten, der Literatur - dem
Leben, Schreiben und Übersetzen - absoluten Vorrang einzuräumen. Niemals musste
sie einer geregelten Arbeit nachgehen; ein angeborener Herzfehler tat das seine, ihren
Lebenskreis auf ein Minimum zu reduzieren. Reisen waren ihr in frühen Jahren nur
unter Mühen, später gar nicht mehr möglich; proportional zur äußeren Begrenztheit, in
die sich schickte, entfaltete sich ihr innerer Reichtum als niemals versiegende Quelle
leidenschaftlicher Unbedingtheit.
Cristina Campo will das Absolute - in der Literatur, ihrem Lebensvollzug und in der
Liebe. Mit weniger kann und will sie sich nicht zufrieden geben. Sie weiß, dass die
Fallhöhe enorm ist, doch lieber nimmt sie es in Kauf, zu scheitern, als hinter ihre kaum
erfüllbaren Ansprüche zurückzutreten.
Seit ihrer frühesten Jugend beherrschen sie, deren Wesen nicht auf Breite, sondern auf
Tiefe hin angelegt ist, einige wenige Themen. Im Fokus ihrer Suche die Frage nach der
spirituellen Dimension des Menschen, seiner Verankerung in Gott und der daraus
resultierenden Eigenverantwortlichkeit im Sinne des antiken Werde, der du bist : Ich
wiederhole es mir wieder und wieder : sich selbst akzeptieren wie und wo Gott es will und uns lässt,
wenn alles Mögliche im bestmöglichen Sinne getan ist. Niemand verlangt von uns, dass es uns gelingt,
nur versuchen müssen wir es. Nichts Großartiges, nur Notwendiges.
Als Vittoria Guerrini wird Cristina Campo 1923 als einzige Tochter einer
großbürgerlichen Familie in Bologna geboren. Ihr Vater ist Musiker - er wird seine
Karriere als Direktor des Konservatoriums S. Cecilia in Rom beenden -, die Mutter
entstammt einer der angesehensten Familien Bolognas. Für Cristina Campo wird die
Ehe ihrer Eltern zeitlebens als Inbegriff glücklichster Gemeinschaft gelten. Bis zu deren
Tod, Mitte der 60er Jahre, wird sie gemeinsam mit ihnen in einem Haushalt leben:
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zunächst, im Zeichen der eigenen Krankheit, als überbehütete Tochter, in den letzten
Jahren als aufopferungsvolle Pflegerin ihres kranken Vaters. Wenngleich das
Zusammenleben der erwachsenen, höchst eigenwilligen Tochter mit ihren Eltern sicher
nicht frei von Konflikten war, sind keine kritischen Äußerungen Campos überliefert, ja
es hat den Anschein, als sei die Idealisierung ihrer Ursprungsfamilie eine Art
Selbstschutzmechanismus - ist ihr doch die Abhängigkeit, insbesondere von ihrer
Mutter, nur allzu bewusst.
Das Leben Cristina Campos steht im Zeichen der Krankheit; es verausgabt sich in dem
aussichtlosen Kampf gegen jenen angeborenen Herzfehler, der ihr in frühester Kindheit
diagnostiziert worden war und an dessen Folgen sie 1977 schließlich starb.
Campos Biografin, Cristina de Stefano, bringt die Tragik ihres Lebens auf den Punkt,
wenn sie schreibt: Cristina Campo wird die Normalität niemals kennen lernen, einzig ein ewiges
Auf und Ab von Rekonvaleszenzen. Herzanfälle und eine erhöhte Anfälligkeit für
Infektionskrankheiten, die sie wochenlang zur Bettruhe zwingen, dominieren ihre äußere
Existenz in einem derartigen Ausmaß, dass nur ihr reiches Innenleben - ein scharfer
Verstand gepaart mit einer ausgeprägten Einbildungskraft und einem starken Willen ein, wie immer auch prekäres, Gleichgewicht garantiert. Was schwächere und wenig
talentiertere Charaktere in die Knie gezwungen hätte, lässt Campo im Gegenteil über
sich hinauswachsen. Zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens identifiziert sie sich mit ihrer
Krankheit, noch lässt sie sich die Rolle des Opfers drängen; im Rahmen seiner äußerlich
beschränkten Möglichkeiten, ist sie fest entschlossen, ihrem Leben ein Maximum an
menschlicher, ästhetischer und spiritueller Erfahrung abzutrotzen.
Zeitlebens konzentriert sie einen Großteil ihrer Energie auf die Pflege ihrer zahlreichen
Freundschaften, wobei die Grenzziehung zwischen Freundschaft und Liebe nicht immer
leicht fällt. Wenn Campo sich gibt, dann so, wie es ihrer leidenschaftlichen Natur
entspricht, ganz. Konventionellere, wohl temperiertere Beziehungen als solche, in denen
zwei Menschen, gleich welchen Geschlechts, sich einander rückhaltlos offenbaren,
interessieren sie nicht. Ebenso wie in der Literatur strebt sie auch hier nach dem
Absoluten; der tödlichen Gefahr, welche diese Art Nähe zu einem anderen Menschen
stets in sich birgt, ist sie sich bewusst und ist bereit, deren Konsequenzen zu tragen: das
klägliche Scheitern einer großen Liebe im Alltag, die bittere Enttäuschung über das Ende
einer innigen Freundschaft, die ihrem Ideal nicht standhielt.
Verluste.
Da ist ihre Jugendfreundin Anna Cavalletti, die 1943 bei einem alliierten Bombenangriff
ums Leben kam und deren Tod Campo niemals verwinden wird - handelte es sich doch
offenbar um eine jene frühen Mädchenfreundschaften auf der Schwelle zur Liebe, die im
Leben mancher Frauen ein nie wieder ereichtes Ideal darstellen.
Kurz nach Ende des Krieges - die Familie lebt inzwischen in Florenz - lernt sie den
Lyriker und Übersetzer Leone Traverso kennen. Traverso ist 13 Jahre älter als sie, ein
ausgewiesener Rilke Kenner und als kongenialer Übersetzer Hölderlins und
Hofmannsthals in der literarischen Öffentlichkeit hervorgetreten. Durch ihn lernt
Campo die deutschsprachige Literatur kennen. Insbesondere die Lektüre Hofmannsthals
wird sie ihr Leben lang begeleiten. Unter seinem Einfluss beginnt auch sie aus dem
Deutschen und Englischen, zu übersetzen. Nicht systematisch, sondern aus purer
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Affinität yu einzelnen Texten: Eduard Mörike, Emily Dickinson, T.S. Eliot und John
Donne.
So fruchtbar die Beziehung zu Traverso auf literarischer Ebene ist, so schwierig und für
beide Seiten unbefriedigend, gestaltet sich jedoch ihr tägliches Leben. Campos Eltern
lehnen ihn kategorisch ab. Er selbst, ein vitaler, von Frauen umschwärmter Mann, ist
dem Absolutheitsanspruch seiner Geliebten schon bald nicht mehr gewachsen. Ihre
Trennung vollzieht sich in quälend langsamen Etappen zunehmender Entfremdung.
Ausgerechnet in diese Zeit fällt - Ironie des Schicksals - Campos Begegnung mit Mario
Luzi (1914-2005), der heute zu den bedeutendsten Lyrikern der neueren italienischen
Literatur zählt. Doch Luzi ist verheiratet und - vielleicht auch er - erschrocken vor der
Unbedingtheit, die Campo nicht nur ausstrahlt, sondern immer konsequenter zum
Programm ihres Lebens erhebt.
Sie ist nun Anfang 30 und scheint zu wissen, was sie will. Ihre ersten Gedichte
entstehen; als Mensch und Künstlerin hat sie jenen Weg eingeschlagen, den sie von nun
konsequent zu Ende gehen wird.
Die frühen 50er Jahre sind die einzige Periode ihres Leben, in der sie ihre
Zurückgezogenheit aufgibt und vorübergehend in den literarischen Zirkeln Florenz’
verkehrt, wo sie Inspiration insbesondere im Kontakt zu ausländischen Schriftstellern
und Künstlern sucht.
Der wichtigste Mensch dieser Zeit ist die um wenige Jahre jüngere Margherita Pieracci,
von Campo Mita genannt. Es ist die gemeinsame Affinität zu der Philosophin Simone
Weil (1909-1943), welche die intensive Freundschaft der beiden Frauen begründet.
Vor Mita schließt sie auf, in ihr erkennt sie eine Verbündete oder Geistesverwandte,
deren literarische und spirituelle Suche der eigenen zu entsprechen scheint. Auch wenn
ihre Freundschaft aufgrund unterschiedlicher Lebenswege und Campos zuweilen
besitzergreifender Attitüde, keineswegs unproblematisch ist, dauert sie doch, in der
Hauptsache brieflich, bis zu ihrem Tode an. Auf ihre Weise liebt Campo Mita - wie stets
entlarven ihre intensivsten Beziehungen die scharfe Scheidelinie zwischen Liebe und
Freundschaft in all ihrer unreflektierten Konventionalität.
Im Jahre 1955 wird ihr Vater, Guido Guerrini, zum Direktor des Konservatoriums in
Rom ernannt und die Familie verlässt Florenz. Zunächst tut Campo sich schwer in
ihren neuen Umgebung, vorsichtig nur beginnt sie auf langen, einsamen Spaziergängen,
die Stadt für sich zu entdecken. Durch eine Jugendfreundin lernt sie den deutschen
Psychoanalytiker Ernst Bernhardt kennen, einen Jung-Schüler, dessen Praxis
Intellektuellen und Künstlern aus aller Welt als Treffpunkt dient. Durch Bernhard
kommt Campo zum ersten Mal in Kontakt sowohl mit der fernöstlichen Spiritualität als
auch mit der jüdischen Mystik. Neue Welten, die ihr den Weg zu den tieferen Schichten
ihres Selbst ebnen.
1956 erscheint ihr erstes Buch Passo d’addio. Der schmale Band - elf Gedichte,
geschrieben zwischen 1954 und 1955 - bleibt allerdings ohne bemerkenswerte
Resonanz. In den 50er Jahren steht Italien ganz im Zeichen neorealistischer Sozialkritik,
für Campos Gedichte, die diesen Rahmen nicht nur sprengen sondern ihn schlicht
ignorieren, ist es nahezu unmöglich, sich Gehör zu verschaffen. Erinnert sei in diesem
Zusammenhang nur an die beschämende Tatsache, dass einer der bedeutendsten
Romane der italienischen Literatur des 20.Jahrhunderts,
Giuseppe Tomasi di
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Lampedusas Gattopardo, damals von zahllosen Verlagen als reaktionär eingestuft und
deshalb abgelehnt wurde. Erst aufgrund der entschiedenen Fürsprache Giorgio Bassanis
konnte er 1958 posthum im Mailänder Feltrinelli Verlag erscheinen und in innerhalb von
kürzester Zeit zum Welterfolg avancieren.
Campo allerdings bedeutet der äußere Erfolg wenig, ja sie sie verachtet ihn sogar. Sie
sieht sich nicht als professionelle Schriftstellerin, sondern schlicht als Schreibende und
Lesende; inmitten des literarischen Marktgetümmels, leistet sie sich den Luxus der
Privatheit. Nicht um öffentliche Anerkennung - womöglich von der falschen Seite geht es ihr, sondern um Verfeinerung und Vertiefung. Die Literatur ist für sie
keineswegs das Ziel an sich, sondern das vornehmste Mittel der Selbsterkenntnis.
Doch nicht nur.
All ihr bewusstes und unbewusstes Streben zielt in jenen Jahren auf die unausweichliche
Begegnung mit Gott. So ist es kein Zufall, dass ihr die cahiers Simone Weils eine ständige
Quelle der Rückversicherung sind. In der Radikalität ihres Kampfes um Glauben,
Gerechtigkeit und Kohärenz, erkennt Campo die Umrisse ihres eigenen zukünftigen
Weges.
Zwei entscheidende Begegnungen fallen in das Jahr 1957: sie entdeckt die Lyrik des
Amerikaners William Carlos Williams (1883-1963), dessen Gedichte sie spontan zu
übersetzen beginnt, und sie lernt den Kulturphilosophen Elémire Zolla ( 1926-2002)
kennen, der bis zu ihrem Tode ihr Lebensgefährte bleiben wird.
Zolla ist ein Universalist alten Stils. Seine Kultur und sein Wissen sind ebenso wie seine
intellektuelle und menschliche Neugierde unerschöpflich. Er interessiert sich für
Literatur, ebenso wie für Kunst, Ethnologie, Esoterik und Psychoanalyse. Als geborener
Kosmopolit, weltgewandt und polyglott, kommt ihm das Verdienst zu, die orientalischen
Philosophien und Religionen erstmals in Italien bekannt gemacht zu haben. Campo ist
fasziniert von seiner Ausstrahlung und Intelligenz; Zolla erliegt ihrer natürlichen Eleganz
und der ätherischen Aura, die sie umgibt. Wo er in die Weite strebt, geht sie in die Tiefe
- auf den ersten Blick erscheinen sich die beiden perfekt zu ergänzen. Für Campo ist es
eine schicksalhafte Begegnung, an der sie noch festhalten wird, als Zolla sich innerlich
längst von ihr abgewandt hat. Denn anders als beide anfänglich gehofft hatten, laufen
ihre Lebenslinien mit den Jahren in unterschiedliche Richtungen auseinander. Zolla wird
zu einem gefeierten Schriftsteller, einer schillernden Gestalt im kulturellen Panorama
Italien, während für Campo die spirituelle Suche an erste Stelle rückt.
Verstärkt beginnt sie sich seit den frühen 60er Jahren mit theologischen Fragen
auseinanderzusetzen, insbesondere extreme Selbsterfahrungen wie
jene der so
genannten Wüstenväter, ziehen sie magisch in ihren Bann. Aus Enttäuschung darüber,
dass in der Folge des zweiten Vatikanischen Konzils (1962- 1965) die lateinische Messe
abgeschafft wurde, wendet sich Campo dem orientalischen Ritus, namentlich der
griechisch-byzantinischen Liturgie zu, die im Collegium Russicum, einem Zentrum
slawischer Spiritualität im Herzen Roms, zelebriert wird.
Nach und nach zieht sie sich nahezu vollständig aus dem literarischen Leben zurück,
was allerdings nicht bedeutet, dass sie aufhört zu schreiben. Neben ihren theologischen
Studien und täglichen spirituellen Exerzitien, entstehen in hartem Ringen um jedes
einzelne Wort weiterhin Gedichte, Übersetzungen und einige wenige, doch dafür umso
scharfsinnigere und extravagantere Aufsätze zu Kunst und Literatur. Im Zentrum ihres
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Interesses stehen eindeutig religiöse Fragen. Campo erfährt in diesen Jahren die tiefe
innere Zerrissenheit einer Intellektuellen, die auf der Suche nach dem verloren
gegangenen Glauben die eigene Vorbildung Stück für Stück demontieren muss. Sie weiß,
dass die Herstellung einer authentischen Beziehung zu Gott nur unter Preisgabe des
eigenen Ichs gelingen kann. Dieser Kampf gegen sich selbst wird zur letzten und
größten Herausforderung ihres Lebens.
Täglich verkehrt sie nun im Collegium Russicum, wo sie unter geistlicher Begleitung ins
Herz der östlichen Spiritualität eindringt. Es scheint, als habe sie hier gefunden,
wonach sie ihr Leben lang gesucht hatte: Vollkommenheit. Das Kondensat einer idealen,
gottgeweihten Existenz in der Unveränderlichkeit und Unantastbarkeit tausendjähriger
Riten. Campo ist fasziniert davon, wie die orthodoxe Kirche jede Handlung zu einem
symbolischen Akt gerinnen lässt. Keine Geste bleibt dem Zufall überlassen, jede ist Teil
geheiligter Lebenspraxis.
Längst ist Campos anfängliches
Interesse in eine existentielle Bedürftigkeit
übergegangen; die praktizierte Mystik und Askese im Collegium Russicum werden ihr
lebensnotwendig, was allerdings zu erheblichen Spannungen in ihrer Beziehung zu Zolla
führt. Die Entfremdung zwischen ihnen wächst. Zwar will Campo ihren
Lebensgefährten keineswegs verlieren, gleichzeitig ist es ihr jedoch unmöglich, sich
selbst zu widerrufen.
Seit 1968 lebt das Paar zwar im selben Haus, doch in verschiedenen Wohnungen und
weitgehend aneinander vorbei. Campos chaotische Räume sind bevölkert von
streuenden Katzen, die sie liebevoll versorgt, Zolla ist häufig abwesend, denn er hat
mittlerweile eine Professur an der Universität von Genua übernommen. Von Zeit zu
Zeit besucht Campo ihn und nimmt dann Quartier in Nervi, einem ehemals exklusiven
Badeort vor den Toren Genuas, in dem vor dem ersten Weltkrieg bereits Marina
Zwetajewa mit ihrer Familie logierte. Doch die Nähe von einst will sich nicht wieder
einstellen. Campos einsamer Weg ist in letzter Konsequenz unvereinbar mit der
Beziehung zu einem brillanten Schriftsteller, der von der Frau an seiner Seite
Aufmerksamkeit und Anerkennung für die eigenen intellektuellen Entwicklungen
fordert. Zwar versucht Campo, ihm in gewisser Weise entgegenzukommen, doch ihre
Studien und Exerzitien beanspruchen ihre gesamte, ohnehin durch zahlreiche akute
Krankheitsschübe verminderte Energie.
Es sind die Jahre, in denen ihre letzten, so genannten liturgischen Gedichte entstehen : dem
in östlicher Spiritualität unbewanderten Leser kaum mehr zugängliche Hymnen an jene
hermetische Welt des Glaubens, der sie sich mittlerweile zugehörig fühlt. Es ist ihr
bewusst, dass sie mit diesen Gedichten kaum einen Leser erreichen wird, und es ist ihr
egal. Niemals hat sie für ein potentielles Publikum oder um eines fragwürdigen
literarischen Ruhmes willen geschrieben, sondern stets einem inneren Bedürfnis nach
Klärung und Synthese folgend.
Ebenso wie der Ritus, der ihnen zugrunde liegt, sind Campos liturgische Gedichte auf
maximale Durchdringung und Verdichtung hin angelegt. Auf den ersten Blick schier
uninterpretierbar, erschließen sie sich unwillkürlich, wenn man sie im ursprünglichen
Kontext ihrer Symbolik bedenkt. In jener anderen Welt, die sich auftut, wenn man den
Kirchenraum betritt, findet Campo endlich ihren Frieden. Nur die Zeitlosigkeit des
religiösen Ritus vermag es, alle Widersprüche und Abgründe auf einer höheren Stufe in
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Bedeutung und Sinn zu verwandeln. Diese Transformation im Jargon der Psychoanalyse
als Sublimation abzutun, griffe zu kurz, handelt es sich hier doch um eine Glaubensfrage,
die sich als solche nicht hintergehbar ist.
Fest steht, dass Campo im Rahmen des innerweltlich Möglichen die Vollkommenheit,
nach der sie suchte, in der realen Gegenwart der griechisch-byzantinischen Liturgie
gefunden hat : nicht als schalen Ersatz für eine unbefriedigende Wirklichkeit, sondern als
deren höchste erreichbare Ebene.
Im Januar 1977 stirbt Cristina Campo, 53jährig, in ihrer römischen Wohnung nach
einem Herzanfall.
Wenig hat sie geschrieben, noch weniger hätte sie schreiben wollen.
Konzentration auf das Wesentliche, äußerste Reduktion und das langsame
Verschwinden des Ichs im Prozess ästhetischer Formung, ist ihr ausgesprochenes
literarisches Programm. Zeitlebens spielt sie mit, zum Großteil männlichen,
Pseudonymen: was für sie zählte, war einzig und allein die innere Schlüssigkeit eines
Textes, hinter der die Frage nach seinem Verfasser automatisch in den Hintergrund zu
treten hatte. Die Anonymität der russischen Ikonen wird ihr dabei zum absoluten
Maßstab künstlerischer Selbstverwirklichung: keine Feier des Ichs, sondern dessen
definitive Auslöschung im Werk, die sich analog zur Annullierung des Gläubigen in
Christus vollzieht (Galater, 2.20 Ich lebe: doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.) und
in diesem Sinne nunmehr der Sphäre des Sakralen zugehörig ist.
Mit Vorliebe benutzt Campo in diesem Zusammenhang den Begriff sprezzatura, den man
zu Deutsch etwa mit vornehmer Geringschätzung übersetzen könnte. In einem Schlüsseltext,
dem Aufsatz Mit leichten Händen schreibt sie dazu:
Liegt hierin nicht die ungeheure, unaufhörliche Aufforderung zur inneren Befreiung, zum absoluten
Vergessen des Ich, das die verkehrten Spiegel der Psychologie und des Sozialen magnetisch anziehen, ja
zur Befreiung von allem, was den Geist hemmt und täuscht, um stattdessen leichten, beschwingten Fußes
die Glückseeligkeit der Heiligen zu erfahren?
Jede Art von Öffentlichkeit ist ihr suspekt, und die Tendenz vieler Literaten, sich auf
dem ewigen Jahrmarkt der Eitelkeiten bereitwillig zur Schau zu stellen, wie der
lächerliche Frosch in dem berühmten Gedicht Emily Dickinsons, erfüllt sie mit tiefer
Peinlichkeit.
Nur in der selbst gewählten Verborgenheit eines geistig unabhängigen, eines freien
Menschen, kann ihrer Überzeugung nach jene leichtfüßige Art von Kunst reifen, die es
nicht nötig hat, sich fragwürdige Geltung zu verschaffen. Wie die tibetanischen Mönche,
die ihre raffinierten Mandalas aus farbigem Sand in dem Augenblick wieder zerstören, in
dem sie sie beendet haben, weiß auch Campo, dass Vollendung stets den Keim der
eigenen Zerstörung in sich trägt und deshalb im Schaffensprozess mit bedacht werden
will. Kunstwerke sind in diesem Sinne als Anklänge zu begreifen, als Tropfen in einem
überpersönlichen, kreativen Fluss, in dem seit Menschengedenken alle künstlerischen
Impulse unabhängig vom persönlichen Wollen des Einzelnen wachsen und wirken.
Ausdruckswille einerseits, Stille andererseits: aus ihr kommt alles Denken und Schaffen,
und in sie fällt es wieder zurück. Sie ist die gläserne Wand, die dem Künstler seine
Umrisse zurückspiegelt und ihn zugleich mit der hinter ihr liegenden undurchdringlichen
Leere konfrontiert.
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Unter der Perspektive des Absoluten, ist das Schreiben für Campo eine Art religiöser
Praxis, deren Ideal in der Liturgie vorgegeben ist, und deren Stil sich in der Mitte
zwischen tänzerischer Leichtigkeit und Erdenschwere verwirklicht. Zu den größten
Unverzeihlichkeiten zählt für sie der unachtsame, anmaßende Umgang mit Worten. Im
Gegensatz zu der landläufigen Vorstellung, dass Worte und Taten unterschiedlichen
Wirklichkeitsebenen angehören, ist für sie das Wort eine der Tat gleichberechtigte TatSache, hinter die man nicht zurücktreten kann, ohne sein Gesicht zu verlieren.
Zahlreiche Äußerungen in ihren Briefen und Schriften zeugen von ihrer Affinität zu
Matthäus 12, 37: Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du
verdammt werden. Der Literaturkritiker Pietro Citati prägte in diesem Zusammenhang die
Formel von der Trappistin des Wortes.
Hoch waren Campos Ansprüche an ihre Umwelt, höher nur waren diejenigen noch, die
sie an sich selbst und ihr Schreiben anlegte. Wir müssen wahre Sätze finden, schreibt
Ingeborg Bachmann in ihrem gleichnamigen Aufsatz, Pasternaks Schiwago ist von dem
Verlangen gepeinigt, die Dinge endlich bei ihrem richtigen Namen zu nennen.
In seiner, wie Celan es nennt, allereigensten Enge, weiß der Schriftsteller um die
Unzulänglichkeit und Schwerfälligkeit seiner Worte, die das eine, fehlende Wort nur
jeweils zu umkreisen vermögen. Hier liegt seine existentielle Einsamkeit begründet und
jene extreme Spannung, die aus der Ahnung herrührt, dass Vollendung und Zerstörung,
Leben und Tod nur als abgründige Einheit gedacht und gelebt werden können.
An einen Freund schreibt Cristina Campo zu Beginn der 50er Jahre: Geht es Ihnen nicht
auch manchmal so, dass Sie, blass und mit bis zum Halse klopfendem Herzen, ihre Vergangenheit
erwarten und wütend über Ihre Zukunft weinen? Überkommt nicht auch Sie manchmal der Wunsch,
gleichzeitig ihr Blut hinzugeben für das, was Sie lieben und es so weit wie möglich zu fliehen, einsam
wie der erste Mensch, in einer Luft aus Schaum und gnädigem Schicksal? Es ist ein derartiges
Verlangen zu leben, dass man schon tot sein möchte.
Monza, den 11. 2. 08
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Tutta la mia forza è la mia solitudine.
Su Cristina Campo
Nulle chose ne peut avoir pour destination ce qu’elle n’a pas pour origine.
Nulla può avere un destino diverso da quello che ha per nascita.
Simone Weil
Quando verso la fine della sua vita le chiesero perché avesse pubblicato così poco,
Cristina Campo (1923 – 1977 ) rispose, scontrosa e quasi riluttante, che aveva voluto
scrivere poco e, se possibile, avrebbe scritto ancora meno.
Affermazione, questa, che ci immette nel cuore di un’esistenza e di un'opera che, nelle
intenzioni della scrittrice, devono intendersi come indissolubilmente legate.
La Campo, che conduceva una vita quasi esclusivamente dedicata agli studi, raramente si
è esposta sulla scena letteraria del suo tempo, che detestava in modo manifesto. Scrivere
era tutto per lei, senza per questo doverlo considerare una professione.
Indipendente dal punto di vista finanziario, poteva permettersi di accordare precedenza
assoluta alla letteratura – a vivere, scrivere e tradurre; e infatti, non ebbe mai bisogno di
esercitare un lavoro regolare.
Un difetto cardiaco congenito aveva ridotto al minimo il raggio d’azione della sua vita.
Se nei primi anni poteva ancora viaggiare, ma solo a patto di grandi sforzi, più tardi non
le fu più possibile nemmeno questo; invece, proporzionalmente a questa limitatezza alla
quale si era via via rassegnata, la sua ricchezza interiore si sviluppava come una fonte
inesauribile di assolutezza passionale.
Cristina Campo cerca l'assoluto – in letteratura come nella vita e nell'amore. Non può e
non vuole accontentarsi di meno. Sa che la possibilità di cadere è grande, ma preferisce
accettare il fallimento piuttosto che recedere da queste sue aspirazioni difficilmente
realizzabili.
Fin dalla prima giovinezza padroneggia, non tanto in ampiezza quanto in profondità,
solo un certo numero di tematiche. Al centro della sua ricerca c'è la questione della
dimensione spirituale dell'uomo, il suo ancoraggio in Dio e la conseguente responsabilità,
nel senso espresso in quell’antica massima: “diventa chi sei: lo ripeto di continuo: accettarsi come
e dove Dio vuole e ci lascia farlo, quando ogni cosa possibile è stata fatta nel modo migliore. Nessuno
pretende da noi che riusciamo a farlo, dobbiamo solo tentare. Nulla di eccezionale, solo il necessario”.
Era nata a Bologna col nome di Vittoria Guerrini nel 1923, figlia unica di una famiglia
della grande borghesia. Suo padre è musicista – terminerà la sua carriera come direttore
del Conservatorio S. Cecilia di Roma -, la madre proviene da una delle famiglie più in
vista della città. Il matrimonio dei suoi genitori le apparirà per tutta la vita come la
realizzazione tangibile della comunione più felice. Fino alla loro morte, avvenuta a metà
degli anni '60, vivrà insieme a loro, dapprima iperprotetta, a riguardo della sua malattia, e
poi, negli ultimi anni, come infermiera piena di abnegazione per il padre malato. Anche
se la convivenza con i suoi genitori, data la sua estrema determinazione, non poteva
essere priva di conflitti, non si espresse mai in modo critico verso di loro, anzi sembra
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che l'idealizzazione della sua famiglia d'origine fosse una specie di meccanismo di
autodifesa, consapevole com’era della sua dipendenza, soprattutto dalla madre.
La vita di Cristina Campo è tutta nel segno della malattia, e si consuma nella lotta senza
vie d'uscita contro quell’anomalia cardiaca che le era stata diagnosticata nella prima
infanzia e per la quale morì nel 1977.
La sua biografa, Cristina De Stefano, fa risalire a questo aspetto la tragicità della sua
esistenza quando scrive: Cristina Campo non conoscerà mai la normalità, solo un eterno alternarsi
di ripetute convalescenze. Gli attacchi di cuore ed una elevata predisposizione alle malattie
infettive che la costringevano a letto per settimane intere, dominano infatti la sua
esistenza in una misura tale che solo la sua ricca vita interiore – un intelletto acuto unito
ad una spiccata fantasia e ad una forte volontà – le garantisce un certo equilibrio, anche
se abbastanza precario. Ciò che avrebbe messo in ginocchio caratteri più deboli di lei e
meno dotati di talento, le permette invece di superare se stessa, perché in nessun
momento si identificherà con la sua malattia o assumerà il ruolo della vittima; e, pur
costretta nell’ambito delle sue limitatissime possibilità di azione, sarà sempre fermamente
decisa a strappare alla sua esistenza il massimo di esperienza umana, estetica e spirituale.
Per tutta la vita concentrerà gran parte delle sue energie alla cura delle sue numerose
amicizie, anche se in lei il confine tra amicizia e amore non è sempre ben distinguibile.
Quando si concede, infatti, lo fa in modo totale, come le detta la sua natura passionale.
Non le interessano rapporti più convenzionali, più tiepidi rispetto a quelli in cui due
persone, non importa il sesso, si rivelano l’una all’altra con franchezza. Come per la
letteratura, anche qui tende all’assoluto, consapevole del pericolo mortale insito
nell’estrema vicinanza ad un altro essere e pronta a sopportarne il peso delle
conseguenze: che sia il misero fallimento di un grande amore nella vita quotidiana, o
l’amara delusione per la fine di un’intima amicizia che non regge alla prova del suo
ideale.
Perdite.
In primo luogo la sua amica di gioventù Anna Cavalletti, deceduta nel 1943 durante un
bombardamento alleato e la cui morte la Campo non riuscirà mai a superare: si trattava,
evidentemente, di uno di quei precoci legami tra ragazze, al limite dell’amore, che nella
vita di alcune donne rappresentano un ideale mai più raggiunto.
Poco dopo la fine della guerra – la famiglia, nel frattempo, si è trasferita a Firenze –
conosce il poeta e traduttore Leone Traverso. Traverso ha tredici anni più di lei ed è già
noto alle cronache letterarie come un esperto conoscitore di Rilke e tra i più congeniali
traduttori di Hölderlin e di Hofmannsthal. Attraverso lui la Campo entra in contatto con
la letteratura di lingua tedesca, in particolare con l’opera di Hofmannsthal, la cui lettura
l’accompagnerà per tutta la vita. Sotto la sua guida incomincia a tradurre anche lei dal
tedesco e dall’inglese - non in modo sistematico, ma per pura affinità con singoli testi:
Eduard Mörike, Emily Dickinson, T.S.Eliot e John Donne.
Se il suo rapporto con Traverso si rivelerà così fecondo in ambito letterario, difficile e
insoddisfacente per entrambi sarà, invece, la loro vita quotidiana. I suoi genitori
mostrano un nettissimo rifiuto nei confronti del compagno; e lui stesso, uomo vitale e
sempre attorniato da donne, si stanca presto della pretesa della sua amata di averlo solo
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per sé. La loro separazione si consuma in tappe tormentosamente lente di crescente
distacco.
Ma lei, ormai sulla trentina, sembra sapere bene ciò che vuole. Così nascono le sue prime
poesie: da donna e da scrittrice ha ormai intrapreso quella strada che poi proseguirà
conseguentemente fino alla fine.
I primi anni Cinquanta sono l’unico periodo in cui rinuncia alla sua vita ritirata e
frequenta talvolta i circoli letterari di Firenze, dove cerca ispirazione soprattutto nel
contatto con scrittori e artisti stranieri.
La persona più importante conosciuta in questo arco di tempo è Margherita Pieracci, di
alcuni anni più giovane, da lei soprannominata Mita. E’ la comune passione per la
filosofa Simone Weil (1909 – 1943) che propizia l’intenso legame di amicizia tra le due
donne.
Davanti a Mita si apre totalmente, in lei riconosce un’alleata o un’anima affine, la cui
ricerca letteraria e spirituale sembra corrispondere alla sua. Anche se la loro amicizia non
è affatto priva di problemi, a causa della diversità di stili di vita e della propensione della
Campo ad essere possessiva, durerà tuttavia, soprattutto in modo epistolare, fino alla sua
morte. A suo modo, lei ama Mita – e, come sempre le succede, i suoi rapporti più intensi
travalicano la rigida linea di demarcazione tra amore e amicizia, ne smascherano tutta la
convenzionalità.
Nel 1955 suo padre, Guido Guerrini, viene nominato direttore del Conservatorio a
Roma e la famiglia lascia Firenze. Dapprima la Campo si trova male nel suo nuovo
ambiente, e solo con circospezione comincia a scoprire la città attraverso lunghe
passeggiate solitarie. Grazie a un’amica di gioventù conosce lo psicoanalista tedesco
Ernst Bernhardt, un allievo di Jung, il cui studio funge da punto d’incontro per
intellettuali e artisti di tutto il mondo. Tramite Bernhardt entra per la prima volta in
contatto con la spiritualità dell’estremo oriente e con il misticismo ebraico, mondi nuovi
che le aprono la strada verso gli strati più profondi del suo io.
Nel 1956 viene pubblicato il suo primo libro, Passo d’addio. La plaquette, che contiene
undici poesie scritte tra il 1954 e il 1955, non suscita tuttavia nessuna attenzione. Negli
anni ’50 in Italia domina la critica sociale di segno neorealista, e per le poesie della
Campo, che non solo non trattano questi temi ma li ignorano totalmente, è pressoché
impossibile procurarsi ascolto. Basti pensare, a questo proposito, alla sorte vergognosa
toccata a uno dei romanzi più significativi della letteratura italiana del XX° secolo, Il
Gattopardo di Giuseppe Tomasi di Lampedusa: bollato all’epoca come opera reazionaria,
finisce per ciò stesso rifiutato da numerose case editrici, e solo grazie al decisivo
interessamento di Giorgio Bassani poté in seguito essere pubblicato, nel 1958, dopo la
morte dell’autore, dalla casa editrice Feltrinelli, diventando un successo mondiale nel giro
di poco tempo.
A Cristina Campo, tuttavia, non importava il riconoscimento pubblico, anzi lo
disprezzava apertamente. Non si considerava infatti una professionista, ma solo una
scrittrice e lettrice, che, nel trambusto del mercato delle lettere, poteva concedersi il lusso
della riservatezza: ciò che veramente le stava a cuore era l’affinamento e
l’approfondimento spirituale. Per lei la letteratura non è fine a sé stante, ma il mezzo più
nobile per conoscersi. Non solo. Ogni suo desiderio conscio e inconscio mirava, in
quegli anni, all’inevitabile incontro con Dio. E non è un caso che i Cahiers di Simone
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Weil fossero per lei, in questo senso, fonte continua di rassicurazione: nella scrittrice
francese, nella radicalità della sua lotta per la fede, la giustizia e la coerenza, la Campo
riconosce i lineamenti della propria strada futura.
Due incontri per lei decisivi cadono nell’anno 1957: scopre la lirica dell’americano
William Carlos Williams (1883 – 1963), di cui comincia spontaneamente a tradurre le
poesie, e conosce il filosofo della cultura Elémire Zolla (1926 – 2002), che sarà suo
compagno fino alla sua morte.
Zolla è un erudito di vecchio stampo. La sua cultura e il suo sapere sono inesauribili al
pari della sua curiosità intellettuale e umana. Si interessa di letteratura, arte, etnologia,
esoterismo e psicoanalisi. Cosmopolita per nascita, esperto del mondo e poliglotta, gli va
riconosciuto il merito di essere stato tra i primi a divulgare in Italia le filosofie e le
religioni orientali. La Campo è affascinata dalla sua intelligenza; Zolla soccombe alla sua
eleganza naturale e all’aura eterea che la circonda. Se lui tende al lontano, lei va in
profondità – tanto che sembrano completarsi naturalmente alla perfezione. Per lei è un
incontro fatale, e gli rimarrà ancora legata anche quando Zolla si sarà intimamente
allontanato da tempo; perché, diversamente da quanto entrambi avevano sperato
all’inizio, con gli anni le loro vite avevano preso direzioni diverse: uno diventerà uno
scrittore acclamato, una figura poliedrica nel panorama culturale italiano; l’altra anteporrà
sempre a ogni cosa la sua ricerca spirituale.
Nei primi anni ’60 comincia ad occuparsi di questioni teologiche; in modo particolare le
esperienze estreme, come quelle dei cosiddetti Padri del deserto, l’attirano magicamente
nella loro orbita. Delusa per l’abolizione della messa in latino decisa dal Concilio
Vaticano secondo (1962 – 1965), si volge al rito orientale, specialmente alla liturgia greco
– bizantina che viene celebrata nel Collegium Russicum, un centro di spiritualità slava nel
cuore di Roma.
A poco a poco si ritira quasi totalmente dalla vita letteraria, pur senza mai smettere di
scrivere. Accanto agli studi teologici ed ai quotidiani esercizi spirituali nascono, in un
durissimo corpo a corpo con ogni singola parola, poesie, traduzioni e pochi acuti e
stravaganti saggi su arte e letteratura. Al centro dei suoi interessi ci sono unicamente le
donne che hanno intensamente vissuto l’esperienza religiosa. In questi anni avverte, in
tutta la sua profondità, la lacerazione interiore di un’intellettuale che, alla ricerca della
fede perduta, deve smontare pezzo dopo pezzo quanto aveva precedentemente appreso,
consapevole del fatto che la creazione di un rapporto autentico con Dio può avvenire
solo a condizione di sacrificare il proprio io. Questa lotta contro se stessa è l’ultima e più
grande sfida della sua vita.
Di giorno frequenta, sempre più spesso, il Collegium Russicum dove, accompagnata dai
sacerdoti, penetra nel cuore della spiritualità orientale. Le sembra di aver trovato qui
quanto ha cercato per tutta la vita: la completezza, il senso di un’esistenza ideale,
dedicata a Dio nell’immutabilità e nell’inviolabilità di riti millenari. E’ letteralmente
affascinata dal modo in cui la chiesa ortodossa riesce a condensare ogni azione umana in
un atto simbolico. Nessun gesto è lasciato al caso, ognuno è parte di una pratica di vita
consacrata.
Col tempo l’interesse iniziale della Campo si trasforma in una necessità esistenziale; il
misticismo e l’ascesi praticati nel Collegium Russicum diventano per lei una necessità vitale,
cosa che, tuttavia, produrrà considerevoli tensioni nel suo rapporto con Zolla. La
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distanza tra i due si accresce. Lei non vuole assolutamente perdere il suo compagno, ma
al tempo stesso le è ormai impossibile ritornare indietro.
Dal 1968 la coppia vive nella stessa casa, ma in appartamenti diversi e adiacenti. Le
stanze caotiche della Campo sono abitate da gatti che accudisce con amore; Zolla è
spesso assente perché nel frattempo ha assunto l’incarico di professore all’università di
Genova. Di tanto in tanto lei gli fa visita e si stabilisce a Nervi, una esclusiva località
balneare alle porte di Genova dove prima della Grande Guerra aveva soggiornato
Marina Cvetaieva. Ma la vicinanza di prima non si riprodurrà più: la sua vita solitaria è
assolutamente inconciliabile con quella di un brillante scrittore che dalla donna al suo
fianco esige attenzione e considerazione per i propri successi intellettuali. Tenta di
venirgli incontro in qualche modo, ma i suoi studi e i suoi esercizi richiedono tutta
quanta la sua energia, comunque sempre minacciata dai numerosi attacchi acuti della
malattia.
Sono gli anni in cui nascono le sue ultime Poesie, dette liturgiche, inni a quel mondo
ermetico della fede di cui si sentiva ormai parte, ma che risultavano difficilmente
accessibili ad un lettore inesperto di spiritualità orientale. E’ consapevole del fatto che
non riuscirà a raggiungere il lettore con questi componimenti, ma la cosa la lascia
indifferente: non ha mai scritto per un potenziale pubblico o in vista di una effimera
fama letteraria, ma unicamente per soddisfare un bisogno interiore di chiarezza e di
sintesi.
Come il rito che sta alla loro base, le Poesie liturgiche puntano alla massima concentrazione
ed intensificazione. Di non facile interpretazione ad una prima lettura, almeno in
apparenza, esse si rivelano compiutamente, e in modo sorprendente, se le si pensa nel
contesto originario del simbolismo da cui sono scaturite. La Campo trova la sua pace
unicamente in quell’ altro mondo, quello che le si schiude quando entra in una chiesa. Solo
l’eternità del rito religioso riesce a trasformare tutte le contraddizioni e gli abissi in
significato e senso su un piano più alto. Definire questa metamorfosi col linguaggio della
psicoanalisi, come una sorta di sublimazione, sarebbe riduttivo; si tratta essenzialmente di
una questione di fede che, come tale, non è facilmente districabile. Quello che è certo,
comunque, è che la Campo ha trovato l’unica completezza possibile nella vita terrena
solo nella effettiva presenza alla liturgia greco – bizantina: non come un effimero
sostituto di una realtà insoddisfacente, ma come il livello più alto umanamente
raggiungibile.
Si spegne nel gennaio del 1977, a 53 anni, nel suo appartamento romano, dopo un
attacco di cuore.
Ha scritto poco ed avrebbe voluto scrivere ancora meno.
Concentrarsi sull’essenziale, ridurre ogni cosa fino all’estremo possibile e far scomparire
lentamente l’io dal processo della creazione artistica è il suo programma letterario
dichiarato. Per tutta la vita gioca con pseudonimi, in gran parte maschili: ciò che contava
per lei era unicamente la compiutezza interiore di un testo, di fronte alla quale l’eventuale
domanda intorno all’identità del suo autore passa automaticamente in secondo piano.
L’anonimato delle icone russe diventa misura assoluta dell’autorealizzazione artistica:
non esaltazione dell’io, ma il suo dissolvimento definitivo nell’opera, che si compie
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analogamente all’annullamento del fedele in Cristo (Galati, 2.20, io vivo: ma ora non io, ma
Cristo vive in me) e che, in questo senso, appartiene pienamente alla sfera del sacro.
La Campo preferisce usare in questo contesto il concetto di sprezzatura, che in tedesco si
potrebbe rendere con nobile spregio. In un testo chiave, il saggio A mani leggere, scrive:
Non c’è in ciò l’enorme ed incessante esortazione ad una liberazione interiore, all’assoluto oblio dell’io
che gli specchi deformi della psicologia e del sociale attirano magneticamente, anzi alla liberazione da
tutto ciò che paralizza e inganna lo spirito per acquisire con le ali ai piedi la beatitudine del sacro?
Ogni forma di pubblicità le è sospetta e la tendenza di molti letterati a mettersi in mostra
in quell’eterna fiera delle vanità, come la rana ridicola nella famosa poesia di Emily
Dickinson, la riempie di profonda pena.
Solo nella vita ritirata di un uomo libero, spiritualmente indipendente, può maturare,
secondo la sua convinzione, quella forma leggera di arte che non deve preoccuparsi di
nessuna ambigua considerazione. Come i monaci tibetani che distruggono i loro
raffinati mandala di sabbia colorata nel momento stesso in cui li hanno terminati, anche
la Campo sa che la compiutezza reca sempre in sé il germe della propria distruzione e
perciò vuole mantenersi cauta nei riguardi del processo creativo. Le opere d’arte sono da
intendersi, in questo senso, come gocce in un fiume che trascorre ben oltre la persona e
nel quale, a memoria d’uomo, tutti gli impulsi artistici crescono e agiscono
indipendentemente dalla volontà personale del singolo.
Voglia di esprimersi da una parte, silenzio dall’altra: da ciò deriva ogni pensiero creativo
ed in ciò di nuovo ricade. E’ una parete di vetro che riflette i lineamenti dell’artista e lo
mette a confronto, contemporaneamente, con il vuoto impenetrabile che le sta dietro.
Nella prospettiva dell’assoluto, la scrittura è per lei una forma di pratica religiosa, il cui
ideale è raffigurato nella liturgia ed il cui stile si realizza in una forma intermedia tra
leggerezza danzante e pesantezza terrestre. Un rapporto distratto ed arrogante con le
parole rappresenta, a suo avviso, uno dei fattori maggiormente imperdonabili del
processo creativo. Le parole per lei, contrariamente all’immagine corrente che le ritiene
appartenenti a diversi piani della realtà, sono di fatto equiparate alle azioni, di fronte alle
quali non ci si può ritirare senza perdere completamente la faccia. Numerose
affermazioni in tal senso, nelle sue lettere e nei suoi scritti, testimoniano della loro
affinità con Matteo 12,37: Sarai giustificato dalle tue parole e sarai dannato dalle tue parole. Il
critico letterario Pietro Citati ha coniato per lei, a questo proposito, l’espressione trappista
della parola.
Se la Campo avanzava più elevate pretese per il suo ambiente, più alte ancora erano
quelle che poneva a se stessa ed alla sua opera. Dobbiamo trovare parole vere, scrive Ingeborg
Bachmann nel saggio con lo stesso titolo. Il Dottor Zivago di Pasternak è tormentato dal
bisogno di chiamare le cose finalmente con il loro vero nome.
Nella sua più stretta limitatezza, come la chiama Celan, lo scrittore conosce tutta
l’insufficienza e la pesantezza delle sue parole, che possono solo a tratti avvicinarsi a
quell’unica parola mancante. Qui si radica la sua solitudine esistenziale e l’estrema
tensione che deriva dal sentire che compiutezza e distruzione, vita e morte, possono
essere pensate e vissute solo come unità abissale.
Agli inizi degli anni Cinquanta, Cristina Campo scriveva a un suo amico: Non sembra
anche a voi talvolta, pallido e col cuore che batte in gola, di aspettare il vostro passato e di piangere con
rabbia sul vostro futuro? Non vi assale talvolta il desiderio di dare il vostro sangue per ciò che amate e,
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al tempo stesso, di fuggire il più lontano possibile, solo come il primo uomo, in un alito di schiuma e di
destino misericordioso? E’ un desiderio di vivere tale, che si vorrebbe già essere morti.
(Traduzione di Francesco Marotta)
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Cristina Campo
Gedichte
Aus dem Italienischen übertragen von Stefanie Golisch
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Passo d’addio
For last year’s words belong to last year’s language
and next year’s word’s, await another voice.
18
Si ripiegano i bianchi abiti estivi
e tu discendi sulla meridiana,
dolce Ottobre, e sui nidi.
Trema l’ultimo canto nelle altane
dove sole era l’ombra ed ombra il sole,
tra gli affanni sopiti.
E mentre indugia tiepida la rosa
l’amara bacca già stilla il sapore
dei sorridenti addii.
19
Wir falten die weißen Sommerkleider zusammen
und du steigst hinab auf der Mittagslinie,
süßer Oktober, und auf die Nester.
Es zittert der letzte Gesang in den Altanen,
wo Sonne Schatten war und Schatten Sonne,
in schlummernder Atemnot.
Und während die Rose noch zaudert
tropft aus der bitteren Beere bereits der Geschmack
lächelnder Abschiede.
20
Moriremo lontani. Sarà molto
se poserò la guancia nel tuo palmo
a Capodanno; se nel mio la traccia
contemplerai di un’altra migrazione.
Dell’anima ben poco
sappiamo. Berrà forse dai bacini
delle concave notti senza passi,
poserà sotto aeree piantagioni
germinate dai sassi…
O signore e fratello! ma di noi
sopra una sola teca di cristallo
popoli studiosi scriveranno
forse, tra mille inverni:
“nessun vincolo univa questi morti
nella necropoli deserta”.
21
Fern voneinander werden wir sterben. Wer weiß,
ob am Neujahrstag meine Wange noch in deiner Hand
liegt; ob du in der meinen die Spur
eines anderen Wanderns erkennst.
Wenig nur wissen wir von
der Seele. Vielleicht trinkt sie aus
Becken hohler, schrittloser Nächte,
ruht unter luftigen Pflanzungen
von Steinen gekeimt...
O Herr und Bruder! auf einen gemeinsamen
gläsernen Schrein, werden beflissene Völker
einst von uns schreiben,
in tausend Wintern vielleicht,
„kein Band einte diese Toten
in der verlassenen Totenstadt“.
22
Ora che capovolta è la clessidra,
che l’avvenire, questo caldo sole,
già mi sorge alle spalle, con gli uccelli
ritornerò senza dolore
a Bellosguardo: là posai la gola
su verdi ghigliottine di cancelli
e di un eterno rosa
vibravano le mani, denudate di fiori.
Oscillante tra il fuoco degli uliveti,
brillava Ottobre antico, nuovo amore.
Muta, affilavo il cuore
al taglio di impensabili aquiloni
( già prossimi, già nostri, già lontani):
aeree bare, tumulti nevosi
del mio domani giovane, del sole.
23
Nun, wo die Sanduhr Kopf steht
die Zukunft, heiße Sonne,
hinter mir bereits aufgeht, kehr’ ich ohne Weh
mit den Vögeln zurück
nach Bellosguardo : dort legte ich die Kehle
auf grüne Gitterguillotinen
und ewig rosa
bebten die Hände, denen die Blumen entrissen.
Schwankend im Feuer der Olivenhaine
leuchtet der alte Oktober, neue Liebe.
Stumm schärfte ich das Herz
für den Stich unerhörter Drachen
(schon nah, schon unser, schon fern):
luftige Särge, Schneegestöber
meines jungen Morgens, der Sonne.
24
E’ rimasta laggiù, calda, la vita
l’aria colore dei miei occhi, il tempo
che bruciavano in fondo ad ogni vento
mani vive, cercandomi…
Rimasta è la carezza che non trovo
più se non tra due sonni, l’infinita
mia sapienza in frantumi. E tu, parola
che tramutavi il sangue in lacrime.
Nemmeno porto un viso
con me, già trapassato in un altro viso
come spera nel vino e consumato
negli accesi silenzi…
Torno sola
tra due sonni laggiù, vedo l’ulivo
roseo sugli orci colmi d’acqua e luna
del lungo inverno. Torno a te che geli
nella mia lieve tunica di fuoco.
25
Dort unten ist es geblieben, warm, das Leben
Luftfarbe meiner Augen, Zeit,
die sie auf dem Grunde jedes Windes verbrannten
lebendige Hände, mich suchend…
Geblieben ist jene Liebkosung, die ich
nur zwischen Schlaf und Schlaf wieder finde,
zersprungen meine unendliche Weisheit. Und du, Wort,
das Blut in Tränen verwandeltest.
Nicht einmal ein Gesicht trage ich mehr
bei mir, verwandelt schon in ein anderes,
wie Schatten im Wein und verschlissen
in entzündeter Stille…
Zwischen Schlaf und Schlaf kehre ich
allein hinab, sehe die rosa Olive
vor wasservollen Krügen und dem Mond
des langen Winters. Zu dir kehre ich zurück, der friert
in meinem dünnen Gewand aus Feuer.
26
a m.c.
A volte dico : tentiamo d’esser gioiosi,
e mi appare discrezione la mia,
tanto scavata è ormai la deserta misura
cui fu promesso il grano.
A volte dico: tentiamo d’essere gravi,
non sia mai detto che zampilli per me
sangue di vitello grasso:
ed ancora mi appare discrezione la mia.
Ma senza fallo a chi così ricolma
d’ipotesi il deserto,
d’immagini l’oscura notte, anima mia,
a costui sarà detto : avesti la tua mercede.
27
an m.c.
Manchmal sage ich: versuchen wir freudig zu sein,
und ich komme mir zurückhaltend vor,
so ausgehöhlt bereits ist das leere Maß
dem der Weizen versprochen ward.
Manchmal sage ich: versuchen wir schwer zu sein,
niemals ausgesprochen werde, dass für mich
fettes Kalbsblut spritzen möge,
und wieder komme ich mir zurückhaltend vor.
Schuldlos ist aber der, welcher mit Vermutungen
die Wüste füllt,
mit Bildern die dunkle Nacht, meine Seele,
jenem sei gesagt: deinen Lohn hattest du.
28
Ora non resta che vegliare sola
col salmista, coi vecchi di Colono;
il mento in mano alla tavola nuda
vegliare sola: come da bambina
col califfo e il visir per le vie di Bassora.
Non resta che protendere la mano
tutta quanta la notte; e divezzare
l’attesa dalla sua consolazione,
seno antico che non ha più latte.
Vivere finalmente quelle vie
- dedalo di falò, spezie, sospiri
da manti di smeraldo ventilato col mendicante livido, acquattato
tra gli orli di una ferita.
29
Nun kann man nur noch einsam wachen
mit dem Psalmisten, den Alten von Colono;
das Kinn in der Hand am nackten Tisch,
einsam wachend: wie als Kind
mit dem Kalifen und dem Wesir in den Straßen von Basra.
Nur noch die Hand ausstrecken
die ganze lange Nacht; und das Warten vom
Trost entwöhnen,
alte Brust, der die Milch versiegt ist.
Endlich jene Gassen erleben
- Labyrinth der Scheiterhaufen, Gewürze, Seufzer
in luftigen Smaragdmänteln mit dem bleichen Bettler, geduckt
an den Rändern einer Wunde.
30
La neve era sospesa tra la notte e le strade
come il destino tra la mano e il fiore.
In un suono soave
di campane diletto sei venuto…
Come una verga è fiorita la vecchiezza di queste scale.
O tenera tempesta
notturna, volto umano!
( Ora, tutta la vita è nel mio sguardo,
stella su te, sul mondo che il tuo passo richiude).
31
Unentschieden der Schnee zwischen Nacht und Straßen
wie das Schicksal zwischen Hand und Blume.
Im milden Klang
geliebter Glocken bist du gekommen…
Wie ein Zweig ist das Alter dieser Stufen erblüht.
O zärtlicher Sturm,
nächtliches, menschliches Antlitz!
( Alles Leben ist jetzt in meinem Blick,
Stern über dir, über der Welt, die dein Schritt verschließt).
32
Ora tu passi lontano, lungo le croci del labirinto,
lungo le notti piovose che io m’accendo
nel buio delle pupille,
tu, senza più fanciulla che disperda le voci…
Strade che l’innocenza vuole ignorare e brucia
di offrire, chiusa e nuda, senza palpebre o labbra!
Poiché dove tu passi è Samarcanda,
e sciolgono i silenzi tappeti di respiri,
consumano i grani dell’ansia –
e attento: fra pietra e pietra corre un filo di sangue,
là dove giunge il tuo piede.
33
Nun läufst du fern von hier an den Kreuzen des Labyrinths,
und den Regennächten entlang, die ich mir entzünde
im Dunkel der Pupillen,
du, ohne Mädchen, das die Stimmen zerstreute…
Straßen, welche die Unschuld verbirgt und feilbietet,
geschlossen und nackt, ohne Lider noch Lippen!
Denn wo du gehst ist Samarkand,
die Stille löst Teppiche aus Seufzern
und verbraucht die Körner der Angst und Obacht: zwischen Stein und Stein fließt ein Blutfaden,
dort, wo dein Fuß auftritt.
34
Amore, oggi il tuo nome
al mio labbro è sfuggito
come al piede l’ultimo gradino…
Ora è sparsa l’acqua della vita
e tutta la lunga scala
è da ricominciare.
T’ho barattato, amore, con parole.
Buio miele che odori
dentro i diafani vasi
sotto mille e seicento anni di lava –
ti riconoscerò dall’immortale
silenzio.
35
Geliebter, meine Lippen haben heute
deinen Namen verfehlt
wie der Fuß die letzte Stufe…
Nun ist das Wasser des Lebens vergossen
und die lange Stufenleiter
beginnt von vorn.
Ich habe dich, Geliebter, für Worte eingetauscht.
Dunkler Honig, du duftest
in zarten Gefäßen
unter tausend und sechshundert Jahren Lava –
erkennen werde ich dich an der unsterblichen
Stille.
36
Ora rivoglio bianche tutte le mie lettere,
inaudito il mio nome, la mia grazia richiusa;
ch’io mi distenda sul quadrante dei giorni,
riconduca la vita a mezzanotte.
E la mia valle rosata dagli uliveti
e la città intricata dei miei amori
siano richiuse come breve palmo,
il mio palmo segnato da tutte le mie morti.
O Medio Oriente disteso dalla sua voce,
voglio destarmi sulla via di Damasco –
né mai lo sguardo aver levato a un cielo
altro dal suo, da tanta gioia in croce.
37
Nun will ich alle meine Briefe weiß zurück
verhallen möge mein Name, meine Anmut sich verschließen;
niederlegen will ich mich auf dem Zifferblatt der Tage,
das Leben zurückführen zur Mitternacht.
Mein Tal im rosa Schein der Olivenhaine,
und die Stadt, zerzaust von meinen Lieben,
ach sammelten sie sich als kurze Spanne,
meine Hand, gezeichnet von allen meinen Toden.
O Orient, im ruhigen Fluss seiner Stimme,
erwachen will ich auf der Straße nach Damaskus,
niemals den Blick zu einem anderen Himmel
erhoben als seinem, vor lauter Freude am Kreuz.
38
Devota come ramo
curvato da molte nevi
allegra come falò
per colline d’oblio,
su acutissime làmine
in bianca maglia d’ortiche,
ti insegnerò, mia anima,
questo passo d’addio…
39
Hingegeben wie ein Zweig
unter der Last des Schnees
freudig wie ein Scheiterhaufen
in Hügeln des Vergessens,
auf scharfem Grund
in weißen Nesselkleidern
lehre ich dich, meine Seele,
diesen Abschiedsschritt…
40
Quadernetto
Heftchen
41
Un anno… Tratteneva la sua stella
il cielo dell’Avvento. Sulla bocca
senza febbre o paura la mia mano
ti disegnava, oscura, una parola.
E la sfera dell’anima e dell’anno
vibrava in cima a uno zampillo d’oro
alto e sottile, il sangue.
Ne tremavano
sorridenti gli sguardi - all’accostarsi
buio di quel guardiano incorruttibile
che nei giardini chiude le fontane.
Capodanno ’53-‘54
42
Ein Jahr… Seinen Stern hielt
der Adventshimmel zurück. Auf dem Mund,
ohne Fieber noch Angst, zeichnete dich
meine Hand, dunkel, ein Wort.
Und der Kreis von Seele und Jahr
zitterte auf einem Goldstrahl
hoch und dünn, das Blut.
Lächelnd bebten
die Blicke - beim dunkeln Nahen
des unbestechlichen Wärters
der im Park die Fontänen schließt.
Neujahr ’53-‘54
43
Biglietto di Natale a M.L.S.
Maria Luisa quante volte
raccoglieremo questa nostra vita
nella pietà di un verso, come i Santi
nel loro palmo le città turrite?
La primavera quante volte
turbinerà i miei grani di tristezza
dentro le piogge, fino alle tue orme
sconsolate – a Saint Cloud, sulla Giudecca?
Non basterà tutto un Natale
a scambiarci le favole più miti:
le tuniche d’ortica, i sette mari,
la danza sulle spade.
“Mirabilmente il tempo si dispiega…”
ricondurrà nel tempo questo minimo
corso, una donna, un àtomo di fuoco:
noi che viviamo senza fine.
Ognissanti ‘54
44
Weihnachtsgruß an M.L.S
Maria Luisa, wie oft
sammeln wir unser Leben
in der Barmherzigkeit eines Verses, wie Heilige
in ihren Händen wehrhafte Städte?
Der Frühlingsregen, wie oft
wird er im Regen die Körner meiner Traurigkeit
aufwirbeln, bis hin zu deinen ungetrösteten
Spuren - in Saint Cloud, auf der Giudecca?
Die Weihnachtstage werden nicht reichen,
uns die heitersten Märchen zu erzählen:
die Nesselkleider, die sieben Meere
den Schwertertanz.
„Wundersam entfaltet sich die Zeit…“
zurück in die Zeit führt diese winzige
Spanne, eine Frau, ein Feueratom:
wir, die wir ewig leben.
Allerheiligen ‘54
45
Il maestro d’arco
Tu, Assente che bisogna amare…
termine che ci sfuggi e che c’insegui
come ombra d’un uccello sul sentiero:
io non ti voglio più cercare.
Vibrerò senza quasi mirare la mia freccia,
se la corda del cuore non sia tesa:
il maestro d’arco zen così m’insegna
che da tremila anni Ti vede.
(Giardino Bonacossi ottobre ’54, a B.B.)
46
Der Meister des Bogenschießens
Du, Abwesender, den es zu lieben gilt…
Wort, das sich uns entzieht und uns verfolgt
wie Vogelschatten auf Pfaden:
ich will dich nicht länger suchen.
Ich bebe, fast ohne zu zielen
auch wenn die Saite des Herzens nicht gespannt ist:
so lehrt es mich der Zenmeister,
der Dich seit dreitausend Jahren sieht.
( Giardino Bonacossi , Oktober ’54, a B.B.)
47
… Chartres, ma questa volta
con le tue statue ferite,
percosse dai freddi anni dei nostri peccati lontani,
Chartres senza campane,
senza fanciulle in giubileo sotto i tigli
(allora io volevo, di pura gioia, morire)
Chartres incatenata di corvi e di tramontane
come una rupe nel mare,
un solo raggio crudele a colpire
la guancia in lacrime di un tuo pastore piovuto è tempo e sangue su di te, cattedrale
sulla tua pietra serena
come una scorza - intriso l’Angelo - Meridiana
e come il nero giorno ferme le grandi ruote,
le vuote mole dei tuoi archi
sull’Eure che scorre fango…
O mio giacinto dalla verde foglia
nella pianura fumida di pianto.
giugno ’52 – settembre ‘54
48
Chartres, doch dieses Mal
mit deinen verletzten Statuen,
heimgesucht von kalten Jahren und unsere fernen Sünden,
Chartres ohne Glocken,
ohne Mädchen, jubelnd unter Linden
(damals wollte ich aus reiner Freude sterben)
Chartres, Raben und Nordwind
haben dich in Ketten gelegt
wie einen Fels in der Brandung,
ein einziger grausamer Strahl trifft
die tränenfeuchte Wange eines deiner Hirten –
Zeit und Blut sind auf dich geregnet, Kathedrale,
auf deinen heiteren Stein
wie Rinde - engelsatt - Mittagslinie
und wie der schwarze Tag, still stehen die großen Räder
die leeren Molen deiner Torbögen,
auf dem Eure, der Schlamm führt…
O meine grünblättrige Hyazinthe
in der rauchigen Ebene des Weinens.
Juni ’52 - September ‘54
49
Quartine brevi
I
( a T. e L.)
Medita l’acqua, dubita fra i vetri…
ma s’è smarrita in mezzo agli scaffali
da ieri un’ape. E tra gli asciutti alari
fragile brilla un’azalea da ieri.
S. Leonardo in Arcetri primo giorno di primavera 1952
50
Kurzer Vierzeiler
I
( an T. und L.)
Wasser sinnt zweifelnd hinter den Scheiben…
doch in den Regalen hat sich gestern
eine Biene verirrt. Und zwischen den trockenen
Scheiten leuchtet seit gestern vorsichtig eine Azalee.
S. Leonardo in Arcetri, Frühlingsanfang 1952.
51
Canzoncina interrotta
Laggiù di primo ottobre
la marea delle foglie
all’angelica notte
già tratteneva il piede.
Non vedute cadevano
( là tutto era furtivo),
lento frusciava rune
al plenilunio un fico.
Sfilava dal tuo sogno
un micio le sue cabale,
veranda incomparabile,
dolce Capodimondo.
Solo la veemente
mia ora lacerava
sul cancello le rose…
E riversa una statua
forse mordeva - al turbine
di quel volo - l’autunno,
origliere di muschio
….
52
Unterbrochenes Liedchen
Dort unten hielt,
Anfang Oktober schon,
ein Meer aus Blättern
die engelgleiche Nacht zurück.
Sie fielen ungesehen,
(alles geschah dort verstohlen),
langsam rauschte ein Feigenbaum,
bei Vollmond Runen.
Ein Kätzchen spann aus
deinem Traum seine Kabale,
unvergleichlicher Ausblick,
ach, Ende der Welt.
Nur meine ungestüme
Stunde zerriss
am Tor die Rosen…
Und stürzt ein Standbild
Bereit zum Biss - im Wirbel
dieses Fluges – Herbst,
Kissen aus Moos
….
53
Poesie sparse
Verstreute Gedichte
54
Emmaus
…
Ti cercherò per questa terra che trema
lungo i ponti che appena ci sorreggono ormai
sotto i meli profusi, le viti in fiamme.
Volevo andarmene sola al Monte Athos
dicevo: restano pagine come torri
negli alti covi difesi da un rintocco.
...
Ma ora non sei più là, sei tra le grandi ali incerte
trapassate dal vento, negli aeroporti di luce.
...
nei denti disperati degli amanti che non disserra
più il dolce fiotto, la via d’oro del figlio…
55
Emmaus
…
Dich will ich suchen auf dieser bebenden Erde,
entlang der Brücken, die uns gerade noch tragen
im überbordenden Apfelhain, den Weinstöcken in Flammen.
Allein wollte ich zum Berg Athos wandern
sagte ich: was bleibt, sind Seiten wie Stiere
in den hohen Nestern, verteidigt vom Schlagen der Glocken.
…
Doch nun bist du nicht mehr dort, sondern unter großen, ungewissen
vom Winde durchbrochenen Flügeln, in den Flughäfen des Lichts.
…
zwischen den verzweifelten Zähnen der Liebenden, welche die süße Flut
nimmer öffnet, das goldene Leben des Sohnes…
56
Oltre il tempo, oltre un angelo
What sorrow
beside your sadness
and what beauty.
W.C. Williams
Troppe cose hanno accolto le tue palpebre
l’attenzione t’ha consumato le ciglia.
Troppe vie t’hanno ripetuta,
stretta, inseguita.
La città da secoli ti divora
ma per te travede, sogno e sfacelo
di luci e piogge, lacrime senili
sulla ragazza che passa
febbrile, indomabile, oltre il tempo, oltre un angelo.
Ritorna! Gridano i vecchi di Santa Maria del Pianto,
la ronda della piscina di Siloè
con i cani, gl’ibridi, gli spettri
che non si sanno e tu sai
radicati con te
nel glutine blu dell’asfalto
e credono al tuo fiore che avvampa, bianco poiché tutti viviamo di stelle spente.
57
Jenseits der Zeit, jenseits eines Engels
What sorrow
beside your sadness
and what beauty.
W.C. Williams
Zu viel haben deine Lider empfangen,
Achtsamkeit hat deine Wimpern verschlissen.
Zu viele Straßen haben dich wiederholt,
eng, verfolgt.
Seit Jahrhunderten verschlingt dich die Stadt
und ist doch niemals satt von dir, Traum und Zersetzung
aus Regen und Licht, altersschwachen Tränen
über dem Mädchen das vorüber geht,
fiebernd, ungezähmt, jenseits der Zeit, jenseits eines Engels.
Kehr um! Schreien die Alten von Santa Maria del Pianto,
das runde Becken von Siloah
mit seinen Hunden, Hybriden, Geistern
von denen man nichts weiß, du aber weißt,
sie wurzeln in dir,
in den blauen Gluten des Asphalts
und sie glauben an deine Blume, die auflodert, weiß –
denn wir alle leben von erloschenen Sternen.
58
Sindbad
L’aria di giorno in giorno si addensa intorno a te
di giorno in giorno consuma le mie palpebre.
L’universo s’è coperto il viso
ombre mi dicono : è inverno.
Tu nel vergine spazio dove si cullano
isole negligenti, io nel terrore
dei lillà, in una vampa di tortore,
sulla mite, domestica strada della follia.
Si stivano canapa, olive
mercati e anni… Io non chino le ciglia.
Mezzanotte verrà, il primo grido
del silenzio, il lunghissimo ricadere
del fagiano tra le sue ali.
59
Sindbad
Tag um Tag zieht die Luft sich dichter um dich zusammen,
verschleißt Tag um Tag mir die Lider.
Das Universum hält sein Gesicht bedeckt
Schatten sagen mir: Winter ist.
Du, im jungfräulichen Raum, wo Inseln
sich träge wiegen, ich im Schrecken
des Flieders, in Taubenglut,
auf der sanft vertrauten Straße des Wahnsinns.
Man holt Hanf und Oliven ein,
Märkte und Jahre…Ich senke die Wimpern nicht.
Mitternacht wird kommen, der erste Schrei
der Stille, und wieder der endlose Fall
des Fasans in seine Flügel.
60
Estate indiana
Ottobre, fiore del mio pericolo –
primavera capovolta nei fiumi.
Un’ora m’è indifferente fino alla morte
- l’acero ha il volo rotto, i fuochi annebbiano –
un’ora il terrore di esistere mi affronta
raggiante, come l’astero rosso.
Tutto è già noto, la marea prevista,
pure tutto si ottenebra e rischiara
con fresca disperazione, con stupenda
fermezza…
La luce tra due piogge, sulla punta
di fiume che me trafigge tra corpo
e anima, è una luce di notte
- la notte che non vedrò –
chiara nelle selve.
61
Indian Summer
Oktober, Blüte meiner Gefahr Frühling, der sich in Flüsse ergießt.
Stunde, gleichgültig bis in den Tod
- zerbrochener Flug des Ahorns, Feuer im Nebel Stunde, in der mich der Schrecken des Lebens erfasst
wie das Strahlen des roten Sterns.
Alles bekannt, absehbar die Gezeiten,
doch alles trübt und erhellt sich wieder
mit frischer Verzweiflung, stupender
Standhaftigkeit…
Das Licht zwischen Regen und Regen, am Ende
des Flusses, das mich zwischen Leib
und Seele durchbohrt, ist ein Nachtlicht
- die Nacht, die ich nicht erblicken werde hell in den Wäldern.
62
Elegia di Portland Road
Cosa proibita, scura la primavera.
Per anni camminai lungo primavere
più scure del mio sangue. Ora tornano sul Tamigi
sul Tevere i bambini trafitti dai lunghi gigli
le piccole madri nei loro covi d’acacia
l’ora eterna sulle eterne metropoli
che già si staccano, tremano come navi
pronte all’addio…
Cosa proibita
scura la primavera.
Io vado sotto le nubi, tra ciliegi
così leggeri che già sono quasi assenti.
Che cosa non è quasi assente tranne me,
da così poco morta, fiamma libera?
( E al centro del roveto riavvampano i vivi
nel riso, nello splendore, come tu li ricordi
come tu ancora li implori).
63
Portland Road Elegie
Verboten Ding, dunkel der Frühling.
An Frühlingen, dunkler als mein Blut,
lief ich entlang Jahr um Jahr. Nun kehren an Themse
und Tiber Kinder zurück, von langen Lilien durchbohrt,
die kleinen Mütter in ihren Akaziennester
ewige Stunde auf ewigen Städten
schon stoßen sie sich ab, zitternd wie Schiffe,
abschiedsbereit…
Verboten Ding
dunkel der Frühling.
Ich gehe unter Wolken, unter Kirschen
so leicht, dass sie schon fast abwesend sind.
Und was wäre nicht fast schon abwesend außer mir,
die gerade erst gestorben, freie Flamme?
(Und in des Dornbuschs Mitte lodern die Lebenden
wieder im Lachen, im Glanz, wie du dich ihrer entsinnst
wie du sie immer noch anflehst).
64
Missa Romana
I
Più inerme del giglio
nel luminoso
sudario
sale il Calvario
teologale
penetra nel roveto
crepitante dei millenni
si occulta
nell’odorosa nube della lingua.
Curvato da terribili
venti
bacia sacre piaghe in silenzio
eleva e mostra
pure palme trapassate
mendica pace
tra pollice e indice tende
un filo sull’abisso del Verbo.
Dagli ossami dei martiri
tritume di gaudio
cresce
la radice di Jesse
sboccia nel calice rovente
e nella bianca luna
crociata di sangue e
stendardo
che sorgendo gli fiacca
i ginocchi.
Sulla pietra angolare
ci spezza la morte
la eleva all’orizzonte delle lacrime
la posa
con materno terrore
su stimmate di labbra
a medicare
la vita.
Intorno al pasto
mortale
65
tra i lembi del Dio
sibilano serpenti addentano il corporale
ai quattro angoli del conopeo
si arrotolano i fogli
dei cieli
crepe saettano nei pilastri.
Ossessi
alla porta
nel profumo di peste
mimano e vendono con lazzi
della probatica
vasca
la sua soave maschera di suppliziato.
II
Falconiere del Cielo
sulla cui mano alzata
piomba l’eterno Predatore
avido di prigione…
III
Dove va
questo Agnello
che ai vergini è dato
seguire ovunque vada dove va
questo Agnello
stante diritto e ucciso
sul libro dei segnati
ab origine
mundi?
Non si può nascere ma
si può restare
innocenti.
Dove va
questo Agnello
che a noi gli ucciditori non è dato
seguire coi segnati
né fuggire
ma singhiozzando soavemente concepire
66
nel buio grembo della mente
usque ad consummsationem
mundi?
Non si può nascere ma
si può morire
innocenti.
67
Missa Romana
I
Wehrloser als die Lilie
steigt er
im leuchtenden Schweißtuch
den göttlichen
Kalvarienberg hinauf,
dringt in den Dornbusch
knisternd von Jahrtausenden,
und verbirgt sich
in der duftenden Wolke der Sprache.
Von schlimmen Winden
gebeugt
küsst er still heilige Wunden,
erhebt und zeigt
seine durchbohrten Hände,
bettelt um Frieden,
und spannt zwischen Daumen und Zeigefinger
einen Faden überm Abgrund des Wortes.
Von den Knochenhaufen der Märtyrer
Freudensplitter,
es wächst
Jesses Wurzel,
erblüht in den glühenden Kelch
und den weißen Mond,
Kreuzzug aus Blut und
Standarte,
der sich erhebend
ihm einknicken lässt.
Auf kantigem Stein
bricht uns der Tod,
und erhebt ihn zum Horizont der Tränen
mit mütterlichem Entsetzen
legt er ihn
auf die Wundmale der Lippen,
um das Leben
zu heilen.
Im Kreis um das
tödliche Mahl versammelt,
68
an den Säumen des Gottes
zischen Schlangen beißen was leiblich ist,
an allen vier Ecken des Conopeums
wirbeln die
Himmelsblätter,
Risse schießen in Säulen.
In pestilenzischem Gestank
verkaufen
Besessene
den Kranken und Krüppeln
mit wunderlicher Gebärde
an der Tür
aus heilenden Becken
seine milde Maske des Gefolterten.
II
Falkner des Himmels
auf dessen erhobener Hand
der ewige Räuber lastet
gierig auf Gefangennahme…
III
Wohin geht
dieses Lamm,
dem die Jungfrauen
folgen sollen wohin es auch geht, wohin geht
dieses Lamm
aufrecht, getötet
auf dem Buch der Gezeichneten
ab origine
mundi?
Man kann nicht unschuldig zur Welt kommen aber
man kann unschuldig
bleiben.
Wohin geht
dieses Lamm,
dem wir Schlächter
69
nicht folgen sollen mit den Gezeichneten,
das wir nicht fliehen sollen,
nur heimlich schluchzend
im dunklen Schoß des Bewusstseins begreifen
usque ad consummationem
mundi?
Man kann nicht unschuldig zur Welt kommen aber
man kann unschuldig
sterben.
70
La tigre assenza
pro patre et matre
Ahi che la Tigre,
la Tigre Assenza
o amati,
ha tutto divorato
di questo volto rivolto
a voi! La bocca sola
pura
prega ancora
voi: di pregare ancora
perché la Tigre,
la Tigre Assenza,
o amati,
non divori la bocca
e la preghiera….
71
Der Tiger Abwesenheit
pro patre et matre
Ach, dass der Tiger,
der Tiger Abwesenheit,
o ihr Liebenden,
dieses euch zugewandte
Gesicht,
ganz verschlungen hat! Nur das reine
Maul
bittet euch
noch: weiterzubeten,
damit der Tiger,
der Tiger Abwesenheit,
o ihr Liebenden
nicht das Maul verschlingt
und das Gebet…
72
Diario bizantino
I
Due mondi – e io vengo dall’altro.
Dietro e dentro
le strade inzuppate
dietro e dentro
nebbia e lacerazione
oltre caos e ragione
porte minuscole e dure tende di cuoio,
mondo celato al mondo, compenetrato nel mondo,
inenarrabilmente ignoto al mondo,
dal soffio divino
un attimo suscitato,
dal soffio divino
subito cancellato,
attende il Lume coperto, il sepolto Sole,
il portentoso Fiore.
Due mondi – e io vengo dall’altro.
La soglia, qui, non è tra mondo e mondo
né tra anima e corpo,
è il taglio vivente ed efficace
più affilato della duplice lama
che affonda
sino alla separazione
dell’anima veemente dallo spirito delicato
- finché il nocciolo ben spiccato ruoti dentro la polpa e delle giunture dagli ossi
e dei tendini dalle midolla:
la lama che discerne del cuore
le tremende intenzioni
le rapinose esitazioni.
Due mondi – e io vengo dall’altra.
O chiave che apri e non chiudi,
chiudi e non apri e conduci
teneramente il vinto fuor della casa del carcere
e fuor dell’ombra della morte
e il senzatetto negli atrì luminosi
dei mille occhi impassibili
73
di chi ha compiutamente patito
e delle mani contro la notte levate
nel santo ideogramma della benedizione disegnati
ridisegnati
secondo gli otto toni che separano gli otto cieli
con l’erotico incenso e il ferale myron,
al centro del petto, al centro del Sole, là dove il Nome
- myron effuso è il Tuo Nome! rapisce in vortice immoto alla vita del mondo,
zampilla nuovi sensi dal mondo della morte.
II
Uno a uno vengono accesi i volti
alle radici millenarie
della selva d’icone,
per fare di giorno notte,
neve e stelle,
per far della tenebra rose
-più che rugiada trasparenti rose.
E la fiamma sboccia come il bacio all’icona,
e il bacio sboccia come la rosa all’icona
culmini della linfa della terra
culmini del respiro dell’amore.
Ma la Luna qui
sboccia nel Sole,
la Luna partorisce il Sole.
Alla pesante pioggia
dell’altro mondo s’intesse
il soave scrosciare delle dalmatiche di questo mondo
l’altero volo dei veli di questo mondo
inenarrabilmente ignoto al mondo.
Estatici allarmi ed appelli
d’angeli ministanti:
Le porte! Le porte!
escano i catecumeni!
Tre volte beato l’inno
tre volte divina la folgore
teologica dei Cherubini,
ingiunge di deporre, disperdere dimenticare
ogni sollecitudine mondana.
Nessun catecumeno rimanga!
74
O imperiale fragranza
olio di rosa bulgara che misteriosamente dischiudi
tra ciglia umettate l’occhio
della fronte, l’occhio del cuore, l’occhio del Nome
- myron effuso è il Tuo nome!
Macerato con sessanta aromi
su un fuoco di vecchie icone
estinte da baci da fiamme e da lacrime
per gli eoni degli eoni
ruotate tre notti
tre giorni
sulle spirali del Verbo,
stilli ora luminosa intorno al trono
del Basileo morto
dell’immortale Archiereo:
che tragicamente s’arma, aquila librata
sopra la gnostica aquila della città inviolata
dal capo alla mano alla gamba
per la terrificante operazione.
Tempo è di cominciare, Despota santo…
Nessun catecumeno rimanga!
Ruota
lentissima intorno e folgorante
siderale e selvaggia
danza d’angeli e di ghepardi…
Pànico centrifugo
e centripeto rapimento
dei cinque sensi nel turbine incandescente:
spezzato, aperto di forza l’orecchio dell’intendimento
dalla ritmata percossa delle catene d’argento;
poi, nel cosmico manto
dei tre fiumi e dei quattro quadranti
dalla lenta inaudibile benedizione:
poiché qui Dio non parla nel vento,
Dio non parla nel tuono:
parla in un piccolo alito
e ci si vela il capo per il terrore.
III
O despota ferito
che col bisturi d’oro
ad ogni sole tagli nel tondo Sole
l’Agnello immedicabile,
75
tagli la Luna sovrana, tagli le Stelle fisse
e le opposte galassie
(cibo di salute, cibo di pace!)
dei vivi sui due versanti della morte!
Tremendo è che nei nostri sguardi affondi
l’impassibile sguardo
di Chi ha compiutamente patito,
di Chi con la stessa mano imparte ed è impartito,
e spezzando è spezzato,
immolando immolato,
mangiato e mai consumato
(con desiderio ho desiderato…)
Tremendo che a ciascuno
sia di nuovo irrevocabilmente assegnato
per gli eoni degli eoni
come nell’Eden il suo nome e il suo cibo.
Faccia a terra le incorporee Legioni
gli Arcistrateghi di luce,
i nostri denti affondano nelle carni dei cieli…
Ma le nostre bocche mai svezzate,
in eterno grondanti la purpurea
gloria ciecamente donata
e ciecamente ricevuta,
si ostinano a impetrare
( con desiderio ho desiderato)
per te, per te, signore,
la pace che sovrasta ogni ragione,
ogni intendimento, ogni tradimento: la pace
che non ti possiamo dare…
Lungo l’intero giorno,
lungo l’intera vita che porta a questo mondo
e cancella ogni vita che porti a questo mondo,
lungo la dura tenda
di pioggia e lacerazione
di caos e di ragione,
lungo i due fili della duplice lama
di intenzioni e di esitazioni
come te, come te, signore,
noi siamo consegnati a quella morte
che con più denti dell’amore morde
e separa la rosa
dal bacio e dalla fiamma e dalle stelle le nevi
e l’emozione dall’intellezione
76
e il mondo ricompone
ma atrocemente, ma come attraverso il fuoco,
per chi, Despota puro, dal puro Nome sarà salvato
e dal sepolto Sole e
dal tremendo
Dono.
IV
Nell’oro e nell’azzurro
di questo minimo cosmo
loculo d’antichissimo colombario,
gyrum coeli circuisti sola,
neonata parola
du kleine, waffenlose Dichterin! Per un’ora
nei padiglioni del tuo Creatore
gyrum coeli giocando ti fu ridato
l’anello bianco di San Vitale
la costellazione sovranamente immota,
sovranamente ordinata
intorno al sole del temporale signore
e del signore spirituale:
i cento occhi cherubinici non fissi su di te
ma sugli augusti deserti che dovrai traversare
che ti dovranno traversare.
Dai cigli sconfinati
sopra il latteo pallio di Massimiliano
alla stola color foglia del fanciullo in frange nere
che, rosa
- più che neve trasparente rosa –
lascia tremar sul cero la fiamma come un bacio,
lascia tremar L’aër, neve leggera,
e lo sciàmito purpureo sul Calice che non è dato
durante cinquanta giorni
nemmeno contemplare…
O Coppa dei Misteri che bolle e non trabocca,
come il tuo sangue, specchio del tuo Sole!
o tacere dei canti, polverizzato il cuore!
Cocente, celestiale,
cadenzato dolore
che neonata, giocando dinanzi al tuo Creatore,
circuisti sola.
77
Bzyanthinisches Tagebuch
I
Zwei Welten - und ich komme aus der anderen.
Außen und innen
die durchnässten Straßen
außen und innen
Nebel und Wunden
jenseits von Chaos und Vernunft
winzige Türen und harte Vorhänge aus Leder,
Welt, die sich in der Welt verbirgt, durchtränkt in der Welt
und der Welt unsagbar unbekannt,
vom göttlichen Odem
erweckter Augenblick
vom göttlichen Odem,
ausgelöscht im Nu,
wartet das verhüllte Licht, die begrabene Sonne,
die wunderbare Blüte.
Zwei Welten - und ich komme aus der anderen.
Diese Schwelle scheidet nicht die Welt von der Welt
noch die Seele vom Leib,
sie ist, schärfer als doppelte Klingen,
der lebendige harte Schnitt,
der die Spaltung
voran treibt der heftigen Seele vom zarten Geist
- bis der Kern sich ins Fruchtfleisch löst und der Gelenke vom Knochen
und der Sehnen vom Mark:
Klinge, die vom Herzen
die furchtbaren Vorsätze trennt,
das räuberische Zaudern.
Zwei Welten - und ich komme aus der anderen.
O Schlüssel der öffnet und nicht verschließt,
verschließt und nicht öffnet und den Besiegten
zärtlich aus dem Haus des Kerkers geleitet,
und aus dem Schatten des Todes,
und jenen, der ohne Obdach, in die leuchtenden Höfe
der tausend undurchdringlichen Augen dessen,
78
der sich, die Hände gegen die Nacht erhoben,
im Leiden vollendet hat,
im heiligen Ideogramm der Segnung gezeichnet
und wieder gezeichnet
nach den acht Tönen, welche die acht Himmel trennen,
mit erotischem Weihrauch und tödlichem Myron,
in deiner Mitte, dem Sonnenkern, dort wo der Name
- vergossenes Myron ist dein Name!
im unbeweglichen Strudel das Leben der Welt fortreißt,
schießt neuer Sinn aus dem Totenreich hervor.
II
Eins nach dem andern flammen Gesichter auf
im Ikonenwald
der tausendjährigen Wurzeln,
den Tag in die Nacht zu verwandeln,
in Schnee und Sterne,
die Dämmerung in Rosen
- mehr als taubenetzte, durchsichtige Rosen.
Und die Flamme erblüht wie der Kuss der Ikone,
und der Kuss erblüht wie die Rose der Ikone
in die Höhe schießen die Lymphe der Erde und
der Atem der Liebe.
Doch hier erblüht der Mond
in der Sonne,
der Mond gebiert die Sonne.
In den schweren Regen
der anderen Welt verstrickt sich
das zarte Rascheln der Dalmatiken dieser Welt,
der erhabene Flug der Schleier dieser Welt,
der Welt unsagbar unbekannt.
Ekstatische Alarme und Appelle
der engelgleichen Ministranten:
Die Türen! Die Türen!
auf das eintreten mögen die Katechumenen!
Dreimal gelobt die Hymne,
dreimal herrlich der göttliche
Blitz der Cherubine,
der gebietet, verlasst, verstreut, vergesst
jeden weltlichen Eifer.
Kein Katechumene bleibe!
79
O kaiserlicher Duft,
bulgarisches Rosenöl, geheimnisvoll öffnest du
unter Wimpern das feuchte Auge
der Stirn, das Auge des Herzens, das Auge des Namens
- vergossenes Myron ist Dein Name!
Mit sechzig Aromen vermischt
auf einem Feuer aus alten Ikonen,
in alle Zeit
von Küssen, Flammen, Tränen gelöscht,
drei Nächte
drei Tage
auf den Spiralen des Wortes gerührt,
erleuchten deine Tropfen nun den Thron
des toten Basilius,
des unsterblicher Hierarchen:
tragisch sich wappnend von Kopf bis Fuß,
schwebender Adler
über dem gnostischen Adler der unversehrten Stadt,
für die entsetzliche Handlung
Zeit ist’s,zu beginnen, heiliger Despot…
Kein Katechumene bleibe!
Im Kreis,
langsam und blitzend
bestirnt und wild
Tanz der Engel und Geparden…
Von Panik geschüttelt
und innerlich verzückt,
die fünf Sinne im glühenden Wirbel:
gebrochen, das verstehende Ohr
von den rhythmischen Schlägen der silbernen Ketten mit Gewalt geöffnet;
dann, im kosmischen Mantel der
drei Flüsse und vier Quadranten,
von der stillen unhörbaren Segnung:
denn hier spricht Gott nicht in den Wind,
Gott spricht nicht in den Donner:
er spricht in kurzen Atemzügen
und das Haupt bedeckt sich uns vor Schrecken.
III
O verwundeter Despot
der mit goldenem Messer
80
bei Tagesanbruch unter der runden Sonne
das todgeweihte Lamm schlachtet,
und den erhabenen Mond, du schlachtest die Fixsterne
und die Galaxien
( Nahrung des Leibes, Nahrung des Friedens !)
der Lebenden zu beiden Seiten des Todes !
Entsetzlich, du versenktest in unseren Blicken
den unbeirrten Blick dessen,
der sich im Leiden vollendete,
der befiehlt und dem zugleich befohlen wird,
der bricht und der gebrochen wird,
verzehrt und niemals verzehrt ist
(voller Begierde habe ich begehrt…)
Entsetzlich, was dem Menschen
alle Zeit aufgegeben ist,
unwiderruflich,
wie in Eden sein Name und seine Nahrung.
Mit dem Gesicht zur Erde, die leiblosen Legionen
der Erzstrategen des Lichts,
unsere Zähne verbissen im Himmelsfleisch…
Doch aus unseren niemals entstillten Mündern,
rinnt ewig purpurne Herrlichkeit ; blind gegeben und
blind empfangen,
hören sie nicht auf
( voller Begierde habe ich begehrt)
für Dich, für Dich, Herr,
den Frieden zu erflehen, der alle Vernunft übersteigt,
jede Absicht, jeden Verrat: den Frieden
den wir Dir nicht geben können…
Den langen Tag entlang,
das lange Leben entlang, das in diese Welt führt
und jedes Leben auslöscht, das in diese Welt führt,
den harten Vorhang entlang
aus Regen und Rissen
aus Chaos und Vernunft,
die beiden Schneiden der doppelten Klinge entlang
aus Absichten und Zögern
gleich Dir, gleich Dir, Herr,
sind wir jenem Tode vorher bestimmt,
der mit mehr Zähnen beißt als die Liebe,
und die Rose
vom Kuss und der Flamme scheidet, und von den Sternen den Schnee
und vom Gefühl den Verstand
81
und die Welt wieder zusammen fügt,
grausam wie Feuer aber ist es,
für jenen, reiner Depot, der vom reinen Namen errettet wird
und von der begrabenen Sonne und
von der entsetzlichen
Gabe.
IV
Im Gold und Blau
dieses winzigen Kosmos,
in der Grabnische des alten Columbariums,
gyrum coeli kreistest du allein,
neugeborenes Wort
du kleine, waffenlose Dichterin! Eine Stunde lang
in deines Schöpfers Gemächern
gyrum coeli, spielend bekamst du
den weißen Ring des heiligen Vitale zurück,
die erhabenen ewigen Sternbilder,
erhabene Ordnung
kreisend um die Sonne des weltlichen
und des geistlichen Herrn:
die hundert cherubinischen Augen sind nicht auf dich gerichtet,
sondern auf die Wüsten, die du durchqueren musst,
und die dich durchqueren müssen.
Von den unendlichen Wimpern über
dem milchweißen Pallium des Maximilian
zur blattfarbenen Stola des Jungen mit den schwarzem Fransen
die, rosa
- mehr als schneefarbenes durchsichtiges Rosa die Flamme über der Kerze erzittern lässt wie einen Kuss,
die Luft erzittern lässt, leichter Schnee,
und den purpurnen Schal auf dem Kelch,
der fünfzig Tage lang nicht geschaut
werden durfte…
O Mysterienkelch, der gleich Deinem Blut
kocht und nicht überläuft, Spiegel Deiner Sonne!
o Schweigen der Gesänge, das Herz zu Staub zerfallen!
Brennender, himmlischer,
gleichförmiger Schmerz,
um den du, Neugeborene, spielend im Angesicht Deines Schöpfers,
allein kreistest.
82
Nobilissimi ierei
Nobilissimi ierei
grazie per il silenzio.
l’astensione, la santa
gnosi della distanza,
il digiuno degli occhi, il veto dei veli,
la nera cordicella che annoda ai cieli
con centocinquanta volte sette nodi di seta
ogni tremito del polso,
l’augusto cànone dell’amore incommosso,
la danza divina del riserbo:
incendio imperiale che accende
come in Teofane il Greco e in Andrea Diacono,
di mille Tabor l’oro delle vostre cupole,
apre occhi del cuore negli azzurrissimi spalti,
riveste i torrioni di Sangue…
Che prossimità spegne
come pioggia di cenere.
83
Edle Priester
Edle Priester,
Danke für die Stille,
die Enthaltung, die heilige
Gnosis der Distanz,
das Fasten der Augen, das Veto der Schleier,
die schwarze Schnur, die den Himmeln
mit hundertfünfzig mal sieben Seidenknoten
jeden Pulsschlag verknüpft,
erhabener Kanon ungerührter Liebe,
göttlicher Tanz der Zurückhaltung:
kaiserliches Feuer, welches
wie in Theophanes dem Griechen und Andreas dem Diakon,
das Gold eurer Kuppeln zu tausenden Taborlichtern entzündet,
und die Augen des Herzens zu blauen Spalten öffnet,
die Wachtürme mit Blut bedeckend…
Nähe löschend
wie Aschenregen.
84
Mattutino del venerdì santo
Nella carne addormentato…
Dio morto, Dio immortale.
Magistrale discorso
l’altare vuoto e spoglio
al centro di un Cespuglio Ardente
di bocci e braci e
proni volti in fiamme.
Come il tremendo foglio
d’agnello bianco
incorniciato di tragiche gemme
- Dio immortale, Dio morto dove, grazia o condanna,
solo intingendo nella cruenta porpora
era dato firmare al càlamo dell’Autocrate.
85
Frühmesse am Karfreitag
Im Fleisch entschlafen…
toter Gott, unsterblicher Gott,
Meisterliche Rede
der Altar kahl und leer
in der Mitte eines Brennenden Dornbusches
aus Knospen und Glut und
geneigten Gesichtern in Flammen.
Wie das entsetzliche Blatt
des weißen Lamms,
gerahmt von tragischen Knospen
- unsterblicher Gott, toter Gott Gnade oder Verdammnis,
in blutigen Purpur getaucht, oblag es der Feder
des Autokraten, zu unterzeichnen.
86
Monaci alle icone
Macario l’ipodiacono, trecce attorte sull’incolpevole nuca,
si rotola a piè delle icone come un cucciolo d’oro.
L’igùmeno Isacco, inflessibilmente orizzontale la barba,
depone a terra la vita dinanzi all’azzurra Madre.
Con tre piccoli, costernati segni di croce, Ireneo
bacia tremando tre luoghi della salvifica scena.
Ma il giovane Gregorio? Con mani che mai fu più pura
la vergine betulla, circonda come il volto più amato,
più inconsolabilmente amato la Divina Veronica;
e il lentissimo bacio a occhi chiusi, dopo il lunghissimo sguardo,
non è più bacio a un’icona non è più bacio a un’icona.
87
Mönche an die Ikonen
Makarios, der Diakon, gewundene Zöpfe um den schuldlosen Nacken,
rollt sich zu Füßen der Ikonen wie ein goldener Welpe.
Der Igumenus Isaak, starr die Wagerechte seines Bartes,
legt das Leben vor der blauen Mutter nieder.
Mit drei kleinen, bestürzten Kreuzzeichen, küsst Irenius
drei Stellen des rettenden Raums.
Und der junge Gregorius? Mit niemals reineren Händen
umkreist die jungfräuliche Birke
das am untröstlichsten geliebte Gesicht, die göttliche Veronika;
und der langsame Kuss bei geschlossenen Augen und langen Blicken,
ist kein Kuss der Ikone mehr kein Kuss der Ikone mehr.
88
Canone IV
Il Tremendo, conoscendone l’animo
pieghevole come il salice al vento dell’idolatria,
trasfuso ch’ebbe nella divina icone
il suo indicibile sguardo sugli uomini,
volle talora sottilmente provarne
l’antico occhio di carne,
un lampo trasfondendo della suprema Maschera
in un volto di carne:
centro celato nel cerchio, essenza nella presenza,
lido inafferrabilmente coperto e riscoperto
della Somiglianza, fermo orizzonte dell’Immagine,
all’incrocio del tempo e dell’eterno,
là dove la Bellezza,
la Bellezza a doppia lama, la delicata,
la micidiale, è posta
tra l’altero dolore e la santa umiliazione,
il barbaglio salvifico e
l’ustione,
per la vivente, efficace separazione
di spirito e anima, di midolla e giuntura,
di passione e parola…
O quanto ci sei duro
Maestro e Signore! Con quanti denti il tuo amore
ci morde! Ciò che dal tuo temibile
pollice luminoso è segnato
- spazio ducale tra due sopraccigli, emisferi
cristallini di tempie, sguardi senza patria quaggiù,
silenzi più remoti dell’uranico vento ancora e ancora, scoperta e riscoperta
la tua Cifra per ogni angolo della terra, per ogni angolo
dell’anima da te è gettata, da te è scagliata:
a testimoniare, a ferire,
a insolubilmente saldare
a inguaribilmente separare.
89
Kanon IV
Das Entsetzliche, dessen Seele,
biegsam wie Weiden im Wind der Idolatrie,
den Menschen seinen unsagbaren Blick
in göttlichen Ikonen eingeflößt hatte,
wollte von Zeit zu Zeit fein
das alte Auge des Fleisches prüfen,
Blitze von der erhabenen Maske
in ein Gesicht aus Fleisch und Blut schleudern:
verborgene Mitte des Kreises, Essenz der Gegenwart,
unfassbares Land, verhüllt und wieder enthüllt
von Ähnlichkeit, stiller Horizont des Bildes,
wo Zeit und Ewigkeit sich kreuzen,
dort wo die Schönheit,
die Schönheit der doppelten Klinge, die zarte,
und mörderische, gestellt ist
zwischen den stolzen Schmerz und die heilige Demütigung,
die rettende Blendung und
das Verbrennen,
für die lebendige, unwiderrufliche Trennung
von Geist und Seele, Knochenmark und Gelenken
Leidenschaft und Wort…
Oh wie hart Du bist,
Meister und Herr! Mit wie vielen Zähnen Deine Liebe
uns beißt! Was Dein gefürchteter
leuchtender Daumen vorbestimmt hat
- herzoglicher Raum zwischen zwei Augenbrauen, kristallne
Hemisphären der Schläfen, Blicke ohne Heimat hernieder,
Stillen, älter als der himmlische Wind –
wieder und wieder enthüllt und enthüllt,
Du hast Dein Geheimnis in alle Winkel der Welt geworfen,
in alle Winkel der Seele, geschleudert hast du es:
zu bezeugen, zu verletzen
unauflöslich zu verschweißen
unheilbar zu trennen.
90
Ràdonitza
( Annuncio della Pasqua ai morti)
Vento di primavera
traslucido come spada:
esilia dal sèpalo affilato
il boccio cremisi che ancora trema,
come dall’anima lo spirito,
il sangue dalla vena.
L’inverno, occulto stelo
che cullò le intenzioni, incubò le mortali esitazioni,
falcia senza un grido;
le psichiche vecchiezze recide
dalla terribile vita.
Pasqua d’incorruzione!
Nel vento di primavera
l’antica chiesa indivisa
annuncia ai morti che indivisa è la vita:
su lapidi d’ipogei
posa i sèpali che ancora tremano
e al centro, al plesso, al cuore,
là dov’è sepolto il Dono,
il piccolo uovo cremisi del perenne tornare,
dell’umile, irriconoscibile
trasmutato tornare.
Pasqua che sciogli ogni pena!
Paradossale deserto
di un cimitero metropolitano
tra morbidissime ali
di rondini e veli: quinto tono,
grida di boiardi a briglia sciolta, a spada snudata
nella celeste Città espugnata,
cui si intreccia ed attorce, ottavo tono,
- come alla vivificante, venerabile Croce
dell’Archiereo la rosa che ancora trema Il tenerissimo compianto funebre:
Pasqua, memoria eterna!
Patetica, patrizia
morte della morte metropolitana
testimoniata da poche e immote bambole
di Corte asiatica: cremisi argento e oro.
91
Palpebre scavate,
palpebre affilate,
sguardi fissi, incollati, radicati
sugli ipogei d’ogni terra, ogni memoria, ogni stirpe,
ogni morente psiche.
Fazzoletti tergono furtivi
gli angolo della bocca che riga come sangue
il divino grido, le barbe riarse dall’acqua
inesauribile della notizia tremenda:
Pasqua, memoria eterna!
92
Ràdonitza
(Osterbotschaft an die Toten)
Frühlingswind,
durchscheinend wie Schwerter:
die scharlachrote, noch zitternde Knospe, verstoßen
vom geschliffenen Kelchblatt,
wie die Seele vom Geist
das Blut von der Vene.
Winter, verborgener Stengel,
der Vorsätze wiegte und tödliches Zögern ausbrütete,
mäht ohne einen einzigen Schrei;
und trennt das geistige Alter
vom schrecklichen Leben.
Ostern der Unbestechlichkeit!
Im Frühlingswind
verkündet die alte, ungeteilte Kirche
den Toten das ungeteilte Leben:
in unterirdischen Grabkammern
legt sie zitternde Kelchblätter nieder,
in deren Mitte, im Sonnengeflecht, am Herzen
dort wo die Sonne begraben,
dort wo die Gabe begraben liegt,
das kleine, scharlachrote Ei der ewigen Wiederkehr,
der demütigen, unkenntlichen
wandelbaren Wiederkehr.
Ostern, Erlösung von jeder Schuld!
Paradoxe Wüste
eines städtischen Friedhofs
zwischen weichen Schwalbenflügeln
und Schleiern: fünfter Ton,
Bojarenschreie, gelöste Zügel, gezücktes Schwert
in der bezwungenen Himmelsstadt,
um die flicht und windet man, achter Ton,
- wie um das lebendige, ehrwürdige Kreuz
des Hohepriesters die noch bebende Rose die zärtliche Totenklage:
Ostern, ewige Erinnerung!
Pathetischer, patrizischer
Tod des städtischen Todes,
bezeugt von wenigen reglosen Puppen
93
asiatischen Hofgefolges: scharlachrotes Silber und Gold.
Ausgehöhlte Lider,
geschliffene Lider,
starre Blicke, wie festgeklebt,
in den Grabkammern dieser Erde wurzelnd, jeder Erinnerung,
jedes Stammes, jedes sterbenden Bewusstseins.
Taschentücher, flüchtig auf
Münder gepresst, aus denen
der göttliche Schrei wie Blut strömt, Bärte, von unerschöpflichen
Wassern der entsetzlichen Botschaft aufs Neue entfacht:
Ostern, ewige Erinnerung!
94
Cristina Campo (1923 – 1977)
(Esaurienti note biobibliografiche sul sito:
http://www.cristinacampo.it/)
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Stefanie Golisch, scrittrice e traduttrice, vive, legge e scrive dal 1988 in Italia.
Ha pubblicato saggi su Uwe Johnson (1994) e Ingeborg Bachmann (1997), i romanzi
Vermeers Blau (1998), Pyrmont (2006), Luoghi incerti (2010), racconti e articoli in antologie e
riviste letterarie. Traduce dall’Italiano e dall’Inglese (Antonia Pozzi, Cristina Campo,
Guido Oldani, Gëzim Hajdari, Edoardo Sanguineti, Charles Wright, Rachel Wetzsteon e
John Ashbery). La sua ultima pubblicazione in questo campo è l’edizione dell’opera di
Selma Meerbaum-Eisinger, Non ho avuto il tempo di finire. Poesie sopravvissute alla shoah, curata
e tradotta insieme a Adelmina Albini (Milano, Mimesis, 2009)
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(Quaderni di traduzioni, V, Marzo 2011)
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