Laudatio Kulturpreisverleihung Küsnacht 30.10.2011

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Laudatio Kulturpreisverleihung Küsnacht 30.10.2011
Es gilt das gesprochene Wort
Laudatio „Kulturpreisverleihung an die Kulisse“
vom 30. Oktober 2011
Sehr geehrter Herr Gemeindepräsident
Liebe Gemeinderäte
Geschätzte Mitglieder der Kulturkommission
Verehrte Preisträgerinnen und Preisträger
Lieber Präsident des Vereins Kulisse Thomas Kauflin
Liebe Monika Mathé, Ehrenpräsidentin
Liebe Vorstandsmitglieder, Regisseure, Schauspieler, Freunde und
Gönner der Kulisse
Und ganz speziell: Liebe Renate Muggli
Ich möchte meine Laudatio für die Kulisse in drei Teile gliedern:
1. Wer ist die Kulisse? 2. Geschichte und Entwicklung der Kulisse 3. Die
Kulisse und Renate Muggli
1. Wer ist die „Kulisse“?
Die Kulisse ist der Sound in der Stimme von Hannes Aichinger, ist
Dominique Barth als die unterkühlte Seeräuberjenny, die den Groschen
der Gäste nimmt und die Erschiessung der Menschen befiehlt und
kommentiert mit „Hoppla“, Jutta Gütermann mit metallener Stimme als
Rächerin Claire Zachanassian in „Der Besuch der alten Dame“, der sich
in verschiedensten Charakterrollen pudelwohl fühlende Hans-Peter Fehr,
besonders eindrücklich als Ill, Stephanie Aerni als alternde Diva
Arkadina in der Möve, Lilly Järmann als Chefin des Orchesters, Jürg
Gutbrod als Orgel-Jakob im prallen „Franzos im Ybrig“, Monca Langfritz
als Ehefrau Christine mit Mordabsichten in „Trauer muss Elektra tragen“,
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Christa Erb mit dem brechtschen „Surabaya Johny“, Stephan Pfenninger
als „Eingebildeter Kranker“, aber auch Hans Holzer, Walter Steiger, ,
Nathalie Portmann, Lea Gottheil und viele andere gute Schauspieler
mehr – verzeihen Sie mir, dass ich nicht mehr von ihnen erwähnen kann.
Kulisse ist aber auch Yvonne Ebert als bewährte Regieassistentin und Verantwortliche für Kostüme, Nadine Caplunik-Katz mit
Graphik und Design, und Regisseure wie Günther Schoop, Charlotte
Joss, Pesche Brechbühler, Udo van Ooyen und andere mehr. Und
natürlich Renate Muggli.
Kulisse steht für ein sog. Laientheater, das kaum von einem
professionellen zu unterscheiden ist. Ein Theater, dessen Programm
jedes Jahr von allen Teilen der Küsnachter Bevölkerung und weit
darüber hinaus mit Spannung erwartet wird und dessen Spannweite
nicht zu überbieten ist: Von Molière, dessen Eingebildeter Kranker mich
sehr amüsiert hat, dessen Lektüre mich im Gymnasium noch grenzenlos
gelangweilt hat, bis zur Schwarzen Spinne, die einem in der
Inszenierung durch Renate Muggli kalt über den Rücken lief, vom
Sommernachtstraum über Erich Kästners Texte bis zu den Ziitsprüng –
man hat Alles gewagt und Alles gewonnen! Und jetzt noch den
Küsnachter Kulturpreis!
2. Ursprung und Entwicklung der Kulisse
Gegründet wurde die Küsnachter Schauspielgruppe – vor dem Verein durch Günther Schoop, Jutta Gütermann, Lilo Rieder und Marco Badillati
– den späteren Gründer und erfolgreicher Betreiber der Meilemer
Heubühne und Autor des Schauspiels „Spannender Zeitspiegels zur
700-Jahr-Feier „Das Projekt“
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Der 1. Theaterproduktion „Unsere kleine Stadt“ im Jahre 1988 war ein
grosser Erfolg beschieden. Ein Blick in die Liste der Mitwirkenden zeigt
einige Schauspieler, die der Kulisse bis heute die Treue gehalten haben
und über deren Gestaltung ihrer Rollen ich mich jedes Mal
ausgesprochen freue: Jürg Gutbrod, Jutta Gütermann, Hannes Aichinger
und auch Renate Muggli. Der Erfolg machte Mut für die nächsten beiden
Produktionen.
Am 12. September 1991 wurde dann der Verein „Die Kulisse“ gegründet.
Günther Schoop muss eine hochinteressante Persönlichkeit gewesen
sein, eine Persönlichkeit, die wie kaum jemand sonst geeignet war, „das
Laienspiel mit anspruchsvollen Stücken in schriftdeutscher Sprache zu
pflegen“, wie es in Art. 2 der Statuten des Vereins heisst. Einst
Regieassistent beim legendären Oskar Wälterlin am Zürcher
Schauspielhaus – aus wirtschaftlichen Gründen aber dann als Kaufmann
tätig – war er der Richtige, andere Menschen mit dem Theatervirus zu
infiszieren.
Ganz offensichtlich verfügte er aber auch über eine politische Begabung,
denn er wusste sehr gut, wie er sein Theater am besten etablieren
konnte, damit es Rückhalt und Unterstützung aus breiten Kreisen von
Küsnacht erhalten konnte: Durch je einen Vertreter der Gemeinde, den
Kirchen und des Gewerbes, und dies in idealer Art und Weise durch
Persönlichkeiten, die selber schon einen Bezug oder eine Begeisterung
für das Theater hatten: Monika Mathé, stv. Gemeindeschreiberin und
u.a. verantwortlich für die Abteilung Kultur, Ernesto Järmann, Mitglied
der ref. Kirchenpflege und mit Lilly Järmann, der Leiterin der
musikalischen Theaterkurse für Kinder an der Musikschule Küsnacht
verheiratet sowie dem Schreinermeister Walter Widmer, dessen
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vergnügte Augen ich noch vor mir sehe, wenn es wieder auf eine
Produktion hin und damit um seine Aufgabe des Bühnenbaus ging.
Nach dem frühen Tod von Günther Schoop übernahm Monika Mathé das
Präsidium. Mit ihrem strukturiertem Wesen, ihrem juristischen
Sachverstand und ihrer Begeisterungsfähigkeit für die Kultur widmete sie
sich dieser Aufgabe bis Ende 2009 gekonnt, und ich erinnere mich sehr
gerne an ihr „Premierengesicht“, das unmittelbar vor Beginn
Gelassenheit und Zuversicht und nach der Premiere Stolz und
Zufriedenheit über das Erreichte ausstrahlte.
Die Kulisse dankte ihr die grosse Leistung, die sie für Verein und Theater
erbracht hatte mit dem Titel einer Ehrenpräsidentin.
2009 hat mit Thomas Kauflin im Präsidium ein Generationenwechsel
stattgefunden. Wiederum ein Vertreter des Gemeinwesens – seine
Sporen für die Kulisse hat er im Kultursekretariat der Gemeinde
Küsnacht abverdient. Früh übernahm er kleinere und grössere Rollen in
Produktionen der Kulisse. Sehr gut hat er mir als Reisläufer Hans Jäckli
in „Ziirsprüng“ gefallen. Vor Jahren dachte ich, plötzlich versuche er sich
in einer Schauspielerkarriere. Doch dann wurde er Gemeindeschreiber.
Im gegenwärtigen Vorstand amtet Hans-Peter Fehr – ebenfalls ein
Vertreter des Gemeinwesens als Vizepräsident, Jürg Gutbrod als
Kassier, Monica Langfritz als Aktuarin, Renate Muggli als künstlerische
Leiterin und Yvonne Ebert und Elisabeth Abgottspon als Beisitzer.
Nebst der sich in den Statuten auferlegten Pflicht zur Hochsprache ist
bemerkenswert, dass die Kulisse sich über alle Jahre einen
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professionellen Regisseur/eine professionelle Regisseurin und einen
professionellen Bühnenbildner leistet.
Im Gespräch, das ich vor ein paar Wochen mit dem heutigen
Präsidenten Thomas Kauflin und der Ehrenpräsidentin Monika Mathé
führte, haben die Beiden übereinstimmend über alle Vereinsjahre sehr
viele Hochs, und kaum Tiefs festgestellt.
Erwähnenswert scheint mir, dass sie den leider verstorbenen Ernesto
Järmann als die gute Seele des Vereins bezeichneten.
Liebevoll kritisch führten sie an, dass die in der Kulisse Engagierten v.a.
spielen wollten und sich weniger gerne andern Aufgaben unterzögen wie
Kostüme nähen und Buffetbedienung.
3. Die Kulisse und Renate Muggli
Monika Mathé und Thomas Kauflin haben mir geschildert, wie die
künstlerische Leiterin Renate Muggli den Kreis der Theatergruppe und
die Möglichkeit der Interessierten mitzuspielen, gegenüber der ersten
Phase unter Günther Schoop vorsichtig geöffnet hat.
Peter Ritzmann hat die Quelle oder das Reservoir der Schauspieler
vorgestellt. Mit Peter Hofer hat auch ein Schauspieler aus einem
Freundeskreis von Renate Muggli, von denen heute viele anwesend
sind, Eingang in die Schauspielgruppe gefunden.
Renate Muggli hat ihre Karriere in der Kulisse als Schauspielerin, die alle
begeistert hat, gestartet. Unvergesslich als Eliza im Pygmalion.
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Ursprünglich kam Renate Muggli über Hannes Aichinger zur Kulisse, mit
ihm zusammen hatte sie schon als Jugendliche in einer Theatergruppe
in Rümlang gespielt.
Seit dem Präsidium von Monika Mathé ist Renate Muggli künstlerische
Leiterin der Kulisse. Mit einer Gruppe, die sich „Stückejäger“ nannte,
evaluierte sie mögliche Stoffe für eine Theateraufführung, Hier kam
Professionalität ins Laientheater.
Mit dem Stück „Die schwarze Spinne“ war es soweit: Renate Muggli
führte Regie und von dann an immer wieder: Der Besuch der alten
Dame, Der Franzos im Ybrig, Trauer muss Elektra tragen, Ziitsprüng.
Und mich erfüllt bereits die Vorfreude auf die Dreigroschenoper.
Monika Mathé und Thomas Kauflin haben eindrücklich geschildert, wie
stark Renate Muggli durch ihre Professionalität und Persönlichkeit
verhindert, dass es Querelen um Rollen gibt. Konsequent ist ihre Arbeit
an der schriftdeutschen Sprache der Schauspieler, da lässt sie nicht
locker. Sie lasse den Schauspielern aber viele Freiheiten; sie steuere
und korrigiere fein. Sie sei rücksichtsvoll und geduldig, ja aufopfernd in
ihrer Arbeit. Sie stelle sich nie in den Mittelpunkt. Die Begeisterung am
Spiel und die Freundschaft, die sie durch die Spielenden erfährt, sind
jeweils an den Theaterabenden mit den Händen greifbar.
Ein absolutes Highlight war das Erlebnis der Aufführung „Ziitsprüng“, ein
Theaterspazierung in Küsnachts Vergangenheit im Jahre 2010,
inszeniert durch Renate Muggli. Selbstverständlich haben am Erfolg
Viele ihren Anteil. Hier treffen sich die Kulisse und die Kantonsschule.
Ermöglicht durch eine grosszügige Geste der unvergesslichen Heddy
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Maria Wettstein wurde dieses Projekt in einem Wettbewerb der
Gemeinde Küsnacht zum Sieger-Projekt gekürt.
Man könnte folgende Gleichungen ziehen:
Kulisse und Kantonsschule Küsnacht sind Renate Muggli, oder:
Kulisse und Kantonsschule sind Ziitsprüng, oder:
Ziitsprüng ist Renate Muggli!
Ein wunderschöner Sommertag, an dem die bekannten Schauspieler
der Kulisse, aber auch viele andere Küsnachterinnen und Küsnachter
markante Episoden aus Küsnachts Geschichte an schönen und
eindrücklichen Plätzchen und Ecken unseres schönen Dorfkerns 14-mal
im Tag spielten.
Einige spielten quasi sich selber wie der Küsnachter Hausarzt Dr.
Werner Bauer und Gemeindepräsident Max Baumgartner und andere
wiederum wie mein Mann eine Rolle, die ihm zutiefst zuwider war, aber
die er mit Begeisterung gestaltete, ein böser, abergläubischer Bauer.
Nachhaltig beeindruckt war ich – und mit mir Viele – von der Szene, als
das Hochwasser kam.
Liebe Renate, der Präsident des Vereins Kulisse Thomas Kauflin und die
Ehrenpräsidentin Monika Mathé haben mir gesagt, sie möchten Dich
unbedingt wieder einmal als Schauspielerin erleben, denn Du spielest
wirklich phantastisch.
Was sie nicht wirklich ahnten, ist, dass ich das auch aus jüngster
Vergangenheit sehr gut weiss. Denn in Deinem Freundeskreis wird
immer wieder mit Enthusiasmus unter Deiner Regie und mit Dir
zusammen Theater gespielt, gesungen und musiziert.
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Renate Muggli ist voller Ideen und versucht immer wieder etwas Neues
aus.
Ein kleiner Geheimtipp: Vom Feinsten ist es dann, wenn sich Sprache
und Musik zweier Preisträgerinnen des Küsnachter Kulturpreises
miteinander verweben: Ich spreche von Inga-Lisa Jansen und Renate
Muggli.
Lieber Thomas Kauflin, liebe Monika Mathé, und liebe Renate Muggli
und alle, die zur Kulisse gehören:
Meine allerherzlichsten Glückwünsche!